Wie geht Schule besser?

Irgendwie sind wir doch alle unglücklich mit dem deutschen Schulsystem. Deswegen ist heute der Netzlehrer im Aufzug zu Gast: Bob Blume ist Bildungsinfluencer, Autor, Podcaster – und vor allem Lehrer. Er hat ein Buch darüber geschrieben, was er alles an der Schule hasst und setzt sich deshalb dafür ein, dass sich etwas ändert. Wir sprechen darüber, ob gemeinsames Lernen die Lösung wäre und ob Inklusion an Schulen eine Utopie ist. Bob erzählt von den kleinen Herausforderungen im Schulalltag, seinen großen Learnings aus der Corona-Zeit und warum er glaubt, dass ein verpflichtendes soziales Jahr eine große Orientierungshilfe wäre.
Aufzugtür auf für eine knappe Doppelstunde mit Bob Blume!
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Und los geht’s mit der Folge.
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Irgendwie sind wir doch alle unglücklich mit dem deutschen Schulsystem.
00:00:48.240 –> 00:00:51.680
Deswegen ist heute der Netzlehrer im Aufzug zu Gast.
00:00:51.680 –> 00:00:56.720
Bob Blume ist Bildungsinfluencer, Autor und Podcaster.
00:00:56.720 –> 00:00:58.720
Und vor allem Lehrer.
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Er hat ein Buch darüber geschrieben, was er alles an der Schule hasst und setzt sich
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deshalb dafür ein, dass sich etwas ändert.
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Wir sprechen darüber, ob gemeinsames Lernen die Lösung wäre und ob Inklusion an Schulen
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eine Utopie ist oder nicht.
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Bob erzählt von den kleinen Herausforderungen im Schulalltag, seinen großen Learnings aus
00:01:21.800 –> 00:01:27.320
der Corona-Zeit und warum er glaubt, dass ein verpflichtendes soziales Jahr eine große
00:01:27.320 –> 00:01:35.320
Orientierungshilfe wählen. Also nicht länger warten, Aufzug Tür auf für eine knappe Doppelstunde mit Bob Blume.
00:01:35.320 –> 00:01:52.320
Hallo und herzlich willkommen zu einer weiteren Folge von „Im Aufzug“. Diesmal habe ich einen ganz besonderen Gast zu Gast.
00:01:52.320 –> 00:01:56.320
Da würde ich jetzt wahrscheinlich Ärger von ihm bekommen, von dieser schönen Rhetorik.
00:01:56.320 –> 00:02:03.320
Und zwar von dem allseits bekannten Netzlehrer. In Wahrheit heißt er Bob Blume.
00:02:03.320 –> 00:02:08.320
Und wir unterhalten uns über das Schulsystem, über das Bloggen, das Internet,
00:02:08.320 –> 00:02:12.320
vielleicht auch über seine unbekannte Herkunft und über sein Buch.
00:02:12.320 –> 00:02:14.320
Hallo Bob, wie geht’s dir?
00:02:14.320 –> 00:02:17.320
Hallo, schön, dass ich da sein kann. Oh, das ist richtig schön geräumig.
00:02:17.320 –> 00:02:20.320
Solche Aufzüge mag ich, vor allem, wenn man so lange drin bleibt.
00:02:20.320 –> 00:02:22.320
bleibt. Super, dass ich da sein kann.
00:02:22.320 –> 00:02:24.320
Gibt es einen Awkward Moment, den du mal
00:02:24.320 –> 00:02:26.320
in einem Aufzug erlebt hast?
00:02:26.320 –> 00:02:28.320
Ehrlich gesagt, habe ich glaube ich
00:02:28.320 –> 00:02:30.320
schon einige Awkward Moments
00:02:30.320 –> 00:02:32.320
in Aufzügen erlebt.
00:02:32.320 –> 00:02:34.320
Ich finde, Aufzugfahren
00:02:34.320 –> 00:02:36.320
ist sozusagen der Awkward Moment
00:02:36.320 –> 00:02:38.320
schlechthin. Also
00:02:38.320 –> 00:02:40.320
vor allen Dingen, wenn es relativ voll ist und man
00:02:40.320 –> 00:02:42.320
so Nase an Nase steht.
00:02:42.320 –> 00:02:44.320
Ich glaube, das, was ich so ganz konkret
00:02:44.320 –> 00:02:46.320
vor Augen habe, ist eher kein
00:02:46.320 –> 00:02:48.320
Aufzug, sondern diese
00:02:48.320 –> 00:02:56.320
gondeln, wenn die zu voll sind und man steht dann sozusagen tatsächlich Nase an Nase mit irgendeiner Person und versucht,
00:02:56.320 –> 00:03:00.320
zwanghaft an ihr vorbeizugucken. Das empfinde ich immer
als etwas unangenehm.
00:03:00.320 –> 00:03:03.320
Guckst du auch zwanghaft vorbei oder guckst du dich bewusst an?
00:03:03.320 –> 00:03:08.320
Also mittlerweile gucke ich, glaube ich, auch vorbei. Früher habe ich die Leute angeguckt,
00:03:08.320 –> 00:03:13.320
also jetzt nicht in Aufzügen, sondern in öffentlichen Verkehrsmitteln. Also meine Mutter hat mir zum Beispiel gesagt,
00:03:13.320 –> 00:03:16.240
dass ich früher, da war ich etwas jünger als jetzt,
00:03:16.240 –> 00:03:19.360
bin ich zum Beispiel zu Leuten hingelaufen, zu Omas und Opas,
00:03:19.360 –> 00:03:22.040
und hab gesagt, du siehst aber alt aus.
00:03:22.040 –> 00:03:23.640
Super Einstieg.
00:03:23.640 –> 00:03:25.840
Aber die haben wohl immer ganz gut reagiert.
00:03:25.840 –> 00:03:26.840
Ja.
00:03:26.840 –> 00:03:29.000
Hast du einen Lifehack,
00:03:29.000 –> 00:03:32.080
der vielleicht für uns alle hilfreich sein könnte,
00:03:32.080 –> 00:03:34.880
wie man früh aufstehen lernt?
00:03:34.880 –> 00:03:37.400
Oh, sehr, sehr gar nicht.
00:03:37.400 –> 00:03:42.240
Weil, also bei mir ist es das Gegenteil der Fall,
00:03:42.240 –> 00:03:44.640
Das frühe Aufstehen macht mich fertig.
00:03:44.640 –> 00:03:46.040
Und das macht mich so …
00:03:46.040 –> 00:03:49.040
Ich glaube auch, dass das bei mir biologisch bedingt ist.
00:03:49.040 –> 00:03:52.520
Wenn ich vor acht Uhr aufstehen muss, was fast immer der Fall ist,
00:03:52.520 –> 00:03:54.600
also ich muss so um sechs Uhr aufstehen,
00:03:54.600 –> 00:04:00.040
dann hab ich etwas, was sich sehr nah an dem Gefühl anlehnt,
00:04:00.040 –> 00:04:02.600
dass ich in depressiven Phasen hatte.
00:04:02.600 –> 00:04:04.520
Das dauert nur nicht so lange, ne?
00:04:04.520 –> 00:04:07.520
Das dauert so … Also, ich wache morgens auf, sechs Uhr,
00:04:07.520 –> 00:04:10.000
und hasse erst mal die Welt.
00:04:10.000 –> 00:04:11.600
Das ist ganz schlimm.
00:04:11.640 –> 00:04:15.440
Und so nach dem zweiten, dritten Kaffee reguliert sich das dann, ja?
00:04:15.440 –> 00:04:18.640
Und ich muss sozusagen aber natürlich auch eine Doppelstunde am Anfang halten,
00:04:18.640 –> 00:04:22.640
das heißt, da schauspieler ich dann für die Schülerinnen und Schüler ein bisschen,
00:04:22.640 –> 00:04:24.640
damit die nicht mitkriegen, wie es mir geht.
00:04:24.640 –> 00:04:28.240
Und ab 9.30 Uhr relativiert sich das dann.
00:04:28.240 –> 00:04:31.640
Also, falls mir jemand einen Tipp geben könnte, was frühes Aufstehen angeht,
00:04:31.640 –> 00:04:33.240
da wäre ich absolut bei.
00:04:33.240 –> 00:04:37.240
Ich habe früher beim Radio gearbeitet und die Morningshow beginnt immer um 5.
00:04:37.240 –> 00:04:40.440
Und das heißt, die mussten um 3 Uhr aufstehen.
00:04:40.440 –> 00:04:45.440
Und das ist auch richtig hart, weil natürlich ist das Radioarbeiten auch irgendwie toll
00:04:45.440 –> 00:04:47.840
und machen Leute auch in der Regel freiwillig.
00:04:47.840 –> 00:04:51.400
Allerdings fand ich das so geil, dass der Chefredakteur
00:04:51.400 –> 00:04:54.880
dann irgendwann den Kolleginnen die Freiheit gegeben hat,
00:04:54.880 –> 00:04:59.680
auch morgens mal schlechte Laune on Air zu haben, weil das authentisch sei.
00:04:59.680 –> 00:05:03.040
Ja, ich meine, ich verstehe das. Das ist eigentlich gut, ne?
00:05:03.040 –> 00:05:06.080
Bei mir ist das zum Beispiel auch so, wenn ich schlechte Laune habe,
00:05:06.080 –> 00:05:08.200
also Radio ist jetzt ein bisschen was anderes.
00:05:08.200 –> 00:05:13.860
Es wurde ein paar mal jetzt um zum Beispiel so ein, ich mache manchmal ja Moderationen mit SWR3,
00:05:13.860 –> 00:05:17.980
und da soll ich das dann morgens teasern, so 6.40 Uhr.
00:05:17.980 –> 00:05:20.180
Ja, das ist aber immer eine geile Radiostimme.
00:05:20.180 –> 00:05:27.480
Aber, ja, das ist total nett, aber was ich glaube ich nicht hinkriegen würde, wäre so eine Morningshow,
00:05:27.480 –> 00:05:32.380
in der man dann so sagt, hey, zuerst, sagen wir mal, ist es dir eigentlich auch schon aufgefallen,
00:05:32.380 –> 00:05:37.700
dass morgens die Vögel immer so, weil ich denke so, boah, ey, komm, und da muss ich mich immer so wahnsinnig anschränken.
00:05:37.700 –> 00:05:41.340
Genau, ist wirklich so. Du, eigentlich, sprich mich bitte jetzt einfach nicht an.
00:05:41.340 –> 00:05:48.300
Aber, was ich tatsächlich mache, ist, dass ich jetzt auch in Klassen zum Beispiel den Schülerinnen und Schülern sage,
00:05:48.300 –> 00:05:56.860
„Passt mal auf, Leute, irgendwie, ich hab heute einen schlechten Tag, liegt nicht an euch, aber seid so ein ganz kleines bisschen gerade mal sensibel.“
00:05:56.860 –> 00:06:03.260
Weißt du, weil ich möchte halt nicht, dass die denken, was ja relativ schnell passieren kann, dass sie irgendwas ausgefressen haben,
00:06:03.260 –> 00:06:08.500
sondern dann sagen, ey, grade bin ich mit dem falschen Fuß aufgestanden
00:06:08.500 –> 00:06:11.100
oder halt zu früh, was leider häufig der Fall ist.
00:06:11.100 –> 00:06:12.860
Und haben die dafür Verständnis?
00:06:12.860 –> 00:06:17.340
Ja, ich frag die ja nicht einzeln ab, aber Schülerinnen und Schüler,
00:06:17.340 –> 00:06:19.660
wenn man auf einer gewissen Augenhöhe ist,
00:06:19.660 –> 00:06:22.540
und damit mein ich jetzt nicht bester Kumpel,
00:06:22.540 –> 00:06:25.540
sondern Augenhöhe im Sinne von, man ist halt transparent
00:06:25.540 –> 00:06:27.740
in dem, was man tut und wie man das tut,
00:06:27.740 –> 00:06:30.500
da haben die auf jeden Fall Verständnis.
00:06:30.500 –> 00:06:32.860
das merkt man halt daran, also die sagen dann nicht alle,
00:06:32.860 –> 00:06:34.900
oh Herr Blume, ja klar, wir haben Verständnis,
00:06:34.900 –> 00:06:37.580
sondern man merkt das zum Beispiel daran, dass sie dann vielleicht
00:06:37.580 –> 00:06:40.660
nicht ganz so wild sind, wie sie sonst sind oder so.
00:06:40.660 –> 00:06:43.940
Also das, da habe ich echt mit so einer Transparenz
00:06:43.940 –> 00:06:46.540
und offenen Kommunikation in allen Bereichen,
00:06:46.540 –> 00:06:49.180
ja auch im Netz, habe ich echt gute Erfahrungen gemacht.
00:06:49.180 –> 00:06:53.500
Man liest sehr viel von dir und du bist auch in sehr vielen Podcasts
00:06:53.500 –> 00:06:57.380
zu Gast und machst selber auch einen ziemlich erfolgreichen
Podcast
00:06:57.380 –> 00:07:02.260
beim SWR zum Thema Bildungssystem und Schule.
00:07:02.260 –> 00:07:05.140
„Die Schule brennt“, glaube ich, heißt der. Hurra hurra.
00:07:05.140 –> 00:07:08.980
Die Frage, die ich mir gestellt habe, wie war denn eigentlich deine Schulzeit?
00:07:08.980 –> 00:07:12.340
Genau, „Hurra hurra, die Schule brennt“. Das ist eine wunderbare Überleitung,
00:07:12.340 –> 00:07:16.020
denn der Song „Hurra hurra, die Schule brennt“, der ist von Extra Breit.
00:07:16.020 –> 00:07:18.660
Und Extra Breit, die kommen aus Hagen.
00:07:18.660 –> 00:07:20.500
Und ich bin in Hagen groß geworden.
00:07:20.500 –> 00:07:22.900
Mein Vater hat mit Extra Breit noch gefeiert.
00:07:22.900 –> 00:07:26.580
Allerdings, sagt er zumindest, nicht so viel, wie die Jungs gefeiert haben.
00:07:26.580 –> 00:07:28.580
Die waren extra breit.
00:07:28.580 –> 00:07:31.300
Die waren so extra breit, dass mein Vater zum Beispiel,
00:07:31.300 –> 00:07:34.700
also ich geb mal ein Beispiel, mein Vater hat mir sehr früh vermittelt,
00:07:34.700 –> 00:07:37.500
sehr früh Dinge über Drogen vermittelt.
00:07:37.500 –> 00:07:40.260
Das mach ich mit Schülerinnen und Schülern übrigens auch,
00:07:40.260 –> 00:07:41.980
immer mal wieder, wenn es sich anbietet.
00:07:41.980 –> 00:07:42.980
Der hat zum Beispiel gesagt…
00:07:42.980 –> 00:07:44.460
Aber theoretisch, nicht praktisch.
00:07:44.460 –> 00:07:45.460
Theoretisch.
00:07:45.460 –> 00:07:48.780
Der hat zum Beispiel gesagt, lass die Finger weg von LSD.
00:07:48.780 –> 00:07:53.660
Warum? Weil in diesem extra breit Umkreis
00:07:53.660 –> 00:07:57.620
Jemand war, der sich so viel Teilchen geschmissen hat,
00:07:57.620 –> 00:08:00.420
dass er irgendwann nur noch schwarz-weiß gesehen hat.
00:08:00.420 –> 00:08:02.420
Und das ist nicht wieder weggegangen.
00:08:02.420 –> 00:08:05.340
Da war ich dem wirklich dankbar.
00:08:05.340 –> 00:08:10.980
Zu deiner Frage, ich hatte 12 Jahre lang eine unglaublich
tolle Schulzeit.
00:08:10.980 –> 00:08:14.900
Und das 13. Jahr war echt beschissen, dieses Abiturjahr.
00:08:14.900 –> 00:08:16.980
Weil ich war ja in einer Waldorfschule.
00:08:16.980 –> 00:08:18.580
Ich halte das jetzt aber kurz.
00:08:18.580 –> 00:08:21.820
Aber in dieser Waldorfschule, all das, was man da gemacht hat,
00:08:21.820 –> 00:08:23.220
ohne Noten.
00:08:23.220 –> 00:08:33.080
Also das heißt von Aquarellfarben malen und schmieden und Kupfer treiben und Bücher binden und Kerzen ziehen und
00:08:33.080 –> 00:08:42.240
also alle, also und hier Tönern und Töpfern und das ganze Zeug. Mir hat das immer unglaublich Spaß gemacht.
00:08:42.240 –> 00:08:47.680
Aber natürlich hatten wir auch Deutsch und Englisch. Physik hatte ich nicht so viel, weil wir einfach keinen Lehrer gefunden haben schon damals.
00:08:47.680 –> 00:08:52.320
Also da gab es keinen großen Lehrermangel, aber an der Waldorfschule verdienen die Lehrer halt einfach auch nicht so viel.
00:08:52.320 –> 00:08:57.080
Und das war wahnsinnig toll, aber dieses letzte, dieses 13. Jahr,
00:08:57.080 –> 00:09:00.640
dieses Abiturjahr, das war echt hardcore.
00:09:00.640 –> 00:09:04.000
Und da hatten wir auch den einen oder anderen Lehrer,
00:09:04.000 –> 00:09:06.800
also vor allen Dingen einen Lehrer, der wirklich …
00:09:06.800 –> 00:09:08.240
richtig ätzend war.
00:09:08.240 –> 00:09:11.080
Und also insofern, zwölf Jahre hatte ich wirklich
00:09:11.080 –> 00:09:14.400
eine ganz tolle Schulzeit, Klammer auf.
00:09:14.400 –> 00:09:18.640
Natürlich immer mit den Dingen, die jeder von uns auch kennt.
00:09:18.640 –> 00:09:20.840
Also zum Beispiel Mobbingsituationen und so
00:09:20.880 –> 00:09:24.560
hatte ich in der Schulzeit auch, das war aber eher im Fußballverein.
00:09:24.560 –> 00:09:26.920
Aber so rein von dem, was man gemacht hat.
00:09:26.920 –> 00:09:29.320
Ich hab mich immer auf die Schule gefreut.
00:09:29.320 –> 00:09:31.440
Und seitdem ich, mal kurz überlegen,
00:09:31.440 –> 00:09:34.200
ich glaub, seit der achten Klasse bis zur 13,
00:09:34.200 –> 00:09:38.360
bin ich auch jeden Tag über eine Stunde gefahren in die Schule.
00:09:38.360 –> 00:09:41.080
Ich hab dann nämlich hinterher in Bochum gewohnt,
00:09:41.080 –> 00:09:43.960
beim Schauspielhaus, und bin dann nach Hagen-Haspel
00:09:43.960 –> 00:09:46.640
mit allen Verkehrsmitteln, die es gab, gefahren.
00:09:46.640 –> 00:09:49.720
Einfach, weil ich da total gerne weiter hingehen wollte.
00:09:49.840 –> 00:09:51.840
die Schule zu wechseln.
00:09:51.840 –> 00:09:54.280
Und was war dann am 13. Jahr so schlimm?
00:09:54.280 –> 00:09:56.680
Ja, du musst dir das ungefähr so vorstellen,
00:09:56.680 –> 00:09:58.920
da muss ich jetzt ein bisschen aufpassen,
00:09:58.920 –> 00:10:02.520
weil das, glaube ich, nichts ist, was offiziell festgeschrieben ist.
00:10:02.520 –> 00:10:05.720
Oder es ist festgeschrieben, aber ich hab nicht nachgeguckt.
00:10:05.720 –> 00:10:08.040
Aber nach der staatlichen Logik ist es so,
00:10:08.040 –> 00:10:09.720
dass man in der Waldorfschule
00:10:09.720 –> 00:10:12.360
erst nach zwölf Jahren die mittlere Reife kriegt.
00:10:12.360 –> 00:10:15.320
Und das heißt sozusagen ja in der Logik,
00:10:15.320 –> 00:10:18.200
dass man nach zwölf Jahren eigentlich nur so weit ist
00:10:18.240 –> 00:10:19.760
Gymnasiasten nach der 10.
00:10:19.760 –> 00:10:23.000
Ach krass, das heißt, du musstest in einem Jahr zwei, drei Jahre aufräumen.
00:10:23.000 –> 00:10:24.200
So, genau.
00:10:24.200 –> 00:10:28.920
Das ist natürlich nicht ganz richtig, weil, also wer könnte das schaffen, ja?
00:10:28.920 –> 00:10:32.640
Aber es war schon ein richtig großes Brett.
00:10:32.640 –> 00:10:38.560
Aber wie gesagt, also, weißt du, dieses Jahr ist vielleicht so ein bisschen der Marmeladenfleck
00:10:38.560 –> 00:10:46.720
auf einer weißen Weste, die, eigentlich war die Schulzeit ansonsten wirklich, wirklich toll.
00:10:46.720 –> 00:10:49.360
Und für mich natürlich auch prägend in ganz vielen Dingen,
00:10:49.360 –> 00:10:52.040
die ich mittlerweile immer noch als Überzeugung habe.
00:10:52.040 –> 00:10:57.680
Ich hab mal gehört, dass es, also wenn, angenommen, deine Eltern sind scheiße
00:10:57.680 –> 00:11:01.680
oder du lebst irgendwie in einem prekären Verhältnissen
00:11:01.680 –> 00:11:05.040
oder du hast keine Freunde, du bist irgendwie einsam, du lebst auf dem Land,
00:11:05.040 –> 00:11:09.600
dass es wenigstens eine Person ist, die den Unterschied machen kann in deinem Leben,
00:11:09.600 –> 00:11:13.920
die dich aus diesem Sumpf vielleicht auch rausholen kann.
00:11:13.920 –> 00:11:19.700
Einfach nur weil du spürst, weil man spürt, dass es jemand gibt, der an einen glaubt.
00:11:19.700 –> 00:11:22.800
Warst du mal dieser Mensch oder hattest du mal so einen Menschen?
00:11:22.800 –> 00:11:26.500
Ja, das ist bei mir, glaube ich, wirklich auch klassisch meine Mutter.
00:11:26.500 –> 00:11:29.720
Ich habe da tatsächlich gestern mit ihr noch darüber geredet,
00:11:29.720 –> 00:11:35.640
weil es ja oft in so Bildungsbiografien auch über Generationen hinweg
00:11:35.640 –> 00:11:38.640
oftmals so ein statuserhaltendes Element gibt.
00:11:38.640 –> 00:11:43.640
Also mit anderen Worten, die Kinder machen das, was die Eltern gemacht haben, auch schulisch.
00:11:43.640 –> 00:11:47.520
Das heißt, wenn die Eltern in die Hauptschule gegangen sind, gehen die Kinder in die Hauptschule,
00:11:47.520 –> 00:11:49.520
haben auch dann direkt weniger Chancen.
00:11:49.520 –> 00:11:54.640
Es gibt natürlich immer so Ausbrecher nach oben, auch nach unten, aber eigentlich ist das oft statuserhalt.
00:11:54.640 –> 00:12:03.640
Und bei meiner Mutter ist es so, dass die sozusagen, also ihre zwei Brüder vor ihr,
00:12:03.640 –> 00:12:08.920
die hat drei Brüder, die zwei Brüder vor ihr, die waren eben nicht im Gymnasium.
00:12:08.920 –> 00:12:14.320
Sie hat dann Fachabi gemacht und ihr kleiner Bruder sozusagen,
00:12:14.320 –> 00:12:17.800
der übrigens mein Fotograf ist und ab und zu mal auch für mich gehalten wird.
00:12:17.800 –> 00:12:21.440
Manchmal schreiben ja Leute, dass das eigentlich das Pseudonym Thomas Clemens ist.
00:12:21.440 –> 00:12:24.240
Aber ist das der Fotograf? Und das steht halt unter meinen Fotos. Egal.
00:12:24.240 –> 00:12:27.200
Jedenfalls, der ist dann ins allgemeinbildende Gymnasium gegangen,
00:12:27.200 –> 00:12:31.680
weil meine Oma eben die Kehrarbeit gemacht hat.
00:12:31.680 –> 00:12:35.920
Ja, mit mit vier Kindern und mein Opa richtig hart gearbeitet hat.
00:12:35.920 –> 00:12:40.520
Der war Maurer und hat hinterher in einer Metallfabrik gearbeitet.
00:12:40.520 –> 00:12:43.560
Und sich da zum Beispiel sowohl Beine als auch Arme
00:12:43.560 –> 00:12:45.080
so stark kaputtgemacht,
00:12:45.080 –> 00:12:48.680
dass er für 20 Jahre seines Lebens unter Morphium,
00:12:48.680 –> 00:12:50.760
also wirklich Morphium, genommen hat.
00:12:50.760 –> 00:12:52.040
Und der war so ein …
00:12:52.040 –> 00:12:55.240
Ich hab den wirklich geliebt, und der hat mich auch geliebt,
00:12:55.240 –> 00:12:57.240
aber der hat immer mal wieder gesagt,
00:12:57.240 –> 00:13:00.400
ich kann nicht mehr, ich geh gleich hoch und häng mich auf.
00:13:00.400 –> 00:13:03.400
Also richtig krass, weil der einfach so Schmerzen hatte.
00:13:03.440 –> 00:13:06.720
Meine Mutter hat diesen Sprung dann aber gemacht.
00:13:06.720 –> 00:13:09.040
Nach dem Fachabi wollte die weiterlernen,
00:13:09.040 –> 00:13:11.760
die hat das Abitur gemacht, nachgeholt.
00:13:11.760 –> 00:13:15.240
Und hat, nachdem sie und mein Vater sich getrennt hatten,
00:13:15.240 –> 00:13:19.640
angefangen, noch mal zu studieren, also mit 30.
00:13:19.640 –> 00:13:25.200
Die hat studiert und gleichzeitig 3 Jobs gemacht als Alleinerziehende.
00:13:25.200 –> 00:13:27.840
Und zwar in der Nachtwache.
00:13:27.840 –> 00:13:30.800
Die hat nachts Nachtwache in der Psychiatrie gemacht
00:13:30.800 –> 00:13:32.520
und tagsüber dann studiert.
00:13:32.520 –> 00:13:36.520
ist psychologische Psychotherapeutin geworden und so.
00:13:36.520 –> 00:13:40.020
Und die hat in einer Zeit,
00:13:40.020 –> 00:13:44.020
in der wir in Hagen, Weringhausen, gewohnt haben,
00:13:44.020 –> 00:13:48.020
also, ich sag mal, in Weringhausen ist das so gewesen,
00:13:48.020 –> 00:13:50.520
sozusagen der soziale Status zeigt sich,
00:13:50.520 –> 00:13:52.520
wie weit man unten am Berg wohnt.
00:13:52.520 –> 00:13:55.020
Und wir waren ganz unten. Oben waren die Villen,
00:13:55.020 –> 00:13:58.020
unten hat man mal immer so einen draufgekriegt.
00:13:58.020 –> 00:14:00.020
Wir hatten zum Beispiel, so,
00:14:00.020 –> 00:14:02.860
Wir hatten zum Beispiel die Dusche in unserer Küche.
00:14:02.860 –> 00:14:04.620
Also, ging nicht anders.
00:14:04.620 –> 00:14:07.700
Und die Toilette war im Flur.
00:14:07.700 –> 00:14:09.980
Im Treppenhaus. – Im Treppenhaus, genau.
00:14:09.980 –> 00:14:12.500
Also, das heißt, es war arschkalt.
00:14:12.500 –> 00:14:15.820
Und das mein ich wortwörtlich, im Winter war der arschkalt.
00:14:15.820 –> 00:14:16.940
Ja, genau.
00:14:16.940 –> 00:14:19.140
Gut, aber was ich eigentlich sagen will,
00:14:19.140 –> 00:14:22.180
ist, meine Mutter hat sozusagen das trotzdem geschafft,
00:14:22.180 –> 00:14:23.700
mir das Gefühl zu geben,
00:14:23.700 –> 00:14:26.740
dass man’s irgendwie packen kann, wenn man arbeitet.
00:14:26.860 –> 00:14:30.660
die ist unglaublich ehrgeizig, unglaublich uneigennützig
00:14:30.660 –> 00:14:35.660
und war immer hinterher sozusagen auch in den Verhältnissen,
00:14:35.660 –> 00:14:37.540
in denen wir da halt damals gelebt haben,
00:14:37.540 –> 00:14:42.220
mit, ich sag jetzt mal, 1.000 Euro Einkommen
00:14:42.220 –> 00:14:46.100
und eben in der kleinen Bude irgendwo da in Hagen,
00:14:46.100 –> 00:14:51.020
dafür zu sorgen, dass ich bestmöglich unterstützt werde.
00:14:51.020 –> 00:14:53.540
Und deshalb, also das ist sozusagen,
00:14:53.540 –> 00:14:55.980
da lass ich wirklich keinen dran kommen,
00:14:55.980 –> 00:14:58.980
die hat mich da unglaublich unterstützt.
00:14:58.980 –> 00:15:05.980
Bist du heute der Lehrer oder diese Person, die deine Mutter
damals für dich war?
00:15:05.980 –> 00:15:09.980
Also bist du jetzt quasi der coole Lehrer oder bist du der anstrengende Lehrer,
00:15:09.980 –> 00:15:17.980
der sich quasi mit Jugendsprache versucht, es cringemäßig cool zu machen?
00:15:17.980 –> 00:15:18.980
Ich weiß die Antwort.
00:15:18.980 –> 00:15:19.980
Ja, das hoffe ich natürlich nicht.
00:15:19.980 –> 00:15:21.980
Aber ich hoffe das natürlich nicht.
00:15:21.980 –> 00:15:22.980
Also ich hoffe das natürlich nicht.
00:15:22.980 –> 00:15:26.180
Ich lass mir ja oft auch Feedback geben, anonymes Feedback.
00:15:26.180 –> 00:15:28.780
Und ich sage denen, schreibt mir bitte rein,
00:15:28.780 –> 00:15:34.540
ich kann’s ja nicht nachvollziehen, wer das dann ist und so.
00:15:34.540 –> 00:15:37.500
Und das Feedback ist oftmals toll.
00:15:37.500 –> 00:15:41.620
Aber ich bin natürlich trotzdem, also, ich benutze ja diese Sprache trotzdem,
00:15:41.620 –> 00:15:45.020
aber meistens halt nicht, weil ich mich irgendwie anbiedern will,
00:15:45.020 –> 00:15:48.460
sondern weil das ja auch so ein bisschen so ein Internetding ist.
00:15:48.460 –> 00:15:51.500
Also zum Beispiel, meine Frau findet das tierisch cringe,
00:15:51.540 –> 00:15:53.220
Cringe. So, ja.
00:15:53.220 –> 00:15:57.460
Ich glaub, was anderes ist wichtiger, zwei Sachen.
00:15:57.460 –> 00:15:59.540
Erstens, du merkst ja so ein bisschen,
00:15:59.540 –> 00:16:03.100
wenn Schülerinnen und Schüler dich ins Vertrauen ziehen.
00:16:03.100 –> 00:16:06.540
Und das ist zum Beispiel vor allen Dingen dann möglich,
00:16:06.540 –> 00:16:09.060
wenn du eben nicht so unter diesem Druck stehst,
00:16:09.060 –> 00:16:12.380
den du in Fächern stehst, zum Beispiel in Arbeitsgemeinschaften.
00:16:12.380 –> 00:16:14.300
Und da merk ich das natürlich schon,
00:16:14.300 –> 00:16:17.660
und ich krieg dann manchmal auch Mails oder Briefe Jahre später,
00:16:17.660 –> 00:16:19.580
wo mir Schüler dann davon berichten.
00:16:19.580 –> 00:16:21.020
Was echt irre ist manchmal.
00:16:21.060 –> 00:16:26.340
Ich hab zum Beispiel letztens durch Zufall auf einem Brief gesehen von einer Kursstufenschülerin,
00:16:26.340 –> 00:16:33.380
die mittlerweile Künstlerin ist und auch für den SWR3 schon so ein Buch gemacht hat.
00:16:33.380 –> 00:16:37.220
Und jedenfalls stand da, ich gehe jetzt nicht ins Konkrete, da stand nur,
00:16:37.220 –> 00:16:39.820
sie haben folgenden Satz zu mir gesagt.
00:16:39.820 –> 00:16:46.780
Und dieser Satz hat dafür gesorgt, dass ich sozusagen diese zwei Jahre Abitur schaffen konnte,
00:16:46.780 –> 00:16:48.660
weil der mich so aufgebaut und motiviert hat.
00:16:48.660 –> 00:16:49.660
Wie welcher Satz?
00:16:49.660 –> 00:16:54.860
Ja, das wird jetzt identifiziert, aber es war ein Satz, den ich irgendwie gesagt habe.
00:16:54.860 –> 00:16:57.060
Ach, das ist ja fies! Peter Cliffhanger.
00:16:57.060 –> 00:17:01.460
Naja, er hatte sozusagen damit zu tun, dass ich ihr gesagt habe, dass ich glaube,
00:17:01.460 –> 00:17:05.560
ich meine nur, das kennen Lehrerinnen und Lehrer auch, das war konkret, jetzt mach ich es ein bisschen allgemein formuliert,
00:17:05.560 –> 00:17:10.460
dass ich der Auffassung bin, dass sie unglaubliches Potential hat, das aber noch nicht entdeckt hat,
00:17:10.460 –> 00:17:14.660
und dass ich ihr dabei helfe, das sozusagen, irgendwie so, ich weiß, das hört sich pathetisch an.
00:17:14.660 –> 00:17:18.380
Aber jedenfalls ist es halt so, dass man, wenn man so was dann liest,
00:17:18.380 –> 00:17:21.300
ist das unglaublich krass, weil man natürlich auch weiß,
00:17:21.300 –> 00:17:24.020
dass das auch andersrum passieren kann.
00:17:24.020 –> 00:17:27.220
Du sagst einen Satz im Affekt oder nebenbei.
00:17:27.220 –> 00:17:33.140
Und eine Schülerin kriegt vielleicht einen Anstoß und denkt so,
00:17:33.140 –> 00:17:36.460
der mag mich nicht, der will mich nicht, der denkt, ich schaff das nicht usw.
00:17:36.460 –> 00:17:39.900
Und da merkt man dann, was für eine unglaubliche Verantwortung man hat.
00:17:39.900 –> 00:17:44.820
Als Lehrkraft selber bin ich aber leider so ein bisschen so ein Zwitterwesen,
00:17:44.820 –> 00:17:47.540
was für Schülerinnen und Schüler, ich hab das Gefühl,
00:17:47.540 –> 00:17:50.180
vielleicht ist das auch, weil sich das so ein bisschen durchzieht,
00:17:50.180 –> 00:17:52.580
dass man dann darüber redet, was ist denn der Blume für einer,
00:17:52.580 –> 00:17:55.500
dass ich das verbessert habe, dass sie sich darauf einlassen können.
00:17:55.500 –> 00:17:59.100
Normalerweise ist das so, oder zumindest habe ich das immer so erlebt,
00:17:59.100 –> 00:18:01.260
dass es so Lehrerkategorien gibt.
00:18:01.260 –> 00:18:06.580
Und das ist zum Beispiel der strenge, unnahbare, mit hohem Anspruch.
00:18:06.580 –> 00:18:13.460
Oder der Lockere, Kumpelhafte, Nette, der die guten Noten verteilt oder so.
00:18:13.460 –> 00:18:15.780
Und bei mir, ich bin halt so ein Zwischending.
00:18:15.780 –> 00:18:19.260
Ich bin wahnsinnig locker, wenn ich das Gefühl hab,
00:18:19.260 –> 00:18:21.660
dass Schülerinnen und Schüler mich ernst nehmen
00:18:21.660 –> 00:18:23.940
und auch wissen, dass ich sie ernst nehme.
00:18:23.940 –> 00:18:25.380
Dann bin ich locker.
00:18:25.380 –> 00:18:28.300
Ich bin locker, wenn ich sage, passt mal auf, Leute,
00:18:28.300 –> 00:18:31.540
das müsst ihr jetzt machen, z.B. eine Hausaufgabeninitiative.
00:18:31.540 –> 00:18:32.740
Das müsst ihr machen.
00:18:32.740 –> 00:18:34.620
Und die machen das, bin ich locker.
00:18:34.620 –> 00:18:46.620
Wenn Leute aber anfangen, auch Schüler, mich zu verarschen, Bullshit zu machen, also mit Bullshit meine ich, mich anzulügen, zu sagen, ja, ich wusste nicht, ich kann nicht, dann werde ich wirklich böse.
00:18:46.620 –> 00:19:00.180
Und ich bin auch sehr anspruchsvoll oder zumindest, was heißt sehr anspruchsvoll, ich habe den Anspruch, dass Schülerinnen und Schüler als Rückmeldung einen gewissen Standard bekommen,
00:19:00.180 –> 00:19:02.260
der dazu führt, dass sie wissen,
00:19:02.260 –> 00:19:04.660
und übrigens nicht mit Noten zwangsläufig,
00:19:04.660 –> 00:19:07.020
aber dass sie sich darauf verlassen können,
00:19:07.020 –> 00:19:08.980
wo sie stehen, mit anderen Worten.
00:19:08.980 –> 00:19:12.100
Ich würd mich schämen, gute Punktzahlen zu verteilen.
00:19:12.100 –> 00:19:14.380
Dann würden die Schüler an eine Uni gehen
00:19:14.380 –> 00:19:16.620
und keinen Text richtig gelesen kriegen.
00:19:16.620 –> 00:19:18.660
Die denken, das kann doch nicht sein,
00:19:18.660 –> 00:19:21.220
der Blume hat doch immer gesagt, ich bin super.
00:19:21.220 –> 00:19:23.820
Das heißt, bei mir ist es ein bisschen komisch.
00:19:23.820 –> 00:19:26.660
Bin locker, ne, so internetmäßig,
00:19:26.660 –> 00:19:29.780
was die Wortwahl angeht manchmal,
00:19:29.900 –> 00:19:34.900
Aber gleichzeitig möchte ich die Schülerinnen und Schüler auch möglichst unterstützen,
00:19:34.900 –> 00:19:40.420
gute Leistungen zu bringen und einen hohen Anspruch an sich selber zu erfüllen.
00:19:40.420 –> 00:19:44.740
Aber vielleicht ist genau das der Magic Mix, den man braucht.
00:19:44.740 –> 00:19:49.620
Ja, vielleicht. Aber ich glaube, was ich mal nicht machen möchte, ist zu sagen,
00:19:49.620 –> 00:19:52.700
eine Lehrkraft muss so sein wie ich jetzt.
00:19:52.700 –> 00:19:56.540
Also ich gebe dir ein Beispiel. Meine Mentorin in meiner Schule,
00:19:56.540 –> 00:19:58.940
Ich hab in der Schule Referendariat gemacht,
00:19:58.940 –> 00:20:01.180
in dem ich vorher Praktikum gemacht hab.
00:20:01.180 –> 00:20:03.740
Dann siehst du, die Lehrkraft findest du gut,
00:20:03.740 –> 00:20:05.780
die Lehrkraft findest du schwierig.
00:20:05.780 –> 00:20:08.100
Dann wurde mir meine Mentorin zugewiesen,
00:20:08.100 –> 00:20:09.900
und ich dachte, ach du Schande.
00:20:09.900 –> 00:20:11.980
Grüße gehen raus, wenn die das hört.
00:20:11.980 –> 00:20:14.220
Ich dachte erst, ach du Schande. Warum?
00:20:14.220 –> 00:20:16.700
Die war halt das absolute Gegenteil von mir.
00:20:16.700 –> 00:20:19.340
Die war so nüchtern und eher statisch.
00:20:19.340 –> 00:20:21.260
Aber das war eine gute Lehrerin.
00:20:21.260 –> 00:20:24.460
Das heißt, ich musste mich dann megamäßig daran gewöhnen,
00:20:24.580 –> 00:20:26.580
die so unterschiedlich ist.
00:20:26.580 –> 00:20:30.180
Ich würde aber niemals sozusagen sagen,
00:20:30.180 –> 00:20:32.660
jemand ist ein schlechterer Lehrer,
00:20:32.660 –> 00:20:35.500
weil er zum Beispiel eben nicht
00:20:35.500 –> 00:20:38.940
was weiß ich, Netzduktus hat oder so,
00:20:38.940 –> 00:20:42.340
sondern ich glaube, es gibt verschiedene Magic-Mixes,
00:20:42.340 –> 00:20:43.780
wenn man so will.
00:20:43.780 –> 00:20:46.860
Beim Vorbereiten für diese Folge
00:20:46.860 –> 00:20:49.620
ist es natürlich mir super einfach gefallen,
00:20:49.620 –> 00:20:51.380
über das Schulsystem herzuziehen.
00:20:51.380 –> 00:20:54.300
Also einfach, weil alle haben eine Meinung zum Thema Schulsystem,
00:20:54.300 –> 00:20:58.380
niemand bedauert ist, aus der Schule raus zu sein,
00:20:58.380 –> 00:20:59.900
habe ich manchmal das Gefühl.
00:20:59.900 –> 00:21:04.540
Oder wie Tanja Häusler, die Miterfinderin der TINCON,
00:21:04.540 –> 00:21:07.300
der Teenage Internetwork Conference,
00:21:07.300 –> 00:21:10.020
oder auch der Republika mal zu mir gesagt hat,
00:21:10.020 –> 00:21:13.180
dass dadurch, dass niemand sich freut,
00:21:13.180 –> 00:21:15.820
dass es die Schule gibt und alle froh sind, da raus zu sein,
00:21:15.820 –> 00:21:19.060
gibt es auch keine Lobby für gute Schule.
00:21:19.060 –> 00:21:21.700
Und ich habe überlegt, ob ich dich anmoderiere.
00:21:21.700 –> 00:21:25.500
Du bist die Luisa Neubauer der guten Bildungspolitik.
00:21:25.500 –> 00:21:26.860
Ich schmeiß mich weg.
00:21:26.860 –> 00:21:31.060
Einfach so. Oder der Ricardo Lange der Pflege.
00:21:31.060 –> 00:21:36.220
Da bist du quasi der Typ, der sich dafür einsetzt, dass das Bildungssystem besser wird.
00:21:36.220 –> 00:21:42.140
Warum haben wir in Deutschland eigentlich so viel
Unglückliche?
00:21:42.140 –> 00:21:45.540
Also warum sind wir so unglücklich mit dem deutschen Schulsystem?
00:21:45.540 –> 00:21:49.260
Ich glaube, wir sind deshalb so unglücklich mit dem deutschen Schulsystem,
00:21:49.260 –> 00:21:54.860
weil wir natürlich auch in allen Bereichen der Gesellschaft, aber vor allen Dingen hier,
00:21:54.860 –> 00:22:02.060
unterschiedliche Dynamiken haben, was die gesellschaftliche Transformation angeht.
00:22:02.060 –> 00:22:05.860
Und das ist jetzt ganz hochgegriffen. Also was meine ich damit?
00:22:05.860 –> 00:22:11.260
Die Schule, in der wir, oder das Schulsystem, das wir heutzutage haben,
00:22:11.260 –> 00:22:17.260
ist ja, wenn man so will, eine Erfindung des preußischen Verwaltungsapparats.
00:22:17.260 –> 00:22:21.940
Übrigens auch mit Ansätzen von Wilhelm von Humboldt, die wir mal wieder ausgraben müssten.
00:22:21.940 –> 00:22:24.820
Da geht es nämlich um ganzheitliche Bildung oftmals.
00:22:24.820 –> 00:22:31.380
Nicht in dem vielleicht reformpädagogischen Sinn von Maria
Montessori, also dieses mit Kopf, Herz und Hand,
00:22:31.380 –> 00:22:36.500
aber ein ganzheitlicher Ansatz, in dem es schon auch darum geht, zunächst mal basale Kompetenzen,
00:22:36.500 –> 00:22:41.380
beziehungsweise Fähigkeiten und Fertigkeiten und Wissen zu lernen und sich dann zu spezialisieren.
00:22:41.380 –> 00:22:47.180
Die Sache ist eben, dass durch diese unterschiedlichen, man könnte auch sagen Geschwindigkeiten,
00:22:47.180 –> 00:22:51.720
also die Geschwindigkeit des gesellschaftlichen Wandels auf der einen Seite
00:22:51.720 –> 00:22:57.280
und die Ungeschwindigkeit der Verwaltungsbürokratie auf der anderen Seite
00:22:57.280 –> 00:23:03.500
entsteht eine Reibungsfläche, eine Diskrepanz, in der sozusagen jeder bemerkt,
00:23:03.500 –> 00:23:10.840
Moment mal, das womit ich hier zu tun habe in der Schule als Institution
00:23:10.840 –> 00:23:13.200
und das, was ich alltäglich erlebe.
00:23:13.200 –> 00:23:16.080
Also bei so ganz einfachen Sachen wie…
00:23:16.080 –> 00:23:18.680
Wir hatten ja 10 Jahre Handyverbot.
00:23:18.680 –> 00:23:23.320
Wir verbieten, frei nach Lisa Rosa, die diesen Begriff geprägt hat,
00:23:23.320 –> 00:23:26.920
das Kulturzugangsgerät verbieten wir,
00:23:26.920 –> 00:23:32.040
damit Schule sozusagen den Status als einzige Instanz
00:23:32.040 –> 00:23:35.640
der „Wissensvermittlung“ aufrecht erhalten kann.
00:23:35.640 –> 00:23:37.640
Das ist so ein Punkt.
00:23:37.640 –> 00:23:39.880
Es gibt unterschiedliche Geschwindigkeiten.
00:23:39.880 –> 00:24:00.380
Das andere ist, dass das glaube ich auf der einen Seite, wir erleben das Gymnasium als sozusagen eine etwas, eine eher elitäre Form der höheren Bildung langsam Schwierigkeiten bekommt sich zu rechtfertigen in diesem Anspruch nur bestimmte Bevölkerungsschichten abzubilden.
00:24:00.380 –> 00:24:01.820
Und das passiert ja auch schon.
00:24:01.820 –> 00:24:10.300
Wir haben nicht mehr 13 bis 15 Prozent im Gymnasium wie 1955 bis 1965, sondern 43 Prozent.
00:24:10.300 –> 00:24:18.140
Aber auf der anderen Seite sind die Beharrungskräfte, die „Früher war alles besser“, heißt in
00:24:18.140 –> 00:24:23.980
dem Fall beispielsweise, da ist eben nur die gutbürgerliche Mittelschicht bzw. Oberschicht
00:24:23.980 –> 00:24:25.380
ins Gymnasium gekommen.
00:24:25.380 –> 00:24:28.860
Diese Beharrungskräfte sind unglaublich groß.
00:24:28.860 –> 00:24:30.300
Das ist Nummer zwei.
00:24:30.300 –> 00:24:36.420
Und Nummer drei ist, es gibt, also ich habe jetzt eine Podcastfolge in einem anderen Podcast von mir,
00:24:36.420 –> 00:24:40.140
das ist so ein bisschen der Nerd-Bildungs-Podcast, kann man vielleicht sagen,
00:24:40.140 –> 00:24:42.620
da geht es noch ein bisschen mehr in die Tiefe, als bei „Die Schule brennt“.
00:24:42.620 –> 00:24:47.860
Da habe ich mit dem ehemaligen Staatssekretär der Berliner Senatsverwaltung,
00:24:47.860 –> 00:24:49.940
Marc Racklitz, gesprochen und gesagt…
00:24:49.940 –> 00:24:51.220
Der ja sehr bekannt ist.
00:24:51.220 –> 00:24:55.700
Ja, der sehr bekannt ist, der übrigens jetzt auch die Initiative mit mir zusammen gemacht hat,
00:24:55.700 –> 00:25:01.180
Bildungsrat von unten, wo wir nach diesen Empfehlungen der ständigen wissenschaftlichen
00:25:01.180 –> 00:25:07.980
Kommission, die ja mit so ein paar halbgaren Ideen vorgeschlagen hat, wie der Lehrermangel
00:25:07.980 –> 00:25:11.460
so zu beheben ist, dass man einfach die Teilzeit anhebt, die Lehrer mehr arbeiten lässt und
00:25:11.460 –> 00:25:12.460
die Klassen größer macht.
00:25:12.460 –> 00:25:18.500
Mit dem habe ich gesprochen und gesagt, wieso ist das denn so, dass quasi an allen Ecken
00:25:18.500 –> 00:25:23.660
und Enden die Leute sagen und wissen, dass es Veränderungen gibt, aber keiner dafür
00:25:23.660 –> 00:25:24.740
verantwortlich ist?
00:25:24.740 –> 00:25:27.340
Also wo ist denn die Anlaufstelle?
00:25:27.340 –> 00:25:32.540
Mit anderen Worten, wo könnte ich hin, um zu sagen, so geht es nicht weiter.
00:25:32.540 –> 00:25:37.540
Und das Problem ist genau hier, dass es gar keine Anlaufstelle gibt.
00:25:37.540 –> 00:25:41.540
Was zu völlig paradoxen Situationen führt.
00:25:41.540 –> 00:25:44.940
Zum Beispiel, dass unsere Bundesbildungsministerin,
00:25:44.940 –> 00:25:49.140
Stack Watzinger, ja vorgeschlagen hat, die Schülerinnen und Schüler
00:25:49.140 –> 00:25:52.140
sollten doch im Sinne von Fridays for Future
00:25:52.140 –> 00:25:55.340
mal so Fridays for Bildung protestieren gehen.
00:25:55.340 –> 00:25:58.940
Also unsere Bundesbildungsministerin schlägt vor,
00:25:58.940 –> 00:26:01.540
dass sozusagen die jungen Leute protestieren.
00:26:01.540 –> 00:26:03.940
Und dann fragt man sich, wieso ist das so?
00:26:03.940 –> 00:26:04.940
Naja, das ist so.
00:26:04.940 –> 00:26:07.340
Also, weil es beim Klima was gebracht hätte.
00:26:07.340 –> 00:26:09.740
Ja, aber ist ja wichtig, ne?
00:26:09.740 –> 00:26:11.940
Der Soziologe Amin Nasehi sagt,
00:26:11.940 –> 00:26:15.340
und das fand ich eine sehr interessante Erkenntnis,
00:26:15.340 –> 00:26:19.540
übrigens natürlich auch für dich als Behindertenaktivist
00:26:19.540 –> 00:26:22.540
oder als Aktivist für Inklusion und so weiter,
00:26:22.540 –> 00:26:24.540
dass ein Schritt schon gegangen ist,
00:26:24.540 –> 00:26:28.540
wenn die öffentliche Wahrnehmung das Problem zumindest wahrnimmt.
00:26:28.540 –> 00:26:31.540
Ja, das ist ja, mehr kann man ja auch oft nicht machen.
00:26:31.540 –> 00:26:34.540
Aber das ist doch problematisch, das ist doch auf der einen Seite problematisch,
00:26:34.540 –> 00:26:38.540
die Opfer zu verantwortlichen, zu machen, dass sich nichts ändert.
00:26:38.540 –> 00:26:41.540
Absolut. Nein, das ist hundertprozentig, genau.
00:26:41.540 –> 00:26:44.540
Ich will nur sagen, das ist ja nicht nur problematisch,
00:26:44.540 –> 00:26:46.540
sondern das ist ja völlig widersprüchlich.
00:26:46.540 –> 00:26:48.540
So, und jetzt letzter Punkt.
00:26:48.540 –> 00:26:50.540
Warum ist das so widersprüchlich?
00:26:50.540 –> 00:26:55.540
Weil der deutsche Bildungsföderalismus und die Kulturhoheit der Länder,
00:26:55.540 –> 00:27:01.540
die sich eigentlich natürlich rechtfertigen lässt aus diesem nationalsozialistischen Zentralismus,
00:27:01.540 –> 00:27:06.540
dem man versuchen wollte entgegenzugehen,
00:27:06.540 –> 00:27:10.540
weil das eben dazu führt, dass die Verästelungen so weit gekommen sind,
00:27:10.540 –> 00:27:15.540
dass es quasi keine Verantwortlichen mehr für die verschiedenen Bereiche gibt.
00:27:15.540 –> 00:27:17.900
Deshalb haben wir sozusagen diese drei Punkte,
00:27:17.900 –> 00:27:21.100
diese unterschiedliche Beweglichkeit auf der einen Seite,
00:27:21.100 –> 00:27:25.260
dann ein System, was sich quasi selbst überholt hat,
00:27:25.260 –> 00:27:28.260
es aber nicht schafft, sich zu erneuern,
00:27:28.260 –> 00:27:30.740
und die unterschiedlichen Verantwortungsbereiche,
00:27:30.740 –> 00:27:34.140
und die führen eben zu dem Schlamassel, in dem wir gerade stecken.
00:27:34.140 –> 00:27:38.980
In den USA gibt es ja dieses komplizierte Schulsystem so nicht,
00:27:38.980 –> 00:27:43.860
aber trotzdem sehr viele Bundesstaaten, die auch sehr autark entscheiden können,
00:27:43.860 –> 00:27:47.620
wie sie Bildung gestalten wollen, wenn ich mich recht erinnere.
00:27:47.620 –> 00:27:50.100
Ist der Föderalismus wirklich das Problem?
00:27:50.100 –> 00:27:56.020
Naja, weißt du, ich glaube, der Föderalismus muss nicht ein Problem sein,
00:27:56.020 –> 00:28:01.100
sozusagen an sich, sondern der Föderalismus wird dann zum Problem,
00:28:01.100 –> 00:28:05.580
wenn er zu einem Föderalismus der Isolation wird.
00:28:05.580 –> 00:28:10.100
Eigentlich hat man gesagt, dass seit 2004, in dem man noch eher kooperiert hat,
00:28:10.100 –> 00:28:13.620
sollte es zum sogenannten Wettbewerb der Ideen kommen.
00:28:13.620 –> 00:28:17.020
Und nun ist es jetzt ja aber so, dass Wettbewerb der Ideen,
00:28:17.020 –> 00:28:20.780
zumindest in der freien Wirtschaft, egal wie man das findet,
00:28:20.780 –> 00:28:23.700
aber oftmals heißt das, dass sich eine bestimmte Idee,
00:28:23.700 –> 00:28:26.020
die jemand hat, als Standard durchsetzt.
00:28:26.020 –> 00:28:29.460
Also, es gibt sozusagen, seitdem es die Smartphones gibt …
00:28:29.460 –> 00:28:30.460
MP3.
00:28:30.460 –> 00:28:34.340
Ja, oder seitdem es das iPhone gibt, gibt es kein Smartphone,
00:28:34.340 –> 00:28:38.660
was nicht irgendwie ein bisschen aussieht wie ein iPhone.
00:28:38.660 –> 00:28:40.660
Muss man eigentlich so sagen.
00:28:40.660 –> 00:28:42.660
Also, es ist ja keiner zurückgegangen,
00:28:42.660 –> 00:28:44.300
irgendwie, und hat versucht,
00:28:44.300 –> 00:28:46.820
’ne zweite Version von „Blackberry“ zu machen.
00:28:46.820 –> 00:28:49.380
Oder die, die das versucht haben, siehe Nokia,
00:28:49.380 –> 00:28:51.900
die sind halt in der Versenkung verschwunden.
00:28:51.900 –> 00:28:55.900
In Deutschland kannst du ’ne super Idee haben.
00:28:55.900 –> 00:28:58.020
Oder ’ne super Schule machen.
00:28:58.020 –> 00:29:00.580
Und die Schule kriegt ’nen Schulpreis.
00:29:00.580 –> 00:29:06.180
Und alle anderen Länder erfinden das entweder noch mal neu
00:29:06.180 –> 00:29:08.620
oder ignorieren das weg.
00:29:08.740 –> 00:29:11.820
Und ein solcher Bildungsföderalismus,
00:29:11.820 –> 00:29:14.500
der eben weder Kooperation ernst nimmt,
00:29:14.500 –> 00:29:17.060
noch den eigentlich festgeschriebenen Wettbewerb,
00:29:17.060 –> 00:29:19.220
der dazu führen müsste, dass jemand sagt,
00:29:19.220 –> 00:29:22.980
ey, Mensch, ihr habt, ich geb mal ein Beispiel,
00:29:22.980 –> 00:29:25.740
ihr habt eine digitale Plattform, die funktioniert.
00:29:25.740 –> 00:29:28.980
Dann lass uns das doch jetzt mal insgesamt aufrollen.
00:29:28.980 –> 00:29:31.940
Aber der Datenschutz. – Ja, aber verstehst du?
00:29:31.940 –> 00:29:33.540
Und das passiert aber nicht.
00:29:33.540 –> 00:29:36.980
Und ein solcher Bildungsföderalismus ist aus meiner Sicht,
00:29:37.060 –> 00:29:40.940
hängt dann sozusagen nur noch an dieser Kulturhoheit,
00:29:40.940 –> 00:29:43.500
die dann aber sagt, wir möchten es aber so machen,
00:29:43.500 –> 00:29:45.100
wie wir es für richtig halten.
00:29:45.100 –> 00:29:49.780
Und aus meiner Sicht verhindert man damit Entwicklung.
00:29:49.780 –> 00:29:54.900
Was die Bildungsmisere und die Inklusionsmisere gemeinsam haben,
00:29:54.900 –> 00:29:58.420
ist, dass wir rhetorisch immer sagen,
00:29:58.420 –> 00:30:01.220
in Schweden, Norwegen, Skandinavien läuft es besser.
00:30:01.220 –> 00:30:05.340
Ist es so, oder machen wir uns da einfach auch was vor?
00:30:05.340 –> 00:30:08.020
Was machen wir anders? Was können wir uns abgucken?
00:30:08.020 –> 00:30:10.620
Oder was ist vielleicht auch dort problematisch?
00:30:10.620 –> 00:30:15.460
Erst mal würde ich sagen, weil ich bin sozusagen kein Experte
00:30:15.460 –> 00:30:19.940
für die nordischen Länder und das nordische Bildungssystem.
00:30:19.940 –> 00:30:23.540
Aber grundsätzlich ist in Deutschland eines der Hauptprobleme,
00:30:23.540 –> 00:30:27.460
dass bestimmte Standards erst mal gesetzt und dann ignoriert werden.
00:30:27.460 –> 00:30:29.620
Das ist ja bei der Inklusion zum Beispiel
00:30:29.620 –> 00:30:31.540
genauso wie bei Demokratieerziehung.
00:30:31.540 –> 00:30:34.300
Deshalb fand ich das US-Beispiel, was du gesagt hast,
00:30:34.340 –> 00:30:36.340
nur so halb gut.
00:30:36.340 –> 00:30:39.100
Ich war in den USA auf einer Schule,
00:30:39.100 –> 00:30:41.340
und da war der Standard wirklich bitter.
00:30:41.340 –> 00:30:43.420
Also, ich mein, natürlich sind so …
00:30:43.420 –> 00:30:46.020
Jimmy Kimmel stellt sich in L.A. auf die Straße
00:30:46.020 –> 00:30:49.140
und fragt die Leute, ob sie irgendein Land kennen.
00:30:49.140 –> 00:30:51.180
Natürlich ist das nicht repräsentativ.
00:30:51.180 –> 00:30:52.900
Irgendein Land.
00:30:52.900 –> 00:30:56.540
Ich weiß nicht, ob du’s schon mal gesehen hast.
00:30:56.540 –> 00:30:59.420
Da stehen Leute und können China nicht von den USA …
00:30:59.420 –> 00:31:01.500
Das ist natürlich nicht repräsentativ,
00:31:01.540 –> 00:31:05.540
Ich glaube, dass die Polarisierung der amerikanischen Gesellschaft,
00:31:05.540 –> 00:31:10.540
auch in Bezug auf Literatur, in Bezug auf politische Einstellungen,
00:31:10.540 –> 00:31:16.540
in Bezug auf die unterschiedlichen sozialen Möglichkeiten,
00:31:16.540 –> 00:31:20.540
ich glaube, dass das nicht gerade für das amerikanische Bildungssystem spricht.
00:31:20.540 –> 00:31:25.540
Aber warum ich die Amerikaner und jetzt die Skandinavier als Beispiel gebracht hatte,
00:31:25.540 –> 00:31:28.540
war, dass wir uns auch manchmal so einfach machen zu sagen,
00:31:28.540 –> 00:31:31.380
die Amerikaner sind eh alle nicht so schlau,
00:31:31.380 –> 00:31:34.060
oder die Skandinavier sind in allem besser.
00:31:34.060 –> 00:31:36.700
Und das ist ja auch für uns, sagen wir mal,
00:31:36.700 –> 00:31:40.140
die dann so im Mittelfeld sind, auch relativ einfach zu sagen,
00:31:40.140 –> 00:31:43.300
ja, immerhin sind wir nicht so schlecht wie die Amerikaner.
00:31:43.300 –> 00:31:46.340
Nee, das stimmt. Das will ich damit auch gar nicht sagen.
00:31:46.340 –> 00:31:49.500
Ich will damit nur sagen, wenn man sich orientieren würde,
00:31:49.500 –> 00:31:52.220
dann würde ich mich schon orientieren an Systemen,
00:31:52.220 –> 00:31:55.780
bei denen es ja augenscheinlich besser geht.
00:31:55.780 –> 00:31:58.860
Da bin ich nicht so drin.
00:31:58.860 –> 00:32:02.420
Was ich allerdings weiß, ist, dass die Bildungssysteme,
00:32:02.420 –> 00:32:05.900
wo es besser funktioniert, eine Sache gemeinsam haben z.B.
00:32:05.900 –> 00:32:09.660
Und das ist bei fast allen europäischen Ländern
00:32:09.660 –> 00:32:12.580
außer Deutschland, Österreich und ich glaub noch einmal,
00:32:12.580 –> 00:32:14.100
was ich jetzt vergessen hab.
00:32:14.100 –> 00:32:17.660
Die selektieren nicht schon nach 4 Schuljahren beispielsweise.
00:32:17.660 –> 00:32:22.220
Jetzt ist es so, dass, jetzt darf ich es nicht verwechseln,
00:32:22.220 –> 00:32:27.380
Ich glaube, es war Dänemark, aber auch viel mutigere Bildungspolitik macht.
00:32:27.380 –> 00:32:31.940
Was auch kein Wunder ist, weil die natürlich deutlich weniger Einwohner haben.
00:32:31.940 –> 00:32:33.940
Aber die haben das zum Beispiel gemacht,
00:32:33.940 –> 00:32:38.900
was letztens wieder mal als Vorschlag durch Twitter gegangen ist.
00:32:38.900 –> 00:32:40.420
Die haben das einfach gemacht.
00:32:40.420 –> 00:32:44.020
Die haben gesagt, wir lassen jetzt mal, ich weiß nicht mehr, wie viele,
00:32:44.020 –> 00:32:47.220
wir lassen jetzt mal so und so viele Schulen, lass es 100 sein,
00:32:47.220 –> 00:32:51.620
drei Jahre, und zwar mit Leuten, wo wir wissen, die sind engagiert usw.,
00:32:51.620 –> 00:32:54.140
drei Jahre lang gucken, was gute Schule macht.
00:32:54.140 –> 00:32:55.260
Was macht die aus?
00:32:55.260 –> 00:32:59.180
Wir lassen die drei Jahre unabhängig von staatlichen Vorgaben.
00:32:59.180 –> 00:33:02.300
Und danach gucken wir uns an, was die gut gemacht haben
00:33:02.300 –> 00:33:03.620
und übernehmen das.
00:33:03.620 –> 00:33:08.260
Ich glaube, das hat aber mit politischem Mut zu tun
00:33:08.260 –> 00:33:12.980
und mit der Tatsache, das dürfen wir auch nicht vergessen,
00:33:12.980 –> 00:33:16.980
dass ein historisch gewachsenes dreigliedriges Schulsystem
00:33:16.980 –> 00:33:18.500
ja auch Profiteure hat.
00:33:18.620 –> 00:33:24.020
Es schreien zwar ganz viele, ja, wir müssen länger zusammen lernen,
00:33:24.020 –> 00:33:26.900
aber irgendwo in der Zeit war so die Überschrift so nach dem Motto,
00:33:26.900 –> 00:33:32.780
aber mein Marius Gieselherr soll aber natürlich trotzdem nicht an die,
00:33:32.780 –> 00:33:34.940
an die, ich weiß nicht, Gemeinschaftsschule,
00:33:34.940 –> 00:33:38.300
sondern dann schon aber doch lieber ans Gymnasium.
00:33:38.300 –> 00:33:44.660
Und weil das so ist, ist sozusagen diese gewachsene Struktur auch so starr.
00:33:44.660 –> 00:33:48.500
weil du im Grunde genommen als politisch Verantwortlicher,
00:33:48.500 –> 00:33:54.780
der zum Beispiel die Existenz des Gymnasiums anzweifelt,
00:33:54.780 –> 00:33:59.900
schneller abgewählt bist, als du Einheitsschule sagen kannst.
00:33:59.900 –> 00:34:02.500
Also, ja.
00:34:02.500 –> 00:34:05.500
Das skandinavische Beispiel, das du gerade genannt hast,
00:34:05.500 –> 00:34:09.540
wäre wahrscheinlich eine total gute Idee, wenn wir keinen Föderalismus hätten.
00:34:09.540 –> 00:34:13.820
Weil dann würde quasi das auch gar nicht so leicht werden zu verbreiten.
00:34:13.820 –> 00:34:15.820
Naja, oder machen wir es mal andersrum.
00:34:15.820 –> 00:34:20.020
Wenn wir mal konstruktiv drangehen und sagen, was wäre denn eine Möglichkeit?
00:34:20.020 –> 00:34:26.020
Was wäre eine Möglichkeit, in dem momentanen System gute Schule zu machen?
00:34:26.020 –> 00:34:29.020
Da würde ich sagen, also es gibt ja schon Schulen, die gute Schule machen,
00:34:29.020 –> 00:34:32.020
aber da würde ich sagen, eine Möglichkeit wäre,
00:34:32.020 –> 00:34:38.020
dass zum Beispiel diese Verwaltungsstrukturen insofern geöffnet werden,
00:34:38.020 –> 00:34:42.460
dass sozusagen Praktikerinnen und Praktiker
00:34:42.460 –> 00:34:44.900
so eine Art Rückkanal bilden können und sagen,
00:34:44.900 –> 00:34:47.460
also hier, ihr hattet eine Idee, wir geben euch jetzt Feedback,
00:34:47.460 –> 00:34:49.780
die Idee lässt sich nicht umsetzen, wir haben eine andere Idee.
00:34:49.780 –> 00:34:53.020
Ja, also sozusagen nach diesem Prinzip von diesem Bildungsrat.
00:34:53.020 –> 00:34:55.500
Das wäre zumindest eine Möglichkeit,
00:34:55.500 –> 00:34:58.060
auf sozusagen der unteren Ebene zu sagen,
00:34:58.060 –> 00:35:02.260
wir gucken jetzt mal, was wir in der Situation, in der wir sind,
00:35:02.260 –> 00:35:04.260
und mit in der Situation, in der wir sind,
00:35:04.260 –> 00:35:09.020
Damit meine ich zum Beispiel eine Kollegin von mir,
00:35:09.020 –> 00:35:11.500
die auch in dem Bildungsrat ist, die Susanne Posselt.
00:35:11.500 –> 00:35:14.980
Die hat auch darüber gesprochen, dass oftmals politisch Verantwortliche
00:35:14.980 –> 00:35:18.260
einfach sehr weit weg sind von der Realität an Schulen.
00:35:18.260 –> 00:35:23.420
Gar nicht verstehen, was diese zwei Jahre Corona bedeutet haben
00:35:23.420 –> 00:35:25.060
für die Schülerinnen und Schüler,
00:35:25.060 –> 00:35:29.140
sowohl für die Sozialstruktur als auch fürs Lernen und so weiter.
00:35:29.140 –> 00:35:32.700
Und noch mal, das Problem ist dann,
00:35:32.700 –> 00:35:35.260
dass sozusagen dieser Praxisabgleich nicht ist.
00:35:35.260 –> 00:35:37.100
Und wenn wir den schon mal hätten,
00:35:37.100 –> 00:35:40.340
und wir sozusagen nicht immer nur so ein Top-Down- System haben,
00:35:40.340 –> 00:35:41.860
sondern auch ein Bottom-Up,
00:35:41.860 –> 00:35:44.780
dann wird man, glaub ich, schon einiges ändern können.
00:35:44.780 –> 00:35:48.260
Letzten Endes, glaub ich, und da bin ich nicht Politiker genug,
00:35:48.260 –> 00:35:51.340
als dass ich beurteilen kann, inwiefern das umsetzbar ist,
00:35:51.340 –> 00:35:55.820
letztlich, glaub ich, geht nix an so eine Art Staatsvertrag vorbei,
00:35:55.820 –> 00:35:57.980
wie Mark Ruckles in „Vorgeschlagen“ hat.
00:35:58.060 –> 00:36:06.060
der beispielsweise festsetzt, dass jedes Land für eine gewisse Quote von Lehrerinnen und Lehrern sich verpflichtet.
00:36:06.060 –> 00:36:08.060
Und zwar jedes einzelne.
00:36:08.060 –> 00:36:13.060
Also das heißt, in Deutschland geht es nicht ohne eine gewisse gesetzliche Vorgabe,
00:36:13.060 –> 00:36:19.060
die die große Misere dann so löst, dass man quasi auch offiziellen Druck ausüben kann.
00:36:19.060 –> 00:36:25.060
Ja, wir kommen schon wirklich langsam an das Pudelskern, weil, du ja auch gerade gesagt hast,
00:36:25.060 –> 00:36:28.980
gesagt, dass dieses drei- oder teilweise viergliedrige Schulsystem, das wir in
00:36:28.980 –> 00:36:33.060
Deutschland haben, vielleicht auch ein Teil des Problems ist. Und ich bin auch
00:36:33.060 –> 00:36:39.340
kein Bildungsrechtler, aber mir wurde mal von einem Bildungsexperten gesagt, dass
00:36:39.340 –> 00:36:43.660
nach dem deutschen Bildungssystem eigentlich die Idee ist, dass die beste
00:36:43.660 –> 00:36:48.260
Schule für dich die Schule in der Nähe ist, also die in der Nachbarschaft. Und
00:36:48.260 –> 00:36:53.220
dass wir aber trotzdem, zum Beispiel beim Thema Talent, dann das Gymnasium haben
00:36:53.220 –> 00:36:56.220
oder beim Thema Behinderung dann die Förderschule.
00:36:56.220 –> 00:36:59.620
Und dadurch dieses Konzept, die beste Schule für dich ist,
00:36:59.620 –> 00:37:01.220
die in der Nähe, torpediert wird.
00:37:01.220 –> 00:37:04.820
Ja, das kann ich nicht beurteilen.
00:37:04.820 –> 00:37:08.820
Ich kann nur beurteilen, dass die Idee der Dreigliedrigkeit,
00:37:08.820 –> 00:37:13.020
wenn man sie durchliest, wie vieles, was man sich durchliest,
00:37:13.020 –> 00:37:15.620
zunächst einmal gar nicht so doof anhört.
00:37:15.620 –> 00:37:18.020
Da liest man nämlich dann sowas wie,
00:37:18.020 –> 00:37:20.820
jeder soll, das steht übrigens auch im baden- württembergischen,
00:37:20.820 –> 00:37:22.020
das steht in jedem Schulgesetz,
00:37:22.020 –> 00:37:29.140
Baden-Württemberg steht explizit, jeder soll nach Maßgabe seiner Talente, Fähigkeiten und Fertigkeiten
00:37:29.140 –> 00:37:33.480
gefördert werden. Und dann sagt man so, und diese
Förderung, die passiert jetzt eben auf
00:37:33.480 –> 00:37:40.260
unterschiedlichen Systemen. Was damit nicht gesagt wird, ist erstens, ist das voraussetzungsfrei?
00:37:40.260 –> 00:37:45.660
Also jemand, der in die Schule kommt aus einem Akademikerhaushalt und jemand, der aus einem
00:37:45.660 –> 00:37:48.660
nicht Akademikerhaushalt kommt, ist das vergleichbar.
00:37:48.660 –> 00:37:53.660
Und es gibt immer noch natürlich so diese Hardcore- Fraktion
00:37:53.660 –> 00:37:57.660
von Gymnasial, so eine Gymnasial-Lobby, die dann sagt,
00:37:57.660 –> 00:38:00.660
naja, der ist halt nicht intelligent genug, und fragt nicht,
00:38:00.660 –> 00:38:04.660
was sind die Bedingungen, die vorherrschten, bevor der hier hingekommen ist?
00:38:04.660 –> 00:38:05.660
Und was können wir tun?
00:38:05.660 –> 00:38:07.660
Ja, beziehungsweise es wird davon ausgegangen,
00:38:07.660 –> 00:38:10.660
dass man in allen Fächern dann gleich intelligent ist.
00:38:10.660 –> 00:38:12.660
Ja, ja, und natürlich, das kommt nochmal dazu.
00:38:12.660 –> 00:38:17.300
Und der zweite Punkt ist, dass, wenn es so wäre,
00:38:17.300 –> 00:38:21.140
dass sozusagen die verschiedenen Schulsysteme sozusagen
00:38:21.140 –> 00:38:27.140
der Exzellenznachweis für eine bestimmte Fokussierung wären,
00:38:27.140 –> 00:38:30.460
also so was wie der beste Hauptschüler ist,
00:38:30.460 –> 00:38:33.460
da können noch so viele Gymnasiasten kommen,
00:38:33.460 –> 00:38:36.620
der kriegt auf jeden Fall den Job als, weiß ich nicht,
00:38:36.620 –> 00:38:40.100
you name it, Handwerker in einem bestimmten Bereich.
00:38:40.100 –> 00:38:45.100
Wenn das so wäre, dann könnte man vielleicht sagen,
00:38:45.100 –> 00:38:48.780
haja, okay, es gibt Leute, die haben unterschiedliche Interessen,
00:38:48.780 –> 00:38:53.620
eher praktisch begabt, eher in anderen Bereichen,
00:38:53.620 –> 00:38:55.260
eher theoretisch und so weiter.
00:38:55.260 –> 00:38:59.100
Das ist aber nicht so, sondern das Abitur wird sozusagen immer mehr
00:38:59.100 –> 00:39:02.420
zum einzigen Zertifizierungsnachweis für alles.
00:39:02.420 –> 00:39:05.660
Damit werden alle, die in der Hauptschule sind,
00:39:05.660 –> 00:39:10.460
sind sogar dann abgehängt, wenn sie einen Hauptschulabschluss bekommen.
00:39:10.460 –> 00:39:14.300
Deshalb ist ja aus meiner Sicht auch, und das ist völlig utopisch,
00:39:14.300 –> 00:39:18.020
aber aus meiner Sicht müssten wir Schule insofern umgestalten,
00:39:18.020 –> 00:39:20.820
als dass wir sagen, wir müssen es schaffen,
00:39:20.820 –> 00:39:26.100
voraussetzungsfreies Lernen und voraussetzungsfreie Bildung
00:39:26.100 –> 00:39:29.220
zu ermöglichen, und zwar, indem Schülerinnen und Schüler
00:39:29.220 –> 00:39:32.060
natürlich die Möglichkeit haben, Schwerpunkte zu setzen,
00:39:32.060 –> 00:39:34.500
individuell zu arbeiten, aber vor allen Dingen,
00:39:34.500 –> 00:39:37.500
neun oder zehn Jahre zusammenarbeiten,
00:39:37.500 –> 00:39:40.500
wie das in ganz vielen europäischen Ländern schon der Fall ist.
00:39:40.500 –> 00:39:44.500
Und ab dann sagen, so, und jetzt kann ich mir überlegen,
00:39:44.500 –> 00:39:46.500
möchte ich eher im praktischen Bereich gehen,
00:39:46.500 –> 00:39:48.500
möchte ich eher dual arbeiten
00:39:48.500 –> 00:39:51.500
oder möchte ich wissenschaftspropedeutisch arbeiten,
00:39:51.500 –> 00:39:53.500
sodass ich hinterher studiere.
00:39:53.500 –> 00:39:58.500
[Signal]
00:39:58.500 –> 00:40:01.500
Und jetzt noch kurz eine Werbung in eigene Sachen.
00:40:01.500 –> 00:40:04.500
Am 14. März ist mein neues Buch erschienen.
00:40:04.500 –> 00:40:09.500
„Wer Inklusion will, findet einen Weg. Wer sie nicht will, findet Ausreden“ ist der Titel.
00:40:09.500 –> 00:40:14.500
Für das Buch habe ich mit Expertinnen und Selbstvertreter*innen über die Frage gesprochen,
00:40:14.500 –> 00:40:19.500
wie Inklusion von einer schönen Idee zur gelebten Normalität werden kann.
00:40:19.500 –> 00:40:23.500
Herausgekommen ist ein Buch, das alle Abersager entlarvt
00:40:23.500 –> 00:40:26.500
und auch jede Menge Argumente an die Hand gibt,
00:40:26.500 –> 00:40:30.500
warum Inklusion ein Thema ist, was ausnahmslos jede und jeden betrifft.
00:40:30.500 –> 00:40:34.500
Wer Inklusion will, findet einen Weg. Wer sie nicht will, findet Ausgeben.
00:40:34.500 –> 00:40:36.500
Ist jetzt überall im Handel.
00:40:36.500 –> 00:40:39.500
Aber jetzt wieder zurück zum Podcast.
00:40:39.500 –> 00:40:48.500
Also ich glaube, was ja ein Teil des Bildungsproblems in Deutschland ist,
00:40:48.500 –> 00:40:51.500
dass wir Kinder auch physisch voneinander trennen.
00:40:51.500 –> 00:40:54.500
Also räumlich, die sitzen in anderen Gebäuden.
00:40:54.500 –> 00:40:57.500
Und es ist ja völlig okay, wenn, keine Ahnung,
00:40:57.500 –> 00:41:01.100
ein Kind talentierter ist als ein anderes Kind.
00:41:01.100 –> 00:41:04.100
Aber das quasi zu einer räumlichen Trennung zu machen,
00:41:04.100 –> 00:41:08.900
bestätigt ja dann auch das System und verhindert auch die Durchlässigkeit.
00:41:08.900 –> 00:41:13.300
Und in dieser ganzen Inklusionsthematik, in der ich ja dann
unterwegs bin,
00:41:13.300 –> 00:41:16.500
dann wird immer gesagt, ja, es kann ja auch nicht jeder irgendwie,
00:41:16.500 –> 00:41:19.100
keine Ahnung, Nobelpreisträger Literatur werden.
00:41:19.100 –> 00:41:21.900
Dann denke ich so, ja, okay, es kann ja sein,
00:41:21.900 –> 00:41:23.900
dass jemand, der sprachlich so begabt ist,
00:41:23.900 –> 00:41:28.820
eine besondere Unterstützung braucht oder vielleicht nur Leistungskurs sitzt oder so,
00:41:28.820 –> 00:41:34.220
aber das rechtfertigt ja dann höchstens eine zeitliche Trennung, aber nicht noch räumliche
00:41:34.220 –> 00:41:38.980
Trennung. Also dass man sagt, im Deutschunterricht wird Leistungsdifferenziert oder im Mathe oder
00:41:38.980 –> 00:41:42.940
was auch immer, aber nicht zwangsläufig in Sport oder Bio. Ja und vor allen Dingen,
00:41:42.940 –> 00:41:48.180
vor allen Dingen, du hast ja gerade schon gesagt, muss denn jeder in allem gleich gut sein? Ja?
00:41:48.180 –> 00:41:53.460
Und die Antwort ist ja nicht nur nein, sondern die Antwort ist nein.
00:41:53.460 –> 00:41:56.620
Und weil das so ist, ergeben sich ja auch Folgeprobleme.
00:41:56.620 –> 00:42:00.540
Also z.B. die Abinote als Indikator dafür,
00:42:00.540 –> 00:42:04.980
ob jemand studieren kann oder nicht, führt ja beispielsweise dafür,
00:42:04.980 –> 00:42:08.260
dass dann jemand z.B. überhaupt erst einen Studienplatz kriegt,
00:42:08.260 –> 00:42:11.380
weil er eine Abinote hat, weil er aus einem anderen Land kommt.
00:42:11.380 –> 00:42:14.220
Das Zweite, was du gesagt hast, finde ich aber zentral.
00:42:14.220 –> 00:42:17.580
Weil das aus meiner Sicht die Frage berührt,
00:42:17.580 –> 00:42:21.660
was wir eigentlich von schulischer Bildung erwarten.
00:42:21.660 –> 00:42:25.420
Erwarten wir, und ich würde behaupten,
00:42:25.420 –> 00:42:27.820
dass das heutzutage oft noch so ist,
00:42:27.820 –> 00:42:33.500
erwarten wir, dass ein von diversen Wissenschaftlern
00:42:33.500 –> 00:42:35.300
die Bildungspläne gemacht haben,
00:42:35.300 –> 00:42:37.580
ohne natürlich untereinander abzusprechen,
00:42:37.580 –> 00:42:41.300
ob der eine mit dem anderen in Konkurrenz geht, bildungsplantechnisch.
00:42:41.300 –> 00:42:44.820
Erwarten wir, dass jeder Schüler ein Potpourri,
00:42:44.820 –> 00:42:49.820
ein Panorama von Dingen lernt, akkumuliert,
00:42:49.820 –> 00:42:52.580
und das dann sozusagen Bildung ist?
00:42:52.580 –> 00:42:56.380
Oder, und das wäre sozusagen mein Take,
00:42:56.380 –> 00:42:59.820
sollte Bildung nicht vielmehr erstens ermöglichen,
00:42:59.820 –> 00:43:02.820
vertieftes Verständnis zu erzeugen?
00:43:02.820 –> 00:43:05.700
Also vertieftes Verständnis, das dazu führt,
00:43:05.700 –> 00:43:08.740
dass man beurteilen kann, ob zum Beispiel Nachrichten,
00:43:08.820 –> 00:43:13.820
Informationen, ob die verlässlich sind, Schwerpunkte suchen,
00:43:13.820 –> 00:43:16.820
zu verstehen, wie man eine Frage stellt.
00:43:16.820 –> 00:43:19.820
Du musst die ja noch nicht mal beantworten, aber zunächst mal eine Frage stellt.
00:43:19.820 –> 00:43:25.820
Und vor allen Dingen in einer Art und Weise miteinander zu partizipieren
00:43:25.820 –> 00:43:31.820
und miteinander zu lernen, die dazu führt, dass man am Ende der Schulzeit weiß,
00:43:31.820 –> 00:43:34.820
normal gibt es nicht. Es gibt unterschiedliche Menschen,
00:43:34.820 –> 00:43:37.220
Es gibt unterschiedliche Begabungen.
00:43:37.220 –> 00:43:43.220
Aber jeder kann in seiner Art und Weise selbstwirksam sein.
00:43:43.220 –> 00:43:44.820
Selbstwirksam.
00:43:44.820 –> 00:43:48.220
Ich hab das Gefühl, dass wir momentan eine Schule haben,
00:43:48.220 –> 00:43:51.340
die dazu führt, dass natürlich, es gibt Multitalente,
00:43:51.340 –> 00:43:52.620
die machen das alles.
00:43:52.620 –> 00:43:54.580
Die schaffen dann auch noch mehr.
00:43:54.580 –> 00:43:58.420
Aber wir haben ganz viele Schüler, die kommen aus der Schule raus
00:43:58.420 –> 00:44:03.220
und sind nicht nur orientierungslos, sondern fühlen sich auch ohnmächtig.
00:44:03.220 –> 00:44:05.580
Und das darf nicht sein.
00:44:05.580 –> 00:44:08.940
Weil das kratzt sozusagen am Fundament dessen,
00:44:08.940 –> 00:44:11.540
was uns als demokratische Gesellschaft ausmacht.
00:44:11.540 –> 00:44:16.500
Nämlich das Gefühl zu haben, meine Stimme zählt hier etwas.
00:44:16.500 –> 00:44:18.620
Und da müssen wir hin aus meiner Sicht.
00:44:18.620 –> 00:44:21.140
Wir müssen zu einer Schule,
00:44:21.140 –> 00:44:25.820
die Schülerinnen und Schülern Selbstwirksamkeit
00:44:25.820 –> 00:44:31.020
und Gemeinschaftlichkeit, beibringt ist auch das falsche Wort,
00:44:31.020 –> 00:44:32.660
die das initiiert.
00:44:32.660 –> 00:44:35.020
und die Schülerinnen und Schüler ernst nimmt.
00:44:35.020 –> 00:44:39.500
Und in der Schülerinnen und Schüler sich nicht wie, ich sag jetzt mal, Befehlsempfänger
00:44:39.500 –> 00:44:42.620
von einem teilweise überkommenen,
00:44:42.620 –> 00:44:46.900
von so überkommenen Standardpunkten zeigt,
00:44:46.900 –> 00:44:49.540
die man akkumuliert und direkt nach der Schulzeit wieder vergisst.
00:44:49.540 –> 00:44:55.860
In der UN-Behindertenrechtskonvention, wenn man sie auf Deutschland umlegt oder anwendet,
00:44:55.860 –> 00:45:00.260
steht drin, dass eine Schule für alle die Lösung eigentlich sein sollte.
00:45:00.260 –> 00:45:04.860
Also dass es quasi keine Förderschulen mehr gibt und keine Sonderschulen.
00:45:04.860 –> 00:45:10.540
Und das geht so weit, dass man auch die Interpretation daraus ableiten kann,
00:45:10.540 –> 00:45:14.060
dass ein Gymnasium auch eine Förderschule ist.
00:45:14.060 –> 00:45:16.940
Und zwar eine Förderschule für Talentierte.
00:45:16.940 –> 00:45:22.380
Und warum behandeln wir quasi die Förderschulkinder eines Gymnasiums besser
00:45:22.380 –> 00:45:26.740
als die Förderschulkinder einer Förderschule im klassischen Sinne,
00:45:26.740 –> 00:45:29.900
wie wir sie kennen für Kinder mit Behinderung zum Beispiel?
00:45:29.900 –> 00:45:37.900
Weil das unausgesprochene Bildungsverständnis immer
noch ist,
00:45:37.900 –> 00:45:44.900
dass Bildung dafür sorgen soll, wirtschaftliche Humanressourcen zu bekommen.
00:45:44.900 –> 00:45:50.900
Nicht eine Gesellschaft, in der die Menschen gut miteinander leben können.
00:45:50.900 –> 00:45:53.900
Und was sagst du Leuten, die sagen Inklusion ist eine Utopie?
00:45:53.900 –> 00:45:56.900
Das Problem ist, momentan haben die ja Recht.
00:45:56.900 –> 00:45:58.420
Also, es ist sozusagen …
00:45:58.420 –> 00:46:01.300
Es ist insofern eine Utopie, als dass es …
00:46:01.300 –> 00:46:03.700
Ich weiß jetzt nicht, lass mich nicht lügen.
00:46:03.700 –> 00:46:07.260
Ich glaub, 2012 hat jemand gesagt, Inklusion ist gescheitert.
00:46:07.260 –> 00:46:11.420
Weil sozusagen diese fest, wie du’s grade gesagt hast,
00:46:11.420 –> 00:46:16.100
diese festgeschriebene Zielsetzung einfach nicht umgesetzt wurde.
00:46:16.100 –> 00:46:19.780
Also, weiß nicht, was sag ich Leuten, die sagen, das ist eine Utopie,
00:46:19.780 –> 00:46:23.660
mir sagen dauernd Leute irgendwas von dem, was ich äußer, ist eine Utopie.
00:46:23.660 –> 00:46:26.500
Dann sag ich, das kann sein, dass das eine Utopie ist.
00:46:26.540 –> 00:46:30.340
Das kommt ja vom schönen Platz, vom schönen Ort aus dem Griechischen.
00:46:30.340 –> 00:46:33.020
Das ist eben das, wo wir uns daran orientieren sollen.
00:46:33.020 –> 00:46:35.100
Ich werde nicht müde, darauf hinzuweisen,
00:46:35.100 –> 00:46:36.900
dass das auch geschehen muss.
00:46:36.900 –> 00:46:38.860
Was sagst du Lehrer*innen, die sagen,
00:46:38.860 –> 00:46:41.340
für behinderte Kinder bin ich nicht ausgebildet,
00:46:41.340 –> 00:46:42.780
deswegen mach ich es nicht?
00:46:42.780 –> 00:46:46.940
Weißt du, das ist sozusagen genau das Ding.
00:46:46.940 –> 00:46:49.580
Ich weiß nicht, ich hab das jetzt noch nicht gesagt.
00:46:49.580 –> 00:46:53.260
Ich bin ja auch schon gescheitert in Bezug darauf.
00:46:53.260 –> 00:46:54.660
Was heißt darauf?
00:46:54.660 –> 00:47:01.180
Ich hatte einen Schüler mal, der war Autist oder der hatte eine autistische …
00:47:01.180 –> 00:47:04.060
Wie nennt man das denn? Der hat Autismus.
00:47:04.060 –> 00:47:05.860
Er war Autist. – Er war Autist.
00:47:05.860 –> 00:47:07.940
Oder ist wahrscheinlich noch.
00:47:07.940 –> 00:47:11.060
Das hat dazu geführt, der konnte mitmachen und so weiter.
00:47:11.060 –> 00:47:14.340
Aber immer, wenn wir die Klassenarbeiten geschrieben haben …
00:47:14.340 –> 00:47:16.380
Der hatte sogar eine Schulbegleiterin.
00:47:16.380 –> 00:47:19.220
Ich hab mir Mühe gegeben, das war für mich schwierig,
00:47:19.220 –> 00:47:20.540
weil ich bin so ironisch.
00:47:20.540 –> 00:47:22.660
Der hat Ironie als solche nicht erkannt.
00:47:22.660 –> 00:47:24.980
Da musste ich mich umstellen, aber das ging.
00:47:24.980 –> 00:47:28.140
Aber dann kam am Ende immer diese Klassenarbeit.
00:47:28.140 –> 00:47:31.820
Und bei der Klassenarbeit hat er das auch in der Zeit,
00:47:31.820 –> 00:47:35.860
in der die Schülerinnen und Schüler das geschrieben haben,
00:47:35.860 –> 00:47:39.060
nicht geschafft, über eine Einleitung hinwegzukommen.
00:47:39.060 –> 00:47:43.100
Und die Mutter hat mir dann auch gesagt, und ich verstehe sie,
00:47:43.100 –> 00:47:45.700
können Sie das nicht wenigstens wertschätzen?
00:47:45.700 –> 00:47:48.540
Ich hab immer gedacht, wie soll ich das wertschätzen?
00:47:48.540 –> 00:47:52.020
In einem System, das sozusagen darauf ausgelegt ist,
00:47:52.020 –> 00:47:55.940
dass man in derselben Geschwindigkeit den gleichen Standard erhält.
00:47:55.940 –> 00:47:59.420
Ja? Also, ich hab das damals für mich nicht verstanden.
00:47:59.420 –> 00:48:02.700
Auf der anderen Seite ist dieses, was du grade gesagt hast,
00:48:02.700 –> 00:48:04.380
was sag ich jemandem, der sagt,
00:48:04.380 –> 00:48:06.460
er ist nicht für Inklusion ausgebildet,
00:48:06.460 –> 00:48:08.660
ich hab das ja auch in anderen Bereichen.
00:48:08.660 –> 00:48:11.740
Leute, die sagen, ja, Digitalisierung kann ich halt nicht.
00:48:11.740 –> 00:48:15.020
Da muss man schon halt so weit gehen und sagen,
00:48:15.020 –> 00:48:20.020
wer nicht will, findet Gründe, wer will, findet Wege.
00:48:20.020 –> 00:48:21.060
Mhm.
00:48:21.100 –> 00:48:25.300
Nur, ich finde es auch schwierig, weil das oft passiert,
00:48:25.300 –> 00:48:29.140
dass man bestimmte Defizite, die an allen Ecken und Enden sind,
00:48:29.140 –> 00:48:33.100
und du zeigst das ja auch oft bei der Inklusion beispielsweise,
00:48:33.100 –> 00:48:37.420
dass man sozusagen den Lehrkräften individuell die Verantwortung gibt.
00:48:37.420 –> 00:48:41.860
Weil um Dinge umzusetzen, die auch gesetzlich festgelegt sind,
00:48:41.860 –> 00:48:44.060
ist aus meiner Sicht schon auch nötig,
00:48:44.060 –> 00:48:46.180
dass es eine Rahmengebung gibt.
00:48:46.180 –> 00:48:49.780
Also, das heißt, dass man Lehrkräfte unterstützt,
00:48:49.900 –> 00:48:52.900
darin, sich zum Beispiel weiterzubilden,
00:48:52.900 –> 00:48:55.180
zum Beispiel einen Unterricht zu machen,
00:48:55.180 –> 00:48:59.820
der nicht eben einfach von Prüfung nach Prüfung geht und so weiter.
00:48:59.820 –> 00:49:01.500
Also mit anderen Worten,
00:49:01.500 –> 00:49:05.740
ich würde mit solchen Lehrkräften sprechen,
00:49:05.740 –> 00:49:08.140
wie ich auch das im Bereich Digitalisierung mache,
00:49:08.140 –> 00:49:11.260
und sage, jetzt lass uns mal gucken, wie das möglich ist und wie das geht.
00:49:11.260 –> 00:49:14.220
Aber letzten Endes ist das ein systemisches Problem.
00:49:14.220 –> 00:49:19.780
Wenn man die Ansprüche an sich selber, an das System ernst nimmt,
00:49:19.860 –> 00:49:24.140
dann müsste sich auch innerhalb des Systems was verändern.
00:49:24.140 –> 00:49:26.700
Was sagst du den Leuten, also ich frag mich jetzt einfach ab,
00:49:26.700 –> 00:49:28.900
weil ich höre ja ständig diese ganzen Floskeln,
00:49:28.900 –> 00:49:32.260
aber was sagst du Leuten, dass die Kinder immer problematischer werden?
00:49:32.260 –> 00:49:34.460
Hm, also ähm…
00:49:34.460 –> 00:49:36.460
Ist das so? Also ich hab da Zweifel.
00:49:36.460 –> 00:49:42.460
Nein, das ist nicht so, aber natürlich leben wir hier auch in ganz unterschiedlichen Schulwelten.
00:49:42.460 –> 00:49:48.300
Also zum Beispiel ich wohne sozusagen in, wie nennt man das, Wolfenkuckucksheim.
00:49:48.300 –> 00:49:53.500
Die Kinder und Jugendlichen, die bei mir auf der Schule sind,
00:49:53.500 –> 00:49:56.220
die sind nicht nur nicht problematisch,
00:49:56.220 –> 00:49:57.820
das ist ganz toll.
00:49:57.820 –> 00:50:00.180
Also, natürlich sind die unterschiedlich,
00:50:00.180 –> 00:50:03.180
die sind unterschiedliche Kinder, Kinder sind Kinder.
00:50:03.180 –> 00:50:06.260
Ich glaub nicht, dass die immer problematischer werden.
00:50:06.260 –> 00:50:10.220
Aber ich glaube, was eben da eine Rolle spielt,
00:50:10.220 –> 00:50:14.540
ist diese Diskrepanz zwischen den Lebensrealitäten.
00:50:14.540 –> 00:50:17.100
Und auch das ist ja nicht unbedingt was Neues.
00:50:17.220 –> 00:50:19.220
Stichwort Generationenkonflikt.
00:50:19.220 –> 00:50:25.500
Was ich eher problematisch finde, ist, wenn sich Lehrkräfte dann da so rausziehen,
00:50:25.500 –> 00:50:30.060
weil das ist ja sozusagen die billigste Form der Aussage.
00:50:30.060 –> 00:50:33.580
Die Kinder werden problematisch, damit geht man aus seiner eigenen Verantwortung aus.
00:50:33.580 –> 00:50:38.300
Wenn man in die Verantwortung reingeht, wenn man sagt, okay, was ist genau das Problem,
00:50:38.300 –> 00:50:42.300
und versucht zu analysieren, wie es zu diesem Problem kommt.
00:50:42.300 –> 00:50:46.580
Und wenn jetzt jemand, ich gebe mal nur ein Beispiel,
00:50:46.580 –> 00:50:50.980
wenn irgendein Oberstudiendirektor seit 40 Jahren am Gymnasium ist
00:50:50.980 –> 00:50:52.620
und quasi erlebt hat,
00:50:52.620 –> 00:50:56.980
dass vor 40 Jahren ein bestimmtes Klientel an die Schule gekommen ist,
00:50:56.980 –> 00:51:00.620
die schon eine bestimmte Haltung von ihren Eltern mitbekommen haben,
00:51:00.620 –> 00:51:02.620
die von ihren Eltern in sechs Jahren
00:51:02.620 –> 00:51:07.820
150.000 Seiten vorgelesen bekommen haben und so weiter und so fort,
00:51:07.820 –> 00:51:10.420
dann mag der das so empfinden,
00:51:10.420 –> 00:51:13.060
dass junge Leute in Anführungsstrichen
00:51:13.060 –> 00:51:14.780
„schwieriger“ geworden sind.
00:51:14.900 –> 00:51:18.100
Was sich aber eigentlich zeigt, ist,
00:51:18.100 –> 00:51:23.700
dass eben das Ganze schon auch offener zunächst mal geworden ist.
00:51:23.700 –> 00:51:26.060
Und dass die Zeiten sich ändern.
00:51:26.060 –> 00:51:28.660
Und dass man als Lehrkraft eben nicht mehr,
00:51:28.660 –> 00:51:32.620
wie vor 20, 30 Jahren, das einzige Medium im Raum ist.
00:51:32.620 –> 00:51:35.340
Und sich quasi darauf zurückfallen kann,
00:51:35.340 –> 00:51:38.940
was man halt einmal gemacht hat, und das vermittelt jetzt weiter.
00:51:38.940 –> 00:51:41.460
Sondern dass man weiter Lerner bleiben muss.
00:51:41.460 –> 00:51:43.660
Und aus meiner Sicht auch wissen muss,
00:51:43.780 –> 00:51:47.460
sozusagen im Digitalen so los ist und abgeht.
00:51:47.460 –> 00:51:50.340
Eben um zu verstehen, was ist denn euer Problem?
00:51:50.340 –> 00:51:53.060
Warum macht ihr das? Warum sprengt ihr Toiletten?
00:51:53.060 –> 00:51:57.180
Warum wisst ihr Dinge? Warum wisst ihr andere Dinge nicht?
00:51:57.180 –> 00:52:00.420
Ja? Also, ich würde sogar so weit gehen,
00:52:00.420 –> 00:52:03.620
dass, wenn man junge Leute danach fragt,
00:52:03.620 –> 00:52:05.940
was sie so machen und was sie so wissen,
00:52:05.940 –> 00:52:09.380
dann wissen die teilweise unglaublich viel mehr.
00:52:09.380 –> 00:52:11.380
Nur halt oftmals in Bereichen,
00:52:11.380 –> 00:52:14.140
die nicht zwangsläufig in der Schule abgefragt werden.
00:52:14.140 –> 00:52:15.620
Ja, genau.
00:52:15.620 –> 00:52:19.820
Und was hast du jetzt aus deiner Berufserfahrung quasi,
00:52:19.820 –> 00:52:24.500
nachdem du das autistische Kind in der Klasse hattest, gelernt,
00:52:24.500 –> 00:52:26.300
was du vielleicht anders gemacht hättest?
00:52:26.300 –> 00:52:31.500
Also ich glaube, ich würde mehr nach dem Freiraum gucken,
00:52:31.500 –> 00:52:37.580
den ich hab, in Bezug auf sowohl die Art und Weise des Unterrichtens
00:52:37.580 –> 00:52:40.980
als auch auf die Art und Weise der Bewertung.
00:52:40.980 –> 00:52:45.660
Weil oftmals hat man da andere Möglichkeiten.
00:52:45.660 –> 00:52:48.060
Das bedeutet leider Gottes oft,
00:52:48.060 –> 00:52:51.660
dass man sich quasi über die verschiedenen Instanzen
00:52:51.660 –> 00:52:53.180
hochtelefonieren muss.
00:52:53.180 –> 00:52:57.180
Aber ich glaube, ich würde jetzt mittlerweile nicht sagen,
00:52:57.180 –> 00:52:59.180
shit, jetzt ist es nur eine Einleitung.
00:52:59.180 –> 00:53:04.180
Und eine Einleitung ist halt im Vergleich zu einer ganzen Klausur
00:53:04.180 –> 00:53:06.660
nicht ausreichend.
00:53:06.660 –> 00:53:10.380
Sondern ich würde, glaube ich, eher noch mehr reingehen und sagen,
00:53:10.380 –> 00:53:13.380
Hier ist die Rückmeldung, wie die Einleitung geworden ist.
00:53:13.380 –> 00:53:16.980
Und dann Fragen so, wie kann ich das jetzt abbilden?
00:53:16.980 –> 00:53:21.980
Brauchen Lehrerinnen und Schulen vielleicht mehr Beinfreiheit,
00:53:21.980 –> 00:53:24.980
was Entscheidungen angeht, die in ihrem Gebäude stattfinden?
00:53:24.980 –> 00:53:27.580
Ja, auf alle Fälle. Auf alle Fälle, klar.
00:53:27.580 –> 00:53:32.180
Also ich erinnere mich daran, das habe ich auch in meinem Buch damals aufgeschrieben,
00:53:32.180 –> 00:53:36.180
dass die Situation, in der, das war, glaube ich, ein Solinger,
00:53:36.180 –> 00:53:43.580
ein Schulleiter, damals die Corona-Situation versucht hat anzugehen,
00:53:43.580 –> 00:53:49.820
mit Hybridunterricht, als das Hybridunterricht noch gar nicht im Konzept war,
00:53:49.820 –> 00:53:53.340
da wurde mehr oder weniger auch zurückgepfiffen.
00:53:53.340 –> 00:53:56.500
Und das hört man auch immer mal wieder, dass Leute zurückgepfiffen werden.
00:53:56.500 –> 00:53:57.900
Und genau das ist das, was ich meine.
00:53:57.900 –> 00:54:00.700
Aber diese Beinfreiheit, die kriegt man ja nur,
00:54:00.700 –> 00:54:04.900
wenn sozusagen die höheren Ebenen sich dafür interessieren,
00:54:04.900 –> 00:54:07.900
was sozusagen die Realität ist.
00:54:07.900 –> 00:54:09.900
Wie sieht es gerade konkret aus?
00:54:09.900 –> 00:54:11.900
Deshalb, ich hab’s schon mal gesagt,
00:54:11.900 –> 00:54:14.900
aber ich will noch mal auf die Idee zurückkommen.
00:54:14.900 –> 00:54:16.900
Ich fänd das geil, das wird nicht passieren,
00:54:16.900 –> 00:54:19.900
aber wenn ein Kultusministerium aus dem Land sagen würde,
00:54:19.900 –> 00:54:23.900
pass mal auf, es können sich jetzt 250 Schulen bewerben,
00:54:23.900 –> 00:54:26.900
die müssen sich bewerben, damit klar ist,
00:54:26.900 –> 00:54:29.900
okay, wir wollen das alle, die sind engagiert.
00:54:29.900 –> 00:54:32.900
Und ihr fallt jetzt drei Jahre nicht mehr
00:54:32.900 –> 00:54:37.060
unter die Schulaufsicht, wenn man so möchte,
00:54:37.060 –> 00:54:42.020
sondern ihr macht Sachen, ihr evaluiert die und ihr sagt hinterher, wie es gelaufen ist.
00:54:42.020 –> 00:54:44.820
Und von den 50, wo es richtig geil gelaufen ist,
00:54:44.820 –> 00:54:48.220
das nehmen wir dann als Modell für,
00:54:48.220 –> 00:54:51.700
natürlich immer angepasst für die anderen Schulen des Landes
00:54:51.700 –> 00:54:57.020
und sorgen dafür, dass wir sozusagen das System von unten auf verändern.
00:54:57.020 –> 00:55:02.780
Ich habe vor ein paar Jahren mal den Kinofilm „Die Kinder der Utopie“ begleitet
00:55:02.780 –> 00:55:09.780
Und der Film handelt von sechs Kindern, die begleitet wurden in ihrer Schulzeit.
00:55:09.780 –> 00:55:13.340
Und dann nochmal zwölf Jahre später nach der Schule.
00:55:13.340 –> 00:55:17.580
Was mich so beeindruckt hatte, dass es gibt eigentlich zwei Filme.
00:55:17.580 –> 00:55:19.500
Der erste Film heißt „Klassenleben“.
00:55:19.500 –> 00:55:24.260
Da wird eine Grundschulklasse der Fleming-Grundschule gezeigt mit Kindern mit und ohne Behinderung,
00:55:24.260 –> 00:55:26.180
die gemeinsam Unterricht haben.
00:55:26.180 –> 00:55:30.860
Und dann quasi zwölf Jahre später werden die Kinder nochmal gezeigt, was wurde eigentlich aus denen.
00:55:30.860 –> 00:55:33.020
Das war deine Schule auch, die Fleming-Schule.
00:55:33.020 –> 00:55:35.500
Genau, das war auch meine Schule, genau. Zufällig.
00:55:35.500 –> 00:55:40.700
Und was mich so berührt hat, war, dass man in dem ersten Film „Klassenleben“
00:55:40.700 –> 00:55:43.900
wirklich Kinder mit schweren Behinderungen sieht,
00:55:43.900 –> 00:55:45.900
die aber alle zusammen gelernt haben.
00:55:45.900 –> 00:55:49.060
Und man als Zuschauer dann vielleicht manchmal denkt,
00:55:49.060 –> 00:55:53.460
„Ach Gott, das ist ja schwer. Ach Gott, wie soll das denn jemals alleine leben können?“
00:55:53.460 –> 00:55:57.780
Und dann schaust du zwölf Jahre später den Film „Die Kinder der Utopie“
00:55:57.780 –> 00:56:03.300
und siehst, wie ein Mädchen, das eigentlich als blind eingestuft wurde,
00:56:03.300 –> 00:56:09.940
dann plötzlich in der U-Bahn alleine sitzt und WhatsApp schreibt auf dem Weg zur Arbeit.
00:56:09.940 –> 00:56:14.020
Und ich habe mich selber dabei erwischt, dass ich Kindern einfach weniger zugetraut habe
00:56:14.020 –> 00:56:16.820
oder dass ich dachte, das wird nichts.
00:56:16.820 –> 00:56:20.940
Und dann habe ich mich gefragt, wie gut sind wir eigentlich als Erwachsene,
00:56:20.940 –> 00:56:27.500
egal ob Eltern oder Kinder, die Bildungschancen oder Entwicklungschancen von Kindern einzuschätzen?
00:56:27.500 –> 00:56:32.780
auf jeden Fall nicht gut genug, um so eine Prognose zu stellen.
00:56:32.780 –> 00:56:35.180
Das ist doch ganz klar.
00:56:35.180 –> 00:56:39.940
Das ist ja einer der Hauptpunkte, weshalb diese Selektion
00:56:39.940 –> 00:56:45.060
jetzt unabhängig von Behinderung nach 4 Jahren so schwierig ist.
00:56:45.060 –> 00:56:46.660
Vor allen Dingen, weil…
00:56:46.660 –> 00:56:48.460
Ich kenne das z.B.
00:56:48.460 –> 00:56:54.660
Ich glaube, als Lehrkraft musst du immer notorischer Idealist sein.
00:56:54.660 –> 00:56:56.180
Das geht gar nicht anders.
00:56:56.180 –> 00:56:59.540
auch als Selbsterhalt, sonst macht es dich ja kaputt.
00:56:59.540 –> 00:57:01.660
Aber ich erleb das sehr häufig.
00:57:01.660 –> 00:57:04.780
Ich muss grad an eine Schülerin denken und grinsen.
00:57:04.780 –> 00:57:07.420
Eine Schülerin, die wirklich …
00:57:07.420 –> 00:57:09.860
Die war auch faul, also die war …
00:57:09.860 –> 00:57:11.500
Die war faul.
00:57:11.500 –> 00:57:15.980
Aber in der siebten, achten, neunten Klasse ist die so abgekackt.
00:57:15.980 –> 00:57:19.260
Ich hab immer gesagt, ich erfinde jetzt irgendeinen Namen.
00:57:19.260 –> 00:57:21.300
Maria. Das kann doch nicht sein.
00:57:21.300 –> 00:57:24.900
Hier so, du kannst doch eigentlich … Und so weiter und so
fort.
00:57:25.020 –> 00:57:34.140
Und die ist dann in der 10. Klasse, hat die sich am Riemen gerissen und macht das durch und lernt und steht auch gerade wie eine Eins.
00:57:34.140 –> 00:57:36.860
Früher hat sie so ein bisschen eingefallene Schultern und so weiter.
00:57:36.860 –> 00:57:49.660
Und wenn man die jetzt in der 7. oder 8. oder 9. Klasse, wenn man gesagt hätte, das wird nix, so, wir schicken dich jetzt was weiß ich wohin, halt eine andere Schulform oder hier vergiss es gleich und so,
00:57:49.660 –> 00:57:53.020
dann hätte die ein anderes Leben gehabt.
00:57:53.020 –> 00:57:57.060
Übrigens ist das auch durch Studien belegt,
00:57:57.060 –> 00:57:59.500
dass, wenn es rein ums Lernen geht,
00:57:59.500 –> 00:58:02.940
nicht um dieses Miteinander, was uns ja auch umtreibt,
00:58:02.940 –> 00:58:08.820
wenn es rein ums Lernen geht, also um den kognitiven Wissenszuwachs,
00:58:08.820 –> 00:58:11.580
dann ist nachgewiesen,
00:58:11.580 –> 00:58:15.140
dass junge Leute in unterschiedlichen Schulformen
00:58:15.140 –> 00:58:18.740
auch unterschiedlich viel lernen, egal, ob sie davor
00:58:18.740 –> 00:58:20.740
quasi dasselbe Potenzial haben.
00:58:20.740 –> 00:58:22.740
Also, ne, mit anderen Worten,
00:58:22.740 –> 00:58:25.740
die Leute, die um dich herum sind,
00:58:25.740 –> 00:58:28.740
die haben unheimlich viel damit zu tun,
00:58:28.740 –> 00:58:30.740
wie du dich auch selbst entwickelst,
00:58:30.740 –> 00:58:32.740
was ja auch wieder für so eine Form spricht.
00:58:32.740 –> 00:58:34.740
Das heißt, der Abstand vergrößert sich,
00:58:34.740 –> 00:58:38.740
je länger du quasi in den unteren Bildungssystem bist.
00:58:38.740 –> 00:58:40.740
Weshalb übrigens ja auch diese Durchlässigkeit
00:58:40.740 –> 00:58:42.740
im Grunde genommen nicht stimmt.
00:58:42.740 –> 00:58:44.740
Es wird immer gesagt, das Bildungssystem ist durchlässig,
00:58:44.740 –> 00:58:46.740
aber diese Durchlässigkeit, die ist eben
00:58:46.740 –> 00:58:48.340
ist eben eigentlich nur von oben nach unten.
00:58:48.340 –> 00:58:50.340
Also mit anderen Worten, ich würde sagen,
00:58:50.340 –> 00:58:53.540
wir sind nicht gut in der Prognose.
00:58:53.540 –> 00:58:55.740
Und weil wir nicht gut sind in der Prognose,
00:58:55.740 –> 00:58:57.140
sollten wir kein System haben,
00:58:57.140 –> 00:58:59.540
was sich genau auf so eine Prognose stützt.
00:58:59.540 –> 00:59:01.540
Ich war mal auf einer Veranstaltung in,
00:59:01.540 –> 00:59:03.940
Gott, ich glaub, es war in Nürnberg,
00:59:03.940 –> 00:59:07.940
und da kam jemand, der nannte sich Inklusionskritiker.
00:59:07.940 –> 00:59:10.740
Und dann dachte ich, okay, da bereite ich mich jetzt mal drauf vor
00:59:10.740 –> 00:59:12.940
und hörte mir den Vortrag von ihm an.
00:59:12.940 –> 00:59:15.140
Und er war aber kein Inklusionskritiker im Sinne von,
00:59:15.140 –> 00:59:17.140
dass er gesagt hat, die Inklusion ist gescheitert,
00:59:17.140 –> 00:59:20.140
sondern der hat gesagt, die Inklusion, wie wir sie machen,
00:59:20.140 –> 00:59:23.140
bedeutet eigentlich nur, dass wir nur die Kinder inkludieren,
00:59:23.140 –> 00:59:25.140
die später verwertbar sind.
00:59:25.140 –> 00:59:28.140
Und die Verwertbarkeit im kapitalistischen Sinne
00:59:28.140 –> 00:59:31.140
wird unter anderem definiert durch eine Organisation,
00:59:31.140 –> 00:59:36.140
die sich OECD nennt, wo quasi dann europaweit Standards
00:59:36.140 –> 00:59:40.140
versucht werden zu entwickeln, um Schulen, Kinder,
00:59:40.140 –> 00:59:43.140
Abschlüsse miteinander vergleichbar zu machen,
00:59:43.140 –> 00:59:45.860
Stichwort PISA, Stichwort Bachelor, Master,
00:59:45.860 –> 00:59:49.700
das dann eben europaweit, vielleicht auch irgendwann weltweit funktioniert.
00:59:49.700 –> 00:59:54.820
Und dass das Problem ist, dass diese OECD demokratisch nicht legitimiert ist.
00:59:54.820 –> 00:59:58.260
Weil es nur 100% private Organisationen ist,
00:59:58.260 –> 01:00:00.660
dahinter stecken dann Stiftungen wie Bertelsmann und Co.,
01:00:00.660 –> 01:00:03.940
die dann zufällig auch Lehrbücher produzieren und so weiter und so fort.
01:00:03.940 –> 01:00:09.620
Und wir glauben aber, das ist irgendwie wissenschaftlich, demokratisch total cool.
01:00:09.620 –> 01:00:15.020
Aber in Wirklichkeit ist das eigentlich eine reine Kapitalismusmaschine.
01:00:15.020 –> 01:00:17.020
Würdest du dem so zustimmen?
01:00:17.020 –> 01:00:20.740
Naja, also sozusagen was jetzt die Institutionenkritik angeht,
01:00:20.740 –> 01:00:23.580
bin ich nicht so in der Materie, da glaube ich dir einfach.
01:00:23.580 –> 01:00:26.300
Aber der Punkt, den du gerade gesagt hast, war ja was,
01:00:26.300 –> 01:00:29.260
wo wir schon auch drauf zu sprechen gekommen haben.
01:00:29.260 –> 01:00:31.260
Du hast gerade von Verwertbarkeit gesprochen.
01:00:31.260 –> 01:00:35.100
Ich hatte über Humankapital gesprochen.
01:00:35.100 –> 01:00:40.740
Letzten Endes das, was beispielsweise der Soziologe Aladin El Malfalani
01:00:40.740 –> 01:00:44.060
in seinem Mythos Bildung, wo er den Bildungsbegriff
01:00:44.060 –> 01:00:46.300
so ein bisschen auseinanderklamüsert auch sagt,
01:00:46.300 –> 01:00:48.980
dass sozusagen, sobald man Bildung,
01:00:48.980 –> 01:00:52.660
es gibt ja unterschiedlichste Ansätze darin, was Bildung sein soll,
01:00:52.660 –> 01:00:55.620
Bildung sozusagen für persönliche Entfaltungsmöglichkeiten,
01:00:55.620 –> 01:00:57.380
für gesellschaftliche Teilhabe
01:00:57.380 –> 01:01:01.940
und eben Bildung als zertifizierte Zugangsberechtigung
01:01:01.940 –> 01:01:03.420
für den Arbeitsmarkt.
01:01:03.420 –> 01:01:06.220
Und genau das ist ja sozusagen mein Punkt.
01:01:06.220 –> 01:01:12.500
Wenn man Bildung darauf verkürzt, landet man bei dem einzigen Kriterium,
01:01:12.500 –> 01:01:17.460
das sozusagen schulische Bildung quasi noch legitimierbar macht.
01:01:17.460 –> 01:01:19.780
Weil alles andere kannst du dir aneignen,
01:01:19.780 –> 01:01:22.220
wenn du in der Lage bist und die Zeit hast.
01:01:22.220 –> 01:01:24.500
Das sieht man ja auch.
01:01:24.500 –> 01:01:28.500
Also, das heißt mit anderen Worten, wenn Schule ein Ort ist,
01:01:28.500 –> 01:01:35.500
wo implizit, also wo die einzige Kategorie implizit die der Verwertbarkeit ist,
01:01:35.500 –> 01:01:38.500
dann landen wir bei dem Problem, was wir haben.
01:01:38.500 –> 01:01:43.500
Und ich würde sagen, diese anderen Dimensionen von Bildung,
01:01:43.500 –> 01:01:47.500
z.B. die Frage des Lernens, des gemeinsamen Lernens,
01:01:47.500 –> 01:01:51.500
des vertieften Lernens, des Lernens, das einen im besten Fall
01:01:51.500 –> 01:01:55.500
nicht das Lernen selbst abgewöhnt, sondern dazu führt,
01:01:55.500 –> 01:01:57.500
dass man nach der Schule noch weiter Bock hat,
01:01:57.500 –> 01:01:59.500
Die müssen in den Fokus.
01:01:59.500 –> 01:02:01.500
Und das wäre meine Mission.
01:02:01.500 –> 01:02:04.940
Inwiefern, was du gerade gesagt hast, das ist natürlich spannend,
01:02:04.940 –> 01:02:06.940
weil du hast in einem Nebensatz gesagt,
01:02:06.940 –> 01:02:08.700
die machen auch Lehrmaterialien.
01:02:08.700 –> 01:02:10.700
Das ist natürlich das große Problem,
01:02:10.700 –> 01:02:15.300
wenn bestimmte Vorstellungen davon, was Bildung ist und zu sein hat,
01:02:15.300 –> 01:02:19.300
institutional zusätzlich zementiert werden.
01:02:19.300 –> 01:02:22.500
Wird es natürlich immer schwieriger, das auch aufzubrechen
01:02:22.500 –> 01:02:25.500
und immer darauf hinzuweisen, zu sagen, hallo, Leute,
01:02:25.500 –> 01:02:31.980
Natürlich ist es wichtig, dass sozusagen talentierte Menschen einen Job bekommen,
01:02:31.980 –> 01:02:37.220
der Innovation fördert und so weiter, aber das kann nicht unser einziges Kriterium an Bildung sein.
01:02:37.220 –> 01:02:41.980
Spannend. Du hast vorhin schon zweimal über die Corona- Pandemie gesprochen,
01:02:41.980 –> 01:02:46.540
die ja wahrscheinlich großen Einfluss auch auf unser Bildungssystem hatte.
01:02:46.540 –> 01:02:50.460
Jetzt ist sie in Anführungsstrichen „vorbei“, die Pandemie.
01:02:50.460 –> 01:02:55.460
Und ich habe in den ersten Monaten, als die Lockdowns auch in den Schulen galten,
01:02:55.460 –> 01:02:59.460
sehr viele besorgte Politiker*innen in den Medien gehört,
01:02:59.460 –> 01:03:02.460
die dann gesagt haben, die Kinder gehen alle zu Hause kaputt
01:03:02.460 –> 01:03:05.460
und das ist so wichtig, dass sie ihre Freundinnen treffen.
01:03:05.460 –> 01:03:09.460
Und sorry, aber ich habe das denen nicht geglaubt, den Politiker*innen,
01:03:09.460 –> 01:03:11.460
dass das wirklich deren Sorge ist.
01:03:11.460 –> 01:03:15.460
Weil ich habe dann einen Podcast von einem Schulpsychologen gehört, der sagt,
01:03:15.460 –> 01:03:18.460
ja, wir machen uns jetzt Sorgen, dass die Kinder zu Hause kaputt gehen,
01:03:18.460 –> 01:03:22.460
aber wir machen uns nie Sorgen, wie Kinder in der Schule kaputt gehen.
01:03:22.460 –> 01:03:25.460
Und dass das eigentlich deswegen total unehrlich ist,
01:03:25.460 –> 01:03:29.460
so zu tun, als würde einem das was bedeuten als Politiker.
01:03:29.460 –> 01:03:33.460
Und dass er die These aufstellte, fand ich super interessant,
01:03:33.460 –> 01:03:35.460
dass es den Politikern in den eigenen Augen geht,
01:03:35.460 –> 01:03:37.460
dass die Eltern wieder zur Arbeit gehen können
01:03:37.460 –> 01:03:39.460
und nicht Homeschooling machen müssen.
01:03:39.460 –> 01:03:42.460
Wieder Thema Kapitalismus.
01:03:42.460 –> 01:03:44.460
Also Hauptsache, die Maschine läuft weiter
01:03:44.460 –> 01:03:49.660
Und die Kinder sind quasi die, die am meisten darunter leiden.
01:03:49.660 –> 01:03:52.460
Und natürlich leiden sie zu Hause, wenn sie ihre Freunde nicht treffen.
01:03:52.460 –> 01:03:55.180
Aber wenn es uns wichtig ist, dass Kinder nicht leiden,
01:03:55.180 –> 01:03:56.860
dann müssen wir auch in die Schule gucken.
01:03:56.860 –> 01:04:03.700
Ja, ich hab das mal so, ich fand die beste Zusammenfassung
01:04:03.700 –> 01:04:07.940
dieser Unehrlichkeit, Widersprüchlichkeit, Scheinheiligkeit, wie auch immer man das nennt,
01:04:07.940 –> 01:04:12.420
waren die Sätze, die verschiedenste Politiker*innen geäußert haben,
01:04:12.420 –> 01:04:14.100
als es um die Schulöffnung ging.
01:04:14.100 –> 01:04:18.740
Die haben nämlich gesagt, die Schulen müssen wieder öffnen,
01:04:18.740 –> 01:04:21.100
weil die Kinder uns so wichtig sind.
01:04:21.100 –> 01:04:24.380
Und jeder, der jetzt im Deutschunterricht aufgepasst hat,
01:04:24.380 –> 01:04:27.020
der weiß, dass dieser Satz sich so anhört,
01:04:27.020 –> 01:04:30.180
als wenn dieses „Weil die Kinder uns so wichtig sind“
01:04:30.180 –> 01:04:31.460
eine Begründung ist.
01:04:31.460 –> 01:04:34.060
In Wirklichkeit ist das aber eine Behauptung,
01:04:34.060 –> 01:04:36.900
der noch eine Begründung folgen müsste.
01:04:36.900 –> 01:04:39.900
Die Behauptung, Kinder sind uns so wichtig,
01:04:39.900 –> 01:04:42.100
der müsste ja sozusagen folgen.
01:04:42.100 –> 01:04:44.100
und deshalb tun wir Folgendes.
01:04:44.100 –> 01:04:45.660
Da kam aber nie was.
01:04:45.660 –> 01:04:48.980
Es blieb bei der Behauptung, die Schulen öffnen,
01:04:48.980 –> 01:04:50.940
weil die Kinder sind so wichtig.
01:04:50.940 –> 01:04:55.660
Und das war die billigste Aussage, die man hätte tätigen sollen.
01:04:55.660 –> 01:04:58.660
Die damalige baden-württembergische Kultusministerin,
01:04:58.660 –> 01:05:02.020
Frau Eisenmann, hat auch noch eine interessante Sache gesagt,
01:05:02.020 –> 01:05:04.700
die auch mal wieder so, ich sag mal,
01:05:04.700 –> 01:05:07.460
der Unterschied zwischen Kausalität und Korrelation
01:05:07.460 –> 01:05:09.180
noch mal ganz deutlich macht.
01:05:09.300 –> 01:05:11.220
Sie hat nämlich zum Beispiel gesagt,
01:05:11.220 –> 01:05:13.780
weil wir in der Corona-Pandemie bemerkt haben,
01:05:13.780 –> 01:05:17.220
dass Schülerinnen und Schüler nicht autonom sind, Klammer auf,
01:05:17.220 –> 01:05:20.860
das stimmt übrigens auch nicht für alle Schülerinnen und Schüler,
01:05:20.860 –> 01:05:23.380
es gibt viele, die haben richtig viel gelernt.
01:05:23.380 –> 01:05:26.420
In Baden-Württemberg gab es beispielsweise eine Studie,
01:05:26.420 –> 01:05:29.220
die gezeigt hat, dass die Lese- und Schreibkompetenz
01:05:29.220 –> 01:05:32.420
nach oben gegangen ist in der Corona-Pandemie, Klammer zu.
01:05:32.420 –> 01:05:34.620
Sie hat gesagt, weil wir gemerkt haben,
01:05:34.620 –> 01:05:37.860
dass Schülerinnen und Schüler nicht autonom genug sind …
01:05:37.980 –> 01:05:40.980
Ja, müssen die Schülerinnen und Schüler
01:05:40.980 –> 01:05:43.660
jetzt sozusagen schnellstens wieder in die Schule.
01:05:43.660 –> 01:05:46.620
Man hätte ja auch sagen können, weil wir gemerkt haben,
01:05:46.620 –> 01:05:49.660
dass die Schülerinnen und Schüler nicht autonom genug sind,
01:05:49.660 –> 01:05:52.860
müssen wir die Autonomie der Schülerinnen und Schüler stärken.
01:05:52.860 –> 01:05:55.420
Und das können wir am besten in der Schule machen.
01:05:55.420 –> 01:05:58.380
Aber das war auch sozusagen, das war überhaupt keine Frage.
01:05:58.380 –> 01:06:00.060
Also, mit anderen Worten,
01:06:00.060 –> 01:06:04.420
ich habe wahnsinnig viele Schülerinnen und Schüler,
01:06:04.420 –> 01:06:06.220
haben in dieser Corona-Pandemie,
01:06:06.300 –> 01:06:09.180
Ich hab da auch ganz viel mit denen drüber gesprochen.
01:06:09.180 –> 01:06:12.500
Plötzlich etwas getan, was sie in Schule nicht machen könnten,
01:06:12.500 –> 01:06:14.620
nämlich eigene Schwerpunkte zu setzen,
01:06:14.620 –> 01:06:18.980
die Zeit so einteilen, wie sie es für ihr Lernen richtig fanden.
01:06:18.980 –> 01:06:21.260
Aber machen wir uns nichts vor, auch das,
01:06:21.260 –> 01:06:24.420
und das ist grade eine Vokabel, die ich sehr häufig benutze,
01:06:24.420 –> 01:06:26.860
ist halt eben nicht voraussetzungsfrei.
01:06:26.860 –> 01:06:30.940
Ja? Also, an unserem Allgemeinbildendengymnasium
01:06:30.940 –> 01:06:33.580
war das zum Beispiel so, das hat gut geklappt.
01:06:33.580 –> 01:06:35.580
Immer mal wieder gab’s einen Schüler,
01:06:35.620 –> 01:06:37.780
„beaufindbar“, in Anführungsstrichen, ja.
01:06:37.780 –> 01:06:40.180
Ich hab aber mit anderen Kollegen gesprochen,
01:06:40.180 –> 01:06:42.460
ich hatte so eine kleine Diskussionsrunde,
01:06:42.460 –> 01:06:44.740
wo ich mich einmal im Monat getroffen hab.
01:06:44.740 –> 01:06:48.060
Da waren zum Beispiel in der Lehrkraft aus der Werkrealschule,
01:06:48.060 –> 01:06:50.980
wo ja oftmals eben Schülerinnen und Schüler hinkommen,
01:06:50.980 –> 01:06:54.980
deren Eltern dann zum Beispiel auch nicht einfach zu Hause bleiben konnten.
01:06:54.980 –> 01:06:58.020
Die mussten halt in den Dienstleistungsberufen,
01:06:58.020 –> 01:07:01.140
in den sogenannten dann systemrelevanten Berufen arbeiten.
01:07:01.140 –> 01:07:04.380
Und da war’s so, da haben sie einfach Schülerinnen und Schüler
01:07:04.420 –> 01:07:06.420
Und das ist natürlich gravierend.
01:07:06.420 –> 01:07:10.420
Nur, da hätte man sich aus meiner Sicht politisch mal fragen müssen,
01:07:10.420 –> 01:07:12.420
was das denn bedeutet für die Zeit,
01:07:12.420 –> 01:07:16.420
in der die Schülerinnen und Schüler dann wieder in die Schule gehen.
01:07:16.420 –> 01:07:18.420
Ja, krass. Gibt es denn etwas Positives,
01:07:18.420 –> 01:07:20.420
was wir aus der Corona-Pandemie mitnehmen,
01:07:20.420 –> 01:07:24.420
was vielleicht strukturell was verändert oder vielleicht verbessert hat?
01:07:24.420 –> 01:07:26.420
Das Krasse an der ganzen Geschichte ist ja,
01:07:26.420 –> 01:07:28.420
dass plötzlich Dinge gemacht wurden,
01:07:28.420 –> 01:07:31.420
von denen man nie gedacht hätte, dass sie gemacht werden können.
01:07:31.420 –> 01:07:32.420
Also, äh … – Zoom.
01:07:32.420 –> 01:07:34.420
Zoom. – Ja, Zoom, klar.
01:07:34.420 –> 01:07:40.660
Aber ich hab mit sechs Klässlern in Chats Aufgaben verteilen lassen.
01:07:40.660 –> 01:07:42.260
Die haben auf Aetherpads,
01:07:42.260 –> 01:07:48.220
also auf kollaborativ zu bearbeitenden Dokumenten,
01:07:48.220 –> 01:07:50.020
zusammengearbeitet.
01:07:50.020 –> 01:07:55.020
Die haben verschiedenste digitale Leinwände gemacht.
01:07:55.020 –> 01:07:59.540
Ich hatte in Englisch, hab ich dann manchmal so Lernpfade gemacht,
01:07:59.540 –> 01:08:02.380
die man bearbeiten konnte, die dann kommentiert wurden.
01:08:02.380 –> 01:08:04.780
und man konnte sich gegenseitig kommentieren.
01:08:04.780 –> 01:08:05.980
Das war total geil.
01:08:05.980 –> 01:08:07.540
Also, was hab ich gesehen?
01:08:07.540 –> 01:08:10.820
Ich hab gesehen, was möglich ist, wenn’s nicht anders geht.
01:08:10.820 –> 01:08:11.980
Ja? Das ist …
01:08:11.980 –> 01:08:16.300
Das Problem war nur, dass von vielen, also logischerweise auch,
01:08:16.300 –> 01:08:19.580
weil das natürlich auch eine schwierige Zeit für viele war,
01:08:19.580 –> 01:08:22.900
aber der erste Take, den ich dann so oft aus dem gehört hab,
01:08:22.900 –> 01:08:25.660
was man wahrscheinlich so konservativ nennen kann,
01:08:25.660 –> 01:08:28.580
war, oh, Gott sei Dank ist jetzt alles wieder normal.
01:08:28.580 –> 01:08:29.900
Und ich dachte so, nee,
01:08:30.020 –> 01:08:32.860
Es ist nicht, erstens ist nicht alles wieder normal.
01:08:32.860 –> 01:08:35.900
Und zweitens war es auch vorher schon nicht normal.
01:08:35.900 –> 01:08:37.020
Ja? – Ja.
01:08:37.020 –> 01:08:40.180
Also, was ich bemerkt hab, ist, man könnte Dinge ändern,
01:08:40.180 –> 01:08:41.860
oder Dinge ändern sich auch,
01:08:41.860 –> 01:08:45.140
aber dafür muss halt eine weltweite Pandemie halt geschehen.
01:08:45.140 –> 01:08:48.620
Was unfassbar, unfassbar gruselig ist,
01:08:48.620 –> 01:08:50.620
dass erst dann sich etwas verändert
01:08:50.620 –> 01:08:53.220
und jetzt auch wieder alles zurückgedreht wird,
01:08:53.220 –> 01:08:57.540
was vielleicht sogar mal eine Verbesserung hätte sein können.
01:08:57.660 –> 01:09:03.780
Du hast mir die Meinung vertreten bzw. unterstützt, zu sagen,
01:09:03.780 –> 01:09:07.780
dass wir eigentlich so eine Art soziales Ja wieder brauchen,
01:09:07.780 –> 01:09:11.100
ein verpflichtendes soziales Ja, auch vielleicht,
01:09:11.100 –> 01:09:13.740
um den Lehrermangel ein bisschen zu kompensieren,
01:09:13.740 –> 01:09:18.060
sagen wir mal nicht zu kompensieren, aber vielleicht ein bisschen zu entspannen.
01:09:18.060 –> 01:09:21.660
Und das sagt ja der Bundespräsident auch, dass es wichtig ist,
01:09:21.660 –> 01:09:24.340
dass wir irgendwie wieder mehr soziales Engagement machen und so.
01:09:24.340 –> 01:09:27.100
Und dann denke ich so, warum immer die jungen Leute?
01:09:27.100 –> 01:09:31.420
Also wie wär’s denn, wenn Franz Walter jetzt mal ein Ehrenamt macht?
01:09:31.420 –> 01:09:34.900
Wann hat der denn zuletzt sich ehrenamtlich betätigt?
01:09:34.900 –> 01:09:38.980
Und warum müssen es immer die Leute sein, die gerade aus der Schule raus sind?
01:09:38.980 –> 01:09:41.300
Könnte man das nicht auch mal ab 60 einführen?
01:09:41.300 –> 01:09:45.940
Ja, pass auf. Als ich das geschrieben hab, die Kolumne für das verpflichtende soziale Jahr,
01:09:45.940 –> 01:09:49.300
das war sogar noch vor Walter Steinmeier, der hat wahrscheinlich von mir abgeschrieben.
01:09:49.300 –> 01:09:53.700
Nein, Quatsch. Der hat nicht von mir abgeschrieben, aber der Take war ein anderer.
01:09:53.700 –> 01:09:58.700
Und zwar ging es mir, auch wenn ich solidarisches Handeln,
01:09:58.700 –> 01:10:04.300
egal welcher gesellschaftlichen Schicht, absolut wichtig finde.
01:10:04.300 –> 01:10:06.100
Ging es mir da nicht drum.
01:10:06.100 –> 01:10:09.220
Mir ging es nicht darum zu sagen, dass die jungen Leute,
01:10:09.220 –> 01:10:12.500
die 12 Jahre Schule gemacht haben oder 10 Jahre gefälligst,
01:10:12.500 –> 01:10:15.180
noch mal einen Dienst an der Gesellschaft machen.
01:10:15.180 –> 01:10:18.780
Sondern wo es mir drum ging, ist, dass ich glaube,
01:10:18.780 –> 01:10:24.460
dass eine Zeit des Innehaltens, eine Zeit der praktischen Erfahrung,
01:10:24.460 –> 01:10:30.460
eine Zeit der Orientierung und eine Zeit, in der man andere Menschen aus anderen Kontexten kennenlernt,
01:10:30.460 –> 01:10:34.660
für eine Orientierung des Einzelnen wichtig ist.
01:10:34.660 –> 01:10:38.820
Weil ich bemerke, dass es ganz viele junge Leute gibt, die sagen,
01:10:38.820 –> 01:10:43.380
ey, es gibt 16.000 Studiengänge, das ist mir sowieso zu viel,
01:10:43.380 –> 01:10:45.700
also studiere ich irgendwas, was in der Nähe ist.
01:10:45.700 –> 01:10:48.500
Und da bin ich jetzt ein bisschen drastisch,
01:10:48.500 –> 01:10:51.980
und die eigene Lebensgeschichte, die erhöht man ja immer selbst.
01:10:51.980 –> 01:10:55.860
Aber ich sag zu denen immer, bitte, Bühl ist in der Nähe von Karlsruhe,
01:10:55.860 –> 01:10:57.620
bitte mach nur eine Sache nicht,
01:10:57.620 –> 01:11:01.220
geh nicht nach Karlsruhe direkt und bleib bei deinen Eltern wohnen.
01:11:01.220 –> 01:11:04.100
Geh weg, mach was anderes, ja, lern die Welt kennen.
01:11:04.100 –> 01:11:08.260
Und dieses soziale Pflichtjahr, weshalb ich da so hinterher war,
01:11:08.260 –> 01:11:11.540
zu sagen, hat für mich null damit zu tun,
01:11:11.540 –> 01:11:14.140
irgendwelche Löcher zu stopfen oder zu sagen,
01:11:14.140 –> 01:11:15.820
so, ihr kleinen Schmarotzer,
01:11:15.820 –> 01:11:18.740
und jetzt macht da noch mal was für die Gesellschaft.
01:11:18.740 –> 01:11:20.980
Sondern wäre für mich deshalb sinnvoll,
01:11:20.980 –> 01:11:23.820
weil ich glaube, dass es eine Großzahl von Menschen,
01:11:23.820 –> 01:11:25.020
jungen Menschen gibt,
01:11:25.020 –> 01:11:27.980
die damit zu einem gewissen Glück gezwungen würden.
01:11:27.980 –> 01:11:32.620
Zu dem Glück nämlich, sich mal so ein bisschen freizumachen
01:11:32.620 –> 01:11:35.660
von diesem Druck des Lernens,
01:11:35.660 –> 01:11:38.140
von diesem „Ich muss jetzt hier noch was machen
01:11:38.140 –> 01:11:39.940
und ich muss noch da was machen“,
01:11:39.980 –> 01:11:44.060
die sozusagen unterschiedliche Kontexte kennenlernen.
01:11:44.060 –> 01:11:46.580
Ich mach das manchmal so ein bisschen plakativ,
01:11:46.580 –> 01:11:49.240
indem ich sage, du weißt doch nicht, du gehst …
01:11:49.240 –> 01:11:52.600
Weißt du, es gibt so viele Jobs und Sachen,
01:11:52.600 –> 01:11:54.520
von denen hat man noch nie gehört.
01:11:54.520 –> 01:11:57.540
Und wenn du zum Beispiel jetzt mal irgendeinen Opa pflegst
01:11:57.540 –> 01:11:59.920
und der sagt, übrigens, ich bin hier in der,
01:11:59.920 –> 01:12:02.580
ich weiß es doch auch nicht, Segelmotorindustrie,
01:12:02.580 –> 01:12:04.140
ja, hab ich super Dinge …
01:12:04.140 –> 01:12:08.360
Leute kennenlernen, dafür fänd ich das wichtig.
01:12:08.420 –> 01:12:11.900
Allerdings, und jetzt auch, ich glaube schon auch,
01:12:11.900 –> 01:12:17.500
dass diese Forderung, oder, ne, das ich geschrieben hab,
01:12:17.500 –> 01:12:20.500
verpflichtendes soziales Jahr, in gewisser Weise
01:12:20.500 –> 01:12:23.580
natürlich ein schulisches Defizit aufhängt.
01:12:23.580 –> 01:12:26.740
Nämlich, dass Schule es eben oftmals nicht schafft,
01:12:26.740 –> 01:12:28.860
für diese Orientierung zu sorgen.
01:12:28.860 –> 01:12:32.540
Für eine Orientierung, die über dieses…
01:12:32.540 –> 01:12:36.540
Es gibt mal einen Berufsorientierungstag oder so.
01:12:36.540 –> 01:12:37.860
Was ist das denn?
01:12:37.860 –> 01:12:39.860
Ich hab an anderer Stelle mal gesagt,
01:12:39.860 –> 01:12:43.980
drei Jahre bist du Kleinkind, dann gehst du drei Jahre in den Kindergarten,
01:12:43.980 –> 01:12:47.700
dann hast du vier Jahre Grundschule, dann hast du acht Jahre Schule,
01:12:47.700 –> 01:12:50.260
und dann sollst du in drei Monaten rausfinden,
01:12:50.260 –> 01:12:52.340
was du die nächsten 40 Jahre machst.
01:12:52.340 –> 01:12:54.460
Und darum ging es mir.
01:12:54.460 –> 01:12:56.340
Mir geht’s nicht darum zu sagen,
01:12:56.340 –> 01:12:59.260
dass junge Leute sozusagen am Dienst der Gemeinschaft
01:12:59.260 –> 01:13:00.900
verpflichtet werden sollen.
01:13:00.900 –> 01:13:04.500
Und wo du grade sagst, dass das Ältere auch machen könnten,
01:13:04.620 –> 01:13:09.260
Ich glaube sowieso, dass unglaublich viele Ressourcen darin liegen könnten,
01:13:09.260 –> 01:13:16.260
Begegnungsformen zu finden, wo Menschen unterschiedlichen Alters
01:13:16.260 –> 01:13:22.820
sich darüber austauschen, was sie machen, was das überhaupt bedeutet und so weiter.
01:13:22.820 –> 01:13:25.620
Über Social Media funktioniert das natürlich auch schon.
01:13:25.620 –> 01:13:28.140
Also deshalb finde ich das so geil beim Blogger des Jahres,
01:13:28.140 –> 01:13:34.500
oder beim „Goldenen Blogger“ gab’s da diesen Beerdigungsinfluencer,
01:13:34.500 –> 01:13:37.420
ja, und eine Dachdecker-Influencerin.
01:13:37.420 –> 01:13:38.700
So was find ich Hammer.
01:13:38.700 –> 01:13:40.220
Weil es ja was anderes ist,
01:13:40.220 –> 01:13:43.740
ob man irgendwie zwei Sätze zu irgendwas liest oder richtig
sieht.
01:13:43.740 –> 01:13:47.460
So, das macht die, und die steht da auf dem Dach und guckt in die Ferne
01:13:47.460 –> 01:13:49.380
und findet das geil, find ich super.
01:13:49.380 –> 01:13:51.620
Aber ich glaube, dass wir gesellschaftlich
01:13:51.620 –> 01:13:55.540
unglaublich viele Ressourcen vernachlässigen,
01:13:55.540 –> 01:13:57.540
die wir haben könnten,
01:13:57.540 –> 01:13:59.980
wenn es eben solche Begegnungsmöglichkeiten gäbe.
01:13:59.980 –> 01:14:06.300
Und so ein soziales Ja ist halt eben eine Möglichkeit für solche Begegnungen.
01:14:06.300 –> 01:14:09.660
Bob, ich könnte noch so viele Fragen stellen.
01:14:09.660 –> 01:14:12.260
Ich habe so viele Fragen hier noch auf dem Zettel.
01:14:12.260 –> 01:14:17.260
Wir haben quasi fast eine Doppelstunde jetzt hier der Aufzeichnung gehabt.
01:14:17.260 –> 01:14:21.100
Deswegen lass mich dir noch eine letzte Frage stellen,
01:14:21.100 –> 01:14:23.260
die ich all meinen Gästen stelle.
01:14:23.260 –> 01:14:32.060
Und zwar gibt es eine Organisation, eine NGO, die du persönlich empfiehlst an unsere Hörerinnen und Hörer,
01:14:32.060 –> 01:14:36.460
die man unterstützen sollte, die vielleicht noch nicht jeder kennt.
01:14:36.460 –> 01:14:44.060
Den Zukunftstag vielleicht. Allerdings weiß ich jetzt nicht hundertprozentig, ob das eine NGO ist.
01:14:44.060 –> 01:14:50.060
Der Zukunftstag, da kann man nach googeln, der muss aber vielleicht auch gar nicht finanziell unterstützt werden,
01:14:50.060 –> 01:14:52.580
sondern ich gebe dem vielleicht hier mal Raum.
01:14:52.580 –> 01:14:55.940
Das ist eine Organisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat,
01:14:55.940 –> 01:14:58.500
eben das, was so oft gesagt wird, was in der Schule fehlt,
01:14:58.500 –> 01:15:02.540
finanzielle Bildung, Versicherungen und so weiter,
01:15:02.540 –> 01:15:05.220
an die Schulen zu holen mit Expertinnen und Experten,
01:15:05.220 –> 01:15:08.020
die dann da hingehen und den Schülern eben diese Orientierung
01:15:08.020 –> 01:15:10.300
zumindest mal ansatzweise geben.
01:15:10.300 –> 01:15:12.900
Das wäre vielleicht etwas, was vor allen Dingen Leute
01:15:12.900 –> 01:15:15.100
im Bildungsbereich sich mal angucken können,
01:15:15.100 –> 01:15:20.420
um da den Schülern gerade der Oberstufe Orientierung zu bieten.
01:15:20.420 –> 01:15:22.740
Das verlinken wir auf jeden Fall in den Shownotes.
01:15:22.740 –> 01:15:24.340
Das finde ich einen super Tipp.
01:15:24.340 –> 01:15:28.540
Bob, nennen deine Schüler*innen dich eigentlich Herr Blume oder Bob?
01:15:28.540 –> 01:15:33.180
Die nennen mich Herr Blume, außer in Englisch nennen die mich oft Herr Mr. Flauer.
01:15:33.180 –> 01:15:34.620
Mr. Flauer.
01:15:34.620 –> 01:15:36.340
Sehr gut, Mr. Flauer.
01:15:36.340 –> 01:15:38.500
Das ist doch ein schönes Schlusswort.
01:15:38.500 –> 01:15:42.180
Mr. Flauer, es wäre mir eine innere Fan-Meile,
01:15:42.180 –> 01:15:45.180
dich persönlich in meinem Podcast begrüßt zu haben.
01:15:45.180 –> 01:15:46.580
Boah, vielen, vielen Dank.
01:15:46.580 –> 01:15:48.580
Sehr, sehr gerne. Wir hätten mal über so viel reden können,
01:15:48.580 –> 01:15:52.780
über Design-Thinking, über Mobbing, über die Jugend von heute
01:15:52.780 –> 01:15:56.380
und so weiter und so fort, aber ich glaube, das schließen wir ein andermal an.
01:15:56.380 –> 01:15:57.580
Sehr, sehr gerne.
01:15:57.580 –> 01:15:58.180
Vielen Dank.
01:15:58.180 –> 01:15:58.780
Danke auch.
01:15:58.780 –> 01:16:01.580
Wo gehst du jetzt raus, wenn der Aufzug hält und die Tür aufgeht?
01:16:01.580 –> 01:16:04.780
Ja, ich würde sagen Kellergeschoss
01:16:04.780 –> 01:16:09.780
und da gucke ich, was da noch für Leichen liegen für den nächsten Podcast.
01:16:09.780 –> 01:16:13.380
Dann wünsche ich dir, dass du wenig Leichen findest.
01:16:13.380 –> 01:16:14.380
Ciao.
01:16:14.380 –> 01:16:18.780
Danke fürs Mitfahren.
01:16:18.780 –> 01:16:22.380
Wenn ihr mögt und euch diese Folge Spaß gemacht hat,
01:16:22.380 –> 01:16:27.380
bewertet diese Folge bei Apple Podcast, Spotify oder wo auch immer ihr zuhört.
01:16:27.380 –> 01:16:33.180
Alle Links zur Folge, sowie die Menschen, die mich bei diesem Podcast unterstützen,
01:16:33.180 –> 01:16:34.980
findet ihr in den Show Notes.
01:16:34.980 –> 01:16:36.980
Schaut da gerne mal rein.
01:16:39.180 –> 01:16:44.180
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„Im Aufzug“ ist eine Produktion von Schönlein-Media.
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Ich freue mich auf das nächste Mal, hier im Aufzug.
01:17:01.180 –> 01:17:05.180
[Musik]
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Dieser Podcast ist eine Produktion von Schønlein Media.
Produktion: Fabian Gieske , Anna Germek
Schnitt und Post-Produktion: Jonatan Hamann
Coverart: Amadeus Fronk