Im Aufzug mit Katja Diehl

Warum ist uns das Auto so heilig?

Heute steigen wir tief in die fabelhafte Welt der Mobilität ein: von engen Aufzügen bis hin zu großen Autos. Ich kenne Katja schon lange und schätze ihre Arbeit zur Verkehrswende sehr. Besonders dankbar bin ich ihr dafür, dass sie Menschen mit Behinderung immer mitdenkt. Aber Autos zu kritisieren, ist keine einfache Arbeit.

Doch wieso ist die Autokultur in unserer Gesellschaft so tief verankert? Wie steht es um das Carsharing? Und warum steht sich Deutschland so oft selbst im Weg? Wir sprechen darüber, wie Alternativen zum Auto unmöglich gemacht werden, welche Rolle das private Auto als CO₂-Emittent spielt und welches Fortbewegungsmittel Katja wäre, wenn sie sich eins aussuchen müsste.

Los geht die Aufzugfahrt mit Katja Diehl!

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Katja Diehl: Danke, dass ich mitfahren darf.
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Raul Krauthausen: Gab es schon einen awkward Moment für dich in einem Aufzug? 00:01:54.000
Katja Diehl: Stecken bleiben.

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00:01:54.000

Raul Krauthausen: Oh, erzähl.

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Katja Diehl: Das war in dieser typischen Sturm- und Drangphase in irgendeiner deutschen Jugendherberge.

00:02:04.000

Raul Krauthausen: Oh Gott.

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Katja Diehl: 9. Klasse, wo Menschen meinten, mal auszuprobieren, was passiert, wenn man hüpft im Aufzug.

00:02:12.000

Raul Krauthausen: Berühmte letzte Worte. Was passiert eigentlich, wenn?

00:02:16.000

Katja Diehl: Und dann ist auf jeden Fall der Aufzug stecken geblieben und dann haben sie ihn auch nur so weit wieder nach oben schrauben können, dass so eine kleine Lücke entstand, durch die wir rauskrabbeln konnten. Und danach hatte ich so ein bisschen Probleme mit engen Räumen. Also das hat sich doch ein bisschen auch festgesetzt, dieses Gefühl.

00:02:34.000

Raul Krauthausen: Hat sich das aber gelegt?

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Katja Diehl: Hat sich gelegt, tatsächlich einfach über die Zeit, glaube ich. Aber ich hatte eine Zeit lang richtig Schwierigkeiten hinten zu sitzen in Autos, die nur vorne Türen haben. Also das war so richtig, wo ich gemerkt habe, jetzt wird es hier irgendwie ein bisschen eng.

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00:02:49.000

Raul Krauthausen: Ach krass. Oder da löst du gerade bei mir eine Erinnerung aus. Ich habe in den letzten Jahren sehr unangenehme Bekanntschaften mit Pollern gemacht. Also die auf der Straße, die sind meistens bei Einfahrten von Bürgersteigen drin. Und meistens war es dunkel, meistens hat es geregnet. Und ich bin immer volle Kanne mit meinem Elektrorollstuhl gegen diese Poller gefahren. Es stellt sich heraus, ich bin irgendwie so nachtblind oder so. Ich sehe die Dinge einfach nicht, obwohl ich drauf achte und dran denke. Und bei meinem letzten Unfall, das war am Torzumerplatz, da bin ich gegen einen Poller gefahren. Er hat mir beide Beine gebrochen. Und eine Polizistin, die daneben stand, hat erste Hilfe geleistet, weil sie gesehen hat, was passiert ist. Zwei Wochen später bekomme ich einen Brief von der Polizei, ich hätte einen Poller sachbeschädigt. Und ich müsste doch jetzt mal gucken, wie man den Schaden beseitigen könne. Also erst mal so zur Anzeige gebracht worden. Da dachte ich auch so, ja danke, erst mal erste Hilfe machen, aber der Poller. Irgendwann sieht man, der Poller war schwarz.

00:03:51.000

Katja Diehl: Das ist Deutschland.

00:03:52.000

Raul Krauthausen: Der Poller war schwarz und die Nacht war dunkel.

00:03:54.000

Katja Diehl: Super Idee.

00:03:55.000

Raul Krauthausen: Ja. Nicht markiert, ich weiß nicht, wie oft Leute dagegen fallen oder nur Raul. Aber seitdem habe ich Angst, nachts alleine rauszugehen.

00:04:03.000

Katja Diehl: Ich kann mir voll vorstellen, ja.

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00:04:04.000

Raul Krauthausen: Und ich hatte eigentlich normalerweise das immer weggesteckt. Aber zum ersten Mal merke ich echt so eine Unsicherheit.

00:04:11.000

Katja Diehl: Ja, manche Sachen verfestigen sich dann doch, ob man will oder nicht. Und gerade weil in Deutschland ja überall, wo Autos nicht fahren dürfen, Poller hingebaut werden müssen, gibt es auch so Situationen, wo ich selber so denke, tagsüber mag das noch gehen. Aber die sind ja auch zum Teil auch gar nicht auf so einer Höhe, dass man sie wahrnimmt.

00:04:29.000

Raul Krauthausen: Ja, warum sind die schwarz?

00:04:31.000

Katja Diehl: Ja, frag mich.
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Raul Krauthausen: Damit sie sich ins Stadtbild besser einfügen vielleicht. 00:04:35.000
Katja Diehl: Damit es wenigstens aussieht wie Design.
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Raul Krauthausen: Naja, das fiel mir gerade an. Aber eine Frage, die ich eigentlich fragen wollte: Wenn du ein Fortbewegungsmittel wärst, welches wärst du am liebsten?

00:04:46.000

Katja Diehl: Also ich tendiere immer situativ zu Fortbewegungsmitteln. Ich habe jetzt gerade spontan, wo du mich das fragst, irgendwie, obwohl ich es ewig nicht mehr gefahren bin, ein Ruderboot. Weil ich habe mal gerudert und wenn du im Einer ruderst, dann hast du ja so relativ magische Mobilität, die sehr leise auch ist. Und die so perfekte Momente hat, wenn das Blatt so ganz perfekt ins Wasser geht und man

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so seine eigene Kraft so spürt. Das ist glaube ich aber eher was für Sommers, für Winters würde ich sagen. Also jetzt keine Ski, so ein Ski-Karussell, sondern irgendwie was, eine Seilbahn, weil ich immer wieder schön finde, in einer Seilbahn zu sitzen und die Welt von oben betrachten zu können.

00:05:30.000

Raul Krauthausen: Seilbahnen sind auch gerade hart umkommen. Es gibt ja ein paar Städte, die Seilbahnen als Verkehrsmittel aktiv auch bauen. So wie eine U-Bahn oder eine Straßenbahn.

00:05:40.000

Katja Diehl: Ich bin nicht komplett dabei, aber ich habe manchmal bei all diesen technologischen Dingen ja immer den Schritt zurück. Räumt ihr dann trotzdem unten auch auf? Also ich habe ja aktuell, gibt es ja die ersten Genehmigungen, dass jetzt im Moment glaube ich für medizinische Proben dürfen Drohnen fliegen, ohne dass man sie begleitet. Normalerweise musst du ja so einen Führerschein machen und die Drohne darf nur mit dem Menschen sozusagen mitfliegen. Die dürfen jetzt ohne Begleitung fliegen. Und ich habe so ein bisschen einfach immer Angst, dass wir aufgrund, dass wir jetzt noch den Luftraum für uns entdecken, dass es unten auf dem Boden so schlimm bleibt, wie es ist und alles dann nach oben ausgelagert wird, um unten nicht aufräumen zu müssen. Da möchte ich immer erst das Gesamtkonzept sehen. Eine Stadt fällt mir ein, das ist Bonn. Katja Dörner ist da jetzt ja Oberbürgermeisterin geworden und die sieht das als ihr Highlight-Projekt. Ich habe mich da aber ehrlich gesagt noch nicht in der Tiefe mit beschäftigt, aber das ist auf jeden Fall eine Stadt in Deutschland, die das vorantreibt.

00:06:45.000

Raul Krauthausen: Die Drohne oder untenrum?

00:06:47.000

Katja Diehl: Ne, die Seilbahn.

00:06:49.000

Raul Krauthausen: Ja, okay. Ich finde Seilbahn auch ein super spannendes Konzept, auch wenn es in der Vergangenheit ja schon krasse Unfälle gab, wo es immer heißt,

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dass es super sicher ist, aber von so einem Ding runterfallen will man auch nicht. Es gibt in Berlin in der Bundes- oder Landesgartenschau eine Seilbahn, die du jetzt, glaube ich, öffentlich mit dem Ticket mitbenutzen kannst von der BVG. Das wollte ich unbedingt mal machen. Warst du da mal?

00:07:16.000

Katja Diehl: Ne, habe ich noch nicht ausprobiert.

00:07:18.000

Raul Krauthausen: Das war die einzige Seilbahn in Berlin, die ich so kenne. Wo du gerade gesagt hast, dass untenrum aufräumen, da erinnerte ich mich an ein Gespräch mit meiner ehemaligen Mitbewohnerin, die ist Architektin und Stadtplanerin und die sagte, okay, das ist ja vielleicht alles schön und gut, wenn irgendwann autofreie Innenstädte sind und so, und dann ab und nach der Lieferverkehr fahren darf, aber hast du mal geguckt, wie viele Autos von irgendwelchen Lieferdiensten bei uns vor der Tür stehen? Das sind auch fünf oder sechs, einfach nur weil sie Konkurrenten sind. Und wenn das so weitergeht, dann wird irgendwann jede Firma eine eigene Packstation irgendwo stehen. Die Deutsche Post mit der Packstation, Amazon mit der Box und so weiter, dass das eigentlich auch mal langsam reguliert werden sollte, dass es vielleicht eine Box mit einem Fahrzeug, die Dinger geliefert werden, damit die Städte nicht voll sind mit Hermes und Co.

00:08:11.000

Katja Diehl: Ja, ehrlich gesagt, wir nehmen ja hier gerade in der sogenannten Vorweihnachtszeit auf und ich bin immer mental eh belastet ab Anfang November, weil das Bling-Bling und das Tröt-Tröt losgeht und ich als introvertierte Person da mich schon gestresst fühle von den vielen Impulsen, die es da gibt, aber was mich auch immer mental belastet sind die Klebezettel-Armeen an den Haustüren.

00:08:35.000

Raul Krauthausen: Holen Sie Ihr Paket bitte ab, ja, ja. Die Deutsche Post sagt ja immer in der Nachbarschaft fünf Kilometer weiter.

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00:08:42.000

Katja Diehl: So weit wie er werfen konnte, ja. Und das hat ja zwei Seiten, einmal uns als Konsumentinnen, die wir da warum auch immer so eskalieren, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass alles was online gekauft wird auch online gekauft werden müsste. Ich habe auch Bock auf schöne Innenstädte mit tollen Geschäften, die nicht nur Kette sind. Aber auf der anderen Seite genau was du auch sagst, ist natürlich einfach totaler Quatsch, dass jede Logistikfirma ihre eigenen Wege, also ich habe letztens gelesen, Amazon ist mittlerweile der größte Paketzustelldienst geworden durch ihre eigenen Fahrzeuge und das ist immer so schön, weil die haben zum Teil sogar hier in Hamburg elektrische Antriebe, parken aber immer noch falsch. Also auch da ist es untenrum nicht aufgeräumt. Eine Freundin von mir arbeitet an so einem Projekt der autonomen Paketbox, dass die nachts die Standorte wechseln können. Und das finde ich schon interessant, weil man dadurch ja, also wenn wir ein bisschen uns mal zurücknehmen und sagen, okay, ich kriege halt nur Mittwochspakete, wäre ja vielleicht auch schon eine Möglichkeit. Und viele gehen tatsächlich im Ausland eher an die Arbeitgeber*innen ran, also dass du da wo du arbeitest die Box im Keller hast oder so, also gar nicht mehr im öffentlichen Raum, was ich auch valide finde.

00:09:56.000

Raul Krauthausen: Ja, das finde ich eigentlich auch eine ganz gute Idee oder irgendwie pro Block, also das könnte man sich auch gut vorstellen. In den USA gibt es diese autonomen Roboter, die teilweise auch Pizza für Domino’s oder so fuhren oder ausfuhren und da habe ich jetzt gelesen, dass immer mehr Jugendliche anfangen diese Dinger dann einfach umzutreten und zu knacken um an diese Pizza zu kommen, einfach weil Domino’s draufstehen, natürlich ist da eine Pizza drin. Dass man sich auch manchmal, habe ich das Gefühl, gar keine Gedanken darüber macht. Was heißt es eigentlich, wenn kein Mensch mehr anwesend ist?

00:10:31.000

Katja Diehl: Du kannst es an allem, was wir Thailand sehen. Wir haben einfach im Vergleich zu asiatischen Räumen, die sehr behutsam mit Dingen umgehen, die ihnen

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nicht selber gehören. Da ist Carsharing eine ganz andere Geschichte als bei uns. Zum Teil wird Carsharing da auch wiederum genutzt, um einfach mal schlafen zu können. Das finde ich auch ganz lustig. Und hier in Deutschland geht es ja schon los mit der Büroküche. Da ist immer ein vergammelter Joghurt oder eine Banane, die laufen kann, weil irgendwer nicht darauf achtet, dass man das halt teilt und deswegen alle dafür Sorge tragen sollten. Also für mich ist es bis heute noch ein Rätsel, wie diese Leihräder oder Scooter in die Flüsse gelangen, weil die sind sackschwer, also es müssen meiner Meinung nach auch zwei Leute wahrscheinlich machen. Und genauso ist es natürlich, deswegen musste ich gerade so ein bisschen schmunzeln, auch mit diesen Robotern, die gab es auch hier in Hamburg. Und in den poschen Stadtvierteln von Hamburg hatten die überhaupt keine Probleme. Da war ja immer so eine Begleitperson auch dabei. Aber wenn die über die Schanze oder Pauli gefahren sind, wurden die immer angesprayt, umgeworfen. Also da hast du gleich auch gemerkt, okay, in den Stadtteilen sind die einfach nicht willkommen. Denn natürlich laufen die in Anführungszeichen auf den eh schon zu engen Gehwegen mit einer schlechten Qualität. Also es ist einfach Murks. Also wahrscheinlich müssen die ja sogar beheizt sein, denke ich gerade, wenn die Pizza nicht komplett kalt. Die sind ja nicht sonderlich schnell.

00:11:53.000

Raul Krauthausen: Oder zumindest isoliert, ja.

00:11:55.000

Katja Diehl: Ja, ich finde es irgendwie…

00:11:56.000

Raul Krauthausen: Aber das finde ich halt auch so krass, da gibt es irgendwie auch schon erste Aktivistinnengruppen, die elektrische Autos so weit, sagen wir mal, austricksen, dass eine Person reicht, um auf der Straße sich hinzustellen oder eine Pappfigur, um einen ganzen Stau zu erzeugen. weil das autonome Auto niemals diese Person an- oder umfahren würde. Und dann einfach es ist viel leichter ist, einen Stau zu provozieren, als wenn dann jemand aus dem Auto raussteigt und dir aufs Maul gibt. Also erst mal ganz plakativ formuliert, ne? Ich habe echt manchmal das Gefühl, da kommen wir auch später noch zu, dass diese Verheißung der Zukunft, ja, alles wird super, dass das einfach nie passieren wird. Das hat mir auch schon mal

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am anderen gesprochen. Der Kühlschrank, der für uns einkaufen geht, ist seit 30 Jahren nicht gekommen. Das Autonome Auto, das uns von A nach B fährt, wird wahrscheinlich auch nicht so ohne Weiteres kommen

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wie wir uns das die ganze Zeit vormachen lassen.

00:12:54.000

Katja Diehl: Ich habe gerade, weil ich ja auch gerade dabei bin, das zweite Buch, da habe ich heute, es ist aus dem Lektorat zurückgekommen, ich muss es mir jetzt anschauen und finalisieren. Und da habe ich tatsächlich verschiedene Schwerpunkte, unter anderem Adultismus, also die Diskriminierung gegenüber Kindern. Ist total spannend. Auch in Sachen Mobilität und was wir denen da so an selbstbestimmten Leben einfach entziehen, indem wir so ein erwachsenes Leben bauen. Und ein zweiter Part, der mich selber aber auch super interessiert hat, war wirklich das autonome Fahren. Weil ich genau, was du auch eben skizziert hast, empfinde, wir haben immer diese Versprechung, die „just around the corner“, das kommt auf jeden Fall in ein paar Jahren. Und dann lasst uns doch auf diese tolle Versprechung warten, da müssen wir jetzt auch nichts tun, weil wenn die Versprechung eintritt, sind ja eh alle Probleme gelöst. Und ich glaube da nicht dran und deswegen habe ich, weil ich ja auch sehr problembewusst bin, drei Männer befragt, wie sie darauf schauen. Das ist einmal jemand von so einer Consultingfirma, der auch nahe an der Bundesregierung arbeitet, das ist jemand, der technisch draufschaut und so ein Digitalisierungsexperte. Die haben alle drei gesagt, ach Quatsch, vergiss es. In der Geschwindigkeit, wie wir gerade so tun, dass es kommt, wird es nicht kommen. Und woran liegt das? Unter anderem daran, dass natürlich unsere deutschen Städte nicht diese Schachbrettstädte sind, wie in den USA. Und in den USA gehen die Menschen nun mal nicht zu Fuß und fahren Fahrrad. Da hast du viel weniger Kollisionsmöglichkeiten. Und das, was du gerade benannt hast, das sind die „Street Safety Rebels“, nennen die sich, glaube ich. Die packen auf diese autonom fahrenden Autos einfach diese Pylone, diese orange-weißen Dinger vorne auf die Motorhaube, zack, bleibt das Ding stehen. Und das sind halt Dinge, wo auch mittlerweile Versuche wieder eingeschränkt worden sind. Es gibt die ersten Verletzten, einen Toten, glaube ich, auch mittlerweile. Und natürlich mag es sein, rein statistisch, dass die irgendwann sicherer sein könnten als Menschen. Aber da will ich auch nicht wissen, wie ist denn die Übergangszeit? Also wenn ein Teil autonom fährt, ein Teil noch mit Menschen an Bord, also es wird ja nicht von jetzt auf gleich einfach da sein.

00:15:02.000

Raul Krauthausen: Jaja, ne, natürlich.

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00:15:03.000

Katja Diehl: Und das sind natürlich Leute wie du und ich, die wir diese
Fragen dann stellen, die total ein Party-Pupa, weil dann die Glitzerkanonen wieder ausgepackt werden und naja, okay, ne, da machen wir jetzt nicht, dass wir hier alles mit Glitzer voll machen. Und dann merkst du, diese Fragen sind einfach noch nicht gelöst. Also ich habe auch immer so ein Gefühl, in Indien würde man zum Beispiel nie eine Kuh töten, weil das einfach eine andere Wertigkeit, weil die Kuh da was Besonderes ist. Also wie regelt man das auch ethisch mit unterschiedlichen Systemen, die ja weltweit überhaupt nicht übereinander zu legen sind? Also es sind auch viel zu viele Fragen für mich ungeklärt. Und der einzige Hype, der da drum gemacht wird, ist ja, dass es dann fahrer*innenlos, also Personal kann gespart werden, Fachkräftemangel und so weiter. Aber ich finde, es darf ja nicht der einzige Grund sein, warum so eine Technik eingeführt wird.

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Und ja, da habe ich noch viele Fragezeichen.

00:15:55.000

Raul Krauthausen: Also ich meine, das Erste, was man ja automatisieren könnte, wäre wahrscheinlich eine U-Bahn.

00:15:59.000

Katja Diehl: Ja.

00:15:59.000

Raul Krauthausen: So, da gibt es keinen Gegenverkehr, jedenfalls keinen Ungewollten. Und das frage ich mich, warum ist das bis heute nicht über die U4 in Nürnberg hinaus in Deutschland automatisiert worden. Und die These, die ich neulich gelesen habe, war, dass es einfach so viele Fahrer*innen gibt, die auf einen Schlag arbeitslos wären, dass das auch, also wenn man das jetzt hochdenkt, auf Straßenbahnen, S Bahnen, Züge, dass das auch gesellschaftliche Umwälzung bedeutet. Und vielleicht, dass sogar auch jetzt die letzten Streiks sind der Lokführerinnen und Lokführer, solange es noch geht. Aber dass das auch ein Grund sein kann, warum das so lange dauert. Weil man die sozialen Auswirkungen gar nicht absehen kann.

00:16:44.000

Katja Diehl: Ja, da wird das auch wieder nicht systemisch gedacht, weil ich persönlich habe eine hohe Sympathie dafür, dass es immer noch Personal in den Zügen gibt und in den Waggons. Weil das zuckt ja automatisch auch für eine soziale Sicherheit für marginalisierte Gruppen. Weil wenn wir, das habe ich ja auch im ersten Buch, Autokorrektur ein bisschen hergeleitet, wenn wir weiterhin das System so einfach behalten, wie es ist und dann ist es irgendwann autonom, dann bleiben Menschen natürlich im Auto oder kaufen sich so, sie dann das Geld dazu haben, ein autonomes Shuttle nur für sich, was alleine fährt sozusagen. Und das ist was, wo ich mich auch ein bisschen wundere. Also ich wundere mich nicht, weil ich mir schon vorstellen kann, dass es schwierig ist, unter diesen ganzen Verkehrsverbünden und so weiter übergreifend zu denken. Aber ich würde mir diese soziale Frage überhaupt nicht stellen, weil da gibt es so viele Jobs, die wir immer noch brauchen, in der Beratung, Einstiegshilfe. Also das könnte man ja umdenken. In skandinavischen

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Ländern meine ich auch, dass es schon relativ üblich ist, dass die autonom fahren. Und ich habe jetzt gelernt von der U5 hier in Hamburg, die soll auch autonom fahren, da ist sogar ein 90 Sekunden Takt theoretisch möglich.

00:17:58.000

Raul Krauthausen: Aber wird er kommen oder wird er trotzdem 10 Minuten bleiben?

00:18:02.000

Katja Diehl: Also wir haben hier das Versprechen vom sogenannten
Hamburg-Takt, dass in 5 Minuten die Mobilität entweder zu dir kommt, die du brauchst, oder du kannst zu ihr gelangen. Und da brauchen wir natürlich solche Takte. Das ist ja der Witz, in der U-Bahn gucken wir ja fast nie auf dem Fahrplan, weil wir schienengebunden Systemen ja auch viel mehr vertrauen als bereiften Systemen, weil das irgendwie psychologisch auch eine andere Sicherheit gewährleistet. Also das glaube ich schon, dass das kommt. Ich habe auch ganz viel immer geschmunzelt, dass die Leute denken, die Digitalisierung der Deutschen Bahn ist der DB-Navigator. Natürlich nicht. Infrastruktur und Züge müssen miteinander sprechen. Und da kann es natürlich, jetzt müssen die ja mit so einem krassen Sicherheitsabstand fahren, da kannst du auch ICE-Systeme ganz anders auslasten, wenn du denn die Züge hast und das Personal.

00:18:51.000

Raul Krauthausen: Wenn du jetzt gerade sagst, dass man braucht Menschen auch beim Mobilitätseinstieg, zum Beispiel für eingeschränkte Menschen, ich bin in Berlin-Tegel mal mit diesem einzigen autonomen Bus der WVG gefahren. Und das war irgendwie auch, also als technisch interessierter Mensch war ich underwhelmed. Also das hat mich jetzt nicht überzeugt, dieses Konzept. Und ich glaube, wenn du das das erste Mal siehst und machst und so, das kann vielleicht etwas Besonderes sein. Aber ich wäre zu Fuß schneller gewesen, weil das Ding einfach ultra langsam ist. Ich brauchte doch eine Person, die den Rollstuhl festmacht, wo ich mich frage, warum muss denn im autonomen Auto festgemacht werden, aber in einem Bus nicht? Also wo kommt diese Logik her? Wer hat da geschlafen beim Verkehrsamt? Und dass solche Regeln dann quasi gelten. Und wenn ich eine Person brauche, die mich da festschneit, dann kann man auch einen Fahrer haben. Also dann verstehe ich den ganzen Win gar nicht. Und das Auto ist so klein, da passen entweder acht Leute rein

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oder ein Rollstuhl. Also den Fight an der Schaltestelle würde ich sehen. Bitte steigen die alle aus, ich gehe jetzt hier mitfahren. So wird es ja nicht laufen. Sondern eher „oh, schon wieder voll“. Muss ich auf den nächsten warten. Und dieses „auf den nächsten warten“ funktioniert nur, wenn er alle 90 Sekunden kommt.

00:20:05.000

Katja Diehl: Ich glaube so und so, das ist halt immer noch nicht geschafft. Das ist ja auch mein Punkt und das ist auch, warum ich mit meiner Arbeit nicht reich werde. Weil ich intersektional denke und einfach gucke, wen vergessen wir gerade wieder? Oder wer ist gerade wieder nicht mitgedacht? Und das macht natürlich so einen Entwicklungsprozess langsamer, aber meiner Meinung nach auch besser. Also ich habe einen hohen Glauben tatsächlich daran, dass diese On-Demand Rufbus- Systeme eine richtig gute Lösung sind. Das ist, wer das nicht kennt, man ruft per App oder Telefon ein Fahrzeug. Das Versprechen ist, es ist zehn Minuten bei dir. Du hast nur noch virtuelle Haltestellen, was manchmal auch barrierefreier sein kann, als wenn man irgendwelche baulichen Maßnahmen hat, weil man halt die Haltestellen dahin bringt, wo die Nachfrage auch ist. Und dann teilst du die Fahrt mit Leuten, die denselben Fahrtweg haben, die aber vielleicht woanders aussteigen. Und diese Dinger, die ich begleite, sind ad hoc barrierefrei gewesen. Teilelektrisch immerhin, weil mit dem London-Taxi gemacht, was ja die Auflage hat, immer auch einen Rollstuhlplatz dabei zu haben. Und das könnte man supergut als Lückenschluss nehmen. Und das ist, glaube ich, sogar was, wo im ländlichen Raum es auch nicht schlimm wäre, wenn für bestimmte Bevölkerungsgruppen das Ding nur mit 30 km/h fährt. Also es ist dann ja weit über der Fußgängergeschwindigkeit und du hast die Anbindung an den nächsten Bahnhof oder so. Aber diese Geschichte, da habe ich gelernt, flächendeckend in ganz Schleswig-Holstein kostet so etwas 15 Millionen Euro im Jahr, was ich super billig finde im Vergleich zum Dienstwagenprivileg mit ein paar Milliarden. Das wird halt nicht angefasst. Und ich habe in der Beschäftigung jetzt mit dem zweiten Buch auch nochmal in diesen Straßenbahnskandal der USA geguckt, wo Continental und General Motors, also ein Autoreifenhersteller und ein Autohersteller Straßenbahnen aufgekauft haben. Die hatten ein richtig geiles Straßenbahnsystem in den USA, was kaputt gemacht worden ist durch diese Lobby. Und die Leute mussten dann Auto fahren. Und das fand ich immer so ganz entsetzlich, weil da gibt es diese Bilder, wo die Straßenbahnen so aufeinander gestapelt liegen, also da blutet einem das Herz. So krass haben wir es

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hier in Deutschland nicht gemacht, aber ich finde der Weg ist ein Ähnlicher. Also irgendwie werden uns immer wieder Alternativen zum Auto, die es ja gibt, verunmöglicht.

00:22:14.000

Raul Krauthausen: Die Bahn war mal pünktlicher, nicht?

00:22:15.000

Katja Diehl: Ja! Und die Verunmöglichung kommt ganz oft auch über diese Kostendebatte, weil immer nur das Neue hinterfragt wird, also die Eskalation gegen 150.000 E-Scooter in Deutschland versus 49 Millionen Autos in Deutschland, verstehe ich bis heute nicht. Aber man merkt, dass wir so dran gewöhnt sind, in diesem Autosystem zu leben, dass sogar Menschen, die gar kein Auto fahren können, das Autosystem verteidigen.

00:22:39.000

Raul Krauthausen: Dein erstes Buch „Autokorrektur“, das Zweite ist raus aus der Autokorrektur, kommt jetzt bald in den Handel. Was ich mich immer gefragt habe bei beiden Büchern – Wie schaffst du es optimistisch zu bleiben?

00:22:50.000

Katja Diehl: Also meine Eltern wohnen im Emsland, da wurde ja ein Atomkraftwerk abgeschaltet und das ist jetzt in mir drin. Ich nenne es das Gerechtigkeitskraftwerk.

00:23:00.000

Raul Krauthausen: Das Kernwasser Wunderland, oder was?

00:23:02.000

Katja Diehl: Das macht mich glücklich und ich strahle immer. Ganz ehrlich, ich wurde selten so oft danach gefragt wie in diesem Jahr, weil in diesem Jahr ich auch wirklich sowohl familiär als auch beruflich, als auch mit krasser Hate Speech zu tun hatte und ich kann ja einfach verraten, ich war zwei, drei Mal, da habe ich gedacht, ich lasse das jetzt einfach. Warum zur Hölle tue ich mir das an? Naja, und dann ist es ähnlich wie bei dir, denke ich mal. Am nächsten Tag denkst du, ja, was mache ich denn stattdessen? Und dann siehst du wieder irgendeine Ungerechtigkeit und dann

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fährst du Bus und merkst, was da nicht funktioniert und wer da wieder nicht einsteigen kann oder was auch immer. Ich musste dieses Jahr umarmen, dass ich keine Wahl habe und da kann man sich jetzt drüber lustig machen, weil ich jetzt nicht wieder zurück in so einen 9 to 5 Konzernjob mit sechsstelligem Gehalt gehen kann, den ich mal hatte. Aber ich merke einfach, dass ich total bei mir bin in diesem Tun, weil ich wirklich einfach jetzt ein Leben habe, wo ich mit Menschen wie dir verbunden bin. Gestern saß hier Caro Rakete und wir haben uns ein bisschen supportet, sie mit ihrer Arbeit für die Linke und haben uns ausgetauscht. Ich glaube, das ist der Optimismusmacher, sozusagen für mich. Das sind Menschen, die an ganz anderen Themen vielleicht arbeiten, die aber auch im besten Sinne unerbittlich sind und immer nerven und immer auch reingehen in den Fight. Und ja, ich habe keine Wahl, also das muss man auch ehrlich sagen, ich möchte, dass sich das verändert. Ich habe jetzt gerade eben noch einen Post abgesetzt mit dem zweiten Artikel Grundgesetz, dass ich ja eigentlich ein Recht auf freie Entfaltung habe und ein Recht auf körperliche Unversehrtheit. Und da habe ich die offene Frage gestellt, ob das im Mobilitätssystem beides gewährleistet ist.

00:24:51.000

Raul Krauthausen: Mhm, ok, da kann man ja schon ahnen, was passieren wird. Wir hatten beide in unserem Podcast zu Gast den Tadzio Müller. Und der hat ja schon irgendwie auch ziemlich, der haut ja ganz schön auf die Kacke, wenn der quasi mal rausgeht und so. Und ich fand das irgendwie geil. Mir hat es richtig Spaß gemacht, mich mit dem auszutauschen und auch so diese, wie er es so nennt, diese Arschlochgesellschaft mal zu beleuchten und auch zu gucken, wie können wir denn den Menschen, die vielleicht willens sind, sich anzupassen oder zu verändern, bei dieser Trauerarbeit, weil das ist ja wirklich Trauerarbeit, dabei zu helfen, das Auto abzugeben und sich auf etwas Neues einzulassen. Hast du da Ideen jenseits von, oh wir müssen mehr Geld ausgeben und die Politik verändern, wie man einzelnen Menschen Mut machen kann, direkt jetzt auf gleich ein Auto vielleicht mal eher still zu lassen?

00:25:51.000

Katja Diehl: Also das wird tatsächlich, der letzte Part vom Buch wird sehr individuell sein, da erzählen Leute, dass sie die Autokorrektur gelesen haben und dann einfach mal versucht haben, ohne Auto zu leben. Und sich aber versprochen haben als Paar

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oder als Familie oder als Einzelperson, wenn das total scheiße läuft, dann darf ich auch wieder ein Auto anschaffen. So sozusagen noch diese Backdoor nicht ganz geschlossen. Und da ist zum Beispiel eine Familie, drei Kinder, Vater, Mutter, also fünfköpfige Familien, im ländlichen Raum, die das bis heute ohne Auto machen. Und da hoffe ich, das ist ja der Wunsch auch, ich hatte nicht vor, ein zweites Buch zu schreiben so schnell, weil das auch ehrlich gesagt nicht so, also das ist manchmal ganz schön Spaß befreit. Aber da hoffe ich wirklich, dass die Leute sehen, es gibt diese ganzen Lösungen. Also im ersten Bereich von Autokratie gehst du wirklich durch diese Zustandsanalyse und du denkst, oh mein Gott, warum machen wir das? Aber im zweiten Bereich lernst du die Leute kennen, die autofreies Genf geschaffen haben, die in Wien die Dinge verändert haben. Carlos Moreno, der Paris verändert, bis hin nach Nordhorn, wo ein Stadtbaurat den Radanteil auf 41 Prozent gebracht hat. Also es geht wirklich alles. Und ich glaube, da können sich, wenn Menschen mit diesem Willen, ich möchte was verändern und das Buch lesen, findet jeder einen Ankerpunkt, wo man ansetzen kann. Sei es, dass du deine Bürgermeisterin nervst und sagst, hier in Nordrhein-Westfalen gibt es diese Lösung, warum haben wir die nicht? Oder sei es, dass du, was ich ja immer wieder sage, setzt euch nicht in die Bahn und beschwert euch, wie scheiße die Bahn ist, sondern werdet laut, schreibt Leserbriefe, schreibt Volker Wissing. Dieses Ertragen von einem unhaltbaren Zustand, ich verstehe es nicht. Also da haben wir gegen ganz andere Sache schon Wut entwickelt und Wut ist auch für mich was Positives. Und da reiche ich sofort Menschen die Hand. Also mich kann auch jeder ansprechen, ob ich eine Idee habe. Das passiert ja durchaus auch. Und ich weiß auch um die Trauer. Bei mir ist es halt die Trauer jetzt auch nach COP28. Wir reden gerade, als das so ein paar Tage her ist, wo die Leute in Deutschland so unglaublich gefeiert haben, was da passiert ist. Und ich habe nur gedacht, wollte ich mich verarschen? Also ich verstehe das, dass man diese Hoffnung generieren will, dass man ein positives Mindset, bla bla bla, aber wir müssen auch mal anerkennen, da haben Menschen von diesen Inselstaaten weinend gestanden, als das so, die OPEC lobt den Abschluss, muss ich wahrscheinlich auch nicht kommentieren. Also da glaube ich gehört einerseits eine Ehrlichkeit zu einem selbst. Also jedes Mal zu fragen, warum nehme ich jetzt das Auto? Ist es Bequemlichkeit oder weil wirklich irgendein anderer Grund dafür spricht? Da einfach ehrlich sich selbst mal machen und vielleicht den ein oder anderen Weg. Also was die Leute über missverstehen ist, ich will doch nicht, dass ihr morgen eure Autos verbrennt, sondern behalt das Auto erstmal, aber überleg wirklich mal ein bisschen,

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weil du machst in dem Moment, wo du Auto fährst, anderen Leuten Probleme. Es ist nun mal so. Und da ein bisschen bewusster mit diesem Konsum von Auto, der uns natürlich unwahrscheinlich leicht gemacht wird. Exklusive Hinstellmöglichkeiten, exklusive Fahrspuren, exklusive Privilegien, auch in Geld, aber da vielleicht so ein bisschen ein Mindset zu entwickeln, ich reduziere es zumindest, so ähnlich wie manche Leute vielleicht in Anführungszeichen nur vegetarisch geworden sind jetzt über die letzten Jahre. Das ist schon mal ein erster Schritt, der anerkennungswert ist, finde ich.

00:29:11.000

Raul Krauthausen: Was würdest du sagen, sind deine größten Erfolge im Kampf für eine gerechtere Mobilität? Ich hätte beide gesagt gegen das Auto, aber die geht es ja gar nicht darum, sondern für eine bessere Mobilität.

00:29:25.000

Katja Diehl: Nein, darum geht es mir überhaupt nicht. Das ist auch wirklich immer wieder, das macht mich sehr müde, dass ich überall immer als die größte Autohasserin, also auch letztens bei einer Vorlesung, die ich gehalten habe, dass der Prof auch mit so einem Augenzwinkern, aber ich merke, wie so ad hoc denke, jetzt kurz ein Nickerchen. Weil ich das so, ich finde es auch nicht mehr lustig. Also ich habe hier einen Stiftungsvorsitz übernommen von der Hochbahn hier in Hamburg und da hat die MOPO getitelt, Deutschlands Autohasserin Nummer eins übernimmt die Hochbahnstiftung und so ein unmögliches Foto von mir da wieder drunter. Also ich bin es einfach leid. Manchmal reagiere ich auch wirklich schroff, weil ich habe überhaupt nichts gegen das Auto, ich habe gegen die Privilegien was, ich habe was dagegen, dass acht Leute jeden Tag im Straßenverkehr sterben, dass es einfach so normal ist, wie so ein Kult. Und ich glaube, mein größter Erfolg liegt immer darin, wenn Leute mir sagen, scheiße Katja, seitdem ich dir folge, seitdem ich das Buch gelesen habe, seitdem ich deinen Podcast höre, ich kann nicht mehr das ungesehen machen, da sind wirklich überall Autos. Und das haben die vorher nicht gesehen und die haben vorher auch nicht diese Ungerechtigkeit gesehen. Was mich sehr berührt hat, war, ich habe sogar Leserinnenbriefe auf das Buch bekommen, unter anderem von einer rassifizierten Frau in Berlin lebend mit ihren beiden Kindern und ihrem Mann, die will nicht Auto fahren. Und sie sagt aber, eigentlich wäre es besser, weil ich jeden Tag Rassismus erfahre auf den Straßen von Berlin. Und andererseits hat sie

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über einen Mann, der vor drei Jahren hier nach Deutschland geflüchtet ist, der unbedingt diesen BMW fahren möchte, weil er hofft, wenn er diesen BMW fährt, ein dickes Auto, das er anerkannter ist in unserer deutschen Gesellschaft. Und sie hat mir geschrieben, du hast mir mit deinem Buch erlaubt, dass ich wütend sein darf. Weil ich habe immer mich hinterfragt, dass ich so wütend bin und warum bin ich das, alle anderen wollen ja Auto fahren. Und das sind so Momente, wo ich richtig, richtig beseelt bin. Und natürlich die 100 Interviews, die ich mit euch geführt habe fürs erste Buch, da waren ja alle hinterher so kleine Verkehrswendeaktivistinnen beim guten Twitter. Alle waren sauer und haben irgendwie anerkannt, so Scheiße, was ist hier eigentlich los? Und das ist schon was, wo ich merke, wenn was in Bewegung gerät, ist es immer gut. Und ich glaube, ich zeige den Leuten auf, dass man Dinge hinterfragen darf, vor allen Dingen die Status Quo.

00:31:40.000

Raul Krauthausen: Ich finde das total spannend, weil im Prinzip, du hast es auch schon in anderen Worten gesagt, ist das Auto so eine Art Religion geworden. Und wir hinterfragen gar nicht mehr, wofür das Auto eigentlich da ist, um Mobilität zu erzeugen und die kann man ja auch anders erzeugen. Also du musst nicht an Gott glauben, du kannst auch an etwas anderes glauben oder gar nicht glauben und trotzdem glücklich in der Welt sein. Aber die Leute reagieren ja so, als ob man ihnen ihren Glauben abspricht. Und das hat mich wirklich schockiert, wie da auch der Hass auf jeden niederprasselt von Leuten, wo man denkt, ist das jetzt wirklich dein Problem? Es geht mir echt nicht in den Kopf. Und wenn ich durch die Stadt fahre, fällt mir seit mindestens 10 Jahren auf, dass die Autos größer werden. Also der Mini ist kein Mini mehr, sondern ein BMW. Und zwar ein SUV-BMW, wo man sich auch fragt, warum? Also klar, man will höher sitzen und so weiter und so fort.

00:32:44.000

Katja Diehl: Aber da frage ich mich, warum ist Autoindustrie nicht so clever und macht einfach höhere Sitze? Also das ist für mich so, wo so ein Hähnchen ist.

00:32:50.000

Raul Krauthausen: Ja, entweder das, genau. Und ich habe manchmal das Gefühl, dass diese Autos zwar größer sind, aber du hast gar nicht mehr Platz. Also trotzdem sind die Kofferräume irgendwie nicht optimal, trotzdem hast du immer noch keinen

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Klapptisch hinten, so alles drüber. Ich denke, dann brauchst du halt auch wie ein Zug, wo es einfach bequem ist. Aber am Ende sind sie einfach nur das Gleiche in groß. Und du brauchst mehr Platz, anstatt dass du mehr Platz hast.

00:33:13.000

Katja Diehl: Und du merkst vor allen Dingen auch, dass die Leute nicht mehr wissen, wann ihre Autos aufhören. Also ich habe eine Zeit lang, ich bin eingestiegen ins Carsharing, hier car2go, das waren Smarts. Das war super genial, weil du konntest den Smart überall parken. Das hast du immer noch unterbekommen. Die letzte, nach dieser Fusion auch von Drive Now und Car2Go, die letzte Carsharingfahrt war mit so einem krassen SUV, wo ich gesagt habe, warum haut ihr hier in Hamburg einen Spittel so einen Trümmer ins Carsharing? Und dann hatte ich, also mein use case, als meine Katze noch lebte, war halt immer Katzenstreu holen, den großen Sack, das machst du auf dem Fahrrad mal eben nicht so, da habe ich immer mir ein Carsharingauto geholt. So, und dann war dann die Park-Suchzeit schon so viel länger als die Fahrzeit. Und ich musste mir einen Sacken aus meiner Krone brechen und einen Typen fragen, kannst du mir helfen, das einzuparken? Weil ich hatte gefühlt 800 Kameras, 14 Pieptöne, ich habe nicht hingekriegt, dieses Ding zu parken. Und da habe ich so gedacht, das ist genau das, was ich auf dem Rad erlebe, dass teilweise ja ich sogar einen Spiegel an den Oberarmen bekomme. Die Leute wissen nicht, wo ihre Karren aufhören. Die haben überhaupt kein Gefühl dafür. Deswegen werden auch ständig irgendwelche Sachen angefahren, glaube ich, weil die das gar nicht so einschätzen kann. Und du hast ja auch schon so Erfahrungen mitgemacht, das ist einfach nicht mehr im menschlichen Maß. Es ist unmenschlich.

00:34:39.000

Raul Krauthausen: Aber sind diese car2go und Drive-Now-Geschichten nicht eigentlich ein Upsaling für Autos gewesen?

00:34:45.000

Katja Diehl: Sind sie definitiv, deswegen sind die auch wieder ausgestiegen.

00:34:47.000

Raul Krauthausen: Ne? Also weil klar, die Autos sind dann groß, damit du das rote Auto auch magst.

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00:34:51.000

Katja Diehl: Und dann immer mal denkst, ach eigentlich wäre es schon geil, wenn ich selber so ein Ding hätte. Ja klar.

00:34:54.000

Raul Krauthausen: Genau.

00:34:55.000

Katja Diehl: Es war eine rollende Werbeanzeige. 00:34:56.000
Raul Krauthausen: Für die du auch noch bezahlt hast. 00:34:58.000

Katja Diehl: Ja.

00:34:59.000

Raul Krauthausen: Gehen denn solche Sharing-Konzepte in der Summe auf? Also ist das wirklich ein Geschäftsmodell oder ist das alles noch größtenteils, wenn man Investitionen von Firmen in der Hoffnung irgendwann Gewinn zu machen?

00:35:12.000

Katja Diehl: Das ist ja dieses Henne-Ei-Ding. Ich sage immer hier, ich wohne ja in Hamburg-Eimsbüttel. Das ist der am dichtesten besiedelte Stadtteil von Hamburg, weil die Hipster hierherziehen, wenn sie Kinder gezeugt haben. Und dann kaufen sie sich aktuell einen Bulli, weil sie zweimal an die See im Jahr fahren. Also sie stellen ein Mini-Haus vor ihre Wohnung. Und dann frage ich mich, warum darf man Hobbymaterial im öffentlichen Raum bevorraten? Also wer sich 80.000 Euro für so eine Karre leisten kann, so viel kosten die Dinger neu, der hat doch wohl auch das Geld für einen Stellplatz. Braucht er aber natürlich nicht. Also ich kann das ja nicht anklagen, weil es ist legal. Also die Frage, ob Carsharing zu einem Geschäftsmodell werden kann, stellt sich erst, wenn die Privilegien vom Auto fallen. Wenn du zum Beispiel nur mit Carsharing-Autos hier parken darfst, dann ist das ein ganz anderer use case, als dass ein Typ oder eine Frau ein Auto hat. Und dann denkt, ja gut, dann

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lasse ich das immer einmal in der Woche bewege ich das. Und das ist ja irgendwie auch günstig, weil die rechnen das ja auch immer falsch. Und ich bin totaler Fan von Cambio Carsharing. Die kommen aus Belgien, sind aber jetzt sehr verbreitet in Deutschland. Die haben auch hier in Hamburg Stellplätze, und zwar feste Stellplätze. Also da hast du keinen Park-Such-Verkehr und die haben vom kleinsten Auto bis zum Transporter alles. Und ich feier manchmal, ich bin jetzt ewig nicht mehr gefahren, aber ich feier immer

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wenn die 100.000, und mehr, Kilometer auf dem Tacho haben, weil es einfach zeigt, es ist ein Ding, was sich einfach amortisiert. Sowohl in den Ressourcen, die es verbraucht hat, also die Dinger sehen dann halt wie Transporter, es sind halt so Umzugswagen. Und das kann natürlich ein Geschäftsmodell werden, wenn es halt Zonen gibt, wo nur diese Art von Fahrzeugen parken dürfen.

00:36:50.000

Raul Krauthausen: Ja, aber das heißt ShareNow macht noch keinen Gewinn.

00:36:53.000

Katja Diehl: Also ich glaube überhaupt nicht, dass es so berechnet wurde. Ich glaube, es war halt so ein bisschen dieses Feigenblatt. Vor ein paar Jahren, kann man sich schon auch erinnern, nannten sie sich ja noch Mobilitätsdienstleister. Da wollten sie ja irgendwie alles Mögliche möglich machen. Ich glaube, das ist kein Geschäftsmodell. Also Cambio lebt auf jeden Fall, aber nicht in dem Sinne, was die Autoindustrie an Umsätzen gewöhnt ist. Ich glaube, das ist so ein Zusammendenken. Und ich sehe vor allen Dingen ganz viele Chancen. Und da gehen die Konzerne aber nicht hin im ländlichen und suburbaren Raum. Das ist ja was, wo die gar nicht ihre Angebote haben, weil sie sagen, es lohnt sich nicht. Und wenn man da aber Modelle finden würde, dann kann sich sowas auch lohnen. Auch im Sinne von Daseinsvorsorge und vielleicht sogar als Teil vom ÖPNV.

00:37:36.000

Raul Krauthausen: Also dass es dann quasi eingebettet wird innerhalb des Verkehrsverbundes. Was ich mich gefragt habe, ich war neulich in Hamburg und habe mir die MOIA App installiert, weil ich gelesen habe, dass die jetzt auch drei barrierefreie Autos haben. Es wäre auch eins gekommen, wenn es nicht kaputt gewesen wäre. Aber wie konnte es eigentlich so weit kommen, dass ein Privatunternehmen ein eigenes Busnetz baut, in einer Stadt, die schon ein Busnetz hat, und das völlig okay ist, aber nicht barrierefrei ist. Also das war ja Volkswagen. Und das Gleiche passiert in Hannover. Und es ist einfach ein Parallelsystem daneben gebaut, anstatt das vernünftig gemeinsam zu denken. Obwohl es bei der Stadt erlaubt wurde, hätte man es ja auch verpflichtend machen können, das gemeinsam zu denken.

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00:38:26.000

Katja Diehl: Ja, da bin ich auch immer so ein bisschen zwischen Baum und Borke, weil ich das irgendwie auch verstehen kann. Weil das Bittere ist ja, dass du kapitalistisch organisierte Unternehmen anders auch nicht kriegst, als wenn du ihnen Privilegien einräumst. Aber ich habe mich schon geärgert. Und da bin ich auch ganz ehrlich, ich benutze MOIA, wenn ich faul bin oder mal wieder Hüftschmerzen habe und nicht lange laufen will. Also ich habe eigentlich jedes Mal, wenn ich MOIA nutze, andere Möglichkeiten im Nahverkehr, bin aber einfach faul.

00:38:54.000

Raul Krauthausen: Gut, aber könntest jetzt auch ein Taxi nehmen können oder einen Uber.

00:38:58.000

Katja Diehl: Ja, ist halt billiger. Also das ist halt absurd. Der Weg, den die jetzt einschlagen, ist der richtige. Die haben jetzt auch in Randgebiete von Hamburg MOIA gebracht. Und das soll dann auch nicht mehr

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konkurrenzierend irgendwann sein. Aber natürlich hast du recht, weil du hättest es auch von Anfang an richtig machen können. Da ist aber immer die Aussage, es ist ein privatwirtschaftliches Unternehmen, denen musst du schon Dinge bieten und so weiter. Aber wo ich wirklich mich richtig aufgeregt habe, war halt, dass die das nicht barrierefrei hinkriegen. Also ich habe teilweise ältere Menschen, die mit dem Stock gehen oder mit dem Rollator wie so Wale in das Ding ziehen müssen, weil die Einstiegsstufe ist so krass hoch und die Fahrzeuge, es sind übrigens glaube ich 15, noch nicht drei, immerhin, bei einer 400er Flotte, die jetzt gemacht worden sind. Ich rede ja mit den Fahrer*innen auch, weil ich ja auch neugierig bin, wie die das so finden. Und die sagen halt, das sind nicht unbedingt beliebte Dienste, weil durch den Einbau dieser Rampe, da machst du übrigens alles zu. Also du machst eine Straßensperrung, wenn du mit diesem viel zu großen Gerät, dann klappt hinten die Rampe raus. Das dauert auch alles ewig. Also da gibt es ja auch clevere, also das London Taxi ist ja total smart, einfach mit der Rampe und gut ist so. Da sagen mir die Fahrer*innen, das ist nicht unbedingt der beliebteste Dienst, weil die haben eine kleinere Batterie. Weil die Rampe nimmt halt Platz für die Batterie weg. Und man muss tanken, also laden, manchmal sogar während des Dienstes. Und das Tanken wird aber nicht bezahlt.

00:40:29.000

Raul Krauthausen: Ach krass.

00:40:29.000

Katja Diehl: Und das sind alles so Dinge. 00:40:29.000

Raul Krauthausen: Aber da muss man das halt umlegen. Also das verstehe ich halt nicht.

00:40:29.000

Katja Diehl: Ich verstehe es ja auch nicht. Und das ist ja auch was, da kann man jetzt auch vom Lokführerstreik halten, was man will. Es geht darum, einfach sichtbar zu machen. Das sind systemrelevante Berufe. Also mit einem krassen Fachkräftemangel. Und da gab es auch heute so ein Artikel, der so ein bisschen die

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Gehälter verglichen hat und hat aber natürlich nur das Gehalt Bus-Bahnfahrer verglichen. Natürlich sehen die Lokführer da besser, aber wenn du in Richtung Piloten guckst, also die tragen die gleiche Verantwortung, muss man einfach mal sagen. Also ich will nicht einen Bus acht Stunden durch Hamburg fahren. Ich würde nach einer Stunde sagen, ey Leute, macht euren Scheiß hier…

00:41:11.000

Raul Krauthausen: Macht euren Scheiß hier alleine.

00:41:11.000

Katja Diehl: Ja, das war halt schon der Pain. Und sie haben halt auch Geld bekommen von der Stadt in der Pandemie. Für die Leute, die zu den Krankenhäusern als dort Arbeitende kommen sollten. Also da kriegen sie auch noch Geld für Sachen, die die öffentliche Nahverkehrsunternehmen selbstverständlich machen müssen. Öffentliche Nahverkehrsunternehmen müssen auf Barrierefreiheit achten. Auch da gibt es natürlich noch Lücken im Plot, aber da ist es vorgeschrieben. Und das hat mich einfach geärgert, weil das ist sowas, was ja auch, das hat ja nicht nur mit Menschen im Rollstuhl zu tun. Das ist auch Altersdiskriminierung, das ist Krankendiskriminierung. Auch ich mit meiner Hüfte bin froh, wenn ich nicht so krasse Stufen steigen muss und so. Aber das ist ja genau das, was wir am Anfang thematisiert haben. Ich möchte erst das Basissystem gut haben. Und dann können wir auch meinetwegen über Flugtaxis reden, wo die vielleicht Sinn machen sollen. Paris hat zum Beispiel ja jetzt ein Referendum gemacht, dass die E-Scooter im Sharing raus sind aus der Stadt, macht aber den Volocopter für die Olympiade. Wo ich so denke, da steht doch auch wieder irgendwie ein Fragezeichen auf dem Kopf.

00:42:15.000

Raul Krauthausen: Bei diesen Drohnen frage ich mich immer, was passiert eigentlich, wenn so ein Ding runterfällt und jemand den Kopf absäbelt? Also das ist ja… Ja, das ist passiert wahrscheinlich.

00:42:24.000

Katja Diehl: Ja, und du kennst doch Leute, die Auto fahren und bei FastFood Sachen aus dem Fenster schmeißen. Aber das sind halt so Sachen, empfehle ich auch immer, Quality Land von Marc-Uwe Kling, der diese zeitnahe Dystopie so zeichnet, wo man

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zwischendurch immer so „haha“ und dann denkt man „haha, das könnte wirklich kommen“.

00:42:42.000

Raul Krauthausen: Ja, genau. Bei diesen ganzen Systemfragen, die du ja immer wieder aufwirfst, hatte ich neulich ein Gespräch mit einem guten Freund, der Verkehrsplanung studiert hat. Und der meinte, bei allem Hass, den man auf Volker Wissing haben kann, und der ist wirklich weit entfernt von FDP und CDU, ist er aber gerade der Verkehrsminister, der am meisten ausgegeben hat für die Bahn. Weil ein paar Jahrzehnte wahrscheinlich nichts ausgegeben wurde.

00:43:12.000

Katja Diehl: Ja, es ist nicht wirklich die Kunst. Ein Einapplaus.

00:43:15.000

Raul Krauthausen: Genau, Einer. Aber nur einer. So, dass man das auch schon irgendwie nicht wertschätzen, aber sehen kann. Und er sagt, das Problem ist gar nicht, dass es kein Geld gibt. Weil Geld ist da. Ob es in den Straßen steckt, in den Autos oder was auch immer, Geld ist da. Es wird auch bewegt, das Geld, nur eben oft in die falschen Stellen. Sondern dass er halt glaubt, dass die Deutsche Bahn auf Milliarden Investitionengelder hoffen kann, die kommen. Aber es einfach nicht umgesetzt bekommt teilweise. Wegen Zulassungen, wegen Regularien. Plötzlich dauert Stuttgart 21 doch 400 Jahre länger und so. Dass wir in Deutschland scheinbar auch nicht mehr in der Lage sind, schnelle pragmatische Innovationen zu machen.

00:44:00.000

Katja Diehl: Ja, bzw. auch da wieder systemisch zu denken. Da kann ich gerne mal aus Österreich berichten. Da bin ich ja bei Leonore Gewessler, die ja das im Vergleich zu Robert Habeck wirkliche Superministerium hat, weil sie auch Verkehr hat als Klimaschutzministerin. Also die haben es in Österreich richtig gemacht. Das war nämlich der größte Fehler. Das müssen wir auch jetzt mal wieder anerkennen, dieses Verkehrsministerium nicht in Dinge von Klima auch zu denken. Die eskalierenden Emissionen zeigen das ja auch. Die hat so eine Art Moratorium gemacht, ein Jahr lang alle Großbauprojekte angehalten und hat die, was bei uns die Autobahn AG ist oder Autobahn GmbH, ihr Ministerium und Wissenschaft gebeten,

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geht nach alles durch im Rahmen und im Hinblick auf unsere CO2-Ziele. Welche Projekte sollten wir voranbringen und welche sollten wir vielleicht auch nicht mehr tun? Und da kam natürlich raus Autobahntunnel abgesagt, Autobahn abgesagt. Da wird Personal frei, Ressource frei, Geld frei. Auch in planerischen Hinsicht hast du einfach Menschen, die physisch frei werden und die du dann auf ÖPNV und Radverkehr umschwenken kannst. Weil ich glaube jetzt nicht, dass die Planung von solchen Infrastrukturprojekten so divers ist, dass man nicht auch das machen kann. Und das ist was, wo ich dann leider doch ein bisschen ein Fragezeichen dran mache an diesen wirklichen Willen der Veränderung in unserem Verkehrssystem. Weil das ist ja, wie du schon sagst, nicht nur Geld, sondern auch Wilde und auch mal Gegenwind aushalten, weil du musst als Politiker*in eine Führungskraft sein. Und eine Führungskraft ist halt auch mal unbeliebt, weil sie ihren Kurs hat. Und Leonoro Gewässler hat Zeitpunkt X, da wollen die dekarbonisiert sein und hat das in Meilenstein Schritten zurückgerechnet. Wo müssen wir wann wo stehen? Und wenn wir uns da alle drei Monate treffen, kriegt man das große Heulen, dass wir da in der Meilensteinplanung gucken. Wo ist grün, wo ist gelb, wo ist rot? Wo müssen wir nacharbeiten? Und ich sehe diesen Plan noch nicht mal in Deutschland. Dieses Dekarbonisierungsziel im Verkehr zu erreichen, sehe ich nicht. Und das sollte ja eigentlich unser Führungsinstrument sein, dieses CO2. Dann hätte man nämlich die Begründung für alle möglichen Dinge, keine 100 Autobahnprojekte jetzt durchzupeitschen, sondern dann würde man sagen, ne, das bringt es nicht, wenn wir jetzt mit Beton bauen, größter CO2-Emitent auch, dann schaffen wir unsere Ziele nicht. Aber so denken wir ja leider nicht. Und ich will auch gerne anerkennen, dass da jetzt viel passiert in Sachen Finanzierung. Aber wenn die Orga dahinter nicht stimmt oder auch einfach Personalmangel ist, dann nützt dir auch Geld nichts.

00:46:36.000

Raul Krauthausen: Gleich geht’s weiter. Wenn du diesen Podcast unterstützen möchtest, dann kannst du das mit einem kleinen monatlichen Beitrag tun. Im Gegenzug kannst du alle Folgen vorab hören und du wirst, sofern du das möchtest, hier im Podcast namentlich genannt. Alle Infos findest du unter www.im-aufzug.de. Ende der Service-Durchsage. Viel Spaß beim zweiten Teil der Folge.

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00:47:05.000

Raul Krauthausen: Aber woher kommt das? Woher kommt das, dass Deutschland sich da selbst im Weg steht? Also wir können uns ja nur selbstverantwortlich machen.

00:47:17.000

Katja Diehl: Ich vergleiche viele Dinge, die in diesem Autosystem passieren, mit einer Abhängigkeit. Und Abhängigkeit ist ja nichts, was du dir jeden Tag so unbedingt bewusst machen willst.

00:47:27.000

Raul Krauthausen: Du meinst, weil Österreich keine Autofirmen besitzt.

00:47:30.000

Katja Diehl: Ja. Also die haben zwar eine große Zulieferindustrie, glaube ich, aber die haben halt nicht diese deutschen Marken. Und wir sind auf Europaebene für Volkswagen lobbyieren gegangen. Also da haben mich mit diesem Verbrenner aus, dass da E-Fuel betankte Autos noch fahren sollen. Warum? Um die Verbrennertechnologie aufrechtzuerhalten. Und da haben mich Leute, die ich aus dem Europaparlament kenne, haben mich teilweise kontaktiert und dann gesagt, was ist da bei euch los? Wie kann es sein, dass die kleinste Partei da durchlobbyiert und an Dinge, die schon beschlossen sind, die jetzt eigentlich nur durchgewunken werden sollen, noch mal Fragezeichen gemacht? Und da habe ich ja in einem der letzten Podcasts Anna und Christoph eingeladen. Anna von den Grünen im Europaparlament und Christoph von den Gelben, also von der FDP. Und das ist, glaube ich, schon eine ganz interessante Folge. Erstens gibt es Diskurs endlich mal. Also ich mag halt streiten. Auf dem Weg kommen wir ja nicht weiter, wenn wir alle nur uns selber toll finden und bei den anderen nicht zuhören. Aber da merkst du schon, dass da in Sachen Bahn zum Beispiel eine große Einigkeit herrscht.

00:48:37.000

Raul Krauthausen: Was hast du denn von den Gelben gelernt?

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00:48:39.000

Katja Diehl: Also tatsächlich habe ich ihnen drei Aufgaben vorab, auf die sie sich vorbereiten sollten. Technologieoffenheit hatte ich, E-Fuels und Bahnsysteme. Und von den Herren der FDP, also von Christoph habe ich gelernt, dass der zum Beispiel als ein jüngerer Politiker durchaus anerkennt, dass die bisherige Verkehrspolitik überhaupt nicht technologieoffen war. Da habe ich nämlich darauf festlagen können, dass ich es sehr befremdlich finde, dass jetzt von Technologieoffenheit geredet wird, wo wir so abhängig sind vom Auto. Das war ja vorher dann anscheinend nicht so. Und da kommen wir zurück zu deiner Frage. Wir haben die Solarbranche kaputtgehauen, wir haben die Windkrafträder, die wir hier hatten, kaputtgehauen, Batterietechnik, Varta und so weiter, wie sie alle hießen, kaputtgehauen. Wir hatten mal das beste Straßenbahnsystem der Welt, das beste Bahnsystem der Welt. Und sind von diesen ganzen Führungspositionen zurückgetreten, um nur noch in dieser Autobranche führen zu können, was ja auch nicht schädlich ist. Aber wenn du dich natürlich nur noch auf einen Bein hinstellst, dann bist du ganz schön kippelig. Und das merken wir jetzt gerade, denn die Kaufkraft von Deutschland ist natürlich sehr verankert in dieser Branche, weil die sehr gut bezahlt werden. Also da geht es ja nicht nur um Arbeitsplätze, sondern auch um Konsumkraft, die in dieser Branche steckt. Und um 118.000 Jobs, die in dieser Erneuerbare-Energie-Branche unter Altmaier verschwunden sind, hat keiner geweint. Aber im Moment wird um jeden Arbeitsplatz, und das ist ja auch schon wieder so unmenschlich, das halt als Arbeitsplatzdebatte zu machen. Ich habe zwei Veranstaltungen in Wolfsburg, also in der Höhle des Löwen, weltweit größte Autowerk gehabt. Bei der ersten Lesung waren Menschen vom Band, also Herren, die nur gesagt haben, sie arbeiten bei Volkswagen, aber nicht sagen wollen, wo und wer sie sind, die gesagt haben, ich fühle mich hier gerade verarscht. Also ich merke doch, dass die Welt sich ändert. Ich bin gerade Mitte, Ende 30. Ich werde diesen Job nicht immer machen, aber ich nehme überhaupt nicht wahr, dass unser Konzern da weiterdenkt. Und bei der zweiten Veranstaltung im Haus der Jugend haben wir sogar Stühle reinholen müssen, weil so ein Interesse daran war. Und da haben sogar Leute mit klaren Namen gesagt, ich bin so und so, arbeite im Corporate Social Responsibility Management von Volkswagen, und ich sage eigentlich gar nicht mehr, dass ich bei Volkswagen arbeite, weil ich das so problematisch finde, was unser Betrugskonzern hier so macht, und dass sie Autos bauen. Wisst ihr eigentlich, wie die Volkswagen Autos euch schon

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überwachen? Warum wird das so unkritisch gesehen, wo ich sogar dachte, wow, das habe ich jetzt auch noch gar nicht so reflektiert. Und daran merke ich halt, dass es eine große Veränderung ist, und die sich wünschen, Busse und Bahnen zu bauen und Teil von dieser Veränderung zu sein in der Mobilität oder auch Autos zu entwickeln, die eben nicht Privatautobesitz nach vorne bringen.

00:51:22.000

Raul Krauthausen: Oder warum baut Volkswagen nicht Busse und Bahnen?

00:51:24.000

Katja Diehl: Ja, das wäre auf jeden Fall was, wo ich sehr viel mehr Sinn drin sehen würde, aber wo natürlich auf die Marge geachtet wird. Und dann hast du mit Volkswagen aber sogar einen großen Anteilseigner vom Land Niedersachsen, der aber nichts macht. Also da könnte man ja steuern vielleicht, aber da ist der größte Anteilseigner Katar und damit ein Land, was natürlich auf Öl setzt. Ja, kommst du schnell in Verschwörungsmythologien irgendwie.

00:51:49.000

Raul Krauthausen: Ja, da hast du ja schon viele Branchen von innen gesehen und bist dann am Ende aus dieser Branche rausgetreten und bist jetzt selbstständig als Aktivistin unterwegs. Aber wenn du dich jetzt erinnerst, zurück an die anderen Berufe, die du hattest. Wenn ich das erinnere, dann hast du ja auch an ziemlich faszinierenden und spannenden Stellen gesessen und gearbeitet und in irgendwelchen großen Trucks irgendwie geschlafen und was auch immer. An welche Zeit erinnerst du dich gerne zurück?

00:52:20.000

Katja Diehl: Ich war immer diejenige, deswegen grins ich auch gerade, immer diejenige, die mega Bock auf die Leute von der Basis hatte. Also ich war super gerne mega verschlafen morgens um 4 Uhr in der Leitstelle von so einem Busbetriebshof, wo dann wieder gesagt wurde, wir machen wieder Backen ohne Mehl, weil acht Krankmeldungen und die Schulbusse müssen trotzdem fahren oder tatsächlich auch, ich habe mal Night Express mitgefahren in der Logistikzeit, die ich hatte. Ich bin immer eingeschlafen und dieser nette Kollege hat mich immer schon, ich war angeschnallt, aber ich bin immer so, wie man das dann hat, man hat es ja irgendwann

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nicht mehr unter Kontrolle. Wenn man so mega müde ist, dass man auch denkt, die Augen gehen so quer.

00:52:53.000

Raul Krauthausen: Achso, du warst aber nicht die Fahrerin, du warst Beifahrerin.

00:52:59.000

Katja Diehl: Nein, nein, um Gottes Willen, das hätte ich auch nicht gedurft, aber ich habe richtig gemerkt, Alter, das geht so gegen den Biorhythmus, was muten wir diesen Leuten zu? Und deswegen bin ich auch tatsächlich immer grell, wenn ich sehe, wie viele Leute sich hier Sachen liefern lassen, obwohl sie in Hamburg leben. Und das waren immer diese Begegnungen, die unglaublich wertvoll waren, weil dieser Mensch zum Beispiel von diesem Night Express, der hatte insgesamt drei Jobs, weil er von seiner Frau getrennt war und Alimente für die Kinder zahlen musste. Und da lebst du halt Sachen, die in meiner Lebensrealität gar nicht vorkamen. Und hast halt auch gemerkt, das sind aber die, die auch am beschissensten behandelt werden im Unternehmen, obwohl ohne die das nicht läuft. Und das war halt was, was ich auf jeden Fall super gerne gemacht habe, wo ich auch, glaube ich, so richtig Macho-Herzen dann auch immer, weil es halt hauptsächlich Männer waren, erobert habe, die es mir auch nicht immer unbedingt leicht gemacht haben. Erstmal so despektierliche Witzchen und so. Aber ich habe mich dann ganz gut geschlagen und hinterher war das immer so ein Verhältnis, dass ich alles von denen bekomme. Also die waren nicht so gut in Zuneigung zeigen oder so, aber ich konnte die anrufen, wenn ich irgendwas brauchte und habe es von denen bekommen. Und ich kannte deren Namen und ich kannte deren Familien und Situationen und was auch immer. Und da musste ich mich nicht zu zwingen, weil mich das wirklich interessiert hat im Vergleich zu meinen männlichen Kollegen da. Und das ist auf jeden Fall was…

00:54:30.000

Raul Krauthausen: Was war dann deine Aufgabe?

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00:54:31.000

Katja Diehl: Ich habe immer die Kommunikation, das Marketing gemacht. Also bei dem Logistiker habe ich die erste Mitarbeiterzeitung aufgebaut, weil da festgestellt wurde, die können ja nicht ins Intranet, weil die auf dem Bock sitzen.

00:54:44.000

Raul Krauthausen: Natürlich im Auto.

00:54:45.000

Katja Diehl: Ich habe es auf jeden Fall, das wirklich auch als physisches Produkt, da bin ich durch ganz Deutschland geballert mit meinem Toyota Corolla Dienstwagen, das einzige Auto, was ich jemals für mich sozusagen hatte. Weil natürlich solche Standorte nicht an irgendwelchen Bahnknotenpunkten liegen. Bei den Stadtwerken Osnabrück habe ich angefangen als Pressesprecherin, Nahverkehr und war dann hinterher Abteilungsleitung für den Bereich Mobilität, Marketing und Kommunikation. Habe da auch ein eigenes Team mir aufgebaut und so. Also das war immer so die kommunikative Seite. Da ging es viel natürlich auch um Fahrplanmedien und diese eher unsexy Sachen. Aber da haben wir uns dann auch mit leichter Sprache beschäftigt und mit anderen Sprachen wie Türkisch und so, weil wir gemerkt haben, dass es auch bestimmte Communities gibt, die natürlich nicht mit den Standardwerken weiterkommen. Da ging es auch viel um Barrierefreiheit der Kommunikation und so. Also es waren schon spannende Zeiten. Da habe ich nämlich tatsächlich, ich weiß gar nicht, war das 2010, Twitter eingeführt als Krisenmedium. Weil wir damals noch nicht wie heute Echtzeitmedien hatten, das zu gucken konntest, wie wann kommt mein Bus. Da haben wir es über Twitter gemacht, als dieser große Schneefall kam, wo auch manche Regionen von Deutschland längere Zeit keinen Strom hatten. Das war ja so ein krasser Winter. Das waren alles irgendwie total tolle Erfahrungen. Aber natürlich in einem System, wo du dann als Frau irgendwann die Einzige warst und da gefragt wurdest und es wurde irgendwann anstrengend.

00:56:13.000

Raul Krauthausen: Du hast es vorhin schon anklingen lassen, dass wenn das

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Verkehrsministerium, Umweltministerium und Wirtschaftsministerium angesiedelt wäre, erst dann wäre es ein wirkliches Superministerium, wo wirklich Dinge verändert werden könnten. Wie groß ist denn der Anteil des Verkehrs am Klimawandel im Vergleich zu Hausbauen oder Stromproduktion?

00:56:39.000

Katja Diehl: Also die beiden großen Segmente, die natürlich als Sektoren richtig schwierig sind, sind Gebäude und Verkehr. Das sind wirklich pain in the ass. Das sind ja auch die, wo die Expertenkommission immer wieder sagt, ihr müsst jetzt ein Sofortprogramm auflegen. Und wenn wir auf den Verkehr gucken, also bei Gebäude, ehrlich gesagt, da kann ich sogar noch nachvollziehen, in so einem Bestand von Gebäuden, wo wahrscheinlich viele Häuser auch älteren Menschen gehören, die sagen, lohnt sich das noch, dass ich jetzt hier dämme oder so. Also da habe ich sogar eine gewisse Vorstellung, warum das teilweise sehr, sehr schwierig ist, da in diesen Bestand zu gehen. Bei Verkehr ist es so, dass wir wirklich seitdem diese neue Regierung dran ist, immer mehr Emissionen und immer mehr Autos bekommen. Und das ist für mich der Maßstab, weil die Verkehrswende begonnen hat, dann werden wir es daran merken, dass die Zulassungszahlen sinken und dass die Emissionen sinken. Vorher ist Verkehrswende nicht eingetreten. Und wenn du auf den Verkehrssektor guckst, dann hast du 61 Prozent und steigend das private Auto als CO2-Emittent. Und da ist ja Flugzeug dabei, da ist dieser interkontinentale Schiffsverkehr dabei. Also es ist so krass, finde ich, so krass deutlich, dass zwei Dritte des CO2s vom privaten Pkw kommen. Gleichzeitig hast du aber die Situation, dass ein deutsches Auto nur 45 Minuten am Tag fährt, es fahren parallel nur 10 Prozent überhaupt, maximal. Und es sind mittlerweile eigentlich 1,- irgendwas Personen an Bord. Und wir haben ja darüber gesprochen, dass die Dinge immer größer werden. Also das ist so was von deutlich, wo wir eigentlich ran müssen, wir machen es aber nicht. Und das ist halt das Problem, was ich sehe, dass wir irgendwie nicht weniger Wagen wagen, sondern irgendwie so eine Vorstellung im Kopf haben. Das kann so bleiben, wie es ist und wir machen noch Radwege und Bahnen. Das wird aber nicht funktionieren.

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00:58:34.000

Raul Krauthausen: Irgendwo stand mal, dass 60 Prozent der Neuzulassungen Dienstwagen sind. Wie kann das denn sein? Also wenn wir 51 Millionen Autos haben und davon sind 60 Prozent Dienstwagen, so viele Firmen fallen mir gar nicht ein.

00:58:49.000

Katja Diehl: Ja, das ist natürlich bei den Neuzulassungen ehrlich gesagt ganz oft, das war auch bei meinen Arbeitgebern so Teil des Gehalts. Also das ist nicht, wie dann immer gesagt wird, dann kommt der arme Installateur nicht mehr zu seinen Kundinnen, sondern das ist die vorhandene ihrer Gehälter. Ab einem bestimmten Manager-Niveau gibt es halt einen Wagen dazu. Und das lohnt sich sowohl für den Menschen, der das Auto bekommt, weil er das anders versteuern kann, als auch für den Arbeitgebenden, weil er durch das Geld auszahlen muss.

00:59:18.000

Raul Krauthausen: Das heißt, es geht gar nicht um das Müllauto oder die Kanzlerkarre, sondern es geht um Gehälter.

00:59:25.000

Katja Diehl: Also die meisten von diesen Dienstwagen sind Solo-Selbstständige, also so Richtung Architekt und so weiter. Also die jetzt auch nicht unbedingt, würde ich mal behaupten, alle so dicken Autos brauchen und tatsächlich innerhalb von bestimmten Konzernstrukturen. Und dazu gehören natürlich als allererstes auch die Autohersteller. Wer da arbeitet, kriegt jedes Jahr ein neues Auto. Also das ist einfach so. Und da hast du, wenn du dann wirklich wegstreichst. Ich frag mich auch ehrlich gesagt, wer die ganzen Karren fährt. Weil es gibt ja 13 Millionen Kinder, 13 Millionen Erwachsene haben keinen Führerschein, 13 Millionen Menschen leben in Armut, davon haben nur 45% überhaupt ein Auto. Das ist schon eine riesige Gruppe. Und wenn du dann denkst, ok, von den 83 Millionen ziehe ich das jetzt ab und dann fahren davon 49 Millionen Auto?

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01:00:16.000

Raul Krauthausen: Und davon sind 60% Dienstwagen. Das geht auch nicht in meinen Kopf ehrlich gesagt. Und was genau hat es mit dem Dienstwagenprivileg auf sich?

01:00:26.000

Katja Diehl: Das ist natürlich, das ist auch statistisch erwiesen, dass die Autos, die mit diesem Dienstwagenprivileg angeschafft werden, weit über dem Alltagsbedarf liegen. Weil du natürlich ein Auto dir zulegen kannst, was du privat wahrscheinlich dir gar nicht kaufen würdest. Weil du sagen würdest, nee, brauche ich nicht 800 PS.

01:00:47.000

Raul Krauthausen: Das heißt, die Autos sind zu groß?

01:00:48.000

Katja Diehl: Groß, übermotorisiert, zum größten Teil auch immer noch nicht elektrisch. Weil das wäre das erste, was ich gemacht hätte, zu sagen Dienstwagenprivileg nur noch für elektrische Autos. Das würde glaube ich schon relativ viel bereinigen. Aktuell steht ja gerade der Pflegeverband auf und sagt, das darf nicht weggehen mit dem Dienstwagenprivileg. Weil unsere Leute müssen ja in der Pflege mit dem Auto fahren und da haben sich dann Leute aus der Pflege schon gemeldet, die gesagt haben, also das wäre jetzt das Neueste für mich, dass die Menschen, die in die Pflege fahren, zu den Leuten fahren. Das sind eher die Manager*innen, die natürlich da ihre Freude sichern wollen. Und der Vorteil von Dienstwagen ist halt, du hast sozusagen durchlaufenden Posten. Also das ist jetzt nicht, ich muss 35.000 Euro oder mehr für ein Auto bezahlen, sondern das ist so eine Flatrate. Und dann hast du noch eine Tankkarte dabei. Du kannst halt irgendwie auf Kosten deines Arbeitgebers meistens auch noch tanken. Und hast dadurch auch ein Fahrverhalten, was nicht drauf gucken muss, dass du spritzsparend fährst. Also es ist so ein kleiner Teufelskreis, in den du da reingezogen wirst.

01:01:51.000

Raul Krauthausen: Aber könnte ich mir eine Bahncard 100 auch als Dienstwagen anmelden?

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01:01:54.000

Katja Diehl: Ne.
01:01:54.000
Raul Krauthausen: Wie absurd ist denn das? 01:01:56.000

Katja Diehl: Ich habe ja den ganzen Konzern lahmgelegt, dass ich mal keinen Dienstwagen haben wollte. Mir wurde der geboten und ich habe gesagt, was soll ich mit der Karre? Ich lebe in der Stadt. Sollte ich die Samstags immer putzen fahren oder wie? Und dann war das ewig und drei Tage, dass das verhandelt wurde, weil doch nie eine Person in diesem Konzern den Dienstwagen abgelehnt hat. Und dann hat sich herausgestellt, ich wollte nämlich dann auch eine Bahnkarte 100, dass das steuerlich nicht so einfach war damals noch. Also es wurde auch noch erschwert für Arbeitnehmer*innen.

01:02:25.000

Raul Krauthausen: Aber hast du am Ende eine bekommen?

01:02:27.000

Katja Diehl: Ich habe gar nichts bekommen.
01:02:28.000
Raul Krauthausen: Was? Dann hätte ich aber das Auto genommen. 01:02:30.000
Katja Diehl: Nee.
01:02:31.000
Raul Krauthausen: Dann hat es dann verkauft.
01:02:33.000

Katja Diehl: Ja, das wäre auch gut. Bei Ebay Kleinanzeigen reinstellen. Ich weiß auch nicht, ich habe es letztens noch gehabt. Wo ist es denn? Absurd.

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01:02:42.000

Raul Krauthausen: Ja krass. Also ich habe jetzt gehört, bei McKenzie hat man die Wahl, ob man eine Bahnkarte 100 will, einen Dienstwagen oder ein gutes Fahrrad. Also Elektro, was auch immer Fahrrad, also schon überpreisig. Aber trotzdem ist das Auto ja so viel mehr wert. Da brauche ich ja zehn Bahnkarten 100.

01:02:59.000

Katja Diehl: Ja, bzw. es ist halt automatisch auch, wenn das Auto erstmal da ist, wird es ja auch gefahren. Also die Wege, die so die Herren, die ich jetzt von meinem inneren Auge vorbeiziehen lasse, das waren alles private Wege. Es waren nicht überwiegend berufliche Wege. Du hast es dann ja für die private Nutzung. Manchmal darf es sogar die Frau dann auch fahren. Und das ist natürlich was, was ein echtes Boni ist. Und das ist natürlich auch klar, dass diese gewisse, die sich dann immer nicht als Mitte empfindet, dass die natürlich so ein Ding nicht loslassen wollen. Und das mit Zähnen und Klauen verteidigen. Es ist natürlich aber auch etwas, was der Autobranche hilft. Also da ist ja auch eine enge Verbindung dann in Autoabsatz.

01:03:42.000

Raul Krauthausen: Ich hatte neulich ein Gespräch mit Marlene Engelhorn. Die kennst Du ja wahrscheinlich auch, die Aktivistin.

01:03:47.000

Katja Diehl: Tax Me Now, ja.

01:03:54.000

Raul Krauthausen: Genau, aus Österreich. Die will, dass man sie besteuert als reiche Frau, Millionärin. Und die hat gesagt, die Politik ist unfassbar gut da darin, Nebelkerzen zu werfen. So was wie, wenn man jetzt die Reichensteuer einführen würde, dann würden ja die reichen Leute auswandern. Und diese Nebelkerze, die wird dann halt reproduziert in den Medien. Und ich beobachte, ähnliche Nebelkerzen, die von der Politik geworfen werden, auch im Bereich Mobilität. Also dein Spezialgebiet.

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01:04:20.000

Katja Diehl: Ja, absolut.

01:04:20.000

Raul Krauthausen: Dann wird uns dann von der armen Krankenschwester erzählt, die vom Land zu arbeiten muss morgens um vier. Aber leider fährt kein Bus. Warum wohl? Und deswegen braucht sie unbedingt ein Auto. Das ist so der Klassiker. Aber was für Nebelkerzen fallen wir noch ein, die wir vielleicht, ohne es hinterfragt zu haben, selber produzieren.

01:04:39.000

Katja Diehl: Ich habe so einen Sharepick mal gemacht. Bullshit Bingo der Verkehrswende.

01:04:43.000

Raul Krauthausen: Ja, genau.

01:04:43.000

Katja Diehl: Und ich war bei Anne Will und hätte glaube ich schon nach fünf Sekunden Bingo schreien dürfen. Also erstmal geht es ja immer auch um die Freiheit. So. Und dann frage ich mich, ist Freiheit nicht etwas, wo ich wahlfrei bin? Also wenn nur mit dem Auto für mich mobile Freiheit existiert, ist es dann wirklich noch Freiheit oder die schon angenannte Abhängigkeit? Das ist die Nebelkerze, die wir selber immer werfen. Dass wir sagen, ein Auto bedeutet Freiheit, weil hier fährt ja nichts. Dann sage ich immer, ja, das ist Quatsch. Es ist nicht Freiheit. Du wirst dazu gezwungen, ein Auto zu benutzen. Das sind mehrere hundert Euro im Monat, die du lieber als Mobilitätsbudget hättest. Dann könntest du ja auch immer noch Auto fahren. Es wäre halt nicht dein eigenes. Es stünde dir zur Verfügung. Du kannst auch Bus und Bahn fahren und Rad, weil du gute Radwege hast.

01:05:30.000

Raul Krauthausen: Oder Taxi.

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01:05:30.000

Katja Diehl: Das ist so das eine. Dann ist auf jeden Fall auch eine Nebelkerze. Das ist das, was du gerade schon anskizziert hast. Dann auf einmal sich um marginalisierte Gruppen zu bemühen, die uns sonst scheißegal sind. Dann sind auch auf einmal ganz viele Behinderte, die ja ohne Auto überhaupt nicht mehr fähig sind, mobil zu sein. Es sind ganz viele ältere Menschen. Dann auch diese Diskussion der Überprüfung, ob Führerscheintauglichkeit noch vorliegt. Das machen andere Länder in Europa ab 50 zum Teil. Ich finde es total gut, wenn so etwas gemacht wird. Du machst den Führerschein im Saft deiner Jahre stehend. Dann kommen vielleicht Erkrankungen dazu oder auch Einschränkungen. Oder du nimmst Medikamente, die verunmöglichen, dass du schwere Maschinen führen darfst. Dazu gehört ja nun mal auch ein Auto. Ich glaube, wenn wir diese Überprüfung machen würden, dann würde es enttabuisiert, nicht mehr Auto fahren zu können. Aktuell ist das ein krasser Akt. Viele erzählen mir immer von ihrem Opa, der unbedingt noch fahren will. Manchmal trifft er aber die Garage nicht mehr. Das wäre das Schlimmste, wenn dieser Opa irgendwann mal nicht gegen die Garage fährt, sondern gegen einen Menschen. Das ist etwas, wo wir auch eine Nebelkerze der Selbstbestimmung falsch sehen. Ich habe eben auf das Grundgesetz Recht auf Unversehrtheit. Eigentlich müsste der Staat dafür sorgen, dass solche Menschen nicht mehr Auto fahren müssen, sondern andere Dinge bereitstellen. Aber natürlich lässt man sie lieber im Auto sitzen im Zuge der Gefährdung, weil man sich dann ja nicht darum kümmern muss, denen Alternativen zu geben. Bei ganz vielen Dingen, die ich als selber nebelkerzwerfend empfinde, ist ein ganz schön großer Selbstbetrug dabei. Ein hoher, großartiger Job, den diese PR- Branche gemacht hat mit den ganzen Aufladungen. Ich habe immer wieder das Gefühl, dass natürlich die größte Nebelkerze, die wir selbst werfen, immer schon so war. Dass das nicht Menschen gemacht ist, sondern dass es irgendeine Art Tsunami gab, der uns Autobahnen, Landstraßen und ganz viele Autos reingespült hat. Und dass es auch nie wieder zu verändern ist, weil es der natürliche Zustand ist. Das ist die größte Nebelkerze überhaupt, dass wir anerkennen, dass dieser ganze öffentliche Raum zur Abstellung von totem Material genutzt wird. Weil in dem Moment, wo der Mensch aus dem Auto aussteigt, hat das überhaupt keine Funktion mehr. Und trotzdem ist es für uns alle normal, dass dem so ist. Und wir regen uns dann mehr über e-Scooter auf. Ja, da gibt es auch Probleme, die aber auch daherkommen, dass wir den Raum vom Auto nicht bekommen für gute Abstellanlagen oder so. Das sind

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für mich die größten Nebelkerzen, die aber auch aufzeigen, wie gut diese Werbebranche gearbeitet hat.

01:08:16.000

Raul Krauthausen: Von dir habe ich mal den Satz gelesen, Elektroautos retten nicht das Klima, sondern die Automobilindustrie. Das heißt, im Prinzip ersetzt man ja nur den Motor, aber nicht die Infrastruktur.

01:08:27.000

Katja Diehl: Und vor allen Dingen, was mir halt, ich habe ja in Lützerath gelebt, als es geräumt wurde und habe da Menschen kennenlernen dürfen aus indigenen Völkern. Da gibt es nur noch 84 Personen von seiner Gruppe in Chile, die leben neben einer RWE-Mine, die 16 Mal so groß ist wie Lützerath. Wo ich dachte, ich begreife schon Lützerath nicht. Und wenn ich solche Leute kennenlerne, wo wir die Ressourcen rausholen. Weil ihr könnt euch mal gerne vor eurem inneren Auge ein deutsches Auto vorstellen. Und was bleibt von diesem deutschen Auto, wenn da nur deutsche Produkte da drin sind? Was bleibt da eigentlich? Und das ist für mich der größte Schmerz, dass wir immer noch nicht so viel Solidarität, das zeigt ja auch die COP28, mit den Indigenen und mit den absaufenden Völkern, mit denen, die dann neben diesen ganzen Minen, also diese Bilder sind so furchtbar. Und da ist es für mich eine Nebelkerze, um bei diesem Ding zu bleiben, es soll jetzt Kreislaufwirtschaft geben, es soll Recycling geben. Wir müssen aber vorne anfangen mit einem Weniger. Wir brauchen nur noch die Autos, die wir brauchen. Alles andere bleibt in der Erde, bitte. Weil die Ausbeutung ist immens. Und das ist halt was, warum ich diesen Satz gesagt habe, weil das natürlich am ganzen System überhaupt nichts verändert. Es ist ja auch nur CO2-frei. Es ist nicht klimaneutral, was da immer gesagt wird. Es ist nicht emissionsfrei. Lärm bleibt, Mikroabrieb bleibt. Das sind alles Dinge, die so ein elektrisches Auto eben nicht verbessert. Und dann hast du auch mit diesen elektrischen SUVs Dinger, wo ich so sage, das ist absurd, wenn das mit der Batterie funktionieren soll, ein so großes Gewicht zu transportieren mit einer Batterie. Es ist, als wenn du eine Schrankwand motorisierst. Machst du ja auch nicht. Also das ist natürlich was, wo viele sich aber gut fühlen, wo viele diese Nebelkerze eingeatmet haben. Ja, ich fahre doch hier mit meinem Eigen erzeugten Strom und bin doch voll elektrisch. Und dann sage ich, aber nee, es genügt nicht. Es ist nicht die Lösung.

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01:10:31.000

Raul Krauthausen: Aber es ist gleich ein Schritt, ein erster Schritt. Es ist nur keine Entwöhnung.

01:10:35.000

Katja Diehl: Ja, es ist vor allen Dingen nicht zielführend, die ganze Flotte jetzt zu elektrifizieren, weil dann alle Probleme für die Menschen ohne Auto bleiben.

01:10:43.000

Raul Krauthausen: Genau.

01:10:44.000

Katja Diehl: Und sich nur für die Autoleute nichts verändert.

01:10:47.000

Raul Krauthausen: Aber weißt du, was mich in dieser ganzen positiven Geschichte auch stört? Ich beschäftige mich auch sehr viel mit dem Thema Mobilität. Und ich stelle fest, zum Beispiel als Mensch mit Behinderung, der im Rollstuhl sitzt, sowieso gerne lieber Bahn fährt als Flugzeug. Weil mit dem Elektrorollstuhl und Flugzeug, das ist wie vor 100 Jahren, damals gab es zwar noch keine Flugzeuge, aber es ist irgendwie furchtbar. So oft die Rollstühle auch kaputt gehen beim Transport. Also wenn ich dann nur Bahn fahre, kann ich damit nur in Städte fahren, die aussehen wie deutsche Städte. Und dann las ich vor ein paar Monaten einen Artikel auf Englisch, der heißt „The Age of Average“.

01:11:29.000

Katja Diehl: Okay.

01:11:30.000

Raul Krauthausen: Also das Zeitalter des Durchschnitts. Und die These, die sie in dem Artikel aufstellen, ist, dass dadurch, dass wir uns auch durch die Globalisierung immer mehr besuchen können, sehen die Städte untereinander auch immer gleicher aus. Also überall gibt es Zara, H&M, McDonalds, Starbucks, überall gibt es diese Edison-Glühbirnen und so weiter. Und jedes Café sieht aus wie im Starbucks

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inzwischen. Und als Mensch mit Behinderung finde ich, ist es noch mal schlimmer. Weil du kannst eben nicht mal kurz in ländliche Regionen fahren, wenn der ÖPNV nicht barrierefrei ist oder wenn du gar nicht weißt, wie du vom Flughafen überhaupt wohin kommst. Sodass die Reisemöglichkeiten als behinderte Mensch eigentlich sich oft darauf beschränken, die nächste Hauptstadt zu besuchen eines Landes, das aussieht wie Deutschland. Beobachtest du das auch oder ist das eher eine meine subjektive Wahrnehmung?

01:12:20.000

Katja Diehl: Erstens beobachte ich das auch. Zweitens ist es genau das, was wir kriegen werden, wenn wir weiterhin Onlinehandel so pushen. Weil dann hat man irgendwie nur noch die Einheitlichkeit in den Innenstädten. Also in einem Spittel habe ich Gott sei Dank noch viele kleine Läden, die ich auch unterstütze. Und ich finde es einfach schön, alles hier vor Ort zu haben. Aber was mir bei Age of Average eingefallen ist, ist natürlich, also ich werde jetzt nicht die ganze Kiste nochmal aufmachen, aber ist ja das, was Norm bedeutet. Und dass Norm immer noch falsch ist. Also meiner Meinung nach gibt es viel mehr in Anführungsstrichen „kranke Menschen“ als „Gesunde“. Also ich kenne, glaube ich, gar keine gesunden Menschen. Also was wird so narrativ immer aufrechterhalten, dass das Abnorme die Krankheit ist. Und auch jetzt der Umgang mit der aktuellen Covid-Welle, die halt einfach da ist. Es wird aber überall Erkältungswelle genannt. Das sind ja schon Zeichen, dass wir nichts gelernt haben aus dieser Pandemie. Da hätten wir ja einiges mal mitnehmen können. Zum Beispiel, wenn ich erkältet bin, setze ich eine Maske auf. Warum denn nicht? Und das ist halt das, wo ich immer wieder, ich habe mit Raphael Thelen von der letzten Generation auch ein Interview geführt fürs neue Buch. Und der meinte im Gespräch mit mir, weißt du was Katja? Eigentlich sind wir doch alles Weirdos. Die, die was verändern wollen, haben irgendwie was, was uns als außerhalb der Norm definiert. Sei es Behinderung, sei es Neurodiversität oder auch Traumata durch Verlust, durch Tod. Die Menschen, die ich kenne, alle haben ihre Geschichte irgendwie, sind mal auf dem Arsch gelandet und verändern deswegen die Welt, weil sie gemerkt haben, dass vielleicht auch andere Dinge zählen als immer mehr zu konsumieren. Und ich möchte das auf jeden Fall aufrechterhalten. Es gibt ja jetzt auch schon wieder die ersten Diskussionen, ob man nicht Innenstädte zumacht aus Klimagründen, weil da würden ja die Geschäfte so viel verbrauchen und gleichzeitig aber Bitcoin geil finden oder wie. Also das sind halt so immer wieder so

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Dinge, wo ich merke, es geht so in diese Spuren. Diese Sicherheit, die wir gefühlt haben, die war ja nie real, aber die Leute haben natürlich ein Bedürfnis danach. Und natürlich ist es für andere Leute vielleicht, das was wir doof finden, eine Sicherheit. Vielleicht macht man auch deswegen eine Kreuzfahrt, weil man immer auf jeden Fall zurück ins Hotel, obwohl das Hotel sich bewegt. Vielleicht kauft man sich deswegen auch ein Bulli, weil man halt sein eigenes Häuschen mitnimmt und sich nicht mit anderen Leuten auseinandersetzen muss. Und deswegen ist eins der krassen Momente von der Recherche zum zweiten Buch. Vielleicht ist das Auto auch Teil, jetzt wird es hart, der Faschisierung von Deutschland, weil wir einfach nicht mehr zufällig Leuten begegnen, die überhaupt nicht in unsere Lebensrealität passen. Und der, die das Fremde, was gerade auch so ein Narrativ ist, wo ich nichts mit anfangen kann, zu so einem Bösen hochstilisiert wird. Und dann habe ich aber Gott sei Dank das Auto und kann mich da abkapseln und steige da ein, wo ich alle kenne, steige da aus, wo ich alle kenne. Und du als ebenfalls viel Bahnfahrer weißt auch, man hat manchmal nervige Begegnungen in der Bahn, aber manchmal auch richtig schöne, wo man einfach mal eine Kurzzeitbeziehung mit einer Person hat, die man nie wieder treffen wird, wo man Einblicke in andere Lebensrealitäten bekommt, die einfach zeigen, wir müssen nicht voreinander Angst haben, das wird gemacht.

01:15:37.000

Raul Krauthausen: Aber was uns ja vorgeworfen wird, uns Aktivist*innen, ist doch, dass wir immer nur rumjammern würden, die Leute was wegnehmen würden. Und wir sollen jetzt auch mal positive Beispiele zeigen. Und dann wird schnell gesagt, ja schau doch mal nach Barcelona oder schau doch mal nach Paris. Und ich war vor zwei Jahren in Paris und ich hatte jetzt nicht den Eindruck, dass es mehr Radwege hat als Berlin-Kreuzberg. Also das wird auch so hoch idealisiert auf unserer Aktivist*innenseite, um uns diese schöne Geschichte zu erzählen. Und man kann Paris auch nicht so schnell nachprüfen, ohne selber mal da gewesen zu sein. Ich glaube wir haben uns damit auch kein Gefallen tun. Ich würde es interessant finden, wo konnten wir als deutsche Gesellschaft, die wir selber nachprüfen können, auch schon Dinge verändern, ohne dass wir es als negativ wahrgenommen haben. Also zum Beispiel, ich kann mich erinnern an eine Zeit, da wurden homosexuelle Männer richtig hart stigmatisiert, diskriminiert. Es gab auch richtig fiese Sprüche, schwul war ein Schimpfwort. Und es ist nicht mehr so stark, wie es mal war. Also da hat sich doch eine Gesellschaft zu dem Positiven verändert. Und in meiner Lebzeit konnte ich

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das mitkriegen. Und was können wir für Deutschland sagen, ist in unserer Lebzeit vielleicht auch gut gelaufen. Also ich erinnere mich, die U-Bahn fährt in Berlin noch gar nicht so lange, 24 Stunden, oder es gibt ein Angebot. Es gab anscheinend also eine Zeit, da wurde die U-Bahn nicht mehr.

01:17:11.000

Katja Diehl: Ich glaube das ist tatsächlich etwas, was uns vielleicht auch deswegen vorgeworfen wird, weil halt natürlich jede Veränderung, Frauenwahlrecht und so weiter, das war ja nicht von der Mehrheit der Menschen für gut befunden, sondern wurde dann aber durchgesetzt. Weil es ist jetzt eine Zeit, es ist jetzt so ein Momentum. Und das ist halt was, wo ich immer wieder schwierig finde. Und immer wieder, das ist halt das Anstrengende. Also im November waren es jetzt fünf Jahre, dass ich es mir so auf den Weg gemacht habe. Das ist halt echt das Anstrengende, dass ich mich jeden Monat gefühlt nochmal wieder neu justiere in Sachen Kommunikation, entradikalisiere, radikalisiere. Denn ich finde es nicht gut. Es gibt ja so einen Bereich der Transformationsbewegung, der halt wirklich über diese positiven Dinge und so weiter. Ich finde aber, das darf nicht in so einer Art Selbstlüge umkippen. Also es wird nicht passieren, ohne dass Privilegien fallen. Und das ist überhaupt kein Problem. Wenn Privilegien fallen, werden sie einfach nur wieder in die Gemeinschaft zurückgeführt, von denen sie ja geraubt wurden. Also dass hier vor meiner Haustür da sich die Autos stapeln, das war mal einfach nur für Menschen ein Raum. Und deswegen, ich glaube, wir haben insofern was geschaffen, dass dieses, also es geht, es ist jetzt auch ein bisschen vergiftetes Lob, aber es geht ja jetzt nicht mehr darum, zum Beispiel zu sagen, Klimawandel gibt es nicht, sondern es ist ja jetzt eher so eine Verzögerungstaktik eingetreten. Also nicht sofort, nicht so schnell, alle mitnehmen. Und ich glaube, wir haben schon geschafft im aktivistischen Sinne, dass wir anfangen. Und das sehe ich zum Beispiel an dieser „Wir fahren zusammen“-Kampagne von Fridays for Future und Verdi, wo im Februar der große Streiktag sein wird, wo sowohl Fridays auf die Straßen gehen als auch Beschäftigte des ÖPNV. Und das hat mich richtig, richtig, richtig emotional berührt, weil ich natürlich da gearbeitet habe und auch die Leute kenne, die da so unsichtbar gemacht werden. Und das finde ich zum Beispiel, das ist neu, dass wir anfangen, vielleicht würde ich es mir sogar noch intensiver wünschen, die Unterschiedlichkeiten der Veränderungsbubble mal zur Seite zu schieben und zu sagen, wir wollen doch alle was zum Positiven für alle verändern. Warum gucken wir denn jetzt immer so auf

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das, was uns trennt, nicht auf das, was uns eint? Und da habe ich das Gefühl, da passieren gerade Dinge, die so ein bisschen mehr die Fäden zusammenführen.

01:19:38.000

Raul Krauthausen: Ich bin Bahnvielfahrer und mir ist so ein bisschen aufgefallen, das Essen im Bord bis zu Ruhe ist besser geworden. Also das klingt so banal, aber früher war das wirklich scheiß Essen.

01:19:49.000

Katja Diehl: Letztens hatten Sie über 18, glaube ich, vegane Produkte. 01:19:53.000
Raul Krauthausen: Ja.
01:19:54.000

Katja Diehl: Find ich mega gut.
01:19:55.000
Raul Krauthausen: Wo man denkt, das ist besser als in jeder Autobahnraststätte. 01:19:58.000
Katja Diehl: Auf jeden Fall.
01:19:59.000

Raul Krauthausen: Ja, und die Currywurst ist vegan, wenn man das möchte. Und du darfst im Zug dich besaufen, was du beim Auto auch nicht machen solltest. Also es gibt so viele Vorteile, wo ich inzwischen versuche, die zu sehen und es fällt mir zunehmend schwer, nur die zu sehen oder vor allem das Positive zu sehen. Bei der Bahn wirklich so viel kaputtzugehen scheint. Von Personalmangel, Bordbistro hat zu, weil keiner mehr da ist. Da glaube ich, kommt auch eine große Veränderung auf uns zu.

01:20:32.000

Katja Diehl: Ja, und das ist halt immer das, was ich den Leuten auch sage, hört bitte auf auf die Bahn zu bashen, sondern regt euch über die Verkehrspolitik auf. Weil das

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ist halt immer, finde ich, auch so gemein für die Leute, die da arbeiten, die meistens für wirklich einen super Job machen, die auch versuchen, das Beste aus diesen Situationen zu machen, die dann auf bestimmten Strecken kriegen, wie jetzt Bodycams, weil die so oft angegriffen werden und angespuckt werden. Und das sind so Dinge, was wir ja auch schon mit dem Teilen hatten. Also das sind echt die, die am Ende der Kette sitzen sozusagen. Und da habe ich auch schon Erlebnisse gehabt, wo ich dann auch reingegangen bin und gesagt, das geht jetzt hier so nicht weiter, also kommen Sie jetzt mal runter. Da kann die Person ja hier nichts für. Und mir hatte einer mal, weil ich bin halt, wenn ich scheiße drauf bin, das ist ganz selten, dann bin ich schweigsam. Also Leute, die mich kennen, sagen immer, Katja was los. Aber eigentlich versuche ich, eine Schneise des Lächelns durch das Leben zu ziehen. Weil ich könnte mich auch jeden Tag beklagen, aber es bringt mir ja nichts, weil Beklagen kommt ja immer zurück. Genau so ist es mit Freundlichkeit. Und das mache ich wirklich immer, aber im Zug, dass ich die dann anstrahle, mich bedanke und so weiter. Und dann hat einer mal zu mir gesagt, können Sie mal kurz mitkommen? Ich so, okay, Fahrtschaffner. Dann sind wir in diesen Bereich gegangen, wo dann die Türen dann irgendwann zugehen. Und dann meinte er, ich wollte ihm einfach mal sagen, sie waren heute die erste Person, die freundlich zu mir war und dafür möchte ich mich bedanken. Und das war nachts.

01:22:00.000

Raul Krauthausen: Und da hat er sich zur Seite genommen, das könnte er auch mal vor allem sagen.

01:22:04.000

Katja Diehl: Ja, aber ich glaube, das wollte er jetzt nicht.

01:22:06.000

Raul Krauthausen: Eine Ansage. Bei mir sagen sie immer, ja leider sind wir zu verspätet, weil wir haben ja noch einen Rollstuhl. Aber er könnte auch sagen, einmal Applaus, heute wurde ich zum ersten Mal gelobt.

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01:22:16.000

Katja Diehl: Also das fand ich so entsetzlich, was die da momentan auch durchmachen. Das kann man sich glaube ich nicht vorstellen. Und da ist einfach der Appell, dass man das, also da kann man das Positive gerne auch loswerden.

01:22:29.000

Raul Krauthausen: Was mir sehr positiv auffällt, und das mache ich total ernst, ich verfreue mich da schon viele Jahre. Und ich habe jetzt auch in Recherche zu diesem Podcast nochmal intensiver Podcastfolgen mit dir gehört, wo du bei Luisa Neubauer oder Tilo Jung und so weiter zu Gast warst, dass du wirklich jedes Mal behinderte Menschen erwähnst. Und das als eine, die jetzt nicht primär das Thema Barrierefreiheit vor sich herträgt.

01:22:59.000

Katja Diehl: Meine Behinderungen sind auch unsichtbar. 01:23:01.000
Raul Krauthausen: Ja, kann sein. Ich finde es interessant. 01:23:05.000

Katja Diehl: Nein, ist mir ein Herzensthema auf jeden Fall.

01:23:07.000

Raul Krauthausen: Ich finde es total interessant. Und diese Intersektionalität finde ich unfassbar wichtig, dass wir das auch lernen, intersektionaler zu denken. Und im Namen der behinderten Menschen, die ich kenne, sage ich jetzt einfach mal Danke, dass ich das schön finde auch mal in anderen Bubbles indirekt erwähnt zu sein. Zumindest die repräsentiert sich zu fühlen. Ja, vielen Dank dafür.

01:23:33.000

Katja Diehl: Ja, und es ist halt auch, ich glaube, das ist halt immer noch was, was die Leute nicht begreifen, dass sie ganz viele Sachen in der Mobilität einfach auch aus Egoismus jetzt schon anstoßen sollten, weil sie auch mal alt werden, weil sie auch mal, also meine Eltern sind nur noch mobil, wenn wir Kinder da sind, ansonsten

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hocken die zu Hause im ländlichen Raum. Und das sind halt so Dinge, das ist so was, dass die Tatsache, irgendwann nicht mehr Auto fahren zu können, verdrängen wir vielleicht genauso wie den eigenen Tod oder so, keine Ahnung. Und da piekst sich natürlich mit meinen Sachen immer auch rein.

01:24:05.000

Raul Krauthausen: Das will ich auch keiner hören.

01:24:07.000

Katja Diehl: Ja, und das wirst du auch kennen, bei diesen riesig langen ICE-Zügen, immer da, wo es sich knubbelt, ist das Personal. Weil da laufen die Leute hin mit den Koffern, mit den Kinderwägen, die nicht mehr so gut die Treppen da hochkommen und so. Das ist doch einfach total optisch schon ablesbar, dass es da Bedarf gibt. Und ich bin ja selber mit Rucksack und Falter unterwegs und komme auch nicht in jeden Zug einfach rein, weil ich so denke, Alter, wie hätte ich denn drei Stufen ausgedacht? Und das ist halt was, wo ich immer wieder merke, wie viele Facetten natürlich Barrierefreiheit auch hat. Aber auch wie viel Gewinn, da gibt es nie Verluste. Also es ist immer nur Gewinn. Und das ist halt deswegen was, wo ich total gerne auch für euch mitstreite. Und ich will auch irgendwie nicht, es gibt ja so viele Behinderungen, ich will nicht, dass wir werden jetzt nicht für alle eine komplett barrierefreie Welt schaffen können. Aber ich will bei den Sachen, die wir lösen können im Vorhinein, möchte ich nicht, dass jeder sich immer so outen muss mit Bedürfnissen.

01:25:15.000

Raul Krauthausen: Total.

01:25:15.000

Katja Diehl: Also dass es einfach ein System ist, was dir entgegenkommt, wo du nicht jedes Mal sagen musst, ich habe auch noch das und das Bedürfnis, dass es dir nicht, könnt ihr mir mal helfen. Das wäre halt schön, dass da viele Menschen einfach mobil sein können und nicht jedes Mal so als ein nicht bedachter Fall gesehen werden oder so.

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01:25:35.000

Raul Krauthausen: Jetzt zum Ende der Aufzugsfahrt habe ich eigentlich noch zwei verbleibende Fragen. Eine Frage ist, gibt es eine Organisation oder ein Verein oder eine Initiative oder Idee, die du empfehlenswert findest, mit der sich unsere Hörerinnen und Hörer mal auseinandersetzen könnten, die man vielleicht auch bespenden kann?

01:25:57.000

Katja Diehl: Also da bin ich natürlich Hamburgerin. Aktuell ist ein ausrangierter Hochbahnbus, Waschen ist Würde, GoBanyo, dass obdachlose Menschen duschen können, finde ich ein sehr schönes Projekt, obwohl das natürlich auch nur an den Symptomen was verändern kann und nicht an der Wurzel. Also in Finnland gibt es ja dieses Housing First und auch im Rahmen der abwehrenden Architektur habe ich mich da gerade relativ viel mit beschäftigt, weil in Karlsruhe waren alle Bänke im Bahnhof mit Lenen, sodass man sich da nicht hinlegen kann als obdachlose Person. Oder diese Zacken. Oder auch so künstlerisch aussehende, geschwungene Bänke,weil das wird gemacht, damit sich Menschen hier nicht hinlegen.Und da ist auf jeden Fall GoBanyo ein ganz tolles Projekt.

01:26:47.000

Raul Krauthausen: Wir werden recherchieren und in den Show Notes verlinken. Und die letzte Frage, die ich allen meinen Gästen stelle, wenn die Aufzugstür jetzt aufgeht, wo geht es für dich weiter?

01:26:58.000

Katja Diehl: Ich würde jetzt gerne mal Pause machen, obwohl das eine meiner härtesten Übungen ist, weil das unglaublich kraftraubendes Jahr war für mich. Und ich würde mir für mich selber wünschen, dass es nächstes Jahr weniger anstrengend wird. Und vielleicht ab und zu sogar mal Langeweile. Wie geil wäre das? Hast du auch länger nicht gehabt wahrscheinlich?

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01:27:19.000

Raul Krauthausen: Nee, meine Mutter sagt immer, sei froh, dass du keine Langeweile hast auf der einen Seite, aber wenn du sie hast, dann genieß sie.

01:27:28.000

Katja Diehl: Ja, das ist hoffentlich das, wo 2024 die Aufzugstür aufgeht.

01:27:34.000

Raul Krauthausen: Ja, das wäre doch schön. Das wünsche ich dir von ganzem Herzen. Und wir haben noch einen Drink ausstehen. Ich habe mir nämlich zu unserer letzten gemeinsamen Folge gehört. Und da haben wir uns eigentlich verabredet, dass wir noch mal einen trinken gehen. Und das haben wir anscheinend nicht gemacht. Das heißt, wir lösen das jetzt vielleicht ein. 2024 wird das Jahr, in dem du mich oder ich dich besuche, um was zu trinken.

01:28:00.000

Katja Diehl: Sehr gut. Danke für das Gespräch, mein Lieber.

01:28:02.000

Raul Krauthausen: Danke, sehr gerne. Danke, dass du da warst. Hab mich sehr gefreut.

01:28:05.000

Raul Krauthausen: Danke fürs Mitfahren. Wenn ihr mögt und euch diese Folge Spaß gemacht hat, bewertet diese Folge bei Apple Podcasts, Spotify oder wo auch immer ihr zuhört. Alle Links zur Folge, so wie die Menschen, die mich bei diesem Podcast unterstützen, findet ihr in den Show Notes. Schaut da gerne mal rein. Wenn ihr meine Arbeit unterstützen möchtet, würde ich mich freuen, euch bei Steady zu begrüßen. Mit einer Steady Mitgliedschaft bekommt ihr exklusive Updates von mir und die Gelegenheit, mich zwei Mal im Jahr persönlich zu treffen. Im Aufzug ist eine Produktion von Schönein Media. Ich freue mich auf das nächste Mal hier im Aufzug.

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Auf dem Bild ist eine Frau mit verschränkten Armen abgebildet, die direkt in die Kamera blickt. Sie trägt eine schwarze Brille und einen schwarzen, texturierten Pullover. Oben links ist der Text "IM AUFZUG" zu sehen. Unterhalb der Frau ist ein Zitat: "Uns werden immer wieder Alternativen zum Auto unmöglich gemacht." Darunter befindet sich der Name "KATJA DIEHL - FOLGE 45", was darauf hindeutet, dass das Zitat von ihr stammt und Teil einer Serie oder Veröffentlichung ist. Am unteren Bildrand wird der Fotograf mit "FOTO: LINDA BRACK" angegeben.

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Dieser Podcast ist eine Produktion von Schønlein Media.
Produktion: Fabian Gieske , Anna Germek
Schnitt und Post-Produktion: Jonatan Hamann

Coverart: Amadeus Fronk

1 Kommentar zu „Im Aufzug mit Katja Diehl“

  1. Rüdiger Pakalski

    mir liegt mein Auto gar nicht mehr am Herzen und habe daher präventiv meine Fahrerlaubnis abgegen . keine Ahnung wie sich meine Krankheit weitereentwickelt und jünger werde ich als jetzt 63jähriger auch nicht mehr . da liegt mir meine Sicherheit und anderer Personen doch weit mehr am Herzen . klar könnte ich mit aller Gewalt um jeden Preis fahren, aber nehmen viele sich nicht viel zu Wichtig mit ihren persönlichkeitrechten . wie oft liest man bei unfällen das dieser verm. kranheitsbedingt passiert ist altersbedingt fange ich erst gar nicht an . ich hab dies theater mehrfach auf der Reha(Schlaganfall) erlebt wie viele sich aufgeregt haben das der Arzt empfohlen hat wenigstens erst mal zeitweise auf das Auto zu verzichten . plötzlich haben die alle dort gewohnt wo kaum ein Bus fährt . ja ich lebe auch auf dem Land, wo einmal am Tag ein Bus in die falsche Richtung fährt und ob der eine dann ne Rampe hat ?eher nein . und ?Taxi ? Rollstuhlfahrdienst?da muss man doch ehrlich gesagt auf der4 Venus wohnen um so gar keine machbaren Lösungen zu finden, oder will das einfach aus Prinzip nicht . Kinderkram bei genauerem betrachten aber kein Verhalten erwachsener Menschenund das sind wir doch trotz behinderung .

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