Im Aufzug mit Tobias Polsfuss (inklusives Wohnen)

Wie kann Wohnen inklusiver werden?

Heute gehts ums Wohnen – ein Thema, das uns alle betrifft und beschäftigt. Tobias Polsfuß ist Mitgründer und Geschäftsführer von WOHN:SINN. Als Bündnis unterstützt und berät der Verein inklusive Wohnprojekte. Er selbst hat jahrelang während des Studiums in einer inklusiven WG gewohnt. Tobias erzählt mir von seinem Alltag dort und wie er schließlich zur Idee zu WOHN:SINN kam.

Wir sprechen darüber, für wen solche Wohnformen passen, ob die Projekte Fachkräfte brauchen oder nicht und wie man Inklusion mehr in die Mitte der Gesellschaft holt.

Aktuell läuft auch die Bewerbung zum Preis für „Offenherzige Weitergabe“ – eine Kampagne von WOHN:SINN, das Beispiele für die bereits gelungene oder aussichtsreiche Weitergabe von guten sozialen Konzepten auszeichnet. Die Bewerbung ist noch bis zum 30. April möglich. Aufzugtür auf für Tobias Polsfuß.

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Tobias Herzensangelegenheit:

Solidarisches Wohnen Metzgerstrasse

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schätzen Eure Hilfe wirklich sehr. Und jetzt geht’s los mit einer brandneuen Folge. Heute geht’s nämlich ums Wohnen. Ein Thema, das uns alle betrifft und beschäftigt. Tobias Polsfuß ist Mitgründer und Geschaffensführer von Wohnsinn. Als Bündnis, Unterstützer und Beraterverein „Inclusive Wohnprojekte“. Er selbst hat jahrelang während des Studiums in einer inklusiven WG gewohnt. Tobias erzählt mir von seinem Alltag dort und wie er schließlich zur Idee zu Wohnsinn kam. Wir sprechen darüber, für wen solche Wohnformen passen, ob die Projekte Fachkräfte brauchen oder nicht und wie man Inklusion mehr in die Mitte der Gesellschaft holt. Aktuell läuft auch die Bewerbung zum Preis offenherzige Weitergabe. Eine Kampagne von Wohnsinn, das Beispiele für bereits gelungene und aussichtsreiche Weitergabe von guten sozialen Konzepten auszeichnet. Die Bewerbung ist noch bis zum 30. April möglich. Also Aufzugtür auf für Tobias Polsfuß. Mein heutiger Gast und ich muss ehrlich sagen, wir kennen schon viele viele Jahre. Wir sehen uns viel zu selten und deswegen bin ich ein bisschen aufgeregt, weil ich mich immer wieder freue Tobias zu treffen. Nämlich mein heutiger Gast ist Tobias Polsfuß und die Tür geht auf und er kommt rein. Hallo Tobias. 

00:02:06.000 

Tobias Polsfuß: Ja hallo Raul, schön dich hier im Aufzug zu treffen. 

00:02:08.000 

Raul Krauthausen: Gab es schon mal einen Awkward Moment, den du in einem Aufzug hattest? 

00:02:12.000 

Tobias Polsfuß: Einen Awkward Moment tatsächlich nicht, aber ich hatte einen Kindheitsmoment im Aufzug auf jeden Fall. Da war ich fünf und wir waren mit der Familie in London und ja meine große Schwester und ich sind irgendwie zusammen in den Aufzug gestiegen und dann musste sie irgendwie noch mal kurz zurück rennen zu unserer Mutter und die Tür ging zu. Ich bin sozusagen in dieser Jugendherberge alleine Aufzug gefahren und meine Familie hat sich dann panisch auf die verschiedenen 

Stockwerke verteilt und ja das ist tatsächlich eine meiner ersten Kindheitserinnerungen an diese alleinige Aufzugfahrt mit fünf Jahren irgendwo in London. 

00:02:54.000 

Raul Krauthausen: Wow krass. Wahrscheinlich war das auch so für eine gefühlte Ewigkeit für ein Kind. 

00:03:00.000 

Tobias Polsfuß: Ja ich weiß vor allem noch, also es ist echt so ein Bild, was sich so in mein Gedächtnis gebrannt hat, dass ich irgendwie im Keller gelandet bin und da so ein Bügelbrett stand. Da kann ich mich irgendwie erstaunlicherweise noch total genau erinnern. 

00:03:10.000 

Raul Krauthausen: Wow. Apropos Keller bzw. Hotels und so. Ich habe eine guilty pleasure und meine guilty pleasure ist in Hotels versuchen sich in diese ganzen Angebote rein zu sneaken. Also in den Spa-Bereich oder kostenlos Frühstück zu bekommen und so. Und ich muss sagen da gibt es ein paar geile Hacks und weil du gerade Keller gesagt hast, also Keller sind magisch. Die öffnen Türe und Tore in so Orten in einem Hotel, die meistens sonst nur mit Karte erreichbar sind. Und auch guter Tipp, Tiefgaragen. Da kommt man auch sehr schnell in Hotels rein, an der Rezeption vorbei. Und dann stappst du dir einen Bademantel-Tipp und dann siehst du aus wie ein Gast und dann gehst du ins Spa-Bereich. Funktioniert. 

00:04:02.000 

Tobias Polsfuß: Ja, das sollte man öfter machen. Hätte ich das damals schon gewusst, dann hätte ich vielleicht den Spa Bereich noch gesucht. 

00:04:06.000 

Raul Krauthausen: Mit 5. Sehr gut. 

00:04:09.000 

Tobias Polsfuß: In so einem Youth House wahrscheinlich nicht vorhanden. 

00:04:11.000 

Raul Krauthausen: Wo ist der Spa-Bereich? Warum wir uns kennen und warum ich so begeistert bin, dass du heute im Aufzug bist, ist, dass du Geschäftsführer von Wohnsinn bist. Wohnsinn ist eine Plattform, das kannst du wahrscheinlich noch besser erklären als ich, in der Menschen mit Behinderung Beratung finden, wie sie gemeinsam WGs gründen außerhalb der klassischen Strukturen. Richtig? 

00:04:42.000 

Tobias Polsfuß: Genau. Also dahinter steht ein Bündnis. Also unser langer Vereinstitel sozusagen ist Wohnsinn Bündnis für inklusives Wohnen e.V. Da haben sich ganz unterschiedliche Akteure aus dem deutschsprachigen Raum zusammengefunden. Also natürlich viele inklusive Wohnprojekte, dann Anbieter der Behindertenhilfe, Leute mit Behinderung, Angehörige und auch Leute, die z.B. dazu forschen oder eben Wohnraum bauen, also so Wohnungsbaugenossenschaften. Und ja, genau, was wir sozusagen als Netzwerk machen, ist das Wissen von den erfolgreichen Projekten zu sammeln und anderen Leuten zu helfen, selber inklusive Wohnprojekte umzusetzen. Also das kann eine WG sein, wo Menschen mit und ohne Behinderung zusammenleben. In so einer habe ich selber mal gewohnt. Es kann aber auch ein Hausprojekt sein oder wir bringen uns in die Entwicklung von neuen Quartieren ein. Genau, also alles, was der UN-Behindertenrechtskonvention entspricht, also so dem Wohnen außerhalb von institutionellen Einrichtungen. 

00:05:43.000 

Raul Krauthausen: Ja, es könnten wir natürlich super viele Anknüpfungspunkte finden. Wenn ich ja unglaublich gerne mal in diesem Podcast erarbeiten möchte, ist die Frage nach bezahlbarem Wohnraum. Das ist wahrscheinlich ein super komplexes Thema. Ich weiß gar nicht, ob euch das, klar tangiert euch das auch, aber ob ihr da eine besondere Perspektive drauf habt, da kommen wir vielleicht noch später drauf zu sprechen. Aber aufgewachsen bist du eigentlich in Landhut? 

00:06:07.000 

Tobias Polsfuß: Landhut, genau, ja der Hauptstadt Niederbayerns. 

00:06:10.000 

Raul Krauthausen: Wie bist du denn dann von dort aus weitergekommen nach München, wo du jetzt wohnst? Erzähl ein bisschen von deiner Biografie. 

00:06:19.000 

Tobias Polsfuß: Ja, also mein erster Schritt nach dem Abi sozusagen in Landhut war ein Freiwilligendienst in Athen, wo ich mehr zufällig als gewollt in der Tagesstätte für Menschen mit Behinderung gelandet bin. Das war auch so eigentlich mein allererster Berührungspunkt und als ich dann zurück nach München gezogen bin, also was heißt zurück, zurück nach Deutschland gekommen bin und dann nach München gezogen bin, ja, habe ich dort eine Wohnung gesucht und bin dann durch Zufall durch einen Tipp in einer WG von dem Verein „Gemeinsam Leben lernen“ 

gelandet. Der macht eben seit schon über 30 Jahren zu Wohngemeinschaften, wo meistens fünf Leute mit sogenannten geistigen und mehrfachen Behinderungen zusammenleben mit vier Leuten ohne Behinderung. Häufig sind es eben Studenten oder andere junge Leute. Ja, irgendwie war das, würde ich sagen, biografisch auf jeden Fall so ein Auslöser, warum ich Wohnsinn gegründet habe, dass ich mich gewundert habe, dass ich so die ersten 19 Jahre meines Lebens kaum Kontakt zu Menschen mit Behinderung hatte und plötzlich so in dieser Bubble gelandet bin, so durch die unterschiedlichen Stationen und es plötzlich völlig normal war und ja, ich mich irgendwie dann über diese Sonderwelten so gewundert habe. 

00:07:37.000 

Raul Krauthausen: Das heißt, du selber lebst ohne Behinderung? 

00:07:40.000 

Tobias Polsfuß: Genau. 

00:07:41.000 

Raul Krauthausen: Und war das für dich ein großer Sprung von Athen nach in diese WG in München? 

00:07:46.000 

Tobias Polsfuß: Ja, es war auf jeden Fall was anderes. Also ich glaube, ich hatte in Athen auf jeden Fall noch recht Berührungsängste. Das hat aber jetzt auch nicht nur mit Behinderungen zu tun gehabt, sondern ich konnte die Sprache nicht. 

00:07:59.000 

Raul Krauthausen: Könnte dazu reingetragen haben. 

00:08:02.000 

Tobias Polsfuß: Genau. Und ja, in München, das war dann irgendwie eigentlich gleich ganz selbstverständlich so. Das Zusammenleben, es war eher auch so, dass ich im WG-Casting gehofft und gebangt habe, dass ich genommen werde und ja, sich das gleich am Anfang total schön ergeben hat. Ich erzähle immer gerne die Geschichte von meinem Einzug, wo ich mit einem Kumpel, der so einen kleinen Transporter hatte, vor der Tür stand mit den ganzen Kisten und der Walter, einer meiner Mitbewohner mit Behinderung, hat die Tür aufgemacht und zu mir gesagt, da bist du ja meine Knutschpuppe, ich will dich heiraten. Das war halt so seine Form der aufgeregten Begrüßung, dass da ein neuer Mitbewohner einzieht und ich weiß auch, dass der Kumpel, der neben mir stand, eben mit den 

gepackten Kisten so mich angeschaut hat und meinte so, ah ja, sind wir hier richtig. 

00:09:00.000 

Raul Krauthausen: Ja, hier gehöre ich hin. 

00:09:03.000 

Tobias Polsfuß: Ja, hier wohne ich jetzt auch vielleicht ohne Hochzeit. 

00:09:08.000 

Raul Krauthausen: Und acht Jahre hast du dann in dieser inklusiven WG gewohnt? 

00:09:11.000 

Tobias Polsfuß: Genau, ja. 

00:09:13.000 

Raul Krauthausen: Und jetzt wohnst du aber in bescheidenen eigenen vier Wänden? 

00:09:16.000 

Tobias Polsfuß: Genau, jetzt wohne ich mit Freundin und zwei Katzen, also in einer anderen Mischung. 

00:09:21.000 

Raul Krauthausen: Was ich immer so interessant finde, ist, wenn man fragt, so irgendwie, was bedeutet für dich Inklusion oder was hast du gelernt und so, dass dann oft so, wie soll ich mal sagen, so Floskeln fallen. Also das ist nicht von dir, sondern wenn ich jetzt einen Politiker fragen würde, ich habe gestern erst wieder einen getroffen, die reden dann immer so von, ja, mit so Floskeln. Ja, wir müssen die Barrieren in den Köpfen senken, Vorurteile abbauen, alles für alle und so. Und das ist aber so unkonkret. Deswegen frage ich dich konkret, was hast du konkret beim Zusammenleben über Inklusion verstanden? 

00:10:02.000 

Tobias Polsfuß: Ja, ganz banale Dinge. Also so was wie, dass jeder Mensch halt ein Individuum ist. Surprise, surprise. Also, dass jetzt mal als Beispiel irgendwie Leute mit Down-Syndrom vom Klischee her irgendwie immer so als sehr süß und lebensfroh und so wahrgenommen werden. Und das mag vielleicht auch oft stimmen, aber trotzdem kann man sich mit jemandem mit Down-Syndrom super drüber ärgern oder drüber streiten, wer jetzt den Abwasch macht oder welchen Fernsehsender man jetzt einschaltet oder so was. Irgendwie einfach total banal. Ich glaube, das ist immer so, wenn man je enger man in Kontakt kommt, desto mehr merkt man, dass das dann 

doch alles irgendwie, ja, Leute sind mit ganz unterschiedlichen Eigenschaften, ganz unterschiedlichen Hobbys. Jeden fällt was anderes schwer. Und ja, ich glaube, dass man manchmal eben diese Berührungsängste gar nicht so braucht. Mir fällt gerade so eine noch wirklich schon ganz alte Geschichte ein aus unserer WG. Da ging es einfach beim Abendessen mal wieder so hoch her. Also, es war irgendwie halt sehr lustig. Da haben wir irgendwie viel Quatsch erzählt und so. Und dann hat eine Mitbewohnerin ohne Behinderung von mir, Susi, gesagt so, „Wah, also manchmal fühle ich mich hier wie im Irrenhaus.“ Und hat dann irgendwie so gemerkt, wo vielleicht war das jetzt nicht so korrekt und hat dann angefangen so zu stammeln. Also, ihr wisst schon, wie ich meine. Also, nicht, dass ihr jetzt denkt. Und dann hat der Carsten, einer von den Leuten mit Behinderung, gesagt so mit seiner witzigen Art so, „Ja, sind wir nicht alle ein bisschen blue, Na?“ Und dann war irgendwie so diese Anspannung im Raum so total, diese Blase so zerplatzt. Und wir haben irgendwie alle herzlich darüber gelacht und uns gedacht, „Na ja, natürlich will hier keiner irgendwie diskriminieren oder so.“ Das ist irgendwie, wenn man sich so seinen Alltag teilt, spielt das gar nicht so eine Rolle. 

00:12:06.000 

Raul Krauthausen: Ich habe mal über Menschen mit Trisomie 21 oder Down-Syndrom in einem Gespräch gehört, dass dieses Klischee, dass sie immer so fröhlich sind und so ehrlich und so oft überblendet, dass viele von ihnen auch Depressionen haben und dass das gar nicht gesehen wird, auch teilweise von Therapeuten gar nicht gesehen wird. 

00:12:31.000 

Tobias Polsfuß: Ja, ich glaube, Therapie ist in dem Bereich noch ein großes Entwicklungsfeld, weil ich glaube, wir wissen alle, Therapie funktioniert einfach extrem viel über Sprache. Und die Frage ist natürlich, wie kann man so psychische Krankheiten oder Herausforderungen, Phasen, was auch immer es ist, so gut auffangen, wenn der Zugang aber dann vielleicht nicht so ist, dass man sich gut selber erklären kann, sondern man vielleicht irgendwie andere Zugänge dafür braucht. 

00:13:00.000 

Raul Krauthausen: Ja, oder auch wenn dieses Klischee einfach so groß ist, dass sie immer so fröhlich sind, dann vielleicht auch gar nicht so genau hingeschaut wird. 

00:13:08.000 

Tobias Polsfuß: Ja, das ist klar, auf jeden Fall. 

00:13:11.000 

Raul Krauthausen: Hast du irgendwas über dich gelernt? 

00:13:12.000 

Tobias Polsfuß: Ja, total. Also Grenzen setzen in einer großen WG, unabhängig davon, ob sie inklusiv ist oder nicht, ist ein Thema. Ich weiß noch, dass ich am Anfang, also wir hatten so immer die Regel, dass man anklopfen muss, wenn man halt ins Zimmer kommt, weil natürlich in so einer 9er-WG Privatsphäre eh schon relativ gering ist. Und am Anfang dachte ich so, dann haben auch Leute, sind einfach so reingekommen und ich fand es einfach schön, weil irgendwie ja war alles neu und so. Und dann hat mich mein Mitbewohner zur Seite genommen und gesagt so, hey, so jetzt findest du es noch lustig, aber irgendwann kommt an der Punkt, wo du dir wünscht, dass keiner so ohne anzuklopfen in dein Zimmer kommt. Und ja, das glaube ich zum Beispiel, was total wichtig ist im Alltag, dass man so im positiven Sinne weiß, abzugrenzen und so seinen eigenen Raum für sich gut hat. 

00:14:08.000 

Raul Krauthausen: Und was waren denn für dich, sagen wir mal, die Highlights in deiner WG? 

00:14:13.000 

Tobias Polsfuß: Ja, einfach glaube ich so dieses Miteinander. Also das, ich meine, man zieht ja auch als junger Student dann in eine neue Stadt und kennt erst mal niemand und dann ist natürlich total cool, so zusammenzuleben. Und ja, ich glaube, es ist einfach eine größere Diversität, ob man jetzt im Studentenwohnheim wohnt und dann ist der Unterschied, dass der eine BayernFan ist und der andere Dortmund-Fan, als so die Diversität, die wir in unserer WG hatten. Dann sitzt man irgendwie Samstag früh beim Frühstück, der eine erzählt von der Studentenparty, von der irgendwie gestern nach Hause gekommen ist und der andere erzählt irgendwie aus dem Werkstattalltag oder ja, was sie heute vorhaben, ob sie irgendwie jetzt an den See fahren oder die andere Mitbewohnerin, die dann einen Freund hat, der im Heim wohnt und den dann besucht. Also ich fand es einfach immer total cool, so zu merken, dass wir irgendwie so ein großes gemeinsames Leben haben in der WG und dann aber auch jeder noch mal so ein ganz unterschiedliches eigenes Leben hat. Ich glaube, dass das deswegen auch so Wohnkonzepte zusammen sind, die so Inklusion zum Keimen bringen, weil meine Hoffnung schon ist, dass wenn jetzt jemand entweder so gewohnt hat oder einfach nur mal einfach, vielleicht keine Ahnung, ein Kumpel von mir, der mal auf einer inklusiven WG-Party zu Besuch war und dann Jahre später 

vielleicht entweder als Lehrer oder als Arbeitgeber irgendwo in einer Rolle ist, wo es irgendwie darum geht, kann hier der Schüler mit Behinderung geschult werden oder sich jemand mit Behinderung bewirbt, dass er sich dann vielleicht denkt, ach guck mal, das ist ja wie der Walter, der Mitbewohner vom Tobi auf der Party damals, so der hat ungefähr den gleichen Unterstützungsbedarf. Das kriegen wir irgendwie hin, so dass dann da irgendwie weniger Vorbehalte sind und man sich einfach mehr vorstellen kann, dass das funktioniert. 

00:16:10.000 

Raul Krauthausen: Ich finde ja WG als Konzept total großartig. Das ist ja nicht in jedem Land üblich, dass man irgendwie eine WG gründet, wenn man von zu Hause auszieht. Oft macht man das ja hier auch aus Kostengründen, wenn man sich gemeinsam dann quasi die Miete bezahlt. Woanders in anderen Ländern bleibt man halt bei der Familie, solange bis man einen Job hat und dann ist man halt 40, bevor man auszieht. Und das ist ja auch, also ich will das gar nicht werten, aber ich glaube bei uns in Deutschland ist es ja schon eine Kultur, dass man eine WG gründet, jedenfalls weiter verbreitet als irgendwo anders. Aber dann gibt es eben diese anderen WGs und da würde ich mich gerne mit ihr vielleicht nicht streiten, aber diskutieren, diese Wohngruppen, die ja auch WG genannt werden. Unsere neuner WG, das ist hier in Berlin, Kreuzberg oder Friedrichshain dann in der Regel so eine linksalternative Hippie-WG, wo natürlich es auch viele Konflikte geben kann, aber in der Regel suchen sich diese neuen Bewohner*innen ja ihre Bewohner*innen aus. Das ist in Wohngruppen wahrscheinlich nicht immer der Fall, vor allem wenn sie von der Wohlfahrt sind, oder? 

00:17:22.000 

Tobias Polsfuß: Ja, ich glaube, also ich tue mir da immer schwer, ganz pauschale Aussagen zu treffen, aber wir vertreten…Schade. Also das… Ich glaube, da werden wir uns heute schwer tun, wenn du versuchst, von mir so ganz pauschale Antworten zu kriegen, weil… Also so nehme ich es einfach wahr, und ich arbeite jetzt einfach schon länger in dem Bereich. Es ist so unglaublich differenziert und man muss halt immer gucken, mit wem man was zu tun hat. Ich würde auf keinen Fall irgendwie pauschal die Wohlfahrt verurteilen. Gleichzeitig gibt es da unglaublich viel Fremdbestimmung natürlich in solchen Einrichtungen. Das ist ganz unterschiedlich und eine ganz wichtige Sache ist, wie du sagst, dass Leute mitentscheiden können, wer einzieht. Und auch, dass wenn jetzt nicht eh schon eine inklusive WG ist, sondern eine Wohngruppe, wo nur Leute mit Behinderung arbeiten, wohnen, dass es dann zumindest irgendwie ein 

Konzept gibt, wie man in die Umgebung eingebunden ist, also wie Inklusion stattfindet. Das ist so eine ganz wichtige Erkenntnis aus unserer Arbeit, dass halt Begegnungen nicht von alleine passieren, sondern dass man irgendwie gucken muss, wie man sie anregt. Sei es irgendwie durch einen Gemeinschaftsraum in einem Haus oder sei es durch so ein Konzept wie Wohnen für Hilfe, wo man dann irgendwie gegen eine reduzierte Miete ein paar Assistenzdienste oder Gemeinschaftsdienste so macht oder ja, keine Ahnung, gemeinsame Nachbarschaftsaktionen oder so. Also, dass so Begegnungen und Gemeinschaft irgendwie auch aktiv angeregt wird. Natürlich soll es kein Zwang sein, aber das ist was, was glaube ich in vielen klassischen Wohngruppen eben nicht der Fall ist. 

00:19:07.000 

Raul Krauthausen: Und wie war das bei dir? Warst du Wohnen für Hilfe, Mitbewohner mit besonderen Aufgaben oder warst du einfach ein Mitbewohner? 

00:19:15.000 

Tobias Polsfuß: Genau. Ne, also in der WG, wo ich gewohnt habe, da habe ich mietfrei gewohnt und habe sozusagen einen Dienst in der Woche und ein Wochenende im Monat gehabt, wo ich dann zusammen, meistens mit einer Fachkraft und einem Bewohner mit Behinderung, so Dienst hatte. Das heißt, wir haben irgendwie für die Gemeinschaft gekocht oder ja, manche mussten dann vielleicht irgendwie Termine wahrnehmen, wo ich sie begleitet habe. Sei es jetzt zum Arzt oder irgendwelche Freizeittermine. Und ja, manche haben auch Unterstützung beim Duschen, Zähneputzen oder so was gebraucht und ja, da habe ich sozusagen dann als Assistenz mitgearbeitet, mit unterstützt. 

00:19:57.000 

Raul Krauthausen: Und dann gibt es quasi einmal die Woche so ein WG-Rat oder WG-Besprechung, wo man dann die Aufgaben verteilt. Also ich frage mich wirklich, also in meiner 5er-WG, das war die größte WG, der ich gewohnte, da hatten wir irgendwann einen Toilettenplan, weil wir hatten nur eine Toilette und das muss ja irgendwie organisiert werden. 

00:20:13.000 

Tobias Polsfuß: Was ist denn der Plan, wann man auf Toilette gehen darf? 

00:20:15.000 

Raul Krauthausen: Genau, bei den Leute zu unterschiedlichen Zeiten immer im halben Stundentakt nacheinander aufstehen. Und dann braucht man einen Plan, weil sonst ist morgens einfach Chaos. 

00:20:23.000 

Tobias Polsfuß: Okay krass. Sowas hatten wir nicht, aber ich erinnere mich tatsächlich, wir hatten ein sogenanntes Asi-Bad, weil es mindestens zwei Mitbewohner gab, die da immer irgendwie daneben gepieselt haben. Und dann haben wir irgendwann gesagt, okay, wir kriegen das irgendwie nicht mit so einem Plan geregelt, wann wer putzt, dann gehe ich halt jetzt nur noch auf ein anderes und die dürfen dann aber auch nur die Toilette benutzen. Ja, ansonsten wird glaube ich in so, also dort, wo halt nicht nur gewohnt wird, sondern auch gearbeitet, wo irgendwie so Assistenzdienste geleistet werden, läuft natürlich Sachen, laufen mehr nach Plan. Also 

man, gerade auch weil ich ja dann so eine Doppelrolle hatte aus Mitbewohner und Assistent, es ist ja ganz wichtig zu wissen, wann bin ich denn was. Wann chill ich hier einfach nur in meiner WG, in meinem Zuhause und wann bin ich jetzt im Dienst und bin zuständig, bin Ansprechpartner für Leute, die jetzt gerade irgendwie Hilfe brauchen. Bei uns war es die Besprechung einmal im Monat, ich kenne auch Projekte, die 

machen das einmal die Woche. Ich glaube, da muss man so ein bisschen den eigenen Rhythmus finden, wie das gut passt. 

00:21:31.000 

Raul Krauthausen: Konnte ihr das trennen, Beruf und Privatleben? Also kann ja sein, dass man einen privaten Konflikt hat und plötzlich beruflich an aber zur Stelle sein muss. 

00:21:40.000 

Tobias Polsfuß: Ja, auf jeden Fall. Also auf jeden Fall ist es eine Herausforderung. Aber ich glaube, wir haben auch Wege gefunden, es zu trennen. Was ich da ganz wichtig finde, ist, dass es halt immer so eine, bei uns hieß es WG-Leitung oder Koordination gibt, die nicht dort wohnt, sondern die dort nur arbeitet und die dann irgendwie nach so Konfliktgesprächen oder so nach Hause gehen kann und sich denken kann, jetzt habe ich mich alle gerne, jetzt habe ich Abstand und kann mich da rausziehen. Wenn ich mich jetzt zum Beispiel auch mit Angehörigen von meinen Mitbewohnern mit Behinderungen gestritten hätte und dann hätte ich irgendwie aber jeden Moment damit rechnen müssen, dass die zu Besuch kommen, dann wäre das glaube ich eine schwierige Rolle gewesen. Deswegen ist diese Rolle von der Fachkraft, die dort nicht wohnt, ganz wichtig, dass die solche Konflikte gut moderiert, dass die da irgendwie das Zusammenleben gut die Fäden zusammenführt und auch allen so ein bisschen den Rücken frei hält. 

00:22:45.000 

Raul Krauthausen: Was war denn so, also wenn man sich eine Biografie so anschaut, die ist schon ziemlich beeindruckend, du hast dann also Auslandsjahr in Griechenland gemacht, hast da zum ersten Mal Kontakt zu solchen Einheiten, Wohneinrichtungen oder WGs, bist dann zurückgekommen nach Deutschland, hast selber in einer inklusiven WG gewohnt, hast Pädagogik studiert und dann in deinem Uniabschluss quasi die Plattform Wohnsinn ersonnen bzw. weiter ersonnen. Das ist ja quasi von Privatleben zu deinem Beruf geworden, du hast quasi dein Hobby zum Beruf gemacht, richtig? 

00:23:27.000 

Tobias Polsfuß: Ja, wie gesagt, als ich dann da so ein, zwei Jahre gewohnt habe, da gab es dann gerade auch das Jubiläum von der ältesten WG von dem Verein, die wurde da 25 Jahre und das hat bei mir so ein bisschen den Anschluss gegeben, mich zu denken, ja krass, wenn es hier so ein Konzept gibt und der Verein hat irgendwie, ich weiß nicht wie es jetzt ist, aber damals auf jeden Fall so 100 Leute auf der Warteliste gehabt für die neuen WGs und ein paar Einzelwohnungen, die der Verein hat. Wenn so ein Konzept so erfolgreich ist, wie ist dann eigentlich die Wohnsituation von Menschen mit Behinderung allgemein? Also gibt es das überall schon oder wenn es es noch nicht überall gibt, warum nicht? Und was sind da eigentlich andere Konzepte? Und lauter so Fragen habe ich irgendwie umgetrieben und das Ganze ist dann gemündet eben erstmal in so einem, ich würde mal sagen privaten Projekt, so eine Online-Plattform aufzubauen, wo man einfach mal sieht, wo es solche Projekte in unterschiedlicher Form gibt. 

00:24:28.000 

Raul Krauthausen: Wohnsinn.org. 

00:24:30.000 

Tobias Polsfuß: Ja, Wohnsinn.org, genau, wie Wahnsinn nur mit O. Und ja, dann hatte ich meinen Bachelor in der Tasche und habe halt Zeit gehabt und habe einfach ganz viele Wohnprojekte besucht, habe oft bei denen irgendwie auf der Couch übernachtet und mit denen so Workshops gemacht, wo die Blog-Artikel geschrieben haben und aus ihrem Leben berichtet haben. Und mein Fazit von dieser ganzen Tour war irgendwie so, die Atmosphäre, der Spirit in den Projekten war sehr ähnlich, aber die Konzepte waren sehr, sehr unterschiedlich, weil es halt unterschiedliche Voraussetzungen vor Ort gibt von Kostenträgern und so oder weil natürlich ist es auf dem Land 

anders funktioniert als in der Stadt oder Leute einfach unterschiedliche Wünsche haben. Du hast gesagt, du hast in der 5er-WG gewohnt, andere wohnen vielleicht lieber alleine, ich habe in der 9er-WG gewohnt. Also ich glaube, es ist ganz wichtig, dass es da ganz, ganz unterschiedliche Konzepte gibt. 

00:25:26.000 

Raul Krauthausen: Wie organisiert sich denn in der Regel sowas? Sind es dann Familien, die sowas organisieren oder wird dann irgendwo von einer Beufe eine Wohnung zur Verfügung gestellt oder ist es immer unterschiedlich? 

00:25:36.000 

Tobias Polsfuß: Also wir haben in unserer Beratung so klassischerweise drei Zielgruppen. Das eine sind eben private Projekte, wo Leute mit Behinderung und Angehörige meistens irgendwie einen Verein gründen, weil sie vielleicht unzufrieden sind über die Möglichkeiten, die es vor Ort gibt und dann sagen, okay, wir nehmen unser Glück selbst in die Hand und bauen sowas auf. Dann gibt es natürlich Anbieter der Behindertenhilfe wie Lebenshilfe, Charitas, Diakonie oder auch irgendwelche lokalen Organisationen, die vielleicht zum Beispiel schon ein Wohnheim betreiben oder einen ambulanten Dienst oder so und sagen, okay, wir wollen jetzt hier irgendwie mal neue Wege gehen und sich dann von uns beraten lassen, wie man sowas umsetzen kann. Und dann gibt es natürlich auch Wohnungsbauakteure, die sich zum Beispiel auf den Grundstück bewerben und nach guten Argumenten suchen, warum sie den Zuschlag kriegen sollen und dann auf uns zugehen und eben versuchen, so ein inklusives Wohnkonzept in diese Grundstücksbewerbung oder in das Haus, was es vielleicht auch schon gibt, was umgebaut werden soll oder so, da rein zu konzipieren. Und jetzt habe ich das so ganz idealtypisch nebeneinander 

gestellt. Ganz oft sind es natürlich Kooperationen. Da startet zum Beispiel irgendwie eine private Initiative und dann legen wir denen ans Herz, sucht euch auch irgendwie einen Kooperationspartner und dann, weiß ich nicht, gehen die zum Beispiel auf die örtliche Lebenshilfe zu und im besten 

Fall sind die offen dafür und dann geht es irgendwie darum, einen Grundstück zu finden oder eine Wohnung zu finden und dann werden sie vielleicht bei der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft vor Ort vorstellig und so findet es dann oft alles zusammen. 

00:27:21.000 

Raul Krauthausen: Was sind denn vielleicht jetzt mal für die Hörer*innen als konkreten Tipp, was sind denn so die Dinge, die am wenigsten bekannt sind, wo es Förderung oder Unterstützung geben kann? 

00:27:34.000 

Tobias Polsfuß: Wenig bekannt ist es wahrscheinlich nicht, aber die Aktion für Mensch fördert viele in dem Bereich. Dazu muss man eine gemeinnützige Organisation sein, aber ebenso als Verein oder gGmbH kann man da gut Förderungen beantragen. Zum Beispiel auch jetzt, bevor man jetzt überhaupt so ein Projekt verwirklicht hat, einfach um vielleicht jemanden anzustellen, der erstmal so ein Projekt aufbaut. Ansonsten ist man meistens zum Beispiel in der sozialen Wohnraumförderung. Man muss sagen, dass in dem Bereich sehr viel auf Länderebene oder sogar auf kommunaler Ebene passiert. Das heißt, es ist immer ganz schwierig, jetzt hier in so einem Podcast zu sagen, bundesweit gibt es hier diese drei Tipps, und jetzt geht es los. Sondern es ist eben so, dass es in jedem Bundesland ein bisschen anders ist, teilweise auch in jeder Kommune ein bisschen anders ist. Aber ja, deswegen haben wir zum Beispiel bei Wohnsinn eben auch Regionalstellen. Also wir haben vier Büros in Bremen, Dresden, Köln und München. Wir haben sozusagen so unser Deutschland in vier Teile geteilt, um zumindest dem mal ein bisschen näher zu kommen, dass man mehr Bescheid über die regionalen Möglichkeiten weiß und das sozusagen dort so als Multiplikatoren vorantreibt. 

00:28:54.000 

Raul Krauthausen: Und wie finanziert ihr euch als Organisation? 

00:28:56.000 

Tobias Polsfuß: Ja, also in unserem Bereich wächst das Geld natürlich nicht auf Bäumen, deswegen versuchen wir uns auf vier Säulen aufzubauen. Die größte Säule ist aktuell noch eine große Modellförderung von Aktions-Mensch-Stiftungen, die wir seit 2020 haben und über die wir wirklich sehr dankbar sind, weil wir damit uns sehr gut aufbauen konnten, zum Beispiel diese Regionalstellen und unser Online-Portal aufbauen konnten. Und ja, Beratung von größeren Trägern, wenn jetzt zum Beispiel jemand sagt, er möchte eine Komplexeinrichtung auflösen, daraus was Inklusives machen oder so, dann haben wir dafür sozusagen ein Geschäftsmodell, dann bieten wir das auf bezahlter Basis an. Oder wenn jetzt eine Wohnungsbaugenossenschaft von uns beraten wird, die ja in der Regel eh nicht gemeinnützig sind, dann fällt das auch aus dieser Förderung raus. Und ja, dann nehmen wir natürlich Mitgliedsbeiträge ein, nehmen wir Spenden ein und so versuchen wir uns sozusagen auf möglichst 

verschiedene Säulen zu packen, weil man damit einfach auch als Organisation möglichst resilient ist. Weil jetzt, was gerade passiert ist, die Baukosten explodieren so durch Ukrainekrieg und so, wenig Neubauprojekte finden irgendwie statt. Wenn wir uns jetzt nur darauf fokussiert hätten, dann würde es jetzt gerade uns schlecht gehen. Andererseits, wenn dann irgendwie eine Förderung endet und man steht ohne was da, ist auch blöd. Deswegen, ja, du kennst es ja aus deiner Arbeit, ist man so als Sozialunternehmen immer gut beraten, wenn man sich möglichst breit aufstellt. 

00:30:32.000 

Raul Krauthausen: Und schafft ihr das jetzt, sagen wir mal, durch den Wegfall der Förderung nach einer bestimmten Zeit dann den Übergang? Weil viele scheitern ja an der Stelle. 

00:30:41.000 

Tobias Polsfuß: Ja, für uns auf jeden Fall gerade ist es ein sehr spannendes Jahr. Ich bin selber gerade im Ashoka-Stipendium, können wir vielleicht auch gleich noch erklären, was Ashoka ist. Also so ein globales Netzwerk für gesellschaftliche Innovationen, wo wir beide Mitglied sind, dass ich das mal so ausplaudern darf. Und im Rahmen dieses Fellowships, also Fellow ist man dann ein Leben lang und man hat aber einmal im Leben sozusagen die Möglichkeit, drei Jahre so ein Stipendium in Anspruch zu nehmen. Das mache ich gerade und habe damit sozusagen Zeit für die strategische Arbeit, also mich sozusagen aus dem operativen Geschäft so ein bisschen rauszuziehen und zu gucken, wie wir uns da gut aufbauen können. Und ja, also es ist auf keinen Fall einfach. Es ist auch gerade so, wir können jetzt stand jetzt noch nicht genau sagen, wie es im kommenden Jahr zum Beispiel weitergeht. Aber ich bin da sehr guter Dinge, weil glaube ich so unsere bestehenden Partner und auch die, mit denen wir jetzt neu sprechen, gut verstehen, dass wir da ein sehr wichtiger Brückenbauer sind, da zwischen Leuten, die leider noch viel zu wenig miteinander reden. Also zum Beispiel die Wohnwirtschaft und die Behindertenhilfe oder ich habe auch manchmal so ein bisschen das Gefühl, so zwischen Selbstvertretungsorganisationen, Aktivisten und so und der Wohlfahrt, da wird eher so aufeinander geschossen, als dass man irgendwie gemeinsam die Probleme anpackt. Und genau dazwischen versuchen wir uns jetzt im Bereich Wohnen irgendwie zu positionieren und ja, allen helfen, gemeinsam an einen Tisch zu kommen und gute Konzepte zu entwickeln, mit denen es funktionieren kann. 

00:32:17.000 

Raul Krauthausen: Gleich geht’s weiter. Wenn Du diesen Podcast unterstützen möchtest, dann kannst Du das mit einem kleinen monatlichen Beitrag tun. Im Gegenzug kannst Du alle Folgen vorab hören und Du wirst, sofern Du das möchtest, hier im Podcast namentlich genannt. Alle Infos findest Du unter www.im-aufzug.de. Ende der Service-Durchsage. Viel Spaß beim zweiten Teil der Folge. 

00:32:50.000 

Raul Krauthausen: Jetzt ist ja das Problem mit der Wohnung finden, nicht nur ein Problem von Menschen mit Behinderung, sondern scheint da Deutschlandweit gerade eine große Herausforderung zu sein. Du hast selber gesagt, dass zu wenig gebaut wird. Hast Du da irgendwie Hoffnung, dass unsere Bauministerin, Frau Kovits, das noch irgendwie hinbekommt? Oder siehst Du auch die Gefahr wie ich, dass durch diese nicht erfüllende Ziele quasi die Bedingungen bzw. die Vorgaben reduziert werden und vor allem die Vorgabe auf Barrierefreiheit, was Neubau angeht, dass dann gesagt wird, irgendwie nicht mehr so und so viel Prozent sollen barrierefrei sein der Neubauten, sondern viel weniger, dass dann quasi wieder Behinderte Menschen auf der Strecke bleiben? 

00:33:37.000 

Tobias Polsfuß: Ja, also es steht auf jeden Fall natürlich bis hin im Konflikt, wenn man sagt, es gibt zu wenig Wohnraum und dadurch ist es so teuer, will man möglichst viel bauen, um sozusagen, weil mehr Angebot immer heißt, dann niedrigere Preise und natürlich auch weniger Mangel. Ich glaube, es ist halt wichtig, da sind wir bestimmt einer Meinung, dass man langfristig denkt und wir befinden uns ja wohlweislich in einer alternden Gesellschaft, das heißt, wir haben immer mehr Leute, die auf Barrierefreiheit angewiesen sind und es ist immer einfacher, so was im Neubau umzusetzen als etwas nachzurüsten. Also mal ganz konkret zu werden, sind ganz ganz viele Wohnhäuser im sogenannten Halbgeschossversatz gebaut. Man kennt es so, dass man immer so zwischen zwei Geschossen auf so ein Plateau geht und dann sozusagen in die andere Richtung zum nächsten Geschoss hoch. Das heißt, du kannst da ja zum Beispiel jetzt gar nicht das komplett rollstuhlgerecht machen, indem du einfach einen Aufzug ans Treppenhaus anbaust, weil dann hast du immer noch eine halbe Treppe nach oben oder eine halbe Treppe nach unten, sondern du müsstest dann sozusagen auf der anderen Seite anbauen und eine Wohnung opfern dafür, dass dann da sozusagen ein Aufzug nachgerüstet wird. Ja, es ist glaube ich ganz ganz wichtig, viel, also eigentlich möglichst alles barrierefrei im Neubau zu bauen, wenn es nicht 

irgendwie gute Gründe dagegen gibt, weil der Neubau immer eigentlich auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Es sind immer so ein paar Prozent Neubau pro Jahr und das Allermeiste ist aber ja schon gebaute Realität und man muss sich da glaube ich einfach im Plan sein, dass man eben mit dem, was man baut, soziale Realitäten in Beton gießt. 

00:35:17.000 

Raul Krauthausen: Und zwar für 50 Jahre mindestens. 

00:35:19.000 

Tobias Polsfuß: Ja, für lange Zeit, das ist unterschiedlich je nach Gebäude, wie lange das angesetzt ist. Und also was mir da noch mal ganz wichtig ist, ich habe auch letztens so einen Fachartikel geschrieben, Inklusion ist mehr als Barrierefreiheit. Also es geht ja eben nicht nur darum, jetzt einfach alles so schwellenfrei zugänglich zu machen oder mit blinden Leitsystemen zu versehen, sondern es ist auch ganz wichtig, halt Begegnungsmöglichkeiten zu schaffen, dass man auch Raum für zum Beispiel einen Pflegestützpunkt oder Assistenz mitdenkt oder eben in so inklusiven Wohngemeinschaften, die sind oft sogenannte Clusterwohnungen. Also das ist so ein bisschen wie so eine Luxus-WG. Also jeder hat so seinen eigenen Bereich, so mit eigenem Bad und manchmal auch eigener Küchenzeile. Und dann hat man aber trotzdem einen großen Gemeinschaftsraum, wo man eben zusammenkommen kann. Und ja, solche Konzepte müssen einfach mitgedacht werden, weil auch so eine Clusterwohnung gibt es natürlich selten im Bestand. Das ist meistens was, was im Neubau entsteht. 

00:36:30.000 

Raul Krauthausen: Und werden Sie bei Neubauten mitgedacht? Auch politisch? 

00:36:33.000 

Tobias Polsfuß: Ja, da sind wir dran, also von alleine nicht so oft, aber wenn natürlich jetzt zum Beispiel eine Kommune sagt, wir vergeben ein Grundstück nicht nach dem meistbietenden, sondern wir vergeben ein Grundstück an denen, der das beste Konzept für dieses Grundstück vorlegt, dann entsteht so was meistens. 

00:36:53.000 

Raul Krauthausen: Wo siehst du denn insgesamt die größten Hürden? Sind es eher gesellschaftliche Barrieren, die wir überwinden müssen, was inklusives Wohnen angeht oder ist da vor allem die Verwaltung und die Politik verantwortlich? 

00:37:07.000 

Tobias Polsfuß: Ich glaube, es braucht beides. Also man muss das auf unterschiedlichen Ebenen angehen. Also wir haben gerade für uns so Zukunftsfelder entwickelt als Wohnsinn. Und zwei heißen so ganz plakativ „Wohnraum, trotz Wohnraummangel“ und das andere heißt „Assistenz, trotz Fachkräftemangel“. Ich glaube, das sind gerade so die beiden großen Hürden, um so was umzusetzen. 

00:37:30.000 

Raul Krauthausen: Das klingt jetzt aber für mich nach politischen Problemen. 

00:37:33.000 

Tobias Polsfuß: Jaein, also ich glaube zum Beispiel, dass der Fachkräftemangel, da kann man natürlich sagen, die Politik muss was verändern. Aber ich glaube, man muss sich auch Gedanken machen, wie kann denn eben Unterstützung im Alltag bei uns in Zukunft gut funktionieren, wenn wir immer mehr Leute sind, die Unterstützung brauchen und immer weniger Leute sind, die Unterstützung geben können. Und ich habe dann zum Beispiel mit Leuten aus Ministerien gesprochen und die waren so ganz überrascht, dass wir pushen, dass die Einrichtungen eher kleiner werden oder dass es eben kleine inklusive Wohnformen gibt, weil die teilweise von größeren Trägern eher hören, so es gibt jetzt nur Förderungen für Wohnheime bis 24 Plätze. Wir brauchen wieder Wohnheime für 48 Plätze, damit sich das möglichst effizient rechnet mit dem Personal. Und ich glaube, da stehen wir eben so ein bisschen an einem Scheideweg. Ich würde eben natürlich sehr stark dafür plädieren, lasst uns da keine Rückschritte machen, sondern lasst uns einfach alle Ressourcen ins Quartier, also dort, wo eben Leute leben, packen und eben schauen, wie kann man eben zum Beispiel dadurch, dass Leute in ihrer Umgebung auch Unterstützung leisten, so wie ich das als Student in meiner WG getan habe oder wie das Leute vielleicht in einer inklusiven Hausgemeinschaft für ihre Nachbarn tun oder im Zuge einer Nachbarschaftshilfe für Nachbarn tun. Also wie kann man sozusagen die 

Stadtgesellschaft oder Dorfgesellschaft so gestalten, dass die Unterstützung im Alltag ein ganz ganz selbstverständlicher Teil ist und nicht etwas, was abgeschoben wird sozusagen immer effizientere Sondereinrichtungen. 

00:39:10.000 

Raul Krauthausen: Ja ich glaube auch, dass diese Fachkraftisierung des Themas, die ja oft auch in diesem Wort Fachkräftemangel steckt, also dass wir glauben, nur Fachkräfte sollten sich mit behinderten Menschen 

auseinandersetzen, am Ende zu einer Explosion führt, als zu einer gesamtgesellschaftlichen, gemeinschaftlichen Aufgabe und das muss natürlich nicht bedeuten, dass wenn man die Nachbarin unterstützt, dass ehrenamtlich sein muss, also auch da kann es ja Bezahlmodelle geben oder 

Kompensationen, nur eben, dass es dann nicht eine Fachkraft sein muss, weil ich will nicht in einer Welt leben, hinter der jeden behinderten Menschen eine Krankenpflegerin hinterherläuft. Das ist ja genau das 

Gegenteil von Inklusion, auch Verantwortung übernehmen für sein Leben an oder gegenüber kann ja eine Gesellschaft auch stark machen. 

00:40:00.000 

Tobias Polsfuß: Auf jeden Fall und ich glaube trotzdem, das habe ich ja vorhin auch an meiner WG erklärt, sind Fachkräfte super super wichtig. Also ich glaube, das muss man auch betonen, dass so ein inklusives Wohnkonzept zum Beispiel nicht ohne Fachkräfte funktionieren würde. Ich meine, nur vielleicht im körperbehinderten Bereich, wo Leute das irgendwie privat selber organisieren, das kann schon möglich sein, so wie du in einer WG gewohnt hast, aber je komplexer der Unterstützungsbedarf, glaube ich, desto wichtiger ist, dass das Ganze auf stabilen Beinen steht, weil natürlich Angehörige Sorgen haben, auch was ist, wenn ich mal nicht mehr bin. Und genau, deswegen glaube ich, die Mischung macht es, wir nennen es immer den Hilfe-Mix, also die Mischung aus Fachkräften und Laienkräften oder ungelernten Kräften. 

00:40:55.000 

Raul Krauthausen: Das finde ich ganz interessant, weil ich habe vor einigen Jahren Erl Edmanski kennengelernt aus Kanada, der selber mit seiner Frau eine Tochter mit Behinderung hat. Er und seine Frau sind aber schon um die 80 und die Tochter wohnt noch bei ihnen zu Hause und die Eltern haben sich die Frage gestellt, wie wird unsere Tochter wohnen, wenn wir nicht mehr sind. Und die hatten große Sorgen, die hatten große Sorgen, dass ihre Tochter dann quasi in Altersheim kommt, obwohl sie noch gar nicht alt ist, beziehungsweise, obwohl sie ja nur eine sogenannte geistige Behinderung hat. Und dann haben die angefangen, ein Netzwerk zu bauen aus der Nachbarschaft koordiniert von einer Sozialstation und das Netzwerk besteht aus, keine Ahnung, der Bäckerin, die halt ein Signal gibt, wenn die Tochter vielleicht zwei Tage infolge nicht Brötchen kaufen kann oder den Postboten, der Signal gibt, wenn er das Gefühl hat, irgendwas stimmt nicht oder die Nachbarinnen. Und alle schauen gemeinsam quasi aufeinander und der Reiter rufen eben an, bietet nach wie vor, auch wenn die Eltern nicht mehr da sind, einen Reitkurs einmal die Woche an, also dass die Tochter quasi dieser Struktur bleiben kann, um auch noch das 

Zuhause behalten zu können, auch wenn die Eltern nicht mehr sind. Kennst du vergleichbare Konzepte in Deutschland? In Kanada heißt es TYCE, T-Y-Z-E, und wird jetzt auch übertragen auf ältere Menschen, also nicht nur Menschen mit Behinderung, wo quasi so eine Art Nachbarschafts-Community-Engagement gefördert und moderiert wird. 

00:42:43.000 

Tobias Polsfuß: Spannend, ja. Also das fand ich auf jeden Fall jetzt einen wertvollen Impuls auch für unsere Arbeit. Ich glaube, was dem am nächsten kommt, sind halt so inklusive Quartierskonzepte, dass man irgendwie Quartiersmanager hat, die so ein bisschen das auf dem Schirm haben. Ein Beispiel, was ich kenne, ist das Q+ aus Hamburg-Altona. Da war es sozusagen eine Komplexeinrichtung, die aufgelöst wurde und die sie dann in so ein inklusives Quartier umgewandelt haben. Ansonsten beschäftigen wir uns natürlich viel damit, und das glaube ich auch so in dem Beispiel, was du gerade genannt hast, so wie können Leute ambulant unterstützt wohnen, denen man das klassischerweise nicht zutraut. Also das herrscht da glaube ich schon immer noch viel so das Schubladendenken in unserem Bereich. So ambulant betreutes Wohnen, das geht so für die Fitten und Selbstständigen und die anderen, die müssen halt entweder bei den Eltern oder in Einrichtungen wohnen. Und da haben wir schon mittlerweile viele Konzepte, die zeigen, dass das nicht so sein muss. Also ich glaube ein gutes Beispiel ist Inklusivwohnen Köln. Dort haben eben zwei Mütter von Töchtern mit sehr komplexem Unterstützungsbedarf ein Hausprojekt aufgebaut. Da gibt es zum Beispiel dann zwei so WGs, wo eben dieses Wohnen-für-Hilfe-Konzept genutzt wird. Da gibt es aber auch einzelne Apartments, wo Leute mit und ohne Behinderung sozusagen einzeln in ihrer eigenen Wohnung leben und entweder sie nehmen sozusagen die Unterstützung von Inklusivwohnen Köln in Anspruch. Sie können aber auch einfach ihren eigenen Assistenzdienst oder ihre eigenen Assistenten anstellen. Und für dieses ganze Haus gibt es sozusagen eine Nachtwache, also jemand, der eine Fachkraft, die nachts im Zimmer sitzt und auch sozusagen Monitore hat und in den Schlafzimmern sozusagen von den Leuten, die nachts regelmäßig Hilfe brauchen, sind dann Kameras und die können dann sozusagen dort proaktiv hingehen, wenn sie sehen, da braucht jemand Hilfe, was halt einfach noch mal eine Stufe mehr ist, als was jetzt zum Beispiel in meiner WG möglich gewesen wäre. Da hatte ich 

zum Beispiel Nachtbereitschaft, das heißt, wenn jemand Hilfe gebraucht hat, dann wusste er, okay, diese Nacht kann ich beim Tobi klopfen und der hilft mir dann. Aber das ist natürlich für Leute, die so einen komplexen 

Unterstützungsbedarf haben, zu wenig. Da braucht man dann so eine Nachtwache. Und ich glaube, deswegen ist das Kölner Projekt so ein Leuchtturm, was einfach wirklich zeigt, dass das wirklich für jeden Unterstützungsbedarf geht. Und das versuchen wir auch mit Wohnsinn halt immer weiter, so die, ich sag mal, die Grenzen zu verschieben, was möglich ist. So eine Grenze sehe ich zum Beispiel gerade noch viel so 

im Bereich von Menschen mit herausforderndem Verhalten, die vielleicht dann auch in einer größeren Wohngemeinschaft gar nicht glücklich werden, weil sie irgendwie zu sehr anecken oder weil es irgendwie im 

Gemeinschaftsleben so nicht funktioniert. Aber da kann man dann, glaube ich, wieder gucken, gibt es irgendwie ein cooles Hauskonzept oder Quartierskonzept, wo die Person dann mehr Rückzug hat, aber trotzdem eingebunden ist in der Gemeinschaft und die Hilfe im Alltag bekommt, die sie braucht. 

00:46:00.000 

Raul Krauthausen: Man darf ja auch nicht vergessen, dass WGs, egal ob mit oder ohne Behinderung, auch oft Konfliktpotenzial bergen. Also wer räumt auf, wer räumt nicht auf, du bist zu laut, keine Ahnung, deine Partnerin gefällt mir nicht. Es gibt ja verschiedene Anlässe, warum man Konflikte haben kann, aber aus meiner WG-Erfahrung kann ich sagen, sind das überwiegend positive Erlebnisse, die man hat, wenn man in einer WG wohnt. Was war denn für euch als Organisation von Wohnsinn, euch gibt es ja schon einige Jahre. Ich glaube, wir kennen jetzt mindestens sechs Jahre, wenn nicht gar länger. 

00:46:44.000 

Tobias Polsfuß: Ja, bestimmt länger. 

00:46:46.000 

Raul Krauthausen: Zehn. 

00:46:46.000 

Tobias Polsfuß: Ich weiß noch, du warst ja sogar in den Gründungsworkshops des Vereins 2017/18 so. 

00:46:56.000 

Raul Krauthausen: Also ja, das waren noch sechs Jahre ungefähr. Und davor kannten wir uns jetzt auch schon sagen wir sieben Jahre oder acht. Aber seit diesem Bestehen von Wohnsinn, was war denn dein oder euer bis der größte Erfolg? 

00:47:12.000 

Tobias Polsfuß: Was war der größte Erfolg. 

00:47:12.000 

Raul Krauthausen: Gerade bei Ashoka, da redet man immer von Impact und so. Also was ist dein Track-Rekord? 

00:47:22.000 

Tobias Polsfuß: Jetzt haue ich mal raus. Also ich finde und das ist ja glaube ich auch bei Wirkungen so, man muss eben verschiedene Bretter, die verschieden dick sind, bohren und dann gibt es schnelle Erfolge, die man schnell vorweisen kann und zählen kann. Wir messen zum Beispiel, ob Projekte, die wir beraten, eine Phase weiterkommen. Also wir unterteilen das so in Ideenphase, Entwicklungsphase, Umsetzungsphase und Etablierungsphase und dann schauen wir so, wie viele Projekte kommen da weiter und sehen, dass wir da auf jeden Fall einen großen Impact haben. Und es sind so die schönsten Nachrichten, wenn jetzt meine Kollegin Christiane irgendwie mir Freitag Nachmittag schreibt, hey unser Projekt, was wir in Darmstadt begleitet haben, hat jetzt irgendwie einen Zuschlag für eine Wohnung bekommen oder einen Partner gefunden oder unser anderes Projekt ist jetzt da irgendwie, hat irgendwie einen Investor gefunden oder so was. Das sind einfach geniale Momente. Da könnte ich jetzt die Zahlen runter rattern, aber die kann man sich auch einfach in unserer Webseite durchlesen. 

00:48:30.000 

Raul Krauthausen: Aber gibt es etwas, was dich überrascht hat als Erfolg? Also eine Einsicht, eine Erkenntnis von jemand anderem, wo du gedacht hättest, den hättest du niemals umgedreht oder das Fördergeld hättest du niemals bekommen? 

00:48:42.000 

Tobias Polsfuß: Ja, also ganz, ganz klar. Wenn ich nochmal zurückschaue, ich habe sozusagen irgendwie als junger Student so mit anderen zusammen erst diese Plattform und dann den Verein gegründet und dann haben wir uns irgendwie auf die Suche gemacht, wie wir das Ganze finanzieren können und die Förderung, von der finanzieren wir uns ja aktuell auch noch. Und ich glaube, wir haben aber zum Glück diesen Vertrauensvorschuss mit sehr viel Wirkung zurückgezahlt, also mit sehr viel Projekten, die wir jetzt irgendwie begleiten konnten, mit auch politischen Veränderungen, die wir mit angestoßen haben. Und ja, das war auf jeden Fall damals ein total genialer Moment so einfach ganz persönlich, wenn man an so was glaubt, an so was arbeitet, wie du vorhin gesagt hast, dass es auch der eigene Beruf wird und dann klappt es so gut. Das war auf jeden Fall, glaube ich, so der krasseste Meilenstein ganz am 

Anfang. Und jetzt sind wir gerade dabei, so die nächste Stufe zu erklimmen. 

00:49:50.000 

Raul Krauthausen: Und politisch, hast du da das Gefühl, ist Bewegung in die Sache gekommen? 

00:49:54.000 

Tobias Polsfuß: Ja, also ich glaube, man merkt einfach, man kommt an dem Thema nicht mehr so vorbei. Es wurde jetzt auch gerade von der UN, also von dem Fachausschluss der UN Behinderteneinheitskonvention wieder sehr doll der Finger in die Wunde gelegt, dass es einfach in dem Bereich noch viel zu tun gibt, also dass es so gesehen wird, dass es von der Politik gesehen wird. Gestern ist jetzt irgendwie hier die Einladung an uns reingeflattert, dass wir bei dem Sommerfest des Bundespräsidenten oder so eingeladen sind. Also man merkt einfach, wie viel Relevanz dem Ganzen mittlerweile zugemessen wird, dass auch die ganzen großen Wohlfahrtsverbände viele Fachtage und Webinare und so zu dem Thema organisieren, dass es teilweise neue Förderungen gibt, die es früher nicht gab. Wir haben hier auch in Bayern mit ein Jahr lang ein großes Projekt mit den Bayerischen Behindertenbeauftragten gemacht, wo wir so einen großen Empfehlungskatalog formuliert haben. Und jetzt dabei sind natürlich, dass der an die richtigen Stellen kommt. Also wir haben ihn unter anderem an die bayerische Sozialministerin übergeben und dann da dran bleiben, dass der auch Stück für Stück umgesetzt wird. 

00:51:08.000 

Raul Krauthausen: Kann man das so pauschal sagen, dass konservativ regierte Länder wie Bayern mit ihrer CSU, die einen sehr hohen Heimschlüssel haben, sehr hohen Werkstattschlüssel haben, dass sie schwerer aufzubrechen sind als Bundesländer wie Bremen? 

00:51:25.000 

Tobias Polsfuß: Gute Frage. Also ich glaube, es sind schon verschiedene Faktoren, auch wie viel Geld ist in der Haushaltskasse oder manchmal ganz plakativ. 

00:51:36.000 

Raul Krauthausen: Also Bayern ist jetzt so weit, ich weiß nicht pleite. 

00:51:38.000 

Tobias Polsfuß: Ja, auf jeden Fall. Also auch in Bayern merkt man so, sind die Bezirke, also die für die Eingliederungshilfe zuständig sind, auch unterschiedlich weit oder unterschiedlich offen. Ich glaube auf jeden Fall, 

das kann man wahrscheinlich sagen, dass konservative Regierungen, das ist ja meistens sehr christlich geprägt, einen engeren Draht haben zur Wohlfahrt und die Wohlfahrt zur Kirche, zur Wohlfahrt zu den eben, sag ich mal, klassischen etablierten Anbietern, die ja einfach natürlich erstmal von ihrem bestehenden Geschäftsmodell leben und wo sich aber auch viele auf den Weg machen, sich zu verändern. Aber das könnte vielleicht ein Grund sein, warum da jetzt zum Beispiel weniger Leute übers persönliche Budget ihre Assistenz in Anspruch nehmen, sondern ganz klassisch sozusagen eher in einer Wohnform von einem Wohlfahrtsträger wohnen. 

00:52:33.000 

Raul Krauthausen: Und ist ja dann vielleicht sogar genau richtig, dass ihr dort seid, um da was zu verändern. 

00:52:39.000 

Tobias Polsfuß: Ja, auf jeden Fall. 

00:52:40.000 

Raul Krauthausen: Wo wollt ihr denn in den nächsten Jahren hin? Also was wäre für dich ein perfektes Szenario, wo Wohnzimmern in zehn Jahren ist? 

00:52:48.000 

Tobias Polsfuß: Ich glaube, dass also unser Hauptziel ist ja einfach, es jedem möglichst einfach zu machen, eine inklusive Wohnform umzusetzen, die auf die eigenen Bedürfnisse passt, die den Vorstellungen spricht, wie man wohnen möchte und die auch meistens Win-win-Situationen sind, dass dort nicht nur jetzt die Leute mit Behinderungen gerne wohnen, sondern dass da einfach alle gerne wohnen. Und ich glaube, deswegen braucht es überall die Möglichkeit, sich dazu beraten zu lassen. Also wir wollen eben unsere Regionalsstellen fortführen, weiter ausbauen. Wir wollen uns den genannten Problemen widmen. Also einerseits wollen wir natürlich, dass es besser wird. Andererseits müssen wir, das ist tatsächlich gerade so ein Thema, aufpassen, dass es nicht schlechter wird durch Fachkräftemangel, durch Wohnraummangel, sondern dass wir da sozusagen dranbleiben und diese Chance nutzen, dass in jedem Übel auch eine Chance liegt, dass man eben zum Beispiel, wie gesagt, durch den Fachkräftemangel vielleicht auch so anfängt zu lösen, dass man schaut, wie können wir alle Ressourcen im Quartier bündeln und nicht weiter in Sondereinrichtungen packen. Genau, also in zehn Jahren würde ich sagen, wir sind einfach der Ansprechpartner für alle, die sowas umsetzen wollen. Wir sind solide finanziert auf verschiedenen Säulen und bringen deutschlandweit oder vielleicht sogar im gesamten deutschsprachigen Raum dieses Thema weiter voran. Und es 

ist sozusagen so einfach, sowas zu gründen, wie jetzt jemand ohne Behinderung eine WG gründen würde oder eine Wohnung suchen würde. 

00:54:28.000 

Raul Krauthausen: Und könntet ihr euch vorstellen, selber Akteurin zu werden, also Bauherr*in oder Investor*in oder Bausparkassen, Baukredite zur Verfügung zu stellen und so, also dass man selber auch den Markt gestaltet? 

00:54:48.000 

Tobias Polsfuß: Also ich würde sagen, immer da, also wir schauen da schon sehr so auf so der Metaebene drauf. Das kommt glaube ich auch aus dieser Ashoka-Denke, halt den wirksamsten Hebel zu finden, wie sich dann wiederum am meisten so Dominoeffektmäßig passiert. Ich glaube, wenn wir uns jetzt in dem operativen Geschäft verlieren würden, dann würde diese Metaarbeit nicht gemacht werden. Deswegen setzen wir zum Beispiel keine eigenen Wohnprojekte um, sondern versuchen, das Wissen, wie sowas funktioniert, allen verfügbar zu machen, weil wir überzeugt sind, dass dann sozusagen viel mehr passiert. Aber zum Beispiel haben wir jetzt ein Sondervermögen zusammen mit der Stiftung Trias geschaffen, wo Leute rein spenden können. Also in diesem Sondervermögen, großes Wort, kennt man jetzt vor allem von der Bundeswehr. Also es ist einfach ein Topf Geld bei der Stiftung Trias, da können Leute zustiften oder rein spenden und von dem Geld werden dann Genossenschaftsanteile für Menschen mit Behinderungen übernommen, die sich das nicht selber leisten können. Also bei Wohnungsbaugenossenschaften, anders als jetzt im klassischen Mietwohnungsbau, muss man immer so eine Einlage erbringen, wenn man dort einziehen möchte, was natürlich für viele eine Hürde ist. Und genau, die Hürde versuchen wir, den Leuten zu nehmen. Die können das dann sozusagen einfach in dem Tempo, wie es für sie möglich ist, zurückzahlen. Und jeder, der schon mal sozusagen sich mit Stiftung auseinandergesetzt hat, weiß, so Stiftungsvermögen ist dann einfach an diesen Zweck gebunden. Das heißt, das steht sozusagen dann ein Leben lang für Leute mit Behinderung zur Verfügung, die Genossenschaftseinteile bezahlen wollen. Und das ist, glaube ich, zum Beispiel ein ganz cooles Vehikel, um einen Teil der Finanzierung von so Projekten zu sichern. 

00:56:38.000 

Raul Krauthausen: Wenn jetzt jemand sich vorstellen kann, der hier zuhört oder die hier zuhört, in seiner Wohnform zu leben, was kann er oder sie tun? 

00:56:47.000 

Tobias Polsfuß: Ich würde sagen, der erste Weg bei uns ist immer die Infoveranstaltung für Einsteiger. Also wir machen einmal im Monat eine Videokonferenz. Das machen mein Vorstandsvorsitzender Pierre, der eben selber mit Behinderung lebt und ich so als duo und geben da so die Grundlagen, was inklusives Wohnen ist, was für unterschiedliche Formen es gibt und natürlich, wie man selber so was aufbauen kann und wie Wohnsinn dabei unterstützt. Ja, das ist, glaube ich, wirklich einfach die 

niedrigschwelligste Möglichkeit, sich mal mit dem Thema auseinanderzusetzen. Ansonsten haben wir auch einen Podcast. Also wer nach der Folge noch nicht genug hat, der kann gerne da mal reinhören. Da gibt es einfach jeden Monat ein inklusives Wohnprojekt, was von meiner Kollegin Kathi interviewt wird und wo man eben auch an jedem 

Wohnprojekt immer eine Besonderheit kennenlernt, was die besonders gut gemacht haben. Und das ist, glaube ich, auch ein cooler Einstieg so nebenbei, sich einfach mal dem Thema zu widmen. 

00:57:47.000 

Raul Krauthausen: Und dann, das freue ich mich am meisten drauf gerade, habt ihr ein neues Projekt gestartet, zusammen mit anderen Partner*innen. Und das ist ein Wettbewerb. Wettbewerb für offenerherzige Weitergabe. Das klingt jetzt so groß und klingt so, wie soll ich mal sagen, so ehrenamtlich. Ja, nee, einfach so groß und so wohltuend. Was genau ist der Wettbewerb „offenerherzige Weitergabe“? 

00:58:15.000 

Tobias Polsfuß: Genau, also der Preis für offenerherzige Weitergabe, das ist im Prinzip eine Kampagne dafür, dass man, wenn man ein gutes soziales Konzept erfunden hat, dass man es nicht für sich selber behält, sondern anderen zur Verfügung stellt. Also ich finde, es macht einfach manchmal total ohnmächtig, wenn man sieht, was es alles für Probleme gibt. Und gleichzeitig gibt es aber ja so viele tolle Lösungen. Und es macht so wenig Sinn, einfach immer wieder das Rad neu zu erfinden. Sondern wenn, keine 

Ahnung, du jetzt sagst, hey, ich möchte in Berlin eine Kita aufmachen, ich brauche nur irgendwie ein gutes Konzept, wie so eine Kita funktioniert, dann sollte es ja eigentlich im besten Fall irgendwo sichtbar sein, wer sowas immer gemacht hat und wie du es nachmachen kannst. Und deswegen zeichnen wir mit dem Preis für offenerherzige Weitergabe eben Leute aus, also jetzt im ersten Schritt vor allem gemeinnützige Organisationen, die ein tolles teilhabeförderndes Konzept erfunden haben und das anderen weitergeben. 

00:59:16.000 

Raul Krauthausen: Das heißt, kann man sich auch als Klimaprojekt engagieren oder bewerben oder geht dann eher um gesellschaftliche Veränderung, Inklusion, Teilhabe? 

00:59:24.000 

Tobias Polsfuß: Ja genau, es geht um Teilhabe im breitesten Sinne. Also es hat jetzt nicht irgendwie den Fokus auf Menschen mit Behinderung oder so. Wenn jetzt ein Klimaprojekt sozusagen auch deutlich machen würde, wie sich dadurch die Teilhabe von Menschen verbessert, dann gerne. Aber jetzt sage ich mal nur ökologischen Fortschritt, das wäre jetzt nicht unser Fokus. Genau, also ich kann mal, was mir so spontan einfällt, alles was irgendwie Jugendclub, Hospiz, Sprachkurs, Quartierstreff, Wohnprojekts, also da gibt es glaube ich unzählige Lösungen. Wir haben auch schon viele tolle Bewerbungen bekommen. Ja und da freuen wir uns einfach über viele weitere Einreichungen. Das Ganze ist auch jetzt nicht zufällig sozusagen bei uns bei Wohnsinn entstanden, sondern jemand der für mich einfach diese Haltung sehr geprägt hat, war eben Rudi, der eben den Verein „Gemeinsam leben lernen“, wo ich in der WG gewohnt habe, mitgegründet hat, dieses Konzept sozusagen mit einer inklusiven Wohngemeinschaft auch mit erfunden hat und der ja einfach sich sehr stark dafür gemacht hat, dass alle Leute dieses Konzept nehmen können, kopieren können, adaptieren können und dadurch ja dazu beigetragen hat, dass es eben so inklusive Wohnkonzepte jetzt in ganz vielen Orten, die man auch gar nicht ganz nachvollziehen kann, weil es ja einfach so offen weitergegeben wurde und ja Rudi ist tragischerweise im Rahmen der Pandemie verstorben und ihm zu Ehren sozusagen verleihen wir dann beim Preis für offenherzige Weitergabe den goldenen Rudi an eben Leute, die so wie er ein tolles soziales Konzept anderen weitergeben. 

01:01:05.000 

Raul Krauthausen: Zu gewinnen gibt es Preisgelder im Gesamtwert von 20.000 Euro und Beratung. Wer ist denn mit alles an Bord als Partner*in? 

01:01:16.000 

Tobias Polsfuß: Da ist einmal Ashoka an Bord, die haben wir ja vorhin schon vorgestellt und da ist noch mit an Bord die Stiftung Bürgemut, die sich eben gerade für die Skalierung von sozialen Innovationen engagieren. Das ist jetzt ein kompliziertes Wort dafür, dass es eben bei ihnen genau darum geht, eben ja zum Beispiel Franchise-Modelle zu entwickeln, wie ein soziales Konzept weitergeben werden kann oder eben so wie wir das machen, so Netzwerke und offene Weitergabeprozesse zu organisieren und 

genau von denen kann man sich dann eben auch beraten lassen. Also die Top 5 kriegen ein Beratungs-Typendium, die Top 3 kriegen eben gestaffelte Preisgelder und die Top 10 kriegen viel Aufmerksamkeit und sind herzlich eingeladen dann zu unserer Preisverleihung am 21. Juni in München. 

01:02:12.000 

Raul Krauthausen: Spannend finde ich auch eure Jury, witzigerweise ist es das Who is Who der sozialen Unternehmereinendbewegung, Katharina Piranich zum Beispiel von der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt, Marie Ringler von Ashoka Österreich, Pierre Zinke, selber im Vorstand von Wohnsinn, dann ich bin großer Fanboy Sabine Werth, Gründerin der Berliner Tafel, die war auch hier im Podcast bei. 

01:02:44.000 

Tobias Polsfuß: Tatsächlich so viel kann ich aus dem nächsten Plaudern ist es auch deinem Podcast zu verdanken, dass sie in der Jury ist, weil ich kannte sie tatsächlich vorher nicht und dann hat meine Kollegin gesagt, hier hör mal den Podcast von Raul mit Sabine Werth, die muss unbedingt in unsere unsere Jury sein. 

01:03:01.000 

Raul Krauthausen: Ja die Frau ist fantastisch. 

01:03:04.000 

Tobias Polsfuß: Also ich meine die Tafel ist ja wirklich schon so, man sagt ja einfach hier gibt es vor Ort eine Tafel, also es ist schon so zum Eigenwort geworden und mir war eben gar nicht so bewusst, dass das einfach auf so eine Initiative von ihr in Berlin zurückgeht, die damals die erste Tafel gestartet hat und sich von dort aus ähnlich wie das inklusive Wohnkonzept einfach ganz viel verbreitet hat. Tolle Frau und ich freue mich total, dass sie mit in unserer Jury ist. 

01:03:34.000 

Raul Krauthausen: Auch großartig Sandra Fietkaup, Professoren für inklusive Pädagogik und Heilpädagogik an der Hochschule in Ludwigsburg und Uwe Amrein, den kenne ich selber aus der Stiftung Bürgermut, finde ich auch großartigen Zeitgenossen. Ich habe viel von denen gelernt. Seitdem es unsere Organisation die Sozialhilfe denn gibt, laufen wir uns immer mal wieder über den Weg mit den genannten Leuten und ich finde es einfach fantastisch, dass ihr all diese Leute gewinnen könntet für diese Idee. Was 

muss ich tun um mich zu bewerben? Einfach auf die Website gehen? 

01:04:11.000 

Tobias Polsfuß: Genau, also einfach auf www.offenherzige-weitergabe.de gehen, sich dann da einfach mal kurz schlau machen und dann gibt es da ein Formular, was man ausfüllen kann bis Ende April und wenn es irgendwelche Fragen gibt oder so, dann steht meine Kollegin Julia, die den Preis koordiniert, immer gerne Rede und Antwort über Mail oder Telefon und ja haben sozusagen, also es war so auch unser Anliegen, so mal so einen Preis aus der Szene für die Szene zu machen. Also das ist jetzt kein CSR-Preis von irgendeinem Unternehmen. Entsprechend läuft da auch sehr viel vertrauensbasiert. Also wir haben zum Beispiel dazu entschieden, die Nachweise für Gemeinnützigkeit und so dann wirklich erst von den Gewinnern abzufragen und jetzt am Anfang einfach mal den Leuten zu vertrauen, dass wenn sie dort ankreuzen, dass sie gemeinnützig sind, dass sie das dann auch sind. Und ja, war unser Ansinnen sozusagen die Bewerbung so einfach zu machen, dass sie den Leuten möglichst wenig Ressourcen klaut und dann, wenn sie gewinnen, möglichst viele Ressourcen zurückgibt. 

01:05:12.000 

Raul Krauthausen: Auch das ist ja offenherzig, ne? 

01:05:14.000 

Tobias Polsfuß: Ja. 

01:05:14.000 

Raul Krauthausen: Ja. Finde ich sehr schön. 

01:05:16.000 

Tobias Polsfuß: Und wir geben uns auch sehr, sehr viel Mühe bei der Preisverleihung. Das kann ich schon mal vorausschicken. 

01:05:21.000 

Raul Krauthausen: Kannst Du verraten, wo die sein wird? 

01:05:24.000 

Tobias Polsfuß: Ja, die wird im ägyptischen Museum in München sein, die Verleihung und im Anschluss im Minna-Til, das ist quasi auf dem Vorplatz von dem Museum so ganz cooler, umgebauter Zugwagon, glaube ich, mit so einer öffentlichen Fläche, so unter einem Zelt. Da wird dann die Aftershow-Party sein und genau für die Preisverleihung wird es eine Anmeldung geben, weil da natürlich nicht so viele Leute Platz haben, aber zu der Aftershow-Party kann man einfach vorbeikommen und wir freuen uns. 

01:05:53.000 

Raul Krauthausen: Bahnticket kaufen. 

01:05:56.000 

Tobias Polsfuß: Ja, genau. Das wäre auf jeden Fall von Vorteil. Und es macht auch Sinn, das kann ich vielleicht schon mal vorausschicken, sich frühzeitig, wenn man überlegt, vorbeizukommen, sich das zu organisieren, weil es ist Fußball-EM und auch München ist ein Austragungsort und wir haben schon tatsächlich die Verleihung am einen Tag verschieben müssen, weil sonst wäre es direkt am Tag von so einem Fußballspiel in einer Allianz-Arena gewesen. Und da waren dann so die letzten Hoteltickets irgendwie 300 Euro für ein Mehrbezimmer und jetzt ist es zum Glück eben nicht an einem Tag, wo jetzt, genau, jetzt sind es ganz normale Münchner teure Preise. 

01:06:38.000 

Raul Krauthausen: Eine Frage, die ich all meinen Gästen zum Ende der Aufzugfahrt immer stelle, ist gibt es jenseits der eigenen Initiativen irgendeine Organisationen, die unsere Hörerinnen und Hörer sich anschauen könnten, die du empfehlen kannst, die spannend sind? 

01:06:55.000 

Tobias Polsfuß: Ja, also das ist vielleicht jetzt ein bisschen langweilig, aber ich würde tatsächlich gerne ein inklusives Wohnprojekt auch empfehlen, weil man sich vorstellen kann, wir haben vorhin schon darüber geredet, dass die Baukosten explodiert sind, dass es einfach wahnsinnig schwer ist, heutzutage zu bauen und dass man ein bisschen positiv verrückt sein muss. Und die Leute von dem Projekt „Solidarisches Wohnen Metzgerstraße“ sind genau das. Ich glaube, du kennst selber Samuel Flach, einer der Mitgründer, der selber im Rollstuhl sitzt und die haben glücklicherweise ein Grundstück, eine kleine Baulücke mitten im Herzen von München, Heidhausen bekommen und sind gerade dabei, dort wirklich ein 

inklusives Wohnprojekt umzusetzen, was so, ja, versucht ganz viele unterschiedliche Zukunftsthemen zu verbinden. Also die versuchen, möglichst nachhaltig mit recycelten Materialien zu bauen. Dort wohnen sowohl Leute, die irgendwie neu in Deutschland sind, weil sie irgendwie geflüchtet sind, als auch Leute, die eben schon lange in Deutschland sind oder in München leben. Und ja, also bunt gemischt irgendwie von hetero, queer, behindert, nicht behindert, jung, alt und das eben in so einer ganz kleinen Baulücke. Und wenn man das unterstützen möchte, dann kann man es eben einmal über das Sondervermögen, was ich vorhin vorgestellt habe, also wenn dieser Podcast erscheint, kann man auch auf unserer Webseite 

einfach gucken, dann verlinken wir das dort. Und sonst kann man auch zum Beispiel nicht nur spenden, sondern auch Direktkredite vergeben oder Genossenschaftsanteile zeichnen und die dann anderen, an andere Leute vergeben. Ja, das wäre wirklich ein totales Herzensprojekt, dass die dort das Projekt verwirklichen können und dass dort die Leute wohnen können. Über diese Sondervermögen versuchen wir eben, insbesondere einer alleinerziehenden Mutter mit behindertem Kind dort eine Wohnung zu 

ermöglichen, dass sie das sich leisten kann. Und ja, alle, die Lust haben, dort sich zu beteiligen, sehr gerne dafür spenden. 

01:09:03.000 

Raul Krauthausen: Super, das sind doch gute Tipps. Verlinken wir auch auf jeden Fall in den Show Notes, sowohl eure Website, euren Podcast als auch die Initiative, für die man spenden kann und natürlich auch den Wettbewerb. Wenn jetzt die Aufzugtür weitergeht, wo geht es für dich weiter? 

01:09:22.000 

Tobias Polsfuß: Ich muss tatsächlich heute noch mein Auto in die Reparatur bringen. Das ist so was ganz langweiliges, aber gehört auch zum Leben dazu. Da hat irgendwie jemand sich gedacht, da werfe ich mal einen Mülleimer drauf und entsprechend ist es gerade ein bisschen verkratzt und jetzt geht der nächste Weg sozusagen für mich in die Autowerkstatt. 

01:09:41.000 

Raul Krauthausen: Oh man, normale Weltprobleme, aber trotzdem Probleme. 

01:09:46.000 

Tobias Polsfuß: Manchmal ist es dann doch so einfach. 

01:09:48.000 

Raul Krauthausen: Jaja, genau. Mülltonne hat aufs Auto geworfen, okay. Ich habe gehört, München ist so friedlich. 

01:09:55.000 

Tobias Polsfuß: Tja, denkt man, aber offenbar nicht. 

01:10:00.000 

Raul Krauthausen: Ich war lange Zeit mit einem Immobilieninvestor unterhalten auf einer Veranstaltung, also nicht, dass wir befreundet sind. Ich habe ihn gefragt, wie er eigentlich so vorgeht, wo er investiert. Und dann sagt er, ich investiere immer dort, wo Autos brennen. Weil das quasi der Vorbote ist, da werden demnächst die Mieten steigen. Und dann dachte 

ich auch so, okay, das ist schon Asi, aber nun denn. Wenn das deine Metrik ist, weiß ich auch nicht. 

01:10:24.000 

Tobias Polsfuß: Jeder hat so. 

01:10:26.000 

Raul Krauthausen: Neulich brannten hier sechs Mietwagen von der Firma Miles und Co. 

01:10:31.000 

Tobias Polsfuß: Okay. 

01:10:33.000 

Raul Krauthausen: Da glaubt tatsächlich auch jemand, abreagiert. Das ist Berlin. Bei euch wirft man Mülltonnen auf Autos, bei uns brennen die Autos. 

01:10:41.000 

Tobias Polsfuß: Genau, der Unterschied zwischen München und Berlin in a nutschell. 

01:10:44.000 

Raul Krauthausen: Vielleicht. Hoffen wir, dass es friedlich bleibt. Ja, vielen Dank für deine Zeit. 

01:10:48.000 

Tobias Polsfuß: Ja, danke dir für die Einladung und für die nette Aufzugfahrt. 

01:20:52.000 

Raul Krauthausen: Sehr gerne wieder. Und wenn ich was für euch tun kann oder wir in Kontakt bleiben könnten, würde ich das großartig finden. 

01:10:59.000 

Tobias Polsfuß: Das ist ganz meinerseits. Also ich finde es immer schön, mich mit dir auszutauschen und Ideen zu spinnen. 

01:11:05.000 

Raul Krauthausen: Sehr cool. Dann bis bald. 

01:11:07.000 

Tobias Polsfuß: Bis bald. 

01:11:11.000 

Raul Krauthausen: Danke fürs Mitfahren. Wenn ihr mögt und euch diese Folge Spaß gemacht hat, bewerte diese Folge bei Apple Podcasts, Spotify oder wo auch immer ihr zuhört. Alle Links zur Folge, sowie die Menschen, die 

mich bei diesem Podcast unterstützen, findet ihr in den Show Notes. Schaut da gerne mal rein. Wenn ihr meine Arbeit unterstützen möchtet, würde ich mich freuen, euch bei Steady zu begrüßen. Mit einer Steady-Mitgliedschaft bekommt ihr exklusive Updates von mir und die Gelegenheit, mich zweimal im Jahr persönlich zu treffen. Im Aufzug ist eine Produktion von Schönlein Media. Ich freue mich auf das nächste Mal, hier im Aufzug. 

ChatGPT ALT-Text: "Porträt von Tobias Polsfuß, einem jungen Mann mit kurzen blonden Haaren und einem sanften Lächeln. Er trägt ein dunkelbraunes Cordhemd und blickt direkt in die Kamera. Im Hintergrund ist eine unscharfe urbane Szene. Über ihm ist in großen weißen Buchstaben "IM AUFZUG" zu lesen, und darunter steht ein Zitat: "Ein inklusives Wohnkonzept würde nicht ohne Fachkräfte funktionieren." – TOBIAS POLSFUSS - FOLGE 50. Am unteren Bildrand wird das Foto Laurent Hoffmann zugeschrieben."

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Dieser Podcast ist eine Produktion von Schønlein Media.
Produktion: Fabian Gieske , Anna Germek
Schnitt und Post-Produktion: Jonatan Hamann

Coverart: Amadeus Fronk

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