Was wäre, wenn Zuhören wieder wichtiger wird als Reden?
Monika Jiang ist Autorin, Speakerin und Moderatorin und beschäftigt sich mit einem Gefühl, das jede:r kennt und trotzdem viele verdrängen: Einsamkeit.
Monika erklärt mir, dass Einsamkeit kein Mangel, sondern ein Zustand ist. Dass sie uns manchmal überkommt wie ein Sog – und auch wieder geht. Wir reden über die Unterschiede zwischen westlichen und ostasiatischen Gesellschaften, über den Rückzug ins Digitale, die Illusion von Nähe auf Social Media und darüber, wie künstliche Intelligenz zum Seelsorgerersatz wird. Und wir fragen uns, wie man eigentlich echte Verbindung pflegen kann, wenn Zuhören und Beziehungspflege immer mehr zur Nebensache werden.
Und wir landen schließlich bei der Frage, wie es wäre, wenn mehr Menschen einfach mal wieder „Hallo“ sagen würden – im Park, im Yogakurs oder im Aufzug. Aufzugtür auf für Monika Jiang!
Monikas Empfehlungen: Human Library
00:00:04,119 –> 00:00:24,459 [Schindler]
Was braucht mehr Strom? Der Aufzug zur Wohnung oder die Kaffeemaschine im Büro? Die Antwort könnte dich überraschen. Bleib bis zum Ende der Folge dran, um es herauszufinden. Jetzt aber erstmal viel Spaß mit Raoul im Aufzug wünscht Schindler.
00:00:24,459 –> 00:01:04,639 [Speaker 1]
Bevor es heute losgeht, du weißt sicher, was jetzt kommt. Wie immer der Hinweis auf Steady. Denn mit Steady kannst du diesen Podcast finanziell unterstützen. Mit einem kleinen monatlichen Beitrag hilfst du mir und dem Team, den Podcast Schritt für Schritt unabhängig zu produzieren. Jetzt unter im minus Aufzug Punkt de informieren und Unterstützerin werden. So erhältst du Zugang zu neuen Folgen und wirst, wenn du das möchtest, namentlich im Podcast genannt. Diese Woche geht der Dank an die Unterstützerinnen Anna, Beate und Sebastian. Vielen Dank für eure Wertschätzung. Und schon geht’s los.
00:01:04,639 –> 00:01:57,319 [Speaker 1]
Monika Yang ist Autorin, Speakerin und Moderatorin und beschäftigt sich mit einem Gefühl, das jeder von uns kennt und trotzdem viele verdrängen. Einsamkeit. Monika erklärt mir, dass Einsamkeit kein Mangel, sondern ein Zustand ist, dass sie uns manchmal überkommt wie ein Sog und auch wieder gehen kann. Wir reden über die Unterschiede zwischen westlichen und ostasiatischen Gesellschaften, über den Rückzug ins Digitale, die Illusion von Nähe auf Social Media und darüber, wie künstliche Intelligenz zum Seelsorgenersatz wird. Und wir fragen uns, wie man eigentlich echte Verbindungen pflegen kann, wenn Zuhören und Beziehungspflege immer mehr zur Nebensache werden. Schließlich landen wir bei der Frage, wie es wäre, wenn mehr Menschen einfach mal wieder „Hallo“ sagen würden.
00:01:57,319 –> 00:02:02,599 [Speaker 1]
Im Park, im Yogakurs oder im Aufzug.
00:02:02,599 –> 00:02:16,340 [Speaker 1]
Also, Aufzugtür auf. Hallo, Monika Yang. Die Tür geht auf und wer kommt rein? Ich freue mich sehr. Wir haben uns in Potsdam kennengelernt beim TEDxPotsdam. Herzlich willkommen im Aufzug, Monika Yang.
00:02:16,340 –> 00:02:19,479 [Monika Jiang]
Danke schön. Freue mich, hier zu sein. [lacht]
00:02:19,479 –> 00:02:23,699 [Speaker 1]
Bevor es losgeht, hattest du schon mal einen Awkward-Moment in einem Aufzug?
00:02:23,699 –> 00:02:56,299 [Monika Jiang]
Ich glaub schon einige, ja. Ähm, wer hat nicht– Also, ich denke natürlich direkt an diese Musik, die Aufzugsmusik. Oder wenn dann keine Musik ist und man einfach so Stille– Also, ich liebe ja Stille, aber im Aufzug, ja– Aber im Aufzug kann es halt auch ein bisschen awkward sein. Und dann ist es auch okay. Ähm, oder was ich vorhin gedacht habe, wenn man irgendwie nicht so richtig weiß, wo man– Also, wo der Knopf… [lacht] Welcher ist jetzt der richtige Knopf? Manchmal ist man auch in so mysteriösen Aufzügen, wo das so ein bisschen kryptisch dann dasteht und dann, also man muss irgendwie wissen…
00:02:56,299 –> 00:02:57,559 [Speaker 1]
Wo man nicht weiß, wo man landet.
00:02:57,559 –> 00:03:05,439 [Monika Jiang]
Und dann weiß man nicht so richtig, wo man landet, ja. [lacht] Aufzüge sind irgendwie, ja, geben mir so ein mulmiges Gefühl.
00:03:05,439 –> 00:03:09,259 [Speaker 1]
Kennst du dieses Gefühl, du willst niemandem im Treppenhaus begegnen?
00:03:09,259 –> 00:03:10,379 [Monika Jiang]
Hm, ja.
00:03:10,379 –> 00:03:13,199 [Speaker 1]
So was mache ich immer: Ich hoffe, der Aufzug ist leer, wenn ich einsteigen will.
00:03:13,199 –> 00:03:25,479 [Monika Jiang]
[lacht] Okay. Da sind wir ja gleich beim Thema. Vielleicht sollte ich mal so ein Event machen, wo ich einfach alle Leute zwinge, zusammen im Aufzug stehen zu bleiben. Und dann: „Jetzt sprecht doch mal miteinander, jetzt verbindet euch.“ Das wäre sehr extrem.
00:03:25,479 –> 00:03:25,699 [Speaker 1]
Das wäre ein bisschen sehr extrem.
00:03:25,699 –> 00:03:29,259 [Monika Jiang]
Mache ich nicht. Ähm, ja. [lacht]
00:03:29,259 –> 00:03:38,099 [Speaker 1]
Als wir uns in Potsdam kennengelernt haben, vielleicht kurz zur Einordnung: Das war ein Tag, nachdem Donald Trump zum Präsidenten gewählt wurde.
00:03:38,099 –> 00:03:38,459 [Monika Jiang]
Ja.
00:03:38,459 –> 00:03:43,719 [Speaker 1]
Und wir waren alle dort vor Ort, irgendwie auch so ein bisschen paralysiert.
00:03:43,719 –> 00:03:44,239 [Monika Jiang]
Völlig.
00:03:44,239 –> 00:03:49,039 [Speaker 1]
Wir wussten ja gar nicht, wie uns geschieht. Viele hatten auch,
00:03:49,039 –> 00:03:58,919 [Speaker 1]
ja, also fast dystopische Gefühle. Ähm, und, äh, ähm, irgendwie war die Stimmung ganz besonders bedrückend.
00:03:58,919 –> 00:04:01,739 [Monika Jiang]
Ja, ich erinnere mich auch. Es war so ganz neblig auch einfach.
00:04:01,739 –> 00:04:02,099 [Speaker 1]
Genau.
00:04:02,099 –> 00:04:04,659 [Monika Jiang]
Es war so richtig, also speziell grau für-
00:04:04,659 –> 00:04:05,259 [Speaker 1]
Genau, genau.
00:04:05,259 –> 00:04:15,839 [Monika Jiang]
-den sechsten November. Und ja, ich hatte halt auch– Ich glaube, wir hatten sogar diesen kurzen Austausch, wo wir beide so waren, irgendwie jetzt ’n TEDx Talk geben.
00:04:15,839 –> 00:04:16,339 [Speaker 1]
War ganz schräg.
00:04:16,339 –> 00:04:20,019 [Monika Jiang]
Fühlt sich irgendwie auch, ja, ganz schräg an. Ja, genau, irgendwie…
00:04:20,019 –> 00:04:42,879 [Speaker 1]
Aber dein Talk hat super gut gepasst, weil du über das Thema Einsamkeit reflektiert hast und, ähm, dass wir das vielleicht auch gesellschaftlich anders framen könnten und framen sollten. Darüber wollen wir heute reden. Ähm, aber vielleicht erst mal für den Anfang: Ähm, wie würdest du Einsamkeit beschreiben? Wie fühlt sich das an?
00:04:42,879 –> 00:04:44,759 [Monika Jiang]
Ich kann über
00:04:44,759 –> 00:04:58,519 [Monika Jiang]
das Gefühl sprechen, was also mein Gefühl von Einsamkeit. Ähm, das Schöne an Einsamkeit finde ich nämlich, dass es so persönlich und universell ist gleichzeitig, ne? Also, es ist etwas, was wir
00:04:58,519 –> 00:05:20,159 [Monika Jiang]
nur spezifisch mit uns, in uns, äh, spüren und was teilweise vielleicht gleich ist oder ähnlich ist mit, wie andere Menschen das wahrnehmen, aber es kann auch sehr unterschiedlich sein. Also Einsamkeit kann sich, ähm, sehr bedrückend und so dass alles irgendwie ganz eng und klein wird so in einem. Ähm…
00:05:20,159 –> 00:05:22,579 [Speaker 1]
Im Herzen, ne? So im Brustbereich.
00:05:22,579 –> 00:05:40,719 [Monika Jiang]
Ja, genau. Ja. So ’n Gefühl von, ja, man fühlt sich alleine, man fühlt sich alleine gelassen, man fühlt sich, ähm, ’ne andere Nuance wär eher so, man fühlt sich nicht gesehen, nicht gehört. Also, man kann ja auch im Raum von vielen Menschen sich einsam fühlen, weil man einfach das Gefühl hat, so irgendwie
00:05:40,719 –> 00:06:09,507 [Monika Jiang]
kann ich mich gar nicht hier so zeigen oder ich werde gar nicht so gesehen. Also beides. Mmm, oder das Gefühl von, man wird ausgeschlossen, also ne, was ja auch sehr eng damit verbunden ist, so dieses Exklusion. Dieses „Ich gehöre nicht dazu“. Vielleicht will ich auch gar nicht dazugehören, ne? Das ist eine interessante, so graue Zone. Mmm.Ja, also so fühlt sich Einsamkeit vielleicht auf persönlicher oder individueller Ebene an. Hmm, ja.
00:06:09,507 –> 00:06:13,407 [Speaker 1]
Ich finde das so interessant, weil ich habe mich dann gefragt,
00:06:13,407 –> 00:06:33,007 [Speaker 1]
warum ist dieses Gefühl so schlimm? Und als ich mich zuletzt einsam fühlte, ich wusste, da werden wir diesen Podcast aufnehmen, da habe ich mich, kam ich dann zu der Erkenntnis, es fühlt sich deswegen so schlimm an, weil egal, was ich mir jetzt vorstelle, was ich tun könnte, diesem Gefühl weniger Druck zu geben,
00:06:33,007 –> 00:06:52,708 [Speaker 1]
sich alles so nutzlos anfühlt oder so wirkungslos. Ich könnte auf jemanden zugehen und ihn ansprechen oder ich könnte den Raum verlassen oder ich könnte, keine Ahnung, das Thema wechseln, aber das fühlt sich trotzdem so sinnfrei an. Verstehst du, was ich meine? Ich glaube, das ist das Gefühl, was ich immer so schlimm finde.
00:06:52,708 –> 00:07:15,487 [Monika Jiang]
Ja, also das ist auch meine Erfahrung, dass ich finde, es ist ein Gefühl, was einen so überkommt. Es ist einmal da. Da ist sie, die Einsamkeit. Und man ist einfach so, okay, was bisschen überwältigt auch. Und das ist schon sehr… Es zieht einen so rein. Es ist wie so ein Sog.
00:07:15,487 –> 00:07:26,007 [Monika Jiang]
Und dann geht sie auch wieder und dann kommt sie wieder. Also so sehe ich es zumindest, wenn sie natürlich nicht chronisch jetzt irgendwie ist, Einsamkeit. Das ist natürlich auch bei manchen Fällen.
00:07:26,007 –> 00:07:43,927 [Monika Jiang]
Aber es ist ein sehr menschliches Gefühl. Es ist eine sehr menschliche Erfahrung, sich einsam zu fühlen oder alleine zu fühlen. Und ich glaube, es ist auch so schlimm, weil das eine unserer Urängste einfach ist. Also so alleine, wie wir als Menschen uns entwickelt haben,
00:07:43,927 –> 00:07:52,407 [Monika Jiang]
diese Angst, alleine zu sein oder alleine gelassen zu werden, nicht Teil der Gruppe, das ist, glaube ich, einfach in uns.
00:07:52,407 –> 00:08:01,287 [Speaker 1]
Ich habe irgendwo gelesen, das Wort Einsamkeit oder das Konzept von Einsamkeit ist irgendwie erst seit dem 18. Jahrhundert oder irgendwie gar nicht so lange.
00:08:01,287 –> 00:08:18,107 [Monika Jiang]
Also dass in der englischen Sprache zumindest, also „loneliness“ als Wort, entstand tatsächlich genau 1800 und davor gab es nur das Wort „oneliness“, also die Idee, dass alles miteinander verbunden ist.
00:08:18,107 –> 00:08:24,287 [Monika Jiang]
Und dann rund das 18. Jahrhundert und mit der Industrialisierung, mit der
00:08:24,287 –> 00:08:39,787 [Monika Jiang]
Entwicklung von modernen Lebens- und Wohnweisen, wie Städte sich entwickelt haben, gab man diesem Gefühl oder dieser Erfahrung von sich alleine fühlen, sich einsam fühlen, erst mal ein Wort, eine Sprache, was ich total interessant finde.
00:08:39,787 –> 00:08:42,807 [Speaker 1]
Aber es könnte ja sein, dass man sich trotzdem vorher auch einsam fühlte.
00:08:42,807 –> 00:08:43,167 [Monika Jiang]
Absolut.
00:08:43,167 –> 00:08:44,247 [Speaker 1]
Nur weil es das Wort nicht gab.
00:08:44,247 –> 00:08:45,027 [Monika Jiang]
Genau, ja.
00:08:45,027 –> 00:08:47,587 [Speaker 1]
Das ist ja interessant.
00:08:47,587 –> 00:08:51,847 [Speaker 1]
Du hast chinesische Wurzeln.
00:08:51,847 –> 00:08:54,347 [Speaker 1]
Wie wird das in China
00:08:54,347 –> 00:09:04,287 [Speaker 1]
gesehen, das Thema Einsamkeit? Wenn ich jetzt, sagen wir mal, als Europäer drauf blicke, dann würde ich denken, die sind ja eher so in großen Strukturen
00:09:04,287 –> 00:09:10,947 [Speaker 1]
unterwegs und vielleicht auch eher gleich geschaltet im Sinne von Sozialismus,
00:09:10,947 –> 00:09:11,767 [Speaker 1]
Kommunismus.
00:09:11,767 –> 00:09:24,787 [Monika Jiang]
Ja, das ist ganz interessant. Ich bin hier aufgewachsen. Meine Eltern sind aus China her emigriert und auch schon eigentlich ewig hier. Hmmmm,
00:09:24,787 –> 00:09:29,647 [Monika Jiang]
ich habe die letzten Monate in Vietnam verbracht, auch mit dem
00:09:29,647 –> 00:09:45,387 [Monika Jiang]
Hintergedanken oder mit dem, na ja, nicht nur Hintergedanken, mit dem Gedanken, Einsamkeit auch in kollektivistischen Gesellschaften wie jetzt Vietnam, China, viele, ähm, ich sage mal, ostasiatische Gesellschaften, da zu recherchieren oder zu gucken, wie
00:09:45,387 –> 00:09:52,127 [Monika Jiang]
tritt das auf. Und moderne Einsamkeit, also Einsamkeit in unserem heutigen Zeitalter,
00:09:52,127 –> 00:09:57,747 [Monika Jiang]
kann man überall finden. Sie tritt einfach nur anders auf. Also in
00:09:57,747 –> 00:10:34,287 [Monika Jiang]
kollektivistischen Gesellschaften ist es eher der Fall, dass man so oberflächlich denkt: „Ach, es sind alle zusammen.“ Irgendwie sind alle… Ne, so dieses Nachbars-Nachbargefühl und man isst zusammen, man singt irgendwie Karaoke, man ist viel mehr im Leben der anderen. Also man ist wirklich so im Leben der anderen. Das ist so dieses Gefühl. Und manchmal ein bisschen zu viel. Das heißt, was zählt, ist natürlich die Harmonie des Gemeinsamen und dem gemeinsam Geteilt und auch der Konformität da drin. Also alles ist irgendwie gut, wenn du dich Teil der Gruppe fühlst und dich auch anpasst.
00:10:34,287 –> 00:10:50,767 [Monika Jiang]
Was weniger, was weniger Raum gegeben wird, ist halt das Individuum oder dem Individuum, dem Selbst. So, wenn ich jetzt mich ein bisschen anders fühle oder vielleicht nicht jetzt mit der Gruppe immer alles machen will oder alles immer teilen will, dann
00:10:50,767 –> 00:10:53,167 [Monika Jiang]
ist das irgendwie nicht so [kichern]
00:10:53,167 –> 00:11:18,307 [Monika Jiang]
akzeptiert oder nicht so befürwortet. Hmmmm, und das kann sich dann natürlich auch einsam anfühlen, wenn man sozusagen am Tisch sitzt mit all seiner Familie, mit seinen Verwandten, Freunden, wie auch immer, und trotzdem das Gefühl hat, ich kann mich irgendwie nicht so richtig zeigen, ausdrücken und anvertrauen, obwohl diese Menschen mir sehr nahe sind und obwohl Menschen immer mich herum sind. Und trotzdem
00:11:18,307 –> 00:11:36,447 [Monika Jiang]
fühle ich mich irgendwie alleine. Also da tritt es auch auf. Und was natürlich ein großer Faktor ist, global, aber dadurch, dass in China zum Beispiel, Vietnam auch ähnlich, Japan, Südkorea, ähm, die, die
00:11:36,447 –> 00:12:01,927 [Monika Jiang]
Technologie [kichern] und die extrem digitalisierte, extrem digitalisierte Gesellschaft und die Lebensweise dort trägt natürlich auch zur Einsamkeit bei, weil ja alle nur noch mit ihrem Handy und mit ihrer AI [kichern] kommunizieren und die kommuniziert dann mit anderen AIs. Also, das ist so die Dystopie, die ich so in der Zukunft sehe und wo ich denke: „Was machen wir da eigentlich?“
00:12:01,927 –> 00:12:13,907 [Speaker 1]
Ja, gerade in Japan ist es ja scheinbar, zumindest bei uns in den Medien, ein großes Thema. Das Thema Einsamkeit und Dating, wohl auch ein riesiges, problematisches Feld ist.
00:12:13,907 –> 00:13:03,083 [Monika Jiang]
Ja, absolut. Also, ähm, Japan hat, also UK, also mmmh-United Kingdom, die waren die Ersten, die einen Minister für Einsamkeit oder ein Ministerium für Einsamkeit, ähm, ja, gestartet haben. Und dann Japan und jetzt natürlich auch ein paar andere, ähm, Regierungen und Länder. Hmmmm. Und Japan ist immer so ein bisschen so n Extrembeispiel. Stimmt auch zum einen oder anderen, ne, dass das sozusagen die [schnappt nach Luft], äh, Akzeptanz, ähm, und die Adoption von, äh, ja, irgendwelchen Robotern [lacht] und, äh, sozusagen der Technologie in diesem Sinne, ne? Also die Idee von: Ich kann mir einen Girlfriend, Boyfriend irgendwie mieten für so ein paar Stunden, hmmmm-
00:13:03,083 –> 00:13:04,403 [Speaker 1]
Oder ’nen Avatar heiraten.
00:13:04,403 –> 00:13:24,303 [Monika Jiang]
Oder ’nen Avatar heiraten, genau. Und, äh, so mir das irgendwie bauen, ne? Also die, die Realität ist schon sehr extrem und gleichzeitig denke ich mir: „Na ja, so weit entfernt sind wir hier jetzt aber auch nicht.“ [Lachen] Es ist halt immer nur sehr so, ähm, na, so nach da schauen und so denken: „Oh, ja, okay, die crazy Japaner einfach mal wieder.“
00:13:24,303 –> 00:13:25,523 [Speaker 1]
Aber es ist auch einfach, ne?
00:13:25,523 –> 00:13:26,384 [Monika Jiang]
Ja, total.
00:13:26,384 –> 00:13:33,563 [Speaker 1]
Das entlastet uns so ein bisschen, uns der eigenen Einsamkeit zu stellen, weil die in Japan haben es ja noch schlimmer. Oder wie auch immer.
00:13:33,563 –> 00:13:42,163 [Monika Jiang]
Ja, ja, also so diese, diesen Unterton spüre ich manchmal, wo ich so denke: „Hmm, ist das jetzt so, ja, ist das so wahr?“ Ja.
00:13:42,163 –> 00:13:46,063 [Speaker 1]
Wenn du das teilen magst, ähm, wann, wann hast du dich mal einsam gefühlt?
00:13:46,063 –> 00:13:54,063 [Monika Jiang]
[seufzt] Ich hab mich schon– ich glaube, einsam habe ich mich schon mein ganzes Leben, äh, gefühlt, in ein– auf die eine oder andere Weise.
00:13:54,063 –> 00:13:54,543 [Speaker 1]
Mhm.
00:13:54,543 –> 00:13:56,304 [Monika Jiang]
Ähm, ich-
00:13:56,304 –> 00:13:59,324 [Speaker 1]
Das erste Mal, wo du gemerkt hast, ich muss was tun.
00:13:59,324 –> 00:15:10,043 [Monika Jiang]
Mhm. Hmmmm. Ich habe so eine frühe Erinnerung einfach, ähm, die ist auch immer noch mit mir, so dieses einsam fühlen, weil, also ich bin in ’nem sehr kleinen [lacht] deutschen, süddeutschen, ähm, Dorf, könnte ich sagen, Kleinstadt aufgewachsen [räuspert sich] und wir waren da so die Einzigen oder eine der Einzigen, ähm, wie soll ich jetzt sagen, sichtbar nicht von hier stammenden Menschen. [Lachen] So. Ne? Und so, so hat man sich wahrgenommen gefühlt und das war schon eine sehr, ähm, schwierige und einsame Erfahrung so als Kind einfach, weil, obwohl ich immer Freunde hatte und immer Freundinnen und akzeptiert wurde, ähm, auf der einen Seite, ne, hab ich mich trotzdem nicht dazugehört gefühlt. Und das ist so ’n Gefühl, was ich, ähm, mit mir trage und jetzt auch akzeptiert habe, dass es irgendwie so ’n Teil ist, aber das, das ist so das erste, die erste Erinnerung, glaube ich, wo ich meinte: „Ich fühl mich einfach echt alleine mit dieser Erfahrung, mit diesem Gefühl, was ich gar nicht so richtig beschreiben oder einordnen kann, ähm, weil es nicht ganz ausgeschlossen ist und es auch nicht ganz so gar nicht gesehen-
00:15:10,043 –> 00:15:10,163 [Speaker 1]
Mhm.
00:15:10,163 –> 00:15:25,503 [Monika Jiang]
-ist, aber es ist irgendwas sehr, ja, so, hm, ich bin irgendwie alleine damit, weil meine Schwester zum Beispiel auch ’ne, äh– Wir sprechen jetzt so darüber, ähm, eine andere Erfahrung hatte, so in ihrer Wahrnehmung. Und dann, ja, war-
00:15:25,503 –> 00:15:26,743 [Speaker 1]
Wie war das für sie?
00:15:26,743 –> 00:16:09,863 [Monika Jiang]
Sie hat sich, glaube ich, schon immer einfach eher deutsch gefühlt. Für sie war das, [lacht] ja, sie war einfach so: „Hä, ja, wir sehen halt irgendwie, wir sind hier geboren.“ So, stimmt ja auch alles. Das stimmt total, ne? Also wir sind hier geboren, ähm, [lacht] wir haben die deutsche Staatsbürgerschaft. Wir haben– Also so, natürlich, was denn sonst? So war so ihre Wahrnehmung als, ähm, Kind. Und, und ich war schon immer so: „Ne, wir sind doch irgendwie, ich will doch auch, äh, blond sein und blauäugig.“ Also das ist jetzt auch, ne? Aber so mit dieser kindlichen Wahrnehmung, wenn alle um dich herum irgendwie, ähm, gleich beziehungsweise anders sind, äh, nicht, dass jetzt alle blond waren, aber du weißt, was ich meine [Lachen], dann war das schon, ja, sehr isolierend irgendwie. Mm-hmm.
00:16:09,863 –> 00:16:12,443 [Speaker 1]
Das finde ich ganz interessant, weil
00:16:12,443 –> 00:16:26,723 [Speaker 1]
ich bin auf ’ne normale Schule gegangen, für Kinder mit und ohne Behinderung, gemeinsam quasi beschult worden. Und, ähm, ich hatte auch Freunde. Ich war jetzt auch nicht ausgeschlossen, aber trotzdem wusste ich immer,
00:16:26,723 –> 00:16:43,363 [Speaker 1]
ich bin nicht hundert Prozent wie die. Und dieses ein Prozent oder zehn oder zwanzig Prozent, die ich anders war, da hatte ich auch niemanden zum Sprechen. Man redet nicht mit seinen Eltern darüber, man redet nicht mit Freunden darüber. Die können das vielleicht,
00:16:43,363 –> 00:16:47,143 [Speaker 1]
ähm, verstehen, aber sie können das nicht fühlen-
00:16:47,143 –> 00:16:47,403 [Monika Jiang]
Ja.
00:16:47,403 –> 00:17:11,423 [Speaker 1]
-was du meinst. Und dann bleibt, man bleibt dann mit dieser Frage einfach zurück. Und das ist auch nicht, nicht schlimm, dass ich deswegen zur Therapie wollte oder musste. Das war einfach immer so ’n komisches Gefühl. Und ehrlich gesagt, da wollte ich auch später mit dir drüber reden. Mich hat dieses Gefühl neulich wieder übereilt und dann habe ich das genossen,
00:17:11,423 –> 00:17:41,803 [Speaker 1]
weil ich dann irgendwann– [stammelt] Also, ich kreiste dann so dieses Gefühl und habe versucht, das aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten, hab mit Freunden darüber gesprochen und so. Ähm, und es war schön. Es war schön, das dem Versuchen irgendwie in meinem Raum zu leben. Davor habe ich das eher immer verdrängt. Ich wollte immer so sein wie die anderen. Genauso cool, genauso wenig, äh, Unterstützung benötigend, was auch immer, was natürlich irgendwann nicht geht.
00:17:41,803 –> 00:17:46,843 [Monika Jiang]
Ja. Wie schön, dass du das mit mir teilst. Danke. [Lachen]
00:17:46,843 –> 00:18:03,583 [Speaker 1]
Jetzt sagst du, und das fand ich tatsächlich dann genau den Punkt, äh, der, glaube ich, auch meiner Wahrnehmung nach zu wenig diskutiert wird, dass Einsamkeit, ähm, eher ein Zustand ist und, und, ähm, und nicht unbedingt ein Symptom. Also, das ist–
00:18:03,583 –> 00:18:03,903 [Monika Jiang]
Mhm. Mhm.
00:18:03,903 –> 00:18:05,023 [Speaker 1]
Versteht ihr, was ich meine?
00:18:05,023 –> 00:18:06,823 [Monika Jiang]
Total. Ja.
00:18:06,823 –> 00:18:08,243 [Speaker 1]
Das waren ja deine Worte. [Lachen]
00:18:08,243 –> 00:18:31,151 [Monika Jiang]
Ja, ja also, ne? Das ist ne– Zwei Seiten.Ein Teil unserer menschlichen Erfahrungen, unseres menschlichen Daseins hier ist auf dieser Erde. Ähm, und genau, nicht ein, ein Symptom oder dass es eben so pathologisiert wird, ne? So von wegen: „Okay, oh Gott, da sind sie, die Einsamen. Jetzt packen wir die mal alle schnell in, in die-
00:18:31,151 –> 00:18:31,851 [Speaker 1]
In einen Raum, dann sind die weg.
00:18:31,851 –> 00:19:30,631 [Monika Jiang]
Ja, dass wir es nie, ne, dieses Verdrängen, absolut nachvollziehbar. Ähm, also wenn ich mich einsam fühle, bin ich auch so: „Was kann ich jetzt ganz schnell machen, damit ich mich nicht mehr so viele, ne? So, wie kann ich mich möglichst schnell aus diesem Zustand befreien?“ Ähm, und jetzt, seit ich mich mit dem Thema beschäftige, natürlich weniger, aber das ist, glaube ich, auch sehr irgendwie. Also, was heißt natürlich? Es ist, glaube ich, in der Konditionierung so irgendwie drin. Von daher ja, das ist mir sehr wichtig, ne? Und was ich mit meiner Arbeit auch versuche, die Narrative auch da so ein bisschen zu verändern und zu verschieben und zu sagen: „Was ist, wenn wir dieses Thema Einsamkeit, was wir ja bis jetzt an diesem Punkt verdrängt haben und gesellschaftlich, ne, auch sozusagen in diese Ecke gestellt haben und getan haben: „Ach, das sind nur die älteren Menschen, so, oder sind nur die oder diejenigen.“ Und jetzt sehen wir die Zahlen und sind so: „Oh, es ist ein weltweites Thema“. Ähm, es fühlen sich so viele Menschen einsam. Noch ein, ein,
00:19:30,631 –> 00:19:45,451 [Monika Jiang]
in, in vier ungefähr weltweit durchschnittlich und junge Menschen, ähm, also unter dreißig, äh, sind, ist so die, der demografische Anteil, der sich am einsamsten fühlt. Ähm,
00:19:45,451 –> 00:19:55,211 [Monika Jiang]
und in diesem Zugang, ne, könnten, können wir uns da diesem Thema dann öffnen, können wir genauso wie du das gerade so schön beschrieben hast, ne, dem Raum geben,
00:19:55,211 –> 00:19:57,911 [Monika Jiang]
zusammen. Also gemein,
00:19:57,911 –> 00:20:18,351 [Monika Jiang]
gemeinsam, gemeinschaftlich und sagen: „Was könnte passieren, wenn wir uns individuell, aber auch eben gemeinschaftlich diesem Thema öffnen und diesem Gefühl und dem Raum geben und sagen so: „Ja, ich fühle mich auch manchmal einsam“. Was das schon allein macht [Kichern] oder machen würde, ist, ähm, glaube ich, sehr kraftvoll.
00:20:18,351 –> 00:20:29,831 [Speaker 1]
Das Gefühl Einsamkeit ist eines der heftigeren Gefühle, negativen, heftigen Gefühle. Vielleicht sogar auch. Ähm, ich kenne nur eins, was ich noch schlimmer finde. Das ist Scham.
00:20:29,831 –> 00:20:31,451 [Monika Jiang]
Hm.
00:20:31,451 –> 00:20:32,811 [Monika Jiang]
Sehr verbunden-
00:20:32,811 –> 00:20:33,331 [Speaker 1]
Sehr verbunden, genau.
00:20:33,331 –> 00:20:37,851 [Monika Jiang]
-sehr verbunden. Also Scham mit Einsamkeit. Das, ja.
00:20:37,851 –> 00:20:38,311 [Monika Jiang]
Absolut.
00:20:38,311 –> 00:20:48,011 [Speaker 1]
Und, äh, ich glaube, das ist halt auch sehr wichtig zu schauen, wie wir mit beschämten oder einsamen Menschen umgehen.
00:20:48,011 –> 00:21:05,331 [Speaker 1]
Weil da zitiere ich immer ganz gerne Aladin El Mafaladi, ein Bildungsforscher, der sagt: „Wenn wir dann aber zu schnell auf die höhere Ebene gehen und sagen, das ist ein strukturelles Problem oder so, dann
00:21:05,331 –> 00:21:15,551 [Speaker 1]
lassen wir Leute zurück, die sich aber in dem Moment jetzt wirklich einsam fühlen“. Weil es hilft mir nicht, zu sagen, ähm, das ist ein strukturelles Problem. Was soll ich denn jetzt tun?
00:21:15,551 –> 00:21:32,051 [Monika Jiang]
Absolut. Absolut. Ich glaube, das ist total, das ist so die, ne, dieser, die Magie [Lachen], ähm, dass wie kann man das eben als individuelles, äh, Thema sehen oder Phänomen und sagen: „Ja, ich sehe dich. Ich sehe dich spezifisch-
00:21:32,051 –> 00:21:32,451 [Speaker 1]
Jetzt in dem Moment.
00:21:32,451 –> 00:22:01,231 [Monika Jiang]
-jetzt im Moment, in diesem Moment, äh, in deiner Einsamkeit oder in deiner, und in deiner Situation, in deinen Gefühlen“. Und gleichzeitig: „Wie kann ich, ne, es verbinden und sozusagen auch diese Last, in Anführungsstrichen, von dir nehmen“, zu sagen: „Ja, dann mach doch was dagegen“. So. „Du bist, ne, komplett verantwortlich“, was so dieses strukturelle Thema ist. So dieses, es ist ein individuelles Problem, ähm, da, da musst du dich jetzt drum kümmern, still und leise. Und dann kommst du bitte wieder zurück, wenn du dann auch wieder produktiv bist und funktionierst.
00:22:01,231 –> 00:22:01,711 [Speaker 1]
Ja, ja genau.
00:22:01,711 –> 00:22:05,531 [Monika Jiang]
Ähm, [Lachen] so, das ist halt das Thema, ja.
00:22:05,531 –> 00:22:11,031 [Speaker 1]
Jetzt hast du gerade gesagt, dass die größte Gruppe, die betroffen ist, ähm, dreißig, zwischen dreißig und?
00:22:11,031 –> 00:22:14,311 [Monika Jiang]
Also die unter dreißig, sagen wir so neunzehn.
00:22:14,311 –> 00:22:14,871 [Speaker 1]
Also gerade auch Teenager?
00:22:14,871 –> 00:22:16,851 [Monika Jiang]
Also Teenager auch, ja.
00:22:16,851 –> 00:22:17,231 [Speaker 1]
Ach, krass.
00:22:17,231 –> 00:22:19,491 [Monika Jiang]
Auch in Deutschland. Ich habe es heute auch noch mal nachgeschaut-
00:22:19,491 –> 00:22:19,691 [Speaker 1]
Ja.
00:22:19,691 –> 00:22:24,471 [Monika Jiang]
-in der letzten Studie. Ja, junge Menschen. Hmhm.
00:22:24,471 –> 00:22:27,171 [Speaker 1]
Ich habe meine Ausbildung als Telefonseelsorger gemacht-
00:22:27,171 –> 00:22:27,511 [Monika Jiang]
Hmmm.
00:22:27,511 –> 00:22:35,751 [Speaker 1]
-vor vielen Jahren. Und, ähm, man sitzt ja dann in so einem kleinen Kabuff und telefoniert mit Fremden, die einen anrufen.
00:22:35,751 –> 00:22:35,991 [Monika Jiang]
Ja.
00:22:35,991 –> 00:22:43,751 [Speaker 1]
Und, ähm, die Ausbildung war mega intensiv, weil man dann selber auch Erfahrungen machen muss bei der Telefonseelsorge als Anrufer.
00:22:43,751 –> 00:22:44,531 [Monika Jiang]
Hm, okay.
00:22:44,531 –> 00:23:00,691 [Speaker 1]
Ähm, und dann haben wir ein Experiment gemacht in der Ausbildung. Da wurden wir gefragt: „Wann würdest du bei der Seelsorge anrufen?“ Also ganz normale Frage, ne. „Ich würde dich jetzt fragen, wann würdest du bei der Seelsorge anrufen? Und wen hättest du vorher schon alles angerufen oder versucht anzurufen?“
00:23:00,691 –> 00:23:01,451 [Monika Jiang]
Hmmm, okay.
00:23:01,451 –> 00:23:16,971 [Speaker 1]
Und, und die Leute haben alles gesagt. „Ich habe vorher die Polizei angerufen, bei den Nachbarn geklingelt. Ich wäre über die Straße auf die andere Hausseite gelaufen und hätte da jemanden geklingelt“, was auch immer. Und ganz am Ende in dieser Liste ist die Telefonseelsorge.
00:23:16,971 –> 00:23:17,831 [Monika Jiang]
Hmhm.
00:23:17,831 –> 00:23:21,351 [Speaker 1]
Meistens am Ende. Und dann die Frage: „Wo findest du die Nummer?“
00:23:21,351 –> 00:23:22,031 [Monika Jiang]
Hm.
00:23:22,031 –> 00:23:27,951 [Speaker 1]
Telefonbuch, erste Seite oder letzte Seite, Videotext. Ne? Also,
00:23:27,951 –> 00:23:42,931 [Speaker 1]
und dann hast du also, bist all diese Schritte gegangen. Du hast alles durchlebt. Du hast versucht, Freunde zu fragen, Familie zu fragen, um Hilfe, ähm, und niemand war da. Und dann rufst du bei der Seelsorge an. Das ist schon einsam.
00:23:42,931 –> 00:23:44,071 [Monika Jiang]
[Hohes Atmen]
00:23:44,071 –> 00:23:45,911 [Speaker 1]
Also das habe ich so nie hinterfragt.
00:23:45,911 –> 00:23:46,411 [Monika Jiang]
Hmhm.
00:23:46,411 –> 00:23:55,471 [Speaker 1]
Und dann, ähm, ähm, war das tatsächlich so – ich habe das ein Jahr gemacht – dass das Hauptthema Einsamkeit ist.
00:23:55,471 –> 00:23:57,331 [Monika Jiang]
Hmhm.
00:23:57,331 –> 00:24:01,151 [Speaker 1]
Und in allen Schichten, in allen Geschlechtern,
00:24:01,151 –> 00:24:09,751 [Speaker 1]
jung und alt. Und dass es nicht eben nur eine bestimmte Gruppe betrifft, sondern dass wir nicht sehen, ob jemand einsam ist.
00:24:09,751 –> 00:24:38,268 [Monika Jiang]
Ja.Ja. Und in welchen Momenten, ne? Also so wie unterschiedlich das sein kann. Ähm, ja. Und dieses Gefühl, ne, um das in den heutigen Kontext jetzt, ähm, mit sozusagen Social Media und so weiter, äh, zu bringen, ist das Thema, die Leute, also was heißt die Leute? Äh, eine Vielzahl von Menschen, ähm, hat nicht mehr die, die haben gar nicht diese Person, die sie anrufen können.
00:24:38,268 –> 00:24:39,947 [Speaker 1]
Mhm.
00:24:39,947 –> 00:25:07,167 [Monika Jiang]
Was ja, ne? Das ist so der– du weißt gar nicht, ich weiß gar nicht, wer mein Nachbar ist. Soll ich jetzt bei dem klingeln? Irgendwie so auf gar keinen Fall, ne? Ähm, aber auch Freundschaften, äh, oder, also, oder sagen wir mal, die Freundschaften, die Verbindungen, die wirklich so eng sind, ne, so vertraut und tief, wo ich sage: „Okay, ich kann dich anrufen, wenn’s mir wirklich nicht gut geht oder auch einfach so, wenn ich mich einfach irgendwie alleine fühle so und ich will– Und, und das, ähm,
00:25:07,167 –> 00:25:09,667 [Monika Jiang]
das ist schon sehr traurig, weil
00:25:09,667 –> 00:25:40,727 [Monika Jiang]
wir sozusagen in dieser überconnecten Welt [lacht leise] leben und uns diese Illusion gegeben wird: „Ach, alle sind immer so sozial und unterwegs und jeder, ne, wie viele Follower hast du?“ Ja, aber wen kannst du dann anrufen? Genau. Wen kannst du anrufen oder schreiben oder wie auch immer? An wen kannst du dich wenden? Und fühlst du dich sicher genug, um dein Innerstes, deine innere Welt, äh, in dem Moment mitzuteilen? Und das, das ist so ein, ein, ja, großer Ausdruck der modernen Einsamkeit.
00:25:40,727 –> 00:25:45,387 [Speaker 1]
Das ist auch so diese Inflatio– Inflationalisierung von „Freund“.
00:25:45,387 –> 00:25:45,747 [Monika Jiang]
Mhm.
00:25:45,747 –> 00:25:47,608 [Speaker 1]
Ne, also Facebook Friend oder-
00:25:47,608 –> 00:25:49,167 [Monika Jiang]
Stimmt, ja, total.
00:25:49,167 –> 00:26:04,108 [Speaker 1]
Das, das, irgendwie dieses… Ich glaub, wir verwechseln Bekanntschaft von Freundschaft von beste Freunde, oder? Also ich hab mal irgendwo gelesen, man hat im Schnitt fünf beste Freunde
00:26:04,108 –> 00:26:10,767 [Speaker 1]
und viel mehr geht auch nicht managebar im Alltag. Und der Rest sind dann eher Freunde oder Bekannte.
00:26:10,767 –> 00:26:27,487 [Monika Jiang]
Bekannte, genau. Ja. Und dann ist Familie noch irgendwie, also so, wie auch immer man das dann definieren will. Also die, die, die ganzen Grenzen verschwimmen da so ein bisschen. Aber ja, so was sind die– Wer ist in deinem innersten Kreis? So, ne. Und wer kommt dann? Und wer kommt dann? Ähm,
00:26:27,487 –> 00:26:38,047 [Monika Jiang]
und wie pflegt man auch diese Beziehung? Das ist so ’n, äh, darüber– Da fällt mir ein, das ist ein Thema, mit dem ich mich auch sehr beschäftige. So, wie kommen wir
00:26:38,047 –> 00:26:52,647 [Monika Jiang]
wieder proaktiver in, äh, in diese Form von: Ja, mir liegt was an dieser Verbindung. Mir liegt was an diesem Menschen. Wie? Was tu ich jetzt? Wie kultiviere ich jetzt diese Beziehung? Und es ist natürlich nicht immer alles toll, ja.
00:26:52,647 –> 00:26:59,587 [Speaker 1]
Sind beste Freundschaften immer beidseitig oder geht auch beste Freundschaft in eine Richtung?
00:26:59,587 –> 00:27:02,247 [Monika Jiang]
Gute Frage. [lacht] Gute Frage.
00:27:02,247 –> 00:27:09,187 [Speaker 1]
Also wenn– Außer Kindern. Kinder möchten sie mein bester Freund sein. [übersprechen 00:03:22] Aber jetzt mit vierundvierzig frage ich das ja nicht.
00:27:09,187 –> 00:27:13,007 [Monika Jiang]
Mhm. Ja, das stimmt. Das stimmt.
00:27:13,007 –> 00:27:15,587 [Speaker 1]
Würdest du sagen, bei deinen besten Freundinnen-
00:27:15,587 –> 00:27:15,907 [Monika Jiang]
Mhm, ja.
00:27:15,907 –> 00:27:17,347 [Speaker 1]
-ist es-
00:27:17,347 –> 00:27:17,927 [Monika Jiang]
Gegenseitig?
00:27:17,927 –> 00:27:18,707 [Speaker 1]
Gegenseitig.
00:27:18,707 –> 00:27:21,167 [Monika Jiang]
Ja, würde ich schon sagen.
00:27:21,167 –> 00:27:30,447 [Monika Jiang]
Hoffe ich mal. [lacht] Zumindest das– Ich muss kurz anrufen. Ähm, sind wir noch beste Freunde? Ähm,
00:27:30,447 –> 00:28:08,187 [Monika Jiang]
nein, aber, ja, also, ich weiß auch gar nicht. Wenn man es so für sich irgendwie definieren kann. Also ich finde es auf der einen Seite hilfreich zu sagen, ja, dass meine enge Freundin oder beste Freundin, ähm, auf der anderen Seite, ähm, muss es auch nicht, ne, also muss es jetzt nicht so sein, dass… Okay, du bist für mich eine wichtige Person. Wenn du jetzt, äh, noch andere hast, die auch… Dann fühle ich mich ja nicht, also das ist nicht schlimm. Ich glaube, es geht eher um die, ähm, Beidseitigkeit in der Verbindung oder in der Freundschaft selbst, ne? Das ist, ich kann auf dich zählen und du kannst auch auf mich zählen. Das ist schon, würde ich sagen, so ’ne gute Grundlage.
00:28:08,187 –> 00:28:13,147 [Speaker 1]
Wobei es ja auch unter besten Freundschaften Einsamkeiten gibt.
00:28:13,147 –> 00:28:32,427 [Monika Jiang]
Total. Oder Beziehungen generell. Also auch romantischen Beziehungen. Ähm, aber ja, klar. Also die Einsamkeit bleibt nicht, äh, [lacht] ja, wir entwickeln uns ja im besten Falle, äh, und Dinge ändern sich und man ist mal näher, mal weiter weg voneinander. Ähm,
00:28:32,427 –> 00:28:41,847 [Monika Jiang]
das– Und manchmal gehen Freundschaften natürlich auch zu Ende oder Beziehungen natürlich gehen zu Ende. Und bei Freundschaften ist es, ähm,
00:28:41,847 –> 00:29:09,267 [Monika Jiang]
ja, bei Freundschaften ist es irgendwie schwieriger, weil meistens ist dann so eine Seite, also es ist meistens eine Seite, aber eine Seite, wo sich dann irgendwie so, es faded so raus. Es ist irgendwie so, also ich hab noch keinen– Es gibt zwar auch so Freundschafts-Breakups, wo man sagt, ich möchte diese Freundschaft jetzt nicht mehr, weil auch irgendwas passiert ist oder man hat kein, ne, wirklich sowas. Aber oft, in meiner persönlichen Erfahrung, war es dann eher so, man hat sich, ja, in Anführungsstrichen, auseinandergelebt.
00:29:09,267 –> 00:29:11,087 [Speaker 1]
Und eine Person bleibt verlassen zurück.
00:29:11,087 –> 00:29:17,527 [Monika Jiang]
Ja, so ein bisschen schon, ne? Weil, ah, ich wollte irgendwie diese Freundschaft noch und die andere ist so: „Nee, ich, ja, moving on“.
00:29:17,527 –> 00:29:19,647 [Speaker 1]
Aber dann nicht ausgesprochen. Einfach Ghosting.
00:29:19,647 –> 00:29:23,427 [Monika Jiang]
Oft. [lacht] Im schlimmsten Falle, ja, ja.
00:29:23,427 –> 00:29:32,867 [Speaker 1]
Du sprichst von relationaler Intelligenz, also die Fähigkeit, Beziehungen zu halten, zu bauen, zu pflegen.
00:29:32,867 –> 00:29:33,147 [Monika Jiang]
Ja.
00:29:33,147 –> 00:29:34,207 [Speaker 1]
Habe ich das richtig verstanden?
00:29:34,207 –> 00:30:07,907 [Monika Jiang]
Ja, ja. Also diese, ja, Beziehungsfähigkeit, wozu irgendwie so ganz menschliche, ähm, fast schon natürliche Dinge gehören, wie zuhören. Aber so natürlich ist es halt auch nicht. Oder selbstverständlich, könnte ich sagen, ist es nicht mehr. Also wie, ähm, wie aktiv man sich gegenseitig zuhört, was man hört? Wie führt man Gespräche? Ähm, schwierige Gespräche? Wie, ähm, ja, es hat auch viel damit zu tun, wie man in seiner inneren Welt irgendwie, ne, mit sich ist, also wie resilient. Ähm,
00:30:07,907 –> 00:30:27,480 [Monika Jiang]
und wie man das dann zum Ausdruck bringt, ne? Welche Bedürfnisse hat man der anderen Person gegenüber, in Beziehungen und so weiter. Also Beziehungen in aller Art.[Stille] Mm, zu sich selbst, zu anderen und, äh, zu etwas Größerem. Äh, also diese drei Ebenen, mm, sehe ich immer so sehr als, ja, äh,
00:30:27,480 –> 00:30:51,740 [Monika Jiang]
wichtigen Rahmen irgendwie, dass man, äh, sagt: „Okay, es geht nicht nur um soziale Kompetenz oder soziale, mm, Skills, ne, wo man sagt: „Ja, ich muss einfach besser werden, auf Leute zuzugehen oder noch mehr auf, äh, Events zu gehen und dort– Also das ist eine Form, ja, aber ich glaube, viel ist auch so innere Kapazität, innere Resilienz, ähm, Achtsamkeit und so weiter.
00:30:51,740 –> 00:30:55,859 [Speaker 1]
Also, ich frage mich, wieso konnten wir das verlernen und wie können wir es wieder lernen?
00:30:55,859 –> 00:30:57,519 [Monika Jiang]
[seufzt]
00:30:57,519 –> 00:31:01,439 [Monika Jiang]
Wie konnte das dazu kommen? [lacht]
00:31:01,439 –> 00:31:07,319 [Monika Jiang]
Also wenn ich mir so die Welt anschaue, sehe ich halt einfach, dass wir
00:31:07,319 –> 00:31:12,659 [Monika Jiang]
sehr darauf, ähm, fokussiert sind, immer effizienter,
00:31:12,659 –> 00:31:19,779 [Monika Jiang]
ähm, zu werden, immer produktiver. Ähm, und wo natürlich auch in einer Welt, in der sehr so das
00:31:19,779 –> 00:31:30,619 [Monika Jiang]
Funktionale, das Rationale, ähm, das Logische, so das Null und Einsen, [lacht] das Maschinelle sozusagen, äh, priorisiert wird.
00:31:30,619 –> 00:31:57,639 [Monika Jiang]
Und das Humanistische, das, das schwierig zu Greifende, äh, das Emotionale, das wird immer so ein bisschen auf die Seite geschoben, ähm, weil die ist zwar nett, das ist nice to have, aber wenn du im Leben irgendwie Erfolg haben möchtest, dann musst du dich durchsetzen, ne, und musst dich durchbeißen. Es muss irgendwie, es ist irgendwie kompetitiv. Ähm, und so haben wir uns die, die moderne Gesellschaft, äh, gebaut. Also unsere Arbeitswelt oder Wirtschaftswelt,
00:31:57,639 –> 00:32:28,559 [Monika Jiang]
mm, äh, ist ein riesiger Teil davon. Äh, und natürlich auch, äh, die Digitalisierung oder die technologische, äh, ja, die Entwicklung in den letzten, ähm, Jahren, Jahrzehnten. Äh, und, äh, das hat schon sehr dazu beigetragen, dass wir diese, diese Kapazitäten verlernt haben, weil wir sie halt nicht als relevant oder nicht wichtig genug empfinden oder als essenziell. Mm,
00:32:28,559 –> 00:32:39,579 [Monika Jiang]
ja. Und wie können wir das wieder lernen? Das ist die Kernfrage. [lacht] Das ist die Frage, ne? Also wie können wir anfangen überhaupt, ähm,
00:32:39,579 –> 00:33:14,839 [Monika Jiang]
ja, wieder sozusagen, mm, achtsamer zu werden, also, mm, mit unserer Aufmerksamkeit überhaupt hier zu sein, also präsent zu sein? Also wirklich hier zu sein in diesem Moment und zu sagen: „Okay, was geht hier eigentlich gerade vor in mir, um mich herum, mit der anderen Person?“ Ähm, also ich glaube, da, äh, da müssen wir sozusagen anfangen und dann, äh, sozusagen uns unser eigenes Selbstverständnis, äh, auch ein bisschen hinterfragen, fern von diesen ganzen Ablenkungen, ähm, die uns
00:33:14,839 –> 00:33:48,079 [Monika Jiang]
täglich umgeben. Mm, und das heißt nicht, dass man sich jetzt irgendwie isolieren soll [lacht] und, ne, komplett abschotten. Das meine ich nicht. Aber Momente schaffen, äh, wo wir einfach, ähm, ja uns so ’nen Raum für uns selbst und für unser Inneres schaffen. Äh, und dann, um dann wieder zu sagen: „Okay, ja, wie möchte ich denn in Beziehung treten?“ Möchte ich die ganze Zeit so total busy durch die Gegend und irgendwie nur so halb zuhören und nur so halb da sein und mich gefühlt– Also ich bin überall, ich tanze auf allen Partys, so [lacht], aber ich bin eigentlich nirgends-
00:33:48,079 –> 00:33:48,339 [Speaker 1]
Mhm.
00:33:48,339 –> 00:33:56,919 [Monika Jiang]
-so richtig. Mm, ich will einfach nur mitlaufen und beliebt sein. Oder wa– Also was ist es, was mich so treibt? Und dann, ähm,
00:33:56,919 –> 00:33:59,559 [Monika Jiang]
mit so ganz kleinen, äh,
00:33:59,559 –> 00:34:14,459 [Monika Jiang]
Schritten, glaube ich, wieder eben das Zuhören üben, das Aufmerksamkeit, äh, schenken, ähm, schwierige Konversation führen, Konflikte konstruktiv versuchen zu lösen, was natürlich schwierig ist. Ähm,
00:34:14,459 –> 00:34:33,239 [Monika Jiang]
ja, und sich mehr diesem Thema irgendwie widmen, dass man sagt: „Okay, dieses Jahr“, ne, also jetzt nicht nur in diesem Sinne von so, ich priorisiere mich selbst und well being und jetzt gehe ich irgendwie achttausend Mal zum Yoga und mache sonst irgendwelche Sachen. Ich liebe Yoga, aber, ne, so als Beispiel, sondern
00:34:33,239 –> 00:35:02,259 [Monika Jiang]
ich möchte– wie möchte ich meine Beziehung führen? Auf welche Art und Weise und was könnte ich dafür tun, ne? Könnte ich irgendwie proaktiver sein? Könnte ich vielleicht meine Kontakte reduzieren? Mache ich gerade einfach zu viel und ich möchte nur diese fünf oder drei oder zwei. [Schmunzelt] Ähm, kann ich vielleicht, äh, irgendwie lernen, Leute zusammenzubringen? Das, das wird, glaube ich, immer wichtiger, ne. Nicht so dieses „Okay, ich warte, bis ich eingeladen werde“, sondern so: Ja, wir warten alle darauf, dass wir eingeladen werden. Okay? Und irgendjemand muss halt auch einladen. [lacht]
00:35:02,259 –> 00:35:03,119 [Speaker 1]
Guter Punkt, ja.
00:35:03,119 –> 00:35:38,079 [Monika Jiang]
Ja, und so, man freut sich immer. Und wie geht man dann auf andere zu? Und wie schafft man dann darüber hinaus auch so ’n Gefühl von Verbindung und Zugehörigkeit, wo man schon ist? Also, ähm, jetzt in der Stadt oder bei uns jetzt in dem Bezirk, in der Nachbarschaft, ne? Ähm, wie schaffe ich da auch ganz leichte, ähm, in Anführungsstrichen, ich würde gar nicht mehr sagen oberflächlich, aber so weak ties, ne? Also so, ähm, kleinere Verbindungen zu, äh, den Menschen, die uns umgeben, die mit uns leben, anstatt irgendwie so nur für uns zu sein. Ja.
00:35:38,079 –> 00:35:40,779 [Speaker 1]
Da fallen mir jetzt zwei
00:35:40,779 –> 00:35:45,299 [Speaker 1]
Gedanken zu ein. Ähm, ich hab das Gefühl,
00:35:45,299 –> 00:35:48,139 [Speaker 1]
wir haben auch oft keine Worte
00:35:48,139 –> 00:35:50,919 [Speaker 1]
für das, was wir fühlen.
00:35:50,919 –> 00:36:19,279 [Speaker 1]
Also, ich hab mal ’n Projekt kennengelernt, Papilio heißt es, wo mit Kindern darüber gesprochen wird, wie sich Gefühle anfühlen, wie man das beschreibt. Also, es gibt den wütenden Drachen im Bauch, der noch Feuer spuckt und jetzt spuckt er kein Feuer mehr. Also dass man versucht, so ’ne Bildsprache zu finden, um zu artikulieren, wie ich mich gerade fühle. Die Wut wird weniger oder was auch immer. Und, ähm, auch so zum Thema Einsamkeit. Es ist so ein großes Wort.
00:36:19,279 –> 00:36:21,959 [Speaker 1]
Vielleicht sind wir auch schon beschämt, das überhaupt zu denken-
00:36:21,959 –> 00:36:22,339 [Monika Jiang]
Absolut.
00:36:22,339 –> 00:36:22,999 [Speaker 1]
-oder auszusprechen.
00:36:22,999 –> 00:36:24,199 [Monika Jiang]
Auszusprechen, ja.
00:36:24,199 –> 00:36:29,279 [Speaker 1]
Und dann geben wir vielleicht schnell Schuld anderen Menschen. Die melden sich nie, laden einen nie ein-
00:36:29,279 –> 00:36:29,699 [Monika Jiang]
Mmm.
00:36:29,699 –> 00:36:35,547 [Speaker 1]
-dass man selber auch was tun kann.Wie du sagst, ne? Ich will
00:36:35,547 –> 00:36:39,067 [Speaker 1]
aber auch sagen, du hast den schwarzen Gürtel im Umgang mit Einsamkeit-
00:36:39,067 –> 00:36:39,087 [Monika Jiang]
[Schmunzeln]
00:36:39,087 –> 00:36:43,028 [Speaker 1]
-also how to deal with it. Ähm,
00:36:43,028 –> 00:36:45,688 [Speaker 1]
hast du für dich ’ne Verbesserung gemerkt?
00:36:45,688 –> 00:36:47,407 [Monika Jiang]
Ja, auf jeden Fall.
00:36:47,407 –> 00:36:49,248 [Speaker 1]
Durch die kleinen Acts, die du dann tust?
00:36:49,248 –> 00:37:02,447 [Monika Jiang]
Ja. Und zudem, ich find das ’n super guten Punkt, wichtigen Punkt, was du sagst, mit der Sprache oder den Worten. Also, ich liebe Worte, ich liebe Sprache. [Schmunzeln] Ich schreibe gerne, so, das hilft mir einfach beim Denken.
00:37:02,447 –> 00:37:02,728 [Speaker 1]
Mhm.
00:37:02,728 –> 00:37:54,887 [Monika Jiang]
Und gleichzeitig, ähm, für manche Dinge gibt’s einfach, ja, äh, reicht kein Wort der Welt oder, ne, und keine Sprache. Ähm, und deswegen versuche ich zum Beispiel in den– ich hoste manchmal so kleine, also Community Events einfach. In– hab ich jetzt in unterschiedlichen Städten in, in Europa, auch ’n paar in Vietnam gemacht. Und ich verbinde da immer, also ich bring immer den Körper mit rein, also irgendeine Form von Bewegung auch. Oder wenn es einfach nur ’n Moment von Stille ist und Reinfühlen, ne? Oder was Kreatives, was Menschen auch lieben. [Schmunzeln] Also, ne? Irgendwie zu sagen: „Okay, wir malen das jetzt mal auf“. Oder wie jetzt– also so, es geht gar nicht um dieses Artist– Es geht mir jetzt nicht darum, wer malt jetzt das schönste Bild, sondern wir spielen. Also so dieses Play, ne?
00:37:54,887 –> 00:37:55,027 [Speaker 1]
Mhm.
00:37:55,027 –> 00:38:10,087 [Monika Jiang]
Wir lassen das zu, ob jetzt durch Bewegung, durch was Malen, Collage, durch was auch immer. In der Natur sein hilft total und irgendwie findet man da vielleicht nicht die richtigen Worte, aber man, man fühlt ’ne andere Art von Verbundenheit-
00:38:10,087 –> 00:38:10,107 [Speaker 1]
Mhm.
00:38:10,107 –> 00:38:13,127 [Monika Jiang]
-was dann so ’n bisschen die Einsamkeit,
00:38:13,127 –> 00:38:29,447 [Monika Jiang]
äh, zumindestens, wo man sich nicht alleine mit der Einsamkeit fühlt. [Schmunzeln] Und genau. Also bei mir selbst, ja, es überkommt mich natürlich immer noch, ähm, manchmal auch in, in unerwarteteren Momenten. Mmm,
00:38:29,447 –> 00:38:34,727 [Monika Jiang]
aber ich bin natürlich auch jetzt sehr, sehr, äh, sensibel da drauf bei mir selbst und bei anderen, ne?
00:38:34,727 –> 00:38:34,747 [Speaker 1]
Mhm.
00:38:34,747 –> 00:38:40,907 [Monika Jiang]
Also ich liebe es, Menschen zu beobachten. Also wenn ich einfach das für den Rest meines Lebens machen könnte, ich einfach nur irgendwo sitzen [Schmunzeln]-
00:38:40,907 –> 00:38:41,907 [Speaker 1]
Und Kaffee trinken.
00:38:41,907 –> 00:38:53,427 [Monika Jiang]
-und so, mhm, Menschen beobachten: „Was machen die?“ Ich will einfach nur zuhören: „Über was reden die Leute?“ [Lachen] Das wäre so mein Traum. Äh, aber, ja, und deswegen sehe ich, ich sehe die Einsamkeit-
00:38:53,427 –> 00:38:53,487 [Speaker 1]
Mhm.
00:38:53,487 –> 00:38:58,427 [Monika Jiang]
-in unterschiedlichsten Facetten und ich fühle es sehr, ähm, und bei mir auch, ja.
00:38:58,427 –> 00:39:01,247 [Speaker 1]
Würde das bedeuten, je mehr du dich damit beschäftigst, desto einsamer wirst du?
00:39:01,247 –> 00:39:07,007 [Monika Jiang]
Das würde ich nicht sagen. [Lachen] Ich hoffe nicht. Ähm, ich fühle mich, also ich-
00:39:07,007 –> 00:39:08,567 [Speaker 1]
Je öfter fühlst du dich einsam?
00:39:08,567 –> 00:39:08,747 [Monika Jiang]
Mmm-
00:39:08,747 –> 00:39:10,487 [Speaker 1]
Weil du’s fühlst, plötzlich.
00:39:10,487 –> 00:39:12,547 [Monika Jiang]
-ja, das auch.
00:39:12,547 –> 00:39:13,287 [Speaker 1]
Ja.
00:39:13,287 –> 00:39:50,727 [Monika Jiang]
Ja, ich glaub auch, äh, das auch tatsächlich, weil um sich einsam zu fühlen, zu deinem Punkt, muss man auch überhaupt, na ja, sich bewusst machen, dass das die Einsamkeit ist und, äh, oder auch Einsamkeit ist und vielleicht auch noch ’n, auch die Traurigkeit oder irgendein anderes Gefühl. Mmm, aber das zu bemerken und dann auch zu benennen, ist schon mal ’n großer Schritt, das stimmt. Mmm, und gleichzeitig dadurch, dass ich, äh, es auch fühle und, ne, das ist mein Thema ist und dass ich’s auch sehe bei, also in unseren unterschiedlichsten [Schmunzeln], ähm,
00:39:50,727 –> 00:39:57,107 [Monika Jiang]
ja, Räumen und Gesellschaften, dadurch fühle ich mich weniger alleine mit diesem Gefühl-
00:39:57,107 –> 00:39:57,127 [Speaker 1]
Mhm.
00:39:57,127 –> 00:40:15,327 [Monika Jiang]
-weißt du? Also jetzt, wo ich natürlich auch diese, also was heißt, diese Person, weil ich bin natürlich nicht die Einzige, die sich mit dem Thema auseinandersetzt. Aber Menschen schicken mir halt irgendwelche Artikel und Reportagen und Sachen so: „Hey, ich hab das gesehen über Loneliness oder ihr Einsamkeit, ich schick dir das mal“. Ich bin einfach so diese… [Lachen] Und ich find es total schön.
00:40:15,327 –> 00:40:16,587 [Speaker 1]
Ja, aber meist ist es nicht so schön.
00:40:16,587 –> 00:40:23,307 [Monika Jiang]
Meistens. Aber es ist total schön, ne? Oder sie teilen mir sozusagen nach dem Tedx Talk oder jedes Mal-
00:40:23,307 –> 00:40:23,327 [Speaker 1]
Mhm.
00:40:23,327 –> 00:40:28,987 [Monika Jiang]
-wenn ich sozusagen dieses Thema aufbringe und ich tue das natürlich auch proaktiv. Spätestens, wenn so die Frage kommt, was machst du-
00:40:28,987 –> 00:40:29,287 [Speaker 1]
Mhm.
00:40:29,287 –> 00:40:58,467 [Monika Jiang]
-dann hab ich fast immer ’n sehr interessanten Austausch, weil die Menschen sich dann, dadurch, dass es ausgesprochen ist, öffnet sich dann irgendwas. Ja, und dann ist es irgendwie so die, ähm, ist dann geöffnet: „Okay, dann können wir da drüber sprechen“. Oder ich kann etwas, ich mir, mich entscheiden, ob ich etwas darüber teilen möchte. Und, äh, von daher erreichen mich sehr, ähm, bewegende, ja, Geschichten und, ähm, Momente von Menschen, die sehr intim sind.
00:40:58,467 –> 00:40:59,847 [Speaker 1]
Das ist auch diese Tiefe-
00:40:59,847 –> 00:40:59,967 [Monika Jiang]
Ja.
00:40:59,967 –> 00:41:01,847 [Speaker 1]
-die uns oft fehlt in Freundschaften-
00:41:01,847 –> 00:41:01,927 [Monika Jiang]
Ja, ja.
00:41:01,927 –> 00:41:05,347 [Speaker 1]
-oder auch in der Familie. Man bleibt auf so ’ner Oberfläche.
00:41:05,347 –> 00:41:14,367 [Monika Jiang]
Absolut, ne, weil man halt irgendwie– ich glaub, es ist immer, also immer öfter, man möchte nichts riskieren, so richtig. Man hat so Angst-
00:41:14,367 –> 00:41:15,487 [Speaker 1]
Sich die Blöße zu geben.
00:41:15,487 –> 00:41:19,907 [Monika Jiang]
-die Blöße zu geben, ähm, oder eben was Falsches zu sagen-
00:41:19,907 –> 00:41:20,087 [Speaker 1]
Mhm.
00:41:20,087 –> 00:41:41,227 [Monika Jiang]
so politically incorrect zu sein. Also jetzt hab ich irgendwie das falsche, ich hab nicht gegendert, ich bin nicht das Wort. Oh Gott, was denkst– ich bin nicht, ähm, in Anführungsstrichen „woke enough“, ähm, so, ne? Oder ich bin irgendwie, was auch immer, nicht genug. Äh, und das hält uns natürlich dann auch noch mal, was den gesellschaftspolitischen,
00:41:41,227 –> 00:42:17,787 [Monika Jiang]
ähm, Bereich von Einsamkeit oder Impact von Einsamkeit angeht, das hält uns natürlich auch ab, generell einfach mehr offen dazu zugehen und wir bleiben so in unseren kleinen Bubble und sind so: „Ah, die, das sind die anderen und die sind schon, mit denen rede ich sowieso nicht und mit denen öffne ich mich nicht“. Und, ähm, deswegen bleibe ich lieber so in meinem, in meinem geschützten Raum, der halt aber auch sehr, also in Anführungszeichen, ja, oberflächlich sein kann, äh, oder wo ich mich gar nicht mehr mit anderen Perspektiven auseinandersetze, weil ich die sofort, ähm, beurteile oder verurteile. Ja.
00:42:17,787 –> 00:42:32,587 [Speaker 1]
Das finde ich total interessant, weil, also einfach nur für die HörerInnen, du machst es beruflich. Du beschäftigst dich beruflich mit dem Thema Einsamkeit. Du gibst Workshops, Vorträge. Es ist dein Beruf quasi. Du bist Autorin, Speakerin-
00:42:32,587 –> 00:42:32,747 [Monika Jiang]
Mhm.
00:42:32,747 –> 00:42:52,728 [Speaker 1]
-in dem Bereich.Und wenn du jetzt so einen Raum öffnest, das Thema zum Thema zu machen, egal wo, wie sprichst du denn diesen Safer Space an oder aus, wo es eben auch okay ist, mal nicht buch zu sein? Weil sonst hat man ja diese Filter die ganze Zeit an.
00:42:52,728 –> 00:42:53,547 [Monika Jiang]
Total.
00:42:53,547 –> 00:42:55,228 [Speaker 1]
Wie stellst du diese Sicherheit her?
00:42:55,228 –> 00:43:13,287 [Monika Jiang]
Also ich kann den Raum öffnen und eine Einladung aussprechen und alles tun, diesen Raum zu halten. Und gleichzeitig geht es da auch darum, wer kommt rein und wie offen und bereit sind die Menschen. Also es ist auch hier die Beidseitigkeit oder Wechselseitigkeit.
00:43:13,287 –> 00:43:14,328 [Speaker 1]
Wie so ein Tanz.
00:43:14,328 –> 00:43:24,027 [Monika Jiang]
Ja, so ein Tanz, diese Sicherheit herzustellen. Also sicher genug, würde ich sagen. So safe enough. Es muss nicht so voll…
00:43:24,027 –> 00:43:40,847 [Monika Jiang]
Das sage ich auch implizit. Ihr setzt auch, sage ich mal, die Grenzen und gleichzeitig sagt: „Streched euch so ein bisschen. Hier ist so ein Raum, wo man sich ein bisschen vielleicht an seine Komfortzone antasten kann und da drüber hinaus.
00:43:40,847 –> 00:43:45,287 [Speaker 1]
Deine Körpersprache ist auch gerade total schön, total böse.
00:43:45,287 –> 00:43:51,207 [Monika Jiang]
Ihr könntet euch da so… Und gleichzeitig, wenn ihr merkt, das wird viel zu viel,
00:43:51,207 –> 00:43:52,927 [Monika Jiang]
dann
00:43:52,927 –> 00:44:17,167 [Monika Jiang]
seid euch auch bewusst, ihr müsst das nicht. Es ist jetzt hier kein Raum, wo man gezwungen wird, sein Innerstes jemandem Fremden zu offenbaren. Und das Interessante ist, was mich immer fasziniert, dass es viel weniger braucht, als man denkt oder als man denken würde, diese „Safe enough, sicher genug, so einen Raum herzustellen.
00:44:17,167 –> 00:44:22,187 [Monika Jiang]
Weil das Thema an sich, wie ich das mache in meinen
00:44:22,187 –> 00:44:41,987 [Monika Jiang]
Events, weil das so ein riesiges Thema ist, dass ich mir so versuche, das in einen Kontext zu setzen, dass man dann sagt, dass in den letzten Zeiten irgendwie die Idee von einsam fühlen oder alleine sich fühlen in der Stadt. Und was hat die Stadt und wie wir Städte entwickeln, also wie inklusiv, wie grün, wie
00:44:41,987 –> 00:44:47,887 [Monika Jiang]
freundlich für, dass wir überhaupt uns begegnen. Begegnungsräume, physische Räume.
00:44:47,887 –> 00:44:56,927 [Monika Jiang]
Was hat die Stadt eigentlich damit zu tun, wie einsam oder wo da auch gesellschaftlicher Zusammenhalt ist?
00:44:56,927 –> 00:45:20,087 [Monika Jiang]
Oder ein anderes Thema wäre KI, jetzt künstliche Intelligenz und Einsamkeit. Ich versuche, so einen Teilaspekt, was immer noch riesige Themen sind, aber trotzdem so einen Rahmen zu setzen, dass es sich jetzt auch nicht so anfühlt, als würde man zu einem Einsamkeits-Selbsthilfe-Kreis kommen.
00:45:20,087 –> 00:45:22,587 [Speaker 1]
Weil- Wenn man schon was Professionelles auch noch irgendwie enthält.
00:45:22,587 –> 00:45:26,107 [Monika Jiang]
Ja, weil das ist
00:45:26,107 –> 00:45:30,827 [Monika Jiang]
wiederum sehr… Das hat dann schon so viel
00:45:30,827 –> 00:45:53,587 [Monika Jiang]
Stigma mit sich und Scham. Genau. Ich glaube, da kommen dann die Leute auch gerne beziehungsweise das reduziert das schon fast. Dann ist es so: „Ja, wie einsam fühlst du dich auf einer Skala von eins bis zehn? Wenn es zehn sind, dann komm. Ich möchte auch versuchen, das Thema wirklich breiter zu öffnen, was dann hoffentlich den Menschen, die sich wirklich wie eine Zehn fühlen,
00:45:53,587 –> 00:45:58,707 [Monika Jiang]
weniger das Gefühl gibt, sie sind jetzt alleine da drin, sondern so: „Ja, ich fühle das auch manchmal.
00:45:58,707 –> 00:46:01,867 [Speaker 1]
Gibst du da auch was von dir preis oft? Ja.
00:46:01,867 –> 00:46:06,207 [Monika Jiang]
Das ist ein ganz wichtiger Teil. Ich glaube, das ist ein ganz wichtiger
00:46:06,207 –> 00:46:21,407 [Monika Jiang]
Teil generell und auch gerade bei diesem Thema. Wie ich das dann auch mache mit diesen Räumen, dass es so drei Prinzipien gibt: Man bleibt offen, man kann sich so ein bisschen stretchen und man –
00:46:21,407 –> 00:46:34,687 [Monika Jiang]
wie heißt das? Man ehrt sozusagen das, was gesprochen wird oder geteilt wird. Man trägt das nicht nach draußen oder sagt dann: „Monica hat mir erzählt, dass bla bla bla, sondern vertraulich. Genau, Vertraulichkeit.
00:46:34,687 –> 00:46:40,967 [Monika Jiang]
Und wie gesagt, was dann immer hilft, ist sozusagen diese Verbindung eben zum
00:46:40,967 –> 00:46:44,907 [Monika Jiang]
Körper. Und das ist jetzt keine komplette
00:46:44,907 –> 00:46:47,007 [Monika Jiang]
Breathwork oder
00:46:47,007 –> 00:46:55,967 [Monika Jiang]
Yogastunde. So ist es nicht, aber es ist so ein bisschen die Einladung sich eben zu spüren. Und diese Playfulness-Reihe.
00:46:55,967 –> 00:46:59,247 [Speaker 1]
Aber das haben wir ja verlernt, uns zu spüren. Genau.
00:46:59,247 –> 00:47:18,667 [Monika Jiang]
Also da fängt es schon mal an und dann ganz sanft versuche ich, das schon immer, diesen Raum zu öffnen und so, wie gesagt, wie wir am Anfang gesprochen haben, die „persönliche in Anführungsstrichen Betroffenheit oder Relevanz und aber auch, wie hängt das zusammen mit Strukturen, Systemen.
00:47:18,667 –> 00:47:23,327 [Monika Jiang]
Und das hilft meistens auch, dass Menschen sich dann
00:47:23,327 –> 00:47:31,927 [Monika Jiang]
öffnen, weil sie merken, okay, es ist
00:47:31,927 –> 00:47:41,347 [Monika Jiang]
vielleicht gerade sehr relevant für mich oder so. Ich habe jetzt meinen Raum und ich bin näher deswegen hier. Und das hilft sehr dadurch, dass ich auch versuche,
00:47:41,347 –> 00:47:54,847 [Monika Jiang]
jeden oder jede einzuladen, da teilzuhaben, dass es nicht so einige gibt, die sprechen oder teilen, dann wieder andere, die sich raushalten. Also es gibt keine Hierarchie in diesem Sinne. Auch ich sage das auch. Ich bin jetzt nicht…
00:47:54,847 –> 00:48:00,207 [Monika Jiang]
Also natürlich ist das mein Thema, aber ich bin nicht befreit davon.
00:48:00,207 –> 00:48:14,347 [Speaker 1]
Das heißt, die Leute, die zu dir kommen in die Workshops, die sind Leute, die sich bewusst diesem Thema stellen. Das sind nicht Leute, die in einer Schule, in einer Schicksalsgemeinschaft mitmachen müssen als Angestellte, als Schülerinnen.
00:48:14,347 –> 00:48:52,135 [Monika Jiang]
Hatte ich auch. Workshops für Unternehmen, das ist natürlich anders und da muss man das Thema natürlich auch noch mal ganz anders framen. Unternehmen, die sind so: „Was ist das? Da muss man denen die Zahlen vorlegen.Warum ist das irgendwie ein wichtiges Thema für euch? Weil Menschen, die zum Beispiel, das positiv zu framen, einen besten Freund innen im Team haben oder im Unternehmen, sind natürlich motivierter, die sind produktiver und die bleiben auch, auch wenn es nicht so toll ist. Man kennt das, wenn man irgendwie mal im Unternehmen gearbeitet hat oder arbeitet, die Menschen. Also nicht nur bei der Arbeit, sondern generell.
00:48:52,135 –> 00:49:18,855 [Monika Jiang]
Ja, aber doch. Das sind Menschen, die sich meistens aus – also sowohl persönlich dafür interessieren, einfach so: „Ja, irgendwie möchte ich vielleicht an meinen Beziehungen auch noch mal anders mich da reingeben. Und manchmal oder öfter sind es auch Leute, die selbst in einem Kontext beruflich arbeiten, der was mit gesellschaftlichem Zusammenhalt zu tun hat oder wo sie selbst Menschen zusammenbringen,
00:49:18,855 –> 00:49:26,695 [Monika Jiang]
also wo sie auch sagen: „Ja, wie könnte ich manche Prinzipien von hier oder wie kann ich das vielleicht auch zu meinem Team bringen? Oder diese Managerinnen, die
00:49:26,695 –> 00:49:32,375 [Monika Jiang]
wissen auch, dass das ein Thema ist, gerade jetzt mit viel Remote-Arbeit.
00:49:32,375 –> 00:49:37,275 [Speaker 1]
Gibt es dir dann auch so praktische Tipps? Versuche das mal so.
00:49:37,275 –> 00:49:54,115 [Monika Jiang]
Ja und nein. Also meistens so mehr aus der kollektiven Intelligenz, würde ich mal sagen, dass ich einfach so öffne. Also ich lerne ja auch total viel dazu: „Was hilft euch? Oder sind natürlich meistens… Also oft sind das ähnliche Dinge, aber…
00:49:54,115 –> 00:49:55,275 [Speaker 1]
Was hast du gelernt?
00:49:55,275 –> 00:49:59,155 [Monika Jiang]
Was ich gelernt habe, ist, dass Einsamkeit oft…
00:49:59,155 –> 00:50:03,895 [Monika Jiang]
Oder was hilft, ist ein bisschen…
00:50:03,895 –> 00:50:46,135 [Monika Jiang]
Wie sagt man? Nicht so intuitiv. Und zwar, dass man sich eigentlich mit sich selbst erst mal ein bisschen beschäftigt. Weil der Impuls und das, was man so auf dem, ich sage mal, Mainstream-Diskurs sieht, ist so: „Hier sind deine fünf Tipps, wie du dich jetzt schnellstmöglich über alle Apps oder sonstige Weise-Selbstoptimierung-schnell dich in soziale Verbindungen bringst und auf irgendwelche Meet-ups gehst oder irgendwelche Events oder was auch immer.Bambel. Bambel, hier feiern gehen. Also ich meine, ja, es gibt ja… Berlin ist noch mal speziell, aber so. Und was ich gelernt habe, persönlich, aber auch durch die
00:50:46,135 –> 00:51:15,455 [Monika Jiang]
Interaktion mit anderen, ist so, dass das, was oft hilft, ist, sich zurück zu verbinden mit sich selbst. Dass oft, wenn man sich einsam fühlt oder alleine fühlt, dass man sich auch ein bisschen disconnected hat von sich selbst und dass man eigentlich gerade gar nicht so richtig weiß, was ist gerade los hier drin? Was brauche ich denn? Also brauche ich gerade dieses Gemeinschaftsgefühl und Menschen oder brauche ich einfach gerade einen Moment für mich?
00:51:15,455 –> 00:51:23,955 [Monika Jiang]
Muss ich mich gerade ein bisschen sortieren? Bin ich einfach erschöpft und müde und überfordert.
00:51:23,955 –> 00:51:44,095 [Monika Jiang]
Also da gibt es so viele unterschiedliche Aspekte und ein wichtiger Teil davon oder damit verbunden ist auch so die Natur oder die natürliche Welt. Da gibt es auch viele Studien drüber, aber das sagen Menschen auch immer wieder. Also das, was mir hilft, ist einfach
00:51:44,095 –> 00:51:53,235 [Monika Jiang]
kurz eine Runde spazieren gehen, aus Tempelhofer Feld hier in Berlin, in den Park, in den Wald, ans Meer, wenn das Meer da ist.
00:51:53,235 –> 00:51:54,935 [Speaker 1]
Oder einfach durch die Stadt spazieren gehen.
00:51:54,935 –> 00:52:09,915 [Monika Jiang]
Genau. Also einfach so ein bisschen raus. So ein bisschen raus, sich bewegen. Neue Eindrücke. Neue Eindrücke und so ein bisschen auch aus diesem, was bei Einsamkeit ja sehr ist, es ist so ein
00:52:09,915 –> 00:52:30,395 [Monika Jiang]
starkes Gefühl von so: „Ich bin alleine, man fühlt sich alleine, man ist wie in so einem Spiegelsaal. Und das ist so intensiv, dass man einfach bei dem Rausgehen so ein bisschen rauszoomt und merkt: „Okay, warte. Hier sind auch noch andere Dinge in der Welt. Die Sonne ist auch da, die Wolken, der Himmel. Okay,
00:52:30,395 –> 00:52:37,255 [Monika Jiang]
atmen wir mal kurz durch. So dieser Moment, diese Intensität wird auch vorbeigehen oder ein bisschen abschwächen, so über Zeit.
00:52:37,255 –> 00:52:52,855 [Speaker 1]
Die Stille in der Einsamkeit kann unglaublich laut sein. Du hast gerade schon von selber – ich habe mir ein paar Fragen überlegt –, aber von selber die Themen angesprochen: Urbanisierung, Digitalisierung, Umwelt. Und ich hatte noch Mobilität.
00:52:52,855 –> 00:53:16,915 [Speaker 1]
Ich war vor ein paar Monaten in Barcelona und ich meine, klar, ist auch klimatisch eine andere Stadt, aber ich fand es total interessant, dass es in Barcelona viel mehr sogenannte dritte Orte gibt, also Orte, wo du nicht gezwungen bist zu konsumieren, wo du einfach sitzen kannst und Vögel beobachten oder sehen kannst, wie andere Bullen spielen. Du musst nicht das Geld einwerfen,
00:53:16,915 –> 00:53:29,755 [Speaker 1]
diese Dienstleistung zu bekommen. Und das geht ja verloren bei uns. Total. Es gibt den Spielplatz, der ist aber Kindern vorbei, wenn ich mit Kindern auf dem Spielplatz bin, das ist creepy.
00:53:29,755 –> 00:53:37,935 [Monika Jiang]
Finde ich total schade, by the way. Ich bin so: „Ich möchte auch schaukeln. Also ich streite mich natürlich dann nicht mit den Kindern oder mit den Eltern, aber ja.
00:53:37,935 –> 00:53:44,835 [Speaker 1]
Das heißt, es gibt diese dritten Orte nicht. Und ich habe dann neulich überlegt, was sind denn schöne dritte Orte?
00:53:44,835 –> 00:53:50,395 [Speaker 1]
Und das ist auch ganz ein dritter Ort, aber es geht dem nah dran, die Bibliothek.
00:53:50,395 –> 00:53:58,355 [Speaker 1]
Kostet zehn Euro im Jahr, kann man sich vielleicht leisten. Planetarium ist schon relativ teuer, ist aber auch total geil.
00:53:58,355 –> 00:54:00,475 [Monika Jiang]
Total. Liebe ich, ja.
00:54:00,475 –> 00:54:09,115 [Speaker 1]
Und natürlich Parks. Aber es gibt kaum Gelegenheiten zum Sitzen, zum Verweilen, zum schöne Sachen angucken.
00:54:09,115 –> 00:54:11,515 [Monika Jiang]
Absolut. Das ist so ein
00:54:11,515 –> 00:54:28,515 [Monika Jiang]
wichtiges Thema: Dritte Orte. Also nicht zu Hause, nicht auf der Arbeit, sondern an andere Orte, wo man einfach nur abhängen kann, wo man einfach nur sein kann. Ja, oder kramen. Und zwar alleine, aber auch zusammen, gemeinsam.
00:54:28,515 –> 00:54:32,895 [Speaker 1]
Und wo dann Jugendliche abhängen, ist dann halt an der Tanke, an der Altestelle.
00:54:32,895 –> 00:54:37,066 [Monika Jiang]
Stimmt. Bei uns im Dorf war es ja in der Sparkasse. Genau.Ja.
00:54:37,066 –> 00:54:38,685 [Speaker 1]
Oder vor dem Späti.
00:54:38,685 –> 00:54:39,285 [Monika Jiang]
Ja, genau.
00:54:39,285 –> 00:54:40,285 [Speaker 1]
Aber es ist immer mit Konsum verbunden.
00:54:40,285 –> 00:55:50,945 [Monika Jiang]
Aber es ist immer mit Konsum verbunden. Absolut. Und jetzt, ne, also diese Diskussion, weil das natürlich jetzt auch so ein Wort geworden ist, dritte Orte, Third Places und so weiter. Und dass natürlich eine Business Opportunity ist, äh, sieht man jetzt und ich möchte das gar nicht abwerten und sagen, das ist total schlimm, aber sieht man natürlich jetzt extrem viele Angebote, ähm, die etwas kosten, aber die dann neue, ne, soziale Clubs sind oder irgendwelche Membership-Geschichten. Also wie viele tausend Cafés brauchen wir noch? Ähm, und ich muss halt sieben Euro zahlen für mein Machelatte [lacht], für diesen Lifestyle, ja, um dann da zu sitzen und so ein bisschen, äh, zu lesen oder was auch immer, oder so zu tun. Hmm… [lacht] Und jetzt gibt es natürlich auch so, ähm, was ich ganz cool finde, das ist jetzt gerade, äh, neu, aber letztes Jahr, war das letztes Jahr? Ja. Ähm, in Amsterdam haben sie drei, äh, Jungs, äh, den Offline-Club, äh, gegründet und die machen praktisch, ähm, also es sind auch alle jung, äh [lacht], Gen Z, mmm, Räume auf, also physische Räume, wo man einfach sein kann ohne sein Handy. Also man schließt das Handy ein und dann, äh-
00:55:50,945 –> 00:55:52,685 [Speaker 1]
Aber du brauchst ’ne App, um da mitzumachen.
00:55:52,685 –> 00:56:03,465 [Monika Jiang]
[lacht] Genau. Nee, tatsächlich nicht. Aber klar, doch, also irgendwie schon, ne. Also der, die sind auch viral geworden durch, durch, äh, TikTok oder Instagram.
00:56:03,465 –> 00:56:20,206 [Monika Jiang]
Aber sozusagen, um diesen Raum, diesen dritten Ort zu schaffen. Und die nehmen dann Cafés, die nehmen irgendwie jetzt hier in Berlin– deswegen sag ich „neu“. Die sind seit paar Monaten in Berlin jetzt, irgendwie im, ich glaub, nächste Woche sogar oder so, im Juni, äh, sind die ersten so offline, mmm, Events. Mmm, und dann kommt man da hin.
00:56:20,206 –> 00:56:22,125 [Speaker 1]
Wie geht man paddling oder was macht man denn da?
00:56:22,125 –> 00:56:56,065 [Monika Jiang]
Was auch immer man machen möchte. Also die sagen einfach: „Wir treffen uns, wir schließen eure Handys ein. Wir disconnecten uns sozusagen von der Online, äh, Geschichte und scrollen nicht, sondern sind einfach da.“ Und es hat so ’nen Hype bekommen, was ich total toll finde. Also es ist ein gutes Beispiel und gleichzeitig auch da, ne, ist es ’n– dann gibt es so, so Apps natürlich, die dich dann, äh, matchen, um mit fünf fremden, also timelabed, mit fünf fremden Leuten irgendwie essen zu gehen, bla, bla, bla. So, das sind Aktivitäten Slash dritte Orte. Mmm, aber die auch-
00:56:56,065 –> 00:56:56,965 [Speaker 1]
Das ist halt ’n Impuls. Das ist halt auch gut.
00:56:56,965 –> 00:56:57,945 [Monika Jiang]
Genau, genau.
00:56:57,945 –> 00:57:00,725 [Speaker 1]
Dass einem jemand mal so einen Impuls gibt: „Probier doch mal aus“.
00:57:00,725 –> 00:57:01,225 [Monika Jiang]
Ja.
00:57:01,225 –> 00:57:06,385 [Speaker 1]
Man kann auch Tischtennis spielen, so wie beim Ping-Pong-Ding-Dong-Ping-Pong-Club. Kennst du den?
00:57:06,385 –> 00:57:06,905 [Monika Jiang]
Ja.
00:57:06,905 –> 00:57:09,725 [Speaker 1]
Ja, genau. Also die Idee finde ich ja gut, dass du den Impuls setzt.
00:57:09,725 –> 00:57:10,225 [Monika Jiang]
Absolut.
00:57:10,225 –> 00:57:10,965 [Speaker 1]
Tischtennis.
00:57:10,965 –> 00:57:26,005 [Monika Jiang]
Ja, aber du hast schon recht, ne? Also zurück zu den physischen Orten, so dass man überhaupt die Stadt auch so baut, sage ich mal, oder dass man diesen Raum lässt und nicht alles zubaut, ähm, oder dann eben für Autos. Also auch das ist ein großer Punkt, ne. Also wie,
00:57:26,005 –> 00:57:44,285 [Monika Jiang]
wie schafft man das, ähm, dass dort eben, ja, Räume, die einladend sind, dass auch unterschiedliche– das war ja die Idee von dem dritten Ort, also wie Ray Oldenburg das in den Siebzigern so formuliert hat, äh, das war ja die Idee, dass unterschiedliche soziale Schichten aufeinander treffen.
00:57:44,285 –> 00:57:46,945 [Speaker 1]
Ja. Das sag ich immer mit Schicksalsgemeinschaften.
00:57:46,945 –> 00:57:47,465 [Monika Jiang]
Ja.
00:57:47,465 –> 00:57:49,705 [Speaker 1]
Wo wir nicht entscheiden können, wer noch dabei ist.
00:57:49,705 –> 00:57:50,805 [Monika Jiang]
Ja, genau.
00:57:50,805 –> 00:57:53,985 [Speaker 1]
Und wo auch der Ort nicht ausschließt, wer dabei ist und wer nicht.
00:57:53,985 –> 00:58:03,965 [Monika Jiang]
Richtig. Ja. Dass du da sowohl einmal irgendwie zufällig vorbeikommen kannst oder du kommst da regelmäßig hin und das ist so dein, oh– Ne? Da darf alles sein so. Und das stimmt.
00:58:03,965 –> 00:58:07,645 [Speaker 1]
So wie im Kindergarten. Die Kinder können sich auch nicht aussuchen, wo die anderen Kinder sind.
00:58:07,645 –> 00:58:08,025 [Monika Jiang]
Ja, das stimmt. [lacht leise]
00:58:08,025 –> 00:58:10,785 [Speaker 1]
Oder die Straßenbahn, wo du nicht weißt, wer mitfährt.
00:58:10,785 –> 00:58:17,585 [Monika Jiang]
Ja. Von daher, die Bibliothek ist auch ’n– also ich liebe Bibliotheken und Bücher. [lacht]
00:58:17,585 –> 00:58:19,245 [Speaker 1]
Ja, Shoutout an Bibliotheken.
00:58:19,245 –> 00:58:20,645 [Monika Jiang]
Ja,
00:58:20,645 –> 00:58:34,065 [Monika Jiang]
und die machen auch, äh, das sehe ich jetzt auch immer mehr, dass Bibliotheken selbst sich sozusagen als Räume verstehen, jetzt immer mehr oder wieder, ein kulturelles Angebot. Wie können wir irgendwie, ja, für Familien, aber auch für unterschiedliche Zielgruppen irgendwie-
00:58:34,065 –> 00:58:36,165 [Speaker 1]
Aber auch chronisch unterfinanziert.
00:58:36,165 –> 00:58:37,265 [Monika Jiang]
Ja, ja.
00:58:37,265 –> 00:58:42,265 [Speaker 1]
Man sieht ja auch, wie die leiden, Dinge weggespart werden, immer weniger Auswahl.
00:58:42,265 –> 00:58:52,105 [Monika Jiang]
Ja. Und das ist natürlich der Punkt. Also auch, ähm, Einsamkeit hat natürlich auch, also Menschen, die, sag ich mal, weniger, ähm,
00:58:52,105 –> 00:59:13,685 [Monika Jiang]
einfach weniger Geld zur Verfügung haben am, äh, im Monat, natürlich fühlen die sich, ähm, statistisch gesehen einsamer, weil man jetzt für alles natürlich irgendwie was zahlen muss. Wenn du dabei sein möchtest, ne, dann musst du hier bitte, ähm, deine Mitgliedschaft oder dein, ja, dein Geld zahlen. Und, äh, das kann’s halt irgendwie auch nicht sein. Ja.
00:59:13,685 –> 00:59:17,045 [Speaker 1]
Jetzt sind wir hier diese Berliner Blase, ne? Wir reden über Ping-Pong.
00:59:17,045 –> 00:59:18,245 [Monika Jiang]
[lacht] Total.
00:59:18,245 –> 00:59:46,845 [Speaker 1]
Wir beide wohnen in Berlin. Dann kennst du bestimmt auch Van Bo Le Mentzel vom Tiny House Projekt oder, äh, Initiative. Und der war bei meinem Podcast beziehungsweise bei meiner Fernsehsendung und da hat er mir gesagt, dass wir in Deutschland oder überhaupt in der westlichen Welt, ähm, einfach sehr lange den falschen Ideen gefolgt sind, was Wohnglück angeht. Also wir gingen immer davon aus, je größer die Wohnung, desto glücklicher sind wir.
00:59:46,845 –> 01:00:55,133 [Speaker 1]
Und das kann man ablesen tatsächlich am, an der Wohnungsgröße über die Jahrzehnte. Also wir leben auf doppelt so viel Quadratmetern heutzutage wie in den Fünfzigern. Und auch in den USA, die Häuser sind größer geworden, die Autos wurden größer, man besaß immer mehr, aber die Leute wurden nicht glücklicher. Und da hat er in seiner Arbeit versucht zu erforschen: Was macht die Leute glücklich? [Elevator-Ping] [Tür wird geöffnet] Gleich geht’s weiter. Wenn du diesen Podcast unterstützen möchtest, dann kannst du das mit einem kleinen monatlichen Beitrag tun. Im Gegenzug kannst du alle Folgen vorab hören und wirst, wenn du das möchtest, hier im Podcast namentlich genannt. Alle Infos findest du auf im minus Aufzug Punkt de. Ende der Servicedurchsage. Viel Spaß beim zweiten Teil der Folge.Und das fand ich unfassbar und das hat mich super berührt. Ähm, habe ich ja schon öfter hier im Podcast erzählt. Der sagt zum Beispiel: „Du kannst unglücklich sein und in ’nem Schloss leben
01:00:55,133 –> 01:00:58,613 [Speaker 1]
oder du kannst glücklich sein und in ’nem Zelt wohnen“.
01:00:58,613 –> 01:01:12,654 [Speaker 1]
Menschen im Gefängnis haben eine größere Wohnung als in deiner WG, aber sie wohnen dort nicht freiwillig. Das heißt, ein Aspekt ist die Freiwilligkeit. Wohnst du freiwillig in ’nem Schloss, ja oder nein? Wohnst du freiwillig im Zelt, ja oder nein? Oder im Gefängnis?
01:01:12,654 –> 01:01:21,053 [Speaker 1]
Das andere ist: Gibt es einen Ort, wo du die Tür zumachen kannst und weinen kannst, ohne dass dich jemand fragt: „Warum weinst du?“
01:01:21,053 –> 01:01:32,334 [Speaker 1]
Gibt es einen Ort, wo du hingehen kannst, ähm, wenn du weinst, um Trost zu finden? Und er nennt es die Pantoffelnähe. Also kannst du in deinen Pantoffeln irgendwo hinlaufen-
01:01:32,334 –> 01:01:32,834 [Monika Jiang]
Mhm.
01:01:32,834 –> 01:01:42,633 [Speaker 1]
-äh, wo dir jemand zuhört? Und diese Orte, oder diese können die dritte Orte sein, zum Beispiel, meinetwegen auch die Kneipe, aber die gehen ja verloren.
01:01:42,633 –> 01:01:51,773 [Monika Jiang]
Das ist total, ja, sehr berührend. Total schön. Ähm, genau, diese Orte gehen verloren.
01:01:51,773 –> 01:02:09,353 [Monika Jiang]
Und wir, glaube ich, als du gemeint hast, die Häuser wurden immer größer, absolut. Ähm, und vor allem auch leben wir ja alleine. Also dieses, das ist auch noch mal dieser Punkt. Wir leben alleine im Schloss. [Lachen] Sozusagen ein Schloss für mich. Es reicht. [Lachen] Äh, es reicht sonst nicht. Ähm,
01:02:09,353 –> 01:02:38,953 [Monika Jiang]
und das ist auch noch mal so ein Teil: Wie, wie können wir also sowohl, ja, die Größe oder überhaupt diese, eben diese kapitalistische Idee von „es muss immer mehr [Lachen] und es reicht nie“, äh, dem irgendwie entgegenkommen und gleichzeitig aber auch, ja, wie können wir eben in Pantoffeln – das finde ich ein schönes Bild – äh, mehr aufeinander zugehen und auch offen sein und sagen: „So ja, du kannst, ne, kannst– Die Tür ist auf“, so. Ähm,
01:02:38,953 –> 01:02:49,913 [Monika Jiang]
und das ist verloren gegangen, sicherlich. Und ich glaube, es wäre schön, wenn wir da wieder mehr hinkommen. Und das könnte ja eben passieren, an so, sozusagen ’nem
01:02:49,913 –> 01:03:02,633 [Monika Jiang]
Ort, wo man sich einfach begegnet, ohne das eben geplant zu haben oder wo man dann doch in Momenten, äh, wo man sich eben nicht so gut, äh, fühlt, weil man weiß, da kann man hingehen. Also ich meine, die Kirche ist noch ein gutes Beispiel.
01:03:02,633 –> 01:03:05,233 [Speaker 1]
Stimmt. Und vielleicht auch Sportvereine.
01:03:05,233 –> 01:03:15,273 [Monika Jiang]
Ja. Sportvereine, genau. Sport ist auch noch, ähm, so ’n Ding. Oder was die Kirche früher, sage ich mal, war. Mm, das ist, das ist, ähm-
01:03:15,273 –> 01:03:16,713 [Speaker 1]
Kommt drauf an, welches früher. [Lachen]
01:03:16,713 –> 01:03:30,173 [Monika Jiang]
Gut, ja. Also früher, früher. Ähm, nein, aber, äh, so, ich meine immer noch, ne? Also für viele natürlich immer noch die Kirche, ähm, oder die Moschee oder die Synagoge, ne? Oder so die, die,
01:03:30,173 –> 01:03:34,473 [Monika Jiang]
Religion an sich als Verbindung und Verbindungsort, Gemeinschaftsort-
01:03:34,473 –> 01:03:34,493 [Speaker 1]
Ja.
01:03:34,493 –> 01:03:42,653 [Monika Jiang]
Ähm, das war schon oder ist, ähm, immer noch ein Bestandteil, aber ja, es ist schwierig.
01:03:42,653 –> 01:03:44,933 [Speaker 1]
Jetzt bin ich natürlich nicht gläubig, leider.
01:03:44,933 –> 01:03:45,353 [Monika Jiang]
Ja.
01:03:45,353 –> 01:03:46,953 [Speaker 1]
Das heißt, mir fehlt ja diese Option.
01:03:46,953 –> 01:04:00,593 [Monika Jiang]
Genau. Und so geht es ja ganz viel, also ich bin komplett ohne, äh, Religion oder Konfession sagt man, nee, äh, aufgewachsen. Ich durfte mir das dann aussuchen in der zweiten Klasse: Will ich jetzt evangelisch sein oder katholisch? [Lachen]
01:04:00,593 –> 01:04:02,933 [Speaker 1]
Ja, ganz komische Frage, ja. [Lachen]
01:04:02,933 –> 01:04:03,673 [Monika Jiang]
Keine Ahnung. [Lachen]
01:04:03,673 –> 01:04:04,833 [Speaker 1]
Ja, genau.
01:04:04,833 –> 01:04:18,973 [Monika Jiang]
Äh, dann habe ich einfach evangelisch genommen und dann Ethik gewählt. Aber ja, egal. Ähm, ja, aber jetzt sozusagen, ich bin, äh, jetzt auf dem Weg, mich mit Buddhismus, Zen Buddhismus auseinanderzusetzen, fühle mich dem sehr verbunden.
01:04:18,973 –> 01:04:25,753 [Monika Jiang]
A-aber so geht es ganz vielen Menschen, dass, mm, sie jetzt keine, ja nicht gläubig sind oder jetzt keine-
01:04:25,753 –> 01:04:27,213 [Speaker 1]
Aber denen fehlt ja ein Werkzeug.
01:04:27,213 –> 01:04:41,053 [Monika Jiang]
Ja, und, und Raum und auch vor allem, was, was ja interessant ist, was, sag ich mal, viele gläubige Menschen, äh, sagen, was auch– welche Religion auch immer, ne? So, ich fühle mich so: Ja, natürlich fühle ich mich manchmal einsam.
01:04:41,053 –> 01:04:41,993 [Speaker 1]
Ja.
01:04:41,993 –> 01:04:47,633 [Monika Jiang]
Aber irgendwie fühle ich mich nicht wirklich alleine, weil ich hab halt ’ne Verbindung zu was-
01:04:47,633 –> 01:04:48,593 [Speaker 1]
Höherem, anderem.
01:04:48,593 –> 01:05:09,573 [Monika Jiang]
Höherem, größerem, anderen, wie auch immer man das beschreibt. Etwas, das auch da ist, was mich hält, was ich weiß, so. Für andere ist es, ne, das Universum, ist es Gott, wie auch immer. Ähm, aber so diese Verbindung, ähm, ist, glaub ich, auch ein, n wichtiger Teil, äh, wie, wie, ja, der helfen könnte.
01:05:09,573 –> 01:05:38,053 [Speaker 1]
Das dann, wo er auch gesagt hat, dass dieses: „Gibt es einen Ort, wo du die Tür zumachen kannst und weinen kannst“, ähm, ist, glaube ich, auch etwas, was wir oft unterschätzen, dass das so wichtig ist, auch alleine zu sein. Nicht einsam, sondern alleine zu sein. Und, ähm, er sagt zum Beispiel, dass es messbar wohl ist, äh, ob Beziehungen auseinanderbrechen, ähm, ob in der Partnerschaft die Leute ihren eigenen Rückzugsraum haben oder nicht.
01:05:38,053 –> 01:05:38,393 [Monika Jiang]
Ja.
01:05:38,393 –> 01:05:44,793 [Speaker 1]
Eigene Wohnung oder eigenes Zimmer oder wie auch immer. Ähm, und wenn es das nicht gibt, dann gibt’s halt schneller Konflikte.
01:05:44,793 –> 01:05:45,853 [Monika Jiang]
Ja.
01:05:45,853 –> 01:05:47,213 [Speaker 1]
Und das kann ich so verstehen.
01:05:47,213 –> 01:05:52,913 [Monika Jiang]
Das kann ich bestätigen. [Lachen] Das ist so. Ja, absolut.
01:05:52,913 –> 01:05:56,273 [Speaker 1]
Auch wenn man sich abgöttisch liebt und alles gemeinsam teilt-
01:05:56,273 –> 01:05:56,513 [Monika Jiang]
Die Liebe.
01:05:56,513 –> 01:05:58,253 [Speaker 1]
-ist man ja trotzdem noch-
01:05:58,253 –> 01:05:58,933 [Monika Jiang]
Ja.
01:05:58,933 –> 01:05:59,613 [Speaker 1]
Selbst.
01:05:59,613 –> 01:06:35,933 [Monika Jiang]
Absolut. Ja, ja, ich meine, das hat man ja in der, während der Pandemie ja sehr. Also da haben viele, nicht nur Paare, sondern vor allem auch Familien, ne? Das war schon sehr, sehr, sehr herausfordernd. Aber das ist ein wichtiger Teil, äh, damit man mit der Einsamkeit umgehen kann, ist alleine sein oder „gute Alleinezeit“ [Lachen] wichtig, oder diese Kapazität zu haben, äh, und die auch, äh, sich zu schaffen und zu sagen: „So, heute mache ich nichts. So, ich bin einfach mit mir“ und das ist auch, auch schön. Das ist total schön. Äh, und an ’nem anderen Tag, ne, sich wieder sozial zu verbinden, ähm. Mhm.
01:06:35,933 –> 01:06:40,493 [Speaker 1]
Gibt es neue Formen der Einsamkeit, die unsere Eltern oder Großeltern nicht kannten?
01:06:40,493 –> 01:07:01,102 [Monika Jiang]
Ja, ich glaub, da denke ich halt sofort an [Lachen] Chat GPT, unseren neuen Freund, den wir alle teilen, äh, oder welche künstliche Intelligenz man auch nutzen mag.Das kannten meine Eltern zumindest nicht. Also, die Einsamkeit, meine ich, na ja, wie viele Menschen–
01:07:01,102 –> 01:07:08,061 [Monika Jiang]
sich jetzt einer, ja, einer Maschine, einer künstlichen Intelligenz anvertrauen, weil sie eben
01:07:08,061 –> 01:07:28,922 [Monika Jiang]
sozusagen in Pantoffeln zu dieser– [Lachen] Also, sie müssen ja nirgends mehr hingehen, bleiben einfach da, wo sie schon alles haben und, äh, sich dieser, in Anführungsstrichen, Person– Es ist ja keine Person, aber es fühlt sich an wie eine Person, kann sich einen Charakter bauen, Avatar, anvertrauen, äh, und trotzdem sich einsam und alleine fühlen, ne?
01:07:28,922 –> 01:07:30,262 [Speaker 1]
Machst du das auch?
01:07:30,262 –> 01:07:43,641 [Monika Jiang]
Ich mach das auch. Ähm, ich habe auch schon ChatGBT nach so, also so: „Hey, sag mal, mein Therapeut, Therapeutin, wie analysierst du diese Situation?“ Habe ich auch mal gemacht. Ja, auch natürlich einfach so zum Testen. [Lachen]
01:07:43,641 –> 01:07:45,041 [Speaker 1]
Weil ist ja auch erschreckend gut.
01:07:45,041 –> 01:08:09,641 [Monika Jiang]
Es ist erschreckend gut, genau. [Lachen] Es ist erschreckend gut. Und ich weiß auch von, ähm, Freundinnen oder anderen, also Menschen sozusagen, die, die sich mir dann anvertrauen, die haben mir dann so ihre Threads geschickt und so: „Hier, das habe ich hier reingeschickt. Guckt, guck dir das mal an, wie krass.“ Und, äh, es ist erschreckend gut. Und es gibt natürlich auch– Deswegen möchte ich das auch gar nicht so verteufen oder so sagen: „Oh nein, jetzt auch die ganzen jungen Menschen, jetzt-
01:08:09,641 –> 01:08:09,961 [Speaker 1]
[Lachen]
01:08:09,961 –> 01:08:27,281 [Monika Jiang]
-nur so, jetzt reden Sie nur noch mit den Maschinen.“ So: „Ja, und was können wir jetzt tun?“ Weil es scheint ja– Also, es ist natürlich– Also, Sherry Turkle ist eine ganz tolle, ähm, Soziologin beim MIT, die sich schon lange damit beschäftigt, äh, was passiert in dieser Mensch-Maschine-Beziehung.
01:08:27,281 –> 01:08:30,561 [Monika Jiang]
Und sie eben auch sagt, dass
01:08:30,561 –> 01:08:46,561 [Monika Jiang]
einer der Hauptgründe ist, warum sich Menschen generell einer künstlichen Intelligenz natürlich mehr anvertrauen oder leichter anvertrauen, ist, weil sie sich sicher fühlen, weil sie sagen: „Ich werde nicht verurteilt, egal was ich sage.“ Ne? Und die ist auch da, also ständig verfügbar.
01:08:46,561 –> 01:08:47,421 [Speaker 1]
Danke, dass du das teilst.
01:08:47,421 –> 01:09:08,761 [Monika Jiang]
[Lachen] Ja. Und, äh, auch unerschöpflich. [Lachen] So, schläft nie, braucht nichts. Also braucht natürlich schon was, aber– Braucht ganz schön viel. Aber das ist noch mal ein anderes Thema. Aber so in, in, ne, in der direkten, in der direkten Interaktion, ist es so sehr einfach für mich. Ich kann es einfach extrahieren und so-
01:09:08,761 –> 01:09:09,021 [Speaker 1]
Mhm.
01:09:09,021 –> 01:09:20,141 [Monika Jiang]
-Service für mich. Hm, und es fühlt sich irgendwie gut an. Man fühlt sich gehört auf ’ne ein oder andere Weise, was irgendwie schon auch absurd ist. Ähm, ja.
01:09:20,141 –> 01:09:32,321 [Speaker 1]
Aber auch das ist, was man oft als Tipp gibt, wenn man, wenn man die Frage beantworten soll, ähm: „Wie gehe ich denn jetzt mit jemandem um, der oder die einsam ist?“ Mhm. Zuhören.
01:09:32,321 –> 01:09:32,781 [Monika Jiang]
Genau.
01:09:32,781 –> 01:09:34,201 [Speaker 1]
Haben wir auch verlernt zuzuhören?
01:09:34,201 –> 01:09:37,921 [Monika Jiang]
Ja, absolut. Also wirklich,
01:09:37,921 –> 01:09:59,061 [Monika Jiang]
ne, zuzuhören und, ähm, auch mal nichts zu sagen und erst mal das wirken zu lassen und das in, ne, sacken zu lassen, was die andere Person gerade geteilt hat. Stille. [Lachen] Äh, und dann auch wieder also so zuzuhören, dass man auch reflektiert und sagt: „Okay, was ich gerade gehört habe, ist, das ist das?“
01:09:59,061 –> 01:09:59,681 [Speaker 1]
Mhm.
01:09:59,681 –> 01:10:12,661 [Monika Jiang]
Mmm, „Oder ist das was anderes?“ Und da eben auch Rückfragen zu stellen, die nicht nur darauf abzielen, dass ich jetzt [Lachen] meine Weisheit hier teilen kann, ne, oder sagen kann: „Ah, ja, die Antwort habe ich eh schon parat gehabt“.
01:10:12,661 –> 01:10:13,841 [Speaker 1]
Oder zur letzten Frage geht.
01:10:13,841 –> 01:10:27,221 [Monika Jiang]
Genau. So schieß ich direkt hinterher, sondern so: „Ja, hören wir uns zu“, ne? Und das, das ist so wichtig, gerade in dieser Welt, wo wir alle – und ich schließe mich da wirklich auch mit ein –
01:10:27,221 –> 01:11:11,261 [Monika Jiang]
so viel -[Lachen] das ist auch ironisch, dass ich natürlich jetzt spreche, aber sprechen und sozusagen mit, mit Nachrichten und Botschaften und ständig, äh, ist halt Lärm. Und es geht darum: Wer wird, ne, wer wird gehört? Also ich muss halt lauter sein, um gehört zu werden. So dieses Prinzip von mehr Content, mehr dies, dies, irgendetwas, ähm, um, um dann irgendwie gehört zu werden, anstatt zu sagen: „Vielleicht brauchen wir genau das Gegenteil auch manchmal“. Und wie können wir das wieder, äh, erlernen? Und eben zu dem künstliche Intelligenzpunkt, ne, nicht– Also, das ist für mich schon sehr dystopisch. Ähm, und das fängt ja jetzt gerade erst an, äh, in paar Jahren oder Jahrzehnten nur noch mit– Also, dass nur noch
01:11:11,261 –> 01:11:23,881 [Monika Jiang]
wir mit unserer AI sprechen. Die AI spricht sozusagen, oder die künstliche Intelligenz spricht dann mit einer anderen künstlichen Intelligenz. Und also was– Wollen wir das wirklich? Also, und in welchem– So, jetzt ist es noch irgendwie so interessant-
01:11:23,881 –> 01:11:23,901 [Speaker 1]
Funny.
01:11:23,901 –> 01:12:02,921 [Monika Jiang]
-né? Funny. So bisschen: „Okay, ich probiere es mal aus“. So voll der gute: „Ja, ich brauche gar keine, keinen Therapist mehr“. Und es ist ja sowieso schwierig, Therapie zu bekommen. Blabla. Klar, oder? Aber auch Freundschaften, Verbindungen, ähm, auch romantische Verbindungen. Also da gibt’s mittlerweile ja zu Hauf Beispiele, wo sich Menschen, wo Menschen echte Gefühle entwickeln. Und dann ist man so: „Ja, wie kann das passieren?“ Natürlich, das ist total menschlich, weil es– Also probiert es einfach mal. Und wenn man in einer verletzlichen Lage ist, wo man einfach so: „Ja, ich– Wir suchen alle nach Liebe und Anerkennung und Aufmerksamkeit“. Und wenn mir dieser Charakter irgendwie jeden Tag – ich spreche mit dem jeden Tag –
01:12:02,921 –> 01:12:12,281 [Monika Jiang]
klar, verbindet sich dann irgendwie was Tieferes. So, und das ist schon sehr gefährlich. Und [Tiefes einatmen] ja, ich denke da viel drüber nach. [Lachen]
01:12:12,281 –> 01:12:14,521 [Speaker 1]
Vielleicht ist es so ein bisschen wie
01:12:14,521 –> 01:12:18,281 [Speaker 1]
handcrafted, dass es irgendwann wieder was wert ist.
01:12:18,281 –> 01:12:18,741 [Monika Jiang]
Mmm.
01:12:18,741 –> 01:12:25,521 [Speaker 1]
Also die echte Beziehung zu einem echten Menschen, von einem echten Menschen gekocht, geschrieben, äh, gesprochen.
01:12:25,521 –> 01:13:00,510 [Monika Jiang]
Das hoffe ich. Das hoffe ich sehr. [Lachen] Das hoffe ich sehr. Das ist auch mein, ähm, ja, das ist mein Wunsch, ne? Also, gar nicht die Technologie jetzt irgendwie abzuschaffen und zu sagen, wir müssen jetzt alle zurück in unser eigenes Gemüse anbauen oder so. Also ich finde das auch super, wenn man das kann. Ich könnte das nicht, aber er. Ähm, aber, ne, gleichzeitig sagen: „Ja, wir wollen diesen Fortschritt, aber lass uns doch auch-Und moralisch überlegen, was sollten wir denn tun, was sollten wir nicht tun? Und wie können wir aufeinander achten in diesem Prozess? Wie können wir vor allem auf die achten, die sowieso schon
01:13:00,510 –> 01:13:26,389 [Monika Jiang]
marginalisiert sind oder Verletzbare oder Unwissende oder nicht nur junge Menschen, aber zum Beispiel auch Teenager, Kinder. Also die sollten einfach nichts mit künstlerischer Intelligenz zu tun haben eigentlich, also dem in Anführungsstrichen ausgesetzt sein. Und Erwachsenen sind natürlich auch nicht viel besser, aber da ist schon dann, da müssen wir irgendwie gemeinsam, finde ich,
01:13:26,389 –> 01:13:32,469 [Monika Jiang]
ja dafür einstehen, weil wir einfach nicht uns darauf vertrauen können natürlich, dass die
01:13:32,469 –> 01:13:39,169 [Monika Jiang]
großen Big Tech Unternehmen und
01:13:39,169 –> 01:13:45,989 [Monika Jiang]
Führungskräfte dort oben irgendwas dagegen machen. Also sicherlich nicht. Das ist ein super Business.
01:13:45,989 –> 01:13:58,009 [Speaker 1]
Ja, vielleicht dafür einstehen bedeutet auch nicht, dagegen zu sein, sondern dafür einstehen bedeutet einfach wieder die echte Verbindung zu unseren Nachbarinnen, Freundinnen wieder zu suchen und aufzubauen.
01:13:58,009 –> 01:13:58,690 [Monika Jiang]
Total.
01:13:58,690 –> 01:14:00,029 [Speaker 1]
Man muss ja nicht gegen etwas sein.
01:14:00,029 –> 01:14:07,989 [Monika Jiang]
Absolut. Und es kann sich auch sehr schön ergänzen, dass man sagt: „Okay, ich bin 16. Wir machen gemeinsam ein Pet-Überteil.
01:14:07,989 –> 01:14:11,469 [Monika Jiang]
Genau. Ich weiß nicht, wie
01:14:11,469 –> 01:14:28,089 [Monika Jiang]
soll ich jetzt einen Jungen ansprechen, den ich mag? Churchy, bitte hallo? Wie würdest du das machen? Hier ist die Situation, gib mir mal ein paar Tipps. Das ist ja in Ordnung. Und das aber dann auch zu tun in der echten Welt und dann auch echte Erfahrungen zu machen und sich nicht so
01:14:28,089 –> 01:14:34,329 [Monika Jiang]
zu verstecken, was natürlich sehr einfach geht, auch in dieser digitalen Welt.
01:14:34,329 –> 01:14:44,749 [Speaker 1]
Ich muss zugeben, ich habe mich gerade leicht ertappt gefühlt, als du gesagt hast, wir wollen dir dann auch eigene Perspektiven noch mitgeben. „ah ja, das kenne ich und so.
01:14:44,749 –> 01:14:46,949 [Speaker 1]
Ich habe das
01:14:46,949 –> 01:15:03,849 [Speaker 1]
bei der Ausbildung in der Telefonseelsorge auch gespürt bei mir selbst, dass ich, wenn Leute anriefen, ich dann schnell verneigt und war zu sagen: „Ja, das kenne ich. Und uns wird verboten, das zu machen, ganz aktiv. Wir verlernen das richtig.
01:15:03,849 –> 01:15:16,869 [Speaker 1]
Und einfach die Stille auch zu ertragen. Und das ist so unangenehm, wenn man das nicht geübt ist, es auszuhalten, wenn gerade nichts funkt, nichts sendet. Also einfach Stille.
01:15:16,869 –> 01:15:32,609 [Speaker 1]
Und das Interessante ist, und das haben die uns halt versprochen in der Ausbildung, der Anrufer oder die Anruferin wird immer irgendwann anfangen zu sprechen, weil der das genauso awkward findet. Und das ist eigentlich ein Tanz.
01:15:32,609 –> 01:15:35,929 [Speaker 1]
Du bietest nur die Bühne,
01:15:35,929 –> 01:15:41,669 [Speaker 1]
aber tanzen muss derjenige, der anruft. Und
01:15:41,669 –> 01:15:54,449 [Speaker 1]
du kannst dann quasi diese Stille überbrücken, indem du zum Beispiel mit Papier raschelst oder einen Stift kurz droppen lässt, damit dein Gegenüber spürt, da ist noch jemand und hört zu.
01:15:54,449 –> 01:16:06,769 [Speaker 1]
Und das sind dann echt schöne Übungen auch, die wir dann im Zweier-Gespräch dann auch gemacht haben, dass das geht. Man kann das lernen. Man kann stille aushalten
01:16:06,769 –> 01:16:10,369 [Speaker 1]
lernen, man kann sie auch aushalten, man kann sie auch genießen.
01:16:10,369 –> 01:16:20,529 [Speaker 1]
Plötzlich sieht man die Augenbrauen des Gegenübers, wenn man sich gegenüber sitzt und sieht dann Dinge, die man vorher einfach nicht mitbekam.
01:16:20,529 –> 01:16:23,829 [Speaker 1]
Und der zweite Tipp, den wir lernten, war:
01:16:23,829 –> 01:16:34,929 [Speaker 1]
Jeder Ratschlag ist auch ein Schlag. Wow. Also Tipps geben, wenn schon jemand alles versucht hat, also Freunde anrufen, Polizei anrufen, was auch immer, ist halt falsch.
01:16:34,929 –> 01:16:39,589 [Monika Jiang]
Ja. Also dieser Impuls, helfen zu wollen in dem Moment.
01:16:39,589 –> 01:16:40,469 [Speaker 1]
Ist ja menschlich auch.
01:16:40,469 –> 01:16:50,149 [Monika Jiang]
Ist total menschlich und ist auch schön. Und gleichzeitig auch zu wissen: „Okay, vielleicht die Art und Weise, wie ich jetzt helfen möchte, ist gerade nicht hilfreich.
01:16:50,149 –> 01:16:53,049 [Speaker 1]
Vielleicht nicht. Und am Telefon sowieso sehr abgeschränkt.
01:16:53,049 –> 01:16:56,069 [Monika Jiang]
Das stimmt, ja.
01:16:56,069 –> 01:17:11,069 [Monika Jiang]
Und total schön, mit der Stille das zu üben wieder und auch eben da auch in die Stille reinzuhören und zu sagen: „Was wird gerade nicht verbal explizit gesagt, aber was will gehört werden?
01:17:11,069 –> 01:17:13,109 [Monika Jiang]
Manchmal ist da
01:17:13,109 –> 01:17:16,449 [Monika Jiang]
mehr drin als in den Worten, die gewählt werden.
01:17:16,449 –> 01:17:24,789 [Speaker 1]
Als die Corona-Pandemie war, ungefähr in der Zeit, als ich mit meiner Freundin zusammenkam.
01:17:24,789 –> 01:17:32,389 [Speaker 1]
Und wir sind jetzt verheiratet Und ein Kriterium, wo wir beide gemerkt haben, wir sind voreinander geschaffen,
01:17:32,389 –> 01:17:38,149 [Speaker 1]
war, dass wir gemerkt haben, wir können 24 Stunden in der gleichen Wohnung sein,
01:17:38,149 –> 01:17:42,669 [Speaker 1]
ohne uns zu nerven und ohne uns ständig ins Gespräch zu verwickeln.
01:17:42,669 –> 01:17:49,149 [Monika Jiang]
Das ist schon richtig toll. Da ist auch ein sehr wichtiges Kriterium für mich.
01:17:49,149 –> 01:17:50,289 [Speaker 1]
Stelle auch gemeinsam aus.
01:17:50,289 –> 01:17:57,889 [Monika Jiang]
Stelle gemeinsam… Ich finde das total schön. Weil ich bei mir auch dann merke,
01:17:57,889 –> 01:18:08,949 [Monika Jiang]
das ist so ein tiefes Vertrauen und so eine Intimität, dass es Intimität zusammen still sein können.
01:18:08,949 –> 01:18:13,889 [Speaker 1]
Ungefähr in dem Zeitraum, als wir uns kennengelernt haben,
01:18:13,889 –> 01:18:20,109 [Speaker 1]
habe ich einen Improvisationsworkshop für Schauspiel gemacht.
01:18:20,109 –> 01:18:21,869 [Speaker 1]
Und
01:18:21,869 –> 01:18:35,389 [Speaker 1]
ich denke wirklich seitdem darüber nach, weil erst mal das, was ich vorhin meinte mit: Ich schaue mir dieses Problem jetzt bewundernd an und kreise drumherum und massiere das auch irgendwie. Ich versuche, das kurz zu beschreiben.
01:18:35,389 –> 01:18:39,789 [Speaker 1]
Wir waren neun Menschen in diesem Impro-Workshop
01:18:39,789 –> 01:19:01,501 [Speaker 1]
und meine Partnerin und ich, wir waren die einzigen mit Behinderungen. Und oft passiert es so, dass man mich kennt im Vorfeld. Diesmal war das nicht so und ich habe das genossen.Ich fand das super, einfach Raoul zu sein und nicht der Herr Krauthausen, der für Inklusion kämpft und so weiter. Und ich habe das aber nicht forciert, sondern ich habe es einfach
01:19:01,501 –> 01:19:05,621 [Speaker 1]
gemerkt, dass das so ist und habe auch nicht gesendet.
01:19:05,621 –> 01:19:15,902 [Speaker 1]
Und dann haben wir diesen Impro-Workshop gemacht und der war auch divers. Wir waren nicht die einzigen mit Vielfaltsmerkmal, aber die einzigen mit Behinderungen.
01:19:15,902 –> 01:19:39,541 [Speaker 1]
Und es wurde auch körperlich, man hat sich auch irgendwie eben Impro gemacht, also auch umarmt oder Hand gehalten oder so. Es war auch das Thema in einem Stück Behinderung, aber ohne so sehr, dass ich dann der Behinderte war oder meine Partnerin, sondern es kam einfach zum Thema. Ich glaube, da ging es Schwangerschaftsabbruch oder so. Und
01:19:39,541 –> 01:19:42,581 [Speaker 1]
nach diesen drei Tagen
01:19:42,581 –> 01:19:46,721 [Speaker 1]
kam mir irgendwann von selbst die Frage:
01:19:46,721 –> 01:19:53,001 [Speaker 1]
Wie war das eigentlich für die anderen? So zum ersten Mal mit einem behinderten Menschen
01:19:53,001 –> 01:20:03,121 [Speaker 1]
Körperkontakt zu haben, vielleicht, oder in einem Raum zu sein, wo das Thema ist: War das für die nur drei Sekunden komisch oder war das drei Tage komisch?
01:20:03,121 –> 01:20:07,401 [Speaker 1]
Was waren ihre ersten Fragen? Ihre Berührungsängste?
01:20:07,401 –> 01:20:17,981 [Speaker 1]
Körperlich sehen wir anders aus. Die einen stehen, die anderen sitzen. Also ich hätte mir vorstellen können, dass man da viele Fragen hat, aber ich weiß auch, ich kann sie nicht fragen
01:20:17,981 –> 01:20:20,001 [Speaker 1]
wegen der Filter,
01:20:20,001 –> 01:20:24,981 [Speaker 1]
die man quasi hat. Und da habe ich das einer Freundin erzählt,
01:20:24,981 –> 01:20:41,461 [Speaker 1]
die Psychologin ist und die fragte mich zurück: „Warum willst du das wissen? Und ich verstehe diese Rückfrage, aber ich bin nicht sicher, ob ich jetzt derjenige bin, der an sich arbeiten muss, um diese Frage nicht zu haben,
01:20:41,461 –> 01:20:49,361 [Speaker 1]
ob es nicht auch mein berechtigtes Interesse und Neugier ist. Und das ist auch diese Einsamkeit, die
01:20:49,361 –> 01:20:51,981 [Speaker 1]
ich versuche zu beschreiben:
01:20:51,981 –> 01:20:58,161 [Speaker 1]
Mit wem rede ich darüber, ohne dass es was mit mir zu tun haben muss?
01:20:58,161 –> 01:21:02,421 [Speaker 1]
Wie kann ich mit dir darüber reden, ohne dass du Filter hast?
01:21:02,421 –> 01:21:10,161 [Speaker 1]
Verstehst du, was ich meine Ja. Seitdem tanze ich dieses Problem. Ich habe keine Antwort, aber ich finde es super faszinierend.
01:21:10,161 –> 01:21:13,001 [Monika Jiang]
Interessant.
01:21:13,001 –> 01:21:16,541 [Monika Jiang]
Warum interessiert dich das? Weil es dich interessiert.
01:21:16,541 –> 01:21:20,861 [Speaker 1]
Ja, ist es nicht grundgenug?
01:21:20,861 –> 01:21:42,401 [Monika Jiang]
Also ja, es ist beides berechtigt, glaube ich. Also das ist eine berechtigte Frage, mir zu sagen: „Ja, warum ist das… „Würde das irgendwie was verändern und so weiter? Das ist irgendwie so eine andere Art, diese Frage zu nehmen und auf der anderen Seite finde ich so: „Ja klar, bist du neugierig? Und ich würde jetzt, und das ist jetzt natürlich eine totale Hypothese, aber
01:21:42,401 –> 01:21:48,061 [Monika Jiang]
wenn ich jetzt eine der Teilnehmerinnen gewesen wäre in dem Impro-Workshop,
01:21:48,061 –> 01:22:03,381 [Monika Jiang]
also Ich hätte es total cool gefunden, einfach gegenseitig zu sagen: „Hey, guck mal, so war das für mich. Und wie war das für dich? Also so kannst du beantworten, musst du auch gar nicht, aber das wäre meine Neugierde. So, wie muss das für dich sein? So,
01:22:03,381 –> 01:22:25,061 [Monika Jiang]
passiert das oft, dass du oder ihr jetzt beide als Paar, dass ihr die einzigen seid in diesem Rahmen, also in einem Workshop wie so was oder einem Event oder was auch immer, wo du jetzt nicht als Sprecher eingeladen bist. Also wie fühlt sich das an? So darüber zu sprechen oder in Austausch zu kommen, zu sagen: „Ja, für mich war es auch das erste Mal oder ich wusste nicht so richtig.
01:22:25,061 –> 01:22:26,721 [Speaker 1]
Oder war mir egal.
01:22:26,721 –> 01:22:34,081 [Monika Jiang]
Oder war mir egal. Ja, total. Das ist ja eigentlich okay. Total. Wie gesagt, ich glaube,
01:22:34,081 –> 01:22:38,161 [Monika Jiang]
da kann sich immer total was öffnen, was unerwartet ist.
01:22:38,161 –> 01:22:41,181 [Speaker 1]
Und das ist aber die Tiefe, nach der wir doch suchen.
01:22:41,181 –> 01:22:58,101 [Monika Jiang]
Also die Wahrheit irgendwie. Ja, genau. Weißt du? Danach suchen wir doch nach etwas Echtem, nach etwas Warem, was sich wahr anfühlt, wo ich sage: „Ja, das war jetzt vielleicht nicht leicht. Das ist vielleicht nicht das, was ich hören wollte, aber es war halt total wahr. Genau. Das ist doch schön.
01:22:58,101 –> 01:23:06,161 [Speaker 1]
Ja, danke. Die Wahrheit. Ja, das ist es. Ein weiterer Baustein, den ich dazu legen kann.
01:23:06,161 –> 01:23:06,541 [Monika Jiang]
Ja.
01:23:06,541 –> 01:23:27,781 [Speaker 1]
Fand ich schön. Wenn wir jetzt, sagen wir mal, in unseren Räumen zurückkehren, keine Ahnung, Arbeitskontext oder Familie oder Freunde oder meinetwegen Yogakurs. Was können wir denn tun, dieses Gefühl der Einsamkeit der anderen oder auch unserer eigenen,
01:23:27,781 –> 01:23:31,801 [Speaker 1]
leichter damit umzugehen, ohne es zu lösen.
01:23:31,801 –> 01:23:37,081 [Monika Jiang]
Vielleicht einfach… Genau. Ohne es zu lösen. Das ist ein wichtiger Zusatz
01:23:37,081 –> 01:23:50,201 [Monika Jiang]
in dieser lösungsfokussierten Gesellschaft. Ja, was können wir tun? Ich glaube, was ganz Kleines, Wichtiges: Wir können uns wieder sehen. Also
01:23:50,201 –> 01:23:56,941 [Monika Jiang]
dieses: „Ich möchte gesehen werden, ich möchte in meiner, wirklich in meiner Existenz,
01:23:56,941 –> 01:24:09,321 [Monika Jiang]
wie sagt man, erkannt werden, also acknowledged werden, also gesehen werden auf diese Art und Weise. Das können wir tun, indem wir ein bisschen mehr auf links und rechts und vorne und hinten achten.
01:24:09,321 –> 01:24:17,521 [Monika Jiang]
Und zwar auf alle, die um uns herum sind, ob wir die jetzt kennen oder nicht,
01:24:17,521 –> 01:24:41,781 [Monika Jiang]
aber uns wieder ein bisschen mehr zuwenden, ein Lächeln schenken. Überhaupt Augenkontakt zu haben, ist auch schon mal was Schönes, mit fremden Füllen strichen und nicht die ganze Zeit aufs Handy zu schauen. Ich bin genau diese Person, die das hört. Talking about me. Ja, talking about myself. Aber wirklich, einander sehen, ein Lächeln.
01:24:41,781 –> 01:24:46,121 [Monika Jiang]
Hallo sagen. Also das ist immer so ein bisschen dieses…
01:24:46,121 –> 01:25:05,177 [Monika Jiang]
Im Yoga… Ich war heute Morgen beim Yoga, aber es ist so witzig. Wir gehen da hin, Yogakurs, die Idee von „Ich tue was Gutes für mein Körper und Bewusstsein und so weiter, aber so was ganz Normales, Natürliches, einfach allen anderen Teilnehmerinnen irgendwie zu Hallo zu sagen oder Guten Morgen oder was auch immer.Ja, es passiert so selten.
01:25:05,177 –> 01:25:07,237 [Speaker 1]
Wirklich? Ja, gerade da.
01:25:07,237 –> 01:25:14,897 [Monika Jiang]
Gerade da. Und du denkst so achtzehn. Du kannst gerne mal.
01:25:14,897 –> 01:25:21,238 [Monika Jiang]
Ja, und da denke ich mir so okay, wenn wir das. Also was heißt, nicht mal in diesen Räumen, aber jetzt da nicht schaffen.
01:25:21,238 –> 01:25:26,797 [Speaker 1]
So, aber liegt es daran, weil so eine Art Fitnessstudio Atmosphäre ist, so wie Urban Sports Club und da hast du hier ein Ticket.
01:25:26,797 –> 01:25:45,178 [Monika Jiang]
Nee, es liegt einfach daran, dass es liegt an, ich sag mal an uns. Ich will nicht sagen, an den anderen. Ich will sagen, an uns. Dass man einfach so. Nee, ich gehe da rein, ich mache das so, ich hake das ab. Das ist jetzt nur für mich. Zack, zack. Okay, ciao. So, man sagt natürlich Hallo zur Yogalehrerin, aber so untereinander, das ist da auch. Jetzt bin ich irgendwie so ein bisschen abgehoben. Aber das ist so ein Beispiel.
01:25:45,178 –> 01:25:45,557 [Speaker 1]
Aktiv.
01:25:45,557 –> 01:25:47,678 [Monika Jiang]
Wenn ihr das aufnehmt. Ja, ich mache das mittlerweile.
01:25:47,678 –> 01:25:48,818 [Speaker 1]
Und was passiert dann?
01:25:48,818 –> 01:26:14,197 [Monika Jiang]
Es freuen sich natürlich alle und sagen Hallo zurück. Also klar, es ist immer so, wenn man selbst irgendwie jemand. Das ist bestimmt die Erfahrung, die viele. Also wenn ihr das macht oder eine Rückfrage zu stellen oder irgendwie beim Kaffee oder was auch immer man konsumieren muss, dann zu sagen, noch ein Satz oder eine Frage oder ein Kommentar zum Wetter, warum denn nicht? Also das Wetter ist ja auch gerade irgendwie
01:26:14,197 –> 01:26:16,057 [Monika Jiang]
kein Thema.
01:26:16,057 –> 01:26:19,437 [Monika Jiang]
Ist auch nicht schlecht.
01:26:19,437 –> 01:26:45,097 [Monika Jiang]
Oder ein Kompliment zu machen, das auch einfach so mir keine Ahnung. Mir gefällt deine Brille so gut aus. Ja, muss man nicht immer gleich denken. Oh Gott. Und dann? Was denken die? Okay, es ist nicht so dramatisch. Dieses Fahrrad ist schön, oder was auch immer. Es baut sofort so eine kleine Verbindung oder so eine Leichtigkeit. Und das können wir alle tun, uns mehr wahrnehmen.
01:26:45,097 –> 01:26:47,577 [Monika Jiang]
Und das andere,
01:26:47,577 –> 01:26:59,397 [Monika Jiang]
und das gilt natürlich auch vor allem mit Menschen jetzt. Ich denke natürlich sehr in dem Berlin Kontext, aber auch Menschen, die auf der Straße leben oder die zehnte Person, die irgendwie in der U acht kommt und fragt.
01:26:59,397 –> 01:27:19,757 [Monika Jiang]
Also das ist das Mindeste, was wir machen können, ist halt zu sagen, okay, ich schaue diese Person an und sage, sorry, ich habe irgendwie also heute nicht nichts für dich zu geben oder dieses Magazin zu kaufen oder was auch immer. Ein Lächeln, fertig. Ich sage nicht, dass wir es immer machen, aber das ist doch das Mindeste.
01:27:19,757 –> 01:27:30,037 [Speaker 1]
Das ist schön, dass du das sagst. Nicht, dass man das immer macht, aber sich einfach jedes Mal darüber klar zu sein, du hättest es auch machen können, es hätte dir keinen Zacken aus der Krone gebrochen.
01:27:30,037 –> 01:27:37,717 [Monika Jiang]
Total. Und ich hatte auch schon, also das kennen bestimmt auch viele andere Menschen, aber also wirklich
01:27:37,717 –> 01:27:43,957 [Monika Jiang]
schöne Interaktionen auch mit. Es sind alles Menschen und da müssen wir anfangen und
01:27:43,957 –> 01:27:48,777 [Monika Jiang]
nicht sozusagen immer dieses die anderen immer gleich so extrem
01:27:48,777 –> 01:28:05,097 [Monika Jiang]
zeichnen und sozusagen auf die andere Seite stellen. Wir sind alle um uns herum, wir können hier anfangen. Und das zweite ist das Thema einfach. Also Einsamkeit, sich alleine fühlen. Wann hast du dich das letzte mal einsam gefühlt oder alleine gefühlt oder
01:28:05,097 –> 01:28:16,957 [Monika Jiang]
nicht gesehen? Das einfach in die eigenen Kreise ein bisschen zu bringen, weil das total faszinierend ist, was da ja bei rumkommen könnte oder was da geteilt wird.
01:28:16,957 –> 01:28:18,577 [Speaker 1]
Sehr tiefe Frage.
01:28:18,577 –> 01:28:19,657 [Monika Jiang]
Ja.
01:28:19,657 –> 01:28:22,617 [Speaker 1]
Ich stelle gerne die Frage, was war dein Lieblingsessen als Kind?
01:28:22,617 –> 01:28:24,437 [Monika Jiang]
Das finde ich auch schön.
01:28:24,437 –> 01:28:27,977 [Monika Jiang]
Da kommt auch ganz viel, oder? Also würde bei mir jetzt auch so klar.
01:28:27,977 –> 01:28:30,097 [Speaker 1]
Pommes mit Fischtürchen.
01:28:30,097 –> 01:28:32,277 [Monika Jiang]
Was sonst?
01:28:32,277 –> 01:28:37,817 [Monika Jiang]
Ne, total. Also da eben, das ist so eine Form.
01:28:37,817 –> 01:28:38,817 [Monika Jiang]
Ja genau. Tiefe.
01:28:38,817 –> 01:28:40,457 [Speaker 1]
Und
01:28:40,457 –> 01:28:44,457 [Speaker 1]
wo man sich auch daran erinnert, vielleicht das die mit den Fruchtzwergen.
01:28:44,457 –> 01:28:50,537 [Monika Jiang]
Fruchtzwerge eis beste. Es war einfach. Es ist. Ich weiß, zucker egal.
01:28:50,537 –> 01:28:52,277 [Speaker 1]
Habe ich öfter in den Kühlschrank gestellt.
01:28:52,277 –> 01:29:01,737 [Monika Jiang]
Wirklich einfach diese, diese geniale Idee. Einfach mit diesem Stick und dann einfach Eis selber. Also absolut toll. Ja,
01:29:01,737 –> 01:29:08,757 [Monika Jiang]
ich hoffe, Fruchtzweige sponsert dann bei uns für diesen Shout out.
01:29:08,757 –> 01:29:16,657 [Speaker 1]
Ich versuche mal den Bogen. In meiner Arbeit höre ich sehr oft die Floskel, wir müssen die Barrieren in den Köpfen senken.
01:29:16,657 –> 01:29:35,337 [Speaker 1]
Und das ist so eine Floskel, die sagt man so. Das wäre übrigens auch der Ted Talk gewesen, den ich halten wollte. Aber dann war Trump und dann war ich wütend. Aber diese Barrieren in den Köpfen senken ist so eine Floskel, die sagt man. Alle nicken und alle klatschen. Aber es hat auch magisches Denken, weil es quasi
01:29:35,337 –> 01:29:56,937 [Speaker 1]
konsequenzlos bleibt. Wenn wir jetzt dieses Studio verlassen, was sollen wir denn tun? Wie senke ich denn jetzt Barrieren in Köpfen? Und in meiner Arbeit als Aktivist ist mir aufgefallen, es geht gar nicht um die Barrieren im Kopf, sondern es geht um die Begegnung. Es geht den Impro Workshop, wo du miteinander einfach nicht die Option hast,
01:29:56,937 –> 01:30:10,337 [Speaker 1]
darf der andere auch hier sein oder nicht? Und das zu moderieren, das auszuhalten, zu akzeptieren, das ist doch das, was den Unterschied macht, auch Einsamkeit lösen könnte
01:30:10,337 –> 01:30:11,657 [Speaker 1]
oder zumindest behandeln könnte.
01:30:11,657 –> 01:30:12,437 [Monika Jiang]
Absolut.
01:30:12,437 –> 01:30:22,917 [Speaker 1]
Ja. Und wenn Politikerinnen sagen, wir gönnen ein Einsamkeitsministerium, die Zivilgesellschaft ist in der Verantwortung, bla, das ist alles magisches Denken.
01:30:22,917 –> 01:30:41,217 [Monika Jiang]
Das ist absolut. Und das ist genau diese Verbindung wieder auch zur Sprache und so dieses na ja, das muss halt dann passieren. Wie genau das wird dann irgendwie so sein? Jemand, etwas, irgendwann?
01:30:41,217 –> 01:31:13,593 [Monika Jiang]
Ja, absolut. Dabei könnte es. Genau. Und ich stimme da natürlich absolut mit ein. Und dritte Orte oder andere Impro Workshops. Super Beispiel, wo man sich nicht entziehen kann in einer Welt, wo man sich ja alles andere schon so im besten Falle schon so kuratiert und schon so hinlegt, dass es einem selbst irgendwie passt. Also das ist auch das, was man so verlernt hat. Das sind aber nicht meine Leute, da möchte ich nicht hingehen oder das ist nicht nach meinem Geschmack, dann ist es schon.Da– Eigentlich ist es dann nichts für mich.
01:31:13,593 –> 01:31:15,193 [Speaker 1]
Genau.
01:31:15,193 –> 01:31:26,233 [Monika Jiang]
Aber dann verpassen wir ja was. Also total viel. Und diese Begegnung, äh, zu schaffen, äh, da absolut, das ist, glaube ich, da, wo sich dann was innendrin
01:31:26,233 –> 01:31:30,613 [Monika Jiang]
vielleicht tatsächlich verändert oder verändern kann. Ja.
01:31:30,613 –> 01:31:34,414 [Speaker 1]
Aber was macht denn so eine Ministerin für Einsamkeit in England?
01:31:34,414 –> 01:32:13,193 [Monika Jiang]
Das, ähm, na ja, die– In England machen die tatsächlich, also in Großbritannien machen die tatsächlich tolle Sachen, muss ich sagen. Ähm, also seit– Die kümmern sich zum Beispiel wirklich um, äh, tatsächlich dritte Orte oder Veranstaltungen, die wirklich sozusagen, hmm, zugänglich sind und offen sind, also nicht, äh, mit kommerziellem Hintergrund oder wo nur Expertinnen hindürfen oder was auch immer. Ähm, und die arbeiten viel eben mit so Non-Profits zusammen und versuchen, dieses Nachbarschaftsgefühl, zum Beispiel, also Begegnung in der Nachbarschaft, äh, so wirklich dieses Begegnung auf dem
01:32:13,193 –> 01:32:27,153 [Monika Jiang]
sehr lokalen, äh, auf einer sehr lokalen Ebene, das auch wiederherzustellen. Also die verstehen sich, habe ich auch wirklich eher so als, okay, wir geben den Raum, wir geben hoffentlich auch Geld, [lacht] finanzielle Mittel natürlich
01:32:27,153 –> 01:32:36,713 [Monika Jiang]
und verbinden dann wiederum unterschiedliche Akteure, Akteurinnen. Äh, also, das muss schon so ein sehr…
01:32:36,713 –> 01:32:47,973 [Monika Jiang]
Es wäre schön, wenn jeder irgendwie sich so einen Teil fühlt von: „Ich könnte was beitragen, was Kleines, um diesem Thema, äh, ein bisschen Aufmerksamkeit zu schenken.“
01:32:47,973 –> 01:32:53,393 [Speaker 1]
Vielleicht fehlt auch so ein bisschen so ein Thema, das sich durch diesen Podcast ehrlich gesagt auch zieht.
01:32:53,393 –> 01:32:53,753 [Monika Jiang]
Mhm.
01:32:53,753 –> 01:32:55,313 [Speaker 1]
Ein Gefühl von Selbstwirksamkeit.
01:32:55,313 –> 01:32:56,273 [Monika Jiang]
Ja.
01:32:56,273 –> 01:33:00,553 [Speaker 1]
Also in meiner Straße kann ich etwas verändern,
01:33:00,553 –> 01:33:02,413 [Speaker 1]
jemanden kennenlernen vielleicht auch.
01:33:02,413 –> 01:33:02,933 [Monika Jiang]
Ja.
01:33:02,933 –> 01:33:15,493 [Speaker 1]
Aber wir haben uns ja so disconnectet, auch nicht nur zueinander, sondern auch, wir fühlen uns nicht mehr verantwortlich für unsere Straße. Und, ähm, dann werfen wir halt den Sperrmüll vors Haus.
01:33:15,493 –> 01:33:16,793 [Monika Jiang]
[lacht] Ja.
01:33:16,793 –> 01:33:17,773 [Speaker 1]
Ja, also ist ja so.
01:33:17,773 –> 01:33:19,533 [Monika Jiang]
Ich lebe in Neukölln. Ich kanns verstehen. [lacht]
01:33:19,533 –> 01:33:23,533 [Speaker 1]
Ich habs auch gemacht. Ja, also…
01:33:23,533 –> 01:33:46,713 [Speaker 1]
Aber, also wir glauben– Das ist ja auch nachvollziehbar, weil es gibt dafür Strukturen und Prozesse und dann kommt die Müllabfuhr und was auch immer. Ähm, und das ist ja auch richtig, dass bestimmte Dinge geregelt sind. Aber irgendwo haben wir dann doch die Verantwortung verloren für uns. Also wenn ich ’n Graffiti an meiner Hauswand sehen würde, ich dürfte sie wahrscheinlich nicht neu streichen.
01:33:46,713 –> 01:33:48,273 [Monika Jiang]
Mhm.
01:33:48,273 –> 01:33:50,073 [Speaker 1]
Mir werden ja auch Dinge verboten.
01:33:50,073 –> 01:33:51,313 [Monika Jiang]
Das stimmt.
01:33:51,313 –> 01:33:56,473 [Speaker 1]
Also uns fehlt auch die Beinfreiheit, ohne gleich im halben Bein im Gefängnis zu sitzen.
01:33:56,473 –> 01:33:58,213 [Monika Jiang]
Mhm.
01:33:58,213 –> 01:34:04,013 [Monika Jiang]
Ja, das ist ’ne Selbstwirksamkeit, wie du sagst. Das ist, ähm,
01:34:04,013 –> 01:34:18,053 [Monika Jiang]
das ist auch so ein Ding, absolut. Weil wir– Ich hab auch immer das Gefühl, es ist so ’n– heutzutage ist es halt normal, dass man so viel konsumiert und so viel passiv ist und das ist alles irgendwie so, ja, wird schon sich irgendwie…
01:34:18,053 –> 01:34:18,833 [Speaker 1]
Mhm.
01:34:18,833 –> 01:34:24,033 [Monika Jiang]
Auch das, ne, ähnliche Narrative, aber von der anderen Seite so. Es wird sich schon, irgendjemand wird das schon machen.
01:34:24,033 –> 01:34:24,053 [Speaker 1]
Mhm.
01:34:24,053 –> 01:34:29,353 [Monika Jiang]
Wenn ich das nicht mach, ach, ich schau einfach auf die andere Seite, so. Ähm-
01:34:29,353 –> 01:34:30,793 [Speaker 1]
Ja, oder auch aus Angst-
01:34:30,793 –> 01:34:31,493 [Monika Jiang]
Oder auch aus Angst, ja.
01:34:31,493 –> 01:34:32,853 [Speaker 1]
-das falsch zu machen, wenn ich’s mach.
01:34:32,853 –> 01:34:36,313 [Monika Jiang]
Ja, genau. Aus Angst oder nicht wissen oder wie jetzt genau.
01:34:36,313 –> 01:34:36,333 [Speaker 1]
Genau.
01:34:36,333 –> 01:35:27,893 [Monika Jiang]
Oder eben auch, das alleine zu tun. Anstatt zu sagen: Ja, okay, wir sind alle selbst wirksam und das bedeutet auch nicht zwingend, dass ich jetzt als Einzelperson das komplett, ne, alleine irgendwie stemmen muss, sondern ich könnte auch einfach dann eben meine NachbarInnen fragen oder jemand, der irgendwie auch so: „Hey, hast du das auch gesehen? Wollen wir irgendwie was da, dafür tun?“ Und das passiert natürlich auch, also mit der Begrünung und diesen kleinen, ne, also so… Es gibt auch viel, ähm, was jetzt, äh, von der Zivilgesellschaft, sage ich mal, von uns, äh, wieder in die Hand genommen wird, weil man so merkt: „Okay, es passiert sonst nichts, wir können was machen.“ Und gleichzeitig finde ich das schon auch wichtig, so als Botschaft, zu sagen: „So, auch die ganz kleinen, es sind oft die ganz kleinen Dinge, die vielleicht, ja, jedem, jemandem was Gutes tun können. Mehr als wir denken, mehr als wir,
01:35:27,893 –> 01:35:40,353 [Monika Jiang]
mehr als wir denken.“ Ne? Den Tag irgendwie ein bisschen leichter oder schöner oder, ja, weniger schwer, weniger alleine. Äh, und das ist es doch schon total wert.
01:35:40,353 –> 01:35:47,413 [Speaker 1]
Jetzt haben wir aber ein kleines Dilemma, ne? Du machst diese Onedness-Workshops, ähm, wo die Leute hingehen, weil sie das Thema interessiert.
01:35:47,413 –> 01:35:48,033 [Monika Jiang]
Mhm.
01:35:48,033 –> 01:35:50,773 [Speaker 1]
Aber wie erreichen wir denn jene,
01:35:50,773 –> 01:35:53,553 [Speaker 1]
die gar nicht wissen, dass es auch ihr Thema sein könnte?
01:35:53,553 –> 01:35:57,593 [Monika Jiang]
Wenn du dazu ’ne Antwort hast, dann sag mir Bescheid. [lacht] Ähm…
01:35:57,593 –> 01:36:15,193 [Speaker 1]
Weil, also anderes Beispiel, ähm, wenn Die Grünen als Partei eine Veranstaltung machen, dann heißt es ganz schnell: das ökologische Fest, das inklusive Fest, das Fest für Vielfalt, das Fest für alle. Und da kommen ja dann auch nur die, die bereits bekehrt sind.
01:36:15,193 –> 01:36:18,733 [Monika Jiang]
Ja, absolut. Ähm,
01:36:18,733 –> 01:36:34,993 [Monika Jiang]
gutes Beispiel. Ich würde sagen, bei Einsamkeit ist, ist halt schon noch so ’n Spektrum, ne, irgendwie von: Wie alleine, also wie steht man zu diesem Thema, zu dem Gefühl, zu dieser Erfahrung? Ähm, da ist irgendwie noch viel so Raum. Ähm,
01:36:34,993 –> 01:36:58,633 [Monika Jiang]
aber klar, man muss natürlich schon auch in der Sprache und die Art und Weise, wie ich, wie ich jetzt ganz persönlich dieses Thema angehe, ist, das ist mir auch bewusst. Ähm, damit habe ich auch immer so ’nen innerlichen, also dieses Dilemma spüre ich sehr. Äh, ist mir schon bewusst, dass ich eine bestimmte Gruppe natürlich anspreche und auch damit viele nicht anspreche oder sich viele nicht angesprochen fühlen. Ähm,
01:36:58,633 –> 01:37:05,973 [Monika Jiang]
und damit muss ich, glaube ich, leben [lacht leise] für diesen Moment, weil ich schon
01:37:05,973 –> 01:37:32,793 [Monika Jiang]
glaub– obwohl man dieses Thema jetzt über, also mehr und mehr hört, sieht und es langsam so in die Öffentlichkeit auch tritt-Immer mehr verstanden wird oder mehr Offenheit zumindest da ist. Ich glaube, das wird noch dauern, dass es sich so wirklich in Anführungsstrichen in dem Mainstream drin ist oder dass es auch als gesellschaftliches, gesellschaftspolitisches Thema
01:37:32,793 –> 01:37:37,053 [Monika Jiang]
und persönliches Thema verstanden wird. Dass man
01:37:37,053 –> 01:37:40,434 [Monika Jiang]
eben auch die Menschen erreicht, die
01:37:40,434 –> 01:37:43,453 [Monika Jiang]
jetzt erstmal noch gar nicht
01:37:43,453 –> 01:37:50,873 [Monika Jiang]
sich nicht dazu gehörig fühlen, sagen sie: „Das hat mit mir nichts zu tun oder da fühle ich mich jetzt nicht angesprochen.
01:37:50,873 –> 01:38:00,274 [Monika Jiang]
Und da bin ich wiederum sehr froh, dass ich natürlich nicht die einzige Person bin auf diesem Planeten, die alleine jetzt diese Arbeit tut. Ich mache es halt auf meine Art und Weise und
01:38:00,274 –> 01:38:04,493 [Monika Jiang]
denke da auch viel drüber nach: „Was ist mein Teil? Was ist mein Beitrag? Also
01:38:04,493 –> 01:38:16,793 [Monika Jiang]
was ist das, was auch wirksam ist, was ich auch tun kann? Und was ist das, was andere in Organisation, mit einer Nonprofit, mit einer Initiative, Netzwerk, was auch immer,
01:38:16,793 –> 01:38:30,593 [Monika Jiang]
viel wirksamer machen können? Vielleicht auch mit einer App, vielleicht auch mit einem anderen sozialen Netz. Also das schließe ich gar nicht aus. Aber unterschiedliche Lösungs-oder Lösungsansätze, sag ich mal, oder Herangehensweisen, das ist wichtig.
01:38:30,593 –> 01:38:49,893 [Speaker 1]
Inwieweit kommt das Thema Behinderung in deiner Arbeit vor? Weil behinderte Menschen sind ja statistisch gesehen, gerade Menschen mit sogenannten Lernbehinderungen, habe ich gestern erst gelesen, oder geistigen Behinderungen, sind statistisch gesehen auch sehr stark, stärker von Einsamkeit betroffen, weil man ihnen nicht glaubt, nicht zuhört, sie nicht trifft.
01:38:49,893 –> 01:39:12,573 [Monika Jiang]
Ja, absolut. Ist ja auch gesellschaftlich. Da fehlt wieder die Begegnung. Also für mich, sage ich jetzt auch mal ganz offen, ich habe das noch nicht… Also ich habe keine Menschen mit Behinderungen gehabt in meinen Workshops. Also es ist noch nicht präsent bisher.
01:39:12,573 –> 01:39:14,553 [Speaker 1]
Und in deinem Bekannten-oder Freundeskreis?
01:39:14,553 –> 01:39:15,853 [Monika Jiang]
Auch nicht wirklich.
01:39:15,853 –> 01:39:18,493 [Speaker 1]
Das ist interessant, ne? Ja.
01:39:18,493 –> 01:39:26,973 [Speaker 1]
Ich musste mir die auch erarbeiten, die Freundschaften. Die fielen auch bei mir nicht vom Himmel.
01:39:26,973 –> 01:39:28,453 [Monika Jiang]
Was
01:39:28,453 –> 01:39:30,773 [Monika Jiang]
würdest du sagen, woran liegt das?
01:39:30,773 –> 01:39:42,813 [Speaker 1]
Ich glaube, weil die Orte der Begegnung nicht stattfinden, also nicht existieren. Sonderschulen, Sonderheime, Sonderfahrdienste, Tanzgruppen, Theatergruppen. Und immer in Gruppen, aber nicht als Individuen lernen wir sie kennen.
01:39:42,813 –> 01:39:45,413 [Monika Jiang]
Ja. Und das stimmt.
01:39:45,413 –> 01:39:49,513 [Speaker 1]
Wie Touristen. Man lernt auch Touristen zu kennen.
01:39:49,513 –> 01:39:53,153 [Monika Jiang]
Ja, weil ich erinnere mich an…
01:39:53,153 –> 01:39:57,373 [Monika Jiang]
Du hast das gesagt, also nicht in dem
01:39:57,373 –> 01:40:03,853 [Monika Jiang]
Tedx-Kontext. Also Begegnung und Berührung und dieses,
01:40:03,853 –> 01:40:10,293 [Monika Jiang]
dass Menschen wie ich jetzt, die keine… Na ja, okay, ein, zwei, aber
01:40:10,293 –> 01:40:29,433 [Monika Jiang]
wenig oder fast keine Berührung oder Freundinnen habe mit Behinderung, dass sofort sich in meinem Bewusstsein sich so ein riesen Berg an Fragen und Unsicherheiten und irgendwie so: „Okay, aber wie muss ich… Wie verhalte ich mich jetzt korrekt?
01:40:29,433 –> 01:40:32,793 [Monika Jiang]
Und es wird irgendwie so was Konstruiert.
01:40:32,793 –> 01:40:35,193 [Speaker 1]
Aber als du uns begegnet bist, hattest du diese Fragen?
01:40:35,193 –> 01:40:37,173 [Monika Jiang]
Nein, total. Gar nicht.
01:40:37,173 –> 01:40:38,173 [Speaker 1]
Ist ja abgefahren.
01:40:38,173 –> 01:40:50,353 [Monika Jiang]
Ja, genau. Aber das ist, dass man in dem Kopf, also in dem Denken, dieses riesige Szenario aufbaut, von wegen: „Wie bin ich jetzt ein Mensch dem anderen Menschen gegenüber?
01:40:50,353 –> 01:40:58,653 [Monika Jiang]
Aber dass das halt sehr so eben konstruiert ist und so verkompliziert und dass man in der eigentlichen Begegnung das alles abfettet und man überhaupt gar nicht drüber nachdenkt.
01:40:58,653 –> 01:40:58,893 [Speaker 1]
Genau.
01:40:58,893 –> 01:41:04,413 [Monika Jiang]
So: „Ja, hallo. Wir sprechen dieselbe Sprache.
01:41:04,413 –> 01:41:07,653 [Speaker 1]
Und wenn wir das als Kinder gelernt hätten, dann wäre das ja viel leichter.
01:41:07,653 –> 01:41:09,593 [Monika Jiang]
Total. Absolut.
01:41:09,593 –> 01:41:11,153 [Speaker 1]
Und daher kommt diese Entfremdung.
01:41:11,153 –> 01:41:21,873 [Monika Jiang]
Ja, und dass das auch bleibt, dass das Bestehen bleibt. Genau. Dass man sagt, das ist Teil von unserem gemeinsamen Leben und nicht dieses eben sehr:
01:41:21,873 –> 01:41:27,333 [Monika Jiang]
„Ich in meiner Bubble, du in deiner Bubble. Das muss ja nicht so sein.
01:41:27,333 –> 01:41:30,153 [Speaker 1]
Was ich total schön fand,
01:41:30,153 –> 01:41:36,713 [Speaker 1]
deine Formulierung, dass Einsamkeit auch was Verbindendes hat. Also diese kollektive Erfahrung,
01:41:36,713 –> 01:41:55,433 [Speaker 1]
dass jeder von uns einsam ist oder war und wieder wird. Also das ist ganz normal. Ja. Und das als normal zu akzeptieren, nur die Intensitäten vielleicht unterschiedlich sind oder die Häufung, aber dass man nicht falsch ist, wenn man sich mal einsam fühlt.
01:41:55,433 –> 01:42:01,593 [Speaker 1]
Und das als kollektive Erfahrung zu beschreiben und dann sich darüber auszutauschen,
01:42:01,593 –> 01:42:05,633 [Speaker 1]
das hat mir noch mal geholfen, dass,
01:42:05,633 –> 01:42:09,973 [Speaker 1]
was du wahrscheinlich auch meinst, mit
01:42:09,973 –> 01:42:13,493 [Speaker 1]
relationaler Intelligenz,
01:42:13,493 –> 01:42:18,733 [Speaker 1]
das überhaupt entwässert zu lassen. Du merkst, ich stottere.
01:42:18,733 –> 01:42:27,413 [Monika Jiang]
Nein, aber das ist so schön. Danke dir. Das freut mich sehr, dass das resoniert.
01:42:27,413 –> 01:42:38,113 [Monika Jiang]
Ja, ich hoffe, dass das ein bisschen befreit. Also von diesem „Ja, ist das falsch? Soll das nicht sein? Scham. Wir haben ja drüber gesprochen kurz und
01:42:38,113 –> 01:42:42,533 [Monika Jiang]
dieser Schwere.
01:42:42,533 –> 01:42:49,813 [Monika Jiang]
Irgendwie erdrückt mich das, sondern zu sagen: „Ja, wir haben das alle. Wir kennen dieses Gefühl alle,
01:42:49,813 –> 01:42:55,373 [Monika Jiang]
weil es uns alle mal so geht. Und was
01:42:55,373 –> 01:43:09,453 [Monika Jiang]
könnte entstehen in dieser Verbindung, Verbundenheit, wenn wir dem eben ein bisschen Raum geben und vielleicht ein Wort oder ein Gefühl, eine Farbe, eine Bewegung, wie auch immer.
01:43:09,453 –> 01:43:21,569 [Monika Jiang]
Da ist, glaube ich, viel drin an ein bisschen Leichtigkeit in dem gemeinsamen Tragen. Ich glaube, darum geht es mir auch am Ende. Darum geht es mir am Ende, dass ich.Ich würde mir wünschen,
01:43:21,569 –> 01:43:27,670 [Monika Jiang]
ähm, dass wir nicht nur mit dem Thema Einsamkeit, aber generell
01:43:27,670 –> 01:43:29,849 [Monika Jiang]
mehr,
01:43:29,849 –> 01:43:51,509 [Monika Jiang]
ja, akzeptieren, dass, dass manche schwierigen Momente und schwierigen Gefühle dazugehören [übersprechen] und dass wir uns in denen, in diesen Momenten auch sehen und unterstützen können. Und dass es nicht immer heißt, eben sofort Hilfe und hier schnell [Lachen] Alarm, wir müssen direkt was tun, sondern so, wir können einfach sein, so, in dem. Wir können-
01:43:51,509 –> 01:43:53,509 [Speaker 1]
Menschen wollen gesehen werden, nicht repariert.
01:43:53,509 –> 01:43:53,869 [Monika Jiang]
Ja.
01:43:53,869 –> 01:43:54,830 [Speaker 1]
Hast du mal gesagt.
01:43:54,830 –> 01:43:57,369 [Monika Jiang]
Ja, ja, ja.
01:43:57,369 –> 01:43:58,889 [Speaker 1]
Ähm,
01:43:58,889 –> 01:44:03,569 [Speaker 1]
kann man Einsamkeit transformieren in etwas Positives?
01:44:03,569 –> 01:44:05,689 [Monika Jiang]
Hm.
01:44:05,689 –> 01:44:07,589 [Monika Jiang]
Mhm.
01:44:07,589 –> 01:44:09,490 [Speaker 1]
Kreativität, Kunst.
01:44:09,490 –> 01:44:31,889 [Monika Jiang]
Genau. Also das, da, absolut da [Schlucken] sagen auch viele, ähm, oder, hm, weiß man vielleicht auch aus eigener Erfahrung, ne, so in den Momenten, wo man sich, in denen man sich einsam, alleine fühlt, irgendwie nicht dazugehört. Da kann absolut auch was entstehen. Also man kann diese
01:44:31,889 –> 01:44:46,329 [Monika Jiang]
Energie [Schmunzeln] transformieren. Ähm, nicht, dass man, ne, dass jetzt alle irgendwie ein wahnsinniges Kunstwerk erschaffen müssen, also kein– No Pressure. Aber, ja, da so seine eigene Form zu finden, ähm,
01:44:46,329 –> 01:44:51,829 [Monika Jiang]
absolut. Das kann man schon, kann man schon tun, zumindest für diesen Moment, ne. Also Manche kochen dann irgendwie oder-
01:44:51,829 –> 01:44:53,209 [Speaker 1]
Oder Wohnung aufräumen.
01:44:53,209 –> 01:45:11,709 [Monika Jiang]
Also irgendwie, ne, etwas tun, so generell, damit, ähm, hilft, hilft meistens schon, mmm, [Schmunzeln] in, in diesem Prozess, das eben zu, zu akzeptieren. Äh, ja. Musik. Also [Schmunzeln]
01:45:11,709 –> 01:45:41,349 [Monika Jiang]
ich glaub, da gibt’s viel-viele Dinge, die, die– wo man sozusagen etwas transformiert im Sinne von dieses sehr dominante, negative Gefühl, so von wegen, wir müssen dem entfliehen, [Schmunzeln] wie du vorher geteilt hast, ne. Nicht, nicht dem entfliehen, sondern sich dem, ja, nicht nur stellen, sondern es schon fast genießen. [Lachen] Und dann sagen: „So okay, was macht das gerade? Hm? Was würde mir jetzt irgendwie– Wie kann ich diese Energie jetzt in irgendwat, irgendwas reinfließen lassen?“ Mmm, ja.
01:45:41,349 –> 01:45:49,669 [Speaker 1]
Ähm, ich versuch mal ’n Vergleich. Äh, ich hab vor ’n paar Jahren ein Buch gelesen, äh, „The Power of Disability“ heißt das.
01:45:49,669 –> 01:45:50,169 [Monika Jiang]
Hm.
01:45:50,169 –> 01:46:05,149 [Speaker 1]
Und da wird über Behinderung quasi gesprochen oder auf Behinderung geblickt als Kraft der Stärke. Also was wie, äh, Kreativität, es setzt Kreativität voraus oder Kräfte frei, um überhaupt mit den Barrieren umzugehen-
01:46:05,149 –> 01:46:05,369 [Monika Jiang]
Mhm.
01:46:05,369 –> 01:46:09,249 [Speaker 1]
-und sich Lösungen zu überlegen, wie komme ich trotzdem von A nach B-
01:46:09,249 –> 01:46:09,269 [Monika Jiang]
Ja.
01:46:09,269 –> 01:46:14,229 [Speaker 1]
-obwohl der Bus nicht barrierefrei ist? Oder, ähm, die Resilienz.
01:46:14,229 –> 01:46:26,709 [Speaker 1]
Ähm, dass es jedes Mal so ist, stärkt ja auch ’n Muskel, trainiert einen irgendwie. Und was mich am meisten bewegt hat, war die Kraft der Authentizität. Also es nicht ändern zu können
01:46:26,709 –> 01:46:28,429 [Speaker 1]
und dann damit leben.
01:46:28,429 –> 01:46:29,369 [Monika Jiang]
Mhm.
01:46:29,369 –> 01:46:36,949 [Speaker 1]
Und das ist ja ähnlich, ne. Also Einsamkeit nicht abschaffen zu wollen, sondern damit leben.
01:46:36,949 –> 01:46:37,649 [Monika Jiang]
Mhm.
01:46:37,649 –> 01:46:42,229 [Speaker 1]
Und daraus dann eine Authentizität zu entwickeln,
01:46:42,229 –> 01:46:48,829 [Speaker 1]
die dann sagt: „Ja, manchmal bin ich einsam. Wie geht’s dir damit? Bist du auch manchmal einsam?“ Und dann verbindet man sich.
01:46:48,829 –> 01:46:54,629 [Monika Jiang]
Finde ich sehr schön, ja, [Schniefen] absolut, ne. Also, hmm,
01:46:54,629 –> 01:46:56,909 [Monika Jiang]
zu sich stehen auch, ne-
01:46:56,909 –> 01:46:57,409 [Speaker 1]
Ja, genau.
01:46:57,409 –> 01:47:08,609 [Monika Jiang]
Und zu allem, was dazu gehört. Und ich, ich versuche das immer mehr persönlich und, ähm, sehe schon auch, dass, ja, absolut, dass das Thema Einsamkeit, das eben auch, äh,
01:47:08,609 –> 01:47:11,789 [Monika Jiang]
so auswirkt bei anderen, sobald es
01:47:11,789 –> 01:47:28,869 [Monika Jiang]
im Raum steht sozusagen oder, äh, ausgesprochen ist. Oder es darf sein und Menschen zeigen sich damit und sind auf einmal so: „Oh, es fällt irgendwie total was ab.“ Und damit, ne, es löst sich was und damit kann ich jetzt auch irgendwie authentischer mit anderen, mit mir selbst und mit anderen in, in-
01:47:28,869 –> 01:47:28,969 [Speaker 1]
Mhm.
01:47:28,969 –> 01:47:45,589 [Monika Jiang]
-Beziehung sein. Ähm, also es fasziniert mich irgendwie immer, wie Menschen sozusagen jetzt in den Workshops oder in den Events, wie die ankommen [Schmunzeln] und was dann so nach ’n paar, also das sind meistens nicht so lang, zwei, drei Stunden, ähm,
01:47:45,589 –> 01:47:57,209 [Monika Jiang]
was dann so aufgeht, wenn sie dann gehen oder eben nicht gehen wollen, sondern noch bleiben wollen. [Lachen] Einfach so von der Körpersprache, von der Mimik, ähm, von der Energie. Also man spürt das ja.
01:47:57,209 –> 01:47:57,589 [Speaker 1]
Hältst du dann
01:47:57,589 –> 01:48:01,029 [Schindler]
den Raum dann länger? Extra?
01:48:01,029 –> 01:48:01,989 [Monika Jiang]
Ja, manchmal.
01:48:01,989 –> 01:48:04,869 [Speaker 1]
Oder muss man dann gehen, weil dann die Miete bezahlt ist?
01:48:04,869 –> 01:48:39,649 [Monika Jiang]
[Lachen] Nein, meistens mache ich das tatsächlich– Ich versuch das irgendwie in so Community Spaces zu machen, wo man ’n bisschen flexibler ist und nicht so, äh, [Schnaufen] ja, „Jetzt ist neunzehn Uhr, jetzt müsst ihr bitte alle gehen.“ [Lachen] Oder ich überleg mir was, ne. Oder ich, ich suche eben diese dritte Orte. Also ich versuche wirklich, das in den dritten Orten zu machen oder, ähm, draußen. Also jetzt mit dem, mit Sommer und so ist natürlich schön, äh, da hat man mehr Flexibilität, äh, und, und meistens, ne, entsteht irgendwie was, dass „Hier, die zwei gehen noch irgendwo anders hin“ oder eine kleine Gruppe oder was auch immer. Das kann schon noch-
01:48:39,649 –> 01:48:51,089 [Speaker 1]
Ärgert es dich, wenn– Ich hab jetzt in den letzten zwei Wochen mindestens drei Artikel gelesen, wo irgendjemand sagt: „Hört auf mit eurer Achtsamkeit und immer abzusagen, weil ihr euch grad nicht fühlt-
01:48:51,089 –> 01:48:51,489 [Monika Jiang]
Ah, das ist ja spannend.
01:48:51,489 –> 01:48:53,749 [Speaker 1]
-denn so vereinsamen wir ja auch.
01:48:53,749 –> 01:48:54,889 [Monika Jiang]
Das ist ja spannend.
01:48:54,889 –> 01:48:55,409 [Speaker 1]
Hast du– Also
01:48:55,409 –> 01:48:55,589 [Schindler]
[Schmunzeln]
01:48:55,589 –> 01:48:56,129 [Monika Jiang]
Gar nicht–
01:48:56,129 –> 01:49:14,609 [Speaker 1]
Da war jetzt vor Kurzem ein Beitrag. Zeit Online hat so ’n Beitrag gehabt, wo, also wo quasi– Und ich versteh das ja auch, wenn wir plötzlich so achtsam sind uns selbst gegenüber und dann sagen, jedes Zipperlein, das uns vielleicht davon abhält, jetzt das Haus zu verlassen, äh, dazu führt, dass wir auch vereinsamen-
01:49:14,609 –> 01:49:15,049 [Monika Jiang]
Mmm.
01:49:15,049 –> 01:49:22,589 [Speaker 1]
-weil wir so achtsam sind, [Lachen] dass wir uns nicht mehr dem Neuen aussetzen, auch dem Reiz-
01:49:22,589 –> 01:49:29,985 [Monika Jiang]
Ach so, dass man sozusagen-Aber besser ist als die anderen, weil man jetzt irgendwie achtsamer ist? Oder wie versteht man Achtsamkeit in dem Buch?
01:49:29,985 –> 01:49:34,266 [Speaker 1]
Vielleicht auch, oder aus Angst, weil man sich der Angst nicht aussetzen möchte, ähm-
01:49:34,266 –> 01:49:34,785 [Monika Jiang]
Hmmm.
01:49:34,785 –> 01:49:37,145 [Speaker 1]
-zu Hause bleibt, weil man fühlt sich gerade nicht so.
01:49:37,145 –> 01:49:37,505 [Monika Jiang]
[Lachen]
01:49:37,505 –> 01:49:39,405 [Speaker 1]
Und ich verstehe das auch. Ich kann es ja auch von mir sehen.
01:49:39,405 –> 01:49:40,405 [Monika Jiang]
Ja.
01:49:40,405 –> 01:49:46,965 [Speaker 1]
Ne? Aber wenn man das die ganze Zeit, als das Gefühl nimmt, um nicht zu handeln-
01:49:46,965 –> 01:49:47,485 [Monika Jiang]
Mhm.
01:49:47,485 –> 01:49:49,605 [Speaker 1]
-dann wird man auf Dauer einsam.
01:49:49,605 –> 01:50:04,545 [Monika Jiang]
Absolut. Also für mich ist auch, ne, wenn ich so über Achtsamkeit nachdenke, so wie ich das verstehe, ähm, achtsam zu sein, hat dann nichts damit zu tun, sich zu isolieren und sich zu, in Anführungsstrichen, ja, zurückzuziehen.
01:50:04,545 –> 01:50:04,745 [Speaker 1]
Mhm.
01:50:04,745 –> 01:50:19,425 [Monika Jiang]
Ne, also so, was ich vorhin angesprochen hab mit, ähm, buddhistischen Prinzipien und ’ne Lebensweise, da geht es genau darum, ne, jetzt, ich möchte jetzt kein Mönch oder Nonne sein, die irgendwie auf ’nem Berg irgendwo-
01:50:19,425 –> 01:50:19,445 [Speaker 1]
Mhm.
01:50:19,445 –> 01:51:02,666 [Monika Jiang]
-super erhelligt und irgendwie, ne, weit weg von der Realität und allen Krisen, sondern es geht ja darum, genau in der Realität, in dem Leben, in allem, was uns umgibt, drin zu sein und trotzdem gleichzeitig zu üben, wie man wieder in die Achtsamkeit kommt, ne. Von daher, [Schnalzen] ja, verstehe ich, glaube ich, Achtsamkeit, ähm, in dem Kontext bisschen anders. Und was ich aber schon raushöre und ich glaub, ich habe das auch, ähm, ja, in ’nem Artikel gelesen, das ging aber in den USA ähnlich, so dieses, ähm, ja, dass die Leute weniger rausgehen und also „echte Dinge“ [Kichern] tun oder sonst eben: „Das ist nicht so mein Ding oder das ist mir zu viel“.
01:51:02,666 –> 01:51:02,826 [Monika Jiang]
Hmhm. Oder wie-
01:51:02,826 –> 01:51:04,346 [Speaker 1]
„Ich brauche gerade meinen Space“.
01:51:04,346 –> 01:51:08,666 [Monika Jiang]
Ja, ja, ja, genau. Aber dann so, dann nimm halt deinen Space, aber dann sag halt einfach nicht zu, so.
01:51:08,666 –> 01:51:08,866 [Speaker 1]
Ja, genau. [Lachen]
01:51:08,866 –> 01:51:12,465 [Monika Jiang]
Also das ist, glaube ich, so eher, eher die Dynamik, die ich-
01:51:12,465 –> 01:51:13,365 [Speaker 1]
Die Verlässlichkeit.
01:51:13,365 –> 01:51:22,545 [Monika Jiang]
Mhm, die Verlässlichkeit. Und so dieses, genau, dieses Zu- und Absagen und Planen oder nicht Planen. Und das, das find ich persönlich-
01:51:22,545 –> 01:51:22,765 [Speaker 1]
Mhm.
01:51:22,765 –> 01:51:31,825 [Monika Jiang]
-da bin ich, glaub ich, auch persönlich so ’n bisschen so… Find ich gar nicht [Lachen]. Äh, obwohl ich selber manchmal, ne, klar mache ich das auch manchmal, aber ich versuche es nicht-
01:51:31,825 –> 01:51:32,065 [Speaker 1]
Mhm.
01:51:32,065 –> 01:51:57,605 [Monika Jiang]
-zu tun. Weil wenn du einfach schon weißt, okay, ich habe eigentlich gar keinen Bock zu dieser Party zu gehen, ja, dann sag’s doch einfach. Dann machst du dich halt bisschen unbeliebt, aber du machst dich doch auch… [Lachen] Sonst hinterher, also die Logik ist mir nicht so ganz klar. Ähm, aber dahinter steckt, glaube ich, schon auch so dieses, man möchte, ja, man möchte niemanden irgendwie offenden oder dann gleich so und so gesehen werden. Dann sagt man lieber einfach irgendwas.
01:51:57,605 –> 01:52:00,085 [Speaker 1]
Und manchmal ist es ja auch cool, ins kalte Wasser zu springen.
01:52:00,085 –> 01:52:00,605 [Monika Jiang]
Total.
01:52:00,605 –> 01:52:03,145 [Speaker 1]
Also oft, die Partys, auf die man dann doch geht-
01:52:03,145 –> 01:52:03,785 [Monika Jiang]
Ja, das stimmt. [Lachen]
01:52:03,785 –> 01:52:05,645 [Speaker 1]
-sind dann oft gute Partys.
01:52:05,645 –> 01:52:36,965 [Monika Jiang]
Das stimmt. [Lachen] Ja, das kann ich auch verstehen. Das stimmt. Das stimmt. Absolut. Ja. Also manchmal ist da man vielleicht mehr in seinem Kopf drin und es geht vielleicht auch wieder zurück auf: Was brauche ich gerade? So wie viel Kapazität habe ich gerade? Wie, wie sozial möchte ich mich gerade verausgaben? Äh, und wie viel möchte ich auch alleine sein, dass es nicht so ganz in diesen „Jaaa, absolut, ich sag zu allem ja“, und dann wieder so: „Oh Gott, das war eigentlich alles viel zu viel“. Was mir dieses Wochenende zum Beispiel passiert ist, wo ich einfach gemerkt hab: „Oh Gott, ich bin völlig übersozial. [Lachen] Das ist einfach zu viel“.
01:52:36,965 –> 01:52:37,185 [Speaker 1]
Ja, ja, ja.
01:52:37,185 –> 01:52:43,665 [Monika Jiang]
Ich brauch meine Einsamkeit. [Lachen] Äh, ja, und das passiert natürlich. Das ist so ’n Lernen, ne?
01:52:43,665 –> 01:52:50,245 [Speaker 1]
Aber Kapazität ist ’n gutes Stichwort, weil überhaupt sich mit dem Thema zu beschäftigen, braucht ja Kapazitäten.
01:52:50,245 –> 01:52:50,545 [Monika Jiang]
Ja.
01:52:50,545 –> 01:52:58,565 [Speaker 1]
Also, keine Ahnung. Alleinerziehende, gestresste Eltern, die würden auch gerne mal einen Loneliness-Onerliness-Workout machen.
01:52:58,565 –> 01:53:00,545 [Monika Jiang]
Absolut.
01:53:00,545 –> 01:53:27,465 [Monika Jiang]
Ja. Ja, das ist natürlich ’ne ganz andere, ähm, ja, Situation und Privileg. Und, ne, also viele Dinge kommen da zusammen, äh, und ja, also Kapazität, äh, und Zugänglichkeit und, ne, also wie, wie schafft, wie schafft man das? Und wie schafft man dann eben auch sozusagen Angebo– idealerweise Angebote oder,
01:53:27,465 –> 01:53:39,645 [Monika Jiang]
ähm, Einladungen, die sozusagen, ja, für diese Zielgruppen sind, die vielleicht es schwieri– Jetzt sagen wir mal, für Alleinerziehende zum Beispiel, aber dann auch nicht nur [Lachen] wieder, die es jetzt einen Workshop nur für alleine-
01:53:39,645 –> 01:53:40,165 [Speaker 1]
Nur für alleine, ja, ja.
01:53:40,165 –> 01:53:50,125 [Monika Jiang]
-nur für alleine. Wird das ja auch wieder doof, weil dann, wo ist die Begegnung dann mit anderen, die keine Kinder… Wie auch immer. Ähm, aber das kommt, glaube ich, so Schritt und Schritt, äh, schrittweise.
01:53:50,125 –> 01:53:52,285 [Speaker 1]
Achtest du darauf in deinen Workshops?
01:53:52,285 –> 01:53:53,405 [Monika Jiang]
Für Alleinerziehende?
01:53:53,405 –> 01:53:55,125 [Speaker 1]
Also, dass es einfach ’ne Durchmischung gibt?
01:53:55,125 –> 01:54:15,205 [Monika Jiang]
Ja, also ich versuch’s. Ich versuch’s. Wie ich schon gesagt hab, ich bin schon sehr bewusst, dass ich ’ne, ’ne, ähm, limitierte [Schmunzeln] Bubble sozusagen anspreche. Ähm, auch einfach, ja? Hm, aber ich versuch es. Ist ’n wichtiges Thema für mich, hm, was mich sehr…
01:54:15,205 –> 01:54:24,025 [Monika Jiang]
Ja, also ich denk da eigentlich permanent drüber nach, so was könnte ich oder wie könnte ich das machen? Wie ist die Sprache auch, ne, so, dass es,
01:54:24,025 –> 01:54:55,985 [Monika Jiang]
ja, den Kern trifft und nicht irgendwie was verspricht, was es nicht ist und gleichzeitig aber auch offen ist, dass eine vielleicht auch skeptische Person oder eine Person, die sagt: „Nee, ich geh nie zu irgendwelchen Worksh– vielleicht sich dann doch so: „Ah, komm, [Lachen] vielleicht versuche ich das mal“. So was sind, was kann schon Schlimmes passieren? Ähm, also ich versuche, darauf zu achten, äh, und bin mir aber auch bewusst, dass das ’n, ja, ist nicht so einfach, äh, find ich.
01:54:55,985 –> 01:54:57,545 [Monika Jiang]
Dem gerecht zu werden. Ja.
01:54:57,545 –> 01:55:03,785 [Speaker 1]
Ja, klar. Wenn jetzt hier jemand im, im Podcast auf die Idee gekommen ist, äh,
01:55:03,785 –> 01:55:06,585 [Speaker 1]
deine, deinen Oneness Circle zu besuchen-
01:55:06,585 –> 01:55:06,945 [Monika Jiang]
Mhm.
01:55:06,945 –> 01:55:11,585 [Speaker 1]
-ähm, wo kann er oder sie hingehen? [Stimme wird von Kindergespräch unterbrochen] Und was erwartet ihn oder sie?
01:55:11,585 –> 01:55:11,765 [Monika Jiang]
Ja.
01:55:11,765 –> 01:55:14,165 [Speaker 1]
Wie lange dauert es? Was kostet es?
01:55:14,165 –> 01:55:21,845 [Monika Jiang]
Also, ich mach alle meine, diese Community, werden es immer spendenbasiert. Das heißt, man kann geben, was man kann.
01:55:21,845 –> 01:55:24,145 [Monika Jiang]
Oder nichts. [Lachen]
01:55:24,145 –> 01:55:27,965 [Monika Jiang]
Nein, also nichts ist, das ist noch nicht passiert, aber wirklich, also-
01:55:27,965 –> 01:55:28,245 [Speaker 1]
Ja.
01:55:28,673 –> 01:55:38,793 [Monika Jiang]
[Leise Musik spielt] Fünf Euro oder was auch immer. Ich habe unterschiedliche Formate. Äh, jetzt im Juli habe ich mir gedacht, okay, die Leute, es ist halt, ne, wir haben hier Sommer. Ähm,
01:55:38,793 –> 01:55:41,733 [Monika Jiang]
man möchte jetzt nicht irgendwie ’n
01:55:41,733 –> 01:55:48,934 [Monika Jiang]
schweren Workshop irgendwie machen. Deswegen mache ich jetzt so ’ne, ähm, was heißt Serie? So drei, ähm,
01:55:48,934 –> 01:56:47,573 [Monika Jiang]
so Potluck-Dinner, äh, also wo jeder irgendwie was mitbringt, zu unterschiedlichen Themen im Juli in Berlin. Äh, in einem– Ich würde mal sagen, das ist ein dritter Ort. Ähm, so ’n Community-Space. Hmmmm. Und da bringt sozusagen– Wir haben sozusagen ein Thema. Das erste Thema geht um künstliche Intelligenz und wie wir in Beziehung stehen mit, äh, unseren, äh, Therapeutinnen Slash Freundinnen, äh, auf, von Chachipiti und so weiter. Hmm, was macht das mit uns? Wie geht man damit– Also einfach ’n Raum zu machen, wo man einen Tisch über, ne, einen wie wir hier jetzt auch sich gegenübersitzt, zusammen isst, äh, zusammen isst, wo jeder was mitbringt, aber auch wo Momente sind zur Selbstreflexion, zum alleine, aber gemeinsam sein, ähm, und so zum Austauschen und zu, zum Verbinden, aber über ein Thema. Und zwar, ne, nicht jetzt so, okay, ExpertInnen hier und die anderen Expert– sondern es geht eher um so unsere Erfahrung.
01:56:47,573 –> 01:56:48,353 [Speaker 1]
Mhm.
01:56:48,353 –> 01:56:57,593 [Monika Jiang]
Ne, so. Und das ist meistens das Spannendste eigentlich, wo man sich dann gegenseitig unterstützt oder manchmal sogar vielleicht helfen kann. Mmmhh.
01:56:57,593 –> 01:56:59,033 [Speaker 1]
Und wie lange dauert so eine?
01:56:59,033 –> 01:57:02,073 [Monika Jiang]
Mmmhh. So zwei, drei Stunden. Also… Ja.
01:57:02,073 –> 01:57:03,413 [Speaker 1]
Ich dachte, den ganzen Tag.
01:57:03,413 –> 01:57:48,893 [Monika Jiang]
Nein, also ich meine, dieses Format jetzt mit diesem Sommer. Wir sitzen einfach zusammen, ähm, und dann so ’n Workshop-Workshop, äh, das kommt drauf an. Äh, wie groß ist die Gruppe? Ähm, mmmhh, das kann dann von vier Stunden bis vielleicht ein bisschen länger. Ich habe auch so ’n Retreat Format, ähm, mal getestet letztes Jahr. Das war auch ganz schön. Da hatte man halt mehr Zeit. Und es ist natürlich schön, also mit zwölf Leuten dann, also kleinere Gruppe. Mmmhh. Als bei so ’nem Dinner sind’s vielleicht eher so, so zwanzig, fünfundzwanzig. [schnalzt mit dem Mund] Genau, und das ist natürlich schön, weil dann– man kommt dann ’n bisschen mehr in ’ne Tiefe und jeder hat– also die einzelne Person hat dann etwas mehr Raum [schnieft] und es braucht natürlich auch Zeit-
01:57:48,893 –> 01:57:49,373 [Speaker 1]
Ah, okay.
01:57:49,373 –> 01:57:53,253 [Monika Jiang]
-ne, Verbindung, Vertrauen zu schaffen. Ja.
01:57:53,253 –> 01:57:56,413 [Speaker 1]
Und, ähm, wie findet man über deine Website?
01:57:56,413 –> 01:58:01,033 [Monika Jiang]
Über meine Website oder Instagram? Äh, ist auch gut. Ja.
01:58:01,033 –> 01:58:08,513 [Speaker 1]
Was wünschst du dir? Also nicht im Sinne von, ja, irgendwie, wenn viel vorbeikommt, sondern, ähm, was gibt dir Hoffnung oder was ist deine Vision?
01:58:08,513 –> 01:58:09,733 [Monika Jiang]
Hmmmm.
01:58:09,733 –> 01:58:12,553 [Speaker 1]
Wenn du eine Veränderung gesellschaftlich machen könntest, zum Beispiel?
01:58:12,553 –> 01:58:13,893 [Monika Jiang]
Ja,
01:58:13,893 –> 01:58:26,613 [Monika Jiang]
ich würde mir wünschen, dass in Zukunft [verlegenes Lachen], in Gegenwart und Zukunft, jede Person auf dieser Welt eine andere Person hat, der sie sich, ähm,
01:58:26,613 –> 01:58:39,933 [Monika Jiang]
ja, mitteilen kann und wo man sich gehört fühlt und, ähm, wo man sich wirklich anvertrauen kann, äh, und so die Seele offenbaren kann. Das ist so, was…
01:58:39,933 –> 01:58:43,773 [Monika Jiang]
Es klingt sehr einfach, aber [verlegenes Lachen] ich, ich glaub, das würde so viel–
01:58:43,773 –> 01:58:44,373 [Speaker 1]
Gar nicht so einfach. [übersprechen 00:03:62]
01:58:44,373 –> 01:58:49,253 [Monika Jiang]
Ja, es würde, glaube ich, viel– Es könnte, in meiner–
01:58:49,253 –> 01:58:49,833 [Speaker 1]
Mhm.
01:58:49,833 –> 01:59:13,753 [Monika Jiang]
Ja, so wie ich sehe, ne, wo man einfach so sagt, jeder hat eine Person, äh, eine andere Person. Ne, das muss nicht, ne, immer die gleiche sein, aber eine Person, wo man sagen kann, „Okay, da fühle ich mich sicher genug, um, ähm, ja, mich zu zeigen, mich zu offenbaren, so mit allem, mit allem, was ich bin, was ich nicht bin“. Äh, und das würde ich mir wünschen, ja.
01:59:13,753 –> 01:59:17,173 [Speaker 1]
Bist du zuversichtlich, was das angeht? Oder hast du das Gefühl-
01:59:17,173 –> 01:59:20,273 [Monika Jiang]
Kommt auf den Tag drauf [lacht] an.
01:59:20,273 –> 01:59:25,033 [Monika Jiang]
Nein, ich bin schon zuversichtlich, doch. Ich bin schon zuversichtlich. Ich, ähm,
01:59:25,033 –> 01:59:26,893 [Monika Jiang]
ja, doch.
01:59:26,893 –> 01:59:34,593 [Speaker 1]
Kann die Politik dafür was tun, außer dritte Orte schaffen, finanzieren, aufrechterhalten, bauen?
01:59:34,593 –> 01:59:36,353 [Monika Jiang]
Mhm.
01:59:36,353 –> 01:59:45,573 [Monika Jiang]
Ja, dritte Orte und auch alles, was Kunst und Kultur angeht, denke ich immer so: „Biitteee, könnt ihr [lacht] da nicht die Gelder streichen?“ Weil das hält uns am Leben, okay?
01:59:45,573 –> 01:59:45,813 [Speaker 1]
Mhm.
01:59:45,813 –> 01:59:49,633 [Monika Jiang]
Das hält uns menschlich, das hält uns am Leben und das bringt uns zusammen.
01:59:49,633 –> 01:59:51,553 [Monika Jiang]
Mmmhh,
01:59:51,553 –> 02:00:29,013 [Monika Jiang]
ja, vielleicht auch so was wie Grundeinkommen oder so [lacht], fände ich auch gut. Also wirklich, fände ich toll. Äh, das würde, das würde auch was ändern, weil ich mir natürlich schon auch Gedanken mache: „Was passiert denn in den nächsten Jahren mit, äh,“- ich weiß, ich hab’s jetzt schon oft gesagt, aber künstliche Intelligenz im Sinne von: „Was macht das mit der Wirtschaft und mit unserer Arbeit?“ Und alle Menschen, wie wir jetzt so fokussiert drauf sind, ne, unsere Identität ist das, was wir tun. Was machen wir denn, wenn das vielleicht etwas wegfällt oder sich verschiebt? Hmm, was, was passiert dann? Also das, das fände ich auch schön, weil dann hätten wir,
02:00:29,013 –> 02:00:46,993 [Monika Jiang]
dann wäre es in Ordnung, ne, mehr Zeit, äh, zu haben, beziehungsweise nicht nur mehr Zeit, sondern Aufmerksamkeit dem zu geben, was uns eigentlich am Herzen liegt, äh, was ja auch oft das Gemeinsame, das Miteinander ist. Hmm, ja, eine andere Art von, von Leben.
02:00:46,993 –> 02:01:06,353 [Speaker 1]
Jetzt reden wir über, über, über Beziehungen, über, ähm, ja, Zuhören. Aber irgendwann können Beziehungen ja auch toxisch sein und werden. Und dann braucht es klare Worte, klare Grenzen. Ist das ein Widerspruch oder kannst du das auch?
02:01:06,353 –> 02:01:10,753 [Monika Jiang]
Das ist ganz wichtig, glaube ich. Ähm,
02:01:10,753 –> 02:01:13,973 [Monika Jiang]
also ich würde sagen, ne, wenn es ungesunde
02:01:13,973 –> 02:01:24,333 [Monika Jiang]
Muster, Verhaltensweisen gibt, äh, das gehört für mich zu dieser Beziehungsfähigkeit dazu, zu sagen,
02:01:24,333 –> 02:01:38,189 [Monika Jiang]
wann, wann ist es nicht mehr gesund? Wann ist es nicht mehr gut für mich? Wann, wann brauche ich das nicht mehr, diese Beziehung? Und wann bleibe ich-Und nicht mehr in dieser Beziehung, ob das ’ne Freundschaft ist oder romantisch, wie auch immer, oder Arbeitsbeziehung,
02:01:38,189 –> 02:01:38,829 [Speaker 1]
Oder Familie.
02:01:38,829 –> 02:01:47,429 [Monika Jiang]
Familie. Ähm, ne, welche Art von Beziehung auch immer. Wann bleibe ich da nicht mehr nur aus Angst, weil ich dann alleine bin,
02:01:47,429 –> 02:02:02,169 [Monika Jiang]
ne? Oder weil ich mir einen neuen Job suchen muss oder weil ich dann kein Erbe bekomme [Lachen] oder was auch immer. Also ich denke mir jetzt irgendwie, aber das ist ja ganz real, ne? Ähm, wann sage ich, nein, das überschreitet meine,
02:02:02,169 –> 02:02:46,529 [Monika Jiang]
ja, meine Vorstellung, meine, äh, meine Werte, meine, meine Art und Weise, wie ich leben und mieten möchte, meine Kraft, meine Energie. Genau. Das gehört dazu, ne? Und meistens ist es ein schleichender Prozess. Ähm, es sei denn, klar, es kann auch sein, dass irgendwie was Dramatisches passiert oder so auf einen anderen Tag. Das passiert natürlich auch. Aber auch da irgendwie Klarheit zu haben und auch konstant, glaube ich, auch zu reflektieren, also idealerweise zusammen, aber auch für sich selbst, ne, so: „Möchte ich das noch? Tut mir das gut?“ So was, ne? Ist diese, ähm, Beidseitigkeit irgendwie da? Hmm, haben wir ’ne gemeinsame Vorstellung? So,
02:02:46,529 –> 02:03:12,869 [Monika Jiang]
ja, finde ich, dass ich meiner Freundin irgendwie immer noch das anvertrauen kann? Oder habe ich das Gefühl, ich verstecke so ’n paar Teile, weil ich so Angst habe, ne, ne, wir sind gute Freundinnen, einfach in dem Teil und das reicht, das ist auch gut genug. So, und mit anderen Themen gehe ich zu jemandem. Auch fein. Ähm, da einfach so konstant, glaube ich auch mit sich selbst zu, äh, reflektieren und auch, wie du gesagt hast, ne, auch da entschlossen und klar
02:03:12,869 –> 02:03:18,689 [Monika Jiang]
zu sagen: „Okay, jetzt, jetzt nicht mehr“. Und das ist natürlich leichter gesagt als getan. [Lachen]
02:03:18,689 –> 02:03:19,269 [Speaker 1]
Leichter gesagt.
02:03:19,269 –> 02:03:21,189 [Monika Jiang]
Ja. Ne? Also.
02:03:21,189 –> 02:03:31,289 [Speaker 1]
Gibt es irgendeine Person, eine Literatur, einen Verein, ein Projekt, das du empfehlen möchtest, das sich die Zuhörer*innen mal anschauen könnten?
02:03:31,289 –> 02:03:33,449 [Monika Jiang]
Hmmm.
02:03:33,449 –> 02:03:39,149 [Monika Jiang]
Wow, jetzt muss ich mal überlegen. Es gibt ’n tolles Projekt, das heißt „Human Library“.
02:03:39,149 –> 02:04:14,470 [Monika Jiang]
Ähm, finde ich einfach toll als Konzept. Es ist natürlich aus Dänemark. [Schmunzeln] Klar, schon wieder die Nordics, aber ja, aus Dänemark in Kopenhagen. Die haben das, ich glaube schon zweitausendsechs oder neun, ich bin mir nicht ganz sicher, vor ’ner Weile gegründet. Und die Idee ist, zurück zu dem, äh, Bücher Thema Bibliothekenthema, dass man Menschen mit ihren Geschichten in Anführungsstrichen ausleihen – das klingt jetzt falsch, aber [Schmunzeln] in Anführungsstrichen – ausleihen kann. Also die Idee „Human Library“: Jeder Mensch hat eine einzigartige Geschichte, Hintergrund und natürlich versuchen sie zu sagen,
02:04:14,470 –> 02:04:48,489 [Monika Jiang]
gerade Menschen, die eher am, in Anführungsstrichen, Rande unserer Gesellschaft sind, äh, dort eben ’ne Bühne zu geben, aber auf ’ne Art und Weise, die sehr, also ’ne Begegnung zu schaffen, eigentlich zu sagen: „Okay, Raoul, kannst du, äh, möchtest– hättest du Interesse, über dein Leben, über dich als Person zu sprechen, ähm, und was zu erzählen?“ Und du kannst es total entscheiden und dann kommen vielleicht so ’n paar Leute zusammen, ne? Also es ist eher so ’ne kleinere, meist so ’n kleineres Format und man, man schafft eben eine, eine Begegnung zu sagen: „Ja, wie können wir Themen, die
02:04:48,489 –> 02:04:54,970 [Monika Jiang]
Menschen mit Behinderung“, zum Beispiel Einsamkeit, also es sind einfach große, äh, Themen,
02:04:54,970 –> 02:05:17,249 [Monika Jiang]
menschlich machen und durch eine intime Begegnung eigentlich mit einer kleineren Gruppe, ähm, da Austausch und Verständnis und vor allem auch Vorurteile und, und eben so Konzepte und Sprache und bla bla Bla, Konstrukte eben. Das, was ich vor allem beschrieben habe, dieser große Berg. Wie kann man das eben,
02:05:17,249 –> 02:05:19,869 [Monika Jiang]
ja, so verkleinern oder, oder-
02:05:19,869 –> 02:05:21,549 [Speaker 1]
In einem self enough space.
02:05:21,549 –> 02:05:52,349 [Monika Jiang]
Mhm. In einem self enough space. Ja. Und das finde ich total schön. Also „Human Library“, die haben dort angefangen und dieses Format, darum gibt es natürlich auch so ’n paar Prinzipien, ähm, einfach weitergetragen. Also sozusagen, wer möchte, kann das mal organisieren. Ähm, und dann muss man sich natürlich Human Books suchen oder man kann sich anmelden und sagen: „Ich möchte bitte ein Buch sein, weil meine Geschichte würde ich gerne teilen“. Und dann, äh, ist alles auch ehrenamtlich, ähm, oder spendefinanziert. Also es ist toll.
02:05:52,349 –> 02:05:52,429 [Speaker 1]
Gibt es das in Deutschland auch?
02:05:52,429 –> 02:05:56,069 [Monika Jiang]
Also so ’ne tolle Idee. Gibt es auch. Gibt es auch, ja.
02:05:56,069 –> 02:05:57,829 [Speaker 1]
Einfach mal googeln, Human Library.
02:05:57,829 –> 02:06:03,470 [Monika Jiang]
Ja, ja, ja. Die machen immer mal wieder so Events und unterschiedliche Formate. Coole Idee. Ja. Hm-hm.
02:06:03,470 –> 02:06:12,330 [Speaker 1]
Mir kam vorher ’ne Idee, ob man nicht mal ’ne Anleitung schreiben sollte. Dinge, die du darfst, die wirklich nicht verboten sind.
02:06:12,330 –> 02:06:14,869 [Speaker 1]
Also ich glaube, wir sind wirklich auch eingeschüchtert.
02:06:14,869 –> 02:06:15,470 [Monika Jiang]
Das stimmt.
02:06:15,470 –> 02:06:19,429 [Speaker 1]
Darf ich einen Blumentopf auf ’n Parkplatz stellen? [Lachen]
02:06:19,429 –> 02:06:20,269 [Monika Jiang]
Ja.
02:06:20,269 –> 02:06:21,209 [Speaker 1]
Weil wahrscheinlich nicht.
02:06:21,209 –> 02:06:22,929 [Monika Jiang]
Wahrscheinlich nicht.
02:06:22,929 –> 02:06:24,769 [Monika Jiang]
Wie lange? [Lachen]
02:06:24,769 –> 02:06:25,389 [Speaker 1]
Oder darf ich-
02:06:25,389 –> 02:06:28,130 [Monika Jiang]
Wie lange, bis der nicht mehr dasteht oder zerbrochen ist-
02:06:28,130 –> 02:06:28,150 [Speaker 1]
Genau.
02:06:28,150 –> 02:06:30,330 [Monika Jiang]
-oder bepflanzt? Man weiß es nicht. Ja.
02:06:30,330 –> 02:06:32,729 [Speaker 1]
Darf ich an ’nem Baum eine Blume pflanzen?
02:06:32,729 –> 02:06:33,349 [Monika Jiang]
Ja.
02:06:33,349 –> 02:06:35,310 [Speaker 1]
Darf ich meine Fassade streichen?
02:06:35,310 –> 02:06:35,829 [Monika Jiang]
Hm.
02:06:35,829 –> 02:06:37,789 [Speaker 1]
Wenn’s nicht meine ist. [Lachen]
02:06:37,789 –> 02:06:40,929 [Monika Jiang]
Ja. „Darf ich sie streichen Schrägstrich bemalen?“
02:06:40,929 –> 02:06:41,369 [Speaker 1]
Ja, genau.
02:06:41,369 –> 02:06:43,589 [Monika Jiang]
Mit was? Mit wie vielen Farben? [Lachen]
02:06:43,589 –> 02:06:44,530 [Speaker 1]
Muss es die gleiche Farbe sein?
02:06:44,530 –> 02:06:56,990 [Monika Jiang]
Ne? Kommt irgendwie so ’n bisschen drauf an, ja. Ja, ja, aber so im öffentlichen Leben oder in diesem, da wieder mehr teilhaben oder Dinge tun, das stimmt schon. Es wäre irgendwie schön, ne? Ähm.
02:06:56,990 –> 02:07:00,249 [Speaker 1]
Und dass man ’ne Erlaubnisliste macht und nicht ’ne Verbotsliste.
02:07:00,249 –> 02:07:00,490 [Monika Jiang]
Ja.
02:07:00,490 –> 02:07:01,709 [Speaker 1]
Also immer ’n Umdrehen.
02:07:01,709 –> 02:07:09,049 [Monika Jiang]
Ja, umdrehen, genau. Diese Selbstwirksamkeit, so: „Ja, du darfst das tun und lass es uns gemeinsam machen“. [Lachen] Ja, fände ich ganz cool.
02:07:09,049 –> 02:07:15,509 [Speaker 1]
Es gibt ’n großartiges Projekt, das, äh, ehrlich gesagt, unsere Arbeit bei der Wheelmap, der Onlinekarte für rollstuhlgerechte Orte-
02:07:15,509 –> 02:07:15,529 [Monika Jiang]
Mhm.
02:07:15,529 –> 02:07:18,049 [Speaker 1]
Inspiriert hat. Mundraub Punkt Org-
02:07:18,049 –> 02:07:18,429 [Monika Jiang]
Mhm.
02:07:18,429 –> 02:07:27,649 [Speaker 1]
-wo, ähm, Leute Bäume auf ’ner Karte markieren, die öffentlich sind. Also Apfelbäume, Kirschbäume, die du pflücken darfst.
02:07:27,649 –> 02:07:29,089 [Monika Jiang]
Nein, das ist ja richtig gut.
02:07:29,089 –> 02:07:30,949 [Speaker 1]
Mundraub, was für eine geile Idee.
02:07:30,949 –> 02:07:31,490 [Monika Jiang]
Mundraub. [Lachen]
02:07:31,490 –> 02:07:32,909 [Speaker 1]
So einfach.
02:07:32,909 –> 02:07:33,229 [Monika Jiang]
Richtig gut.
02:07:33,229 –> 02:07:37,849 [Speaker 1]
Wenn du Kirschen willst, dann geh zum Kirschbaum. Und der steht in, auf der Straße und den darfst du pflücken.
02:07:37,849 –> 02:07:42,070 [Monika Jiang]
Ich guck direkt auf diese Seite. [Lachen] Das ist doch auch mal eine schöne Aktivität.
02:07:42,070 –> 02:07:42,269 [Speaker 1]
Oder Pilze.
02:07:42,269 –> 02:07:52,641 [Monika Jiang]
Lasst uns gemeinsam. Sonntagnachmittag. Ist doch voll cool, ja.Auf drei, vier Orte gehen und dann einfach so ein bisschen snacken durch Berlin. Das finde ich richtig gut. Mit Erlaubnis?
02:07:52,641 –> 02:07:53,681 [Speaker 1]
Genau.
02:07:53,681 –> 02:08:00,681 [Monika Jiang]
Das hat irgendwie was, ja, das ist total schön. Was für eine geniale, süße Idee. Kannte ich nicht.
02:08:00,681 –> 02:08:05,281 [Speaker 1]
Wenn der Aufzug dir jetzt aufgeht, wo geht es für dich weiter?
02:08:05,281 –> 02:08:12,861 [Monika Jiang]
Wo geht es weiter? Ja, es geht eigentlich immer weiter in diesen… Also ich fühle mich sehr inspiriert und
02:08:12,861 –> 02:08:17,822 [Monika Jiang]
positiv stimuliert durch dieses Gespräch gerade.
02:08:17,822 –> 02:08:22,221 [Monika Jiang]
Ich habe mehr Lust, solche Gespräche zu führen, tatsächlich. Mhm.
02:08:22,221 –> 02:08:23,162 [Speaker 1]
Ich auch, tatsächlich.
02:08:23,162 –> 02:08:29,822 [Monika Jiang]
Ja, also in dieser Art und Weise und mit diesem Fokus. Und
02:08:29,822 –> 02:08:45,421 [Monika Jiang]
ja, ich habe einfach, ich würde mir wünschen, mit noch viel mehr Menschen in dieser Art und Weise, wie wir jetzt beide dieses Gespräch geführt haben, zu sprechen und sich auszutauschen und dem eine Stimme zu geben, dem Thema Einsamkeit.
02:08:45,421 –> 02:09:00,381 [Monika Jiang]
Es wird auch da wieder dieses Geteilte, weil ich glaube, da gibt es so viele Farben und Facetten und das hilft vielleicht genau dieses diese Erlaubnis zu geben und zu sagen: „Ja, wir dürfen darüber sprechen und lass es uns tun
02:09:00,381 –> 02:09:07,181 [Monika Jiang]
und wieder tun und mehr und dann auch wieder in unsere Welten reintragen.
02:09:07,181 –> 02:09:13,642 [Monika Jiang]
Ja, also aus dem Aufzug raus und dann auch weitertragen, ja.
02:09:13,642 –> 02:09:31,242 [Speaker 1]
Du schreibst ja auch einen Newsletter, von dem ich vorhin gesprochen hab. Und in der letzten Ausgabe hast du geschrieben, dass dein TED-Talk online ist, aber auch, dass du oft gefragt wirst, ob du nicht einen Podcast machen willst. Ja. Eigentlich ist das doch ein super Anlass, in einem Podcast über Einsamkeit zu reden.
02:09:31,242 –> 02:09:33,402 [Monika Jiang]
Ich glaube, das werde ich auch tun.
02:09:33,402 –> 02:09:35,461 [Monika Jiang]
So, jetzt habe ich’s gesagt.
02:09:35,461 –> 02:09:38,841 [Monika Jiang]
Jetzt hast du mich auch ermutigt. Ja,
02:09:38,841 –> 02:09:44,241 [Monika Jiang]
ich glaube, das wäre… Ich glaube, das ist das Nächste. Was auch kreativ und…
02:09:44,241 –> 02:09:45,581 [Speaker 1]
Du hast auch eine super Stimme.
02:09:45,581 –> 02:09:47,341 [Monika Jiang]
Danke.
02:09:47,341 –> 02:09:50,741 [Monika Jiang]
Ja, und es ist auch meine…
02:09:50,741 –> 02:09:59,261 [Monika Jiang]
Ich meine, ich liebe auch… Schreiben ist ein anderer Prozess. Es ist ein sehr interner, aber eben mit Menschen darüber zu sprechen.
02:09:59,261 –> 02:10:05,002 [Monika Jiang]
Ja, ich muss ja auch mal en, en– Ich möchte mir irgendwie ein Format überlegen, also
02:10:05,002 –> 02:10:30,801 [Monika Jiang]
mit dem Gespräch, aber auch irgendwie eh ein Format, wo Menschen anonym oder halbanonym, ne, eh sich mitteilen können zu dem Thema oder was einreichen können oder ’ne Voice-Message hinterlassen. Mmmh Damit so auch da die, die– Es ein bisschen zugänglicher ist und jetzt nicht jeder einfach Gast da, ne, sein muss, sondern: „Ich könnte auch darüber was sagen, aber ich möchte jetzt nicht unbedingt-
02:10:30,801 –> 02:10:32,141 [Speaker 1]
Eine Sprachnachricht hinterlassen.
02:10:32,141 –> 02:10:47,581 [Monika Jiang]
-genannt werden oder so, aber das könnte ich mir auch vorstellen, dass das irgendwie schön wäre, noch mehr Stimmen einzufangen mmm und da auch wieder diesen Charme und [kichern] das Stigma ein bisschen zu
02:10:47,581 –> 02:10:49,982 [Monika Jiang]
niedrigschwelliger zu machen.
02:10:49,982 –> 02:10:52,922 [Speaker 1]
Kannst du von deiner Arbeit finanziell leben?
02:10:52,922 –> 02:10:54,441 [Monika Jiang]
Nein.
02:10:54,441 –> 02:11:36,141 [Monika Jiang]
Nein. [kichern] Noch nicht. Mhhhm Vielleicht wird es auch immer so bleiben. Ich weiß es nicht. Also es ist interessant. Ich habe die letzten… Also Anfang des Jahres hatte ich so einen total… Also so einen Moment, wo ich sagte: „Okay, ich mache das jetzt seit einem Jahr. Ich muss jetzt davon leben können. [kichern] So ein richtiges, so nicht mehr viel Druck gemacht. Aber wie könnte ich daraus jetzt ein Produkt bauen? Mhhhm Wie kann ich da… Also könnte ich ja total. Ich könnte auch jetzt total diese Schiene machen. So, ich gehe zu Unternehmen und verkaufe einfach achttausend Workshops, ähm wie sie Zugehörigkeit und bla, bla, bla. Nicht, dass das schlecht ist, aber das könnte ich natürlich tun und ich merke einfach, das bin ich halt nicht.
02:11:36,141 –> 02:11:36,581 [Speaker 1]
Mhm.
02:11:36,581 –> 02:12:05,241 [Monika Jiang]
Und ich habe mich sehr damit auseinandergesetzt die letzten Monate und zu dem Entschluss gekommen, dass dieser Zeitpunkt das… Und jetzt, wie ich bin, wer ich bin, ah fühlt sich das nicht richtig an, daraus jetzt irgendwie ein kommerzielles Angebot auch zu bauen und irgendwie zu sagen: „Ja, ihr seid einsam? Das ist natürlich eine gute Möglichkeit für mich. [kichern] Sondern, ähm für mich ist diese Arbeit zu wichtig. Mhhhm
02:12:05,241 –> 02:12:09,541 [Monika Jiang]
Und da gibt es noch zu viel an, an,
02:12:09,541 –> 02:12:37,081 [Monika Jiang]
an Wirkungen, die ich hoffentlich mit vielen anderen aber auch mitgestalten möchte und Raum geben möchte. Und ähm ja, das heißt, ich finanziere mich oder halte mich [kichern] am Leben durch andere Arbeit, also ich freelance sozusagen für andere Projekte. Mein Hintergrund ist eigentlich in Kommunikation, Content, äh ich habe viel auch Programm kuratiert, Events organisiert. Also
02:12:37,081 –> 02:12:51,101 [Monika Jiang]
wenn es und es gibt ja auch Gott sei Dank mittlerweile so viele tolle Projekte und Unternehmen, die äh soziale Verantwortung ah in den Mittelpunkt stellen. Mmm Und da
02:12:51,101 –> 02:12:51,261 [Monika Jiang]
mache ich so zeigte.
02:12:51,261 –> 02:12:53,241 [Speaker 1]
Kann man vielleicht auch gut kombinieren ab und zu.
02:12:53,241 –> 02:13:02,801 [Monika Jiang]
Ja, und das ist auch schön, auch für mich schön, weil wir da auch Teil eines Teams zu sein, aber auch an den Themen anders dran zu sein.
02:13:02,801 –> 02:13:04,241 [Monika Jiang]
Ähm
02:13:04,241 –> 02:13:06,261 [Monika Jiang]
Ist auch schön. Ja.
02:13:06,261 –> 02:13:13,521 [Speaker 1]
Ich habe irgendwie das Gefühl, man wird von dir hören [kichern] in Zukunft. Deine Projekte,
02:13:13,521 –> 02:13:17,861 [Speaker 1]
wenn man sich das anschaut, wer will die alles verlinken? Newsletter, Website. Ähm
02:13:17,861 –> 02:13:18,821 [Monika Jiang]
Danke.
02:13:18,821 –> 02:13:27,681 [Speaker 1]
Man hat das Gefühl, da ist so viel Substanz da drin, auch wenn du jetzt sagst, ein Jahr erst, aber du hast dich ja schon viel länger damit beschäftigt, mmmhm
02:13:27,681 –> 02:13:33,961 [Speaker 1]
dass da irgendwas draus passieren wird. Manchmal braucht es einfach Zeit. Ja.
02:13:33,961 –> 02:13:43,041 [Monika Jiang]
Glaube ich auch. Ich bin sehr, sehr ungeduldig [kichern] und ich lerne seit einiger Zeit, immer geduldiger zu werden. Dieses Projekt ist auch
02:13:43,041 –> 02:13:46,301 [Monika Jiang]
hilfreich. Aber vielen Dank, dass du das sagst. Das bedeutet mir viel.
02:13:46,301 –> 02:13:52,961 [Speaker 1]
Ich wünsche dir ganz viel Erfolg dabei. Danke. Und bedanke mich sehr, dass du zu Gast warst. Ich habe das Gefühl, wir hören uns wieder.
02:13:52,961 –> 02:13:56,641 [Monika Jiang]
Ja, glaube ich auch. Danke.
02:13:56,641 –> 02:14:07,581 [Speaker 1]
Danke fürs Mitfahren. Wenn ihr mögt und euch diese Folge Spaß gemacht hat, bewertet diese Folge bei Apple Podcast, Spotify oder wo auch immer ihr zuhört.
02:14:07,581 –> 02:14:14,781 [Speaker 1]
Alle Links zur Folge, sowie die Menschen, die mich bei diesem Podcast unterstützten, findet ihr in den Show Notes.
02:14:14,781 –> 02:14:18,221 [Speaker 1]
Schaut da gerne mal rein.
02:14:18,221 –> 02:14:48,541 [Speaker 1]
Wenn ihr meine Arbeit unterstützen möchtet, würde ich mich freuen, euch bei Steady zu begrüßen. Mit einer Steady-Mitgliedschaft bekommt ihr exklusive Updates von mir und die Gelegenheit, mich zweimal im Jahr persönlich zu treffen. „Im Aufzug“ ist eine Produktion von Schönlein Media. Ich freue mich auf das nächste Mal hier im Aufzug.
02:14:48,541 –> 02:15:28,041 [Schindler]
Diese Folge wurde dir präsentiert von Schindler. Am Anfang der Folge haben wir uns gefragt, was mehr Strom verbraucht: Ein Aufzug oder eine Kaffeemaschine? Die Antwort: Ein Aufzug in einem kleinen Bürogebäude verbraucht pro Tag nur etwa eins Komma drei sechs Kilowattstunden. Das ist weniger als eine Kaffeemaschine. Nur eine Tasse Kaffee von einem Vollautomaten verbraucht sogar das Zehnfache an Strom wie eine einzige Aufzugfahrt. Und dank optimierter Standby-Technik wird der Verbrauch immer weiter gesenkt. Willst du auch mehr über Aufzüge erfahren, dann steig bei uns ein. Unter schindler.de/karriere findest du viele Möglichkeiten, mit uns nach ganz oben zu fahren.
Diese Folge wurde dir präsentiert von Schindler Aufzüge. Willst du noch mehr über Aufzüge erfahren und vielleicht mit uns ganz nach oben fahren, dann steig gern ein. Unter schindler.de/karriere findest du viele Möglichkeiten für Einsteiger und Senkrechtstarter.
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Dieser Podcast ist eine Produktion von Schønlein Media.
Produktion: Fabian Gieske , Anna Germek
Schnitt und Post-Produktion: Jonatan Hamann
Coverart: Amadeus Fronk