Wie viel Mut verträgt Unterhaltung –
und wie viel Haltung braucht sie?
Tommy Krappweis ist Autor, Regisseur, Musiker, Komiker – und vermutlich der einzige Gast, der mir im Aufzug gleich eine Kartoffelsuppen-Anekdote mit Rudi Carrell serviert. Wir sprechen darüber, wie viele Leben man eigentlich führen kann, wenn man von innerem Schaffensdrang getrieben ist, und wie ein Stuntman, der sich 398-mal erschießen lässt, schließlich Bernd das Brot erfindet.
Im Gespräch erzählt mir Tommy, warum Unterhaltung für ihn ein Werkzeug ist, um Haltung zu zeigen – und weshalb Mut, Sensitivity Reading und politischer Rückgrat manchmal wichtiger sind als der sichere Applaus. Wir reden über ADHS, über die Verantwortung für ein ganzes Team und darüber, wie man Humor nutzt, um gesellschaftliche Themen zu transportieren.
Und natürlich wird’s wieder leicht: Wir landen bei Fan-Reaktionen, Lindwurm-Drehs, hopsenden Tischen und der Frage, warum seine Figuren oft mehr über ihn verraten, als er selbst ahnt. Aufzugtür auf für Tommy Krappweis!
Tommys Empfehlung: The Power of No, Hoaxilla Podcast, Aula Projekt mit Marina Weisband, Johann König bei Nuhr im Ersten, Die Mara und der Feuerbringer Fan-Dokumentation
00:00:00,220 –> 00:00:21,240 [Schindler]
[Ono] Aufzüge spielen in vielen Filmen eine große Rolle. Als Schauplatz für Action, Thriller oder sogar Horror. Aber welcher Film spielt fast komplett in einer Aufzugskabine? Die Antwort gibt’s am Ende dieser Folge. Jetzt viel Spaß mit „Raul im Aufzug“, wünscht Schindler.
00:00:25,380 –> 00:01:07,640 [Raul Krauthausen]
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00:01:07,640 –> 00:02:06,320 [Raul Krauthausen]
Tommy Krappweiss ist Autor, Regisseur, Musiker, Komiker und vermutlich der einzige Gast, der mir im Aufzug gleich eine Kartoffelsuppen Anekdote mit Rudi Carrell serviert. Wir sprechen darüber, wie viele Leben man eigentlich führen kann, wenn man vom inneren Schadensdrang getrieben ist und wie ein Stuntman, der sich dreihundertachtundneunzig Mal erschießen lässt, schließlich Bernd das Brot erfindet. Im Gespräch erzählt mir Tommy, warum Unterhaltung für ihn ein Werkzeug ist, um Haltung zu zeigen und weshalb Mut, Sensitivity Reading und politischer Rückgrat manchmal wichtiger sind als der sichere Applaus. Wir reden über ADHS, über die Verantwortung für ein ganzes Team und darüber, wie man Humor nutzt, um gesellschaftliche Themen zu transportieren. Und natürlich wird’s wieder leicht. Wir landen bei Fan-Reaktionen, Lindwurm-Drehs, Hopsen in Tischen und der Frage, warum seine Figuren oft mehr über ihn verraten, als er selbst ahnt.
00:02:06,320 –> 00:02:27,840 [Raul Krauthausen]
Also Aufzugtür auf für Tommy Krappweis. Die Tür geht auf und da kommt rein, ich freue mich tatsächlich wirklich sehr. Er ist Autor, Regisseur, Produzent, Komiker, Stuntman, Musiker und vieles weitere mehr. Darüber wird zu sprechen sein. Herzlich willkommen, schön dass du da bist, Tommy Krappweis.
00:02:27,840 –> 00:02:32,100 [Speaker 2]
Guten Tag, vielen Dank für die Einladung im Aufzug. Schön hast du’s hier, teilmöbliert.
00:02:32,100 –> 00:02:37,480 [Raul Krauthausen]
Teilmöbliert, ja genau. Hattest du schon mal einen Awkward-Moment in dem Aufzug?
00:02:37,480 –> 00:03:05,670 [Speaker 2]
Ja, ich hatte schon, ich glaube mehrere. Äh, also der Bizarrste, an den ich mich erinnere, ist, während wir RTL Samstag Nacht produziert haben in Hürth-Karlscheuren, in dem pittoresken Vorort von Köln, bin ich in den Aufzug eingestiegen, zusammen mit Mirko Nontschew. Und, äh, Mirko Nontschew hatte– und ich hatten jeweils einen Topf Suppe von der, ähm, na, von der Kantine. Und dann stieg Rudi Carell ein.
00:03:05,670 –> 00:03:06,920 [Raul Krauthausen]
Was halt so passiert?
00:03:06,920 –> 00:03:28,010 [Speaker 2]
Was halt da so passiert, weil der, äh, auch dort gearbeitet hat an „Sieben Tage, sieben Köpfe“ und es war Totenstille. Wir hatten uns vorher noch nie persönlich getroffen. Totenstille. Und kurz bevor Rudi Carell ausstieg, deutet er auf den Suppentopf von Mirko und sagte: „Kartoffelsuppe“, und ging. So, ich lass das mal ’n Moment wirken. [lacht]
00:03:28,010 –> 00:03:28,040 [Raul Krauthausen]
00:03:28,040 –> 00:03:44,870 [Speaker 2]
Das war– Ich kann– Also, man muss wohl dabei gewesen sein. Es war so bizarr, weil es war über die ganze Fahrt hin Stille. Das Einzige, er sagt kein Hallo, kein Nichts, kein Wiedersehen, aber er hat die Kartoffelsuppe, äh, das muss ich schon sagen, wirklich perfekt als solche identifiziert. Das fand ich sehr beeindruckend.
00:03:44,870 –> 00:03:46,160 [Raul Krauthausen]
Das ist ’ne Leistung.
00:03:46,160 –> 00:04:05,440 [Speaker 2]
Ja, auf ’ne Art schon. Das andere war, dass ich mal irgendwo in Berlin in ein Paternoster einsteigen sollte. Das sind diese Art Aufzüge, ne, die so nach oben fahren, in so Kabinen, die auch nicht stoppen, also sehr behindertenfreundlich, äh, not und oben dann umsetzen und wieder runterfahren.
00:04:05,440 –> 00:04:07,280 [Raul Krauthausen]
Aber du bist dann auf dem Kopf, bei der Fahrt.
00:04:07,280 –> 00:04:50,020 [Speaker 2]
[lacht] Natürlich, genau. Man ist dann auf dem Kopf, richtig und fährt, äh, nach Australien. Nee, das fand ich super bizarr, vor allem, weil das echt ’ne Mutprobe war, diesen Umsetzvorgang mitzunehmen. Das ist– war wirklich unangenehm, so ’n Gefühl von Kontrollverlust, wenn dieses, wenn du wirklich merkst, dass diese Kabine, an der, in der du sitzt, in so ’ne andere Schiene geht und dann ʿkakakakaʼ auf die Seite fährt und dann auf der anderen Seite wieder runter. Das, äh, und auch der Einsteigevorgang war, fand ich wirklich, wirklich sehr, sehr, sehr gewöhnungsbedürftig. Bin auch schon ’n paar Mal hängen geblieben in den Aufzügen mit und ohne Musikequipment, aber das war alles nicht so spektakulär. Da wartet man halt und irgendwann fährt das Ding dann weiter. Also ich hab zumindest keine Platzangst oder solche Dinge.
00:04:50,020 –> 00:04:52,500 [Raul Krauthausen]
Du, und du musstest nicht den Alarmknopf drücken.
00:04:52,500 –> 00:05:05,219 [Speaker 2]
Nee, ich musste nicht den Alarmknopf drücken. Da kam, also das, wo ich mich bewusst dran erinnere, da kam dann sogar so ’ne Stimme, die dann sagte: „Ja, ob schon g’sehnkt, der Lift is hängen geblieben? Geht gleich weiter.“ [lacht]
00:05:05,220 –> 00:05:09,760 [Raul Krauthausen]
Okay, gut. Ein Aufzug mit bayerischem Akzent, sehr gut.
00:05:09,760 –> 00:05:12,660 [Speaker 2]
[lacht] Ja, ob das der Aufzug war? Ja.
00:05:12,660 –> 00:05:16,840 [Raul Krauthausen]
Jetzt hab ich vorhin bei deiner Vorstellung irgendwie so viele verschiedene Berufe genannt-
00:05:16,840 –> 00:05:17,230 [Speaker 2]
Mhm.
00:05:17,230 –> 00:05:28,480 [Raul Krauthausen]
-die, die du alle schon gemacht hast und machst. Ähm, das ist unfassbar viel, dass ich mich fragen würde, wie würdest du dich selber vorstellen?
00:05:28,480 –> 00:05:58,000 [Speaker 2]
Boah. Also erst mal mit meinem Namen, das ist ja immer erst mal sinnvoll. Und ansonsten, also vorstellen, ich sag dann immer, äh, je nachdem, wie alt die Person ist, die mir gegenüber sitzt, äh, ist es dann so, vielleicht hast du mein Gesicht mal gesehen bei „RTM Samstagnacht“, das war eine Comedy-Show in den Neunzigern. Ansonsten kennst du vielleicht Bernd das Brot, den hab ich zusammen mit ’nem Norm Köster erfunden. Oder wenn die Leute jünger sind, zum Beispiel wenn ich in ’ner Schule ’ne Lesung mache, dann ist es meistens die Hörspielserie „Ghost Sitter“, die da bekannt ist, ähm-
00:05:58,000 –> 00:05:58,020 [Raul Krauthausen]
Mhm.
00:05:58,020 –> 00:06:11,890 [Speaker 2]
-und ich richte mich halt dann danach. Aber den ganzen alten Kram, das ist das, was ich früher gemacht hab. Also ich muss nicht bei ’ner Schullesung sagen, hallo, mein Name ist Tommy Krapfeis, ich war früher Straßenmusiker. Äh, das, äh, ich habe in Freizeitparks gearbeitet. Das interessiert keinen.
00:06:11,890 –> 00:06:12,800 [Raul Krauthausen]
Als Stuntman.
00:06:12,800 –> 00:06:19,680 [Speaker 2]
Ja, genau. [lacht] Ich wurde, äh, dreihundertachtundneunzig Mal, glaub ich, erschossen bei, bei dem Versuch, die Bank von No Name City zu überfallen.
00:06:19,930 –> 00:06:20,380 [Raul Krauthausen]
Mhm.
00:06:20,380 –> 00:06:26,550 [Speaker 2]
Und ja, man sieht, es hat mir nicht geschadet. [lacht]
00:06:26,550 –> 00:06:31,370 [Raul Krauthausen]
Ähm, aktuell fordert unser Bundeskanzler uns ja auf, dass wir unsere Töchter fragen sollen.
00:06:31,370 –> 00:06:32,530 [Speaker 2]
[seufzt] Ja.
00:06:32,530 –> 00:06:40,830 [Raul Krauthausen]
Ähm, wenn ich deine Tochter fragen würde, was dein Beruf ist, was würde sie ihren Freundinnen oder mir sagen?
00:06:40,830 –> 00:06:48,790 [Speaker 2]
Ähm. Boah, ich weiß gar nicht. Ich glaube, sie würde sagen, äh, mein Vater ist Autor und Musiker, weil das kriegt sie am meisten mit.
00:06:48,790 –> 00:06:49,410 [Raul Krauthausen]
Mhm.
00:06:49,410 –> 00:07:20,049 [Speaker 2]
Ja, vielleicht auch Regisseur und Produzent, äh, aber das ist das, was sie so– Weil das sind die Dinge, wenn, wenn, wenn man mich so arbeitend erlebt, sitze ich entweder hier und schreibe wie ein Wahnsinniger oder ich, äh, mache irgendwelchen Musikkram. Das ist eigentlich so. Ich glaube, das würde sie, würde sie sagen. Und, äh, über, äh, Herrn Merz und Co haben wir auch schon gesprochen und, äh, also sie ist, äh, siebzehn und fassungslos. Fassungslos.
00:07:20,050 –> 00:07:23,850 [Raul Krauthausen]
Ja, ich bin auch maximal entsetzt. Ich wollte das gar nicht so sehr ausbreiten, aber-
00:07:23,850 –> 00:07:24,380 [Speaker 2]
Ja, entsetzlich.
00:07:24,380 –> 00:07:27,010 [Raul Krauthausen]
Ich fand die Frage interessant. Ich glaub, da kommen wir sowieso von selber noch drauf.
00:07:27,010 –> 00:07:32,829 [Speaker 2]
Ja, ja, da kommen wir noch drauf. Da müssen wir auf jeden Fall noch zwei, drei Stunden drüber schimpfen, weil, das ist einfach das Allerbeste.
00:07:32,830 –> 00:07:38,650 [Raul Krauthausen]
Ich fand die Frage nur deswegen so interessant, weil es ist ja oft so, wie wir uns selber sehen-
00:07:38,650 –> 00:07:39,320 [Speaker 2]
Ja, stimmt.
00:07:39,320 –> 00:07:44,529 [Raul Krauthausen]
Wie andere uns sehen, was unsere Verwandten über uns sagen. Da sind ja auch noch mal verschiedene…
00:07:44,530 –> 00:07:49,470 [Speaker 2]
Das ist noch mal ganz was anderes, was die Verwandten sagen. [lacht] Genau.
00:07:49,470 –> 00:07:54,370 [Raul Krauthausen]
Was war denn für dich der Moment– Also du bist ganz offensichtlich ’n Kreativer.
00:07:54,370 –> 00:07:55,140 [Speaker 2]
Getrieben, ja.
00:07:55,140 –> 00:08:08,790 [Raul Krauthausen]
[stammelt] Was war für, für dich der Moment, wo, wo du gemerkt hast, wo du wusstest, ähm, das mit der Kreativität, das bleibt. Das ist nicht mal was ausprobiert haben und so weiter, sondern das ist-
00:08:08,790 –> 00:08:39,570 [Speaker 2]
So ’nen Moment hatte ich eigentlich gar nicht. Ich hab relativ früh gemerkt, also, wie ich eben schon einwarf, ich– [stammelt] Dass ich so ’n, dass ich da so getrieben bin davon. Also ich kann keinen Tag ertragen, an dem ich nicht am Ende sag, okay, heute habe ich das hergestellt, gemacht, gelöst, äh, irgendwas. Das ist, äh, wahnsinnig wichtig für mich und ich weiß nicht, woher es kommt. Ähm,
00:08:39,570 –> 00:09:08,270 [Speaker 2]
es ist sehr, sehr, sehr– Es ist seltsam. Also ich hab, äh, egal ob das früher, als ich Kind war, Lego war, wo ich halt irgendwas bauen wollte, was auch nicht nach Anleitung ist, sondern etwas, was dann von mir ist. Oder ob ich dann später, als ich mit Instrumenten irgendwie angefangen habe, also Instrumente zu benutzen, von Spielen wollen wir gar nicht reden, wollte ich als Erstes auch schon Songs schreiben, die natürlich grauenhaft waren, jahrelang. Ähm, als es in der Schule darum ging, mal Theater zu spielen, in der zweiten Klasse
00:09:08,270 –> 00:09:16,070 [Speaker 2]
wollte ich das auch machen und dann wollte ich aber auch gleich Stücke schreiben. Und also es war immer dieser komische Drang in mir.
00:09:16,070 –> 00:09:18,870 [Speaker 2]
Ich weiß auch nicht, wie nennt man das denn? Irgendwas in die Welt zu setzen.
00:09:18,870 –> 00:09:19,170 [Raul Krauthausen]
Mhm.
00:09:19,170 –> 00:09:55,910 [Speaker 2]
Und ich wollte schon auch immer, dass Leute daran Spaß haben. Also das ist so’n bisschen meine Achillesferse tatsächlich. Es reicht mir– Gut, beim Lego-Bauen dann doch, aber [lacht leise] es reicht mir nicht unbedingt, dann gesagt zu haben, ich hab jetzt was gemacht, sondern ich möchte dann schon, dass das Leuten auch Spaß macht. Also ich bin nicht diese Art– Darum bin ich vorsichtig mit dem Begriff Künstler, weil für mich Künstler Menschen sind, die so was aus der Kunst heraus machen und aus einem, wie soll ich sagen, rein künstlerischen Schaffensdrang. Und bei mir geht es immer auch darum, dass das Leuten Spaß macht, dass es Freude bereitet und dass ich dann damit jemanden
00:09:55,910 –> 00:10:13,149 [Speaker 2]
irgendwie, äh, wie soll ich sagen, emotional berühren kann. Äh, meistens natürlich früher war das durch Humor, aber eben auch durch Musik oder wie auch immer. Ich möchte gern Sachen für Menschen machen, irgendwie. Immer schon. Sehr bizarr eigentlich.
00:10:13,150 –> 00:10:16,149 [Raul Krauthausen]
Aber geht’s darum, ge-, dass, dass
00:10:16,150 –> 00:10:18,350 [Raul Krauthausen]
man gefallen möchte?
00:10:18,350 –> 00:10:50,069 [Speaker 2]
Ich möchte natürlich schon, dass es Leuten gefällt. Also es geht mir nicht darum, einfach nur insofern Gefühle auszulösen, dass ich sag, „Ey cool, alle sind sauer auf mich“. Oder, „Oh, jetzt hab ich ganz viele Menschen angeekelt mit meinem Bild“. Oder, ähm, „Ich hab Menschen gegen mich aufgebracht. Schau mal, wie cool alle schreien. Äh, alle schreien wütend meinen Namen mit Heugabeln und, äh, äh, und Fackeln“. Das ist es nicht, sondern ich möchte wirklich explizit, dass Leute Freude haben an den Dingen, die ich in die Welt bringe, irgendwie.
00:10:50,070 –> 00:10:52,030 [Raul Krauthausen]
Also im Prinzip unterhalten?
00:10:52,030 –> 00:11:08,069 [Speaker 2]
Ja, ich glaube, das ist es. Entertainment trifft es viel mehr tatsächlich, äh, als Kunst, ob da jetzt auch mal Kunst dabei rauskommt. Es gibt viele Menschen, die würden jetzt sagen, Bernd, das Brot ist irgendwie auf ’ne Art Kunst. Das würde ich mir nicht anmaßen, aber
00:11:08,070 –> 00:11:21,730 [Speaker 2]
du hast recht. Es ist, eigentlich ist es Entertainment. Also ich möchte gerne Leute gut und gerne auch profund und- Mhm. -nicht oberflächlich, aber vor allem unterhalten. Genau das ist es eigentlich, ja. Das trifft’s.
00:11:21,730 –> 00:11:40,990 [Raul Krauthausen]
Gibt es, also wenn du in Urlaub fährst, ich stell mir das jetzt mal kurz vor, keine Ahnung, du fährst mit deiner Familie in Urlaub, zwei Wochen. Ähm, da hast du dann quasi jetzt nicht dein, dein Studio, dein Equipment. Was nimmst du denn mit, um dieser Kreativität trotzdem, ähm, ein Parkplatz, ein Gefäß zu geben, wo du sie reintun kannst?
00:11:40,990 –> 00:12:05,790 [Speaker 2]
Also da ist zum einen immer, wenn es irgendwie geht, schau ich, dass ich irgendeine Art von möglichst packbarem Musikinstrument mitnehme. Das ist das eine. Und das andere ist, dadurch, dass wir jetzt, äh, eigentlich fast alle irgendwie Smartphones haben, kann ich damit filmen, fotografieren, schneiden, äh, Songs aufnehmen. Da, das ist ja eigentlich wie gemacht. Ja, also du kannst lupen, du kannst Mehrspuraufnahmen damit machen.
00:12:05,790 –> 00:12:06,710 [Raul Krauthausen]
Mhm, mhm.
00:12:06,710 –> 00:12:17,370 [Speaker 2]
Also da, da fehlt’s eigentlich an nichts. Ich nehm dann vielleicht trotzdem noch irgendwie ’ne kleine Drohne mit oder vielleicht sogar noch so ’n kleinen Gitarrenverstärker oder irgendwie so was. Aber es ist immer irgendwas dabei-
00:12:17,370 –> 00:12:17,680 [Raul Krauthausen]
Mhm.
00:12:17,680 –> 00:12:20,370 [Speaker 2]
-womit ich, ähm, ein Projekt starten kann.
00:12:20,454 –> 00:12:23,234 [Raul Krauthausen]
Mhhhm. Das heißt, ein Zettel und ein Stift reicht dir nicht?
00:12:23,234 –> 00:12:35,474 [Speaker 2]
Nee, weil das könnte ich gar nicht lesen. Ich bin die Person, die dankbar ist, äh, dass es jetzt Smartphones und Tablets und so weiter gibt, weil also ich hab schon in der ersten Klasse bei den Schwungübungen komplett versagt.
00:12:35,474 –> 00:12:35,914 [Raul Krauthausen]
Mhhhm.
00:12:35,914 –> 00:12:47,854 [Speaker 2]
Ähm, das Einzige, was ich da geschafft habe, war, ähm, mit dem Filzstift durch alle Papiere durchzusauen, aber nicht wirklich auf dieser Linie zu malen. Also katastrophal, absolut.
00:12:47,854 –> 00:12:54,494 [Raul Krauthausen]
Ja, ich glaube, so ein Kind war ich auch. [lachen] Ähm, du hast vorhin schon RTL Samstagnacht erwähnt-
00:12:54,494 –> 00:12:54,503 [Speaker 2]
Mhhhm.
00:12:54,503 –> 00:12:58,694 [Raul Krauthausen]
-und, ähm, meine, meine Frau ist ’n, ’n paar Jahre jünger als ich und-
00:12:58,694 –> 00:12:58,974 [Speaker 2]
Mhhhm.
00:12:58,974 –> 00:13:00,914 [Raul Krauthausen]
-die kannte das nicht mehr.
00:13:00,914 –> 00:13:02,774 [Speaker 2]
Ja, das ist völlig okay.
00:13:02,774 –> 00:13:23,874 [Raul Krauthausen]
Außer in diesen, äh, Wiederholungen, ja, auf YouTube und so. Und, ähm, als wir uns darüber unterhielten, äh, fiel mir auf, was eigentlich Maßgebendes, äh, alles aus RTL Samstagnacht heraus entstanden ist. Also die ganzen Comedians oder viele Comedians von damals sind danach groß geworden.
00:13:23,874 –> 00:13:25,064 [Speaker 2]
Ja. Ja, die hatten bei uns-
00:13:25,064 –> 00:13:26,634 [Raul Krauthausen]
Die hatten ’ne Wochenshow auf SAT eins-
00:13:26,634 –> 00:13:27,004 [Speaker 2]
Ja, ja.
00:13:27,004 –> 00:13:36,034 [Raul Krauthausen]
-die auch viele Künstlerinnen hervorgebracht haben. Das muss irgendwie sone, sone, sone Aufbruchsstimmung gewesen sein. Oder idealisiere ich das son bisschen?
00:13:36,034 –> 00:13:53,553 [Speaker 2]
Nee, gar nicht. Also, dazu muss man natürlich immer einschränkend bemerken, das Ding gab’s schon zwei Jahre, als ich dazukam. Ich war dann drei Jahre von fünf dabei. Ähm, ich glaube, die krasse Aufbruchsstimmung war vor allem natürlich in dem ersten Jahr zu spüren, wo sie, äh, äh, alle nicht wussten, werden wir jetzt nächste Woche abgesetzt, ne?
00:13:53,554 –> 00:13:54,094 [Raul Krauthausen]
Ja.
00:13:54,094 –> 00:14:29,853 [Speaker 2]
Bevor das Ding wirklich geknallt hat. Aber als es dann so richtig lief und da wirklich Millionen zugeschaut haben, waren eigentlich alle Comedians, die, die heute bekannt sind, also von, also aus dieser Generation, äh, äh, sind dann da bei uns aufgetreten und haben ihre Standup, Standups gemacht. Definitiv. Und das war, äh, also rückblickend ist das schon wirklich sehr beeindruckend, auch diese ganzen Stars und, äh, auch Hollywoodleute wie Mel Brooks und Co. Oder, äh, Musiker wie, ähm, äh, Depeche Mode und Kansas und keine Ahnung, wer alles da war. Das war schon echt krass.
00:14:29,853 –> 00:14:32,054 [Raul Krauthausen]
Das war richtig Lagerfeuer noch, ne?
00:14:32,054 –> 00:14:32,074 [Speaker 2]
00:14:32,074 –> 00:14:33,694 [Raul Krauthausen]
Wir haben alle das geguckt auch.
00:14:33,694 –> 00:14:43,654 [Speaker 2]
Ja, ja, alle. Also wenn ich so, äh, wenn ich darauf angesprochen werde, ist es meistens so, wir haben das immer angeschaut und ich werde mit Zitaten überschüttet, ähm-
00:14:43,654 –> 00:14:44,014 [Raul Krauthausen]
Mhhhm.
00:14:44,014 –> 00:14:55,014 [Speaker 2]
-und mit Falschzuweisungen von Dingen, in denen ich angeblich mitgespielt hätte. Ähm, ähm, das ist, das ist schon wirklich krass. Das ist wirklich krass. Und, ähm,
00:14:55,014 –> 00:15:32,884 [Speaker 2]
ich würde mal sagen, es gibt zwar ’ne DVD-Edition davon und es gibt ja auch eine Menge auf YouTube. Das ist jetzt alles nicht so gut gealtert, wie man sich das vielleicht im Kopf, äh, vorstellt. Ich finde es vollkommen ausreichend, wenn, man kann die DVD-Edition kaufen, aber es reicht meiner Meinung nach vollkommen aus, wenn man sie dann ins Regal stellt. Also man muss das nicht alles noch mal durchspulen [kichern] und ’n Reality-Check machen. Aber für damals war es definitiv wegweisend, würde ich jetzt mal behaupten, weil es so i-i-im positivsten Sinne erst mal respektlos war gegenüber Obrigkeiten und allem und auch gegenüber Konventionen.
00:15:32,884 –> 00:15:32,894 [Raul Krauthausen]
Mhhhm.
00:15:32,894 –> 00:16:21,834 [Speaker 2]
Also wir haben wirklich geguckt, wo können wir ganz aktiv Konventionen, äh, brechen und hatten da mit Ugo Egon Balder und Jackie Drechsler willfährige, äh, Kumpane als Produzenten. Ich erinnere mich an eine Nummer, wo, äh, Mirko und ich nur rauskamen in, äh, Anzügen und gesagt haben, meine sehr verehrten Damen und Herren, Kunst, haben wir gesagt. Und dann haben wir ein Keyboard eingeschaltet, das dann automatisch irgend so ’ne Dudelmusik lief. Und ich hab auf so ’ner Lotusflöte, äh, äh, keine Ahnung, ich glaub, ähm, Oh Susanna gespielt. Und dann haben wir das Zeug wieder eingepackt und sind weggegangen. Wir haben– Also es war auf eine Art überfordernd und irgendwie trashig und ziemlich kacke, aber eben auch saucool, dass man das im Fernsehen machen konnte und dass da Leute zugeschaut haben und das dann tatsächlich lustig fanden.
00:16:21,834 –> 00:16:24,134 [Raul Krauthausen]
So wie Hape Kerkeling mit Hurz.
00:16:24,134 –> 00:16:29,724 [Speaker 2]
Ja, genau. So und so ’ne Art war das nur waren, war’s bei uns so, da war, da bestand nicht die Frage, ob es ernst gemeint ist.
00:16:29,724 –> 00:16:29,774 [Raul Krauthausen]
Ja, ja, ja.
00:16:29,774 –> 00:16:39,474 [Speaker 2]
Sondern das war relativ klar. Ich kam auch irgendwann mal raus und hab im Schottenrock Amazing Grace gegähnt. Also es ist alles [kichern] sehr, sehr bizarr. Sehr bizarr.
00:16:39,474 –> 00:16:42,994 [Raul Krauthausen]
Gab es dann so ’ne Art Wettbewerb zwischen Samstagnacht und Wochenshow?
00:16:42,994 –> 00:16:44,234 [Speaker 2]
Nee, nein.
00:16:44,234 –> 00:16:44,654 [Raul Krauthausen]
Nee.
00:16:44,714 –> 00:16:55,194 [Speaker 2]
Also ich kann mich nicht erinnern, dass es da irgendeine Art von… Nee, wir haben das eher kollegial gesehen und fanden auch die Leute, also Sebastian Pastewka, ich bin ein gigantischer Pastewka-Fan, Anne Engelke ist auch eine super-
00:16:55,194 –> 00:16:56,353 [Raul Krauthausen]
Anne Engelke, Großartig. Ja.
00:16:56,354 –> 00:17:02,084 [Speaker 2]
Wahnsinn. Also das haben wir nicht so. Äh, ich weiß nicht, ob die das so empfinden, aber ich glaub eigentlich auch nicht.
00:17:02,084 –> 00:17:02,314 [Raul Krauthausen]
Ja.
00:17:02,314 –> 00:17:36,874 [Speaker 2]
Nee, es ist nicht mein Eindruck. Es gab ’ne gesunde Competition innerhalb des Teams natürlich schon. Also nicht, dass man sich jetzt gegenseitig angefeindet hätte, überhaupt nicht. Wir haben ja alle miteinander Sketche gespielt und Co. Ähm, aber wenn ich zum Beispiel was mit Musik gemacht habe, wusste ich, dass der Olli Dittrich da natürlich genau hinschaut, ne? Und, und umgekehrt, äh, wie auch immer. Das war ganz cool. Ich, ich hatte ja die eine einzige Sonderfähigkeit. Alle anderen konnten alles besser als ich, aber eine Sache konnte ich gut, und zwar mehrfach hinfallen, ohne mir wa-, äh, wehzutun.
00:17:36,874 –> 00:17:37,234 [Raul Krauthausen]
Mhhhm.
00:17:37,234 –> 00:18:07,533 [Speaker 2]
Ne? Einmal hinfallen geht bei den meisten, äh, aber mehrfach, ähm, zum Beispiel eine Treppe runterfallen oder so was, das war dann das, was ich gemacht habe. Und das haben dann, hat dann das Autorenteam in dem Fall tatsächlich absichtlich nicht gegendert, weil es waren alles Männer leider. Ich glaub, bis auf eine weibliche Autorin, die mal da war, das war verrückt. Ähm, die haben das dann auch gerne genützt und haben dann halt am Schluss irgendwie den lustigen Krapfers irgendwie durch die Decke fallen lassen oder eine Treppe runtergeschubst oder irgend so was. Das war immer ein großes Hallo.
00:18:07,534 –> 00:18:10,814 [Raul Krauthausen]
Und wie, wie, wie bist du zu dem Ensemble gekommen?
00:18:10,814 –> 00:18:12,694 [Speaker 2]
Ähm,
00:18:12,694 –> 00:19:27,954 [Speaker 2]
ich bin da gelandet, weil, also, ich hab ’ne Bekannte von mir, die Eva Habermann, zur Thomas-Koschwitz-Talkshow begleitet, die, glaub ich, bei SAT eins lief. Und-Weil sie nicht alleine hingehen wollte. Und dann saß ich da Backstage rum und da war ein Redakteur, Typ, der hieß Teddy Schulze, ist der netter Kerl. Und mit dem kam ich ins Gespräch und der hat dann irgendwie gesagt, „ Was machst Du so? Und dann hab ich gesagt, ja, ich mach halt so Comedy, Slapstick Comedy. Ich war zu der Zeit im Hansapark beschäftigt als Buster Keaton Double und hab ihm meine Visitenkarte gegeben. Da stand nur drauf, Tommy Krapp weiß, ich bin lustig. Und eine Telefonnummer. Ich hatte die Karte in zwei Versionen, einmal mit und einmal ohne Telefonnummer. Weil es gab Leute, da wollt ich gar nicht, dass sie anrufen. Denen habe ich dann die Karte ohne Nummer gegeben. Und Teddy hab ich sie mit Nummer gegeben und tatsächlich hat sich der Wochen später gemeldet, Du, wir haben da ’n Casting für eine Comedyshow auf RTL. Und zwar war da damals die Idee, dass die Produktionsfirma von RT in der Samstagnacht noch eine zweite Show macht mit dem gleichen Team, also nicht mit dem vor der Kamera, aber mit den ganzen Leuten hinter der Kamera und mit Sketchen, die, keine Ahnung, die wir nicht wollten oder ich weiß nicht. Auf jeden Fall sollte da irgendwie sone Art
00:19:27,954 –> 00:19:33,874 [Speaker 2]
Synergie geschaffen werden. Und dann haben sie neue Comedians gesucht und von den paar hundert Leuten,
00:19:33,934 –> 00:20:12,234 [Speaker 2]
die sie da dann antanzen haben lassen, bin laut Hugo, der ja gerne auch übertreibt, aber egal, nur ich übrig geblieben. Die wollten alle mich haben und dann haben sie sich gedacht, na ja, dann nehmen wir den halt in unser Hauptensemble, weil mit einem Hansel alleine können wir keine komplette Comedyshow machen. Mhm. Und dann haben sie mich in den Hauptcast genommen, was dann gleichzeitig auch Leuten wie Stefan Jürgens und Co die Möglichkeit gegeben hat, vielleicht nicht bei jeder Sendung dabei sein zu müssen, weil die halt immer mehr andere Angebote auch bekommen haben und so konnte ich da son bisschen diese Lücken gleichzeitig auch ausfüllen.
00:20:12,234 –> 00:21:10,614 [Speaker 2]
Das Problem war nur, am Anfang wusste man nicht so richtig, was mit mir anzufangen, weil wie ich schon vorhin gesagt hab, alle anderen konnten alles, was ich kann, besser, mindestens genauso gut oder besser. Und es hat ziemlich lang gebraucht, bis ich überhaupt den Platz da gefunden hatte, was ich da überhaupt soll, außer Rollen zu spielen, die jeder andere von die alle anderen auch können. Und das hatte eigentlich seinen Anfang genommen da, als ich angefangen hab, selber Sachen zu schreiben und sie Hugo anzubieten, weil die so anders waren und so surreal und sehr visuell und sehr schnell und sehr bekloppt. Und so was hatte Samstagnacht halt zu dem Zeitpunkt noch nicht. Da hab ich dann so meinen Tonfall gefunden, da hab ich gemerkt, ach, das ist das, was ich kann. Und das führte dann in der dritten Staffel, in meiner dritten, also der fünften Staffel sogar zu ’ner Sendung, wo ich, glaub ich, gar nicht vor der Kamera war, außer am Anfang und am Ende, aber irgendwie fünf Nummern geschrieben und drei selber gedreht hatte. Mhm. Und da hab ich mir dann gedacht, ah, hm, winkt mit dem Zaunpfahl, vielleicht machst Du das lieber.
00:21:10,614 –> 00:21:22,894 [Raul Krauthausen]
Wie würdest Du das beschreiben? Weil, man hat ja dann mal versucht vor ’n paar Jahren, die Sendung wiederzubeleben. Mhm. Unter dem gleichen Titel. Es war ’n bisschen anders. Ich glaub, die saßen alle an so einem Tisch und haben dann so Sketche eingespielt.
00:21:22,894 –> 00:21:30,694 [Speaker 2]
Es gab mehrere es gab mehrere Dinge. Es gab Freitagnacht News zum Beispiel, wo Caro Kebekus zum Beispiel
00:21:30,694 –> 00:22:40,274 [Speaker 2]
reüssiert ist. Und es gab es gab’s es hieß immer son bisschen anders. Es hieß, glaub ich, nie RTL Samstagnacht per se, wenn ich nicht nicht täusche. Und es gab immer mal wieder so Dinger. Ich muss gestehen, dass ich das nicht wirklich verfolgt habe. Bei Freitagnacht News ist es so, dass ich zusammen mit Hugo Rügon Balder für, Gott, wie hieß die Taifun Productions, ich weiß es nicht mehr, den Piloten produziert hab. Ich hab da Regie gemacht und ich hab auch den Henry Gründler damals gefunden, der da der die Hauptfigur war. Also das hab ich mit Hugo oder Hugo mit mir zusammen aufn Weg gebracht tatsächlich, dieses Format. Aber ich hab das danach dann nicht mehr so verfolgt und würde mir da jetzt keine Meinung anmaßen wollen. Meine Vermutung wäre, dass man insgesamt darauf achten sollte, wenn man so was macht, dass man Comedians und Comedienne findet, die selbst Material auch generieren können und nicht ausschließlich darauf schaut, dass das Zeug ist, was man sich einkauft und denen dann sagt, jetzt spielst Du den Typen, der reinkommt und ’n Buch verkauft.
00:22:40,274 –> 00:22:41,773 [Raul Krauthausen]
Also so wie Darsteller?
00:22:41,773 –> 00:22:47,694 [Speaker 2]
Ja, genau. Also, ne, es gibt ja tolle Comedians, also die eher Schauspieler sind
00:22:47,694 –> 00:23:04,994 [Speaker 2]
oder komödiantisch begabte Schauspieler, Schauspielerinnen. Ich glaube, Comedians sind idealerweise für sone Show, für eine Ensemble Show Leute, die selbst im im besten Fall eine humoristische Agenda haben und was wollen, aber mindestens in der Lage sind, sich selbst auch Material zu generieren.
00:23:04,994 –> 00:23:06,134 [Raul Krauthausen]
Die Kebekus.
00:23:06,134 –> 00:23:24,594 [Speaker 2]
Ja, genau. Das wäre jetzt so meine Meinung. Es kann aber wahnsinnig gut sein, dass andere Leute da komplett anderer Meinung sind. Das ist mein Gefühl, auch wenn ich mir die Langlebigkeit von Saturday Night Live angucke, scheint das eine der treibenden Kräfte zu sein, dass da sehr, sehr viele Leute selbst
00:23:24,594 –> 00:23:26,354 [Speaker 2]
auch kreativ sein wollen, aber.
00:23:26,354 –> 00:24:00,174 [Raul Krauthausen]
Worauf ich son bisschen hinauswollte ist, man man man sehnt sich ja son als vielleicht auch als Sender, als Produzentinnen nach der guten alten Zeit zurück und versucht dann und dann Dinge zu wiederholen Ja. Und nachzumachen in der Hoffnung, an den alten Erfolg anzuschließen. Und dann gibt es halt auch Charaktere, Thomas Gotschalk, Stefan Raab, auch Hugo Egon Belder würd ich son bisschen dazu zählen, wo man wo man sich fragt, hmm, ist nicht eigentlich deine Zeit schon gewesen, wenn Du verstehst, was ich mein?
00:24:00,174 –> 00:24:30,074 [Speaker 2]
Also tatsächlich würd ich bei Hugo, nicht nur, weil er für immer mein Chef bleiben wird, sondern auch weil ich ja mit ihm immer noch was einiges tue, also die Hörspiele, dass er spielt bei uns ja Die Rollen. Den würd ich so deswegen ausnehmen aus dieser früher war alles besser Zeit, weil ich ihn immer erlebt hab als jemand, der komplett furchtlos ist, neue Sachen zu probieren. Und das sehe ich jetzt ehrlich gesagt bei Gottschalk nicht so wirklich.
00:24:30,074 –> 00:24:30,954 [Raul Krauthausen]
Aber bei Raab?
00:24:30,954 –> 00:24:37,194 [Speaker 2]
Bei Raab auch nie. Also es ist doch derselbe Kacklener Macht, oder nicht? Ich bin jetzt nicht so sehr drin, aber es wirkt für mich
00:24:37,194 –> 00:24:39,834 [Raul Krauthausen]
Aber er hat eine Menge, er hat eine Menge revolutionäre Dinge.
00:24:39,834 –> 00:24:50,504 [Speaker 2]
Ja, genau, früher hat er. Ja, ja, das stimmt. Und heute wirkt erEher so, als würde er die Sachen machen, die er früher auch gemacht hat. Aber
00:24:50,504 –> 00:24:52,184 [Speaker 2]
[seufzt] ich tue mir da immer so schwer, das so zu-
00:24:52,184 –> 00:24:54,084 [Raul Krauthausen]
Wieso, haben die die Show verloren? Was passiert da?
00:24:54,084 –> 00:25:00,144 [Speaker 2]
Das weiß ich– [lacht leise] Raoul, ich b– Ich bin ja kein Kritiker. Ich kann das, ich kann das nur-
00:25:00,144 –> 00:25:07,224 [Raul Krauthausen]
Nee, aber ich meine, du kennst ja vielleicht so diesen Moment, wo man denkt so, ähm, die Kreativität ist weg vielleicht auch oder
00:25:07,224 –> 00:25:07,664 [Raul Krauthausen]
man muss neue Ansätze wagen.
00:25:07,664 –> 00:25:19,844 [Speaker 2]
Ich glaube– Also, meine persönliche Meinung dazu ist, dass das etwas zu tun hat mit dem Gefühl, ich werde nicht mehr geliebt, ich bin nicht mehr relevant.
00:25:19,844 –> 00:25:20,783 [Raul Krauthausen]
Mhm.
00:25:20,783 –> 00:25:28,404 [Speaker 2]
Und dann besinnt, besinnen viele Menschen, die irgendwas Künstlerisches machen, sich auf die Dinge,
00:25:28,404 –> 00:25:40,824 [Speaker 2]
die früher funktioniert haben. Ne? Dann macht irgendwie jemand, äh, Musik, wie er sie früher gemacht hat, kehrt zurück zu seinen Wurzeln. Jemand macht die Show wie damals. Äh, jemand macht dieselben Gags, die er früher gemacht hat oder sie.
00:25:40,824 –> 00:25:42,244 [Raul Krauthausen]
Was ja auch irgendwie menschlich ist.
00:25:42,244 –> 00:26:30,604 [Speaker 2]
Was total okay ist. Du möchtest halt nach wie vor gerne relevant sein, du möchtest gerne weiterhin geliebt werden für das, was du tust. Und wenn das dann nicht mehr so richtig, so richtig zündet, dann ist die Frage: Hat diese Person, die, ich nenn’s jetzt einfach mal rein subjektiv, die Größe, was anderes zu tun oder sich neu zu erfinden oder zu erweitern wenigstens? Oder will die Person einfach nur für ihren alten Stiefel genauso geliebt werden wie früher? Dann kannst du natürlich irgendwelche Revival-Shows machen und, äh, das durchziehen. Das ist völlig okay, wenn du damit dein Geld verdienen willst. Das Prooooblem entsteht für mich immer dann, wenn Leute in der verzweifelten Suche nach Applaus
00:26:30,604 –> 00:26:42,484 [Speaker 2]
den kleinstmöglichen, äh, Nenner nehmen. Und das können dann halt einfach, kann dann einfach ein Publikum aus unfassbar rückständigen Arschlöchern sein, von denen man dann bejubelt wird. Aber wenigstens wird man bejubelt.
00:26:42,484 –> 00:26:43,164 [Raul Krauthausen]
Mhm.
00:26:43,164 –> 00:26:43,404 [Speaker 2]
Und-
00:26:43,404 –> 00:26:43,984 [Raul Krauthausen]
Ja, ja.
00:26:43,984 –> 00:27:21,124 [Speaker 2]
Na, von irgendwelchen „Früher war alles besser“ handeln und, äh, Schlimmerem. Und wenn einem tatsächlich der Applaus wichtiger ist als die Menschen, die man jetzt damit erreicht und die einem da vor– die dann vor dir sitzen und dir applaudieren. Wenn das so ist, dann musst du halt damit leben. Aber letztendlich erspielen sich alle Comedians exakt genau das Publikum, für das sie auch bereit sind zu spielen. Und wenn du jemand bist, der nach unten tritt, äh, dann hast du halt Leute in deinem Publikum, die lustig finden, wie nach unten getreten wird.
00:27:21,124 –> 00:27:27,904 [Raul Krauthausen]
Es gibt aber vielleicht auch noch so ’ne marktwirtschaftliche Logik, dass man, dass man so ’ne Art Fan-Service macht.
00:27:27,904 –> 00:27:28,244 [Speaker 2]
Na klar.
00:27:28,244 –> 00:27:34,704 [Raul Krauthausen]
Also dass man sagt, die Fans, die damals, keine Ahnung, achtzehn bis fünfundzwanzig waren, die sind jetzt
00:27:34,704 –> 00:27:36,184 [Raul Krauthausen]
achtundvierzig.
00:27:36,184 –> 00:27:37,064 [Speaker 2]
Ja.
00:27:37,064 –> 00:27:40,464 [Raul Krauthausen]
Und für die versuchen wir noch mal an die gute alte Zeit anzuknüpfen.
00:27:40,464 –> 00:27:52,724 [Speaker 2]
Ja, und ich finde es auch persönlich ziemlich kacke, wenn, keine Ahnung, wenn du, äh… Nehmen wir an, du bist Musiker, du machst ’n Konzert, du spielst keinen einzigen Song, weswegen die Leute gekommen sind.
00:27:52,724 –> 00:27:53,584 [Raul Krauthausen]
Mhm.
00:27:53,584 –> 00:28:07,404 [Speaker 2]
Spielst nur was von deinem neuen Avantgarde-Album, äh, wo der Rhythmus damit gemacht wird, dass du, äh, Glasflaschen zersplitterst, ähm, und dann irgendjemand hysterisch drüber schreit. Und du hast aber eigentlich früher so Synthiepop gemacht.
00:28:07,404 –> 00:28:07,824 [Raul Krauthausen]
Mhm.
00:28:07,824 –> 00:28:33,764 [Speaker 2]
Und die Leute kommen alle, weil sie, äh, deinen Achtziger Jahre Synthiepop von damals hören wollen und du sagst: „Ich hab mich neu erfunden und da müsst ihr jetzt alle durch.“ Das kannst du machen, wenn dir das wichtig ist. Ich persönlich würde das nicht machen, weil ich den Leuten, wie ich ja schon gesagt habe, ich will ihnen ja Freude machen. Und wenn ich irgendwo live spiele, dann spiele ich natürlich „Tanz das Brot“. Na klar. Also warum soll ich den Leuten das nehmen? Die freuen sich da ja drüber.
00:28:33,764 –> 00:29:05,644 [Speaker 2]
Wenn das aber nicht dein Anspruch ist, dann halt nicht. Also deswegen finde ich Fan-Service, ähm, absolut okay, weil für mich gehört das schon irgendwie auch zu dem Job dann dazu. Deswegen zahlen die Leute Eintritt oder kaufen deinen Kram, weil sie das möchten. Und bis zu einem gewissen Grad finde ich das dann seltsam, die so zu verprellen und zu sagen: [lacht] „Ich hab jetzt da, äh, was weiß ich, wie viel Eintritt bezahlt, in meinem Fall vielleicht zwei Euro fünfzig, in einem anderen dreiundachtzigtausend Euro, aber ich spiele keinen einzigen von diesen Songs.
00:29:05,644 –> 00:29:06,464 [Raul Krauthausen]
Ja, eben.
00:29:06,464 –> 00:29:09,043 [Speaker 2]
Fuck you. Finde ich auch blöd.
00:29:09,043 –> 00:29:11,724 [Raul Krauthausen]
In einem anderen Podcast hast du erzählt, dass du Trekkie bist.
00:29:11,724 –> 00:29:12,584 [Speaker 2]
Ja, genau.
00:29:12,584 –> 00:29:23,184 [Raul Krauthausen]
Ähm, und zum Thema Fan-Service. Die haben ja extrem viele, äh, neue Formate produziert rund um Star Trek Enterprise was auch immer und viele davon sind schiefgegangen.
00:29:23,184 –> 00:29:23,804 [Speaker 2]
Mhm.
00:29:23,804 –> 00:29:34,784 [Raul Krauthausen]
Und dann kam auf einmal PK, drei Staffeln, wo ich denke so, das geht so in diese Richtung von diesem Gefühl von damals, als wir alle Enterprise Next Generation gesehen haben.
00:29:34,784 –> 00:29:39,543 [Speaker 2]
Ja, also ich– Mein Eindruck war, dass die ersten … Wie viel Staffeln waren es? Drei?
00:29:39,543 –> 00:29:40,063 [Raul Krauthausen]
Drei, ja.
00:29:40,063 –> 00:29:49,614 [Speaker 2]
Ja, die ersten zwei Staffeln haben sie was anderes versucht und dann hat das nicht so richtig gezündet, ist mein Eindruck. Außer den Stellen, wo die alte Garde wieder irgendwie zu sehen war.
00:29:49,614 –> 00:29:50,304 [Raul Krauthausen]
Genau, da waren die alten
00:29:50,304 –> 00:30:18,484 [Speaker 2]
Da haben sie gesagt, weißt du was, und in der dritten Staffel machen wir jetzt das mal Fan-Service. Und tatsächlich fand ich persönlich die dritte Staffel die unterhaltsamste. Womit ich nicht warm geworden bin, ist mit, äh, Discovery. Das war mir zu weit weg von Star Trek, zu negativ, zu nicht das, was ich an Star– ich persönlich an Star Trek mag, nämlich, äh, dass die Menschheit sich halt irgendwie oder die Menschheit oder überhaupt, äh, alle versuchen, sich konsequent weiterzuentwickeln.
00:30:18,484 –> 00:30:18,784 [Raul Krauthausen]
Genau.
00:30:18,824 –> 00:30:25,563 [Speaker 2]
Um miteinander klarzukommen. Das ist in Strange New Worlds wieder deutlicher, aber das spielt ja auch vor dieser Zeit.
00:30:25,563 –> 00:30:48,024 [Raul Krauthausen]
Und ich finde halt so, ähm, also weil wir gerade darüber sprachen, wie kann man quasi an die, diese Zeit anknüpfen, an die sich auch viele sehen und gerne zurückerinnern. Ich habe super gerne, äh, Star Trek Next Generation, Enterprise geguckt. Es war einfach meine Zeit und dann hab ich mich einfach gefreut. Und wie gesagt, PK ist ja gut gealtert, äh, auch als, als Charakter.
00:30:48,024 –> 00:30:50,043 [Speaker 2]
Ja.Genau so ist es.
00:30:50,043 –> 00:30:55,163 [Raul Krauthausen]
Dass das schon auch geht. Man kann da dran anschließen, aber dann braucht man halt ’n Händchen für.
00:30:55,164 –> 00:31:28,244 [Speaker 2]
Du brauchst ’n Händchen, Du brauchst eine Liebe dafür und ähm ich glaube, man muss, ich glaube tatsächlich, es hilft total, wenn Du selbst Fan bist von dem Kram. Ähm sonst hast Du halt eines von diesen Projekten, wie es ja auch viele gibt, wo man sagt, ah wir haben jetzt hier ’n Franchise oder eine IP, das machen wir jetzt mal komplett neu und dann baut man halt so verschämt irgendwelche Hinweise auf früher ein, weil man weiß, da gibt’s halt Fans. Aber im Großen und Ganzen ist das eher ein äh finanzielles, finanziell orientiertes und ausschließlich ein finanzielles-
00:31:28,244 –> 00:31:28,254 [Raul Krauthausen]
Mhm.
00:31:28,254 –> 00:31:29,224 [Speaker 2]
-finanziell orientiertes
00:31:29,224 –> 00:31:29,994 [Raul Krauthausen]
Das merken Fans ja auch.
00:31:29,994 –> 00:31:44,583 [Speaker 2]
Ja, ja, genau. Das, das merken Fans, weil es halt nicht, es ist nicht konsequent, es ist nicht, es kommt nicht von Herzen und das ist bei Unterhaltung, gerade wenn Stories erzählt werden und Character erzählt werden, die liebe gewonnen sind, halt einfach wichtig.
00:31:44,583 –> 00:31:44,704 [Raul Krauthausen]
Ja.
00:31:44,704 –> 00:32:16,583 [Speaker 2]
Ich äh würde auch was Star Wars angeht, sagen, ähm da da kriege ich regelmäßig dann irgendwie massiv Hate eingefahren, aber ich fand den Star Wars Film von Rian Johnson, von den neuen dreien den Besten, den den alle hassen, zu hassen scheinen, fand ich am besten. Das war der, der meiner Meinung nach am meisten Risiko eingegangen ist, der ungewöhnliche Geschichten erzählt hat, auch wenn die Stelle in der Mitte da auf diesem Las Vegas Planeten für mich irgendwie überflüssig war. Aber
00:32:16,583 –> 00:32:43,003 [Speaker 2]
dass direkt am Anfang der Held in der Lederjacke reinkommt, versagt hat und ’n Anschiss kriegt von der seiner weiblichen Offizierin, und zwar zu Recht, da hab, das hab ich gefeiert. Das fand ich so cool und da war damals war ich war ich auch noch im Kino und da waren Leute entrüstet, dass der äh Fliegerjackenheld da jetzt irgendwie ’n Rüffel kriegt und dann auch noch von ’ner Frau.
00:32:43,004 –> 00:32:45,254 [Raul Krauthausen]
Wutentbrannt aus dem Saal gegangen.
00:32:45,254 –> 00:33:05,904 [Speaker 2]
Ja, all die wollten dann schon auch wissen, ob sich das noch irgendwie dann ob dann da irgendwie Retribution ist. Ich fand das ganz toll. Ich fand’s auch gut, dass Luke Skywalker gesagt hat, nee, ich lass den Scheiß. Ich fand das grundsätzlich gut und mutig. Aber da bin ich, glaub ich, dass ich hab nur sehr wenige Menschen getroffen, die das so sehen wie ich und das ist auch völlig in Ordnung, weil es ist heut a G’schmack Sach.
00:33:05,904 –> 00:33:14,043 [Raul Krauthausen]
Lass noch mal zurückgehen zu Samstag, Nächstenwochenendshow und so weiter. Es heißt irgendwie ständig, es ist superschwer, eine Late Night Show zu machen.
00:33:14,043 –> 00:33:15,204 [Speaker 2]
Mhm.
00:33:15,204 –> 00:33:16,984 [Raul Krauthausen]
Was macht es so schwer?
00:33:16,984 –> 00:33:30,444 [Speaker 2]
Also mit dem richtigen Team ist das meiner persönlichen Meinung nach gar nicht schwer. Das Problem ist eher, dass man Leute machen lassen muss, und zwar über einen langen Zeitraum. Und das ist richtig teuer. Also das schon
00:33:30,444 –> 00:33:33,964 [Raul Krauthausen]
Das heißt, Gottschalk und Anke Engelke, die’s auch alle versucht haben?
00:33:33,964 –> 00:33:52,353 [Speaker 2]
Also Anke Engelke, Anke Engelke hat man, also das hat Rudi Carrell maßgeblich, also viele Menschen damals haben da einfach ihre Häme und ihre Misogenie drüber ausgeschüttet. Das hätte garantiert großartig funktioniert. Das ist einfach ekelhaft, was da damals passiert ist. Und Anke Engelke wäre eine großartige Late Night Kombination.
00:33:52,353 –> 00:33:52,803 [Raul Krauthausen]
Ja, die kenn ich auch, ja.
00:33:52,803 –> 00:34:10,764 [Speaker 2]
Garantiert. Und Gottschalk hat sie ja relativ lang gegeben auch. Also es war jetzt nicht, ne, es war, ich würd immer sagen, Thomas Koschwitz, das war so ’n bisschen schwierig. Der hat dann, ich erinner mich, das war mein erster Gag, den ich geschrieben hab, den für den ich Geld bekommen hab. War für Thomas Koschwitz Intro
00:34:10,764 –> 00:34:45,904 [Speaker 2]
Monolog, ne, in den Prompter. Also ähm, ich denke, die Zuhörerinnen kennen das. Äh, du guckst in die Kamera, da läuft der Text. Du liest das ab im Endeffekt und dafür, für diesen Intromonolog hatte ich einen Gag geschrieben, den er dann vorgelesen hat. Und ich erinnere mich noch, dass ich so entrüstet war, weil Herr Koschwitz zu dem Zeitpunkt entschlossen hat, sich entschlossen hatte, sich von dem Text, den er vorließ zu distanzieren, indem er dann immer so was sagte wie nach dem Gag, ach Leute, das könnt ihr nicht machen und so. Also als hätten Leute das geschrieben für ihn und er wäre nicht zufrieden damit.
00:34:45,904 –> 00:34:46,563 [Raul Krauthausen]
Ja, ja, ja.
00:34:46,563 –> 00:35:24,524 [Speaker 2]
Und das funktioniert natürlich überhaupt nicht. Du musst dann schon irgendwie das Gefühl vermitteln, du wärst die Person, die das Ding jetzt da grade verkauft. Mhm. Und ähm das Problem bei all diesen Shows oder die Herausforderung ist, Du brauchst eine einen Sender, der bereit ist, sage ich mal locker ’n halbes Jahr oder länger, langen Atem zu beweisen, richtig Geld reinzubuttern, eventuell zu verlieren. Und Du musst den Mut haben, dass Du da Leuten eine Chance gibst, die ’n Character sind, mit denen Du nicht immer einverstanden bist, die aber jemand sind. Ja.
00:35:24,524 –> 00:35:26,123 [Raul Krauthausen]
Harald Schmidt und SAT eins.
00:35:26,124 –> 00:35:54,604 [Speaker 2]
Ja, zum Beispiel, ne, wobei der jetzt auch nicht so in Würde gealtert ist, ne. Aber so so in der Art, Du brauchst einen Character und Du musst Character machen lassen. Und das ist immer schwierig, weil wenn Du bei ’nem klassischen Fernsehsender bist, hast Du da mit Gremien zu tun und unsere Erfahrung ist, eine Gruppe von über drei Personen funktioniert schon nicht mehr, wenn sie gemeinschaftlich entscheiden sollen, ob ein Gag lustig ist oder nicht.
00:35:54,604 –> 00:35:55,264 [Raul Krauthausen]
Ja, klar.
00:35:55,264 –> 00:35:56,942 [Speaker 2]
Bei drei Personen ist schon vorbei.
00:35:56,944 –> 00:35:59,524 [Raul Krauthausen]
Macht das einen Unterschied, ob privat oder öffentlich rechtlich?
00:35:59,524 –> 00:36:19,123 [Speaker 2]
Äh Ja, natürlich, weil ähm die Erwartungshaltung eine andere ist. Wobei man natürlich dann auch wieder sieht, weil wenn äh auf Funk oder bei äh Neo oder so was, was gemacht wird, wo man dann halt auch durchaus Personen wie Böhmermann und Co, mittlerweile muss man sagen, zutraut das zu machen und sie machen lässt, dann funktioniert’s natürlich auch da.
00:36:19,124 –> 00:36:20,243 [Raul Krauthausen]
Also Leute aufbauen quasi.
00:36:20,243 –> 00:36:48,294 [Speaker 2]
Ja, genau. Also oder sie ja ihnen äh die nötige kreative Freiheit lässt, wobei Böhmermann da ja hart dran gearbeitet hat, dass dass das überhaupt mal so weit kam. Ähm Und man könnte schon argwöhnen, dass die äh Privatsender furchtloser sind insgesamt, mal Sachen auszuprobieren. Das liegt wohl eher daran, dass Du im öffentlich Rechtlichen halt noch mal mehr Menschen hast, mhm die Du mitnehmen musst auf die Reise. Mhm Und das ist mitunter echt sehr, sehr, sehr schwer.
00:36:48,294 –> 00:37:01,848 [Raul Krauthausen]
Aber bist Du dann jemand, der dann das in Kauf nimmt? Weil ich mein, Du hast mit Bernd das Brot produziert ja für ’n öffentlich rechtlichen Sender. Ja. ÄhmOder denkst du einfach so, ah, fuck you, kein Bock mehr?
00:37:01,848 –> 00:37:10,668 [Speaker 2]
Ja, also meine Firma, gibt es deswegen, weil wir gesagt haben, wir möchten uns rausnehmen, dass wir manchmal einfach sagen, dann machen wir’s halt nicht.
00:37:10,668 –> 00:37:11,368 [Raul Krauthausen]
Mhm.
00:37:11,368 –> 00:37:12,947 [Speaker 2]
Also
00:37:12,948 –> 00:38:12,148 [Speaker 2]
es gab zum Beispiel für unser Hörspiel Kohlraub schwarz ein Angebot, das als Serie zu machen. Bevor es dann tatsächlich von Paramount Plus mit uns zusammen gemacht wurde, gab’s ’n Angebot. Und, ähm, das fanden wir erst mal alles toll. Und dann ging es die Diskussion, äh, ja und also da bei den Hauptrollen müssen wir da mal gucken, ob das der Michael Kessler wirklich spielt. Vielleicht will der Abnehmer des Produktes, der Streamingsender XY, ja doch das alles jünger besetzen, so mit bis zu Fünfundzwanzigjährigen. Und dann haben wir gesagt, dann machen wir es nicht, dann sagen wir es halt ab. Ähm, das hat natürlich zur Folge, dass a man verbrannte Erde hinterlässt, weil Leute dann sagen, diese diese Leute da, der Krapweiß, die sind ja völlig unzurechnungsfähig, mit denen kann man ja gar nicht arbeiten. Ähm, und uns gehen natürlich, uns geht Geld durch die Lappen und das sehr, sehr viel, weil wir einfach sagen, dann machen wir das halt nicht, weil das ist halt Kacke. Auf der anderen Seite sind die Dinge, die wir dann machen, zumindest immer so, dass wir sagen, wir sind schuld, wenn sie nicht funktioniert haben.
00:38:12,148 –> 00:38:13,128 [Raul Krauthausen]
Mhm, mhm.
00:38:13,128 –> 00:38:53,288 [Speaker 2]
Also wir sind dafür dann auch verantwortlich. Ähm, und das ist, glaub ich, auch, ich finde das richtig so und ich find das angenehm so und konsequent so. Ähm, es gab natürlich in der langen Geschichte von Bernd das Brot auch mal Dinge, äh, wo ich heute schon sagen würde, na ja, wenn wir da jetzt mehr gestritten hätten und das nicht gemacht hätten, ähm, oder wenn wir auch mal auf die, an der Stelle auf die Redaktion gehört hätten, ne, also das gibt’s ja genauso, dann wär das deutlich besser geworden. Das will ich gar nicht bestreiten. Also wir waren natürlich oft auch, grade in der Anfangszeit, ne, wenn du so deinen Krugereffekt-mäßig denkst, du kannst alles, weil du eben nicht weißt, dass du gar nichts kannst oder wenig kannst.
00:38:53,288 –> 00:38:53,827 [Raul Krauthausen]
Mhm, mhm.
00:38:53,828 –> 00:39:21,848 [Speaker 2]
Ne, da hat man natürlich sone falsche Art oft von, ähm, Selbstsicherheit. Heute weiß ich, die Selbstsicherheit, die wir heute haben in unserem Beruf, baut tatsächlich auf, äh, ja, dreißig Jahren Erfahrung und Wissen und Schmerzen auf. Damals war’s maßgeblich Ignoranz, aber schon auch son Talent dafür, die Filter im Kopf aufzumachen und jeden Wahnsinn einfach mal hinzuschreiben. Das, sonst hätt es Bernd das Brot nicht gegeben, weil das ist wirklich eine bekloppte Idee. Ähm,
00:39:21,848 –> 00:39:53,098 [Speaker 2]
und deswegen ist das wirklich eine schwierige Sache, weil es kommt immer darauf an, was ist es denn für’n Projekt? Wo passt es denn auch wirklich hin? Es gibt Dinge, die haben wir dem öffentlich rechtlichen Fernsehen vorgeschlagen, wo ich heute sagen würde, warum haben wir das überhaupt versucht? Das war hohl. Das war klar, dass sie das nicht machen. Und wenn sie es gemacht hätten, dann nur, weil wir dauernd auf sie einlabern. Und wenn man sie dann nachts alleine lässt, äh, wenn die dann ihren Kaffee in der Früh getrunken haben, denken sie, ich glaub, wir rufen mal lieber die Bumm Film an und erklären ihnen, dass das so nicht geht, ne.
00:39:53,098 –> 00:39:53,848 [Raul Krauthausen]
Ja.
00:39:53,848 –> 00:40:30,628 [Speaker 2]
Du musst die immer so halten und sagen, nein, nein, nein, kommt, es ist alles gut, kommt. Schau, nein, ist alles gut, ist alles gut. Und sobald du sie loslässt, laufen die in alle möglichen Richtungen. Das haben wir auch aufgegeben, Leute quasi zu ihrem fraglichen Glück zu zwingen, sondern wir suchen uns wirklich heute die Partner aus, die sagen, wir möchten gern das, was ihr da angeboten habt, weil wir das genauso witzig, kreativ, ungewöhnlich verkaufs-, verkaufbar wie ihr finden und dann machen wir das zusammen. Das hat aber lang gebraucht, bis wir das begriffen haben. Und es hat auch natürlich lang gebraucht, bis Leute uns überhaupt die Chance gegeben haben, aufgrund, äh, vergangener Erfolge
00:40:30,628 –> 00:40:33,648 [Speaker 2]
mit uns auf Augenhöhe zu sprechen. Das muss man natürlich auch sagen.
00:40:33,648 –> 00:40:41,608 [Raul Krauthausen]
Ist das vielleicht sogar gar diese anstrengende und sexy Routine, die man entwickeln muss, damit die überhaupt gut werden?
00:40:41,608 –> 00:40:59,068 [Speaker 2]
Ja, [seufzt] definitiv. Auf jeden Fall. Also es gibt immer mal wieder Dinge, die funktionieren aufgrund eines Zufalls, einer Happy Idea und alles, äh, fällt an den richtigen, in die richtige Position und man sagt, „Ach, guck mal, war gar nicht anstrengend“. Aber es ist einfach immer auch Arbeit, immer.
00:40:59,068 –> 00:40:59,888 [Raul Krauthausen]
Mhm.
00:40:59,888 –> 00:41:02,748 [Speaker 2]
Bei der Serie Kohlraben Schwarz
00:41:02,748 –> 00:41:38,408 [Speaker 2]
war’s zum Beispiel so, da haben wir, äh, Viktoria Linéa als Diversity Beraterin dabei gehabt. Und, ähm, die haben wir von vornherein direkt dazugeholt, also nicht in vorauseilendem Gehorsam, sondern weil wir das Gefühl hatten, wir als alte weiße Männer beziehungsweise, äh, ähm, nach wie vor junge weiße Frauen, im Fall von meiner Frau, ähm, können bestimmte Dinge nicht wissen und auch nicht anständig schreiben. Ähm, und da haben wir richtig viel gelernt. Ich würde heute nie wieder irgendwas machen, ohne mir da eine Beratung zu suchen.
00:41:38,408 –> 00:41:38,928 [Raul Krauthausen]
Mhm.
00:41:38,928 –> 00:41:42,848 [Speaker 2]
Ähm, also ein Beispiel, wenn, wenn dafür Zeit ist.
00:41:42,848 –> 00:41:43,508 [Raul Krauthausen]
Klar.
00:41:43,508 –> 00:41:45,328 [Speaker 2]
Ähm,
00:41:45,328 –> 00:41:50,918 [Speaker 2]
wir hatten, äh, uns überlegt, dass eine der Polizisten im Polizeirevier Black Person of Color ist.
00:41:50,918 –> 00:41:51,128 [Raul Krauthausen]
Mhm.
00:41:51,128 –> 00:42:20,188 [Speaker 2]
Der heißt Chris Oberreuter, ist also, äh, in Deutschland auch geboren, war die Idee. Und der ist so, dass er sich wahnsinnig reinhängt und alle Paragrafen zitieren kann und so weiter. Und dann hatten wir so die Sorge, ah, ist das jetzt irgendwie, stellen wir den jetzt irgendwie negativ dar? Ist das irgendwie blöd oder keine Ahnung. Und dann haben wir Viktoria gefragt und die hat dann gesagt, nee, nee, das ist witzigerweise genau richtig. Denn Black Persons of Color haben sehr, sehr oft in Deutschland das Gefühl, sie müssen zehnmal so viel leisten-
00:42:20,188 –> 00:42:20,508 [Raul Krauthausen]
Mhm.
00:42:20,588 –> 00:42:22,388 [Speaker 2]
-um die gleiche Anerkennung zu bekommen-
00:42:22,388 –> 00:42:22,668 [Raul Krauthausen]
Mhm.
00:42:22,668 –> 00:42:33,288 [Speaker 2]
-die, äh, ’ne Weißkartoffel bekommt. Und, äh, dann haben wir auch den Schauspieler, den Alexander Prince Osee dazu konsultiert und der hat einfach nur gelacht und gesagt, Story of my life.
00:42:33,288 –> 00:42:33,768 [Raul Krauthausen]
Mhm.
00:42:33,768 –> 00:43:10,248 [Speaker 2]
Ne? Also das war jetzt eine der wenigen Dinge, äh, äh, wo wir, da hatten wir zwar die Idee, dass wir das so machen. Wir waren aber unsicher, weil wir überhaupt keine Ahnung hatten, ob das gut, schlecht, falsch, richtig oder, äh, völlig daneben ist. Ähm, und eine andere Situation war, wir haben gesagt, schau mal, waren wir ganz stolz, Viktoria, wir, wir, wir haben, äh, ich glaub, es war eine japanische Person reingeschrieben als die Antiquitätenhändlerin. Äh, das ist doch super. Und dann hat sie gesagt, nee. [lacht] Wieso? Ist doch toll. Das ist doch eine tolle Rolle. Sagt sie, nee. Es ist die einzige Person mit ’nem asiatischen phänotypischen Aussehen und die wird am Ende umgebracht.
00:43:11,124 –> 00:43:12,104 [Raul Krauthausen]
Hmm.
00:43:12,104 –> 00:43:55,784 [Speaker 2]
Vielleicht denkt ihr noch mal drüber nach [Lachen] und ich wär da nicht… Jetzt ist es mir natürlich klar. Ja, natürlich. Aber du kommst auf solche Sachen nicht, dass– Ich, ich stelle anheim, dass du auf die Sachen nicht kommst, wenn du nicht, äh, entweder so was erfahren hast oder eben, wenn es dein Beruf ist, auf solche Dinge hinzuweisen, ähm, und du dich damit beschäftigst und du selber Erfahrungen gemacht hast. Und das war von vorn bis hinten eine gigantische Bereicherung, aber auch ein Stochern im Nebel, wo eben– da kannst du so viel Erfahrung haben als, äh, Komiker, Musiker und sonst was, wie du willst. Da musst du dann eben auch im hohen Alter noch mal dringend Nachhilfeunterricht nehmen, damit etwas wirklich gut wird. Das fand ich sehr, sehr spannend.
00:43:55,784 –> 00:44:20,264 [Raul Krauthausen]
Das heißt, vielleicht ist das auch so, um noch mal am Anfang zurückzukommen, der Unterschied zwischen Menschen wie dir, die bereit sind zu lernen und auch Neues akzeptieren und, und auch die Veränderungen im gesellschaftlichen Diskurs, äh, spüren und merken und auch berücksichtigen. Ähm, im Vergleich zu Leuten, die versuchen, alles so zu halten, wie’s mal war.
00:44:20,264 –> 00:44:33,234 [Speaker 2]
Also, da das im Endeffekt dann nur, äh, darauf einzahlt, wie toll ich bin und wie kacke alle anderen, kann ich das so nicht bestätigen, äh, aber– Oder möchte ich das so nicht bestätigen.
00:44:33,234 –> 00:44:33,244 [Raul Krauthausen]
Ja.
00:44:33,244 –> 00:44:37,784 [Speaker 2]
Ich find aber, du hast absolut recht. [Lachen]
00:44:37,784 –> 00:44:37,804 [Raul Krauthausen]
Oh.
00:44:37,804 –> 00:44:39,574 [Speaker 2]
Ne, Quatsch. Also du weißt, was ich meine, ne?
00:44:39,574 –> 00:44:39,604 [Raul Krauthausen]
Ja, ja.
00:44:39,604 –> 00:45:10,163 [Speaker 2]
Also ich mein, das ist ja– Da stehe ich jetzt natürlich sehr positiv da, als der Typ, der jetzt da super, äh, progressiv und so weiter ist. So, so würde ich mich auch gerne– Das wäre ich gerne. Ähm, aber ich will jetzt erstens nicht allen anderen Menschen, äh, die irgendwas in meiner Richtung machen und die als altbacken rüberkommen, unterstellen, dass sie nicht auch eigentlich beweglich wären im Kopf, aber aus anderen Gründen vielleicht, äh, unbeweglich rüberkommen– Ich will, ich will einfach– Okay, bei Dieter Nuhr würde ich sagen, da ist der Zug abgefahren. Das, äh-
00:45:10,163 –> 00:45:12,564 [Raul Krauthausen]
Aber, also, ich würde jetzt– Ich mach mal ’n paar Beispiele. Ich hab, ähm-
00:45:12,564 –> 00:45:13,224 [Speaker 2]
Ja, mach mal.
00:45:13,224 –> 00:45:25,884 [Raul Krauthausen]
Äh, äh, ich bin jetzt auch kein Popkulturexperte, ja, aber ich hab schon mitbekommen, dass zum Beispiel Sebastian Krumbiegel von den Prinzen irgendwann mal sich öffentlich entschuldigt hat für, äh, einen Song, den sie gemacht-
00:45:25,884 –> 00:45:26,094 [Speaker 2]
Mhm.
00:45:26,094 –> 00:45:27,384 [Raul Krauthausen]
-haben über einen schwulen Hund.
00:45:27,384 –> 00:45:28,244 [Speaker 2]
Genau, mhm.
00:45:28,244 –> 00:45:40,264 [Raul Krauthausen]
Ähm, ich kann mich daran erinnern, dass, äh, Christian Ulmen, der Produzent von, von Jerks, äh, öffentlich gesagt hat, das war jetzt die letzte Staffel, weil einfach der Humor auch erzählt ist.
00:45:40,264 –> 00:45:40,464 [Speaker 2]
Ja.
00:45:40,464 –> 00:45:58,114 [Raul Krauthausen]
Es, es geht einfach nicht mehr, das fühlt [übersprechen 00:02:05] sich nicht mehr gut an. Oder ich erinnere an Herbert Grönemeyer, der, der auch sagt, na ja, die Welt dreht sich halt weiter. Da kann, kannst du halt mitgehen oder nicht. Aber wenn du’s nicht tust oder wenn man das nicht tut, dann ist das eben auch schnell problematisch und es hat nichts mit dem Alter zu tun.
00:45:58,114 –> 00:46:10,364 [Speaker 2]
Nee. Genau. Oder, äh, Ringo Starr, der Drummer von den Beatles, der da immer mit seiner All-Star-Band auftritt, der hatte mal ’nen ziemlich veritablen Hit mit ’nem Song, You’re sixteen, you’re beautiful and you’re mine. Äh, ja?
00:46:10,364 –> 00:46:10,824 [Raul Krauthausen]
Ja.
00:46:10,824 –> 00:46:17,712 [Speaker 2]
Äh, und der ist jetzt achtzig, glaube ich, irgendwie Ringo oder älter und der singt den halt nicht mehr-
00:46:17,712 –> 00:46:17,712 [Raul Krauthausen]
Genau.
00:46:17,712 –> 00:46:45,712 [Speaker 2]
-weil er sagt, na ja, das war eigentlich damals schon falsch, äh, ist jetzt aber, äh, noch deutlich ungeiler. Ähm, und das kann man halt dann so machen. Oder man kann aber dann auch sagen, alles Quatsch, da Cancel Culture bla bla bla und seinen Stiefel halt weiter durchziehen. Und das ist eine Entscheidung, die jede Person, die auf ’ner Bühne steht, für sich selbst treffen muss. Und wie ich vorhin schon sagte, wenn du dir damit dann dein Publikum erspielen möchtest, lebe bitte auch mit dem Publikum-
00:46:45,712 –> 00:46:45,712 [Raul Krauthausen]
Mhm.
00:46:45,712 –> 00:46:50,084 [Speaker 2]
-was dann da vor dir sitzt. Denn das sind die Leute, die du dir jetzt reingeholt hast. Viel Spaß damit.
00:46:50,084 –> 00:46:54,724 [Raul Krauthausen]
Da gab’s doch diesen großartigen Sketch von Johanne König bei Ja. Nur. Hast du den gesehen?
00:46:54,724 –> 00:46:56,734 [Speaker 2]
Du meinst das, wo er sie so outgecallt hat, weil er-
00:46:56,734 –> 00:47:05,224 [Raul Krauthausen]
Genau, ja. Ja, ja, ja, das fand ich grandios und sehr mutig. Wirklich sehr mutig. Ich glaub, die werden keine Freunde mehr.
00:47:05,224 –> 00:47:11,244 [Speaker 2]
[Lachen] Nee, fand ich super. Also das war wirklich beeindruckend. Sehr beeindruckend.
00:47:11,244 –> 00:47:13,344 [Raul Krauthausen]
Verlinken wir in den Show Notes auf jeden Fall.
00:47:13,344 –> 00:47:14,224 [Speaker 2]
De-definitiv.
00:47:14,224 –> 00:47:23,544 [Raul Krauthausen]
Gibt es eine Routine, die du regelmäßig schlecht kannst [Schmunzeln], aber die du, die du trotzdem brauchst, weil sie zu guten Ideen führt?
00:47:23,544 –> 00:47:27,084 [Speaker 2]
Boah. Ähm,
00:47:27,144 –> 00:47:29,004 [Speaker 2]
also ich bin
00:47:29,004 –> 00:47:32,984 [Speaker 2]
notorisch darin aufzuschieben,
00:47:32,984 –> 00:47:52,043 [Speaker 2]
anzufangen. Das ist echt krass, was ich alles an Kreativität entfessel, um nicht arbeiten müssen, arbeiten zu müssen. Und arbeiten bedeutet in dem Fall dann zum Beispiel ’n Skript, was mir eigentlich Spaß macht zu schreiben, weil ich es schreiben muss. Dann ist es für mich schon schwierig.
00:47:52,044 –> 00:47:52,584 [Raul Krauthausen]
Mhm.
00:47:52,584 –> 00:48:21,844 [Speaker 2]
Ich muss, ich müsste jetzt, anstatt mit dir diesen Podcast zu machen, eigentlich ’ne neue Folge Ghost Sitter fertigschreiben, die ich seit zwei Monaten fertigschreiben müsste. Ich hab natürlich auch andere Sachen fertiggemacht, um Gottes willen. Aber das ist etwas, was hängenbleibt. W– In dem Fall, weil ich vor drei Tagen mit der, mit der zweiten Hälfte noch mal neu angefangen habe, weil mir was Besseres eingefallen ist und das alte nicht so richtig geklickt hat. Und was ich alles mache, wie viel Mails ich beantworte vorher, bevor ich mich hinsetze und das Ding weiterschreibe.
00:48:21,844 –> 00:48:22,983 [Raul Krauthausen]
Auch produktiv irgendwie.
00:48:22,984 –> 00:48:27,624 [Speaker 2]
Na klar, alles produktive Dinge. Ja, aber
00:48:27,624 –> 00:49:07,644 [Speaker 2]
mich dann hinzusetzen und dieses Ding zu machen, weil ich muss, ist für mich irre schwer. Ich würde dafür tausend Millionen andere Dinge tun, wo ich nicht unbedingt verpflichtet wäre dazu, die dann auch alle toll wären. [Lachen] Ja. Natürlich würde ich auch gerne ’nen, äh, Song machen über die Stadtbild, äh, über den Stadtbildkack, und so weiter. Wohl wissend, dass das nach drei Wochen wahrscheinlich, äh, äh, ja, äh, äh, ja, oder dass nach ’nem halben Jahr die Leute sich fragen, warum hat er diesen Song gemacht? Aber egal, da hätte ich total Bock drauf, aber ich muss das jetzt fertig machen. In dem Moment, wo ich etwas muss, ist es für mich wirklich hart.
00:49:07,644 –> 00:49:09,483 [Raul Krauthausen]
Aber wird es dann trotzdem gut?
00:49:09,484 –> 00:50:23,404 [Speaker 2]
Ja, es wird gut, weil wenn ich drin bin, sobald die ersten paar Buchstaben geschrieben sind und ich in diesen Tunnel komme-Mhm. Ist alles gut. Wobei man da auch sagen muss, ähm, da hat mir, äh, geholfen, dass ich dann, äh, auf Anraten, äh, meiner Frau Sophia, die ja auch Psychologin ist, äh, die mich sehr genau, äh, beobachtet hat — äh, die hat dann irgendwann sagt: „Sag mal [lacht], meinst du nicht, es wär vielleicht ’ne gute Idee, wenn du mal irgendwo hingehst und mal wegen ADHS und Autismus einfach mal guckst, ob dir da vielleicht was helfen könnte?“ Und dann bin ich zu ’ner, äh, Psychiaterin gegangen, die mir das letztendlich dann, äh, attestiert hat und sehr klargemacht hat. Äh, und ich nehm seit ’nen paar Monaten, seit ’nem halben Jahr jetzt, einmal pro Tag, wenn ich arbeiten muss, ähm, Medikinet. Und siehe da [lacht], wer hätt’s gedacht? Ich kann mich hinsetzen. Der Lärm in meinem Kopf ist nicht so überbordend wie früher und ich kann anfangen zu arbeiten. Wenn ich das mein Leben lang schon gehabt hätte, ich hätte, ich hätt Bäume ausgerissen. Also das ist wirklich großartig, dass ich’s jetzt habe, dank meiner Frau. Dämlich, dass ich da nicht schon längst drauf gekommen bin.
00:50:23,404 –> 00:50:26,644 [Raul Krauthausen]
Wie viel Bernd das Brot oder Mara steckt in dir?
00:50:26,644 –> 00:51:50,723 [Speaker 2]
Mhm. Mara zu hundert Prozent, glaube ich. Also ich bin keine nordisch-germanische Seherin, was schade ist. Wär ich gern. Ähm, aber das is übrigens witzig, dass mich da eine Journalistin drauf hingewiesen hat. Ich hab das selber gar nicht gerafft erst. Die hat gesagt, äh, die kannte mich ziemlich gut und hatte das Buch gelesen und war sehr happy. Also sie hatte das sehr skeptisch gelesen, weil sie gesagt hat, okay, jetzt so’n, so’n damals fünfunddreißig-jähriger Mann schreibt jetzt ’n vierzehnjähriges Mädchen, mal gucken. Und war dann Gott sei Dank, äh, sehr angetan davon und hat gesagt: „Na ja, aber man muss ja auch sagen, du hast ja dich als Mädchen da reingeschrieben.“ Und da ist mir das erst aufgefallen, dass das einfach zu tausend Prozent stimmt. Alle Gedanken, alles, was sie hat, die Unsicherheiten, äh, äh, äh, die Art, ähm, Dinge von schräg links oben zu sehen und zu bewerten, nnnicht immer das zu tun, was von einem erwartet wird. Total extrem. Also Mara ist ganz, ganz, ganz, ganz nah an mir dran. Ich hab’s halt nur nicht gerafft, als einziger Mensch auf der Welt wahrscheinlich. Und bei Bernd das Brot muss man sagen, Bernd ist schon zu ’nem sehr, sehr großen Teil eigentlich Norman Köster. Also der Mensch, der sagte: „Brot ist lustig.“ Ich hab dann sein Gesicht als Brot gezeichnet und das wurde Bernd das Brot. Also, Normans damaliger State of Mind ist eigentlich das, was Bernd das Brot ist. Aber es sind auch ganz, ganz viele Dinge von mir drin, je nachdem, wer die Skripts grade schreibt, ne? Also wenn-
00:51:50,723 –> 00:51:51,703 [Raul Krauthausen]
Schreibst du auch noch dran?
00:51:51,703 –> 00:51:58,403 [Speaker 2]
Ja, ich schreib auch noch dran. Also bei der neuen Serie jetzt besser mit Bernd da von zwölf Folgen hab ich drei oder vier geschrieben.
00:51:58,404 –> 00:51:58,703 [Raul Krauthausen]
Mhm.
00:51:58,703 –> 00:52:14,824 [Speaker 2]
Norman hat vier geschrieben und Julia Hingst, eine junge, großartige Autorin, die auch für die Wochenshow schreibt, ach Wochenshow, für die heute Show, hat vier Stück davon geschrieben. Und ich hab dann da auch die Regie gemacht. Und natürlich sind dann da
00:52:14,824 –> 00:52:34,763 [Speaker 2]
Dinge von mir so aus meiner, aus meiner Wahrnehmung. Ich hab, äh, ich hab ’n Ding geschrieben, ich glaube, das war von mir, das verschwimmt alles. Ich glaube, ein, e-eine Möglichkeit, dass du, wenn du gerne Trampolin hopst, aber Hausaufgaben machen musst, dass man das verbinden kann mit einem Tisch, der hopst. Das ist so meine Art von Gedanken.
00:52:34,763 –> 00:52:35,624 [Raul Krauthausen]
Mhm.
00:52:35,624 –> 00:53:38,223 [Speaker 2]
Wo man so mithopst. Sehr, sehr seltsam. Es endet dann damit, dass Bernd natürlich mit dem, äh, Tisch ins Space geschossen wird, ist ja klar. Und Norman hat eine Folge geschrieben vom Katzenversteher. Bernd kriegt ’n Ding auf, womit er versteht, was Katzen sagen. Das ist typisch Norman. Dann verstehen aber alle anderen Bernd nicht mehr, weil er für alle anderen nur noch „Miau, miau, miau, miau, miau“ sagt. Und am Schluss endet es damit, dass er in einer Kiste sitzt und, äh, nach Leuten faucht, wenn sie versuchen, ihn rauszuholen. Das ist typisch Norman. Und, äh, Julia hatte die geniale Idee, eine „Was geht up“-App zu programmieren, äh, in der Bernds Smartphone alles mit protokolliert, was er tut, bis zur, zum, äh, Zusammensetzung seines Stuhlgangs. Ähm, und das ist alles auf seine Art wunderbar und funktioniert perfekt. Das ist alles toll, weil Bernd als Character eben auch, wenn du ’n richtigen State of Mind hast, gut zu schreiben ist. Ähm, aber es ist immer sehr, sehr viel von den jeweiligen Personen im Skript.
00:53:38,223 –> 00:53:39,462 [Speaker 2]
[Elevator-Ton]
00:53:39,464 –> 00:54:21,223 [Raul Krauthausen]
Gleich geht’s weiter. Wenn du diesen Podcast unterstützen möchtest, dann kannst du das mit einem kleinen monatlichen Beitrag tun. Im Gegenzug kannst du alle Folgen vorab hören und wirst, wenn du das möchtest, hier im Podcast namentlich genannt. Alle Infos findest du auf im-aufzug.de. Ende der Servicedurchsage. Viel Spaß beim zweiten Teil der Folge. [Elevator-Ton] Ich kann mich an eine Situation erinnern, als ich das erste Mal in meinem Leben Bernd das Brot kennenlernte, ähm, kann ich dir ganz genau erzählen, weil ich so, ich war wirklich verstört. [lacht]
00:54:21,223 –> 00:54:23,334 [Speaker 2]
Du bist nicht der Erste, der mir das so spiegelt. [lacht]
00:54:23,334 –> 00:54:31,504 [Raul Krauthausen]
Aber das ist einfach das Beste. Ähm, ich saß zu Hause mit meinem Kumpel und wir haben eine Kräuterzigarette geraucht gehabt.
00:54:31,504 –> 00:54:33,124 [Speaker 2]
Mhm. Macht man klänglich, ja.
00:54:33,124 –> 00:54:41,403 [Raul Krauthausen]
Damals war das irgendwie auf jeden Fall noch ein bisschen verpönter. Und, ähm, dann haben wir das geguckt und plötzlich hatte
00:54:41,404 –> 00:54:43,624 [Raul Krauthausen]
der Kinderkanal auf und plötzlich kam irgendwie Bernd.
00:54:44,804 –> 00:55:12,344 [Raul Krauthausen]
Und es gab eine Folge, wo, also er wird ja sowieso die ganze Zeit gehänselt, äh, wo Bernd dann sagte: „Mein Tag war die Hölle, mein Leben ist die Hölle.“ Und das ist seitdem quasi, äh, ein Meme bei uns im Freundeskreis geworden. Wenn man fragt, wie geht’s? Wie’s geht? Dann, ja, „Mein Tag war die Hölle. Mein Leben ist die Hölle.“ Es ist quasi das Zitat. [Lachen] Und nur wer kennt, versteht’s. Ähm.
00:55:12,344 –> 00:55:13,283 [Speaker 2]
Ja.
00:55:13,283 –> 00:55:17,082 [Raul Krauthausen]
Und, also das ist quasi mein erster Bernd das Brot-Moment.
00:55:17,084 –> 00:55:31,038 [Speaker 2]
Ja, der ist mit Verlaub gar nicht so anders wie viele andere Bernd das Brot-Momente, die mir so gespiegelt werden.[Stimme wird lauter] Ähm, es gibt– es gibt auch, also es sind nicht viele, aber es gibt ab und zu Leute, die sagen, sie-
00:55:31,038 –> 00:55:31,038 [Raul Krauthausen]
00:55:31,038 –> 00:55:34,707 [Speaker 2]
-haben Angst vor Bernd. Die haben einfach diese großen, sternen Augen.
00:55:34,707 –> 00:55:40,627 [Raul Krauthausen]
Ich hab‘, ich hab‘ eigentlich gesagt, vor wem ich Angst habe, ganz ehrlich. Von Willy, von Willy will’s wissen.
00:55:40,627 –> 00:55:41,828 [Speaker 2]
Vor dem hast du Angst?
00:55:41,828 –> 00:55:44,008 [Raul Krauthausen]
Ja, weil der hat, der hat diese Augen.
00:55:44,008 –> 00:55:45,348 [Speaker 2]
Aber der ist doch so lieber, der Willi.
00:55:45,348 –> 00:56:14,548 [Raul Krauthausen]
Der ist total lieb. Aber der hat eine Folge gemacht, da geht’s um, um, äh, wir, wir gehen, wir gehen ins Beschattungsinstitut und so und schauen mal, wie gestorben wird, quasi. Und ’ne richtig ernste Sendung. Und dann hat er diesen irren Blick. Also ich finde, er hat manchmal einen irren Blick und, und fragt dann den Bestatter, ob er die Leiche anfassen darf und so. Und, und ich hab, ich hab mich so gegruselt und ich war vollgärig, war weit über vollgärig.
00:56:14,548 –> 00:56:15,616 [Speaker 2]
[lacht] Hast du ihm das mal erzählt?
00:56:15,616 –> 00:56:18,908 [Raul Krauthausen]
Nee, ich hab noch nicht die Gelegenheit gehabt. Ich find den total großartig.
00:56:18,908 –> 00:56:21,207 [Speaker 2]
Ja, du musst den mal in den Aufzug einladen und dann-
00:56:21,207 –> 00:56:22,348 [Raul Krauthausen]
Ja, das mach ich mal.
00:56:22,348 –> 00:58:46,247 [Speaker 2]
Mach das mal. Das ist ja sehr, sehr lustig. [lacht] Also bei Bernd ist es so, es gibt verschiedene, äh– Also ich glaub, der Kinderkanal hat mal ’ne, äh, sehr breit angelegte Studie gemacht, äh, wo rauskam, dass damals neunzig Prozent der Menschen in Deutschland Bernd das Brot kennen und achtundachtzig Prozent ihn gut finden. [lacht] Zwei Prozent, äh, finden ihn grausig. Also es ist ein relativ guter Schnitt. Es gibt aber schon immer wieder Leute, die sagen: „Kann damit nichts anfangen“, oder die sich bemüßigt fühlen, mir zu sagen, das ist doch alles scheiße. Natürlich gibt es die vor allem in Social Media. Äh, was aber dann hängenbleibt, ist meistens ehrlich gesagt das Gegenteil von Leuten, die da Freude dran haben. Und ganz besonders, ähm, die, ähm, Reaktionen von, also damals vor allem Menschen mit Kindern im autistischen Spektrum. Mhm. Ähm, bevor das mit YouTube und so weiter so richtig hochgekocht ist, haben wir relativ oft und das heißt also vielleicht alle paar Wochen, eine Nachricht bekommen, entweder über den Kinderkanal oder über Briefe, ob es denn möglich wäre, dass man ’ne DVD oder ’n USB-Stick oder was auch immer bekäme, zum Beispiel von dem Tanz das Brot Song mit Video, weil zum Beispiel, ähm, eine Familie hat uns geschrieben, ihr Sohn, vier Jahre, hat noch nie gesprochen wirklich und bewegt sich insgesamt auch nicht so, so viel, einfach nur so. Und dann kam irgendwie raus, dass er getanzt hat plötzlich zu dem Bernd das Brot Song. Und, äh, ich glaube, ich werfe das zusammen. Ich glaube, es war andere war. Jemand, der, die dann gesungen hat und einer, der getanzt hat. Und das kam reeeelativ oft, also so oft vor, dass es uns aufgefallen ist. Und in der, in der alten Location, wo unsere Firma war, hatten wir auch einen von diesen Briefen gerahmt und aufgehängt, weil uns das so berührt hat. Und wir haben denen natürlich dann immer so ’ne ganze Spindel DVDs geschickt und was auch immer. Und das führte sogar dazu, dass ich dann irgendwann mal eingeladen wurde, ein Vorwort zu einem Buch zu schreiben, wo Eltern ihre Erfahrungen mit ihren Kindern auf dem artistischen Spektrum geschildert haben. Da sollte ich das Vorwort schreiben, weil die alle gemeinsam hatten, dass ihre Kinder da positiv drauf reagiert haben. Unsere Vermutung ist, dass Bernd leicht zu lesen ist.
00:58:46,247 –> 00:58:46,587 [Raul Krauthausen]
Mhm.
00:58:46,587 –> 00:59:00,727 [Speaker 2]
Weil erstens, er bewegt sein Gesicht ja nicht wirklich. Er bewegt die Augen hin und her und, äh, macht Mundbewegungen und formuliert Buchstaben mehr oder weniger. Aber ansonsten sagt er, was er denkt. Es ist zwar ironisch, aber es ist klar.
00:59:00,727 –> 00:59:02,067 [Raul Krauthausen]
Ja.
00:59:02,067 –> 00:59:36,167 [Speaker 2]
Und es ist immer klar, dass er grundsätzlich eher keinen Bock hat. Äh, und er formuliert klar: „Ich kann das nicht, ich will das nicht, ähm, und muss es aber dann trotzdem tun.“ [lacht leise] Und offensichtlich gibt es da anscheinend viele Menschen, die sich da abgeholt fühlen, insbesondere im autistischen Spektrum. Äh, und ich krieg auf Social Media eine Menge, Menge, Menge, Menge Nachrichten, auch noch heute, zu dem Thema, dass sie sagen: „Ich hab mich da so verstanden gefühlt. Ich hab mich bei Bernd zu Hause gefühlt. Ich hab verstanden, was der will. Äh, das finde ich schon sehr, sehr bemerkenswert und unglaublich rührend teilweise auch.
00:59:36,167 –> 00:59:41,107 [Raul Krauthausen]
Was sagst du zu Leuten, die sagen, Kinder verstehen keinen Humor oder erst ab einem bestimmten Alter?
00:59:41,107 –> 00:59:45,046 [Speaker 2]
Denen sagen wir: „Na ja,
00:59:45,046 –> 01:00:09,287 [Speaker 2]
wir bauen bei unseren Produktionen Gags ein, die Kinder lustig finden. Wir bauen Gags ein, die Teenies lustig finden könnten und wir bauen Gags ein, die Erwachsene lustig finden. Und unser Anspruch ist eigentlich nur, dass am Ende alle, die zugeguckt haben, gleich viel gelacht haben, aber nicht an den gleichen Stellen. Wir wollen Family Entertainment machen, wobei die Nachtschleife ein Ausnahmefall ist, denn die läuft ab zehn nachts. Und da…
01:00:09,287 –> 01:00:10,548 [Raul Krauthausen]
Also ganz besonders für Kleinkinder.
01:00:10,548 –> 01:00:49,787 [Speaker 2]
[lacht] Genau, die ist besonders für die kleinen Kinder. Ähm, da gucken wir natürlich, also da behandeln wir, wenn wir Themen wie Social Media behandeln oder die deutsche Geschichte und so weiter, da ist klar, das kannst du zwar, äh, mit Kindern gucken, aber die werden jetzt da nicht so viel mitnehmen. Aber die Shows, die wir für die Zielgruppe tagsüber machen und die machen wir ja auch, da ist das die erklärte Regel. Wir möchten gerne, dass das Programm mitwächst im besten Fall, dass wenn du dann mal älter bist und dir dieselbe Folge anschaust, die du als Sechsjähriger geguckt hast, sagst du: „Ach komm, das ist mir gar nicht aufgefallen. Der hat ja gerade Jean-Paul Sartre zitiert.“ Aber das ist ja nicht nötig, das als Kind zu merken. Ist ja gar nicht notwendig.
01:00:49,787 –> 01:00:49,848 [Raul Krauthausen]
Ja.
01:00:49,848 –> 01:00:52,368 [Speaker 2]
Aber wenn du es dann später merkst, umso besser.
01:00:52,368 –> 01:00:56,428 [Raul Krauthausen]
Und total abgefahren finde ich auch die Reaction-Videos auf Social Media-
01:00:56,428 –> 01:00:56,437 [Speaker 2]
[lacht] Unfassbar.
01:00:56,437 –> 01:00:59,488 [Raul Krauthausen]
-von Leuten, die in Hotelzimmern irgendwie zum ersten Mal in Deutschland sind, die
01:00:59,488 –> 01:01:00,268 [Speaker 3]
Mastern haben
01:01:00,268 –> 01:01:00,848 [Speaker 2]
01:01:00,848 –> 01:01:04,658 [Raul Krauthausen]
-und dann irgendwie überhaupt nicht klarkommen: „Was ist denn das? Was ist denn das? Wie ’n Fiebertraum?“
01:01:04,658 –> 01:01:22,548 [Speaker 2]
Wie ’n Fiebertraum, genau. Also die, äh, prominenteste Persönlichkeit, die sich da sehr drüber gefreut hat, ist Patty Smith, die Musikerin, die, mit der ich dann auch, äh, äh, hin- und hergeschrieben habe, die so begeistert ist. Die, die Kerl hat auch von uns jetzt, äh, ein, äh, Fanpaket nach New York geschickt bekommen, äh, mit Tassen und Co.
01:01:22,548 –> 01:01:25,667 [Raul Krauthausen]
Weil, man traut es den Deutschen ja auch gar nicht zu, lustig zu sein.
01:01:25,667 –> 01:02:14,067 [Speaker 2]
Ja, wobei Bernd natürlich ’ne spezielle Art von Lustigkeit ist, weil er halt grundsätzlich alles erst mal Kacke findet.Ähm, ich, ich find das so lustig. Also einer der ersten, die mir war, die ich wahrgenommen hab, war Ryan Wast. Das ist ’n Amerikaner, der regelmäßig auf deutschen Content reagiert. Der hat auch auf Bernd das Brot macht Schleife reagiert, wo wir Harry Potter und Star Wars und Star Trek und so parodieren. Und der war dann letztlich der Grund, dass ich gesagt hab, ich mach jetzt mal eine englischsprachige, ein englischsprachiges Video, wo ich erkläre, wo Bernd herkommt und hab ihm das auch dann geschickt und hab gesagt, schau mal, weil du dich immer gefragt hast, was soll denn der Scheiß, guck dir doch mein Video an. Was dazu führte, dass meine Reaktion auf sein Reaction-Video bei ihm dann wieder lief und er auf meine Reaction, die ich wegen seiner Reaction gereactet hatte, gereachtet hat. Also es war Reaction Deception eigentlich dann im Endeffekt. [lachen]
01:02:14,067 –> 01:02:14,768 [Raul Krauthausen]
Ja, ja, ja.
01:02:14,768 –> 01:02:23,148 [Speaker 2]
Und, ähm, das hätten wir, glaub ich, beliebig so weiterführen können. Aber das ist schon, das ist schon ein krasses Phänomen. Also ich kann jeden Tag-
01:02:23,148 –> 01:02:23,918 [Raul Krauthausen]
Und das geht so weit-
01:02:23,918 –> 01:02:24,498 [Speaker 2]
Ja, bitte?
01:02:24,498 –> 01:02:27,388 [Raul Krauthausen]
-dass Bernd bei Saturday Night Live plötzlich auftaucht.
01:02:27,388 –> 01:03:14,168 [Speaker 2]
Last Week Tonight bei Last Week Tonight mit John Oliver war, ja. Und das lief so, dass die eine der dortigen RedakteurInnen, die Nadia Lewis hieß, heißt die, die hatte das auf YouTube gesehen, Bernd das Brot, und hat dann das dem Team erzählt und alle fanden das so lustig, dass sie gesagt haben, „Bitte meldet euch mal bei diesem Children’s Channel.“ Das haben die gemacht. Dann hat sich der Children’s Channel, der KiKa bei mir gemeldet und wir haben dann gemeinsam mit der KiKa-Redaktion eine Zoom-Konferenz gemacht mit, äh, Leuten von Last Week Tonight. Und so ist das Ding dann entstanden. Also diese siebenminütige, das Essay, was er ja da immer macht, der John Oliver, das haben sie natürlich gemacht, wie sie das wollen. Da wollten sie nur von uns Material, da konnten wir ihnen natürlich nicht reinquatschen, wollten wir auch nicht.
01:03:14,168 –> 01:03:15,908 [Raul Krauthausen]
Mhm.
01:03:15,908 –> 01:03:38,908 [Speaker 2]
Aber der Sketch, der dann am Ende kam, wo Bernd mitspielt, der war’s wirklich so. Da haben die Leute dort, die Writer, Writers Room hat was geschrieben, sie haben’s im Kinderkanal mir geschickt. Ich hab das in Absprache mit dem Kinderkanal umgeschrieben, damit es auf Bernd passt. Wir haben’s denen zurückgeschickt. Mhm. Sie haben wieder Vorschläge gemacht. Ich hab noch mal was gemacht. Und so hatten wir dann innerhalb von wenigen Tagen Fassung fünf und die wurde dann gedreht. Also wir haben wirklich-
01:03:38,908 –> 01:03:39,178 [Raul Krauthausen]
Wow.
01:03:39,178 –> 01:03:49,168 [Speaker 2]
-auf Augenhöhe in einer höllischen Geschwindigkeit dieses Skript gemeinsam, äh, nur über Mail und Zoom hergestellt.
01:03:49,168 –> 01:03:52,107 [Raul Krauthausen]
Und das habt ihr dann in Deutschland gedreht und dann rübergeschickt?
01:03:52,107 –> 01:04:39,848 [Speaker 2]
Jein, also das war ziemlich kompliziert, weil, ähm, also ich würd, also sie haben schon gefragt, „Könntet ihr denn mit dem Puppenspieler Jörg Teichgräber und der Puppe zu uns kommen?“ Und da war relativ schnell klar, nee, können wir nicht, weil, also, wenn sie uns überhaupt reinlassen, kann es auch sein, dass ich dann, äh, wenn man sich meine Tweets anschaut oder Tweets nicht, aber Blue Sky und Co., dass ich dann, keine Ahnung, neben … mit ’nem Stein um den Hals ins Wasser geschmissen werde, äh, oder was auch immer. Also keine Chance. Also wirklich gar keine Chance. Und wir wollten auch das Risiko nicht eingehen, äh, irgendwo in irgendeiner Detention zu landen oder im am wenigsten schlimmen Fall einfach wieder zurückzufliegen. Also haben wir direkt gesagt, nee, wir machen das über Datenaustausch. Und das lief dann so,
01:04:39,848 –> 01:05:43,067 [Speaker 2]
nachdem wir das Skript hatten, hat dann, ähm, der John Oliver seinen Text mal eingesprochen, einfach mal nur so, damit wir ’ne, ein Timing haben. Dann hat Jörg Teichgräber, der Puppenspieler, der in Schweden wohnt, bei sich den Ton von Bernd aufgenommen. Und ausnahmsweise hat dann Norman Köster die Puppe zu Jörgs Ton animiert, also gespielt. Normalerweise macht das der Jörg, aber Jörg hat, äh, einfach aus Praktikabilitätsgründen gesagt, ne, dann ist das okay, dann mach du das. Er ist auch ein sehr guter Puppenspieler. Und das haben wir vor Grün gedreht. Die haben John Oliver vor Grün gedreht, nachdem wir ihnen unser Videomaterial geschickt hatten. Und so hat man quasi so langsam akkumulierend versucht, sich an ein gemeinsames Timing anzunähern. Und immer wenn es dann doch mal so auseinandergelaufen ist bei ’nem Austausch, schneidet mal eine Close von Herrn Oliver oder schneidest du eine Close von Bernd und kannst dich im Timing wieder neutralisieren. Und so akkumulierte dieser Sketch sozusagen vor sich hin. Und im Endeffekt wirkt es tatsächlich, als wären die alle zusammen in der Weißbox gestanden.
01:05:43,067 –> 01:05:46,428 [Raul Krauthausen]
Das verlinken wir in den Shownotes, wenn es online verfügbar ist, ähm.
01:05:46,428 –> 01:05:51,857 [Speaker 2]
Ist also dieser Sketch, den findest du auf dem offiziellen Kanal von, äh, Last Week Tonight.
01:05:51,857 –> 01:05:52,268 [Raul Krauthausen]
Last Week Tonight.
01:05:52,268 –> 01:06:01,228 [Speaker 2]
Den Sketch, ja, ich glaub, das Essay davor ist nicht offiziell erschienen. Das ist inoffiziell irgendwo bei Reddit zu finden. Aber, äh, den Sketch-
01:06:01,228 –> 01:06:02,167 [Raul Krauthausen]
Kann man ja auch sehen.
01:06:02,167 –> 01:06:07,047 [Speaker 2]
Kann man, äh, tun. Ist er auch noch nicht gelöscht worden. [schmunzeln] Genau.
01:06:07,048 –> 01:06:07,658 [Raul Krauthausen]
Abgefahren.
01:06:07,658 –> 01:06:51,848 [Speaker 2]
Das irre. Und danach, nachdem dieses Ding gesendet war, konnte ich, würd ich jetzt mal sagen, zwei Wochen mindestens mein Social Media eigentlich wegwerfen. Also habe ich natürlich nicht gemacht, weil es war ja alles toll. Aber wie viele Menschen das dann entdeckt haben oder mir geschickt haben, „Hast du das gesehen?“ [lachen] Ja, ähm, und, äh, wie viel Leute sich gefreut haben und wie viele Menschen aus lang, lang, längst vergangenen Zeiten, äh, sich dann plötzlich, äh, bei LinkedIn wieder melden und sagen, „Mensch, hab ich grade gesehen, unverständlich] weiß, alte Socke. Unfucking fassbar. Das hat einen dermaßenen Sturm an Liebe ausgelöst, dieses Ding. Das hätten wir nie für möglich gehalten. Und der Kinderkanal wurde überschwemmt mit Presseanfragen. Äh, irre.
01:06:51,848 –> 01:06:53,888 [Raul Krauthausen]
Das ist ja auch, auch eine Art Ritterschlag.
01:06:53,888 –> 01:07:18,468 [Speaker 2]
Also Last Week Tonight, finde ich, ist, äh, featuring John Oliver ist wirklich eine der großartigsten, äh, Produktionen, äh, die jemals in irgendeiner Form auf irgendeine Art von, äh, ja, äh, Medium gebrannt wurden. Ich find das so, ich bin so ein massiver Fan und das ist wirklich, würde ich mal sagen, eins der absoluten Highlight, Highlights unseres gemeinschaftlichen Berufslebens.
01:07:18,468 –> 01:07:32,558 [Raul Krauthausen]
Gab es Kreativität, ähm, oder gab’s einen Moment, wo du fast hingespissen hättest, weil deine Kreativität dich vielleicht, äh, im Stich gelassen hat oder weil, weil du irgendwie auch Wiedezahlen zahlten musstest, wo du was ganz anderes hättest werden können?
01:07:32,558 –> 01:07:56,092 [Speaker 2]
[lachen] Also ganz, ganz am Anfang, kurz nach oder nicht kurz nach, aber so zwei Jahre nach RTL Samstag Nacht–vorher war die Wumfilm direkt kaum nach– nachdem sie entstanden war, erstmal schon mal pleite und der Kuckuck klebte überall drauf. Da habe ich schon überlegt, ob das so ’ne geile Idee ist, wirklich Leute fest anzustellen und mit denen zu versuchen, äh, das so durchzuziehen, weil alle anderen Produktionsfirmen machen halt Hire and Fire nach Projekten.
01:07:56,092 –> 01:07:56,412 [Raul Krauthausen]
Ja.
01:07:56,412 –> 01:08:51,352 [Speaker 2]
Und ich hatte halt die happy Idea, dass das immer dieselben Leute sind, was auch an meiner Unfähigkeit liegt, mich immer wieder an neue Leute zu gewöhnen. Und weil ich halt einfach [übersprechen], wenn ich Leute gut finde, will ich mit denen immer arbeiten. Das war so rein firmenstrukturell ein Punkt, wo ich wirklich dachte, „Ich glaub, das war ’ne Scheißidee“. Wir haben aber dann trotzdem weitergemacht und dann kam eben so was wie Bernd das Brot und dann lief es. Äh, das andere war… Also einer der, also es gab zwei monströse Tiefpunkte in meinem Berufsleben. Das eine war festzustellen, dass der Partner, der Marra und der Feuerbringer den Kinofilm bewerben sollte, kein Interesse daran hatte, Marra und der Feuerbringer den Kinofilm zu bewerben. Also wirklich so gar nicht. Ähm, und da wohl andere wirtschaftliche Gründe überhaupt eine Rolle spielten, dass der Film überhaupt gemacht wurde, die nichts mit dem Film, dem Stoff oder irgendwas zu tun hatten, das war brutal.
01:08:51,352 –> 01:08:51,631 [Raul Krauthausen]
Mhm.
01:08:51,631 –> 01:09:00,572 [Speaker 2]
Also da hab ich schon wirklich… Also ich erinnere mich auch, dass ich da, äh, da war ich auch nicht souverän. Also ich hab– ich hatte ’nen Auftritt auf ’ner Fan-Convention
01:09:00,572 –> 01:09:04,852 [Speaker 2]
und, äh, stand dann auf der Bühne, wusste, der Film ist ein Flop
01:09:04,852 –> 01:09:55,592 [Speaker 2]
und hab’s nicht geschafft, die Professionalität aufzubringen, so was zu sagen wie zum Beispiel, „Aber er ist so geworden, wie wir es wollten und der Film ist für euch“, sondern ich habe eigentlich alle Leute da, die viertausend Leute in dem Raum mit mir runtergezogen, dass es mir heute noch so unglaublich unangenehm da war. Das war der Tiefpunkt für mich, der absolute, komplette Tiefpunkt. Ähm, dass dann der Film so krass geliebt wurde und dass dann viele andere Conventions und Mittelaltermärkte und Co plötzlich Kinozelte aufgebaut haben, um den Film zu zeigen, das hat mich natürlich schon sehr berührt und, äh, ’n Stück weit, äh, ja, äh, wieder, äh, a-a-aufgehoben. Und es gab dann noch so ’ne späte, [Lippenschmatzen] äh, späte Genugtuung, als wir dann aus dem gesamten Ding, weil ich hab– wir haben ja nur den ersten Film, den Film zum ersten Buch gemacht, weil wenn du ein Kino-Flop hast, brauchst du-
01:09:55,592 –> 01:09:57,052 [Raul Krauthausen]
War das insgesamt drei Bücher, ne?
01:09:57,052 –> 01:09:57,851 [Speaker 2]
Genau.
01:09:57,852 –> 01:09:58,062 [Raul Krauthausen]
Nee, Bücher.
01:09:58,062 –> 01:10:09,892 [Speaker 2]
Genau. Dann haben wir vor ’n paar Jahren haben wir dann, vor drei Jahren war das, glaub ich, eine Hörspielserie gemacht mit fast dem gesamten Cast aus dem Film über alle drei Bücher und das ist ein Riesenerfolg geworden.
01:10:09,892 –> 01:10:10,612 [Raul Krauthausen]
Mhm.
01:10:10,612 –> 01:10:47,272 [Speaker 2]
Und eines der, äh, ja, bestbesprochensten, bestkritisiertesten Hörspiele ever. Und das war schon wirklich, wirklich großartig. Da bin ich wirklich sehr, sehr froh drüber, dass das, äh, funktioniert hat. Vielleicht auch was für die Show Notes, die es gibt eine fanmade Doku über Marra und der Feuerbringer inklusive der Geschichte des Kinoflops und der im neuen Anfang für, damals glaube ich, es war’s dann Ghostsitter und das, äh, Buch, was ich mit meinem Vater zusammen geschrieben habe über, äh, das Thema, dass ich Campingscheiße finde. [Lachen] Ähm, also das ist-
01:10:47,272 –> 01:10:48,152 [Raul Krauthausen]
Das Zelt vor Hölle.
01:10:48,152 –> 01:11:01,452 [Speaker 2]
Ja, das, das Vorzelt zur Hölle, genau. Ähm, und, ähm, damit endet diese Doku, also die endet positiv. Man wird nicht runtergezogen, aber das ist wirklich toll gemacht. Es kommen viele Leute, äh, äh, äh, zu Wort,
01:11:01,452 –> 01:11:12,892 [Speaker 2]
die schöne Dinge sagen und wahre Dinge sagen. Äh, diese Doku heißt Götter, Gags und Fantasy. Die Mara-Story findet man bei Rocket Beans, äh, auf dem YouTube-Kanal.
01:11:12,892 –> 01:11:20,291 [Raul Krauthausen]
Ähm, also jetzt hast du die ersten drei Mara-Teile innerhalb von drei Jahren geschrieben. Ähm,
01:11:20,291 –> 01:11:22,101 [Raul Krauthausen]
alle warten wahrscheinlich auf Mara vier, oder?
01:11:22,101 –> 01:11:55,812 [Speaker 2]
Mara vier, fünf, sechs. Äh, die erfreuliche Herausforderung dabei ist, dass unser anderes Projekt Ghostsitter über ’nen vierzehnjährigen Jungen, der ’ne Geisterbahn erbt und alle Geister sind echt, so krass erfolgreich ist als Hörspielserie, also wirklich abstrus mit Streams in Millionenhöhe, von denen wir, äh, tatsächlich dann auch irgendwann plötzlich drei Euro achtzig bekamen, weil Spotify ist da ja wirklich sehr generös [Räuspern]. Ähm, es ist tatsächlich so, dass da der Demand so hoch ist, dass ich im Moment kaum was anderes machen kann, als Ghostsitter zu schreiben oder die-
01:11:55,812 –> 01:11:56,702 [Raul Krauthausen]
Wegen Erfolg geschlossen.
01:11:56,702 –> 01:12:01,272 [Speaker 2]
-die Spin-offs. Ja, wegen Erfolg geschlossen. Das ist natürlich, ich mein, was Schöneres gibt’s ja gar nicht.
01:12:01,272 –> 01:12:02,112 [Raul Krauthausen]
Ja, klar.
01:12:02,112 –> 01:12:20,050 [Speaker 2]
Aber auf der anderen Seite wünsche ich mir natürlich als der Mensch, der ich bin, nichts mehr, als dass ich endlich Mara vier, fünf und sechs schreiben könnte. Aber ich kann nicht, weil ich muss das machen. Die Leute wollen da mehr davon haben. Äh, in unserer Firma sind zweiundzwanzig Leute, die davon leben, dass ich das schreibe. Also, ja,
01:12:20,112 –> 01:12:26,142 [Speaker 2]
es ist, wie es ist. Also das ist, es gibt wirklich Schlimmeres, muss man sagen, aber [Lachen] trotzdem würde ich halt gerne Mara schreiben.
01:12:26,142 –> 01:12:28,852 [Raul Krauthausen]
Ich glaub, deine, deine Fans werden’s verkraften.
01:12:28,852 –> 01:12:52,352 [Speaker 2]
Ja, und außerdem ist, äh, Mara aus Mara und der Feuerbringer, äh, in einer der letzten Ghostes des Spin-offs aufgetreten, weil sie dringend eine nordisch-germanische Seherin brauchten. Und die wird auch gesprochen von Mara [Lachen], äh, von [Lachen], äh, äh, Lili, ähm, von Lili Brennt, die auch die Rolle gespielt und gesprochen hat. Also da ja alle meine Geschichten, also Mara und Kolram Schwarz und Ghostsitter und Co, alle in demselben Universum im Mara-Verse spielen-
01:12:52,352 –> 01:12:53,442 [Raul Krauthausen]
Mhm.
01:12:53,442 –> 01:13:11,112 [Speaker 2]
-na, war zum Beispiel auch Michael Kessler in seiner Rolle als Stefan Schwab schon bei Ghostsitter und, äh, die Kaddi Coldmirror, die in Ghostsitter, die, äh, oberste Richterin des Hexengerichts spielt war in der Kolram-Schwarz-Hörspielserie als oberste Richterin des Hexengerichts. Also insofern Fan-Service. [Lachen]
01:13:11,112 –> 01:13:15,032 [Raul Krauthausen]
Wenn du je– wenn, wenn du jetzt, er sagt ja seit zweiundzwanzig Mitarbeiterinnen-
01:13:15,032 –> 01:13:15,342 [Speaker 2]
Mhm.
01:13:15,342 –> 01:13:17,972 [Raul Krauthausen]
-äh und die alle so ’n bisschen darauf angewiesen sind-
01:13:17,972 –> 01:13:17,982 [Speaker 2]
Ja.
01:13:17,982 –> 01:13:21,952 [Raul Krauthausen]
-dass du kreativ schaffst- Ja. -das ist ja auch Druck.
01:13:21,952 –> 01:13:26,152 [Speaker 2]
Ja, das ist aber– also das war,
01:13:26,152 –> 01:13:28,972 [Speaker 2]
wenn es, äh, zum Beispiel, keine Ahnung, während Covid natürlich-
01:13:28,972 –> 01:13:29,632 [Raul Krauthausen]
Zum Beispiel.
01:13:29,632 –> 01:13:47,431 [Speaker 2]
-brutal. Was machen wir jetzt? Ähm, der Vorteil ist, dass ich für die Firma zusammen mit meinem Bruder Nico. Und wir haben dann gesagt, „Okay, wir können nichts drehen“.Das geht nicht, weil, na, bevor es auch die Impfung gab und so weiter oder wie auch immer, man wusste einfach noch gar nichts, wir können nichts drehen. Alles wurde abgesagt. Es gab keinen Bernd das Brot zu drehen, gar nichts, null.
01:13:47,432 –> 01:13:47,802 [Raul Krauthausen]
Mhm, mhm.
01:13:47,802 –> 01:14:24,911 [Speaker 2]
Da haben wir gesagt, okay, aber warte mal, wir haben doch da diese Hörspiele, die wir da grad für Audible machen. Lass uns doch da mal versuchen, proaktiv mehr anzubieten und wir bauen das Gebäude, in dem die ist gehört uns selbst, wir bauen das so um, dass alle Sprecher und Sprecherinnen in ’ner einzelnen Kabine sind, sich aber über Video sehen können und natürlich auch hören über die Kopfhörer, mit eigenen Eingängen. Und da dieses Gebäude relativ viele Toiletten hat, äh, konnten wir das dann so machen, dass alle Leute auch ihre eigene Toilette hatten. Und so waren wir eine der wenigen Firmen während des Lockdowns, die komplett nine to five durchproduziert haben.
01:14:24,911 –> 01:14:25,472 [Raul Krauthausen]
Mhm.
01:14:25,472 –> 01:14:40,031 [Speaker 2]
Und das hat uns den Arsch gerettet. Und gleichzeitig hat’s dazu geführt, weil der Boom für Hörangebote und alle anderen Dinge gigantisch war während der Zeit, dass, äh, eigentlich, ich würde mal sagen, alle Sachen, die wir während der Zeit gemacht haben, zu Superhits wurden.
01:14:40,031 –> 01:14:43,151 [Raul Krauthausen]
Aber wenn da keine Ideen kommen, dann haben zwanzig Menschen-
01:14:43,151 –> 01:14:51,232 [Speaker 2]
Ja, Ideen sind– das klingt– [seufzt] Wie soll ich sagen? Ich sag’s einfach jetzt: Ideen sind kein Problem.
01:14:51,232 –> 01:14:51,432 [Raul Krauthausen]
Okay.
01:14:51,432 –> 01:15:06,712 [Speaker 2]
Das ist nicht mein Problem. Mein Problem ist die Zeit, die Disziplin, äh, äh, und das alles, aber nicht die Ideen. Die sind komischerweise, äh, bisher, klopf, klopf, klopf, immer da. Und eher zu viel als zu wenig.
01:15:06,712 –> 01:15:10,552 [Raul Krauthausen]
Bist du jemand, der Verantwortung abgeben kann oder bist du so eine Art Micromanager?
01:15:10,552 –> 01:15:16,531 [Speaker 2]
Jetzt schon. Also Micromanagement war sowieso nie mein Ding, weil ich Details unfassbar ermüdend finde.
01:15:16,531 –> 01:15:17,092 [Raul Krauthausen]
Mhm.
01:15:17,092 –> 01:15:34,291 [Speaker 2]
Und deswegen halt auch immer mit Leuten arbeiten wollte, die selber wissen, äh, was lustig ist. Aber ich habe, insbesondere in den letzten zehn Jahren, würde ich mal sagen, gelernt, dass es– oder fünfzehn Jahren, dass es einfach Leute gibt, die viele Dinge besser können als ich
01:15:34,291 –> 01:15:36,951 [Speaker 2]
und deswegen das Produkt dann besser wird, ne?
01:15:36,951 –> 01:15:37,831 [Raul Krauthausen]
Mhm.
01:15:37,831 –> 01:15:49,531 [Speaker 2]
Also, ähm, zum Beispiel der Regisseur von Kohlraub am Schwarz für die Streaming-Serie jetzt wiederum, nicht das Hörspiel, Erik Haffner, hat ’ne ganz tolle Regie gemacht mit Ideen. Äh,
01:15:49,531 –> 01:16:24,371 [Speaker 2]
äh, ich hätte das so nicht gemacht. Ich hätt’s anders gemacht, aber ich fand das großartig, wie er’s gemacht hat. Ich bin auch kein Kameramann, ich bin kein Ausstatter. Ich kann das alles nicht so gut und hab schon gar nicht die Geduld dazu. Ähm, und all diese Menschen machen das so viel besser, als ich das jemals könnte, dass es wirklich superhohl wäre, wenn ich jetzt anfangen würde, da rum zu micromanagen. Was ich schon, glaub ich, ganz gut kann, ist so was wie Showrunner. Also ’ne generelle Idee zu geben, wohin es soll, oder vielleicht mal zu sagen, du, ich glaube, nee, das, nee, das passt jetzt nicht wirklich dazu oder
01:16:24,371 –> 01:17:12,132 [Speaker 2]
den Tonfall generell zu klären. Weil, ähm, wenn du eine Serie hast, wie jetzt zum Beispiel schwarz, dann darf es nicht sein, dass in der Story oder in der Umsetzung etwas per se irgendwie so Police-Academy-mäßig witzig ist, dann ist das Ding kaputt. Es dürfen nur die Character, deren Umgang miteinander oder der Umgang in Stresssituationen witzig sein durch die Character, aber auf gar keinen Fall, äh-äh, sag ich jetzt mal, die Story oder, äh, irgendwelche lustigen Zufälle oder es rutscht jemand auf irgendwelchen glitschigen Bananenschalen aus, ne? Nicht, dass das jetzt irgendjemand so tun würde, aber das wäre so etwas, das kann ich ganz gut an den Leuten vermitteln, dass ich sag, du, das passt deswegen und deswegen nicht in dieses Universum. Damit beschädigen wir was, lass es uns doch so machen. Oder Probleme lösen, das kann ich auch ganz gut. Aber Micromanagement, nein, Gottes willen.
01:17:12,132 –> 01:17:23,951 [Raul Krauthausen]
Das heißt, deine Stärke ist es, ähm, interessante Figuren zu identifizieren und sie so sauber zu adaptieren, dass sie, egal ob’s ein Buch ist oder ’n Hörbuch oder
01:17:23,951 –> 01:17:24,451 [Speaker 2]
Das könnt-
01:17:24,451 –> 01:17:25,132 [Raul Krauthausen]
Produktion-
01:17:25,132 –> 01:17:51,451 [Speaker 2]
Also man könnte zumindest, also– Sagen wir’s mal so: Die Figuren, die in meinem Kopf sind oder wenn ich mit anderen Leuten zusammenarbeite, in unseren Köpfen sind, da ist schon immer wichtig, dass die eigentlich, egal ob es jetzt ’n Videospiel, ’ne Broadway Show [lacht] oder ’n Off– Off-Theater oder ’n Hörspiel oder ’n Comic ist, dass die immer funktionieren, weil die Character an sich stark sind und funktionieren aus sich heraus. Und bei
01:17:51,451 –> 01:17:51,831 [Raul Krauthausen]
Also gut-
01:17:51,831 –> 01:17:55,291 [Speaker 2]
Sogar im, im, im, im Nichts, im weißen Nichts funktionieren.
01:17:55,291 –> 01:18:01,672 [Raul Krauthausen]
Ja. Hast du da so Gatekeeper-Fragen? Also, die du dann dem, dem Charakter der Figur stellst?
01:18:01,672 –> 01:18:06,892 [Speaker 2]
Nein. Wüsste ich jetzt nicht. Das wäre mir auch zu theoretisch. Das kann ich auch gar nicht so was.
01:18:06,892 –> 01:18:07,132 [Raul Krauthausen]
Aber Gefühl.
01:18:07,132 –> 01:18:15,892 [Speaker 2]
Also ich, was ich schon, also am Anfang der, die Erschaffung des Characters ist Gefühl, aber das Handwerk kommt dann, wenn du sagst, so, jetzt müssen wir mit dem ’ne Geschichte erzählen.
01:18:15,892 –> 01:18:16,152 [Raul Krauthausen]
Mhm.
01:18:16,152 –> 01:19:22,652 [Speaker 2]
Was ist denn, das finde ich persönlich am relevantesten, die Frage, was ist denn sein Want und was ist sein Need? Also was ist das, was die Figur will, aber was ist das, was, was die Figur eigentlich bräuchte, Klammer auf, und besser, zum Ende des Films gerafft hat. Diese zwei Dinge sind meiner Meinung nach absolut essenziell. Das muss man für sich wissen. Wenn man das nicht weiß, besteht die Gefahr– Entweder man hat die Figur so ausm Bauch raus, äh, im Griff, dass man, wenn dich jemand fragen würde, was ist der Want und der Need, es antworten könnte, weil man es dann eben einfach weiß. Oder, ähm, man muss es eben herstellen. Man muss sagen, okay, diese Figur, der Tom, der ist unsicher, der traut sich nicht mal zusammen mit seinen Gaming-Kumpels ’ne Strategie vorzuschlagen, wie sie in ihrem World-of-Warcraft-artigen Spiel den Drachenkaiser besiegen. Er traut sich nicht, aber wir sehen, er hat’s eigentlich drauf. Das heißt, sein Want wäre, dass er, äh, reüssieren kann und sein Need ist, dass er diese Selbstsicherheit halt irgendwo entdeckt. Und das ist jetzt natürlich sehr banal, aber so in der Art, diese Dinge sind Handwerk.
01:19:22,652 –> 01:19:23,411 [Speaker 2]
Definitiv.
01:19:23,411 –> 01:19:26,052 [Raul Krauthausen]
Hast du das Handwerk irgendwo gelernt oder einfach learning by doing?
01:19:26,052 –> 01:19:32,861 [Speaker 2]
Nee, durch Machen. Ich, äh, hab einfach sehr, sehr viel Dinge gemacht, bis ich es dann irgendwann konnte.
01:19:32,861 –> 01:19:32,871 [Raul Krauthausen]
Hä?
01:19:32,871 –> 01:19:45,751 [Speaker 2]
Und ich hab das alles durch Machen gelernt, ähm, und durch Beobachten, aber nicht so sehr, weil’s mir jemand gesagt hat. Das ist natürlich insofern dämlich, weil ich wär viel schneller gewesen, wenn ich früher schon auf Leute gehört hätte.
01:19:46,120 –> 01:19:54,260 [Raul Krauthausen]
Aber auf der anderen Seite, dadurch, dass dir niemand gesagt hat, was alles nicht geht, musst du es quasi ausprobieren und vielleicht auch Grenzen verschoben.
01:19:54,260 –> 01:20:07,780 [Speaker 2]
Mit Sicherheit ist das so, denn ich hätte niemals angefangen Gitarre zu spielen, wenn ich gewusst hätte, wie gut andere Leute im Gitarre spielen sind und wie chancenlos ich letztendlich bin, jemals so gut zu werden. Da hätte ich nie angefangen.
01:20:07,780 –> 01:20:10,840 [Raul Krauthausen]
Niemand die Idee für ein Band
01:20:10,840 –> 01:20:23,560 [Speaker 2]
Ist auch so ein Ding. Wenn wir damals schon gewusst hätten, wie das denn eigentlich so abläuft, so beim Fernsehen, hätten wir das vielleicht nicht mal vorgeschlagen. Ja, und
01:20:23,560 –> 01:21:35,140 [Speaker 2]
jetzt sind wir mutig genug, weil es uns am Arsch vorbeigeht, wenn jemand was nicht haben will. Früher ging es um unseren Arsch vorbei, weil wir fälschlicherweise dachten, wir sind die größten Genies der Welt, was auch nicht stimmte. Also so eine gewisse Art von Größenwahn ist bei Kreativität glaube ich gar nicht so falsch, weil du dich dann aus welchem Grund auch immer überhaupt mal erstmal traust, so einen dermaßen Quatsch überhaupt anzubieten. Darum bin ich beim bei dem viel besungenen Danni Krüger Effekt schon immer sehr vorsichtig, weil der hat auch seine Vorteile. Also natürlich ist es für eine Person, die etwas kann, die etwas weiß, schwierig, einer Person gegenüberzustehen, die überhaupt keine Ahnung hat und trotzdem denkt, dass sie was weiß. Das geht mir jetzt sehr viel so, wenn ich jetzt so mit 52 oder 53, keine Ahnung, vor einer jungen Person in einer Führungsstelle bei einem Sender sitze. Und ich merke, diese Person weiß gerade überhaupt nicht, wovon sie redet. Aber sie hat diese Meinung und denkt, sie hat eine Ahnung, weil sie eben keine Ahnung hat. Und dann muss ich mich immer wieder zusammenreißen, mir sagen ja, so warst du früher auch. Das hat auch seine Vorteile, diese Ignoranz zu einem gewissen Grad.
01:21:35,140 –> 01:21:50,840 [Speaker 2]
Und dann kommt es ja darauf an, ist diese Person, die mir gegenübersitzt, den Argumenten zugänglich? Habe ich trotzdem einen Draht? Kann ich meine Sicht der Dinge darstellen? Können wir zusammen feststellen, oh, das wird Spaß machen, wenn wir das machen? Oder ist das komplett chancenlos? Und dann gehe ich halt wieder.
01:21:50,840 –> 01:21:53,800 [Raul Krauthausen]
Jetzt ist ja Bernd das Brot aber auch schon 20 Jahre alt.
01:21:53,800 –> 01:21:55,469 [Speaker 2]
- So viel Zeit muss sein.
01:21:55,469 –> 01:21:57,759 [Raul Krauthausen]
Sogar.
01:21:57,760 –> 01:22:00,060 [Raul Krauthausen]
Was wäre denn heute mutig?
01:22:00,060 –> 01:22:01,740 [Speaker 2]
Also
01:22:01,740 –> 01:22:18,720 [Speaker 2]
heute wäre wohl heute wäre mutig, finde ich, dass man tatsächlich irgendetwas auf einen Sender bringt, was ganz, ganz klar sich gegen diese Art von Rassismus
01:22:18,720 –> 01:22:23,819 [Speaker 2]
bekennt, die heute als Mitte gilt.
01:22:23,820 –> 01:22:25,940 [Speaker 2]
Das scheint mir
01:22:26,000 –> 01:22:59,560 [Speaker 2]
passiert nicht wirklich, zumindest nicht im Entertainment Bereich. Ich fände es auch mutig, wenn es z.B. mal eine Traumschiff Folge gäbe, in der der Klimawandel stattfindet. Das wäre mutig. Das wird, glaube ich, in dieser Form so wohl eher nicht passieren. Aber vielleicht unterschätze ich da viele Menschen auch. Und auch deswegen ist auch meine Meinung, die auch nur in dem Fall meine Einzelmeinung ist. Ich glaube, dass all diese Themen viel besser aufgehoben werden in Unterhaltungsformaten, wo sie nebenbei vermittelt werden.
01:22:59,560 –> 01:23:38,040 [Speaker 2]
Ich verstehe, dass Leute sagen, es muss Klima vor acht geben, fünf Min. vor acht, in denen du ganz klar gesagt kriegst, wir haben ein Problem und so weiter. Vielleicht muss es das auch geben. Meine Meinung ist, da werden Leute nicht einschalten oder abschalten. Ich glaube aber, wenn du eine Serie hast, die von vielen Menschen sehr geliebt wird und nebenbei finden relevante Themen, gesellschaftliche oder was auch immer Themen statt, die so eingebettet sind, dass sie einen emotionalen Wert für die Zuschauenden haben, vermute ich, dass das viel mehr Effekt hat. Ist
01:23:38,040 –> 01:23:41,880 [Speaker 2]
mein Eindruck. Also ich merke es im
01:23:41,880 –> 01:24:09,080 [Speaker 2]
umgekehrten Fall. Ich hatte bei Ghostsitter mal eine Stelle, wo gegendert wurde, also mit innen, mit Glottisschlag. Und der Aufruhr, der mir da entgegenkam, der Aufschrei von Leuten, die fanden, das wäre ganz, ganz furchtbar und die Kinder werden indoktriniert, das fand ich schon sehr bemerkenswert. Es hat uns nicht wirklich in den Zahlen, in den Zahlen schlägt es sich nicht Lieder, aber in dem Geschrei, in den
01:24:09,080 –> 01:24:12,020 [Speaker 2]
audible Kritiken z.B. da merkst du.
01:24:12,020 –> 01:24:14,499 [Raul Krauthausen]
Aber habt ihr dann das Kanal geändert oder seid ihr dann da?
01:24:14,500 –> 01:24:44,100 [Speaker 2]
Habe ich, dann habe ich erst richtig losgelegt. Meine Reaktion, meine Reaktion auf das war dann indirekt. Ich habe eine überlange Folge gemacht, die glaube ich zweieinhalb Std. War statt 90 Min. Die spielt 1926 im rassistisch Segregation Memphis, Tennessee in Amerika und erzählt die Geschichte, wie Wombi der Zombie, also der Zombie aus unserer Geschichte damals als Blues Musiker, den
01:24:44,100 –> 01:24:47,059 [Speaker 2]
mit dem Teufel einen Pakt macht und
01:24:47,120 –> 01:25:02,700 [Speaker 2]
dann eben ganz toller Musiker wird, aber leider seine Seele verkauft und so weiter und so fort. Und habe da wirklich, so gut ich konnte, auch wieder mithilfe von Victoria Rassismen beschrieben und all diese Dinge reingepackt
01:25:02,700 –> 01:25:09,360 [Speaker 2]
und habe mir gedacht, so, hier bitteschön, regt euch jetzt darüber auf, ihr Arschlocher.
01:25:09,360 –> 01:25:11,680 [Speaker 2]
Und interessanterweise
01:25:11,680 –> 01:25:15,020 [Speaker 2]
blieb da der Aufschrei aus.
01:25:15,020 –> 01:26:29,924 [Speaker 2]
Ich glaube, das könnte daran liegen, dass wiederum die Geschichte so emotional war. Also das meiste, was ich mitbekommen habe, ist, dass Leute gesagt haben, sie waren total gerührt, Leute geschrieben haben, meine Tochter möchte jetzt mit mir eine Doku darüber schauen, wie das denn so ist oder war in Amerika. Also da habe ich dann, es war sehr konfrontativ, also sehr vordergründig, dass das das Problem dieser Folge ist. Und da habe ich eigentlich vor allem einen Liebessturm geerntet. Und ich hatte eigentlich gedacht,-dass das zu ’nem großen Aufschrei führt, w– dass jetzt der Krapf weiß auch noch anfängt, da Kinder mit, äh, äh, der Behauptung von Rassismus, äh, zu indoktrinieren. Äh, das blieb bis auf Ausnahmen tatsächlich aus. Nicht, dass ich enttäuscht wäre, ich freu mich da sehr drüber. Aber [Schmunzeln] also, ich war bewaffnet. Ich hätte das, äh, akzeptiert, dass, äh– Ich sage auch immer, ich will kein Geld von Nazis. Also wenn jemand Maren und der Feuerbringer das Buch kauft und dann feststellt auf Seite fünfunddreißig, wie einer unserer Protagonisten dann irgendwie sagt, wie scheiße er Nazis findet, dass er dann das Buch schreddert, das ist vollkommen in Ordnung. Und wenn sich jemand meldet, dann schicke ich ihm auch das Geld zurück, weil ich
01:26:29,924 –> 01:26:36,084 [Speaker 2]
möchte von Menschen, die so weit weg sind, dass man sie auch gar nicht mehr erreichen kann, auch kein Geld haben.
01:26:36,084 –> 01:27:05,344 [Raul Krauthausen]
Mhm. Wir nehmen diese Folge ja gerade auf, ’n paar Tage nachdem unser Bundeskanzler, äh, gezeigt hat, dass er ein Rassist ist, ja. Ja, genau. [Lachen] Öffentlich gezeigt hat. Ja. Klar gezeigt hat, dass er ein Rassist ist, in unsäglichen Stadtbildmetaphern. Und wir sollen unsere Töchter fragen und so. Und, ähm, ich geb’s ganz ehrlich zu, in meiner Naivität habe ich gehofft, dass er zurückrudert und sich entschuldigt.
01:27:05,344 –> 01:27:10,794 [Speaker 2]
Ich auch. Und dann– Nee, entschuldigt, muss ich ganz ehrlich sagen, ich hätte nie, ich würde nie… Oder es würde mich-
01:27:10,794 –> 01:27:11,264 [Raul Krauthausen]
Oder relativiert.
01:27:11,264 –> 01:27:19,054 [Speaker 2]
-massiv überraschen, wenn der, dieser Mensch in der Lage wäre, sich für was zu entschuldigen. Du hast recht, relativieren, das hatte ich auch erwartet, aber nein.
01:27:19,054 –> 01:27:35,304 [Raul Krauthausen]
Und dann, dann habe ich im Radio gehört, dass dann irgendwie es in einer internen Sitzung innerhalb der Union gab, äh, ’ne Diskussion gab, wo er gesagt hat, jetzt müssen wir Rückgrat zeigen und erst recht bei diesem Bild bleiben. Und daran musste ich gerade denken, als du gesagt hast-
01:27:35,304 –> 01:27:35,734 [Speaker 2]
Ja, ja.
01:27:35,734 –> 01:27:37,264 [Raul Krauthausen]
-wir brauchen mehr Mut.
01:27:37,264 –> 01:27:37,904 [Speaker 2]
Ja.
01:27:37,904 –> 01:27:46,644 [Raul Krauthausen]
Ähm, dieses Rückgrat zu zeigen, auch auf der linken Seite. Und wenn wir diesen Vorwurf bekommen, wir wären alle linksgrün versifft, dann einfach zu sagen, ja.
01:27:46,704 –> 01:27:47,564 [Speaker 2]
01:27:47,564 –> 01:28:02,884 [Raul Krauthausen]
Anstatt zu sagen, äh, man darf ja– also, ne? Also, da, dass wir diese Empörung einfach, einfach an uns vorbeifließen lassen und auch mit diesem Shitstorm kalkulieren und auch damit rechnen, dass der kommen wird, weil die anderen tun das ja inzwischen auch.
01:28:02,884 –> 01:28:23,644 [Speaker 2]
Absolut. Absolut. Ich, äh, und ich bin ja, ich bin ja gar nicht mal so per se, äh, so super links, grün schon eher als super links, ne? Also wobei ich sagen muss, jetzt seit, äh, diese ganze Kacke mit den Billionären und Co. irgendwie aufkommt, bin ich, äh, dann doch [Lachen] mehr links, als ich vielleicht selber dachte.
01:28:23,644 –> 01:28:24,704 [Raul Krauthausen]
Linksagnostisch.
01:28:24,704 –> 01:28:36,414 [Speaker 2]
Äh, ja, weil ich dann denke, weißt du was? Ja. Aber ich habe schon immer wieder festgestellt, dass ich bei der politischen Verortung mir jetzt bis auf die AfD überall so ’n bisschen was eigentlich rauspicken könnte, zumindest aus der idealistischen-
01:28:36,414 –> 01:28:36,414 [Raul Krauthausen]
Ja.
01:28:36,414 –> 01:29:07,104 [Speaker 2]
-Vorstellung dessen, was diese Partei jeweils meint gewesen zu sein. [Lachen] Sagen wir’s mal so, ja? Also ich hätte bei dem, bei dem, was die SPD meinte zu sein, auch was gefunden. Wahrscheinlich würde ich auch irgendwelche konservativen Ansätze bei mir finden, wenn ich danach suchen würde. Also, keine Ahnung, also so, so Heimatverbundenheit und sowas, das kann ich schon irgendwie oder konnte ich bis vor kurzem noch bei mir finden, jetzt nicht mehr. Ähm, jetzt will ich hier einfach nur noch weg. Ähm, aber
01:29:07,164 –> 01:29:27,364 [Speaker 2]
ich finde das auch. Ich finde auch, dass man da, wenn man es kann und wenn man dazu auch psychisch und auch finanziell letztendlich in der Lage ist, das zu tun. Und das ist ja nicht bei jedem der Fall. Dann würde ich es gut finden, wenn man Rückgrat beweist und sich im Zweifelsfall mal überlegt, weißt du was, dann regen sie sich halt auf. Die Arschlöcher sind ja eh immer dieselben.
01:29:27,364 –> 01:29:31,944 [Raul Krauthausen]
Aber das ist ja jetzt ein kleiner Widerspruch. Wenn du sagst, du willst eigentlich nur weg, ähm, aber dann
01:29:31,944 –> 01:29:35,464 [Speaker 2]
Na ja, die Dinge, weißt du, die Dinge, die ich tue
01:29:35,524 –> 01:29:38,164 [Speaker 2]
o-oder da, wo ich versuche, selbstwirksam zu sein-
01:29:38,164 –> 01:29:38,364 [Raul Krauthausen]
Ja.
01:29:38,364 –> 01:29:53,454 [Speaker 2]
-also in Ghost Sitter gesellschaftliche Themen erarbeiten, diese Talks zu machen, wo du auch zu Gast warst- Mhm. -Ähm, Musik zu machen, um die Welt zu [Lachen] verändern und so weiter. Das kann ich von überall machen. Das Einzige, was ich nicht von überall machen kann, wäre meine Wählerstimme abgeben. Das stimmt. Ähm-
01:29:53,454 –> 01:29:53,604 [Raul Krauthausen]
Mhm.
01:29:53,604 –> 01:30:03,604 [Speaker 2]
Aber ich bin leider nicht einfach aufgrund dessen, was ich für ein Mensch bin, nicht in der Lage, ich könnte nicht auf ’ne Demo gehen. Ich würde da Panik kriegen, wahrscheinlich.
01:30:03,604 –> 01:30:03,904 [Raul Krauthausen]
Mhm.
01:30:03,904 –> 01:30:11,224 [Speaker 2]
Könnte zwangsvielleicht auf ’ne Bühne gehen, das könnte ich irgendwie tun. Das stimmt, aber da mache ich dann lieber Musikvideos
01:30:11,224 –> 01:30:49,484 [Speaker 2]
und, äh, bringe die raus. Die, der ganze Aktivismus, von dem ich denke, dass es etwas ist, was ich gut kann, ist von überall auf der Welt herstellbar, wenn’s da Internet gibt. Und das werde ich, bis ich ins Grab falle, weiter tun. Aber aus, aber mein… Ich muss irgendwie auch an mein Seelenheil denken und ich find’s hier so zum Kotzen mittlerweile, so furchtbar und es zieht mich so runter. Und ich identifiziere mich so extrem wenig mit diesem Land, im Gegenteil sogar, dass ich wirklich noch ’ne Alternative suchen muss, äh, weil ich sonst einfach verzweifle. Und da ist, gut, das klingt jetzt polemisch, aber damit is ja och keam jeholfen, wa?
01:30:49,484 –> 01:30:54,064 [Raul Krauthausen]
Mhm, mhm. Ich hab ’n Podcast mit dir gehört, der ist schon irgendwie zwölf Jahre alt.
01:30:54,064 –> 01:30:55,384 [Speaker 2]
Oh mein Gott, warum machst du das?
01:30:55,384 –> 01:31:17,004 [Raul Krauthausen]
Und, und da, da ging’s so’n bisschen auch diese wir-schaffen-das, ähm, Erzählung, die es ja damals gab und, und von Merkel auch und so. Und du warst optimistisch, du warst fast euphorisch. Und jetzt sind wir fast zehn Jahre zurück, also weiter, ähm, dass
01:31:17,004 –> 01:31:50,124 [Raul Krauthausen]
ich mich halt auch inzwischen auch selbstkritisch frage, ob wir es uns in dieser, in dieser progressiven Seite, in der progressiven Ecke vielleicht auch zu lange zu bequem gemacht haben, indem wir gesagt haben, „Ja, die sind halt dumm, die verstehen des halt nicht, ähm, die werden schon noch mitkommen“, und einfach und so und ich glaub, du nanntest es auch mal, aber im Kontext der Skeptiker, ähm, nanntest es auch mal so ’n bisschen, dass da ’ne gewisse Arroganz drin steckte auch.
01:31:50,124 –> 01:31:50,784 [Speaker 2]
Mhm.
01:31:50,784 –> 01:31:52,964 [Raul Krauthausen]
Waren wir vielleicht selber auch arrogant?
01:31:52,964 –> 01:32:03,654 [Speaker 2]
Ähm, also ich kann auf jeden Fall sagen, dass wir-Also viele von uns. Nicht alle. Es gibt so Leute wie Annika Brockschmidt, die es immer schon gesagt haben, ne? Immer schon.
01:32:03,654 –> 01:32:12,614 [Speaker 2]
Aber im Großen und Ganzen würde ich sagen, wir haben das komplett unterschätzt. Ich habe ja auch bei mir selbst unterschätzt, äh, äh, wie viele Rassismen ich selbst noch tradiere zum Beispiel.
01:32:12,614 –> 01:32:12,933 [Raul Krauthausen]
Ja.
01:32:12,933 –> 01:32:30,313 [Speaker 2]
Ne? Alles das. Massiv unterschätzt. Und ich habe auch immer gedacht, ja, ich bin ja, nee, nee, ich bin ja kein– da gehöre ich ja nicht dazu. Bis ich dann, äh, äh, eines Besseren belehrt wurde von Leuten, die das auch besser wissen, weil sie zum Beispiel betroffen sind, ja? Oder Ableismen und alles dieses. Ähm, natürlich, total.
01:32:30,313 –> 01:32:30,433 [Raul Krauthausen]
Mhm.
01:32:30,433 –> 01:33:07,284 [Speaker 2]
Also ich würde das sofort unterschreiben. Wir haben da, wir waren blauäugig und, äh, jetzt in meinem, äh, speziellen Fall, ich hatte von vielen Dingen keine Ahnung, äh, und ich war vor zehn Jahren locker noch der Meinung, dass ich so gedacht habe, „Ja, ich bin doch– ich sage doch nichts Rassistisches. Bin doch kein Nazi. Nein, nein, nein, nein, nein, nein.“ Und da groß aufgeschrien hätte, äh, wie man mir das antun kann. Und heute bin ich da halt deutlich weiter und auch f-f-fühl mich da auch befreiter, ein Stück das zuzugeben und sagen zu können, ja, ich habe ganz viele Dinge auch tradiert, die kacke waren und ich versuche es besser. Also da war ich auch naiv, was jetzt so meine Selbsteinschätzung zum Beispiel angeht.
01:33:07,284 –> 01:33:07,313 [Raul Krauthausen]
Mhm.
01:33:07,313 –> 01:33:08,773 [Speaker 2]
Und
01:33:08,773 –> 01:33:20,813 [Speaker 2]
ich hätte auch vor fünfzehn Jahren oder so niemals angenommen, dass, äh, Nazis mal so präsent sind, dass die im Bundestag sitzen, äh, oder zumindest in dieser Menge.
01:33:20,813 –> 01:33:20,974 [Raul Krauthausen]
Mhm.
01:33:20,974 –> 01:34:18,874 [Speaker 2]
Das, äh, hätte ich nicht gedacht. Ich meinte schon gedacht, dass ja in der Union immer wieder Leute sind, die dir latent in diese Richtung klopfen, gar keine Frage. Aber das hätte ich nicht für möglich gehalten. Und ich, äh, bin erstaunt und fassungslos, wie weit man mit dieser Art schädlicher Grausamkeit und, äh, Ignoranten letztendlich dann, wie ich finde, schon Dummheit, weit kommen kann. Denn Dummheit, also Dummheit jetzt nicht im ableistischen Sinn, dass man sagt, äh, da ist eine Person, die, ähm, nicht in der Lage wäre, etwas zu verschieben, sondern diese Definition von Dummheit, dass jemand wider besseres Wissen etwas Dummes tut, aus anderen Gründen, aus Ego-Gründen, aus Geldverdien-Gründen, aus und so weiter und so fort. Wohl wissend, dass man das auch garantiert komplett anders sehen und, äh, anders bewerten kann. Ich versuche auch, die Worte zu vermeiden, aber mir ist jetzt gerade nichts Besseres eingefallen.
01:34:18,874 –> 01:34:19,654 [Raul Krauthausen]
Aber was können wir-
01:34:19,654 –> 01:34:20,334 [Speaker 2]
Ja, bitte gerne.
01:34:20,334 –> 01:34:27,214 [Raul Krauthausen]
Was können wir denn tun? Also was haben wir falsch gemacht? Also okay, wir haben die Situation falsch eingeschätzt, dass die Lage-
01:34:27,214 –> 01:34:34,563 [Speaker 2]
Was bringt denn das jetzt, äh? Was bringt das da? Natürlich können wir jetzt zurückschauen, was wir nicht mehr ändern können.
01:34:34,563 –> 01:34:35,273 [Raul Krauthausen]
Und aus den Fehlern zu lernen quasi.
01:34:35,273 –> 01:35:01,334 [Speaker 2]
Und aus den Fe– Das können wir natürlich, du hast absolut recht. Aber ich glaube, über die Naivität von damals sind wir definitiv weg. Ich glaube nicht, dass wir jetzt noch ansatzweise, also zumindest jetzt wir, du und ich und die Menschen aus unserer Peergroup, unserer Bubble. Ich glaube, niemand von denen ist mehr so naiv wie früher, dass man dachte, na ja, wir verbessern die Welt. Äh, Barack Obama ist Präsident. Kriege gibt es keine mehr. Russland ist auf dem Boden. Das kriegen wir… Ist ja überhaupt kein Problem.
01:35:01,334 –> 01:35:02,054 [Raul Krauthausen]
01:35:02,054 –> 01:35:07,973 [Speaker 2]
Diese Sorge habe ich nicht, dass das noch irgendjemand aus unserem weiteren Bekanntenkreis denkt. Null.
01:35:07,974 –> 01:35:12,514 [Raul Krauthausen]
Aber im Prinzip betreiben wir Fan-Service. [lacht] Also, wir
01:35:12,514 –> 01:35:15,733 [Raul Krauthausen]
erzählen uns selbst, dass wir die Guten sind.
01:35:15,733 –> 01:35:17,174 [Speaker 2]
Jein.
01:35:17,174 –> 01:35:30,014 [Speaker 2]
Ja, okay, pass auf. So, jetzt pass mal, pass mal auf. [lacht] Jetzt pass mal ausnahmsweise auf. Ich glaube, dass das nicht hilfreich ist, wenn man zu sehr in diese Richtung denkt, dieses Preaching to the Choir.
01:35:30,014 –> 01:35:30,514 [Raul Krauthausen]
Mhm. [räuspert sich]
01:35:30,514 –> 01:36:17,154 [Speaker 2]
Ich habe das selbst auch ’ne lange Zeit vor mir hergeschoben als Problem. Und tatsächlich, als ich dann… Wann war denn das? Anfang des Jahres oder so? Habe ich mir mal in vier Songs den Frust, äh, von Herz geschrieben, hab das rausgebracht als eine EP, Frustventil heißt die. Einfach nur, weil es rausmusste. Und hab mir auch gedacht, na gut, letztendlich betreibe ich da jetzt nur eine Art von Bubble Pleasing und Fan-Service und ich sage den Leuten, die eh meiner Meinung sind, das ist meine Meinung und dann freuen wir uns alle. Was ich aber festgestellt habe, war bemerkenswert. Da haben ganz viele Menschen darauf reagiert. Vielen Dank, jetzt geht es mir besser. Schön, dass es so viele Menschen gibt, die sich… Keine Ahnung, einer von den Songs dafür, dass du nichts mehr sagen darfst, heißt der. Da sind siebzigtausend Likes bei YouTube, glaube ich, oder so was.
01:36:17,154 –> 01:36:17,492 [Raul Krauthausen]
Mhm.
01:36:17,494 –> 01:37:14,933 [Speaker 2]
Oder Views, ich weiß es nicht. Und taaaak ganz viele Kommentare und es fühlt sich so gut an, das zu lesen, weil man merkt, man ist nicht alleine. Ich habe es irgendwie geschafft, was auszudrücken, was vielen aus dem Herzen spricht und das ist ein Gefühl, dass wir dann doch letztendlich– dass es viele Menschen gibt, die halt auch so denken und das würde ich nicht unterschätzen. Denn wenn du und ich, wenn wir zu Hause abends durchscrollen und denken, ich hocke jetzt hier alleine und ich denke, alles ist scheiße, ist es schon, finde ich persönlich, ein ganz tolles Gefühl zu wissen, wir sind eben nicht alleine. Nein, da gibt es auch noch den Raoul und da gibt es eben, äh, eine, wie auch immer, Sarah Bosetti, Gildas Ahibi, die Huxillas, egal wer, die halt doch letztendlich auch grundsätzlich vernünftige, äh, äh, Gedanken haben und sie auch toll formulieren können und mir hilft das. Und wenn es mir dabei hilft und vielen anderen Menschen auch hilft, dass wir ein Gemeinschaftsgefühl entwickeln und nicht die Hoffnung verlieren-
01:37:14,933 –> 01:37:15,244 [Raul Krauthausen]
Mhm.
01:37:15,244 –> 01:37:23,874 [Speaker 2]
-dann würde ich sagen, ist das gerade in dieser Zeit ganz schön viel wert. Und da habe ich auch gar kein Problem damit, mich hinzustellen und einfach für Gleichgesinnte Musik zu machen-
01:37:23,874 –> 01:37:24,744 [Raul Krauthausen]
Mhm.
01:37:24,744 –> 01:37:43,914 [Speaker 2]
-damit wir alle zusammen da die Hoffnung nicht verlieren. Insofern bin ich da so ein bisschen… Ich verstehe das Problem. Ja. Wir werden da [Räuspern] wahrscheinlich jetzt keinen Nazi überzeugen. [lacht] Aber ja, wie dir Leute wie zum Beispiel Dana Buchtzig sagen können, die überzeugen wir sowieso nicht mit Argumente.
01:37:43,914 –> 01:37:43,992 [Raul Krauthausen]
Ne, das stimmt.
01:37:43,994 –> 01:37:44,933 [Speaker 2]
Nur mit Emotionen vielleicht.
01:37:44,933 –> 01:37:53,853 [Raul Krauthausen]
So weit will ich auch gar nicht meinen Anspruch haben, sondern dachte jetzt eher, man versucht noch die Leute zu erreichen, die
01:37:53,853 –> 01:37:56,233 [Raul Krauthausen]
da noch dazwischen stehen.
01:37:56,233 –> 01:37:57,773 [Speaker 2]
Ja. Aber das versuchen wir ja auch.
01:37:57,773 –> 01:38:01,414 [Raul Krauthausen]
Die unsere Kunst gar nicht g– ähm, sonst hören würden.
01:38:01,514 –> 01:39:08,674 [Speaker 2]
Stimmt, aber das versuchen wir ja auch. Und ich glaube, da kommt dann eher wieder, zumindest jetzt in meinem Berufsfeld, dieser Unterhaltungsaspekt rein, dass ich sage, ich mache Unterhaltung. Erstmal biete ich das ja allen an. Da haben bestimmt auch schon Leute drauf geklickt, die empört wieder ausgeschaltet haben, weil sie halt so far gone sind, dass sie sofort offended sind, wenn ich irgendwie erzähle, keine Ahnung, dass mein Zombie schwarze Hautfarbe hat. Und dann gibt es halt andere Leute, die sind noch nicht so weit weg und die bringe ich nachweislich zum Nachdenken, weil ich habe Reaktionen von Eltern, von Kindern schwarz auf weiß, die genau das sagen. Und da würde ich sagen, das ist dann so diese weiche Masse, wo ich glaube, dass ich vielleicht was ausrichten kann. Und wenn du in einer Fernsehshow bist, dann schauen dir ja auch ganz, ganz viele Menschen zu. Und da preachst du nicht to the choir. Also schon auch, die Leute, die im Studio sitzen und klatschen, das ist natürlich klar. Da sind aber auch Leute, die vielleicht nicht klatschen, die aber danach sagen, du, das, was der Uller gesagt hat, vielleicht ist das mit der Lego Rampe doch graustufiger, als ich dachte. Die gibt es. Vielleicht kriegen wir nicht so viel von denen mit, weil die anderen so laut schreien, aber ich würde das nicht unterschätzen.
01:39:08,674 –> 01:39:15,674 [Raul Krauthausen]
Ich hätte noch so viele weitere Fragen ehrlich gesagt stellen können, weil ich finde es gerade wirklich tatsächlich ein sehr spannendes
01:39:15,674 –> 01:39:22,214 [Raul Krauthausen]
Punkt, wo wir gerade gelandet sind. Also wie können wir auch andere Kulturräume erobern?
01:39:22,214 –> 01:39:24,574 [Speaker 2]
Erobern, ja, das Wort wollte ich eigentlich gerade vermeiden.
01:39:24,574 –> 01:39:37,674 [Raul Krauthausen]
Ich weiß das. Und deswegen musste ich es. Der Alp der Perversheit auf meiner Schulter hat gesagt, sag es. Erobern, erreichen, öffnen. Dadurch, das ist zumindest meine Strategie durch Unterhaltung. Ja, total klug.
01:39:37,674 –> 01:39:46,994 [Speaker 2]
Ja, dadurch erreichen wir es. Und durch Emotionalisierung. Emotionalisierung, wenn du dich mit einer Figur identifizierst
01:39:46,994 –> 01:39:59,434 [Speaker 2]
in einem Hörspiel, in einem sonst was und du magst diese Figur und dieser Figur widerfährt dann Rassismus, Ausgrenzung und so weiter und so fort, bist du immer erst mal dann doch auf der Seite dieser Figur, die du seit so vielen Jahren magst.
01:39:59,434 –> 01:40:06,134 [Raul Krauthausen]
Exakt. Und was ich halt auch wirklich nicht verstehe, ich weiß nicht, hast du zufällig gesehen den Film
01:40:06,134 –> 01:40:07,534 [Raul Krauthausen]
district nine?
01:40:07,534 –> 01:40:09,194 [Speaker 2]
Nee, aber ich weiß, um was es geht.
01:40:09,194 –> 01:40:14,074 [Raul Krauthausen]
Ja. Und ich finde es eine großartige Idee,
01:40:14,074 –> 01:40:22,654 [Raul Krauthausen]
diese Metapher von Aliens zu benutzen, fantastisch, die ausgestoßen werden von der Menschheit und die Geschichte der Apartheid zu erzählen.
01:40:22,654 –> 01:40:23,634 [Speaker 2]
Großartig.
01:40:23,634 –> 01:40:34,534 [Raul Krauthausen]
Und das hat, glaube ich, viele Leute, die eigentlich dachten, die gucken jetzt einen Science Fiction Film, dann auch eiskalt erwischt und dann garantiert an, darüber nachzudenken.
01:40:34,534 –> 01:40:44,054 [Speaker 2]
Genau. Und ich glaube, das ist ein, nicht der ein Weg, wie man es schafft, über Emotionen Menschen zum Nachdenken zu bringen, ohne
01:40:44,054 –> 01:41:03,434 [Speaker 2]
dass man ihnen jetzt was mit dem Holzhammer einpflügt und ohne dass man sich mit dem Zeigefinger hinstellt und sagt, du hast ja überhaupt keine Ahnung, jetzt erkläre ich dir mal was. Nein, sondern du evozierst ein Gefühl für eine Figur und hilfst diesen Menschen letztendlich mitzufühlen, was hier das Problem ist.
01:41:03,434 –> 01:41:32,014 [Raul Krauthausen]
Und was ich auch nicht bestätigen kann, und ich bin kein Comedy Writer, ich hasse Schreiben, also wirklich, das ist nicht meine Welt. Aber was ich nicht bestätigen kann, ist, dass man nichts mehr sagen darf. Stimmt ja nicht. Genau. Ich glaube nämlich, dass also mein Beispiel ist momentan Maren Kroymann oder Aurel Herz oder so, die hätte es nicht gegeben, wenn wir weiter diesen weißen alten Mann Humor definitiv machen würden.
01:41:32,014 –> 01:41:32,914 [Speaker 2]
Auf jeden Fall.
01:41:32,914 –> 01:41:39,474 [Raul Krauthausen]
Man darf so viel Comedy Potenzial drin, was die erzählen über die
01:41:39,474 –> 01:41:41,474 [Raul Krauthausen]
tollpatschigen
01:41:41,534 –> 01:41:53,154 [Raul Krauthausen]
Jungen, Maren Kroymann, über die dummen weißen, macht Aurel Merz. Und das ist doch die Vielfalt ist viel größer geworden und der Humor ist besser geworden.
01:41:53,154 –> 01:42:15,894 [Speaker 2]
Ich sehe das auch so. Ich sehe das ganz genauso wie du. Ich finde, es ist intelligenter geworden insgesamt. Und nur die Leute, die nicht, die sich nicht die Mühe machen, vielleicht noch mal einmal mehr darüber nachzudenken, das sind dann die, die dann sagen ja, ich darf jetzt gar nichts mehr sagen. Das beste Beispiel war doch nach wie vor Gottschal, der gesagt hat, der das als Vorwurf formuliert hat, ja, jetzt muss ich ja plötzlich nachdenken, was ich sage.
01:42:15,894 –> 01:42:16,054 [Raul Krauthausen]
Ja.
01:42:16,054 –> 01:42:33,454 [Speaker 2]
Ach, wo ich mir gedacht habe, ja, das ist ja interessant. Natürlich musst du das. Natürlich musst du das. Und das ist völlig in Ordnung, dass du nachdenken musst, was du sagst. Wo ist das Problem? Ich verstehe überhaupt nicht. Wie kann man denn das nur als Nachteil formulieren? Natürlich musst du. Und
01:42:33,454 –> 01:42:48,614 [Speaker 2]
genau das ist es, was ich ja mit diesem Song irgendwie ausdrücken wollte, weil dafür, dass du nichts mehr sagen darfst, sieht man dich ganz viel, ganz schön viel im TV. Das ist ja erstaunlich. Und alle kaufen dein Buch und alle plappern das nach. Und du sagst, du darfst nichts mehr sagen. Ich höre nichts anderes als deinen Scheiß.
01:42:48,654 –> 01:42:49,254 [Raul Krauthausen]
Ja, ja, ja.
01:42:49,254 –> 01:42:50,533 [Speaker 2]
Nur deinen Kack.
01:42:50,534 –> 01:43:04,134 [Raul Krauthausen]
Und beim Thema Behinderung, weil ich auch so ein, glaube ich, so eine der letzten Dinger, wo Leute irgendwie so einen Kloß im Hals haben, wenn sie über Behinderung sprechen.
01:43:04,134 –> 01:43:23,714 [Raul Krauthausen]
Und da krieg ich darf man Witze machen zum Thema Behinderung. Die Frage sei nur, aus welcher Perspektive? Ja, und du darfst sogar über behinderte Menschen Witze machen, wenn einfach nuanciert dargestellt wurde, wie du eigentlich als jemand, der nicht behindert ist z.B. oder
01:43:23,714 –> 01:43:25,434 [Raul Krauthausen]
so
01:43:25,434 –> 01:43:27,294 [Raul Krauthausen]
der Trottel bist.
01:43:27,294 –> 01:43:37,014 [Speaker 2]
Ja, das fand ich z.B. im Bereich Diversity ganz toll bei der Serie parks and Recreation, wo es einen
01:43:37,014 –> 01:44:14,317 [Speaker 2]
Typen gibt, der ist so native American. Ich weiß auch gar nicht, ob jetzt wirklich native American noch das richtige Wort ist. Ich glaube, man sollte eher den Stamm benennen, aber ich weiß den jetzt nicht, darum seht mir das nach. Der immer wieder sehr lustig damit kokettiert, dass er sagt now I’m offended und alle sind erschrocken und er sagt just fun pause, no I’m really offended. Und das ist so.Großartig und diese Art von Humor. Und auf der anderen Seite so gar nicht Humor, sondern einfach nur als matter of fact. Ich glaube, ich bin mir jetzt nicht sicher, ob wir das auch in der
01:44:14,318 –> 01:44:23,538 [Speaker 2]
in dem Stream angesprochen hatten, wo du zu Gast warst. Ich habe in der Serie Hawkeye, in der Serie Hawk ein.
01:44:23,538 –> 01:45:09,697 [Speaker 2]
Gab es diesen einen Typen, der halt Beinprothesen trägt und es ist kein Thema, dass er Beinprothesen trägt, sondern der trägt halt Beinprothesen. Und es ist eben nicht so, dass es ein gesäter Payoff ist, von wegen nur weil er Beinprothesen hat, kann er durch dieses Ding kriechen. Nee, sondern er hat halt Beinprothesen und es interessiert einen Scheiß, warum er die hat. Weil Menschen einfach manchmal Beinprothesen haben. Und da ist die Geschichte auch schon wieder vorbei. Und das finde ich so wertvoll. Und das hat mir so viel beigebracht mit einem Schlag. Weil ich natürlich als Storywriter die ganze Zeit gedacht habe, okay, das muss ja einen Grund haben. Der schraubt jetzt irgendwann ab, dann nimmt er die und haut jemanden über den Hügel oder ist der einzige, der dessen Füße magnetisch sind und der kann da hochklettern oder irgendwas. Nein, nein, fand ich sowas von großartig.
01:45:09,698 –> 01:45:21,618 [Raul Krauthausen]
Und ich hätte richtig Bock, da mal ein Comedy Bit zu machen über diese Awkwardness der Nichtbehinderten. Ich glaube, das ist tatsächlich witzig.
01:45:21,618 –> 01:45:28,558 [Speaker 2]
Wenn du Lust hast, mal als Hörspielsprecher einfach in Ghostitter aufzutreten und wir das tatsächlich so spielen, dass du
01:45:28,558 –> 01:45:40,818 [Speaker 2]
vielleicht also mit einem anderen Namen, weil alle Leute ja fiktionalisiert sind in Ghostitter, aber in deiner, mit deiner Behinderung und den Dingen, denen, die dich behindern, mal mitspielen willst, dann lass uns das doch einfach mal machen.
01:45:40,818 –> 01:45:42,618 [Raul Krauthausen]
Ja, hätte ich Lust drauf. Könnten wir wirklich mal machen.
01:45:42,618 –> 01:45:52,458 [Speaker 2]
Ja, da musst du mir halt dann helfen, dass ich die richtigen Worte finde. Ich kann da nur was vorschlagen und du kannst dann sagen, ja, jetzt bin ich halt offended,
01:45:52,458 –> 01:46:11,697 [Speaker 2]
aber lass uns das mal machen. Das versuche ich. Ich versuche es mal, ich schick dir mal was und dann sagst du, ob du da Bock drauf hast oder andersrum, was man daran verbessern könnte, damit du Bock drauf hast. Und dann bauen wir dich einfach mal als einen Character da ein und gucken mal, ob man da ganz, ganz durch die Hintertür ein paar Dinge vermitteln kann. Super.
01:46:11,697 –> 01:46:28,378 [Raul Krauthausen]
Das wäre schon gewohnt. Weißt du, was ich heute wirklich aktiv mitnehme und wahrscheinlich jetzt die nächsten Wochen Tinitus keine Ahnung darauf drüber rumdenken werde. Diese Idee, wie kriegen wir in die Unterhaltung,
01:46:28,378 –> 01:46:40,498 [Raul Krauthausen]
diese progressiven Themen, die progressiven Themen vermittelt mit Rückgrat, ohne dass man dann nach drei Folgen zurückrudert und irgendwie dann eine Pressemitteilung verschicken muss, weil alles nicht so gemeint war.
01:46:40,498 –> 01:46:41,398 [Speaker 2]
Genau das muss man.
01:46:41,398 –> 01:46:42,818 [Raul Krauthausen]
Es war genau so gemeint.
01:46:42,818 –> 01:46:43,818 [Speaker 2]
Es war genau so gemeint.
01:46:43,858 –> 01:46:51,838 [Raul Krauthausen]
Gucken willst, dann guckst dich jemand verpflichtet. Nein, es sind keine Zwangsgebühren, bla bla bla, sondern einfach so, halt das jetzt einfach mal aus.
01:46:51,838 –> 01:47:13,698 [Speaker 2]
Halt das einfach aus. Ein gutes Beispiel. Meine Frau erzählt mir täglich von Grace Anatomy, die sagt, da sind ganz viele solche Themen immer wieder, also von Diversity über, auch bei Covid und Co. Und Rückgrat und Nazis und bla, die ist da sehr, sehr, sehr, sehr beeindruckt davon, wie die es schaffen, genau das nämlich zu tun. Und ich bin mir sicher, dass da nicht nur
01:47:13,698 –> 01:47:29,498 [Speaker 2]
links grün versiffte Amerikanerinnen zuschauen, sondern ich bin mir auch sicher, dass das auch ein paar andere Leute erreichen. Und ich glaube, das ist ein Weg. Der Alexander Raschka sagt ja immer, das eine tun, das andere nicht lassen. Das ist nicht der Weg, aber es ist zumindest einer, den ich bedienen kann.
01:47:29,498 –> 01:47:41,918 [Raul Krauthausen]
Aber gerade das ist halt in der Vielfalt der Podcast Folgen, die wir hier schon produziert haben, tatsächlich für mich zumindest ein sehr neuer Gedanke, weil wir uns auch in dieser
01:47:41,918 –> 01:47:47,798 [Raul Krauthausen]
progressiven Welt vielleicht auch ein bisschen in der Empörung
01:47:47,798 –> 01:47:50,038 [Raul Krauthausen]
auch bequem gemacht haben und so.
01:47:50,038 –> 01:47:55,838 [Speaker 2]
Ja, die schadet nichts. Ich finde, man sollte empört bleiben, weil es wäre echt ein Problem, wenn wir nichts mehr spüren.
01:47:55,838 –> 01:48:01,237 [Raul Krauthausen]
Aber wenn daraus nichts folgt, wenn daraus wir nicht anfangen, uns zu überlegen, was machen wir jetzt damit?
01:48:01,238 –> 01:48:56,138 [Speaker 2]
Ja, ich bin nicht so, ich bin nicht so strategisch, nicht so bewandert wie viele andere Menschen, aber das ist halt dieses eine Ding, wo ich jetzt drauf rumreite, weil ich das für mich erkannt habe. Und jetzt tu ich natürlich so, als wäre das die geilste Idee der Welt, aber ich glaube, es funktioniert. Und ich kann auch sagen, dass mit unseren Livestreams am Dienstag, jetzt ja, seit neuestem heißt es Laberfeuer, weil es ein Nachsitzen, eine Sendung gab, die Nachsitzen heißt, haben wir es unbenannt in Laberfeuer. Da machen wir es ja auch mit Unterhaltung, wie du ja selber mitgekriegt hast. Wir machen Witze, wir versuchen, das schwungvoll zu gestalten, wir versuchen, den Chat mit einzubinden. Das ist unterhaltungs ein unterhaltungsbasierter Anspruch, den wir haben, mit dem wir aber versuchen, Wissen zu vermitteln. Und es also die Podcast Version wird in vier Wochen 30000 mal gehört. Das ist für uns relativ viel und da merken wir, dass wir schon irgendwie auf eine Art einen ein bisschen einen Impact haben
01:48:56,138 –> 01:49:18,398 [Speaker 2]
mit dieser Idee, es unterhaltsam zu gestalten. Also was nicht funktioniert, ist Frontalunterricht. Ich glaube, da sind wir uns einig. Sagen wir es mal so und je weniger Frontalunterricht und bare Wissensvermittlung es ist, desto mehr Leute erreicht man. Und wenn man es dann auch in Unterhaltung einbettet, sodass es erstmal keiner merkt. Sneaky. Vielleicht ist das eine der vielen Lösungsansätze, die es gibt.
01:49:18,398 –> 01:49:24,938 [Raul Krauthausen]
Was auch nicht funktioniert. Und das musst du mir erklären, warum die Deutschen sich da drin so schwer tun.
01:49:24,938 –> 01:49:27,118 [Raul Krauthausen]
Fantasy Film.
01:49:27,118 –> 01:49:33,758 [Speaker 2]
Tun sie gar nicht. Es gibt ganz großartige und vor allem auch progressive, in dem Fall Fantasy Autorinnen Literatur.
01:49:33,758 –> 01:49:35,018 [Raul Krauthausen]
Genau. Aber nicht Filme.
01:49:35,018 –> 01:50:00,229 [Speaker 2]
Nee, das hat aber auch was mit Geld zu tun. Muss man ganz banal sagen. Es ist irre teuer. Fantasy zu produzieren ist schweineteuer oder sieht scheiße aus, weil du brauchst Geld. So wie Science Fiction ist. Ja, du brauchst Geld, damit es gut aussieht. Und um Geld zu investieren, brauchst du einen Erfolg. Und bevor nicht.Also damit du auch so einen Effekt hast von wegen, ah, ja, wenn die das machen, dann machen wir das auch.
01:50:00,230 –> 01:50:00,609 [Raul Krauthausen]
Mhm.
01:50:00,610 –> 01:50:12,109 [Speaker 2]
Das– Ne? Also wenn jetzt Marah und der Feuerbringer durch die Decke gegangen wäre und einer der erfolgreichsten Filme aller Zeiten, dann hättest du danach wahnsinnig viele Fantasy-Filme im Young Adult Format gesehen. War halt nicht so.
01:50:12,110 –> 01:50:17,430 [Raul Krauthausen]
Was ich total geil fand, David, dass du erzählt hast, dass ihr dann irgendwann in so ’n Village gefahren seid von-
01:50:17,430 –> 01:50:17,710 [Speaker 2]
Mhm.
01:50:17,710 –> 01:50:22,269 [Raul Krauthausen]
-von Leuten, die das halt Cosplay-mäßig spielen.
01:50:22,269 –> 01:50:22,530 [Speaker 2]
Ja.
01:50:22,530 –> 01:50:43,210 [Raul Krauthausen]
Einfach und, und man dann letztendlich auch diese Frage, „Haben wir genug Kostüme“, dann irgendwie auch bearbeitet wurde, ja. Wir haben halt alle Kostüme. Ja. Was hast du denn von diesem Produktions- äh, äh, -verfahren gelernt, was du, wenn du es selber gemacht hättest, nicht hinbekommen würdest?
01:50:43,210 –> 01:51:56,510 [Speaker 2]
[lacht] Also ich hab schon gelernt, dass es immer hilft, wenn man in allen Departments Leute hat, die Bock haben. Ne? Also wenn es einfach nur Leute Dienst nach Vorschrift machen, kannst du etwas, vor allem wo das Budget knapp ist und wo du eine Vision hast, nicht umsetzen. Das geht einfach nicht. Du brauchst Leute, die Bock haben. Und ich hatte halt bei Marah und der Feuerbringer die Herausforderung, dass wir einen Mittelaltermarkt bevölkern mussten, ohne Geld für einen Mittelaltermarkt zu haben und dass wir, äh, irgendwie achtzig Leute brauchten, die vor einem, äh, Lindwurm davonlaufen, der nicht zu sehen ist. Und natürlich habe ich dann gesagt, „Moment mal, Leute, die LARP betreiben“, also Live Action Roleplay, „die sind es gewöhnt, vor Dingen wegzulaufen, die nicht wirklich da sind. Für die ist der Drache da“. Ja? Und Fantasyfans und Co. Und dann habe ich halt zu den Leuten, die ich Kontakt hatte, Kontakt aufgenommen und hab dann gesagt, „Hört mal, bitte, würdet ihr bei uns mitmachen? Wir geben euch so viel Geld, wie wir haben. Es ist jetzt nicht, dass ihr umsonst kommen müsst. Ihr kriegt dieselbe Verpflegung wie die Stars. Ähm, wir versuchen, das alle gemeinschaftlich zu machen, [lachend] aber bitte bringt auch eure Kostüme mit“. [lacht] Und das war der Oberknaller. Das hat so Spaß gemacht und wir haben das immer wieder gemacht. Die Bernd das Boot Nachtschleife zum Thema Nerdisom.
01:51:56,510 –> 01:51:56,650 [Raul Krauthausen]
Ja.
01:51:56,650 –> 01:52:29,010 [Speaker 2]
Das sind alles Leute, auch aus dieser Bubble. Die Kostüme, die du da siehst, die die Leute anhaben bei dieser Nerd-Party, sind ihre eigenen Kostüme, alle. Und das hat richtig Spaß gemacht. Und wenn es dann mal eine Produktion gibt, wo ich richtig Budget habe, dann bekommen diese Menschen auch richtig, richtig Geld, so wie jede andere Person auch. Ähm, es ist halt immer so, dass ich relativ offen bin und sag, „Ich habe es nicht. Wenn du jetzt da nicht kommen willst, finde ich das total in Ordnung. Bitte sag’s, äh, offen. Wenn du aber Bock hast, kann ich dir sagen, wir werden sehr, sehr viel Spaß haben und ich werde den Rest meines Lebens dankbar sein“. Ja.
01:52:29,090 –> 01:52:31,130 [Raul Krauthausen]
Und diese Energie spürt man dann auch.
01:52:31,130 –> 01:52:42,309 [Speaker 2]
Aber wie. Ey, ohne Scheiß, diese Szenen, wo die Leute auf dem Mittelaltermarkt vor dem Lindwurm davonlaufen, das ist so geil gespielt von diesen Leuten. Das sind ja jetzt per se erst mal keine SchauspielerInnen gewesen.
01:52:42,309 –> 01:52:42,930 [Raul Krauthausen]
Mhm.
01:52:42,930 –> 01:53:04,870 [Speaker 2]
Großartig. Ganz toll. Wir hatten nur eine einzige Person, wo wir die Augen, ähm, mal, äh, nach links versetzen mussten mit Visual Effects, weil sie einmal in die falsche Richtung geguckt hat in ’ner, äh, ziemlich nahen Aufnahme. Alles andere war perfekt. Das kannst du nicht besser machen. Und ich sage dir, das hättest du mit normalen bezahlten StatistInnen so nicht hinbekommen. Es war der Knaller.
01:53:04,870 –> 01:53:09,390 [Raul Krauthausen]
Und gibt es ’ne Fan-Entscheidung, die, äh, dein Drehbuch besser gemacht hat?
01:53:09,390 –> 01:53:17,210 [Speaker 2]
Ähm, ich bin ja ein Alleinschreiber eigentlich. Insofern kann ich dann nur sagen, ähm, also ich bin kein Gremiumsschreiber, ich kann auch keinen Writer’s room.
01:53:17,210 –> 01:53:17,510 [Raul Krauthausen]
Mhm.
01:53:17,510 –> 01:54:19,600 [Speaker 2]
Ich kann mit, äh, Leuten zusammenarbeiten, indem ich ihnen was schicke. Sie lesen es, überarbeiten’s, schicken’s zurück. Das kann ich, aber ich kann nicht mit Leuten das zusammen machen, weil dann die Stimmen in meinem Kopf- Mhm. -verstummen. Ähm, aber es ist jetzt mittlerweile so, da Ghost Sitter und dieses Marvel schon so komplex geworden ist, dass ich, wenn meine Frau das Lektorat gemacht hat, nehme ich das Skript und schicke es an ausgewählte Leute aus dem Fan, aus der Fan Bubble, der Ghost Sitter Fans und sag, „Lest es. Fällt euch irgendwas auf, wo ihr das Gefühl habt, das stimmt jetzt nicht?“ Und da geht’s jetzt nicht darum, find ich die Gags lustig oder so, sondern da sagt jemand, „Du, ich glaube, Mimi, das Gespenst, die ist so und so viel Jahre alt. Das kann also nicht sein, dass sie das und das und das“. Und das sagen die mir dann und dann ändern wir das. Und das könnte ich nicht alleine, das geht gar nicht. Und die Fans haben jetzt auch ’ne Timeline erstellt. Das muss man sich mal vorstellen. Die haben eine Timeline erstellt aus den ganzen Informationen und da kann jetzt ich auf die Timeline klicken, auf die Fan erstellte Timeline und kann sagen, „Ah, verstehe, da, ah, Dada ist so und so alt. Ach so, die ist ja da und da geboren. Ah, Moment mal“. Das ist so geil. Das, deswegen-
01:54:19,600 –> 01:54:21,470 [Raul Krauthausen]
Das ist natürlich auch für ’ne große Hilfe für dich.
01:54:21,470 –> 01:54:37,390 [Speaker 2]
Das ist so eine große Hilfe. Darum guck ich auch immer, wo gibt’s denn irgendwas, wo ich mal was für die machen kann? Wo gibt’s was, ’ne Nettigkeit, wo kann ich’s erwähnen, wie jetzt hier zum Beispiel. Diese Leute, die sind einfach die gr– die, die allergrößten. Das Beste, was mir jemals hätte passieren können in dem Bereich. Hammer.
01:54:37,390 –> 01:54:47,790 [Raul Krauthausen]
Also wenn man, da könnte man wahrscheinlich super viel draus lernen. Das hast du auch schon, ähm, erzählt jetzt mit, äh, dem Thema Sensitivity Reading, wenn man die Community fragt, egal welche Community.
01:54:47,790 –> 01:54:55,989 [Speaker 2]
Ja, und ich glaube, es kommt schon darauf an, also was ich nicht mache, ist, dass ich mit denen zusammen Geschichten entwickeln würde. Ich muss das alleine machen, ich will das alleine machen.
01:54:55,990 –> 01:54:56,410 [Raul Krauthausen]
Mhm.
01:54:56,410 –> 01:55:00,720 [Speaker 2]
Und wenn mir jemand ’ne Idee schickt, lese ich sie nicht. Das hat aber auch rechtliche Gründe.
01:55:00,720 –> 01:55:00,750 [Raul Krauthausen]
Mhm.
01:55:00,750 –> 01:55:08,299 [Speaker 2]
Wenn ich irgendeine Ghostshitter-Geschichte schreibe und fünf Jahre später kriege ich ’n Brief von ‚em Anwalt, von irgendwem, der sagt, „Ja, also die Idee, dass die da im Boden versinken-„
01:55:08,299 –> 01:55:08,299 [Raul Krauthausen]
Mhm.
01:55:08,299 –> 01:55:17,070 [Speaker 2]
„das hat ihnen die Dings geschickt“. Das geht natürlich auf keinen Fall. Und das ist ja so wie bei KI. Der Teil, der mir Spaß macht, ist, mir die Geschichten einfallen zu lassen.
01:55:17,070 –> 01:55:17,150 [Raul Krauthausen]
Mhm.
01:55:17,150 –> 01:55:49,990 [Speaker 2]
Das werde ich mir auch von der KI nicht wegnehmen lassen, aber das möchte ich ehrlich gesagt auch den Fans nicht überlassen. Das ist der Part, wo ich die Fans überraschen möchte, wo ich denen meine Kreativität hinstellen möchte und sag, „Schaut mal, ich möchte euch gerne mit meinen Ideen unterhalten“. Das nicht, aber bei dem ganzen, bei dem, was so der klassische– dieses Reinnerden, was, was Leute halt einfach viel besser können als ich, da sind die eine große Hilfe und ich kann einfach sagen, ohne die Fans könnte das nicht so bestehen. Das wäre deutlich schlechter, wenn diese Leute nicht da wären. Viel schlechter.
01:55:49,990 –> 01:56:08,662 [Raul Krauthausen]
Du hast vorhin gesagt, es gibt kein viertes Mara-Buch aktuell, weil du so viel schreibst und so viel zu tun hast. Ähm, wenn du jetzt aber ein Projekt-Oder hast du ein Projekt im Auge, das du unbedingt oder schon lange machen willst, dich aber bisher noch nicht rangedauert hast?
01:56:08,662 –> 01:56:55,062 [Speaker 2]
Ja, aber das mache ich jetzt. [lachen] Also das machen wir jetzt demnächst. Das ist in Zusammenarbeit mit einer großen Fantasy-Größe aus dem deutschsprachigen Raum, äh, mit der wir immer schon arbeiten wollen, werden wir arbeiten und da eine Streaming-Serie entwickeln. Und die ist dann nicht von mir. Da bin ich nur in Anführungsstrichen Showrunner oder zusammen mit meiner Frau nur in Anführungsstrichen Autor, Autorin. Ähm, und das ist großartig. Und auf der anderen Seite, ich habe auch– Wir schreiben ja auch die Geschichten fürs Pummeleinhorn. [kichern] Pummeleinhorn, googelt das mal, sehr lustig. Und da schreibt jetzt Norman Köster, der Co-Bernders-Brot-Erfinder, statt mir, äh, die Scripts dafür und macht das ganz wunderbar. So ist– Ich bin schon in der Lage, Sachen abzugeben, aber es gibt son paar Sachen, die muss ich machen, solange ich noch kann.
01:56:55,062 –> 01:56:58,302 [Raul Krauthausen]
Aber irgendetwas, was du unbedingt noch erreichen möchtest?
01:56:58,302 –> 01:57:08,422 [Speaker 2]
Ähm, ja, ich möchte halt schon gerne, dass, äh, es zum Beispiel mal ’nen Ghostseter-Film oder ’ne Ghostsetter-Serie gibt, die dann auch erfolgreich ist.
01:57:08,422 –> 01:57:08,842 [Raul Krauthausen]
Mhm.
01:57:08,842 –> 01:57:20,501 [Speaker 2]
Und ich nicht wieder von vorne anfangen muss. Ich würde mal sagen, das, was ich mir wünsche, ist eigentlich, dass ich aus dem Hamsterrad mal rauskomme. Denn ich muss ja, wie ich eingangs schon erwähnt hatte, so viel schreiben, damit
01:57:20,501 –> 01:57:51,362 [Speaker 2]
der, der Laden hier am Laufen bleibt. Und wenn das halt mal irgendwann so wäre, dass etwas so erfolgreich ist, dass ein gewisses Polster da ist und nicht ich, ich dauernd in dem Hamsterrad laufen muss und man dann auch mal sagen kann: „So, lass uns jetzt mal überlegen, wär’s nicht schön, wenn ich jetzt mal ’n Jahr Pause mache, um Mara zu schreiben? Das ist ehrlich gesagt, was ich mir wünsche. Und dazu brauche ich einen wirklich substanziell großen dauerhaften Erfolg, der na ja, der halt auch das abwirft, was ein Erfolg abwirft.
01:57:51,362 –> 01:57:52,462 [Raul Krauthausen]
Merkst du Ermüdung?
01:57:52,462 –> 01:57:53,942 [Speaker 2]
Ja, aber körperlich halt.
01:57:53,942 –> 01:57:54,222 [Raul Krauthausen]
Ja?
01:57:54,222 –> 01:57:56,962 [Speaker 2]
Nicht kreativ, aber körperlich merke ich definitiv Ermüdung.
01:57:56,962 –> 01:57:59,142 [Raul Krauthausen]
Das heißt, du brauchst dieses Jahr Pause mal?
01:57:59,142 –> 01:58:15,562 [Speaker 2]
Ja, oder mal einfach, äh, wieder etwas nur ausschließlich deswegen tun, weil ich es gerne möchte. Das wäre schon, ist schon sehr erstrebenswert, aber ich weiß, dass das Leiden auf hohem Niveau ist, denn das, was ich tue, ist eigentlich auch mein Hobby zugleich. Insofern ist das schon okay so.
01:58:15,562 –> 01:58:18,182 [Raul Krauthausen]
Die Aufzugtür geht, äh, gleich auf.
01:58:18,182 –> 01:58:23,121 [Speaker 2]
Ja, dann, äh, muss ich aussteigen oder wir fahren noch mal einmal rum. Aber, äh, ja.
01:58:23,121 –> 01:58:25,102 [Raul Krauthausen]
Aber ich habe noch zwei Fragen übrig.
01:58:25,102 –> 01:58:28,282 [Speaker 2]
Na okay, hau raus.
01:58:28,342 –> 01:58:49,462 [Raul Krauthausen]
Oder vielleicht ’n paar mehr, aber eigentlich sind’s nur zwei. Bei Star Trek ist es ja so, dass der Aufzug immer so lange fährt, wie der Dialog ist. [kichern] So ist es hier bei uns nämlich auch. Ähm, aber die erste Frage ist: Hast du eine Organisation oder einen Literaturtipp, einen Filmtipp, einen Menschen, was auch immer, ein Projekt, dass du unseren HörerInnen gerne empfehlen möchtest?
01:58:49,462 –> 01:59:11,882 [Speaker 2]
Ich empfehle das Buch The Power of Know von Dana Buchtzig. Mhm. Das hat unter anderem auch ’n ganz großen Vorteil, äh, dass es einen, äh, apple-artigen Schalter auf dem Cover hat, wo ich die ganze Zeit umschalten will, was ich sehr lustig finde. Also das möchte ich dringend empfehlen. Das finde ich wirklich großartig. Und ich empfehle, wenn man das ein bisschen Geld übrig hat,
01:59:11,882 –> 01:59:20,942 [Speaker 2]
fünfzig Cent, zwei fünfzig, was auch immer, gibt es zwei Dinge, äh, die mir am Herzen liegen. Zum einen würde ich mich freuen, wenn die Leute den Hoxilla-Podcast unterstützen-
01:59:20,942 –> 01:59:21,232 [Raul Krauthausen]
Mhm.
01:59:21,232 –> 01:59:34,982 [Speaker 2]
-denn das ist tatsächlich so, dass die, ich glaube, so knapp fünf Prozent der Hoxilla-HörerInnen zahlen irgendwie fünfzig Cent oder zwei Euro oder irgendwie sowas, damit alle anderen, fünfundneunzig Prozent das umsonst hören können.
01:59:34,982 –> 01:59:35,742 [Raul Krauthausen]
Mhm.
01:59:35,742 –> 02:00:02,772 [Speaker 2]
Und werbefrei. Und, äh, darum freue ich mich einfach immer, wenn, äh, ich es hinkriege, dafür Werbung zu machen und Leute, die den Podcast hören, sich überlegen: „Komm, vielleicht mache ich da einmal irgendwie ’ne kleine Donation or, wenn man wirklich Geld übrig hat, vielleicht sogar ’n Dauerauftrag oder was auch immer über, äh, äh, die Möglichkeiten, die, ähm, Huxilla auf seiner Page bietet. Und das andere ist das Aula-Projekt von Marina Weisband, was mir sehr am Herzen liegt-
02:00:02,772 –> 02:00:02,772 [Raul Krauthausen]
Oh ja.
02:00:02,772 –> 02:00:24,522 [Speaker 2]
-weil wir da, oder nein, wir, also Marina mit ihrem Team, genau da anpackt, wo wir wirklich noch ’ne Chance haben, nämlich den jungen Menschen Selbstwirksamkeit, kritisches Denken und ja, also vor allem Selbstwirksamkeit klarzumachen und wie so was eigentlich wirklich funktioniert und dass man tatsächlich was ausrichten kann. Ich finde, das Aula-Projekt, findet ihr unter aula.de, ist eins der
02:00:24,522 –> 02:00:31,922 [Speaker 2]
aussichtsreichsten, schlausten und best investiertesten Projekte, die ich jemals gesehen habe. Also: Do it.
02:00:31,922 –> 02:00:38,282 [Raul Krauthausen]
Und die letzte Frage: Wenn die Aufzugtür jetzt aufgeht, wo geht’s für dich heute weiter?
02:00:38,282 –> 02:00:49,581 [Speaker 2]
Ähm, jetzt nicht an den Schreibtisch tatsächlich, tatsächlich, weil, äh, wir erfreulicherweise sehr lang sehr angeregt gesprochen haben. Ähm,
02:00:49,581 –> 02:01:13,242 [Speaker 2]
danach aber, nach dem Termin, den ich jetzt, äh, äh, gleich habe, wird es, äh, wieder an den Schreibtisch gehen und ich schreibe heute endlich diese Ghostsetter-Folge zu Ende. Bin auf Seite neunzig, ich brauche noch zwanzig Seiten. Ich brauche nur noch das Finale auszubauen und dann hab ich diese Folge endlich hinter mir und dann kann ich sie meiner Frau geben und danach geht sie zu den Fans und ich hoffe, die finden das gut.
02:01:13,242 –> 02:01:17,652 [Raul Krauthausen]
Da wünsch ich dir ganz viel Erfolg und dass du nicht allzu lange noch daran arbeiten musst.
02:01:17,652 –> 02:01:18,581 [Speaker 2]
Das wünske ich mir auch.
02:01:18,581 –> 02:01:20,782 [Raul Krauthausen]
Und früh ins Bett kommst. [kichern]
02:01:20,782 –> 02:01:32,382 [Speaker 2]
Das, äh, könnte vielleicht sein, ja. Vielen, vielen Dank. Das war ein wirklich wunder-, wunderbares Gespräch, äh, und schade, dass, äh, der Aufzug, äh, nicht länger hängen geblieben ist.
02:01:32,382 –> 02:01:35,241 [Raul Krauthausen]
Das nächste Mal fahren wir wieder nach unten. [lachen]
02:01:35,242 –> 02:01:37,361 [Speaker 2]
Genau, stimmt. Okay.
02:01:37,362 –> 02:01:39,501 [Raul Krauthausen]
Danke, dass du da warst. Hat mich sehr gefreut.
02:01:39,501 –> 02:01:40,842 [Speaker 2]
Ebenso. Tschüss.
02:01:40,842 –> 02:01:52,681 [Raul Krauthausen]
Ciao. Danke fürs Mitfahren. Wenn ihr mögt und euch diese Folge Spaß gemacht hat, bewertet diese Folge bei Apple Podcast, Spotify oder wo auch immer ihr zuhört.
02:01:52,682 –> 02:02:03,322 [Raul Krauthausen]
Alle Links zur Folge, sowie die Menschen, die mich bei diesem Podcast unterstützten, findet ihr in den Show Notes. Schaut da gerne mal rein.
02:02:03,322 –> 02:02:18,202 [Raul Krauthausen]
Wenn ihr meine Arbeit unterstützen möchtet, würde ich mich freuen, euch bei Steady zu begrüßen. Mit einer Steady-Mitgliedschaft bekommt ihr exklusive Updates von mir und die Gelegenheit, mich zweimal im Jahr persönlich zu treffen.
02:02:18,262 –> 02:02:28,242 [Raul Krauthausen]
Im Aufzug ist eine Produktion von Schönlein Media. Ich freue mich auf das nächste Mal, hier Im Aufzug.
02:02:31,422 –> 02:02:33,732 [Raul Krauthausen]
[Musik]
02:02:33,732 –> 02:03:10,862 [Schindler]
Diese Folge wurde dir präsentiert von Schindler. Am Anfang der Folge haben wir uns gefragt, welcher Film fast vollständig in einem Aufzug spielt. Die Antwort: Abwärts aus dem Jahr 1984. Ein deutscher Thriller, in dem vier Menschen in einem steckengebliebenen Aufzug um ihr Leben kämpfen. Aber auch „Fahrstuhl zum Schafott“ und „Devil“ setzen den Aufzug als zentrales Element ein. Willst du auch mehr über Aufzüge erfahren? Dann steig bei uns ein. Unter schindler.de/karriere findest du viele Möglichkeiten, mit uns nach ganz oben zu fahren.
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Diese Folge wurde dir präsentiert von Schindler Aufzüge. Willst du noch mehr über Aufzüge erfahren und vielleicht mit uns ganz nach oben fahren, dann steig gern ein. Unter schindler.de/karriere findest du viele Möglichkeiten für Einsteiger und Senkrechtstarter.

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Dieser Podcast ist eine Produktion von Schønlein Media.
Produktion: Fabian Gieske , Tim Rodenkirchen
Schnitt und Post-Produktion: Tim Rodenkirchen
Coverart: Amadeus Fronk
