Im Aufzug mit Matilda Jelitto

Wie ableistisch ist Deutschrap?

Sie liebt Grammatik, Deutschrap und ist ein original Freiburger Bobbele. Matilda Jelitto analysiert Musiktexte auf Social Media und hat auch mich gleich mit ihrer Begeisterung für Versmaße oder Ausrufesätze angesteckt. Matilda erklärt mir, warum ihr bei Grammatik das Herz aufgeht, was Paula Hartmann mit Hamlet zu tun hat und wer diese Sad Boys sind. Wir sprechen über ihre Kindheit voller Operationen und Scham beim Tanzen. Denn neben Rapanalysen macht sie wertvolle  Aufklärungsarbeit und erreicht damit auch Menschen außerhalb der Inklusionsbubble. Wir sprechen darüber, die eigene Behinderung ständig verstecken zu wollen und über Druck aus der eigenen Community. Es geht um Ableismus im Rap, wir diskutieren, ob Luke Mockridge problematischer ist als Kollegah und sie erzählt mir, warum Ski Aggu sie geghostet hat. Aufzugtür auf für Matilda Jelitto!

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Matildas Empfehlung: Playlist „Wilde Herzinnen“

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Ein Klassiker in Horrorfilmen. Der abstürzende Aufzug. Gruselige Vorstellung, aber kann das überhaupt passieren? Bei Schindler beschäftigen wir uns schon seit 150 Jahren mit Aufzügen und natürlich auch deren Sicherheit. Die Antwort auf die Frage, ob Aufzüge abstürzen können, wartet am Ende der Folge. Jetzt aber erst einmal viel Spaß mit einer entspannten, sicheren Fahrt bei Raul im Aufzug, wünscht Schindler. Bevor es heute losgeht, du weißt sicher, was jetzt kommt, wie immer der Hinweis auf Steady. Denn mit Steady kannst du diesen Podcast finanziell unterstützen. Mit einem kleinen monatlichen Beitrag hilfst du mir und dem gesamten Team, den Podcast Schritt für Schritt unabhängig zu produzieren. Jetzt unter im-aufzug.de informieren und Unterstützer*innen werden. So erhältst du beispielsweise Vorabzugang zu neuen Folgen und wirst, wenn du das möchtest, namentlich im Podcast genannt. Diese Woche geht der Dank an die Unterstützer*innen Barbara, Luizella und Nina. Vielen Dank für eure Wertschätzung. Und schon geht’s los. Sie liebt Grammatik, Deutschrap und ist ein Original Freiburger Bobele. Matilda Jelitto analysiert Musiktexte auf Social Media und hat auch mich gleich mit ihrer Begeisterung für Versmaße oder Ausrufesätze angestellt. Matilda erklärt mir, warum ihr bei Grammatik das Herz aufgeht, was Paula Hartmann mit Hamlet zu tun hat und wer diese Sad Boys sind. Wir sprechen über ihre Kindheit voller Operationen und die Scham beim Tanzen. Denn neben Rap-Analysen macht sie auch wertvolle Aufklärungsarbeit und erreicht damit auch Menschen außerhalb der Inklusionsbubble. Wir sprechen darüber, die eigene Behinderung ständig verstecken zu wollen und über Druck aus der eigenen Community. Es geht um Ableismus im Rap, wir diskutieren, ob Luke Mockridge problematischer ist als Kollegah und sie erzählt mir, warum Ski Aggu sie geghostet hat. Aufzugtür auf für Matilda Jelitto. Die Tür geht auf und wer kommt rein? Oh mein Gott, ich freu mich sehr. Ich habe einen kleinen Fanboy-Moment. Heute nämlich zu Gast ist Matilda Jelitto. Schön, dass du da bist. 

00:02:39.000 

Matilda Jelitto: Ja, ich habe einen kleinen Fangirl-Moment, dass ich hier in diesem Podcast dabei sein darf. Ich habe mich sehr gefreut über die Einladung und freue mich jetzt sehr auf das Gespräch mit dir. 

00:02:46.000 

Raúl Krauthausen: Hattest du schon mal einen awkward Moment in einem Aufzug?

00:02:50.000 

Matilda Jelitto: Ich habe tatsächlich heute darüber nachgedacht, weil ich habe natürlich mal noch mal ein paar Folgen reingehört von dir und mir ist wirklich keiner eingefallen. Also ich habe bisher, glaube ich, ganz Standard 08/15 Aufzugmomente mitgenommen. 

00:03:07.000 

Raúl Krauthausen: Ich hätte ja unglaublich gerne mal die Elevator Boys bei mir zu Gast. Das würde ja mega passen. 

00:03:12.000 

Matilda Jelitto: Das wäre ja wie Faust auf Auge, würde das passen. Also die können bestimmt über einige awkward Momente in Aufzügen erzählen wahrscheinlich. 

00:03:19.000 

Raúl Krauthausen: Und vor allem ist Elevator Boys die einzige Band, die ich kenne, die nicht singt. 

00:03:24.000 

Matilda Jelitto: Ja, ich wusste auch ganz lange, dass die gar nicht, dass die singen. Das habe ich irgendwie erst neulich gelernt, dass die ja auch Musik machen. 

00:03:30.000 

Raúl Krauthausen: Machen sie jetzt auch Musik? Und irgendwann gehen sie in den Dschungelcamp, oder wie?

00:03:33.000 

Matilda Jelitto: Ja, sie machen jetzt auch Musik. Eine Freundin von mir, die ist so Newcomerin und die hat einen Song von denen gecovert und halt sozusagen den englischen Song, also die machen englische Musik aus der weiblichen Perspektive auf Deutsch geschrieben. Und es klang auch dann gar nicht schlecht, also von ihr, den Originalsong habe ich jetzt nicht gehört, aber halt so Popmucke irgendwie. 

00:03:55.000 

Raúl Krauthausen: Okay, hast du vor, Musik zu machen? 

00:03:58.000 

Matilda Jelitto: Ich werde das tatsächlich hin und wieder gefragt, weil ich ja auch sehr viel Content über Musik mache und ich habe auch mal einen Scherz auf Instagram gemacht, da habe ich ein Foto hochgeladen und runtergeschrieben, das ist das Cover für mein Debütalbum und es haben manche Leute und dann haben manche Leute dann mich echt gefragt, so hey, wenn du mal einen Produzenten brauchst, melde dich bei mir, wir können mal in eine Session gehen und ich so, ich kann wirklich, ich bin so eine unmusikalische Person, ich kann überhaupt nicht singen, ich glaube, da erspart man der Welt einiges, wenn ich lieber über Musik berichte und meine Takes äußere statt selbst welche zu machen. 

00:04:36.000 

Raúl Krauthausen: Aber mit Autotune geht heutzutage alles. 

00:04:39.000 

Matilda Jelitto: Ja stimmt, also vielleicht wird es ein 100k Abospecial oder so. 

00:04:45.000 

Raúl Krauthausen: Das wäre auf jeden Fall sehr witzig, ich würde es mir auf jeden Fall anhören. Ich habe zum ersten April diesen Jahres den Scherz gemacht, dass ich jetzt einen OnlyFans Account hätte, haben auch einige geglaubt, aber es waren April Scherz. 

00:04:58.000 

Matilda Jelitto: Und wie hat sich das so angefühlt, dass es dann manche dir aber abgenommen haben?

00:05:01.000 

Raúl Krauthausen: Absurd, ehrlich gesagt, weil wer mein Content folgt, der weiß, dass das nicht sein kann. Ja, ich habe aber auch schon Geld damit verdient, 1,30€, vielleicht steige ich in das Business ein mit Inspiration Porn. Haha. 

00:05:19.000 

Matilda Jelitto: Ja, was ist man dann, Fetisch Porn macht man dann wahrscheinlich über sich selbst. 

00:05:24.000 

Raúl Krauthausen: Oh, da kommen wir noch drauf zu sprechen. Matilda, dieser Name Jelitto, der ist jetzt nicht so geläufig. 

00:05:31.000 

Matilda Jelitto: Ja, da werde ich oft gefragt. 

00:05:32.000 

Raúl Krauthausen: Wo kommt er her und spreche ich den richtig aus? 

00:05:34.000 

Matilda Jelitto: Ja, da habe ich tatsächlich eine lustige Anekdote. Ich glaube meine Eltern sprechen in beide unterschiedlich aus jeweils. Das heißt, ich weiß selbst nicht so hundertprozentig, wie man ihn richtig ausspricht. Mein Vater sagt nämlich Jelitto, also so wie man es halt dann auch liest, mit dem Doppelkonsonanten und dem J am Anfang. 

00:05:53.000 

Raúl Krauthausen: So wie Melitta. 

00:05:54.000 

Matilda Jelitto: Genau. Und meine Mama sagt aber eher Jelitto. Also das ist, es hört sich so ein bisschen anders an. Da würde ich es eher, wenn ich das jetzt so hören würde, mit zwei L schreiben und einem T nur. Aber meine Mama hat irgendwie in meiner Kindheit halt viel öfter den Nachnamen gesagt, weil meine Mama war so klassischerweise ein bisschen präsenter als mein Papa, weil sie halt mehr Care Work gemacht hat. Und deswegen sage ich selber Jelitto, wenn ich mich vorstelle. Es gibt aber auch Varianten von Jelitto bis Gelato. Also alles schon gehört. 

00:06:27.000 

Raúl Krauthausen: Alles schon gehört. Du bist in Freiburg, warst in Freiburg studiert. 

00:06:34.000 

Matilda Jelitto: Ja, ich bin ein Freiburger Bobbele, wie man so schön sagt. 

00:06:35.000 

Raúl Krauthausen: Kommst du auch aus Freiburg? 

00:06:36.000 

Matilda Jelitto: Ja, sogar meine Eltern kommen auch aus Freiburg. Also wirklich OG und bin da eben zur Schule gegangen, habe mein Abitur gemacht und habe ganz lange auch getanzt in Freiburg. Ich war früher so in der Hip Hop Company, habe auch so Wettkampftanzen gemacht und dann hat sich da gar nicht die Frage gestellt, fürs Studium wegzuziehen, weil ich da auf jeden Fall halt das weiterhin machen wollte. Und dann bin ich ungefähr vor einem Jahr nach Berlin gezogen. 

00:07:07.000 

Raúl Krauthausen: Da kommen wir bestimmt drauf zu sprechen. Wie würdest du deine Kindheit beschreiben? 

00:07:11.000 

Matilda Jelitto: Ich würde sagen, so all in all hatte ich eine sehr schöne Kindheit. Mir wurden viele tolle Sachen ermöglicht. Ich habe zum Beispiel Bratsche gespielt, nicht besonders talentiert. 

00:07:25.000 

Raúl Krauthausen: Was ist das? 

00:07:25.000 

Matilda Jelitto: Das ist wie eine Geige, nur größer. Also die ist so ein bisschen tiefer. Ich weiß leider nicht wie viel, also die hat halt eine tiefere Seite und ist so immer das Stiefkind im Orchester oder im Streichquartett von der Violine. Genau, da haben meine Eltern gar keine Mühen gescheut. Die wurden mir halt umgespannt, sodass ich die nicht so klassischerweise auf der rechten Seite, also eigentlich spielt man es ja so. Ich kann aber dann durch meine Handfehlbildung, könnte ich dann aber mit links eben nicht die Seiten greifen. Dann wurde es mir umgespannt, sodass ich dann mit links den Bogen führen kann und mit rechts die Saiten, also die Töne greifen. Und dann hat es dann geklappt. Also sowas konnte ich machen. Ich habe eben schon seit ich klein bin getanzt und so Sachen. Das war immer sehr schön. Gleichzeitig war meine Kindheit und so frühe Jugend auch so sehr von Operationen geprägt, weil genau meine Handgreiffunktion ein bisschen verbessert wurde. Und dann war ich öfter in Hamburg bei einem Spezialisten. Das war nicht so eine schöne Erfahrung als Kind und so mit 10 und 11 nochmal. Aber gleichzeitig wollte ich das auf gar keinen Fall als junger Erwachsener jetzt machen. Deswegen auch irgendwie gut, dass meine Eltern für mich in die Hand genommen haben. 

00:08:41.000 

Raúl Krauthausen: Okay, also ich finde ehrlich gesagt, Kinder verbringen oft viel zu viel Zeit mit den Krankenhäusern und bei Ärzten, wenn es auch nicht immer nötig ist. Weil die Eltern vielleicht auch glauben, sie können ihren Kindern irgendwie eine Normalität erzeugen, die die Kinder vielleicht selber gar nicht vermissen. Verstehst du, was ich meine? 

00:09:09.000 

Matilda Jelitto: Ja, ich kenne auch einige Betroffene, wo es glaube ich so ein bisschen in die Richtung ging, da halt auch aus kosmetischen Gründen zum Beispiel Sachen zu machen. Also wo es dann wirklich nicht darum geht, okay, da soll jetzt wirklich eine Funktion verbessert werden, sondern es geht darum, dass es halt mehr einem Standard irgendwie angepasst wird, der halt vorherrscht. Das finde ich dann halt superschwierig, weil es ist einfach keine schöne Zeit, wenn man viel Zeit im Krankenhaus verbringt. 

00:09:39.000 

Raúl Krauthausen: Genau, nie. Das heißt wirklich, weil du das als Kind auch machen wolltest. 

00:09:45.000 

Matilda Jelitto: Ja, also ich weiß noch, dass ich damals wurde so darüber geredet, was kann man denn machen, um da diese Greiffunktion zu erhöhen, weil ich hatte einen sehr kurzen kleinen Finger und dementsprechend konnte ich nicht so wirklich Sachen halten mit der Hand oder halt dann nur so kleine Dinge. Und dann konnte man halt entweder einen Fixateur machen, also dass man, vielleicht kennt man das von Theresia aus GNTM, die sich die Beine hat verlängern lassen, das ist so ein bisschen eine Geschichte, die populärer ist im Mainstream. Man kann dann sozusagen durch einen Knochenbruch mit der Knochenmasse dann sozusagen verlängern. Das ist ein langer Prozess. Oder man kann einen Zeh amputieren und einen Zeh auf den Finger draufsetzen und auch das funktioniert. Und das mit dem Zeh fand ich halt als Kind ganz schlimm. Also das fand ich super absurd, warum man von einem Fuß jetzt da einen Zeh wegnehmen soll und den dann auf die Hand setzt und dann hat man einen Teil von seinem Fuß an seiner Hand und das habe ich überhaupt nicht verstanden. Und dann war ich so, okay, das auf gar keinen Fall und dann wurde das auch gar nicht weiter besprochen, dass das irgendwie eine Option ist, die da im Raum steht, weil ich die halt eben auf gar keinen Fall wollte. Und beim anderen war ich dann am Start und bin jetzt auch dankbar, dass ich es gemacht habe, weil ich ja, ich kann meine Nägel lackieren, ich kann Auto fahren, ohne Gangschaltung, Auto fahren, ich habe da nichts in meinem Führerschein stehen und das ist ganz cool. 

00:11:15.000 

Raúl Krauthausen: Ich habe noch nicht meinen Führerschein. Du hast gerade gesagt, dass du gerne tanzt und da viel getanzt hast. Ist das noch ein Ding für dich? 

00:11:24.000 

Matilda Jelitto: Nee, gerade nicht so. Ich war mal ein paar Mal in Classes in Berlin hier, meine Mitbewohner tanzen auch sehr intensiv. Die machen beide eine Tanzausbildung hier in Berlin und sind wirklich super talentiert und krass und ganz, ganz fleißig. Aber als ich das gemacht habe, da stand halt doch schon immer auch so ein Leistungsgedanke dahinter und ja auch so ein bisschen dieser Modus von verglichen werden und ich war immer eher so in meiner Company die Person, die da so durchschnittlich bis eher so ein bisschen unterdurchschnittlich bewertet wurde und davon wollte ich mich ein bisschen befreien und habe deswegen mir erstmal gesagt, ich mache jetzt eine Tanzpause, wenn ich wieder anfange zu tanzen, dann weil ich Spaß daran habe und für mich selber und nicht irgendwie mit Zielen, die verbunden sind. Ich möchte auf einer Bühne stehen, ich möchte in der ersten Reihe in der Aufstellung stehen, ich möchte den unter dem Platz machen mit meiner Crew, sondern mal wirklich so, wie Tanzen eigentlich auch gedacht ist, um den Kopf frei zu kriegen, um loszulassen, um mit dem Körper zu connecten und deswegen ja bin ich da erstmal auf Abstand.

00:12:34.000 

Raúl Krauthausen: Das war dann so der Streetdance Style oder Breakdance? 

00:12:37.000 

Matilda Jelitto: Breakdance durften wir auch manchmal machen, das war dann aber eher so ein probiert euch mal aus und trainiert eure Fähigkeiten, wir waren ganz schlecht im Breakdance, wir haben Hip Hop getanzt und vor allem die klassischen Funk Styles, also House und Locking und so Old School Hip Hop mehr und dann auch so ein bisschen Afro, auch ein bisschen dann neuere Hip Hop Richtung mal ausprobiert, aber nicht so die kommerzielle Richtung, sondern tatsächlich mehr so das ursprüngliche und das war auch der Grund, warum ich auf jeden Fall an dieser Tanzschule damals bleiben wollte, weil die halt eben so ein Fokus auf diese klassischen Tanzstile legt und auch sehr hinterher war so das Knowledge, was dahinter steckt, also woher diese Schritte kommen, wie die richtig ausgeführt werden, auf die Technik gelegt hat und man das so erstmal in keiner anderen Tanzschule in Deutschland aktuell bekommt. 

00:13:32.000 

Raúl Krauthausen: Ich meine jetzt gerade in diesem Instagram TikTok Zeitalter ist ja Tanz gerade wieder der heiße Scheiß.

00:13:39.000 

Matilda Jelitto: Ja.

00:13:40.000 

Raúl Krauthausen: Das wäre jetzt genau dein Moment oder?

00:13:41.000 

Matilda Jelitto: Voll, aber TikTok Tanzen ist sehr anders als tatsächlich Hip Hop Tanzen. Also es ist sehr viel so nach vorne in die Kamera orientiert, sehr nah an den Lyrics, also es ist was ganz anderes als was wir da gemacht haben.

00:14:00.000 

Raúl Krauthausen: Okay. Ich hab ganz ehrlich von Tanz überhaupt gar keine Ahnung und scheue mich auch so ein bisschen, nee scheue ich mich nicht, aber mich stresst Videoproduktion. Ich mache einfach ungern Videos. Ich mache gerne Podcasts, ich schreibe gerne Posts, aber ich mache einfach nicht gerne Videos. Ich habe keine Ahnung, woran das liegt. Das liegt nicht an mir, an meinem Körper, weil ich mache auch ungern Videos über andere Dinge. Und ich finde es immer wieder stressig mich diesem Thema zu stellen, weil in diesem Social Media Zeitalter muss man das ja trotzdem machen. Nervt dich das auch so oder bin ich da irgendwie alleine?

00:14:40.000 

Matilda Jelitto: Also ich kenne das von mehreren tatsächlich, die ähnliches berichten wie du. Mir macht es aber total Spaß. Ich sag auch immer, dass es mir Spaß macht meine YouTube Videos zu schneiden. Mir macht es nur dann keinen Spaß, wenn ich dafür keine Zeit habe. Aber ich liebe das, wenn ich dann halt die Zeit habe darin zu versinken und irgendwie mir jetzt überlegen, wie muss ich jetzt den Schnitt gestalten, damit dieser Erzählfluss des Videos oder der Aufbau des Videos so meine Message unterstützt. Ich glaube, ich bin deep down so eine kleine Medienproduzentin tatsächlich. Also ich bin auch gerne hinter der Kamera so im Bereich Konzeptentwicklung. Oder ich war früher in Freiburg, war ich auch an so einem Filmemacher*innen- Kollektiv unterwegs. Da haben wir manchmal so Passion Projects gemacht, auch Richtung so Tanzvideos oder Musikvideos. Und da habe ich dann halt hinter der Kamera super gerne geholfen. Ich habe dieses Jahr selber auch Regie geführt bei einem eigenen Passion Project. Und ja, da geht mein Herz auf total bei sowas.

00:15:40.000 

Raúl Krauthausen: Hast du dir das alles selber beigebracht oder hast du das im Studium gelernt?

00:15:43.000 

Matilda Jelitto: Nee, ich habe ganz klassisch…

00:15:46.000 

Raúl Krauthausen: Für dich ist das ja irgendwas anderes.

00:15:46.000 

Matilda Jelitto: Ja, ich habe was anderes. Ich habe Deutsch und Englisch studiert. Das ist alles self-taught, wie man so schön sagt.

00:15:52.000 

Raúl Krauthausen: Okay. Das geht ja dank YouTube Videos und Tutorials wahrscheinlich auch immer besser als früher.

00:15:58.000 

Matilda Jelitto: Es gibt so viele tolle Ressourcen, wie man sich Schnittprogramme beibringen kann. Ich bin auch immer noch am Lernen natürlich. Und wenn man mein erstes YouTube Video sieht, da ist kein Color Grading drauf. Bei meinem zweiten Video habe ich aus Versehen nur eine Monospur im Audio angehabt statt die Stereospur. Aber ich finde es irgendwie schön, dass man diesen Entwicklungsprozess so festgehalten hat. Auch meine allerersten TikTok-Videos sehen ja ganz anders aus als jetzt. Und ich wette ja auch in einem Jahr sehen meine aktuellen Videos ganz anders aus als jetzt. Und ich finde, da hat das so viel mehr noch dieser rohe Moment des Schaffensprozess drin, den wir zum Beispiel in den klassischen Medien natürlich gar nicht mehr haben, weil es da immer eine High-End-Level-Produktion ist, die dahinter steckt.

00:16:41.000 

Raúl Krauthausen: Aber hast du das Gefühl, du wirst schneller oder werden die Videos einfach komplexer?

00:16:47.000 

Matilda Jelitto: Nee, ich würde schon sagen, dass ich merke, dass ich da so manche Sachen dann schneller hinbekomme. Ich muss trotzdem immer mal noch wieder nachgucken, wie man, in welchem Format man das Video exportieren muss und so Sachen, die man sich einfach nicht merken möchte.

00:17:00.000 

Raúl Krauthausen: Ja.

00:17:00.000 

Matilda Jelitto: Ja, aber man wird auch mutiger. Ich habe mal irgendwie, keine Ahnung, einen Filter draufgelegt, da ging es um, keine Ahnung, so einen romantischen Moment, als es war so ein ironischer, sarkastischer Kommentar von mir, den ich supporten wollte durch so einen rosa Filter, den ich draufgelegt habe. Und dann wird man mutiger, sowas auch mal auszuprobieren und dann eben nachzuschlagen, „Hä, wie mache ich denn das eigentlich?“ Und beim ersten Mal war ich ganz froh, überhaupt die Schnipsel vom Video aneinandergefügt zu bekommen.

00:17:28.000 

Raúl Krauthausen: Was mir immer total schwer fällt beim Schneiden oder Produzieren von Content, ist die Zeit einzuteilen bzw. sich einzuschätzen, wie lange wird das dauern. Und man sitzt dann oft, also ich zumindest sitze oft doppelt so lange an einem Video oder an einem Take, als ich eigentlich vorhatte. Du auch?

00:17:44.000 

Matilda Jelitto: Immer, ja. Also es ist wirklich super zeitintensiv.

00:17:49.000 

Raúl Krauthausen: Das kann man nicht planen.

00:17:49.000 

Matilda Jelitto: Ja. Deswegen auch immer Leute, die das so belächeln, dass man im Internet Videos macht, so echt voll entspannt, so „Probier mal aus, ja, mach doch mal“.

00:17:59.000 

Raúl Krauthausen: Genau. Zum Thema Tanz fängt mir noch so ein, ich hatte vor ein paar Monaten mal so ein Impro-Schauspiel-Workshop. Und ich habe gemerkt, wie körperlich das Ganze ist. Und habe gleichzeitig auch gemerkt, wie viel Schamkörperlichkeit überhaupt für mich ist. Also mit fremden Leuten Impro zu schauspielen. Wir waren alle eingezogen, alles war brav, ne? Aber so dieses, trotzdem mich meinem Körper so preiszugeben, hat mich irgendwie eine Art von Überwindung gekostet. Spielte für dich Scham aufgrund der Behinderung auch eine Rolle beim Tanz?

00:18:40.000 

Matilda Jelitto: Beim Tanz zum Beispiel, was mich da länger beschäftigt hat, war, dass es halt nicht symmetrisch aussieht. Dadurch, dass eine Hand betroffen ist und eine nicht. Und dann gerade so Schritte oder Moves, die halt sehr händefokussiert sind, also im Locking, da gibt es die sogenannten Wrist Rolls, übersetzt Handgelenkrollen. Also man dreht das Handgelenk ein und hinter seinen Kopf und macht halt so eine Art von Faust. Und das geht ja bei mir zum Beispiel gar nicht. Und dann dachte ich immer so, ja du möchtest auf der Bühne stehen mit deiner Crew und dann sieht es ja aber gar nicht sauber aus. Weil bei der einen Hand kannst du ja das gar nicht ausführen. Und alle haben dann da die super perfekt eingetreten Fauste hinter ihrem Kopf. Und bei dir ist es ja auch richtig ausgeführt, so wie du das halt ausführen kannst. Aber es sieht halt trotzdem nicht gleich aus. Das war so anfangs auf jeden Fall ein Thema. Ich habe es dann irgendwann abgelegt, als ich gemerkt habe, dass das überhaupt nie ein Thema ist. Mein Trainer hat niemals gesagt, das sieht jetzt aber nicht synchron oder sowas aus, weil deine Hand anders aussieht. Das gab es einfach nicht. Aber was ich schon relateden kann, ist so, dass dieser Zugang zum Körper und auch zu dieser Ausführung von Bewegungen ganz ungewohnt ist. Ich hatte zum Beispiel eine extrem große Scham, was so Freestylen angeht. Also sich einfach mal zu bewegen, einfach zu tun. Das war bei uns auch so durch die Bank weg ein Thema bei einigen. Auch bei Leuten, die halt able-bodied sind. Und ich glaube, was dahinter steckt ist, dass man generell vielleicht auch in unserer Gesellschaft den Zugang zu seinem Körper irgendwie verloren hat. Oder dass er nicht mehr so präsent ist. 

00:20:40.000 

Raúl Krauthausen: Wir kriegen das nicht beigebracht. 

00:20:41.000 

Matilda Jelitto: Ja, also auch ich meine, Leute, die von klein auf auf Familienfeiern getanzt haben, dass da Musik läuft, dass da irgendwie die Family zusammen vibet und groovt, denen fiel das extrem viel leichter. Und wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, da sitzt man gesittet beim Weihnachtsessen am Tisch, ohne Musik und unterhält sich über irgendein Thema. Natürlich wird man dann wie ins kalte Wasser geworfen, wenn jemand die Musik anmacht und sagt, bewege dich mal und probiere mal aus. Man lernt das ja gefühlt nochmal so von neu auf.

00:21:13.000 

Raúl Krauthausen: Oder im Sportunterricht.

00:21:15.000 

Matilda Jelitto: Ja.

00:21:15.000 

Raúl Krauthausen: Alles mega cringe. Mir ist aufgefallen, ich habe einige Freunde, die in einem Arm oder einen Bein fehlen oder irgendwas anders ist. Ich mag das Wort anders eigentlich nicht, aber ich sag’s jetzt. Und ich beobachte dann und ich erwische mich dabei aber auch selber, dass man im Laufe seines Lebens auch so Bewegungen eintrainiert hat, die das immer irgendwie ganz gekonnt verstecken.

00:21:44.000 

Matilda Jelitto: Ja.

00:21:46.000 

Raúl Krauthausen: So die Hände in den Taschen oder hinterm Rücken oder irgendwas drüber. Und obwohl das total aufgeklärte Leute sind, so wie du und ich.

00:21:57.000 

Matilda Jelitto: Ja, bei mir ist das auch so. 

00:21:58.000 

Raúl Krauthausen: Man ist trotzdem, man ist so tief drin. Ich mach das auch. Ich kann meine Behinderung nicht verstecken, aber ich versuche immer so wenig Behindert wie möglich auszusehen. Auch wenn es anstrengend ist.

00:22:12.000 

Matilda Jelitto: Super anstrengend. Ich glaube man checkt auch gar nicht, wie anstrengend das eigentlich ist, bis man dann solche Realisierungsmomente hat, wo einem das erst mal auffällt, was man gerade am machen ist die ganze Zeit. Ich hab das im Sommer als zum Beispiel, wenn in diesem Umschwung von sehr kaltem zu warmem Wetter und man auf einmal wieder kürzere Sachen trägt und man dann irgendwie die Straße runterläuft und dann auf einmal hat man zum Beispiel keine Taschen mehr an seinem Körper, wo man die Hand reinstecken kann oder weil man keine Jacke anhat plötzlich, weil es warm genug ist. Und dann läuft man an irgendeiner Gruppe von Menschen vorbei und mein erster Gedanke ist so, oh jetzt hab ich gar nichts um meine Hand reinzustecken Und die gucken bestimmt, die gucken jetzt und denen fällt das auf, dabei fällt das denen gar nicht auf, weil die in ihrem Gespräch vertieft sind und man sich selber immer viel intensiver wahrnimmt als die Außenwelt. Aber weil man dann diesen Moment hatte von gestern noch eine Jacke, heute aber nicht, das ist dann so ein Moment, wo mir das auffällt erstmal. Und ansonsten im Winter macht man das automatisch und ich denk mir so, ja weil sonst wird dir die Hand kalt. Aber irgendwie ist es dann doch öfter links als rechts, da steckt dann vielleicht doch mehr dahinter. 

00:23:20.000 

Raúl Krauthausen: Ich finde das, also ich erschrecke mich jedes Mal bei mir davor, weil wir eigentlich so aufgeklärt auch uns selber, glaub ich, empowered haben, dass das aber immer noch nicht zu reichen scheint. Und frag mich, ob das so eine lebenslange Aufgabe ist. 

00:23:36.000 

Matilda Jelitto: Ich glaube auf jeden Fall, ich glaube was dahinter steckt ist, dass es einfach in einem durch die Art und Weise, wie man in dieser Gesellschaft großgezogen wird, von den Medien, die man konsumiert, von der kulturellen Geschichte, in die man irgendwie hineingeboren wird, dass es was Automatisches ist, was man erstmal für sich aktiv reflektieren muss, dass es überhaupt passiert. Und dann anfangen muss dagegen zu steuern und sozusagen dann eine neue Routine irgendwie reinzubekommen. Die ja entgegen diesem ganzen ja ebelistischen Gesellschaftssystem ist, in dem wir sind. Und denke, dass man da gut beschäftigt ist ein Leben lang und wahrscheinlich mehrere eigentlich. 

00:24:16.000 

Raúl Krauthausen: Ich glaube auch, dass wir uns selber in der Community einen Gefallen tun würden, wenn wir uns gegenseitig nicht so unter Druck setzen. Ob man schon so weit ist oder noch nicht oder du versteckst es ja immer noch, oh du redest nicht vogue genug oder keine Ahnung. Dass einfach jeder von uns auch an einem anderen Punkt steht und das irgendwie auch kein Wettbewerb ist und es gibt auch keinen heiligen Gral, glaube ich. Das ist eher so ein ganz irgendwie individueller Prozess.

00:24:44.000 

Matilda Jelitto: Ja, ich meine, das kann ja auch tagesformabhängig sein. Vielleicht habe ich einen schlechten Tag und dann fällt mir das schwerer und vielleicht habe ich einen guten Tag und dann klappt es viel besser. Aber Druck von außen verbessert das doch in keinem Fall.

00:24:58.000 

Raúl Krauthausen: Genau, und wir Influencer*innen haben ja auch eine gewisse Verantwortung. Und ich habe mir auf jeden Fall vorgenommen, für 2025 mehr über meine eigenen Verwundbarkeiten zu sprechen, als immer so diesen Erklär-Otto zu machen. 

00:25:18.000 

Matilda Jelitto: Also ich habe das auch mal gehabt, dass zum Beispiel mir jemand vorgeworfen hat, dass ich meine Hand bewusst verstecke, weil ich auf einem Foto einfach beide Hände ineinander gelegt hatte. Und ich war so, ich verstecke da nichts, die eine Hand ist halt größer als die andere. Natürlich sieht man von der mehr. Das hört doch auf, mir da jetzt so einen Druck zu machen, bewusst immer die eine Hand in die Kamera zu halten, weil ich irgendein Postergirl für Handfehlbildungen geworden bin auf Social Media. Also ich thematisier das schon gerne, aber es ist ja nicht meine einzige Form des Contents und auch nicht immer so offensichtlich. Ich glaube, es ist auch einfach viel passiert durch einfachen Sein und durch das Sein, wie man ist und auch eben thematisieren, wann man mal einen schlechten Tag hat, mit dem man vielleicht dann doch wieder mehr von sich versteckt, weil dann bleibt man doch irgendwie relatable und zugänglich. Und ich denke, dass man da auch Menschen dafür sensibilisieren kann, vielleicht mal für sich zu reflektieren, warum sie ihre Behinderung noch eher verstecken oder kaschieren wollen. Auch wenn man es nicht jeden Tag perfekt hinbekommt, seine Behinderung, so wie die Leute es gerne hätten, immer offen zu zeigen und zu präsentieren.

00:26:23.000 

Raúl Krauthausen: Du hast Sprachwissenschaften studiert und Bildung. Was genau hast du studiert? Lehramt? 

00:26:34.000 

Matilda Jelitto: Ich habe Deutsch und Englisch auf Lehramt studiert und ich habe meine Abschlussarbeiten jeweils in der germanistischen Linguistik geschrieben, also in der Sprachwissenschaft.

00:26:42.000 

Raúl Krauthausen: Also beides. Was genau hat dich daran interessiert? Bist du ein Grammatikfreak? Machst du das gerne? 

00:26:50.000 

Matilda Jelitto: Also die Abschlussarbeiten, die ich da geschrieben habe, die waren… Also bei Sprachwissenschaften denkt man tatsächlich immer an Grammatik und so, an diese super drögen Sachen.

00:26:58.000 

Raúl Krauthausen: Oder?

00:26:58.000 

Matilda Jelitto: Ich finde Grammatik auch eigentlich gar nicht langweilig. Mir geht da immer das Herz auf bei so Grammatikthemen. Aber in meinen Abschlussarbeiten habe ich im Bereich interaktionale Linguistik meine Arbeiten jeweils geschrieben. Das ist Gesprächsforschung oder Konversationsforschung. Also dass man sich anschaut, wie Interaktion zwischen Menschen funktioniert. Es ist also nicht so dieses klassische, was man vielleicht mit dem Fachbereich verbindet.

00:27:27.000 

Raúl Krauthausen: Und was hast du herausgebunden?

00:27:29.000 

Matilda Jelitto: Ich habe mir meine Masterarbeit, das ist doch dann wieder sehr nerdy, ich habe mir Exklamativsätze angeschaut. Also Ausrufesätze in der spontanen Sprache und wie die prosodisch, also von der Aussprache her realisiert werden. Und ob sie von anderen Satzarten sich unterscheiden und warum wir sie überhaupt benutzen. Und das fand ich vor allem das Spannende, warum wir sie benutzen, weil man denkt, ich werde jetzt hier einfach mal ein bisschen nerdy.

00:28:00.000 

Raúl Krauthausen: Ja bitte, unbedingt.

00:28:02.000 

Matilda Jelitto: Ich rede super gerne über dieses Thema. Genau, also Ausrufesätze, ein Beispiel wäre zum Beispiel auch ein schöner Satz. So was wie „ah wie süß, der schon wieder zu mir war“ oder „wie toll die Aufführung war“. Und die werden klassischerweise benutzt, um eine Überraschung auszudrücken oder dass man so einen Moment von Erwartungsabweichung hat. Das ist so diese Theorie dahinter. Wir benutzen die aber in der Interaktion ganz oft zum einen, um Bewertungen auszuführen. Oder andere Leute ja dazu aufzufordern, mit uns in diese Bewertungen einzusteigen. Also wenn wir irgendwie sagen, wie lecker das ist, dann sind wir jetzt nicht unbedingt überrascht, dass dieses Essen wirklich lecker schmeckt. Sondern wir zeigen damit, wie absolut gut uns dieses Essen schmeckt und laden am besten auch die Leute um uns herum ein, die das Essen auch essen, das auch so positiv zu bewerten und zuzustimmen. Und beim Wandern passiert das teilweise, wenn man zum Beispiel so was sagt wie „oh wie krass der Baum hochgewachsen ist“. Dass man damit so eine Art sprachliches Zeigen ausführt und dann die Person, mit der man unterwegs ist, auf diesen Baum guckt. 

00:29:20.000 

Raúl Krauthausen: Und man erwartet, dass die Person das bestätigt.

00:9:21.000 

Matilda Jelitto: Genau.

00:29:22.000 

Raúl Krauthausen: Okay.

00:29:33.000 

Matilda Jelitto: Ja. Und das war irgendwie super spannend, sich das anzuschauen. Wir haben uns die erste Staffel „Big Brother“ zum Beispiel in den Daten angeguckt. Ich sag auch immer „wir“, weil ich hab das auch im Rahmen von, also ich war wissenschaftliche Hilfskraft auch in der Zeit an der Uni. Ich hab in so einem Projekt gearbeitet, das eben um die ganze Fülle an Exklamativsätzen ging. Und ich hab mir dann in meiner Masterarbeit ein bestimmtes Format genauer angeschaut. 

00:29:49.000 

Raúl Krauthausen: Dass systematisch „Big Brother“ gucken dürfen.

00:29:51.000 

Matilda Jelitto: Ja.

00:29:53.000 

Raúl Krauthausen: Sehr gut. Ich hab auch systematisch in meine Diplomarbeit Fernsehen geguckt. Ich hab die Darstellung „Behinderte Menschen“ im deutschen Fernsehen analysiert. Allerdings das war jetzt nicht sprachwissenschaftlich, sondern eher sozialwissenschaftlich, wenn wir als welche Personen tauchen sie auf. Aber ich hab trotzdem in meinem Studium auch mehrere Textworkshops gehabt. Und Sprachseminare. Und was mich wirklich, also es hat super viel Spaß gemacht, als ich erfuhr, dass es Erikative gibt. Kennst du Erikative?

00:30:31.000 

Matilda Jelitto: Tatsächlich nicht, nein. Also ich hab das bestimmt schon mal wo gelesen, aber…

00:30:36.000 

Raúl Krauthausen: Also Erikative sind im Prinzip so Wörter wie „freu“, „hub“, „lach“, „quietsch“. Das sind so Wörter, die werden auch mit Sternchen oft in der Chat-Nachricht- Kommunikation benutzt. Und die heißt in Wirklichkeit auch gar nicht Erikative, sondern das ist halt sprach… ja umgangssprachlich werden sie Erikative genannt, weil die Erfinderin, bzw. diejenige, die die groß gemacht hat, war Erika Fuchs.

00:31:07.000 

Matilda Jelitto: Ach!

00:31:08.000 

Raúl Krauthausen: Und Erika Fuchs ist die erste Übersetzerin der Disney Comics. Und die brauchte quasi zur Comic-Beschreibung von Dingen, die passieren. „Quietsch“, „Räusper“, „Knur“. Hat sie all diese Wörter erfunden. Und das sind sogenannte Erikative. Und ich fand das so witzig. Das ist auf jeden Fall mein Einstieg in die Sprachwissenschaft gewesen.

00:31:35.000 

Matilda Jelitto: Ja.

00:31:36.000 

Raúl Krauthausen: Und was ich tatsächlich daran auch so faszinierend fand, war, dass die Erika Fuchs eine Menge bei der Übersetzung erfunden hat, dass wir gar nicht hinterfragen. Also z.B. „Tick, Trick und Track“ oder „Donald Duck“, „Daisy Duck“, „Mickey Mouse“, das ist alles alliteriert, ist nur im Deutschen so durchgespielt. Im Englischen heißt „Tick, Trick und Track“ nämlich anders. Oder „Entenhausen“ als „Ducktown“ ist auch so gut übersetzt. Oder die „Panzerknacker“. „Daniel Düsentrieb“. Also das sind ja großartige Wörter. Ich krieg richtig Gänsehaut, wenn ich an die großen Kreationen von ihr denke. Deswegen hat sie auf jeden Fall einen goldenen Stellplatz in meiner Erinnerung, meines Studiums verdient.

00:32:25.000 

Matilda Jelitto: Auf jeden Fall. Übersetzung, eine Kunst auch, deswegen keine KI kann das übernehmen komplett. 

00:32:43.000 

Raúl Krauthausen: Ich hab neulich einen Film gesehen, und ich weiß gar nicht mehr welcher das war. Ich hab mit meiner Frau den ab und zu mal auf Deutsch und auf Englisch gesehen, wir haben das so gewechselt, und wir hatten tatsächlich den Eindruck, dass die deutsche Version sogar besser ist. Aber auch von der Sprache her. Ist das üblich?

00:33:02.000 

Matilda Jelitto: Ja, ich mag als, so viele Leute sind dir super voreingenommen, wenn man nicht deutschsprachige Serien und Filme dann doch auf Deutsch guckt, mit der deutschen Synchro, weil die ist doch immer so schlecht, so super übertrieben und überhaupt nicht wie das Original. Und ich gucke lieber das englische Original und so weiter. Und ich finde das so schade, weil ich finde wir haben in Deutschland eine starke Synchro. Wir haben Leute, die sich da extrem viel Mühe geben, und die da eben, wie du auch gerade beschrieben hast, super kreativ werden. Und teilweise kommen da dann auch Witze zustande, die es dann so nur im Deutschen gibt, und die es im Original, die gibt es da einfach nicht. Gleichzeitig natürlich, es gibt auch das Phänomen „Lost in translation“, aber man muss da nicht konsequent oder so generalisiert irgendwas abtun, nur weil sich das irgendwie gut anhört, dass ich meine ganzen Filme und Serien in Originalsprache höre.

00:34:00.000 

Raúl Krauthausen: Da guckst du Original oder guckst du auch manchmal Synchro? 

00:34:01.000 

Matilda Jelitto: Es ist immer gemischt, worauf ich gerade so Lust habe. Es gibt so ein paar Serien, „Outer Banks“ habe ich in Originalsprache geguckt. Jetzt gucke ich eine andere Serie, das ist eine Polit-Serie, da bin ich jetzt schon zu faul, selbst wenn ich dann das Englische verstehe. 

00:34:19.000 

Raúl Krauthausen: Wenn ich müde bin, gucke ich auf Deutsch, ich habe keinen Bock. 

00:34:21.000 

Matilda Jelitto: Wirklich so. Ich finde zum Beispiel „Shameless“ eine Serie, die hat eine gute deutsche Synchro. Was ich manchmal nicht mag, ist, wenn zum Beispiel Beleidigungen verwässert werden im Deutschen und dann dieser Schmackes rausgenommen wird. Das haben die im „Shameless“ nicht gemacht. Da ist dieses Level an Beleidigungen und Obstinitäten der Wörter, die gebraucht werden, aufrechterhalten. Deswegen fand ich das eine sehr authentische deutsche Übersetzung.

00:34:52.000 

Raúl Krauthausen: Ok, muss ich mir mal anschauen. Was hat dich nach Berlin verschlagen?

00:34:56.000 

Matilda Jelitto: Ich war an so einem Punkt in meinem Leben, da hatte ich die Chance, noch mal ein neues Kapitel aufzumachen, weil mein Studium ist zu Ende gegangen. Beim Tanzen, da habe ich einen Wettbewerb mitgenommen, den ich unbedingt in meinem Leben mal mitnehmen wollte, wusste aber auch, ich habe keine Ambition, Berufstänzerin oder ähnliches zu werden. Und irgendwie, wenn ich jetzt in Freiburg bleibe, dann läuft es wahrscheinlich darauf hinaus ins Ref zu gehen und dann zu hoffen, dass man danach übernommen wird und nicht erst eine Vertretungsstelle bekommt als Lehrkraft und dann irgendwie verbeamtet zu werden. Die Aussicht darauf war nicht so ganz meins und ich dachte mir, ich würde gerne vielleicht noch mal den Moment nutzen, um umzuschwingen, vor allem weil ich einen sehr klassischen Bildungsweg hingelegt habe, Abitur, dann direkt ins Studium, dann Studium durchgezogen, ich war nicht im Ausland, kein Gap Year oder irgendwas in die Richtung gemacht und dann war mir schon sehr bewusst, dass ich immer sehr kreativ interessiert war und ich das glaube, wenn ich später dann mal so mit 80 mit meinem Rollator, die keine Ahnung, dann wahrscheinlich ist es dann Oldschool, Ski Aggo höre und meine Enkel genervt sind, dann würde ich es 100 pro bereuen, dass ich das nicht zumindest ausprobiert habe und wollte dann einfach aus meiner Komfortzone rausgehen, Berlin hat mich schon immer interessiert, ich wollte aber vor allem in eine Großstadt unter dem Motto, wenn es mir nicht gefällt, ich kann jederzeit wieder zurückkehren, keiner zwingt mich da zu bleiben, ich möchte einfach meine Energie mal rausgeben und schauen, was von der Welt dann so zurückkommt und das war für mich eine super tolle Entscheidung, also ich fühle mich richtig wohl in Berlin, ich finde die ganzen Berlin-Klischees, die man so hat, haben sich für mich nicht bestätigt, zum Beispiel, dass man keinen Anschluss findet und keine richtigen und nicht oberflächlichen Freundschaften, ich habe ganz tolle Freunde und Freundinnen hier gefunden, ich bin nicht irgendwie beim Club gehen und feiern gehen und Drogen neben hängen geblieben, sondern ja, ich bin ambitioniert in dem, was ich mache, Social Media ist anders angelaufen, ich habe tolle Kontakte, zum Beispiel in die Indie-Musik-Szene machen können und da so mal ein bisschen reinschnuppern, ich durfte den Künstler Yassin bei der TINCON in Hamburg interviewen und ihn einen Lyric-Quiz machen lassen, das sind lauter so Momente, die haben mich ganz glücklich gemacht, weil das genau das ist, was ich gerne machen möchte und ich bin deswegen der Meinung, dass ich auf einem ganz guten Weg bin und genieße gerade ein bisschen, dass ich nicht weiß, wo es mich hundertprozentig in meinem Leben hinzieht und was noch alles kommen kann, sondern es mal auf mich zukommen lasse und das mache, wo ich Spaß daran habe und Leidenschaft verspüre. 

00:37:50.000 

Raúl Krauthausen: Das heißt, dein Beruf der Lehrerin schlägt so nicht ganz aus?

00:37:54.000 

Matilda Jelitto: Kann sein, dass ich da in ein paar Jahren wieder sehr große Lust drauf habe, jetzt aktuell eher nicht. Ja, eher nicht. Also ich habe mich auch entschieden, das Referendariat nicht anzutreten und jetzt auch den Vertrag, den ich aktuell habe, als Vertretungslehrkraft an einer Berufsschule auslaufen zu lassen und dann wirklich hundertprozentig das zu machen, was ich jetzt eben mache, also YouTube-Videos machen und Reels und auf Instagram präsent sein und TikTok und…

00:38:37.000 

Raúl Krauthausen: Ist das ein Geschäftsmodell für dich? Kannst du davon leben?

00:38:30.000 

Matilda Jelitto: Also die letzten beiden Monate haben mir so ein bisschen gezeigt, dass es nicht unrealistisch ist, dass man davon auch mal seine Miete bezahlen kann, aber es ist natürlich der alte Flug der Selbstständigkeit, man weiß es nicht, es ist von Monat zu Monat. 

00:38:43.000 

Raúl Krauthausen: Ich kenne einige, die dann nach Jahren realisiert haben, dass sie nie in den Urlaub gefahren sind, weil sie immer liefern mussten. Das stelle ich mir tatsächlich auch sehr stressig vor. Aber ich gönne es jedem, also jeder der es irgendwie schafft. Man macht halt Geld, was einem Spaß macht oft.

00:39:03.000 

Matilda Jelitto: Ja, ich meine das ist ja das größte Privileg, was man eigentlich haben kann, dieser Leistungsgesellschaft, in der wir hier leben, dass einem der Job wirklich erfüllt und es mehr als nur Arbeit ist. Ja.

00:39:19.000 

Raúl Krauthausen: Wenn ich mich an meine Schulzeitzeit erinnere, gibt es eine Sache, die ich auf jeden Fall gehasst habe und das waren Gedichtsanalysen. Jambus, Trochäus und keine Ahnung was. 

00:39:30.000 

Matilda Jelitto: Anapest, Daktylus, ja ja. 

00:39:31.000 

Raúl Krauthausen: Genau und konnte mich immer nur motivieren mit so albernen Gedichten, also Regelnatz oder Morgenstern, wo ich einfach Spaß hatte mit Texten. Und du machst ja im Prinzip so was Ähnliches nur mit Hip-Hop.

00:39:47.000 

Matilda Jelitto: Ja.

00:39:47.000 

Raúl Krauthausen: Wie wählst du denn die Songs aus, die du besprichst? 

00:39:50.000 

Matilda Jelitto: Also zum einen die Songs, die mich selber irgendwie abholen, wenn ich die höre. Also es ist so ein bisschen, ja Experten, ja irgendwas, wenn man Experte auf dem Feld ist oder Expertin, dann verfällt man immer in diesen Modus rein. Wenn ich also was lese oder höre, ich kann nicht die Stilmittel darin erkennen. Also ich bin dann direkt so „ah okay, voll die interessante Metapher“ oder „was für ein Wortspiel“ oder „die Alliteration passt ja hier total gut rein“. Und deswegen fällt mir das dann manchmal auf, wenn ich Sachen höre und finde es dann einfach spannend und interessant und denke mir, das würde ich gerne beleuchten. Und jetzt so aktuell mache ich ja nicht mehr so diese klassische, also nicht mehr nur, in Anführungszeichen, es kommt schon noch vor, wo ich mir wirklich jetzt nur ein Stilmittel angucke in einem Vers und dann darüber irgendwas sage, sondern auch so das Gesamtkonzept dahinter, wie zum Beispiel, was wird hier für ein Archetypus von einer Figur irgendwie präsentiert. Oder so dieser Sad Girl Trend, über den ich neulich gesprochen habe, den wir gerade so bei weiblichen Künstlerinnen im deutschen Musikbereich sehen, woher der eigentlich kommt und wo der seine literarischen Ursprünge hat, das ist jetzt nicht mehr so „Okay, hier haben wir eine Synästhesie und die funktioniert aus dem und dem Grund“, sondern so ein bisschen breiter gedacht. Und ich mag die Mischung gerade sehr. Und ich finde das auch einen wichtigen Punkt, weil ich denke, man kann sich nur so sehr in den Text rein denken und erfassen, wenn man auch Spaß an dem Text in the first place hat, wenn einem da was präsentiert wird, mit dem man ja gar nichts anfangen kann, dann hat man da ja auch keine Lust, da noch tiefer reinzugehen. Und wenn es dann Spaßgedichte sind, wie du sie nennst, dann schön, dass es dann bei denen funktioniert. Da muss man also, ich verstehe das manchmal nicht, dass man da in Schiller oder in Faust jemanden auf den Tisch kloppen muss und analysiert das jetzt, weil das ist die größte deutsche Literatur, die wir irgendwie haben, wenn die Person mit der Lebensrealität, in der diese Werke geschrieben wurden, aber halt nichts mehr anzufangen weiß. Oder vielleicht auch mit der Sprache erstmal nichts anzufangen weiß, weil man da gar kein Zugang mehr zu der Art des Deutsch hat, die da gesprochen wird. Da muss man ja erstmal so viel vorentlasten, um überhaupt diese Begeisterung vorbringen zu können, dass ich dann manchmal denke, dann bring doch mal ein Paula Hartmann Song oder ein Fungedicht oder so und sensibilisiert.

00:42:25.000 

Raúl Krauthausen: Als Einstieg.

00:42:25.000 

Matilda Jelitto: Genau, und sensibilisiert dafür, wie Sprache funktionieren kann und wie viel Spaß Sprache machen kann und mit dann einem erhöhten Bewusstsein dafür hat man dann vielleicht ja auch Lust, sich mal was anzunähern, was man privat vielleicht dann gar nicht lesen würde.

00:42:42.000 

Raúl Krauthausen: Was ist denn dieser Sad Girl Trend?

00:42:45.000 

Matilda Jelitto: Ja, ich fand, dass sehr viel Musik, die man aktuell so von Paula Hartmann hört zum Beispiel oder Verifiziert, auch so ein paar Nina Chuba Tracks, dass die irgendwas so sehr Trauriges haben. Also es sind keine Happy Lieder, sondern es geht ums Lostsein mit 20. Und hat mich dann auch so an diesen Internet-Trend erinnert, den es dann im letzten Jahrzehnt irgendwie so sehr vermehrt gab mit diesen so grungy Edits, wo dann irgendwie, keine Ahnung, so ein super melodramatischer Spruch drunter steht mit irgendeinem Sepia-Filter und irgendwie so die Ästhetisierung von ja zum Beispiel Kippen rauchen und ich seh das halt eben so sehr musikalisch umgesetzt auf diesen Alben und hab dann erklärt, dass das natürlich parallel zu dem Internet-Trend hat, aber man kann eigentlich viel weiter zurückgehen. So wir hatten auch schon Sad Boys und Girls in der Literatur früher. Hamlet ist der erste gewesen, der da wirklich groß im Raum stand und seitdem gab es es immer mal wieder so dieser sensible, empfindsame Poet, der von der Welt überfordert ist und sich deswegen in seine Gefühlswelt zurückzieht und das was Positives ist.

00:44:07.000 

Raúl Krauthausen: Aber würdest du jetzt sagen, dass das Team rund um Paula Hartmann jetzt an Hamlet gedacht hat? Hat sie die Texte geschrieben?

00:44:14.000 

Matilda Jelitto: Nein, auf jeden Fall nicht. Das ist auch so eine Misconception, die man oft sieht. Ich hab mich bei meiner kleinen Schwester im Deutschunterricht, wenn die davon berichtet, war ich immer ein bisschen aufgeregt, wenn es dann hieß, der Autor wollte mit dem Text sagen, dass, weil es ist egal, was der Autor oder die Autorin sagen wollte. So in den meisten Fällen leben die gar nicht mehr. Wir können die nicht ausbuddeln und fragen, hey Goethe, was wolltest du uns mit Faust sagen, sondern es geht darum, was uns der Text gibt und was wir aus dem Text rausnehmen können.

00:44:45.000 

Raúl Krauthausen: Auch wenn es gar nicht beabsichtigt war?

00:44:46.000 

Matilda Jelitto: Genau. Also man kann den Autor da eigentlich so ein bisschen davon lösen und ich find’s dann ja so spannend, dass eine Paula sich an Motiven bedient, an denen sich schon andere Poeten und Poetinnen vor hunderten von Jahren bedient haben. Und dass sich das durchzieht und dass es irgendwie was krass Menschliches ist, zum Beispiel den Mond zu benutzen als Symbol, um darzustellen, dass man sich in dieser Welt irgendwie alleine fühlt, aber doch irgendwie so einen tröstenden Moment hat, wenn man dann sich in seinen Gefühlen verliert. Und dass der Mond es irgendwie repräsentiert. So, Jahrhunderte stehen dazwischen, aber für die Menschen ist es immer noch so ein Bild, das klappt und das universell verständlich ist durch diese Generation hinweg.

00:45:39.000 

Raúl Krauthausen: Gleich geht’s weiter. Wenn du diesen Podcast unterstützen möchtest, dann kannst du das mit einem kleinmonatlichen Beitrag tun. Im Gegenzug kannst du alle Folgen vorab hören und du wirst, sofern du das möchtest, hier im Podcast namentlich genannt. Alle Infos findest du unter www.im-aufzug.de. Ende der Service-Durchsage, viel Spaß beim zweiten Teil der Folge.

00:46:07.000 

Raúl Krauthausen: Also du begeisterst nicht nur mit deinen Videos, sondern es gibt auch Follower*innen, die schreiben, dass sie durch dich die Lust aufs Deutsch Abi bekommen haben in den Kommentaren. Und das finde ich tatsächlich irgendwie ganz cool. Du hast richtig Einfluss auf deine Zuschauer*innen.

00:46:25.000 

Matilda Jelitto: Ja, das ist natürlich das größte Kompliment, was man glaube ich bekommen kann, wenn man Videos macht. Oder auch Leute, die mir schreiben, sie hören eigentlich gar keinen Deutschrap oder deutsche Musik, aber durch meine Videos haben sie irgendwie Künstler*innen X, Y entdeckt. Das finde ich auch mal ein ganz tolles Kompliment. Ich finde es schön, wenn meine Begeisterung dann so überschwappt auf jemanden. 

00:46:46.000 

Raúl Krauthausen: Meine Frau hört leidenschaftlich gerne Hip-Hop und ich hatte wirklich bis zu dem Zeitpunkt gar keinen Zugang. Und ich bin eher so der Deutschlandfunk-Hörer. Und manchmal, wenn mir langweilig ist und Deutschlandfunk schlecht, dann höre ich halt Deutschlandfunk-Kultur. Und da habe ich tatsächlich schon 3-4 Rap-Künstler*innen entdeckt, wo ich dachte, die zeige ich jetzt meiner Frau, meistens kannte sie die schon, aber wo die Songs mir tatsächlich gefielen. Zum Beispiel Absilon oder Elif, wo ich einfach dachte, vielleicht hatte ich einfach immer nur die falschen Tracks gehört im Radio oder keine Ahnung, bei H&M. Verstehst du, was ich meine, es gibt großartigen Hip-Hop.

00:47:36.000 

Matilda Jelitto: Ja, vor allem jetzt, wo Hip-Hop auch irgendwie sehr Mainstream geworden ist und sich irgendwie noch anderen Genres öffnet und auch einfach sich durch Social Media und dass es irgendwie niederschwelliger ist, sich als Künstler zumindest mal, also es ist immer noch nicht niederschwellig, ein Label-Deal zu bekommen, aber es ist zumindest mal demokratischer geworden, dass viel mehr Leute was hochladen können und damit auch viral gehen können und Publikum gewinnen können. Dass dadurch auch einfach viel mehr Möglichkeiten bestehen, sich in Sounds auszuprobieren und zu experimentieren, weil es nicht mehr nur die Art und Weise gibt, Hip-Hop zu machen und dann natürlich super kreative Sachen rumkommen können. 

00:48:20.000 

Raúl Krauthausen: Und nicht immer alles Schießereien und Gangster sind.

00:48:22.000 

Matilda Jelitto: Ja, und wenn ich dann Lust habe darauf, dann kann ich mir mein Haftbefehl-Album aufdrehen, aber ich kann auch Absilon hören zum Beispiel oder OG Kimo finde ich auch ganz, ganz stark. Man könnte jetzt ganz viele aufzählen tatsächlich an der Stelle.

00:48:40.000 

Raúl Krauthausen: Jetzt gibt es diesen Sad Girl Trend und was mich tatsächlich als jemand, der sehr wenig Musik hört, wirklich ärgert und nervt und ich nicht hören kann, sind die ganzen Jungs, die heulen im Pop. Also Giesinger und wie sie alle heißen. Wir sind ja in jedem Song nur am Flennen, wo man denkt, ist das auch so ein Trend? Die Jungs, die irgendwie denen das Herz gebrochen wurde und das ist alles so gleich geworden, in meinen Augen zumindest.

00:49:16.000 

Matilda Jelitto: Ja.

00:49:16.000 

Raúl Krauthausen: Egal ob Vincent Weiß oder ich hab, kenn die jetzt auch nicht alle ehrlich gesagt, aber das finde ich ziemlich unkreativ ehrlich gesagt. 

00:49:25.000 

Matilda Jelitto: Ja, ich mach mich auch manchmal so ein bisschen über so manche Lyrics lustig, die schon so oft benutzt wurden, dass sie eigentlich nur noch so ein Klischee in Songs sind.

00:49:35.000 

Raúl Krauthausen: Ja.

00:49:35.000 

Matilda Jelitto: Mein Lieblingswitz ist zum Beispiel, dass mehrere Indie-Bands irgendeinen Song haben, der was mit Meer oder Ozean zu tun hat. Also ich glaube Provinz hat einen, Jeremias hat einen und wenn man es einmal gehört hat, kann man es nicht mehr nicht hören.

00:49:51.000 

Raúl Krauthausen: Hast du gerade einen Crush auf irgendeine Musikart oder Musikkünstler?

00:49:53.000 

Matilda Jelitto: Ich hab einen, ich finde Philo ganz toll. Ich bin ein großer Fan von Philo’s Satire in seiner Musik.

00:50:04.000 

Raúl Krauthausen: Okay, das heißt, der sich selber dann auch die Musik selber auf die Schippe nimmt?

00:50:09.000 

Matilda Jelitto: Also er hat diesen EM-Song gemacht, zum Beispiel „Rasenschach“ und hat da extrem so die Rolle eines sexistischen Fußballfans, toxischen sexistischen Fußballfans gespielt und das halt super überspitzt dargestellt. Und ja, ich hab auch immer sehr gerne K.I.Z. gehört und dann hab ich da, ja, fand ich das irgendwie stark und den durfte ich neulich mal auf einer Veranstaltung treffen und der kannte dann aber auch meinen Content und deswegen hat mich das dann ganz doll gefreut und das ist mir sehr positiv in Erinnerung geblieben.

00:50:43.000 

Raúl Krauthausen: Das glaube ich sofort. Es gibt tatsächlich, das finde ich sehr bemerkenswert, Leute, die kennen dich über deine Deutsch-Rap-Analysen auf YouTube. Ich kannte dich über deinen Auftritt auf der TINCON.

00:50:58.000 

Matilda Jelitto: Ah, mhm, ja. 

00:50:58.000 

Raúl Krauthausen: So unterschiedliche Welten bedienst du inzwischen. 

00:51:02.000 

Matilda Jelitto: Ich dachte auch immer, weil ich hab mit den Rap-Analysen angefangen, dass wenn ich jetzt den Aufklärungscontent mache, dass dann mir die Leute entfolgen oder keine Lust darauf haben, die mir ursprünglich für den Rap-Content reingefolgt sind und umgekehrt. Und das ist bestimmt auch passiert in irgendeiner Form, aber nicht irgendwie so, dass man das irgendwie wahrnimmt, also dass da zum Beispiel sich irgendwer in den DMs beschwert oder dass irgendwie die Followerzahl so plötzlich extrem abnimmt, sondern hatte eher das Gefühl, die Leute, die für das eine da sind, konnte ich dann aber auch für das andere irgendwie catchen und dann auch wieder umgekehrt. Und das fand ich super schön, weil ich dachte so, ja, in dieser Social-Media-Welt, da muss man immer dieses Format fahren, für das die Leute ursprünglich da waren, sonst sind sie gleich wieder weg, weil Angebot einfach so viel da ist und man mit so vielen konkurriert auf dieser Plattform und die Aufmerksamkeitsspanne so kurz ist und das dem gar nicht so war, hat mich richtig gefreut. 

00:52:11.000 

Raúl Krauthausen: Das ist ja vielleicht sogar auch eine große Stärke, weil du quasi mit dem Aufklärungscontent, da kommen ja gleich noch drauf zu sprechen wahrscheinlich, auch Leute erreichst, die vorher noch gar keinen Zugang zum Thema Inklusion, Behinderung und so weiter haben.

00:52:26.000 

Matilda Jelitto: Ja, absolut. Also ich habe schon so eine Bubble, dadurch, dass ich ja auch meistens die Rap-Analysen auch mal gerne in so einem feministischen Fokus setze, ist es dann doch auch schon eine Bubble von Leuten, die dann eher links sind und generell, wenn wir das Wort „woke“ benutzen wollen, so die Richtung und dann natürlich auch potenzielles Publikum für Aufklärungscontent sind das auf jeden Fall der Fall. Also ich glaube, da gibt es dann doch auch Überschneidungen wieder. 

00:52:59.000 

Raúl Krauthausen: Mir fällt auf, natürlich wie sexistisch Rap ist, sehr häufig und es gibt tatsächlich auch sehr viel Ableismus im Rap. Machst du da eine Unterscheidung von der Schlimmheit her?

00:53:11.000 

Matilda Jelitto: Also ich finde, man kann schon Sachen unterscheiden an der Schlimmheit. Es gibt ja wirklich ableistische Aussagen, also ich muss jetzt hier nichts reproduzieren, aber wo es einfach Abwerten gegenüber Menschen mit Behinderung gemeint ist. Ich finde, in neueren Songs wird das Wort „behindert“ zum Beispiel auch absolut aus dem Kontext gerissen benutzt, aber dann positiv konnotiert und würde das dementsprechend nicht auf die gleiche Stufe stellen wie das andere, finde es aber auf jeden Fall dennoch kritisch, das Wort halt einfach nicht im Kontext, in dem es gedacht ist, zu benutzen, weil man dadurch Menschen, die behindert sind, erschwert es als Label für sich halt zu claimen. Ja, aber das fand ich auch aus einer sprachwissenschaftlichen Sicht irgendwie spannend, wie das da bedeutungsumgewälzt wurde. Aber klar, es kommt auf jeden Fall sehr häufig vor, es ist sehr wenig sensibilisiert dafür, dass das halt ableistisch ist, aber das ist ja leider auch ein Phänomen, das wir in der Gesellschaft haben, dass man mittlerweile für Sexismus so angefangen hat, mal aufmerksam, eine Sensibilität zu bekommen und man beim Thema Ableismus noch am kämpfen ist dafür. 

00:54:35.000 

Raúl Krauthausen: Aber lohnt es sich beim Rap und Hip Hop, den Fass aufzumachen, wenn keine Ahnung, Hoe oder Bitch als Wort gebraucht wird, was sehr häufig der Fall ist, man könnte ja jeden Song quasi analysieren und zerreißen, oder muss dann einfach die Messlatte noch woanders liegen?

00:54:54.000 

Matilda Jelitto: Ja, also ich mein ich möchte auch mich gar nicht hinstellen und sagen, dass ich keine Songs höre, in denen nicht das Wort Bitch vorkommt, weil auch ich hab bestimmt in meiner Playlist Tracks, die sexistisch sind und wahrscheinlich auch welche, wo was ableistisches drin ist. Also Deutschrap hat ganz klar ein Sexismusproblem und ein Ableismus Problem. 

00:55:19.000 

Raúl Krauthausen: Aber international ja wahrscheinlich auch. 

00:55:19.000 

Matilda Jelitto: International erst recht. Und ich merke, dass es bei mir irgendwie sehr unter anderem situationsabhängig ist und auch songabhängig. Also ich kann zum Beispiel eher Tracks hören, die sexistisch sind, die vor ein paar Jahren geschrieben wurden. Und wenn jetzt jemand einen neuen Song released, der sexistisch ist oder der halt auf diese super klassische macho Rapperart und weise Sexismus bedient, dann bin ich so okay, ist doch ausgelutscht. Also die Debatte führen wir jetzt doch auch schon wirklich lange. Wir haben gefühlt das einmal durchgespielt mit diesem der toxische, super hypermaskuline Rapper, der Frauen als Schlampen abwertet. Müssen wir das jetzt weitermachen? Also jetzt kann man sich auch was Neues einfallen lassen und dann vielleicht auch ein bisschen insgesamt wachsen mit den Lyrics. Ja, da war ich nämlich zum Beispiel neulich auf einer Veranstaltung, wo so Newcomer*innen ihre Tracks gezeigt haben und da war einer dabei, der so einen Track hatte. Und da hatte ich auch keinen Spaß daran, obwohl der Beat gut war, obwohl der einen guten Flow hatte beim Rappen und so. Und dadurch hat man ja tatsächlich manchmal so, man sagt ja immer so in der Meme-Kultur so „mein Feminismus hat mich da verlassen kurz für die drei Minuten und da aber nicht.“ Da bin ich so „ne, brauch ich jetzt eigentlich nicht.“ Und ich merk aber schon so, dass da ein Umschwung passiert. Also ich find das interessant, dass in Absilon zum Beispiel da nicht so diese Schiene fährt, sondern ich glaub, der hat auch jetzt nicht perfekt woke Texte ausschließlich. Mir fällt jetzt tatsächlich kein Beispiel ein, wo er Bitch sagt oder sowas, aber ich würd mir jetzt auch nicht meine sieben Finger dafür ins Feuer legen, dass er das auf jeden Fall nicht gemacht hat. Aber ich find, man sieht, dass da ein Umbruch ist. Man merkt auch bei einem Ski Aggu zum Beispiel, der in seinen Texten über Consent rappt. Das hätte ein Kollege nicht gemacht. Und das nehm ich auf jeden Fall wahr. 

00:57:25.000 

Raúl Krauthausen: Also worauf ich so ein bisschen hinaus wollte, war, dass die Rapper*innen, die dann damit konfrontiert werden, die sagen ja dann oft so was wie „Ja, das ist Kunst, man muss das irgendwie auch anders lesen und anders bewerten. Die Überhöhung ist ein Stilmittel.“ Wo ich dann denke, das klingt für mich oft so nach so einer faulen Ausrede, sich jetzt noch nicht kreativ mit der eigenen Verantwortung auseinanderzusetzen. 

00:57:52.000 

Matilda Jelitto: Ich mein, sowas ist immer leicht zu sagen, wenn man nicht selbst davon betroffen ist. Wenn du dich da als Abled-Buddy-Mann hinstellst und sagst so „Nö, wenn ich Bitch sage und wenn ich Behindert sage oder wenn ich am besten noch behinderte Bitch sage, dann ist es Kunst.“ Ja, weiß ich nicht, wie viel Überlegung da tatsächlich reingeflossen ist in so einer Aussage. 

00:58:09.000 

Raúl Krauthausen: Und wenn wir das jetzt vergleichen mit dem Shitstorm, den Luke Mockridge und Co. abbekommen, wenn sie Comedy machen über Behinderung versus den kleinen Shitstorm, den Männer bekommen, wenn sie Sexistisch rappen, ist das nicht auch irgendwie ungleichgewichtig?

00:58:29.000 

Matilda Jelitto: Ich würde schon, also ich weiß nicht, ob ich da so mitgehen würde zu sagen, dass Luke Mockridge einen richtigen Shitstorm bekommen hat oder Cheyenne und Misa. Weil die sind ja noch in dem, was sie machen, immer noch da und noch relevant und werden zum Beispiel…

00:58:46.000 

Raúl Krauthausen: Ich will jetzt auch nicht von Canceln sprechen, ne? Aber Ärger haben sie auf jeden Fall bekommen.

00:58:50.000 

Matilda Jelitto: Ja.

00:58:51.000 

Raúl Krauthausen: Mehr als Kollegah Ärger bekommt, wenn er sexistisch rappt.

00:58:58.000 

Matilda Jelitto: Ja, ich überleg gerade, weil Kollegah ist er überhaupt noch relevant, keine Ahnung, oh Gott, wenn ich das jetzt hier sage, ne? Nachher hört er das.

00:59:06.000 

Raúl Krauthausen: Keine Ahnung, ich hab auch mal irgendwas gesagt.

00:59:09.000 

Matilda Jelitto: Aber ja. Ich fand bei Luke Mockridge, ich glaube, was da war, ist, dass er sehr in den Mainstream gekommen ist mit dieser Aussage. Also da war irgendein Prozess dahinter, der das sehr breitgetreten hat, sodass das dann in vielen verschiedenen Bubbles angekommen ist. Und ich glaube, dass viele Rap-Texte diese Bubble einfach nicht verlassen. Und wenn die Hörerschaft ja kein Problem darin sieht, dann gibt’s auch keinen Kritikstorm oder so.

00:59:35.000 

Raúl Krauthausen: Oder aber, dass vielleicht die klassischen Medien sagen, ja, ist halt so. Und dann ist das quasi kein Skandal für sie ist. 

00:59:42.000 

Matilda Jelitto: Also da liegt so kein Wert in der Berichterstattung irgendwie darüber, das zu thematisieren. Ja, anscheinend.

00:59:50.000 

Raúl Krauthausen: Ich find’s halt auch problematisch, wenn wir inzwischen nur noch Leuten erlauben, wenn sie selber betroffen sind, dann auch Musik machen zu dürfen oder Comedy machen zu dürfen. Wo würdest du da die Grenzen ziehen, wo du sagst, okay, das ist wirklich eine Überschreitung von den Grenzen oder da und da ist aber schon auch okay, wenn, keine Ahnung, Künstler einen Witz zum Thema Behinderung macht oder ein Mann sexistisch rappt. Ist ja die Frage, in welche Richtung das Sexismus geht, vielleicht auch. 

01:00:23.000 

Matilda Jelitto: Also ich würde da die Grenze ziehen. Ist es ein ablistischer Spruch gewesen oder war es wirklich ein Witz? Und ich hab gar kein Problem mit Leuten, die Witze über Behinderung machen oder also bewusst Witze über Behinderung, nicht Witze gegen Behinderung. Da ist für mich der Unterschied, weil Witze gegen Behinderung sind für mich keine Witze mehr und Witze über Behinderung oder mit dem Thema Behinderung, die dürfen für mich auch Menschen machen, die nicht betroffen sind und ich finde es dann sogar auch gut, wenn das geschieht, weil wenn die Witze dann funktionieren und nicht nach unten treten und nicht gegen betroffene Menschen treten, dann kommt Behinderung mal in den medialen Raum und wird gezeigt. Und im Idealfall, aber auch nur so kann es irgendwie funktionieren, hat man sich auseinandergesetzt mit der Thematik wirklich und reproduziert, weil sonst reproduziert man Klischees und Stereotypen und Luke Mockridge hat Sachen gesagt, die als Witz erschienen, weil am Ende der ganze Raum, also er und die Deutschen aus dem Podcast gelacht haben. 

01:01:30.000 

Raúl Krauthausen: Also den Vogel abgeschossen und für mich hat ja am Ende dann diese Preisverleihung, wo er da noch einen Preis gegeben hat an jemanden ohne Arm und Beine, so als Reinwaschung, wo ich denke, entweder das ist für den einfach so ein, die ganze Zeit so ein Spiel, so ein Game der Aufmerksamkeit oder aber er hat es wirklich nicht gecheckt und beides macht mir Angst.

01:01:53.000 

Matilda Jelitto: Ja, ich habe mich auch wirklich kurz wie in so einer Simulation gefühlt, als ich

01:01:56.000 

Raúl Krauthausen: Oder?

01:01:56.000 

Matilda Jelitto: Ja, weil ich so, wer schreibt, also hier muss doch gerade wirklich jemand so ein absurdes Drehbuch geschrieben haben für das Ende des Jahres, weil in welcher Realität passiert jetzt noch das? Das war nicht auf meiner Bingo-Karte für 2024 nach der ganzen Luke Mockridge Sache.

01:02:13.000 

Raúl Krauthausen: Genau, wirklich wie so eine ganz schlechte Comedy-Serie, die wirklich schlecht war. Mir ist bei den Recherchen über dich aufgefallen, dass ab und zu mal der Name Mechthild auftaucht.

01:02:26.000 

Matilda Jelitto: Ja.

01:02:29.000 

Raúl Krauthausen: Was hat es denn damit auf sich?

01:02:29.000 

Matilda Jelitto: Das ist mein TikTok-Name und die Idee dahinter, oder ich habe mir den Namen damals auf TikTok gegeben, weil die Mutter einer Schulfreundin damals dachte, dass mein Name Mechthild ist und das war so ein Witz einfach in meinem Freundeskreis.

01:02:47.000 

Raúl Krauthausen: Nachdem heißt du Mechthild in deinem Freundeskreis.

01:02:48.000 

Matilda Jelitto: Ich glaube, es hat keiner auf Ernst jemals wirklich gesagt, aber manchmal kam es dann doch so durch so als Witzchen und der war halt noch frei der Username auf TikTok und ich fand’s, das ist so…

01:02:59.000 

Raúl Krauthausen: Das ist dein Kriterium heutzutage?

01:02:59.000 

Matilda Jelitto: Genau, eben.

01:02:59.000 

Raúl Krauthausen: Ist dein Name noch frei?

01:03:01.000 

Matilda Jelitto: Das ist ja nicht selbstverständlich und mein alter Ego ist Mechthild Gelato, also mein Nachname falsch ausgesprochen plus Mechthild und dann habe ich halt damit gespielt und das kind of stickt und mich haben mal ein paar E-Mails erreicht, in denen „Liebe Mechthild“ stand, obwohl eigentlich auch mein richtiger, also mein, also Matilda auch auf TikTok sichtbar ist, also man da nicht so viel Recherche machen muss, um zu sehen, dass ich eigentlich Matilda heiße und dann habe ich das dann als Anlass genommen, mein YouTube- Mechthild ist nicht mein Name dann zu nennen. 

01:03:35.000 

Raúl Krauthausen: Es zeigt manchmal, wie viele Leute sich Mühe geben, sich mit einem zu beschäftigen, bevor sie einem schreiben. Es ist immer sehr gut da, so das eine oder andere Easter Egg einzubauen, um zu checken, wie ernst es ist den Leuten. 

01:03:49.000 

Matilda Jelitto: Tatsächlich, ja.

01:03:50.000 

Raúl Krauthausen: Hast du mal darüber nachgedacht, auch andere Genres zu analysieren, also Helene Fischer oder Herbert Grönemeyer?

01:03:57.000 

Matilda Jelitto: Ich bin so ein bisschen breiter geworden mit den Genres, die ich analysiere. Das nächste Video, das auf YouTube kommt, ist zum Indie-Pop in Deutschland und vor allem zu den Männern im Indie-Pop. Aber auch weil ich das privat auch jetzt sehr angefangen habe zu hören und bitte auf jeden Fall offen. Also bisher beschränke ich mich auf die deutsche Musik, könnte mir aber auch tatsächlich vorstellen, irgendwann mal auch englischsprachige Musik mir anzuschauen. Das kann alles passieren. Schauen wir mal.

01:04:28.000 

Raúl Krauthausen: Bist du für Kollabos offen?

01:04:29.000 

Matilda Jelitto: Immer, ja klar.

01:04:30.000 

Raúl Krauthausen: Also wenn irgendwelche Musiker*innen auf dich zukommen, sagen, keine Ahnung, Nina Chuba, Paula Hartmann, wenn die sagen, ey mach mal meine Texte auseinander.

01:04:39.000 

Matilda Jelitto: Ich würde also, ich habe das mal mit ein paar Leuten gemacht, die Musik machen, deren Lyrics analysiert und halt dann denen nur die Interpretation geben und die erraten lassen, um welche Line es in ihrem Song geht. Sowas würde ich super, super gerne als richtiges Großformat haben, also wo ich irgendwie Leute als meine Gäste einlade und dann mache ich mit denen so ein bisschen Deutschunterricht oder mit deren eigenen Musik. Ja, also wenn irgendwer Lust hat, dann, ich wollte mal Ski Aggu da haben und der hat auch gesagt, der kommt und dann hat er mich zweimal geghostet. Das war schade. 

01:05:15.000 

Raúl Krauthausen: Das Phänomen des Ghostens ist mir auch öfter aufgefallen in der Prominenz. Die sagen, ja, ja, machen wir und dann melden die sich nie wieder. Inklusive Management. Die melden mich auch nie wieder. Vielleicht landet man immer auf so einer Liste. Antwortet ihm bloß nicht. Der will das wirklich. 

01:05:34.000 

Matilda Jelitto: Der meint es ernst.

01:05:36.000 

Raúl Krauthausen: Genau. Wie findet man, wenn du diese Deutschunterricht mit Künstlern machst, wie sind dann die Reaktionen von diesen Leuten? Fühlt ihr sich da angegriffen, wenn du ihre Texte auseinandernimmst oder ist das eher witzig?

01:05:47.000 

Matilda Jelitto: Nein, die sind immer überrascht, was ich da alles so finden kann und ich formuliere das dann immer gerne auch so ein bisschen überspitzt drüber, also so ein bisschen zu sehr wie so ein Deutschlehrer mit dem Stock im Arsch und das ist dann eher lustig einfach. 

01:06:0.000 

Raúl Krauthausen: Das stell ich mir immer sehr witzig vor. 

01:06:07.000 

Matilda Jelitto: Also ich habe da noch keine negativen Reaktionen draufbekommen.

01:06:11.000 

Raúl Krauthausen: Wann hast du denn für dich eigentlich diese Entscheidung getroffen, auch das Thema Behinderung Bestandteil deiner öffentlichen Arbeit zu machen? Du redest auch in einem Podcast darüber, du redest in deinen eigenen Videos darüber, auch wenn es nicht dein Kernthema ist. Gab es irgendwann so einen Moment?

01:06:29.000 

Matilda Jelitto: Also ich kann keinen Moment mehr festmachen, an dem das passiert ist. Also das und das ist an dem Tag passiert und dann habe ich entschieden, jetzt wird das umgesetzt als Thema, sondern das war eher so ein Prozess und hatte damit was zu tun, dass ich mich mehr auf Social Media mit meinem Gesicht und meiner Stimme wohlgefühlt habe und da auch so ein bisschen gelernt habe, wie das Video machen überhaupt funktioniert und dadurch mir so ein Selbstbewusstsein angeeignet hat, habe und dann als ich das das erste Mal gemacht habe, ich glaube das allererste Video war halt auch eher ein Witz. Also das war, ich habe so, ich glaube das allererste war tatsächlich, dass ich mal so ein Insta-Posting gefunden habe aus dem englischsprachigen Raum, wo jemand, es war so ein Screenshot von einem Tweet und der Inhalt war irgendwie so „you have a boyfriend“ so „and I have ten fingers“ weil das dann so mäßig war, was ist jetzt das Besondere daran, dass du einen Freund hast, wo ja ich habe zehn Finger und ich fand es dann halt lustig, weil ich in dem Moment weder einen Freund hatte noch zehn Finger und habe das so als Joke aufgegriffen und das ist ja irgendwie ein bisschen mein Humor so und das war das erste Mal und dann habe ich es glaube ich auch mal aktiv thematisiert und dann war das Feedback eher positiv und dann habe ich das ermutigt weiter zu machen. 

01:07:55.000 

Raúl Krauthausen: Ich habe dich nämlich neulich in einem Podcast gehört, ich glaube es war ein öffentlich-rechtlicher Podcast und dann habt ihr auch über Repräsentation gesprochen und so und dann hat die Moderatorin gesagt „ah ja, gutes Thema, jetzt müssen wir aber den Hörer*innen auch sagen, was du für eine Behinderung hast“.

01:08:12.000 

Matilda Jelitto: Ah, ich weiß welcher Podcast das war.

01:08:14.000 

Raúl Krauthausen: Und dann habe ich mich gefragt „muss du das wirklich? Also müssen wir, schulden wir den anderen Menschen unsere Diagnosen? Reicht es nicht einfach zu glauben, wenn du sagst du bist behindert?“

01:08:27.000 

Matilda Jelitto: Das ist super spannend.

01:08:28.000 

Raúl Krauthausen: Ich fand das ganz schön krass.

01:08:28.000 

Matilda Jelitto: Das ist vor allem krass, weil jetzt wo du das sagst, da würde ich dir auf jeden Fall zustimmen. In dem Moment habe ich das überhaupt nicht hinterfragt, diese Frage, so gar nicht. Sondern ich dachte mir eher so „ich stelle mich ja hier vor, das ist unser Gesprächsthema, also natürlich sage ich, was meine Behinderung ist“. Und ich hatte tatsächlich aber neulich mal so einen Moment, wo ich über diese Thematik nachgedacht habe, weil unter einem Video, wo es auch eher so was Aufklärerisches ging, ein paar Leute so Fragen zu meiner Behinderung reingeschrieben haben. Zum Beispiel, was war eine Frage, genau ob ich mit meiner Hand fühlen kann oder ob die irgendwie nervengeschädigt sei oder so. Und dann auf der einen Seite dachte ich mir, das geht dich nichts an. Also ich spreche darüber, wenn ich darüber sprechen möchte. Und auf der anderen Seite habe ich mir gedacht, irgendwie hätte ich aber tatsächlich Lust, die Frage zu beantworten und nicht aus einem Zugzwang heraus, sondern tatsächlich aus so einer Intention von „ich habe Lust darüber zu informieren“, weil ich weiß, dass die Videos zum Beispiel Eltern von Kindern mit Handfehlbildungen erreichen, die sich tatsächlich mit so Fragen auseinandersetzen wie „soll mein Kind eine OP machen, wenn es noch ein Kind ist oder soll es das später selbst entscheiden, wenn es erwachsen ist? Wie war das und das für dich? Wie stehst du dazu?“ Nicht, weil ich den Leuten raten möchte, was sie zu tun haben, das kann man nicht, aber allein durch das thematisieren, sich Leute irgendwie gesehen fühlen, gehört fühlen und man natürlich dann doch auch, wenn ich einfach mal erzähle, was mit meiner Hand ist, ja da so einen Zugang dafür herstelle für Leute, die noch nie jemand mit einer Handfehlbildung getroffen haben und dass ihr dann in dem Moment für mich okay ist, weil ich darauf Lust habe, das zum Beispiel in einem Video zu machen und es dann von mir ausgeht und es nicht ein random Typ ist, der mich auf der Straße anspricht oder davor mal Hallo zu sagen, aber genau, weil ich es eben auch nicht, ich weiß noch nicht so hundertprozentig, ob ich, also inwiefern ich da halt ein ganzes Land Fass aufmache oder in welchem Rahmen ich mir das vorstellen kann, aber das ist gerade so ein aktueller Gedankenprozess in mir auf jeden Fall.

01:10:52.000 

Raúl Krauthausen: Ja, ich kenne das auch von mir, also ich habe selber teilweise ungefragt den Leuten meine Diagnose erzählt, weil ich immer dachte, ah, dann nehme ich vielleicht auch so den Wind aus dem Segel und bin quasi vorauseilend, kläre ich auf, um auch diese angenehmere Stimmung im Raum zu schaffen, aber gleichzeitig habe ich dann irgendwann gemerkt, ich gebe so viel von mir Preis und teilweise werden dann die Themen, für die ich eigentlich stehe, so gederailed, also wenn ich den Leuten sage, was meine Diagnose ist, dann rede ich bestimmt eine viertel Stunde über Folgen, Auswirkungen, Schmerzen und so weiter, aber nicht über Inklusion, Barrierefreiheit, Teilhabe, Selbstbestimmung und so und habe mir dann sehr oft zu auf die Butter vom Brot nehmen lassen auch, also diese Deutungshoheit über das Thema, nur weil eine Moderatorin oder ein Moderator mich fragt, die Hörer wollen wissen, warum sie im Rollstuhl sitzen, schulde ich dir nicht die Antwort, dann kann ich einfach sagen, ja, müssen halt glauben oder man kann es googeln, vielleicht hast du schon 400 Interviews zu dem Thema gegeben, ist ja auch okay, aber man muss es nicht immer wiederholen.

01:12:08.000 

Matilda Jelitto: Ja und vor allem eben erschreckend, dass ich in so einem Moment das halt dann nicht so wahrnehme und man dann hinterher vielleicht den Moment hatte von ach, da wurde mir, wie du es so schön formuliert hast, das Butter vom Brot genommen und dann hat man vielleicht dann auch im Nachhinein einen guten Spruch, den man hätte bringen können, um da wieder ja selbst das Gespräch in die Hand zu nehmen und da vielleicht einen Stopp zu schaffen, aber in dem Moment ist man dem total ausgeliefert, diesen Prozessen um einen herum. 

01:12:37.000 

Raúl Krauthausen: Ich habe das bestimmt 20 Jahre lang gemacht, also ich bin immer noch erschrocken, wie lange ich das gemacht habe. Ich war vor ein paar Jahren in einem Verein zum ersten Mal für kleinwüchsige Menschen und das war auch eine ganz interessante Erfahrung, weil ich habe solche aus meinem Buch gelesen und dann habe ich da aus meinem Buch gelesen und dann haben die mich gefragt, ob ich nicht Mitglied werden will im Verein und da habe ich gesagt, wieso, ich habe doch eine andere Behinderung und dann meinten die zu mir, ja, aber du bist halt auch klein. Also jetzt mal ehrlich, es ist egal warum du klein bist, aber du bist halt klein, so, willst du Mitglied werden? Also ich habe mich vor mir selber erschrocken, dass ich auf die geblickt habe, wie die anderen, die Behinderten, die bin ich ja nicht, aber ich bin ja auch klein, also erst mal diese Realisierung zu machen und dann bin ich da Mitglied geworden und bin jetzt seitdem einmal im Jahr dabei und dann begegneten mir dort Kinder, die keine Ahnung, drei Jahre alt sind, die mir ungefragt ihre Diagnosen erzählen, ganz genau, wie die heißt und was das bedeutet und so, wo ich denke so ein dreijähriges Kind weiß doch niemals, was es da sagt. Das ist so auswendig gelernte, medizinische Sprache, die sie wahrscheinlich von ihren Eltern, von den Ärztinnen und so weiter hören, die ihnen auch ihre Würde teilweise nehmen, weil sie eben nicht mehr darüber reden, was ihre Lieblingsfarbe ist oder ihr Lieblingsbuch oder der schönste Urlaub war, sondern eben was ihre Diagnose ist und ich weiß nicht wie du das kennst, wenn du E-Mails bekommst von Leuten, die auch eine Behinderung haben, in den ersten zwei Sätzen schreiben die immer, was ihre Diagnosen sind, obwohl es geht uns nichts an.

01:14:30.000 

Matilda Jelitto: Ja, doch, das habe ich auch.

01:14:33.000 

Raúl Krauthausen: Ich bin kein Arzt. Also ich finde das mich erschreckt das teilweise wirklich, wie wenig mir die Leute beibringen, die eigene Würde auch zu schützen.

01:14:46.000 

Matilda Jelitto: Ja, Thema internalisierter Ableismus.

01:14:48.000 

Raúl Krauthausen: Genau.

01:14:50.000 

Matilda Jelitto: Also ich habe auch ganz lange zum Beispiel gebraucht, um das Wort „behindert“ für mich zu benutzen und mich als Person mit Behinderung wahrzunehmen oder neulich erst habe ich Sachen gelernt, was doch noch an ableistischer Sprache, meinem Sprachgebrauch feststeckt und was ich null auf dem Schirm hatte. Ich hatte dann eine totale Offenbarung, weil ich denke immer ich bin super sprachbewusst und sprachsensibilisiert, aber halt dann natürlich doch auch nicht in allen Bereichen, weil man ist einfach nie am Ausgelernt sein und habe dann zum Beispiel gelernt dieses „Ja, ich war da so blind“, also so diese kleinen Sachen, die ich zumindest gar nicht wahrgenommen habe.

01:15:33.000 

Raúl Krauthausen: „Stößt auf taube Ohren“

01:15:34.000 

Matilda Jelitto: Ja, oder „Ich fühle mich wie gelähmt“, „Du bist so verkrampft“.

01:15:40.000 

Raúl Krauthausen: Ja, genau.

01:15:40.000 

Matilda Jelitto: Ja, absolut.

01:15:43.000 

Raúl Krauthausen: Ja, total. Aber da muss ich mir auch immer wieder an meine eigene Nase fassen. Ich habe gesehen, du hast eine Fundraising-Kampagne gestartet, Crowdfunding, für den Social Spot „Ein Händchen für Repräsentationen“. Was ist denn daraus geworden oder läuft das noch?

01:16:02.000 

Matilda Jelitto: Genau, das Crowdfunding ist abgeschlossen, denn wir haben den Film im Juli auch gedreht, also es ist ein Social Spot, das heißt es ist wie eine Art Werbefilm, also es funktioniert wie eine Werbung, aber halt nicht für ein Produkt, das verkauft werden soll, sondern für ein soziales Thema oder ein gesellschaftliches Anliegen, in dem Fall eben mehr mediale Repräsentation für Menschen mit einer Handfehlbildung. Und habe das damals im Rahmen einer Bewerbung für einen Förderpreis entwickelt, dieses Konzept, und den Förderpreis nicht gewonnen, aber dort erstens tolles Feedback bekommen und ganz viele Connections in die Werbefilmbranche machen dürfen und habe dann eine Produktionsfirma gefunden, die das gemeinsam mit mir umgesetzt hat, einige Monate später dann, eben im Juli diesen Jahres. Und aktuell sind wir so in den letzten Zügen der Postproduktion, also das letzte, was wir jetzt gemacht haben, also wir, ich habe das jetzt eher einfach abgenommen, weil die Leute, die da die Musik drauf komponiert haben oder die Leute, die das Colorgrading gemacht haben, da habe ich gesagt, so ja, finde ich gut, oder finde ich nicht gut, oder was denkt ihr? Und jetzt sind halt noch so die letzten Feinschliffe, wie irgendwie so den Schnitt noch einmal richtig anzuchen und perfektionieren auf den Frame, ja, die kleinen Teile eben und dann sich ein bisschen Gedanken machen über den Veröffentlichungsprozess, in welchem Rahmen der released werden soll, weil das Anliegen, was bei mir eben da erstmal im Fokus stand, war, den einfach zu machen. Und ja, nächstes Jahr dann läuft der hoffentlich.

01:17:44.000 

Raúl Krauthausen: Ja, du musst unbedingt Bescheid sagen.

01:17:45.000 

Matilda Jelitto: Ja, das werdet ihr alle mitbekommen, weil das wird auf jeden Fall ein großes Thema auf meinem Instagram, weil das mein kleines Baby, dieses Filmprojekt. Ja, und da freue ich mich schon sehr, sehr drauf. Das war eine schöne Erfahrung. 

01:17:58.000 

Raúl Krauthausen: Weil als Kind wolltest du auch Schauspielerin werden. 

01:18:00.000 

Matilda Jelitto: Das ist so eine Anekdote, die ich da immer erzähle, also der Moment ist wirklich passiert, dass ich da vor dem Fernseher stand und gedacht habe, ich kann keine Schauspielerin werden, weil ich keine Zehn Finger habe und alle Schauspielerinnen haben Zehn Finger. Das war aber so ein Gedanke, der mir da einfach gekommen ist. Ich wollte ja nie Schauspielerin werden, weil das ja für mich von Anfang an überhaupt keine Möglichkeit war. Also das stand für mich nicht im Raum, dass man das überhaupt werden kann, weil das war so ungefähr wie, ich kann nicht Buchhalterin werden, weil ich in Mathe super schlecht bin und an Mathe keinen Spaß habe. Deswegen bewerte ich das jetzt auch nicht negativ, dass ich keine Buchhalterin werden kann, weil es ist abstrus, oder wie das Leute, die Brokkoli nicht mögen, kein Brokkoli essen wollen, das macht man halt nicht. Und so war für mich das, nicht Schauspielerin werden zu wollen, weil auf gar keinen Fall, oder Handmodel wäre zum Beispiel auch so was gewesen, das doch nicht. Und ich habe mich an diesen Moment aber zurückerinnert, als ich dieses Konzept entwickelt habe, weil ich das nicht vergessen habe. Also ich habe das noch so vor Augen, wie ich vor diesem Fernseher im Wohnzimmer von meinen Eltern da stehe und das denke. Und jetzt aufgeklärter und politisierter, checke ich natürlich, dass das Bullshit ist und dass ich natürlich, wenn ich das gewollt hätte, diesen Traum auch in Angriff hätte nehmen können und sehe da sehr viel Zusammenhang eben, dass ich niemals eine Hand im Fernsehen gesehen habe, die aussah wie meine. Und dass allein dieses Gefühl von „ich werde gezeigt“ oder „ein Mensch wie ich“ wird gezeigt in verschiedenen Berufen und auch in Charakteren, die nicht klassischerweise mit dem Stereotyp „behinderter Mensch“ in Assoziation gebracht werden, wie zum Beispiel eine selbstbestimmte Frau, die ihre Sexualität auslebt oder ein richtig cooler, aufreißer Superheld, der die Welt rettet, weil das assoziieren wir nicht mit Behinderung, wir assoziieren Opfer, die wir bemitleiden, weil die so ein schreckliches Schicksal haben und komplett auf die Hilfe ihrer Umgebung angewiesen sind.

01:20:10.000 

Raúl Krauthausen: Oder als Monster.

01:20:12.000 

Matilda Jelitto: Oder als Monster und als böse Hexen. Ja, und ich merke das selber, dass jetzt wo ich dann, keine Ahnung, so Mitte 20 bin oder Anfang 20, wenn man sich so TikTok etabliert hatte, dass da, dass halt jetzt einfach Standard-Privatmenschen auch viral gehen können und da halt auch eine ganz andere von Disability-Representation auf einmal ist. Ich habe zum Beispiel auf Instagram Tänzer*innen entdeckt, die eine Arm- oder Handfehlbildung hatten und habe dann auch so diesen Moment gehabt von „das sieht ja auch überhaupt nicht aus, als ob bei denen was fehlt beim Tanzen“. Überhaupt nicht. Und du hast dir früher Sorgen gemacht, wenn du dich beim Tanzen angeguckt hast, dass du deine Wrist-Rolls nicht synchron ziehst mit den anderen. Und wenn man das vielleicht früher gehabt hätte, dann hätte man da gar nicht diesen Gedanken gehabt. Und deswegen finde ich mediale Repräsentation so wichtig und nicht auf eine Schiene von ich schreibe jetzt eine Klischee-Storyline, wo es nur um die Behinderung geht, in den Film als Nebencharakter, damit wir das abhaken können auf unserer Liste von Diversity-Washing, sondern Figuren schreiben, die eine Behinderung haben, ohne dass die Behinderung im absoluten Fokus steht, dass sie schon relevant wird, weil es ist ja auch die Lebensrealität, aber dass man auch zeigt, dass halt auch ganz viele andere Sachen relevant sind an dem Leben von jemandem mit Behinderung. Und deswegen habe ich also in diesem Social-Spot habe ich Filmszenen neu inszeniert, in denen Hände vorkommen, zum Beispiel die Sex-Szene in „Titanic“, wo die Hand an der Autoscheibe runterrutscht oder die „Great Gatsby“-Szene, wo der große Gatsby den Drink so zuprostet, ist auch so ein absolutes Meme geworden, und da so ein paar zusammengesetzt, um so eine alternative Utopie aufzumachen von einer Welt, in der ein Hauptcharakter in einem Blockbuster auf eine Handfehlbildung haben kann, ohne dass es direkt ein Riesenthema ist oder eine ganz andere Geschichte plötzlich.

01:22:16.000 

Raúl Krauthausen: Ja geil. Ich würde ja unglaublich gerne mit deinem Skillset, also mit dem Wissen, das du hast und mit dem Spaß am analysieren, würde ich unglaublich gerne mal die Trilogie „Twilight“ analysieren, weil bei „Twilight“ habe ich irgendwann das Gefühl gehabt, wird Vampirismus immer dargestellt wie eine Behinderung. Die sind da so am Rumleiden, dass sie ewig leben und dass alles so schlimm ist, wo ich denke, ihr tut so als wäre das eine Behinderung. Hold my beer, habe ich die ganze Zeit gedacht. Hört auf zu flennen. Da hätte ich echt gerne mal so einen Clip gemacht, um das Ganze umzudrehen quasi. 

01:23:03.000 

Matilda Jelitto: Das ist ein super interessanter Take. Ich habe damals „Twilight“ gelesen und auch gesehen, das liegt nur ewig zurück. Ich habe so ganz entfernt einen Fiebertraum, „Twilight“ existiert in meiner Erinnerung. Das muss ich mir mal angucken, weil ich habe auch in Erinnerung, dass da sehr viel so whiny…

01:23:20.000 

Raúl Krauthausen: Ja echt, get in line denke ich die ganze Zeit. Hört auf rumzuheulen. Aber gut. Eine Frage, die ich einem meinen Gast mir immer stelle und ich werde das bei dir ein bisschen einschränken, weil wir da glaube ich noch drauf zu sprechen kommen, ist die Frage, gibt es noch Organisationen, die du empfehlen kannst, die sich unsere Hörer*innen mal anschauen könnten, die man unterstützen kann und nicht Ahoi-eV ist?

01:23:54.000 

Matilda Jelitto: Ja, das hätte ich jetzt direkt als erstes in den Kopf gekommen. 

01:24:00.000 

Raúl Krauthausen: Muss auch nicht zum Thema Behinderung sein, kann auch ein Leidenschaftsthema sein oder eine Kunst, die du besonders magst und schätzt.

01:24:06.000 

Matilda Jelitto: Ja, ich würde empfehlen mal abseits der ganzen großen Playlists wirklich bewusst Leute hören und Künstler*innen vor allem hören, die keine 10.000 monatliche Hörer auf Spotify haben. Weil ich kann auch gleich ganz konkret Leute empfehlen, es wirklich extrem viele tolle Musiker*innen draußen gibt, denen der Einstieg in diese Branche wirklich erschwert wird. Zum einen, weil es immer noch eine super, Männer geprägte Branche ist einfach. Und das, was wir hören, ist so bestimmt davon, was auf TikTok viral geht oder was in irgendwelche großen Playlisten platziert wird. Und es gibt Menschen, die krasse Lyrics schreiben und wenn man gerne Paula Hartmann hört zum Beispiel, dann hört euch Heller an, also wirklich wie Heller, also H-E-L-L-E-R. Und man da sich so gerne in seiner Komfortzone bewegt von seinem Musikgeschmack irgendwie. Weil der Algorithmus einem immer so den Standard ausspuckt. Ich hab zum Beispiel eine Playlist gemacht mit weiblichen Artists und wenn diese Playlist durchgelaufen ist, dann weiß ich das direkt auch, weil Spotify bringt mir wieder irgendwelche Indie-Boys da rein.

01:25:27.000 

Raúl Krauthausen: Kannst du die Playlist public machen oder ist die deine private Playlist? 

01:25:31.000 

Matilda Jelitto: Nee, die ist public, die heißt „Wilde Herz*innen“. Also analog zu „Wilde Herzen“ Spotify-Playlist, aber halt gegendert auch weiblich.

01:25:37.000 

Raúl Krauthausen: Innen.

01:25:38.000 

Matilda Jelitto: Ja.

01:25:38.000 

Raúl Krauthausen: Ja, sehr gut. Das verlinken wir auf jeden Fall auch in den Show notes. So jetzt aber nochmal kurz so „Ahoi e.V“. „Ahoi e.V“, wenn ich das richtig verstanden habe, ist ein Verein, der sich ja rund um Menschen organisiert, die eine Handfehlbildung haben oder eine Armfehlbildung, ich weiß gar nicht.

01:25:58.000 

Matilda Jelitto: Beides.

01:25:58.000 

Raúl Krauthausen: Beides. Und in Hamburg sitzt, glaube ich, oder ist das Hamburg?

01:26:03.000 

Matilda Jelitto: Ich weiß nicht, wo der offizielle Sitz ist. Die sind auf jeden Fall deutschlandweit agierend und machen Regionaltreffen und halbe Regionaltreffen mit Süd- und Norddeutschland. Jährlich jeweils.

01:26:11.000 

Raúl Krauthausen: Bist du da engagiert?

01:26:14.000 

Matilda Jelitto: Also ich bin da tatsächlich schon Mitglied seit ich ein Kind bin. Meine Eltern sind da direkt jedes Jahr mit mir hingefahren zu den Bundestreffen, damit ich mit Kindern connected werde, die auch eine Handfehlbildung haben oder eine Armfehlbildung und checke, dass ich damit nicht alleine bin. Und dann habe ich das ganz lange aus den Augen verloren, als ich so in die Pubertät gekommen bin.

01:26:35.000 

Raúl Krauthausen: Ja, Klassiker.

01:26:37.000 

Matilda Jelitto: Klassiker, da sind wir nicht mehr hingefahren. Und irgendwie so die jugendliche Bubble hat dann halt auch in dem Verein gefehlt und es waren dann immer sehr viele jüngere Kinder. Und ja, wenn man dann halt 13 ist, möchte man nicht mehr mit 7-Jährigen spielen. Klassiker eben. Und habe dann so in den letzten zwei Jahren, würde ich sagen, wieder so den Bezug dazu zurückgefunden, weil ich mit den Leuten reconnected habe, die ich damals kennengelernt habe. Ich glaube René kennst du auch.

01:27:01.000 

Raúl Krauthausen: Ja, René Schar, genau. 

01:27:04.000 

Matilda Jelitto: Den kenne ich von Ahoi. Und dann auch einige, die in meinem Filmprojekt da mitgespielt haben, habe ich ursprünglich mal da kennengelernt, da meine Eltern zum Beispiel herausgefunden,

dass es eigentlich eben gar kein Stress ist, eine Bratsche umzuspannen und dann so mit seinem Kind das Musikinstrument lernen zu ermöglichen. Und dafür ist sowas halt Gold wert, weil ich so von meinen DMs als merke, dass sich manche Menschen wirklich super alleine fühlen. Gerade auch Eltern, die auf einmal denken, oh krass mein Kind hat jetzt eine Handfehlbildung, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll und irgendwie eine Überforderung spüren. Und ich finde Community ist immer was ganz Tolles, um sich auszutauschen und das ist so eine Community. 

01:27:51.000 

Raúl Krauthausen: Aber wenn wir ehrlich sind, also bei mir war das so als Kind, ich habe die Leute, mich nicht mit denen angefreundet, weil die auch eine Behinderung haben, sondern weil wir die gleichen Hobbys hatten. Also die Behinderung alleine reicht nicht als verbindendes Merkmal.

01:28:06.000 

Matilda Jelitto: Nee, aber ich glaube es ist wichtig, dass man sich nicht alleine fühlt oder wie jemand, der halt anders ist als alle um einen herum, das Wort anders, dass man das so auf sich bezieht von eigentlich anders, schwieriges Wort. Und wenn man dann aber tatsächlich sich als Einzelfall begreift, weil alle um einen herum 10 Finger haben, dann fühlt man sich auch anders. Ich habe auch nicht mit allen Kindern mich gut verstanden, aber mit einigen schon und tat mir glaube ich sehr gut zu sehen, dass eine Handfehlbildung auch normal ist.

01:28:46.000 

Raúl Krauthausen: Genau, schönes Schlusswort. Wobei ich lasse dich noch nicht ganz gehen. Ich habe nämlich noch einen Gedanken, der mich wirklich seit Monaten quält. Wir sind jetzt also diese Menschen, die in die Öffentlichkeit aufklären und Videos machen und darüber sprechen und ich frage mich, ob irgendwann der Tag kommen wird, an dem wir sagen, okay, meine Damen und Herren, wir haben genug aufgeklärt, lass uns jetzt mal über Gesetze reden, über Verpflichtungen, über Barrierefreiheit oder müsste man nicht erst über Gesetze reden und über Barrierefreiheit, damit wir überhaupt einander in Kontakt kommen und begegnen können, damit aufgeklärt wird. Aber ich glaube, die reine Aufklärung alleine reicht nicht.

01:29:39.000 

Matilda Jelitto: Nee, ich finde, es ist wie so eine Art Teufelskreis, so auf der einen Seite fehlt uns die Barrierefreiheit zum Beispiel oder immer noch dieses absolut separatistische System mit zweiter Arbeitsmarkt, Förderschulsystem und so weiter, was irgendwie Begegnung nicht ermöglicht oder in dem Maße nicht ermöglicht, die wir eigentlich bräuchten. Und dann, dadurch, dass sie fehlt, dann natürlich auch Leute, die davon nicht betroffen sind, nicht ihre Stimme erheben und zum Beispiel Gesetze fordern, die sowas ermöglichen würden, weil sind wir ehrlich, in dieser Welt, in der wir leben, müssen halt auch Leute, die vor allem Leute, die nicht auf den Behindertenparkplatz angewiesen sind, sagen, sie möchten gerne eine Gesellschaft mit Behindertenparkplätzen haben, damit es auch umgesetzt wird und gleich eben. Und die fordern das aber erst, wenn sie mitbekommen, dass das überhaupt ein Issue ist. Gleichzeitig fehlt aber diese Plattform überhaupt zur Begegnung, um zu zeigen, das sind unsere Issues. Man weiß gar nicht, wo man anfangen muss, gefühlt habe ich manchmal den Eindruck. 

01:30:42.000 

Raúl Krauthausen: Dann bleiben wir doch lieber bei unseren Leidenschaftsthemen, wie Lyricsinterpretation von Hip-Hop.

01:30:48.000 

Matilda Jelitto: Ja, ich habe das manchmal tatsächlich, dass wenn ich zum Beispiel irgendwie dann, keine Ahnung, ein Video über Aufklärung, verlässt die Bubble und dann kommen irgendwelche wirklich Kommentare unter die Gürtellinie, dass ich mir dann denke, ok, nächstes Video wird was zu Rap, weil, ne, ich brauch kurz hier Abstand.

01:31:07.000 

Raúl Krauthausen: Ja.

01:31:08.000 

Matilda Jelitto: Ja.

01:31:09.000 

Raúl Krauthausen: Versteh ich. Liebe Matilda, das hat mir super viel Spaß gemacht. Das müssen wir unbedingt fortsetzen. Gerne auch, wenn wir beide jetzt in Berlin wohnen, können wir das ja auch mal ohne Mikrofon machen.

01:31:20.000 

Matilda Jelitto: Voll gerne. Ich fand’s auch ein ganz tolles Gespräch mit dir, hat sich überhaupt nicht angefühlt wie mehr als anderthalb Stunden.

01:31:26.000 

Raúl Krauthausen: Ja, wenn die Aufzugstür jetzt aufgeht, wie geht’s für dich weiter?

01:31:28.000 

Matilda Jelitto: Ich glaube, ich werde erstmal was essen und dann bin ich heute Abend bei einer Podiumsdiskussion noch.

01:31:36.000 

Raúl Krauthausen: Über Hip-Hop oder über Inklusion?

01:31:38.000 

Matilda Jelitto: Über tatsächlich was ganz anderes und zwar über Politik und über wie man aufklärerische Politik in Kurzformaten, glaube ich, machen kann. Also „Fight Fire with Fire“ heißt der Titel.

01:31:50.000 

Raúl Krauthausen: Ja, klingt spannend. Wünsche dir viel Erfolg.

01:31:54.000 

Matilda Jelitto: Dankeschön. Ich bin auch gespannt.

01:31:56.000 

Raúl Krauthausen: Auf bald.

01:31:56.000 

Matilda Jelitto: Auf bald und einen schönen Abend dir noch.

01:31:58.000 

Raúl Krauthausen: Schön, dass du da warst.

01:31:59.000 

Matilda Jelitto: Hat mich total gefreut.

01:32:00.000 

Raúl Krauthausen: Gerne wieder. Ciao.

01:32:01.000 

Matilda Jelitto: Ciao.

01:32:05.000 

Raúl Krauthausen: Danke fürs Mitfahren. Wenn ihr mögt und euch diese Folge spannend gefällt, dann abonniert euch. Und dann seht ihr, wie es euch gefällt. Wenn ihr mögt und euch diese Folge Spaß gemacht hat, bewerte diese Folge bei Apple Podcast, Spotify oder wo auch immer ihr zuhört. Alle Links zur Folge, sowie die Menschen, die mich bei diesem Podcast unterstützen, findet ihr in den Show Notes. Schaut da gerne mal rein. Wenn ihr meine Arbeit unterstützen möchtet, würde ich mich freuen, euch bei Steady zu begrüßen. Mit einer Steady Mitgliedschaft bekommt ihr exklusive Updates von mir und die Gelegenheit, mich zweimal im Jahr persönlich zu treffen. Im Aufzug ist eine Produktion von Schönlein Media. Ich freue mich auf das nächste Mal hier im Aufzug. Wenn ein Aufzug abstürzt, müssen wir hochspringen, um uns zu retten. Dieser Mythos hält sich hartnäckig. Zu diesem Szenario aus Albträumen kommt es aber gar nicht erst. Denn Aufzüge zählen zu den sichersten Transportmitteln überhaupt. Die meisten Aufzüge sind sogenannte Seilaufzüge, das heißt, die Kabine hängt an mehreren Stahlseilen. Selbst wenn alle diese Seile reißen sollten, kann die Kabine trotzdem nicht abstürzen. Denn die Aufzüge haben zusätzlich eine Fangvorrichtung, die die Kabine ab einer gewissen Geschwindigkeit bremst. Willst Du noch mehr über Aufzüge erfahren? Dann steig bei uns ein. Unter schindler.de/karriere findest Du viele Möglichkeiten, um mit uns ganz nach oben zu fahren.

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Dieser Podcast ist eine Produktion von Schønlein Media.
Produktion: Fabian Gieske , Anna Germek
Schnitt und Post-Produktion: Jonatan Hamann

Coverart: Amadeus Fronk

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