Im Aufzug mit Simon Gosejohann

Warum ist Grübeln eine Stärke?

Um Simon Gosejohann kamen die meisten von uns in den frühen 2000ern kaum vorbei: Er hat erst mit Comedystreet und dann bei Elton vs. Simon jahrelang Massen unterhalten – er ist Kult. Aber was er danach eigentlich gemacht hat, erzählt er mir in diesem Gespräch. Mittlerweile ist Simon Vater und in seinem Podcast „How to Dad” unterhält er sich mit Kindern darüber, wie er ein cooler Papa sein kann. Noch ist er seinem eigenen Sohn nicht peinlich, aber trotzdem hat das Vaterwerden seinen Humor verändert – und ihn als Menschen sowieso. Ich habe ich Simon als tiefgründigeren Menschen kennengelernt, als ich es ehrlich gesagt erwartet hätte: Warum er Grübeln als Stärke empfindet, welche Existenzängste er während Corona hatte und ob er auch einen Fahrradhelm trägt, wenn sein Sohn nicht hinsieht – das erfahrt ihr in dieser Folge.

Aufzugtür auf für Simon Gosejohann!

Das Vaterwerden hat meinen Humor verändert. - Simon Gosejohann Simon trägt ein hellgrünes Sakko und sitzt lächelnd vor einer gelben Wand.

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Um Simon Gosejohann kamen die meisten von uns in den frühen 2000ern kaum vorbei. Er hat erst mit
Comedy Street und dann bei Elton vs. Simon jahrelang Massen unterhalten. Er ist quasi Kult. Was er
danach eigentlich gemacht hat, erzählt er mir in diesem Gespräch. Mittlerweile ist Simon Vater und in
seinem Podcast „How to Dad“ unterhält er sich mit Kindern darüber, wie man ein cooler Vater sein
kann. Noch ist er nämlich seinem eigenen Sohn nicht peinlich, aber trotzdem hat das Vaterwerden
seinen Humor irgendwie verändert. Und ihn als Menschen natürlich sowieso. Wir haben über seine
Vorbilder gesprochen und ob Comedy Street gut gealtert ist. Auf unserer Aufzugsfahrt haben wir eine
Reise von seiner Kindheit auf einem Bauernhof in Niehorst bis in seine Wahlheimat Berlin gemacht.
Dabei habe ich Simon als tiefgründigeren Menschen kennengelernt, als ich es ehrlich gesagt erwartet
hätte. Warum er Grübeln als Stärke empfindet, welche Existenzängste er während der Corona-
Pandemie hatte und ob er auch einen Fahrradhelm dann trägt, wenn sein Sohn nicht hinsieht,
das erfahrt ihr in dieser Folge. Aufzug Tür auf für Simon Gosejohann. Die Tür geht auf und wer
kommt rein? Oh mein Gott, es ist Simon Gosejohann.
00:01:57.580
Simon Gosejohann: Ja, hi, tach.
00:01:58.580
Raúl Krauthausen: Hallo Simon.
00:01:59.580
Simon Gosejohann: Ja, hi Raul.
00:02:00.580
Raúl Krauthausen: Was machst du denn hier?
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00:02:01.580
Simon Gosejohann: Ich fahre in die 7.
00:02:03.580
Raúl Krauthausen: In die 7?
00:02:04.580
Simon Gosejohann:Ja.
00:02:05.580
Raúl Krauthausen: Okay.
00:02:06.580
Simon Gosejohann:Genau.
00:02:07.580
Raúl Krauthausen: Also wir sind gerade in der -365, damit wir, wenn, ja, die 7 dauert noch.
00:02:14.580
Simon Gosejohann:Ja, ich bin Freiberufler und ich gebe immer dann so Businesstermine vor. Ich
mach da einen Businesstermin. Raul.
00:02:21.100
Raúl Krauthausen: Und haben Sie schon mal einen awkward-moment in einem Aufzug?
00:02:23.980
Simon Gosejohann:Ja, einen awkward-moment in einem Fahrstuhl hab ich eigentlich regelmäßig.
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00:02:29.380
Raúl Krauthausen: Jedes Mal?
00:02:30.180
Simon Gosejohann:Ja, ne, ab und zu. Also manchmal ist es auch okay. Aber man steht schon
manchmal mit Leuten im Fahrstuhl, wo man denkt so, „Hm, der Vibe hier…“ Nee, irgendwie nicht. Ich
guck mal geradeaus.
00:02:45.060
Raúl Krauthausen: Aber guckst du die Leute dann an oder guckst du an ihnen vorbei?
00:02:47.860
Simon Gosejohann: Diese Frage stelle ich mir dann auch immer. Guck ich die jetzt an oder guck ich
daran vorbei? Ja, das ist eine Frage, auf die habe ich keine klare Antwort.
00:02:58.660
Raúl Krauthausen: Was ich halt bei Aufzügen immer so faszinierend finde, es gibt diesen einen
Konsens, dass es okay ist, sich zu nahe zu kommen, solange man im Aufzug ist. Aber man darf sich
bloß nicht berühren.
00:00:00.000
Simon Gosejohann: Richtig, ja genau.
00:03:09.940
Raúl Krauthausen: Und das ist ja, ich meine, in der freien Wildbahn würde man so eine Nähe nicht
ertragen. Und ich finde es so interessant, dass es bestimmte Orte gibt, wo das gesellschaftlich
akzeptiert ist. Ich meine, das ist in der U-Bahn oder einem Bus ähnlich. Und dann gibt es, habe ich
jetzt auch neulich einen Artikel gelesen, ich habe ihn leider nicht zu Ende gelesen, wie immer. Warum
fühlen wir uns in Cafés wohl, obwohl alle anderen um uns herum Fremde sind?
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00:03:33.220
Simon Gosejohann: Ja.
00:03:33.820
Raúl Krauthausen: Wenn wir uns normalerweise mit Leuten umgeben, die wir kennen oder mögen.
Aber wie gesagt, ich habe ihn nicht zu Ende gelesen, ich fand die Überschrift nur interessant. Und
dann bin ich halt abgelenkt worden und hab mich mit einem anderen Thema beschäftigt.
00:03:44.380
Simon Gosejohann: Und das passiert ja auch öfter mal. Das kenne ich nur zu gut. Ja, ich weiß, es ist
natürlich auch ein gemeinsames Pause machen im Café.
00:03:51.180
Raúl Krauthausen: Aber mit Fremden.
00:03:52.380
Simon Gosejohann: Ja, hast schon recht. Ja. Manchmal ist cool mit Fremden, manchmal ist nicht
cool, ne?
00:03:57.220
Raúl Krauthausen: Wie findest du das Phänomen „Elevator Boys“?
00:04:00.220
Simon Gosejohann: Ich frage mich, wie lange das dauert. Aber prinzipiell finde ich das eigentlich
ganz süß.
00:04:04.060
Raúl Krauthausen: Kennst du die?
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00:04:05.060
Simon Gosejohann: Ja, die kenn ich. Also, jetzt bin ich ja ein Mensch der Medien, persönlich kenn ich
die nicht. Ich krieg das dann manchmal mit. Ja doch, doch, deren Vermarktung krieg ich ja manchmal
über eine Kollegin mit. Das ist so ein bisschen, sind so sexy Männer auch irgendwie. Sexy Teenie-
Schwärme, ne? Und dann „Hu-hu“.
00:04:23.520
Raúl Krauthausen: Die erste Boyband ohne Musik, oder?
00:04:25.920
Simon Gosejohann: Ja, genau. Was tun sich da für Fantasien in den Köpfen der Frauen auf, wenn die
das so mögen, dass da so eine Horde von Männern…
00:04:34.600
Raúl Krauthausen: Könnte es ja auch einen weiblich geben? Die Elevator Women oder Girls?
00:04:38.600
Simon Gosejohann: Was tun sich da für Fantasien auf? Wenn so eine Horde von Frauen…
00:04:43.600
Raúl Krauthausen: Man weiß es nicht.
00:04:44.600
Simon Gosejohann: Weiß man nicht. Ne. Dich hab ich mal gesehen in der Ankerklause.
00:04:47.600
Raúl Krauthausen: Ach was.
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00:04:48.600
Simon Gosejohann: Ja, ja.
00:04:49.600
Raúl Krauthausen: Du wohnst in Berlin.
00:04:50.600
Simon Gosejohann: Ich wohne in Berlin, ja genau. Und ich hab das irgendwo aufgeschnappt, dich in
der Talkshow, und dann hab ich dich da gesehen, so der Standard. „Wer kennt der denn? Kennt der
dich? Ne, kenn ich nicht. Kennst du ihn? Aber wir saßen so, dass man sich nicht grüßen muss. Wir
saßen wie Fremde im Café.
00:05:07.600
Raúl Krauthausen: Genau, aber wir mussten uns nicht grüßen. In dem Aufzug grüßt man sich ja.
00:05:11.600
Simon Gosejohann: Schon, oder?
00:05:12.600
Raúl Krauthausen: Oder?
00:05:13.600
Simon Gosejohann: Ja, ich mach das schon. Ja, mach ich schon. Kommt ja auch immer ein bisschen
drauf an, in welchem Hotel man ist. Es gibt ein Hotel in Köln, da weißt du, mit dem du im Aufzug bist,
kannst du jetzt direkt an die Theke gehen und dann fließen Kölsch.
00:05:29.600
Raúl Krauthausen: Ich habe das Gefühl, wir reden vom gleichen Hotel.
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00:05:32.880
Simon Gosejohann: Ja, ich glaube auch, wenn du mal bei Bettina Böttinger warst, warst du in dem
Hotel.
00:05:37.800
Raúl Krauthausen: Und dieses Hotel ist doch, wir können es beim Namen nennen, es ist das Savoy in
Köln, am Kölner Hauptbahnhof.
00:05:45.320
Simon Gosejohann: Ich bin großer Fan.
00:05:46.480
Raúl Krauthausen: Ich bin verstört jedes Mal, wenn ich reingehe und wieder rausgehe. Man denkt, da
passiert was anderes, aber es ist ein ganz normales Hotel.
00:05:55.680
Simon Gosejohann: Ja, es sieht aus wie ein Puff. Wir können’s jetzt mal beim Namen … Es sieht aus
wie ein Puff, ja. Okay, also das ist jetzt stumpf abgekürzt von einem mittelalten weißen Mann. Aber ich
glaube, Raul, anders kann man’s gerade nicht beschreiben.
00:06:08.240
Raúl Krauthausen: Überall sind so Vlieswänden, die Wände sind so mit Vlies beklebt. Sehr dunkel und
düster mit komischen, ich sag ja immer, LED muss man können. Also diese lichtfarbenen,
lichtändernden Regenbogen-LED Streifen. Das sieht ja auch nicht … Also es sieht meistens scheiße
aus.
00:06:25.400
Simon Gosejohann: Ja, ich sag mal, es gibt unterschiedliche Zimmer. Ich drück’s vielleicht mal
diplomatischer aus.
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00:06:30.640
Raúl Krauthausen: Aber hast du ein Zimmer oder eine Suite?
00:06:32.640
Simon Gosejohann: Ich bin ja…
00:06:34.640
Raúl Krauthausen: Das letzte Mal hatte ich eine Suite.
00:06:36.640
Simon Gosejohann: Es hängt von meinem Marktwert ab. Der ist nicht immer oben. Ich bin auch nicht
immer im Savoy.
00:06:41.640
Raúl Krauthausen: Natürlich nicht. Aber das letzte Mal, als ich da war, hatte ich eine Suite, zwei
Zimmer, die du ja alleine gar nicht bewohnen kannst.
00:06:47.640
Simon Gosejohann: Nee, vor allen nicht in der Kürze der Zeit, die einem bleibt.
00:06:50.640
Raúl Krauthausen: Das ist völlig absurd. Dieses Hotel ist mir ein großes, großes Rätsel. Aber das
Essen ist ganz lecker.
00:06:56.640
Simon Gosejohann: Ja, also ich sag mal so, letztes Mal war ich auch für eine Woche in Köln. Und ich
bin ja eigentlich zum Drittel Kölner. Ich war für eine Woche da und war nicht im Savoy. Fand ich
auch ganz geil, weil dann morgens trifft man dann schon immer Kollegen am Buffet. Das ist halt das
Fernsehhotel, um es mal nochmal so ausdrücklich gesagt zu haben.
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00:07:15.120
Raúl Krauthausen: Und seit neuestem YouTuber. Ich hab zuletzt ganz viele YouTuber da gesehen.
00:07:19.320
Simon Gosejohann: Hast du die alle auf dem Schirm?
00:07:20.440
Raúl Krauthausen: Nee, aber man sieht es denen ja an. Oft sagen sie es einem auch ungefragt.
00:07:25.200
Simon Gosejohann: Ja, okay. Und wie siehst du denen das an? Also, gut Social Media, oder?
00:07:31.200
Raúl Krauthausen: Ja, genau. Du wolltest gerade was sagen zum Thema Ankerklause.
00:07:35.200
Simon Gosejohann: I love Ankerklause. Die hab ich, als ich noch in Gütersloh gelebt hab, war ich
schon in Ankerklause. Als ich in Köln gelebt hab, war ich in Ankerklause. Und ich bin jetzt, wo ich in
Berlin so wohne, weil Berliner, was auch immer man sagt, bin ich immer noch gerne da. Ich liebe den
Laden irgendwie. Der ist so schön gelegen. Blixa Bargeld, der hat doch das Paul-Lincke-Ufer
besungen, oder Maibachufer. Oder was war das?
00:07:57.320
Raúl Krauthausen: Oder auch … Gibt’s einige. Per Akkantate hat’s auch mal besungen.
00:08:01.920
Simon Gosejohann: Ja? Ah.
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00:08:03.440
Raúl Krauthausen: Gibt einige.
00:08:03.440
Simon Gosejohann: Für mich ’n Sehnsuchtsort, muss ich sagen. Find ich schon schön da.
00:08:07.960
Raúl Krauthausen: Sitzt du eher an der Straßenseite oder an der Wasserseite?
00:08:11.720
Simon Gosejohann: Ich sitze an der Wasserseite. Sind da auch mal Schwäne? Kann das sein? Doch,
ne? Jo, schon mal. Hier ist es fast so schön wie in Straßburg.
00:00:00.000
Raúl Krauthausen: Wenn du mit Kindern da lang gehst. Schwäne sind richtig aggressive Tiere.
00:08:24.960
Simon Gosejohann: Kann ich nicht ab. Schwäne sind komisch.
00:08:26.960
Raúl Krauthausen: Ja, vor allem Kinder denken immer, oh wie süß, und dann kommen die und zack.
00:08:31.440
Simon Gosejohann: Mach ich einen Riesenbogen. Hund hat auch Angst vor Schwänen. Nein, nein, das
wollen wir nicht. Da machen wir einen Bogen drum. Ja, auf jeden Fall. Ja, na klar.
00:08:38.880
Raúl Krauthausen: Leider ist es so, dass ich aus der Ankerklause selten nüchtern wieder rauskomme.
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00:08:43.040
Simon Gosejohann: Ja.
00:08:44.040
Raúl Krauthausen: Ich kann mich immer noch an die ersten zwei Stunden erinnern.
00:08:47.200
Simon Gosejohann: Ja, das kann ich gut nachvollziehen. Das ist aber auch, das verleitet einen auch.
Das ist so ein Ort, so hier darf man. Da gilt noch sowas wie kein Bier vor vier. Oh, ist ja schon halb
fünf. Pass mal auf. Da darf man irgendwie, ne? Da lässt man ausklingen. Und da ist auch, die
Ankerklause hat auch irgendwie nicht sowas, hat auch nicht sowas wie Moral, ne? Hat doch
irgendwie im tiefsten Inneren so eine Punkrock- DNA. Gefühlt, oder? Das ist sowas Urberlinerisches
und da…
00:09:12.520
Raúl Krauthausen: Total.
00:09:13.520
Simon Gosejohann: Dit is egal. Ne, wie sagt man? Ditte kann ich nur nicht. Ich bin noch beim Kölner.
Kölschen. Dat is egal. Also vor so 10 Jahren war doch die große Draußenzeit. Köln war das der Platz
beim Hallmackenreuther. Rappelvoll. München Gärtnerplatz. Hamburg hatte auch so ne Ecke. Und da
waren doch plötzlich abends tausend, die da rumgestanden haben und ein Bierchen im Stehen
getrunken haben.
00:09:40.520
Raúl Krauthausen: Genau. Und die Leute sind damals extra deswegen da hingezogen. Und jetzt
wohnen sie da und jetzt ist es ihnen zu laut.
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00:09:45.520
Simon Gosejohann: Ja, richtig. Aber die Zeit habe ich sehr genossen, denn ich habe da auch
rumgestanden. Und fand das toll und dachte geil.
00:09:51.520
Raúl Krauthausen: Solange man da nicht wohnt.
00:09:52.520
Simon Gosejohann: Solange man hier nicht wohnt, bin ich doch lieber hier draußen mit einem Bier
vom Kiosk als in einer muffigen Bar.
00:09:57.520
Raúl Krauthausen: Das stimmt.
00:09:58.520
Simon Gosejohann: Klimaveränderung.
00:09:59.520
Raúl Krauthausen: Also die große Draußenzeit hast du gesagt, dann kam Corona.
00:10:03.520
Simon Gosejohann: Ja.
00:10:04.520
Raúl Krauthausen: Das hat auch schon ein paar Jahre lang.
00:10:05.520
Simon Gosejohann: Ja.
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00:10:06.520
Raúl Krauthausen: Wie hast du die Zeit verbracht?
00:10:07.520
Simon Gosejohann: Für mich war es nicht ganz so schlimm. Ähm, mein Sohn ist 2019 geboren
worden. Ja, wir wollten den dann auch nach einem Jahr in die Kita bringen. Da war er, kam dann
noch mal für drei Monate zurück wegen Corona. Hat im Prinzip bei uns die Elternzeit so ein bisschen
verlängert.
00:10:25.160
Raúl Krauthausen: Mhm.
00:10:25.160
Simon Gosejohann: Und in der Zeit ist man ja sehr behütend als Elternpaar und wenig draußen. Und
dazu kommt auch, ja, wir haben Hund. Als es dann so ganz streng wurde, Gassi gehen oder so, keine
Ahnung, oder mal irgendwie rausgehen. Ich fand das auch so ein bisschen relativ jetzt mit den
Einschränkungen. Also, ähm, auch da finde ich manchmal, , ja, es gab natürlich diese Maßnahmen
und es gab auch diese Vorschriften. Die waren auch nicht alle richtig, natürlich. Das ist ja eben so die
Sache, ne? Wenn keiner eine klare Antwort hat, dann macht man auch mal Fehler. Ja? Und damit tun
sich manchmal, manchmal, manche Leute schwer, weil irgendwie scheinbar ist in manchen Leuten die
Denkweise, die Obrigkeit muss es wissen. Sie muss es wissen. Ja, in einem totalitären System oder
einem autokratischen, ja, da wissen die es vermeintlich. Ist aber auch Unsinn. Ich habe das alles nicht
so ernst genommen mit den Regeln. Und ich habe die als Richtwert für mich benutzt, um mich selbst zu
schützen. Hab selber gehört, was gibt es für Informationen. Und du, wenn mal einer jetzt dabei war,
aber in den härtesten Lockdown-Zeiten auch irgendwie nur zwei Haushalte zugelassen waren. Und da
war noch ein dritter Haushalt dabei. Da habe ich mir gedacht, da weiß ich jetzt gerade, dass das nicht
schlimm ist. Ja, und es interessiert auch gerade keine Sau. Ja, und so, so.
00:11:48.040
Raúl Krauthausen: Aber hast du anderen deine Meinung aufgedrückt oder hast du respektiert, wenn
andere gesagt haben, ich passe lieber auf oder mir ist es egal?
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00:11:55.520
Simon Gosejohann: Selbstverständlich habe ich das respektiert. Ja, und da waren ja auch extreme,
extrem zurückhaltende, extrem vorsichtige Meinungen da. Das ist ja voll okay. Und ich war für
manche ja auch irgendwie schon ein unmoraler Postel. Kumpel meinte, ich komm mal gerade vorbei.
Wo ich auch so sagte, äh, jetzt, warte mal, jetzt so mal eben vorbeikommen, gerade in der Hochphase,
warte mal, gerade schwierig, mal kurz überlegen, lass draußen treffen. Es ist einfach, ich meine, wie
soll dann eine Regierung für die 80 Millionen Einzelfälle die perfekte Regelung
aussprechen? Also wie gesagt, ich hab das so ein bisschen als Orientierung wahrgenommen. Ich
meine, ich verstehe das manchmal nicht, dass Leute das als Diktatur missinterpretieren. Wenn ich
will, gehe ich gleich runter, ich gehe sechsmal über eine rote Ampel. Wenn ich das will. Ich werde
nicht erwischt. Wenn ich totgefahren werde, ist aber doof. Meine Doofheit, tatsächlich.
00:12:54.640
Raúl Krauthausen: Aber hat diese Corona-Zeit mit dir und deiner Familie, sagen wir mal, irgendwas
gemacht? Also bist du nachdenklicher geworden? Hat es dich … Also, hat es dich emotional gepackt?
Hattet ihr Probleme gleich mit der Arbeit? Oder war das einfach nur mehr Family-Time?
00:13:10.360
Simon Gosejohann: Ja, die Nachwirkungen ziehen so ein bisschen was nach sich. Also, dass ich auf
jeden Fall ein bisschen was tun muss. Weil … ja, genau. Also, genau, es ist eine Produktion abgesagt
worden, wo ich dachte, die passt mir jetzt aber gut in den Kram. Wo man einfach ein Loch im
Portemonnaie hat, wo man ein bisschen gucken muss. Aber im Vergleich zu anderen Leuten alles auf…
Also, nee, ich bin da sehr glimpflich durchgekommen. Das muss ich schon sagen. Das Gute ist, auch
meine Eltern, ich komme ja vom Bauernhof, meine Eltern sind ein bisschen betagter, die mussten sich
natürlich dann noch mal mit einem größeren Nachdruck isolieren. Haben das auch gemacht und
natürlich gut gekonnt. Wenn man einen Hof hat, über den man spazieren kann, ist selbst der
schlimmste Lockdown halb so wild. Aber manche Leute haben eine 45-qm-Wohnung, wohnen da zu
dritt und dürfen nicht raus und dann ist da eine ganz andere Problematik, derer ich mir ja auch
bewusst bin.
00:14:05.000
Raúl Krauthausen: Im Podcast „1LIVE“ der Raum, wo du selber eine Stunde monologisieren musstest.
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00:14:10.760
Simon Gosejohann: Da habe ich, glaube ich, viel Müll erzählt, Raul. Kann das sein? Viel ADHS-Müll.
00:14:15.440
Raúl Krauthausen: Weiß nicht, also ich fand auf jeden Fall beeindruckend, wie du nach einer halben
Stunde den Bogen gespannt hast. Quasi, wie du zurück zum Anfang kamst. Da hast du in einem Satz
kurz gesagt, dass man ja auch als selbstständiger, selbstständigtätiger Mensch, der du bist, du bist
nirgends angestellt, du bist beruflich, bist du davon abhängig, dass du Aufträge bekommst, dass man
sich da natürlich auch manchmal Sorgen macht. Was ist in der Zukunft, kann ich mir davon überhaupt
meine Alterssicherung bauen und so weiter im Vergleich zu jemandem, der festangestellt ist? War das
in der Corona-Pandemie quasi etwas, was dich mehr beschäftigt hat?
00:14:49.240
Simon Gosejohann: Ja, ich hab eigentlich … Ich hab irgendwie ein bisschen auch oft Glück, muss ich
sagen. Ich hatte auch in der Coronapandemie das Glück. Ich sag immer, Ruth Moshner hat mich da
durchgefüttert. Die hat mich ein paar Mal zum Quizbuchstabenbattle eingeladen. Und dann war das
auch alles halb so wild. Also Sat.1, ProSiebenSat.1, kann ich jetzt auch so sagen. Weil alles andere
war so ein bisschen mau. Und, ja, die Sendung, ich glaube, es ging einigen Prominenten so, dass man
dann so mit dem Nötigsten da durchkam. Existenzängste hab ich massive. Ich geb’s zu. Ähm,
allerdings haben mich die auch schon dazu angetrieben, dass ich extreme … Also, dass ich mich sehr
stark abgesichert hab, weil das hatte ich irgendwie immer. Ich weiß gar nicht, woher das kommt, aber
ist da. Ich hab aber auf jeden Fall einen Polster, mit dem ich dann auch, was das angeht, ruhig
schlafen kann. Ja, dann hinten raus unbedingt. Ja, hab ich viel drüber nachgedacht, was kann man
ändern. Und hab auch viel geändert. Irgendwann, im letzten Jahr, bin ich bei Social Media aktiver
geworden als halt im ersten Jahr 2022, als man dachte, jetzt ist Corona, jetzt geht … haut ab. Jetzt
können wir wieder so zum normalen Betrieb übergehen. Äh, wo mir dann halt so ein paar Sachen um
die Ohren geflogen sind, gar nichts mehr ging. Klar, nee, völlig richtig. Also, was du gesagt hast, ja,
dann schlaflose Nächte, genau, was geht. Muss ich an meine Altersvorsorge rangehen jetzt mal, um
die alltäglichen Dinge des Lebens, Berlin ist teuer, finanzieren zu können. Genau, und dann hab ich
aber irgendwie so einen Turn gemacht, dass ich aktiver geworden bin über Social Media und das auch
irgendwie der richtige Zeitpunkt war und plötzlich irgendwie ein guter Vibe wieder da war und sich
dann doch ein paar Sachen glücklicherweise entstanden sind, dass ich jetzt umso positiver in die
Zukunft gucke.
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00:16:36.140
Raúl Krauthausen: Ich hab das Gefühl, wenn man… Also, je mehr ich mich mit dir beschäftigt habe,
natürlich kenn ich dich aus zahlreichen Comedy-Formaten, Comedy Street, Simon vs. Elton, Elton vs.
Simon.
00:16:45.540
Simon Gosejohann: Ja? Was ist denn dein Geburtsjahr nochmal?
00:16:47.540
Raúl Krauthausen: 1980.
00:16:48.540
Simon Gosejohann: Ok, ja, ja, ja. Da ist man nicht so ganz um mich drum rum gekommen. Sorry,
sorry nochmal.
00:16:53.540
Raúl Krauthausen: Kein Problem, aber da hat man immer das Gefühl gehabt, bei dir ist alles witzig
und komisch und du hast keine Hemmung. Aber auf der anderen Seite, wenn man dich dann hört in
Podcasts, wo du ein bisschen länger auch Redezeit hast, was jetzt nicht jedes Mal ein Witz sein muss,
dann merkt man schon, dass du auch ein Grübler sein kannst.
00:17:10.540
Simon Gosejohann: Ja, genau.
00:17:12.540
Raúl Krauthausen: Schlummert beides in dir oder gibt es eine dominantere Seite?
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00:17:15.620
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Simon Gosejohann: Ja, ich bin… Ja, jetzt muss man gucken. Also, grübeln ist ja etwas, wo man dann
in der Psychologie sagt, „Oh, zu viel grübeln geht ins Depressive.“ Kann das sein? Wie würdest du
das Wort grübeln bewerten?
00:17:29.340
Raúl Krauthausen: Also, du hast selber mal gesagt, dass du dich nicht in einer Depression siehst.
00:17:33.780
Simon Gosejohann: Genau. Da würde ich dann so ein bisschen diese Linie ziehen. Aber das… Also, ab
und zu grübele ich natürlich, also um Gottes Willen, ja?
00:17:40.740
Raúl Krauthausen: Ja.
00:17:45.660
Simon Gosejohann: Ähm, bin, ja, bin dann doch sehr nachdenklich. Und der Fetzen, den man dann
auf Social Media vielleicht sieht, der dann auch eine entsprechende Reichweite hat, das ist natürlich
dann so meine Bühne. Und alles hinter der Bühne ist ein Denken darüber, wie könnte man denn jetzt
mal was machen, was lustig ist. Plus viele andere Gedanken. Ich seh da eigentlich eine Stärke drin.
Ich kann das auch gar nicht anders,als Dinge von allen möglichen Seiten zu beleuchten. Das mache
ich im Vorfeld. Und ich hatte dann auch schon manchmal schwierige Situationen, die in meinem
Leben krachten. Aber das war dann halb so wild, weil ich hatte das vorher schon alles eingerechnet,
einberechnet, weil ich alles durchdacht hatte.
00:18:22.900
Raúl Krauthausen: In der letzten Folge war bei mir Ariana Barboury zu Gast, in der vorletzten Folge.
Und sie ist ja auch eine Frau, die gerne auf Bühnen steht und auch viele Podcasts macht und auch
Comedy macht. Und sie sagte, dass sie die Beobachtung gemacht hat, dass jeder, der auf der Bühne
steht, irgendetwas sucht. Bestätigung, Geltung.
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00:18:51.74
Simon Gosejohann: Ah, okay.
00:18:51.740
Raúl Krauthausen: Anerkennung, Liebe. Würdest du das bei dir auch sagen?
00:18:55.660
Simon Gosejohann: Ja, aber da bin ich dann, glaube ich, doch die Flachzange, für die du mich in
deinen jungen Jahren gehalten hast. Also, ich mag die Unterhaltung einfach. Das ist auch,
Unterhaltung als Selbstzweck finde ich auch okay. Ich freue mich, wenn das Ganze reinhaut und lustig
ist. Und ich hätte auch gern Kino gemacht in meinem Leben, hat nicht sein sollen. Aber hätte ich,
glaube ich, auch nicht hinbekommen. Aber so Fernseh, Entertainment, online, das finde ich super.
Und wenn es dann ein bisschen knallt und lustig ist, dann bin ich happy.
00:19:29.020
Raúl Krauthausen: Du bist, das fand ich ganz interessant, du machst Comedy, Du hast mit deinem
Bruder eine Filmproduktion?
00:19:36.020
Simon Gosejohann: Ja, nur eine erdachte, Raul.
00:19:38.020
Raúl Krauthausen: Eine erdachte Produktion.
00:19:40.020
Simon Gosejohann: Ja, wir sind eigentlich nur eine…Wir sind eigentlich nur… Wir sind Brüder und
haben früher auch Filme gemacht. Aber nicht im Rahmen… Also das ist eigentlich das, was uns gefehlt
hat. Ein Produzent, der uns groß macht. Das ist genau das, was gefehlt hat. Wir sind beide kreativ
eigentlich. Und ja, eigentlich hätten wir… Eigentlich müssten wir mal wieder einen Film machen. Aber
wie?
19
00:20:01.020
Raúl Krauthausen: Ihr habt zusammen einen Podcast.
00:20:02.020
Simon Gosejohann: Wir haben auch einen Podcast zusammen, genau.
00:20:04.020
Raúl Krauthausen: Und der heißt so wie der Ort, in dem ihr aufgewachsen seid.
00:20:08.020
Simon Gosejohann: Richtig, Piratensender Niehorst.
00:20:10.020
Raúl Krauthausen: Wie kommt es, dass du von Niehorst nach Berlin zogst?
00:20:14.020
Simon Gosejohann: Gute Frage, ja. Also Niehorst ist auf dem Land, aber schon in Gütersloh. Zur
Information, Gütersloh, das ist schon eine Stadt, muss man schon mal so sagen. Wir haben starke
Arbeitgeber und wir haben Anschluss an die Welt, ja. Ja, nebenan ist Bielefeld, das ist eine Großstadt.
Hannover kann man erreichen. Und Hamburg ist auch nicht allzu weit. Aber nicht an die mediale. An
die mediale Welt hatten wir in den 90ern keinen Anschluss. Wir haben dann selber immer so Sachen
gedreht, irre Filme. Das war der Zeitgeist. Vielleicht hast du davon auch so ein bisschen was
aufgeschnuppert. Aufgeschnappt, ja, Peter Jackson, würde ich mal so sagen. Braindead, bad taste,
Splatter, Trash, Troma. So und in dem Stile haben wir auch irgendwie Filme gedreht. Zwei Langfilme.
Und über diesen Filmwahnsinn, also ich habe eigentlich eine Ausbildung zum Industriekaufmann
gemacht, in Bielefeld-Sennestadt, habe Knöpfe verkauft. Über diesen Filmwahnsinn habe ich dann
damals eine Praktikumsstelle bei Viva ergattert und war glücklich. Eigentlich kommt noch die WG
Europa dazu. Da gab es sechs Europäer, die in einer WG for free gelebt haben in Köln-Ehrenfeld
1999 bis 2000. Und so ist eine Doku-Soap entstanden. WG Europa. Ein Franzose, Italiener, Spanierin,
Irin und Pole. Ein Pole und ich. Genau, der Pschimmek. Und wir haben da zusammen gelebt und in
der Zeit habe ich mich dann bei Viva beworben. Hab jeden Tag zwei bis dreimal angerufen auf einer
20
Festnetznummer. Bin dann irgendwie dann doch nach drei Monaten Telefon bei Viva gelandet als
Praktikant und war natürlich happy und konnte mich auch einbringen. Hab auch irgendwie so ein
bisschen glaube ich auf dicke Hose gemacht.
Peinlich, aber ich glaube schon, also wenn ich manchmal so das so reflektiere. Ich war so komplett in
meinem Element, aber naja, also
irgendwie habe ich da, sag ich mal, vom Praktikanten auch eine steile Karriere hingelegt, wenn man
so will. Ja, ich bin dann irgendwie vor der Kamera gelandet, aber Moderation ist ein bisschen weil ich
kann mir nicht so viele Sachen merken und alles, aber hat dann so geklappt, so im Film-Nerd-Bereich.
00:22:22.420
Raúl Krauthausen: Für Viva hat es gereicht.
00:22:25.1
Simon Gosejohann: Für Viva 2 sogar. Viva 2, so ein Film-Nerd-Magazin, das war ja auch die Ecke,
aus der ich kam, so ein bisschen Nerdy-Genre. Viele Filme geguckt in der Zeit, was ich heute
irgendwie nicht mehr so richtig hinkriege. Und da bin ich dann 2002, 2001 angerufen worden, ob ich
nicht Comedy Street machen möchte. Und habe ich natürlich sofort ja gesagt. Comedy Street, das
deutsche Trigger Happy TV für die Leute, die sich noch erinnern können, das lief synchronisiert auf
ProSieben und ja, so war es. Ich war bei ProSieben und hatte dann irgendwie Glück, Fernsehpreis,
dann kam noch Elton vs. Simon dazu und dann habe ich da in Köln zehn Jahre lang Fernsehen
gemacht. Juchu, wie verrückt.
00:23:08.500
Raúl Krauthausen: Verdient man in der Zeit gut Geld oder verdient man einfach das, was man
verdient, wenn man wenn man einen Tag Aufzeichnung hat?
00:23:15.180
Simon Gosejohann: Bei mir war ja auch noch die Werbebranche hinter mir her. Eigentlich waren alle
hinter mir her.
00:23:20.220
Raúl Krauthausen: Das heißt, du könntest theoretisch ausgesorgt sein können?
21
00:23:23.340
Simon Gosejohann: Ja … ja … Wenn der Sender gesagt hätte, ich bin das neue Ding, dann hätte ich
ausgesorgt. Aber das hat der Sender so nicht. Es war immer so, ah, ja, der Simon, Comedy Street, ja,
oh. Ah, und dann waren die Quoten gut, und dann so, ach komm, machen wir noch eine Staffel. Es war
immer so ein Hängen und Würgen. Aber ich war natürlich Kult und Zielgruppe hat mich abgefeiert
und die Werbebranche hat das schon so gecheckt. Und dann kam Werbung dazu und ich hab nicht
alles verjubelt. Also meinen Ruhestand hab ich, glaub ich, aus den zehn Jahren. Da hab ich die
Weichen gelegt, dass ich mir ab 65 keine großen Sorgen mehr machen muss. So kann man sagen. Hab
nie, bin ja nicht abgestürzt.
00:24:07.500
Raúl Krauthausen: Weil du ein nach Sicherheit strebender Mensch bist.
00:24:09.74
Simon Gosejohann: Genau. Paar richtige Entscheidungen waren dabei. Es waren nicht alle richtig,
aber die Mehrheit waren richtige. Und ja, so ganz, so ganz 100 Prozent nüchtern und klar aufgestellt
bin ich da nicht. Aber so ein paar Bauchentscheidungen waren richtig. Und ich bin, ja, hab ja so ein
bisschen was, was mir Sicherheit gibt, hab ich auf jeden Fall. Und ja, dann ist das irgendwie … Ja,
das mit dem Fernsehen wurde dann irgendwie … Die Sendungen waren dann auch vielleicht ein
bisschen durchgemöllert. Elton wollte Elton vs. Simon nicht mehr weitermachen. Das war ein bisschen
blöd. Wir hatten immerhin eine 4-stündige Live-Show auf ProSieben am Samstagabend von 20.15 Uhr
bis 0 Uhr mit einer Wahnsinnsquote. Und er sagte, ja, aber das will ich nicht mehr. Da stand ich
natürlich doof da. Da stand ich doof da, Comedy Street wollten sie auch nicht mehr. … so, also … Sie
hätten weiterhin als …auf uns als Duo gesetzt, ja? Das wär okay gewesen. Aber so ist dann das Duo in
einer blöden Zeit auseinandergegangen. Und ein neues Duo war ja auch da. Nee, da waren Joko und
Klaas auch nicht mehr neu. Die waren schon auch etabliert. Und die, muss man ja auch sagen, kamen
teilweise mit geilen, innovativen Inhalten. Bis heute, muss ich sagen. Super. Und irgendwie bin ich so
ein bisschen so … Ja, äh, ja, weiß ich auch nicht. Und ja, dann bin ich ja immer noch über alle Jahre
immer hier Gast gewesen und da und hab ein gutes Leben gehabt. Und ne etwas schwierige
Beziehung, das war etwas… ja, das war etwas… hat nicht so ganz hingehauen. Liegt ja immer an zwei
Leuten. Und 2016 habe ich mich in die Melanie verliebt und bin nach Berlin gezogen.
22
00:26:08.140
Raúl Krauthausen: Jetzt hast du einen Podcast, der heißt „How to Dad“. Du bist quasi, wenn ich das
kühlenpsychologisch analysieren darf, auf der Suche nach einer guten Vaterrolle für dich als Vater.
Und dafür befragst du Kinder, wie man ein guter Vater wird. Ist das für dich wirklich so ein Ding oder
hast du da, also beschäftigt dich das Vatersein, weil du selber vielleicht Fragen an deinen Vater hast
oder hattest? Oder ist das etwas, was du dir einfach überlegt hast, weil das konzeptionell gerade
passt?
00:26:43.140
Simon Gosejohann: Ja, das Konzept fand ich schon gut, muss ich sagen. Die Idee. Also das, was mich
antreibt, ist eigentlich der Talk mit den Kindern. Also ich bin einfach neugierig, was die so machen.
Das hab ich auch schon vorher gemerkt, dass so wieder die Karten neu gemischt werden. Was da
Neues entsteht. Das find ich spannend. Deswegen macht mir jede Aufnahme Spaß. Neues Kind und
was ist da los in dem Leben? Erzähl mal. Und es macht auch, find ich, total Spaß, äh, so auf
Augenhöhe dann mit Kindern zu quatschen. Und, und, und, und … Einfach so wie, ne? Also, ich meine,
du 80er-Jahrgang, ich 76er. Wir haben unsere Schubladen auch. Es sind so manchmal Sachen im
Kopf, ne? oder so manche Sachen, die einen auch nerven und so. Und bei den Kindern ist das alles
noch free.
00:27:29.980
Raúl Krauthausen: Mhm.
00:27:31.660
Simon Gosejohann: Und, und darüber hinaus ist es natürlich so, dass ich auch immer eigentlich oft so
peinliche, awkward Momente hatte in der Glotze oder Cringe. Eigentlich ist ja der Humor auch so ein
bisschen Cringe oft gewesen bei Comedy Street. Und da war dann so die Idee, wie wird man
eigentlich ein cooler Papa? Eltern sind immer so ein bisschen peinlich. Ich will jetzt nicht mehr
peinlich sein, ich will jetzt cool sein. Wie kann ich ein cooler Papa werden. Aber recht schnell checkt
man natürlich, es geht darum, um was geht es? Will ich ein guter Papa sein? Will ich ein cooler Papa
sein? Aber so dieses bisschen so Service-Ding oder wie nennt man es? Das haben wir schon da so.
23
00:28:10.220
Raúl Krauthausen: 200 Tipps zu mitnehmen.
00:28:13.220
Simon Gosejohann: Ja, da höre ich schon mal so nach. Das ist auch dann ein Teil der Motivation.
00:28:16.340
Raúl Krauthausen: Gleich geht’s weiter. Wenn du diesen Podcast unterstützen möchtest, dann kannst
du das mit einem kleinen monatlichen Beitrag tun. Im Gegenzug kannst du aktuelle Folgen vorab
hören und du wirst, sofern du das möchtest, hier im Podcast auch namentlich genannt. Alle Infos
findest du auf www.raul.de/aufzug. Ende der Service-Durchsage. Viel Spaß beim zweiten Teil der
Folge.
00:28:47.540
Raúl Krauthausen: Ralf Kaspars war auch hier in dem Aufzug zu Gast. Und da er hat mehrere Bücher
geschrieben, wie man mit Kindern Gespräche beginnt, beziehungsweise auch Fragen stellt, die Kinder
auch wirklich interessant finden. Und nicht so was wie „Erzähl mal, wie war es in der Schule?“ oder
„Was sind denn deine Hobbys?“ Kinder langweilen solche Fragen oft und der hat mehrere Bücher
geschrieben 99 einfache Fragen oder 99 seichte Fragen zusammen mit dem Duden Verlag glaube ich
und eine Frage die mir immer hängen blieb war „was weißt du was du nicht beweisen kannst?“ also
einem Kind diese Frage zu stellen „was weißt du was du nicht beweisen kannst?“
00:29:32.460
Simon Gosejohann: Da komme, gerate ich direkt ins Grübeln. Schwierige Frage.
00:29:38.620
Raúl Krauthausen: Ich finde das so eine geile Frage. Ich denke da immer noch drüber nach.
00:29:42.860
Simon Goe Gosejohann sejohann: Es ist eine Frage für Menschen, für alle Menschen.
24
00:29:47.300
Raúl Krauthausen: Total. Ich glaube, wie, Bergmann, habe ich auch für mich zumindest, wenn ich auf
Kinder treffe, bin ich so völlig unbeholfen und nehme mir dann genau so eine Frage von Ralph
Kaspers zur Hand, um dann einfach nicht dieser awkward alte Typ zu sein, der dann langweilige
Kinderfragen stellt, sondern wenn ich das Gefühl habe, das Kind ist neugierig und hat Bock auf ein
Gespräch, dann irgendwie so völlig absurd werden, um die Kinder dann auch so zu challengen, um
über etwas mal zwei Minuten nachzudenken.
00:30:16.640
Simon Gosejohann: Das ist natürlich geil, wenn einem das gelingt.
00:30:18.640
Raúl Krauthausen: Ist dir ein Gespräch in deinem Kopf hängengeblieben, das du hattest? Du hast ja
schon mehrere Kinder interviewt.
00:30:23.140
Simon Gosejohann: Im Grunde sind alle Gespräche im Kopf hängengeblieben. Ich muss aber dazu
sagen, dass es für mich, also ja, manchmal, ja, also wir hatten auch ein paar einsilbige Kinder dabei.
Und das war dann für einen Podcast nicht so richtig machbar. Aber viele kommen und haben auch
Bock zu plaudern. Es ist dann doch was anderes, als wenn man als Verwandter dasteht.
00:30:45.640
Raúl Krauthausen: Genau.
00:30:46.640
Simon Gosejohann: Wo man dann denkt, auch meine Nichte, weil ich war an meine Nichte, komme ich
nicht dran. Was geht denn so, was geht ab? Und dann kriegt man nur ein Wort. Und die bei mir sind,
die wissen, Podcast, haben die auf dem Schirm und dann hauen die raus. Das ist also in dem Sinne
eine Luxussituation. Gespräche sind mir viele im Sinn geblieben. Klar, mit Bela hat es total Bock
gemacht. Mit David. Emily hat mich gefordert, wo ich auch im Nachhinein, da hab ich auch
reingehört, dachte, oh, war ich cringe. Bei Emily kamen auch so Themen wie, die war 15 oder 16, so
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Diversity, Gendern. ihr Papa gendert nicht, sie gendert. Ich glaube, sie hat eigentlich gar kein
Problem damit, dass ihr Papa nicht gendert. Was sie nur genervt hat, ist, dass er es kategorisch
ablehnt und sich nicht ihre Meinung dazu anhört. Das fand ich völlig nachvollziehbar. Weil Gendern,
finde ich, Status quo … Ähm … Ich gender manchmal, wenn es, wie ich finde, Sprache vereinfacht.
Und natürlich auch, wenn es den gebotenen Respekt beinhaltet, den man ja manchmal braucht. Aber
darüber hinaus ist, wenn ich was erzähle, nicht mein erster Gedanke, wie ich perfekt gendere. Also
auch da, das nehme ich gerne an als neue Idee, als Orientierung, als Hilfestellung, um einen
erforderlichen Wertewandel unserer Gesellschaft zu verwirklichen in der Sprache. Aber ja, ist ja für
mich jetzt auch nicht diktatorisch. Deswegen fand ich Emelies Haltung voll gut, fand’s aber auch
interessant, dass der Vater, der in ganz vielen Belangen modern war, da auf stur stellt. Und ihre
Meinung war, einfach mal dem Kind zuhören, das weiß schon, was es will. Das hab ich dann gepostet
und dann, ja, diese ganzen Kommentare, die dann irgendwie im Gendern irgendwie den Untergang
sehen. Was ist los? Wovor hast du Angst? Und wenn’s dir nicht gefällt, dann gender halt nicht. Es
merkt keiner, es fällt keinem auf. Du hast heute schon so ein bisschen so latent, gegendert, easy peasy,
ganz unaufdringlich, super. Das würde ich auch gerne. So würde ich es auch gerne. Ich habe es
vielleicht auch heute schon mal nicht gegendert und es ist einfach, das ist nicht schlimm.
00:33:05.780
Raúl Krauthausen: Kann man üben, dauert seine Zeit.
00:33:07.780
Simon Gosejohann: Auch für hier so Podcaster*innen wie du, wie ich und andere. Auch die müssen es
so ein bisschen in ihr Blut reinkriegen oder wie auch immer. Und, ähm, ja. Das war direkt
Kontroverse dann bei Instagram auf ’ne Art.
00:33:24.220
Raúl Krauthausen: Ja, krass.
00:33:25.860
Simon Gosejohann: Ja. Wo ich dann auch denke, schreib doch nicht so ’ne Kommentare. Das Konzept
ist, ich interviewe Kinder. Also, manche Kommentare werden sofort gelöscht. Das ist dann … Das geht
einfach nicht. Also, Leute, hallo, ich interviewe Kinder.
26
00:33:38.300
Raúl Krauthausen: Ich schließ irgendwann die Kommentarfunktion, wenn ich keinen Bock mehr auf
Debatten hab.
00:33:42.900
Simon Gosejohann: Ja, auch richtig. Ich muss die ja beschützen. Ja. Die trauen sich in mein Format.
Und ich weiß nicht, inwieweit die das danach verfolgen. Aber natürlich, kritisch darf jeder sein. Aber
beleidigend natürlich nicht, nicht? Das ist ja Bullshit. Und, aber auch David, so, der war natürlich
auch ein interessanter Typ. Der war der Sohn eines Spielentwickler-Professors. Ja?
00:34:09.860
Raúl Krauthausen: Mhm.
00:34:09.860
Simon Gosejohann: Also, wir sind aktuell bei den ersten Folgen schon sehr bildungsbürgerlich
unterwegs. Wir haben in unserem Umfeld geguckt, wer möchte das. Und wir werden jetzt aber
diverser und gucken in unterschiedliche Bereiche. Was heißt unterschiedliche Bereiche? Also Kinder
aus allen möglichen gesellschaftlichen Schichten, da sind wir so ein bisschen dran. Und der David, ja,
der hat dann so Sachen über In-App-Käufe halt erzählt. Das ist dann so eine Welt …
00:34:34.280
Raúl Krauthausen: Die Lootboxes.
00:34:36.920
Simon Gosejohann: Ja, du bist da auch, glaub ich, gut aufgestellt. Bei mir ist es so ein bisschen so bei
Tony Hawk 2 auf der PlayStation …
00:34:40.600
Raúl Krauthausen: Da bist du eingeblieben.
27
00:34:41.960
Simon Gosejohann: Ja, also da, ja, im Grunde ja, ja. Also Microsoft hab ich auch noch, Xbox oder so,
Xbox 360 hab ich auch noch gezockt, so. Aber In-App-Käufe, Online-Gaming, das hab ich nicht auf
dem Schirm. Ist dann schon interessant, wenn er so sagt, ja, das muss man limitieren, 5 Euro
mindestens. Und das ist ja auch so was, was da so auf einen zukommt. Wie gehen Eltern damit um?
Plötzlich wollen die da irgendeinen Quatsch kaufen, so irgendwie.
00:35:07.400
Raúl Krauthausen: Also ich find, je mehr man sich mit dir beschäftigt, nicht, dass ich dich
unsympathisch fand, aber desto mehr Tiefe gewinnt das Ganze auch die Figur Simon Goesejohann.
00:35:18.480
Simon Gosejohann: Das krieg ich doch als Kompliment auf.
00:35:20.600
Raúl Krauthausen: Ja, das war auch genauso gemeint.
00:35:22.400
Simon Gosejohann: Man kann mich ruhig …Ich nehm’s keinem übel, wenn man mich als Hornochsen
einstuft. Das ist ja auch okay, ich hab genug dafür gedacht.
00:35:29.880
Raúl Krauthausen: Nee, ich hab dich davor nur aus der Flimmerkiste gekannt. Und jetzt so in diesem
Gespräch, und wie du dann versuchst, dich mit den aktuellen gesellschaftlichen Debatten, ja nein,
gendern, ja, nein, In-App-Käufe ja, nein, auch auseinanderzusetzen, auch über die Sinn- und
Unsinnfrage von dessen zu beschäftigen, stell ich mir dann immer wieder die Frage, okay, aber dein
Kind ist zwar noch jung, aber lacht dein Sohn über deine Witze? Oder bist du ihm schon peinlich?
00:35:55.840
Simon Gosejohann: Ich bin ihm noch nicht peinlich. Ich bin noch total Vorbild.
28
00:35:59.120
Raúl Krauthausen: Bist du so ein typischer Dad-Joke-Macher?
00:36:02.000
Simon Gosejohann: Nee, typischer nicht. Aber es kann schon mal sein, dass mir schon ein Dad-Joke
irgendwie versehentlich passiert. Das kann schon so sein. Ich weiß manchmal nicht so genau. Dad
Joke, das sind schon flache Dinger, meinst du, ne? Das sind schon so diese ganz flachen. Das mach
ich nicht, nee. Nee. Und, ähm, ja … Wir fahren zusammen BMX und, ähm … Ich mach dann noch
manchmal … Oder Skateboard. Skateboard fährt er noch nicht.
Basketball spielen wir und … Na ja, jetzt … Der wird vier in ein paar Wochen und …
00:36:36.360
Raúl Krauthausen: Ist noch keine Konkurrenz für dich beim Basketball.
00:36:39.360
Simon Gosejohann: Ist noch keine Konkurrenz. Und wenn ich irgendeinen Trick mache, dann kann
der Papa einen Trick.
00:36:44.360
Raúl Krauthausen: Dann bist du der coolste Dad der Welt.
00:36:46.360
Simon Gosejohann: Bin ich der coolste Dad der Welt. Und mein Humor, ja, er lacht tatsächlich oft
über das, was ich mache. Aber ich weiß nicht, warum. Ich kann mir den Kinderhumor nicht so ganz
erklären. Und was ich mir auch nicht erklären kann, ist, dass er auch immer Witze macht. Wo das
herkommt. Da hat man natürlich den Eindruck, ist das jetzt irgendwie vererbt oder so? Aber er macht
auch ständig Witze und wobei ich ja jetzt, ja ich war schon ein bisschen Klassenclown, aber jetzt
aktuell bin ich ja jetzt nicht so der, der immer einen auf Witz macht.
29
00:37:19.880
Raúl Krauthausen: Auch nicht in der Familie?
00:37:20.880
Simon Gosejohann: Näää.
00:37:21.880
Raúl Krauthausen: Bist du der, bei dem man alles darf oder bist du der strenge Vater?
00:37:25.360
Simon Gosejohann: Ach streng, ich dachte immer ich bin streng, bin ich aber eigentlich auch nicht.
Ich bin schon in manchen Sachen konsequent und in manchen Sachen bin ich auch streng, was den
Zuckerkonsum angeht. Weil ich immer, mein Vater, mein Bruder, ich, ich hab zwei Brüder, bei Robin
weiß ich nicht so genau, aber Thilo und ich, immer zu viel Süßkram. Und naja, sag ich mal, in meinem
Alter merkt man dann irgendwann, dass das nicht so gesund ist. Und irgendwo fängt es ja an. Und da
versuch ich dann irgendwie, also ich merke einfach, wie er da drauf abfährt. Und meine Freundin
kann da besser mit umgehen, die denkt, ja, wenn er das immer zur Verfügung hat, dann wird er schon
selber seinen Weg gehen und wird darauf verzichten können. Und ich denke mir, nee, das ist familiär
nicht möglich. Das ist, er trinkt einen halben Liter Kakao auf und danach ist
ihm schlecht. Das ist halt so wie bei mir. Ja, da bin ich dann manchmal, das sind so kleine Themen,
Raul, aber ja, da bin ich dann so ein bisschen versuche ich bin ich dann manchmal streng auf jeden
Fall und darüber hinaus bin ich aber auch was so das mediale angeht bin ich auch sehr liberal. Kann
ja auch mal eine Minute Spiderman sehen, damit er weiß, muss ja auch wissen worum es geht.
Spiderman, Batman, das ist ja auch irgendwie.
00:38:40.400
Raúl Krauthausen: Hat dein Vater deinen Humor verändert?
00:38:44.320
Simon Gosejohann: Mein Vater hat auch Humor zwischen den Zeilen. Ich war glaube ich, ich habe,
ich höre da mehr drauf. Er hat auf jeden Fall einen anderen Humor und ich hab den glaube ich über
30
Jahre nicht erkannt, weil ich irgendwie aufs Pointen dreschen mich irgendwie konzentriert habe. Aber
der ist da. Allerdings ist mein Vater auch die Generation, die im Krieg groß geworden ist.
00:39:05.100
Raúl Krauthausen: Aber die Tatsache, dass du Vater bist, hat das deinen Humor verändert?
00:39:09.100
Simon Gosejohann: Ja, doch, mein Humor hat sich schon verändert. Es ist einem schon bewusst, dass
man was vorlebt, wenn man so Sachen hat, die einem nicht an sich gefallen. dann sollte man die sich
abgewöhnen. Und jetzt aber auch zusammenhängend es ein bisschen mit dem Wandel, dem
Wertewandel, der ja völlig zu Recht da ist, muss man sich dann doch manchen Dingen, finde ich,
bewusster werden. Und manche Formen von Humor machen einem keinen Spaß mehr. Machen einem
keinen Spaß mehr, so. Und ja, das glaube ich, dass mein Vater ist, spielt dann da so mit rein, glaube
ich, auf jeden Fall. Ob es mich stark verändert hat, ich sehe es auch immer noch so ein bisschen als
eine berufliche Ebene. Damit verdient man sein Geld, ja. Muss er durch. Aber ja, da sind schon, ja,
das ist schon, man ist sich seiner Sachen bewusster.
00:40:09.100
Raúl Krauthausen: Es gibt, ich weiß nicht, wie du das wahrnimmst, aber als ich Kind war, ich bin jetzt
nicht DMX gefahren aufgrund meiner Behinderung, aber wenn ich Kinder auf der Straße sah, dann
trugen die alle noch keinen Helm, hatten alle keine Warnwesten an und es gab eigentlich mehr so, ja
dann passiert halt was, Einstellungen. Und wenn ich heute bei uns auf dem Hof die Kinder spielen
sehe, dann selbst wenn sie auf dem Hof sind, tragen sie eine gelbe Warnweste und einen Helm, wenn
sie auf dem Laufrad unterwegs sind. Dieses, Kinder vielleicht auch zu überbeschützen, ist eine Frage,
die ich, weil ich selber noch keine Kinder habe, mir immer wieder stelle. Passiert da gerade was? Sind
die Eltern ängstlicher geworden mit ihren Kindern? Oder ist das vielleicht auch einfach sinnvoll? Und
früher waren wir alle total rücksichtslos oder unachtsam auf unsere Kinder.
00:40:59.700
Simon Gosejohann: Ja, das ist ein guter Punkt. Frage ich mich auch. Ich bin auch komplett anders
aufgewachsen. Klar, auf dem Bauernhof, ähm, Fahrradhelm.
31
00:41:07.980
Raúl Krauthausen: Es macht ja Sinn, dass es so was gibt. Ich will nicht sagen, dass das doof ist. Aber
waren wir früher alle falsch oder ist es ein Schritt zu viel?
00:41:15.780
Simon Gosejohann: Im besten Fall ist es ein Fortschritt, eine positive Entwicklung, ein Abwägen von
Wahrscheinlichkeiten.
00:41:21.620
Raúl Krauthausen: Mhm.
00:41:24.980
Simon Gosejohann: Und im schlechtesten Fall ist es Quatsch. Also, ja, äh, eigentlich immer so, wenn
der auf die Klappe fliegt und es ist nichts Ernstes, freu ich mich eigentlich immer. Weil … weil …
gehört dazu, ne? Lernt er was kennen.
00:41:34.580
Raúl Krauthausen: Trägt er Helm und Weste?
00:41:35.980
Simon Gosejohann: Nein, eine Weste trägt er nicht. Und einen Helm trägt er beim Fahrradfahren.
Und ich trage dann auch immer beim Fahrradfahren einen Helm. Und…
00:41:42.980
Raúl Krauthausen: Aber auch wenn er nicht guckt?
00:41:44.580
Simon Gosejohann: Ne, dann trage ich keinen Helm. Kleinere Strecken mache ich ohne Helm, ja. Ja,
ich bin dann so ein bisschen mathematisch unterwegs. Ich gehe dann so mit Wahrscheinlichkeiten und
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so. Und es ist ja so, auch der ein oder andere Mensch, der sich intensiv mit dieser Fahrradgeschichte
auseinandersetzt. Ähm, so, man muss nicht zwanghaft Helm tragen, wenn es einem von kurzen
Strecken abhält. Dann ist es auch doof, ne? Also, kurze Strecken sind nicht das Problem. Ich glaube,
wenn ich auf mein Fahrrad angewiesen wäre, jeden Tag 25 Minuten, da würde ich dann schon einen
Helm tragen, weil in der Wahrscheinlichkeit viel mehr Risiko da ist. Aber heute bin ich einmal kurz
2,5 Kilometer in Wrangelkiez gefahren, ohne Helm, ja. Heute Nachmittag fahr ich wieder mit Helm,
mit dem BMX-Tour vielleicht, mit dem Kurzen, um ihm das dann so vorzuleben. Denn im
Straßenverkehr ist Helm schon gut. Er hat den dann manchmal beim Spielen auch auf, und dann sag
ich auch nicht zwingend, nimm ihn ab. Aber natürlich muss er den beim Spielen nicht aufhaben, wenn
er nicht will. Also ich setze ihm den Helm dann auch normal ab. Mit Helm spielen find ich Quatsch.
Aber das behütete Leben, ja, und das ist ja auch das, was uns so einschränkt. Ich bin so, meine Mutter
hat Fenster aufgemacht, komm raus, lauft auf den Bauernhof, macht, was ihr wollt. Oder so Bekannte,
die in einem anderen Land aufgewachsen sind. Oder hier, genau, mein Friseur ist 2015, 2016,
September, aus Syrien gekommen. Ganz anders aufgewachsen. Sieben Geschwister draußen. So, raus
mit euch, kommt irgendwann mal wieder. Diese Freiheiten. Und wir in unserem… Er sagt auch
„Dörrpflicht“, mit einer Dorfgemeinschaft, die auf einen aufpasst. Wir sind jetzt städtisch, und da
fängt es schon an, man hat keine Großeltern. Das ist ja schon der erste Sockenschuss. Man ist in einer
Stadt ohne seine Großeltern und hat ein Kind oder zwei Kinder. Blöd, kann man nicht mal abgeben.
Und dann diese ständige Überwachung. Ja, ist auch Quatsch, aber genau, also muss gucken, dass
man viele Freiheiten einräumt oder wir fahren dann auch mal nach Brandenburg raus und da rennt er
ein bisschen rum und tobt sich aus und im besten Fall ist es ein Fortschritt.
00:44:07.900
Raúl Krauthausen: Warst du früher ein lustiges Kind? Warst du der Klassenclown?
00:44:12.780
Simon Gosejohann: Ja, ich glaube schon habe ich mich drum bemüht, genau, immer so ein bisschen,
bisschen so Minderwertigkeitskomplex, warum auch immer und das da kompensiert mit Witzen. Das
war schon so mein Ding.
00:44:24.900
Raúl Krauthausen: Und kommt daher deine Liebe zur Comedy?
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00:44:26.900
Simon Gosejohann: Ja, ich glaube schon.
00:44:28.500
Raúl Krauthausen: Also schon früh trainiert?
00:44:29.900
Simon Gosejohann: Immer schon, ja.
00:44:30.900
Raúl Krauthausen: Wer waren denn deine Vorbilder?
00:44:32.900
Simon Gosejohann: Ja, was so in der Glotze lief auf jeden Fall. Also die Einspieler von Dieter
Halervorden „Nonstop Nonsense“ liefen in der Wiederholung, die fand ich lustig, wenn das so
schneller gedreht war. Das fand ich super. Benny Hill fand ich auch lustig. Rudi Carrell noch nicht.
Da Rudis Tagesshow fand ich auch… Ne, so coolen Kampf von Rudi Carrell hab ich nicht so ganz
gecheckt, ganz jung. Erst später. Bud Spencer, Terence Hill fand ich gut. Adriano Celentano, Louis de
Fonet fand ich gut. Pierre Richard, also viel Franzosen mochte ich. Die Amis, Jerry Lewis und Dean
Martin. Ja, das fand ich schon immer alles super. Was war denn mal so richtig lustig? Eine total, total
verrückte Welt lief dann irgendwann mal Silvester. Das war auch so eine amerikanische Komödie.
Oder hier, kennst du den? Das große Rennen rund um die Welt. Oder mit, genau, mit Jack Lem. Jack
Leppen und Walter Mattau, hast du die auch damals geguckt?
00:45:23.060
Raúl Krauthausen: Nee, ich glaube nicht. Aber ich bin auch 80er, vielleicht ist das genau die Lücke.
00:45:27.260
Simon Gosejohann: Ja, kann sein. Wir sind vier Jahre auseinander. Billy Wilder mochte ich gerne.
34
Ja, das ist jetzt alles so Klassiker-Kram. Damals waren das halt tolle Komödien, die in der Glotze
liefen.
00:45:36.860
Raúl Krauthausen: Mhm.
00:45:37.460
Simon Gosejohann: Und, äh, oder, äh, uh! Inspektor Clouseau, der beste Mann bei Interpol.
00:45:41.860
Raúl Krauthausen: Mhm.
00:45:42.860
Simon Gosejohann: Mit, äh…
00:45:43.260
Raúl Krauthausen: Das kenn ich..
00:45:44.060
Simon Gosejohann: Ja, der ist auch der beste Teil von allen. Also, der rosa rote Panther war natürlich
spitze, klar.
00:45:49.460
Raúl Krauthausen: Ja.
00:45:50.060
Simon Gosejohann: Aber der beste Mann bei Interpol ist der beste von allen. Natürlich Regie Black
Adwards. Und ähm… Der… Wie hieß der jetzt? Der… Der Schauspieler von… Herbert Lohm! Herbert
Lohm dreht ja komplett am Rad und wird ja Superbösewicht, Bondbösewicht in Bayern. Ist auch
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schön. Ist auch schön so hier für Leute wie uns, die in Mitteleuropa leben. Ah, da sind einfach so
meine Lieblingsszenen drin. Herrlich einfach. Peter Sellers, der beste Mann bei Interpol, das ist
schon, finde ich, also das finde ich immer noch lustig.
00:46:25.300
Raúl Krauthausen: Dann kam Trigger Happy TV auf ProSieben, glaube ich, habe ich das gesehen, die
synchronisierten Fassungen davon. Und wenn man jetzt einmal zurückblickt, das ist so, also ich traue
mich das gar nicht zu sagen, aber Comedy Street ist jetzt auch schon 20 Jahre her.
00:46:39.340
Simon Gosejohann: Ja.
00:46:40.34
Raúl Krauthausen: Das muss man sich mal vorstellen. Das heißt, Trigger Happy TV ist noch älter.
Würde dieser Humor heute noch funktionieren?
00:46:47.540
Simon Gosejohann: Ich dreh ab und zu Clips.
00:46:49.700
Raúl Krauthausen: Ja.
00:46:49.700
Simon Gosejohann: Das funktioniert schon noch bis zu einem gewissen…
00:46:52.700
Raúl Krauthausen: Für Social Media, ne?
36
00:46:54.620
Simon Gosejohann: Mhm. Also, ab und zu funktioniert das. Ich bräuchte mehr Autoren. Und ja, dann
ist natürlich die Sache, wenn’s im Fernsehen läuft, muss man natürlich wieder anders mit den Leuten
sprechen. So sag ich, ich mach paar Gags für Instagram und TikTok, dann ist es cool für die Leute.
Und ich mach auch nicht so krasse Witze oder böse Witze, sag ich jetzt mal. Aber schon hier und da
zeitgemäß, glaub ich. Ja, doch, doch, klar. Jetzt war so Klimakleber, den haben viele geguckt. Mit Lutz
Vanderhorst hab ich einmal Parkour gemacht. Ähm, das mochten viele. Und hab ich einmal so einen
Witz über Manspreading gemacht, oder Mansplaining, so eine Sachen, so hier und da. Dann denk ich
mir so, dann denkt man eigentlich so, ja, das ist doch super. Wer soll das machen, wenn nicht ich?
Raul, denk ich dann. Und, ähm, ja. Insofern, find ich, ist das Konzept, das Format eigentlich Zeitlos.
00:47:47.740
Raúl Krauthausen: Und gab es auch Formate, wo du sagen würdest, oder Sketche, da lagst du
daneben, wenn man es heute vergleichen würde?
00:47:54.140
Simon Gosejohann: Ja unbedingt, ja klar. Also wenn ich mir die alten Staffel vom Comedy Street
angucke, oha, vieles gefällt mir da nicht mehr. Ab und zu finde ich was immer noch lustig, dann poste
ich das auch schon mal. Aber viele Sachen sind auch schlecht gealtert, manche Sachen muss ich auch
skippen. Horror. Ja ja. Es ist natürlich immer so diese Ebene, ich bin das ja nicht wirklich, es ist ja
auch eine Reaktion zu kriegen und trotzdem spürt man da die Veränderungen ganz normal. Es gab
immer Veränderungen und auch die Veränderungen der letzten 20 Jahre.
00:48:22.820
Raúl Krauthausen: Aber weißt du, was ich so interessant finde? Weil wie jede Comedian, jede
Comedienne, die in diesem Podcast zu Gast war, sprechen die früher oder später dann auch darüber,
wie hat sich der Humor verändert und so. Und mir fällt auf, dass zum Beispiel Klaas Heufer-Umlauf
auch sagt, der auch sagt, ja, wir haben früher daneben gelegen in vielen Sketchen, und er würde auch
nicht ausschließen, dass das wieder passieren wird. Aber sie versuchen alle irgendwie ihr Bestes zu
tun, um diese Fehler nicht zu wiederholen oder am Zeitgeist zu bleiben. Aber dann gibt es so Leute wie
Bully Herbig oder Thomas Gottschalk, die sich partout weigern, sich zu ändern. Die dann sagen,
Gendern ist nicht meins, und man darf ja gar nichts mehr machen. Und dann so verletzt
rüberkommen.
37
00:49:09.660
Simon Gosejohann: Äh, okay.
00:49:12.260
Raúl Krauthausen: Warum passiert so was?
00:49:12.260
Simon Gosejohann: Ja, ähm …Weiß ich auch nicht. Also, das ist gendern so emotionalisiert. Wir
wissen noch gar nicht so genau, wo die Reise hingeht. Muss man doch mal gucken. Und mein Gott,
man kann ja doch … Vor was haben die Angst?
00:49:26.500
Raúl Krauthausen: Oder Bully Herbig sagt, als er Kritik bekam wegen „Traumschiff Surprise“ oder
wegen dieser Comedy von „Der Schuh des Manitu“, wo natürlich auch ganz viel kulturelle Aneignung
immer wieder Thema ist, dass er sich dann so angegriffen gefühlt hat, dass er dann gesagt hat, man
darf hier aber gar nichts mehr lachen.
00:49:46.260
Simon Gosejohann: Okay, ja. Ja, man hat Angst um sein Vermächtnis, ne? Man hat Angst, das ist
immer so, wenn man dann viel hatte, und dann kommt da so eine Veränderung, und man hat Sorge,
irgendwas dann dadurch zu verlieren, ja? Oder irgendwie ist man nicht mehr… Man verliert an
Geltung? Ist es das vielleicht?
00:50:03.660
Raúl Krauthausen: Aber man kann es auch so machen wie Aurel Mertz, dann irgendwie zu versuchen,
mit den neuen Gegebenheiten hohe Worte zu machen. Über den alten weißen Mann Witze machen, ist
ja dann das Neue.
00:50:14.860
Simon Gosejohann: Da sprichst du natürlich jetzt jemanden an, der macht es ja brillant, ne? Ich finde
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es schon auch sehr lustig. Aber Aurel ist auch schon auch jung, ne? Also auch er kommt natürlich,
wird auch irgendwann in 5 Jahren oder so an einen Punkt kommen, wo Vogue irgendwie out ist.
Vielleicht, ja? Und dann… Also, ich will nur sagen, er lebt das aktuell auch. Er ist diese Generation
durch und durch. Also, ich hab da auch dann irgendwie gegrübelt und dachte, was … ja, ich dachte
mir, das darf man nicht mehr, das darf man nicht mehr, das sind halt neue … Es ist halt einfach jetzt
die Herausforderung. Warum soll’s denn einem leicht gemacht werden? Und jetzt bin ich eigentlich an
’nem Punkt, wo ich denke so, boah, da gibt’s so viel Neues. Es gibt doch so viel Neues jetzt. Ähm, mal
schauen, was so möglich ist. Aber ich weiß auch nicht, ob mir da alles gelingt.
00:51:08.020
Raúl Krauthausen: Aber siehst du jetzt deinen Erfolg in Gefahr? Durch diese neue Zeit, durch den
neuen Humor?
00:51:13.420
Simon Gosejohann: Der ist ja auch manchmal weg, mein Erfolg. Der ist einfach weg. Und das sind
natürlich die Momente, wo man Mensch wird. Wo man merkt so, oh, die Handwerker, die wollen ja
gar nicht, die reißen sich jetzt gerade nicht darum, irgendwas zu reparieren. Ich muss da fünfmal
anrufen. Also dieses Leben, wenn du wirklich ein Prominenter bist, mit einer Präsenz, wo du einfach
nicht in Frage gestellt wirst. Wenn das immer dein Leben ist, wenn das immer so Bestand hat, dann
hat das natürlich auch Konsequenzen für deine Persönlichkeitsentwicklung. Und wenn du
schiffsbrüchig mal bist, ab und zu, kommst du natürlich schon auf den Boden der Tatsachen. Dann
muss man natürlich jetzt selber gucken, ob einem der dritte Porsche in der Garage fehlt oder ob …
Entschuldigung, ich hab ja auch keine zwei Porsche. Ich hab gar keinen Porsche. Aber ich hab auch
einen schönen Oldtimer, das ist ja auch alles wunderbar. Aber ob man nicht das auch anders
auswerten kann und sagen kann, ey, das hat mich geerdet und ich bin so ein bisschen dadurch am Puls
der Zeit geblieben und dafür bin ich dankbar. kann man auch immer so argumentieren. Es ist immer
so, klar, der Gottschalk, der hat dann irgendwie Sorge, irgendwas ab… ist halt der Gottschalk. Der
muss dann irgendwas abgeben, er muss sich umstellen, er muss was verändern. Aber die Masche hat
doch immer so gut funktioniert, ja? Aber…
00:52:40.180
Raúl Krauthausen: Hast du Angst, dass sich deine Vergangenheit einholt? Irgendwelche Witze, die
damals vielleicht noch irgendwo zu finden sind, die aber gar nicht mehr gehen, dass du dich für die
rechtfertigen musst?
39
00:52:50.500
Simon Gosejohann: Tja, nee, Angst habe ich davor nicht. Also, ähm, wär dann so, ist dann so.
00:52:55.500
Raúl Krauthausen: Mhm.
00:52:57.580
Simon Gosejohann: Waren andere Zeiten. Und ich hab davon profitiert. Das ist einfach so, nicht? Ich
war so einer von denen, die da gut durch … Also, wie, ja, sagst du ja selber, ne? Weißt du ja selbst.
Also, ich hatte ja, ich bin ja irgendwie am Start gewesen. Und jetzt merkt man ja auch, wenn ich so mit
meinen Kollegen hier in Berlin, da ist immer mal so einer dabei, da sind auch immer so einflussreiche
Leute dabei. Und jetzt sind ja grade die Weichen auf Diversity gestellt, nicht? Und da gibt’s natürlich
auch Leute, die Diversity für sich geschäftlich stark nutzen, aber vielleicht dann doch inhaltlich nicht
so stark sind, nicht? Und das ist dann immer so ein … Ja, das ist dann immer so ein … Ja, das rächt
sich irgendwann dann, nicht? Wenn man die Erwartungen nicht erfüllt, ja? Ähm, aber oh, aber jetzt
missversteh mich nicht, ne? Jetzt ist halt grade Diversity, und manche Leute profitieren dadurch. Ja?
Und das …
00:53:54.540
Raúl Krauthausen: Sie können vielleicht auch besser werden durchs Machen und Chancen bekommen.
00:53:56.420
Simon Gosejohann: Äh, also, um Gottes willen, es sind ja viele auch gut. Es sind ja viele auch gut, ne?
Und manche sind’s vielleicht auch nicht und profitieren dann durch diese Situation. Auch das ist
legitim. Weil damals war eben der Trend nicht Diversity, dann haben andere profitiert.
00:54:10.460
Raúl Krauthausen: Aber auch Leute profitiert, die nicht gut waren.
40
00:54:12.980
Simon Gosejohann: Ja, eben! Ist doch so, oder?
00:54:14.500
Raúl Krauthausen: Ja, ist so.
00:54:16.500
Simon Gosejohann: Die sind ja immer dabei. Und irgendwann normalisiert sich’s, dann kommt wieder
… Genau das wäre schön, dass sich nach Diversity es wieder normalisiert, finde ich auch
gesellschaftlich, aber das ist natürlich auch immer ein Traum, den wir da haben, immer eine
Hoffnung, immer eine Utopie, das spielt auch alles keine Rolle. Und auch noch was, wenn der Trend
auf Diversity ist, auch dann ist man halt vielleicht als jemand, der das nicht bedient, einfach nur mehr
gechallenged, so what, ja, muss man halt irgendwie mit seinen Themen halt auch irgendwie so da
auflaufen, dass jemand Bock drauf hat. Und wenn nicht, dann ist das auch irgendwie der natürliche
Wettbewerb. Ja, ist dann so. Muss man dann so hinnehmen.
00:54:53.540
Raúl Krauthausen: Aber für mich habe ich manchmal das Gefühl, dass diese ganze Diversity-Debatte
entweder Frauen meint oder People of Color oder Comedians of Color. Aber es gibt sehr wenige
Comedians zum Beispiel mit Behinderung. Oder fallen dir welche an?
00:55:06.900
Simon Gosejohann: Könnte mehr sein dann, ja. Ähm, fallen mir nicht so viele ein. Nee, genau. Ja, hast
du völlig recht.
00:55:14.740
Raúl Krauthausen: Ich hab neulich gesehen bei irgendeiner Comedy-YouTube- Opennight, Tobi Kap,
der ist gehörlos. Dann gibt es Martin Fromme, Stand-up-Comedian mit einem Arm.
41
00:55:28.740
Simon Gosejohann: Ja, das verspielt sich auch schnell, das merkt man gar nicht so schnell. Aber ja,
ich dachte damals auch beim Comedypreis, weil ich merkte schon, bei Comedy Street ist es so, wenn
ich mal jemanden, was weiß ich, mit einem Bein oder so verarscht hab. Einfach. Weil das ist ja so …
So ist das, ne? Also, so ist ja … So sieht unsere Gesellschaft aus, ja? Das hat immer schlecht gewirkt,
weil man den Eindruck hat, okay, Simon verarscht grade einen Schwächeren. Das ist das eine. Dass
das irgendwie ’n Vibe hatte, wo man dachte, okay, nee, das funktioniert nicht. Für den Moment war
das nicht schlimm. Vor Ort war das nicht schlimm. Aber im Bild war’s hinterher so, äh … Nee. Aber
gleichzeitig dacht ich mir, okay, Und da dachte ich mir, okay, aber es ist auch so ein bisschen den
Sehgewohnheiten geschuldet, dass man halt wenig Menschen mit Behinderung sieht. Und dann dachte
ich mir, ja vielleicht ist das mit Gabi Köster oder so, die dann wirklich gezeichnet war vom
Schlaganfall, fand ich gut, dass sie beim Comedypreis damals aufgetaucht ist, dass man einfach mehr,
dass das mehr so in den Blick kommt, ja, dass man es mehr sieht, dass es mehr passiert. Aber ja, also
wie du sagst, also natürlich sollte das auch Diversity beinhalten. Klar.
00:56:44.140
Raúl Krauthausen: Was wir jetzt noch gar nicht besprochen haben, aber der Aufzug ist jetzt langsam
in der siebten Etage angekommen. Wie erklärst du deinem Kind Vielfalt? Wenn es jemanden sieht auf
der Straße, der Vielfaltsmerkmal trägt, eine Behinderung hat oder vielleicht eine andere Hautfarbe
oder dicker ist oder klein oder was auch immer. Gibt es da Dialoge, die ihr schon geführt habt?
00:57:05.980
Simon Gosejohann: Ja, das hat jetzt letztes Jahr im Sommer gut geklappt, weil mein Kumpel war
zufällig in Holland und der hat einen Sohn, der im Rollstuhl ist und behindert ist. Und das war so, ja,
okay, das hat gut geklappt. Das war so eine Konfrontation, wo meine Freundin und ich so ein bisschen
so guckten, so, wie ist das jetzt? Er ist, sag ich mal, hier Berlin, Mitte, Kreuzberg, Friedrichshain, wo
wir uns aufhalten, ist schon Vielfalt da.
00:57:38.940
Raúl Krauthausen: In der Kita?
42
00:57:39.940
Simon Gosejohann: In der Kita auch, im Rahmen nicht allzu viel, so ein bisschen, so wie
Migrationsquote, so dem Bevölkerungsschnitt entsprechend. Aber es ist jetzt keine Kita mit Inklusion,
wenn du das meinst. Das ist da nicht. Ja, also wir ballern ihn voll und es gibt viele Begegnungen hier
und glaube ich, er wird sehr selbstverständlich mit einer Vielfalt aufwachsen. Das ist dann doch auch
natürlich auch was Positives an der Großstadt, neben recht vielen Sachen, die einem auf den Sack
gehen.
00:58:14.820
Raúl Krauthausen: Im Vergleich zu Niehorst.
00:58:16.740
Simon Gosejohann: Niehorst, ja genau, wobei wir Wessis da hinten sind ja ein entspanntes Volk. Die
Ostwestfalen sind schon ein entspanntes Völkchen bei uns da hinten in Gütersloh. Das muss man
schon sagen.
00:58:31.780
Raúl Krauthausen: Du hast vorhin von einem Friseur gesprochen, der 2015/16 aus Syrien nach
Deutschland kam. Ich habe irgendwo gelesen, dass ihr auch Leute bei euch aufgenommen habt, die
nach Deutschland geflohen sind. Wie war die Zeit für euch?
00:58:47.540
Simon Gosejohann: Die war sehr schön. Meine Freundin wollte das gerne machen, zu Beginn des
Ukraine-Kriegs und die waren dann ein paar Tage hier. Die waren auf der Durchreise, sie hatten ein
festes Ziel vor Augen.
00:59:00.460
Raúl Krauthausen: Aber das weiß man vorher ja oft nicht.
43
00:59:03.180
Simon Gosejohann: Das weiß man vorher nicht. Ich weiß nicht mehr genau, wie wir es gemacht
haben. Wir haben das Kinderzimmer freigeräumt und waren schon prepared. Aber wie die
Vermittlung vor Ort war, uns war klar, das wird nicht viel länger als zwei Wochen, wird ein bisschen
eng. Ähm, für, aber ja, genau, Mutter und Sohn und das war eh die begehrteste Konstellation, also
man lernt dann so völlig schräge Sachen kennen. Also die Leute kommen dahin und jeder will Mutter
mit Kind dann in die Obhut nehmen. Ja, dann sind dann plötzlich drei schwarze Jungs da. Aber die
sind dann irgendwie nicht so begehrt wie Mutter mit Kind. Also diese gesellschaftliche Realität ist
schon oft schmerzhaft. Für die Jungs hatten wir keinen Platz, für Mutter mit Kind hatten wir einen
Platz, kleines, kleines Zimmer hier in dem ich ja jetzt gerade bin oder irgendwie wie dann auch diese
Vermittlung da dann passiert. Ich weiß es nicht, ich war nicht vor Ort und ja dann waren die vier, fünf
Tage bei uns und sind dann weiter und das war natürlich schön zu sehen wie die auch einmal
durchatmen konnten bei uns.
01:00:21.220
Raúl Krauthausen: Habt ihr noch Kontakt?
01:00:26.300
Simon Gosejohann: Sehr wenig, vielleicht mit Dan würde ich noch mal bei Instagram, dass ich
irgendwas like, wie es heutzutage so manchmal ist. Aber ja, es ist ein bisschen Bullerbü bei uns dann
auch gewesen und das ist vielleicht auch nicht unbedingt exemplarisch, aber die haben gekocht, wir
haben gekocht. Wir sind dann auch Freiberufler, Melanie und ich, und hatten dann auch jetzt nicht so
einen beruflichen Stress. Der Kleine fand das super, dass ein anderer Junge da ist, fand der super. Ja,
dann haben wir noch draußen so eine kleine Datsche, da sind die mitgekommen, ein bisschen Feuer
gemacht. Sie konnte irgendwas mit Psychologie hier ihren Beruf nachgehen, mit WLAN. Ja, es ist
dann so ein bisschen, wie ich schon sagte, exemplarisch. Es ist ein bisschen dann First World Luft
schnuppern wohl wahrscheinlich, oder wie sagt man, ne?
01:01:11.780
Raúl Krauthausen: Aber scheint ja schon auch, also Klaas Heufer-Umlauf hat auch erzählt, dass er
sich sehr stark mit dieser Thematik privat auch auseinandersetzt, auch teilweise mit Anwälten, die er
kennt oder so weiterhilft, wenn es wieder irgendwelche Probleme gibt mit der Asylberechtigung. Und
das geht ihm ja schon auch nah und ging ihm auch nah. Und ich finde es interessant, mal zu hören,
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ohne jetzt gleich das an die große Glocke zu hängen, was die Promis, die man so aus dem Fernsehen
kennt, privat auch für Initiative und Engagement zeigen. Was jetzt die Gelegenheit für dich wäre, die
letzte Frage zu beantworten. Gibt es eine Organisation oder einen Verein, die du gerne unterstützt
hast oder gerne unterstützt oder weiterempfiehlst, wo du findest, dem kann man vertrauen? Und wer
Simon Gosejohann vertraut, der kann auch dieser Organisation vertrauen.
01:02:04.140
Simon Gosejohann: Ja, ich hab immer viel mit Skate Aid gemacht, nicht?
01:02:07.220
Raúl Krauthausen: Mhm.
01:02:10.560
Simon Gosejohann: Die machen halt Skateparks in Entwicklungsländern. Hat schon eine längere
Geschichte, vor zehn Jahren bin ich dazugestoßen. Und wenn du mich so fragst, muss ich eine Antwort
haben, war ich auf vielen Veranstaltungen und war auch mal einmal in Ruanda.
01:02:22.680
Raúl Krauthausen: Die haben auch viel in Afghanistan gemacht, ne, glaub ich.
01:02:25.040
Simon Gosejohann: Afghanistan, Syrien.
01:02:27.040
Raúl Krauthausen: Ja.
01:02:27.840
Simon Gosejohann: Und da denke ich dann schon, achten auch drauf, dass auch Girls skaten so. Und
das hat mir zugesagt. Darüber hinaus bin ich auch immer hier und da so lose und gerne engagiert für
Aktionen oder eine Veranstaltung. Wenn ich was nennen müsste, dann wäre es Skate Aid. Und das
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finde ich auch nach wie vor gut. Also die Herangehensweise, dass die einfach ein Brett kriegen und
können arbeiten. Also war bei mir ja auch so. Skaten, BMX war ja so eine Zuflucht. Ey, Zuflucht,
völlig falsches Wort an dieser Stelle. Aber halt eben so eine… Es tut sich dann so eine eigene Welt auf,
die man ausfüllen kann und hat dann viele positive Aspekte, denke ich.
01:03:16.280
Raúl Krauthausen: Ohne Eltern.
01:03:17.240
Simon Gosejohann: Ohne die Eltern, ohne Verein, ohne Hierarchie und du forderst dich selbst. Ja,
dann du musst gucken, was du aus dir rausholst und wie du dich fühlst und die Kreativität kommt auch
nicht zu kurz und ja, finde ich schon toll.
01:03:34.560
Raúl Krauthausen: Wenn wir jetzt mit dem Aufzug in der siebten Etage ankommen…
01:03:37.48
Simon Gosejohann: Dann bin ich erst mal froh, dass ich keinen hab fahren lassen müssen.
01:03:40.480
Raúl Krauthausen: Aber wo geht es jetzt für dich weiter?
01:03:42.480
Simon Gosejohann: Für mich geht es weiter mit meinem Podcast auf jeden Fall und werde auch
weiterhin versuchen, hier und da mal ein Kracher, social media mäßig zu landen. Und bin ab und zu
in der Glotze, bei Joko und Klaas bin ich demnächst mit dabei. Dann gibt es noch eine Sendung auf
ProSieben am Sonntag, wo ich rumhüpfe und dann gibt es, ja.
01:04:04.960
Raúl Krauthausen: Wie merkst du dir das eigentlich alles? Weil das ist ja alles wahrscheinlich vor
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aufgezeichnet. Und das ist dann acht Wochen, zwölf Wochen vorher.
01:04:11.920
Simon Gosejohann: Ich schreibe alles auf. Alles schreib ich mir auf.
01:04:14.600
Raúl Krauthausen: Schreibst du dir auf, ja? In der Sendezeit?
01:04:16.920
Simon Gosejohann: Ich kann mir gar nichts merken. Gar nichts.
01:04:19.280
Raúl Krauthausen: Okay.
01:04:21.960
Simon Gosejohann: Mein Gedächtnis ist ein Sieb.
01:04:21.960
Raúl Krauthausen: Alles klar. Auf jeden Fall, deine Social-Media-Kanäle und Skate Aid packen wir in
die Show Notes.
01:04:28.040
Simon Gosejohann: Super. Ja, gerne den Podcast mit den Kindern.
01:04:31.440
Raúl Krauthausen: Genau. „How to Dad“.
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01:04:33.72
Simon Gosejohann: „How to Dad“.
01:04:33.720
Raúl Krauthausen: Und ich freu mich sehr, dass du da warst.
01:04:36.480
Simon Gosejohann: Ja, danke fürs Gespräch, Raul. Dann steig ich hier mal aus.
01:04:40.080
Raúl Krauthausen: Wir sehen uns im Savoy in Köln.
01:04:42.720
Simon Gosejohann: Yes, man! Awesome! Oder Ankerklause.
01:04:45.240
Raúl Krauthausen: Oder Ankerklause.
01:04:45.240
Simon Gosejohann: Da bin ich flexibel.
01:04:47.200
Raúl Krauthausen: Ja, ich auch.
01:04:48.240
Simon Gosejohann: Okay, danke dir.
48
01:04:50.560
Raúl Krauthausen: Mach’s gut, bis dann.
01:04:50.560
Simon Gosejohann: Ciao.
01:04:51.600
Raúl Krauthausen: Tschüss.
01:04:52.640
Raúl Krauthausen: Danke fürs Mitfahren. Wenn ihr mögt und euch diese Folge Spaß gemacht hat,
bewertet diese Folge bei Apple Podcast, Spotify oder wo auch immer ihr zuhört. Alle Links zur Folge
sowie die Menschen, die mich bei diesem Podcast unterstützen, findet ihr in den Shownotes. Schaut da
gerne mal rein. Wenn ihr meine Arbeit unterstützen möchtet, würde ich mich freuen, euch bei Steady
zu begrüßen. Mit einer Steady-Mitgliedschaft bekommt ihr exklusive Updates von mir und die
Gelegenheit, mich zweimal im Jahr persönlich zu treffen. Im Aufzug ist eine Produktion von
Schönlein-Media. Ich freue mich auf das nächste Mal, hier im Aufzug.

Simons Herzensangelegenheit:

SkateAid

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Dieser Podcast ist eine Produktion von Schønlein Media.
Produktion: Fabian Gieske , Anna Germek
Schnitt und Post-Produktion: Jonatan Hamann

Coverart: Amadeus Fronk


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