Im Aufzug mit Timon Krause

Wie wird man Mentalist?

Timon Krause hat mir mit seinem Besuch eine richtige Ehre erwiesen – denn eigentlich fährt er gar nicht Aufzug. Wir sprechen über bittersüße Opfer für die Karriere, warum er sich während Corona neu finden musste und philosophieren über eine Pudding-Pipeline.

Ich erfahre, wie er vom Eigenbrötler zu einem der bekanntesten Mentalisten Deutschlands wurde – und warum er seinen Beruf immer noch ein bisschen cringey findet. Timon lüftet sein peinlichstes Bühnenerlebnis und erzählt, wie es um die Frauenquote in der Zauberkunstwelt bestellt ist.

Meinen Pin hat er mir nicht entlockt, aber unsere gemeinsame Fahrt hat sich trotzdem ziemlich magisch angefühlt. Oder war das alles eine Illusion? Vorhang auf für Timon Krause.

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Raúl Krauthausen: Bevor es heute losgeht, du weißt sicher, was jetzt kommt. Wie immer der

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Dank an die Unterstützer*Innen Alexandra und Ingeborg. Vielen Dank für eure

Unterstützung. Und schon geht’s los. Timon Krause hat mir mit seinem Besuch eine richtige

Ehre erwiesen. Denn eigentlich fährt er gar nicht Aufzug. Wir sprechen über bittersüße Opfer

für die Karriere, nachdem er sich während Corona neu erfinden musste und wir

philosophieren über eine Puddingpipeline. Ich erfahre, wie er vom Eigenbröder zu einem der

bekanntesten Mentalisten Deutschlands wurde und warum er seinen Beruf immer noch ein

bisschen cringy findet. Timon lüftet sein peinlichstes Bühnenerlebnis und erzählt, wie es um

die Frauenquote in der Zauberkunstwelt bestellt ist. Meinen PIN für die Kreditkarte hat er mir

nicht entlockt. Aber unsere gemeinsame Fahrt hat sich trotzdem ziemlich magisch angefühlt.

Oder war das alles eine Illusion? Vorhang auf für Timon Krause. Die Tür geht auf und wer

kommt rein? Oh mein Gott, Timon Krause.

00:01:46.000

Timon Krause: Hallo.

00:01:47.000

Raúl Krauthausen: Muss man jetzt vor dir Angst haben?

00:01:48.000

Timon Krause: Nein, du brauchst überhaupt keine Angst vor mir zu haben. Es ist andersrum.

Die Tür geht auf und wer erwartet mich? Raul Krauthausen. Ich freue mich. Mega.

00:01:56.000

Raúl Krauthausen: Ja, ich war wirklich ganz schön aufgeregt heute. Nicht nur einen

Mentalisten zu treffen, sondern einfach mal so ein bisschen zu plaudern über diese verrückte

Welt der Zauberei, der Magie, des Code-Readings und so weiter. Weil mich David auch eine

gewisse Vergangenheit verbindet, was viele Leute hier gar nicht wissen. Aber dazu kommen

wir vielleicht später noch.2

00:02:19.000

Timon Krause: Mega spannend. Wusste ich wirklich auch nicht.

00:02:21.000

Raúl Krauthausen: Gibt es einen awkward moment, den du mal erlebt hast, in einem Aufzug?

00:02:26.000

Timon Krause: Tatsächlich wenig. Es gab sie bestimmt, aber wenig. Weil ich so eine

komische Idee in meinem Kopf habe, seit ich vor 10 Jahren mal mit meinen zwei besten

Freunden geinterrailed bin und wir da in unserem jugendlichen Überschwung entschieden

haben, dass wir ab jetzt nie wieder Rolltreppen oder Aufzüge nehmen, weil wir plötzlich den

Gedanken hatten, dass das die eine Sache ist, die uns bis ins Alter körperlich fit halten wird.

Einfach die Ausdauer bewahren wird, wenn wir immer nur Treppen laufen. Das habe ich aber

irgendwie durchgezogen seitdem. Ich bin also eigentlich nicht mehr so richtig in Aufzügen

unterwegs gewesen, wenn es sich vermeiden lässt.

00:03:03.000

Raúl Krauthausen: Und ab wann würdest du dann noch den Aufzug nehmen? Ab welcher

Stockwerk?

00:03:07.000

Timon Krause: Ab welchem Stockwerk würde ich doch einen Aufzug nehmen? Ich würde

mal sagen ab 10 Stockwerken oder so.

00:03:11.000

Raúl Krauthausen: Wow, okay, das ist viel.

00:03:14.000

Timon Krause: Ja, das ist, also wow ist das falsche Wort. Das ist ein komischer verquerer

Stolz, der eigentlich völlig missplatziert ist. Ich könnte auch einfach den Aufzug nehmen und

mir das Leben leichter machen.

00:03:23.000

Raúl Krauthausen: Wo bist du eigentlich aufgewachsen in welcher Stadt? Man ließt mal hier

Moers, mal Amsterdam, aber du bist viel unterwegs gewesen.3

00:03:31.000

Timon Krause: Ja, ich bin geboren in Moers tatsächlich in einem Krankenhaus. Ich weiß nicht

mehr in welchem. Es gibt irgendwie zwei und immer wenn Leute hören, dass ich in Moers

geboren bin, wollen die wissen, welches von beiden. Und ich weiß es nicht. Hab dann in

Duisburg gelebt irgendwie ein halbes Jahr, dann in Haldern und aber aufgewachsen bin ich in

Anhold. Das ist ein Stadtteil von Iffelburg, aber es ist wichtig, spezifisch das Anhold zu

benennen, sonst kriege ich Ärger von meinen Heimatleuten. Das ist sehr wichtig, dass es nicht

Iffelburg ist, sondern Anhold. Auch wenn wir nur so 2000 Leute haben und habe dann 10

Jahre in Amtserdam gewohnt um zu studieren.

00:04:01.000

Raúl Krauthausen: Und wo bist du zur Schule gegangen? In Anhold dann?

00:04:05.000

Timon Krause: Genau, erst in Anhold und dann in Bocholt. Da bin ich auf das bischöfliche

St.Josef-Gymnasium gegangen. Das ist also so eine katholisch-kirchlich finanzierte Schule.

Das bedeutet, wir haben da dann auch jeden Morgen beten müssen und hatten quasi

Pflichtweise Religionsunterricht bis zum Abi. Das war die Schule, wo ich dann weiterhin

gegangen bin. Und dann bin ich irgendwann eben in Amsterdam gewesen und jetzt nach

Berlin gezogen. Als Wahlberliner, genau wie du. Ich weiß gar nicht, ob du Wahlberliner bist

oder einfach Berliner Berliner.

00:04:32.000

Raúl Krauthausen: Also meine Eltern haben mich mitgenommen, aber ich hatte keine Wahl

als Kind.

00:04:35.000

Timon Krause: Okay. Ja, jetzt also hier.

00:04:39.000

Raúl Krauthausen: Und wie war deine Schulzeit so?

00:04:42.000

Timon Krause: Schulzeit war, ich glaube, relativ gewöhnlich unaufregend. Es gibt so ein paar

Momente, die rausstechen. Ich habe mal irgendwann einen Mentalistentrick aufgeführt, der

damit mit der Idee gespielt hat von Stigmata. Also von den Wunden Jesu, die er angeblich auf4

seine Hand bekommen hat. Und das ist so ein religiöses Ding, dass angeblich sehr spirituelle

Menschen, wenn die dann ganz lange meditieren, dass sie dann Stigmata bekommen. Dass sie

also diese Wundmale auch an den Händen bekommen. Ich habe einen Mentalistentrick

damals in der 10. Klasse oder so erfunden, bei dem ich diese Stigmata am Arm bekomme und

diese Stigmata dann aber die Form einer gedachten Spielkarte formen. Und ich blute also am

Arm, aber es ist die Spielkarte. Und ich fand das extrem witzig damals. Und ich habe das

dann auf dem Schulhof aufgeführt. Und meine Religionslehrerin hat das gesehen und fand das

gar nicht witzig. Und das war das eine Mal, dass ich dann tatsächlich zur Strafe zum

Schulrektor geschickt wurde, weil ich Stigmata auf dem Schulhof gemacht habe.

00:05:37.000

Raúl Krauthausen: Blasphämie, Gotteslästerung.

00:05:41.000

Timon Krause: Ich habe das vorgesprochen, sie fand das nicht schlimm. Sie fand es in

Ordnung.

00:05:44.000

Raúl Krauthausen: Und das heißt, mit 10 Jahren warst du schon auf der Idee unterwegs,

Mentalist, Zauberei, Karten-Tricks und so zu machen?

00:05:52.000

Timon Krause: 10. Klasse, 10. Klasse. In einem Jahr, ja,

00:05:55.000

Raúl Krauthausen: 10. Klasse.

00:05:56.000

Timon Krause: 16 oder so, genau. Ich habe glaube ich mit 14 angefangen. Beziehungsweise

ich habe mit 12 eine Hypnoseshow gesehen im Moviepark Bottrop.

00:06:02.000

Raúl Krauthausen: Live.

00:60:03.000

Timon Krause: Genau, live. So ein ganz klassisches Ding irgendwie. Also auch klassisch

dann in seiner ab und an mal etwaigen Billigkeit, das dann gesagt wird. Und jetzt seid ihr alle5

nackt und jetzt habt ihr Hummeln im Po und ihr müsst euch ganz fürchterlich kratzen. Und

jetzt müsst ihr irgendwie Verkehr mit den Stühlen haben. Aber es hat mich trotzdem so

extrem fasziniert. Vor allem dieser Moment, dass der Hypnoseur dann gesagt hat Schlaf. Und

diese Leute hatten diese viszerale körperliche Reaktion, wo sie komplett in sich

zusammenklappen. Und habe dann entschieden, dass ich gerne was in die Richtung zumindest

lernen möchte, wenn auch nicht beruflich machen möchte. Das kam später und das war aber

so der erste Berührungspunkt damit.

00:06:41.000

Raúl Krauthausen: Ich habe da gerade schon so kurz angeteast, dass ich auch als ich jünger

war, viel mit dem Thema zu tun hatte. Und zwar habe ich einen Cousin, der sehr viel

Leichtathletik hat. Und damals auch für Olympia trainierte und relativ weit war. Und der hatte

nebenbei als Hobby Zauberei. Und immer wenn er in Berlin war, der wohnt in Hannover, ist

er mit mir in diese Zaubergeschäfte gegangen, wo man Tricks kaufen konnte. Das gab einen

in Lichterfelde und es war super, wie so bei Harry Potter. Also so ganz verwinkelt und

verschnörkelt. Der Mann, der war halt auch Zauberer und konnte natürlich alle Tricks, die er

da verkauft hat. Und mein Cousin ist mega drauf abgegangen. Und warum ich das mit

Leichtathletik erzählt habe, war, dass er halt Disziplin hatte. Der konnte einfach sich zwingen,

diese Tricks zu üben. Und er hat sich alles selber beigebracht. Kartentricks, Bauchreden,

Jonglage und auch ein paar Mentalistentricks. Und dann haben wir uns natürlich viel mit,

keine Ahnung, mit David Copperfield beschäftigt und so weiter. Und dann irgendwann

gemerkt, dass jede Generation seinen oder ihren eigenen Zaubermeister hat. Also meine

Mutter hatte irgendwie Uri Geller.

00:08:00.000

Timon Krause: Übrigens ein sehr, sehr lieber Mann. Sehr komischer Typ irgendwie, so sehr

freakish. Aber ich habe ihn ein paar Mal auch privat getroffen, sehr lieb, so ein Opi irgendwie

mittlerweile, der mich dann immer zum Eis essen einlädt. In seinen Lieblingseisdielen, in Tel

Aviv und so. Aber ich habe dich unterbrochen, jede Generation hat ihren Zaubermeister, ihre

Zaubermeisterin.

00:08:18.000

Raúl Krauthausen: Oder ist doch so. Und dann noch irgendwie Siegfried und Roy. Und jetzt

gibt es diese zwei Brüder.6

00:08:24.000

Timon Krause: Die Ehrlich Brothers.

00:08:25.000

Raúl Krauthausen: Genau.

00:08:26.000

Timon Krause: Chris Angel gab es zwischendurch noch.

00:08:28.000

Raúl Krauthausen: Aber der war zu krass.

00:08:29.000

Timon Krause: Ich fand den auch zu krass, aber der war irgendwie, ich glaube für die

Generation Magierinnen vor mir war der das große Vorbild. Und wollten die alle so aussehen

wie David.

00:08:38.000

Raúl Krauthausen: Der hat Alice Cooper der Zaubererei.

00:08:40.000

Timon Krause: Ja, so in etwa. Ich glaube, das wollte er gerne sein. Ich habe leider aus vielen,

vielen Ecken gehört, dass er kein besonders lieber Mensch sei. Aber nichtsdestotrotz hat er ja

die Zaubererei dann irgendwie vor allem in Amerika eine Zeit lang sexy gemacht. Hatte

einfach was Neues draus gemacht. Genauso wie David Copperfield das gemacht hat, weil er

gesagt hat, wir tun weg mit dem Zylinder und mit dem Frack. Und machen das jetzt im Anzug

und machen das elegant so, wie es eben in seiner Zeit dann sexy war. Und ich glaube, so wird

sich das auch weiter durchsetzen.

00:09:07.000

Raúl Krauthausen: Und macht David Copperfield eigentlich noch Zaubererei?

00:09:10.000

Timon Krause: Der macht noch Zaubererei und die Story dahinter ist krass. Der ist jetzt, ich

glaube der ist 70 oder so. Der tritt in Las Vegas auf. Ich habe das Privileg gehabt, ihn vor ein

paar Jahren da mal live sehen zu können. Tritt in Las Vegas auf und der tritt jetzt noch sechs

oder sieben Tage die Woche auf. Ne, sieben Tage die Woche.7

00:09:24.000

Raúl Krauthausen: Die Woche?

00:09:25.000

Timon Krause: Mhm, sonntags zweimal. Und der Grund, den er in meinem Interview, ich

habe das nie vergessen, den er in meinem Interview gesagt hat, weil er gesagt hat, dass auch

David Copperfield ist der Künstler, der aus allen Künstlern, die es jemals gab, ever, in jedem

Kunstbereich die meisten Tickets ever verkauft hat. Mehr verkauft als Michael Jackson, mehr

als Madonna. Es ist scheißegal, wen du nennst, er hat die meisten Tickets, er hält den Rekord

verkauft. Und er tritt jetzt noch jede Woche auf, sieben Tage die Woche, zweimal sonntags

nach eigener Aussage, weil er sagt, er möchte den Rekord so weit ausbauen, dass niemals

irgendjemand jemals wieder diesen Rekord brechen kann. Das ist irgendwie seine Motivation

und damit tritt er jetzt noch auf.

00:10:06.000

Raúl Krauthausen: Das ist aber auch besessen.

00:10:08.000

Timon Krause: Das ist extrem besessen. Irgendwie auch natürlich sehr lustig, er soll auch sehr

freundlich sein, ich habe ihn nicht getroffen. Aber halt so eine krasse Ansage, dass du sagst,

naja ich bin 70, ich könnte jetzt auch einfach chillen, aber ich will das einfach niemals,

irgendjemand auch nur die kleinste Chance hat, diesen Rekord nochmal zu brechen. Ich ziehe

jetzt einfach durch.

00:10:25.000

Raúl Krauthausen: Gibt es unter den Zaubererinnen eigentlich so eine Art Gilde, also so ein

Club, wo man sich dann trifft? Ich meine Uri Geller trifft ja auch nicht jeder.

00:10:33.000

Timon Krause: Die gibt es, es gibt also Vereinigungen, in Deutschland ist das der Magische

Zirkel von Deutschland, der MZVD, der hat dann jeweils Ortszirkel, wo sich vor Ort eben

dann Menschen treffen, einmal im Monat und die Zauberei besprechen, das gibt es auch in

den Niederlanden, und dann gibt es Überverbände für Europa und für jeden Kontinent, und

dann wieder ein Überverband International Brotherhood of Magicians für die ganze Welt, und

die veranstalten dann auch Wettbewerbe, Weltmeisterschaften, Europameisterschaften,

Landesmeisterschaften usw.8

00:11:02.000

Raúl Krauthausen: Und da kommen auch die Ehrlich Brothers vorbei oder wie?

00:11:04.000

Timon Krause: Das weiß ich ehrlich gesagt nicht, weil ich da nicht so richtig aktiv bin in der

Szene. Ich halte mich da ganz bewusst raus, weil ich es nicht inspirierend finde, nicht weil da

keine guten Künstler*innen unterwegs sind, aber weil es zu nah an meinem Fach drin ist. Das

best case Szenario wäre, dass ich es mir angucke und es macht nichts mit mir, und das worst

case wäre, dass ich denke, das war so geil, ich will genau das machen. Und dann ist es halt so

der Inspirationsprozess irgendwie weg, darum bin ich da gar nicht in der Szene und treibe

mich lieber ein bisschen außerhalb davon rum und lass mich anderswo inspirieren. Aber ich

weiß, dass es diese Vereinigungen gibt.

00:11:37.000

Raúl Krauthausen: Aber du kaufst trotzdem die Bücher, weil du musst dich ja irgendwie

weiterbilden.

00:11:41.000

Timon Krause: Genau, du benennst es auch, es gibt halt Bücher in dem Bereich, die man dann

kaufen kann. Es ist glaube ich ein bisschen so wie Musik spielen oder Komponieren.

Irgendwann hast du die Basics drauf und kombinierst sie neu. Und ich bin mittlerweile auch

gar nicht mehr so dabei, mich in dem Fach weiterzubilden, sondern zu gucken, was kann ich

aus einem anderen Fach ran holen, was dann meine Shows noch mal origineller macht, was

mir das erlaubt, meinen künstlerischen Ausdruck genau dahin gehen zu gestalten, wo ich ihn

gerne hätte. Jetzt gehe ich nächsten Monat zu einem guten Freund für mich, der ist Freestyle-

Rapper, und der wird mir also für ein Act, den ich vorhabe, Freestyle-Rap beibringen. Und da

baue ich dann was auf die mentalistische Basis, die ich ohnehin dann schon kann, baue ich

dann aber was drauf auf und der Act wird dann wieder anders.

00:12:24.000

Raúl Krauthausen: Warst du schon als Kind oder Jugendlicher Fan von diesen, die Tricks der

größten Zauberer-Shows, von dem gruseligen Mann mit der Maske?

00:12:34.000

Timon Krause: Ja, die habe ich mir selbstverständlich alle angeschaut, die habe ich alle

gesehen. Dann The Next Uri Geller, The Next Uri Geller war, das war genau, das lief, als ich

12, 13, 14 war, glaube ich. Das war genau in der Zeit, als ich richtig angefangen habe, mich9

dafür zu interessieren, fand ich fantastisch, durfte ich jeden Freitag wahrscheinlich, durfte ich

aber immer wach bleiben und mir das ganze Ding dann angucken. Und bin dann auch in

Berlin unter anderem in diesen Zauberläden gewesen. Es gibt ja den Zauberkönig, gibt es

immer noch, das ist ein sehr schöner Alterzauberladen.

00:13:01.000

Raúl Krauthausen: Der in Wichterfelde, der ist der Zauberkönig?

00:13:04.000

Timon Krause: Der ist in Neukölln.

00:13:04.000

Raúl Krauthausen: Ah, Neukölln.

00:13:05.000

Timon Krause: Der ist in Neukölln, glaube ich. Vielleicht ist er umgezogen, das weiß ich

nicht. Jetzt ist er in Neukölln. Es gab die Magic Factory, gab es da mal. Hab dann aber leider

auch irgendwann gemerkt, dass die Zauberläden nicht unbedingt das Material mit sich führen,

was ich dann wieder für meine Kunst interessant finde, wo es in Richtung Cold Reading,

Statistik, Hypnose, Psychologie, Menschenkenntnis, Körpersprache reingeht. Und hab dann

eben das wieder sein lassen, was es ist. Aber vielleicht sind wir uns schon mal begegnet, kann

sein, vielleicht sind wir uns da über den Weg gelaufen.

00:13:34.000

Raúl Krauthausen: Also vielleicht, ich fände es super witzig, wenn das so gewesen wäre.

00:13:38.000

Timon Krause: Wir können behaupten, das wäre so gewesen, wir können sagen, in unserem

Kopf jetzt Retrospect, wie Redcon das, das war so.

00:13:44.000

Raúl Krauthausen: Genau, wir reden uns das einfach ein.

00:13:46.000

Timon Krause: Ja.

00:13:46.000

Raúl Krauthausen: Was haben denn deine Eltern dazu gesagt, dass du, sagen wir so frisch und10

so ein Hobby hast, das irgendwie auch ein bisschen cringy ist? Also meine Mutter war immer

ein bisschen besorgt, wenn zwei junge Jungs alleine zu diesem alten Mann in den

Untergeschoss gehen.

00:14:01.000

Timon Krause: Keller?

00:14:02.000

Raúl Krauthausen: Ja, in den Keller gehen. Also das ist schon auch irgendwie so, ich kann

meine Mutter verstehen, warum die dann immer gefragt hat, wie war es denn, was habt ihr

denn gemacht, ist der Mann nett zu euch und so.

00:14:11.000

Timon Krause: Hat er ja, hat er seinen Zauberstab gezeigt. Was hat er alles gemacht? Ja,

meine Eltern fanden das, glaube ich, okay eigentlich. Sie haben mich dann eine Zeit lang auch

zu so einem Ortzirkel gebracht. Das waren aber alles fürchterlich liebe Menschen tatsächlich,

die waren sehr harmlos, klingt so dispektierlich. Die waren aber, die haben überhaupt nicht

den Eindruck gemacht, dass sie irgendwie bösartig wären, waren alle sehr gutmütig. Ich finde

das Hobby selber immer noch cringy oder meinen Beruf mittlerweile, ich fand das cringy,

finde das immer noch cringy, man fragt, was machst du und ich muss sagen, ja ich bin

Mentalist oder ich bin Gedankenleser oder ich sag dann immer Bühnenkünstler lieber oder

Live-Künstler, weil sich das weniger schlimm anhört erstmal, weil ich Mentalist immer so,

das fühlt sich an, als würde ich versuchen cooler zu sein, als ich es eigentlich bin. Aber die

Eltern fanden es okay, sie haben halt gesagt, hab einen Plan B, hab einen Backup Plan, studier

was. Ich glaube, sie wollten damit eigentlich sagen, studier was in Anführungsstrichen

vernünftiges. Ich hab dann Philosophie studiert und dann haben sie die Hoffnung aufgegeben

und gesagt, versuch halt doch besser das Geld mit der Kunst zu verdienen, da hast du mehr

Chancen.

00:15:14.000

Raúl Krauthausen: Hast du Philosophie zu Ende studiert?

00:15:16.000

Timon Krause: Ja, also Master, kein Doktor, ich flirte immer mal damit hin, noch zu

promovieren und dann denke ich auch, es ist aber auch ganz geil ein Leben zu haben und

mach das doch nicht.11

00:15:26.000

Raúl Krauthausen: Ja, verstehe ich.

00:15:27.000

Timon Krause: Du bist in Richtung, du hattest was mit, was war es, was hast du studiert, ist es

Politik?

00:15:30.000

Raúl Krauthausen: Ne, Gesellschaft und Wirtschaftskommunikation, also Werbung.

00:15:34.000

Timon Krause: Gesellschaft und Wirtschaftskommunikation, geil.

00:15:35.000

Raúl Krauthausen: Genau, Werbung habe ich studiert. Das war, ja, also Werbung und Medien

war immer meine Welt und fand ich auch ganz spannend, aber Podcasts finde ich ehrlich

gesagt am spannendsten, weil man da irgendwie total frei auch miteinander ins Gespräch

kommen kann, es gibt keine Grenzen nach oben und unten und du kannst dich Leute einladen,

die du wirklich spannend findest und nicht, was eine Redaktion irgendwie groß braucht oder

will oder ein Sender. Und bei dieser Sendung, wo die Zaubertricks verraten werden, bei den

Tricks der größten Zauberer, ist das nicht aber auch eigentlich ganz schön, unloyal gegenüber

der Zauberei-Gilde, wenn man Tricks verrät?

00:16:15.000

Timon Krause: Ist es, glaube ich, zumindest wenn es nicht deine eigenen Tricks sind, also ich

glaube es gibt mittlerweile natürlich eine Reihe an Techniken und Tricks, die einfach so

Public Property sind quasi und auch Werke, die einfach einsehbar sind, wo du sagst, okay, das

ist so eine Basic Technik, die kann man überall finden, die können auch alle Leute lernen, das

ist völlig in Ordnung. Und dann gibt es aber auch Tricks und Illusionen anderer Kollegen und

Kolleginnen, die sie selber in harter Arbeit über viele Jahre entwickeln. Das gibt es ja richtig,

ein sehr guter Freund von mir, Willi Auerbach, der ist Illusionsdesigner, das bedeutet

Illusionistinnen gehen an ihn ran und sagen, ich würde gerne, keine Ahnung, ich würde gerne

fliegen unter diesen Konditionen, unter diesen Bedingungen, entwirft das bitte. Und dann

wird er dafür bezahlt, dass er dann sich ein paar Monate oder ein Jahr oder ein paar Wochen,

je nachdem, da ransetzt und diese Technik entwirft und entwickelt, damit die das umsetzen

können. Und das kostet halt viel Geld und viel Denkkraft und viel Talent, irgendwie auch

dann so denken zu können überhaupt. Und wenn du dann so eine Illusion nimmst und die12

natürlich im Fernsehen verrätst, nur für die, heutzutage würde man sagen für die Clicks,

damals eben für die Street Credibility, für die Publicity, dann ist es natürlich extrem unloyal,

weil du bei der Zauberrei beachten musst, dass die Kunst ja nicht nur von der Kunst lebt. Das

heißt, du kannst es nicht nur einfach covern, sondern dass sie auch vom Geheimnis lebt ein

Stück weit. Und da unterscheidet sie sich von anderen Kunstformen, weil es eben diesen

doppelten Boden gibt und geben muss, damit sie funktioniert. Und du kannst damit eben noch

mehr als in anderen Kunstformen jemandem sein Kunstwerk wirklich kaputt machen.

00:17:45.000

Raúl Krauthausen: Genau.

00:17:46.000

Timon Krause: Du kannst es klauen und du kannst es covern und du kannst es schlecht

covern, aber das tut dem Original keinen Abbruch. Und einen Zaubertrick kannst du klauen,

covern und dann offenbaren oder schlecht covern und dadurch offenbaren, weil Leute es für

sich durchschauen. Und das zerstört auch das Original Kunstwerk. Und das ist dann natürlich

extrem schade.

00:18:02.000

Raúl Krauthausen: Aber gibt es dann sowas wie Outcalling innerhalb der Szene?

00:18:05.000

Timon Krause: Ich glaube, also der Maskierte Magier war so ein bisschen vor meiner Zeit

auch, bevor ich da so richtig mich mit beschäftigt habe. Ich glaube, ich war da zehn oder so.

Ich meine mich aber zu erinnern, irgendwann noch einen Artikel gelesen zu haben, dass dann

irgendwann rauskam, wer der Mann in diesem Fall war. Ich meine, ein italienischer Magier,

weiß es nicht, man weiß auch den Namen nicht mehr. Und dass er dann aber zumindest aus

allen Vereinigungen rausgeschmissen wurde. Das würde ihm höchstwahrscheinlich relativ

egal gewesen sein. Ich weiß nicht, das hätte er vielleicht auch nicht gemacht, aber der wurde

rausgeschmissen. Und das war damals dann irgendwann ein mehr oder weniger großes

Skandal, rauszufinden, wer das war und ihn dann zu verstoßen.

00:18:41.000

Raúl Krauthausen: Das ist ja auch feige, ne? Mit Maske die Tricks separat.13

00:18:44.000

Timon Krause: Ja, na klar. Und es wäre ja was anderes, wenn David Copperfield hingehen

würde und sagen würde, hier sind meine Illusionen und jetzt zum Ende meiner Karriere

verrate ich euch, wie sie alle funktioniert haben. Das kann er ja machen, das ist ja sein Ding

und seine Arbeit und das darf er machen. Aber eben jemand anderes Arbeit so zu zerstören,

ist ja respektlos.

00:19:01.000

Raúl Krauthausen: Kannst du dich selber noch verzaubern lassen?

00:19:03.000

Timon Krause: Voll. Das ist auch auf zwei Arten tatsächlich. Das eine ist die Antwort, die du

glaub ich meinst, das andere ist die schnulzige Antwort. Auf der einen Seite habe ich nämlich

den Vorteil, dass Zaubertechniken und Mentalistentechniken eben zum Teil zumindest in eine

ganz andere Richtung gehen und dass ich mich in der Klassischen Zauberkunst fast gar nicht

auskenne. Das bedeutet, wenn ich eine Illusion sehe oder ich sehe einen Freund und er macht

einen Kartentrick, dann weiß ich nicht mal zu einer Theorie, wie das funktioniert. Ab dem

Moment, wo es über so Anfängertechniken hinausgeht, weiß ich einfach nicht, wie es

funktionieren könnte. Nicht mal, dass ich es nicht sehe, sondern ich checke es einfach nicht

und das ist mega schön. Und auf der anderen Seite, das ist auch so ein bisschen die Aufgabe,

die ich mir in meiner Arbeit gestellt habe, glaube ich ganz fest an Desillusionierung ohne

Entzauberung. Und ich glaube, das kann zum Beispiel bedeuten, das mache ich dann in

meinen Shows. Ein Beispiel aus meinen Shows ist, kennst du diese Sportarmbänder? Das sind

so Armbänder mit so Hologrammen drin angeblich oder Kristallen drin, die dich stärker

machen, besser balanciert, flexibler, was auch immer. Und die kannst du kaufen für 50 Euro

oder 500 Euro. Da gibt es lauter Tests, die angeblich beweisen, dass das funktioniert. Diese

Tests habe ich in meiner Show mal nachgestellt, einfach mit so einem Glitzerarmbändchen

und damit gezeigt, dass es nicht aufgrund der Tatsache funktioniert, dass da irgendein

mystisches Hologramm drin ist. Das ist der Desillusionierungsteil. Dann aber gezeigt, wie das

wohl funktioniert und wie krass unser Geist funktioniert und uns stärken kann, wenn wir dran

glauben, dass es dann die Entzauberung, die nicht passiert. Du wirst desillusioniert, die

Illusion wird dir genommen, aber der Zauber bleibt bestehen, weil die wahre Erklärung

eigentlich noch viel krasser ist als das, was vorgeschoben werde. Und so kann ich mich auf

ganz, ganz viele Arten im Alltag und im Leben immer noch verzaubern lassen. Und sei es nur,

nenn mich einen schnulzigen Hippie, aber sei es nur, dass ich mir die Welt angucken kann

und sagen kann, alter wie krass ist es, dass es so was gibt? Wie krass ist dieser Baum? Wie14

krass ist es, dass mein Hund mich so liebt, wie er mich liebt und dass wir diese Connection

haben und da ist ein ganz großer Zauber. Das ist nur für dich der Moment, wo du dich

verzaubern lässt. So was verzaubert dich.

00:21:11.000

Raúl Krauthausen: Was verzaubert mich? Das ist eine gute Frage. Aber ich glaube, gute

Gespräche, gute, tiefe Gespräche finde ich magisch. Auch so, wo dann Zeit und Raum egal

werden. Also, wenn man nicht im Stress ist, auf die Termine danach oder so, oder irgendwie

wieder wegzukommen. Passierte mir öfter früher, weißte ich genau, ich glaube, ich habe jetzt

so einen diesen Alltagsstress, den ich seit Corona dann irgendwie auch hatte, da ist mir das so

ein bisschen abhandengekommen. Aber manchmal sind es so kleine Mikrosituationen. Ich

lache unheimlich gern, mache sehr gerne super schlechte Wortwitze und manchmal kommen

die dann so auf, also 100 auf einmal. Und ich weiß nicht, wo die herkommen und frage mich

auch so, hä, wo ist denn das jetzt her?

00:21:52.000

Timon Krause: Das kenne ich auch, das passiert mir auch häufig, dann hoffe ich, dass wir uns

in dem Modus vielleicht mal über den Weg laufen.

00:21:56.000

Raúl Krauthausen: Genau. Also was mir wirklich fast regelmäßig passiert ist, ich wache auf

und habe gute Laune. Und ich frage mich, wo das herkommt. Also, weil ich kenne Leute, die

haben halt keine Laune, weder schlecht noch gut, einfach normal. Und ich habe einfach einen

Witz nach dem anderen im Kopf und wache so auf. Ja, ist schön.

00:22:14.000

Timon Krause: Mega schön.

00:22:15.000

Raúl Krauthausen: Ja.

00:22:16.000

Timon Krause: Habe ich manche Tage, glaube ich nicht alle Tage, ich glaube die meisten

Tage habe ich auch keine Laune, aber einfach aufwachen und denken, geil, ist doch schön.

00:22:22.000

Raúl Krauthausen: Ja, ist völlig absurd. Aber ich glaube, ich war schon immer so.15

00:22:25.000

Timon Krause: Voll schön.

00:22:26.000

Raúl Krauthausen: Was gibt es denn eigentlich für Kategorien? Es gibt Mentalisten, es gibt

Kartentricks, es gibt Münztricks, es gibt Illusionisten, es gibt Zauberer. Gibt es da irgendwie

so Abstufungen?

00:22:39.000

Timon Krause: Abstufungen im Sinne einer Hierarchie glaube ich nicht. Das die jetzt sagen,

also ich glaube jede Abstufung oder jede Subkategorie würde über sich selber sagen, dass die

das Nonplusultra ist und dass das die einzig wahre Art ist, die Illusionskunst zu betreiben. Das

ist aber natürlich nicht so. Es gibt ziemlich sicher, ich habe das mal irgendwann in

irgendeinem Theoriebuch über die Zaubererei gelesen, da hat das dann richtig aufgeschlüsselt

in hier sind so die Unterarten, die 12 Unterarten oder so der Zauberkunst. Mir fallen jetzt auch

nicht unbedingt mehr an als die, die du hast. Also was haben wir? Mentalismus. Wir haben

Großillusionen, man hat Close-up, das ist also so am Tisch. Du hast Kartentricks, du hast

Münztricks, du hast Mikroillusionen, das sind ganz, ganz kleine Illusionen, die aber

mechanisch funktionieren. Also nicht über Fingerfertigkeit, sondern Mechanik. Ich habe zum

Beispiel eine wunderschöne Illusion bei mir zu Hause liegen, die hat mir jemand

handgefertigt. Das ist eine Kugel, eine kleine Goldkugel, die du auf eine Rutsche legst, also

quasi einfach eine Streichhalsschachtel und dann ein Stück Brettchen drauflegen und du legst

diese Kugel drauf und sie rollt in Zeitlupe diese Rutsche runter. Das ist einfach ein

feinmechanischer Mechanismus da drin, das ist wunderschön. Das ist wunderschön

anzuschauen und das hat aber nichts mit meiner Fähigkeit zu tun und alles damit, dass eben

dieses Ding als Mikroillusion das selber vollbringt. Das gibt es, ich meine, dass die

Seilmagien auch als Einzelding irgendwie aufgezählt haben, höchstwahrscheinlich

Feuermagie und da hört es aber bei mir auch auf, mehr weiß ich nicht, was da noch drunter

fällt.

00:24:12.000

Raúl Krauthausen: Du hast ja gerade gesagt, in der 10. Klasse damit angefangen, hast du das

Gefühl mit deiner zunehmenden Bekanntheit und Professionalisierung schon ab der 10.

Klasse, du hast mit 16 ein Buch geschrieben, dass dir auch ein Teil deiner Jugend verloren

gegangen ist?16

00:24:27.000

Timon Krause: Auf jeden Fall, 100%. Ich habe da letztens noch mit einem Freund darüber

gesprochen, dass ich ganz klassisch der Jugendliche war, der so cringy bei sich zu Hause

alleine gesessen hat und Tricks geübt hat und dementsprechend nicht auf irgendwelchen

Partys unterwegs war. Später schon, da wurde ich dann eingeladen, um da Tricks zu

performen, aber das war auch alles, nicht weil ich so cool war.

00:24:47.000

Raúl Krauthausen: Du warst der Nerd.

00:24:48.000

Timon Krause: Ich war der Nerd, ja. Das war aber auch in Ordnung, irgendwo ist das okay.

Ich habe auf jeden Fall viel Zeit dafür geopfert und ich habe aber auch später, in meiner

späteren Jugend mit 20 oder so, oder junges Erwachsenenalter, immer noch dieselben Opfer

gebracht und ganz lange regelmäßig Karriere und Kunst, ich glaube vor allem Kunst vor

Privates gestellt und dann auch manchmal vor die Liebe gestellt und daran sind dann

Beziehungen zerbrochen mehrmals und daran sind vielleicht auch Freundschaften zerbrochen.

Dadurch ist halt auch wieder Zeit abhanden gekommen, die ich für anderes hätte nutzen

können und ich bereue es nicht. Es hat sich für mich immer angefühlt, also ich muss es

machen. Es ist mein Beruf, aber auch meine Berufung so. Es brennt da irgendwo ein Feuer in

mir und ich wach auf und habe vielleicht keine Laune, aber ich habe den Drang, das zu

machen an dem Tag. Ich wach auf und denke, ich muss jetzt das nächste Buch darüber fertig

stellen. Ich muss den nächsten Act entwickeln. Ich muss die nächste Show konzipieren. Es

muss weitergehen. Ich bereue es also nicht, aber es hat mich auch sehr gefreut. Es hat einen

bittersüßen Beigeschmack, weil ich natürlich weiß, was andere Leute dann vielleicht auch

wohl für Erfahrungen gemacht haben, die ich in dem Moment dann bewusst nicht gemacht

habe.

00:25:56.000

Raúl Krauthausen: Bist du jeden Tag damit beschäftigt?

00:25:58.000

Timon Krause: Ich bin eigentlich jeden Tag damit beschäftigt. Ich war lange fast jeden

Moment damit beschäftigt. Das hat sich irgendwann geändert während Corona, weil ich dann

ganz arg auf die Fresse geflogen bin, weil ich von vier, fünf Mal die Woche auftreten und17

unterwegs sein und darauf meine Identität fußen. In monatelang allein zu Hause sein gefallen

bin und da plötzlich die Erfahrung gemacht habe, dass ich, wenn ich meine Identität darauf

fuße, jemand zu sein, der auf der Bühne steht, nichts mehr habe in dem Moment, wo mir die

Bühne genommen wird. Und da hatte ich eine gigantisch große Identitätskrise. Wer bin ich

denn dann überhaupt noch? Ich habe das alles abhängig gemacht von etwas externem, mein

Glück und mein Sein und mein Selbstbild von etwas externem eben vom Publikum auftreten.

Und habe dann bewusst den Prozess angehen müssen, mich selber neu zu finden, unabhängig

davon, was außerhalb von mir passiert. Und habe also andere Kunstformen als Expression

gewählt und gefunden und umgesetzt und versuche das jetzt auch weiterhin so umzusetzen,

damit ich nicht zurück in dieses doch dann gefährliche Netz falle, das alles bei mir davon

abhängt, dass ich auftrete. Weil jetzt läuft es gut, es wächst noch, toi toi toi, aber es wird nicht

für immer gut laufen und irgendwann werde ich nicht mehr auftreten, sei das jetzt in einem

Jahr oder in zehn Jahren oder in 50 Jahren, aber irgendwann hört es auf und dann muss ich

trotzdem stabil in mir selber stehen. Darum gibt es auch die alte Adage aus dem Showbiz, one

foot in and one foot out. So immer mit allen gewusst draußen bleiben, damit du nicht

versinkst. Und das hatte ich vergessen und das versuche ich jetzt nicht zu vergessen.

00:27:36.000

Raúl Krauthausen: Und was ist dein foot out? Was machst du dann sonst?

00:27:40.000

Timon Krause: Mein foot out ist zum einen, dass ich jetzt wieder ganz bewusst versuche,

Freundschaften und Privates zu pflegen natürlich. Ich schreibe. Schreiben ist meine andere

große Leidenschaft oder Bücher sind eigentlich meine Leidenschaft.

00:27:51.000

Raúl Krauthausen: Poesie hast du gesagt mal.

00:27:53.000

Timon Krause: Poesie auch genau Poesie Bücher. Ich mag das sehr, sehr gerne. Ich habe dann

während Corona angefangen, einen Fiction Roman zu schreiben, den wir aktuell zu verlegen,

versuchen noch erfolglos, aber den wir gerne verlegen wollen würden. Und das mache ich

auch weiterhin, dass ich schreibe und versuche da eben einen anderen Output zu generieren,

der unabhängig vom anderen ist, der erst mal nur auf mir basiert und nur auf mir fußt. Und

das tut mir gut. Und ich habe einen Hund bekommen, das ist auch eine Verantwortung, die18

außerhalb von mir liegt, die mich auf den Boden der Tatsachen manchmal zurückholt, wo du

sagst, okay, geil, wir haben viele Leute applaudiert, aber das Tier braucht trotzdem Futter.

00:28:31.000

Raúl Krauthausen: Ja, das stimmt. Hast du damals in deiner Jugendzeit warst du dann so ein

Eigenbrötler, so ein Außenseiter oder warst du eben in der Klassengemeinschaft, keine

Ahnung, auch respektiert akzeptiert, befreundet?

00:28:44.000

Timon Krause: Nein, lange war ich tatsächlich ein Außenseiter und mich würde auch sehr

interessieren, wie du das in der Erfahrung gemacht hast, weil ich das Gefühl habe, dass viele

Menschen, die irgendwie so im Show bis oder im Medien bis, Kunst bis, Entertainment bis,

ich weiß nicht, ob du dich dazu zählst, aber ich würde es jetzt mal machen wegen des

Podcasts, dass viele Menschen, die sich irgendwie dann in so einer Rolle wiederfinden, einen

ähnlichen Weg hinter sich haben. Ich war lange Eigenbrötler, zum Teil gewählt und zum Teil

war man irgendwann natürlich in Strukturen reinfällt, wo es dann auch schwer ist, wieder

rauszukommen. Wenn du einmal in so einer Rolle bist, dann bleibst du da auch drin, weil das

für alle komfortabel ist, dich so anzunehmen, wie es ist. Ich bin dann aber mit 16 auf ein

Auslandsjahr gegangen in Neuseeland und nachdem ich zurückkam, war das eigentlich meine

Chance, mich nochmal neu zu zeigen und neu in die Klassengemeinschaft einzubliedern und

ab da war ich dann noch weniger außenseiterisch, weniger eigen unterwegs und mehr teils das

Ganze. Aber ich bin auch nie so gewesen, dass ich jetzt richtig viele, ich habe nie richtig

viele, viele, viele Freunde gehabt, mit denen ich die ganze Zeit unterwegs bin oder eine große

Gruppe und nie, dass ich mit 20 Leuten feiern gehe oder so. Ich habe eher so die One-on-one-

Time genossen. Wie war es denn bei dir?

00:29:56.000

Raúl Krauthausen: Also bei mir war das jetzt weniger so ein großes Thema, dass ich einsam

bin oder zu viele Freunde habe, aber ich glaube, ich war relativ durchschnittlich auf einer

inklusiven Schule gewesen, wo Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam unterrichtet

wurden. Und ich habe erst nach meiner Schulzeit realisiert, dass das eine sehr ungewöhnliche

Schule war im Vergleich zu anderen Schulen. Das heißt, ich habe mir die Fragen eigentlich

erst später gestellt über Einsamkeit und so, die ja natürlich viele Menschen mit Behinderung

auch haben. Aber ob das jetzt mit meinem Beruf zu tun hat, wo ich mich wieder finde, ist

wenn du sagst One-foot-in, One-foot-out. Ich bin ja nicht nur Podcaster, sondern vor allem19

Aktivist für Inklusion und Barrierefreiheit. Und da fällt mir dann eben schon auf, was mache

ich eigentlich, wenn ich kein Aktivist bin?

00:30:45.000

Timon Krause: Was ist das, was du machst? Wer bist du außerhalb dieser Rolle?

00:30:47.000

Raúl Krauthausen: Ja, das ist die gute Frage. Das suche ich gerade. Aber Corona hat mir

dabei geholfen. War kein großes Loch, aber es war so, okay, ich mache mir jetzt erstmal

meine Wohnung schön, versuche irgendwie erstmal auch alleine okay zu sein, wohne jetzt

hier mit meiner Verlobten zusammen und wir machen uns das hier relativ schön, haben einen

neuen Freundeskreis auch aufgebaut in der Zeit, wo auch nochmal ganz andere Leute

unterwegs sind, die nicht unbedingt was mit dem Thema Inklusion zu tun haben, aber auch

spannende Menschen sind, Künstlerinnen, Architektinnen und da einfach ganz neue Leute

aufgebaut. Ja, da kann ich einfach ganz neue Leute auch kennenlernen. Das tut mir gut. Da

bin ich privat einfach auch jemand anderes als der Typ in der Öffentlichkeit. Aber was ich

zum Beispiel vielleicht unterscheiden würde zwischen dem One-foot-in und One-foot-out von

dir und dem One-foot-in-one-foot-out von mir, ich bin ja aufgrund meiner Behinderung

eigentlich permanent aktivistisch tätig, weil die Aufzüge sind auch nach 23 Uhr kaputt und

dann ärgere ich mich, wenn ich nicht von A nach B komme und bin dann natürlich auch

irgendwie gewollt oder ungewollt aktivistisch tätig. Das kann vielleicht jemand, der das

Klima schützt, der kann nach 18 Uhr sagen, ich mache Feierabend. Das ist vielleicht immer

ein Unterschied.

00:31:54.000

Timon Krause: Ja, und würdest du sagen, dass die inklusive Schule, wenn du sagst, du hast dir

erst später die Fragen der Einsamkeit gestellt und so, würdest du sagen, das war aber gut für

dich, weil es klingt im ersten Moment denke ich dann, okay, das ist ja aber gut, dass man

irgendwo vielleicht behütet auf eine Art aufgewachsenes Schulzeit oder hättest du dir die

Fragen lieber früher gestellt, meinst du das wäre für dich besser gewesen oder hätte dir

irgendwo auf einer anderen Stelle eine andere Frage gestellt? Ja, das wäre für mich irgendwo

auf eine andere Art gut getan.

00:32:17.000

Raúl Krauthausen: Nein, das gab es mal genau richtig. Das hat mir sehr geholfen, auch meine

Hörner früh abzustoßen an Themen, wo ich merke, also ich meine, zu lernen, ich bin nicht gut20

in Mathe, ist irgendwie auch wichtig, das zu lernen. Und das hat nichts mit meiner

Behinderung zu tun. Und dann zu lernen, ich bin gut in Politikwissenschaft, das hat mich in

der Uni, in der Schule fasziniert. Das wusste ich auch nicht und ich glaube, an der Schule für

behinderte Kinder hätte es das Fach gar nicht gegeben. Und da bin ich sehr dankbar für diese

Erfahrung. Wir haben die anderen Fußballspiele, ich nahm mich dann halt mit Computern

beschäftigt, so wie du dann vielleicht mit Mentalistinnen tricks. Also ich glaube, einsam war

ich aber in der Hinsicht nicht, aber ich war der Typ, der Counter-Strike zockte, also es ist

doch keine Tat.

00:33:00.000

Timon Krause: Sehr gut, du warst eigentlich der Original-Trendsetter, der Original-Camper.

00:33:04.000

Raúl Krauthausen: Ja, genau, der Camper vor allem. Ich war gar nicht so gut, aber meine

Freunde waren eher draußen.

00:33:10.000

Timon Krause: Okay.

00:33:11.000

Raúl Krauthausen: Hast du denn Vorbilder in deinem Bereich, Mentalismus?

00:33:13.000

Timon Krause: Auch wenige. Ich habe Kollegen, die zum Teil einige Dinge sehr gut machen,

für die ich sie dann bewundere, die cool sind. Mein Vorbild war lange Uri Geller tatsächlich,

weil ich den halt als ersten Mentalisten so wahrgenommen habe im Fernsehen. Er hat ja seine

Show hier gehabt mit seinem berühmten Achatstein-Shalosch, The Stage is Yours. Das hat er

dann immer gesagt und dann die Bühne eröffnet für die nächsten Acts bei The Next Uri

Geller. Den habe ich dann irgendwann auf einer Produktion in den Niederlanden

kennengelernt und war sehr erfreut zu sehen, dass er zum einen eben außerhalb der Kameras

ein sehr freundlicher Mensch ist, wenn auch drüber. Er hat wirklich sehr viel Energie, extrem

viel Energie. Er erzählte die ersten 10, 15 Minuten, die er auch erst mal von seinen Erfolgen.

Dann beruhigt er sich etwas und dann ist er wirklich einfach ein sehr lieber, sympathischer

Typ. Zum einen also froh, das zu merken und zum anderen froh zu merken, dass er aber vor

der Kamera genauso charismatisch ist, also auch in echt genauso charismatisch ist, wie ich es

erwartet hätte. Er ist noch immer ein Vorbild, nicht in dem, was er behauptet. Ich finde21

natürlich, so wie die meisten wahrscheinlich mittlerweile, nicht so geil, dass er behauptet,

dass er Leute heilen konnte oder Wasser finden konnte und so weiter. Das ist irgendwie alles

einen Schritt zu weit. Behaupten, Löffel zu biegen ist eine Sache, das Ganze machen, da wird

keiner einen Nachteil draus ziehen, aber dann eben Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen

mit anderen Behauptungen, ist sehr fragwürdig. Aber er ist ein Vorbild einfach in seinen

Entertainer-Qualitäten, die heute übertrieben wären. Die Art wäre heute übertrieben, aber das

Entertainer-Know-How ist trotzdem da. Da kann man sich, egal in welchem Fach man

arbeitet als Unterhalter oder Unterhalterin, trotzdem noch viel abschauen. Das heißt, er ist ein

Vorbild und sonst sind Vorbilder eher Künstler in anderen Bereichen, Autoren oft. Neil

Gaiman ist einer meiner Lieblingsautoren, ist ein Fiction-Fantastik-Autor, kennst du? Weil er

eine bestimmte Atmosphäre in seinen Büchern aufruft, die ich sehr gerne so in meinen Shows

duplizieren würde. Das heißt nicht, dass meine Shows irgendwelche gleichen Themen

aufgreifen. Aber Inspiration ist für mich immer ein Übersetzungsprozess. Ich möchte mir also

etwas anschauen und dann überlegen müssen, wie übersetze ich diese Atmosphäre oder diese

Aussage oder dieses Bild in meine Kunst. Und das kann ich mit den Neil Gaiman Büchern

zum Beispiel sehr gut, Erin Morgenstern, damit kann ich das auch sehr gut. Das hat nachher

nie auch nur irgendeine Ähnlichkeit mit dem, was sie ge oder be geschrieben haben. Aber das

unterliegende Gefühl ist so der Impetus für mich, den ich brauche, um die Inspiration

anzustoßen. Und darum finde ich da eher Vorbilder.

00:35:52.000

Raúl Krauthausen: Gleich geht’s weiter. Wenn du diesen Podcast unterstützen möchtest, dann

kannst du das mit einem kleinen monatlichen Beitrag tun. Im Gegenzug kannst du alle Folgen

vorab hören und du wirst, sofern du das möchtest, hier im Podcast namentlich genannt. Alle

Infos findest du unter www.im-aufzug.de. Ende der Service-Durchsage. Viel Spaß beim

zweiten Teil der Folge.

00:36:25.000

Raúl Krauthausen: Warum hast du Philosophie studiert und nicht Psychologie, das jetzt eher

näher an dem Thema wäre?

00:36:32.000

Timon Krause: Das ist eine sehr gute Frage, die ich mir auch oft gestellt habe. Um ehrlich zu

sein, ist es zum einen, dass mein NC nicht gereicht hat. Mein numerus clausus war nicht gut

genug für Psychologie, zumindest nicht in Deutschland. Und dann war aber nach der Schule22

der Ursprungsplan, also es ist ein bisschen so über Zufälle gekommen. Der Ursprungsplan

war, dass ich ein Jahr lang als Künstler verbringe und einfach gucke, ob ich davon leben kann.

Dann hat mein Vater von einer Kleinkunstschule in Den Haag gehört. Dann habe ich mich da

eingeschrieben, die sollte vier Jahre gehen, Teilzeit, immer Freitags, Samstags, also

Kleinkunst. Alles möglich gelernt, Tanz, Gesang, Pantomime, Regie, Skript schreiben,

Schauspiel, Stimmtraining, alles mögliche damit bekommen. Und weil die aber Teilzeit war

und meine beste Freundin zu dem Zeitpunkt ebenfalls nach Amsterdam ziehen wollte, bin ich

mit ihr zusammengezogen. Ich habe dann geschaut, was kann man in Amsterdam eigentlich

studieren und habe einfach ganz stumpf gedacht, ach, Philosophie, das klingt ja gut. Und ich

glaube, irgendwie dachte ich so, Philosophie in Amsterdam wird jetzt sehr entspannt. Wir

sitzen im Gras und rauchen Weed und sagen, was ist der Sinn des Lebens? Wahrscheinlich

die Liebe. Dann war es aber dummerweise doch mehr Lese und vor allem auch mehr

Schreibarbeit als irgendwie so in meinem Kopf beworben. Und dabei dann auch trotzdem sehr

spannend und habe eine Leidenschaft für das Thema entwickelt. Ich weiß nicht ob bloß bei

dir, ihr habt das wahrscheinlich mitgenommen bei euch im Studium, oder?

00:37:55.000

Raúl Krauthausen: Ja, war nur ganz grob. Also es war eher unter, also eine unterbelichtete

Werteilheit. Also bei uns gab es immer Dozentinnen, die gesagt haben, bei uns lernt ihr eh

nichts, ihr müsst ganz viel Praktika machen und Werbeagenturen. Und das habe ich dann eher

gemacht. Und da habe ich glaube ich ganz viel so learning by doing gelernt und so

Grundlagen vielleicht dann an der Uni. Also es war eher singen und klatschen, also es war

jetzt nicht so wie bei dir vielleicht, es macht mich viel Ärger. Es gab keine Klausuren, es gab

nur Hausarbeiten.

00:38:24.000

Timon Krause: Okay. Ja.

00:38:26.000

Raúl Krauthausen: Bei Holland, da fällt mir ein, nicht nur Gras und Pommes und Soße

spezial, sondern auch Fla ist einer meiner großen Lieblingssüßigkeiten.

00:38:37.000

Timon Krause: Ist das dein Guilty Pleasure?23

00:38:39.000

Raúl Krauthausen: Ja, meine Guilty Pleasure ist auf jeden Fall Fla. Und ich frage mich,

warum es Fla nicht in Deutschland gibt. Oder wenn dann in so komischen

Konfektionierungen im Eimer. Aber ich will Fla im Tetrapack.

00:38:50.000

Timon Krause: Ja, ich möchte auch Fla im Tetrapack. Ich weiß nicht warum, das funktioniert

übrigens in beide Richtungen. Vielleicht zuerst, was ist deine Fla-Sorte? Vanille einfach?

00:38:58.000

Raúl Krauthausen: Natürlich Vanille. Vanille Fla mit Schokostreisel oben drauf.

00:39:01.000

Timon Krause: Ich wollte sagen mit Schokostreisel oder mit Bolletier. Es gibt auch mal

Bolletier-Fla.

00:39:04.000

Raúl Krauthausen: Ja, mit Schokostreisel.

00:00:00.000

Timon Krause: Mit diesen kleinen Schokokugelchen drin. Das ist auch gut. Ja, das weiß ich

auch nicht, warum es den nicht gibt. Das Phänomen funktioniert aber in beide Richtungen. Ich

habe nämlich in Holland immer, oder in den Niederlanden immer, wenn ich erzählt habe, dass

ich Deutsche oder ich habe ja halbdeutsche Wurzeln. Mein Vater ist Niederländer. Darum

spreche ich die Sprache auch. Aber immer, wenn ich erzählt habe, dass ich in Deutschland

aufgewachsen bin, war eine der ersten Reaktionen Deutschland. Boah, da habt ihr ja so gutes

Brot. Und die feiern unser Brot hier so ab. Die finden das so geil, weil sie in Holland fast nur

dieses Schwammbrot bekommen. So Toastbrot quasi in allen Formen und Farben. Also

einfach weißes Toastbrot, aber dann auch Vollkorn-Toastbrot und Mais-Toastbrot und völlig

gut. Aber alles so Schwammbrot. Und die regen sich alle auf, dass es das deutsche Brot in

Holland nicht gibt. Und ich verstehe auch nicht, warum nicht mal einer der großen

Supermarktketten zumindest dieses Problem anzapft und sagen wir machen jetzt deutsches

Brot, verkaufen wir hier oder so backen wir das und verkaufen das hier. Weil das von den, ja

das ist ein schlechter Witz, aber weil das von den Regalen fliegen würde wie heiße Semmel

eben. Und ich verstehe auch da nicht, warum sie das machen und warum wir hier nicht klar

haben. Das kannst du mir aber vielleicht besser erklären als Werbeexperte.24

00:40:11.000

Raúl Krauthausen: Ja, also ich habe mal einen Artikel gelesen von der Firma Campino oder

Campina, die das ja in Holland produzieren. Und die gibt es in Deutschland ja auch diese

Firma. Campina glaube ich heißen die. Und die haben auf ihrer Website wirklich eine FAQ

stehen, warum es in Deutschland kein Fla gibt. Und die behaupten, dass es dafür keinen

Markt gäbe. Und ich frage mich, Alter wir können Pipelines bauen mit Wasserstoff und

Erdgas, lassen wir eine Vanilloflar Pipeline bauen.

00:40:40.000

Timon Krause: Klar, ja.

00:40:41.000

Raúl Krauthausen: Und dann mache ich eine Flanerie auf und dann zeige ich euch, dass das

geht.

00:40:44.000

Timon Krause: Den Markt gibt es zu 100%. Vielleicht hören wir ja geradezu, wir können

euch jetzt schon mal garantieren, dass wir 50% des Markts bedarf werden, Raul und ich

eigenhändig decken. Wenn du für den Privatbrauch schon mal, brauchen wir das schon.

00:40:56.000

Raúl Krauthausen: Ja und das ist natürlich auch eine verderbliche Ware, das heißt man muss

immer nachliefern, deswegen die Pipeline. Macht ja Sinn oder?

00:41:02.000

Timon Krause: 100%

00:41:03.000

Raúl Krauthausen: Du hast vorhin gesagt, das arbeitet die ganze Zeit in meinem Kopf, dass

diese weltweite Gemeinde heisst irgendwas mit Brotherhood.

00:41:08.000

Timon Krause: Ja.

00:41:09.000

Raúl Krauthausen: Und mir ist aufgefallen, dass es relativ wenige weibliche Magierinnen,

Mentalistinnen und Quizmasterinnen gibt. Ich habe jetzt vorhin mal recherchiert, es gibt

Esther Sedlaszek, es gibt Sabine Heinrich und Marie-Louise Fink als einzige Moderatorinnen25

in Deutschland, die Quizshows moderieren. Und da wird halt gesagt, Frauen haben kein

Pokerface oder so.

00:41:33.000

Timon Krause: Keine Ahnung, klingt wie Bullshit für mich, schützt wahrscheinlich den

Frauen die besseren Quizmoderatorinnen.

00:41:37.000

Raúl Krauthausen: Garantiert, also mindestens genauso gut.

00:41:00.000

Timon Krause: Mindestens genauso gut, aber zumindest in meiner Erfahrung mit dem

Pokerface von Frauen in meiner Show und dem Pokerface von Herren in meiner Show, wären

Frauen die besseren, wenn es ums Pokerface geht, wären sie die besseren Moderatorinnen

dahingehend. Ja, das ist natürlich ein Phänomen, das in ganz vielen Entertainment Branchen

irgendwie so auftaucht, eben von Fernsehmoderationen zu, ich weiß nicht, wie es bei Musik

ist, da fühlt es sich an, als wäre es vielleicht etwas eher aufgeteilt, aber es ist vor allem eben

auch in der Zauber-Szene, Mentalisten-Szene, ist es ganz extrem, dass die Herren da

überwiegen und dann auch wieder ganz extrem, dass kaukasische Herren da überwiegen.

100% korrekt. Wenn du auf eine Zauber-Convention gehst, dann ist es halt auch einfach wie

ein Wurstfest irgendwie, ist es wirklich ein Bratwurstfest da. Ich werde das nicht vergessen,

es tat mir, es war wirklich wie in so einem Film, wie in so einem Sketch. Ich werde es

wirklich nicht mehr vergessen, dass ich auf einer Convention war, wo man sich dann eben

trifft und das neueste Austausch und Workshops besucht in London. Und da waren dann 200

männliche Zauberer und größtenteils männliches Barpersonal und es gab eine junge Dame,

die da gekellnert hat und sie wurde den ganzen Abend belagert mit irgendwelchen scheiß

Kartentricks und um ihre Nummer gebeten und so weiter und das war ganz fürchterlich. Ich

habe mir das aus der Ferne angeguckt und gedacht, oh Gott, die wird hier rausgehen und die

wird auf ewig traumatisiert sein. Sowohl überhaupt als auch was Zauberei und Illusionismus

angeht, würde ich auf ewig denken, was war das denn für eine Schrottveranstaltung. Wirklich

ganz schlimm. Vor allem auch der Gedanke, also abgesehen davon, dass es irgendwie eh alles

Quatsch war, aber der Gedanke, dass irgendwie der geile Pick-up-Move jetzt ein Zaubertrick

wäre mit so abgegrabbelten Karten, finde ich auch immer noch sehr witzig. Das Leute, das

denken und denken, es ist irgendwie cool zu sagen, hier, nehme mal mein Schwammhäschen,

bitteschön und jetzt hast du zwei in der Hand, da wollen wir ins Bett, super, irgendwie weird.26

Aber es ist so, es überwiegt, es gibt mittlerweile schöne Bewegungen dahin, das zu ändern

und auch viele dann weibliche Menschen, viele Frauen irgendwo in die Szene reinzubringen

und zu integrieren. Zwei Freunde von mir aus Berlin, Siegfried und Joy, machen exklusive

Damen-Workshops, also um einfach junge Damen irgendwie in eine Zaubererei

heranzuführen. Das ist richtig cool, ist ja cool und die kreieren damit eben auch eine

Community, wo die untereinander sagen können, ey, wir wollen das alle als Frauen, wollen

wir alle irgendwie und helfen uns da gegenseitig und fühlen uns da auch nicht irgendwie als

auch irgendjemand herablassend auf uns draufschaut und aus der großen Expertenposition des

männlichen Zaubergroßmeisters uns jetzt hier irgendwelche Tipps geben möchte oder so. Das

ist schön. Ich hab da irgendwann mal eine Statistik zu, ich hab die glaube ich nicht auf diesem

Laptop, aber ich hab die mal entwickelt und dann rausgeschickt an die Szene und das fand die

Szene irgendwie nicht geil, die fand irgendwie, dass es unnötig wäre darüber nachzudenken

und wenn Frauen das machen wollen, dann können sie es ja machen, Punkt war so ungefähr

die Reaktion darauf, aber das ist halt nicht gut genug. Ich hab letztens noch irgendwie so eine

ewige Diskussion geführt, weil es eine junge Zauberin gab, die genderneutrale Karten

gedruckt hat. Und jetzt kann man sagen, okay, vielleicht nichts weltbewegendes oder

vielleicht auch doch, vielleicht ist es egal, vielleicht auch nicht, aber sie hat die gedruckt, die

hat gesagt, ich finde irgendwie, ich glaube, aber ich glaube, dass sie transsexuell ist, ich wage

es nicht zu beschwören, ist im Grunde auch egal für die Diskussion. Er hat ihm was gesagt,

ich fände es schön, wenn es Karten gibt, auf denen nicht Bube Dame König steht, sondern sie

hat das ersetzt mit, ich glaube mit Buchstaben einfach, einfach genderneutrale Karten

gedruckt und das hat aber einen gigantischen Aufschrei gegeben, wo Leute gesagt haben, na

was ist das denn jetzt schon wieder, warum müsst ihr uns jetzt diese politisch korrekte

Scheiße aufdrücken, warum brauchen wir die Karten, die Karten sind seit 500 Jahren so, bla

bla bla bla bla. Und es war nichtmals, also es war ja nichtmals der Andrang zu sagen, diese

Karten müssen jetzt alle Spielkarten ersetzen, hat nur gesagt, ich möchte gerne, dass es solche

Karten gibt, es wäre schön und wer sie benutzen dürfte, darf sie benutzen, mehr nicht, es

wurde nicht mehr gesagt und dieser Aufschrei sagt aber natürlich ganz viel über die Szene

und über auch die künstlerperqueren Traditionen, in denen die dann manchmal festhängen

und das ist super schade.

00:45:46.000

Raúl Krauthausen: Ja total, aber du hast gerade selber gesagt, diese Pickup Geschichten,

inwiefern befreuersr du die aber selber, wenn du erzählst, dass du bei deinem ersten Date den

Pin deiner damaligen Treffenden erraten hast?27

00:46:03.000

Timon Krause: Das ist eine gute Frage, also genau, wenn man die Geschichte nicht kennt,

also es ist eine wahre Geschichte tatsächlich, dass in meiner Studienzeit mein First Date

Move, habe ich das dann immer genannt, in meiner Performance war, dass ich sage, ich kann,

ich versuche deine Gedanken zu lesen, aber du gibst mir deine Kreditkarte, ich versuche deine

Pinnummer zu erraten und wenn ich richtig rate, bezahle ich damit unser Date. Und das habe

ich dann immer gemacht und da habe ich meistens richtig geraten und da musste ich als, jetzt

geht es auf die Mitleidsschiene, als armer Philosophiestudent musste ich dann das Date nicht

bezahlen und da habe dafür auch noch jemanden damit beeindrucken können. Das ist einfach

eine wahre Geschichte und irgendwie, also es war glaube ich nie so richtig schädlich, das zu

machen, hoffe ich mal, abgesehen von den 10 Euro für den Drink oder so vielleicht, aber das

nächste Date habe ich dann im Zweifel selbst bezahlt, aber korrigiere mich, wenn du glaubst,

dass ich falsch liege, aber die Ursprungsfrage war natürlich, inwiefern befeuere ich diese

Pickup? Power-Fantasy, das kann gut sein, das weiß ich ehrlich gesagt nicht, da habe ich nie

drüber nachgedacht, da denke ich jetzt zum ersten Mal drüber nach, dass das vielleicht das

Bild so befeuern könnte. Ich habe das damals erzählt, das kam aus meinem damaligen Tour-

Programm und der Anstoß dahinter war tatsächlich, dass ich sagen wollte, wie war mein

Leben oder wie ist mein Leben als Mentalist und hier sind ein paar witzige Anekdoten aus

meinem Leben und mehr steckt dir da nicht hinter. Aber wenn du es so sagst, ja ich kann mir

gut vorstellen, dass sich das ein junger Mann vielleicht anschaut und denkt, boah geil, ich

muss das lernen, dann kriege ich alle Frauen oder so, was übrigens nicht wahr, ich habe nicht

alle Frauen bekommen und auch nicht mal annähernd alle Frauen und auch nicht mal

prozentual überall 51% bei einem Großteil bin ich abgeblitzt.

00:47:32.000

Raúl Krauthausen: Also ich freue mich, mir fehlt es deswegen auf, weil ich habe mehrere

Interviews und Podcasts mit dir gehört und da wird jedes Mal vom Interviewer quasi, auch

Männer, wird immer diese Geschichte herausgeholt. Und dann denke ich so, das ist bei mir so

ähnlich, wenn ich jahrelang erzählt habe aus meinem Leben als behinderter Mensch, dann

immer irgendwann irgendeine Moderatorin oder Moderator kommt und sagt, ja wir müssen

noch die Barrieren in den Köpfen senken und habe dann selber dieses Klischee bedient, dass

man vor behinderten Menschen Angst haben könnte oder sollte oder dürfte oder so, was ja

überhaupt nicht der Fall ist. Sondern es geht nicht um Barrieren in den Köpfen, es geht doch

eigentlich darum, dass wir einander begegnen und kennenlernen ohne Angst. Ich glaube auch28

nicht, dass du Angst vor behinderten Menschen hast, aber wenn wir das immer sagen, dann

reproduzieren wir vielleicht die Vorstellung und das habe ich selber immer gesagt.

00:48:23.000

Timon Krause: Das stimmt, ich bin tatsächlich aktuell stehe ich noch ein bisschen auf dem

Schlauch, weil ich die Geschichte von dir dann nicht kenne, wo das her kam mit dem Angst

vor behinderten Menschen haben, also was ist, damit ich auf der Same Page bin gerade?

00:48:35.000

Raúl Krauthausen: In dieser Floskel, wir müssen Vorurteile abbauen, wir müssen Ängste

beseitigen, Berührungsängste heißt es dann immer und dann denke ich so, ja aber wirklich

haben die Leute Ängste?

00:48:44.000

Timon Krause: So, okay, verstanden. Ja 100% und das fällt mir jetzt auch erstmalig auf, dass

du, das ist ganz interessant, wie sich unsere Blickwinkel unterscheiden, dass du nämlich sagst,

mir fällt immer auf, dass diese Geschichte rausgepickt wird und das stimmt. Und mir fällt

aber als der Künstler ist mir immer nur aufgefallen, die wollen immer, dass ich

Pinnummerraten mache und bei mir war es immer, okay die finden halt die Pinnummer krass

und dahin soll es gehen, ich war halt auf den Act fokussiert und nicht auf die Geschichte. Und

jetzt wenn du beide sagst, okay die picken immer diese Geschichte raus, das stimmt auch, das

stimmt auch und es ist auch vornehmlich, jetzt im Retrospect vornehmlich sind das dann

männliche Interviewer, die diese Geschichte irgendwie rausholen und ich kann mir sehr gut

vorstellen, dass da eben dieser, ja auch so dieser klassische, bro mäßige Vibe dann so

drinsteckt, wo du sagst, ja erzähl nochmal, wie du dir die Frauen geklärt hast, verkappt mit

deinen tollen Metallkünsten, das stimmt, das stimmt und das ist dann vielleicht natürlich

wieder nicht gut und deckt sich auch nicht mit dem, was ich sonst so gemacht habe, wo ich

lange auch in Amsterdam zum Beispiel einen großen Beef mit, es gibt ja eine Pick-up-Artist-

Szene, kennst du das?

00:49:51.000

Raúl Krauthausen: Genau, ja.

00:49:53.000

Timon Krause: Das ist auch ganz eklig, also für die, die es nicht kennen, das ist halt, ich will

es nicht Kunst nennen, es ist eine Szene von Männern, Herren, Jungen, die sich gegenseitig29

irgendwie angeblich oder tatsächlich manipulative Techniken beibringen oder beibringen

lassen wollen, um Frauen zu klären, um möglichst effizient möglichst viele Frauen ins Bett zu

kriegen, da geht es eigentlich drum. Und da werden dann allerlei, ja allerlei mehr oder

weniger bis mehr fragwürdige Techniken und Ansätze erklärt, die alle wirklich sehr

menschenverachtend und frauenfeindlich irgendwie sind. Und die wollten regelmäßig in

Amsterdam, dass ich auf ihren komischen Events spreche und Hypnose lehre und ich habe

dann also lange auch in Amsterdam mehr oder weniger öffentliche Beefs mit einigen von

deren Gurus in Anführungsstrichen gehabt, weil ich das eine ganz ganz schlimme Szene finde

und eine ganz ekelige Sache eigentlich.

00:50:47.000

Raúl Krauthausen: Das heißt, du hast das dann nicht gemacht?

00:50:48.000

Timon Krause: Nein, ich habe das nicht gemacht. Ich habe das abgelehnt und auch öffentlich

abgelehnt und gesagt, auf gar keinen Fall würde ich jemals bei sowas sprechen und ich hoffe,

dass keiner von euch jemals zu sowas hingeht, weil das fürchterlicher Bullshit ist.

00:50:58.000

Raúl Krauthausen: Das finde ich interessant, weil darüber wird wirklich insgesamt relativ

wenig geredet, ne? Also dass ganz oft man dann auch Kunst, ja kritisch auch oder aktivistisch

auch einsetzen kann, indem man sich zum Beispiel verweigert, sie zu unterrichten oder

bestimmte Leute fördert.

00:51:15.000

Timon Krause: Voll. 100% Ich glaube, Kunst hat ja überhaupt auch in ganz vielen

aktivistischen Szenen und für ganz viele Ziele kann Kunst gut funktionieren, weil es was

Untergrabenes hat, weil es irgendwie unter den Radar reinkommt und gleichzeitig subversiv

wirken kann, wenn du eben ein Kunstwerk machst. Darum wurde ja in vielen oder wird und

wurde dann in vielen Diktaturen auch bestimmte Kunst einfach verboten, weil es bei den

Menschen unter dem Radar reinkommt, es sich extrem schnell ähnlich wie ein Meme,

mittlerweile eigentlich ein Meme kann genau die gleiche Funktion haben, kann aktivistisch

oder auch terroristisch eingesetzt werden, weil es eben ein Stückchen verpackte Information

ist, die informativ mit aufgenommen und wahrgenommen werden kann und auch genauso

schnell geteilt werden kann miteinander. Und ich glaube, da hat Kunst ein ganz, ganz großes

Potenzial. Das wird auch nicht gerade erst entfaltet oder genutzt, das wird schon immer30

genutzt und entfaltet, sei es in Satire, sei es in Theater, sei es in Text. Und da, ich glaube, das

ist eine Funktion von Kunst, die man keinesfalls unterschätzen sollte.

00:52:12.000

Raúl Krauthausen: Was war denn deine schlimmste Erfahrung von einem Trick, der nicht

geklappt hat?

00:52:17.000

Timon Krause: Schlimmste Erfahrung von einem Trick, der nicht geklappt hat? Da muss ich

gerade mal zurückdenken.

00:52:21.000

Raúl Krauthausen: Also wo man am liebsten vor Scham im Boden versuchen würde.

00:52:24.000

Timon Krause: Ja, ich durchlaufe sie gerade allemal. Es klappt mir weh, weiß ich nicht,

mittlerweile. All die schlimmen dramatischen Erfahrungen, die ich mit immer nicht

geklappten Tricks so gemacht habe. Mittlerweile, es klappt mir häufiger mal Dinge nicht, da

merkt es das Publikum aber nicht, weil ich noch umlenken kann und sie wissen nicht, wo es

hingehen soll und ich kann es dann halt freispielen, irgendwie improvisieren. Mir kommt jetzt

aber als Haupterinnerung in den Kopf eine Show, da war ich 16 oder so, 15, 17, irgendwo in

dem Alter wird es gewesen sein. Ich war also relativ jung und da hatte ich für ein Experiment

drei Leute auf der Bühne. Und die sollten alle an einem Wort denken und die sollten sich aus

einem Buch ein Wort aussuchen und dieses Buch aufschreiben und ich sollte es dann lesen.

Und die erste Frau hat das Wort aufgeschrieben, aber in arabischem Alphabet. Was möchte

ich sagen?

00:53:17.000

Raúl Krauthausen: Ich habe keine Ahnung.

00:53:20.000

Timon Krause: Okay, jedenfalls nicht römisches Alphabet.

00:53:22.000

Raúl Krauthausen: Okay, ja.31

00:53:24.000

Timon Krause: Also in einer Schrift, die ich auch einfach nicht lesen und verstehen könnte.

Der zweite hatte irgendwie seine Brille vergessen und der dritte konnte nicht lesen. Das waren

alles so Sachen, an die ich nicht gedacht hatte, dass sie passieren könnten, weil das einer

meiner ersten Auftritte war. Und ich habe halt einfach nicht daran gedacht, okay, du musst

jemanden nach der Lesebrille fragen, dass er sie mitbringt. Du musst Menschen fragen, ob sie

überhaupt lesen können. Du musst Menschen fragen, ob sie überhaupt Deutsch können oder

ob sie auf Deutsch aufschreiben können. Und dieses Experiment ist dann natürlich an den

Klippen zerschellt und in Flammen aufgegangen. Und ich habe mich zu Tode geschämt,

sowohl weil ich irgendwie natürlich zum einen dann blöd dastand. Da konnte ich irgendwie

nicht mit umgehen, zum anderen weil ich an diese Sachen nicht gedacht hatte. Und zu guter

Letzt, weil ich mich geschämt habe vor den Leuten, die dann auf der Bühne waren.

00:54:08.000

Raúl Krauthausen: Ja, aber wie beschämt man die Leute nicht, wenn sie sagen, ich kann nicht

lesen oder kein Deutsch?

00:54:14.000

Timon Krause: Mittlerweile schmeiße ich einfach Frisbees, also ich wähle mittlerweile das

Publikum, die Freiwilligen über Frisbee-Wurf aus. Und sage aber für das jeweilige

Experiment an, was benötigt ist. Das heißt, ich schmeiße die Frisbees raus und ich sage, wenn

du eine Frisbee fängst, bist du ausgewählt. Beachte bitte, wenn du auf die Bühne kommst,

sollte zumindest 16 Jahre alt sein. Und für diese Experiment wäre es gut, wenn du lesen

kannst, wenn du eine Lesebrille brauchst, dann nimm sie mit. Und wenn du nicht möchtest,

wenn du nicht auf die Bühne möchtest, dann gib die Frisbee bitte einfach weiter. Und so

brauchen sie die Menschen eben auch nicht zu outen. Sie brauchen nicht zu sagen, ich kann

zum Beispiel nicht lesen, jetzt bleiben wir bei dem Beispiel. Sondern sie können die Frisbee

einfach weitergeben, wenn sie halt nicht möchten, dann kommen sie halt nicht auf die Bühne.

Oder wenn sie nicht können, kommen sie nicht auf die Bühne.

00:54:53.000

Raúl Krauthausen: Jetzt haben wir gerade über die größten Niederlagen deiner Arbeit

gesprochen. Was ist denn dein größter Raum oder Erfolg, den du schon hattest?

00:55:02.000

Timon Krause: Las Vegas habe ich gemacht, das war mit 21, möchte ich sagen, glaube ich.32

Mit 21 war ich in Las Vegas und das war ein großer Erfolg, weil ich mir mit 16 vorgenommen

hatte, dass ich, bis ich 21 werde, in Las Vegas auftreten möchte. Oder mit 21 spätestens in Las

Vegas auftreten werde. Dann bin ich in einer Show aufgetreten, das war jetzt nicht mehr das

größte Ding, das ich gemacht habe oder so. Es war eine TV-Show, Fool Ass, hieß die. Oder

heißt die immer noch, gibt es immer noch. Das war aber dahingehend ein Erfolg, als das mir

das gezeigt hat, für mich, wenn du an etwas arbeitest und lange durchhältst, gibt es zumindest

die Chance, dass das umgesetzt wird. Natürlich keine Garantie, aber es kann passieren, wenn

du das Durchhaltevermögen hast. Und das hat mich dann jahrelang noch weiter motiviert,

eben zu merken, okay, es gibt auch viele Sachen, die habe ich mir vorgenommen, die sind

nicht passiert, aber es gibt auch Sachen, die nimmst du dir vor, da arbeitest du dran. Und die

passieren dann halt. Und die passieren aber auch nur, weil du durchgehalten hast und weil du

wirklich so lange dran gearbeitet hast. Und sonst ist mein größter Erfolg. Ich glaube die

Tatsache halt, dass ich davon leben kann einfach. Das fühlt sich immer noch jeden Tag

extrem dankbar an, dass ich daraus einen Job gemacht habe. Das ist superschön. Ich bin sehr,

sehr stolz auf einen Geschichten-Podcast, den ich gemacht habe. Das hat ganz wenige Leute

gehört, da heißt es der Nachtzug. Das war das Nacherzählen von Kurzgeschichten oder

Märchen aus aller Welt und das Vertonen mit meinem besten Freund und Musiker. Das war

einfach so ein Herzensprojekt, ein Kunstprojekt, das ist wirklich sehr schön geworden und

sehr respektvoll geworden. Und hat einfach großen Spaß gemacht. Da bin ich sehr stolz drauf.

Das ist nicht der größte Erfolg, inwiefern, wenn wir jetzt auf Quantität abzielen oder so, aber

war einfach schön das zu machen und ich glaube fühlt sich wie ein Erfolg an, weil ich da

erstmalig seit Jahren wieder was gemacht habe, wo ich gesagt habe, das mache ich nur für

mich und nur weil ich es schön finde. Und wenn es nur eine Person hört und die findet es

kacke, ist es egal, weil ich da Bock drauf habe.

00:56:54.000

Raúl Krauthausen: Ich wollte noch mal kurz zu dieser Pickup-Artist-Nummer kommen, aber

jetzt nicht auf Pickup-Artist, sondern das, was ich über Hypnose weiß und über Mentalismus

und so. Und ich sage jetzt mal, du bist ja Autodidakt. Inwieweit ist es vielleicht auch

gefährlich mit Menschen zu arbeiten, die vielleicht eine traumatische Erfahrung haben oder

dir irgendetwas triggern kann? Spürst du da eine besondere Verantwortung?

00:57:20.000

Timon Krause: Ja, also Hypnose, da muss ich mal so ein kleines bisschen, kleines bisschen

ausholen, aber du musst mich stoppen, wenn es bitte zu theoretisch wird. Hypnose wird oft33

missverstanden als ein Zustand. Es ist eher ein Prozess zwischen zwei Menschen, der aufrecht

erhalten werden muss. Und es wird oft missverstanden als ein Zustand oder als ein Prozess,

der absolut willenlos macht. Und das ist nicht so. Im Fernsehen wird das oft so gezeigt, die

absolute Willenlosigkeit. Das ist nicht so. Was Hypnose ist, ist ein Prozess, der das kritische

Denken einen kurzen Moment umgeht oder ausschaltet. Wenn ich jetzt zu dir sage, Raul, du

hast jetzt die Zahl 4 vergessen, dann sagst du halt nein. So, warum? Weil du eben kritisch

drüber nachdenkst in dem Moment, okay, es gibt ja keinen Grund und irgendwie, nein, ich

habe sie nicht vergessen, sie ist nur noch da. Jetzt sind Hypnose-Techniken aber immer darauf

ausgelegt, das kritische Denken einen kurzen Moment auszuschalten oder abzulenken. Das

kannst du machen über extreme Emotionen.

00:58:15.000

Raúl Krauthausen: Monotone Stimme.

00:58:16.000

Timon Krause: Genau.

00:58:16.000

Raúl Krauthausen: Eine ganz monotone Stimme, wo du die ganze Zeit geredet hast.

00:58:19.000

Timon Krause: Genau. Zum Beispiel, das wäre dann Entspannung und kognitive Überladung.

Du kannst das machen über Schock, über starke Emotionen, über Musterunterbrechung.

Musterunterbrechung wäre zum Beispiel, wenn ich jemandem die Hand hinstrecke und sage,

hey, ich bin Timon, dann ist die automatische Reaktion, dass er mir die Hand hinstreckt, was

ich vorstelle. Und ich kann dieses unbewusst ablaufende Muster aber unterbrechen, indem ich

kurz bevor sich unsere Hände berühren, meine Hand wegziehe. Und er muss dann drüber

nachdenken, okay, was passiert dir gerade? Warum ist dieses Muster unterbrochen? Und gibt

mir in dem Moment auch eine Öffnung an seinem kritischen Denken vorbei zu kommen.

Wenn ich in dem Moment dann so was sage wie und Schlaf oder du klickst fest, wie auch

immer, ganz vereinfacht jetzt, dann wird das mit großer Wahrscheinlichkeit oder mit höherer

Wahrscheinlichkeit funktionieren. So, das ist also Hypnose. Und der Hypnoseprozess in sich

selbst kann aber nicht, also erstmal nicht gefährlich sein, da passiert nichts mit jemandem und

der kann eigentlich auch nichts triggern in jemandem. Das ist kein Zustand, wo einfach ein

Trauma neu getriggert wird oder so. Warum es trotzdem so sein kann und gefährlich sein

kann, ist zum Beispiel, wenn Hypnose hat viel mit Erwartungshaltung zu tun und wenn34

jemand in die Show kommt und diese Person hat eine traumatische Erfahrung gehabt und

glaubt jetzt, weil sie das in irgendeinem Film mal gesehen hat oder irgendwo mal gelesen

oder gehört hat, dass Hypnose Traumata wieder triggern könnte, dann kann es sein, dass ich

das kritische Denken dieser Person über meine Hypnose-Technik umgehe und sie sich selber

aber in dem Moment unbewusst aufgrund ihrer Erwartungshaltung die Suggestion gibt, dass

jetzt ein traumatisches Ereignis getriggert wird, weil sie es halt glaubt und erwartet. Und dann

kann das passieren und das ist der Grund, dass ich zum Beispiel, wir haben in der Hypnose-

Show, in meiner Tour, in meiner Bühnenshow, habe ich einen großen Hypnose-Teil drin, wo

ich sage, all die Menschen, die Bock haben das zu probieren, dürfen auf die Bühne kommen,

das heißt, die dürfen alle auf die Bühne kommen, dass ich aber sage, mit Ausnahme von

Menschen unter 16, Menschen, die aktuell in psychologischer oder psychiatrischer

Behandlung sind, schwangeren Menschen, Menschen, die Rückenprobleme oder sonstige

Probleme haben, wovon du meinst, dass es problematisch sein könnte oder die sonst

irgendwas haben, wovon du aktuell meinst, dass ich das irgendwie mit Bühnenhypnose

beißen könnte. Das ist der erste Schritt, ich sortiere also schon mal aus. Psychologische,

psychiatrische Behandlung sortiere ich deshalb aus, weil da jemand bei sein könnte, der

vielleicht auch gerade in Hypnotherapie ist und Hypnose darum mit was Traumatischen direkt

verbindet, gleicher Grund. Und auf der Bühne erkläre ich dann im Grunde, was ich dir gerade

erklärt habe, nochmal, dass Hypnose safe ist und so weiter, um weitere etwaige

Erwartungshaltung auszusortieren, um da eben dieses Risiko nicht einzugehen. Aber das muss

man halt machen, die Verantwortung hat man, das so dann anzugehen.

01:01:01.000

Raúl Krauthausen: Haben ZuschauerInnen von dir Respekt oder Angst?

01:01:04.000

Timon Krause: Ich glaube, wenn sie in die Show kommen, haben manche Respekt oder Angst

und wenn ich zwei Sätze gesprochen habe, nicht mehr, weil sie dann sehr schnell merken,

dass ich eigentlich ein sehr normaler, unspektakulärer und manchmal ziemlich verpeilter Typ

bin und dann geht das weg. Ich erkläre auch, dass zum Beispiel meine, in Anführungsstrichen,

Fähigkeiten nicht sind, was immer aktiviert ist, sondern ich muss es auf der Bühne anschalten,

ich muss mich konzentrieren, ich muss quasi bewusst einen Prozess durchlaufen, um dann so

Fragen zu lesen.35

01:01:32.000

Raúl Krauthausen: Warm machen, wie Sportlerin.

01:01:34.000

Timon Krause: Genau, ich sage immer, ein Tänzer oder Tänzerin tanzt nicht immer, aber läuft

immer mit einer gewissen Grazie, du kannst das immer sehen und so ähnlich. Bei Mentalisten

vielleicht, bei Mentalistinnen, die lesen nicht immer Gedanken, aber ein Stück, so ein

bisschen geht natürlich in ein Habitus mit über, einfach dadurch, dass man sich so viel damit

beschäftigt. Aber ich glaube, der Respekt und die Angst, ich hoffe eigentlich, und wenn jetzt

irgendjemand das hört, wer bei mir in der Show war, aber ich hoffe, dass ich nahbar bin

Leuten keine Angst vor mir habe und wenn doch, dann erreiche ich mein Ziel auf jeden Fall

nicht. Das wäre dann, dann habe ich es ganz falsch angepackt, das möchte ich eigentlich

nicht.

01:02:09.000

Raúl Krauthausen: Du hast in einem Podcast mal erzählt, dass du in jüngeren Jahren so ein

bisschen auch, ja vielleicht mal so auf der Suche warst, vielleicht auch Spiritualität, Esoterik

und solche Sachen. Wie nah ist denn Hypnose, Mentalismus an Esoterik und zwielichtigen

Menschen und Themen und Communities?

01:02:32.000

Timon Krause: Ja, also eigentlich, das ist eine gute Frage, eigentlich im Fach ist es nicht sehr

nah daran, weil es alles falsifizierbar, replizierbar, testbar ist. Es ist aber in der Praxis und in

der öffentlichen Wahrnehmung dann wohl wieder sehr nah an diesen Fächern irgendwie dran,

weil Leute den Unterschied nicht unbedingt erklärt und dargeboten bekommen, weil sie dann

eben glauben, ja ja, Hypnose, Energieheilung, Energiekristalle usw. kann man alles in einen

Topf schmeißen, ist alles irgendwie wuuhuuhu hokus pokus und alles dasselbe. Und deshalb

mache ich da auch einen Punkt raus, dass ich in meinen Shows bewusst erkläre, dass es was

anderes ist und auch so Aufklärungs- und Debunking-Arbeit leiste. Wie ich das vorhin erzählt

habe mit diesen Energiebändern, aber so machen wir das noch mit vielen verschiedenen

anderen Sachen. In der aktuellen Tour machen wir zum Beispiel einen Part, in dem ich mit

den Toten spreche, in Anführungsstrichen, mit den Toten spreche und das sehr überzeugend

mache und danach aber erkläre, wie es funktioniert hat und damit eigentlich aufzeige, wie

schnell sowas auch sogar für skeptische Menschen und für die Menschen im Publikum, die

sich als sehr intellektuell und schwierig zu verarschen beschauen, wie schnell das trotzdem

extrem emotional und überzeugend werden kann. Ich habe da aber einen ewigen Kampf mit36

dieser ganzen Szene, vor allem ist mein Pet-Pief Astrologie, was jetzt wieder im Common ist.

Astrologie ist auf dem Vormarsch und Energiekristalle auch. Man muss mich da ständig mit

irgendwelchen Followern rumschlagen, die mich dann wütend anschreiben und mir

vorwerfen, warum ich denn da nicht dran glaube. Und dass ich doch meine Meinung nicht

allen Leuten so aufbinden kann, dass Astrologie Quatsch ist, weil sie über Astrologie ihren

Partner kennengelernt haben und das passt aber alles perfekt. Und immer wenn sie ins

Horoskop schauen, dann passt bei Löwe aber auch alles perfekt.

01:04:13.000

Raúl Krauthausen: Das heißt, als du damals gesucht hast, hast du nicht gefunden?

01:04:18.000

Timon Krause: Ich habe nicht gefunden. Nein, ich habe nicht gefunden. Ich habe eine Zeit

lang gefunden und dann irgendwann gemerkt, dass ich, ich habe zum Beispiel Reiki gemacht.

Du kannst Reiki-Ausbildungen machen, das habe ich dann gemacht und das hat auch in der

subjektiven Wahrnehmung meiner Probandinnen funktioniert. Und ich habe dann aber

irgendwann gemerkt, dass ich halt den gleichen Effekt erzielen kann, ohne die offizielle

Reiki-Technik zu benutzen, sondern einfach über Submission und Autosubmission. Und habe

dann gefunden und wieder losgelassen. Ich bin auch christlich erzogen, bin religiös

aufgewachsen, habe das auch irgendwann losgelassen, habe dann nicht gefunden.

01:04:53.000

Raúl Krauthausen: Kannst du dich selbst hypnotisieren oder ist das so eine Art Meditation?

01:04:56.000

Timon Krause: Das geht. Man kann sich selber hypnotisieren. Es ist ein bisschen anders als

Fremdhypnose, fremdgesteuerte Hypnose. Aber der Prozess funktioniert im Grunde ähnlich,

dass du dich selber, dass du dein eigenes kritisches Denken selber umgehst. Es ist tatsächlich

ähnlich wie Meditation, nur dass du dir in dem Moment selber noch Suggestionen gibst, die

dann beim Unterbewusstsein mit größerer Wahrscheinlichkeit ankommen und angenommen

werden. Das geht.

01:05:20.000

Raúl Krauthausen: So wie lucides Träumen.

01:05:22.000

Timon Krause: Genau, geht auch in eine ähnliche Richtung. Du bist halt etwas begrenzter in37

den Techniken, weil du dich selber zum Beispiel nicht überraschen kannst. Das heißt, du

kannst dir selber jetzt nicht das kritische Denken umgehen durch den Überraschungseffekt,

aber wohl über Entspannung.

01:05:35.000

Raúl Krauthausen: Wie entspannst du denn im wahren Leben?

01:05:37.000

Timon Krause: Lesen ganz viel und ich spiele die Handpan. Kennst du das?

01:05:41.000

Raúl Krauthausen: Mh mh.

01:05:42.000

Timon Krause: Das ist so ein Instrument, das sieht aus wie zwei Wokpfannen aufeinander

gesetzt.

01:05:47.000

Raúl Krauthausen: Ach doch, ja klar, na klar.

01:05:48.000

Timon Krause: Genau, diese Klangschalen, wie so eine Klangschale mit Tönen drauf. Das

spiele ich, das habe ich auch mal auf der Bühne gespielt und jetzt spiele ich es aber einfach

nur für mich im Alltag. Und das ist sehr schön, weil ich da weder der Illusion erliege, ein

begnadeter Musiker zu sein. Das bin ich nämlich nicht.

01:06:04.000

Raúl Krauthausen: Weil es immer gut klingt.

01:06:06.000

Timon Krause: Es klingt trotzdem immer gut, genau. Und ich habe aber auch keinen

Anspruch, es gut zu spielen. Ich spiele das einfach nur, weil ich es schön finde und brauche da

keine Leistung zu erbringen. Und das finde ich ganz gut als Ausgleich, weil ich auf der Bühne

dann doch auch natürlich, wenn die Menschen Geld dafür bezahlen und ihre Zeit dafür opfern

möchte, dass es eine gute Show wird. Und wenn ich dieses Instrument spiele, ist es mir egal,

weil es auch keiner zu hören braucht. Sondern ich mache es einfach nur für mich, weil ich es38

schön finde. Und das ist für mich so eine bewegte Meditation. Was machst du? Was hast du

für dich gefunden? Spielst du immer noch Counter-Strike?

01:06:36.000

Raúl Krauthausen: Nee, ich spiele kein Counter-Strike mehr. Was mache ich? Ich gucke

eigentlich ganz gerne Filme. Da komme ich dann so runter, um auf etwas ganz anderes zu

kommen. Da also ich dann aber zu einigen mit anderen Leuten, die mitgucken. Das ist

manchmal gar nicht so einfach. Ich bin eher so dieser klassische Action-Typ. Aber er hat mir

das auch selber verlernt, weil mir die alle zu sexistisch wurden.

01:06:56.000

Timon Krause: Die Action-Filme?

01:06:57.000

Raúl Krauthausen: Ja. Also das ist einfach so ein Pansel. Ein Klassiker, Rambo, Rocky, Stirb

langsam. Das kann ich einfach nicht mehr genießen.

01:07:04.000

Timon Krause: Hast du in letzter Zeit noch mal was gesehen, was du richtig geil fandest oder

was dich bewegt hat oder was bei dir angekommen ist?

01:07:12.000

Raúl Krauthausen: Ich fand es ein richtig geiler Film bei Everything Everywhere All at Once.

Ich weiß nicht, ob du den gesehen hast.

01:07:15.000

Timon Krause: Nur von gehört. Wird mir ständig empfohlen. Muss ich jetzt gucken.

01:07:18.000

Raúl Krauthausen: So ein großartiger Film. Das ist wirklich witzig. Also weil du gerade

gesagt hast, überraschend. Also der Film ist so überraschend permanent. Und wenn ich dir

jetzt sage, er handelt von einer Familie, die Probleme mit dem Finanzamt hat, dann kriegt es

super boring. Und wenn du den guckst und echt so, ja stimmt, aber nein. Und das ist

eigentlich der Trick. Fand ich sehr schön.

01:07:44.000

Timon Krause: Schreib ich auf die Liste.39

01:07:45.000

Raúl Krauthausen: Ja, kann ich auf jeden Fall so empfehlen. Ja krass. Also wir haben jetzt

über eine Stunde, anderthalb Stunden sogar schon gequatscht. Ich habe noch so viele Fragen.

Ich wollte die Frage eigentlich vermeiden oder habe sie auch bewusst vermieden. Mach doch

mal einen Trick. Das ist wahrscheinlich die Frage, die du immer sagen musst. Deswegen lasse

ich sie jetzt auch weg. Und wer deine Tricks sehen will, der kann auf jeden Fall einfach auf

YouTube gucken. Du hast einen eigenen YouTube Kanal, zahlreiche Podcasts mit Steven

Gädchen. Oder du warst beim Dinner Video von Sat.1. Ich habe jetzt den Sendungsnamen

vergessen. Da hast du dann auch zwei, drei Tricks gezeigt und man sieht das schon sehr klar.

Auch wie du das dann erklärst und dass du eben nicht so ein Schwurbler bist, sondern eben

jemand, der das auch einordnet. Ich fand es ganz witzig und amüsant. Ich habe es sehr, sehr

genossen mit dir zu sprechen. Ich habe aber noch zwei Fragen.

01:08:38.000

Timon Krause: Go, bitte.

01:08:41.000

Raúl Krauthausen: Du hängst ja wahrscheinlich auch relativ viel in Fernsehstudios ab.

01:08:44.000

Timon Krause: Ich habe gleich auch noch eine Frage übrigens. Ich erinnere mich dran. Ja, go.

01:08:48.000

Raúl Krauthausen: Du hängst ja wahrscheinlich oft in Fernsehstudios ab und bist in vielen

Shows unterwegs. Du kennst vielleicht auch den einen oder anderen Prominenten. Und so

ähnlich wie wir ja gerade über fehlende Frauen in der Szene gesprochen haben, fällt mir

immer wieder auf, dass es eigentlich so gut wie keine Menschen mit Behinderung gibt, die

über etwas anderes reden als Behinderung. Also behinderte NachrichtensprecherInnen oder in

der Werbung. Und wenn, dann ist es immer das Thema. Kennst du KünstlerInnen mit

Behinderung, wo du sagst, die machen geile Kunst?

01:09:19.000

Timon Krause: Lass mich denken.

01:09:23.000

Raúl Krauthausen: Gar nicht so einfach, nein?40

01:09:24.000

Timon Krause: Es gibt einen Mentalisten tatsächlich, der hat aber das ist glaube ich zählt das

nur als Behinderung. Also er sitzt im Rollstuhl, aber weil er MS hat.

01:09:32.000

Raúl Krauthausen: Ja, würde schon zählen.

01:09:33.000

Timon Krause: Okay, okay, okay. Dann gibt es den also, das ist Wayne Dobson. Der tritt als

Mentalist auf. Ich glaube, mittlerweile kann er das leider nicht mehr. Der hat aber, wenn ich

mich nicht täusche, zumindest hat er nie auch nicht nur ein einziges Mal tatsächlich über seine

Krankheit gesprochen, außer sie kurz zu benennen im Zweifel und dann einfach weiter zu

machen. Und der hat sehr gute, sehr witzige, was älter ist, ich würde sagen drei Generationen

vor mir oder so. Aber hat ganz gute, ganz witzige, lange Zeit auch in Las Vegas, meine ich,

gute witzige Performances als Mentalist gemacht. Wayne Dobson, den fand ich sehr cool.

01:10:08.000

Raúl Krauthausen: Du hattest noch eine Frage.

01:10:10.000

Timon Krause: Zwei Fragen. Einmal, erstens habe ich es auch sehr genossen, es war sehr,

sehr schön. Ich hoffe, wir begegnen uns mal irgendwann, dass sich unsere Wege irgendwo

kreuzen. Das wäre auch sehr schön.

01:10:18.000

Raúl Krauthausen: Ja, beide in Berlin kann man machen.

01:10:20.000

Timon Krause: Ich wollte sagen, das wäre schön. Ich würde mich darüber freuen. Das geht

eigentlich auch gar nicht mal so schwer dann, wenn wir in Berlin sind. Wobei die Stadt echt

krass, wohnst du eher so nördlich, östlich, südlich, westlich.

01:20:28.000

Raúl Krauthausen: Ich wohne in Kreuzberg.

01:10:30.000

Timon Krause: In Kreuzberg, okay. Ja, das ist gar nicht mal, das geht einigermaßen. Würde

ich mich freuen. Du hast gesagt, du bist ein großer Wortspielfanatiker. Hast du ein gutes?41

01:10:40.000

Raúl Krauthausen: Oh Gott, jetzt hast du mich aber kalt erwischt.

01:10:43.000

Timon Krause: Das ist kacke, das passiert mir auch. Mir fällt keins ein, wenn du mich fragst.

Sonst musst du es mir irgendwann schreiben, wenn es noch einfällt.

01:10:48.000

Raúl Krauthausen: Ich beneide zum Beispiel, dass es im Deutschen das Wort Underwhelming

nicht gibt. Also Underwhelming ist ja so, es ist ja nicht Enttäuschung, es ist aber auch nicht

geil.

01:11:03.000

Timon Krause: Ja, also unter der Erwartungsteilung.

01:11:05.000

Raúl Krauthausen: Und unterwältigt gibt es halt nicht. Und das versuche ich durchzusetzen.

01:11:10.000

Timon Krause: Unterwältigt?

01:11:11.000

Raúl Krauthausen: Ja, unterwältigt. Das kann ich dir gut nehmen.

01:11:14.000

Timon Krause: Unterwältigt.

01:11:15.000

Raúl Krauthausen: Der Spiegel hat mal, als die Deutsche Bahn sich umbenannt hat, von

Deutsche Bundesbahn in die Bahn, voll revolutionäre Umbenennung, haben sie so einen

Wettbewerb gemacht online, wo sie gefragt haben, wie könnte sich die Deutsche Bahn noch

nennen. Und mein Lieblingsergebnis war Erdhanser.

01:11:31.000

Timon Krause: Geil.

01:11:31.000

Raúl Krauthausen: Das finde ich auch sehr witzig.42

01:11:33.000

Timon Krause: Finde ich sehr gut. Finde ich sehr schön. Es gibt tatsächlich, wenn du sowas

gut findest, es gibt ein schönes Buch, das heißt glaube ich das Schönste Deutsche Wort. Und

das war auch ein Wettbewerb von irgendeiner Zeitung glaube ich ausgeschrieben, wo Leute

ihre schönsten deutschen Worte mit Erklärungen einsenden sollten. Und da sind mir zwei in

Erinnerung geblieben. Das eine war Beziehungsweise, weil das je nachdem, ob es groß oder

klein ist, ein Adjektiv oder ein Substantiv sein kann.

01:11:57.000

Raúl Krauthausen: Ja, das stimmt.

01:12:00.000

Timon Krause: Beziehungsweise oder die Beziehungsweise. Und was ich auch sehr schön

fand, war das Wort Kuschel-Einheit, weil das Warme des Kuschelns mit dem Analytischen

einer Einheit vereint. Eine Einheit kuscheln. Ein Liter Küssen, ein Zentimeter schmusen. Fand

ich irgendwie ganz gut. Kuschel-Einheit. Und so sind da aber noch ganz viele. Da war noch

mehr, da war noch irgendwas.

01:12:21.000

Raúl Krauthausen: Voll gut.

01:12:21.000

Timon Krause: Das war richtig gut. Das ist echt ein sehr schönes Buch. Das Schönste

Deutsche Wort, kann ich dir sehr empfehlen. Das ist so ein blaues Buch, relativ groß. Und da

stehen nur solche Dinge drin. Und da sind echt viele so Erklärungen drin, die mega cool sind.

01:12:33.000

Raúl Krauthausen: Meine letzte Frage wäre… Ah nee, du hattest noch eine.

01:12:36.000

Timon Krause: Ja, ich hatte noch eine. Das ging auch um Bücher. Ich weiß nicht, du sagst

Schreiben. Machst du mich gerne? Liest du gerne?

01:12:40.000

Raúl Krauthausen: Ja, doch.43

01:12:41.000

Timon Krause: Ich wünsche mir immer, wenn ich… Ich hatte jetzt gerade Geburtstag, darum

fällt es mir jetzt auch gerade ein, immer wenn meine Freundinnen, meine Lieben mich fragen,

was wünschst du dir zum Geburtstag, sage ich dein Lieblingsbuch. Jetzt bin ich aber

neugierig, was hättest du mir geschenkt, wenn du mir was geschenkt hättest? Was wäre dein

Lieblingsbuch? Was müsste ich lesen, wenn ich dein Lieblingsbuch lesen möchte oder eines

deiner?

01:13:02.000

Raúl Krauthausen: Also ich bin ja also Fraktion Sachbuch. Und es gibt ein Buch von Lonely

Planet. Das heißt Experimental Travel. Und das ist ein Reiseführer für überall.

01:13:14.000

Timon Krause: Cool.

01:13:15.000

Raúl Krauthausen: Und da musst du quasi Aufgaben lösen. Also du weißt, da wo du bist,

besorg dir einen Stadtplan und fahr zur Koordinate K2.

01:13:22.000

Timon Krause: Geil. Das erinnert mich tatsächlich an… Das gab es, wie hieß denn das?

Psychogeography.

01:13:28.000

Raúl Krauthausen: Ja genau, das geht so in die Richtung…

01:13:31.000

Timon Krause: Das geht so in die Richtung Deflaneurs und so, ne?

01:13:32.000

Raúl Krauthausen: Genau, ja.

01:13:33.000

Timon Krause: Einfach irgendwie das Orakel in der Welt sehen und das Spiel zeigt nach

rechts, dann geh ich nach rechts und da sind drei Menschen und drei ist mein Lieblingsfall,

dann geh ich in die Straßen rein. Voll geil, mega.44

01:13:43.000

Raúl Krauthausen: Und so lernt man ein paar Orte ganz normal anders kennen, auch deinen

eigenen Stadtteil und so. Da gibt es halt verschiedene Level, Schwierigkeitsgrade quasi. Und

die Königdisziplin ist, fahr mit deiner Partnerin oder Partner in eine andere Stadt, trennt euch

für 24 Stunden und trefft euch dort, wo ihr glaubt, dass die andere Person euch erwartet.

01:14:02.000

Timon Krause: Geil. Hammer.

01:14:03.000

Raúl Krauthausen: Und 24 Stunden bedeutet, du musst irgendwo übernachten, du musst

irgendwo was essen, was hast du erlebt, allein, Leute kennengelernt vielleicht.

01:14:11.000

Timon Krause: Habt ihr das gemacht?

01:14:12.000

Raúl Krauthausen: Ja ne, doch nicht, aber das will ich unbedingt mal machen.

01:14:16.000

Timon Krause: Gut. Hammer. Richtig cool finde ich. Da gibt es auch ein Buch, das ist

irgendein kleines Büchlein, das habe ich mal in so einem Zen-Shop gefunden. Das war genau

das, das waren einfach 50 Seiten oder so verschiedener Instruktionen, solcher Instruktionen,

für egal wo du bist, mach das Buch irgendwo auf und das ist halt so, lauf gerade auf, bis du im

Schatten landest, geh zwei Mal links, bis du ein Vogel siehst und guck, was da passiert.

01:14:38.000

Raúl Krauthausen: Du kannst auch einen Reiseführer schreiben ohne Aufgaben, einfach mit

so Warnung setzen, also so, was dieser Ort ist unter Kennen beliebt. Sehr schön. Geht immer.

01:14:51.000

Timon Krause: Du hattest noch eine Frage.

01:14:52.000

Raúl Krauthausen: Genau, meine letzte Frage ist wirklich, gibt es eine Organisation, einen

Verein, den du irgendwie dich verbunden fühlst, an die du glaubst, die du gut findest, die

unsere Hörerinnen und Hörer vielleicht auch mal angucken können, unterstützen können, die

du selber vielleicht auch unterstützt?45

01:15:08.000

Timon Krause: Ich habe ganz viele so Charity Sachen, die laufen und ich mache so ein bis

zweimal im Jahr ein Charity Show, das sind aber immer unterschiedliche Vereine. Ich habe

aber eine deutliche Tendenz zu so Natursachen, dass ist irgendwie mein Ding, was ich schön

finde, wenn irgendwo Bäume gepflanzt werden und so, dann finde ich das, mag ich das sehr

gerne, ich mag auch den Wald generell sehr gerne. Und das letzte, was wir letztes Jahr

gemacht haben, ich weiß zu meiner Schande nicht mehr, wie sie heißen, aber es war eine

Organisation, die eben auch Bäume einfach wieder anpflanzt. Warte mal, wie heißt denn das?

Hof Windkind, so, Hof Windkind hatte ich da gefunden, das hat mir jemand empfohlen, das

ist einfach ein ganz lokales Unternehmen oder ganz lokale Organisation, irgendwie die bauen

wieder Bäume, die in Deutschland mal ansässig waren oder fast nicht mehr sind, bauen sie

wieder an und machen das alles bio vegan und so, richtig schön und da kann man auch Bäume

adaptieren und das war das letzte zumindest, was ich gesehen habe, was ich sehr, sehr hübsch

fand.

01:16:03.000

Raúl Krauthausen: Wow, das ist doch ein super Tipp. Wer mehr über Bäume erfahren will,

übrigens, der kann sich die Podcastfolge mit Tessa Ganserer anhören, die bei mir zu Gast war,

die auch Umweltökologin ist und bei den Grünen arbeitet sie sich dort stark für den Baum und

die Rettung der Wälder einsetzt und gleichzeitig auch eine Transfrau ist und darüber haben

wir auch in einer Folge gesprochen.

01:16:25.000

Timon Krause: Hab ich noch nicht gehört, höre ich mir auch noch an.

01:16:26.000

Raúl Krauthausen: Lieber Timon, vielen, vielen Dank für deine Fahrt mit mir im Aufzug,

wenn die Tür jetzt gleich aufgeht, wo geht es für dich weiter?

01:16:36.000

Timon Krause: Es geht heute für mich in den Zug, weil ich meine Familie besuchen werde in

Nordrhein-Westfalen, darum geht gleich der Aufzug in den, ja, kein Auf mehr, nur noch Zug

geht es dann weiter und dann werde ich aber noch lange an dieses schöne Gespräch

zurückdenken. Ich habe es nämlich sehr genossen und werde auch nochmal, jetzt fällt mir, mir46

fällt jetzt wieder ein, dass wir in einem Aufzug sind, werde nochmal über das Ash Conformity

Experiment im Aufzug nachdenken, das kennst du bestimmt auch, ne?

01:17:03.000

Raúl Krauthausen: Nee, noch nicht.

01:17:04.000

Timon Krause: Das kennst du noch nicht, dann gebe ich dir das noch mit, weil das ein

Aufzugthema ist. Wir stehen ja im Aufzug alle immer in die gleiche Richtung quasi und alle

gucken in die gleiche Richtung und es ist so psychologisch ein sehr interessanter Raum, weil

plötzlich alle Normen wegfallen, weil plötzlich alle schweigen, alle schauen in die richtige

Richtung und so, es ist irgendwie ein ungewohnter Raum und alle konformieren an die

Richtung, in die geschaut wird und Ash hat, ich weiß nicht, das ist ewig her, hat ein

psychologisches Experiment gemacht, in dem Menschen in den Aufzug reinlaufen und eine

Person aber anfängt, sich in die andere Richtung zu drehen, als normal wäre, so die guckt also

die Rückwand des Aufzugs an und all die Menschen, die subszessive reinsteigen, schauen

auch die Rückwand an und das hat eigentlich einen ganz schönen, interessanten, sowohl einen

negativen Aspekt als einen positiven, der negative ist, dass wir alle halt irgendwo Mitgänger

sind, genau, konformieren wollen so, so Rudeltiere, aber auch, dass wir aus dieser

Konformität mit ganz einfachen Mitteln rauszubrechen sind, wenn einer es mal anders macht,

machen es andere anders und das ist vielleicht auch für Aktivismus und so weiter eigentlich

ein schöner Hintergedanke, den man im Kopf halten kann.

01:18:08.000

Raúl Krauthausen: Wow, super, das nehme ich auf jeden Fall mit. Vielen, vielen Dank.

01:08:12.000

Timon Krause: Ich danke dir. Wie geht es für dich weiter?

01:18:14.000

Raúl Krauthausen: Ja, ich bin jetzt gleich noch zum Kaffee trinken verabredet mit einer guten

Bekannten und dann Wochenende.

01:18:20.000

Timon Krause: Sehr schön, viel Spaß.47

01:18:22.000

Raúl Krauthausen: Danke dir auch, schön, dass du da warst.

01:18:24.000

Timon Krause: Schön, dich zu sehen.

01:18:27.000

Raúl Krauthausen: Danke fürs Mitfahren. Wenn ihr mögt und euch diese Folge Spaß gemacht

hat, bewertet diese Folge bei Apple Podcasts, Spotify oder wo auch immer ihr zuhört. Alle

Links zur Folge, sowie die Menschen, die mich bei diesem Podcast unterstützen, findet ihr in

den Show Notes. Schaut da gerne mal rein. Wenn ihr meine Arbeit unterstützen möchtet,

würde ich mich freuen, euch bei Steady zu begrüßen. Mit einer Steady-Mitgliedschaft

bekommt ihr exklusive Updates von mir und die Gelegenheit mich zweimal im Jahr

persönlich zu treffen. Im Aufzug ist eine Produktion von Schönlein Media. Ich freue mich auf

das nächste Mal hier im Aufzug.

ALT-Text: Timon Krause, ein Mentalist, sitzt im Aufzug, lehnt an einer Metallwand und blickt direkt in die Kamera. Er trägt ein dunkles Jackett, ein weißes T-Shirt und eine Hose mit Karomuster. In seinen Händen hält er eine Sonnenbrille. Über ihm steht der Text: "Mentalismus braucht keinen doppelten Boden." - TIMON KRAUSE - FOLGE 39.

Timons Herzensangelegenheit:

Baumpatenschaft Hof Windkind

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Dieser Podcast ist eine Produktion von Schønlein Media.
Produktion: Fabian Gieske , Anna Germek
Schnitt und Post-Produktion: Jonatan Hamann

Coverart: Amadeus Fronk

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