Was ist Gentle Parenting, Marliesjohanna?
Wenn es um bedürfnisorientierte Erziehung geht, kommt man um sie auf Social Media kaum herum: marliesjohanna. Durch die kleinen Einblicke in ihren Alltag mit zwei Kindern staune ich immer wieder, wie der Umgang mit Wut oder Frust eben auch gehen kann. Wir sprechen darüber, wie sich Marlies all das Wissen angeeignet hat und was ihre eigene Erziehung damit zu tun hat.
Sie erklärt, warum Gentle Parenting nicht bedeutet, dass Kinder einfach machen dürfen, was sie wollen – und wann auch sie an ihre Grenzen stößt. Es geht um den Unterschied zwischen Bedürfnis und Wunsch, um Autorität und Augenhöhe.
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Und los geht’s mit der Folge.
00:00:39.000 –> 00:00:47.000
Wenn es um bedürfnisorientierte Erziehung geht, kommt man um sie auf Social Media kaum herum.
00:00:47.000 –> 00:00:48.000
Marlies Johanna.
00:00:48.000 –> 00:00:56.000
Durch die kleinen Einblicke in ihren Alltag mit zwei Kindern staune ich immer wieder, wie der Umgang mit Wut und Frust eben auch gehen kann.
00:00:57.000 –> 00:01:06.000
Wir sprechen darüber, wie sich Marlies all dieses Wissen angeeignet hat und was ihre eigene Erziehung damit zu tun hat.
00:01:06.000 –> 00:01:15.000
Sie erklärt, warum Gentle Parenting nicht bedeutet, dass Kinder einfach machen dürfen, was sie wollen und wann auch sie an ihre Grenzen stößt.
00:01:15.000 –> 00:01:22.000
Es geht um den Unterschied zwischen Bedürfnis und Wunsch, um Autorität und Augenhöhe.
00:01:22.000 –> 00:01:37.000
Die Tür geht auf und wer kommt rein? Oh, ich freue mich sehr. Wir hatten das schon lange geplant. Jetzt ist es endlich Realität geworden.
00:01:37.000 –> 00:01:43.000
Marlies Johanna und ich sehe gerade, wir benutzen sogar das gleiche Mikrofon. Schön, dass du im-aufzug bist.
00:01:43.000 –> 00:01:47.000
Ich freue mich auch, dass ich da bin. Ich bin gerade tatsächlich irgendwie sehr aufgeregt.
00:01:47.000 –> 00:01:55.000
Ja, ich auch. Ich habe gestern in einem Podcast gehört von Piraten Sender Powerplay.
00:01:55.000 –> 00:02:02.000
Da erzählten die immer, wenn in dieser Podcast- Aufnahmesoftware dieser Countdown rückwärts läuft, 5,4,3,2,1,
00:02:02.000 –> 00:02:09.000
das ist so, wie wenn du auf einem 10-Meter-Brett stehst und nicht mehr zurück kannst. Diese Aufregung und dann musst du springen.
00:02:09.000 –> 00:02:13.000
Wobei ich niemals vor einem 10-Meter-Brett springen würde. Niemals.
00:02:13.000 –> 00:02:21.000
Okay, dann ein Meter oder Beckenrand. Diese Überbindung. Und jetzt mussten wir springen, weil es ist zu spät.
00:02:21.000 –> 00:02:25.000
Hinten sind drei andere Kinder, die auch springen wollen. Jetzt musst du springen.
00:02:25.000 –> 00:02:27.000
Nicht, dass sie schubsen.
00:02:27.000 –> 00:02:29.000
Also, finde ich das breitmal an.
00:02:29.000 –> 00:02:31.000
Bloß nicht schubsen, oh Gott.
00:02:31.000 –> 00:02:36.000
Ich bin mal vor einem 3-Meter-Brett, das war das einzigste Mal in meinem Leben, dass ich vor einem 3-Meter-Brett gesprungen wurde.
00:02:36.000 –> 00:02:42.000
Und ich wurde geschubst und ich bin auf dem Bauch gelandet. Und deshalb habe ich auch Angst vor einem 1- Meter-Brett.
00:02:42.000 –> 00:02:45.000
Ja, da reicht dann ein Erlebnis.
00:02:45.000 –> 00:02:51.000
Oh man, da muss man sich ganz oft überwinden und springen, um das wieder zu verlernen.
00:02:51.000 –> 00:02:53.000
Ja, aber jetzt bin ich erwachsen, jetzt muss ich das nicht mehr.
00:02:53.000 –> 00:03:00.000
Nee, müssen sowieso nicht. Aber wenn es als Challenge man machen will, dann kann man es ja mal klein wieder anfangen.
00:03:00.000 –> 00:03:01.000
Erstmal vom Beckenrand.
00:03:01.000 –> 00:03:02.000
Das stimmt.
00:03:02.000 –> 00:03:06.000
Was ich so faszinierend finde, ich habe keine Kinder.
00:03:06.000 –> 00:03:15.000
Das heißt, mein Content, den ich lese, auf TikTok, Instagram, YouTube und Co. ist dann oft random mit Kindern.
00:03:15.000 –> 00:03:20.000
Und irgendwann wurde Stumia in meinen Algorithmus gespült.
00:03:20.000 –> 00:03:26.000
Und dann habe ich so ein bisschen rumgeschaut und habe gemerkt, du bist noch gar nicht so lange dabei auf solchen Videos.
00:03:26.000 –> 00:03:29.000
Mit dem Thema „Gentle Parenting“.
00:03:29.000 –> 00:03:30.000
Ja.
00:03:30.000 –> 00:03:31.000
Wie kam es dazu?
00:03:31.000 –> 00:03:34.000
Wie kam es zu allem oder zu dem Thema?
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Wo du anfangen magst.
00:03:37.000 –> 00:03:47.000
Also zu Social Media kam es eigentlich primär dadurch, dass wir ein Pandemie-Baby, bzw. zwei Pandemie-Babys,
00:03:47.000 –> 00:03:51.000
aber unser Sohn kam zwei Wochen vor dem ersten Lockdown zur Welt.
00:03:51.000 –> 00:03:53.000
Ach krass. Verlängertes Wochenbett quasi.
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Ja, genau. Also vor allem hatten wir dann überhaupt keinen Kontakt zur Außenwelt.
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Und ich glaube gerade frisch gebackene Mütter können dazu auch related, dass man manchmal echt dasteht und sich denkt,
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ist das jetzt alles noch normal? Ist es normal, dass ich sechs Stunden am Stück stille?
00:04:09.000 –> 00:04:12.000
Ist es normal, dass mein Kind sechs Stunden am Stück
schreit?
00:04:12.000 –> 00:04:13.000
Was mache ich eigentlich?
00:04:13.000 –> 00:04:15.000
Ja, halt solche Sachen.
00:04:15.000 –> 00:04:22.000
Und ich habe mich da sehr auf Social Media gerettet quasi, weil ich halt eben keine Menschen in meinem Umfeld hatte,
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mit denen ich die Erfahrungen teilen kann.
00:04:24.000 –> 00:04:33.000
Und halt ganz viele solche Momfluencer-Accounts geguckt und habe dann irgendwann so mein Handy weggelegt und meinte so zu meinem Mann,
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ja ich glaube, ich glaube das kann ich auch machen.
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Und dann so war so ein bisschen der Anfang, weil ich halt gemerkt habe, auch dass mich das so ein bisschen auf eine Art stresst
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und gleichzeitig langweilt, nur Mutter zu sein, weil es halt so kognitiv nicht so richtig herausfordernd ist, aber körperlich.
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Ja, das erzählen mir auch viele Eltern, dass man irgendwann nur noch mit Kindern redet und dann auch Kindersprache anfängt zu sprechen.
00:04:56.000 –> 00:05:00.000
Ja und dann, also ich habe irgendwann angefangen so ganz
viele Sachbücher einfach zu hören,
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währenddem ich die Playmobil-Figur von rechts nach links geschoben habe, weil ich einfach gedacht habe, ich wäre sonst verrückt.
00:05:07.000 –> 00:05:12.000
Aber da ist ja dann diese neue Zeit auch ein Segen, oder? Hörbücher hören, Podcasts und so weiter.
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Voll, also ich mache eigentlich nichts anderes die ganzen Tage, wenn ich mir denke, nein das ist jetzt übertrieben,
00:05:16.000 –> 00:05:20.000
das wäre auch voll gemein, wenn ich die ganze Zeit nur Kopfhörer drin hätte.
00:05:20.000 –> 00:05:25.000
Ne, aber gerade als unser erstes Kind noch nicht sprechen konnte, da, was machst du dann den ganzen Tag?
00:05:25.000 –> 00:05:30.000
Ich habe es auch oft laut laufen lassen, da dachte ich so, dann fördert es seine Sprachentwicklung vielleicht.
00:05:30.000 –> 00:05:33.000
Ich habe es mir so ein bisschen schruggeredet.
00:05:33.000 –> 00:05:40.000
Ne, genau und zu dem Gentle Parenting-Thema kam ich dann eben dadurch, dass unser Kind oder unser Sohn dann in die Autonomiefase kam.
00:05:40.000 –> 00:05:41.000
Ab wann beginnt die?
00:05:41.000 –> 00:05:48.000
So zwischen 18 Monaten und 4 Jahren ist die normalerweise, das ist von Kind zu Kind unterschiedlich.
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Okay.
00:05:49.000 –> 00:05:53.000
Genau, es wird auf gut Deutsch auch trotz Phase genannt.
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Aha, okay.
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Genau und wir halt dann einfach auf einmal ein Kind hatten, was wegen allem einen Wutanfall bekommt,
00:06:01.000 –> 00:06:07.000
weil der Schuh anders aussieht, als er sich das vorgestellt hat, weil die Jacke einen Reißverschluss hat, weil es draußen regnet.
00:06:07.000 –> 00:06:16.000
Und ja, ich hatte so viele Fragen und ich wusste, ich will mein Kind nicht, also das war mir von Anfang an klar, dass ich mein Kind nicht mit Gewalt erziehen möchte.
00:06:16.000 –> 00:06:25.000
Aber ich wusste dann irgendwie nicht, was ich jetzt tun soll, wenn ich mein Kind nicht mit, also wie ich jetzt quasi mein Kind erziehen kann, ohne es nicht zu erziehen,
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in Anführungszeichen oder halt ohne es quasi komplett so zu seinem Schicksal zu überlassen oder auch zu vernachlässigen und so.
00:06:30.000 –> 00:06:39.000
Und dann habe ich halt angefangen, ganz viel über die kindliche Entwicklung zu lesen und dadurch bin ich dann
eben auch auf das Gentle Parenting Thema gekommen.
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Genau.
00:06:40.000 –> 00:06:42.000
Also im Prinzip autodidaktisch.
00:06:42.000 –> 00:06:43.000
Ja.
00:06:43.000 –> 00:06:50.000
Das ist ja natürlich auch mit dem Internet-Flug und Segen zugleich, dass man sich da irgendwie selber relativ schnell Wissen aneignen kann.
00:06:50.000 –> 00:06:56.000
Aber wahrscheinlich auch, ich erwische mich zumindest manchmal, dabei ganz viel Mist dabei liest.
00:06:56.000 –> 00:07:01.000
Ja gut, ich habe ganz viele Bücher gelesen, also nicht im Internet, sondern…
00:07:01.000 –> 00:07:02.000
Aber auch da gibt es Mistbücher.
00:07:02.000 –> 00:07:03.000
Ja, das stimmt.
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Also wie erkennt man dann quasi was, sagen wir mal, wissenschaftlich Belegtes und was ist eher so…
00:07:08.000 –> 00:07:13.000
Es gibt ja viele Ratgeber, wo man denkt, naja, bin ich jetzt auch nicht so sicher.
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Ja.
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Woran erkennst du, wie grenzen die die Spreu vom Weißen, woran erkennst du gute Tipps und schlechte Tipps?
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Also ich habe erst mal so ein paar Accounts gehabt auf Instagram, von denen ich gemerkt habe, da steckt was dahinter.
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Also das sind halt Psycholog*innen, Pädagog*innen, Sozialarbeiter*innen, die halt auch immer viele Quellen und sowas teilen.
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Und dann habe ich einfach angefangen, die Quellen, die sie teilen, selbst zu lesen und die Bücher, die sie empfehlen, zu lesen.
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Und bin halt so auf meine, quasi auf die Autor*innen gestoßen, von denen ich weiß, es sind eigentlich, glaube ich, hauptsächlich Frauen.
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Und Jesper Juhl halt, der ist so die…
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Gut, der ist ja so, sag mal, der Gottfather auf bedürftesorientierte Erziehung.
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Und da dann halt einfach gucken, dass es halt, dass bei Aussagen Quellen mit dahinter sind so.
00:08:01.000 –> 00:08:11.000
Und im Endeffekt, ja, wenn du halt das mit der Originalquelle abgleichst und merkst, okay, das ergibt total Sinn und diese
Studien wurden mega oft wiederholt
00:08:11.000 –> 00:08:15.000
und die Schlussfolgerungen sind für mich auch stimmig, dann ist es meistens positiv.
00:08:15.000 –> 00:08:21.000
Und wenn es für dich auch ein bisschen unbequem wird an manchen Stellen, ist es meistens nochmal ein gutes Zeichen,
00:08:21.000 –> 00:08:28.000
weil gerade, also man neigt ja dazu, sich sein eigenes Wissen und seine eigenen Glaubenssätze lieber zu bestärken
00:08:28.000 –> 00:08:32.000
und alles, was unbequem ist, als dass es bescheuert abzutun.
00:08:32.000 –> 00:08:33.000
Ja, voll.
00:08:33.000 –> 00:08:39.000
Und genau wenn was unbequem ist, habe ich mir angewöhnt, nochmal dahinter zu schauen, genau zu diesem Thema noch mehr zu lesen,
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um dann zu wissen, ob es unbequem ist wegen mir oder ob es unbequem ist, weil es wirklich Bullshit ist sozusagen.
00:08:46.000 –> 00:08:48.000
Kennst du die Zehntausend-Stunden-Regel?
00:08:48.000 –> 00:08:53.000
Dass man so viel sich aneignen muss, um über ein Thema Bescheid zu wissen?
00:08:53.000 –> 00:08:57.000
Ja, nicht muss, aber wenn man ungefähr Zehntausend Stunden sich mit einem Thema beschäftigt hat,
00:08:57.000 –> 00:09:02.000
also ob es Papierflieger basteln ist oder irgendwas anderes, dann bist du irgendwann so gut,
00:09:02.000 –> 00:09:08.000
dass es schwer zu trennen wird von Leuten, die das studiert haben oder Leute, die das als Beruf machen.
00:09:08.000 –> 00:09:10.000
Würdest du sagen, du hast die Zehntausend-Stunden geknackt?
00:09:10.000 –> 00:09:13.000
Das ist eine gute Frage, also wahrscheinlich ja.
00:09:13.000 –> 00:09:17.000
Alleine durch den Konsum von ganz vielen Videos, Inhalten, Büchern?
00:09:17.000 –> 00:09:23.000
Ja, und das Aufarbeiten ja auch. Also wenn ich jetzt irgendwie neue Videos mache, dann hole ich die Bücher ja auch alle nochmal raus
00:09:23.000 –> 00:09:27.000
und blätter sie alle nochmal durch und gucke, dass ich die Originalquellen nochmal durchlese,
00:09:27.000 –> 00:09:30.000
wobei das oft schwierig ist, weil die hinter einer Paywall sind, aber…
00:09:30.000 –> 00:09:33.000
Was hast du gemacht, bevor du Kinder hattest?
00:09:33.000 –> 00:09:34.000
Studiert.
00:09:34.000 –> 00:09:35.000
Und was? Wenn ich fragen darf?
00:09:35.000 –> 00:09:42.000
Ich habe erst Jura studiert, aber ich habe abgebrochen kurz vor dem ersten Staatsexamen,
00:09:42.000 –> 00:09:47.000
weil ich halt dachte, ok, also ich habe jetzt die Wahl zwischen, ich reiß mir jetzt den Arsch auf für Jura.
00:09:47.000 –> 00:09:50.000
Was richtig krass ist, vor allem das zweite Staatsexamen.
00:09:50.000 –> 00:09:51.000
Hast du Jura studiert?
00:09:51.000 –> 00:09:54.000
Nee, aber ich glaube ganz viele Leute, die tode gestorben sind.
00:09:54.000 –> 00:09:58.000
Ja, also ich hab mich halt, ich war dann einfach so, nee ich mach das nicht.
00:09:58.000 –> 00:10:01.000
Ich dachte mir so, ich will eigentlich nicht später in der Kanzlei arbeiten,
00:10:01.000 –> 00:10:07.000
das heißt ich brauch einen Prädikatsexamen, das heißt ich muss jetzt ein Jahr, zwei Jahre lang nur noch lernen, den ganzen Tag.
00:10:07.000 –> 00:10:10.000
Und ich war so, nee das ist es mir nicht wert.
00:10:10.000 –> 00:10:16.000
Das war wahrscheinlich dumm, keine Ahnung, aber ich bin froh um die Zeit, weil ich hab wahnsinnig viel gelernt.
00:10:16.000 –> 00:10:22.000
Also so, ich hab jetzt halt ein Grundverständnis übers Rechtssystem und ich hab vor allem auch zwei Jahre in der Kanzlei gearbeitet.
00:10:22.000 –> 00:10:26.000
Also es hat mir schon viel mitgegeben auch.
00:10:26.000 –> 00:10:29.000
Und ich hab dann an der Fernhochschule angefangen Psychologie zu studieren,
00:10:29.000 –> 00:10:32.000
weil mein NC hat nicht gereicht, genau.
00:10:32.000 –> 00:10:35.000
Ach daher kommt dann quasi dein Failwirk auch für dieses Thema.
00:10:35.000 –> 00:10:39.000
Genau, ja und eigentlich hätte ich das Studium gerne beendet,
00:10:39.000 –> 00:10:44.000
aber durch die Kinder und mein Job jetzt wüsste ich nicht, wie ich das zeitlich unterbringen,
00:10:44.000 –> 00:10:46.000
deshalb hab ich es jetzt erstmal unterbrochen.
00:10:46.000 –> 00:10:50.000
Mir fehlt tatsächlich auch nicht mehr so viel, also es ist wirklich ein bisschen ärgerlich,
00:10:50.000 –> 00:10:56.000
aber mir fehlt vor allem halt noch ein Praktikum, was sechs
Wochen geht, in denen ich 40 Stunden die Woche arbeiten müsste
00:10:56.000 –> 00:11:01.000
und ich weiß einfach nicht, wie ich das realisieren soll und ich hab auch schon mich mit der Fernhochschule auseinandergesetzt
00:11:01.000 –> 00:11:06.000
und leider gibt es keine andere Möglichkeit als diese 40 Stunden das abzusitzen
00:11:06.000 –> 00:11:08.000
und das war für mich dann so ein Aufschlusskategorien.
00:11:08.000 –> 00:11:11.000
Und das kann man nicht aufteilen auf sechs Wochen oder acht Wochen?
00:11:11.000 –> 00:11:15.000
Naja es sind ja insgesamt sechs Wochen, aber man kann es halt nicht aufteilen.
00:11:15.000 –> 00:11:20.000
Ich hab halt angefragt, ob ich einmal die Woche quasi arbeiten kann, also einen Acht-Stunden-Tag
00:11:20.000 –> 00:11:23.000
und mir das dann aufsummiert wird und das ging leider nicht.
00:11:23.000 –> 00:11:30.000
Ach krass, ist ja auch krass und flexibel oder? Also auch so schließt wieder sehr viele Leute raus, meistens Mütter.
00:11:30.000 –> 00:11:38.000
Ja, ich hab mich da, also ich war auch sehr verletzt und ich hab auch, also ich hab mit einem Mann telefoniert
00:11:38.000 –> 00:11:45.000
und ich finde man merkt manchmal, wenn solche Gespräche nicht auf Augenhöhe stattfinden,
00:11:45.000 –> 00:11:51.000
an der Art und Weise wie die Wortwahl ist und ich muss sagen, dass ich da dann auch echt gesagt habe,
00:11:51.000 –> 00:11:58.000
dass ich das gerade nicht okay finde, wie er mit mir spricht und dass es eigentlich auch für die Uni wirklich nicht cool ist,
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dass sie sich als mega die coole Fernhochschule für alle möglichen Leute darstellt
00:12:05.000 –> 00:12:12.000
und sogar Teilzeit anbietet und neben dem Job und so weiter und dann halt so unflexibel ist, was das angeht so gerade.
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Ja klar, auch man macht viel zu tun.
00:12:15.000 –> 00:12:24.000
Ist denn dein Beruf, den du jetzt machst oder dein Job, die Arbeit, die du jetzt machst, Content-Creatorin oder wie würdest du dich beschreiben?
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Ich nenne mich gerne Influencerin, weil der Begriff so stigmatisiert ist und deshalb…
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Zur Rückaneignung quasi.
00:12:32.000 –> 00:12:33.000
Genau, ja.
00:12:33.000 –> 00:12:40.000
Ja, das kann ich nachvollziehen, mich, Haderer auch mit
diesem Begriff, ich bin auch Content-Creatorin, es ist so wenig,
00:12:40.000 –> 00:12:45.000
weil das ist ja auch so viel mehr, was man macht, wenn man sich mit diesen Medien auseinandersetzt.
00:12:45.000 –> 00:12:53.000
Ich habe mich irgendwann Aktivist genannt für Inklusion oder so, aber es trifft auch nur bedingt.
00:12:53.000 –> 00:12:59.000
Was genau bedeutet denn für dich bedürfnisorientierte Erziehung?
00:12:59.000 –> 00:13:06.000
Das bedeutet für mich im Endeffekt, dass man sich selbst nicht als wertvoller nimmt als die Kinder,
00:13:06.000 –> 00:13:16.000
dass man die Kinder in ihrem Wesen als vollständig ansieht und dass man dann eben entwicklungsgerecht mit den Kindern agiert,
00:13:16.000 –> 00:13:21.000
ohne sich selber eben als… also man hat als Eltern zwar einen Wissensvorsprung,
00:13:21.000 –> 00:13:26.000
aber man sollte sich meiner Meinung nach nicht wichtiger nehmen.
00:13:26.000 –> 00:13:32.000
Nur weil ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn man sich ein Zeh bricht, heißt es nicht, dass mein Kind nicht darüber weinen darf,
00:13:32.000 –> 00:13:36.000
wenn es sich den Zeh angestoßen hat oder wenn es
gestolpert ist.
00:13:36.000 –> 00:13:42.000
Also weil ich finde viele Erwachsene, gerade wenn es ums Thema „darüber weint man doch nicht“ geht,
00:13:42.000 –> 00:13:45.000
„Lieblingsspielzeug ist kaputt“, „Ja, das ist doch nicht so schlimm“, doch natürlich,
00:13:45.000 –> 00:13:50.000
dein Kind hat wahrscheinlich noch nie die Erfahrung gemacht, dass etwas, was es gerne hat, kaputt ist oder weg ist,
00:13:50.000 –> 00:13:55.000
das ist das erste Mal in seinem Leben, dass es diesen Schmerz fühlt, natürlich ist das schlimm.
00:13:55.000 –> 00:14:04.000
Ja oder auch, wenn wir über Zeiten reden, also wir sagen, vier Jahre ist ja nicht viel, aber für ein vierjähriges Kind ist das das ganze Leben.
00:14:04.000 –> 00:14:05.000
Ja, eben.
00:14:05.000 –> 00:14:14.000
Und das ist schon nochmal eine andere Perspektive, aber es ist gleichzeitig auch, finde ich, immer ein Spagat,
00:14:14.000 –> 00:14:20.000
weil durch diesen Wissensvorsprung, den man als Erwachsener oder stärkerer oder größerer Mensch hat,
00:14:20.000 –> 00:14:31.000
ja auch man relativ schnell in so einen Adoetismus fällt, also dann „Ich mach dir das kurz, ich erkläre dir das kurz“ oder so, ohne das Böse zu meinen.
00:14:31.000 –> 00:14:36.000
Ja, aber ich glaube, das hat auch wieder was mit diesen Machtgefälle zu tun,
00:14:36.000 –> 00:14:42.000
dass halt durch den Wissensvorsprung existiert, aber auch irgendwie so ein bisschen dadurch, dass es gesellschaftlich halt normal ist,
00:14:42.000 –> 00:14:47.000
dass Kinder halt, also gerade so in Deutschland, finde ich, haben Kinder halt einen sehr niedrigen Stellenwert.
00:14:47.000 –> 00:14:49.000
Das finde ich auch auffällig krass, ja.
00:14:49.000 –> 00:14:54.000
Ja, und deshalb glaube ich, dass man da schnell auch reinfällt, weil man halt so denkt, ja ich bin jetzt wichtiger.
00:14:54.000 –> 00:14:59.000
Und weil man ja auch als Eltern oft das Gefühl bekommt, dass man eben gar keinen Raum mehr einnehmen kann,
00:14:59.000 –> 00:15:05.000
weil immer nur das Kind, immer nur das Kind, immer nur das Kind, obwohl man eigentlich das Kind die ganze Zeit herumkommandiert,
00:15:05.000 –> 00:15:14.000
in Anführungszeichen, und dann irgendwie halt das Gefühl hat, immer nur das Kind, weil das Kind sich halt irgendwann nicht mehr herumkommandieren lässt,
00:15:14.000 –> 00:15:19.000
dann eben ein Wutausbruch bekommt und man ist so, ja nie kann man mit dir mal das und das machen,
00:15:19.000 –> 00:15:25.000
aber eigentlich ist das Kind halt einfach nur den ganzen Tag schon am Spuren und irgendwann ist es so,
00:15:25.000 –> 00:15:29.000
ja ich möchte jetzt halt auch mal kurz was machen, was ich machen möchte, so.
00:15:29.000 –> 00:15:34.000
Für die Hörerinnen und Hörer, die sich vielleicht immer noch nicht so viel darunter vorstellen können,
00:15:34.000 –> 00:15:40.000
wie so ein Alltag bei einer Familie oder bei euch aussieht, die Gentle Parenting macht,
00:15:40.000 –> 00:15:47.000
an welchen Punkten hast du bewusst Dinge anders gemacht, als sie es vielleicht an dir gemacht wurden
00:15:47.000 –> 00:15:50.000
oder du sie bei anderen Eltern beobachtest?
00:15:50.000 –> 00:15:55.000
Also ich muss sagen, ich habe das Glück, dass meine Mama wirklich schon sehr viel bedürfnisorientiert gehandelt hat,
00:15:55.000 –> 00:16:00.000
natürlich ihrer Zeit entsprechend und da sehr viel auch gekämpft hat für uns.
00:16:00.000 –> 00:16:09.000
Aber also zum Beispiel heute Morgen, ich nehme ein Beispiel von heute Morgen, heute Morgen war unser Kind nicht so gut drauf,
00:16:09.000 –> 00:16:15.000
weil generell hat er Schwierigkeiten mit Übergängen und Kita ist immer so ein Thema.
00:16:15.000 –> 00:16:19.000
Unser eines Kind liebt die Kita, das andere Kind möchte am liebsten den ganzen Tag zu Hause sein,
00:16:19.000 –> 00:16:24.000
Hörbuch hören und malen, so das ist halt introvertiert, das ist ihm einfach immer so ein bisschen zu viel.
00:16:24.000 –> 00:16:30.000
Deshalb bleibt er auch mittwochs immer zu Hause, aber er muss eben in die Kita, weil sonst können wir nicht arbeiten,
00:16:30.000 –> 00:16:32.000
das ist halt trotzdem auch wichtig.
00:16:32.000 –> 00:16:40.000
Und heute Morgen wollte er nicht in die Kita und anstatt dann, was viele glaube ich machen, ihm zu sagen, ja Pech,
00:16:40.000 –> 00:16:46.000
wir ziehen dich jetzt an und dann geht es los und das Kind dann gegen seinen Willen anziehen,
00:16:46.000 –> 00:16:51.000
dann zu sagen, brauchst du jetzt gar nicht so zu heulen oder was auch immer, ich weiß nicht, was man dann so sagt,
00:16:51.000 –> 00:16:56.000
das ist kein Grund zu heulen, jetzt stelle ich mich nicht so an wahrscheinlich, gehe ich zu ihm und frage ihn,
00:16:56.000 –> 00:17:00.000
was willst du jetzt machen, wenn du jetzt nicht in die Kita gehst, was willst du jetzt machen?
00:17:00.000 –> 00:17:07.000
Dann sagt er, ich will spielen. Okay, dann frage ich, wie lange musst du jetzt noch spielen, damit es für dich okay ist,
00:17:07.000 –> 00:17:12.000
in die Kita zu gehen? Dann hat er gesagt, eine halbe Stunde, meinte ich, das geht leider nicht, eine halbe Stunde ist zu lang,
00:17:12.000 –> 00:17:17.000
das schaffen wir nicht, wir müssen dich vorher in die Kita bringen, wir haben eigentlich nur noch zehn Minuten.
00:17:17.000 –> 00:17:21.000
Dann hat er wieder angefangen zu weinen, meinte ich, ich verstehe, dass du noch eine halbe Stunde spielen willst.
00:17:21.000 –> 00:17:27.000
Während zehn Minuten auch okay, dann hat er halt nochmal so ein bisschen geschief, meinte ich so, wenn du jetzt sofort losspielst,
00:17:27.000 –> 00:17:32.000
dann sind es vielleicht sogar nochmal zwölf Minuten. Und dann hat er mich in den Arm genommen und meinte,
00:17:32.000 –> 00:17:37.000
okay, zwölf Minuten sind okay, aber nur wenn Papa mitspielt, er möchte immer mit seinem Papa zusammen spielen.
00:17:37.000 –> 00:17:44.000
Und dann sind sie halt nochmal spielen gegangen. Und dann sind wir zwar zwölf Minuten später aufgebrochen,
00:17:44.000 –> 00:17:48.000
als eigentlich geplant, aber es war noch im Zeitrahmen und vor allem sind die Kinder zufrieden aus dem Haus gegangen.
00:17:48.000 –> 00:17:52.000
Und der Übergang hat dann auch geklappt, ja? Also da hat sich dann auch daran noch erinnert.
00:17:52.000 –> 00:17:57.000
Genau, ja und das ging dann auch schneller. Also in der Regel sind die Kinder, die wollen ja einfach nur ihr Spiel beenden.
00:17:57.000 –> 00:18:03.000
Und er war dann auch, glaube ich, nach fünf, sechs Minuten fertig mit seinem Spiel und dann hat er seine neue Schneehose angezogen
00:18:03.000 –> 00:18:06.000
und sich mega drüber gefreut und so. Also ja, genau.
00:18:06.000 –> 00:18:11.000
Thema Schneehosen fällt mir gerade ein. Ich habe mich gefragt, machen gibt es eigentlich keine Schneeanzüge,
00:18:11.000 –> 00:18:13.000
die aussehen wie Astronautenanzüge?
00:18:13.000 –> 00:18:14.000
Gibt es bestimmt.
00:18:14.000 –> 00:18:18.000
Ich habe gegoogelt, es gibt super wenig Auswahl, aber die müssen alle so sein.
00:18:18.000 –> 00:18:23.000
Was für eine Begeisterung würden Kinder, die tragen? Oder Müllmann, Müllmannuniform oder Müllfrau?
00:18:23.000 –> 00:18:26.000
Kennst du Nora Imlau, die Autorin?
00:18:26.000 –> 00:18:27.000
Ja.
00:18:27.000 –> 00:18:32.000
Sie hat gestern in ihrer Story auch viel über Klassismus geteilt und meinte auch so,
00:18:32.000 –> 00:18:38.000
dass halt viele in der Mittelschicht, gerade in der unteren Mittelschicht, halt so Probleme damit haben,
00:18:38.000 –> 00:18:44.000
wenn T-Shirts und Pullover bedruckt sind mit Power Patrol oder Elsa oder was auch immer.
00:18:44.000 –> 00:18:51.000
Also diese ganzen Kinderstar-Helden, weil sie sich eben von der Unterschicht abgrenzen wollen
00:18:51.000 –> 00:18:55.000
und halt nicht so „asozial“ aussehen wollen sozusagen.
00:18:55.000 –> 00:18:59.000
Also ich glaube, sie hat auch nochmal aufgeschlüsselt, warum der Begriff „asocial“ halt schlecht ist und so weiter.
00:18:59.000 –> 00:19:03.000
Aber es ist halt, glaube ich, so der O-Ton in so einer Haltung.
00:19:03.000 –> 00:19:10.000
Und ich muss sagen, dass ich das zwar, also ich finde, sie hat vollkommen recht mit dem, was sie sagt,
00:19:10.000 –> 00:19:16.000
aber ich verstehe nicht, warum Menschen den Nutzen von bedruckten Sachen nicht checken.
00:19:16.000 –> 00:19:18.000
Weil, also meine Kinder ziehen sich nicht gerne an.
00:19:18.000 –> 00:19:20.000
Ich weiß nicht, ob andere Kinder sich gerne anziehen.
00:19:20.000 –> 00:19:25.000
Aber wenn ich meinem Kind was hinhalte mit ihrem Lieblingshelden und sage, guck mal, zieh das an,
00:19:25.000 –> 00:19:30.000
da ist dein Chase drauf von Power Patrol, dann wird es sofort angezogen.
00:19:30.000 –> 00:19:33.000
Und das ist doch eigentlich mega nice.
00:19:33.000 –> 00:19:39.000
Also wie du schon sagst, so Schneeanzüge, die aussehen wie Astronauten, das ist doch eigentlich mega super.
00:19:39.000 –> 00:19:43.000
Also ich würde es auch als Erwachsener tragen, ehrlich gesagt, wenn man noch Schneeanzüge trägt.
00:19:43.000 –> 00:19:47.000
Ich würde es ganz cool finden.
00:19:47.000 –> 00:19:52.000
Aber ich muss sagen, Schneeanzüge, habe ich mich schon oft gefragt, warum Erwachsene die nicht tragen,
00:19:52.000 –> 00:19:56.000
weil gerade wenn man mit seinem Kind auf dem Spielplatz unterwegs ist, es ist einfach die Hölle im Winter.
00:19:56.000 –> 00:19:59.000
Weil man keinen hat, meinst du?
00:19:59.000 –> 00:20:01.000
Ja, absolut, ich habe ja vorstellen.
00:20:01.000 –> 00:20:04.000
Merkt ihr denn langsam die Früchte eurer Bemühungen?
00:20:04.000 –> 00:20:06.000
Ja, auf jeden Fall.
00:20:06.000 –> 00:20:10.000
Insgesamt weniger Frust, oder wie messt ihr das?
00:20:10.000 –> 00:20:15.000
Also unser größeres Kind, das kleinere natürlich noch nicht, aber das größere kann auf jeden Fall schon
00:20:15.000 –> 00:20:19.000
mega gut mit seinen Emotionen umgehen, die total super benennen.
00:20:19.000 –> 00:20:21.000
Hast du da ein Beispiel?
00:20:21.000 –> 00:20:26.000
Ja, also gestern, oder vorgestern, ich weiß nicht, es ist schon ein bisschen länger her, meinte er zum Beispiel
00:20:26.000 –> 00:20:31.000
zu seinem Papa, also eigentlich wollten die Wäsche zusammen machen, und dann war aber irgendwas, und dann
00:20:31.000 –> 00:20:35.000
meinte er, ne Papa, du musst jetzt die Wäsche alleine machen, ich brauche Abstand,
00:20:35.000 –> 00:20:39.000
ich muss mich erstmal beruhigen, später kann ich mich bei dir entschuldigen.
00:20:39.000 –> 00:20:43.000
Aber jetzt brauchen wir erstmal Pause, und er ist halt drei.
00:20:43.000 –> 00:20:51.000
Oder er ist halt auch sehr reizoffen, und ich habe ihm sehr oft gesagt, so das und das können wir jetzt gerade
00:20:51.000 –> 00:20:55.000
nicht mehr machen, weil dir das zu viel wird, das ist ok, dass du frustriert bist, habe ihn dann so durchbegleitet,
00:20:55.000 –> 00:21:01.000
und jetzt fängt er von sich aus an zu sagen, Mama, ich fühle mich gerade so und so, ich glaube wir können das jetzt nicht mehr machen,
00:21:01.000 –> 00:21:04.000
das wird mir dann zu viel, wir müssen uns jetzt ausruhen.
00:21:04.000 –> 00:21:09.000
Mit drei, wow, das kriegen ja oft Erwachsene nicht hin.
00:21:09.000 –> 00:21:15.000
Ja, ich habe auch letztens so eine Podcastfolge gehört, wo es um Schulreife ging, und da meinte dann auch so der eine,
00:21:15.000 –> 00:21:23.000
der eingeladen war, ja, wenn euer Kind in die Schule geht, oder um es auf die Schule zu vorbereiten, könnt ihr auch mal
00:21:23.000 –> 00:21:28.000
irgendwie, dass es sein Brot selber schmiert und sowas, das ist schon mal übmotorisch, und ich war so, ok,
00:21:28.000 –> 00:21:34.000
also wir haben ihn halt von Anfang an mit einbezogen, der schmiert halt, seit er zwei ist sein Brot, ohne Probleme selber,
00:21:34.000 –> 00:21:39.000
wenn er das möchte, und vor allem kocht er auch schon Pfannenkuchen und sowas alleine.
00:21:39.000 –> 00:21:47.000
Ja krass, fängt dann irgendwann an, also ich nehme mir an, so eine Community, dann auch aktiv mit anderen Leuten,
00:21:47.000 –> 00:21:54.000
die das machen und praktizieren, dass man dann Gefahr
läuft, seine Kinder mit anderen zu vergleichen?
00:21:54.000 –> 00:22:02.000
Ich glaube, das machen viele, aber in der Regel teile ich nie, wie alt unser Kind ist, oder nicht genau,
00:22:02.000 –> 00:22:09.000
und vor allem auch solche Sachen, wie das, was ich jetzt erzählt habe, das würde ich halt eigentlich nicht so richtig in der Story sagen,
00:22:09.000 –> 00:22:15.000
weil ich das halt super wichtig finde, dass man sein Kind so nimmt, wie es ist. Unser Kind hat zum Beispiel,
00:22:15.000 –> 00:22:20.000
also mir wird oft gesagt, euer Kind kann so gut sprechen, was habt ihr denn da gemacht, um das zu fördern,
00:22:20.000 –> 00:22:26.000
wir haben gar nichts gemacht, wir sprechen einfach nur mit unserem Kind ganz normal, und tatsächlich konnte er auch ganz lange gar nicht sprechen.
00:22:26.000 –> 00:22:34.000
Also er hat glaube ich erst mit zweieinhalb hatte das erste Mal Mama gesagt, sonst hat er immer nur Papa gesagt,
00:22:34.000 –> 00:22:40.000
und daran merkt man halt, wenn ich mit zwei Jahren gesagt hätte, ja mein Kind kann noch nicht sprechen,
00:22:40.000 –> 00:22:44.000
hat er gesagt, oh du machst alles falsch so, weil dein Kind noch nicht sprechen kann,
00:22:44.000 –> 00:22:48.000
und in dem Alter müssen ja schon so und so viel sprechen, also ich glaube, man pickt sich dann auch immer das raus,
00:22:48.000 –> 00:22:54.000
wo man sich dann vielleicht auch selber bei seinem Kind „Sorgen“ macht, anstatt einfach entspannt zu sein und sich zu denken,
00:22:54.000 –> 00:22:58.000
ja es wird schon sprechen, und wenn es mit drei immer noch nicht spricht, dann kann man ja auch langsam mal zum Kinderarzt
00:22:58.000 –> 00:23:01.000
und zum Logopäden und was auch immer gehen und herausfinden, woran es liegt.
00:23:01.000 –> 00:23:09.000
Mein Cousin ist Lehrer, und seine Mutter ist Lehrerin an einer Schule für Gehörlose,
00:23:09.000 –> 00:23:18.000
und der hat dann mit seinen Kindern, als sie acht Monate alt waren, angefangen Sign Language, also Gebärdensprache,
00:23:18.000 –> 00:23:24.000
einfach mit ihnen zu kommunizieren, und zwar nicht Baby Sign Language, sondern wirkliche Gebärdensprache,
00:23:24.000 –> 00:23:32.000
und er fand das total faszinierend zu sehen, dass dann mit zehn Monaten der Sohn artikulieren konnte,
00:23:32.000 –> 00:23:38.000
ob er bei eingeschaltetem oder ausgeschaltetem Licht schlafen möchte, oder Milch oder Wasser haben,
00:23:38.000 –> 00:23:44.000
Ja, mega cool. Wir haben das mit unserer Tochter auch so ein bisschen gemacht, aber uns hat dann so die Zeit gefehlt,
00:23:44.000 –> 00:23:51.000
weil wir das halt auch selber hätten lernen müssen, aber generell ist uns bei unserem zweiten Kind, also bei ihr,
00:23:51.000 –> 00:23:57.000
jetzt auch viel mehr aufgefallen, dass halt auch dieses „Gebrabbel“ einfach schon wirklich Worte sind quasi,
00:23:57.000 –> 00:24:00.000
dass sie damit wirklich auch schon was sagen möchten, das finde ich auch total faszinierend.
00:24:00.000 –> 00:24:08.000
Und das wir an den Kindern wahrscheinlich viel zu lange für dumm betrachtet, dabei kriegen die viel mehr mit.
00:24:08.000 –> 00:24:14.000
Ja, ist echt so. Wir haben bei ihr von Anfang an auch Gentle Parenting gemacht, immer von Anfang an gesagt,
00:24:14.000 –> 00:24:24.000
wir machen jetzt das, möchtest du das und so weiter, und sie ist jetzt, also sie wird nächstes Jahr zwei am Anfang des Jahres,
00:24:24.000 –> 00:24:28.000
und sie spricht jetzt einfach schon zum Teil ganze Sätze, das finde ich auch ziemlich krass.
00:24:28.000 –> 00:24:32.000
Aber da sieht man halt, wie unterschiedlich die Kinder sind.
00:24:32.000 –> 00:24:36.000
Wo würdest du den Unterschied ziehen zwischen Wunsch und Bedürfnis?
00:24:36.000 –> 00:24:41.000
Ein Wunsch ist in der Regel eine Strategie, um ein Bedürfnis zu erfüllen.
00:24:41.000 –> 00:24:46.000
Ein Bedürfnis ist etwas, was man auf jeden Fall erfüllen muss, damit es einem gut geht,
00:24:46.000 –> 00:24:51.000
und ein Wunsch ist halt eher so die Sahne auf dem Eis.
00:24:51.000 –> 00:24:53.000
Das ist eine schöne Metapher.
00:24:53.000 –> 00:24:55.000
Ja.
00:24:55.000 –> 00:25:01.000
Das heißt, da ein bisschen tiefer zu schauen, was für ein Bedürfnis steckt hinter dem Wunsch.
00:25:01.000 –> 00:25:07.000
Genau, und welches Bedürfnis ist gerade, wie gerade auch schwerer, also wenn ich auf dem Spielplatz bin,
00:25:07.000 –> 00:25:14.000
und mein Kind hat mega viel Spaß und möchte weiter spielen, ich weiß aber, dass mein Kind eigentlich schon total müde und langsam überdreht wird.
00:25:14.000 –> 00:25:21.000
Dann hat es ja zwei Bedürfnisse, nämlich einmal Spielspaß und Erholung, und einmal eben körperliches Wohlbefinden, nämlich Schlaf.
00:25:21.000 –> 00:25:26.000
Welches Bedürfnis ist gerade wichtiger? Schlaf, weil wir sind ja schon seit einer Stunde auf dem Spielplatz,
00:25:26.000 –> 00:25:29.000
das heißt, Spielspaß und Erholung ist eigentlich schon befriedigt.
00:25:29.000 –> 00:25:33.000
Mein Kind wünscht sich zwar weiterhin auf dem Spielplatz zu bleiben, aber sein Bedürfnis ist Schlaf.
00:25:33.000 –> 00:25:38.000
Das heißt, ich gehe zu meinem Kind und sage, ich weiß, du wünschst dir weiterhin auf dem Spielplatz zu sein,
00:25:38.000 –> 00:25:44.000
das ist auch total okay, dass du das wünschst, ich verstehe, dass du traurig bist, wir gehen jetzt nach Hause, weil du musst schlafen.
00:25:44.000 –> 00:25:50.000
Und ich sage dann auch immer, ich bin deine Mama, ich muss darauf gucken, dass deine Bedürfnisse erfüllt sind,
00:25:50.000 –> 00:25:52.000
auch wenn du dir gerade was anderes wünscht.
00:25:52.000 –> 00:25:54.000
Das ist auch schon ein bisschen bossy, oder?
00:25:54.000 –> 00:26:02.000
Ja, aber muss man auch. Also das ist dann wieder elterliche Führung, weil wir Eltern sind nicht dazu da, unseren Kindern die Wünsche von den Lippen abzulesen,
00:26:02.000 –> 00:26:05.000
sondern wir sind dazu da, dass es unseren Kindern gut geht.
00:26:05.000 –> 00:26:12.000
Und ein Kind, das erstens nicht lernt, Frust auszuhalten und zweitens immer nur nach seinen Wünschen geht, kann es nicht gut gehen.
00:26:12.000 –> 00:26:17.000
Ein Kind, was immer selbst entscheidet und immer nur nach
den Wünschen geht, ist außerdem maßlos überfordert.
00:26:17.000 –> 00:26:25.000
Ich glaube, jeder Erwachsene, der schon mal vor 10.000 Entscheidungen stand, weiß, wie hart es ist, einfach nur Entscheidungen zu treffen, also wie anstrengend.
00:26:25.000 –> 00:26:30.000
Und ein Kind ist damit kognitiv komplett überfordert. Das heißt, es ist super wichtig, auch diese elterliche Führung zu übernehmen.
00:26:30.000 –> 00:26:33.000
Das ist auch das, was ich am Anfang meinte, mit Kind gerecht.
00:26:33.000 –> 00:26:40.000
Ein dreijähriges Kind oder ein zweijähriges Kind kann doch nicht selbst entscheiden, ob spielen gerade wichtiger ist oder schlafen.
00:26:40.000 –> 00:26:43.000
Das muss man dem Kind anleiten.
00:26:43.000 –> 00:26:54.000
Liegt vielleicht hier dann auch das grundsätzliche Missverständnis, dass ich dann von den Kritiker*innen, die auf deinen Posts kommentieren, rauslese,
00:26:54.000 –> 00:27:00.000
wenn die dann sagen, bei euch ist ja alles so einfach und bei mir willst du einfach meine Ansage geben oder so,
00:27:00.000 –> 00:27:10.000
dass die einfach nicht verstehen, dass das eine nicht das andere ersetzt, sondern einfach immer auch eher ein Spektrum ist.
00:27:10.000 –> 00:27:18.000
Genau und vor allem bekomme ich sowas auch, wenn ich dann eben erzähle, nein, ich erkläre meinem Kind, wir gehen jetzt nach Hause und du schläfst jetzt,
00:27:18.000 –> 00:27:24.000
dann kommen solche Kommentare und es ergibt für mich gar keinen Sinn, weil im Endeffekt habe ich die elterliche Führung.
00:27:24.000 –> 00:27:30.000
Also man kann halt Grenzen setzen, ohne dabei gemein zu sein oder verletzend. Und das verstehen halt viele einfach nicht.
00:27:30.000 –> 00:27:37.000
Das muss man aber wahrscheinlich auch üben, selber als Erwachsener die eigenen Worte dann bedacht zu wählen, auch wenn man gerade im Stress ist oder so.
00:27:37.000 –> 00:27:44.000
Ich glaube, dass man, dass Menschen generell nicht Grenzen setzen können, also auch erwachsene Menschen in unserer Gesellschaft,
00:27:44.000 –> 00:27:51.000
weil sie eben denken, Grenzen setzen hat immer was mit verletzend zu tun, obwohl Grenzen setzen einfach nur was damit zu tun hat,
00:27:51.000 –> 00:28:01.000
für sich selbst einzustehen und man kann eben auch einem Freund eine wertschätzende Grenze setzen, ohne irgendwie irgendwas zu lügen, um die Gefühle nicht zu verletzen.
00:28:01.000 –> 00:28:11.000
Mit meiner Partnerin probiere ich gerade eine Methode aus, also wir haben keine Kinder, aber wenn wir nach Hause
kommen von der Arbeit,
00:28:11.000 –> 00:28:19.000
dann erzählen wir uns gegenseitig, wie viele Ressourcen wir noch haben, um sich mit anderen Dingen zu beschäftigen, wie zum Beispiel mit dem Partner oder Partnerin.
00:28:19.000 –> 00:28:26.000
Und das ist erstmal nicht automatisch etwas mit der Person zu tun hat, sondern einfach wie viel Löffel man schon am Tag aufgebraucht hat.
00:28:26.000 –> 00:28:30.000
Und das funktioniert erstaunlich gut, ohne das persönlich zu nennen.
00:28:30.000 –> 00:28:38.000
Das finde ich auch mega. Das ist auch, das hat für mich, also gerade mit Kindern ist das so wichtig, weil so funktioniert halt auch auf eine Art Gleichberechtigung mit Kindern,
00:28:38.000 –> 00:28:47.000
weil sich alles immer 50/50 aufzuteilen ist gar nicht so sinnvoll, wenn halt die eine Person eigentlich nicht mehr 50 zu geben hat, sondern vielleicht nur noch 10.
00:28:47.000 –> 00:28:57.000
Was mich gerade sehr erfreut hat, weil das war wirklich die Frage, die ich ja auch drin stehen hatte, die ich teilweise auch kritisch fand bei diesem Gentle Parenting,
00:28:57.000 –> 00:29:04.000
dass du von dir aus gesagt hast, Kinder haben auch ein Recht darauf und auch die Pflicht, irgendwie mit Frust umgehen zu lernen.
00:29:04.000 –> 00:29:15.000
Also es ist nicht darum geht, jeden Wunsch von den Lippen
abzulesen, sondern eben auch mit diesem Konflikt einfach mal in Umgang zu lernen, weil das ja später auch das Leben vorbereitet.
00:29:15.000 –> 00:29:23.000
Ja voll, das ist super wichtig. Ich glaube, das ist auch ein Problem, was viele, also ich habe das Gefühl, oder ich bin eigentlich der Überzeugung,
00:29:23.000 –> 00:29:31.000
dass Gentle Parenting der einzige Weg ist, um Kindern wirklich beizubringen, Frust auszuhalten, weil bei der autoritären Erziehung, wo einfach gesagt wird,
00:29:31.000 –> 00:29:41.000
geh auf dein Zimmer, lernt ein Kind nicht mit Frust umzugehen, sondern lernt den Frust zu unterdrücken, was halt zu massiven Schwierigkeiten im Erwachsenenalter führt einfach.
00:29:41.000 –> 00:29:52.000
Und bei Le Cepher würde man halt quasi, wenn das Eis runterfällt, dem Kind sofort ein neues kaufen und dann noch ein rosa Einhorn mit dazu.
00:29:52.000 –> 00:30:01.000
Und das Kind lernt niemals Frust auszuhalten und entwickelt im schlimmsten Fall im Erwachsenenalter eine narzisstische Persönlichkeitsstörung, was halt auch nicht sinnvoll ist.
00:30:01.000 –> 00:30:04.000
Was auch wieder ein großes Wort ist, aber…
00:30:04.000 –> 00:30:06.000
Ja ich habe auch gesagt, im schlimmsten Fall.
00:30:06.000 –> 00:30:09.000
Ja, genau. Das ist ja auch wieder ein Spektrum.
00:30:09.000 –> 00:30:10.000
Ja.
00:30:10.000 –> 00:30:27.000
Wie, also ich stelle mir mal an, wenn du das gerade schilderst, bei euch zu Hause auch nicht immer alles perfekt läuft, was ist denn für dich ein guter Weg, wenn Eltern Fehler machen, das dann auch zu kommunizieren?
00:30:27.000 –> 00:30:29.000
Sich einfach entschuldigen.
00:30:29.000 –> 00:30:36.000
Ist ja auch wahrscheinlich nicht immer so einfach, wenn man Gründe hat.
00:30:36.000 –> 00:30:39.000
Ist es ein Grund oder eine Rechtfertigung?
00:30:39.000 –> 00:30:52.000
Also ich bin dafür, dass man sich erst entschuldigt und dann einige Zeit später, sodass das Kind wirklich merkt, dass die Entschuldigung für sich steht, die Situation nochmal aufarbeitet.
00:30:52.000 –> 00:30:57.000
Aber auch wenn man sich selbst erstmal in die Perspektive des Kindes hineinversetzt hat.
00:30:57.000 –> 00:31:05.000
Weil oft muss man sich erstmal richtig in alle Perspektiven hineinversetzen, um überhaupt zu sehen, dass es gar keinen richtigen Grund gab.
00:31:05.000 –> 00:31:07.000
Sondern dass man selbst einen Grund erschaffen hat.
00:31:07.000 –> 00:31:12.000
Also einfach zu sagen, du ich habe nochmal darüber nachgedacht, warum xy passiert ist.
00:31:12.000 –> 00:31:21.000
Ja, also zum Beispiel ich habe letztens unseren Sohn richtig, richtig dolle zusammengeschissen.
00:31:21.000 –> 00:31:23.000
Mir fällt gerade kein besseres Wort an.
00:31:23.000 –> 00:31:34.000
Weil er unsere Tochter irgendwie geschubst hat und hat mich dafür entschuldigt, dass ich eben so sauer geworden bin und habe dann gefragt, warum hast denn du sie eigentlich geschubst?
00:31:34.000 –> 00:31:39.000
Dann meinte er, na weil sie meine Gummistiefel anhat und ich das nicht möchte.
00:31:39.000 –> 00:31:43.000
Also sie zieht gerne Schuhe an und hat halt einfach seine Schuhe angezogen.
00:31:43.000 –> 00:31:44.000
So zum Spielen.
00:31:44.000 –> 00:31:49.000
Und dann meinte ich so zu ihm, ja aber hast du durch das Schubsen die Gummistiefel zurückbekommen?
00:31:49.000 –> 00:31:52.000
Meinte er so, ne ich war einfach sauer.
00:31:52.000 –> 00:31:54.000
Und ich so, ja aber es hat dir nichts gebracht.
00:31:54.000 –> 00:31:59.000
Das nächste Mal kommst du zu mir und sagst, Mama meine
Schwester hat meine Gummistiefel an, ich möchte die wieder haben.
00:31:59.000 –> 00:32:02.000
Dann gehen wir zusammen zu ihr und sagen ihr, dass du die wieder haben möchtest.
00:32:02.000 –> 00:32:04.000
Hast du das überhaupt probiert? Meinte er, ne.
00:32:04.000 –> 00:32:07.000
Geht er zu ihr hin, ich möchte meine Gummistiefel wieder haben.
00:32:07.000 –> 00:32:09.000
Sie sagt, okay setzt sich hin, zieht sie aus.
00:32:09.000 –> 00:32:11.000
Dann kommt er wieder zu mir, so war es viel besser.
00:32:11.000 –> 00:32:13.000
Und ich so, ja es war viel besser.
00:32:13.000 –> 00:32:15.000
Also so kann man sowas halt aufarbeiten.
00:32:15.000 –> 00:32:22.000
Aber hätte er denn, also einfach nur weil sie ihm gehören, ist ja nicht automatisch ein Grund sie wieder haben zu wollen.
00:32:22.000 –> 00:32:24.000
Man will sie selber tragen.
00:32:24.000 –> 00:32:28.000
Ja das stimmt aber wir bringen unseren Kindern bei, dass sie eben nicht teilen müssen.
00:32:28.000 –> 00:32:36.000
Sondern dass sie halt auch, also wenn es seine Stiefel sind, dann hat er ein Recht darauf, dass sie eben auch wieder
zurückgegeben werden.
00:32:36.000 –> 00:32:38.000
Also er teilt wirklich sehr gerne und fast alles.
00:32:38.000 –> 00:32:42.000
Aber ich finde es wichtig ihm auch zu zeigen, dass er Grenzen setzen darf.
00:32:42.000 –> 00:32:46.000
Also weil er muss eben nicht alles ausleihen, wenn er das gerade nicht möchte.
00:32:46.000 –> 00:32:54.000
Gleich geht es weiter.
00:32:54.000 –> 00:32:59.000
Wenn Du diesen Podcast unterstützen möchtest, dann kannst Du das mit einem kleinen monatlichen Beitrag tun.
00:32:59.000 –> 00:33:02.000
Im Gegenzug kannst Du alle Folgen vorab hören.
00:33:02.000 –> 00:33:06.000
Und Du wirst, sofern Du das möchtest, hier im Podcast namentlich genannt.
00:33:06.000 –> 00:33:11.000
Alle Infos findest Du unter www.im-aufzug.de.
00:33:11.000 –> 00:33:15.000
Ende der Service-Durchsage. Viel Spaß beim zweiten Teil der Folge.
00:33:21.000 –> 00:33:29.000
Jetzt mal ganz ehrlich, Mutter bei die Fische, wie anstrengend ist denn so ein Erziehungsmodell für Eltern für Dich, für Euch als Paar?
00:33:29.000 –> 00:33:36.000
Also ich sage immer, wenn man autoritär erzieht, dann ist es gut für die Eltern.
00:33:36.000 –> 00:33:41.000
Und wenn man politnisorientiert erzieht, dann ist es gut in erster Linie für die Kinder.
00:33:41.000 –> 00:33:49.000
Und aber auch gut für die Eltern, weil man, und das ist das was halt anstrengend ist, aber auf lange Sicht gut.
00:33:49.000 –> 00:33:55.000
Man muss sich selbst nachbeeltern und sich selbst therapieren. Man muss sein eigenes Kind, sein inneres Kind heilen.
00:33:55.000 –> 00:33:58.000
Man wird jeden Tag mit den eigenen Fehlern konfrontiert.
00:33:58.000 –> 00:34:02.000
Also mein Mann und ich, wir machen auch beide eine Therapie.
00:34:02.000 –> 00:34:07.000
Und ich glaube nicht, dass wir angefangen hätten eine Therapie zu machen, wären wir keine Eltern geworden.
00:34:07.000 –> 00:34:12.000
Weil dann hätte man diese „Probleme“ auch weiterhin weg ignorieren können einfach.
00:34:12.000 –> 00:34:14.000
Macht Ihr die zusammen oder geht er für sich?
00:34:14.000 –> 00:34:18.000
Nee, jeder für sich. Also in unserer Kommunikation brauchen wir eigentlich keine Therapie.
00:34:18.000 –> 00:34:22.000
Sondern wir haben halt beide einfach bestimmte Themen, an denen wir arbeiten müssen.
00:34:22.000 –> 00:34:27.000
Und von denen wir gemerkt haben, dass es einfach sinnvoll ist, das mit Unterstützung zu machen.
00:34:27.000 –> 00:34:32.000
Einfach um eben unseren Kindern bessere Eltern zu sein sozusagen.
00:34:32.000 –> 00:34:39.000
Ist aber auch, wie Du in Deinem Podcast ja auch immer wieder sagst, eine Frage von Privilegien.
00:34:39.000 –> 00:34:40.000
Auf jeden Fall.
00:34:40.000 –> 00:34:42.000
Wie können wir uns das leisten?
00:34:42.000 –> 00:34:49.000
Du hast in Deinem Podcast mal erwähnt, dass Du schon auch empfehlen würdest, wenn man alleine zieht,
00:34:49.000 –> 00:34:57.000
und Kita zu und keiner da ist, der die Kinder mitbetreut, dann auch mal dem Kind eine Stunde ein iPad in die Hand zu drücken.
00:34:57.000 –> 00:35:01.000
Damit man als Elternteil auch kurz für sich selber Kehrarbeit machen kann.
00:35:01.000 –> 00:35:03.000
Voll, auf jeden Fall.
00:35:03.000 –> 00:35:09.000
Also bedürfnisorientiert bedeutet ja eben, dass alle
Bedürfnisse gesehen werden, auch die der Eltern.
00:35:09.000 –> 00:35:17.000
Und ich glaube, das ist auch das, was so schwer ist, weil man als Eltern oft seine eigenen Bedürfnisse hinten anstellt.
00:35:17.000 –> 00:35:23.000
Und wir in unserer Generation meistens eben nicht gelernt haben, Grenzen zu setzen.
00:35:23.000 –> 00:35:29.000
Also ich bin, und deshalb bin ich in Therapie massiv über meine Grenzen gegangen.
00:35:29.000 –> 00:35:34.000
Viel zu sehr, weil ich gelernt habe, eine gute Mutter opfert sich quasi selbst auf.
00:35:34.000 –> 00:35:36.000
Und existiert quasi nur für andere.
00:35:36.000 –> 00:35:42.000
Und das ist was, was ich halt sehr stark lernen musste, weil ich einfach in einem Burnout gelandet bin.
00:35:42.000 –> 00:35:48.000
Und ja, ich glaube, das ist ein Problem, was sehr viele haben.
00:35:48.000 –> 00:35:56.000
Und dann kommt noch die Zeit mit dazu, also dass halt Alleinerziehende erstens politisch nicht gesehen werden.
00:35:56.000 –> 00:36:00.000
Und eben dann noch die Kita-Plätze begrenzt sind, die Kinder ständig krank sind.
00:36:00.000 –> 00:36:01.000
Jetzt war ja erst die Pandemie.
00:36:01.000 –> 00:36:08.000
Ich glaube, man lässt den Eltern auch gar nicht die Chance, sich von der Pandemie zu erholen, sondern es geht einfach direkt weiter.
00:36:08.000 –> 00:36:18.000
Ich weiß, dass viele Eltern jetzt auch wieder Angst und Bange vor der Erkältungssaison ist, weil wir sind auch schon wieder seit sechs Wochen krank.
00:36:18.000 –> 00:36:22.000
Ja, deshalb Elternschaft ist mit Privilegien verbunden.
00:36:22.000 –> 00:36:25.000
Wie man Elternschaft empfindet, ist mit Privilegien verbunden.
00:36:25.000 –> 00:36:29.000
Und zwar ganz stark. Aber eigentlich ist es doch mit allem im Leben so, oder?
00:36:29.000 –> 00:36:40.000
Ja, ich wollte das erstmal so für sich stehen lassen, dass man es einfach auch anerkennen sollte, dass bestimmte Dinge nicht für alle möglich sind.
00:36:40.000 –> 00:36:43.000
Was nicht bedeutet, dass man Rabeneltern ist oder so.
00:36:43.000 –> 00:36:48.000
Nein, ich sage auch immer, vergleicht euch nicht mit anderen, vergleicht euch mit euch selbst.
00:36:48.000 –> 00:36:58.000
Wenn ihr in einem Konflikt, auf dem ihr sonst immer mit brüllen und schimpfen und was weiß ich reagiert, heute ruhig reagiert habt, dann ist es eine krasse Leistung.
00:36:58.000 –> 00:37:00.000
Mhm.
00:37:00.000 –> 00:37:01.000
Das ist so.
00:37:01.000 –> 00:37:24.000
Total. Ich habe mal auf einem Kindergeburtstag von meinem Cousin, also dessen Kinder, völlig, also einfach so als dover Onkeltyp zu dem Geburtstagskind gesagt, das gerade popelte, habe ich dem Geburtstagskind gesagt, wo ist es nur, dass man Popel essen kann.
00:37:24.000 –> 00:37:37.000
Und die Eltern haben mich super entsetzt angeguckt, also weil ich glaube ich gerade pädagogisch gecrashed habe, aber gleichzeitig fand das Kind das total witzig.
00:37:37.000 –> 00:37:49.000
Und der andere auch, also es war jetzt nicht so ein super Augur, sondern einfach so ein, ok, wir hatten jetzt Behandlungsverschiedenheiten, ich fand das ist jetzt kein großer Schaden, der entsteht, wenn man das dem Kind sagt.
00:37:49.000 –> 00:38:05.000
Und das ist ja irgendwie auch wahr, sagt übrigens auch Ralf Casper und so. Aber die Frage, die ich mir dann irgendwann gestellt hatte, ist es wirklich so einfach, dass man als dritte Person eine Pädagogik crashen kann?
00:38:05.000 –> 00:38:14.000
Oder können Kinder das einfach auch einordnen, dass das nur bei einer das gesagt hat, jetzt nicht immer automatisch, jetzt immer so gemacht werden darf?
00:38:14.000 –> 00:38:23.000
Ich glaube, da ist es so ein Thema von wie viel traue ich meinem Kind zu und wie sehr glaube ich mein Kind ist formbar.
00:38:23.000 –> 00:38:35.000
Weil ich glaube halt nicht, dass unsere Kinder formbar sind, ich glaube die haben ihren Charakter und darauf habe ich mehr oder weniger keinen Einfluss, zumindest nicht ins Positive, wenn dann ins Negative.
00:38:35.000 –> 00:38:48.000
Und meine Kinder werden hoffentlich viele von den Werten übernehmen, die mir wichtig sind, aber manche ganz sicher nicht, so wie ich das bei meinen Eltern auch mache. Ich habe viele Werte übernommen und manche eben nicht.
00:38:48.000 –> 00:39:03.000
Genau, und da ist also Großeltern, die ja auch andere Vorstellungen haben von Erziehung oder bei Großeltern darf man mehr als bei den Eltern, mehr Süßigkeiten, das ist ja nicht zweifach schädlich, sondern einfach vielleicht eine Erweiterung des Horizonts.
00:39:03.000 –> 00:39:08.000
Kinder sind ja eigentlich auch für viele Bezugspersonen gemacht, so ganz grundsätzlich.
00:39:08.000 –> 00:39:21.000
Genau. Ein Thema, wie du dir sicher nicht denken kannst, mit dem ich mich sehr viel auseinandersetze, ist das Thema Inklusion, Behinderung, Menschen mit Behinderung.
00:39:21.000 –> 00:39:48.000
Und ich beobachte ein problematisches Verhalten bei Eltern von behinderten Kindern, dass sie manchmal ein bisschen viel helikoptern und das Kind mit Behinderung in Worte packen und dann vielleicht auch weniger an sich selber ausprobieren lassen und auch Niederlagen aushalten oder Grenzen kennenlernen, ohne ihm zu schaden.
00:39:48.000 –> 00:40:07.000
Oder aber, und das ist ein anderes Beispiel, so Instagram Eltern sind, die alles über ihr Kind preisgeben, also Fotos, Schicksalsgeschichten, die der Welt erzählen, dass das Kind gerade eine Darmspiegelung bekommen hat oder einen künstlichen Darmausgang.
00:40:07.000 –> 00:40:16.000
Wie gehst du mit Grenzensätzen um, auch was du der Welt erzählst und was nicht? Und das würdest du Eltern mit behinderten Kindern raten.
00:40:16.000 –> 00:40:39.000
Also es sind jetzt ja zwei Problematiken, die du aufgeworfen hast. Also das eine, mit dem mehr Ängste haben und das Kind in Worte packen, muss ich sagen, das kann ich auch verstehen, weil man ist ja auch selber kein unbeschriebenes Blatt und ich glaube als Elternteil eines behinderten Kindes macht man dann auch viel emotional durch, was viel mit Ängsten verbunden ist.
00:40:39.000 –> 00:40:59.000
Allein schon, weil behinderte Menschen zur marginalisierten Gruppe gehören. Also so nach dem Motto, also ich glaube die meisten Menschen sind sich ihrer Privilegien, oder zum Glück sind viele Menschen sich ihrer Privilegien bewusst, also nach dem Motto, ich will eigentlich was „besseres“ für mein Kind als das, was es jetzt wahrscheinlich bevorsteht.
00:40:59.000 –> 00:41:16.000
Eben weil es halt marginalisiert sein wird und auch die Ängste einfach, dass mit dem Kind irgendwas passieren könnte und es dann einfach weg ist, weil man liebt dieses Kind einfach unendlich und die Lebenserwartungen bei vielen Behinderungen sind ja auch einfach geringer.
00:41:16.000 –> 00:41:33.000
Also ich kann es schon verstehen, dass man da sein Kind dann in Watte packt, was natürlich nicht gut ist. Also ich würde da auch wieder hier empfehlen, eine Therapie zu machen, eine Angsttherapie, wobei das halt gerade mit behindertem Kind, wann soll man die Zeit dazu haben, da ist man ja wirklich dann richtig eingebunden.
00:41:33.000 –> 00:42:00.000
Also ich komme natürlich auf die Behinderung an. Es ist für mich auch eine Personengruppe, die generell zu wenig gesehen wird, aber das muss ich dir auch nicht sagen. Also es wird einfach zu wenig thematisiert. Aber das zweite, was du meintest, mit dem Preisgeben, also das ist ja genau das, was halt diese Eltern wahrscheinlich ihre Intention ist, nämlich dass sie eben dieses Thema sichtbar machen wollen, was ich an sich gut finde, dass dieses Thema Sichtbarkeit bekommt.
00:42:00.000 –> 00:42:21.000
Es ist aber halt natürlich nicht gut, dass es auf den Nacken des Kindes ausgetragen wird. Man könnte da auch Sichtbarkeit für dieses, also für das Thema schaffen, indem man einfach über Elternschaft mit behindertem Kind spricht und über das, was man dazu an Eltern für Ressourcen braucht und dann einfach das über das Leben mit Behinderung den Menschen zu überlassen, die selbst eine Behinderung haben.
00:42:21.000 –> 00:42:38.000
Und das ist auch schon wieder dieses, ich als nichtbehinderte Person stelle mich hin und erzähle allen anderen, wie es mit Behinderung ist, weil mein Kind ja Behinderung hat und das ist eigentlich einfach schon wieder nur ein Ausnutzen von Privilegien und eben halt ein Ausnutzen der Privatsphäre meines Kindes.
00:42:38.000 –> 00:43:01.000
Ich hatte interessanterweise in diesem Podcast ja schon mehrere Psychologinnen zu Gast, Katja Saalfrank oder menschlich mit diesem Thema auseinandersetzen, Erziehung und so, und ich habe jedes mal die Frage gefragt, ob sie aus ihrer beruflichen Perspektive glauben, dass wenn jemand eine Behinderung hat, das automatisch ein Therapie-Thema sein muss.
00:43:01.000 –> 00:43:04.000
Für den Menschen mit Behinderung oder für die Eltern?
00:43:04.000 –> 00:43:12.000
Genau. Also meine Eltern haben mich zum Therapeuten geschickt, weil sie glaubten, der ist behindert, der muss darüber reden.
00:43:12.000 –> 00:43:13.000
Ja.
00:43:13.000 –> 00:43:27.000
Und alle mit denen ich sprach, die haben gesagt, nein, eigentlich nicht. Also man sieht offensichtlich, dass das Kind struggled, aber die Tatsache, dass eine Behinderung vorliegt, muss nicht automatisch ein Therapie-Thema sein.
00:43:27.000 –> 00:43:28.000
Ja.
00:43:28.000 –> 00:43:42.000
Und ich fand das, es war immer so ein Bauchgefühl, das ich hatte, aber ich konnte das, für mich war das total heilsam für meine Lebensbiografie mal zu hören, dass ich als Kind nicht falsch gewesen sein muss.
00:43:42.000 –> 00:43:43.000
Ja.
00:43:43.000 –> 00:43:52.000
Weil das macht ja auch was mit einem, wenn man als Kind, als einziges Kind der Klasse zum Therapeuten muss und du nicht verstehst warum.
00:43:52.000 –> 00:43:58.000
Ja. Ja, also ich hoffe, dass ich das nicht falsch gesagt habe, aber ich meinte, dass die Eltern zur Therapie sollen und nicht das Kind.
00:43:58.000 –> 00:44:08.000
Genau. Und dass dann quasi oft so was wie Selbsthilfegruppen vielleicht ein besserer Weg sind, als auf Instagram eine Story zu erzählen.
00:44:08.000 –> 00:44:09.000
Voll.
00:44:09.000 –> 00:44:20.000
Und das muss dann auch nicht in der Öffentlichkeit stattfinden. Aber ich verstehe schon auch den Drang, dass man, weil man ja auch als Elternteil dann kobehindert ist und irgendwie auch mal generalisiert wird,
00:44:20.000 –> 00:44:24.000
dass dann wieder Drang entsteht, darüber aufzuklären.
00:44:24.000 –> 00:44:39.000
Es ist ja auch wichtig, weil unsere Welt findet ja auch sehr viel über Social Media statt und draußen, also ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal einen Menschen mit sichtbarer Behinderung draußen gesehen habe.
00:44:39.000 –> 00:44:48.000
Weil es ist bei uns einfach generell nicht besonders barrierefrei durch Kopfsteinpflaster und Treppen und Altbauten und keine Ahnung was.
00:44:48.000 –> 00:44:55.000
Das heißt, hier in meiner Wohngegend leben wahrscheinlich sehr, sehr wenig behinderte Menschen mit sichtbarer Behinderung und so.
00:44:55.000 –> 00:45:11.000
Und ich finde das halt krass, weil es wird so suggeriert, als ob Behinderungen schon gar nicht mehr existieren, weil Menschen, also ja, halt so viel Zugang zur Öffentlichkeit einfach weggenommen wird.
00:45:11.000 –> 00:45:14.000
Wie bringt ihr denn euren Kindern Vielfalt bei?
00:45:14.000 –> 00:45:17.000
Vielfalt? Naja, wir haben Bücher.
00:45:17.000 –> 00:45:19.000
Hast Du da einen Buchtipp?
00:45:19.000 –> 00:45:29.000
Ich habe jetzt letztens erst eins bekommen von Anne Dittmann, das wollte ich jetzt noch über das Story vorstellen oder auch von Mira und das fliegende Haus.
00:45:29.000 –> 00:45:32.000
Ja, das ist auch ganz gut.
00:45:32.000 –> 00:45:43.000
Was ich noch empfehlen kann, ich habe jetzt leider die Autorinnen vergessen, aber Antonia war schon mal da, das fand ich noch ganz süß, da ist Behinderung einfach so beiläufig erzählt.
00:45:43.000 –> 00:45:50.000
Oder Rolf Zukofsky hat auch ein Lied Sally, Sally, die im Rollstuhl irgendwie…
00:45:50.000 –> 00:45:52.000
Ja, kann sein.
00:45:52.000 –> 00:45:57.000
Und im März erscheint ein Kinderbuch von meiner Kollegin Adina Herrmann und mir.
00:45:57.000 –> 00:45:58.000
Ach schön.
00:45:58.000 –> 00:46:03.000
Wo es auch um das Thema Inklusion geht, aber eher beiläufig.
00:46:03.000 –> 00:46:09.000
Es steht nicht im Buchtext, sagen wir mal so, das ist uns wichtig, dass das Wort nicht gedroppt wird, aber trotzdem passiert.
00:46:09.000 –> 00:46:16.000
Also das Buch heißt übrigens „Als Ehler das All eroberte“ kommt demnächst im Karlsen Verlag.
00:46:16.000 –> 00:46:24.000
Ich habe mir ja aufgeschrieben als Frage und ich weiß die ganze Zeit nicht, wie ich das formulieren soll, aber ich versuche es mal.
00:46:24.000 –> 00:46:28.000
Körper und Kinder, also die Entdeckung des eigenen Körpers.
00:46:28.000 –> 00:46:34.000
Und da gibt es ja auch Grenzen, die ja auch ganz klar sein müssen, das Kind auch lernen diese Grenzen zu ziehen.
00:46:34.000 –> 00:46:39.000
Aber manchmal gibt es Notwendigkeiten, wo angefasst werden muss.
00:46:39.000 –> 00:46:49.000
Und das hat bei mir als Kind mit Behinderung dazu geführt, dass weil ich ständig gepflegt wurde, also ich kann nicht alleine auf Toilette gehen,
00:46:49.000 –> 00:46:58.000
ich brauche Hilfe beim Anziehen, beim Waschen und so weiter, ich dann über die Kindheit und Teenagerzeit bis jetzt ehrlich gesagt
00:46:58.000 –> 00:47:06.000
mein Körper eher als etwas gesehen habe, der satt und sauber ist, also Hauptsache satt und sauber,
00:47:06.000 –> 00:47:14.000
aber nicht als etwas, das auch Lust empfinden darf oder mir gehört und Dinge schön sind oder nicht schön sind,
00:47:14.000 –> 00:47:20.000
dass ich ein Recht darauf habe, mir auszusuchen, wer mich wie anfasst, das habe ich einfach verlernt.
00:47:20.000 –> 00:47:23.000
Beziehungsweise ich hatte die Option als Kind gar nicht.
00:47:23.000 –> 00:47:30.000
Und deswegen kann ich jetzt gar nicht so gut diese Frage stellen, aber wie ziehst Du denn zum Beispiel Grenzen,
00:47:30.000 –> 00:47:35.000
wenn es um körperliche Sachen geht mit Deinen Kindern, oder wie ziehen die Grenzen?
00:47:35.000 –> 00:47:43.000
Immer ansprechen, also auch bei kleinen Babys, die noch nichts können, das fühlt sich für neue Eltern glaube ich auch immer so ein bisschen komisch an.
00:47:43.000 –> 00:47:49.000
Ich mache jetzt Deine Windel auf, ich mache jetzt Deinen Penis sauber, Deine Vulva sauber, ich mache jetzt,
00:47:49.000 –> 00:47:55.000
du kommst jetzt aus Töpfchen oder wenn man abhaltet oder ich mache jetzt Deine Windel wieder zu,
00:47:55.000 –> 00:47:58.000
ich ziehe Dir jetzt Deinen Pullover an, so dass man einfach schon mal alles benennt,
00:47:58.000 –> 00:48:01.000
also erstmal beibringen, wie die Körperteile heißen und zwar richtig.
00:48:01.000 –> 00:48:09.000
Weil wenn, ich weiß nicht, wenn Marianne am Döschen angefasst wird und dann zu Erzieherin geht und sagt,
00:48:09.000 –> 00:48:15.000
mein Papa hat mein Döschen angefasst, dann sagt die Erzieherin cool und jetzt so.
00:48:15.000 –> 00:48:24.000
Wenn die aber hingeht und sagt, mein Papa fasst meine Vulva an, dann wird die Erzieherin wahrscheinlich stutzig und das Jugendamt einschalten oder zumindest das Gespräch suchen.
00:48:24.000 –> 00:48:32.000
Ja, also es ist jetzt, es ist einfach wichtig, dass Kinder ihre Körperteile richtig benennen können, allein schon, weil sie dadurch auch,
00:48:32.000 –> 00:48:39.000
also gerade was so sexuellen Missbrauch angeht, ist es einfach so, dass es Prävention ist,
00:48:39.000 –> 00:48:45.000
Körperteile benennen zu können, weil sich Täter*innen auch insbesondere auf Kinder „stürzen“,
00:48:45.000 –> 00:48:50.000
die halt viel Unwissen in dem Bereich haben, weil sie denen dann auch viel erzählen können.
00:48:50.000 –> 00:48:58.000
Zum Beispiel zu sagen, ja das und das ist ganz normal, das machen alle Erwachsenen so und ja,
00:48:58.000 –> 00:49:01.000
also das ist was, was Täter*innen halt einfach sagen.
00:49:01.000 –> 00:49:12.000
Und genau deshalb halt immer so aufklären, so ich mach dich jetzt sauber, das darf nur ich und das darf nur deine Erzieherin und auch nur, wenn sie dich gefragt haben
00:49:12.000 –> 00:49:17.000
und auch nur, wenn du auch wirklich schmutzig bist und das dauert so und so lange und keine Ahnung was.
00:49:17.000 –> 00:49:23.000
Also halt so einfach das klar benennen und das wissen auch alle Erwachsenen, dass das so ist.
00:49:23.000 –> 00:49:29.000
Und außerdem, was ich halt super wichtig finde, sobald die Kinder nein sagen können, ist dieses nein gesetzt.
00:49:29.000 –> 00:49:36.000
Also wenn ich meiner Tochter sage, ich ziehe jetzt dein Pullover aus und sie sagt nein, dann heißt das nein.
00:49:36.000 –> 00:49:44.000
Dann heißt das natürlich, dass ich da dann warten muss und dass ich dann vielleicht akzeptieren muss, dass sie im
Schlafanzugoberteil in die Kita geht.
00:49:44.000 –> 00:49:51.000
Oder dass sie, weiß ich nicht, also das Einzige was man halt wirklich, wo man sich auch in Anfallzeiten drüber hinwegsetzen muss,
00:49:51.000 –> 00:49:56.000
ist einfach wenn das Kind eine volle Windel hat, also wenn es halt dann wunden Po bekommen kann.
00:49:56.000 –> 00:50:00.000
Da habe ich mir immer einen Zeitraum von 10 Minuten gesetzt, in dieser Zeit habe ich immer wieder gefragt
00:50:00.000 –> 00:50:04.000
und meistens wurde aus dem Nein innerhalb dieser Zeit ein Ja.
00:50:04.000 –> 00:50:11.000
Oft auch einfach mit, ich mache ein YouTube Video an auf meinem Handy, das Kind bekommt das Handy in die Hand
00:50:11.000 –> 00:50:17.000
und kann sich da angucken wie Giraffen tanzen und ich kann in der Zeit die Windel wechseln oder ich mache ein Milchfläschchen
00:50:17.000 –> 00:50:21.000
und kann in der Zeit die Windel wechseln, aber das Kind hat halt dann Ja gesagt und nicht Nein.
00:50:21.000 –> 00:50:27.000
Und genau. Also dass es quasi verhandelt wird.
00:50:27.000 –> 00:50:33.000
Genau oder auch vor jedem Kuss, ich frage auch obwohl unsere Tochter eben erst anderthalb ist, frage ich sie immer,
00:50:33.000 –> 00:50:36.000
darf ich dich küssen und wenn sie Nein sagt, dann ist es ein Nein.
00:50:36.000 –> 00:50:41.000
Ich darf zum Beispiel ihren Bauch nicht anfassen, das mag sie nicht, sie sagt immer Nein, meiner, mein Bau sagt sie immer.
00:50:41.000 –> 00:50:46.000
Möchte sie halt nicht. Ja, aber wir oft mal sich wahrscheinlich auch aus Versehen, aus Unbisschen halt
00:50:46.000 –> 00:50:51.000
sondern darüber hin weggesetzt hat und Unbissen vielleicht nicht gleich begriffen hat.
00:50:51.000 –> 00:50:54.000
Das ist schon spannend und faszinierend.
00:50:54.000 –> 00:51:02.000
Ich habe da nicht gelesen, dass in Frankreich gibt es eine Art Kita-Pflicht, weil der Staat davon ausgeht,
00:51:02.000 –> 00:51:07.000
dass meinen Eltern nicht die alleinige Verantwortung für Erziehung geben sollte.
00:51:07.000 –> 00:51:11.000
Das heißt Eltern müssen schon sehr früh wieder anfangen zu arbeiten.
00:51:11.000 –> 00:51:19.000
Wie stehst du dem entgegen? Gentle Parenting geht ja fast in diese Richtung, ich ziehe mein Kind alleine groß.
00:51:19.000 –> 00:51:24.000
Extreme Reformen können ja auch so sein wie Homeschooling und so, weil man anderen das nicht mehr
zutraut,
00:51:24.000 –> 00:51:27.000
dass man das Kind gehen überlässt.
00:51:27.000 –> 00:51:33.000
Ja, also das geht dann schon eher in die Richtung wie Rechtsextreme.
00:51:33.000 –> 00:51:39.000
Also es gibt halt so eine kleine Infiltration von rechts in die Gentle Parenting Szene.
00:51:39.000 –> 00:51:46.000
Und da wird dann auch ganz viel dieses Tread-Wive und Kinder sollten dich in die Kita und so etwas aufgezogen.
00:51:46.000 –> 00:51:50.000
Ich meinte vorher ja auch schon, dass Kinder für mehrere Bezugspersonen gemacht sind.
00:51:50.000 –> 00:51:55.000
Also die Kernfamilie ist eigentlich nicht das, was unseren evolutionären Bedürfnissen entspricht.
00:51:55.000 –> 00:52:01.000
Auch nicht den Bedürfnissen von Kindern. Kinder sind dafür gemacht, dass sie viele verschiedene Bezugspersonen bekommen.
00:52:01.000 –> 00:52:07.000
Weil Kinder lernen am Modell. Das heißt primär armen Kinder einfach das nach, was ihre Bezugspersonen tun.
00:52:07.000 –> 00:52:11.000
Und je mehr Bezugspersonen sie haben, desto mehr können sie lernen.
00:52:11.000 –> 00:52:16.000
Deshalb ist es halt in erster Linie eigentlich total super, dass es Kitas gibt.
00:52:16.000 –> 00:52:22.000
Es ist halt scheiße, dass die Kitas in Deutschland zu Tode gespart werden, dass Erzieherinnen reihenweise ausfallen,
00:52:22.000 –> 00:52:25.000
weil sie halt Burnout bekommen und keine Ahnung was.
00:52:25.000 –> 00:52:34.000
Und dass halt dadurch in Einrichtungen auch einfach oft oder häufig ein sehr rauer Ton herrscht, weil eben alle Beteiligten überfordert sind.
00:52:34.000 –> 00:52:40.000
Das ist ein Problem, aber das ist nicht in jeder Kita so. Unsere Kita zum Beispiel, die ist, wir sind total begeistert,
00:52:40.000 –> 00:52:44.000
wir fühlen uns da mega gut aufgehoben, die Kinder sind dort gut aufgehoben.
00:52:44.000 –> 00:52:52.000
Und die Bezugserzieherin von unserer Tochter, die ist für sie auch total, also sie liebt über alles.
00:52:52.000 –> 00:52:57.000
Sie ist halt seitdem sie 14 Monate da ist und sie geht auch wirklich sehr gerne in die Kita.
00:52:57.000 –> 00:53:03.000
Und sie erzählt so viel von ihrer Bezugserzieherin, man merkt richtig, das ist eine wichtige Bezugsperson für sie.
00:53:03.000 –> 00:53:08.000
Und das ist total schön eigentlich, finde ich. Und das Gleiche gilt für Oma und Opa.
00:53:08.000 –> 00:53:15.000
Wenn wir hier erzählen, ja wir fahren dieses Wochenende zu Oma und Opa, dann springen die Kinder im Kreis und rufen Ja, Ja, Ja, Ja, Ja, Ja.
00:53:15.000 –> 00:53:18.000
Und wollen am liebsten sofort los, weil sie ihre Großeltern halt so sehr lieben.
00:53:18.000 –> 00:53:26.000
Und eigentlich finde ich, dass es bedürfnisorientierte oder gentle parenting oder bedürfnisorientierte Erziehung
00:53:26.000 –> 00:53:33.000
und quasi alles alleine zu Hause machen eben gar nicht geben kann.
00:53:33.000 –> 00:53:38.000
Weil wie soll ich meinen eigenen Bedürfnissen auch gerecht werden, wenn ich 24/7 für meine Kinder da bin?
00:53:38.000 –> 00:53:45.000
Das heißt, man braucht ein ganzes Dorf um ein Kind zu erzielen.
00:53:45.000 –> 00:53:52.000
Da gibt es ja diesen Spruch. Mir fällt ein, in der Corona- Pandemie habe ich mit meiner Partnerin Engi,
00:53:52.000 –> 00:54:01.000
ich habe keine Ahnung, wir haben irgendwie so einen Tick gehabt, dass wir auf Netflix und Co. diese ganzen Promi- Dokus gesehen haben.
00:54:01.000 –> 00:54:09.000
Von Billie Irish über Taylor Swift und Beyoncé und so. Und Lady Gaga, Madonna.
00:54:09.000 –> 00:54:11.000
Amy Winehouse.
00:54:11.000 –> 00:54:23.000
Genau. Und die hatten ja dann so oft sehr ähnliche Biografien mit Drogen, Alkohol, Zig-Ehen und Kinder und viel Skandal und Drama.
00:54:23.000 –> 00:54:30.000
Und dann gab es eine für mich sehr, sehr wohltuende Doku von Pink.
00:54:30.000 –> 00:54:31.000
Hast Du die gesehen zufällig?
00:54:31.000 –> 00:54:34.000
Leider nicht. Ich habe tatsächlich nur die von Amy Winehouse gesehen.
00:54:34.000 –> 00:54:35.000
Ja.
00:54:35.000 –> 00:54:39.000
Und die von Taylor Swift so ein bisschen. Aber Taylor Swift ist glaube ich relativ brav gewesen.
00:54:39.000 –> 00:54:42.000
Ja. Ich war brav. Die ist auch ganz pur. Und auch politisch.
00:54:42.000 –> 00:54:43.000
Ich liebe die voll.
00:54:43.000 –> 00:54:46.000
Wer politisch dann auch mal eine Ansage gemacht hat gegen Trump und so.
00:54:46.000 –> 00:54:50.000
Ist ja schon auch mutig gerade als Countrysängerin. Oder eine ehemalige Countrysängerin.
00:54:50.000 –> 00:54:58.000
Aber bei Pink fand ich sehr wholesome, dass die Doku heißt „All I know so far“.
00:54:58.000 –> 00:55:04.000
Also alles, was ich bisher weiß. Und erhebt eben nicht den Anspruch perfekt zu sein.
00:55:04.000 –> 00:55:11.000
Dann erst mal demütig in diese Situation reinzugehen. Und man erfährt eine Tour.
00:55:11.000 –> 00:55:16.000
Also sie macht eine Tour mit ihrer Familie. Sie nimmt halt ihre zwei Kinder und ihren Mann mit.
00:55:16.000 –> 00:55:20.000
Und die reisen dann natürlich durch Europa.
00:55:20.000 –> 00:55:25.000
Sie sitzen in vielen Glidelinern, in Flugzeugen, haben ganz Hoteletalische gebietet und so.
00:55:25.000 –> 00:55:29.000
Und schon natürlich super privilegiert.
00:55:29.000 –> 00:55:36.000
Aber Pink sagt ihr dann irgendwann, dass wenn der Satz gilt, man braucht ein ganzes Dorf um ein Kind zu erziehen,
00:55:36.000 –> 00:55:39.000
sie das ganze Dorf immer dabei hat.
00:55:39.000 –> 00:55:43.000
Nämlich Tänzer, Sänger, Beleuchter*innen, Techniker*innen.
00:55:43.000 –> 00:55:45.000
Und sie als Mutter die Chefin ist.
00:55:45.000 –> 00:55:52.000
Und dass ihre neunjährige Tochter ohne Sicherheitsseil
irgendwie so ein Geländer hochklettert.
00:55:52.000 –> 00:55:57.000
Neun Meter hoch. Und alle natürlich erstmal Angst haben würden.
00:55:57.000 –> 00:56:01.000
Aber sie sagt, naja, ich hatte halt Leute, die ihr zeigen wie das geht.
00:56:01.000 –> 00:56:03.000
Und Mama macht das ja auch.
00:56:03.000 –> 00:56:08.000
Nur weil sie neun ist, also sie kann es ja nicht.
00:56:08.000 –> 00:56:11.000
Und sie super viele Bezugspersonen nennt.
00:56:11.000 –> 00:56:19.000
Dass sie quasi in eine Welt geboren oder aufwächst, in der immer Profis sie umgeben haben.
00:56:19.000 –> 00:56:24.000
Also ich fand das super schön für diese Perspektive der Tochter.
00:56:24.000 –> 00:56:29.000
Und dann gab es eine Szene, ich spoilere es ein bisschen, aber dann gab es eine Szene,
00:56:29.000 –> 00:56:33.000
wo sie darüber diskutieren, dass die Tour ja irgendwie noch eine Weile geht.
00:56:33.000 –> 00:56:38.000
Und dass die Kinder die Möglichkeit haben sollen, jederzeit nach Hause zu gehen.
00:56:38.000 –> 00:56:44.000
Und dann irgendwann sagt die Tochter, dass sie gerne die Sommerferien mit ihren Freunden verbringen möchte.
00:56:44.000 –> 00:56:50.000
Und sie aber auch sieht, dass die Mama gerade eine große Zeit in ihrem Leben hat.
00:56:50.000 –> 00:56:55.000
Und das irgendwie vielleicht auch Umstände macht. Und sie sich nicht getraut hat, das zu sagen.
00:56:55.000 –> 00:57:02.000
Und dann bringt sie ihr gesagt, das ist das Mutigste, was ich von ihr gehört habe.
00:57:02.000 –> 00:57:08.000
Dass du deinen eigenen Wunsch gegen den deiner Mutter priorisierst.
00:57:08.000 –> 00:57:13.000
Also höher priorisierst. Und dass das belohnt werden sollte.
00:57:13.000 –> 00:57:19.000
Und sie dann mit ihrem Mann organisiert hat, dass sie mit dem Privatjet natürlich am nächsten Tag zurückfliegen.
00:57:19.000 –> 00:57:27.000
Aber das fand ich schon im Sinne des Gentle Parentings auch total stark.
00:57:27.000 –> 00:57:32.000
Und sie hat dann auch gesagt, sie weiß nicht, wie lange sie mit ihren Kindern auf Tour gehen kann,
00:57:32.000 –> 00:57:37.000
weil die auch älter werden. Und dass sie versucht, ihnen aber die Welt zu zeigen.
00:57:37.000 –> 00:57:39.000
Ja, voll schön.
00:57:39.000 –> 00:57:41.000
Ganz ein Gänseargument gehabt.
00:57:41.000 –> 00:57:45.000
Ja, aber das finde ich irgendwie krass, weil das zeigt auch wirklich nochmal,
00:57:45.000 –> 00:57:49.000
wie sehr dieses Dorf einfach mit Privilegien verbunden ist heutzutage.
00:57:49.000 –> 00:57:53.000
Weil ein Babysitter ist ein Privileg.
00:57:53.000 –> 00:57:57.000
Auch allein schon ein guter Kitaplatz ist mittlerweile ein Privileg.
00:57:57.000 –> 00:58:00.000
Überhaupt einen Kitaplatz zu bekommen ist ein Privileg.
00:58:00.000 –> 00:58:07.000
Großeltern in der Nähe zu haben, die auch Interesse an den Kindern und Kapazitäten für die Kinder haben, ist ein Privileg.
00:58:07.000 –> 00:58:10.000
Nicht alleinerziehend zu sein, ist ein Privileg.
00:58:10.000 –> 00:58:17.000
Es ist so krass, dass Eltern schafft oder auch halt, ich weiß nicht, man kann ja in dieses Dorf auch mit einbeziehen,
00:58:17.000 –> 00:58:22.000
ob man sich zum Beispiel HelloFreshBoxen leisten kann, um jetzt hier keine Werbung zu machen.
00:58:22.000 –> 00:58:25.000
Aber das ist ja auch teurer, aber es nimmt eben viel Mental Load ab,
00:58:25.000 –> 00:58:31.000
wenn man halt mehr oder weniger fertig portionierte, vorbereitete Gerichte bestellt.
00:58:31.000 –> 00:58:35.000
Als Eltern mega das Goal. Aber es ist halt ein Privileg.
00:58:35.000 –> 00:58:41.000
Weil wenn du halt irgendwie zum Foodsharing 30 Minuten mit dem Fahrrad durch die Stadt fahren musst,
00:58:41.000 –> 00:58:44.000
damit du dir überhaupt was zu essen leisten kannst.
00:58:44.000 –> 00:58:48.000
Ja, total. Der Aufzug kommt langsam an.
00:58:48.000 –> 00:58:51.000
Ja, ich habe es schon gesehen.
00:58:51.000 –> 00:58:54.000
Eine Frage, die ich alle meine Gäste immer frage.
00:58:54.000 –> 00:59:01.000
Gibt es eine Organisation oder einen Verein, die du kennst, die du für unterstützenswert hältst,
00:59:01.000 –> 00:59:05.000
die sich vielleicht unsere Hörerinnen und Hörer auch mal anschauen könnten?
00:59:05.000 –> 00:59:09.000
Boah, ich muss sagen, da bin ich gar nicht so drin in dem Thema.
00:59:09.000 –> 00:59:11.000
Ist das schlimm? Hätte ich mich darauf vorbereiten sollen?
00:59:11.000 –> 00:59:16.000
Nö. Hast du Literatur-Tipps oder andere Tipps, die man sich angucken kann?
00:59:16.000 –> 00:59:18.000
Zum Thema Gentle Parenting?
00:59:18.000 –> 00:59:24.000
Oder ein Thema, das deine Leidenschaft erzählt. Kann auch das ganz andere sein.
00:59:24.000 –> 00:59:28.000
Also ich bin mega der Fan von Dora Imlau, was Gentle Parenting angeht.
00:59:28.000 –> 00:59:31.000
Könnte man auch mal einladen?
00:59:31.000 –> 00:59:36.000
Ja, voll. Das ist so eine spannende Frau. Ich linse gerade auf mein Bücherregal.
00:59:36.000 –> 00:59:41.000
Ich liebe die Bücher von Emilia Huerck, was Feminismus angeht.
00:59:41.000 –> 00:59:43.000
Oh ja, „Why We Matter“ oder „Das Ende der Ehe“.
00:59:43.000 –> 00:59:44.000
Ja.
00:59:44.000 –> 00:59:46.000
Steht auch auf meiner Liste.
00:59:46.000 –> 00:59:48.000
Also „Why We Matter“ ist mein absolutes Lieblings-Test.
00:59:48.000 –> 00:59:50.000
Das ist das beste Buch, was ich dieses Jahr gelesen habe.
00:59:50.000 –> 00:59:54.000
Das kann ich wirklich empfehlen. Das ist ein krass gutes Buch.
00:59:54.000 –> 00:59:59.000
„Female Choice“ fand ich noch spannend von Maike Stoverock.
00:59:59.000 –> 01:00:03.000
Und gerade lese ich im Grunde gut von Rutger Bregmann.
01:00:03.000 –> 01:00:07.000
Ich muss sagen, dass ich eigentlich keine Bücher mehr von Männern lesen möchte.
01:00:07.000 –> 01:00:09.000
Also grundsätzlich.
01:00:09.000 –> 01:00:11.000
Ja, ich habe schon genug Bücher von Männern gelesen.
01:00:11.000 –> 01:00:14.000
Aber das ist wirklich ein sehr gutes Buch. Kann ich empfehlen.
01:00:14.000 –> 01:00:17.000
Ich wollte dein Buch noch lesen. Gibt es ein Buch eigentlich auch bei Audible?
01:00:17.000 –> 01:00:19.000
Ja, aber bei Spotify.
01:00:19.000 –> 01:00:22.000
Ah, ok. Sehr gut. Dann ist es auf jeden Fall.
01:00:22.000 –> 01:00:24.000
Aber von einem Mann.
01:00:24.000 –> 01:00:26.000
Ja.
01:00:26.000 –> 01:00:31.000
Aber in dem aktuellen Buch „Wer Inklusion will, findet einen Weg, wer sie nicht will, findet aus“
01:00:31.000 –> 01:00:33.000
da gibt es viele Interviews.
01:00:33.000 –> 01:00:35.000
Natürlich auch überwiegend mit Frauen.
01:00:35.000 –> 01:00:36.000
Ja.
01:00:36.000 –> 01:00:41.000
Einfach auch bei die weibliche Perspektive in Architektur, Sexualität usw.
01:00:41.000 –> 01:00:43.000
schon auch unterrepräsentiert war.
01:00:43.000 –> 01:00:46.000
Und wir versuchten, da mal was gegenzusetzen.
01:00:46.000 –> 01:00:49.000
Ja, kann ich dir gerne zukommen lassen.
01:00:49.000 –> 01:00:51.000
Ja, cool. Vielen Dank.
01:00:51.000 –> 01:00:55.000
Ja, ich wollte das eigentlich schon vor dem Interview lesen.
01:00:55.000 –> 01:01:00.000
Aber ich habe es nicht bei Audible gefunden.
01:01:00.000 –> 01:01:02.000
Und dann wird es für mich immer schwierig.
01:01:02.000 –> 01:01:04.000
Ja, ja. Verstehe ich.
01:01:04.000 –> 01:01:07.000
Man hat dann diese eine App. Und wenn die da nicht drin ist, dann macht man es nicht.
01:01:07.000 –> 01:01:11.000
Das ist bei mir mit Podcasts. Ich bin irgendwie bei Apple Podcasts reingeblieben.
01:01:11.000 –> 01:01:15.000
Aber alle hören auf Spotify. Und es gibt viele Podcasts, die sind bei Apple gar nicht mehr.
01:01:15.000 –> 01:01:18.000
Und dann verliere ich die auch aus dem Blick.
01:01:18.000 –> 01:01:24.000
Ja gut, ich bin nicht auf die Idee gekommen, bei Spotify zu gucken, weil das ja nicht die Regel ist, dass dort Bücher sind.
01:01:24.000 –> 01:01:26.000
Genau. So war das für mich mit Podcasts.
01:01:26.000 –> 01:01:30.000
Für mich war Apple Podcasts immer Podcasts. Aber nein, Spotify jetzt auch.
01:01:30.000 –> 01:01:33.000
Ja, wir hätten auch so viel beschrecken können.
01:01:33.000 –> 01:01:36.000
Wir hätten auch beschrecken können über Hass im Netz.
01:01:36.000 –> 01:01:43.000
Und über Erziehungstipps oder Care-Arbeit. Wie teilt man sich das auf als Paar?
01:01:43.000 –> 01:01:45.000
Das müssen wir vielleicht noch einmal fortsetzen.
01:01:45.000 –> 01:01:48.000
Ja, ich hätte es auch noch ewig weiterreden können mit dir.
01:01:48.000 –> 01:01:51.000
Ich habe auch noch Fragen. Vielleicht musst du mal in unseren Podcast kommen.
01:01:51.000 –> 01:01:54.000
Sehr gerne. Du hast ja meine Kontaktdaten.
01:01:54.000 –> 01:01:55.000
Ja.
01:01:55.000 –> 01:01:57.000
Das können wir sehr gerne machen.
01:01:57.000 –> 01:01:58.000
Ja, cool.
01:01:58.000 –> 01:02:00.000
Schön, dass du da warst. Machs gut.
01:02:00.000 –> 01:02:01.000
Du auch.
01:02:01.000 –> 01:02:02.000
Danke.
01:02:02.000 –> 01:02:03.000
Tschüss.
01:02:04.000 –> 01:02:08.000
Danke fürs Mitfahren.
01:02:08.000 –> 01:02:11.000
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ZUKRE
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Dieser Podcast ist eine Produktion von Schønlein Media.
Produktion: Fabian Gieske , Anna Germek
Schnitt und Post-Produktion: Jonatan Hamann
Coverart: Amadeus Fronk