Kann man Schuld hören?
Sie ist die erste von Geburt an blinde Strafverteidigern Deutschlands. In unserem Gespräch gibt mir Pamela Pabst einen tiefen Einblick in ihren Alltag als Rechtsanwältin, der mit ein paar zusätzlichen Stolpersteinen versehen ist. Das hat sie aber nie daran gehindert, ihrem Traum nachzugehen. Denn eines stand schon als Kind fest: Sie will Anwältin werden. Wir sprechen auch über die ARD-Serie „Die Heiland – Wir sind Anwalt“, für die sie das Vorbild ist – und wie sie es findet, dass eine sehende Person sie verkörpert.
Ich habe von ihr so viel mehr erfahren als nur Jura-Floskeln: Zum Beispiel, dass sie gerne auch bei der Deutsche Bahn gearbeitet hätte. Aber hört selbst – Aufzugtür auf für Pamela Pabst.
Pamelas Herzensangelegenheit:
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Raul Krauthausen: Bevor es heute losgeht, du weißt sicher, was jetzt kommt, wie immer der
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geht’s los.
Sie ist die erste von Geburt an blinde Strafverteidigerin Deutschlands. In unserem Gespräch
gibt mir Pamela Papst einen tiefen Einblick in ihren Alltag als Rechtsanwältin, der mit ein
paar zusätzlichen Stolpersteinen versehen ist. Das hat sie aber nie daran gehindert, ihrem
Traum nachzugehen. Denn eines stand schon als Kind fest. Sie will Anwältin werden. Pamela
erzählt mir, was sie an ihrem Beruf schon damals fasziniert hat, wie sie neutrale
Richter*innen erkennt und warum sie in Gefängnissen beliebt ist. Das klingt alles nach Kino.
Deshalb ist es auch kein Wunder, dass sie das Vorbild für die ARD-Serie „Die Heinland“ wir
sind Anwalt ist. Wir sprechen darüber, wie sie es findet, dass eine sehende Person sie
verkörpert und warum die Arbeit daran ihr liebstes Hobby ist. Ich habe Pamela als sehr
ehrgeizigen und schlagwertigen und humorvollen Menschen kennengelernt. Und so viel
mehr von ihr erfahren als Jura Floskeln. Zum Beispiel, dass sie gerne auch bei der Deutsche
Bahn gearbeitet hätte. Aber hör selbst, Aufzugtür auf für Pamela Papst. Die Tür geht auf und
wer kommt rein? Oh mein Gott, ich freue mich sehr. Pamela Papst, herzlich willkommen.
00:00:01.49
Pamela Pabst: Hallo, vielen Dank für die Einladung.
00:00:01.50
Raul Krauthausen: Schön, dass du im Aufzug bei mir bist. Fangen wir doch gleich an. Gibt es
eine absurde Geschichte, die du in einem Aufzug schon mal erlebt hast?
00:00:01.59
Pamela Pabst: Ja, tatsächlich. Also es ist ja so, dass Gott sei Dank jetzt gerade immer mehr
Aufzüge auch so umgebaut werden, dass sie von mir als blinder oder stark sehbehinderte
Person halt auch tatsächlich alleine benutzt werden können. Und da gibt es im
Kriminalgericht, wo ich ja viel bin, jetzt einen Aufzug, der eben mit Blindenschrift
beschriftete Tasten hat und der auch spricht. Und ich hatte letztens die Situation, dass ich in
diesen Aufzug eingestiegen bin und erstmal mich zurechtfinden musste, wo es jetzt welche
Taste, und hab so ein bisschen rumgefühlt und gemacht und getan. Und auf einmal ging das
Licht aus im Aufzug, weil ich nicht schnell genug war, diese Knöpfe da zu finden, weil
offensichtlich der Aufzug gedacht hat, es ist gar keiner drin, weil halt niemand diese Knöpfe
betätigt hat.
00:00:02.42
Raul Krauthausen: Aber sobald man die drückt, geht er wieder an.
00:00:02.44
Pamela Pabst: Genau, sobald man den Knopf drückt, geht das Licht wieder an und dann fährt
er natürlich auch und so. Und da ich ja Punktschrift kann, war es auch kein Problem für mich,2
jetzt dann in Dunkelheit diesen Knopf da zu finden, zu betätigen. Und dann ging die wilde
Fahrt auch schon los.
00:00:02.57
Raul Krauthausen: Oh, das ist ja Horror. Ich denke mir, ich bin sehend in diesem Aufzug und
suche die Knöpfe, da komme ich ran und dann gibt es das Licht aus. Was würde ich machen?
00:00:03.05
Pamela Pabst: Wobei, also da gibt es halt auf der einen Seite die Knöpfe halt so in normaler
Höhe und auf der anderen Seite halt auch in Rollifahrerhöhe so gesehen. Glaube ich, wäre
das für uns beide was.
00:00:03.14
Raul Krauthausen: Dann wäre ich safe, bei uns im Büro. Also jetzt nicht hier, sondern im
Büro, wo ich tagsüber bin. Klingt auch so schummerig. Nachts macht der Podcast und Tag
über ist er im Büro.
00:00:03.25
Pamela Pabst: Nachts trifft er sich mit einer Blinden.
00:00:03.27
Raul Krauthausen: Nee, wenn ich dann im Büro bin, da haben wir Lichtsensoren im Büro, die
das Licht regulieren sollen. Und das doofe ist bei uns, gibt es sehr viele Menschen im
Rollstuhl, die sich nicht so viel bewegen. Das heißt, du sitzt da eine Viertelstunde am Tisch
und plötzlich geht das Licht aus. Und das hat sich eigentlich nichts geändert an der
Arbeitssituation, außer, dass plötzlich dunkel ist. Und das nennt sich Smart Office.
00:00:03.49
Pamela Pabst: Okay, wow, wie smart.
00:00:03.50
Raul Krauthausen: Und das ist halt überhaupt nicht smart.
00:00:03.52
Pamela Pabst: Aber das kenne ich auch. Also im Gericht gibt es ja unten im Keller die
sogenannte Vorführstelle, also da wo die Gefangenen dann warten, bevor sie zu ihrer
Gerichtsverhandlung gebracht werden. Und dort in diesen Sprechzellen, da gibt es das auch,
dass das Licht ausgeht, wenn man sich eben nicht bewegt. Und ich war da mal mit einer
Richterin zusammen und die wollte demjenigen etwas vorlesen. Und immer, wenn es dann
wieder dunkel wurde, musste einer von uns mit der Hand dann so winken, damit das Licht
halt wieder angeht, damit sie weiter vorlesen konnte.
00:00:04.20
Raul Krauthausen: Und ich denke, weil die Leute, die diese Häuser bauen, die sollten, mal
einen Tag darin auch sein.
00:00:04.24
Pamela Pabst: Auf jeden Fall.3
00:00:04.26
Raul Krauthausen: Damit man das einmal, diese Customer Journey, wie man so schön sagt,
einmal durchgemacht hat. Mein Gott, du hast jetzt schon so viele spannende Wörter
gedroppt im Vorfeld, bevor unsere Hörerinnen und Hörer vielleicht wissen, wer Pamela
Papst eigentlich ist. Ich verrate jetzt nicht zu viel, weil wir das in dem Gespräch heute alles
gemeinsam erarbeiten werden. Aber du bist Strafverteidigerin.
00:00:04.49
Pamela Pabst: Richtig, genau.
00:00:04.50
Raul Krauthausen: Es gibt über dein Leben eine Fernsehserie in der ARD, die nennt sich „Die
Heiland“ in der vierten Staffel inzwischen. Und du bist und warst Deutschlands erste blinde
Strafverteidigerin. Wenn ich das richtig gelesen habe.
00:00:05.06
Pamela Pabst: Genau, also ich war quasi die erste, die von Geburt an blind war. Es gab vor
mir auch schon Kolleginnen und Kollegen, die zum Beispiel später erblindet waren, aber ich
war halt eben die Erste, die wirklich auch im Studium schon blind gewesen ist, in der Schule
schon blind gewesen ist und eben wirklich so auch eingestiegen ist dann eben in diesem
Beruf.
00:00:05.26
Raul Krauthausen: Ich will jetzt gar nicht so sehr auf das Thema Behinderung gehen, weil das
hast du schon in vielen Podcasts auch erklären müssen und erklären dürfen. Also mich
interessiert eigentlich der Weg zur Juristerei, zu Jura.
00:00:05.39
Pamela Pabst: Sehr gern. Also man kann mich alles Fragen und ich werde glaube ich auch
fast alles eine Antwort finden.
00:00:05.44
Raul Krauthausen: Wann war für dich dieser Moment, wo du gesagt hast, Recht, das ist
meins?
00:00:05.50
Pamela Pabst: Also ich nenne das immer so ein bisschen am Erweckungserlebnis, ohne das
jetzt zu hochhängen zu wollen. Also mein juristisches Erweckungserlebnis, das war
irgendwann im März 1990. Ich war damals elf Jahre alt und ich war mit meiner Mutter
zusammen beim Rechtsanwalt, bei dem Herrn Willi Schwoll, also den Namen, den kann ich
sagen, also er schämt sich ja nicht dafür, was dann alles noch nachgefolgt ist, also den
Namen kann ich sagen. Und Hintergrund war, dass meine Eltern, als ich zwei Jahre alt
gewesen bin, Post vom Gerichtsvollzieher bekommen haben. Und der Gerichtsvollzieher, der
wollte also bei meinen Eltern vorbeikommen, weil eine Person meines Namens Schulden
gemacht haben soll, also konkret Sachen bestellt haben soll bei einem Versandhändler, den
Namen werde ich jetzt nicht nennen, weil Werbung wollen wir jetzt hier nicht machen, also
Ware bestellt haben soll, nicht bezahlt haben soll und dann sollte eben gepfändet werden.
Und meine Eltern haben dann dem Gerichtsvollzieher das erklärt, dass das ja nicht sein kann4
und so und der hat es auch alles geglaubt und ist auch wieder abgezogen und als ich dann
aber elf Jahre alt war, ich kam also alle drei Jahre wieder, diese Leute und als ich elf Jahre alt
war, hat mein Gerichtsvollzieher gesagt, es muss jetzt mal richtig ordentlich geklärt werden,
es muss aus der Welt geschafft werden, dass ich das nicht bin. Und so kam es, dass meine
Mutter und mit mir bei einem Rechtsanwalt war und ich habe halt gehört, wie er geredet
hat. Er hat ein Diktiergerät benutzt und er hat einen Brief aufgesetzt und in diesem Brief hat
er immer von meiner Mandantin gesprochen. Also Sprache hat mich immer schon sehr
fasziniert. Ich habe viel vorgelesen bekommen als Kind, viele Hörspiele gehört und dieses
Wort und wie er geredet hat, also die Art und Weise, wie er das betont hat, das hat mich so
dermaßen aus den Schuhen gehauen, dass ich gesagt habe, so wie der spricht, so möchte ich
auch gerne reden können. Und dann hat meine Mutter gesagt, der kann zwar toll reden,
aber der kann bestimmt keine Blume einpflanzen und hat dann gesagt, dann musst du Jura
studieren. Und das war eigentlich sozusagen der Grundstein dieses Erweckungserlebnis,
warum ich gesagt habe, ich möchte Jura studieren, ohne jetzt eine konkrete
Berufsvorstellung zu haben oder ohne jetzt besonders das Recht irgendwie verteidigen zu
wollen oder den Armen helfen zu wollen. Also so völlig uneigennützig erstmal.
00:00:08.11
Raul Krauthausen: Und das heißt, die Rhetorik hat dich fasziniert?
00:00:08.14
Pamela Pabst: Ja, die Rhetorik und diese Worte einfach, diese Worte, die ich auch nicht
kannte. Also tolle Wörter faszinieren mich heute immer noch zutiefst. Es gibt gerade bei uns
Juristen viele schöne Formulierungen, die vielleicht auch ein bisschen antiquiert klingen,
aber die finde ich toll.
00:00:08.29
Raul Krauthausen: Zum Beispiel?
00:00:08.30
Pamela Pabst: Es stets zu vermuten oder sich gewahr werden oder in der Strafsache gegen
sowieso oder Tatgenossen Trennung oder
00:00:08.41
Raul Krauthausen: im Namen des Volkes erfolgt ein folgendes Urteil.
00:00:08.43
Pamela Pabst: Genau, das ist auch eine tolle, tolle Formulierung. Genau. Also es gibt schon
schöne Formulierungen auf jeden Fall.
00:00:08.50
Raul Krauthausen: Ist das vielleicht auch die Faszination, die man mit Gerichts- und
Fernsehserien so verbindet?
00:00:08.55
Pamela Pabst: Total. Also als ich das erste Mal im Gericht war, hat mich auch extrem die
Sprache einfach fasziniert. Also der Saal war, ich habe ihn ja nicht gesehen, aber ich glaube
der Saal war ziemlich hässlich, modern auf jeden Fall. Also jetzt nicht so puppig, nicht so
schlossmäßig, wie es natürlich auch Säle gibt, die ich auch sehr schön finde. Aber mich hat5
damals auf jeden Fall auch die Sprache zutiefst fasziniert. Ich weiß noch meines Erachtens
hat die Staatsanwältin gesagt, das fand ich auch eine sehr schöne Formulierung.
00:00:09.22
Raul Krauthausen: Und was hat es eigentlich mit diesen Ganzen, ich sag’s jetzt mal,
Kostümen auf sich. Es gibt ja diese Robe und das sieht alles sehr…
00:00:09.29
Pamela Pabst: Genau, also das kann man schon erstmal so nennen. Also finde ich jetzt auch
nicht irgendwie abwertend oder beleidigend oder so.
00:00:09.35
Raul Krauthausen: Ist nur Uniform eigentlich, oder?
00:00:09.37
Pamela Pabst: Ist eine Berufsbekleidung. Und also ist es so, dass halt im Gericht, also im
Strafgericht jetzt, auch in anderen Gerichten, aber wir werden jetzt ja hauptsächlich mal
über Strafgericht reden, im Strafgericht halt oben getragen werden, also sozusagen
schwarze Mäntel, sag ich jetzt mal so, im weitesten Sinne, die halt an den Ärmeln und am
Revier einen Besatz haben. Und die Rechtsanwälte haben halt einen Besatz aus Seide und
die Richter und Staatsanwälte, auch natürlich Staatsanwältinnen und so weiter, dieses
Gender, ich bin da noch nicht so, mit dem Gender, jedenfalls also die Staatsanwälte, Richter
und so weiter, die haben halt einen Samt Besatz dann auf dieser Robe drauf.
00:00:10.19
Raul Krauthausen: Und die beim Bundesverfassungsgericht, die Richter*innen?
00:00:10.22
Pamela Pabst: Die haben was ganz besonderes, also die Bundesgerichte insgesamt, also auch
Bundesgerichtshof und so, die tragen ja rote Roben, wobei die halt so vom Schnitt her so
aussehen wie auch die, die wir tragen. Und das Bundesverfassungsgericht ist nochmal was
ganz Besonderes. Die haben ja so einen Stehkragen und oben so ein weißes Bäschen und so.
Also die sehen nochmal ganz anders aus beim Bundesverfassungsgericht. Das ist historisch.
Früher hatten die auch, die die beim BGH hatten und haben dann irgendwann eigene Roben
dann auch bekommen im Laufe der Zeit.
00:00:10.52
Raul Krauthausen: Und was ist die Idee dahinter mit den Roben?
00:00:10.54
Pamela Pabst: Die Idee dahinter ist, einfach zu zeigen, dass das eben, ich sag mal, ich sag
immer gern etwas flapsig, keine private Verabredung am Gartenzaun ist, sondern dass halt
jeder von seiner privaten Rolle in eine offizielle Rolle hineinschlüpft und dann natürlich auch
seine private individuelle Kleidung überdeckt durch diese Kleidung und dadurch eben auch in
diese Rolle hineinkommt.
00:00:11.20
Raul Krauthausen: Also im Prinzip wie eine Ärztin.6
00:00:11.24
Pamela Pabst: Darunter trägt man was Weißes, also Frauen tragen eine weiße Bluse, Männer
tragen ein weißes Hemd mit einer weißen Krawatte oder einer weißen Schleife. Fliege soll
man ja nicht sagen.
00:00:11.33
Raul Krauthausen: Also es hat das sehr.
00:00:11.35
Pamela Pabst: Feierliches auch. Es ist was Feierliches auch.
00:00:11.36
Raul Krauthausen: Ja, aber auch Ehrfürchtiges.
00:00:11.38
Pamela Pabst: Auf was Ehrfürchtiges, genau.
00:00:11.39
Raul Krauthausen: Also wenn ich dann da. Also ich war jetzt noch nicht irgendwie so in
einem Gerichtssaal, während da betriebbar, zum Glück.
00:00:11.44
Pamela Pabst: Das ist schade, das ist wirklich sehenswert. Also nehme ich dich gerne mal
mit, wenn du mal mit wirst.
00:00:11.47
Raul Krauthausen: Vielleicht mal als Zuschauer.
00:00:11.49
Pamela Pabst: Nehm ich dich mal mit als Zuschauer.
00:00:11.50
Raul Krauthausen: Sehr gerne. Ich habe eine Freundin, die ist Staatsanwältin und hat auch
eine Behinderung. Und die hat erzählt, dass man an seiner Laufbahn verschiedene Stationen
durchlaufen muss.
00:00:12.04
Pamela Pabst: Genau. Also es ist so, dass wenn man Jura studiert, dann hat man ja erstmal
ein Abitur in der Tasche, dann geht man ja an die Uni und macht ja dann das sogenannte
erste juristische Staatsexamen Und nach dem ersten juristischen Staatsexamen dann
schließt sich das sogenannte Referendariat an. Also Referendariat kennt man ja auch so aus
der Schule noch von früher. Das sind üblicherweise zwei Jahre. Und diese zwei Jahre, die sind
dann aufgeteilt in diese sogenannten Stationen, von denen wir gerade gesprochen haben.
Und da gibt es dann eine sogenannte Zivilstation. Die habe ich dann am Landgericht in Berlin
gemacht, in der Kammer Verarzthaftungssachen. Dann bin ich in der zweiten Station bei der
Staatsanwaltschaft in einer sogenannten Buchstabenabteilung gewesen. Also in einer
Abteilung, die quasi quer durch den Gemüsegarten, so sag ich mal, die einfachere
Kriminalität macht. Also Diebstahl, Raub, Betrug, Körperverletzung, sowas halt alles.7
00:00:12.59
Raul Krauthausen: Und Buchstaben, weil die dann alphabetisch sortiert sind.
00:00:13.02
Pamela Pabst: Genau, weil die dann einfach alphabetisch sortiert sind. Und die dritte Station,
das ist die sogenannte Verwaltungsstation, da bin ich dann in die Justizvollzugsanstalt
gegangen. in JVA, also in Knast. Da bin ich in der JVA Morbid gewesen, dort in der
Verwaltung. Fand ich super, würde ich jederzeit hundertprozentig genau wieder so machen.
Und dann ist ja die sogenannte Anwaltsstation. Das war für mich dann relativ unspektakulär,
weil ich davor schon einfach viele, viele Jahre in der Rechtsanwaltskanzlei immer als
Praktikantin mitgemacht habe, sodass ich halt schon das kannte und wusste, was da so
passiert. Und die fünfte Station, die letzte Station ist die sogenannte Wahlstation. Da kann
man frei wählen, was man machen möchte. Und da war ich dann nochmal bei der
Staatsanwaltschaft in der Abteilung für Tötungsdelikte. Und das war halt auch mit die tollste
Zeit, muss ich ehrlich sagen, also innerhalb meiner Ausbildung. Also JVA und Abteilung für
Tötungsdelikte absolut granatenmäßig.
00:00:14.01
Raul Krauthausen: Also das klingt irgendwie so ein bisschen morbide.
00:00:14.03
Pamela Pabst: Ja, das ist auch, ja, so gebe ich auch zu. Also ich bin auch da ganz ehrlich. Also
ich sage mal, wenn ich jetzt sage, ich kann Blut sehen, tue ich mich ein bisschen bescheuert,
weil ich sehe natürlich in der Realität ja gar kein Blut. Aber ja, es interessiert mich einfach.
Also Verbrechen, Krimi, so als Kind schon mit vier, fünf Jahren fand ich so Geschichten, so
Diebesgeschichten und so schon ziemlich cool irgendwie.
00:00:14.27
Raul Krauthausen: Aber dann wahrscheinlich jetzt mit mehr Erfahrung guckst du weniger
Tatorte Und jetzt eher so die anspruchsvolleren Krimis?
00:00:14.39
Pamela Pabst: Also, ich muss sagen, ich sage immer, jeder hat ein Recht auf Biene Maya.
Damit meine ich eigentlich, dass gerade wenn man halt im Beruf was Anspruchsvolles macht,
auch mit viel Verantwortung, auch mit schlimmen Sachverhalten, dann finde ich immer,
dann muss es irgendwie so ein leichtes Gegengewicht dazu geben. Und mein Freund sagt
immer, da laufen schon wieder drei Kinder mit einem Tier unterm Arm durch die Gegend
und lösen Kriminalfälle. Also so halt die typischen Jugend-Serien, halt drei Fragezeichen,
TKKG und sowas halt. So mein Gegengewicht dann so dazu.
00:00:15.14
Raul Krauthausen: Es gibt doch diesen einen Film mit Daniel Craig, All Knives Out oder so, wo
irgendwie so ein Mord in einer Villa geschah, und der Detektiv wird gerufen und er soll jetzt
herausfinden, nur anhand der Gespräche mit den Leuten, die noch in dieser Villa sind, wer
der Mörder oder Mörderin war.
00:00:15.33
Pamela Pabst: Das klingt gut auf jeden Fall.8
00:00:15.34
Raul Krauthausen: Hast du jetzt nicht gesehen?
00:00:15.36
Pamela Pabst: Nee. Also ich würde auch sagen gesehen. Also ich sage ja auch gesehen, auch
wenn ich es eigentlich gar nicht gesehen habe. Aber ich benutze die Wörter dann halt auch
so wie alle anderen. Aber habe ich persönlich jetzt nicht gesehen. Ich mag aber auch nicht so
gerne so synchronisierte Filme, weil ich immer finde, dass die so tot sind von der Akustik.
Also da fehlt so der Raumklang, finde ich immer so ein bisschen. Und dann ist auch oft so,
dass es dann Stimmen sind, die man aus den Hörspielen dann so kennt und ist dann so ein
bisschen schwierig. Wenn dann der kleine dicke Junge, der die Kriminalfälle löst, dann
plötzlich der Liebhaber ist oder so, das finde ich immer so ein bisschen schwierig.
00:00:16.12
Raul Krauthausen: Gibt es denn auch so Stationen, also du hast jetzt fünf aufgezählt, ich
habe mal gehört, es gibt auch so eine Station, das ist so eine 24 Stunden Rufbereitschaft für
die Polizei.
00:00:16.23
Pamela Pabst: Genau, also es ist halt so, dass die Staatsanwälte und Richter natürlich eben
auch dann erreichbar sein müssen. Also das wechselt sich dann halt von Tag zu Tag, wechselt
sich das ab. Und als ich in der Abteilung für Tötungsdelekte war, hatten meine Staatsanwälte
natürlich auch dann entsprechende Berufbereitschaft. Leider hat es sich irgendwie nicht
ergeben, dass ich da zum Beispiel dann mit an einen Tatort konnte. Das hätte ich gerne
gemacht. Aber ich als Rechtsanwältin habe alle paar Monate 24 Stunden Rufbereitschaft.
00:00:16.55
Raul Krauthausen: Das passiert? Ruf jemand nachts um 3 Uhr an und sagt, Frau Papst,
kommen Sie bitte sofort her?
00:00:17.00
Pamela Pabst: Ja, so ist es so, dass über die Berliner Strafverteidigervereinigung jeder, der
sich dafür interessiert, also wer nicht will, der muss das auch nicht machen, alle paar Monate
dran ist für 24 Stunden. Und da rufen die Leute auch dann teilweise nachts an. Und die
Kriminellen rufen dann an. Es gibt im Internet so eine Hotline und die wird dann auf den
jeweiligen Anwalt weitergeschaltet. Da ruft dann halt nachts einer an und sagt, ich bin ja
schon mehrere Wochen nicht mehr bei der Polizei gewesen. Ich muss mich doch da melden.
Jede Woche, was machen jetzt? Ich trau mich da jetzt nicht mehr hin und so, ob ich ihm
nicht mal ein Rat geben könnte. Oder die Mordkommission rief mich einen Sonntagmorgen
an und sagte, ja, Sie müssen unbedingt kommen, hier sitzt einer bei uns in der Zelle, der
möchte mit Ihnen sprechen, haben wir gestern Abend festgenommen und der möchte jetzt
mit dem Anwalt sprechen. Die wissen ja sozusagen nicht, wer kommt. Also die sagen halt, ich
möchte den Anwalt sprechen. Und dann wird man halt angerufen, auch von der Polizei. Und
ja, dann geht man dahin und dann saß da halt einer, der seine Freundin mit dem Messer
schwer verletzt hat, auf der Flucht war, mit dem Hubschrauber dann gesucht wurde, wieder
eingefangen wurde. Und ich saß an dem Abend davor bei uns im Garten und habe den
Hubschrauber gehört und hätte nicht gedacht, dass das nächsten Tag dann mein Fall wird9
sozusagen. Aber das ist ja auch das da. Also wenn man es echt richtig gerne macht, so wie
ich, dann wartet man eigentlich nur darauf, dass Sonntag früh die Mordkommission anruft.
00:00:18.25
Raul Krauthausen: Ich habe viele Podcastfolgen mit dir gehört und Interviews gelesen und
ganz oft fand ich Dann in den Gesprächen ging es so sehr schnell um, wie macht man das
denn als blinde Person und irgendwie. Und am meisten hat mich fasziniert, dass du erzählt
hast, dass du dann in einer Gerichtsverhandlung manchmal dir von dem Richter dann das,
was man auf dem Video oder auf dem Bild sieht, beschreiben lässt und daran erkennst, ob
der Richter neutral ist oder nicht.
00:00:18.55
Pamela Pabst: Genau. Also es ist ja eigentlich, also manchmal nehme ich mir auch jemand
mit in die Gerichtsverhandlung Und manchmal ist es aber auch so, dass es sich dann einfach
plötzlich so ergibt. Also plötzlich taucht da ein Video auf und man gar nicht so dran gedacht
hat, dass es das vielleicht überhaupt gibt oder so. Und wenn dann halt keiner weiter da ist,
dann ist eben der Richter, der dann sagt, weiß ich nicht so, jetzt kommt hier derjenige mit
der roten Jacke und dann kommt hier derjenige mit der gelben Jacke und jetzt schlägt
derjenige mit der roten Jacke. Also wenn er jetzt sagen würde, da kommt jetzt der
Angeklagte mit der roten Jacke, dann wäre das sicherlich von dem Richter jetzt nicht ganz so
klug.
00:00:19.30
Raul Krauthausen: Und die achten da wirklich drauf oder gibt es dann auch so, sagen wir
mal, Schüsselfehler?
00:00:19.34
Pamela Pabst: Also bisher haben sie eigentlich immer drauf geachtet. Das ist der lustigste
Schüsselfehler, um dieses Wort mal aufzugreifen. Was ich hatte, war eine Sache mit einer
Hehlerei, also wo jemand geklautes Zeug halt verkauft hat. Und die Richterin, die mich auch
gut kennt eigentlich, ganz nette auch, hat dann in ihrem Urteil dann gesagt, dass das hier
geklaut war. Das sieht doch ein Blinder im Krückstock. Und während sie es gesagt hat, schrie
sie, oh Gott, oh Gott. Ich sag, nein, ich sag alles gut, ich sag, regen Sie sich ab, es ist alles in
bester Ordnung. Und es war so, es war irgendwie eine skurrile, lustige Situation einfach.
00:00:20.08
Raul Krauthausen: Aber hätt auch echt ein Leben leben können, ne?
00:00:20.10
Pamela Pabst: Ich fand es völlig in Ordnung. Wir sind alle nur Menschen und sie hat ja nicht
böse gemeint, sie hat so eine Redewendung, genau wie wir sehen uns oder so, also mich hat
das, ich hab das total mit Humor genommen und das hat sie meiner Meinung nach einfach
aus Unbedachtheit, es war ja selber so unangenehm oder Ich hatte eine Situation, da war ich
mit einer Assistentin im Gericht und dann wollte der Richter dann meine Assistentin dann
wegsetzen. Und ich hätte ja auch dann was sagen können, von wegen, ja wieso, ich bin
sehbehindert und das ist meine Assistentin, lassen Sie mich hier bei mir. Und als wir dann
rausgegangen sind aus dem Gerichtssaal, um uns zu beraten, nahmen sie mich so am Arm,
also hackte mich so unter und wir gingen raus. Und als wir wieder reinkamen, entschuldigte
sich der Richter von sich aus, dass er das nicht bedacht hatte, dass ich eine Sehbehinderung10
habe und dass er meine Assistentin weggesetzt hat. Dann dachte ich mir, okay, den Schock,
den der jetzt gekriegt hat, als er gesehen hat, wie wir raus sind, das hat besser gewirkt, als
wenn ich was gesagt hätte.
00:00:21.01
Raul Krauthausen: Wie sieht denn so der Alltag einer Strafverteidigerin aus? Ist er monoton
oder ist jeder Tag anders?
00:00:21.10
Pamela Pabst: Also es gibt natürlich Sachen, die immer wieder kommen, aber es gibt auch
natürlich Sachen, die sehr unterschiedlich sind. Also nicht nur, dass sich jeden Tag das Datum
ändert, sondern es passieren ja auch so unerwartete Sachen. Also grundsätzlich, denke ich,
kann man vielleicht sagen, also vormittags ist man halt in der Regel im Gericht und
nachmittags ist man halt dann in der Regel im Büro und vormittags wie gesagt führen die
Gerichtsverhandlungen statt schwerpunktmäßig natürlich in Berlin im Kriminalgericht, also in
der Turmstraße, in Morbid und nachmittags kommen dann halt entweder die Mandanten
halt ins Büro oder die, die nicht ins Büro kommen können, weil sie halt eingesperrt sind, Da
gehe ich halt einmal im Monat dann in bestimmte Gefängnisse. Dann gibt es so eine Liste,
wo ich sage, okay, den und den und den besuche ich jetzt, wenn ich dahin gehe. Das ist
sozusagen so was, was so immer wiederkehrend ist, kann man sagen. Jeden Tag kommt
natürlich auch Post, die dann erledigt werden muss und so. Oder es kommen Akten oder ich
hole Akten im Gericht dann mit ab, wenn ich dort bin. Das ist, sage ich mal, so relativ, ja
immer so ähnlich. Aber grundsätzlich sind natürlich die Fälle verschieden, die Richter, mit
denen man zu tun hat. Ja, ich bin dann auch manchmal außerhalb von Berlin unterwegs. Ich
bin ja in ganz Deutschland auch unterwegs. Und was natürlich besonders toll dann immer ist,
was wir gestern zum Beispiel hatten, ist, dann klingelt das Telefon und dann ist da zum
Beispiel eine Mutter dran und sagt, mein Sohn, der ist eben gerade festgenommen worden
von der Polizei, der kommt jetzt da irgendwo zum Richter, kriegt sein Haftbefehl, können Sie
da hinfahren können, sich darum kümmern. Und dann wird in der Regel erst mal das ganze
Tageskonzept über Bord geworfen und dann kümmert man sich halt, den muss man
telefonieren, muss man rauskriegen, wo sitzt der, also wo jetzt im Gewahrsam bei der
Polizei, wo sitzt der, dann muss man dahin, dann muss man meistens lange warten, dann
trifft man den, dann redet man mit dem und dann wird ihm der Haftbefehl vorgelesen. Also
so Haftbefehlsverkünder, das ist halt immer Action. Da wird es dann so wie bei Romy
Heiland. Da nimmt man sich ein Taxi, da springt man dann ins Taxi, mal mit Begleitung, mal
ohne Begleitung, je nachdem wer gerade da ist. Das ist richtig cool, ehrlich gesagt.
00:00:23.19
Raul Krauthausen: Ich frag mich die ganze Zeit, wenn du das so erzählst, du bist also
tagsüber bei Gericht oder vormittags bei Gericht und nachmittags im Büro. Das ist ja eine
unfassbare Pendelei, wenn das Gericht in Moabit ist und dein Büro aber in Neukölln. Also
das heißt du fährst mindestens zweimal am Tag mit dem Auto durch die Stadt?
00:00:23.40
Pamela Pabst: Nein, ja, zweimal am Tag, aber nicht mit dem Auto. Ich bin also in der Regel
mit der BVG unterwegs, mit dem großen gelben und mit der U-Bahn. Also ich kann die
Wege, die ich gelernt habe, die ich also richtig beigebracht bekommen habe, die kann ich
alleine laufen. Ich bin mit einem weißen Langstock unterwegs. Also wenn ich in Moabit bin,
dann fahre ich oft auch alleine, es sei denn, ich hab vielleicht irgendwie eine Praktikantin11
oder so, dann nehme ich die natürlich mit, was mich ja auch entlastet, wenn ich dann
jemand dabei habe. Oder wenn ich halt mehrere Termine hab, dann nehme ich auch so ein
Büro halt auch von meinen Arbeitsplatzassistentinnen halt jemand mit, um es mir selber ein
bisschen einfach leichter zu machen. Weil ich habe ja manchmal auch zwei Termine an
einem Tag an zwei unterschiedlichen Orten. Da muss dann noch ein Taxi dazwischen
eingebunden werden, weil sonst schafft man das gar nicht. Und dann bin ich nachmittags
wieder im Büro.
00:00:24.32
Raul Krauthausen: Gibt es zu viele oder zu wenige Anwältinnen?
00:00:24.34
Pamela Pabst: Es gibt in Berlin schon echt viele. Ich habe ein bisschen den Überblick
verloren, wie viele es gibt. Ich weiß, damals als die Mauer noch stand, gab es irgendwie 2000
in Westberlin. Dann gab es nach der Wende irgendwie 4000. Als ich angefangen habe, waren
es dann irgendwie in Berlin, glaube ich, 11.000. Und jetzt weiß ich es ehrlich gesagt gar nicht.
Es gibt schon viele, sehr viele.
00:00:24.54
Raul Krauthausen: Aber auf der anderen Seite bei Verwaltungen, Gerichten und so weiter
gibt es wahrscheinlich zu wenige Gegenstellen. Sonst würde ein Verfahren ja nicht so lange
dauern.
00:00:25.03
Pamela Pabst: Das stimmt. Also der öffentliche Dienst hat ganz klar auch ein
Personalproblem. Das muss man ganz klar so sagen. Ja, leider.
00:00:25.09
Raul Krauthausen: Ich hatte vor anderthalb Jahren einen Autounfall und das Verfahren läuft
immer noch.
00:00:25.14
Pamela Pabst: Ja, das wundert mich nicht. Also es entspricht meinen persönlichen
Erfahrungen.
00:00:25.19
Raul Krauthausen: Was ist denn da los?
00:00:25.20
Pamela Pabst: Na, es ist halt so, dass jetzt im strafrechtlichen Bereich eben natürlich erst mal
das vorrangig bearbeitet werden muss, wo die Menschen sich in Untersuchungshaft
befinden, weil es gilt ja die Unschuldsvermutung. Und wenn ich jetzt jemanden ins Gefängnis
sperre, wo sich dann herausstellt, dass er unschuldig ist, dann muss natürlich A) der Staat ihn
für jeden Tag, den er zu Unrecht eingesessen hat, entschädigen. Und zum anderen, die
Leute, die verlieren ja durch Inhaftierung dann ihren Ruf, vielleicht dann auch die Wohnung.
Das ist ja ein riesengroßer Lebenseinschnitt. Und deswegen müssen eben vorrangig alle die
Sachen bearbeitet werden, wo sich Menschen in Haft befinden. Und alle die Menschen, die
sich in Freiheit befinden, die werden halt hinten angestellt. Und dann kann so ein
Gerichtsverfahren auch mal drei Jahre, vier Jahre dauern. Und im Zivilprozess, ich mache12
jetzt nicht so viel Zivilprozess, aber ich habe für die Eltern einer Freundin auch so einen
Nachbarschaftsstreit gemacht und der Fall fing 2016 an und war 2022, glaube ich, dann mal
beendet. Also manche Leute versterben auch über ihrem eigenen Verfahren, muss man ganz
klar so sagen.
00:00:26.28
Raul Krauthausen: Und wie oft ist es dir vorgekommen, dass auf Seiten der Verwaltung, der
Polizei Fehler gemacht wurden?
00:00:26.36
Pamela Pabst: Also es werden schon auch Fehler gemacht. Also wahrscheinlich werden sogar
noch mehr Fehler gemacht als das, was man alles so findet. Aber natürlich, also das weiß ich
nicht, am Tatort vielleicht irgendwas nicht mitgenommen wird, was später wichtig wird, wo
man ursprünglich gedacht hat, ach, diese gebluteten Kleidungsstücke noch mitzunehmen,
darauf kommt es doch irgendwie gar nicht an. Wir haben hier einen Mann verhaftet als
Beispiel. Und warum soll man dann irgendwie noch beblutete Frauenklamotten mitnehmen
am Tatort? Eine Frau kommt doch gar nicht in Betracht als Täterin. Und wenn der Mandant
dann später sagt, das war ich ja gar nicht, das war jetzt meine Freundin, zum Beispiel, dann
ist es halt blöd, wenn die Wohnung dann schon komplett ausgeräumt ist, leer geräumt ist.
Also sowas passiert dann zum Beispiel auch.
00:00:27.20
Raul Krauthausen: Und gibt es dann sowas wie Entschädigungszahlung für jeden Tag, wenn
man unschuldig im Gefängnis saß? Aber das lohnt sich, also lohnen sowieso nicht.
00:00:27.29
Pamela Pabst: Ich sage mal, jeder Tag in Haft ist natürlich auch ein verlorener Tag, aber es
hat sich geändert, als ich noch in der Ausbildung war, waren es glaube ich 11 Euro, dann
waren es lange glaube ich 25 Euro und jetzt sind es 75 Euro. Also es hat sich schon was
getan, auch durch bekannte Fälle natürlich, wo Leute sehr lange zu Unrecht gesessen haben,
dass dann sich da auch quasi ein politischer Wille gebildet hat, das dann eben auch zu
ändern. Aber was sind 75 Euro pro Tag für halt wie gesagt vertane Lebenszeit, wenn der Job
vielleicht weg die Wohnung dann vielleicht weg ist, weil man die Miete nicht mehr zahlen
konnte oder so.
00:00:28.06
Raul Krauthausen: Ja klar. Müssen die Assistentinnen, die du mit bei Gericht nimmst,
irgendeine besondere Qualifikation haben oder reicht so eine Art, wer ist das
Schweigepflicht, die sie unterschreiben müssen?
00:00:28.18
Pamela Pabst: Also sag ich mal, es ist halt so, also eine von meinen
Arbeitsplatzassistentinnen, also auch meine erste sozusagen, die ich hatte, die immer noch
bei mir ist, die ist gelernte Rechtsanwalts- und Notariatsfachangestellte. Also das, was man
früher immer als Rechtsanwaltsgehilfen sozusagen bezeichnet hat. Wir haben einen
pensionierten Rechtspfleger noch bei uns im Büro. Wir haben eine Dame, die früher in der
Versicherung gearbeitet hat und halt eben eine Auszubildende, jetzt die
Rechtsanwaltsfachangestellte lernt. Ja, also Büro sollte einem jetzt nicht fremd sein. Wenn
man irgendwie eine Papierallergie hat, dann ist es, glaube ich, der falsche Job. Und man13
sollte halt neugierig sein, einfach auf andere Menschen und Bock haben auf andere
Menschen einfach und die kommen ja auch in eine Welt rein, die ihn ja ansonsten auch
irgendwie verschlossen bleiben würde und ich glaube auch jede Assistenztätigkeit, egal jetzt
für welchen Arbeitgeber, egal mit welcher Behinderung oder so, ich glaube so ein bisschen
Idealismus muss dann auch immer dabei sein. Klar, es ist ein Job und die müssen auch Geld
dafür kriegen und kriegen sie auch, aber ich denke so ein bisschen Idealismus muss dann
auch so dabei sein, da kann man auch nicht irgendwie immer so Dienst nach Vorschrift
machen und dann seinen Blinden dann auf der Straße stehen lassen, wenn Feierabend ist
oder so. Das geht dann auch nicht.
00:00:29.34
Raul Krauthausen: Ich habe gelesen, dass potenzielle Klientinnen in Gefängnissen deine
Visitenkarte rumreichen, weil sie denken, als blinde Anwältin haust du sie die aus, so sie da
raus.
00:00:29.47
Pamela Pabst: Also ich weiß auf jeden Fall, dass ich halt so beliebt bin bei denen. Und
Gefängnis ist jetzt so ein bisschen wie ein kleines Dorf. So ist ja wie Schlumpfhausen oder
Entenhausen oder was weiß ich. Jedenfalls, es ist ja wie eine kleine, abgeschottete Welt. Und
ich weiß aus dem, was die mir so sagen, dass ich da einen guten Ruf hab bei denen. Und
deswegen geben sie natürlich meine Visitenkarte dann auch weiter und melden sich dann
zahlreich bei uns im Büro. Und ich versuch halt, das auch zum Teil auch sehr unjuristisch
dann auch zu machen. Auch immer mal ein Späßchen zu machen jetzt mit dem Inhaftierten
zum Beispiel. Oder halt eben auch Sachen möglichst unjuristisch zu erklären. Und den fällt
auch auf die Schulter zu klopfen und zu sagen, ey, das haben sie gut gemacht oder so. Also
einfach auch so ein bisschen das so auf die menschliche Tour zu machen, nicht so abgehoben
juristisch oder so. Die sollen sich auch da aufgehoben und abgeholt fühlen, ja.
00:00:30.38
Raul Krauthausen: Und wie wählst du deine Klientinnen aus? Kannst du auch sagen, die
interessiert mich nicht?
00:00:30.34
Pamela Pabst: Also grundsätzlich kann ich ja entscheiden, wen ich nehmen möchte, also mit
wem ich einen Vertrag schließen möchte und sagen möchte, ja, ich kümmere mich jetzt
darum. Also im strafrechtlichen Bereich, ich mache halt wenig Steuerstrafrecht und wenig
Wirtschaftsstrafrecht, weil ich es einfach irgendwie auch nicht so spannend finde und dass
auch andere Kanzleien sind, wo die Leute dann hingehen damit. Wenn jetzt einer kommt
und sagt, ich habe hier irgendwie eine Firma und ich habe hier irgendwie ein ganzes Zimmer
voller Bilanzen oder so, dem würde ich halt sagen, nee, also, tut mir leid.
00:00:31.16
Raul Krauthausen: Langweilig.
00:00:31.17
Pamela Pabst: Also A) ist es langweilig und B) übersteigt es auch, so meine Möglichkeiten als
Blinde mit jemandem die Bilanz vorlesen zu lassen, das ist auch schwierig und so. Also dann
würde ich dann sagen, nee, gehen Sie mal lieber irgendwie, fahren Sie zum Kuhdamm oder
so, ja. Oder wie gesagt, wenn es halt nicht mehr ein Rechtsgebiet ist, ich habe von Jobcenter14
Sachen so zum Beispiel, keine Ahnung, also Jobcenter Betrug und so, klar, das ist ja
Strafrecht und so, aber wenn jetzt einer sagt, ob ich ihm mal irgendwie seinen Bescheid
nachrechnen könnte, ob das alles so stimmt und so, das kann ich nicht, weiß ich nicht, wie
das geht. Also man kann auch nicht alles als Anwalt. Man kann sich zwar einiges drauf
schaffen, aber und ansonsten, ja manche regen sich jetzt immer fürchterlich auf, wenn ich
dann sage, Leute, die Tieren was angetan haben, die möchte ich halt nicht verteidigen, weil
die dann mal sagen, na ja, aber warum ich nicht sage, Leuten, die Kindern was angetan
haben, aber das ist ja total individuell, was einen halt emotional halt irgendwie packt, ja. Und
wenn es eine mich halt packt und ich sage, das will ich einfach nicht, ich will auch keine
Hörspiele mit gequälten Tieren oder so, das will ich einfach nicht, auch wenn es nur ein
Hörspiel ist für Kinder ab sieben oder so, nein, will ich nicht, dann ist es ja ganz individuell
und wenn ich das mit den Kindern halt hinbekomme, das heißt ja deswegen nicht, dass ich
das in Ordnung finde oder so, das ist ja überhaupt nicht in Ordnung, aber ich kann es einfach
emotional, ich kann es irgendwie hinkriegen und wenn jemand ein Tier was getan hat, kann
ich es halt nicht hinkriegen. Und deswegen, ohne dass das eine jetzt mehr wert ist als das
andere, oder das eine in höheren Stellen wert hat, das eine kann ich und das andere möchte
ich halt einfach nicht.
00:00:32.47
Raul Krauthausen: Gibt es so einen Fall, oder gäbe es Fälle, gibt es Fälle, wo jetzt nicht einem
Tier was angetan wurde, sondern einem Menschen wurde, sagst du „Sorry, aber das vertrete
ich nicht“. Also, ich kann mir zum Beispiel vorstellen, was ich sowieso nicht verstehe, die
NSU-Mörderin Beate Ciepel, die ja da verhaftet wurde, die bekam ja dann Anwälte
zugewiesen, die absurde Weise Hersturm und Stahl hießen.
00:00:33.12
Pamela Pabst: Ja, gut, das weißt du dir jetzt ein bisschen doof, ja.
00:00:33.14
Raul Krauthausen: Also der krasser Zufall.
00:00:33.15
Pamela Pabst: Klar, aber halt, also ich sag mal so, wenn es jetzt halt so politisch wird, sag ich
jetzt mal so, also ich glaube dann sind die Leute halt besser aufgehoben bei Leuten, die
deren politische Meinung auch teilen. Also glaube ich so. Ich habe auch Mandanten, die mit
dem Hakenkreuz auf der Brust rumlaufen und halt wirklich irgendwie furchterregend
wahrscheinlich auch rüberkommen. Wo das dann irgendwie in dem konkreten Fall jetzt mit
dem Rechtsein halt bei denen irgendwie gar nicht so weit hergeholt ist. Also sie sitzt dann
auch mit Ali und Ötzgür dann irgendwie in derselben Zelle und ist irgendwie gar kein
Problem und so. Wo ich so denke, okay, du hast zwar ein Hagenkreuz auf der Brust, aber
irgendwie, wenn es dann wirklich darum geht, dann bist du irgendwie gar nicht so rechts,
habe ich den Eindruck. Also sowas habe ich auch. Und ich hatte mal einen älteren Herrn, der
war irgendwie Mitte 80, der dann irgendwie wegen Volksverhetzung angeklagt war, der
dann irgendwie meinte, in der Bibel stünde halt irgendwie im Judentum sei das Böse
irgendwie schon angelegt und dann war das halt so eine historische Diskussion. Also das war
dann keine, keine, das war dann quasi mehr so eine theologische Geschichte. Also sowas
kann man machen, so, aber ich glaube halt, dass wirklich so Leute, die so Reichsbürger sind
und so, dass die sich jetzt bei mir nicht wohlfühlen würden, weil sie halt das Gefühl hätten,
dass ich ihre Meinung halt nicht teile. Also ich würde denen glaube ich sehr deutlich sagen,15
dass ich ihre Ableitung, warum es den deutschen Staat, so wie sie es sagen, gar nicht gibt
und so, dass ich das einfach nicht teile. Und wenn ich dann Schriftsätze schreiben würde, die
würden denen nicht gefallen, weil das denen nicht genug in deren Richtung halt gehen
würde.
00:00:34.54
Raul Krauthausen: Das heißt, du kannst sie auch ablehnen.
00:00:34.56
Pamela Pabst: Ich würde so jemand durchaus auch verteidigen, aber der würde gar nicht zu
mir kommen, weil er halt nicht sich bei mir aufgehoben fühlen würde, weil er denken würde,
dass ich nicht genug hinter ihm stehe, sozusagen, so bei so politischen Sachen.
00:00:35.09
Raul Krauthausen: Aber du würdest ihn verteidigen, also da ziehst du quasi keine…
00:00:35.12
Pamela Pabst: Also grundsätzlich würde ich es machen, aber ich denke halt, wie gesagt, dass
ihm meine Form der Verteidigung nicht gefallen würde. Also ich würde es ablehnen, dem
Gericht zu schreiben, dass es den deutschen Staat so nicht gibt. Das würde ich nicht
schreiben, weil ich mich ja auch nicht lächerlich machen will. Aber er würde von mir
verlangen, dass ich es so schreibe und deswegen würde er wahrscheinlich zu mir nicht
kommen oder wir würden uns im Vorgespräch dann halt zerstreiten und ich würde sagen,
wissen Sie, ich würde sie verteidigen, aber wenn Ihnen das alles nicht passt, wie ich Ihnen
vorschlage, wie ich sie verteidige, dann bin ich halt die Falsche. So, ne? Also so würde ich da
rangehen an die ganze Geschichte.
00:00:35.47
Raul Krauthausen: Hat sich dein Blick auf die Menschen geändert, seitdem du viel mit
Straftätern, Straftäter*innen zu tun hast?
00:00:35.55
Pamela Pabst: Also geändert würde ich jetzt nicht sagen. Ich würde halt sagen, man kriegt
halt einen krass breiten Einblick so in die Gesellschaft, einfach wie die Leute ticken, in
welchen Lebensumständen die Leute leben. Ich habe ja also wirklich mit dem ganzen
Querschnitt die Gesellschaft zu tun, auch mit ganz vielen Berufen, was auch dann spannend
ist, wenn man dann auch mal so Berufssachen so fragen kann. Ich dann mal einen Piloten
habe oder einen Polizisten oder einen Lokführer oder eine Prostituierte oder eine Porno-
Darstellerin oder so. Man kann ganz viele Sachen einfach mal so fragen, die einen
interessieren, die es mit dem Fall vielleicht gar nichts zu tun haben.
00:00:36.00030
Raul Krauthausen: Aber jetzt sagen wir mal auch Empathie zu entwickeln zu Leuten, die zwar
jemand umgebracht haben, aber eigentlich total nett sind.
00:00:36.38
Pamela Pabst: Ja, also ich sage immer etwas flapsig, die meisten Menschen sind ja mehr als
ihre Tat. Tat ist halt ein Ding so, grundsätzlich halt ein Zeitaspekt sozusagen, eine Stunde in
dessen Leben oder eine Minute in dessen Leben oder was weiß ich. Klar, manchmal dauern16
Sachen auch länger, aber so grundsätzlich ist ja jeder Mensch mit seiner Biografie halt mehr
als diese Tat, die er begangen hat. Und die allermeisten, die man dann so hat, die sind
wirklich auch höflich zuvorkommend, mit denen kann man auch kommunizieren. Klar gibt es
natürlich auch Leute, die halt auch ein merkwürdiges Verhalten an den Tag legen, die dann
auch quasi die Ursache darstellen für die Taten. Also ein bestimmtes Verhalten stellt dann
auch die Ursache für die Tat dar. Wenn ich mein Leben lang immer nur betrogen habe, bin
ich halt auch irgendwie ein anderer Mensch, als wenn ich den Leuten permanent auf die
Fresse haue.
00:00:37.33
Raul Krauthausen: Aber hilft dir das vielleicht auch im Umgang im Alltag mit anderen
Menschen. Also nicht unbedingt bei Gericht oder in der Kanzlei, sodass du dann sagst, okay,
jemand ist mehr als das Schreien auf der Straße.
00:00:37.44
Pamela Pabst: Also grundsätzlich, sag ich jetzt erstmal, habe ich erstmal Vertrauen zu
meinen Mitmenschen. Ich bin jetzt nicht per se immer ein misstrauischer Mensch, auch
wenn ich weiß, dass schlimme Sachen geschehen. Enkel trägt, weiß ich nicht, abgefischte
Daten im Internet oder so. Also wenn ich mich jetzt einer auf der Straße anspricht und fragt,
ob er mich mitnehmen kann zur Bushaltestelle, dann gehe ich jetzt nicht erstmal davon aus,
dass das jetzt ein Handtaschenräuber ist sondern halte jetzt meine Sachen fest oder so. Also
ich glaube ich habe trotzdem erstmal so ein Grundvertrauen und gehe erstmal davon aus,
dass alles gut gehen wird. Aber natürlich so Tricks, sowas kennt man dann natürlich so E-
Mails im Büro so von wegen geben sie mal ihre Bankdaten ein oder so. Sowas mache ich
natürlich dann nicht, weil ich aus meiner Berufstätigkeit heraus natürlich weiß, was da
schiefgehen kann. Aber grundsätzlich glaube ich, bin ich ein vertrauensvoller Mensch immer
noch.
00:00:38.30
Raul Krauthausen: Gleich geht’s weiter. Wenn Du diesen Podcast unterstützen möchtest,
dann kannst Du das mit einem kleinen monatlichen Beitrag tun. Im Gegenzug kannst Du alle
Folgen vorab hören und Du wirst, sofern Du das möchtest, hier im Podcast namentlich
genannt. Alle Infos Findest du unter www.im-aufzug.de. Ende der Service-Durchsage. Viel
Spaß beim zweiten Teil der Folge.
00:00:39.05
Raul Krauthausen: Was hättest du beruflich gemacht, wenn du nicht Juristin geworden
wärst?
00:00:39:08
Pamela Pabst: Wenn ich nicht Juristin geworden wäre und sehend gewesen wäre, dann wäre
ich supergern zur Polizei gegangen.
00:00:39:15
Raul Krauthausen: Also doch in dem Feld.
00:00:39:16
Pamela Pabst: Mit Uniform, auf der Straße. Das wäre als Sehende Frau, Das wäre für mich so
voll mein super Ding irgendwie gewesen. Und als Blinde hatte ich eigentlich jetzt gar nicht so17
wirklich, ich hatte nie eine Alternatividee, muss ich ehrlicherweise sagen. Aber da ich so
unglaublich gern mit der Bahn fahre und so unglaublich gerne Fahrkarten kaufe, habe ich
festgestellt, ich wäre super gern Fahrkartenverkäufer bei der Deutschen Bahn geworden.
Weil ich es super cool finde, den Leuten zu sagen, in welchem Zug sie steigen müssen, wo
der dann mit ihnen hin fährt und wo sie umsteigen müssen. Und das fasziniert mich
irgendwie mit der Bahn, ehrlich gesagt.
00:00:39:51
Raul Krauthausen: Das finde ich interessant, weil diesen Berufswunsch habe ich noch nie
gehört. Alle fluchen über die Bahn.
00:00:39:55
Pamela Pabst: Ich fahre total gerne mit der Bahn.
00:00:39:58
Raul Krauthausen: Ja, ich auch. Aber wenn sie dann fährt und funktioniert, bin ich auch mega
Fan.
00:00:40:01
Pamela Pabst: Aber ich finde, sie fährt viel öfter als immer, so behauptet wird. Also ich finde,
sie ist viel besser als ihr Ruf, ist meine Meinung.
00:00:49:07
Raul Krauthausen: Und die Leute sagen ja niemals, wenn sie mit dem Auto fahren, ich
komme 18.34 Uhr an.
00:00:40:11
Pamela Pabst: Deswegen. Also so sagt ja auch keiner.
00:00:40:14
Raul Krauthausen: Genau.
00:00:40:14
Pamela Pabst: Von daher, ich fahre super gern mit der Bahn.
00:00:40:17
Raul Krauthausen: Ich habe irgendwo gelesen, dass du tausend Gerichtsverfahren überhaupt
mitbegleitet, mitbeobachtet hast, bevor du dein erstes Staatsexamen gemacht hast.
00:00:40:25
Pamela Pabst: Genau, ich war ja dann seit 1994 regelmäßig im Gericht zum Zuhören.
00:00:40:32
Raul Krauthausen: Einfach so aus Interesse.
00:00:40:33
Pamela Pabst: Einfach so aus Interesse, genau, einfach in den Schulferien und so. Einfach so
zum Zuhören. Dann war ich ja seit 95 Praktikantin in einer Rechtsanweiskanzlei, über die ich
ja auch dann fast jeden Tag in den Ferien mit ins Gericht gegangen bin und ja so kam das18
dann, dass ich bis zum Examen dann schon im tausend, also auch über tausend
Gerichtsverfahren hatte.
00:00:40:55
Raul Krauthausen: Das heißt, du hast dann einfach unglaublich viel Erfahrung.
00:00:40:58
Pamela Pabst: Genau, ich hatte einfach unglaublich viel so praktische Erfahrung durchs
einfach dabei sein. Also dadurch hat man natürlich die materiell rechtliche Erfahrung nicht.
Also man muss trotzdem studieren, weil was in den Gesetzen drin steht und so und wie das
alles funktioniert, muss man natürlich studieren aber rein vom Ablauf her und so bin ich da
quasi so richtig reingewachsen.
00:00:41:18
Raul Krauthausen: Und auch die Argumente, ne?
00:00:41:19
Pamela Pabst: Die Argumente, wie reden die, wie benehmen die sich. Ja, genau.
00:00:41:23
Raul Krauthausen: Wow. Also das ist ja fast schon Berufung, oder?
00:00:41:27
Pamela Pabst: Irgendwie schon, ja. Das stimmt.
00:00:41:29
Raul Krauthausen: Ich hab keine Ahnung, mit neun hab ich noch Lego gespielt.
00:00:41:32
Pamela Pabst: Ich hab auch Lego gespielt, aber ich hab dann irgendwann einen Gerichtssaal
gebaut.
00:00:41:38
Raul Krauthausen: Welche Rolle spielt denn Gerechtigkeit in deinem Leben außerhalb der
Juristerei?
00:00:41:43
Pamela Pabst: Also Gerechtigkeit ist ja mal so eine Sache, also um es quasi noch einmal an
die Juristerei anzuknüpfen. In der Juristerei, da geht es ja eigentlich nicht um gerechte
Urteile, sondern es geht ja eigentlich um juristisch-fachlich richtige Urteile, also ob das
Gesetz sozusagen richtig halt angewendet wird. Das Recht kann perfekt angewendet worden
sein, alles richtig, alles wunderbar, Aber es kann sich halt trotzdem extrem ungerecht halt
anfühlen, sodass es mit der Gerechtigkeit halt immer so eine Sache ist. Und ich empfinde,
also Gott sei Dank habe ich in meinem Leben sage ich mal wenig Ungerechtigkeiten erlebt,
weil Ungerechtigkeiten machen auch irgendwie machtlos, machen irgendwie hilflos, lassen
einen irgendwie auch sauer und wütend und traurig zurück. Ich finde Situationen immer
total ungerecht, wenn ich das Gefühl habe, ich habe alles richtig gemacht. Also ich habe
mich darum bemüht, die richtige Bushaltestelle zu finden, den richtigen Bus zu finden. Hab
dann gefragt, welcher Bus ist denn das? Krieg dann eine Auskunft und die Auskunft ist falsch.19
Und ich steige deswegen in den falschen Bus. Also das sind so Situationen, die empfinde ich
als total ungerecht, weil ich alles richtig gemacht habe für meinen Teil und nur weil die
anderen irgendwie was nicht richtig gemacht haben, stecke ich jetzt dann im Schlamassel.
Das empfinde ich irgendwie als krass ungerecht, muss ich ehrlich gesagt sagen. Oder wenn
man so das Gefühl hat, dass so Mühe sich nicht gelohnt hat. Also ich hatte so nach dem
ersten Staatsexamen, was ein gutes Staatsexamen auch war, es war kein schlechtes
Staatsexamen, aber ich hätte es mir vielleicht noch ein bisschen besser gewünscht, hatte ich
irgendwie so das Gefühl, so diese ganze Mühe und diese ganze Kraft und diese ganze.
00:00:43:27
Raul Krauthausen: Das ist ja Horror, ne?
00:00:43:27
Pamela Pabst: Ich hatte das Gefühl, für das, was ich da reingesteckt habe, bin ich nicht
entsprechend entlohnt, belohnt worden. Ich wollte ja gar nichts umsonst, ich wollte ja gar
nichts zusätzlich, aber ich hatte das Gefühl, für das, was ich da alles reingesteckt habe, hätte
ein bisschen mehr bei rumkommen müssen. Das habe ich zum Beispiel als sehr ungerecht
gefunden als Beispiel.
00:00:43:46
Raul Krauthausen: Aber das Studium an sich ist ja schon Horror, oder?
00:00:43:51
Pamela Pabst: Also ich hab’s ja trotzdem geliebt. Ich hab auch keine Sekunde drüber
nachgedacht, das abzubrechen oder so.
00:00:43:57
Raul Krauthausen: Aber das ist doch ein Jahr einsperren und lernen.
00:00:44:00
Pamela Pabst: Ja, also fürs Staatsexamen am Ende ist es im Grunde ein Jahr einsperren und
lernen, das stimmt. Das muss man wollen. Das muss man wollen. Aber ich hab’s gewollt. Ich
hab nie was anderes gewollt. Und ich bin bereit gewesen, das dann eben auch auf mich zu
nehmen. Meine Eltern sagen auch immer, jetzt erntet man eigentlich die Früchte von
alledem. Man hat einen tollen Beruf, man hat viele Freiheiten, auch trotz Behinderung. Also
ich kann ja diesen tollen Beruf mit diesen vielen Freiheiten ja auch nur machen, weil ich halt
Assistenzkräfte habe, die mir dabei halt helfen. Das muss man auch mal ganz deutlich sagen,
das gehört zur Wahrheit natürlich auch dazu.
00:00:44:37
Raul Krauthausen: Bezahlst du die privat?
00:00:44:38
Pamela Pabst: Nein, das ist so eine Mischung. Also es ist eine Mischung aus staatlicher
Finanzierung über das Integrationsamt, jetzt der Inklusionsamt, wobei ich zugebe, dass ich
mich an dieses Wort Inklusionsamt noch nicht so wirklich gewöhnt habe.
Hauptfürsorgestelle fand ich auch scheiße, aber ich habe mich noch nicht so an dieses Wort
gewöhnt. Ja, es ist so eine Mischkalkulation. Zum Teil zahle ich halt als Arbeitgeberin selber
halt was und zum Teil zahlt halt das Integrationsamt oder Inklusionsamt für meine20
Arbeitsplatzassistenten, weil sie zum Teil als Arbeitsplatzassistenten und zum Teil als
normale Angestellte tätig werden. Und das ist dann halt so eine Mischung.
00:00:45:20
Raul Krauthausen: Das heißt, die Hilfe, die du bekommst durch Assistenz, ist jetzt nicht an
dein Einkommen und an dein Vermögen gekoppelt?
00:00:45:25
Pamela Pabst: Genau. Also in meinem konkreten Fall, was ich auch sehr gut finde und was
ich in anderen Konstellationen sehr gemein und auch menschenverachtend finde, ehrlich
gesagt, ist, dass es halt nicht ans Einkommen gekoppelt ist.
00:00:45:38
Raul Krauthausen: Also so ist es bei mir, ne?
00:00:45:40
Pamela Pabst: Genau, das weiß ich auch. Also dass es bei dir so ist und ich finde es ganz
schrecklich. Ich finde es nicht in Ordnung.
00:00:45:44
Raul Krauthausen: Also da haben wir wieder die Ungerechtigkeit.
00:00:45:46
Pamela Pabst: Genau und ich finde es wirklich sehr, sehr ungerecht, finde ich, weil wir
machen beide einen tollen Job und ich finde es einfach nur ungerecht. Aber es ist halt wie
gesagt nicht ans Einkommen gekoppelt. Es ist halt daran gekoppelt, dass ich einer
Berufstätigkeit nachgehe, die mich halt auch ernährt. Also ich kann jetzt quasi nicht
irgendwie einen Tag in der Woche als Rechtsanwältin arbeiten und sagen, ich will jetzt
Assistenz, weil das Amt dann sagen würde, ja davon kann man doch nicht leben und so
Privatvergnügen finanzieren wir nicht. Also ich kenne auch Leute, die genau halt diese
Problematik halt haben, weil sie sagen, sie möchten halt einfach nicht mehr arbeiten, weil
sie zum Beispiel einen Partner haben, der viel arbeitet, der viel Geld verdient oder weil sie
halt nicht können. Ich denke, wenn sie halt nicht mehr arbeiten können, weil es einfach nicht
mehr geht, vielleicht wäre es dann so genannt mal eine andere Konstellation. Aber ich weiß,
es gibt halt durchaus einen Streit, dass Leute zu wenig arbeiten. Also bei mir könnte man ja
auch sagen, die arbeitet zu viel. Ich arbeite mehr als 40 Stunden in der Woche.
00:00:46:47
Raul Krauthausen: Wie viel?
00:00:46:49
Pamela Pabst: Ich würde sagen so 55 Stunden in der Woche und ich habe 48 Stunden in der
Woche Assistenz.
00:00:46:55
Raul Krauthausen: Das heißt, wenn du nach Hause gehst, hast du keinen.
00:00:46:58
Pamela Pabst: Genau. Aber dann gehe ich auch nach Hause, dann will ich auch nicht mehr
arbeiten.21
00:00:47:01
Raul Krauthausen: Ja, also ich brauche zu Hause auch Assistenz, ich glaube, das ist der
Unterschied.
00:00:47:04
Pamela Pabst: Genau, das ist der Unterschied, genau. Und wenn ich halt am Wochenende
noch arbeite, habe ich halt keine Assistenz, aber ist auch in Ordnung so. Und ich arbeite
dann eben Teil meiner Zeit, die ich arbeite ohne Assistenz, aber ich bereite das dann halt mit
der Assistenz so vor, dass ich es da noch alleine machen kann. Dass dann der Computer mir
die Sachen vorliest, weil die mir das zum Beispiel vor eingescannt haben oder so was.
00:00:47:27
Raul Krauthausen: Wie gehst du denn eigentlich damit um, wenn Leute sagen, oh, die Frau
Papst, die ist ein Vorbild?
00:00:47:33
Pamela Pabst: Ja, also ich sag mal so, ein Vorbild zu sein ist jetzt eigentlich an sich nichts
Schlechtes, sag ich jetzt mal so. Weil, also ich bin ja deswegen kein besserer Mensch, aber
ich kann anderen Menschen einfach Mut machen und anderen Menschen die Möglichkeit
geben, auch es auszuprobieren. Also ich nehme zum Beispiel regelmäßig ganz bewusst
Praktikanten und Referendare mit einer Behinderung, weil ich weiß, dass die es schwerer
haben, einen Praktikumsplatz zu bekommen. Und weil ich auch gerne denen die Möglichkeit
geben möchte, sich anzugucken, wie arbeite ich, und zu gucken, ob sie es vielleicht auch so
hinkriegen könnten, weil sie zum Beispiel auch eine Sehbehinderung haben. Oder ich hatte
einen Referendar, der war im Rollstuhl. Und da war es so gewesen, dass es für den halt
spannend war, sich anzugucken, ob er mit Assistenz zum Beispiel das auch hinkriegen würde,
was ich hinkriege, wenn er sich anguckt, welche Wege muss ich machen, wie reagieren die
Mandanten auf mich, sind die Gefängnisse zum Beispiel barrierefrei oder so.
00:00:48:34
Raul Krauthausen: Sind Sie das?
00:00:48:36
Pamela Pabst: Jajn. Also, teilweise, es gibt auch Rollifahrer, die inhaftiert sind, das gibt es.
Ähm, für Anwälte, die jetzt dahin kommen und im Rolli sind zum Beispiel, Es ist bedingt so.
Es gibt Gefängnisse, die sind barrierefrei und es gibt Gefängnisse, die sind dann zum Teil
barrierefrei. Es gibt aber auch überall Bereiche, wo man im Grunde nicht wirklich gut
hinkommt.
00:00:48:57
Raul Krauthausen: Also das Wort „barrierefreies Gefängnis“ muss man auch nochmal sagen,
wenn man sich metaphorisch gut vorstellen. Ein barrierefreies Gefängnis heißt nicht, dass es
keine Gefängnismauern gibt und keine Zellen. Sonst heißt es einfach nur, dass jemand im
Rollstuhl wahnsinnig ist.
00:00:49:12
Pamela Pabst: Dass er sich in seiner Zelle überhaupt im Rolli zum Beispiel umdrehen kann,
dass er überhaupt eine Toilette hat, die über entsprechende Haltevorrichtungen zum
Beispiel verfügt. Aber es kann eben zum Beispiel sein, dass er, wenn er im Gottesdienst22
teilnehmen möchte, von den Mitgefangenen die Treppe draufgetragen werden muss, weil er
sonst nicht in die Kirche kommt. Und die dort arbeiten, die Vollzugsbeamten, die mehr sind
als Tür auf, Tür zu. Also das sind keine Wärter und das sind auch keine Schließer, das sind
Vollzugsbeamte. Das liegt mir sehr am Herzen, weil viele Menschen aus Unkenntnis, dann
auch Wärter oder Schließer sagen, das geht gar nicht. Aber die dürfen zum Beispiel aus
versicherungstechnischen Gründen einen Geheingeschränkten, inhaftierten, nicht einfach
hochgepackt die Treppe in die Kirche rauftragen.
00:00:49:59
Raul Krauthausen: Aber die Mitinsassen dürfen das?
00:00:50:01
Pamela Pabst: Die Mitinsassen machen es einfach und man kann es ihnen wahrscheinlich
auch nicht verbieten. Und die machen es auch. Die kümmern sich auch sehr gut, sag ich jetzt
mal, um andere, die schwächer sind, sind, die halt Schwierigkeiten haben und so weiter. Und
jetzt als Anwalt jetzt im Rolli oder der Referendar zum Beispiel, das ist dann so, wenn ich
jetzt halt einen Mandanten besuchen will, dann ist es halt blöd, wenn die Räume, wo das
stattfindet, halt im ersten Stock sind und das halt nur eine Treppe, die ich halt irgendwie
hochkommen muss. Entweder ich habe halt einen Arbeitsplatzassistenten, wie mein
Referendar, den Nico hatte, der halt ein starker Typ war, der hat den halt einfach
geschnappt und hat ihn einfach huckepack, die Treppe raufgetragen oder hat ihn auch
einfach aus aus dem Rolli geholt, einfach zack boom ins Taxi reingestopft, weil ein
barrierefreies Taxi zu kriegen ist unmöglich. Also das hängt dann extrem, auch bei so einer
Situation, natürlich extremst von der Assistenz ab. Ob ich einen Assistenten habe, der, wie
gesagt, der mich einfach schnappen kann und mal hochtragen kann, wenn ich halt eine
andere liebe, nette Assistentin habe, die aber nicht kräftig genug ist, die mag zwar super nett
sein, aber die kann ihn halt nicht tragen, dann geht es halt nicht und kann ich halt entweder
den Mandanten nicht besuchen oder man muss dem Gefängnis sagen, was können wir
machen? Also wir sind dann auch zum Beispiel durch die Fahrzeugschleuse dann im Rolli
00:00:51:13
Raul Krauthausen: oder in einen anderen Raum reingegangen und so.
00:00:51:17
Pamela Pabst: Aber im Grunde sind die eigentlich schon sehr kooperativ, muss man
ehrlicherweise mal sagen. Und ich hatte zum Beispiel auch eine schwerhörige Praktikantin,
die eben auch gerne ausprobieren wollte, ob sie mit der Akustik in dem Gerichtssaal zum
Beispiel klarkommt. Also ich bin da für jede Art von Behinderung auch offen und ich hab
auch Menschen schon verteidigt mit allen möglichen Behinderungsarten. Gehörlose
Mandanten, Rollisitzende. Ich hatte einen Räuber, der im Rolli saß zum Beispiel. Oder ich
hatte auch eine geistig behinderte junge Dame, die halt vom Intellekt her vielleicht wie eine
Zwölfjährige war, die ich verteidigt habe zum Beispiel. Ich hab eigentlich auch schon alles
gehabt und auch gerne gehabt. „Zu mir, kann da jeder kommen, ich bin da ganz offen.“ Viele
Kollegen haben Berührungsängste, die sagen, ich kann das nicht, ich will das nicht. Und dann
kommen teilweise die Eltern. Die Eltern, die arbeiten dann vielleicht in der Justiz und haben
halt dann ihre Tochter gehabt, die eben wie ’ne Zwölfjährige war, die den mich kannte und
sagte, „Mensch, können Sie uns nicht helfen.“ Der Rechtsanwalt XY kommt mit meiner
Tochter nicht klar, der weiß gar nicht, wie er mit ihr reden soll, wie er die anpacken soll.
offen für alles und so und so kommt sowas auch dann zustande.23
00:00:52:32
Raul Krauthausen: Das heißt du bist ein Vorbild einfach durchs Machen?
00:00:52:35
Pamela Pabst: Einfach durchs Machen, genau. Wie ich mit den Menschen einfach umgehe.
Und die Mütter von diesen, die kommen zu mir, die sagen Mensch endlich mal keine
Probleme. Sonst fängt immer alles an mit ja wie soll das denn gehen? Und das gibt es bei uns
dann einfach nicht. Wenn da jemand kommt, zu der sie die schwer hörte, sagt ich willst du
mich angucken? Beim Reden möchtest du, dass ich dir was aufschreibe, wie groß soll die
Schrift sein? Und dann war alles klar. Oder der Rollifahrer, hab ich gedacht, kannst du
aussteigen aus dem Rolli, kannst selber irgendwie auf die Toilette gehen oder wie willst du
das machen? Und dann war alles klar. Also, man muss nur drüber sprechen.
00:00:53:12
Raul Krauthausen: Und hast du Vorbilder? Oder hattest du?
00:00:53:15
Pamela Pabst: Also, eine Sache, die ich halt immer gern erzähle, war halt, also wieder
Rhetorik, Thema Rhetorik. Mich hat halt Bill Clinton extrem fasziniert. Den hätte ich übrigens
auch super gerne verteidigt mit seiner Monika Lewinsky. Also den fand ich, den fand ich
super.
00:00:53:32
Raul Krauthausen: Das ist aber US-Strafrecht.
00:00:53:33
Pamela Pabst: Genau. Also wenn er jetzt halt in Deutschland quasi mein Mandant gewesen
wäre, hätte ich ihn super gerne verteidigt. So weil ich ihn einfach super sympathisch fand in
dem Schlamassel, in das er sich da rein laviert hat. Und seine Rede, die er gehalten hat, 94,
als die Amerikaner abgezogen ist, wo er gesagt hat „Everything is possible, nothing will stop
us“. Also „Alles ist möglich, nichts wird uns aufhalten“ auch in deutscher Sprache fand ich
super. Also diese Rhetorik, die da drin liegt, die diesen Worten, fand ich toll und das habe ich
mir auch so ein bisschen zum Lebensmotto so gemacht. „Alles ist möglich, nichts wird uns
aufhalten“ und Probleme sind dazu da gelöst zu werden.
00:00:54:12
Raul Krauthausen: Ich dachte immer, dass Barack Obama der große Rhetoriker war.
00:00:54:15
Pamela Pabst: Na, für mich war es immer Bill Clinton, ehrlich gesagt.
00:00:54:18
Raul Krauthausen: Aber hinter dieser Amerikanisierung oder amerikanischen Perspektive
von „Everything is possible“, „Nothing can stop us“ oder „Just do it“ und so, da schwingt für
mich immer so ein bisschen mit, dass jeder auch für sein Glück alleine verantwortlich ist.
00:00:54:35
Pamela Pabst: Total. Also wenn du dir nicht selber hilfst, dann hilft dir keiner. Also das meine
ich jetzt nicht ganz so krass, aber klar, jeder ist für sein Glück selbst verantwortlich. Das24
müssen ja auch Kinder, die jetzt, sag ich mal, so beschult worden sind, dass sie halt sehr, sag
ich mal, unter ihresgleichen so gehalten worden sind, wenig so Kontakt zur Außenwelt
hatten.
00:00:54:56
Raul Krauthausen: Also Sonderschule meinst du?
00:00:54:56
Pamela Pabst: Sonderschule, genau. Das müssen die ja oft auch erst wirklich auf einem sehr
langen, komplizierten Weg lernen, dass nicht alles in der realen Welt, nicht alles an einen ran
getragen wird, sondern dass man auch sagen muss, was man haben möchte, auch an Hilfe.
Wenn die Tür vom Bus aufgeht, kann der Busfahrer nicht ahnen, was ich will. Dann muss ich
ihn fragen, welcher Bus sind Sie denn und so. Also von daher, man muss sich das schon
selber nehmen, was man braucht. Oder zumindest formulieren, was man braucht. Die
anderen können es ja nicht wissen.
00:00:54:25
Raul Krauthausen: Meine Mutter hat immer zu mir gesagt, jeder ist seines Glückes Schmied,
aber nicht jede Schmiedin hat Glück.
00:00:55:30
Pamela Pabst: Ja, das stimmt. Das stimmt. Also es hängt auch viel von den Umständen ab,
welche Menschen trifft man und wie geht man mit den anderen Menschen um, um, ob sie
Menschen wieder zurückziehen. Also ich denke, da haben wir jetzt auch die Verantwortung,
auch einfach Hemmnisse abzubauen, auch den Menschen halt möglichst so gegenüber zu
treten, dass wir einfach auch keine Hemmungen irgendwie schüren. Also dass wir irgendwie
nett sind zu den Menschen, dass wenn wir angesprochen werden, ob man uns helfen kann,
finde ich, dann sollte man höflich sein, dann sollte man nicht die Menschen anblaffen und
sagen, ich brauche keine Hilfe, oder so, dann die Leute haben es gut gemeint. Oder weil sie
nicht so ordentlich angezogen ist, dass man gut geduscht ist. Also dass man nicht einfach
sozusagen noch so durch so Sachen, die man regeln kann, nicht noch Hemmnisse irgendwie
aufbauen oder so.
00:00:56:22
Raul Krauthausen: Ich verstehe, was du meinst, aber gleichzeitig, und das ist mir in deinem
Podcast aufgefallen und auch in meinem Podcast aufgefallen, dass wir sehr schnell
bereitwillig unsere Behinderung zu erklären, also sehr bereitwillig sind, unsere Behinderung
zu erklären, wieviel können wir sehen, wieviel können wir laufen, wie oft haben wir was
gebrochen, wo ich dann halt denke so ja, aber eigentlich müssen wir das nicht erzählen.
00:00:56:46
Pamela Pabst: Wobei witzigerweise, also so in meinem Alltag, in meinem Berufsalltag spielen
so Erklärungen
00:00:56:51
Raul Krauthausen: Das sind nur die Journalisten, die das wissen.25
00:00:56:53
Pamela Pabst: Das stimmt, aber so in meinem Berufsalltag spielen so Erklärungen gar keine
Rolle. Also wenn ich jetzt einen Mandanten habe, der kommt, da spielen meine
Sehbehinderung erstmal gar keine Rolle und wenn die was dabei haben und sie können gut
die deutsche Sprache, dann sage ich halt, können sie mir das vielleicht kurz vorlesen, der
Text ist mir zu klein zum Beispiel, also ich sag denen auch dann nicht, wie viel sehe ich, wie
viel sehe ich nicht oder so, ich sage mal, können sie mir das vorlesen, der Text ist mir zu
klein, dass es in Weitem und weißes Blatt Papier für mich ist und dass ich eigentlich sein
Gesicht auch dann gar nicht sehe in dem Moment, das ist ja in dem Moment gar nicht weiter
irgendwie interessant. So, ne, also so in der Realität spielst dann eigentlich eher nicht so die
Rolle. Wenn die Leute mal was fragen, dann dürfen sie natürlich fragen, aber sie fragen
komischerweise auch eher selten, muss ich sagen. Sie nehmen es dann so hin, weil sie sehen
ja, dass es funktioniert. Sie kriegen es ja quasi live vorgeführt und wie oft du dir was
gebrochen hast, ehrlich gesagt interessiert mich auch überhaupt nicht die Bohne.
00:00:57:48
Raul Krauthausen: Ja, Spars dir. Jetzt habe ich gerade viel davon gesprochen, dass andere
Menschen ja vielleicht auch auch durch die Begegnung mit behinderten Menschen was
lernen können. Aber von wem hast du was gelernt? Also klar, jenseits von Schule und
Ausbildung. Aber gibt es irgendwie einen Menschen, der dich geprägt hat?
00:00:58:07
Pamela Pabst: Natürlich meine Eltern. Also ich habe super tolle Eltern. Also die ist nie als
irgendwie negativ empfunden haben, ein behindertes Kind zu haben. Also sie hatten halt ein
Kind, was anders war, aber sie hatten halt deswegen kein minderwertigeres Kind oder so. Es
gibt ja leider auch Eltern, wo man den Eindruck gewinnt, dass die halt irgendwie das Gefühl
haben, sie haben irgendwie eine Fehllieferung bekommen vom lieben Gott oder so. Also
meine Eltern, die haben mir extrem viel beigebracht und ja auch, von denen habe ich auch
ein gutes Allgemeinwissen bekommen und auch einfach wie geht man mit anderen
Menschen um und Willi Schwoll, also mein damaliger Mentor sozusagen, also dieser
Rechtsanwalt aus meinem Erweckungserlebnis, bei dem ich ja dann von 1995 an für neun
Jahre quasi Dauerpraktikantin war, was auch lustig war, um nochmal auf Bill Clinton dann zu
kommen. Man dann sagt, er ist meine Praktikantin, hat mir viele Lacher auf unserer Seite
natürlich. Also von dem habe ich natürlich auch viel gelernt, auch so in kultureller Hinsicht.
Der war halt auch Literatur studiert auch und der hat mir natürlich da viel auch beigebracht
und meinen Klavierlehrer, der mir halt viel über Musik, klassische Musik, Oper und sowas
beigebracht hat, was jetzt meine Eltern mir jetzt nicht so beibringen konnten. Also ich denke,
dass ich so einfach immer gute Leute um mich herum hatte, die als Kind mir auch viele
Bereiche so gezeigt haben, einfach viele, viele kulturelle Bereiche, wo ich jetzt nicht so gut
war. Früher Erdkunde war ich früher nicht so gut, es war schwierig, so als sehbehinderter
Mensch, da bin ich jetzt richtig gut. Seit ich mit der Deutschen Bahn fahre, bin ich jetzt richtig
gut. Das läuft jetzt richtig gut.
00:00:59:45
Raul Krauthausen: Aber jetzt fragt einen keiner mehr ab.26
00:00:59.46
Pamela Pabst: Nee, jetzt fragt einen keiner mehr ab. Und klar, und so, wie sag ich noch,
Kunst halten. Bildhauerei oder Bilder. Also in der Bilderausstellung bin ich jetzt echt
irgendwie die Falsche. Das ist so was, das ist so mein Manko. Also weiß ich was, Van Gogh
und Spitzweg und so, was die da gemalt haben. Also klar, kenne ich so ein paar Sachen so
wie ein Goldhelm und das Abendmal und so. Aber das ist jetzt nicht so meine Baustelle.
muss ich ganz ehrlich sagen, das ist, glaube ich, das wäre auch vielleicht ein bisschen zu viel,
viel verlangen. Ich lerne gerade noch Plattdeutsch, das ist noch was, was mir extrem am
Herzen liegt, muss ich sagen.
00:01:00:19
Raul Krauthausen: Du bist eine unglaublich ehrgeizige Person. Also ich finde das total
faszinierend. Du arbeitest 55 Stunden die Woche, du hast ein Buch geschrieben, du hast
mehrere Bücher in der Pipeline, so wie ich das verstanden habe.
00:01:00:31
Pamela Pabst: Stimmt, ich habe noch einen Krimi, den will ich noch verlegen.
00:01:00:34
Raul Krauthausen: Genau, also, liebe Verleger*innen, hören Sie aufmerksam zu.
00:01:00:34
Pamela Pabst: Hört alle aufmerksam zu.
00:01:00:41
Raul Krauthausen: Und du berätst die Fernsehserie „Die Heiland“.
00:01:00:46
Pamela Pabst: Genau, das stimmt.
00:01:00:47
Raul Krauthausen: Das ist eine ARD-Abendserie. In der vierten Staffel inzwischen handelt von
einer blinden Anwältin, die mit ihrer sehenden, leicht dümmlichen Assistentin oder
tollpatschigen Assistentin
00:01:01:02
Pamela Pabst: Tollpatschig, das trifft es, glaube ich
00:01:01:04
Raul Krauthausen: bestimmte Fälle gemeinsam bearbeiten. Und das eben in der vierten
Staffel, was für eine RBB-Sendung, sag ich mal, unüblich ist, dass sie so erfolgreich, so lange
läuft.
00:01:01:15
Pamela Pabst: Genau. Hat bis jetzt alles gestimmt, was du gesagt hast.
00:01:01:18
Raul Krauthausen: Und du warst Vorbild.27
00:01:01:20
Pamela Pabst: Genau. Also ich bin sozusagen die echte, die echte Romy-Heiland, sag ich
dann immer, so etwas scherzhaft. Ich habe ja 2012, habe ich ja meine Biografie
herausgegeben. Vielleicht gibt es auch irgendwann noch mal einen zweiten Teil. Ich war
noch sehr jung, als ich die herausgegeben habe. Und das war dann sozusagen so der
Startschuss dafür, dass das Fernsehen sich eben interessiert hat und der RBB dann eben den
Wunsch geäußert hatte, eine Serie machen zu wollen. Also kein Zweiteiler, keine Reihe,
sondern eine Serie.
00:01:01:53
Raul Krauthausen: Also genug Stoff hattest Du ja mit tausend Stunden oder tausend Fällen,
die Du gesehen hast.
00:01:01:58
Pamela Pabst: Wobei ich sagen muss, dass ich halt immer sehr großen Wert darauf gelegt
habe, dass die Fälle aus der Serie halt keine Fälle von mir sind. Weil ich möchte mich
sozusagen quasi auf diesem Wege nicht nochmal an den Mandanten Bereich an. Weil ich
möchte ja, dass die irgendwann nochmal wieder ein geordnetes Leben führen können. Und
ich möchte sozusagen die jetzt nicht indirekt irgendwie vor die Kamera zerren oder so. Also
ich leg da großen Wert darauf, dass diese Fälle eben ausgedacht sind. Natürlich teilweise mit
Versatzstücken, die auch von mir kommen oder von Alltagserlebnissen, die ich sehr gerne
und oft auch beisteuere zu dieser Serie, aber eben keine Fälle, die aus meinem Büro
kommen.
00:01:02:36
Raul Krauthausen: Darf ich fragen, ob du daran verdienst?
00:01:02:37
Pamela Pabst: Ja, du darfst es fragen und ja, ich verdiene daran.
00:01:02:42
Raul Krauthausen: Und du verdienst dann pro Beratungsstunde oder auch mit anderen
Lizenzgeldern?
00:01:02:46
Pamela Pabst: Nein, also das Buch damals, da gibt es natürlich dann Geld dafür, dass man die
Rechte gibt für diese Sache und auch die Rechte gibt dann eben für diese Serie. Und ich
bekomme halt für die Beratung der Serie, bekomme ich halt pro Folge, die ich berate,
bekomme ich halt einen Beratungshonorar. Was aber jetzt nicht nach Stunden oder so
bemessen ist, sondern was halt Folge dann bemessen wird, genau.
00:01:03:11
Raul Krauthausen: Und hast du dann auch, kann ich sagen, das letzte Wort?
00:01:03:15
Pamela Pabst: Also offiziell auf dem Papier sozusagen habe ich gar kein Mitspracherecht.
Also ich sage immer etwas scherzhaft, wenn Romy jetzt das Geld ausgeht und sie müsste
jetzt irgendwie eine Table Dance bearbeiten oder so, dann kann ich nicht sagen, das will ich
nicht, weil es meinen Ruf schädigt und weil alle im Gericht unterstellen, ich hätte noch ein28
zweites Leben. So was geht nicht, da hab ich keinerlei Mitspracherecht. Aber faktisch ist es
halt so, dass die schon natürlich froh und glücklich sind über meine Beratung und mich
schätzen da eben auch dafür und mich dafür auch bezahlen. So gesehen hab ich halt schon,
sag ich mal, Einfluss. Aber letztendlich, sag ich mal, wenn sie dann sagen, nee, zieht eine
grüne Bluse an und ich sage aber unter der Robe muss sie eine weiße Bluse anziehen, dann
kann ich es halt auch nicht ändern.
00:01:04:02
Raul Krauthausen: Es gab ja sehr viel tolles Feedback auf die Serie bis bis zur vierten Staffel,
also immer noch. Es gab einen Schauspielerinnenwechsel aufgrund des tragischen
unvorherfügbaren Todes
00:01:04:16
Pamela Pabst: von Lisa Martinek.
00:01:04:17
Raul Krauthausen: Genau, die wurde jetzt neu besetzt. Wie gehst du denn mit der Kritik um,
dass die Schauspielerin in Wahrheit sehend ist?
00:01:04:26
Pamela Pabst: Genau, also das wäre ich ja oft befragt auch und ich persönlich finde es total
okay, also mich kränkt es nicht oder mich macht es auch irgendwie nicht wütend oder weiß
was ich, ich finde es total okay, dass es halt eine sehende Schauspielerin ist, weil ich halt
persönlich finde, dass so wie sie es macht, dass sie es gut macht, also ich fände es zum
Beispiel blöd, wenn sie jetzt einfach eine schwarze Brille tragen würde, das fände ich halt
irgendwie so platt und irgendwie ein bisschen billig.
00:01:04:53
Raul Krauthausen: Also vielleicht auch für die Hörerinnen. Du trägst keine schwarze Brille.
00:01:04:56
Pamela Pabst: Genau, ich trage keine schwarze Brille und ich kann keinen Blickkontakt
aufnehmen. Und die Schauspielerin spielt es eben, also dann eben auch ohne Brille und
versucht eben auch keinen Blickkontakt aufzubauen, was sehr schwer ist für die
Schauspielerin. Und ich fände es halt so ein bisschen billig, wenn sie jetzt so eine Brille
tragen würde oder so. Und da ich halt finde, dass sie es gut macht, finde ich es völlig okay,
dass sie es als Sehende halt spielt, wenn es eine blinde Schauspielerin gäbe, und man hätte
sie halt dafür engagiert, hätte ich es auch genauso gut gefunden. Es wird halt immer gesagt,
dass das ein Problem wäre, auch aus versicherungstechnischen Gründen, wenn ich zum
Beispiel blinde Schauspieler am Set hätte, was ich ein Stück weit auch verstehen kann. Ich
denke, also ich persönlich denke, dass man als blinde Schauspielerin wahrscheinlich recht
eingeschränkt so wäre. Also ich mache ja auch ab und zu Dokumentar und spiele auch ganz
gern auch mal vor der Kamera und so und ich merke halt, dass ich aufgrund meiner
Sehbehinderung natürlich eingeschränkt bin. Wenn ich jetzt so eine Szene spiele, wo ich
mich streite und ich will dem anderen vielleicht hinterher rennen im Raum und dann.
00:01:06:07
Raul Krauthausen: Ja, aber dann ist es halt authentisch.29
00:01:06:09
Pamela Pabst: Ja, klar, aber so oder andersrum, wenn ich jetzt als blinde eine Polizeibeamtin
spielen soll, dann glaube ich, dann geht es nicht, weil ich nicht dem Einbrecher hinterher
rennen kann und über den Zaun springen kann. Also ich glaube, wenn ich als blinde eine
Blinde spiele, ist es glaube ich super. Aber ich glaube nicht, dass man als Schauspielerin viel
Geld verdient, wenn man immer darauf wartet als Blinde die Blinden zu spielen oder so.
00:01:06:32
Raul Krauthausen: Ich verstehe, was du meinst.
00:01:06:33
Pamela Pabst: Aber wenn ich jetzt zum Beispiel als Rollifahrer jetzt besetzt werde, dann hat
halt der Mitarbeiter im Büro, der sitzt dann halt eben einfach im Rollstuhl, weißt du. Aber du
würdest dann auch keinen Polizisten spielen, der im Rollstuhl dem Mörder hinterherrennt.
00:01:06:48
Raul Krauthausen: Genau. Ich verstehe, das ist immer so extrem Fälle. Aber das ist ja, wenn
du sagst, die Versicherung, die hat da vielleicht Probleme, wenn die Schauspielerin blind ist.
Das ist halt so, wie wenn man sagt, der Fernsehturm.
00:01:06:52
Pamela Pabst: Genau, das ist genau so, wie du es schon gesagt hast.
00:01:06:55
Raul Krauthausen: Das ist ja die Ungerechtigkeit, die wir ändern wollen.
00:01:06:55
Pamela Pabst: Genau.
00:01:06:55
Raul Krauthausen: Das heißt, wir dürfen das doch als Betroffene, die Leute nicht durchgehen
lassen.
00:01:07:10
Pamela Pabst: Also ich sag nur, das ist halt das, was man mir halt sagt, als Begründung dafür,
warum es das nicht gibt. Aber wie gesagt, ich hab jetzt persönlich nichts gegen blinde
Schauspieler, auch vor der Kamera. Man muss halt eben nur gucken, wie setzt man sie halt
ein? Wenn ich jetzt eine sitzende Rolle.
00:01:07:23
Raul Krauthausen: Aber wir haben ja das Helle-Ei-Problem. Also wenn wir sie nicht ausbilden,
dann gibt’s sie einfach nicht.
00:01:07:27
Pamela Pabst: Das ist richtig.
00:01:07:29
Raul Krauthausen: Und wenn sie nicht verlangt werden, werden sie nicht ausgebildet.30
00:01:07:30
Pamela Pabst: Das stimmt.
00:01:07:33
Raul Krauthausen: Und das ist immer so dieser Punkt, wo ich denke, da müssten wir
vielleicht auch radikaler werden als Betroffene.
00:01:07:38
Pamela Pabst: Also da ich ja durchaus Rampensauqualitäten habe und in gewisser Weise ja
auch schauspielere, wenn ich dann dann meinem Plädoyer halte.
00:01:07:46
Raul Krauthausen: Fünfte Staffel spielst du dich selbst.
00:01:07:47
Pamela Pabst: Auch ja auch gerne vor der Kamera stehe. Ich stehe persönlich auch wirklich
gerne vor der Kamera. Wer weiß, vielleicht ist das ja nochmal eine zweite oder dritte
Karriere von mir.
00:01:07:56
Raul Krauthausen: Wie wichtig ist denn deiner Meinung nach die Repräsentation
behinderter Menschen in Medien?
00:01:08:03
Pamela Pabst: Extrem wichtig. Also das, was wir auch bei Romy Heiland ja machen, sie ist ja
blind, ohne dass wir uns jetzt da groß drüber auslassen. Wie ist sie blind geworden? Ist sie
auch von Geburt an blind? Sie wird ja auch in der Serie nicht plötzlich blind oder so. Also
diese Schicksalsgeschichten, sag ich jetzt einfach mal so. Das ist ja so das eine Ding. Aber das,
worum es ja geht, ist, dass es einfach ganz selbstverständlich ist, dass eben Menschen mit
Behinderung einfach vorkommen. dass, wie gesagt, jetzt einfach mal der
Fahrkartenverkäufer ein Rollifahrer ist bei der Deutschen Bahn oder dass es eine
Fußgängerin gibt, die eine Blinde ist oder dass eine blinde Lehrerin zum Beispiel auftaucht,
was es ja gibt als Figur, dass einfach mal die Leute mal auftauchen sozusagen. Und dass es
nicht immer Leute ohne Behinderung sind, ohne dass es darum geht, warum ist die blinde
Lehrerin blind oder warum sitzt der Fahrkartenverkäufer bei der Deutschen Bahn im
Rollstuhl oder so. Das interessiert ja gar nicht, aber sie sind einfach Teil der Gesellschaft und
sie sollten halt als Teil der Gesellschaft auch irgendwie vorkommen sozusagen.
00:01:09:06
Raul Krauthausen: Wie hat denn die Serie dein Leben verändert?
00:01:09:09
Pamela Pabst: Ich habe das geilste Hobby, was man sich nur vorstellen kann auf jeden Fall.
Das ist einfach toll an so einem Projekt halt mitzuarbeiten, was auch von so vielen Leuten
auch gemocht wird. Also mir wird dann erzählt, dass irgendwie die 13-jährige Tochter vom
Staatsanwalt irgendwie die in der Schule einen Aufsatz geschrieben hat, irgendwie über
blind sein oder über eine blinde Rechtsanwältin und so, dann denkt mir, wow, das bewegt
doch auch was so innerhalb der Gesellschaft und so.31
00:01:09:38
Raul Krauthausen: Und wie viele Stunden bist du da involviert? Oder ist das viel Arbeit?
00:01:09:41
Pamela Pabst: Es ist immer ganz unterschiedlich. Also es ist auf der einen Seite, es ist gar
nicht so viel Arbeit. Ich muss es ja auch neben meiner normalen Tätigkeit noch schaffen.
Aber wenn es halt dann kommt als Arbeit, dann ist es halt immer ganz kurzfristig. Die
Drehbücher kommen relativ kurzfristig und müssen relativ kurzfristig innerhalb von ein, zwei
Tagen oder drei Tagen fertig nachgeguckt sein und gesagt werden, was juristisch geht und
was blindenspezifisch geht.
00:01:10:11
Raul Krauthausen: Ach, du prüfst das quasi doppelt.
00:01:10:14
Pamela Pabst: Ja, sowohl juristisch als auch blindenspezifisch. Und manchmal muss ich bei so
juristischen Sachen selber, ich weiß ja auch nicht alles, und dann muss ich manchmal selber
auch erst mal recherchieren und gucken.
00:01:10:23
Raul Krauthausen: Na klar, das war
00:01:10:25
Pamela Pabst: Also im Grunde ist es halt so beides eigentlich.
00:01:10:28
Raul Krauthausen: Meine Mutter hat immer mit mir Arztserien geguckt, weil sie ist Ärztin.
Und die hat dann immer geflucht, wie unrealistisch das Ganze sei.
00:01:10:34
Pamela Pabst: Also man muss halt so ein bisschen gucken halt. Es soll auf der einen Seite
natürlich möglichst realistisch sein. Und auf der anderen Seite darf man denen halt auch so
ihre ganzen, wie soll ich sagen, ihre kreativen Sachen halt irgendwie nicht gänzlich kaputt
machen. Es muss halt alles irgendwie so zusammenpassen. Aber es soll eben auch nichts
falsch sein. Also grad blind spezifisch soll halt eben auch nichts falsch sein. Und da, finde ich,
gibt es auch keine kreativen Kompromisse.
00:01:11:04
Raul Krauthausen: Ich würde gerne mal kurz über das Thema Repräsentation sprechen, weil
ich habe neulich eine Debatte auf Twitter angefangen, wo ich sinngemäß gesagt habe, dass
diese dunkel Restaurants, dass die eigentlich so ein bisschen was von Zirkusbesuch haben,
weil sehende Menschen gehen da rein, um sich inspirieren zu lassen oder einen Eindruck
geben zu lassen. Dabei ist es doch den blinden Menschen, die dort arbeiten, egal, ob der Ort,
in dem sie arbeiten, hell oder dunkel ist.
00:01:11:37
Pamela Pabst: Das stimmt. Das stimmt.32
00:01:11:38
Raul Krauthausen: Und Inklusion wäre es quasi wie bei Heiland oder in deinem echten
Leben.
00:01:11:43
Pamela Pabst: Wenn der blinde Kellner sozusagen auch im sehenden Restaurant einfach
arbeiten würde und wenn er so einen Servierwagen benutzen würde, würde das ja genauso
funktionieren.
00:01:11:51
Raul Krauthausen: Genau. Und dass das letztendlich eine falsche Inklusion ist.
00:01:11:55
Pamela Pabst: Ja, also ich gebe dir da recht. Also kann ich kann ich absolut mitgehen, weil ich
sagen muss, dass ich also mit Leuten schon im Dunkelrestaurant war, die mich persönlich
darum gebeten haben, ob ich mit ihnen dahingehen würde, weil sie halt weil sie das toll
fanden, mit mir hinzugehen. Sie wollten nicht mit irgendjemandem hingehen, sondern sie
wollten mit mir zum Beispiel gerne hingehen. Und das fand ich auch ganz toll, auch mal
derjenige zu sein, der dann eben derjenige war, der einen Vorteil hat. Aber dass sich das
eben auch mal umdreht. Dass dann mal der andere derjenige ist, der dann sein Glas gesucht
hat. So und mein Freund, der hat sich als alle erstmal mein Dessertlöffel geklaut, weil er
gesagt hat, bevor ich ihm heimlich im Dunkeln das Dessert wegesse, hat er sich erstmal mein
Dessertlöffel geklaut.
00:01:12:43
Raul Krauthausen: Das ist wirklich witzig.
00:01:12:45
Pamela Pabst: Das fand ich gut. Und wenn es halt auch so einen gewissen Witz hat, dann ist
es doch auch trotzdem irgendwie ganz schön.
00:01:12:51
Raul Krauthausen: Kurz über deine Schulaufbahn nochmal besprochen.
00:01:12:55
Pamela Pabst: Ich bin zunächst mal in der Johann August Zäune Schule gewesen. Das war
damals, zur damaligen Zeit, halt eine Sonderschule für blinde und sehbehinderte Kinder und
halt körperbehinderte Kinder. Also Kinder, die im Rollstuhl waren, die eben nicht sprechen
konnten, die Spastiken hatten und so weiter.
00:01:12:55
Raul Krauthausen: Also bunt gemischt.
00:01:12:55
Pamela Pabst: Bunt gemischt, genau. Und da bin ich dann zwei Jahre gewesen, also in der
Vorschule bin ich da gewesen und habe eben auch so viele blinden spezifische Sachen halt
gelernt. Wie bind ich mir die Schuhe zu? Wie mache ich mir die Jacke zu? Wie gieße ich mir
was ein? Und dass blinde Kinder sowas auch alleine können, dass nicht immer die sehenden
Eltern angerannt kommen und „Du kannst das nicht, du kannst das nicht“ und so. Dann bin33
ich sozusagen integriert beschult worden, damals hieß es noch Integration. Bin ich dann halt
nochmal in die Vorschule gegangen und bin dann auf der Rodenburg-Grundschule.
00:01:13:48
Raul Krauthausen: Das heißt, Du warst die Älteste.
00:01:13:49
Pamela Pabst: Ich war die Älteste, genau. Ich war mal zwei Jahre älter als alle anderen. Zwei
Jahre vernünftiger als alle anderen. Genau, bin dann halt da in die Vorschule nochmal
gekommen, weil da waren wir dann 13 Kinder und bei mir in der Blinden-Schule waren wir
halt vier Kinder. Also da musste ich mich auch dann erstmal so ein bisschen daran
gewöhnen, dass wir einfach mehr Kinder sind. Das ist mir aber eigentlich leicht gefallen. Und
da bin ich dann bis zur 6. Klasse gewesen. In Berlin besucht man ja sechs Jahre die
Grundschule.
00:01:14:17
Raul Krauthausen: Das heißt, du bist Berlinerin?
00:01:14:18
Pamela Pabst: Ich bin Berlinerin, genau, hier geboren und geblieben. Und dann bin ich nach
der 6. Klasse, ich muss dazu sagen, diese Grundschule war zur Untermiete im Gebäude, von
dem Gymnasium auf das ich gegangen bin. Und dann bin ich halt ab der 7. Klasse dann im
selben Gebäude quasi geblieben und dann aufs Fichtenberg Gymnasium gegangen, die ja
seit Mitte der 70er Jahre ja Integration auch betrieben haben und habe da mein Abitur
gemacht. Dann 1999 mit 1,7.
00:01:14:48
Raul Krauthausen: Okay, meiner war 2,9.
00:01:14:50
Pamela Pabst: Kein Problem, ich red trotzdem mit dir.
00:01:14:54
Raul Krauthausen: Aber das finde ich deswegen interessant, weil das ist ja, wie soll ich sagen,
ja, auch da streiten sich ja die Geister, sondern Förderschule ja oder nein.
00:01:15:03
Pamela Pabst: Ich finde, es kommt halt immer auf die Lebenssituation an. Also als Kind fand
ich es dann, als ich dann auf der, in Anführungsstrichen, normalen Schule war, fand ich es
dann auf der Blindenschule halt irgendwie so ein bisschen doof und so. Aber also meine
persönliche Meinung als erwachsene Person ist halt, also ja, wenn ich halt in der Schule mit
sehenden zusammen bin, dann werde ich halt natürlich nochmal anders so auf das Leben
später vorbereitet, weil ich halt eben nicht in so einer Seifenblase bin, wo halt also.
00:01:15:29
Raul Krauthausen: Mit allen schmerzhaften Erfahrungen.
00:01:15:32
Pamela Pabst: Mit allen schmerzhaften Erfahrungen dann natürlich als Nebeneffekt, ne. Und
wenn ich aber jetzt zum Beispiel meine Sehbehinderung jetzt erst später bekomme, was es34
ja auch häufiger gibt, dann ist es halt, glaube ich, für die Kinder besser, wenn die halt erstmal
in so eine bisschen geschütztere Umgebung halt kommen, weil die auch erstmal selber mit
sich und ihrem eigenen neuen Leben auch erstmal überhaupt klarkommen müssen und so.
Da empfinde ich das auch so ein bisschen als so ein Haifischbecken, die dann bei den
anderen da so reinzuschmeißen und so. Also, das ist meine persönliche Meinung.
00:01:16:05
Raul Krauthausen: Vorletzte Frage. Was rätst du Eltern von behinderten Kindern?
00:01:16:10
Pamela Pabst: Also grundsätzlich ist es wahrscheinlich erstmal ein Schreck oder ein Schock
oder weiß was ich. Aber grundsätzlich erstmal das Kind so anzunehmen, wie es ist. Und
einfach zu sagen, mein Kind ist einfach anders, mein Kind ist besonders. Und mein Kind gibt
mir persönlich einen ganz anderen Blick auf die Welt, als ich ihn vielleicht hätte, wenn ich ein
nichtbehindertes Kind zum Beispiel hätte. Und diesen Wert, der darin steckt, halt einfach
auch irgendwie zu versuchen zu schätzen und dann eben zu gucken, gibt es halt andere
Eltern mit solchen Kindern, wo ich mir vielleicht Ratschläge holen könnte.
00:01:16:50
Raul Krauthausen: Also praktische Tipps waren?
00:01:16:51
Pamela Pabst: Praktische Tipps, sich zu holen und einfach nicht zu denken, oh Gott, das
Leben ist jetzt zu Ende. Und nicht zu denken, so aus meinem Kind wird nichts, anderen Seite
auch nicht sozusagen, was es ja auch gibt, so fürs Kind quasi so einen Plan zu entwerfen, was
aus dem Kind mal werden soll. Das Kind kann irgendwie gerade mal krabbeln und weil es
blind soll, soll es dann irgendwie der größte Pianist irgendwie unter der Sonne werden. So
was ist auch dann wieder total schlecht. Also ich habe meine Eltern immer mitgenommen
auf meine Reise. Ich habe gesagt, ich will das und das machen und ich brauche dafür eure
Hilfe und die sind quasi mit mir diesen Weg gegangen als helfende Hand sozusagen, ohne
dass jetzt meine Eltern gesagt haben, ich soll das und das werden. Ich habe Klavier gespielt,
aber ich wäre nie eine gute Pianistin geworden. Ich wäre nie eine Berufspianistin geworden,
obwohl ich blind bin oder so. Also das finde ich auch wichtig so.
00:01:17:41
Raul Krauthausen: Ich habe mal ein Interview gelesen mit Greta Thunberg und da war sie
gerade bei Davos und hat sich da irgendwie mit den mächtigen Menschen der Welt
gestritten und sie hatte ihren Vater dabei und sie hatte, da war sie glaube ich noch 17 oder
so, und sie hat mit ihrem Vater draußen im Winter im Zelt gekampt und der Vater hat dann
irgendwann gesagt, warum bist du nicht einfach ein fußballspielendes Mädchen gewesen? Er
musste halt mit, ne?
00:01:18:14
Pamela Pabst: Na klar.
00:01:18:14
Raul Krauthausen: Also das ist ja nicht so eine schöne Metapher, was du gerade sagst, das
hast deine Eltern mitgenommen auf die Reise.35
00:01:18:18
Pamela Pabst: Mein Vater dachte, wenn er mit 58 zwangsweise in Rente geschickt wird,
hätte er gerne noch weiter gearbeitet und war auch kein Jurist. Meine Eltern sind beide aus
der Schaufensterdekoration, Werbung und so weiter. Als mein Vater auf Rente geschickt
wurde, hat er gedacht, dass es total langweilig werden wird. Aber mit so einem Kind wie mir
wird es auf keinen Fall langweilig. Der ist auch teilweise noch mitgereist, auch mit mir zum
Teil. Ich sage immer manchmal scherzhaft zwei von meiner Sorte, das würden wir
wahrscheinlich gar nicht schaffen.
00:01:18:50
Raul Krauthausen: Das ist ein unglaublich schönes Gespräch mit dir.
00:01:18.54
Pamela Pabst: Das freut mich.
00:01:18:55
Raul Krauthausen: Eine Frage, die ich allen Gästen immer stelle am Ende.
00:01:18:58
Pamela Pabst: Ob wir wiederkommen würden.
00:01:19:00
Raul Krauthausen: Das auch sehr gerne. Aber vor allem ist es die Frage, gibt es eine
Organisation oder ein Verein, ein Thema, dass sich die Hörerinnen oder Hörer vielleicht
nochmal anschauen können, für das du dich engagierst oder das dich fasziniert, dass du
wichtig findest, was man unterstützen kann.
00:01:19:19
Pamela Pabst: Also, das hat jetzt nichts mit irgendeiner Behinderung oder so zu tun.
00:01:19:23
Raul Krauthausen: Muss ja auch nicht.
00:01:19:23
Pamela Pabst: Ich hatte ja vorhin gesagt, ich persönlich lerne seit zwei Jahren Plattdeutsch.
Mein Vater ist in Ostfriesland groß geworden.
00:01:19:31
Raul Krauthausen: Daher kommt das.
00:01:19:32
Pamela Pabst: Und als er vor zwei Jahren, als er krank war und auch fast gestorben wäre,
wollte ich quasi so an meine familiären Wurzeln quasi auch so anknüpfen. Und mein Vater
ist kein Ostfriese, mein Vater ist da groß geworden, ist durch einen Krieg dahingeraten. Und
ich habe vor zwei Jahren angefangen, Ostfriesisches Plattdeutsch zu lernen. Das liegt mir
persönlich total am Herzen, also fühle ich eine tiefe Verbindung auch dazu. Und ich finde es
ein tolles Projekt, einfach so Sprachen, halt wie Plattdeutsch, Plattdeutsch ist ja auch eine
Sprache, eben zu fördern, nicht aussterben, zu lassen, dass eben in den Kindergärten, dass
jetzt zum Beispiel dort auch unterrichtet wird und so. Also einfach so diese Kultur eben
einfach am Leben zu erhalten und also generell halt für so Sprachen und so was sich zu36
engagieren, dass so was nicht ausstirbt, so regionale Sprachen und so. Das finde ich halt
eigentlich eine total schöne, wichtige Sache.
00:01:20:24
Raul Krauthausen: Und gibt es da auch eine Organisation oder so?
00:01:20:27
Pamela Pabst: Also die, also die ostfriesische, ostfriesische Landschaft, die mich auch zur
Botschafterin für die plattdeutsche Sprache außerhalb von Ostfriesland ernannt haben, wo
ich auch durch meine Prominenz auch ein bisschen Anschub leiste sozusagen. Die, die
machen halt, wie gesagt, zum Beispiel plattdeutsche Kinderbücher, geben plattdeutsche
Wörterbuch heraus, haben jetzt auch eine App gemacht, wo man Plattdeutsch lernen kann
und die unterstützen solche Projekte und managen solche Projekte. Das ist die ostfriesische
Landschaft und Ostfriesk et al. ist auch noch so ein Förderverein dort in dem Bereich. Die
machen viele gute Sachen, auf jeden Fall finde ich.
00:01:21:12
Raul Krauthausen: Das finde ich spannend. Danke für diese Idee.
00:01:21:15
Pamela Pabst: Sehr gern. Auf Plattdurch sagt man Bet anner Mal.
00:01:21:19
Raul Krauthausen: Und wie verabschiedet man sich auf Plattdurch, wenn die Aufzugstür jetzt
aufgeht und du mir erzählst, wo es wirklich weitergeht?
00:01:21:28
Pamela Pabst: Ich würde dir sagen, Bet anner Mal.
00:01:21:30
Raul Krauthausen: Bis ein anderes Mal. Das nehme ich sehr gerne an. Liebe Pamela, super,
super schön, dass du da warst. Hat mich sehr gefreut.
00:01:21:35
Pamela Pabst: Bin sehr gerne zu dir gekommen.
00:01:21:37
Raul Krauthausen: Hier im kleinen Aufnahmestudio im Aufzug.
00:01:21:40
Pamela Pabst: Mir ist auch scheißegal, wie groß das ist. Das ist ja sowieso nicht.
00:01:21:45
Raul Krauthausen: Das Gespräch war auf jeden Fall groß. Und ich freue mich, wenn wir uns
wiedersehen.
00:01:21:48
Pamela Pabst: Auf jeden Fall. Ich treffe dich sehr gerne wieder. Mal gucken, wann du mir mal
wieder vor die Füße rollst sozusagen.37
00:01:21:55
Raul Krauthausen: Wir sehen uns wieder.
00:01:21:57
Pamela Pabst: Wir sehen uns wieder.
00:01:22:00
Raul Krauthausen: Danke fürs Mitfahren. Wenn ihr mögt und euch diese Folge Spaß gemacht
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das nächste Mal hier im Aufzug.
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Dieser Podcast ist eine Produktion von Schønlein Media.
Produktion: Fabian Gieske , Anna Germek
Schnitt und Post-Produktion: Jonatan Hamann
Coverart: Amadeus Fronk
Ihr schreibt Euch Inklusion auf die Fahne und ich als Mensch mit Schwerhörigkeit bin beim Podcast
mal wieder ausgeschlossen, oder wie soll ich das verstehen ?
Ich habe oft genug Misserfolge erlebt, wenn ich Texte hören wollte………..
Gruss Dorena
Hi Dorothea, wie bei jeder Folge von Im Aufzug wird es auch hier ein Transkript geben. Aus Kapazitätsgründen wird das Transkript immer ein paar Tage nach Veröffentlichung der Podcast-Folge hier auf der Website bereitgestellt. Schau am besten nochmal nächste Woche hier vorbei.