Im Aufzug mit Gianni Jovanovic

Was ist deine Lieblingsredewendung auf Romani?

Gianni Jovanovic ist Comedian, Aktivist, Autor und studierter Dentalhygieniker – eine Kombination, die so ungewöhnlich ist wie seine Geschichte selbst. Wir diskutieren über das große Wissensdefizit zur Sinti*zze und Rom*nja-Community in Deutschland und über das Gefühl, witzig sein zu müssen, wenn man Teil einer marginalisierten Gruppe ist. Aber Gianni erzählt mir auch von den leichten Seiten seines Lebens: von seinen liebsten Redewendungen in Romani, Gerichte aus der Kindheit und die Kraft von Humor, die ihm immer wieder Resilienz schenkt. Wir lachen viel – denn Gianni hat diese besondere Fähigkeit, auch ernste Themen mit einer Leichtigkeit zu verknüpfen, die einfach ansteckend ist. Viel Spaß bei dieser Fahrt mit Gianni Jovanovic!

Giannis Instagram: https://www.instagram.com/giannijovanovic78/?hl=de

Giannis Empfehlung: Romani Phen https://www.romnja-power.de/

Erwähnte Show: „Die beste Instanz“ https://www.youtube.com/watch?v=r45_9wvbDoA

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In diesem Podcast trifft Raul jede Folge auf spannende Gäst*innen. Aber

wen würdest du gerne mal im Aufzug begegnen? Das haben wir uns bei

Schindler auch gefragt und eine Studie gemacht. Denn seit 150 Jahren

beschäftigen wir uns mit Aufzügen und Fahrtreppen, innovativen

Technologien und eben auch den ganz normalen Aufzugsgedanken. Welche

Person die Befragten am liebsten treffen würden, hörst du am Ende dieser

Folge. Jetzt viel Spaß mit Raul im Aufzug wünscht Schindler.

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eure Hilfe wirklich sehr. Und jetzt geht’s los mit einer brandneuen Folge.

Gianni Jovanovic ist Comedian, Aktivist, Autor und studierter

Dentalhygieniker. Eine Kombination, die so ungewöhnlich ist, wie seine

Geschichte selbst. Wir diskutieren über das große Wissensdefizit zur Sintis

und Roma Community in Deutschland und über das Gefühl, witzig sein zu

müssen, wenn man Teil einer marginalisierten Gruppe ist. Aber Gianni

erzählt wir auch von den leichten Seiten seines Lebens. Von seinen liebsten

Redewendungen in Romani, Gerichte aus der Kindheit und die Kraft von

Humor, die ihm immer wieder Resilienz schenkt. Wir lachen viel, denn

Gianni hat diese besondere Fähigkeit, auch ernste Themen mit seiner

Leichtigkeit zu verknüpfen, die einfach ansteckend ist. Also viel Spaß bei

dieser Fahrt mit Janik Jovanovic. Die Tür geht auf und wer kommt rein?

Oh mein Gott, ich freue mich sehr. Wir haben uns schon mal in einem

Podcast unterhalten und schon auch ein paar Mal live gesehen. Gianni

Jovanovic, schön, dass du da bist.

00:02:44.000

Gianni Jovanovic: Oh, danke Raul, schön, dass ich da sein darf. Vielen

Dank.

00:02:47.000

Raúl Krauthausen: Hattest du schon mal einen awkward Moment in einem

Aufzug?

00:02:50.000

Gianni Jovanovic: Ja, eben, nein, nicht wirklich. Aber es gibt eine

Aufzuggeschichte in meinem Leben und zwar, als ich klein war, da war ichgerade ein Frischling, gerade geschlüpft, ist mein Großonkel, Gott hab ihn

selig, und mein Großvater damals mit mir im Aufzug im Krankenhaus

quasi runterfahren wollen, weil wir halt eben das Krankenhaus verlassen

sollten mit meiner Mutter und die wollten vorgehen und dann ist dieser

Aufzug stecken geblieben. Ja, und das Schlimme war, das ist ja schon

Ewigkeit näher, ist ja ein fast ein halbes Jahrhundert her und das war

dann wirklich so, dass die so lange gebraucht haben, bis da jemand

kommt, dass tatsächlich die Luft ausgegangen ist fast und dann hat mein

Großonkel die kleine Scheibe eingeschlagen in diesem Aufzug und hat

mich quasi durch diesen Schlitz da durchgeschoben, damit die Leute mich

retten. Das war ganz, eine ganz schöne Geschichte, die hat er mir immer

erzählt, wenn er mir begegnet ist.

00:03:42.000

Raúl Krauthausen: Wow, aber du kannst dich an die Situation natürlich

nicht erinnern, weil du warst noch klein.

00:03:46.000

Gianni Jovanovic: Ja, ich war ein Frischling.

00:03:49.000

Raúl Krauthausen: Ja, das heißt du hast keine traumatischen Erfahrungen

mit Aufzügen?

00:03:51.000

Gianni Jovanovic: Was das betrifft nicht, aber vieles andere ist

gekommen und ich habe gesagt, kommt her, ich bin bereit, ich kann alles.

00:04:01.000

Raúl Krauthausen: Ich mag deine humorvolle Art und finde es wirklich

immer wieder erfrischend, mit dir zusammen zu sein, weil so einfach aus

dem Nichts kommt dann so ein Witz bei dir raus. Das macht immer wieder

Spaß, weil du bist vor allem bekannt ja auch für deine ernsten Themen, da

kommen wir auch später noch noch drauf zu sprechen. Was mich

interessieren würde, bist du nervöser vor Comedy-Shows oder vor

Talkshow-Auftritten?

00:04:29.000

Gianni Jovanovic: Ach beides, also ich habe immer so das Gefühl, das ist

dieser ständige Imposter, der mich irgendwie jeden Tag begleitet, leider,

wenn ich noch nicht so ganz im Griff habe, dass ich das nicht kann, was

ich da eigentlich tue und das kämpft, damit habe ich oft immer zu kämpfen,

aber es gibt mittlerweile so einen ganz großen Raum, der mir einfach sagt,Gianni, was ist dein Problem, geh einfach raus, do it. So meine beste

Freundin Ujinder Mola, Aljosche, die du kennst,

00:04:58.000

Raúl Krauthausen: Liebe Grüße an dieser Stelle.

00:05:00.000

Gianni Jovanovic: Genau, Grüße. Sie hat gesagt, Gianni, du bist eine

professionelle, du musst jetzt nicht mehr, du musst jetzt keine Angst mehr

haben, auf die Bühne zu gehen, zu moderieren, Quatsch zu machen, ernst

zu sein, Literaturveranstaltungen zu moderieren, Fernsehsendungen zu

moderieren, machs einfach, du kannst es. Das gibt mir dann Power.

00:05:18.000

Raúl Krauthausen: Seit wie vielen Jahren machst du bis jetzt?

00:05:21.000

Gianni Jovanovic: Oh Gott, also in diesem ganzen Genre bin ich ja

eigentlich so gefallen jetzt quasi so, also die richtige große öffentliche

Wahrnehmung meiner Person, die ist passiert, als damals die letzte Instanz

gedreht worden ist von WDR, du kannst dich erinnern. Es war so um die

Pandemie rum, da sind ja viele Dinge passiert, die ja auch strukturell auch

jetzt noch mehr wahrzunehmen sind. Da haben Menschen, Menschen aus

der Öffentlichkeit, sehr bekannte Menschen unter anderem, einfach mit

rassistischen Wörtern um sich herum geschmissen, in so einer

Lokalbahnhofatmosphäre und das war ein riesen Skandal, der

international ging und da ging es unter anderem um die Community der

Sinti und Romja, aber auch um die Black Community und ich war quasi so

der sichtbarste Experte in dem Bereich für die Medien und man kannte

mich so ein bisschen vorher schon aus der Comedy Szene und dann ging es

los und dann habe ich mit Enisa amani zusammen und noch mit vielen

anderen die beste Instanz dann gemacht und die ist dann durchgeschlagen.

00:06:30.000

Raúl Krauthausen: Richtig gute Sendung, müssen wir verlinken unbedingt in

den Show Notes.

00:06:32.000

Gianni Jovanovic: Bitte ja, ist eine tolle Sendung, auch ganz ganz viele

tolle Leute mit dabei gewesen. Natascha A. kelly war dabei, Max czollek,

Nava Sapian war dabei, Enisa, ich und habe ich irgendjemand vergessen?

Ah, genau Mohamed Amjahid war auch noch dabei. Also tolle Leute, die

wir halt eben selbstermächtigt über dieses Thema gesprochen haben und

das war so sehr neu auf einmal für die Menschen, die so was eigentlichsonst so verfolgen in den öffentlich-rechtlichen Medien, wenn es um Talk-

Themen geht, die auch insbesondere für eine migrantisch oder

marginalisierte Person betrifft, das weißt du selber, dass einfach die

Repräsentanz nicht da ist. Wir haben das gemacht und es hat dann

Grimme Online-Preis bekommen und das sprudelte dann einfach ganz viel.

Ich hatte so einen richtigen Candy-Storm, würde ich sagen. Aber das mit

Bühne und Moderation und Aktivismus, das mache ich eigentlich schon

seit 13 Jahren. Also das ist jetzt für mich nichts Neues gewesen. Es ist dann

nur einfach mehr geworden.

00:07:29.000

Raúl Krauthausen: Ja, wollte ich gerade sagen, ich habe dich auf jeden Fall

schon davor wahrgenommen. Wie bist du denn daran gewachsen? Also

was machst du anders zunehmend oder besser oder nicht mehr?

00:07:43.000

Gianni Jovanovic: Kurzes Beispiel, wir haben vor knapp einem Monat

„Leave No One Behind“, das ist eine große Kampagne, die sich

insbesondere für Seenotrettung einsetzt und für viele Menschen aktiv

ehrenamtlich arbeitet. Eine riesige Organisation „Leave No One Behind“,

LNOB und die haben eine große Veranstaltung in der Uranier gemacht.

Alles eine Ehrenamtssache. Das war auch ein Ehrenamt für mich, ich habe

da keinen Cent bekommen, bin dahin gegangen. 800 Menschen im Saal

ausgebaut, ausgefüllt, komplett. Und es war eine Literaturveranstaltung

eigentlich. Es waren sehr krasse Autorinnen dabei und dann haben Alice

Haas das, Miriam Stein, Olivia Wenzel, Gilda Sahebiund Dilek Güngör,

glaube ich, war auch noch dabei. Genau, Dilek war auch noch dabei. Die

tollen Autorinnen, die ganz tolle Romanen und Bücher geschrieben haben.

Ja, ich auch, aber ich bin normalerweise so ein Unterhaltungsmoderator.

Und dann auf einmal sitze ich da und moderiere halt einfach eine

Literaturveranstaltung. Aber anders. Das war genauso wie im

Familienministerium, als ich zum Internationalen Romatag da auch

irgendwie eine Veranstaltung moderiert habe, die komplett raus aus

meiner eigenen Comfort Zone war. Aber es war halt so, die Themen, die

ich dort moderiere, das sind Themen, die mich in meinem Leben

beschäftigen. Und ich stehe authentisch auch dahinter, was ich meine. Und

ich versuche, meine Veranstaltungen zwar sehr deep zu halten, aber es

darf niemals dieses Joyvolle vergessen werden, auch die Freude am Leben.

Und ich glaube, das tue ich ganz gut auf der Bühne aus, strahlen und die

Leute nehmen mir das ab, weil ich auch so bin. Und das Lustigste, glaube

ich, bei mir ist immer, egal was ich tue, ob es jetzt irgendwie ernst ist,

Unterhaltung oder Literatur ist, ich verhapsel nicht immer jedes Mal, wennich moderiere, dann sage ich irgendwie ein Wort, was komplett falsch

ausgesprochen wird, und dann merkst du es so, wie das Publikum lacht.

Und ich merke das dann auch, oh, da hat wieder mal Gianni in seinem

Kopf was gesagt, das ist jetzt dabei rausgekommen. So, weiß ich nicht, so

wie Gefühlbrei oder so was. Also irgendwas kommt dann raus. Und das

macht diese Siffisanz und ich glaube, das macht diesen natürlichen

Unterhaltungsfakl, den ich mit reinbringe, auf den ich sehr stolz bin, weil

diese Form auch zu finden für mich war wichtig, weil ich habe durch

Politikbühne, durch Aktivismusbühne, durch Comedybühne, durch so viele

Bühnen durchgegangen in meinem Leben. Und jetzt dann meine eigene

Natürlichkeit und Authentizität, das ist auch so ein Wort, Authentizität.

10 08rAutentizität, einfach Autität.

00:10:09.000

Gianni Jovanovic: Autentizität?

00:10:11.000

Raúl Krauthausen: Ja, ich sage Autentizität.

00:10:13.000

Gianni Jovanovic: Authentitität. Genau, und das habe ich jetzt gefunden,

glaube ich, es ist immer noch ein progressiver Prozess. Also ich denke,

dass es sich, Gott sei Dank, wahrscheinlich auch verändern wird, aber ich

glaube, der Grundcharakter bleibt.

00:10:27.000

Raúl Krauthausen: Also ich hoffe, wenn ich das auf meine Arbeit übertrage,

dass ich niemals sage, ich bin angekommen. Also ich möchte eigentlich

immer weiter lernen, Dinge auch vielleicht reflektieren und anders machen

in Zukunft und niemals sagen, so ist es richtig. Weil glaube ich, dann sollte

man aufhören. Das wäre dann so ein Thomas-Gottschalk-Moment, wo man

dann einfach sagt, ich lasse alles so. Und das wäre ja so ein bisschen,

dann sollte man glaube ich aufhören. Aber ist das vielleicht auch so eine

Art Coping-Strategie von dir mit Humor die Schwere der Themen, die du

ja mitbringst zu bearbeiten, sowohl für dich als auch für das Publikum?

00:11:13.000

Gianni Jovanovic: Lange Jahre wusste ich gar nicht, was Coping bedeutet

oder Strategie oder sonst was oder dass Humor tatsächlich eine Ressource

sein kann. Vielleicht sogar irgendwas, was Resilienz irgendwie so

mitbringt, so weißt du. Früher unbewusst, heute bewusst, ja heute sage ich

es definitiv eine, aber es ist keine, für die ich mich anstrengen muss. Also

es ist nicht so, dass ich jetzt hingehen muss und muss sagen, okay ich mussheute Humor benutzen, um jetzt um dich diese Situation durchzukommen,

sondern es ist abrufbar. Es ist abrufbar. Wenn ich in einem Raum komme,

habe ich das Gefühl, das ist auch viel Privilege, muss man dazu sagen.

Also welche Coping-Strategie man letztendlich auch durchführen kann, ist

ein sehr großes Privileg, je nachdem, was für ein Konstrukt man so ist.

Und ich kann sagen, dass ich da sehr privilegiert bin und zum Beispiel an

einem heterosexuellen männlichen Raum durchaus bestehen kann. Es sei

denn, ich mache den Mund auf. Aber dann umso gerne, ihr Säcke. Oder

zum Beispiel, keine Ahnung, wenn ich jetzt in so einem, weiß ich nicht, in

so einem Roma-Hochzeit gehe und so weiter und da Tausende von Leute

sind und die checken dann auch nicht, wer ich dann bin, dann ist es auch

ganz gut, dass man dann auch so einfach gar nicht so hyper-visible ist.

Also das hat aber auch wirklich auch ganz viel mit körperlichen

Privilegien zu tun.

00:12:39.000

Raúl Krauthausen: Also ich fragte es deswegen, weil meine Mutter zu mir

irgendwann mal gesagt hat, da war ich in der neunten, zehnten Klasse, ich

muss nicht witzig sein, die Leute werden michtrotzdem mögen. Sie hat

lange geglaubt oder zu mir auch gesagt, ich wäre immer der Klassenclown

und hat vermutet, dass das meine Cropping Strategie ist, um beliebt zu

sein, witzig sein zu müssen.

00:13:07.000

Gianni Jovanovic: Dazu zu gehören.

00:13:08.000

Raúl Krauthausen: Genau, weil ich irgendwie auf Unterstützung angewiesen

bin und eben ein Umfeld brauche, das mich mag. Und dann irgendwie so

anfing witzig zu werden und das dann auch oft auf meine eigenen Kosten

gemacht habe, also die Witze. Und ich beobachte inzwischen bei mir, dass

das weniger geworden ist, dass ich das schon auch wie du reflektierter

einsetze. Aber ich habe schon mal das Gefühl, dass von Menschen wie uns

erwartet wird, dass wir jetzt witzig sein müssen, um die Schwere aus dem

Thema zu nehmen, damit keine Ahnung, dass es im Fernsehen gezeigt

werden kann.

00:13:48.000

Gianni Jovanovic: Ja, es ist aber auch so wieder so eine sehr, also es ist

auch so ein fremder Blick einfach, so eine fremde Zuschreibung einfach.

00:13:57.000

Raúl Krauthausen: Aber beobachtest du das auch?00:13:58.000

Gianni Jovanovic: Ja, ja, klar, klar, ja natürlich, klar. Ja, also was glaubst

du, warum die Leute mich buchen? Die buchen denn Jovanovic, weil der

lustig ist, nicht nur ernst ist. Ja, die buchen den Krauthausen, weil der

auch nicht nur ernst, sondern auch verdammt lustig ist. Also es ist genau

der Punkt, weißt du, also wir sehen gut aus, wir sind gutaussehende

Männer, das darfst du nicht vergessen, Raul. Also wir haben auch nie im

Ernst wirklich, wir haben beide, wir haben so eine Art von Beautyprivilege

und das ist auch gut so, jeder auf seine Art natürlich, jeder in seiner

eigenen Konstruktion, aber das spielt alles eine Rolle, warum Menschen

uns sehen wollen, haben, mögen oder sonst was und das spielt natürlich

Humor, natürlich kluge, intelligenter Humor dann auch nochmal eine

Rolle. Darauf stehe ich, ich habe keinen Bock auf diese kleinen Gassen,

wie sagt man Gassenwitze, keine Ahnung, wie man ihn nennt oder so weiße

Herrenwitze oder so, das ist nicht so mein Ding, ja. Es darf vulgär sein, ich

bin vulgär, ich bin gerne vulgär, habe ich überhaupt kein Problem mit,

aber es muss irgendwie immer klar sein, dass die eigene Solidarität, man

sich selbst eigentlich immer am Ersten zuschreibt. Dann kann man auch

selber witzig sein, weil das in einer Selbstermächtigung stattfindet. Wenn

aber Menschen das von mir erwarten und das war auch das Problem in

der Comedy, weißt du Raul, das war so, darum habe ich da auch

irgendwann mal gesagt, ich kann nicht mehr, weil diese

Erwartungshaltung vor allem mit meinen Themen an einem Publikum, was

in der Regel sehr viel konsumiert hat, Comedy-Shows sind ja sehr

fröhliche, feuchte Veranstaltungen, die Leute checken gar nicht, was ich da

auf der Bühne sage, deshalb diese Erwartungshaltung, wenn man eine

Erwartungshaltung an mich setzt, dann fängt es auf einmal irgendwie so

plastisch zu werden, konstruiert zu werden, das nimmt mir meine

komplette, meine Natürlichkeit.

00:15:37.000

Raúl Krauthausen: Glaubst du, nur Humor kann diese konfliktreichen

Situationen auf der Bühne entschaffen oder gäbe es noch was anderes?

00:15:46.000

Gianni Jovanovic: Also ich sage ja, wie ich das mache, ich versuche im

Vorfeld, so einer meiner ersten Sätze sind immer, ich respektiere und achte

den Raum und achte auch auf meine Sprache.

00:16:00.000

Raúl Krauthausen: Das heißt, jede Show sieht anders aus?00:16:02.000

Gianni Jovanovic: Ja, klar, also da muss man wirklich, man kann nicht

alles, es geht nicht, also du kannst vergessen, wenn du sagst, du kannst so

einen Space gründen, wo alle irgendwie gut und safe, nee das funktioniert

nie, selbst bei der besten Show nicht, glaub mir, und ich habe jedes Mal

die Erfahrung, insbesondere, wenn marginalisierte Menschen performen,

insbesondere, weil es darf niemals den Charakter bekommen, dass wir

irgendwelche Freaks sind, die auf der Bühne jetzt irgendwie exotischen

Quatsch machen, damit irgendwelche, keine Ahnung, nicht Behinderten,

nicht weißen CIS-Persönlichkeiten jetzt da ihren Spaß haben. You know

what I mean?

00:16:36.000

Raúl Krauthausen: Ja.

00:16:36.000

Gianni Jovanovic: Das darf es nicht sein. Es muss immer irgendwie klar

sein, diese Menschen sind selbstermächtigte Menschen und die haben eine

Autonomie und die wird gerade in ihrer Kunst dargestellt und wir feiern

das, weil wir wollen, dass Menschen, die marginalisiert sind, noch größere

Partizipationen in dieser Gesellschaft haben, die nun halt einfach voller

Barrieren sind, egal ob in den Köpfen oder in der Infrastruktur. Und

darum geht es so und darauf baue ich alle meine Veranstaltungen auf und

deshalb passiert bei mir Gott sei Dank relativ wenig. Wenn aber jemand,

und das ist schon auch oft passiert, da habe ich die Bühne verlassen. Da

war ich in Frankfurt am Main, da habe ich gelesen, ne da war ich in einer

Podiumsdiskussion. Es war wirklich, ich habe es zuerst nicht verstanden,

was er meinte, aber ich war am Podium und dieser alte weiße Mann stand

dann auf und hat mich gefragt, wie könnte er Z-Punkt-Punkt werden? Das

war ein weißer deutscher Mann und hat das Wort auch gedroppt und ich

so, also auch das Publikum so, was ist denn jetzt auf einmal los? Es ging

rauend durch und ich habe ihn mehrmals darauf hingewiesen und ihm

gesagt, Entschuldigen Sie bitte, aber diese Frage ist nicht in Ordnung. Das

ist ein scheiß Wort, das Sie da benutzen. Es ist nicht ein einziges Mal

gefallen. Ich habe ja auch vorher auch was dazu gesagt und Sie fragen

mich in ernster Weise, wie Sie jetzt einen, also im korrekten Sinne Roma

werden können als Deutscher, wie soll das denn gehen? Also ich war total

überfordert. Diese Frage hat mich so getriggert und er hörte nicht auf und

irgendwann habe ich zu ihm gesagt, wenn Sie nicht aufhören, werde ich

jetzt entweder Sie gehen oder ich gehe. Er hörte nicht auf und dann bin ich

aufgestanden und habe die Bühne verlassen. Für 15 Minuten, bis dieVeranstalterin zu mir kam und gesagt hat, das tut ihr leid, die haben jetzt

den entfernt und wenn ich zurück auf die Bühne habe, mich beim Publikum

entschuldigt, aber habe gesagt, ich konnte das gerade nicht aushalten, ich

musste hier raus und das Publikum hat dafür dann auch Verständnis

gehabt. Man kann das auch so machen, aber man kann nicht alles, man

kann nicht alles, man kann nicht für alles eine Lösung finden. Dafür ist die

Struktur immer noch leider zu weit nach hinten.

00:18:41.000

Raúl Krauthausen: Ich finde es immer wieder erschreckend, wie, also ich

glaube manchmal mache ich mir selber so etwas vor, wie weit unsere

Gesellschaft ist und dann schalte ich den Fernseher an und gucke jetzt

zwischen der Weihnachtszeit die Helene Fischer Show, das ist so mein

guilty pleasure, da gab es dann einfach so eine Situation, wo sie dann

sagte, wer Helene Fischer Show kennt, der weiß, zu jeder Show gehört

Afrika und deswegen habe ich mir gedacht, bunte Farben, tolle Tänzer und

deswegen habe ich jetzt hier meine afrikanische Performance Gruppe und

dann steht sie auf so einem Podest, singt als weiße Frau und um sie herum

tanzen People of Color und spielen Bongos, also wirklich so alle Klischees

bedient und dann moderiert sie die ab und dann moderiert sie die ab und

sagt, so talentierte Künstler aus Afrika und kein einziges Mal wurde das

Land genannt, der Name einer dieser Künstlerinnen genannt, wo ich mich

gefragt habe, würde so was passieren in einem afrikanischen Land, wo

jemand sagt, wer mich kennt, der weiß zu jeder Show gehört Europa und

deswegen habe ich wie europäische Tänzer geholt, also es passiert ja nicht

und dass so etwas noch so gelebt und praktiziert wird, bringt mich echt

immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.

00:20:13.000

Gianni Jovanovic: Ja, das stimmt, da sind einige Sachen passiert in dieser

Show, ich habe es ja auch gesehen, einige viele.

00:20:21.000

Raúl Krauthausen: Oder wo man denkt, so man, da gab es 100 Leute, die

wahrscheinlich mitentschieden haben, wie diese Show sein wird.

00:20:26.000

Gianni Jovanovic: Ja, da ist ja klar, wer da sitzt und warum, für wen es

auch vor allen Dingen, also sind ja jetzt aber gut, wobei sie mittlerweile

ein sehr vielfältiges Publikum hat, aber ich will gar nicht so viel über diese

Personen sprechen, ich möchte darüber eher reden, zu sagen, dass wir in

Europa halt einfach so ein Überfallverhalten haben. Überfallen gerne

Menschen und nehmen ihnen gerne Dinge weg, ob es mit Veganismusanfängt, ob es mit Buddhismus anfängt, ob es mit Haaren oder Musik oder

sonst was, wir nehmen uns das und machen uns das zu eigen, das ist das,

was halt einfach weiße, eurozentrische Kultur ist, meiner Meinung nach,

ohne dass die Menschen das aktiv wollen oder machen, also es ist nicht so,

dass einer jetzt aufsteht und sagt, ich werde jetzt irgendwie keine Ahnung,

jetzt mir Dreadlocks machen, weil ich jetzt einfach drauf Bock habe, die

machen es einfach, weil sie glauben, dass das toll ist, dass es gut aussieht,

dass sie das sogar appreciaten vielleicht in dem Fall, lassen es aber dann

von der Heike, von der Nachbarin machen, so ungefähr und haben

überhaupt keine Ahnung, was eigentlich die Geschichte oder sowas ist

oder in meinem Fall zum Beispiel als Rom weiß genau, dass die

Fashionindustrie total diesen Gypsy-Look halt eben total verliebt ist, der

ist immer aktuell, der ist nie irgendwie raus und ich sehe aber kaum

Designer oder Designerinnen, die mit Roma-Background irgendwie

weltweit wirklich mitspielen und auch dafür gesehen und gefeiert werden,

weil sie Roma sind und so eine krasse, geile Sache machen, sondern es

wird immer irgendwie, wenn es dann welche gibt, dann wird halt eben

nicht offensiv damit gespielt oder offensiv damit in die Öffentlichkeit

gegangen, weil man halt einfach irgendwelche Repressalien irgendwie

oder sonst irgendwas einbrustend irgendwie befürchtet, das ist halt das

Problem. Also dieses Aneignen von Errungenschaften vor allen

Dingen auch, das ist, ja, so funktioniert es halt einfach, so funktioniert es

halt, das ist leider so.

00:22:28.000

Raúl Krauthausen: Wie entscheidest du eigentlich, welche Erlebnisse du in

deine Comedy einfließen lässt von dir selber und wie viel davon ist

erfunden?

00:22:37.000

Gianni Jovanovic: In der Regel ja, doch schon, doch, doch, doch, doch,

also ich, also ich hab, ey, also ich, Brudi, ich hab, Alter, was soll ich

sagen, du kennst mein Leben, ich mein, was soll ich sagen, ich bin mit 14

verheiratet worden, ich bin 16, 17 Vater geworden, 32, 33 Großvater und

dann nochmal mit 43 Großvater, ich bin 46, meine älteste Enkeltochter ist

14 Jahre alt, muss man überlegen.

00:23:05.000

Raúl Krauthausen: Du meinst dein Leben ist voller Geschichten.

00:23:06.000

Gianni Jovanovic: Ja, mehr als ein Leben im wahrsten Sinne des Wortes.

Ich hab so viel erlebt mit 46, dass ich sagen kann, es war auch viel, es warauch manchmal auch zu viel und es ist auch heute, wo ich dann sage, mit

46, ist jetzt irgendwie so ein Punkt angelangt, wo ich sage, nein, ich will

nicht mehr, ich kann nicht mehr, ich möchte nicht mehr fallen, ich hab kein

Bock mehr irgendwie, welche Kämpfe zu kämpfen, weder in der Familie

noch irgendwie in der Öffentlichkeit, sondern ich möchte einfach nur

Perspektiven teilen, Impulse geben, einen Diskurs irgendwie mitgestalten,

meinen Einsatz bringen, mich einsetzen vielleicht für etwas, aber ich kann

nicht mehr kämpfen, Raul, mein Körper kann nicht mehr, wirklich, ich

kann nicht mehr und so geht es vielen.

00:23:45.000

Raúl Krauthausen: Gibt es da irgendwie etwas, wo du wieder Kraft schöpfst

und Energie tankst, ist es dann im Privaten oder bist du da in Netzwerken

aktiv oder tust du irgendwas für dich?

00:23:55.000

Gianni Jovanovic: Oh, ich bin so schlecht da drin. Wenn ich ganz ehrlich

bin, ich könnte jetzt die vegane Heil-Session-Circle-Geschichte erzählen,

Bro, aber es ist nicht so, wirklich nicht, es läuft nicht so. Also bei mir nicht,

ich wünsche es allen, dass sie das können, alle Menschen, die uns zuhören,

bitte, bitte, bitte macht das, was euch gut tut und was euch Kraft gibt und

Heilung gibt, aber ich kann viele Dinge einfach nicht, weil es auch

schwierig für mich ist, so in solchen Heil-Circles, wo nur Flinta-Personen

sind, da kann ich nicht als CIS-Schwuler-Typ dahingehen, es geht zum

Beispiel nicht, es gibt wenige Circles für CIS, Bipoc, gay people, weiß ich,

sowas könnte ich gebrauchen, dahin zu gehen, um mich zu öffnen und zu

sagen, was gerade bei mir los ist, gibt es einfach zu wenige. Und das

andere ist, ey, ich habe so viel Therapie in meinem Leben gemacht, weißt

du, ich bin mittlerweile an einem Punkt gekommen, wo ich mir denke, ich

will mir nicht die Frechheit nehmen und sagen, dass ich dich jetzt selber

jemanden therapieren kann, nein, aber ich habe ein sehr großes

Verständnisvolumen für Zusammenhänge und für Traumata und wie man

damit arbeitet, wirklich, ich habe ganz viel auch selber dazu gemacht und

so. Ich merke aber einfach, dass ich zu wenig pragmatische Ressourcen

habe, die mir wirklich so im Alltag Kraft geben. Ich war früher ein sehr

guter Tänzer und mir fehlt es heute sehr, das Tanzen zum Beispiel, weißt

du, das ist für mich auch schwierig, ich kann nicht irgendwie Hip-Hop, ich

habe früher Hip-Hop gemacht, weißt du, und Bedia-Dances, aber das ist

so der Nicole Scherzinger der 90er-Show. Ich hatte einen Buddy, Bro, ich

habe so getwerkt, das wussten die damals auch gar nicht, was das ist, ich

schwör. Auf jeden Fall, das ist so das Ding, also ich würde mir wünschen,

dass es irgendwo hier in NRW oder in Köln irgendwas gibt, wo irgendwieso keine Ahnung, querre, Menschen, Ü30 jetzt einfach wieder anfangen

Hip-Hop zu machen, wie Soul, R&B, Christina Aguilera und so einen

ganzen Quatsch. I love it! Das könnte ich gebrauchen, also wenn

irgendjemand was hat, her damit!

00:26:06.000

Raúl Krauthausen: Das ist aber ein netter Shoutout, wüsste ich jetzt auch

nicht, wo man da nachschaut, aber du bist ja selber sogar jemand, der

zahlreiche Initiativen aufgebaut und mit gegründet hat, zum Beispiel Queer

Roma, wo es eben genau auch um diese intersektionale Thematik geht,

wahrscheinlich auch, weil es das vorher nicht gab.

00:26:30.000

Gianni Jovanovic: Nein, also es gab ja, 2015 war das, das ist jetzt zehn

Jahre her, meine Güte. Krass, zehn Jahre ist das schon her? Also das war,

das gab keine Roma-Sinti, Romja-Sinti Representation im öffentlichen

Diskurs, wenn es um Queerness ging. Ich so, ja das kann ja nicht sein, ich

bin ja nicht der einzige, ich kenn ja so viele. Also mit denen, so sind die

nicht sichtbar. Und dann hab ich mir gesagt, na ja, wenn das so ist, dann

machen wir das jetzt mal sichtbar. Ich hab in dem Jahr gut Geld verdient,

hab gesagt, alles klar, nimmst du mal ein paar tausend Euro, stellst du mal

dahin, machst einen Wagen, holst einen Wohnwagen. Ich hab einen

Wohnwagen geholt. Haha, das war so lustig, Raul. Stellst du eine Drag

Queen dahin und holst du mal deine ganzen Gay-Schwester. So, das hab

ich gemacht, das waren dann am Ende 50 Menschen jeglicher Kolöre und

Alle, die sich dann da reingezwiebelt haben. Ich hatte eine tolle

Vocalsängerin dort, die hat richtig geil auf Haus und auch auf Roma-

Musik Vocal gemacht, das war richtig geil. Ich da mit einem Megafon

unterwegs, das war so die Geburtsurstunde meines eigentlichen

Aktivismus, würde ich sagen, so auf der Straße. Vorher hab ich ja schon

gemacht, aber so richtig auf der Straße, das fing irgendwie so 2015, also

jetzt vor 10 Jahren an. Und dann ging es immer weiter, immer ganz viele

Demonstrationen mitorganisiert, teilweise selbst organisiert, ganz viel in

Berlin vor allen Dingen. Und so ist das eigentlich entstanden, weil ich

wollte, dass einfach queere Sichtbarkeit auch innerhalb der Community

sichtbar ist, dass es auch da eine Akzeptanz und eine Sichtbarkeit gibt.

Weil für mich war halt wichtig, bevor ich irgendwelche Gadge, also nicht

Roma, da anfange irgendwie zu sensibilisieren für das Thema, war mir

erstmal wichtig, Menschen so quasi aufzuklären und so partizipativ mit

anderen Gruppen in der Community, in der eigenen Community zu sein,

um einfach diese Power dahinter zu haben und vor allen Dingen auch

glaubhaft zu sein. Also was bringt es mir, wenn mich irgendwelche nichtRoma irgendwie akzeptieren, aber in meiner eigenen Community die Leute

irgendwie mit Scheiße auf mich werfen? Also das wollte ich nicht und

deshalb hat es einfach diesen doppelten Effekt gehabt, das war cool.

00:28:43.000

Raúl Krauthausen: War der Stand der Beauftragung da anders als in der

weißen, heterosexuellen Mehrheitsgesellschaft?

00:28:52.000

Gianni Jovanovic: Ja, also der Wissensstand war halt stereotypisch,

exotisch, kennst ja alles. Aber hier jetzt mal wissen, woher, wieso, warum,

weshalb und was das alles mit Deutschland zu tun hat, ist glaube ich bis

heute einfach noch eine ganz, ganz große Lücke. Also ich glaube die

meisten Menschen, die uns auch heute zuhören, wissen gar nicht, dass Sinti

und Roma die größte europäische kleine Mehrheit, bekannt als Minderheit,

darstellen, mit über 12 Millionen Menschen in Europa. Wir sind auch die

Älteste, wir sind autochthone Europäer und das ist halt eben entscheidend

zu wissen, dass wir die europäische Kultur, aber auch die deutsche Kultur,

insbesondere die deutsche auch vor allen Dingen, auch sehr, sehr

mitgeprägt haben, ob in der Sprache, ob im Essen oder in Redewendungen

oder aber auch in der Musik und das ist halt gar nicht sichtbar. Und man

hat immer nur diese Dirty Pigs irgendwie von uns, die irgendwie komplett

medial, wirklich wenn du Roma eingibst oder keine Ahnung, Gypsy auf

Google eingibst, das ist ganz schlimm, da kommen nur diese ganzen

bunten Röcke und diese ganzen Wohnwagen und Armutsbilder und nur

Frauen, das ist auch wichtig an der Stelle zu sagen, wie versexualisiert

auch einfach auch Romja und Sinti werden. Das heißt also wir haben da

schon mit ganz vielen Stereotypen zu kämpfen, die über Jahrtausenden auf

unseren Köpfen liegen und bei vielen Menschen war es halt nun mal so,

nicht bei allen, aber es gibt eine große Struktur, die einfach durch die

Bildung einfach nicht bekommen haben, weil man sie diskriminiert

hat,segregiert aus dem Bildungssystem, dass einfach viele Materialien gar

nicht irgendwie selber erstellt werden konnten, gerade wissenschaftliche

Materialien über dieses Thema. Und das hat sich Gott sei Dank

mittlerweile sehr verändert, wir haben tolle Wissenschaftler*innen, die

halt einfach auch auf dieser Basis auch die eigene herkommt und vor allen

Dingen auch die Geschichte der Sinti und Roma in Europa und in

Deutschland reflektieren, das finde ich mega.

00:30:40.000

Raúl Krauthausen: Ich finde es wirklich total krass auch, wenn ich so an die

eigene Nase fasse, wie wenig ich eigentlich über die Community weiß,obwohl sie ja das Stadtbild genauso mitprägen und das in der Schule kaum

thematisiert wurde. Also ich habe irgendwann mal mitbekommen, dass

man das Z-Wort nicht sagt, aber trotzdem gibt es im Supermarkt noch

Soßen, die so heißen.

00:31:08.000

Gianni Jovanovic: Nicht mehr.

00:31:09.000

Raúl Krauthausen: Nicht mehr.

00:31:10.000

Gianni Jovanovic: Nein. Ich habe dafür gesorgt, dafür habe ich auch

mitgesorgt, das schreibe ich mir auf meine Fahne, das ist mir wurscht, was

alle anderen sagen. Ich war mit einer, da würde ich mich nicht mehr

schreiben.

00:31:19.000

Raúl Krauthausen: Oder zumindest auf Speisekarten, stell es noch drauf.

00:31:20.000

Gianni Jovanovic: Es gibt es tatsächlich noch, es gibt irgendwo in

irgendwelchen, ich habe es auch hier schon mal in Köln oder auch in

Berlin mal irgendwo gelesen, aber ich würde mal behaupten, in fast allen

Supermärkten, die ich kenne und besuche, ich gucke da auch, ich check das

auch immer, habe ich das nicht mehr gesehen, aber manchmal finde ich

das auf irgendwelchen Imbissbuden und da denke ich, komm, geh gar nicht

in die Diskussion rein, es bringt nichts, am Ende ist alles nur Wurst im

wahrsten Sinne des Wortes. Und so weißt du, aber ich würde mal sagen,

dass die Awareness heute einfach, die Sensibilität dafür einfach definitiv

größer ist und das ist auf jeden Fall eine Errungenschaft, auf jeden Fall.

00:31:55.000

Raúl Krauthausen: Wie ist denn die Awareness innerhalb der Community in

Bezug auf Queerness?

00:32:00.000

Gianni Jovanovic: Du meinst von in der Roma-Community auf Queerness?

00:32:03.000

Raúl Krauthausen: Genau, ja. Also musstest du da anders aufklären als in

der weißen Mehrheitsgesellschaft? Musstest du da andere Arbeit machen?00:32:12.000

Gianni Jovanovic: Eigentlich ist es mir da sogar leichter gefallen, weil ich

dort mit den meisten in meiner Muttersprache, in Romanes, sprechen

konnte. Und das einfach noch mal eine krasse Vertrautheit noch mal mit

sich bringt, weißt du? Dass ich nicht quasi in der Sprache der Täter*innen

spreche, sondern in der Sprache, in der eigenen Sprache, das heißt, es

schafft eine große Vertrauens- Bridge. Und das ist natürlich schon mal der

Vorteil, ja, aber ich glaube, dass ich das eigentlich anders gemacht habe.

Ich habe immer erst mal so von mir gesprochen, ich habe halt gesagt, ich

hatte das lange Gefühl, dass ich einfach krank bin, psychisch krank bin.

Und dass diese psychische Krankung, dieser Glaube, dass das so ist, mich

fast das Leben gekostet hätte. Damit fange ich so meistens erst mal an. Da

erwische ich halt ganz viele und nicht nur Romja, sondern auch ganz viele

andere Menschen, die das glauben, weil ihnen das auch so implementiert

wird, um das erst mal zu konstruieren. Und dann stelle ich offene Fragen,

wie so ein Journalist, und höre den Leuten einfach zu, was die zu sagen

haben. Und es ist aber auch so, dass ich zum Beispiel nie meinen

Klient*innen geraten habe, sich zu outen, wenn nicht das intrinsische

Outing selbst so stark ist. Und nicht vor allen Dingen, wenn das

intrinsische Outing, also in der Familie und so weiter stattfindet. Also es

ist entscheidend, dass gerade diese jungen Menschen oder diese

Menschen, die queer sind, dass die halt einfach wirklich so ein gutes

Umfeld um sich herum haben. Das heißt einen festen Aufenthalt, dass die

eine Wohnung haben, dass die einen guten Job haben und dass die vor

allen Dingen auch wirklich sozial auch gut aufgefangen werden mit

Freund*innen und eventuell auch mit NGO-Betreuung. Wenn das alles so

zusammen ist und die Person das unbedingt haben will, dann sage ich „Go

for it, so do it“, ja. Aber wenn ich merke, dass die Person damit

Schwierigkeiten hat oder irgendwelche Gefahr dadurch drohen würde,

dann sag ich denk noch mal drüber nach.

00:34:04.000

Raúl Krauthausen: Das hat so etwas Authentisches, ehrliches, weil es gab ja

so Leute, die beraten aus der Nichtbetroffenheit, die es ja auch oft gibt. Die

würden dann sagen „Ja, es ist so wichtig, dass man dazu steht“ und so.

Aber diese Komplexität, die ja dahinter steckt, die muss man

wahrscheinlich selber einmal durchlebt haben.

00:34:37.000

Gianni Jovanovic: Auf jeden Fall, wobei ich eins sagen möchte, mir

damals als ich mich geoutet habe, Raul, hat auf jeden Fall ein externer

Blick geholfen. Weißt du? Und zwar mir hat tatsächlich in meinem Fall einexterner Blick geholfen, weil es gab zu meiner Zeit keinen Rom oder keine

Romani, die mir irgendwie, keine Ahnung, aus eigenen Erfahrungswerten

beistand.

00:34:59.000

Raúl Krauthausen: Du kanntest vielleicht eine queere Person.

00:35:00.000

Gianni Jovanovic: Aber eine queere Person, so war das. Und nicht nur

eine, sondern meine ganzen anderen, nicht Romja, queeren Freunde, die

ich damals Gott sei Dank und heute noch teilweise noch mit denen

befreundet bin, die haben mir was vorgelebt. Die haben mir ein freies

selbstbestimmtes Leben vorgelebt und die haben mich immer dazu

empowered, selberfrei und selbstbestimmt zu sein, weil ich es bei ihnen

sein konnte. Und die sich das gar nicht vorstellen, dass ich irgendwie so

geknechtet werde, so ungefähr. Das konnten sie sich gar nicht vorstellen.

Und deshalb haben die mich schon dazu empowered und haben mir gesagt,

Gianni, hol dir Hilfe und wir gehen mit dir zu einer Beratungsstelle und

gucken. Das hat mir schon persönlich sehr geholfen. Also ich glaube, es

braucht beides. Ich will das eigentlich nicht schlechtreden. Manchmal

braucht man wirklich auch den externen Blick. Manchmal muss man muss

nicht immer, weißt du, Raul, ich muss nicht, du und ich, ja, wir haben viele

Verbindungen, aber wir sind natürlich auch ganz verschieden und unsere

Herausforderungen sind jeden Tag eine andere. Und ich werde niemals

Rauls Leben ergreifen können, so wie umgekehrt auch in allen Facetten,

die du jeden Tag hast. Aber was ich kann, ist eine große Empathie dir

gegenüber zu empfinden und umgekehrt auch. Und das ist genau das

Entscheidende. Wenn wir die Empathie, egal ob weiss, nicht weiss,

behindert oder nicht behindert, spielt erstmal keine Rolle. Wenn wir die

menschliche Empathie, wenn wir da keine Barrieren drin haben, sagen wir

es mal so, und uns versuchen noch mehr zu lösen davon und uns vielleicht

auch nicht mehr so in großer Angst oder in großer Unsicherheit zu wiegen,

sondern einfach mal irgendwie so einen Vertrauensvorschuss Menschen

zu geben, dann glaube ich, kann das sehr fruchten, kann das sehr blühen.

Und das ist nicht nur Hoffnung, ich lebe so, Raul, ich lebe danach.

Wirklich mein Bruder, es ist nicht so, dass ich mir das irgendwie nur

einreden will. Nein, ich versuche das so zu leben und ich versuche so zu

positiven und glaub mir, es ist nicht einfach. Insbesondere in meiner

eigenen Familie, Raul. Es ist nicht einfach, es ist teilweise sehr bitter. Und

ich glaube, das wissen sehr viele Aktivist*innen, es wissen aber auch sehr

viele Menschen, die einfach sagen, nein, wir wollen diese Strukturen

zerschlagen, ob es eine Sprache ist, ob es ein Umgang ist oder sonst was.Die wissen, welche Kämpfe wir in unseren Familien jeden Tag kämpfen.

Die Kämpfe in der Familie und die Beziehungen in unserer Familie zu

bestimmten Themen, gerade von uns queeren Menschen oder von

marginalisierten Menschen. Ich glaube, dass ganz viele Aktivist*innen

Aktivismus machen, weil sie einfach eine Scheißfamilie haben. Und sagen,

wir kämpfen die eigenen Trumps nieder und so. Und die Putins und wie sie

alle heißen, die sind alle in unserer Familie, die müssen wir kaputt

machen, damit wir irgendwie keine Ahnung überleben. Also mein Motiv ist

es auf jeden Fall mitunter. Ich habe ein gestörtes Verhältnis zu meiner

Familie. Und deshalb weiß ich auch, warum ich auch zum Teil auch diese

Arbeit mache. Also das verstecke ich auch nicht.

00:37:58.000

Raul Krauthausen: Du hast gerade gesagt, dass es auch manchmal wichtig

ist, so einen Blick von außen zu bekommen. Also von heterosexuellen

vielleicht, von Kartoffeln. Und das beobachtest du, weil du gerade das

Wort „bitter“ gesagt hast. Im Aktivismus, egal welches Thema, auch eine

Verbitterung?

00:38:19.000

Gianni Jovanovic: Ja, weil es halt einfach sehr paternalistisch geworden

ist. Ich habe so das Gefühl, was mich so ein bisschen, was mich persönlich

manchmal verbittert ist, ist so, wenn Menschen, ich finde das super, wir

brauchen Allys, alles so weiter. Aber ich kann nicht in der Position einer

von einer marginalisierten Gruppe reden und sagen, ich nutze mein

Privileg, um das sichtbar zu machen. Also ein Beispiel. Ich könnte jetzt

nicht in einer Talksendung sitzen und jetzt über Barrierefreiheit reden. Ich

könnte zu einem bestimmten Teil, aber was soll das denn? Warum sollte

ich das machen, wenn es Menschen gibt, die das können und wir sie auch

haben? Also warum sitzen die nicht da, sondern warum soll ich da sitzen?

Oder wenn zum Beispiel Menschen Sprache und Errungenschaften gerade

in der Sprache oder was das Thema Intersektionität benutzen und damit,

weil sie weiß sind, einfach eine größere, also weiß und nicht behindert vor

allen Dingen, eine größere Aufmerksamkeitsspanne einfach in der

Gesellschaft haben und damit dann ihre Kohle und ihre Aufmerksamkeit

machen, obwohl das eigentlich Errungenschaften sind von Menschen wie

dir und mir. Und wir über diese Themen die ganze Zeit reden und das

irgendwie immer in diesem Diskurs mit einbringen. Ich finde, da muss man

aufpassen. Man kann diese Menschen einladen, das ist überhaupt kein

Problem. Aber warum ladet ihr denn nicht dann irgendwie eine Sinti-

Romja-Person zu einem Thema ein? Warum ladet ihr denn nicht

irgendeine Islamprofessorin irgendwie zu einem Thema, wenn es geradeirgendwie um Islamthemen geht? Warum sitzen da immer die gleichen und

warum sitzen da immer nur diese weißen, nicht behinderten,

heterosexuellen Menschen, die unsere Themen, die uns jeden Tag bewegen,

diskutieren und für uns fremdbestimmen? Das geht nicht. Und das ist das,

was ich verbittert finde, weil ich finde, wir haben ganz viel gesetzt als

marginalisierte Personen und ich fühle mich so ein bisschen ausgeraubt,

muss ich dir ganz ehrlich sagen.

00:40:11.000

Raúl Krauthausen: Genau. Das sehe ich auch so, dass das zu dieser

Verbitterung führt. Ich habe dich vorhin so verstanden, dass du gesagt

hast, es ist aber auch wichtig, als jemand, der marginalisiert wird, Input

von außen zu bekommen, von jemandem, der nicht Teil dieser

marginalisierten Gruppe angehört.

00:40:35.000

Gianni Jovanovic: Ja.

00:40:35.000

Raúl Krauthausen: Und wenn ich aber so verbittert bin, dann fehlt mir

vielleicht dieses Handreichen zu diesen anderen, die nicht so sind wie ich.

00:40:45.000

Gianni Jovanovic: Ja, das verstehe ich.

00:40:45.000

Raúl Krauthausen: So dass vielleicht deine Stärke, zumindest erlebe ich dich

so, dass du sagst, weil du gerade das Wort Empathie gesagt hast, die Leute

zu suchen, die empathisch sind, egal, ob sie der Community angehören

oder nicht, weil das ist das Schlüssel.

00:41:04.000

Gianni Jovanovic: Ja, auf jeden Fall gebe ich dir vollkommen recht. Ich

glaube, wir brauchen einen ganzen Schlüsselbund. Einer dieser Schlüssel

ist das, was du gesagt hast, aber es ist auch die Haltung, die wir haben.

Und eine Haltung darf nicht eine starre Sache sein, sondern sie muss fluid

sein. Wir müssen, also ich versuche das so, je nachdem, wo ich bin,

versuche ich auch so ein bisschen zu dem Thema meine Haltung irgendwie

auch entweder anzupassen oder einfach sie so zu halten, dass es mich nicht

triggert oder angreift. Das ist ganz schwierig.

00:41:35.000

Raúl Krauthausen: Das ist schwer.00:41:35.000

Gianni Jovanovic: Das ist ganz, ganz schwierig. Das braucht es, glaube

ich. Aber ich glaube, dass wir beide und vielleicht auch viele der

Zuhörer*innen schon verstehen, was wir meinen, weil wir bewusst,

unbewusst mit solchen Dingen ständig arbeiten müssen, weil die

Herausforderungen jeden Tag das von uns verlangen. Aber Raul, ganz

ehrlich, du weißt, dass die meisten Menschen in dieser Welt oder in diesem

Land so krasse Privilegien haben, dass die gar nicht so deep denken, Bro.

Die denken gar nicht so deep. Die denken, du bist so Bockwurst, Alter, mit

Brötchen.

00:42:12.000

Raúl Krauthausen: Ich habe in zahlreichen Workshops aber auch gelernt,

dass die Privilegierten ihre Privilegien erst dann sehen, wenn man sie

drauf anspricht. Man kann es ihnen quasi nicht vorher vorwerfen. Und das

führt dazu, dass die Marginalisierten immer in die extra Meile gehen

müssen, um aufzuklären, die Hand zu reichen, drauf anzusprechen,

möglichst humorvoll, möglichst einfach. Obwohl man ja eigentlich schon

derjenige ist, der die ganze Zeit diskriminiert wird.

00:42:49.000

Gianni Jovanovic: Mein Herz, du machst das ja auch schon so viele Jahre.

Ich weiß so, ich frage mich immer, wie machst du das? Was hast du? Was

rauchst du, Bruder? Ich schwöre, gib mir auch. Was ist los?

00:43:05.000

Raúl Krauthausen: Nee, aber es geht einfach nicht allein. Und man braucht

dann immer Leute, mit denen man das zusammen durchsteht. Und dann

auch die Fragen und Zweifel, die man hat, bespricht. Auch ich bin ein

großer Inhaber des Imposter-Syndroms.

00:43:22.000

Gianni Jovanovic: Wer hat dir in deinem Leben, wer war für dich jemand,

der dich mit deinem Herz und deinem Kopf in die Hand gehalten hat und

hat gesagt, ich gebe dir Liebe, ich gebe dir Familie, ich gebe dir Schutz,

ich gebe dir alles, was wir brauchen. Gab es solche Menschen in deinem

Leben?

00:43:36.000

Raúl Krauthausen: Ja, also meine Familie war schon ein wichtiger Anker

oder ist ein wichtiger Anker. Da gab es auch soweit keine großen Themen

oder Probleme. Ich hatte aber von Anfang an, war meine Eltern getrennt.

Und ich hatte ganz viele Bezugspersonen. Also Einzelverhelfer,Erzieher*innen, Nachbar*innen, die Mitbewohnerin meiner Mutter und so.

Bei meinem Vater war ich natürlich auch. Sodass ich jeden Tag oder jede

Woche bestimmt sechs Bezugspersonen hatte. Und dann sucht man sich

halt irgendwann die Leute aus, mit denen man bestimmte Themen

bespricht. Also ich wusste, der und die sind witzig, mit denen und denen

kann ich Hausaufgaben machen und bei denen gibt es Taschengeld. Also

ich habe das dann halt irgendwie so, glaube ich, auch ganz klug für mich

dann auch gespielt. Und war dadurch inspiriert von vielen, vor allem

Erwachsenen. Und habe vielleicht auch relativ früh dann Fragen gestellt,

wo andere Klassenkameradinnen noch nicht die Fragen gestellt haben.

Aber ich war gleichzeitig auch, was meine Behinderung zum Beispiel

anging und angeht, die ja offensichtlich ist, die kann ich ja nicht

verstecken, wie queernees oder so. Dann doch oft auch allein. Also ich

konnte zwar mit meinen Freunden darüber reden, aber ich wusste, die

verstehen nicht, was ich meine. Oder die fühlen es nicht. Und ich habe sehr

lange gebraucht, mir ein Netzwerk zu bauen aus Freund,innen mit

Behinderung. Und das war erst so Mitte 20, wo das anfing. Bis dahin war

ich quasi dann doch sehr allein. Und das ist aber, ich will es nicht Outing,

weil es war ja schon klar, dass ich behindert bin. Aber es war für mich auf

jeden Fall eine Befreiung, da so ein safer space zu haben, wo man

bestimmte Themen bespricht, die da auch verstanden werden. Also zum

Beispiel das Thema Hilfe annehmen. Um Hilfe fragen. Wie fragt man um

Hilfe? Scham. Das ist einfach was anderes, wenn du das mit jemandem

besprichst, der das auch schon durchlebt hat.

00:46:02.000

Raúl Krauthausen: Gleich geht’s weiter. Wenn du diesen Podcast

unterstützen möchtest, dann kannst du das mit einem kleinen monatlichen

Beitrag tun. Im Gegenzug kannst du alle Folgen vorab hören. Und du

wirst, sofern du das möchtest, hier im Podcast namentlich genannt. Alle

Infos findest du unter www.im-aufzug.de. Ende der Service-Durchsage.

Viel Spaß beim zweiten Teil der Folge.

00:46:30.000

Raúl Krauthausen: Ich wollte dich noch fragen, in meinem letzten Buch hab

ich einen Kapitel, das heißt „Die Kraft der Behinderung“. Also, dass in der

Tatsache, behindert zu sein, auch Kräfte … Also zum Beispiel die Kraft der

Resilienz. Oder die Kraft der Kreativität, wenn man ständig sich Lösungen

überlegt. Eine neue Kraft, auf die ich gestoßen war, war die Kraft der

Authentizität. Also, so zu sein, wie du bist. Und dazu zu stehen. Und das

nicht zu verstecken. Weil du kannst es nicht verstecken. Als ich dir vorhinzugehört habe, auch das Gefühl hatte, dass du, seitdem du dich dann

geoutet hast, einfach dein authentisches Ich gefunden hast.

00:47:27.000

Gianni Jovanovic: Ja, das war mit einer der größten Errungenschaften

meines Lebens. Also mein Outing. Das war ganz wichtig für mich. Vor

allem das öffentliche Outing. Das war entscheidend für mein, dem zu sein,

der ich eigentlich wirklich auch sein wollte. Keine Ahnung, ich weiß nicht,

was ich sein wollte. Ich hab einmal zu meinem Partner gesagt, als ich

früher so klein war, so 12, 13, meine Homosexualität im Kopf entdeckt

habe, hab ich mir immer vorgestellt, wenn ich mal erwachsen bin, dass ein

großer südländischer Mann mit Bart, Tätowierungen, schönen Zähnen,

irgendwann mal mein Partner wird.

00:48:10.000

Raúl Krauthausen: Jason Momoa.

00:48:10.000

Gianni Jovanovic: Nee, Gianni Jovanovic im wahrsten Sinne des Wortes.

Jason Momoa ist tatsächlich nicht so mein Typ. Aber ich hab tatsächlich

irgendwie so imaginär mich selbst gesehen. Das ist ganz komisch. Ich

glaub, das war so der Auftrag an die Selbstliebe. Das war so eine

Imagination, glaube ich, von einem Mann darauf. Und das, glaube ich, hat

mir irgendwie geholfen. Ich hatte als Kind sehr viel Langeweile. Und

Langeweile hat meine Kreativität und hat dazu beigetragen, dass ich

einfach in meinem Kopf ganz viele Kurzfilme abschiebe, wie ich sein

wollte, um einfach auch aus der Armut rauszukommen, die mir jeden Tag

begegnet ist. Das spielt ja auch eine Rolle in meinem Leben, weißt du?

Dass ich unter bitterarmen Verhältnissen in Deutschland groß geworden

bin. Und dass die Menschen mit uns ganz viel Müll und Dreck gemacht

haben und uns angezündet haben und all den ganzen Scheiß und so weiter.

Das war ja nicht nur irgendwie so, meine Eltern sind gekommen als

Gastarbeiter. Nee, meine Eltern sind nicht als Gastarbeiter gekommen.

Meine Eltern sind von in meinem Jugoslawien nach Deutschland geflohen,

weil sie neben Konzentrationslager gelebt haben. Und die wollten uns

nicht. Die wollten uns in die Luft jagen und so weiter. Und diese ganz

schlimmen Dinge, die da passiert sind, auch mit der Besonderschulung und

alles drum herum. Dieses ganze Land hat einfach so viel Mist gebaut mit

unserer Community, insbesondere mit der Familie. Das habe ich im

Vorhandfall verloren, aber egal, ich bin jetzt wütend. Dass ich einfach

sagen kann, hey, ich habe die schöne Zähne schön.00:49:35.000

Raúl Krauthausen: Stimmt, du bist ja…

00:49:35.000

Gianni Jovanovic: Die Zuschauer werden denken, was ist denn das für

einer?

00:49:43.000

Raúl Krauthausen: Du bist gelernter Zahntechniker, war das nicht so?

00:49:44.000

Gianni Jovanovic: Nein, ich bin studierter Dentalhygienikerin. Das heißt,

ich bin die Schwule gut aussehende, der Zahnfee. Und ich bin dazu da, um

einfach den Leuten die Zähne zu reinigen, Paradontosebehandlungen zu

machen, ihnen schön die Zähne zu bleichen, vielleicht ein bisschen gerade

zu machen manchmal. Das sind so meine Aufgaben, das tue ich mit Leib

und Seele in Köln seit über 20 Jahren.

00:50:07.000

Raúl Krauthausen: Seid, bist du in diesem Beruf tatsächlich noch…

00:50:08.000

Gianni Jovanovic: Nach wie vor, ich liebe diesen Beruf, ich habe eine

eigene Praxis.

00:50:11.000

Raúl Krauthausen: Ach.

00:50:12.000

Gianni Jovanovic: Ja, wir haben ein 20-jähriges hier in Köln. Seit 20

Jahren habe ich den Betrieb. Und da kommen meine Patient*innen. Ich bin

übrigens barrierefrei.

00:50:22.000

Raúl Krauthausen: Aha, da komme ich mal vorbei. Ich habe zwar Dritte

inzwischen, aber wir finden schon irgendwas.

00:50:29.000

Gianni Jovanovic: Wir finden schon, ansonsten kriegst du einen

Analbleaching, das können wir auch.

00:50:32.000

Raúl Krauthausen: Okay, vielleicht. Ich wusste nicht, dass das ein Thema ist.

Äh, wenn Deutschland also so scheiße war, zu euch als Familie, also ichempfehle unbedingt, dass man dein Buch liest, „Ich ein Kind der

Kleinmehrheit“.

00:50:56.000

Gianni Jovanovic: „Ich ein Kind der Kleinmehrheit“, genau.

00:50:56.000

Raúl Krauthausen: Das habt ihr ja zusammen da alles schon geschrieben.

00:51:00.000

Gianni Jovanovic: Genau.

00:51:02.000

Raúl Krauthausen: Da wird ja sehr ausführlich erzählt, dass dir alles

wiederfahren ist. Ein bisschen zu Brandanschlag auf deine

Asylbewerber*innen-Unterkunft und so, was ja super dramatisch sein

muss.

00:51:18.000

Gianni Jovanovic: Nee, das war keine Asylbewerber-Unterkunft, das war

das Haus meiner Eltern.

00:51:19.000

Raúl Krauthausen: Das Haus deiner Eltern, tschuldigung. Also noch viel

schlimmer, oder genau so schlimm, aber schlimm, schlimm.

00:51:26.000

Gianni Jovanovic: Jaja, klar.

00:51:29.000

Raúl Krauthausen: Das, und das hat man ja im Fernsehen gesehen. Man sah

ja diese Bilder.

00:51:36.000

Gianni Jovanovic: Das könnte ein Dokumentationsfilm sein.

00:51:36.000

Raúl Krauthausen: Genau.

00:51:37.000

Gianni Jovanovic: „Der lange Weg der Sinti und Roma“ kann ich nur

empfehlen. Ich glaube, der müsste noch in der Mediathek sein, in den

Öffentlich-Rechtlichen. Ansonsten findet ihr den bei YouTube, da wird es

auch beschrieben.00:51:48.000

Raúl Krauthausen: Verlinken wir auf jeden Fall auch in den Show Notes.

00:51:49.000

Gianni Jovanovic: Ja.

00:51:50.000

Raúl Krauthausen: Was hat dich in Deutschland gehalten? Ist es in anderen

Ländern auch so scheiße?

00:51:55.000

Gianni Jovanovic: Naja, was mich in Deutschland gehalten hat, war halt,

dass meine Eltern eben hier in Deutschland geblieben sind. Also auch

bleiben wollten, weil sie wussten, Deutschland würde gut zu uns sein.

Dachten sie zumindestens, Deutschland schuldet uns was, wegen

Holocaust und so weiter. Und es war ja auch so, es war ja nicht so, dass

irgendwie, dass als meine Eltern nach Deutschland gekommen sind, dass

Deutschland gegen uns war.Nee, die haben sogar ein Willkommensfest für

uns gemacht, damals in Darmstadt. Das hat sich dann erst verändert, als

halt eben der neue Bürgermeister an die Macht gekommen ist. Dann ging

halt eben dieser städtische und öffentliche und mediale Mob gegen

Deutschland. Das war dann auch so. Und das war dann auch so, dass wir

dann eben diese städtische und öffentliche und mediale Mob gegen unsere

Familie hatten. Dann ist es halt so weit provoziert, dass Neonazis uns

angegriffen haben. Tragische Geschichte. Aber was mich gehalten hat an

Deutschland, ist, bin ich hier geboren, Raul? Das ist meine Heimatstadt.

Heimatkaufland.

00:52:50.000

Raúl Krauthausen: No offense, ich verstehe dich total. Ich kenne Leute, die

ziehen gerade aus Deutschland weg.

00:52:55.000

Gianni Jovanovic: Ja, aber nur wo soll ich das als schwuler Rom denn

besser haben?

00:52:57.000

Raúl Krauthausen: Das war meine Frage eigentlich.

00:52:59.000

Gianni Jovanovic: Weiß ich nicht. Keine Ahnung. Grönland geht ja jetzt

gerade auch nicht, weil Trump da ist. Der will jetzt alles haben. Kanada

geht auch nicht. Will er auch haben. Panama will er auch haben.nWas soll

ich denn jetzt machen? Malta? Naja, ist jetzt nicht das schönste, aber ist

zumindest cool. Ich weiß es wirklich nicht. Ich habe letztens gedacht, ah,vielleicht in der Uckermark. Klapper paar Orte durch China. Ne, weiß ich

nicht. Ich glaube, das ist in Deutschland…schau mal Raul, ich mein,

Schatz, ja, wir haben in Deutschland Verhältnisse. Natürlich. Wir haben

Situationen im Bundestag, die wir hätten vor 15, 20 Jahren niemals

gedacht. Sie sind da. Demokratie, das ist das Ding. Demokratie, Freiheit,

Selbstbestimmung, das ist nicht selbstverständlich für niemanden. Nicht für

dich, nicht für mich und auch nicht für alle anderen, die nicht behindert

und cis und weiß sind und nichts zu befürchten haben. Anscheinend.

Erstmal. Doch. Wenn wir nur darüber reden und uns so tun, als wären wir

irgendwie, keine Ahnung, Mitte und Demokratie und kein Rassismus und

kein Antisemitismus und so weiter und so weiter und so weiter. All, wenn

wir was dagegen sind. Wir sind alles für irgendwas dagegen. Aber für was

sind wir? Für was sind wir? Sind wir für Menschenrechte? Sind wir für

Freiheit, für Selbstbestimmung, für freie Meinungsäußerung und so weiter

und so weiter. Wenn wir dafür sind, dann ist es klar, welche Parteien wir

nicht wählen. So. Und ich finde, dass Menschen sich auch positionieren

müssen, gerade jetzt in dieser Situation. Ich hab’s selbst auf meinem Kanal

gemacht Ich hab mich positioniert, wen ich wählen werde. Das werde ich

jetzt an der Stelle nicht sagen. Aber ich habe es gemacht. Ich habe es

gemacht und es ist auch wichtig, dass wir uns auch meiner Meinung nach,

die sich das leisten können, die dieses Privileg haben, in der Öffentlichkeit

zu sagen, ich wähle diese Partei und diese Partei, weil ich nicht das will.

00:54:42.000

Raúl Krauthausen: Ich sag immer und da lehne ich mich weit aus dem

Fenster, alles rechts von der SPD ist unwählbar. Und das schließt die FDP

ehrlich gesagt mit ein. In meinem Podcast waren mir alle die el malfaalani

zu Gast. Migrations- und Bildungsbranche. Und der hat mal den Satz

geprägt, das fand ich ziemlich cool, dass er gesagt hat, er redet nicht von

Migrations-Hintergrund, sondern er sagt mit internationaler Erfahrung.

Weil das quasi so ein positive Framing ist. Von etwas, wo man als weiße

Kartoffel vielleicht sagen würde, das würde ich aber auch gerne. Und als

ich jetzt von dir las, du bist Rotations-Europäer, oder ihr seid Rotations-

Europäer, da dachte ich so, ist eigentlich auch geil, so ein Rotations-

Europäer. Wir haben den Euro. Es gibt Roming, ja kann ich auch rotieren

jetzt.

00:55:40.000

Gianni Jovanovic: Wir können es auch positiv frameen. Für dieses Wort

habe ich sehr viel Ärger bekommen.00:55:46.000

Raúl Krauthausen: Wirklich?

00:55:47.000

Gianni Jovanovic: Ja, für viele Organisationen, die gesagt haben, es gibt

gar nichts.

00:55:50.000

Raúl Krauthausen: Weil das eben die Klischees bedient?

00:55:53.000

Gianni Jovanovic: Ja auch. Aber ok, es kommt auch immer ein bisschen

auf den Kontext an, wo, in welcher Stelle ich das erzählt habe.

00:56:00.000

Raúl Krauthausen: Was war denn fundamental die Kritik, weil dann habe

ich das ja gerade selber falsch gemacht.

00:56:04.000

Gianni Jovanovic: Naja, ich bin da gechillt. Na, die Kritik war zu sagen,

das ist so wie ein bisschen mit diesen Remigrations-Geschichten. Rotation,

Remigration, das ist alles sehr rechts geprägt und geframed. Und deshalb

ist es eigentlich dann…

00:56:23.000

Raúl Krauthausen: Ich habe das Wort von dir zum ersten Mal gehört. Ich

wusste nicht, dass es ein rechtes Wort ist.

00:56:27.000

Gianni Jovanovic: Naja, ich wusste es auch nicht, aber zumindest wurde es

mir so erklärt. Ich habe jetzt nicht nachgelesen. Aber es ist natürlich kein…

Es ist ja nicht ein geiles Wort, Rotations- Europäer. Es ist natürlich lustig,

wenn du das irgendwie in einem Joke sagst. Wenn mich jemand fragt, wo

ich herkomme, dann sage ich auch, ich komme aus Kaufland. Weil, als

Rom habe ich ja kein Land, so in Anfühungszeichen. Dann gucken die erst

mal und die glauben, ach, wo liegt denn das? Dann sage ich, bei

Tuntenhausen ganz nah dran. Kannst du mal mit der Tür durchs Haus

gehen, habe ich gesagt. Dann stehen sie schon da. Am Marktplatz. Nee, im

Ernst. Also, wir können immer über Narrative reden und so weiter, aber

komm, bitte lass uns gar nicht so lange. Wenn irgendwelche Leute was…

dann ruft mich an. So, come on, ist good.

00:57:14.000

Raúl Krauthausen: Wie gehst du mit Leuten um? Du hast es bei einem Typen

im Publikum erzählt, der dann sagt, ja, aber wie werde ich denn jetzt Rom?00:57:23.000

Gianni Jovanovic: Ja, ich kann dir sagen, was mein letzter Satz zu ihm

war.

00:57:24.000

Raúl Krauthausen: Was war dein letzter Satz?

00:57:26.000

Gianni Jovanovic: Ich habe gesagt, wollen sie, dass ich sie besame?

00:57:30.000

Raúl Krauthausen: Ah ja.

00:57:31.000

Gianni Jovanovic: Weil er gefragt hat, die ganze Zeit, ob er Roma werden

kann. Ich habe gesagt, wie können sie diese Frage stellen? Hätten sie mich

gefragt, wenn ich jetzt schwarz wäre oder wenn ich eine Behinderung

wäre? Oder eine Behinderung hätte? Oder wollen sie, dass ich sie besame,

dass sie Roma werden? So habe ich ihm das gesagt.

00:57:48.000

Raúl Krauthausen: Oder queer.

00:57:50.000

Gianni Jovanovic: Ich fand das lustig. Hat er nicht verstanden. Ich glaube,

der hat vorher was genommen.

00:57:54.000

Raúl Krauthausen: Worauf ich hinaus will, ist, dass ich beobachte, dass

Journalistinnen oder Moderatorinnen oder so dann versteckt unter der

Formulierung, was darf man denn noch sagen, in dieser Frage aber dann

das Wort reproduzieren, das ja eigentlich gesagt werden soll.

00:58:17.000

Gianni Jovanovic: So als Zitat, ne?

00:58:19.000

Raúl Krauthausen: Ja. Wo ich denke so, Alter, fick dich.

00:58:24.000

Gianni Jovanovic: So, slap out of you. Eine klatschen direkt.

00:58:28.000

Raúl Krauthausen: Findest du das? Du kennst das Phänomen, oder?00:58:30.000

Gianni Jovanovic: Ja, natürlich. Ständig. Ich saß so mal in einer

Fernsehsendung und ging es tatsächlich um mich. Ich habe erklärt, warum

man dieses Wort nicht sagen soll. Da habe ich es die ganze Zeit

dekonstruiert. Und die Moderatorin, die sehr bekannt ist, dropped das die

ganze Zeit, hat das einmal gedroppt. Ich hatte Glück, weil die Kamera war

nicht auf meinem Gesicht gerichtet. Ich habe es dann überspielt. Ich habe

dann einfach gesagt, komm, scheiß drauf. Egal, du siehst heute super aus.

Hast ein tolles Hemd und die Nägel sind poliert. Scheiß drauf. Scheiß

drauf, Gianni. Das ist manchmal der Punkt, wo ich…

00:59:00.000

Raúl Krauthausen: Manchmal macht man das zu oft, dieses Scheiß drauf.

Einfach sein lassen.

00:59:08.000

Gianni Jovanovic: Weißt du, Raul, ich versuche es an der Stelle. Ich kann

nicht jeden Kampf kämpfen. Ich habe vorhin gesagt, ich will nicht mehr

kämpfen. Aber ich kann nicht in jeden Kampf rein, sagen wir es mal so.

Und wenn ich in einer Sendung bin, in einer Fernsehsendung, die von

Millionen von Zuschauern geguckt wird, wirklich, da reingehe und da sitze

und es geht gerade auch um ein Buch und so und diese krass liebevolle,

nette Super-Moderatorin, die auch zwar sehr erfahren ist, aber was das

Thema halt einfach auch unaufgeklärt ist, in ihrer Art und Weise es dann

droppt, dann denke ich so, das ist so ein doppelschneidiges Schwert. Die

Arme denke ich so, oh Gott, du Arme, das wird mir grad so leid. Und auf

der anderen Seite denke ich mir, oh ey, Schwester, was ist los mit dir? Hast

du nicht dein Skript vorgelesen? Hast du nichts gemacht vorher, um zu

wissen, was du hättest nicht machen sollen, sollen oder wie auch immer?

Das sind dann so beide Dinge und in dem Moment kannst du nur wirklich

reagieren und ich bin wie gesagt, oyindamola Alashe hat mir gesagt, du

bist eine Professionelle. Ich bin dann in dem Moment einfach professionell

und beiße im wahrsten Sinne des Wortes die Zähne zusammen und

überspringe das einfach. Und denke mir so, okay, die Zuschauer, entweder

die haben es gecheckt und die werden was dazu sagen und wenn es keiner

gecheckt hat, so, forget it, dann was solls? Also warum solltest du jetzt

anfangen, jetzt hier wieder irgendwie was auszucornen? Ich hab da keine

Kraft für.

01:00:33.000

Raúl Krauthausen: Ja, ja, das kann ich nachvollziehen.01:00:33.000

Gianni Jovanovic: Ich kann das nicht mehr.

01:00:34.000

Raúl Krauthausen: Wer hat dich denn damals supportet als junger Gianni?

01:00:38.000

Gianni Jovanovic: Meine Lehrerin war sehr wichtig. Gott hab sie sie

lieblich, das war eine tolle Frau. Ich hab ihr viel Kraft gegeben, viel

Selbstbewusstsein.

01:00:48.000

Raúl Krauthausen: War das noch an der Sonderschule oder war das…

01:00:48.000

Gianni Jovanovic: Naja, das war noch in der Sonderschule. Die hat mich

da auch rausgeholt. Hätte gesagt, du gehörst hier nicht hin. Das fühlst du

zu klug und zu gut gekleidet. Und dann hatte ich die Möglichkeit in so eine

Übergangsklasse zu kommen, die mir die Möglichkeit gegeben hat, quasi

im Hauptschulunterricht schon in der Sonderschule unterrichtet zu

werden. Und mit dieser Qualifikation konnte ich die in den Switch in die

Hauptschule schaffen, hab die dann mit 1,9 vorgezogen, also qualifiziert.

Das war in Bayern noch so, das war Qualitmacht. Das war in Nürnberg.

Jetzt kommt der Franke wieder durch, allmächtig. Furchtbar. Mensch,

Raul, was du schon wieder alles aus mir rausholst. Ja, furchtbar. Und es

war tatsächlich so ein ganz guter, qualifizierter Hauptschulabschluss, da

konntest du schon Polizist werden, im mittleren Dienst in Bayern. Und

dann hab ich angefangen, eine Ausbildung zu machen als Zahnarzthelfer.

Bin dann zwischendurch zweimal Vater geworden, mit 16 und 17. Und

dann hab ich irgendwann mal studiert. Im Provisionsmanagement. Und

jetzt bin ich seit 20 Jahren selbstständig mit eigener Praxis in Köln. Und

das hat mir schon sehr geholfen. Also gerade glaube ich auch so meine

Pädagogen, die mich betreut haben, auch so in der Berufsschule, die

haben mir schon viel zugetraut. Meine Chefs, meine Frau Doktor Schmidt

und Herr Doktor Schmidt in Frankfurt, Kieferorthopädien. Frau Doktor

Schmidt war so eine coole Frau, die war aus dem Osten. Die war so cool.

Die hat gesagt, ich soll jetzt noch mal studieren, oder Zahnmedizin

studieren und so. Und ich so, ja bitte Frau Doktor Schmidt, kenn ich das

wirklich. Aber ich bin doch Lernbehindert. Ich bin doch Lernbehindert.

Dann sag ich, scheiß auf deine Lernbehinderung. Was für eine

Lernbehinderung. Du hast die zwei Jahre statt drei Jahre die Ausbildung

gemacht, willst du mich verarschen? Die war so cool.01:02:39.000

Raúl Krauthausen: Aber das zeigt ja, wie das dich traumatisiert haben muss.

01:02:40.000

Gianni Jovanovic: Die Sonderschule? Oh ja. Bis heute. Bis heute. Bis

heute steht in meinem Dings Lernbehindert drin.

01:02:50.000

Raúl Krauthausen: In was für einem Dings?

01:02:50.000

Gianni Jovanovic: Ich habe in meinem Zeugnis. Ich habe, ich komme, ich

habe Zeugnisse, da steht drauf Sonderschule für Lernbehinderung.

01:02:58.000

Raúl Krauthausen: Oder fragt noch jemand, macht er ein Zeugnis?

01:02:59.000

Gianni Jovanovic: Nein, natürlich nicht mehr. Die wenn, dann fragen sie

irgendwie nach meinem, nach meiner hier, nach meiner Bachelorarbeit.

Das ist das vielleicht so. Aber für mich ist das, für mich ist das krass. In

meinem Buch zum Beispiel, da beschreibe ich genau diesen Prozess. Ich

beschreibe von Bettler zum Bachelor im wahrsten Sinne des Wortes.

Genau das habe ich gemacht. Weißt du, ich war ein Bettelkind. Weißt du?

Und das hat mich auch so aufgeregt in dieser Veranstaltung in Frankfurt

am Main. Ich habe zu dem Publikum gesagt, als ich reingekommen bin, ich

habe gesagt, ich möchte Ihnen allen mal was sagen. Wir sind hier in

Frankfurt am Hauptbahnhof. Wir sind hier die Kaiserstraße hier. Haben

Sie das gesehen? Und soll ich Ihnen was sagen? Ich und meine

Großmutter sind einer dieser Kinder und dieser Frau, die da sitzen im

Regen und gebettelt haben. Und dann muss ich mir gefallen lassen von

irgendeinem alten, weißen Jürgen hier im Raum, um mich zu fragen, wie er

irgendwie Z-Punkt werden kann. Was ist das? So. Und das spreche ich

dann auch so explizit aus, dass es mir dann auch wurscht. Wirklich. Es ist

mir scheißegal, wie die mich dann sehen, ob die mich dann jetzt als

aggressiven Kanacken wahrnehmen oder als, keine Ahnung,

fundamentellen Muslimen oder keine Ahnung, was sie mir dann sehen. Es

ist mir scheißegal, als ich mir so denke, wie, how dare you so? Wie viele

Gehirnzellen haben wir eigentlich hier in diesem ganzen Raum? Und das

sind dann so Sachen, die mich dann wirklich sehr, sehr dann treffen und

so.01:04:21.000

Raúl Krauthausen: Wie lange war denn deine Ausbildungszeit insgesamt?

01:04:22.000

Gianni Jovanovic: Oh Gott, die war schlimm.

01:04:26.000

Raúl Krauthausen: Die war lang.

01:04:27.000

Gianni Jovanovic: Ne, auch dann. Studium jetzt oder?

01:04:29.000

Raúl Krauthausen: Du hast halt gemacht Sonderschule.

01:04:32.000

Gianni Jovanovic: Ausbildung habe ich gemacht, zwei Jahre?

01:04:34.000

Raúl Krauthausen: Ausbildung, zwei Jahre. Und dann studiert.

01:04:36.000

Gianni Jovanovic: Warte mal. Warte, ich sage dir das. Ich war von der

ersten Klasse bis zu 7Ü, Ü war Übergangs, in der Schule in Nürnberg.

Dann bin ich in die 8D und in die 9D gekommen, in die Hauptschule.

Danach habe ich Hauptschule fertig gemacht. Dann habe ich Ausbildung

als Zahnarzthelfer gemacht beim Kieferorthopäden, bei den besten Zahn-

Kieferorthopäden der Welt. Doktor und Frau Doktor Schmidt in Frankfurt

Sachsenhausen.

01:05:07.000

Raúl Krauthausen: Und zwei Jahre?

01:05:07.000

Gianni Jovanovic: Zwei Jahre, genau. Ich habe die Zeit gezogen.

01:05:07.000

Raúl Krauthausen: Das heißt, wir sind elf Lehrjahre jetzt durch?

01:05:09.000

Gianni Jovanovic: Genau. Und dann habe ich nochmal ein halbes Jahr in

der Zahnärztekammer in Westfalen Lippe nochmal studiert und dann

nochmal dreieinhalb Jahre in nee, drei Jahre in Köln hier nochmal einen

Bachelor gemacht.

01:05:23.000

Raúl Krauthausen: Das kommt schon was zusammen, ne?01:05:26.000

Gianni Jovanovic: Ja, ja. Das ist unfassbar. Ich hätte ja super gerne voll

Zahnmedizin studiert, aber das ging nicht. Ich bin ja mit 17 Vater

geworden. Ich musste ja schon arbeiten.

01:05:36.000

Raúl Krauthausen: Ich wollt gerade sagen, und du hast ja nebenbei noch

Kinder gehabt und du hast noch Kinder, in einen sehr frühen Alter.

01:05:44.000

Gianni Jovanovic: 30 und 29.

01:05:48.000

Raúl Krauthausen: Also ich verstehe jetzt die Komplexität, was man alles

dann, auch für Bälle in der Luft hat, die gemanagt werden müssen.

01:05:57.000

Gianni Jovanovic: Güte, Verantwortungsgüte vor allem. Das ist das, was

mein Leben manchmal so fickt. Ohne Scheiß, das bricht mir manchmal das

Rückgrat. Und das wird nicht besser, wenn sie größer werden. Also,

gerade Kinder. Weißt du? Also ich glaube, jede Eltern, die mir heute

zuhören, wissen auch, die heute erwachsene Kinder haben, die wissen, das

wird nicht besser. Diese Verantwortungsgüte gerade, die mein Kind immer

sein ganzes Leben lang trägt, macht einem das Leben zur Hölle. Ich liebe

meine Kinder über alles wirklich und das weiß ich. Aber sage ich jetzt so,

wie ich mich fühle, ich habe oft Schwierigkeiten, diese Vaterrolle gerecht

zu werden, weil auch bei mir, sowohl Familie, auch Gesellschaft, auch ein

bestimmtes Bild von uns Vätern auch hat. Und das tut auch vielen

Männern oder Vätern, Väter*innen, wie auch immer man sie heute auch

nennen möchte, tut es nicht gut. Tut es nicht gut.

01:06:53.000

Raúl Krauthausen: Könnt ihr darüber reden?

01:06:53.000

Gianni Jovanovic: Wer?

01:06:55.000

Raúl Krauthausen: Deine Kinder und du?

01:06:57.000

Gianni Jovanovic: Ja, doch schon, weil die ja, also gerade die sind ja

beide Eltern, die haben ja beide Kinder mittlerweile. Ja, schon. Also die

sind zwar noch klein, gut, bei meinem Sohn sind die schon etwas älter undder sieht gerade jetzt, wo seine Tochter 14 Jahre alt ist, wie schwierig das

ist mit zwei Pubertierenden der Junge ist 13. Das ist schon eine

Herausforderung und er checkt das schon, dass halt einfach von Vater sein

noch schwerer ist als Vater werden. Und das ist halt eben das, was er

vielleicht auch so nachvollziehen kann, wie es vielleicht mit mir damals mit

ihm gewesen ist. Und ja, ich glaube schon, dass auch die Gesellschaft sehr

fest verankerte Vorstellungen von Vaterschaft und vor allen Dingen auch

die Rolle des Vaters auch hat. Und das gehört auch nicht vielen Vätern.

01:07:46.000

Raúl Krauthausen: Gibt es in Romani eine Redewendung oder einen Satz

oder eine Metapher, die es im Deutschen zum Beispiel nicht gibt?

01:07:56.000

Gianni Jovanovic: Oh, das ist eine krasse Frage. Die schweinischen

Sachen fallen mir sofort wieder ein. Wir sind ja hier ein intellektueller

Podcast. Warte, warte, warte. Lass mich überlegen, stell mir die nächste

Frage, aber ich überlege, vielleicht, ich kann ja multi überlegen, ich bin ja

eine gespaltene Persönlichkeit mit zwei Geköpften..

01:08:29.000

Raúl Krauthausen: Okay, dann die nächste Frage wäre, hat sich in deiner

Meinung nach das Wissen in der Gesellschaft in Bezug auf Romja

geändert, gebessert?

01:08:34.000

Gianni Jovanovic: Ja, in meiner Wabe natürlich ja, ganz klar. Außerhalb

nö, nicht so viel. Auch gerade in der Erinnerungskultur, sie wird nicht

plural gedacht.

01:08:44.000

Raúl Krauthausen: Auch in der Schule nicht unterrichtet, oder?

01:08:44.000

Gianni Jovanovic: Bis heute auch noch nicht so viel, nee. Also es gibt

Staatsverträge zum Beispiel in Bayern, glaube ich, gibt es einen

Staatsvertrag und ich glaube noch in Niedersachsen oder Schleswig-

Holstein, ich weiß nicht, ich glaube Schleswig-Holstein ist das. Die haben

da so Staatsverträge mit den entsprechenden Non-Government

Organizations, die dort quasi auch Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit zum

Thema Antiziganismus, Gadjerasismus, wie auch immer man das auch

nennen mag, haben, da funktioniert das ganz gut, weil einfach die Gelder

da sind, die Förderung einfach ständig da fließt und dann kann man

einfach geile Projekte machen, man kann Mentoren, Mentorinnen,Kulturvermittlerinnen, aber auch Leute in Workshops bringen, in den

Universitäten vortragen, in den Schulen, sogar in den Kindergarten schon

Awareness-Arbeit machen, was das Thema Roma und Sinti betrifft. Das

funktioniert ganz gut, muss man sagen, also diese Ebene ja, aber die

anderen Selbstorganisationen, gerade jetzt mit der Kürzung, die werden

sehr, sehr, sehr, sehr, sehr, sehr große Probleme bekommen, um viele

Dinge durchzusetzen, gerade auch Stellen zu behalten, die das auch

letztendlich auch durchsetzen können, das ist ein sehr großes Problem. In

der Gesellschaft glaube ich, dass die Menschen schon wissen, dass man

das Z-Wort nicht sagen sollte. Und ich merke auch, dass die Menschen…

01:09:59.000

Raúl Krauthausen: Aber das reicht ja nicht, um etwas zu wissen über eine

Kultur.

01:10:01.000

Gianni Jovanovic: That’s it, bro. Genau, das ist es. Also, das ist also das

Wissen oder auch der Wunsch, auch vielleicht auch partizipativ zu sein,

Räume zu kreieren, wo halt einfach Menschen, die Rom und nicht Rom

sind, halt einfach auch zusammen sind, um miteinander einfach Tisch und

Wein und Brot zu teilen, auf gut Deutsch gesagt, die gibt es halt kaum. Und

ich versuche das halt in meiner Arbeit zu machen, damit halt einfach auch

wirklich die Menschen zusammenkommen. Nicht nur Roma und Sinti,

sondern tatsächlich, ich suche im wahrsten Sinne des Wortes dieses

Inklusionsding irgendwie an gerecht zu werden, so im Rahmen dessen, was

ich gerade für Mittel habe. Das fehlt. Aber ich glaube, so die allgemeine

Awareness, ja, klar, die Leute sind doch nicht doof. Also die meisten, viele

ja, aber du hast vorhin irgendwie so gesagt, die Hoffnung verloren, dass

Menschen gut sind. Ich glaube, irgendwas hast du irgendwas in der Art

gesagt, ja, habe ich auch so ein bisschen, aber so ganz die Hoffnung

verliere ich nicht.

01:11:00.000

Raúl Krauthausen: Ich glaube, das wäre auch gefährlich, weil dann ist man

wirklich verbittert.

01:11:03.000

Gianni Jovanovic: Genau, das gibt Falten.

01:11:06.000

Raúl Krauthausen: Genau, und es gibt Falten. Gibt es ein Lieblingsessen aus

deiner Kindheit? Also ich finde, darüber erfährt man super viel über

Menschen. Also wenn ich dir sage, mein Lieblingsessen war Pommes mitFischstäbchen, dann kannst du mich auf jeden Fall verorten. Dann weißt

du, wo ich aufgewachsen bin, was es bei uns zu Hause zu essen gab und

was es vor allem selten gab, nämlich Pommes mit Fischstäbchen. Aber so

ein Kind war ich.. Ich war ein Pommes mit Fischstäbchen Kind.

01:11:38.000

Gianni Jovanovic: Ich war ein Spaghetti-Bolognese-Kind.

01:11:39.000

Raúl Krauthausen: Ja, oder? Das ist auch geil.

01:11:42.000

Gianni Jovanovic: Ja, aber das ist sehr wichtig. Also ich kenne Menschen,

die Spaghetti-Bolognese mögen. Ich glaube, bei denen fehlt was.

Geschmackssinn in dem Fall. Nein, aber Spaghetti-Bolognese und andere

war, und jetzt wird es weird für alle Veganer da draußen. Es tut mir leid.

Und das war für mich auch weird, weil ich es eigentlich weird fand, so was

zu essen. Aber ich habe es wirklich nur gegessen, wenn es meine Tante

Vera gemacht hat oder meine Oma gemacht hat. Und zwar folgendes.

Immer, wenn Weihnachten gefeiert wird, bei uns aus orthodoxen wird

Weihnachten im Januar gefeiert, hat meine Oma oder meine Tante – jetzt

pass auf – bist du eigentlich vegan oder bist du auch Fleischesser?

01:12:25.000

Raúl Krauthausen: Ich bin auch Fleischesser.

01:12:27.000

Gianni Jovanovic: Und zwar hat die, ich glaube, das war vom Lamm, von

den Panzen. Aber gefüllte Panzen mit, keine Ahnung, da war alles drin. Ich

glaube, da war auch, keine Ahnung, Igel und Waschbar ist da auch drin,

wie das alles drin war. Und das war immer so überbacken mit Eiern, mit

Eiern und Joghurt gemixt. Und dann hat man das überbacken und dann

kam das aus dem Ofen. Oh Gott, ey. Wie kann man so was essen? Hab ich

immer mal gedacht, ich hab mich so geekelt. Und dann hat meine Oma

gesagt, du musst es jetzt machen, wenn du das nicht mehr machst, dann

werde ich keine Frauenkleidchen mehr für dich machen, weil die hatten

immer früher Frauenklamotten genäht, als ich klein war, also

Mädchenkleidung genäht. Ich hab mir vorher Mädchenkleidung getragen.

Und sie ist dafür verantwortlich. Und dann habe ich das probiert und ich

bin gestorben. Das war so hammer. Ich habe noch nie so was leckeres

gegessen. Das habe ich tatsächlich gerne als Kind gegessen oder wenn es

heute tatsächlich noch meine Tante macht. Also auf Serbisch hieß das

Sarmice. Sarmice gibt es aber auch mit Kraut und mit Reis undHackfleisch und sowas gefüllt. Das ist so wie bei den Türken oder bei der

orientalischen Küche diese Krautwicke. Wie heißen die denn? Weißt was

ich meine. Und dann, aber das gibt es dann quasi auch in dieser

Innereienversion. Okay, sorry Leute, ich glaube jetzt habe ich mich

verschissen.

01:13:59.000

Raúl Krauthausen: Ne, also ich versuche mir das gerade vorzustellen. Auch

geschmacklich, aber es ist ja schwer, wenn man das beschreiben muss. Bist

du selber bei euch ein guter Koch?

01:14:10.000

Gianni Jovanovic: Ich bin tatsächlich der Koch, ja. Mein Partner kann

nicht viel in der Küche, aber er kann das.

01:14:15.000

Raúl Krauthausen: Was ist dein Signature Dish?

01:14:18.000

Gianni Jovanovic: Bitte?

01:14:19.000

Raúl Krauthausen: Was ist dein Signature? Also was kochst du gerne?

01:14:25.000

Gianni Jovanovic: Oh, ich koch wirklich krass vielfältig. Ich bin jetzt nicht

so einer, der unbedingt die Teller alle so drapieren muss, als wären sie

jetzt aus der Vogue. Ja. Das nicht. Bei mir kommt das Essen einfach auf

den Tisch. Aber das ist immer lecker. Das ist queerer Hausmannskost. Im

wahrsten Sinne des Wortes. Das fängt an mit Spaghetti-Bolognese, geht

tatsächlich auch zu Fischstäbchen mit Kartoffelbrei. Sehr lecker.

01:14:50.000

Raúl Krauthausen: Sehr gut. Auch gut.

01:14:52.000

Gianni Jovanovic: Aber ich koche dann auch, keine Ahnung, auch letztens

habe ich, was habe ich gemacht? Vegan Muschelnudel-Auflauf. Mit

Linsen-Nudeln. Auch lecker.

01:15:03.000

Raúl Krauthausen: Das heißt du bist eine eher europäische Küche?

01:15:06.000

Gianni Jovanovic: Voll, ja. Bei mir gibt es Fleisch und Brot.01:001513.000

Raúl Krauthausen: Gibt es bei euch in der Community jemanden, der dich

inspiriert hat? Ich meine jetzt nicht supporttet, so wie Herr und Frau

Schmidt, sondern inspiriert, wo du aufgeguckt hast und gesagt hast, so wie

will ich auch mal sein.

01:15:28.000

Gianni Jovanovic: Ja, tatsächlich, ja. Einige, aber um es wirklich bei

vielen klick macht, wird tatsächlich Marianne Rosenberg sein.

01:15:38.000

Raúl Krauthausen: Okay.

01:15:38.000

Gianni Jovanovic: Er gehört zu mir.

01:15:40.000

Raúl Krauthausen: Wie ein Name an der Tür.

01:15:42.000

Gianni Jovanovic: Marianne Rosenberg ist Sintiza. Ihr Vater war Otto

Rosenberg. Einer der führenden Aktivisten in der Zeit nach dem Krieg.

Einer der ersten, der überhaupt auf die schlimm fatalen Situation der Sinti

und Roma in Deutschland in der Holocaust-Zeit berichtet hat, weil er

selber Überlebender war. Sie ist tatsächlich für mich eine Inspiration,

muss ich ganz ehrlich sagen, weil sie es irgendwie geschafft hat, mit ganz

viel coping Strategie, heute die Frau zu sein, also der Star zu sein nach wie

vor in Deutschland, der sie schon immer war, seit 40 Jahren, 50 Jahren,

noch länger ist die Frau auf der Bühne, 50 Jahre, die ist das erste Mal auf

die Bühne gekommen, weil sie 14, die ist jetzt über 60 Jahre, 50 Jahre.

Und dass sie sich erst, glaube ich, so vor 15, 10, 15 Jahren erst quasi dazu

bekannt hat, dass sie eine Sintiza ist. So spät hat sie gewartet. Und sie

erklärt das auch warum.

01:16:36.000

Raúl Krauthausen: Und warum?

01:16:36.000

Gianni Jovanovic: Na ja, weil die Leute einfach, sie hätte nicht diese

Karriere gemacht. Wenn die Leute gewusst hätten, dass drafi Deutscher

ein Syntho ist, dass es Marianne Rosenberg eine Sintiza ist, dass hier Jule

Brunner und hier Sir Michael Caine, Tyson Fury, Sido, ist jetzt kein gutes

Beispiel, alle irgendwie aus meiner Community sind, weiß nicht, ob die die

alle von Anfang an geil gefunden hätten, glaub nicht.01:17:03.000

Raúl Krauthausen: Und als du es dann erfahren hast, also ungefähr

zeitgleich, als du dich damit auseinandergesetzt hast, hast du von

Marianne Rosenberg erfahren.

01:17:10.000

Gianni Jovanovic: Ich hab gesagt, ich küsse ihre Füße. Wirklich, ich hab

eine Hof Knicks für sie gemacht.

01:17:17.000

Raúl Krauthausen: Seid ihr euch mal begegnet?

01:17:18.000

Gianni Jovanovic: Nein, aber ich bin mit ihrer Schwester, mit Petra

Rosenberg, gut in Kontakt. Sie ist sehr politisch aktiv. Ihre Schwester, die

hat früher mal den Landesverband der Sinti und Roma, da war sie

Vorsitzende in Berlin. Mittlerweile glaube ich nicht mehr, aber sie ist eine

sehr aktive Menschenrechtsaktivistin und mit der habe ich sehr viel zu tun.

Aber ich würde gerne Marianne mal persönlich kennenlernen.

01:17:38.000

Raúl Krauthausen: Ja, oder?

01:17:41.000

Gianni Jovanovic: Also wenn du sie irgendwann mal interviewen solltest,

dann musst du sagen Marianne, kennst du eigentlich Gianni Jovanovic?

01:17:47.000

Raúl Krauthausen: Ja, aber ich meine, jetzt haben wir 2025, machst du

einfach eine Bestellung insUniversum, manifestierst es ein bisschen, es

muss doch gehen.

01:17:56.000

Gianni Jovanovic: Ach, das ist schön. Ich hätte gerne ein Treffen mit

Marianne Rosenberg, schon mit ihr eine Tüte rauchen.

01:18:02.000

Raúl Krauthausen: Ist dir doch bei einem Satz eingefallen, oder eine

Redewendung, eine Metapher?

01:18:08.000

Gianni Jovanovic: Ja, tatsächlich. Und zwar, es gab immer so ein Spiel,

was wir gemacht haben, das war immer sehr vulgär, das haben Kinder

gemacht, das lief so, ich kann es ja gleich mal versuchen zu übersetzen, ichweiß nicht, ob ich tatsächlich alles in Deutsch übersetzen kann, aber ich

versuche es und es läuft so. „Jek“ heißt eins.“Jek““Duj“(… )Das weiß ich

nicht.

01:18:46.000

Raúl Krauthausen: Okay. Du hast irgendwas gezählt.

01:18:47.000

Gianni Jovanovic: Genau, also so haben wir zählen gelernt. Eins, zwei,

drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, neun, zehn. Es ist eigentlich ein

Zählerspiel. Und du musst ja, es ist halt immer doof. Also eins, „liril

hipeck“ heißt so, eins, ich übersetze das jetzt O-Ton, nur das. Eins, „liril

hipeck“ heißt jetzt zum Beispiel auf Deutsch, „Furz und brate ihn“.

Darüber schreibe ich auch im Buch. Das ist so bescheuert. Das ist so

lustig. Unsere Sprache ist so gestört. Raul, wir haben Sachen, die wir

sagen in unserer Muttersprache. Wenn du sie auf Deutsch übersetzt, kannst

du denkst du, du, oh mein Gott, was sind denn das für Ureinwohner? Sind

wir ja auch. Aber es ist wirklich so, das ist so lustig, oft sehr

versexualisiert, sehr fäkal, sehr explizit auch so, aber das liegt einfach

auch darum, dass gerade Sexualität halt eben so tabuisiert wird, dass halt

einfach auch da eine Art von Coping-Strategie entsteht, indem man das

quasi im Beleidigen oder im Witz oder im Humor verwendet, um dem

Ganzen einfach eine Sichtbarkeit zu geben. Also irgendwo muss es ja raus.

Und deshalb gerade auch körperliche, also Frauensexualität, körperliche,

also das wird komplett bei uns negiert in der Sprache. Das ist echt krank

und aber unsere Frauen haben die heftigsten die heftigsten Ausdrücke, die

sie Männern gegenüber sagen, das glaubst du nicht? Ich hab ein paar in

meinem Buch aufgeschrieben, das ist so heftig und ich hoffe, dass sich

vielleicht auch viele nicht Romja, also viele Flintapersonen draußen, sich

vielleicht ein Beispiel daran nehmen, wie unsere Romja Männer

beschimpten. Vielleicht ist das ja was für euch.

01:20:32.000

Raúl Krauthausen: Aber ist das dann auch ein Thema in der Community,

was Sexismus und so angeht?

01:20:35.000

Gianni Jovanovic: Oh ja. Oh ja. Also es ist auf jeden Fall in der Zeit, wo

ich jetzt quasi mit 46 und früher, also da hab ich das immer erlebt, also ich

hab meine Mutter und meine meine Mütter und Cousinen und Omas und

alles, was ich um mich herum hatte, die haben mich eigentlich am meisten

geprägt in meinem Leben. Das waren die Frauen, die eigentlich in dieser

ganzen Community immer so eine Art Widerstand irgendwie geleistethaben, irgendwie so eine Art Selbstermächtigung, aber gleichzeitig

Widerstand leisten. Das war immer so, das hab ich immer erlebt. Und ja,

es war zwar so, dass meine, dass die Frauen bei uns zu Hause, aber sag

ich jetzt mal, einfach mehr gehört worden sind, aber nicht nach außen.

Nach außen war es nicht so. Nach außen hatte meine Mutter zu kuscheln

neben meinem Vater und meine Oma auch, obwohl die eigentlich die

größte Matriarcha,, in der Familie war und die die ganze Familie

eigentlich gehalten hat. So, nach innen war Oma, da durfte nichts, aber

nach außen, nee, nee, da musst du sie schön neben dem Mann Platz

nehmen und repräsentativ sein. Das hab ich irgendwie nicht so verstanden.

Das hat mich auch verletzt, weil ich mir immer so gedacht habe, Opa,

warum fährst du meiner Oma in der Öffentlichkeit so über den Mund vor

diesen anderen blöden Typen? Meine Oma sagt zwei Sätze und zieht die

aus. Das ist mir halt eben schon sehr krass aufgefallen. Aber klar, also ich

glaube, insbesondere in marginalisierten Gruppen ist, glaube ich, spielen

patriarchale Strukturen nochmal eine ganz, ganz starke Rolle und wirken

viel mehr nochmal auf die vulnerableren Leute in der Gruppe dann

nochmal ein.

01:22:05.000

Raúl Krauthausen: Viel zu tun in allen Bereichen, immer wieder neu.

01:22:06.000

Gianni Jovanovic: Ja, mein Herz, das stimmt, aber ich muss nicht alles tun

und das ist auch so der Appell so an mich. Ich muss aufhören, andere

Menschen zu sehen, den Fokus meines Lebens zu setzen und mich da in so

einer, ich war nie so altruistisch, ich war nie so der, der sich selbst

aufgeopfert hat, weißt du. Aber es gab einen zeitlangen Raul in meinem

Leben, wo ich wirklich bis aufs Zahnfleisch nicht abgewirtschaftet habe in

meinem Körper, in meinen Ressourcen, in meinem Geld, in meiner

Beziehung, um darauf hinzuweisen, dass nicht nur dieses Thema so, wir

reden jetzt über Rassismus das Problem ist. Es ist nicht dieses Problem, es

ist ja nicht nur mein Problem, sondern es ist unser Problem. Und mir war

halt einfach immer wichtig, das so immer wieder zu erzählen, dass die

Menschen niemals so diese Sorge haben. Das ist halt nun mal so, das

kriege ich einfach auch nicht weg aus meinem Kopf. Dass die nicht die

Angst von mir haben und denken, Gott, der ist irgendwie zu gefährlich

oder dem können wir gar nicht zuhören, weil der Typ irgendwie, keine

Ahnung, zu einseitig irgendetwas denkt oder meint oder gerade nicht

korrekt war in der Sprache. Das heißt, also immer wenn ich in der

Öffentlichkeit bin, Raul, stehe ich immer unter dieser Spannung zu sagen

ich muss auffassen, was und wo und wie und an welcher Stelle ich sage,warum tue ich das, aus einem gewissen, aus einem Gefühl, nicht

angreifbar gemacht zu werden, aber auch, weil ich selbst durch solche

Sprache angegriffen werde.

01:23:44.000

Raúl Krauthausen: Du machst dir zu eigen.

01:23:46.000

Gianni Jovanovic: Ja! Und das kostet nicht Kraft und da muss ich ein

bisschen auf mich hören und ansonsten bin ich eigentlich guter Typ.

01:23:54.000

Raúl Krauthausen: Was machst du, wenn du nicht Aktivist bist?

01:24:00.000

Gianni Jovanovic: Oh Gott.

01:24:00.000

Raúl Krauthausen: Oder Zahntechniker. Dentalhygieniker, sorry. Das Wort

war nicht in meinem aktiven Wonschatz vorhanden.

01:24:08.000

Gianni Jovanovic: Das ist okay.

01:24:13.000

Raúl Krauthausen: Was machst du, wenn du nicht Aktivist oder

Dentalhygieniker bist? Also einfach, hau raus. Spotify und Netflix. Was

geht?

01:24:22.000

Gianni Jovanovic: Ich gucke viel Drag Race.

01:24:25.000

Raúl Krauthausen: Aber die internationale Version, oder? Drag Race

Germany ist ja seit 23.

01:24:29.000

Gianni Jovanovic: Ja, ist das nicht schade, aber ich gebe ja die Hoffnung

noch nicht auf. Wir haben ja noch nicht das Endgültige ausbekommen von

der Produktion. Kann ich auf jeden Fall sagen.

01:24:42.000

Raúl Krauthausen: Verlinken wir auf jeden Fall und dann sind wir auch in

den Show Notes. Da hast du mit moderiert. Du hast moderiert, genau.01:24:45.000

Gianni Jovanovic: Ja, ich habe dann mit moderiert mit Barbie Breakout.

Das war toll. Aber wir kommen wieder. Ja, mittlerweile auf World of

Wonder. Vogue Presence. Kennen die Fans auf jeden Fall. Aber ich

glaube, dass wir wiederkommen.

01:25:00.000

Raúl Krauthausen: Alles klar. Vorletzte Frage. Was treibt dich an, trotz

dieser Herausforderungen, die uns werben, vorstehen, weiterzumachen?

Was gibt dir Hoffnung?

01:25:12.000

Gianni Jovanovic: Persönlich das, was ich erreicht habe, für mich, diese

diese vom Bettler zum Bachelor Geschichte, die ist für mich super wichtig.

Ich weiß, wo ich herkomme. Ich weiß, wo ich heute bin. Das ist nicht nur

mein Antrieb, das ist meine Quelle. Darum mache ich das, weil ich weiß,

man kann in den Prozessen raus.

01:25:38.000

Raúl Krauthausen: Hast du ein Ziel? Willst du noch wohin?

01:25:42.000

Gianni Jovanovic: Ja. Ich habe nicht nur ein Ziel. Ich habe viele Ziele in

meinem Leben. Man sollte auch nicht zielos durchs Leben gehen, finde ich.

Aber es ist jetzt nicht so, dass ich jetzt unbedingt sage, das ist mein

Lebensziel. Ich habe keine Lebensziele. Ich habe Bock, Dinge zu machen.

Sagen wir es mal so. Ich möchte auf jeden Fall weiterhin ganz viel in der

Moderation tätig sein. Auch gerade, ich will was Festes. Ich will was

Eigenes machen. Podcast „Why not?“. Viele haben mich angefragt, ob ich

ein Podcast machen will. Ich weiß nicht. Ich brauche irgendwie einen (..)

zu mir. Das ist ganz schwierig, weil ich auch viel rede.

01:26:18.000

Raúl Krauthausen: Ujinda.

01:26:18.000

Gianni Jovanovic: Ja, oyindamola Alashe und Gianni Jovanovic machen

ein gemeinsames Podcast. Kannst du das bitte noch einmal sagen, damit

Ujinda das hört?

01:16:26.000

Raúl Krauthausen: oyindamola Alasheund Gianni Jovanovic machen ein

Podcast. Das würde ich auf jeden Fall mir anhören. Und das würde

wahrscheinlich auch viele, viele Folgen tragen. Ich glaube, die Magie ist

ein Thema zu finden, das offen genug ist. Dass man auch immer weitereThemen findet. Wenn es zu spitz ist. Ich glaube, irgendwann könnte ich mir

vorstellen, zum Thema Queerness auch alles gesagt. Zum Thema

Behinderung merke ich, bis zumindest bei mir, ich habe so viel gesagt. Und

das ist auch fast alles gesagt. Ich habe drei, vier Bücher geschrieben. Das

ist okay jetzt, reicht jetzt auch langsam. Aber so ein Podcast, der im Aufzug

heißt, der lädt ja dazu ein, weil jeder von uns irgendwann im Aufzug war,

dann auch mit dir zu sprechen über ganz andere Themen.

01:27:24.000

Gianni Jovanovic: Ja, und das ist immer wieder ein (..), mit dir zu reden.

Das ist ganz, ganz toll.

01:27:26.000

Raúl Krauthausen: Letzte Frage. Gibt es eine Organisation, eine NGO, die

du empfehlen kannst, die nicht deine eigene ist? Die man sich mal

anschauen könnte?

01:27:42.000

Gianni Jovanovic: Bitte, ja. Und zwar die Romani Penne e.V. Die sitzen in

Berlin. Du musst mal gucken, bei mir im Profil siehst du, die haben so als

Logo so eine Rose drin. Das ist ein queerfeministischer Verein, der sich

insbesondere mit der Errungenschaft und mit der feministischen

Perspektive auf das Thema Roma Sinti professionalisiert hat mittlerweile..

Das heißt, die arbeiten Errungenschaften von Frauen, Flinta Personen.

Also dieser queerfeministische Blick ist halt super wichtig, weil viele von

denen auch queer sind. Die machen jetzt, glaube ich, ich sage über, ich

glaube, den Verein gibt es jetzt über 10 auf 2, 3, 4, 5 Jahre. Und die sitzen

mitten in Berlin und das ist ein Verein, den sollte sich eigentlich jeder in

Berlin, gerade in Berlin, den sollten sie mal aufsuchen, weil da kann man

ganz, ganz vieles Zeug lernen. Und die haben ganz viel krasse öffentliche

Arbeit gemacht und machen auch ganz viel wissenschaftliche Arbeit.

01:28:40.000

Raúl Krauthausen: Arbeitest du mit denen zusammen?

01:28:40.000

Gianni Jovanovic: Ja, nicht immer, aber manchmal schon, weil die sich

auch natürlich den Anspruch haben. Die sagen, hey, pass auf, du bist unser

Bruder, aber du bist ein cis Typ, also Fresse, du machst, du bist unser

lieber Pudel, wenn ihr wollen, ansonsten raus mit dir. Und ich denke,

okay, das sind meine Schwestern. Es gibt tatsächlich so Kollaborationen,

glaube ich, so nennt man das, wo wir miteinander arbeiten. Wir haben

auch schon oft miteinander zusammen gearbeitet. Auch vieleDemonstrationen zusammen organisiert, genau, und Demonstrationen, etc.

Aber in erster Linie wollen die natürlich Flinta-Personen ansprechen, also

Frauen, Cis-Personen, non-binäre Personen, also alles, was sich im

Femmeweiblichen Spektrum bewegt.

01:29:26.000

Raúl Krauthausen: Aber es ist ja gut, wenn man, sagen wir mal, dann auch

trotzdem noch zusammenarbeiten kann, zum Beispiel mit Themen das

Netzwerk einfach erweitert.

01:29:33.000

Gianni Jovanovic: Ja, die lieben mich. Ich kenne die, die ich mit den

meisten von denen seit Jahrhunderten befreundet, das sind ganz, ganz

wichtige Menschen in meinem Leben und umgekehrt auch, weil wir einfach

ganz viel voneinander gelernt haben.

01:29:48.000

Raúl Krauthausen: Gianni das hat mir große Freude gemacht. Die Zeit

vergeht immer wie im Fluge.

01:29:54.000

Gianni Jovanovic: Mh, scheiße.

01:29:54.000

Raúl Krauthausen: Du bist in Köln, ne?

01:29:55.000

Gianni Jovanovic: Ja, gerade in Köln.

01:29:58.000

Raúl Krauthausen: Das heißt, das war, wenn ich in Köln bin, gesagt, ich

gebe Bescheid.

01:30:06.000

Gianni Jovanovic: Ja, man, sag das, ich schwöre.

01:30:07.000

Raúl Krauthausen: Ich glaube, ich erinnere mich, wir saßen mal in einem

Sushi-Laden. Das war ein sehr witziger Abend. Aber gut, das bleibt privat.

01:30:15.000

Gianni Jovanovic: Das bleibt privat.

01:30:20.000

Raúl Krauthausen: Wenn die Aufzugtür, die jetzt aufgeht? Wo geht es jetzt

für dich weiter?01:30:21.000

Gianni Jovanovic: In ein sehr spannendes Jahr. Ähm, in ein Jahr, was für

mich super wichtig ist. Und das ist mir eins ganz wichtig, an alle, die hier

zuhören, im Gottes Namen geht, am 23. Februar wählen. Ich bitte euch,

das ist so entscheidend für uns. Achtet vor allen Dingen, wenn ihr euer

Kreuzchen macht, für die Menschen, die nicht wählen, kommen können.

Weil sie vielleicht zu Hause niemanden haben, der sie zur Wahl bringen

kann. Weil sie vielleicht keine deutsche Staatsbürgerschaft haben oder gar

nicht die Möglichkeit haben, irgendwie daran zu partizipieren, an dieser

sehr, sehr wichtigen Form der Demokratie, die wir in diesem Land haben.

Deshalb bitte, bitte geht wählen. Das ist das Entscheidende, was für mich

dieses Jahr einfach jetzt kommt. Davon ist auch wirklich meine Stimmung

abhängig. Das sage ich. Ich sage das jetzt schon im Vorfeld, damit ich

nicht zu tief falle. Und ansonsten, ich habe dieses Jahr so viele Reisen,

Aufträge, die ich alle abarbeiten muss und auch möchte. Ich habe tolle

Veranstaltungen, die passieren werden. Ich habe super neue Sachen, die

auf mich zukommen. Sachen sind schon bereits in der Tüte gepackt. Also,

deshalb, ich freue mich auf ein tolles Jahr. Ich freue mich auf meine

Praxis, wo ich nach wie vor meditieren kann und dazwischen Zähne

reinigen kann. Das ist super. Das ist so toll. Du glaubst gar nicht aus, dass

du eine Mediation für meinen Kopf hast, eine Zahnreinigung zu machen.

Darauf freue ich mich und ich hoffe, dass ich gesund bleibe, dass meine

Menschen, die ich liebe, gesund bleiben und ich hoffe, dass unsere

Demokratie wehrhaft ist und dass wir gute Zeiten für uns gestalten können.

01:31:59.000

Raúl Krauthausen: Ja, hoffe ich auch.

01:32:03.000

Gianni Jovanovic: Und ich wünsche mir den Weltfrieden natürlich.

01:32:06.000

Raúl Krauthausen: Mindestens das.

01:32:07.000

Gianni Jovanovic: Und härtere Strafen für Bewährungstäter. Das war ein

Witz.

01:32:11.000

Raúl Krauthausen: Wo kam das jetzt her?01:32:14.000

Gianni Jovanovic: Kannst du dich noch an Miss America erinnern? Hier

Sandra Bullock. Wie hieß das noch? Miss Undercover. Hat sie gesagt, ich

wünsche mir härtere Strafen für Bewährungstäter. Und ich fand das so

lustig damals, heute natürlich nicht. Nein.

01:32:32.000

Raúl Krauthausen: Gianni, noch mal vielen Dank, dass du da bist. Wir sehen

uns hoffentlich bald wieder. Ich wünsche dir eine schöne Zeit.

01:32:41.000

Gianni Jovanovic: Das war so schön. Vielen, vielen Dank.

01:32:41.000

Raúl Krauthausen: Bis bald.

01:32:42.000

Gianni Jovanovic: Bis in dein Herz. Tschüss.

01:32:44.000

Raúl Krauthausen: Danke fürs Mitfahren. Wenn ihr mögt und euch diese

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eine Produktion von Schönlein Media. Ich freue mich auf das nächste Mal

hier im Aufzug. In Rauls Aufzug entstehen immer spannende und

inspirierende Gespräche. Bei unserer Umfrage, welchen Prominenten die

Befragten gerne mal im Aufzug treffen würden, liegt dieser Mann auf Platz

1. Unser Bundeskanzler Olaf Scholz. Direkt danach folgen die

Sängerinnen Lena Meyer-Landrut und Helene Fischer. Am allerliebsten

fahren die Befragten aber in einer anderen Konstellation Aufzug. Ganz

allein. Willst du noch mehr über Aufzüge erfahren? Dann steig bei uns ein.

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Dieser Podcast ist eine Produktion von Schønlein Media.
Produktion: Fabian Gieske , Anna Germek
Schnitt und Post-Produktion: Jonatan Hamann

Coverart: Amadeus Fronk

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