Wir haben ein Kinderbuch geschrieben! „Als Ela das All eroberte“ ist zusammen mit Adina Hermann und Laura Rosendorfer entstanden und erzählt die Geschichte von Ela, die ins Weltall fliegen möchte. Wir finden, Kinderbücher wollen oft zu viel erklären und besonders Behinderung wird gerne übererklärt. Wir haben versucht, Elas Träume von einer Reise ins Weltall anders zu zeigen, ohne Klischees oder ihrem Rollstuhl im Mittelpunkt. Wie genau so ein Buch eigentlich entsteht und was wir dabei gelernt haben, erzählen wir in dieser Folge.
Also Aufzugtür auf für Adina, Laura und Ela – und los geht die Fahrt ins All.
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Raúl Krauthausen: Eine gute Aufzugsfahrt ist ganz schön aufwendig. Aber
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findest Du auf im-aufzug.de. Ein herzliches Dankeschön geht diese Woche
an die großzügigen Unterstützer*innen Zvea, Susanna, Tanja und
Benjamin. Und los geht’s!
Wir haben ein Kinderbuch geschrieben. Als Ela das All eroberte, heißt das
und ist im Februar erschienen. Zusammen mit Adina Herrmann und Laura
Rosendorfer ist diese Geschichte von Ela entstanden, die ins All fliegen
möchte. Ich finde, Kinderbücher wollen oft zu viel erklären und besonders
Behinderung wird gerne mal über erklärt. Wir haben versucht, Elas
Träume von einer Reise ins Weltall anders zu zeigen. Ohne Klischees oder
ihrem Rollstuhl im Mittelpunkt. In dieser Folge plaudern wir außerdem
aus dem Nähkästchen, wie genau eigentlich so ein Kinderbuch entsteht und
was wir dabei gelernt haben. All das hörst Du jetzt. Also Aufzug Tür Ihr
auf für Adina, Laura und Ela. Und los geht’s. Die Fahrt ins All.
Heute machen wir eine ganz besondere Folge, für mich besonders, weil ich
nicht nur fremde Leute in meinen Podcast einlade, sondern auch Freunde.
So wie es halt im Aufzug auch manchmal der Fall ist, dass man auch Leute
trifft, die man ja schon kennt. Und heute bin ich ganz besonders aufgeregt,
weil Adina Herrmann und Laura Rosendorfer mit mir im Aufzug sind. Und
zu dritt haben wir ein Kinderbuch gemacht und das Kinderbuch heißt „Als
Ela das All eroberte“ und darüber wollen wir heute reden. Hallo Laura,
hallo Adina.
00:02:12.000
Laura Rosendorfer: Hallo.
00:02:14.000
Adina Hermann: Hallo. Vielen Dank für die Einladung.
00:02:15.000
Raúl Krauthausen: Schön, dass Ihr da seid. Hattet Ihr schon mal einen
merkwürdigen Moment im Aufzug?
00:02:19.000
Laura Rosendorfer: Ich fahr so selten Aufzug. Tatsächlich komme ich ja kaum
rum und nee, also spontan im Aufzug.00:02:27.000
Adina Hermann: Ja für mich ist es ja als Rollstuhlfahrerin das klassische,
entweder wollen Leute nicht mit in den Aufzug, weil sie irgendwie Angst
haben, oh Rollstuhl. Oder sie versperren den Aufzug und ich kann nicht
rein, obwohl sie ihn vielleicht nicht so dringend brauchen. Und natürlich
in Berlin ganz klassisch Aufzüge, die sehr stark müffeln.
00:02:47.000
Raúl Krauthausen: Am besten die Kombination aus Kot, Erbrochenen und
Urinierten. Eine ganz besondere Note. Dann könnte man es vielleicht den
Berliner Luft nennen.
00:02:58.000
Adina Hermann: Wenn das die Berliner Luft ist, dann ist das kein gutes
Merch.
00:03:03.000
Raúl Krauthausen: Nee, besser nicht. Aber könnte auch so eine Kollektion
sein, so Kotty-Kollektion. Na gut, aber das ist ein anderes Thema, den
müssen wir ja nicht weiter vertiefen, sondern worüber wir heute vor allem
reden wollten, ist Kinderbücher. Nicht nur unser eigenes, sondern
vielleicht Kinderbücher allgemein. Fangen wir aber vielleicht mit unserem
eigenen an.
00:03:24.000
Laura Rosendorfer: Das duftet auch gut.
00:03:25.000
Raúl Krauthausen: Das duftet gut, weil das gerade frisch aus der
Druckpresse kommt. Am 26. Februar war Book Release offiziell. Und
worum geht es in dem Buch, Laura?
00:03:36.000
Laura Rosendorfer: Um ein Mädchen, das Astronautin werden möchte und
nebenbei sitzt sie noch im Rollstuhl, was ihr so ein paar Fragen aufwirft,
die sie beantwortet haben möchte oder erforscht.
00:03:49.000
Raúl Krauthausen: Und was könnte so die Botschaft sein, die wir versuchen
mitdiesem Buch zu vermitteln?
00:03:57.000
Laura Rosendorfer: Also ich würde sagen, nicht aufgeben und einfach deine
Träume erstmal angehen und schauen, was draus wird, dann am Ende.Weil so unmöglich, wie es vorher scheint, ist es dann am Ende dann doch
nicht, wenn man mal näher hinguckt.
00:04:14.000
Adina Hermann: Ja genau, es geht um Zuversicht, um auch den Mut
vielleicht darauf zu vertrauen, dass sich die Welt verändert, dass sich auch
Regeln verändern, dass nicht immer alles beim Alten bleiben muss. Und
natürlich auch ganz doll um Freundschaft, weil wir den tollen Ben haben,
der Ela ja auch bei allem supportet und unterstützt.
00:04:36.000
Raúl Krauthausen: Ist es denn in dem Feld von Kinderbuchschreiben? Das
ist jetzt mein erstes Kinderbuch, das ich überhaupt…
00:04:41.000
Adina Hermann: Meins auch.
00:04:43.000
Raúl Krauthausen:… das ich überhaupt geschrieben habe. Laura hat ja
schon mehr Erfahrung. Wie viel hast du schon gemacht?
00:04:47.000
Laura Rosendorfer: Oh, das hat tatsächlich eine Zahl, weiß ich nicht. Ich
weiß, ich mache das ungefähr jetzt seit zehn Jahren. Also da kommen dann
einige Kinderbücher ziehen an einem vorbei. Geschrieben selber habe ich
noch keins, habe ich auch jetzt nicht geschrieben, sondern ich bin auf der
Illustrationsseite. Aber da sind einige richtig schöne Kinderbücher dabei
gewesen, finde ich. Und ich finde ja eh diese Kinderbuchwelt, da kann man
sich so, kann man die Fantasie so ausleben lassen. Das ist einfach so ein
schönes, so ein schöner Buchbereich. Das macht so Spaß dabei zu
arbeiten.
00:05:25000
Adina Hermann: Es ist total eine kuschelige Welt. Für uns selbst so das erste
Mal. Wir hatten gleich beide das Gefühl, wir haben eine… darüber
geredet, dass man plötzlich in so einer Welt ist, wo irgendwie alle Leute
nett sind und alle Leute freuen sich, tolle Dinge für Kinder zu machen. Ja,
das ist richtig schön.
00:05:39.000
Raúl Krauthausen: Aber war das jetzt nur bei uns oder ist das wirklich so,
dass die alle so positiv sind, Laura?00:05:45.000
Laura Rosendorfer: Ich finde eigentlich schon, dass Kinderbücher
wahnsinnig, ja eine wahnsinnigeile Welt ist irgendwie. Was ich manchmal
finde, das vergessen wird, dass man Kindern doch mehr zutrauen kann.
Also dass man Kinder nicht so ganz in Watte packen muss und so ganz
betütteln muss, wie man das vielleicht als Erwachsener denkt, sondern
dass die richtig viel verstehen und auch schwere Probleme gut erfassen
können, ohne dass sie dann irgendwie schockiert sind oder einen
psychischen Knacks kriegen davon, sondern dass die auch da Interesse
dran haben und dass man nicht immer über Osterhäschen und Teddybären
was schreiben muss, sondern auch über Themen, die einfach auch für
Erwachsene schwer sind. Und da gibt es nicht ganz so viele Kinderbücher,
die sich das trauen dann am Ende.
00:06:30.000
Raúl Krauthausen: Alina und ich, wir sitzen ja beide im Rollstuhl und haben
ganz oft Kinderbücher geschenkt bekommen, als wir Kinder waren, wo
wir, also ich spreche jetzt mal für mich, wo ich oft das Gefühl hatte, die
Person, die mir das schenkt, die will mich irgendwie pädagogisch
entweder besonders gut behandeln oder sie will mir irgendwie
unterschwellig was sagen. Und das ist beides gruselig, also als Kind war
das immer schlimm, weil ich wollte kein Buch zum Thema Behinderung
haben. Wie groß ist die Gefahr beim Kinderbuch schreiben, dass man so
überpädagogisiert, also dass man das Abenteuer vergisst?
00:07:08.000
Laura Rosendorfer: Sehr hoch, würde ich sagen. Also ich sammle
Kinderbücher seit, weiß ich nicht, ja seitdem ich ein Kind bin. Es hat
einfach nie aufgehört, dass ich Kinderbücher gekauft habe. Und mir haben
immer die Kinderbücher am besten gefallen, die nicht versucht haben, mir
irgendwas beizubringen oder die mir vielleicht was beigebracht haben,
ohne dass ich es gemerkt habe. Aber sobald es so offen pädagogisch wird,
hat mich das immer sehr gestört. Also ich mochte immer eigentlich die
Kinderbücher am liebsten, die fantasievoll waren, vielleicht auch so ein
bisschen sinnlos jetzt irgendwie oder einfach verrückt wild irgendwie. Ich
habe auch immer wieder Themen besprochen, die jetzt nicht so normal
waren oder einfach nur bunt waren. Also auch so was gefällt Kindern
einfach total gut.
00:07:59.000
Adina Hermann: Dass man nicht gleich merkt, dass dem ganzen irgendwie
eine Agenda zugrunde liegt.00:08:02.000
Laura Rosendorfer: Ja, es muss nicht alles in Richtung Strubel Peter, da sind
wir einfach schon viel weiter. Man muss nicht mit Kindern irgendwie
Geschichten erzählen, dass einem die Daumen abgeschnitten werden,
wenn man Daumen lutscht oder sowas. Ja, also Gott sei Dank sind wir da
weiter.
00:08:18.000
Raúl Krauthausen: Wenn ich Kinderbücher lese und mich dann informiere
über die Autorinnen oder Autoren und die haben dann irgendwas, keine
Ahnung, eine Botschaft, dann sind es oft Eltern, die irgendetwas für ihre
Kinder schreiben und dann entweder selber ihre eigenen Struggle
verarbeiten, unserem Kinderbuch, oder aber Themen behandeln, die die
Kinder wahrscheinlich gar nicht haben.
00:08:45.000
Laura Rosendorfer: Ja.
00:08:46.000
Raúl Krauthausen: Also das ist mir aufgefallen, es gibt Bücher zum Thema
Behinderung und dann meinen dann die Eltern, anderen Kindern erklären
zu müssen, was genau die Diagnose ihres Kindes ist. Wo ich nicht sicher
bin, ob Kinder das wissen wollen.
00:09:02.000
Laura Rosendorfer: Ja, also ich weiß nicht, ich glaube man darf immer nicht
vergessen, was man selber eben als Kind gerne gelesen hätte.
00:09:07.000
Raúl Krauthausen: Genau.
00:09:08.000
Laura Rosendorfer: Und ich glaube das sind nicht solche Bücher.
00:09:11.000
Raúl Krauthausen: Adina Laura hat gerade gesagt, sie sammelt in ihrer
Kindheit Kinderbücher, das habe ich bei dir auch erlebt. Ich weiß nicht,
wie lange du schon Kinderbücher sammelst, aber du hast auf jeden Fall
immer Kinderbücher. Also du hast sehr viele, schon seit ich die kenne. Wie
bist du denn auf die Idee gekommen, selber ein Kinderbuch zu machen und
nicht nur zu besitzen und dann das Thema Weltraum auszuwählen?00:09:34.000
Adina Hermann: Ich glaube, also Faszination Buch war halt schon immer
und wenn man als Kind anfängt, ist natürlich auch Kinderbuch irgendwie
total faszinierend. Ich finde, genau das was Laura sagte, ganz wichtig, im
Kinderbuch hast du oft viel mehr Fantasie. Also bei Erwachsenen gibt es
natürlich auch Fantasy-Bücher, aber im Kinderbuch hast du noch so eine
kindlichere Fantasie, die halt irgendwie auch viel Spaß macht und ganz
viel Freiraum bietet. Ich glaube insgeheim habe ich mir schon immer
gewünscht, irgendwie auch mal an einem Buch beteiligt zu sein, aber dass
es dann mit dir so konkret wurde, das war für mich dann trotzdem auch
eine tolle Überraschung. Das hat sich richtig angefühlt, weil wir über
unser gemeinsames Thema, also das Kindheit mit Rollstuhl bzw. mit
Behinderung, darauf kamen, dass wir beide auch unzufrieden waren mit
den Büchern, die es da gab. Es gab ja nicht nur peinliche Bücher mit
Kindern mit Behinderung, sondern auch einfach die überwiegende
Mehrzahl der Bücher haben das Thema einfach gar nicht behandelt.
00:10:37:000
Raúl Krauthausen: Oder falsch.
00:10:39.000
Adina Hermann: Oder falsch abgebildet. Das heißt, man fühlte sich so wenig
gesehen auch als Kind und das zu ändern, das war halt echt auch eine
große Motivation.
00:10:46.000
Raúl Krauthausen: Was sind denn eure Beobachtungen gewesen bisher?
Also wir haben ja viel recherchiert im Vorfeld, was für Kinderbücher gibt
es zum Thema. Wir haben jetzt sogar durch Zufall entdeckt, in den USA
gibt es ein Kinderbuch von einem Mädchen im Rollstuhl, die Astronautin
werden will. Aber ganz anders erzählt, also auch viel mehr Disney-artig.
Bei den Recherchen ist mir zumindest aufgefallen, dass Behinderung ganz
oft so, wie gesagt, entweder über erklärt wird. Oder aber es immer darum
geht, dass Außenseiter sein müssen, die einen Heldentat vollbringen
müssen, damit sie gelten. Was ist euch noch aufgefallen?
00:11:28.000
Adina Hermann: Also ich habe ja auch tatsächlich einfach mal eine
Sammlung gemacht mit Covern, die irgendwie mit Mädchen und
Behinderung und Weltall zu tun haben. Oder nur mit Mädchen und
Weltall, weil mit Behinderung gibt es ja nicht so viele. Und da ist mir ganz
krass aufgefallen, immer wenn es heißt, dass irgendwie Jungs- und
Weltall-Thema sind, dann waren das total die Action-Cover. Und bei denMädchen saß immer ein Mädchen irgendwo so ganz sitzsam auf der Wiese,
meistens in der Ecke, und hat anlächlich zu den Sternen hochgeguckt. Also
diese super passive Haltung, die fand ich krass. Also Mädchen wurden
immer passiv dargestellt, verträumt, aber nicht, dass sie irgendwas
machen. Und deshalb fand ich es dann so schön, dass auf unserem Cover
das ein bisschen mehr nach Action aussieht und nicht nach „Oh, ich guck
die Sternchen an und bin ein ganz schüchternes, liebes Mädchen.“ Das zu
Hause sitzt.
00:12:20.000
Raúl Krauthausen: Das ist ja dieses klassische Thema, ne? Mint. Dass wir
wissenschaftliche Berufe machen, Jungs oder Mädchen. Und das ist ja
dann oft sehr jungslastig. Mir ist aufgefallen, dass die Cover, die du mir
zeigst, wo Behinderung und Weltall auftauchte, dass der Rollstuhl immer
losgelöst war von den Charakteren.
00:12:39.000
Laura Rosendorfer: Ah, okay.
00:12:40.000
Raúl Krauthausen: Weil man gesagt hat, dass im Weltall brauchst du den
Rollstuhl ja nicht.
00:12:0045000
Laura Rosendorfer: Achso, dann bist du los im Weltall, endlich.
00:12:46:000
Raúl Krauthausen: Das ist ja, also verstehe ich schon auch, aber das ist ja
nicht die Idee von Ela. Was ist denn die Idee von Ela?
00:12:54.000
Adina Hermann: Naja, ich glaube, das Spannende ist ja, sie will nicht ihre
Behinderung hinter sich lassen oder sie muss nicht beweisen, dass sie auch
unabhängig von ihrer Behinderung was ist oder kann. Die Idee ist ja, dass
sie mit all ihren Eigenschaften, Fähigkeiten und auch mit ihrer
Behinderung ihre Träume umsetzen kann.
00:13:15.000
Raúl Krauthausen: Und deswegen ist sie mit Rollstuhl im Weltall und nicht
neben dem Rollstuhl im Weltall.
00:13:19.000
Laura Rosendorfer: Ja und ich habe das Gefühl, der Rollstuhl ist ja auch
nichts, den sie loswerden möchte, sondern sie nutzt ihn ja eigentlich als
ziemlich cooles Gefährt irgendwie, also als saust er den Berg runter undhat da ja auch Spaß damit irgendwie. Also es ist ja eine Hilfe und
Unterstützung für sie, die sie total gut nutzen kann. Also es ist nicht so,
dass sie denkt, ui, der Rollstuhl der ist, der muss jetzt aber endlich mal
weg.
00:13:41.000
Adina Hermann: Genau.
00:13:42.000
Raúl Krauthausen: Hast du irgendwas gelernt beim zeichnen von
Rollstühlen, Laura?
00:13:45.000
Laura Rosendorfer: Ja, du hast das gar nicht so leicht. Tatsächlich war das
das erste Mal, dass ich Rollstühle gezeichnet habe.
00:13:54.000
Raúl Krauthausen: Ich habe vor Jahren mal einen Comic gesehen von einem
amerikanischen Illustrator, der selber am Rollstuhl sitzt und er hat eine
Anleitung geschrieben „How to draw a wheelchair“, weil er anscheinend
auch so genervt war, dass das immer diese AOK-kranken Rollstühle sind,
die man so auch in Kinderbüchern sieht.
00:14:10.000
Laura Rosendorfer: Ja, ja.
00:14:12.000
Raúl Krauthausen: Ich weiß gar nicht, ob die eine das erzählt hat, aber die
Lektorin, die hat uns dann gesagt, dass sie am Anfang dachte, ja, was wird
das schon sein, was macht das schon für einen Unterschied. Und als sie
dann aber das sah, gibt sie das jetzt inzwischen an andere Illustratorinnen
weiter, wenn irgendwo ein Rollstuhl auftaucht, dass das nicht so aussehen
muss, dann viel cooler sein kann.
00:14:34.000
Adina Hermann: Ja, und du warst ja auch bei dem Beispiel von anderen
Kinderbüchern, wo ich gestaunt habe, ist tatsächlich, dass selbst, also in
dem Fall war es glaube ich eine Mutter von einem Kind mit Binderung, die
das Buch geschrieben hat und die dennoch aber auch den Rollstuhl
komplett falsch hat darstellen lassen von der illustrierenden Person. Ich
weiß gerade nicht mehr, wer das war. Also der Rollstuhl wirkte auf dem
Bild auch schon so, als ob sie zweimal reingepasst hätte, aber viel zu breit
auch. Und da fragt man sich schon, also ja, ich verstehe, Illustration ist
auch frei und es darf ja auch ein bisschen, künstlerische Freiheit darf manda drin haben, aber das ist so unpraktisch schon allein aussehen. Das ist
schon witzig, ja, das ist natürlich, wenn man selbst im Rollstuhl sitzt, super
offensichtlich, dass das so nicht gut funktionieren könnte.
00:15:26.000
Raúl Krauthausen: Bei Kinderbüchern zu anderen Themen, die vielleicht
andere marginalisierte Gruppen oder so abbilden, habe ich manchmal das
Gefühl, ist der ganze Diskurs weiter. Also schwarze Kinder sieht man
inzwischen häufiger oder queere Kinder. Aber trotzdem habe ich
manchmal das Gefühl, es ist immer noch so, guck mal, der ist anders.
Versteht ihr, was ich meine? Also dann geht es halt um Trans und dann
muss der Junge unbedingt einen Rock tragen. Man kann ja auch trans sein,
ohne einen Rock tragen zu müssen. Und das wird dann oft wieder so
klischeehaft abgebildet und dargestellt, um es vielleicht zu verbildlichen.
Aber gleichzeitig ist es wieder ein Klischee.
00:16:09.000
Laura Rosendorfer: Ja, ich glaube, das liegt aber auch häufig dran, dass
eben nicht die Leute, die da drin stecken in der Situation, auch die Bücher
schreiben, sondern es ist halt viel so, dass eben Durchschnittsleute, wie
jetzt ich, irgendwie an solchen Projekten arbeiten und eigentlich nicht so
richtig Ahnung haben, was denn da eigentlich der Kern ist, was wichtig ist.
Aber was ich ganz, ganz toll finde, was mittlerweile eigentlich fast normal
ist, dass es Sensibility-Readings gibt, wo noch echt viel korrigiert werden
kann und die Texte einfach nochmal besser gemacht werden. Das hatte ich
jetzt auch neulich im Fall beim Projekt, was ich nach Ela hatte. Und eben
auch ein Kind im Rollstuhl Teil einer Freundesgruppe ist. Und beim Reden
des Manuskrips dachte ich mir, oh, das sind ein paar Red Flags irgendwie.
Einfach weil ich das von Nadina eben gehört hatte. Ich hab nichts gesagt,
aber das ging durch Sensibility-Readings. Und dann wurden diese ganzen
Sachen, die mir noch aufgefallen sind, weil ich an eurem Projekt, unserem
Projekt mitgemacht habe, die sind alle korrigiert worden. Und ja, das fand
ich schon cool, dass da eben jetzt auch viel passiert. Ich kenne das noch
nicht so lang, eben diese Sensibility-Readings, aber das hilft schon viel.
00:17:24.000
Raúl Krauthausen: Also im Unkerschluss, dass am Ende eigentlich nur noch
Betroffene, die Literatur machen sollten, zu einem Thema?
00:17:32.000
Laura Rosendorfer: Zumindest beteiligt sein müssen. Also dass du so einen
Ratgeber hast, jemand, der dir zur Seite steht und dich aufmerksam macht
auf Sachen, die eben wichtig sind und die der anderen nicht wissenkönnen. Ich finde das schon gut, dass Leute, die auch Geschichten
schreiben dürfen über Sachen, sich in andere Leute reindenken können. Ich
finde das auch total wichtig. Aber in manchen Situationen steckt man
einfach nicht drin und braucht Hilfe. Das ist ganz klar. Und da kann man
nur profitieren. Also alle Seiten finde ich.
00:18:05.000
Adina Hermann: Ein toller Lerneffekt, ne?
00:18:06.000
Laura Rosendorfer: Ja.
00:18:07.000
Raúl Krauthausen: Es ist ja ungewohnt, also wie Adina und ich, wir haben
das Buch zusammen irgendwie entwickelt, muss zugeben, an den größten
Teil hat Adina auf jeden Fall entwickelt und auch geschrieben und erdacht.
Ich hab ab und zu was mitgemacht, aber ich möchte mich ungern mit
diesen Lorbeeren schmücken, die Adina verdient hat. Wie funktioniert denn
eigentlich ein Illustrationsprozess mit vier Händen? Also bei Adina, wenn
man erklärt, das ist gar nicht so üblich, aber es ist möglich.
00:18:43.000
Laura Rosendorfer: Also ich glaube, das war für uns beide auch so, wir
hatten, also bevor ich ins Projekt kam, ich hatte keine Ahnung, wie wir das
machen. Ich hatte das noch nie gemacht und hatte da auch ein bisschen
Respekt davor. Ich glaube, wir haben dann einfach irgendwann gesagt,
wenn wir es nicht probieren, dann werden wir es nicht rausfinden.
00:19:03.000
Raúl Krauthausen: Und wie kam es dazu?
00:19:06.000
Adina Hermann: Ja, ich glaube, da bin ich ja so ein bisschen, ich sage jetzt
einfach mal Schuld. Also ich habe mir es schon gewünscht, irgendwie auch
illustratorisch beteiligt zu sein bei diesem Buch, weil es ja auch ein
Herzensprojekt von Raul und mir ist und ich muss nochmal kurz
widersprechen, dass dein Anteil es schon auch nicht gering ist. Nein, aber
weil es so ein gemeinsames Herzensprojekt ist, habe ich mir gewünscht, da
auch beteiligt zu sein. Gleichzeitig wusste ich, dass mir da komplett die
Erfahrung fehlt und dass ich das wahrscheinlich auch einfach vom
Workload gar nicht allein geschafft hätte.
00:19:35.000
Raúl Krauthausen: Kanntet ihr euch vorher?00:19:36.000
Laura Rosendorfer: Nein.
00:19:37.000
Raúl Krauthausen: Ach krass.
00:19:39.000
Laura Rosendorfer: Also ich hatte mir natürlich ihre Sachen angeguckt,
nachdem ich den Vorschlag bekommen habe, ah, sie könnte am Projekt
eventuell mitmachen und so.
00:19:47.000
Adina Hermann: Genau, aber wir haben uns einfach sehr gut verstanden und
wir haben sehr respektvoll und nett miteinander kommuniziert. Das ist ja
auch einfach ein wichtiges.
00:19:53.000
Laura Rosendorfer: Das fand ich tatsächlich ein riesen, riesen Punkt, der so
viel, also eine Teamarbeit einfach ausmacht, ein respektvoller Umgang, in
dem man auch Kritik äußern kann, die aber nie verletzend wird. Also das
war einfach das Paradebeispiel, ein konstruktiver Kritik und das war total
schön. Also, hat richtig Spaß gemacht.
00:20:15.000
Raúl Krauthausen: Ich kann mich erinnern, Alina, du hattest also diese Idee
zur Figur Ela. Wir wussten nicht genau, was sie machen wird, aber es gab
die Figur Ela und du hast mir eine grobe Skizze mal geschickt und die
haben wir dann getwittert und haben gesagt, dieses Mädchen möchte ein
Kinderbuch sein. Und wie weit hat sich dieses Mädchen zu bunten Ela für
dich verändert?
00:20:44.000
Adina Hermann: Also sie hat sich auf jeden Fall weiterentwickelt. Ich finde,
ich meine, das war eine richtig grobe Bleistift-Skizze.
00:20:50.000
Raúl Krauthausen: Kennst du die?
00:20:51:000
Laura Rosendorfer: War die im ersten Pitch-Mädchen dabei?
00:20:55.000
Raúl Krauthausen: Bestimmt.00:20:55.000
Adina Hermann: Ich bin mir gar nicht mehr sicher, ob wir die da noch drin
hatten.
00:21:00.000
Laura Rosendorfer: War hatte die dunklen Haare, war das die schwarze
Haare?
00:21:02.000
Adina Hermann: Genau, also ich hatte es dann einmal ein bisschen weiter
auskoloriert und da hatte sie dunkle Haare noch.
00:21:06.000
Raúl Krauthausen: Also also in der Bleistift-Skizze.
00:21:08.000
Adina Hermann: Der Bleistift-Skizze hatte aber noch gar keine Haarfarbe,
die war tatsächlich noch ganz plane einfach. Genau, aber da wussten wir
noch nicht, welche Haarfarbe sie hat oder dass sie blinkende Räder mag.
00:21:19.000
Raúl Krauthausen: Und bist du mit der Entwicklung zufrieden oder hattest
du das gerne irgendwie nochmal mehr Zeit gehabt, um sich mit einem
Detail auseinanderzusetzen?
00:21:29.000
Adina Hermann: Also ich glaube, mehr Zeit könnte man wahrscheinlich
immer investieren und noch 10.000 Details tiefer reingehen. Aber ich bin
super zufrieden, wie es gelaufen ist und ich könnte es mir wirklich nicht
besser vorstellen als mit Laura.
00:21:46.000
Raúl Krauthausen: Das klingt ja so kitschig.
00:21:48.000
Adina Hermann: Ja, das ist auch echt, also das ist wirklich eine kitschige…
00:21:52.000
Laura Rosendorfer: Blind Date Story.
00:21:55.000
Adina Hermann: Blind Date Story, genau. Es ist wirklich nicht zu erwarten,
dass es so gut läuft, wenn man sowas so spontan aus dem Bauch heraus
einfach mal macht. Und es ist eine tolle Überraschung gewesen, wie die
mega gut das laufen kann.00:22:06.000
Raúl Krauthausen: Wenn zwei Illustratorinnen ein Buch zeichnen, wie
macht man denn die Trennung der Aufgaben, weil es ja doch
unterschiedliche Stile sind? Einfach weil man unterschiedlich Mensch ist.
00:22:20.000
Adina Hermann: Genau, also was glaube ich ziemlich schnell klar war, war,
wir schaffen es, einen Stil zu finden. Aber das Beste wird sein, dass die
menschlichen und vor allem auch Gesichter zum Beispiel, aber auch
Körper, dass die bei Laura bleiben, damit das wirklich nicht erkennbare
Brüche sind. Weil ich glaube schon, dass ich Gesichter dann doch wieder
ein bisschen anders zeichne als Laura und das sieht man dann. Das sollte
ja auch konsistent aussehen. Aber dass wir uns total gut drauf einigen
konnten, zum Beispiel, hier habe ich Lust auf den Hintergrund, hier möchte
ich jetzt ein Monsterchen zeichnen. Und genau, das haben wir dann
einfach in ganz kurzen Emails einfach so abgesprochen.
00:23:02:000
Laura Rosendorfer: Ja, da waren wir relativ spontan auch. Und jeder hat so
gesagt, worauf er jetzt irgendwie gerade Lust hätte, was zu machen. Und
hat das dann bis zum gewissen Grad ausgearbeitet. Dann haben wir es
zurückgespielt und dann hat der andere einfach weitergezeichnet und dann
eben gefragt, ob das so passt. Und manchmal hat der andere dann doch
noch was hinzugefügt oder so. Und so ist es dann quasi, es gibt doch diese
Spiele, wo einer anfängt zu zeichnen und dann schiebt man es weiter und
dann zeichnet der andere weiter so ungefähr.
00:23:30.000
Raúl Krauthausen: Aber da kommt ja am Ende immer irgendwie ein
bisschen was. Da kommt immer Quark raus, ist das denn?
00:23:33.000
Laura Rosendorfer: Aber in unserem Fall hat das sehr gut geklappt, finde ich.
00:23:36.000
Adina Hermann: Finde ich auch. Und war auch so immer spannend, also
wenn man immer nicht wusste, was kriegt man jetzt zurück, wo mache ich
da weiter? Aber irgendwie hat sich dann am Schluss ganz gut
zusammengeführt. Und wobei man auch sagen muss, wir haben es auch
absichtlich so ein bisschen abstrahiert, dass wir da ein bisschen freier
sind, beide unsere Stile irgendwie reinzubringen. Dass es so ein bisschen
von den Texturen einfach ein bisschen wilder sein darf, ein bisschen von
den Formen ein bisschen weniger realistisch sein darf. Einfach damit das
eine schöne Collage ist aus zwei Stilen.00:24:05.000
Raúl Krauthausen: Wie nennt man diesen Stil denn?
00:24:10.000
Laura Rosendorfer: Den Adina-Laura-Stil.
00:24:13.000
Raúl Krauthausen: Aber wenn da so ein Literaturkritiker käme, würde der
jetzt sagen Comic-artige gezeichnete Kinderbuch oder was?
00:24:21.000
Laura Rosendorfer: Es hat einen Hauch von Comic, bunt, ein bisschen
abstrahiert, aber ich wüsste jetzt gar nicht, wie man das genau nennt.
00:24:30.000
Adina Hermann: Ich weiß es auch nicht, es ist jetzt der intergalaktische
Laura-Adina-Stil.
00:24:36.000
Raúl Krauthausen: Ok, eigene Erfindung. Ich stelle mir das so vor, man soll
eine Rakete zeichnen, keine Ahnung, wie eine Rakete aussieht.
00:24:44.000
Laura Rosendorfer: Ich hatte das gegoogelt, sollte eine Rakete im
Hintergrund stehen bei den Kindern als die Brotzeiten im Planetarium.
Und da dachte ich, ja, dann nehme ich eine schöne Rakete, habe so ein
bisschen gegoogelt. Ich fand es gut, eine deutsche Rakete zu nehmen,
einfach weil es ein deutsches Kinderbuch ist, dachte man, muss man nicht
immer die Amis nehmen oder irgendwie so.
00:25:03.000
Raúl Krauthausen: Oh, ich ahne.
00:25:04:000
Laura Rosendorfer: Ich habe dann eine richtig schöne Rakete genommen, die
so ein bisschen hat, so ein bisschen Karo, also hatte ein schön
abstrahiertes Muster. Und ich hätte mir wahrscheinlich beim Zeitraum, wo
sie entstanden ist, hätte ich mir schon denken müssen, dass das vielleicht
keine gute Idee war, weil sich dann eben in dem Faktencheck
herausgestellt hat, dass das eine Nazi-Rakete war. Und zwar eine ziemlich
fiese. Und die haben wir dann natürlich Gott sei Dank noch auf den letzten
Drücker, ich glaube eine Woche vor Druckabgabe, haben wir die dann
noch schnell umgezeichnet.00:25:34.000
Raúl Krauthausen: Aber diese Rakete ist ja tatsächlich eine, die man in
anderen Bilderbüchern sieht.
00:25:38.000
Laura Rosendorfer: Jaja, das ist spannend, andere googeln auch. Ja, und das
ist tatsächlich vielleicht auch die Rakete, die in Tim und Struppi vorkommt.
Und das ist natürlich einfach so in der Popkultur jetzt einfach drin. So
sehen halt Raketen aus, das ist einfach total bekannt. Aber vielleicht nicht
die beste.
00:25:56.000
Raúl Krauthausen: Aber vielleicht auch zu deinem Schutz wieder. Also nicht
einfach nur, du musst unbedingt deutsch sein, denn das ist halt eine
genommen, die irgendwie mit dem Bilderbuch passen würde.
00:26:04.000
Adina Hermann: Ja, und ganz viele Menschen denken, dass das die
klassische Rakete ist wahrscheinlich, weil sie, wie Laura sagt, in der
Popkultur überall vorkommt. Und ich bin total froh, dass wir lernen
durften, das kann man vielleicht auch anders machen.
00:26:19.000
Raúl Krauthausen: Und jetzt habt ihr in den Space Shuttle eine
amerikanische Rakete genommen.
00:26:23.000
Laura Rosendorfer: Ja, da hat uns dann der Faktencheck, hat uns dann zwei
Modelle vorgeschlagen und ich habe einfach die Rakete genommen, die ich
hübscher fand. Also wir haben ja jetzt natürlich beide entschlossen, aber
genau, da ging es dann nur um die Optik, nicht mehr um die Nationalität.
00:26:37.000
Raúl Krauthausen: Jaja, klar, aber wie findet man den Absprung, also man
kann ja total reinarbeiten wahrscheinlich, in Raketen und Orkans.
Planeten. Planeten, natürlich auch. Wie findet man den Absprung, dann zu
sagen, ok, jetzt zeichne ich nicht, aber?
00:26:52.000
Laura Rosendorfer: Ich glaube, das ist wie bei allem, irgendwann muss man
einfach anfangen und das hilft nichts, man kann sich so viel weiterbilden,
wie man will. Man wird einfach nie fertig, man muss einfach anfangen und
wenn man nicht anfängt, dann wird man auch nicht fertig. Und das hilft
auch, das einfach mal anfangen, dann hat man was auf dem Papier unddann merkt man auch, was funktioniert und was nicht. Weil bei vielen
Sachen macht man sich ja vorher Gedanken, ok, wie mache ich das, wie
mache ich das, versucht sich Lösungen zu finden und eigentlich ist die
Lösung, siehst du dann, wenn du so weit bist.
00:27:24.000
Adina Hermann: Und wir haben ja auch eine gute Mischung aus Realismus
und kompletter Spinner-Fantasie. Also ich meine, wir haben diese
Parabell-Flugskizze drin, die haben aber auch außerirdische Maßmöwen
drin.
00:27:38.000
Raúl Krauthausen: Du hast gerade Papier gesagt. Hast du mit Papier
angefangen?
00:27:43.000
Laura Rosendorfer: Also was ich schon häufig mache, ist, dass ich mir die
Thumbnails, also die kleinen, also wirklich so die kleinsten Vorskizzen,
dass ich die erstmal auf dem Papier mache, einfach weil es für mich
schneller geht, ich das alles im Überblick habe und ich irgendwie nicht mit
erheblichen Dateien irgendwo mich rumärgern muss. Aber…
00:28:02.000
Raúl Krauthausen: Das scanst du dann ein und zeigst du dir das nach oder?
00:28:04.000
Laura Rosendorfer: Teilweise, also häufig scanne ich sie ein und nehme die
so ein bisschen als Unterlage für dann das Ausarbeiten von der Skizze. In
dem Fall hat es die Adina dann die groben Skizzen dann tatsächlich weiter
gemacht, aber es hilft einem einfach so seine Gedanken zu ordnen. Und
das geht irgendwie mit Papier immer nochmal besser als am Rechner, für
mich zumindest.
00:28:28.000
Raúl Krauthausen: Zeichnet ihr am Computer oder mit einem Tablet oder
iPad?
00:28:32.000
Adina Hermann: Genau, also ich habe angefangen, kurz bevor wir mit Ela
gestartet haben, habe ich angefangen tatsächlich auf einem iPad mit
Pencil und Pocre zu arbeiten. Und finde es total erleichternd, weil man
mobiler ist und auch gerade wenn man im Rollstuhl sitzt, nicht so ein
riesiges Tablet irgendwo fest installiert hat. Genau, aber ich skizziere auch
gerne noch mit Bleistift und Papier, fühlt sich anders an und es geht auchirgendwie ein Stück weit leichter von der Hand, wahrscheinlich weil man
es auch ursprünglich mal damit gelernt hat.
00:29:03.000
Laura Rosendorfer: Genau, also bei mir ist es eigentlich ähnlich, also auch
die Skizzen mache ich gerne mit eben mit Bleistift und Papier, einfach so
um sich so zu sortieren. Und dann tatsächlich die Ausarbeitung
funktioniert nur noch am Rechner. Also bei mir ist es ein Wellcam, also so
ein Bildschirm, auf dem ich zeichnen kann und Photoshop meistens oder
auch manchmal Illustrator oder sowas. Weil mittlerweile einfach auch so
viele Korrekturen kommen, die man einfach mit einer Zeichnung, die man
jetzt auf Papier mühsam mit Aquarelle oder Guasch oder was weiß ich
angefertigt hat, das könnte man nicht mehr bedienen irgendwie. Man
musste einfach in Ebenen anlegen auf dem Rechner, dann kann man eine
Ebene löschen oder nochmal an einem kleinen Detail ändern. Und das
geht relativ schnell, das ist bei einer Zeichnung halt nicht möglich, aber es
liegt nochmal kurz.
00:29:58.000
Raúl Krauthausen: Aber sind die Ansprüche gestiegen, also von der
Branche, dass jetzt durch die Digitalisierung jetzt auch mehr erwartet
wird?
00:30:05.000
Laura Rosendorfer: Ich glaube, die Zeit ist kürzer geworden, die man hat, um
ein Buch fertigzustellen. Also ich glaube einfach, dass man nicht mehr
zwei, drei Jahre Zeit hat, um irgendwas zu zeichnen, sondern man muss
das halt innerhalb von, ich weiß nicht, sechs bis acht Wochen irgendwie
hingekriegt haben. Und da ist das einfach nicht mehr, da trocknet ja die
Farbe überhaupt nicht.
00:30:29.000
Raúl Krauthausen: Lass und noch mal zu Ela zurückkommen. Wir haben
über den Prozess des Zeichnens und Schreibens geredet. Hattest du am
Anfang, Laura, so ein bisschen inhaltliche Sorgen, also dass du sagst
irgendwie, uh, das ist ein sensibles Thema, Berührungsängste, wie man das
glaube ich nennt?
00:30:46.000
Laura Rosendorfer: Hatte ich eigentlich nicht. Also ich muss sagen, ich habe
schon häufig Angst, dass ich was Falsches sage. Aber ich denke mir
immer, wie ich ja vorher auch schon sagte, man darf auch immer was
Falsches sagen, wenn man es nicht böse meint und dann eben auch eineKorrektur annimmt. Also wenn ich irgendwas Blödes sage, dann bitte
korrigieren und sagen so, hey, das war irgendwie jetzt nicht cool. Und
dann kann man sich das zu Herzen nehmen und dann das nächste Mal
eben besser machen. Und ja, so gehe ich eigentlich auch an Themen ran,
mit denen ich mich nicht so auskenne. Weil wenn ich nur Themen
bearbeiten würde, mit denen ich auskenne, dann ist der Horizont sehr
klein. Und ich bin ihm auch sehr dankbar, weil ich viel dazugelernt habe.
Also jetzt zum Beispiel auch beim Zeichnen jetzt, eine Szene ist mir eben
immer wieder in Erinnerung, wir haben das Kinderzimmer von Ela
gezeichnet. Und ich hatte dann Adina’s Skizze bekommen und habe mir
gedacht, irgendwie ist das noch ein bisschen leer, ich zeichne da noch ein
bisschen mehr dazu, so Spielzeug und ein Flauscheteppich. Und war alles
halt so wie die Kinderzimmer von meinen Kindern, die ist. Wenn du da
reinkommst, dann ist da quasi dein Spielzeugladen auf dem Boden
explodiert. Und da ist ein dicker Flauscheteppich, damit es schön warm ist
und so weiter. Und dann meinte Adina so, Mädchen mit Rollstuhl, das
hätte kein Flauscheteppich, da bleibt ja der Rollstuhl immer hängen. Und
auch das Spielzeug, das wäre eigentlich nicht am Boden, weil dann kommt
sie ja nicht durch. Und wahrscheinlich würde sie ihre Puppen eher
irgendwie auf einen Bücherstapel stellen, weil sie da halt besser hinkommt
und so. Und dann sind dann so Sachen so, da ja klar, warum bin ich da
nicht drauf gekommen? Aber cool, dass du mir das sagst und das ist
einfach wichtig, dass das dann auch so gezeigt wird.
00:32:23.000
Raúl Krauthausen: Ich kann mich daran erinnern, als wir darüber
gesprochen haben, meine Mutter hat mich immer ausgelacht, weil ich die
Lego-Steine nach Farbe und Größe sortiert habe, weil ich natürlich auch
in diesen Lego-Kisten nicht wühlen konnte.
00:32:38.000
Laura Rosendorfer: Ach so, ja klar.
00:32:39.000
Raúl Krauthausen: Ich habe zu kurze Arme, die Kisten waren zu groß und
habe mir halt eine andere Strategie überlegt, wie ich trotzdem an meinen
blauen Zweier komme. Und sie fand das total schräg, dass ich so einen
Setzkasten hatte, aber Ordnung war für mich wichtig.
00:32:55.000
Laura Rosendorfer: Ja klar, aber so was, da versucht man sich immer
reinzudenken in andere Menschen, aber irgendwo braucht man einfach
den Input von den Menschen, die da drinstecken.00:33:07.000
Raúl Krauthausen: Warst du ein ordentliches Kind da, Adina?
00:33:09.000
Adina Hermann: Nicht so super ordentlich, aber halt auch so wie du,
insofern ordentlich, dass es für mich eben nutzbar und praktisch war.
00:33:18.000
Raúl Krauthausen: Ein System hatte ich eigentlich.
00:33:19.000
Adina Hermann: Genau, also ein bestimmtes System, mit dem man selbst
dann klarkommt. Das ist ja wichtig. Man möchte ja bestimmte Dinge auch
einfach alleine hinkriegen. Ich glaube, es ist ganz ganz toll, wenn man sich
eigene Strategien entwickelt.
00:33:31.000
Raúl Krauthausen: Es gibt eine Szene, wo Ela mit ihrem Freund Ben im
Schwimmbad ist und eine Mutprobe quasi versuchen, weil sie Astronautin
werden wollen und da die Schwerelosigkeit ausprobieren. Und da sieht
man Ela außerhalb ihres Rollstuhls im Wasser. Habt ihr euch Gedanken
darüber gemacht, wie ein gezeichnetes Mädchen aussieht, die eine
Behinderung hat, aber der Rollstuhl nicht dabei ist, der sich quasi zum
behinderten Figur ja erst macht?
00:34:04.000
Laura Rosendorfer: Ja, da gab es zum Beispiel auch einen Punkt. Ich war ja
quasi die Beauftragte für die Figuren und habe dann angefangen, Ela zu
zeichnen, wie sie da auf dem Wasser schwebt. Und ich meinte, Adina,
einen Punkt war eben, mach doch die Beine nicht so dick. Vermutlich läuft
die nicht mit ihren Beinen, die sind nicht so gut durchtrainiert. Mach sie
ruhig noch ein bisschen dünner. Mach sie noch ein bisschen dünner. Und
das war dann auch etwas, was ich nicht bedacht hätte. Einfach weil es mir
irgendwie nicht…
00:34:35.000
Raúl Krauthausen: Aber gleichzeitig sind sie ja auch nicht so dünn, wie man
sie klischeemäßig oft kennt.
00:34:41.000
Adina Hermann: Genau, wir wollten es nicht übertreiben, aber es sollte
schon irgendwie vermutlich realistisch sein. Natürlich ist es ja auch keine
hundertprozentig realistische Zeichnung, sondern sie hat ja auch was
Comic-artiges oderein bisschen freier gezeichnet. Aber ich fand es schon schön auch, wenn
Kinder das Buch lesen, die vielleicht selbst auch im Rollstuhl sitzen, dass
sie eben sehen, ja gut, das könnten jetzt auch meine Beine sein.
00:35:09.000
Raúl Krauthausen: Wir haben damals, als wir beim Verlag waren und das
Buch quasi den Verleger*innen vorgestellt haben, als es schon fast fertig
war, haben wir gesagt, dass die C-Gruppe ja eigentlich Kinder ohne
Behinderung sind. Und wir reden jetzt die ganze Zeit über Behinderung
und Rollstuhl und so. Und ich hatte den Eindruck, dass das, sagen wir mal,
für die Leute im Verlag der Augenöffner war. Weil die dann gemerkt
haben, das ist kein Betroffenheitsbuch, dann ist es ein Buch, das eigentlich
ein Abenteuer erzählt von zwei Kindern, die was ausprobieren wollen. Wie
8-Jährige halt Dinge ausprobieren. Und war das eine bewusste
Entscheidung, dass das Wort Behinderung und das Wort Inklusion nicht
auftauchen?
00:35:58:000
Laura Rosendorfer: Ich glaube schon. Also ich meine, uns sind natürlich
Inklusion und Behinderung nach wie vor wichtige Themen, keine Frage.
Aber es ist, glaube ich, gerade wenn man Inklusion will, auch wichtig, dass
Behinderung in den Mainstream kommt. Also das heißt, auch davor
kommt, wo man sich eben nicht explizit nur an Kinder mit Behinderung
richtet. Also sagen wir mal, wir hätten jetzt ein schönes Buch für Kinder
mit Behinderung gemacht, dann wäre das toll. Und das macht ja auch uns
Freude, den Kindern was zu geben. Aber viel, viel schöner ist es ja noch,
wenn das Buch auch die Freunde von den Kindern lesen, die keine
Behinderung haben. Und dadurch auch ein Stück weit die Lebensrealität
mitbekommen. Oder auch merken, dass auch ihre Freunde im Rollstuhl
alles werden können, was sie wollen.
00:36:46.000
Raúl Krauthausen: Also ich habe viel darüber nachgedacht, wie man
Behinderung erzählt ohne sie zu erzählen. Und ich habe mich irgendwie
dann damit versöhnt mit dieser Frage, dass Kinder das Wort Inklusion
einfach nicht sagen würden. So, also Behinderung vielleicht, aber da hätte
ich mich auch nicht gegen gewährt, wenn wir das gebraucht hätten. Aber
wir haben es halt gar nicht gebraucht. Also das ist für sie wahrscheinlich
auch gar keine Frage, ob sie behindert ist oder nicht. Weil ich würde
sagen, ja. Aber es ist für die Geschichte gar nicht nötig gewesen, das zu
thematisieren.00:37:25.000
Laura Rosendorfer: Ja, ich fand das auch schön an dem Buch. Es ist nicht
Thema des Buches. Also die Behinderung ist nicht das zentrale Thema.
Das ist halt unter anderem eine Eigenschaft, die da eben mitspielt. Aber
das Thema ist eigentlich, sie will halt Astronautin werden. Wie kommt sie
dahin?
00:37:42.000
Raúl Krauthausen: Und gleichzeitig ist es aber auch nicht ignoriert.
00:37:45.000
Laura Rosendorfer: Genau.
00:37:47.000
Raúl Krauthausen: Und ich glaube, das ist ein ganz schmaler Grad, wo
Kinder beurteilen müssen, ob wir das geschafft haben. Aber dieser schmale
Grad, das ist, glaube ich, etwas, wo man auch sehr schnell daneben liegen
kann. Also es ist gar nicht zu thematisieren, obwohl es wie so ein rosa
Elefant die ganze Zeit im Raum ist. Oder aber es ist die ganze Zeit nur zu
thematisieren und dann eben eine langweilige Geschichte zu machen. Und
es gibt eines denen, das ist die olle Tante Claudia, die Nachbarin, die ja
für mich so eine Verkörperung dieser Unbeholfenheit ist. Auf die
behinderte Menschen regelmäßig stoßen und einfach alle einfach nur noch
abnervt. Sowohl Ela nervt, als auch jeder Eltern nervt, weil die einfach
schon weiter sind. Und die Einzige, die ein Problem damit hat, die ja die
Tante ist und nicht Ela und nicht die Eltern.
00:38:40.000
Laura Rosendorfer: Ja und das ist so ein typisches Beispiel für jemanden, den
ich jetzt so als beratungsresistent vielleicht einstufen würde. Also ich finde
das ist immer wie gesagt total in Ordnung, wenn jemand sich mit
irgendwas nicht auskennt. Aber wenn jemand halt nicht dazulernen
möchte, dann ist das einfach, kann ich mir vorstellen, ist das einfach
wahnsinnig nervig für die anderen. Und auch schade für denjenigen, der
halt einfach nichts dazulernen möchte.
00:39:10.000
Raúl Krauthausen: Gleich geht’s weiter. Wenn Du diesen Podcast
unterstützen möchtest, dann kannst Du das mit einem kleinen monatlichen
Beitrag tun. Im Gegenzug kannst Du alle Folgen vorab hören und Du
wirst, sofern Du das möchtest, hier im Podcast namentlich genannt. Alle
Infos findest Du unter www.im-aufzug.de. Ende der Service-Durchsage.
Viel Spaß beim zweiten Teil der Folge.00:39:38.000
Raúl Krauthausen: Gab es etwas, was Ihr werden wolltet, aber nicht wurdet
oder andere Euch versucht haben auszureden?
00:39:47.000
Adina Hermann: Es steht da sogar ganz klein hinten im Buch drin.
Tatsächlich mein erster aufgeschriebener Berufswunsch war im
Freundebuch meiner Schwester Kleintierärztin. Und das hat tatsächlich
schon den Hintergrund, dass ich mir gedacht habe, na gut für große Tiere
ist es schwierig. Also so wie soll ich jetzt keine Ahnung eine Kuh
verarzten? Aber so kleine Tiere, das habe ich mir durchaus zugetragen.
Und dann wollte ich Kleintierärztin werden. Das bin ich nicht geworden.
00:40:11:000
Raúl Krauthausen: Gibt es so einen Beruf Kleintierärztin oder ist man nicht
Tierärztin?
00:40:16.000
Adina Hermann: Also es gibt ja durchaus Tierärzte, die sich spezialisieren,
also zum Beispiel auf Reitpferde oder vielleicht auch für Krokodile. Aber
genau, meine Vision war einfach, ich mache dann hier so
Mehrschweinchen, Kaninchen, vielleicht kleine Hunde oder so. Aber das
ist nichts geworden. Ehrlich gesagt, das sprach glaube ich einfach nur aus
der Tatsache, dass ich einfach Tiere toll fand in der Zeit und gar nicht so
großartig wusste, was es sonst noch für Berufe gibt. Und ich wollte gerne
einfach viel mit Tieren machen. Das hat sich einfach später auch, mein
Interesse hat sich anders entwickelt.
00:40:58.000
Raúl Krauthausen: Okay, aber es war halt nicht so, dass jemand gesagt hat,
wie stellst du dir das vor, das geht aber nicht?
00:41:01.000
Adina Hermann: Nee, ich glaube, ich erinnere mich nicht mehr ganz genau,
aber ich glaube, diese Einschränkung mit großen Tieren ist vielleicht
schwierig. Das habe ich glaube ich selbst getroffen. Also das hat mir
glaube ich gar nicht jemand anders gesagt, sondern das war mir schon
irgendwie klar, dass das wahrscheinlich nicht so gut funktioniert für mich
oder mir vielleicht auch keinen Spaß machen würde dann.
00:41:21.000
Raúl Krauthausen: Und bei dir?00:41:23:000
Laura Rosendorfer: Ich glaube in der Grundschule mussten wir ausfüllen,
was wir jetzt später mal werden wollen. Das hat mich total überfordert. Ich
habe hingeschrieben Reitlehrerin, das habe ich von meiner Nachbarin
abgeschrieben. Und ich habe totale Angst vor Pferden. Insofern, das war
ein Berufswunsch, den ich mit Sicherheit nicht erfüllen wollte. Und mir
war es eigentlich das Gegenteil, dass ich mich ein bisschen gesträubt habe,
Illustratorin zu werden, weil beide meine Eltern sind Grafiker und
Künstlerin, also Malerin und Grafiker. Ich habe gesagt, wie meine Eltern,
das werde ich auch gar nicht. Wenn ich was nicht werde, dann irgendwie
im künstlerischen Bereich tätig. Und habe dann auch echt alles Mögliche
gemacht, nur halt nicht das Zeichnen. Und habe angefangen,
amerikanische Literaturgeschichte zu studieren. Und irgendwann ist mir
klar geworden, hey, aber was will ich denn damit machen? Eigentlich, was
ich den ganzen Tag mache, ist halt Zeichnen. Also es ist eigentlich total
doof, das nicht zu meinem Beruf zu machen. Und die Erkenntnis kam sehr
spät in meinem Leben, dann da noch umzustellen.
00:42:25.000
Raúl Krauthausen: Das ist ja auch so eine Art Verstecken, ne?
00:42:27.000
Laura Rosendorfer: Ja, ja, schon. Also irgendwie einfach nicht wahrhaben
wollen, dass man einfach das, was man gut kann, aus irgendwelchen
merkwürdigen Gründen, dass man dem dann nicht nachgeht.
00:42:38.000
Raúl Krauthausen: Ja. Ich habe mal gelesen, dass manchmal reicht eine
Person, die dein Leben so ins Positive ändern kann, auch wenn du, sagen
wir mal, so an dir selber gezweifelt hast oder andere an dir gezweifelt
haben, dass eine Person, die an dich glaubt, dich, sagen wir mal, aus dem
Schlamassel so rausziehen kann, dass du dich selber rausziehst. Verstehst,
was ich meine? Also so dieses, wenn du auf dem Land lebst und deine
Eltern dich nicht unterstützt haben, aber du hast jemanden, der an dich
glaubt, du daraus Kraft schöpfen kannst. Gab es bei euch jemanden, wo
ihr jetzt darauf gesehen habt, zu dem oder ihr euch, soll ich mal sagen,
hochgezogen habt?
00:43:26.000
Adina Hermann: Also ich glaube, das sind im Laufe des Lebens verschiedene
Punkte, wo irgendwas positiv beeinflusst wird oder wo Leute einem einen
Schubs in die richtige Richtung geben oder einen Ansporn. Ich glaube, fürmich ist einfach der erste und wichtigste Punkt gewesen, dass meine Mama
mich immer unterstützt hat und an mich geglaubt hat und auch gegen den
Rat von anderen Leuten, die in dem Punkt viel autoritärer waren, mich
zum Beispiel auf die Regelschule geschickt hat, statt auf eine Schule extra
für körperbehinderte Kinder. Genau, und das wurde ihr zu der Zeit halt
auch abgeraten und es wurde gesagt, nee, sie müssen auch ihre Tochter
schützen. Das ist ein Schonraum, das ist viel besser für sie. Und dann zu
sagen, nee, ich traue ihr das durchaus zu, dass sie das auch mit den nicht-
behinderten Kindern zusammen schafft.
00:44:08.000
Raúl Krauthausen: Da brauchst du dich halt anstrengen.
00:44:13.000
Adina Hermann: Das ist ein Wagnis und ich glaube, diese Zuversicht, die sie
da an mich gesteckt hat, hat mich auch gestärkt.
00:44:20.000
Raúl Krauthausen: Und bei dir?
00:44:22.000
Laura Rosendorfer: Bei mir muss ich sagen, also meine Familie war und ist
immer total unterstützend und auch gerade meine Mama, die hätte mir nie
irgendwie gesagt, so hey, werd halt nicht Künstlerin, das ist ein brotloser
Job und das hat irgendwie…
00:44:38.000
Raúl Krauthausen: Was man halt so sagt.
00:44:40.000
Laura Rosendorfer: Ja, was man halt so sagt. Das wäre ja nie über die
Lippen gekommen und auch sonst in meiner Familie, da gab es keinen
Dünkel irgendwie. Da war eigentlich ich diejenige, die mir selber da im
Weg gestanden bin aus, weiß ich nicht warum, keine Ahnung. Ja, mein
Mann jetzt auch schon seit, oh Gott, 15 Jahren oder was, der war mir
eigentlich immer ein großes Vorbild, dass ich dann irgendwann den
Sprung geschafft habe, eben diese amerikanische Literaturgeschichte an
den Nagel zu hängen und einfach mal zu wechseln, weil er das selber auch
gemacht hat. Er wollte Schlagzeuger werden und hat dann irgendwann
gesagt, so hey, das ist vielleicht nichts für ihn und er macht jetzt einfach
ein Praktikum relativ spät in seinem Leben und fängt einfach irgendwo an
und das fand ich sehr, das habe ich sehr bewundert und dachte, okay, ich
kann auch jetzt noch irgendwie, auch später in meinem Leben einfach noch
irgendwo neu anfangen, auch wenn ich da nicht zu den Jüngeren gehöre,weil ich halt schon ein bisschen älter bin als alle anderen und wenn mir
das Spaß macht, dann werde ich das auch gut machen, egal wie früh oder
spät ich da auf den Trichter gekommen bin.
00:45:47.000
Raúl Krauthausen: Bei mir war es tatsächlich so, dass meine Eltern auch
sehr supportive sind und waren, aber trotzdem hatte ich Leute, zu denen
ich raufblickte oder einfach auch Dinge gemacht habe, die meine Eltern
nie mit mir gemacht hätten, das waren meine Einzelverhelfer, also
ehemalige Erzieher*innen, die dann meine Eltern bezahlt haben, dass sie
halt Nachmittagsbetreuung mit mir machten, wenn die Kita zu war oder
wenn meine Eltern lange gearbeitet haben, dass halt jemand zu Hause war
und das waren halt Einzelverhelfer und die waren Erzieher meistens oder
Innen. Ich hatte fünf in meinem Leben und die waren alle unterschiedlich.
Mit dem einen konnte ich Simpsons gucken und wir haben darüber gelacht,
die andere war super witzig die ganze Zeit und ich hatte irgendwie super
viele Bezugspersonen und ich glaube andere würde sagen, deine Eltern
haben dich rumgereicht, weil die einfach so busy waren, aber ich fand das
teilweise auch richtig cool, weil ich dann ja einfach auch ganz viele
Inspirationen bekam, aber meine Eltern haben auch gemerkt, dass ich zu
viel mit Erwachsenen abhänge und dann auch anfing mit Erwachsenen zu
reden und das fand ich ein bisschen gruselig.
00:47:02.000
Adina Hermann: Das ist aber bei Kindern auch schnell, Kinder nehmen eben
schnell das auf, was ihre Umgebung ihnen bietet und verinnerlichen dann
das. Ich finde aber total cool, auch diesen Punkt, was du sagst, also wir
haben scheinbar alle sehr supportive Familien, die sich ein bisschen
informieren, was toll ist. Gleichzeitig sind ja andere Einflüsse auch total
wichtig, also so wie die Einzelfallhelfer bei dir oder ich erinnere mich
auch, es sind auch manchmal die kleinen Dinge, zum Beispiel wir hatten
eine Hortnerin, also ich war in der Grundschule auch in der
Ganztagsschule und
00:47:33.000
Raúl Krauthausen: Hortnerin heißt das?
00:47:34.000
Adina Hermann: Ja, also der Hort, also die Nachmittagsbetreuung nach der
Schule.00:47:38.000
Raúl Krauthausen: Die hätte ich jetzt Erzieher*innen genannt haben, aber
Hortnerin, okay.
00:47:41.000
Adina Hermann: Bei uns hieß das so, okay, genau, die Erzieher*innen für die
Nachmittagsbetreuung. Da war auch eine bei, die hat mit uns irgendwie im
Park wilde Kräuter gesammelt und dann Wildkräuter Butter gemacht. Und
das ist eigentlich jetzt so ein random fact, aber ich erinnere mich heute
noch dran und wenn ich irgendwo ein Spitzwegericht sehe, dann weiß ich
das noch und dass ich Löwenzahn essen kann und solche kleinen Dinge
begleiten ein das ganze Leben. Das einmal gemacht und das bleibt für
immer im Kopf und dann sieht man ja auch, wie wichtig das Umfeld auch
ist und nicht nur die Eltern.
00:48:12.000
Raúl Krauthausen: Ich kann mich an eine Schulsituation erinnern, da waren
wir alle in der Fahrradverkehrsschule. Das macht man glaube ich, oder?
Und da geht man noch in so einen künstlichen Verkehrsabschnitt, wo dann
Ampeln sind und die Straßenmarkierung und die Schilder. Und ich kann
halt gern Fahrrad fahren und dann war irgendwie so ein bisschen kurze
Stille, okay alle fahren Fahrrad außer Raul. Und dann war die Idee, Raul
ist das Auto. Ich habe die Verkehrsregeln der Autos gelernt.
00:48:43.000
Laura Rosendorfer: Sehr gut.
00:48:44.000
Raúl Krauthausen: Und es ging halt um rechts vor links, ist ja dann auch
egal, ob du Fahrrad oder Auto bist. Aber ich hatte plötzlich eine Aufgabe,
die genauso wertvoll war und sich nicht angefühlt hat wie Defizit. Oder
kann halt zugucken oder so. Das ist oft bei Sportunterricht der Fall ist.
Aber so dieses, das war für mich eine super positive Erfahrung, die ich
jederzeit auch wieder so machen würde, Verkehrsschule, Thema ist.
00:49:17.000
Adina Hermann: Voll gut, also es war nicht wie Bundesjugendspiele.
00:49:20.000
Raúl Krauthausen: Nee, genau, keine Bundesjugendspiele, wo man auch nur
daneben sitzt und wartet bis es vorbei ist.
00:49:25.000
Adina Hermann: Es gab Anwesenheitspflicht, man musste kommen, obwohl
man nur da sitzen durfte.00:49:29.000
Raúl Krauthausen: Du hast ja keinen Gegner.
00:49:31.000
Laura Rosendorfer: Ja, ich wollte gerade sagen, was musst Du Dir denn dann
machen bei den Bundesjugendspielen?
00:49:34.000
Raúl Krauthausen: Ich habe dann auch geworfen, aber drei Meter, wenn
mein bester Freund 30 warf. Und dann denke ich auch so, wo ist der
Wettbewerb? Das sportliche Ertüchtigung war es auf jeden Fall nicht. Ich
kann nur gegen meine eigenen Weiten kämpfen und versuchen besser zu
werden, aber ich werde niemals 30 erreichen. Und das war einfach total
doof. Lass uns mal über Kinderbücher reden. Gibt es Kinderbücher, die
Euch geprägt haben?
00:49:42:000
Laura Rosendorfer: Ja, also ich würde sagen, mich auf alle Fälle die Bücher
von Sendak, also wo die wilden Kerle wohnen.
00:50:12.000
Raúl Krauthausen: Großartige Verfilmung.
00:50:15.000
Laura Rosendorfer: Ja, das stimmt, eine Leihverfilmung. Und das ist auch
das, was ich meinte, dass ich finde, der ist einfach so…
00:50:23.000
Raúl Krauthausen: Zwölf Seiten.
00:50:25.000
Laura Rosendorfer: Ja, zwölf Seiten. Und es ist so, da ist keine Pädagogik
dahinter, sondern das ist nur, also es macht einfach Spaß. Es ist eine wilde
Geschichte, das ist einfach eine schöne Geschichte. Die macht keinen Sinn,
die ist aber einfach schön fantasievoll. Es passiert was, die ist
wunderschön gezeichnet. Und der hat eben in der Richtung so viele schöne
Kinderbücher gemacht. Und die habe ich einfach geliebt und die lese ich
auch meinen Kindern jetzt vor. Und die lieben die auch. Und ich glaube,
die werden einfach, die sind so zeitlos, die werden auch kommende
Kindergenerationen einfach fantastisch finden.
00:51:02.000
Raúl Krauthausen: Ich habe bei dem Kinofilm „Rotz und Wasser“ geheult,
weil ich mich einfach so an meine Kindheit zurück erinnert gefühlt habe.Und das Kinderbuch, obwohl es nur zwölf Seiten hat, auf 120 Minuten zu
verfilmen, das muss ich auch erstmal schaffen.
00:51:16.000
Laura Rosendorfer: Ja, das stimmt halt ebenso.
00:51:19.000
Raúl Krauthausen: Aber auch bei dem Lesen der zwölf Seiten habe ich
immer ein Kloß im Hals.
00:51:22.000
Laura Rosendorfer: Ja, ich liebe dieses Buch.
00:51:25.000
Adina Hermann: Es ist so schön, wenn Kinderbücher so berühren können.
00:51:27.000
Raúl Krauthausen: Genau. Und kurz vor seinem Tod hat Sendak ein
Interview noch für „Die Zeit“ gegeben. Und da wurde er gefragt, was war
das Schönste, was ein Leserbrief bekam. Dann sagte er, dass er alle
Leserbriefe beantwortet hat.
00:51:47.000
Adina Hermann: Wow.
00:51:0048000
Raúl Krauthausen: Und eines Tages hat er auf eine Antwort, eine Antwort
bekommen von einer Mutter, die sagte, mein Sohn hat sich so gefreut über
diese Antwort, dass er den Brief aufgegessen hat.
00:52:03.000
Laura Rosendorfer: Das passt aber zu einer Sendakgeschichte.
00:52:04.000
Raúl Krauthausen: Oder? Und was für ein schönes Feedback.
00:52:09.000
Laura Rosendorfer: Ja, super Feedback. Also wenn wir so ein Feedback
bekommen.
00:52:14.000
Raúl Krauthausen: Mein Kind hat euer Buch gegessen. Aber die Emotionen
dahinter noch, du willst es so nah bei dir haben.
00:52:22.000
Adina Hermann: Verinnerlichen quasi. Ich frage mich gerade, ob man Ela
essen könnte, das Hardcover sieht ganz schön fester aus.00:52:30.000
Raúl Krauthausen: Was war dein Lieblingsbuch oder was hat dich geprägt?
00:52:34.000
Adina Hermann: Viele unterschiedliche Bücher glaube ich. Ich mochte auch
wirklich die klassische Literatur von Astrid Lindgren und keine Ahnung,
wirklich die ganz, die wir alle wahrscheinlich gelesen haben. Ich bin im
Moment jetzt, wo ich selbst auch Mama bin, riesiger Fan von den Nora
Imlau Kinderbüchern. Weil ich finde, dass die auch zum Beispiel
Emotionen auf eine so schöne Art und Weise vermitteln und darüber reden,
wie das bei den älteren Kinderbüchern meist nicht der Fall war. Also
Emotionen war da immer was, das irgendwie reguliert werden sollte oder
irgendwie, na jetzt hör mal auf zu weinen und dann gibt es von Nora Imlau
gerade das Buch „Warum weinst du denn so viel kleines Krokodil?“ Und
da ist weinen einfach auch mal erlaubt. Und es sind so schöne Reime, die
das erzählen und das kann man wirklich mit der zwei oder drei Jährigen
schon lesen. Und tatsächlich meine kleine kann Teile aus den Büchern,
auch vom Känguru, schon auswendig. Das ist wirklich total süß zu sehen,
wie sehr Kinder das auch anspricht, wenn sie lernen, ihre Emotionen auch
formulieren zu dürfen. Also da gibt es zum Beispiel dieses, dass die Wut in
den Ohren pocht, als wäre ein Trommler reingekrocht. Man kann sich das
so richtig vorstellen und fühlen und das finde ich auch ziemlich großartig.
Neben echt hübschen Illustrationen, das ist mir auch sehr wichtig.
00:54:08.000
Raúl Krauthausen: Nora Imlau haben ja auch dieses Buch zu verdanken,
unter anderem, weil sie uns ja den Tipp gab, sich an eine Agentur zu
wenden, die uns wiederum zum Carlsenverlag brachte. Und das war
einfach eine Fügung. Was mich trotzdem immer wieder bewegt und
beschäftigt, ist die Frage, wie macht man ein Kinderbuch spannend als
erwachsener Mensch? Ich habe ein paar Methoden entdeckt, jetzt bei den
Recherchen auch, die immer wieder auftauchen. Marco the King, der
einfach diese Awkwardness der Erwachsenen einfach gnadenlos offenlegt
und sich total mit dem Kind auch verbündet. Papa ist peinlich und so.
Oder Ralf Casper, der auch sagt, wann haben deine Eltern gelogen? Es
gibt ein Buch „Scheiße sagt man nicht“ von ihm, glaube ich, heißt das. Da
debunkt er quasi Mythen, die Eltern ihren Kindern immer sagen, so was
wie „mit nassen Haaren geht man nicht raus“. Das stimmt halt nicht. Man
wird halt nicht krank, ist wissenschaftlich nicht belegt, damit mit nassen
Haaren rausgeht. Und wenn du dann so jemand an deiner Seite hast, Ralf
Casper, kannst du ja nicht widersprechen, er hat ja Recht. Das ist eineMethode, um sich mit Kindern zu solidarisieren. Aber das ist ja noch kein
Abenteuer. Und was muss ein Kinderbuch haben, damit es spannend ist?
00:55:43.000
Adina Hermann: Ich glaube, das ist sehr altersabhängig. Also ich glaube,
ganz am Anfang ist für Kinder auch schon der Alltag spannend. Also bei
den Büchern für die ganz Kleinen, die schon großartig einfach nur, genau,
das Müllauto, den Kran, die Baustelle oder die Tiere am Strand zu sehen.
Aber ich glaube, je älter Kinder werden, umso größer ist auch ihr
Horizont. Und dann wollen sie eben auch Dinge sehen, die sie nicht im
Alltag immer sehen. Also das ist ja auch dieses, ja zum Beispiel das Weltall
oder also Dinge, die noch Abenteuer versprechen, die sie noch nicht selbst
erlebt haben. Und die vielleicht auch ganz großartige neue Möglichkeiten
bieten können. Genau. Und natürlich vielleicht auch so eine Art Flucht aus
dem Alltag. Also wirklich einfach mal ganz fantasievoll ausbrechen und
auch Dinge, die vielleicht auch nicht realistisch sein müssen. Ja.
00:56:0350.000
Raúl Krauthausen: Es gibt viele Bücher, die das Thema Vielfalt behandeln
oder Diversität oder Inklusion oder so. Und sich dann, wie ich finde, feige
davonstehlen, indem sie Tiere benutzen. So als, ja dann ist da die Maus,
dann ist da der Igel.
00:56:52.000
Laura Rosendorfer: Aber das funktioniert halt auch immer echt gut.
00:56:53.000
Raúl Krauthausen: Und dann wird halt so Vielfalt erklärt anstatt sich
vielleicht die Mühe mal zu machen, Menschen in Vielfalt zu zeigen.
00:57:00.000
Laura Rosendorfer: Ja, aber Tiere funktionieren bei Kindern einfach richtig
gut. Also ich merke das jetzt bei meinen eigenen Kindern, Tiere gehen
immer. Also da hat man gleich die Aufmerksamkeit von Kindern, da ist
„Dunk“, da ist eine Maus, da ist ein Igel, da ist irgendwas. Also da kann
man halt einfach Themen gleich irgendwie an den Mann bzw. ans Kind
kriegen irgendwie. Vielleicht gar nicht so ein Vehikel, um sich jetzt um
irgendwas zu drücken, sondern eher ein Vehikel, um Kinder gleich
irgendwie gleich aufmerksam zu machen und gleich irgendwie
ranzuziehen.
00:57:38.000
Adina Hermann: Genau, also das eine ist natürlich immer die illustratorische
Perspektive, wie kann man das rüberbringen. Das andere istwahrscheinlich, wenn man im Team, im Entstehungsprozess Menschen hat,
die selbst eine Behinderung haben, dann ist es natürlich einfacher das
auch abzubilden. Aber es ist ja dann die elegante Lösung, ganz abstraktes
zu wählen. Tier zum Beispiel, wenn man die Expertise selbst noch nicht
hat. Also ich kann mir vorstellen, dass sich das dann für die Menschen, die
das so wählen, in dem Moment auch stimmiger anfühlt, als wenn sie jetzt
wirklich die Lebensrealität von Menschen mit Bindung abbilden würden,
ohne das selbst zu fühlen.
00:58:10.000
Raúl Krauthausen: Aber glaubt ihr, Kinder begreifen diese Abstraktion, also
dass man mit dem Igel eigentlich Adina meinte?
00:58:19.000
Adina Hermann: Pass auf, ich stachel gleich.
00:58:23.000
Laura Rosendorfer: Ich glaube, das kommt wirklich auf das Buch drauf an.
Also das kann man vermutlich mit Tieren eine Geschichte erzählen und es
funktioniert wunderbar und man kann mit Tieren eine Geschichte erzählen
und man denkt sich nur so, um Gottes willen, das ist aber wirklich an den
Haaren herbeigezogen und kitschig und was weiß ich. Also da liegt es
einfach an der Ausführung, würde ich sagen.
00:58:45.000
Raúl Krauthausen: So gegen Ende unserer Aufzugsfahrt habe ich aber dann
noch ein paar Fragen dabei. Zum Beispiel die Frage, was für Tipps habt
ihr an Autorinnen oder Autoren, die selber auch schon immer mal ein
Kinderbuch machen wollten, wie man sowas überhaupt beginnt?
00:59:02.000
Adina Hermann: Also ich glaube, was ich gelernt habe ist, dass man nicht
schon ein komplett fertiges Buch haben muss, um dann zum Verlag zu
gehen. Das war vorher grob meine Vorstellung, dass das irgendwie viel
fertiger sein muss. Also was wir damals dem Carlsenverlag gezeigt haben,
war noch nicht fertig.
00:59:20.000
Raúl Krauthausen: Hat sich aber auch nicht groß verändert. Also die Idee
ist geblieben.
00:59:23.000
Adina Hermann: Die Idee ist geblieben, aber genau, die Ausgestaltung war
noch gar nicht so weit, wie ich vorher gedacht hätte, wie sie sein müsste.00:59:29.000
Laura Rosendorfer: Der beste Tipp, den ich geben kann, ist irgendwie
anfangen. Weil diese ganzen Gedanken, die bei einem im Kopf schwirren,
die können da ruhig irgendwie schwirren, aber solange man die nicht auf
Papier bringt, wird da auch nichts draus.
00:59:46.000
Raúl Krauthausen: Und sollte man das Buch Kindern zeigen oder soll man
das eigene Kind befriedigen? Also das Kind in einem selbst, meine ich.
00:59:52.000
Adina Hermann: Also ich glaube, wenn wir ehrlich sind, wir haben ja in
erster Linie für uns als Kind erstmal geschrieben und das dann…
00:59:58.000
Raúl Krauthausen: Also das war jetzt meine Selbsttherapie.
01:00:01.000
Adina Hermann: Vielleicht ein bisschen, aber wir haben es dann ja auch
befreundeten Familien mit Kindern gezeigt und waren dann total
erleichtert, dass es ein positives Feedback gab.
01:00:12.000
Raúl Krauthausen: Ich glaube, ich hätte da eigentlich Angst.
01:00:14.000
Adina Hermann: Was wäre dein Worst-Case-Szenario gewesen, Raul, erzähl
mal.
01:00:17.000
Raúl Krauthausen: Dass die das dann doof finden und man dann anfängt an
diesen Dingen rumzudoktern, bis es irgendwie vielleicht gefällt. Aber das
Kind ist ja quasi verbrannt, in Anführungsstrichen, weil es wird das Buch
nicht mehr gut finden, wenn es einmal doof fand. Was man dann fragst
nach dem Kind und dann ist das gleiche Risiko und dann hast du vielleicht
etwas korrigiert, das gar nicht von dem anderen Kind als korrigierenswert
gesehen worden wäre. Oder kaputt korrigiert.
01:00:46.000
Adina Hermann: Dann ist es kaputt verschlimmbessert.
01:00:47.000
Laura Rosendorfer: Ja, aber ich glaube, das muss man, sobald man
irgendwas in die Welt bringt, irgendeine kreative Arbeit, da muss man sichirgendwie damit abwinden, dass man nie allen, man wird es nie allen recht
machen können.
01:01:01.000
Raúl Krauthausen: Ja, aber dann brauchst du ja auch nicht zeigen. Einfach
machen.
01:01:04.000
Laura Rosendorfer: Einfach machen, ja. Und ja, klar ist das dann schon,
wenn man es den Menschen zeigt, die einem wichtig sind, wenn es denen
gefällt, dann auch. Das ist natürlich…
01:01:12.000
Raúl Krauthausen: Das ist schön. Das ist ein schönes Gefühl.
01:01:14.000
Laura Rosendorfer: Ja, ein wahnsinnig schönes Gefühl. Ja. Aber trotzdem
sollte man sich nicht zu sehr entmutigen lassen, wenn man dann eben mal
Feed bekommt, wo man sagt, was jetzt nicht hundertprozentig toll ist oder
so, sondern da gibt es sicher Leute draußen, denen das total gut gefällt.
01:01:29.000
Adina Hermann: Genau, ich würde jetzt auch nochmal mit der
Marketingbrille draufgehen. Das wäre, also wenn du deine Zielgruppe
erstmal hast, quasi ich als Kind, dann ist natürlich die Frage, ob die
Kinder heute noch dieselben Interessen haben wie wir damals oder ob
deren Lebensqualität so anders geworden ist heute.
01:01:47.000
Raúl Krauthausen: TikTok.
01:01:49.000
Adina Hermann: Dass sie vielleicht das, was wir gut gefunden hätten, gar
nicht mehr gut finden.
01:01:55.000
Raúl Krauthausen: Stimmt, ein Kinderbuch über TikTok oder über das
Handy. Gibt es so was?
01:01:59.000
Adina Hermann: Wüsste ich jetzt nicht.
01:01:59.000
Raúl Krauthausen: Oder Konsole, Computerspielen.01:02:02.000
Laura Rosendorfer: Mit Sicherheit gibt es das schon irgendwo.
01:02:04.000
Raúl Krauthausen: Aber dann, was ich ganz cool fand, mein Vater hat mit
mir Counter-Strike gespielt.
01:02:08.000
Laura Rosendorfer: Okay.
01:02:09.000
Raúl Krauthausen: So was.
01:02:10.000
Laura Rosendorfer: Wie alt warst du da?
01:02:10.000
Raúl Krauthausen: 14 oder so.
01:02:11.000
Laura Rosendorfer: Okay.
01:02:12.000
Raúl Krauthausen: So, aber was halt wirklich unüblich war, dass Eltern mit
einem Computer spielten oder wenn dann nur diese guten Spiele. Mein
Vater wollte aber das verstehen. Er fand es nicht gut, aber er hat halt mit
mir gespielt, weil er wissen wollte, wie das funktioniert. Ich bin da geh ich
mal auf die Recherche. Gibt es gute Kinderbücher zum Thema
authentische Computerspielen? Und nicht so ob du hast, aber nur Ponyhof
spielen oder so.
01:02:35.000
Laura Rosendorfer: Ich weiß nicht, gerade Thema Computerspielen. Ich bin
eine Generation, ich habe das Computerspielen mit meinen Eltern
zusammen gelernt, weil einfach die Konsole, also als ich Kind war, gab es
halt noch keine Computerspiele. Wir hatten dann Amiga irgendwann. Und
dann weiß ich, dass meine Eltern und ich zusammen Computerspiele
gespielt haben und das dann zusammen gelernt haben. Wie das jetzt ist,
das fände ich auch total spannend für Kinder, die einfach da in eine ganz
andere Welt reingeboren werden, die so viel weiter ist.
01:03:03.000
Raúl Krauthausen: Das können wir ja mal die Hörer*innen fragen, ob sie
da gute Literatur Tipps haben, die nicht so pädagogisch sind, sondern
anerkennend, dass es einfach eine Kultur ist, auch die Kinder ja auch
haben und leben. Ohne das gleich alles zu verteufeln. Da können wirnatürlich die ganze Zeit über Ela reden und Kinderbücher und unsere
eigenen Werke. Du hast es schon Sendak erwähnt mit „Wo die wilden
Kerle wohnen“. Das ist aber auch schon ein älteres Buch. Aber welche von
diesen aktuellen Büchern könnt ihr wirklich vom ganzen Herzen
empfehlen? Vielleicht auch mit Vielfaltsthema.
01:03:39.000
Laura Rosendorfer: Also „Hallo Taxi“ von Stanisic finde ich großartig. Es
macht wahnsinnig viel Spaß, sowohl für die Erwachsenen als auch für die
Kinder. Es macht Spaß zum Vorlesen und den Kindern macht es Spaß, das
zu hören. Und es ist auch wirklich superbodenillustriert, was ich total
liebe.
01:03:55.000
Raúl Krauthausen: Auch phonetisch klingt das toll. „Hallo Taxi“, das
würden Kinder ja auch sagen.
01:03:57.000
Laura Rosendorfer: Wobei ich mir gerade gar nicht auf den Titel nageln
möchte. Es kann auch sein, dass es… Oh Gott, oder heißt es „Taxi Taxi“?
01:04:05.000
Raúl Krauthausen: Auch das könnte man als Kind sagen.
01:04:07.000
Laura Rosendorfer: Ja, die Mark-Uwe-Kling-Bücher finde ich toll. Also das
„Neinhorn“, das wird bei uns auch rauf und runter gelesen.
01:04:14.000
Adina Hermann: Und die „Schlange Weile“.
01:04:16.000
Laura Rosendorfer: Die „Schlange Weile“. Na ja, es gibt richtig viele
schöne… Ich bin jetzt gerade in Berlin eben durch die verschiedenen
Buchläden. Es gibt ja so tolle Buchläden hier getingelt. Und da haben wir
gesehen, wie unfassbar schön illustrierte Kinderbücher es einfach gibt.
01:04:31.000
Raúl Krauthausen: Hat man dann so einen Neid?
01:04:32.000
Laura Rosendorfer: Wie bitte?01:04:33.000
Raúl Krauthausen: Du bist ja Illustratorin. Und dann siehst du ein anderes
illustriertes Buch, denkt man dann so „Oh Mann, das ist jetzt aber wirklich
eine gute Idee, die hätte ich auch gern gehabt“, oder?
01:04:41.000
Laura Rosendorfer: Neid ist es eigentlich nicht, sondern es ist viel
Bewunderung dabei und viel eingeschüchtert werden.
01:04:46.000
Raúl Krauthausen: Ja.
01:04:48.000
Laura Rosendorfer: So „Wow, da gibt es draußen einfach Leute, die sind so
unfassbar talentiert, werde ich da jemals irgendwie rankommen“.
01:04:54.000
Raúl Krauthausen: Und würdest du auch sagen „Oh, das hätte ich aber
anders gemacht“?
01:04:57.000
Laura Rosendorfer: Das gibt es bei Paar Büchern, wo man sich denkt „Pff,
das hätte ich jetzt nicht so gemacht“. Aber ich finde es fallen einem die
positiven oder mir fallen die Bücher, die ich toll finde, fallen mir mehr auf
oder bleiben mir mehr im Gedächtnis als die, die ich jetzt halte. Also die
gucke ich nicht so an. Aber es ist schon so, dass man bei vielen
Kinderbüchern sieht „Das ist wirklich toll, ich wünschte ich hätte das
gemacht“.
01:05:20.000
Raúl Krauthausen: Jetzt haben wir ja ganz viel über Ela gesprochen. Ela
erobert das All. Er erschienen im Carlsen Verlag 96 Seiten, ein
Erstlesebuch für Kinder ab fünf zum vorlesen, für Kinder ab acht zum
selber lesen. Und es ist das erste Buch, das wir gemacht haben. Könntet
ihr euch vorstellen, eine Fortsetzung zu schreiben? Und wenn ja, wie sähe
diese aus?
01:05:48.000
Adina Hermann: Also ich kann mir schon vorstellen, dass Ela noch ganz viel
erleben könnte. Ich glaube, ich würde mich jetzt noch gar nicht festlegen
wollen hier heute und jetzt, was sie genau erleben wird. Ich glaube, dass
es, also wir hatten ja tatsächlich schon Ideen, die wir aus dem Buch wieder
raus gestrichen haben, weil es nicht mehr reinpasste am Ende. Es könnte
eine von den Ideen sein, es könnte auch was völlig Neues sein. Ich wäre datotal offen. Ich würde mir nur wünschen, dass Laura da auch wieder mit
an Bord ist.
01:06:15.000
Laura Rosendorfer: Sofort.
01:06:16.000
Raúl Krauthausen: Und was ist in deinem Kopf?
01:06:18.000
Laura Rosendorfer: In meinem Kopf, wie es weitergeht? Ich habe da gar
keine konkreten Vorstellungen, aber ich mag es immer total gern, wenn
man Figuren etabliert hat und die schon irgendwie liebgewonnen hat und
da auch schon ein bisschen drüber weiß, wenn man einfach weiß, was
denen noch mehr Charakter gibt, noch mehr Geschichte gibt und dann
einfach noch mehr eintaucht. Das ist immer wie bei Serien. Wenn man die
erste Folge schon geguckt hat, dann schaut man sich auch die zweite an
und will wissen, wie es weitergeht.
01:06:48.000
Raúl Krauthausen: Wie würdet ihr denn Ela beschreiben? Was zeichnet sie
aus? Ist sie ein Besserwisserkind?
01:06:52.000
Adina Hermann: Neugierig? Nee, Besserwisserkind. Also wenn, dann auf
eine sympathische Art und Weise. Also ich glaube schon, dass sie liebt das
Lernen und das Wissen und freut sich daran. Ich glaube nicht, dass sie
Freude daran hat, andere zu beschulmeistern, sondern einfach die Freude
teilt über ihr neu gewonnenes Wissen.
01:07:13.000
Laura Rosendorfer: Sie will eher Sachen, also nicht besserwisserisch sein,
aber Sachen besser wissen.
01:07:18.000
Raúl Krauthausen: Und die Freundschaft zwischen ihr und Ben?
01:07:21.000
Laura Rosendorfer: Die ist total schön. Ich finde die ist einfach ohne
irgendwelche, also niemand verlangt von, das wird einfach so ohne
Vorurteile unterstützt. Und das ist total schön. Ben ist einfach für Ela da
und Ela ist für Ben da. Und das ist eine total liebevolle Freundschaft, die
ja auch funktioniert, weil sie auch Interessen teilen und auch zusammen
und auch vielleicht sich für die Träume von den anderen einsetzen könnenund nicht nur für die eigenen Träume. Wir wissen ja zum Beispiel gar
nicht, wovon Ben träumt.
01:07:52.000
Adina Hermann: Vielleicht erfährt man das ja im zweiten Mal.
01:07:54.000
Raúl Krauthausen: Genau. Die Frage habe ich mir nämlich auch gestellt. Ist
Ben eigentlich unterwürfig im Sinne von „mach das, was Ela will“, schaut
er zu ihr herauf oder erfreut er sich einfach für sich daran, ohne das
Freude strahlend der ganzen Welt zu erzählen, wie sie es tut?
01:08:14.000
Laura Rosendorfer: Ich habe das Gefühl, er hätte schon viel Spaß dabei. Also
es ist nicht total unterwürfig, aber es ist schon klar im Buch, dass es Ela’s
Traum ist erstmal. Aber ich glaube, wenn Ben kein Interesse hätte.
01:08:27.000
Raúl Krauthausen: Dann wäre er weg.
01:08:28.000
Laura Rosendorfer: Naja. Aber dann würde er sie nicht so sehr unterstützen,
wie er das im Buch tut.
01:08:33.000
Adina Hermann: Und er hat ja auch tolle eigene Ideen, ne? Er baut das
Baumhaus. Spoiler, Vorsicht. Er ist auch irgendwie in ihren Bastelaktionen
der kreative Part. Also wo Ela eher so diese Vorstellung hat, was
irgendwie gemacht werden muss, da bringt er sich dann auch kreativ ein.
Das finde ich auch so ein spannendes Element, dass er sich ja auch seine
Räume schafft, in dem ganzen Prozess Elas Träume wahr werden zu
lassen. Genau. Ich glaube, er zeigt uns einfach auch, wie supportive und
toll Freundschaft sein kann.
01:09:09.000
Raúl Krauthausen: Ich würde unglaublich gerne die ganze Geschichte
erzählen, aber dann würden wir das ja weg spoilern. Das ist ja vielleicht
gar nicht so cool. Ich könnte mir nämlich vorstellen, dass man die
Geschichte weiter erzählt. Entweder, dass sie andere Berufe ausprobiert
und dann genau die gleichen oder andere Fragen dann sich ergeben. Oder
eben auch dann doch nochmal reingehen in diese Dynamik, einer von
beiden hat eine Behinderung. Was heißt das eigentlich? Aber dann ist es
halt wieder so ein pädagogisches Buch. Und dann lesen es wieder nur die
Eltern von Kindern mit Behinderung und Lehrer*innen. Aber trotzdem,glaube ich, steckt da ganz viel Musik drin von Akzeptanz und von auch
mein Körper verändert sich. Vielleicht auch anders, als sich andere
Körper verändern. Finde ich auch spannend. Aber beides kann man
wahrscheinlich nicht machen auf einmal.
01:10:05.000
Adina Hermann: Naja, die Frage ist, an welchen Punkten im Leben merkst
du zum Beispiel, dass sich dein Körper und deine Behinderung verändern?
Also das kannst du natürlich auch merken bei der Suche nach einem Job
oder nach einer Vision für einen späteren Beruf. Ich glaube, wichtig ist,
dass wir nicht problemorientiert sind, sondern weiter eher die kindliche
Perspektive einnehmen. Ich glaube, dann kann man auch den Struggle
miterzählen.
01:10:34.000
Raúl Krauthausen: Da bleiben wir gespannt, worüber wir gerade auch
geredet haben, ist ja die ganzen Fakten in dem Buch, die ja auch
drinstehen, Fakten über das Weltall. Ich kann mich daran erinnern, dass
das Vorwort schreibt ja Insa Thiele Eich, die Astronautin. Und sie hat uns
in einem Vorgespräch erzählt, dass sie eine Frage wirklich nicht mehr so
gerne beantwortet, nämlich, wie man im Weltall auf Toilette geht. Weil das
ist die Frage, die einfach immer kommt. Und dann haben wir sie gefragt,
was weiß man denn nicht? Oder was wirst du denn selten gefragt und was
findest du spannend? Und diese Fakten haben wir gesammelt, das Buch
vielleicht auch nochmal anders spannend zu machen, als immer die
gleichen Fragen zu beantworten. Lange Rede, kurzer Sinn, kurzer
Werbeblock. Insa Thiele Eich schreibt das Vorwort, eine echte
Astronautin, mit überraschenden neuen Erkenntnissen, auch für mich
gewesen. Und das Buch enthält Fakten über das Leben im Weltall, die wir
vielleicht noch nicht kannten, auch nicht als Erwachsene. Und das ist
vielleicht auch der Hebel, den wir gewählt haben, um es für nicht-
behinderte Kinder spannend zu machen.
01:11:40.000
Adina Hermann: Und auch die Eltern, die ja mit den Kindern das Buch lesen,
ne?
01:11:42.000
Raúl Krauthausen: Genau. All meine Gäste frage ich, weil ich das wirklich
spannend und wichtig finde, was die Hörer*innen mitnehmen können oder
sollen. Im Sinne von, welche Organisationen kennt ihr, empfehlt ihr, die
ihr selber, keine Ahnung, schätzt, unterstützenswert findet, mit denen sich
vielleicht auch die Hörer*innen mal auseinandersetzen könnten, sei es imBereich Inklusion oder Kinderbücher oder was auch. Ganz anderes
Thema.
01:12:14.000
Adina Hermann: Also ich finde im Bereich Kinderbücher tatsächlich toll,
wenn man einfach sich mal, also wenn man in einer Großstadt lebt, hat
man manchmal die Möglichkeit, direkt vor Ort einen Buchladen zu finden,
der sehr diversitätsoffen und inklusiv auch Bücher kuratiert, sage ich mal.
Also die die besten Funde da präsentiert. Und ansonsten haben die ja auch
oft Online-Shops. Ich finde, Diversity Spielzeug heißt der Laden, glaube
ich, in Berlin ziemlich cool. Und es gibt ja auch andere…
01:12:43.000
Raúl Krauthausen: Tebalu.
01:12:44.000
Adina Hermann: Tebalu, genau. Richtig tolle Buchläden, kleine, oft sehr
liebevoll geführte Unternehmen, die die ganz besonderen Bücher
rauspicken, die sonst im Mainstream nicht so platziert werden. Und das
finde ich immer ganz schön.
01:13:01.000
Raúl Krauthausen: Und bei dir?
01:13:02.000
Laura Rosendorfer: Also ich glaube, ich habe gar keine so richtige
Organisation, die ich jetzt irgendwie unterstützen würde. Es gibt
wahnsinnig viele, aber so was ich generell im Bereich Kinderbuch
nochmal so ans Herz legen will, ist einfach mit den Kindern in die
Bücherei zu gehen und die einfach da rumstöbern zu lassen und aussuchen
zu lassen und einfach so diese Liebe zu Büchern möglichst früh einfach
schon zu fördern. Und weil das so eine Bereicherung sein kann, die
Fantasie anzuregen, neue Welten zu entdecken, sich in andere Menschen
empathisch reinzudenken, das ist total wichtig einfach für eine
Gesellschaft, dass wir nicht nur in unserer kleinen eigenen egozentrischen
Bubble leben. Und das geht eben über Bücher so so gut und Kinder lieben
das einfach. Und der einfache Gang in die Bücherei ist so viel wert.
01:13:56.000
Adina Hermann: Dann hast du diese Karte, diesen Mitgliedsausweis von der
Bibliothek und bist so ein bisschen, als wäre das dein Tor nach Narnia. Du
hast ja alle Welten.01:14:04.000
Laura Rosendorfer: Ja, das ist alles. So schön. Du darfst dir alles mitnehmen.
01:14:07.000
Adina Hermann: Wenn du es gleichzeitig zurückbringst.
01:14:08.000
Laura Rosendorfer: Ja, genau.
01:14:10.000
Raúl Krauthausen: Als wir unsere Buchprämie hatten, da waren wir am
Planetarium und haben das Buch dort unter Sternenhimmel präsentiert.
Und da ist mir zum ersten Mal klar geworden, wir gehen viel zu selten in
Planetarien. Also Planetarien ist so wie Büchereien, total tolle Orte, die
wirklich magisch sind und man total viel lernen kann. Auch in den ganzen
Planetariums-Shows, die es ja dann auch in Mitternacht gibt, also auch für
Erwachsene. Aber man geht da einfach nicht hin. Und ich finde das so
abgefahren, da werden Schulklassen durchgeschleift, jeden Tag, aber
Erwachsene gehen da nicht hin. Und das war aber so schön.
01:14:53.000
Laura Rosendorfer: Ja, und auch mal die Kinder, das ist mir auch
aufgefallen, ich muss unbedingt meine Kinder ins Planetarium schleifen.
01:14:58.000
Raúl Krauthausen: Warum macht man das nicht?
01:14:59.000
Laura Rosendorfer: Ja eben, und das war so süß eben zu sehen. Die saßen
da, dann kam der Sternenhimmel und die Kinder dann „Aah“ und „Oh“
und „Wow“ und irgendwie total aufgeregt waren. Und ich selber fand das
auch total toll, ich hätte auch „Aah“ und „Oh“.
01:15:11.000
Raúl Krauthausen: Aber wann wart ihr zuletzt im Planetarium.
01:15:13.000
Laura Rosendorfer: Ja, weiß ich nicht, 15 Jahre oder so.
01:15:15.000
Raúl Krauthausen: Ja, als Kind. Und das ist so schade.
01:15:20.000
Laura Rosendorfer: Also geht ins Berliner Planetarium oder in das
Planetarium in der Nähe.01:15:26.000
Raúl Krauthausen: Wann machst du dein Bibliotheksausweis?
01:15:28.000
Adina Hermann: Ich bin auch ganz großer Fan von so generell diesen
naturwissenschaftlichen, interaktiven Geschichten. Also zum Beispiel das
Universum in Bremen, das ist so schön. Da kannst du in so einer riesigen
Gebärmutter sitzen oder durchlaufen. Und das ist alles so ein bisschen
rötlich weich und du hast dann irgendwie das Gefühl, ja krass, so könnte
sich das anfühlen. Das ist irgendwie kuschelig und das ist ganz witzig, wie
man dann solche Dinge erlebt, auch als Erwachsener. Und Kinder fühlen
das ja noch viel, ohne sich Gedanken zu machen über die didaktischen
Hintergründe jetzt, sondern es macht ihnen einfach Spaß. Und ja, die
erleben das dann ganz anders noch.
01:16:07.000
Raúl Krauthausen: Ja, bei diesen Science-Centern, da denke ich manchmal
so, das ist mir didaktisch dann aber auch zu sehr Entertainment. Also wir
waren noch beim Currywurstmuseum.
01:16:17.000
Adina Hermann: Das gibt es glaube ich gar nicht mehr.
01:16:18.000
Raúl Krauthausen: Es gab mal das Currywurstmuseum. Und es war einfach
museumspädagogisch, da war das halt nichts. Du hast nichts gelernt.
01:16:28.000
Adina Hermann: Doch, man konnte sich mit ganz großen, weichen Pommes
hauen. Das weiß ich noch.
01:16:32.000
Raúl Krauthausen: Ja, aber das ist dann halt, man könnte so viel über Curry
erzählen und über die Geschichte des Currys oder über die Wurst oder was
auch immer. Und es hatte einen Grund, warum man am Eingang ein
Prosecco bekam.
01:16:53:000
Adina Hermann: Zur Currywurst. Obwohl mein Highlight war tatsächlich,
da gab es so einen Automaten und dann konntest du so eine Art, weißt du
noch, früher gab es so Zeitschriften, wo du so einen Psychotest gemacht
hast, welcher Typ bist du von irgendwas. Und so gab es da, welcher
Currytyp du bist. Und dann konntest du das perfekte Curry, also die
perfekte Currymischung für dich finden. Und es hat bei mir funktioniert.
Ich habe diese Mischung echt geliebt.01:17:15.000
Raúl Krauthausen: Sehr gut. Ja, vielen Dank für eure Zeit.
01:17:17.000
Laura Rosendorfer: Ja, gerne.
01:17:18.000
Raúl Krauthausen: Das hat sehr viel Spaß gemacht. Wer mehr über das
Buch und Ela und die Autorinnen erfahren möchte, kann gerne in den
Show Notes gucken. Dafür linken wir auch die hier genannten Bücher.
Und danke, dass ihr da wart.
01:17:33.000
Laura Rosendorfer: Danke für die Einladung.
01:17:35.000
Adina Hermann: Vielen Dank, hat Spaß gemacht.
01:00:01.000
Raúl Krauthausen: Danke fürs Mitfahren. Wenn ihr mögt und euch diese
Folge Spaß gemacht hat, bewerte diese Folge bei Apple Podcasts, Spotify
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die mich bei diesem Podcast unterstützen, findet ihr in den Show Notes.
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Dieser Podcast ist eine Produktion von Schønlein Media.
Produktion: Fabian Gieske , Anna Germek
Schnitt und Post-Produktion: Jonatan Hamann
Coverart: Amadeus Fronk