Ist es okay, zu etwas keine Meinung zu haben?
Heute steht die Interview-Podcast-Welt Kopf: Denn eigentlich ist es mein Gast, der sonst die Fragen stellt. In seinem Hotel Matze tummeln sich die Promis – und er findet irgendwie immer die richtigen Worte und sensiblen Fragen. Matze Hielscher hat aber selbst auch ganz schön viel Spannendes zu erzählen. Wir sprechen über seine Kindheit in der DDR, warum es ihm so wichtig ist, die eigene Meinung zu sagen – und auch mal keine Ahnung haben zu dürfen.
Ich will herausfinden, wie Matze so tickt, warum er manchmal Menschen am Alexanderplatz beobachtet und was er alles schon in den Aufzügen Berlins erlebt hat.
Aufzugtür auf für Matze Hielscher!
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Raúl Krauthausen: Bevor es heute losgeht – ihr wisst, was jetzt kommt – wie immer der Hinweis, auf Steady. In Steady könnt ihr diesen Podcast finanziell unterstützen. Mit einem kleinen monatlichen Beitrag helft ihr mir und dem Team, den Podcast Schritt für Schritt unabhängig zu produzieren. Jetzt unter www.im-aufzug.de informieren und Unterstützer*in werden. Supporter erhalten vorab Zugang zu der neuesten Folge und werden namentlich genannt, so wie zum Beispiel diese Woche der Dank an die Unterstützerin Silvy geht.
Und los geht’s mit der Folge. Heute steht nämlich die Interview-Podcast-Welt Kopf, denn eigentlich ist es mein Gast, der sonst die Fragen stellt. In seinem Hotel Matze tummeln sich die Promis und reichen sich die Klinke in die Hand. Und er findet irgendwie immer die richtigen Worte und sensiblen Fragen. Matze Hielscher hat aber selbst auch ganz schön viel Spannendes zu erzählen. Wir sprechen über seine Kindheit in der DDR, warum es ihm so wichtig ist, die eigene Meinung zu sagen und auch mal keine Ahnung haben zu dürfen. Ich möchte von ihm herausfinden, wie Matze so tickt, warum er manchmal Menschen am Alexanderplatz beobachtet, und ob er schon mal Sex im Aufzug hatte. Tür auf für Matze Hielscher. Die Tür geht auf und wer kommt rein? Matze Hielscher!
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Matze Hielscher: Ich bins, ich bins, Matze, guten Tag! Schön! Ist groß hier, würde ich sagen, für einen Fahrstuhl, geräumiger, also vor allen Dingen selten Fahrstuhl erlebt, mit Teppichen. Das ist wirklich selten!
00:01:43
Raúl Krauthausen: Ja, das ist wirklich selten. Ich war mal in einem Aufzug am Münsterer Flughafen, und die sind so riesig, das war so groß wie mein Schlafzimmer damals, wo ich dachte, warum ist das so groß? Und dann war klar, weil einfach zehn Leute mit Gepäckwagen rein müssen, jeden Tag, ständig. Das war einfach riesig, das war der größte Aufzug, in dem ich je war.
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Matze Hielscher: Hast du so Lieblings-Fahrstühle? Also Fahrstühle sind ja eigentlich so Nutzfahrzeug, finde ich irgendwie. Und hast du auch, wo du dann sagst: Das ist aber so ein schöner Fahrstuhl!
00:02:14
Raúl Krauthausen: Witzigerweise, ich hab neulich gesprochen mit der Firma Schindler, und die haben erzählt, dass sie 1 Milliarde Menschen am Tag bewegen. Auch ne geile Zahl, einfach 1 Milliarde Menschen!
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Matze Hielscher: Das ist sowieso immer totaler Nonsens, finde ich ja.
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Raúl Krauthausen: Ja, voll, ne? Was macht man damit?
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Matze Hielscher: Glückwunsch!
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Raúl Krauthausen: Ja, genau. Jedenfalls der beste Aufzug, ich glaube ich mag so Retro- Aufzüge, also die noch so holzgetäfelt sind, mit Klapp-Sitz drin und noch so diese Liftboy-Knöpfe, so ein Schalter den man so umlegen muss.
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Matze Hielscher: Gibt es einen in Berlin, den du richtig magst?
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Raúl Krauthausen: Ja, ich war in Paris, in Lafayette, und die hatten auch so einen Retro-Aufzug, der natürlich voll modernisiert wurde. Aber der hatte noch diesen Hebel, der aber nicht mehr aktiv war, sondern richtig geil. Aber was ich wirklich interessant finde, du betreibst mit deinen Kolleg*innen das Portal Mit Vergnügen. Verschiedene Ableger in Städten, und vor allem habt ihr ja in Berlin angefangen, die besten Sehenswürdigkeiten der Stadt, die besten Orte, wo man Sex haben kann, und so weiter und so fort. Aufzug-Sex haben, ist, glaube ich auch eine gute Idee.
00:03:23
Matze Hielscher: Ich hatte aber noch nie Sex im Aufzug, muss ich sagen.
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Raúl Krauthausen: Ich auch nicht. Dafür fährt der zu kurz. Also, der Mann drückt die Stopp-Taste. Vielleicht geht das dann länger..
00:03:30
Matze Hielscher: Aber das ist für mich auch, also ich bin auch wirklich nicht so ein Öffentlichkeits-Sex-Typ. Huch, wir könnten erwischt werden, das ist so: Ja Scheiße! Für mich ist das überhaupt nicht, das ist nicht verbunden mit: Toll!
00:03:46
Raúl Krauthausen: Hattest du mal einen Awkward Moment im Aufzug?
00:03:48
Matze Hielscher: Ähm, nee, ehrlich gesagt nicht. Also ich habe auch kurz drüber nachgedacht, heute auf dem Weg hierher, weil ich wusste, dass wir uns treffen, und ich ich liebe das, so Treppen zu gehen und auch um die Wette zu rennen. Also auch richtig fies, natürlich auch.
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Raúl Krauthausen: Gegen deine eigene Zeit oder gegen andere?
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Matze Hielscher: Gegen andere natürlich und dann aber jedes Stockwerk anzuhalten und da zu drücken, dass der dort anhält, richtig fies, richtig ausknocken und dann oben dastehen und ganz cool machen. Das mache ich schon sehr gerne, und ich meine, ich sitze den meisten Tag hier drin auf irgendeinem Stuhl, und deswegen habe ich kein schlechtes Verhältnis zu Treppen, und deswegen nutze ich die oft. Und auch gerade Fahrstühle, das ist ja diese schöne Viktoria der Filmszene, wo die im Fahrstuhl stehen, die beiden, und er sagt: Es ist nicht erlaubt, in Deutschland in Fahrstühlen zu sprechen. Also ein Gag, weil Deutsche natürlich, es ist auch immer so ruhig, es ist so ruhig und alle gucken sich irgendwie an. Das ist eigentlich sehr, sehr merkwürdig. Ich weiß gar nicht, wie das so sich jetzt im Vergleich zu anderen Ländern, aber an sich sehen Fahrstühle immer toll aus. Auch wenn wir so im Film, ich glaube, Lost in Translation, da ist es ja auch so eine Fahrstuhl-Szene am Anfang und so. Also es steht ja auch für so viel. Also ich meine, für dich ist ein Fahrstuhl ja nochmal was anderes, aber Fahrstühle, diese Geschwindigkeit nach oben, nach unten, das ist ja das Leben auch. Also es ist schon sehr, sehr sinnbildlich und das Moderne dahinter und so, naja, gut gewählt.
00:05:29
Raúl Krauthausen: Also das ist im Prinzip auch Lessons learned. Ich habe mehrere Podcast gemacht und mache mehrere, und Im Aufzug ist so die Klammer für alles. Man kann im Aufzug einfach jeden treffen, oder hat Aufzugs-Erfahrungen und -Momente, und es wahrscheinlich genauso wie mit Hotels. Bist du ein Hotel-Fan?
00:05:46
Matze Hielscher: Ja, unbedingt, ja. Aber auch geworden, muss ich sagen.
00:05:49
Raúl Krauthausen: Hättest du gerne eins?
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Matze Hielscher: Nicht selber, ich hätte gerne eins, das Hotel Matze heißt, finde ich super. Aber ich möchte gar nichts damit zu tun haben, außer dass ich meinen schönen Namen dafür hergebe und mir das ausdenke, das fände ich total gut.
00:06:03
Raúl Krauthausen: So wie Udo Lindenberg dann im Atlantik wohnt.
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Matze Hielscher: Ja, der lebt ja da einfach. Ich würde auch nicht da leben wollen. Das würde ich nicht wollen. Aber ich würde also, ich finde so das Ausdenken, auch wie kann so was sein, wie ist sowas eingerichtet und so weiter, das finde ich alles total großartig. Aber alles ab dem Moment, wo es darum geht, jetzt muss ich jemand drum kümmern, das ist ja dann meistens auch die gleiche Person. Fürchterlich! Wir hatten ja mal in Berlin einen Club, und das hört sich so aufregend an, wenn man so Ende 20 ist, Anfang 30, so einen Klub zu betreiben. Und natürlich hat das DJ Booking oder das Einrichten, das war so schön, aber es war eigentlich fast immer nur, Toiletten sind verstopft, irgendjemand hat sich wieder beschwert über die Lautstärke, da ist wieder irgendjemand über seine eigene Kotze gestolpert.
00:06:58
Raúl Krauthausen: Das ist so wie diese “Ja, ich möchte mal einen Café besitzen”-Romantik, die Coffee Shop Fallacy, wo du dann immer glaubst, dann kommt der Franzose und isst sein Croissant, und alles ist schön. Aber in Wirklichkeit hast du nur Ärger mit allem, auch Personal.
00:07:10
Matze Hielscher: Genau das sind so diese ganzen, aber die romantische Vorstellung, wenn jemand sagt: Ich mach dein Hotel. Ich gebe dir den Namen sofort, natürlich, absolut.
00:07:20
Raúl Krauthausen: Bist du oft in Hotels?
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Matze Hielscher: Nicht mehr so viel. Früher, sehr viel. Durch die Mit Vergnügen Stelle, war ich viel unterwegs, dann gab es mal so die airbnb-Zeit, dann gab es mal so die Motel One Zeit, und jetzt ist es eigentlich wieder sehr doll die Inhaber-geführte Zeit. Also, eher zu gucken, das Berühmte, die Boutique Hotels zu schauen. Also, letztes Jahr, oder war das vorletztes Jahr, war ich in Köln, und da war ich in so einem sehr, sehr zweckmäßigen Hotel.
00:07:54
Raúl Krauthausen: Ibis
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Matze Hielscher: Ich weiß nicht, könnte sein. Aber es war wirklich, wo ich dachte: Oh nee, du gehst so runter zum Frühstück, und das ist irgendwie alles so trist. Und dann habe ich für mich gesagt: Okay, ich bin nicht jemand, der so sehr viel Luxus – dafür so ein Interesse hat. Aber so, das sagt mir Sibylle Berg: Also, dann hol dir doch wenigstens ein gutes Zimmer, an einem guten Ort. Und selbst wenn, man sagt ja immer: Ja, ich bin ja nur für fünf Stunden oder irgendwie, aber da achte ich jetzt schon mehr drauf. Und das ist jetzt nicht häufig, dass das passiert, aber ich guck dann immer eher, wo ist es individueller, wo ist es Inhaber-geführt. Und eben nicht, ich meide eigentlich, ich glaube, in diesem Jahr war ich nicht einmal, doch vielleicht einmal in der Kette, aber sonst nicht. Und guck dann immer, das macht auch Spaß, ja!
00:08:37
Raúl Krauthausen: Du kennst Berlin wie kein anderer, oder wie keine andere…
00:08:40
Matze Hielscher: Das würde ich jetzt, das würde ich nicht sagen.
00:08:44
Raúl Krauthausen: Aber es ist schon so, dass du viele Sachen bewertest und kennenlernst. Ich frage mich, warum schafft es Berlin in Serie, Orte zu verkacken? Also der Alex, der Potsdamer Platz, Europa City, Daimler City, das sind alles so Orte, wo ich denke so: Ey, ihr habt so viele Chancen gehabt, Dinge neu zu bauen und zu erfinden, und ihr baut überall das nächste Peter Pane Restaurant rein, überall irgendwie ein Hotel, das eigentlich wie ein Motel One aussieht und ist, und habt ja sogar drei in einer Straße, habt ihr dann Starbucks, und das ist ja gar keine Kultur mehr. Jede Stadt sieht gleich aus, inzwischen. Und nach 19:00 ist da einfach Schicht, wenn da kein Kino ist.
00:09:27
Matze Hielscher: Und das Kino wird jetzt auch sterben, ja.
00:09:29
Raúl Krauthausen: Ja. Also das muss doch nicht sein! Es gibt so schöne Orte. Kollwitzkiez, Graefestraße.
00:09:34
Matze Hielscher: Ich glaube, es liegt daran, dass sich niemand zuständig fühlt. Die Menschen also, ich glaube schon bei uns jetzt, ich bin ja Nähe Kollwitzkiez, da fühlen sich Menschen zuständig. Und ich habe das erlebt, in Italien war ich an der Amalfiküste, und das ist auch ein Verbrechen, was dort passiert ist. Und ich bin natürlich auch Teil dieses Verbrechens, weil ich auch hingefahren bin. Und es gab einen kleinen Ort, den ich jetzt nicht nennen möchte. Die haben sich entschieden, eben nicht: Hotels, Hotels, Hotels, sondern haben ganz, ganz wenig Übernachtungsmöglichkeiten.
00:10:09
Raúl Krauthausen: Du möchtest sie nicht nennen, damit keiner hinfährt. Zum Schutz. Das Reservoir erhalten.
00:10:12
Matze Hielscher: Ja genau, zum Schutz. Ja, irgendwie ist es ein bisschen so, vielleicht. Atrani heißt er. Aber letzten Endes ist gar nicht so einfach, dort eine Unterkunft zu finden, weil es ganz, ganz wenig davon gibt. Und das war der einzige Ort an dieser ganzen Küste, den wir gesehen haben, wo wir mit Einheimischen Kontakt hatten und wo ich wirklich gemerkt habe, die kümmern sich um ihren Ort. Und das heißt eben auch, sich um etwas kümmern, heißt auch: Nein sagen, zu den Verlockungen, zu den Verlockungen des, der schnellen Money. Natürlich ist das so gebaut, also der Alex oder der Potsdamer Platz, die Idee ist ja nur Kapitalismus. Das ist ja nicht Kultur, sondern nur Kultur, wenn damit irgendwie Geld zu verdienen ist.
00:10:59
Raúl Krauthausen: Aber die sind zum Beispiel auch ständig saniert, werden ständig erneuert, und es wird immer schlimmer. Oder es wird einfach nicht besser. Und was ich so interessant finde, weil du gesagt hast, niemand fühlt sich zuständig, dann steigst du aus der U-Bahn aus, und dann ist da ein Schild, da steht: Zur S-Bahn. Da steht aber nicht, welche Linie. Und bei dem S-Bahnhof genau das gleiche, da steht: Zur U-bahn, aber nicht welche Linie. Weil es einfach eine Fucking andere Firma ist, und die gönnen sich gegenseitig nichts. Und dann denke ich so: Aber wenn du Touri bist, dann möchtest du doch eigentlich wissen, welche Linie da fährt.
00:11:31
Matze Hielscher: Ich meine gut, wir hatten das hier während der Fußball WM vor 35-tausend Jahren, dass es damals gar keine englischen Schilder gab. Also das war ja lustig, das erstmal dann alle gesagt haben: Moment, ist ja ganz schön, dass ihr hier einladet zur WM, aber paar Schilder wären irgendwie ganz gut, dass wir als englisch-sprachige Menschen das irgendwie mal verstehen können. Das fand ich aber ganz gut dass die Berliner, ich weiß gar nicht, wie es in anderen Städten war, einfach nicht drauf gekommen sind, vorher zu sagen: Wäre schon ganz gut. Hahaha! Das mag ich an Berlin. Es gibt auch so ein bisschen so eine kleinen Arroganz. Aber ich glaube, genau das, am Potsdamer Platz, die Leute, die da sind, die denken da nicht dran.
00:12:10
Raúl Krauthausen: Da ist ja auch keiner.
00:12:11
Matze Hielscher: Genau, wenn du aber jemanden zu dir holst und sagst: So musst du fahren, damit du zu mir kommst, dann hast du natürlich Interesse, dass deine Gäste das schnell finden. Und wenn da irgendwas nicht hinhaut, dann hast du auch ein Interesse, dass jemandem mitzuteilen und zu sagen: Matze sollte zu mir zum Fahrstuhl kommen, er hat das überhaupt nicht gefunden, liebe BVG oder wer auch immer. Dann engagierst du dich, glaube ich. Oder auch, keine Ahnung, bei uns auf der Straße zum Beispiel liegen keine Elektro-Roller rum. Weil das möchte einfach niemand.
00:12:40
Raúl Krauthausen: Und was passier dann? Fährt die jemand immer weg, jeden Tag?
00:12:42
Matze Hielscher: Ich kann dir es nicht sagen, aber da sind keine, also ich sehe immer wieder Orte, wo die so rumliegen oder rumstehen.
00:12:49
Raúl Krauthausen: Bei uns im Büro, da parken die irgendwie in Horden.
00:12:51
Matze Hielscher: Wo ist das so?
00:12:53
Raúl Krauthausen: Am Hauptbahnhof direkt. Und wir haben Kolleg*innen mit Sehbehinderung, die regelmäßig über diese Dinger stolpern. Das ist kein theoretisches Problem, das ist wirklich physikalisches Ding. Die Dinger stehen mitten auf dem Gehweg.
00:13:06
Matze Hielscher: Und es fühlt sich niemand zuständig, die auch wegzuräumen oder irgendwas damit zu machen. Und mir ist es eben aufgefallen bei uns im Kiez, dass entweder fahren die alle nicht damit, aber es gibt nicht diese “Die liegen überall rum”-Nummer. Gibt’s bei uns nicht. Bei uns in Hollywood ist es einfach so gut.
00:13:24
Raúl Krauthausen: Aber du kennst ja auch andere Zeiten. Du bist ja in der DDR aufgewachsen, du warst zehn Jahre alt, als die Mauer fiel. Der treue Hörer, die Hörerin kann jetzt ausrechnen, wie alt du bist. Ich glaube, wir sind ungefähr gleich alt.
00:13:39
Matze Hielscher: Ungefähr gleich alt, also, ich bin 42.
00:13:41
Raúl Krauthausen: Ja, ich auch. Ähm, jetzt geht es nur noch um Monate.
00:13:44
Matze Hielscher: Jetzt geht es nur noch um Monate. Oktober, 31. Oktober.
00:13:48
Raúl Krauthausen: 15 Juli.
00:13:49
Matze Hielscher: Dann bist du älter als ich.
00:13:51
Raúl Krauthausen: Ich bin aber in Westberlin aufgewachsen, und für mich war das so, dass ich aus Westberlin heraus immer den Fernsehturm sehen konnte. Und, wenn wir Berlin verlassen haben, mit dem Auto, da sagte meine Mutter an drei Linden, wo der Grenzübergang war: Jetzt haben wir die Hälfte, wenn wir nach Hannover gefahren sind, einfach von der Zeit her. Und ich dachte immer so: Oh wie cool, da ist dieses Förderband, da kann man seinen Reisepass drauflegen. Und ich dachte wirklich bis zum Mauerfall, dass die DDR moderner ist als der Westen, weil sie den Fernsehturm und diese Förderbänder hatten. Und es gab keine Notwendigkeit, mich damit auseinander zu setzen als Neunjähriger, und ich habe erst später realisiert, was da gerade passierte. Und dann waren wir mal Sightseeing auf dem Fernsehturm machen. Es war großartig, also ich fand es total toll. Wie war für dich die Veränderung der Stadt? Vermisst du etwas von damals?
00:14:51
Matze Hielscher: Naja, ich hab ja nicht in Berlin gelebt, ich bin in Brandenburg groß geworden, also zwei Stunden von Berlin entfernt.
00:14:57
Raúl Krauthausen: Doch so weit!
00:14:58
Matze Hielscher: Deswegen, ich meine ich war, also bis zum Alter von zehn, ein oder zweimal in Berlin. Und ich weiß nur noch eine Sache, dass ich am Fernsehturm irgendwo, weil das natürlich auch mittlerweile Geschichte der Familie Hielscher ist, ich hab mich da einfach komplett langgelegt und direkt die Hosen kaputt gehabt in Berlin. Und nach der Wende sind wir direkt hergefahren, diese Begrüßungsgeld-Nummer also, jeder hat ja 100 D-Mark gekriegt. Und irgendwann ist mir dann auch viel, viel später, glaube ich auch in einem Podcast aufgefallen, dass meine Eltern mir nie das Geld gegeben haben.
00:15:32
Raúl Krauthausen: Gleich in Rechnung stellen.
00:15:33
Matze Hielscher: Gleich jetzt immer noch im nachhinein, jetzt wird es teuer, haha! Hagen und Christine und ich – nein, das erste, was ich mir gekauft habe, waren Knight Rider Kaugummis und eine Bravo. Aber natürlich merke ich auch jetzt in den letzten Jahren, dass sich diese Stadt immer und immer wieder verändert. Aber das Gefühl des Fernsehturms, wenn ich jetzt darüber nachdenke, ist eigentlich immer noch das Gleiche. Für mich ist dieser Ort immer noch so, wie er damals, wie er jetzt so in meiner Erinnerung ist, was ja irgendwie echt ein Wunder ist, dass das noch so ist. Also dieses doch auch Staunen über dieses irrsinnige Ding da, das sie einfach: So, wir machen das jetzt. Und auch, das ist eben immer noch: Es gibt Menschen, die da ja auch ganz oft wirklich – da hängen ja Menschen rum, man kann sich das nicht vorstellen, aber es sind ja wirklich viele Leute, die da rumhängen. Ich sehe dort immer wieder viele, viele Teenager, die dort Disco machen, die dort tanzen, wahrscheinlich auch andere Dinge tun, wahrscheinlich auch Sex hatten schon. Aber dieser Ort hat sich irgendwie in Berlin nicht verändert, ganz interessant. Währenddessen der Alexanderplatz sich total verändert hat. Aber der Fernsehturm selber ist der Fernsehturm.
00:16:50
Raúl Krauthausen: Warst du mal oben, im Restaurant?
00:16:51
Matze Hielscher: Ja natürlich, großartig!
00:16:52
Raúl Krauthausen: Es hat schon was retro-mäßiges, auch.
00:16:55
Matze Hielscher: Total! Es ist irgendwie eingefroren.
00:16:55
Raúl Krauthausen: Die XXX hat sich auch nicht verbessert.
00:16:57
Matze Hielscher: Ich würde aber nicht sagen, dass die schlecht ist. Also die hat sich einfach nicht verbessert, aber auch nicht verschlechtert. Und ich mag das da sehr, sehr gerne, muss ich sagen. Und ansonsten, vielleicht ist das wirklich einer der ganz wenigen Orte in Berlin, die sich nicht verändert haben.
00:17:12
Raúl Krauthausen: Also, ich weiß nicht, wie es auf dem Funkturm ist, da in Charlottenburg?
00:17:18
Matze Hielscher: Ach Funkturm, also wirklich, das nehme ich nicht mehr ernst.
00:17:19
Raúl Krauthausen: Ich war als Kind auch nur auf dem Fernsehturm, einmal. Ich meine solange man als Rollstuhl fahrender Mensch noch hoch durfte, weil es könnte ja brennen. Das Ding ist ja voll barrierefrei, aber wenn es brennt, dann kannst du nicht evakuiert werden. Weil es gibt ja da drunter, super-witzige Geschichte, es gibt da drunter diesen Ring unter dieser Kugel, und das ist diese Evakuierungs-Plattform. Weil du kannst ja nicht irgendwie 400 Meter runter laufen, wenn es brennt. Das heißt, du musst dich da evakuieren, da gibt’s dann Wärme-Decken und keine Ahnung was, solange, bis das Feuer gelöscht ist. Und die gehen halt davon aus, dass das Ding nicht kaputt geht vom Feuer und nicht zusammenbricht. Aber das ist so eng, so eng wie in einem U-Boot, um dahinzukommen. Und deswegen sagen die, da kannst du halt Keinen runter tragen. Deswegen darf das grundsätzlich für Menschen, die mobilitäts-eingeschränkt sind, nicht benutzt werden. Es hat in dem Ding aber noch nie gebrannt.
00:18:10
Matze Hielscher: Was würdest du denn sagen, so im Moment, also jetzt, so? Wie ist deine Perspektive drauf?
00:18:14
Raúl Krauthausen: Also, ich finde es irgendwie schwierig, ehrlich gesagt, weil Brandschutz killt alles. So wie Denkmalschutz auch sehr schnell alles killt. Und das ist ja, ich mein klar, Leben ist gefährlich, es kann auch brennen. Vielleicht nehme ich das dann auch in Kauf, wenn es 60 Jahre lang nie gebrannt hat in dem Teil.
00:18:29
Matze Hielscher: Aber wärst du zum Beispiel bereit, da reinzugehen und zu sagen, so Fallschirm-Sprung mäßig, da unterschreibst du ja auch immer: Es könnte sein, dass ich sterbe.
00:18:36
Raúl Krauthausen: Ohne Witz! Die haben getestet, ob es verschiedene andere Evakuierungs-Möglichkeiten geben könnte, und unter anderem Abseilen, oder mit so einer Rutsche runter, oder mit dem Fallschirm und so. Und dabei hat sich ein Feuerwehrmann das Bein gebrochen bei diesem Versuch.
00:18:49
Matze Hielscher: Aber würdest du denn sagen: Ich gehe hier rein. Es kann natürlich sein, das brennt, das kann ja immer sein, und ich unterschreibe hier: Okay, dann ist das so. Ich meine, das Risiko gehen wir ja immer ein.
00:18:59
Raúl Krauthausen: Ich glaube schon, ich meine Leute machen irgendwie Paragliden, auch jetzt nicht gerade ungefährlich.
00:19:03
Matze Hielscher: Ist jetzt hier auch im wirklich super-gefährlichen Prenzlauer Berg, wer weiß, was passiert wenn man auf die Straße geht. Vom E-Scooter überfahren werden. Deswegen: interessant, aber auch danke für die Perspektive, noch nie drüber nachgedacht. Ich war jetzt auch nicht so irre oft da, aber auch nicht sichtbar Menschen mit Behinderung da gesehen.
00:19:23
Raúl Krauthausen: Hast du Kontakt zu behinerten Menschen?
00:19:25
Matze Hielscher: Ähm, es kommt immer die Frage, was ist denn jetzt sozusagen, wo fängt eine Behinderung an?
00:19:35
Raúl Krauthausen: Du hattest ja mal Gäste.
00:19:36
Matze Hielscher: Naja, auch da ist natürlich immer die Frage, was ist, also, du warst ja schon bei mir zu Gast. Wo würdest du sagen, fängt für dich eine Behinderung an?
00:19:43
Raúl Krauthausen: Ja, klar. Aber ich würde jetzt sagen, wo das vielleicht auch mal Thema ist, oder wo das irgendwie einen Ausweis gibt.
00:19:50
Matze Hielscher: Ja, ach so, hmhm. Also mein Vater hat einen Behindertenausweis, weil er Krebs hatte. Deswegen habe ich da mit einem Menschen mit einer Behinderung zu tun. Und da kann ich, möchte ich jetzt nicht so viel dazu erzählen, merke ich gerade selber, dass mir das entweder emotional nicht passt…
00:20:14
Raúl Krauthausen: Ich finde es interessant deswegen, weil ich rede mit vielen Leuten über dieses Thema. Einige haben Kontakt, einige gar nicht. Aber wenn 10 Prozent unserer Gesellschaft eine Behinderung hat, dann ist es ja doch relativ erstaunlich, dass man so wenig kennt. Also ich hab jetzt beruflich bedingt vor allem, viele Leute kennengelernt, aber auch in meinem Freundeskreis gab es bis zu meinem 25. Lebensjahr keine behinderten Freunde.
00:20:36
Matze Hielscher: Ja, ich meine mich daran zu erinnern, dass wir darüber auch geredet haben, dass das ja doch so alles hinter verschlossenen Türen stattfindet. Und ich würde nicht nur sagen, dass das nur Menschen mit Behinderung betrifft. Das ist, wir leben ja so, doch auch normativ in unserer jeweils normativen Welt, ob das die Bildschirm-Welt ist, ob das die eigene private Welt ist.
00:21:05
Raúl Krauthausen: Podcaster laden Podcaster ein…
00:21:06
Matze Hielscher: Ja, und ich sehe das. Aber ich habe das neulich gedacht bei dem Geburtstag von einer Freundin, da hab ich gedacht: Krass, ich war noch nie auf einem Geburtstag von so einem bunten Haufen Menschen. Ich war so ganz: so einen Geburtstag habe ich noch nie erlebt!
00:21:20
Raúl Krauthausen: Und was war die Formel, die sie anwandte.
00:21:23
Matze Hielscher: Also sie ist ein wahnsinnig offener Mensch, und glaube ich, lebt es auch ganz, ganz tolle. Verschiedene Einflüsse. Ich kennen sie jetzt auch schon ein paar Jahre. Aber das ist mir erst beim Geburtstag aufgefallen. Wenn wir uns treffen, dann ist das ja unser kleiner Kreis, der zweier Kreis oder manchmal auch der dreier Kreis. Und da ist es mir richtig aufgefallen, das war der bunteste Geburtstag meines Lebens. Und da habe ich auch wieder an mich gedacht, und ich hatte nach meinem Geburtstag, nach meinem 40sten, hatte ich auch so einen kleinen Blues. Nicht Midlife Crisis, sondern weil ich gemerkt habe, dass alle, die anwesend waren, waren Männer um die 40, mit irgendwie dunkelblau bis schwarz, alle hören Podcast und machen irgendwas mit Medien. Und ich hatte früher einen viel, viel weiblicheren Freundeskreis zum Beispiel. Also es war viel gemischter, und da hab ich mir gedacht: Wie krass, also, das ist ja so normativ, völlig wahnsinnig eigentlich! Und dann habe ich auch angefangen, das wirklich erst mal so aktiv zu ändern. Auch wieder Freundschaften zu Frauen aufzubauen und zu pflegen, und mir das sozusagen anzugucken. Und jetzt, als ich auf dem Geburtstag war, von Annika, hab ich auch gedacht: Krass, nee, auch nochmal weiter zu gucken. Also, ich habe einen muslimischen Freund, also das ist auch relativ, wie soll ich sagen, ist wenig. Und das muss ja auch gar nicht unbedingt, also Freundschaft ist ja auch…
00:22:45
Raúl Krauthausen: Man kann sie auch nicht pflücken.
00:22:47
Matze Hielscher: Genau. Also man muss ja auch gucken, wie das passt und so weiter. Wir haben jetzt in der Firma auch, da fängt eine neue Person an und ihre erste Aufgabe ist, weil wir das irgendwie seit Jahren versuchen und nicht hinkriegen, diverser zu werden. Auch bei den Leuten, die bei uns auf der Plattform stattfinden, die bei uns auch arbeiten. Bei uns bewirbt sich immer wieder der gleiche Stereotyp, alle hören Harry Styles und haben blonde Haare. Also siehst auch, wenn du hier rausgehst.
00:23:19
Raúl Krauthausen: Und auch in deinem Podcast sind regelmäßig Männer zu Gast. Paul Wiebke, Philip Liefer, sind ja auch alle Leute wie wir.
00:23:26
Matze Hielscher: So der Matze ist für mich, wie ich erst mal so auf die Welt gucke, und mir ist schon irgendwann aufgefallen, dass ich auch, also in meiner Bücher-Auswahl, die war auch relativ heteronormativ auf jeden Fall unterwegs. Aber gar nicht bewusst, sondern einfach so: Wir gucken jetzt dann immer mal wieder auch so, was gucken wir eigentlich für Filme, und wie viele sind eigentlich von Frauen, also nicht mal gedreht, sondern wie viele Drehbücher sind von Frauen? Das ist verrückt, wie wenig weibliche Drehbücher es gibt, ja. Aber da muss man sich anders zu zwingen, und man hat auch nicht immer die Kapazität für.
00:23:56
Raúl Krauthausen: Wirst du dafür kritisieren?
00:23:57
Matze Hielscher: Ähm, „kritisiert“, das hat einen, manchmal ja so einen…
00:24:03
Raúl Krauthausen: Aber wir wissen ja, wie das Internet funktioniert, also konstruktiv ausgetauscht wird da eher weniger. Außer per Mail, aber so jetzt…
00:24:09
Matze Hielscher: Ich muss schon sagen, ich unterscheide da ganz toll. Also ich unterscheide zwischen Hinweisen da schon sehr, und ich kriege auf jeden Fall Hinweise. So, und die finde ich auch immer bedenkenswert. Zum Beispiel ein Hinweis, der sehr oft kommt: Lad doch mal Menschen ein, die nicht in der Öffentlichkeit stehen, sozusagen in Anführungsstrichen, der ganz normale Mensch von nebenan. Und ich weiß aber wirklich aus Erfahrung, das möchte dann niemand hören, oder das möchten so wenig Leute hören. Und das ist also, ich merke das schon auch, dann teilweise erschreckend, wie wenig Menschen manche Folgen hören, ohne die jetzt wirklich explizit zu nennen. Aber weil man merkt: So krass, und manchmal sagt man natürlich trotzdem, ist mir jetzt egal, dann hören die eben diese und jene Folge. Aber es gibt, und das kann ich schon sehr, sehr öffentlich sagen, es gibt einen sehr häufigen Wunsch nach mehr Frauen. Und ich hatte eine Zeit lang fast 50/50, jetzt ist es, glaube ich, wieder 70/30. Und es ist ein Fakt, dass ich mehr weibliche Hörerinnen habe.
00:25:21
Raúl Krauthausen: Hören Frauen Frauen nicht so gerne zu?
00:25:23
Matze Hielscher: Ja. Also das ist bei mir, also das ist wirklich, das kann ich nachweisen, mit Zahlen.
00:25:29
Raúl Krauthausen: Ich hab neulich das Feedback bekommen…
00:25:30
Matze Hielscher: Und trotzdem – ganz kurz – und trotzdem muss man es natürlich machen. Also, es spielt keine Rolle. Trotzdem. Ich habe mit Philipp mal über Einfluss gesprochen, und ich glaube, der Einfluss ist eben nicht nur bei dir, wen du einlädst und wen ich einlade, und unser Gespräch, sondern der Einfluss ist auch, was danach passiert. Wie lassen was einfließen, und es ist aber auch die Person da draußen, die Personen, müssen dann auch gucken, wie nehmen sie das. Nehmen sie das überhaupt an, wie betrachten sie das, verkürzen sie es, trinken sie es ganz, also ganz unterschiedlich. Aber die Verantwortung liegt, wenn man das jetzt hört, nicht nur an uns beiden, sondern auch an euch da draußen.
00:26:10
Raúl Krauthausen: Unfassbar viele Anknüpfungspunkte in meinem Kopf, gerade. Ganz kurz: Ich hab neulich das Feedback bekommen, dass jemand auffiel, dass ich so viele Frauen in meinem Podcast habe.
00:26:19
Matze Hielscher: Kann ja nicht wahr sein!
00:26:20
Raúl Krauthausen: Als wir angefangen hatten, eigentlich wirklich so einen Männerüberschuss zu haben, haben wir dann versucht, es mal ein bisschen anzupassen. Und es gibt unfassbar viele spannende Menschen, egal ob Männer oder Frauen, also haben wir vor allem Frauen nochmal extra gesucht und auch auch eingeladen, und dass das dann auch sofort auffiel, das fand ich interessant.
00:26:42
Matze Hielscher: Das Feld ist auch bei mir, also das merken Menschen schon. Dann schreiben sie mir, du hast jetzt gerade sehr viele Frauen, wie toll! Oder du hast jetzt sehr viele Männer, nicht so schön.
00:26:51
Raúl Krauthausen: Du hast ja gerade gesagt, es gibt Leute von nebenan, wo man dann deren Geschichten nicht hören will.
00:26:56
Matze Hielscher: Also, es gibt einen Unterschied. Der Unterschied ist, dass deren Geschichten…
00:27:00
Raúl Krauthausen: …vielleicht nicht spannend sind, oder was?
00:27:01
Matze Hielscher: Also, wir haben hier nebenan einen Nachbarn, mit dem ich mich wahnsinnig gerne unterhalte und der wirklich abstrusesten Geschichten immer wieder hat. Wir haben erst über dekadentes Hotelleben gesprochen. Ich fahre auch wirklich gerne Taxi und quatsche gerne mit den Taxifahrern und Taxifahrerinnen und bin auch jemand, der gerne im Zug sagt: So was haben wir denn heute hier?
00:27:27
Raúl Krauthausen: Sie werden sich sicherlich fragen, warum ich sie hier zusammengerufen habe, in den Bahn-Waggon.
00:27:31
Matze Hielscher: Sie fragen sich ja schon. Und ich hatte wunder, wunder, wunderschöne Bahnfahrten mit großartigsten Gesprächen, und das findet ja meinem Leben statt, so ist es ja nicht. Aber ich weiß einfach, aus einem ganz faktische Zahlen sich angucken, da habe ich vielleicht auch nicht die richtige Form gefunden, kann ja auch sein, logisch. Aber bisher bestätigt sich das nicht, auch von den Medien, die wir jetzt haben, Mit Vergnügen und so weiter. Wenn man dann merkt, so der normale Mensch von nebenan, das funktioniert dann nur wiederum in so einer Gruppe im Sinne von: Der oder die steht für Klima oder steht für Straßenlärm jetzt nicht mehr und so weiter. Aber als Person meine ich, dass die Menschen sich da weniger für einfach so interessieren. Sie können sich halt so viele Sachen angucken, dann entscheiden sich zwischen Raúl, Joko Winterscheidt, Sibylle Berg oder…
00:28:27
Raúl Krauthausen: Ja, und je mehr die Leute reden, desto besser werden sie natürlich auch davon reden. Aber es gibt leider auch, das habe ich auch eigene Erfahrung mitbekommen, Leute, die gerne reden, aber nichts zu sagen haben. Und die auch prominent sind, und dann fragst du und willst mal wirklich in die Tiefe gehen, dann stellst du fest, da ist nichts, und wenn du weiter gräbst, dann würdest du die Person eher vorführen. Hast du das auch manchmal?
00:28:52
Matze Hielscher: Also, ich kenne sozusagen das Phänomen. Es gab problematische Begegnungen, wo ich sagen würde, naja, so dein verstorbener Freund Roger Willemsen nannte es Steine melken. Und das ist das eine oder andere mal mir auch schon passiert, dass ich dachte: Oh das ist jetzt wirklich – da fand ich das in meinem Kopf super schön, weil ich musste an Roger denken und „Steine melken“. Und dann dachte, du bist aber wirklich echt ein Stein da gerade vor mir. Das kenne ich, ist aber ganz, ganz selten. In den meisten Fällen, wenn Menschen bereit sind auf den Podcast, und ich gucke ja, ich schreibe auch immer zwei Stunden. Also ich mache das schon auch ein bisschen unbequem und sage auch meistens, hierher kommen bitte und so weiter und so fort, und ich mache keine Promo-Tage und so. Also ich habe schon ein paar Hürden drin, wo die Leute eigentlich dann in der richtigen Stimmung sind. Und dann ist es vor allen Dingen auch, versuche ich immer zu sagen, ich habe Zeit. Wenn du grundsätzlich Lust hast, in meinen Podcast zu kommen, freue ich mich total. Aber komm, wann auch immer es dir passt. Wenn es gerade für dich stressig ist, dann nicht. Es gibt so viele Leute, die ich jedes Jahr immer wieder einfach anfrage. Und dann sage ich dann einfach, ich probiere es einfach nächstes Jahr wieder, und das ist für mich total fein. Also, das ich jetzt so Werner Herzog, den ich unbedingt sprechen möchte, und ich schreibe dem einfach, seit weiß ich nicht, seit vier Jahren kriegt der einfach jedes Jahr eine E-Mail. Ich dachte jetzt, jetzt mit dem Buch, jetzt mit dem 80ten, jetzt könnte es endlich werden!
00:30:19
Raúl Krauthausen: Und gehst du dann übers Management? Oder hast du dann die Nummern direkt?
00:30:24
Matze Hielscher: Nee, einen Kontakt, habe ich leider nicht, da würde es auch nicht zustande kommen, würd ich mal behaupten. Nee, das geht dann erst über den normalen Weg, also Webseite gucken, was ist da angegeben, Pressekontakt. Dann schreiben die irgendwann zurück, macht er nicht. Dann merkt man irgendwie: Ach, jetzt hat er doch mal einen Podcast gemacht, jetzt könnte das ja vielleicht doch. Oder man kennt jemanden.
00:30:47
Raúl Krauthausen: Auf der Pirsch.
00:30:48
Matze Hielscher: Genau, dann gucke ich einfach so. Und jetzt hat er bei Hansa sein Buch herausgebracht. Die kenne ich, weil ich mit denen mit anderen Sachen zu tun habe. Und dann schreibe ich denen, und dann sagen die: Schön, aber nein. Und dann sag ich halt einfach: Okay, dann versuch ich’s nächstes Jahr wieder, ist okay. Und meistens ist es schon so, dass hatte ich schon bei ein paar Gäste, dass die dann so Tröpfchen-Folter mäßig: Ja okay, der scheint mich ja wirklich treffen zu wollen, da komm ich jetzt. Frau Merkel, herzliche Grüße, ich warte!
00:31:20
Raúl Krauthausen: Gleich geht es weiter. Wenn du diesen Podcast unterstützen möchtest, dann kannst du das mit einem kleinen monatlichen Beitrag tun. Im Gegenzug kannst du aktuelle Folgen vorab hören, und du wirst, sofern du das möchtest, hier im Podcast auch namentlich genannt. Alle Infos findest du auf raul.de/aufzug. Ende der Servicedurchsage. Viel Spaß beim zweiten Teil der Folge.
Du hast bei, das fand ich ganz schön, in dem Gespräch mit Eva Schulz in Deutschland 3000, da hat sie den Unterschied herausgearbeitet, dass sie ja eher investigativ unterwegs ist. Und du bist einfach an den Menschen dahinter interessiert, und ich glaube, das verbindet uns. Also ich habe jetzt auch nicht den Ehrgeiz, irgendwie hier den Skandal rauszusuchen oder so.
00:32:10
Matze Hielscher: Ach, den finden wir noch.
00:32:12
Raúl Krauthausen: Sondern ich finde es spannend, Leute kennenzulernen, und ich hab hier zwar eine Gazillion Fragen auf dem Zettel, aber gleichzeitig frage ich das, was mich jetzt in dem Moment interessiert. Und ich habe so viele Anknüpfungs-Punkte, weil du gerade gesagt hast: Ja, das interessiert die Hörer*innen dann vielleicht auch nicht. Du kennst ja Radio Fritz, ich habe da mal gearbeitet, und da hatten wir eine Zeit lang, wahrscheinlich ist das auch immer noch so, die Ansage: Wir müssen die Hörer*innen abholen, mitnehmen und freilassen.
00:32:41
Matze Hielscher: Auch eigentlich ganz schön! Also, das Freilassen ist richtig schön!
00:32:47
Raúl Krauthausen: Und wenn du Berlin / Brandenburg als Sendegebiet hast oder Sendegelände, wie sie’s nennen, da haben die sich dann leider viel zu oft zu wenig auf den Autoschrauber aus Cottbus fokussiert. Weil das der kleinste gemeinsame angenomme Nenner war. Und natürlich interessiert jemanden, der eine Ausbildung gemacht hat, nicht zwangsläufig Semesterferien, verstehe ich schon auch. Aber das von vorneherein auszuschließen und zu sagen: Das interessiert den Cottbusser aber nicht, finde ich auch bevormundend und anmaßend.
00:33:23
Matze Hielscher: Das stimmt total! Ich gebe dir auch total Recht, dass man also, wenn ich nur danach gehen würde, was gut funktioniert und was Leute sich wünschen, dann würde jede Woche hier ein Gast sitzen, eine Gästin, die über Depressionen spricht. Und die sehr viel Sex und sehr viele Follower auf Instagram hat. Und das wäre der erfolgreichste Interview-Podcast auf jeden Fall. Es ist ja auch logisch. Also es ist ja aktuell so. Aktuell ist das Thema mentale Gesundheit und diese Art der Offenbarung. Aber das wäre für mich eben auch nicht das richtige, und ich glaube aber auch, es gibt ja einen Unterschied zwischen öffentlich und privat. Und ich glaube, es geht dann schon auch in der Öffentlichkeit auch so: Ich muss nicht alles, was ich mache, alles, was mich interessiert, muss ich nicht nach außen tragen. Und ich glaube, es gibt auch so auch manche – ich finde Thilo Jung, zum Beispiel als politischen Interviewer, ich finde den unglaublich! Wirklich!
00:34:33
Raúl Krauthausen: Weil er anstrengend ist, oder?
00:34:36
Matze Hielscher: Total! Und das ist also wirklich komplett, Null Komma Null meine Form. Und auch nicht deine. Aber was der seit Jahren an Qualität herstellt, unabhängige Qualität und auch wirklich Nerds dahin holt und große Namen, es ist wirklich total beeindruckend. Und ich weiß aber, das findet dort statt auf einem Niveau, da will ich ja gar nicht hin. Also das ist auch gar nicht, das ist eben auch nicht meine Form. Ich finde das aber toll. Ich höre mir das super, super gerne an, weiß dann aber auch, hier ist dieser Raum dafür gar nicht da. Der passt nicht hierher, der passt nicht zu mir, der passt nicht zu dem, wie das so wahrgenommen wird, und dann brauche ich das dann auch nicht da. Also dann weiß ich, wenn Leute sagen: Mehr Politiker-, Politikerinnen-Interviews, oder mehr Unternehmer wieder, dann sage ich: Ja gut, wenn du mehr Unternehmer willst, dann hör den OM Air Podcast an, das ist der beste Unternehmer-Podcast in Deutschland! Wenn du investigative, harte politische Interviews dann willst, bitte zu Thilo gehen. Also, das gibt es ja, das muss ich ja nicht abbilden. Und mein Interesse für Menschen, die ein totales Interesse an Stuck haben, das kann ich wirklich in einem Gespräch auf der Straße führen und und nachfragen und gucken. Ich habe gestern mit jemandem gesprochen, die in der medizinischen Forschung arbeitet, in der Tierforschung, und das war total spannend, mich mit der zu unterhalten. Ich bin mir aber nicht sicher, ob Hotel Matze, dann der richtige Ort dafür ist, so wie es jetzt ist. Vielleicht gibt’s das irgendwann mal, aber aktuell habe ich nicht das Gefühl. Das ist ja auch nur so ein aktueller, und vor vielen Jahren waren ja viel, viel mehr Unternehmer, Unternehmerin, jetzt nicht mehr so viel. Das kann sich auch ändern, aber es ist ja immer so eine Momentaufnahme. Aber ich glaube, man muss nicht immer alles verwerten.
00:36:27
Raúl Krauthausen: Das heißt, der Hörer, die Hörerin, abonniert Matzes Interesse.
00:36:32
Matze Hielscher: Irgendwie schon ja, in dem Moment, ja gut. Mein Interesse! Nein. Und natürlich werden ja auch immer wieder Gäste gewünscht, und ich entdecke darüber auch immer wieder neue Leute. Also Neven Subotić, weil ich kein Fußballfan bin, überhaupt nicht auf dem Schirm.
00:36:53
Raúl Krauthausen: Den hab ich auch überhaupt nicht auf dem Schirm. Wen ich unbedingt haben will, ist Sebastian Vettel.
00:36:57
Matze Hielscher: Ja, auch interessant, auch super spannend. Aber auch Neven, x-mal den Namen gelesen und immer gedacht: Das ist ja ein geiler Name, aber wer ist das denn? Und dann hab ich mir den angeguckt und dachte: Das ist ja großartig. Den muss ich unbedingt sprechen! Und dann wecken auch die Hörer*innen mein Interesse. Und ich habe jetzt viel mit dem zu tun, was total schön ist, und ich hätte den aus meiner beknackten “Och Fußball, brauche ich doch nicht”-Perspektive, hätte ich den nicht auf den Schirm gehabt. Und das ist das Schöne an dem, was du und ich machen, dass wir dann irgendwie sagen können: Naja, versuche ich, den mal zu treffen. Und mal klickt es, mal ist es ganz besonders, und mal ist es auch einfach nur ein informelles Gespräch.
00:37:39
Raúl Krauthausen: Apropos Klicks, der Felix Lobrecht war zu Gast im Aufzug, und der hat unfassbare Klicks erzeugt. Und dann gibt es gleichzeitig aber auch Gäste, zum Beispiel Sabine Berg, Gründerin der Berliner Tafel, die großartige Geschichten erzählen kann. Die auch ganz gut geklickt hat, aber ich hätte ihr gewünscht, dass sie die gleichen Klick-Zahlen bekommt wie Felix Lobrecht. Und manchmal habe ich das Gefühl, in dieser Podcast-Welt, also so ein bisschen: Wer hat, dem wird gegeben. Und dabei bräuchten ja eigentlich, gerade wenn wir Reichweiten aufbauen können, langsam, peu à peu, du bist ja schon viel weiter, könnte man ja auch das Licht, das man bietet, auch auf Leute und Themen richten, die es verdient hätten, wo wir einfach von überzeugt sind. Das ist super, super wichtig.
00:38:31
Matze Hielscher: Aber das machst du ja. Also was ja passiert, und das versuche ich auch zu machen, ist ja genau das, dass man sagt: Okay, es gibt Menschen wie Felix Lobrecht, und also er ist auch bei mir einer der erfolgreichsten Gäste, und der ist auch überall. Da sage ich immer, na gut, das ist jetzt keine Kunst mehr, Leute! Weil er einfach etwas mitbringt, was, glaube ich, aktuell ganz, ganz wenig Leute in Deutschland irgendwie anbieten können. Und ich muss auch echt sagen, immer und immer wieder höre ich den gerne, wenn der irgendwo zu Gast ist. Weil er immer wieder eine Facette am Start…
00:39:04
Raúl Krauthausen: …immer was Neues reinbringt.
00:39:04
Matze Hielscher: Irgendwas. Ich denke, das gibt’s ja gar nicht. Und das ist auch überhaupt kein Alleinstellungsmerkmal, und dann geht es ja genau darum zu sagen: Okay, hier kommt jemand rein, der ist vielleicht ein Felix Lobrecht, oder bei mir war es jetzt auch in diesem Jahr Kurt Krömer, wo richtig viele, viele Leute einschalten, und: Den Podcast werde ich kennenlernen. Bei Krömer sind es über eine Million gewesen, die das gehört haben. Da bleibt ja dann ein Bruchteil davon als Abonnenten über. Und die sind dann aber am Start, und die fangen dann an zu hören, und die hören dann andere Folgen, und die hören dann schon Peters und Aktivisten zu und merken: Ach krass, Peng!-Kollektiv ist ja abgefahren, was machen die? Und dann sind da vielleicht nur zwei Leute, die dann sagen: Okay, da überweise ich jetzt Geld hin. Und dann ist es ja so, ich glaube, das ist dieser Balance-Akt, so, man braucht das Scheinwerferlicht, um dann auch wieder Kleine mitzunehmen. Aber nur das eine geht nicht, es braucht beides, und da muss man so die Balance finden, finde ich. Man sollte auch die Leute, glaube ich, eben nicht überfordern, weil sie dann eben irgendwann keinen Bock mehr haben, weil es dann zu viel wird. Und deswegen braucht man ab und zu auch, genau, auf jeden Fall, Felix Lobrecht. Aber man braucht auf jeden Fall mehr Felix Lobrecht in Deutschland. Das wird jetzt – Felix, nichts gegen dich, aber… naja, das ist klar und überall, alle wollen das, wollen ihn dann sprechen, weil das natürlich auch dieses Versprechen ist. Und da sind wir auch wieder bei dem Potsdamer Platz Beispiel. Warum ist das überall? Weil das überall funktioniert. H&M, Zara und Co. funktioniert überall.
00:40:35
Raúl Krauthausen: Peter Pane, das ist mein krassestes Beispiel.
00:40:36
Matze Hielscher: Bei mir ist es, wie heißt denn, Jean and Dean oder so, ne? Das gibt’s ja auch noch. Welche sind das, mit diesen Birken?
00:40:44
Raúl Krauthausen: Ist das nicht Peter Pane?
00:40:44
Matze Hielscher: Oh, das weiß ich nicht, nee, nee, die heißen anders, oder? Aber weiß ich nicht genau.
00:40:48
Raúl Krauthausen: Und dann gibt es auch richtig, was überhaupt nicht geht, mega-underwhelming: Five Guys. Weil ich weiß nicht warum, warum…
00:40:56
Matze Hielscher: Aber der Name ist irgendwie gut gewählt.
00:40:48
Raúl Krauthausen: Ja, weil Obama einmal irgendwie hallo gesagt hat. Aber es ist der ekligste Burger, den ich ever gegessen habe.
00:41:04
Matze Hielscher: Ich bin gar nicht so Burger-mäßig unterwegs. Isst du Fleisch? Ja ich esse kein Fleisch, deswegen ist Burger auch echt immer so ein bisschen…
00:41:10
Raúl Krauthausen: Hart überbewertet.
00:41:11
Matze Hielscher: Burger an sich hart überbewertet oder Five Guys?
00:41:13
Raúl Krauthausen: Nee, Five Guys.
00:41:14
Matze Hielscher: Du bist echt, so kenne ich dich gar nicht. Du gibst hier gut mit.
00:41:21
Raúl Krauthausen: Eigentlich versuche ich, braver zu werden.
00:41:26
Matze Hielscher: Rauchst du eigentlich noch?
00:41:27
Raúl Krauthausen: Nicht mehr.
00:41:28
Matze Hielscher: Nicht mehr, okay. Fände ich nämlich geil, wenn du jetzt rauchen würdest und dann die ganze Zeit so bam, bam, bam, so Helmut Schmidt mäßig, irgendwie richtig wegwummern!
00:41:36
Raúl Krauthausen: Ich habe aufgehört, aber das ist ein anderes Thema. Die Eva Schulz finde ich hat das wirklich ganz gut fixiert, als sie sagte, sie ist eher so investigativ unterwegs und du eher so an den Menschen interessiert. Und ich glaube, was ich an diesem Interview-Format so spannend finde, ist, und deswegen hat es, glaube ich, bei dir mit Freilassen auch so resoniert, dass wir eben den Hörer*innen nicht vorgeben, was sie jetzt mit der Info machen. Aber ganz oft ist es bei investigativem Journalismus, man versucht, die Person so auflaufen zu lassen, dass es dann am Ende einfach weh tut oder irgendwie Skandal ist.
00:42:14
Matze Hielscher: Was Eva aber nicht macht.
00:42:15
Raúl Krauthausen: Nee, aber was Say Enough ist, auch als Format. Aber dass man schon auch darauf setzen kann, und das habe ich bei Fritz gelernt, im übrigen, dass es eigentlich auch eher darum geht, dass man sich eine Meinung bildet. Und nicht darum geht, die Meinung vorgefressen zu bekommen.
00:42:33
Matze Hielscher: Wobei ich da auch nochmal, da würde ich sogar widersprechen. Weil ich habe das Gefühl, dass alle jetzt immer eine Meinung haben wollen und müssen.
00:42:42
Raúl Krauthausen: Naja, muss man ja.
00:42:43
Matze Hielscher: Nein, muss man nicht. Es gibt auch ganz viele Sachen, wo man sagt, wo ich bei mir, immer noch, und es tendiert immer mal wieder so, aber wenn man mich fragen würde: Bewaffnung der Ukraine? Fassen wir mal ein direkt ein heißes Thema kurz an. Keine Ahnung, keine Ahnung, keine Meinung zu! Ich weiß es einfach nicht. Ich kenne mich damit nicht aus. Ich bin kein Militärexperte, ich bin kein Ost-Experte, ich weiß das alles nicht.
00:43:07
Raúl Krauthausen: Aber du bist auch, glaube ich, kein Russland-Freund.
00:43:10
Matze Hielscher: Ich bin auch kein Russland-Freund. Das ist einfach so, ich weiß es einfach nicht, und dann gibt es manchmal sozusagen neue Erkenntnisse, dann denkt man so: Ah, jetzt habe ich vielleicht doch eine Meinung. Und dann merke ich aber wieder, nein, habe ich eigentlich wirklich nicht. Ich weiß es einfach nicht, und das wird aktuell zu wenig zugestanden, zu sagen: Weiß ich nicht.
00:43:29
Raúl Krauthausen: Jeder in Deutschland ist Virologe, Fußballtrainer und Kriegsberichterstatter geworden. 80 Millionen davon!
00:43:38
Matze Hielscher: Und ich glaube, einfach zu sagen: So, also das geht ja gar nicht. Ich kann ja gar nicht zu allem eine Meinung haben, und ich muss es eben nicht. Und das ist ja eben mit Meinungsfreiheit auch gemeint, dass man eben nicht eine Meinung haben muss, und davon möchte ich auch immer wieder Gebrauch machen dürfen.
00:43:54
Raúl Krauthausen: Du hast mal in einem Podcast gesagt, dass dein Vater zu dir gesagt hätte, in der DDR hättest du es schwer gehabt. Hat das was mit dieser Meinungsfreiheit zu tun?
00:44:02
Matze Hielscher: Ja, ich glaube, deswegen ist es mir so wahnsinnig wichtig in eine Richtung. Weil ich weiß genau, wie sich das anfühlt, an einem Tisch zu sitzen, und Menschen trauen sich nicht, etwas zu sagen, weil sie Angst haben, es könnte Konsequenzen haben. Es könnte sein, dass der Nachbar, ein Familienmitglied gar, wie es sich herausgestellt hat, das weiterträgt. Und das Konsequenzen hat für das Leben. Und in dieser Art der Beklemmung, und da war ich, wie wir schon hatten, so zehn Jahre alt. Aber ich kenne dieses Gefühl noch, weil es so drin ist, in meinen eigenen Wurzeln. Wir sind keine politische Familie gewesen, überhaupt nicht. Aber ich weiß genau, diese Sätze, dass man mit Kindern nicht über Sachen redet und Angst hat. Und auch, meine Schwester ist ja noch jünger als ich, auch Sachen einfach nicht von uns besprochen wurden, weil man Angst davor hatte, wir könnten das irgendwie einem Freund erzählen, der erzählt das seinen Eltern, und die sind bei der Staatssicherheit.
00:45:05
Raúl Krauthausen: Ja, wo Kinder in der Schule gefragt wurden: Wie sieht die Uhr vor den Nachrichten aus? Und wenn man sagt: Das ist eine Uhr ohne Zahlen, dann war es die Tagesschau, und dann wusste man nie gucken Feindes-Fern.
00:45:16
Matze Hielscher: Ja, und deswegen ist mir, ist Demokratie, Meinungsfreihei, das ist einfach unser höchstes Gut, würde ich sagen. Und das gilt es unbedingt zu verteidigen.
00:45:28
Raúl Krauthausen: Du hast als Einzelhandels-Verkäufer im Lampen-Fachgeschäft…
00:45:34
Matze Hielscher: Möbel Regent Paradies Etzweiler.
00:45:37
Raúl Krauthausen: …deine Ausbildung gemacht und gearbeitet. Durch dich habe ich gelernt, das heißt wie? Glüh-Mittel oder Glühlampe.
00:45:44
Matze Hielscher: Jaa, hmm! Ich könnte dich jetzt küssen, hehehe!
00:45:48
Raúl Krauthausen: Und ich finde es deswegen interessant, weil ich weiß gar nicht, ob die Hörer*innen das alle wissen, aber du warst Bassist bei Virginia Jetzt!. Du warst DJ, du warst Eventveranstalter, und jetzt hast du dein eigenes kleines Medien-Imperiumchen geschaffen.
00:46:02
Matze Hielscher: Imperiumchen ist schön, ja.
00:46:03
Raúl Krauthausen: Hast du Angst vor der Zukunft und vor Veränderung?
00:46:08
Matze Hielscher: Nein, irgendwie nicht! Also, ich glaube auch tatsächlich, dass der Mensch doch auch ein ein Erfindungs-Monstrum ist und sich irgendwie Wege zurechtfindet, irgendwie doch, also vielleicht auch viel zu spät. Und irgendwie, rückblickend denke ich so: Gott, oh Gott, was war denn da los? Und wir werden uns auch noch viele Vorwürfe anhören müssen in der Zukunft. Ja wir haben alle immer wieder Vorwürfe gegen, und man fragt sozusagen: DDR, wie konnte es sein, dass Menschen in der Stasi waren? Und vielleicht gibt es das in der eigenen Familie. Und vielleicht sagt man auch: Onkel, wie konnte das sein? Oder Tante, dass du da mitgemacht hast? Mama hat es mir erzählt und so weiter. Und wahrscheinlich wird es irgendwann so sein, dass die sagen: Sag mal, was zur Hölle, warum habt ihr immer in diesen teuren Hotels geschlafen und seid um die Welt geflogen? Was war denn, wie bescheuert kann man denn, wie konntet ihr nur? Ihr wusstet doch! Und wahrscheinlich werden es diese Vorwürfe sein, die wir irgendwann kriegen, ziemlich sicher sogar. Und ich glaube aber, weil wir über Hotels gesprochen haben und das vielleicht auch ganz gut passt, ich versuche immer wieder, mich nicht an irgendwas zu gewöhnen. Wir haben ein Wochenend-Grundstück, da steht eine Jurte drauf, und da schlafe ich sehr gut und sehr gerne drin. Währenddessen sozusagen um uns herum alle irgendwie edler, sozusagen, nächtigen. Ist das so unsere, finde ich das toll? Und ich war in Albanien vor ein paar Wochen, und da haben wir an einem Abend wirklich in einem ganz, ganz tollen Hotel geschlafen, was wahrscheinlich so was wie ein Vier-Sterne-Hotel war, und am nächsten Tag waren wir eher im Minusbereich unterwegs. Ich muss auch echt sagen, das war eine interessante Erfahrung. Aber ich fand beides großartig, und ich finde, das ist wichtig, also auch immer wieder zu gucken, so ein bisschen stoisch auch wieder zu überlegen.
00:48:11
Raúl Krauthausen: Bist du jemand, der sagt: Kenne ich nicht, muss ich ausprobieren.
00:48:14
Matze Hielscher: Ja, nicht mehr so doll wie früher. Auf jeden Fall früher viel, viel mehr. Und gar nicht unbedingt, um auszuprobieren, sondern eigentlich zu gucken. Also, natürlich finde ich das toll, wenn wir in Berlin irgendwie so toll essen gehen können. Aber ich, also wenn ich auf dem besagten Wochenend-Grundstück bin, da gibt es einfach eine Woche lang Nudeln mit Pesto, und es ist für mich vollkommen in Ordnung. Und das immer wieder auch zu praktizieren. Ich habe das jetzt so in die letzten Wochen immer wieder gemacht, dass ich gucke: Handy, wo will ich hin? Maps, und dann aber Maps nicht mehr zu benutzen, und versuchen, auch hier auf der Hand mal drauf zu schreiben, da und da, an der Straße musste abbiegen, das geht. Mit dem Auto ist es ist sauschwer! Also da kriege ich es nicht hin, aber mit dem Fahrrad. Ich werde immer besser darin. Und dann auch den Rückweg, dann: Ach so ja, hier! Zu merken, genauer hinzugucken, dann eben nicht den neuen Kingston-Kopfhörer aufzusetzen, um sich abzulenken, sondern genau hin zu gucken: Ach genau, hier muss ich dann wieder abbiegen.
00:49:10
Raúl Krauthausen: Hier war immer der Lärm.
00:49:12
Matze Hielscher: Genau, und das ist irgendwie, und da wieder zu gucken, das ist vielleicht eher, ich mag Abhängigkeiten nicht.
00:49:22
Raúl Krauthausen: Super Überleitung! Was bringt dich aus der Ruhe? Weil du bist so ein gelassener Mensch, und alle sagen, du bist gelassen, du bist entspannt, du bist so sympathisch. Gibt es irgendwas, was dich richtig fuchsteufelswild macht?
00:49:34
Matze Hielscher: Ich glaube schon, dass das Starrsinn macht. Das finde ich schon manchmal ein bisschen schwierig, wobei ich aber auch meistens dann nachvollziehen kann, warum man starrsinnig ist. Lass mich! Ich glaube tatsächlich, mich bringt eigentlich nur aus der Ruhe, wenn ich mir selber zu viel in den Rucksack gepackt hab und zu viele Termine habe und nicht die Zeit habe. Also ihr seid jetzt heute ein bisschen zu früh gekommen, was schön ist, und das stresst mich dann kurz, weil ich ich konnte doch noch gar nicht, sozusagen – nein, nein, nein. Da habe ich aber auch daran gemerkt: Okay, es waren heute ein bisschen zu viele Termine, da gucke ich wieder, dass ich mehr Lücken habe. Das war jetzt überhaupt keine stressige Situation, aber da merke ich so, das fände ich eigentlich auch schöner für mich, dann eine Viertelstunde eher mit dem Termin davor fertig zu sein. Und mich ein bisschen anders darauf einzustellen, und hier nicht erst alles wegräumen zu müssen, während ihr hier reinkommt. Und das bringt mich eher aus der Ruhe, zu viel auf dem Zettel zu haben. Und das versuche ich gerade weniger zu machen, also wirklich von allem die Hälfte und davon aber doppelt so viel. Ich bin jetzt immer mehr in den letzten Jahren in einen sehr unternehmerischen Umfeld unterwegs gewesen. Und da gibt es einfach ganz viele, gerade Männer, ich habe die irgendwann mal GmbH-geil genannt, die so viele GmbHs haben. Ich will das gar nicht verurteilen, aber ich merke, das ist mir persönlich einfach viel zu viel, und ich ziehe da keine Energie mehr raus aus dem zu viel. Eher im Gegenteil, eher aus dem Wenig, und das zu viel bringt mich aus der Ruhe. Jetzt, glaube ich, habe ich es selber verstanden. Danke!
00:51:28
Raúl Krauthausen: Ein Thema, das du beim Daniel Erk Podcast angesprochen hat, was mich sehr bewegt hat, war deine Schulzeit.
00:51:36
Matze Hielscher: Du meinst, du meinst nicht Daniel Erk, du meinst Daniel Schreiber. Daniel Erk ist nämlich der Gründer von Spotify, und daran könnte ich mich erinnern. Und – ah nein! Ach, jetzt bin ich völlig falsch. Du meinst Daniel Erk von der Zeit, ja, und der von Spotify heißt Daniel Ek!
00:51:55
Raúl Krauthausen: Genau, und Daniel Erk, mit dem hab ich studiert deswegen.
00:51:59
Matze Hielscher: Gut, und es gibt Daniel Schreiber, mit dem – Okay. Alles klar, das war mein Fehler.
00:52:03
Raúl Krauthausen: Aber mit Daniel Erk habt ihr über Schulzeit gesprochen, und du hast ziemlich vom Leder gezogen über die Schule und Schulzeit allgemein. Jetzt hast du selber Kinder, die schulpflichtig sind, und ich verstehe das. Also weil deine Neugier ist ja wahrscheinlich die Quelle, aus der du lernst. Und du lernst auch intrinsisch motiviert, und so. Weil ich will gar nicht so sehr über das Schulsystem ablästern, sondern ich will eigentlich wissen: Wie können wir das Schul-System besser machen?
00:52:34
Matze Hielscher: Ich glaube, es gilt, alle an einen Tisch zu bringen: Schüler, Schülerinnen, Lehrer, Lehrerinnen und Eltern, und dann darüber zu reden und mal Abgleich zu machen: Wie ist denn unser Leben und unsere Welt jetzt? Was sind so die Herausforderungen? Ich habe das Gefühl, also das ist nicht nur ein Gefühl, das ist ja ein Fakt, dass das Schulsystem sich einfach nicht verändert hat seit…
00:52:56
Raúl Krauthausen: Langsamer als die Kirche, sagt man.
00:52:57
Matze Hielscher: Ja. Und darüber noch mal nachzudenken, und es gibt garantiert auch regional verschiedene Herausforderungen und so weiter. Und sich da nochmal hinzusetzen und sagen: Wie könnte man das jetzt hinkriegen. Aber letzten Endes gibt es ja ganz, ganz viele Bildungsinitiativen, und es gibt ganz viele Menschen, die sich da schon ganz viel ausgedacht haben. Aber es findet immer, habe ich das Gefühl zumindest, wie so in einem kleinen Experimentier-Raum statt. Wie so ein bisschen der Katzentisch bei Kindergeburtstagen oder großen Geburtstagen, viel mehr. Und ich glaube, da zusammenzukommen und zu sagen, so, das machen wir jetzt, wir machen jetzt die Reform, und das ist jetzt Fakt. Also, wir setzen uns an einem Tisch, und raus kommt die Reform. Das ist mal nicht so ein Rumspinnen, sondern es wird anders sein, danach. Wie machen wir es? Und da reinzugehen. Und ich glaube, es braucht Reformen, und die Reform muss aber eben mit allen Beteiligten stattfinden. Da können nicht alle mitreden, aber Vertreter*innen davon, und dann glaube ich, gucken und zu sagen, vermutlich kommen dabei ein paar Sachen raus, die dazu führen, dass es wahrscheinlich unterschiedliche Stadt, Land, dass es einfach Unterschiede gibt. Dass die Lehrpläne sich noch mal umstellen, dass das neue Unterrichtsfächer vermutlich darauf landen. Ja!
00:54:12
Raúl Krauthausen: Wollte ich gerade sagen.
00:54:13
Matze Hielscher: Inklusion, ein großes Thema. In meiner Klasse war ein Junge mit einer Behinderung.
00:54:21
Raúl Krauthausen: Oder in der von deinem Kind?
00:54:13
Matze Hielscher: In der von meinem Kind? Nein, nicht. Aber ansonsten ist es sehr divers, aber nicht, dass ich’s jetzt wüsste.
00:54:34
Raúl Krauthausen: Also rein statistisch, von der Menge der behinderten Kinder, müsste es ein Kind pro Klasse sein.
00:54:40
Matze Hielscher: Ist es das, was jetzt kommt?
00:54:41
Raúl Krauthausen: Es kommt, da werden die halt aufgeteilt.
00:54:43
Matze Hielscher: So, wir haben eine relativ aktive Schule, und es gab da so Spendenaktionen und so weiter, um einen Fahrstuhl zu haben, da sind wir bei deinem Thema, um die Schule behindertengerecht her zu machen. Weil es da keinen Fahrstuhl gibt und nur Treppen gibt, und deswegen gibt es zum Beispiel keine Rollstuhlfahrer und Fahrerinnen. Deswegen, das ist auf jeden Fall ein Thema, ja.
00:55:07
Raúl Krauthausen: In Skandinavien, habe ich jetzt gelesen, fand ich super interessant, haben sie das Schulsystem reformiert, vor sieben Jahren vielleicht oder so, und da lernen sie jetzt, unterrichten Phänomene und nicht Fächer. Ich glaube, in Finland war das so.
00:55:22
Matze Hielscher: Wo hast du das gelesen, weißt du das?
00:55:23
Raúl Krauthausen: Nee, aber das kann man recherchieren. Und Phänomene-Unterricht bedeutet zum Beispiel das Phänomen Europa. Und dann gibt es halt verschiedene interessens-geleitete Fragestellungen, die Kinder dann halt stellen können. Sowas: möchte Sprachen lernen, welche Sprachen gibt es in Europa. Oder Geografie, wie sieht Europa aus? Was ist Europa? Politik: Wie funktioniert Europa. Und man versucht eher in Phänomenen zu denken. Oder der Wald oder die Stadt. Und dann daraus Themen abzuleiten und auch Lehrerteams zu bilden zum Beispiel. Also, das fand ich sehr interessant.
00:55:58
Matze Hielscher: Voll! Also auch vor allen Dingen dieser schöne Unterschied, wirklich mit Phänomenen. Also du hast ja auch schon mit Katja Saalfrank gesprochen in deinem Podcast. Ja, die bringt mich ja immer wieder so auf, korrigiert mich immer, die ist so ein sprach-genauer Mensch!
00:56:17
Raúl Krauthausen: Die Leute haben so eine Meinung über sie, weil sie die Super-Nanny war, dabei hat sie so viel zu sagen.
00:56:26
Matze Hielscher: Ja unfassbar! Aber diese kleine, das macht ja nur, wir nennen es nicht mehr Fächer, sondern Phänomene, und sofort geht bei mir: Boah! Das ist so wie dieses Freilassen. Das ist komplett frei lassen, ganz so. Das muss ich mir durchlesen, auf jeden Fall. Und ich glaube, dann, wenn wir frei lassen, dann können wir auch reformieren. Aber das skandinavische System wurde ja schon oft als sehr, sehr positiv benannt. Ja.
00:56:51
Raúl Krauthausen: Gibt es eine, um vielleicht jetzt die Aufzugsfahrt langsam nicht zu verlangsamen, gibt es eine Non-Profit Organisation oder einen Verein, an die du persönlich glaubst, die du empfiehlst, wo man sie unterstützen könnte? Also jetzt jenseits von Viva con Agua, die sowieso alle kennen?
00:57:11
Matze Hielscher: Ja, also wir haben ja schon über ihn gesprochen: Neven Subotić Stiftung. Den habe ich hier kennengelernt, im Hotel. Vielleicht für alle kurz zu erklären, wer er ist: Er ist Fußballspieler gewesen, hat bei Dortmund gespielt, und zumindest kenne ich keine vergleichbare Geschichte. Der hat mit 25 gemerkt, fünf Autos sind fünf zu viel, oder zumindest auf jeden Fall vier zu viel. Und dieses große Haus, das brauche ich gar nicht, weil wer kümmert sich eigentlich um den Rasen? Keine Ahnung! Und hat mit sehr, sehr jungen Jahren, mit Mitte 20 eine Stiftung gegründet, die Neven Subotić Stiftung, die sich dafür einsetzt, dass Menschen, damals war es vor allen Dingen noch in Äthiopien, Zugang zu sauberem Trinkwasser erhalten. Also so ein bisschen auch die Viva con Agua Geschichte. Und ich habe den kennengelernt und fand das so faszinierend, dass man es sich nicht erst verdient, dass man sich engagiert, sondern einfach so jung einfach anfangen kann. Und sagen kann: Gut, ich verstehe, wenn man sich eine Rolex vielleicht kauft, aber fünf? Ich verstehe ja nicht mal, wenn man sich eine kauft, aber das ist ja was anderes. Ich war ein paarmal in Afrika unterwegs, in afrikanischen Ländern und hatte mit NGOs so mittelmäßige Erfahrung. Und hab dann per E-Mail einfach gesagt: Du, Neven, falls du nochmal irgendwann dahin fährst und ein Platz frei ist, ich würde gerne mitkomme, ich würde mir das gerne angucken vor Ort. Und war dann…
00:58:35
Raúl Krauthausen: …mit seinem Privat-Flieger…
00:58:37
Matze Hielscher: …und ich bin dahingefahren, jetzt hingeflogen im Mai. Selbst-Fahrer und Selbst-Kompensierer, wobei da auch noch mal die Frage, aber da machen wir ein ganz anderes Thema auf. Aber ich konnte mir die Arbeit wirklich genau angucken, und auch wirklich die Stiftungsarbeit ganz, ganz genau angucken. Und es ist so, dass 100 Prozent von dem, was man spendet, da unten ankommt. Das ist jetzt vor allen Dingen Tansania, und Kenia, Äthiopien gerade nicht, weil dort gerade Krieg ist, in Teilen des Landes. Und dass er als Stiftungsgründer immer noch sämtliche Verwaltungskosten trägt. Und das finde ich wirklich, also, da kenne ich auch nichts Vergleichbares. Und deswegen würde ich da so meine Hand für, gerade doll ins Feuer legen, dass das ein guter Ort ist. Es gibt ganz, ganz viele tolle Orte, auch so was, was “Jeder Mensch”, was Ferdinand von Schirach ins Leben gerufen hat. Also, du merkst, ich mag es auch, wenn ich die Leute irgendwie kenne, wenn ich in Bezug hab. Gibt aber auch andere Vereine, die ich immer mal wieder unterstütze. Aber bei Neven Subotić, da habe ich irgendwie so ein umfassend gutes Gefühl, wie ich das sonst irgendwie bisher kaum hatte. Und ich kenne auch sozusagen jetzt die ganze Stiftungsfamilie näher und so weiter und war eben vor Ort, habe das alles angeguckt. Also, da glaube ich, dass ist super, würde ich empfehlen. Und ansonsten gibt es auch die Effective Altruism Seite, die ich empfehlen möchte. Ich weiß nicht du das kennst? Mal irgendwie zu gucken, wie kann ich mit meinem Geld das Meist-Mögliche erreichen, und das sammelt sozusagen diese Seite. Und dann gibt es ja auch givetheworld.org.
01:00:21
Raúl Krauthausen: Wo man direkt den Leuten Geld gibt.
01:00:23
Matze Hielscher: Genau. Das sind so einfach ganz gute Seiten, die einem so helfen, durch diesen ganzen Dschungel so durchzukommen und zu wissen. Eine Sache, die ich auch wieder von einem Gast habe, Dunja Hayali, die sagte: Engagiere dich für zwei, maximal drei Sachen. Mach nicht zu viel, sondern guck lieber genauer hin bei manchen, und dann geh da lieber mehr rein als bei anderen, weil man eben nicht so viel machen kann. Das war so ihr Tip, und das fand ich ganz gut, ja!
01:00:48
Raúl Krauthausen: Ja, finde ich auch einen guten Tipp. Matze, vielen Dank für deine Zeit!
01:00:51
Matze Hielscher: Äh, da sind wir steckengeblieben, gerade im Fahrstuhl.
01:00:53
Raúl Krauthausen: Ja, ich bin mega dankbar, dass ich meinen Aufzug in deinem Hotel kurz aufstellen durfte.
01:00:56
Matze Hielscher: Ja, danke dir! Danke dir, dass du vorbeigekommen bist, dass ihr vorbeigekommen seid.
01:01:00
Raúl Krauthausen: Ich nehme den dann wieder mit, den Aufzug.
01:01:02
Matze Hielscher: Ja mach das, gerne.
01:01:03
Raúl Krauthausen: Und wenn du einen Platz in deinem Zimmer hast, du in deinem Hotel, sag Bescheid.
01:01:08
Matze Hielscher: Super. Ding!
01:01:09
Raúl Krauthausen: Ding!
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Dieser Podcast ist eine Produktion von Schønlein Media.
Produktion: Fabian Gieske , Anna Germek
Schnitt und Post-Produktion: Jonatan Hamann
Coverart: Amadeus Fronk