Im Aufzug mit Gazelle

Wie wird der Arbeitsmarkt diverser?

Gazelle ist nicht nur witzig und „typisch deutsch“ – sondern hat auch jahrelange Erfahrung als Recruiterin. Und deswegen sind wir tief in ihre Leidenschaft abgetaucht: Wie können wir mehr Diversität in der Arbeitswelt schaffen und Recruiting heute besser machen? Sie erzählt mir von ihren persönlichen Erfahrungen im Job, als sie ihre Pronomen gewechselt hat und als Frau noch Bart trug. Ich frage sie, wie authentisch die Gazelle auf TikTok ist und wir sprechen darüber, dass uns gendern manchmal auch ziemlich schwer fällt. Aufzugtür auf für Gazelle!

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Raul Krauthausen: Bevor es heute losgeht, du weißt sicher, was jetzt kommt, wie immer der

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los. Gazelle ist nicht nur witzig und typisch deutsch, sondern hat auch jahrelange Erfahrung

als Recruiterin. Und deswegen sind wir tief in ihre Leidenschaft abgetaucht. Wie können wir

mehr Diversität in der Arbeitswelt schaffen und Recruiting heute besser machen? Sie erzählt

mir von ihren persönlichen Erfahrungen im Job, als sie ihre Pronomen gewechselt hat und

als Frau noch Bad trug. Ich fragte sie, wie authentisch die Gazelle auf TikTok ist und wir

sprechen darüber, dass auch uns gendern manchmal ziemlich schwer fällt. Ich habe Gazelle

als sehr nahbare und intelligente Person erlebt, mit der eine Stunde im Aufzug wie im Flug

vergangen ist und noch viel zu besprechen hat. Also, los geht’s mit der Folge. Die Tür geht

auf und wer kommt rein? Ach, wie freue ich mich. Gazelle, Gazelle, Vollhase. Gazelle oder

Gazelle?

00:01:38.000

Gazelle: Gazelle, wie Garten und Sellerie.

00:01:40.000

Raul Krauthausen: Weil ich habe manchmal Gazelle gehört im Podcast.

00:01:43.000

Gazelle: Ja, also Gialu sagt immer Gazelle, weil ich Gialu immer falsch ausspreche.

Deswegen sage ich immer Gazelle.

00:01:48.000

Raul Krauthausen: Ok, dann bist du jetzt Gazelle und wir sind ja hier im Aufzug. Gab es

schon mal eine absurde Situation, die du erlebt hast in einem Aufzug?

00:01:57.000

Gazelle: Ich kann mich gerade nicht erinnern, aber ich meine eigentlich jedes Mal, wenn die

Tür aufgeht, versuche ich da so einen kleinen Catwalk daraus zu machen. Also ich habe schon

ein paar Jahre mit Arbeitskolleginnen, sind wir da so richtig aus dem Aufzug, wie Ikonen

rausgelaufen, das zumindest auf jeden Fall.

00:02:12.000

Raul Krauthausen: Da könnte man auch so einen Contest daraus machen, oder?

00:02:14.000

Gazelle: Ich finde schon, ja. Also ich meine, das ist so ein bisschen wie ein Theatervorhang,

wenn der Aufzug aufgeht. Und du weißt auch nicht, was passiert, manchmal.2

00:02:21.000

Raul Krauthausen: Das ist eine sehr gute Idee. Oder beim Reingehen könnte man das auch

machen.

00:02:24.000

Gazelle: Das stimmt.

00:02:25.000

Raul Krauthausen: Also die anderen Fahrgäste überraschen. Was ich total spannend finde an

deiner Arbeit und an deiner Biografie, ich habe glaube ich noch nie in meinem Leben mit

jemandem gesprochen, die Recruiterin ist.

00:02:38.000

Gazelle: Ach.

00:02:39.000

Raul Krauthausen: Und ja, ganz komisch. Ich meine, ich habe auch schon verschiedene Jobs

und auch Bewerbungsgespräche geführt. Aber ich glaube, ich habe noch nie mit jemandem

gesprochen, der oder die Recruiterin ist. Und man liest aber im Moment so viel, wenn man

auf LinkedIn unterwegs ist, irgendein Fachkräftemangel und HR ist ein großes Thema. Wir

reden viel über Diversity. Und du bist seit zehn Jahren in dem Bereich unterwegs und

beschäftigt dich auch mit modernen Recruiting-Formen. Ich glaube, zuletzt bei der Firma

Idealo.

00:03:10.000

Gazelle: Das ist korrekt.

00:03:11.000

Raul Krauthausen: Wie ist denn deiner Ansicht nach der Status quo im Recruiting?

00:03:16.000

Gazelle: Da passt mich direkt diese Frage. Also ich glaube, warum erst mal Recruiting in

aller Munde ist, ist natürlich auch zusammenhängend mit diesem Bassword

Fachkräftemangel und so weiter. Das ist ja nochmal, da können wir auch einen ganzen

Podcast drüber sprechen. Und Recruiting ist entscheidend, weil wir die Menschen einstellen

und es ist nicht nur so, dass wir irgendwie Unterlagen raussuchen und dann uns genau

anschauen. Und dann schauen wir ihn, stellen wir ein, sondern inzwischen müssen wir auch

selber auf die Suche gehen und ganz proaktiv anschreiben und so weiter. Und das moderne

Bild der Recruiterin ist ja auch total, ist eher so fast schon Sales. Und fast auch, ich komme ja

selber sogar aus dem Headhunting ursprünglich. Und das ist so ein bisschen auch modernes

Recruiting, würde ich sagen. Und ich glaube, das haben schon alle verstanden, dass wir jetzt

aktiv und proaktiv auf die Suche gehen müssen. Ich glaube, es haben auch alle verstanden,

dass im Recruiting da viel mehr hintersteckt als früher noch. Also eine Proaktivität und auch

ein Spirit und irgendwie so eine Attitude, wenn du so möchtest. Das ist dieses Sales Thema,

was ich vorhin meinte. Aber ich glaube, was viele noch nicht sehen, ist, dass Recruiting der

Hebel unter anderem ist, um für Diversität und zum Teil auch vielleicht sogar für Inklusion

am Arbeitsplatz zu sorgen. Und das finde ich gerade ganz entscheidend, vor allen Dingen,

wenn wir auf den vermeintlichen Fachkräftemangel, also ich sage mal vermeintlich, weil ich3

denke, es hat auch ein bisschen was damit zu tun, wen wir genau suchen und wie offen wir

eigentlich sind für Menschen. Aber das ist ein anderes Thema, wie gesagt. Und ich glaube,

das haben noch nicht so viele verstanden, das Recruiting da, die EntscheiderInnen eigentlich

sind an der Stelle.

00:04:43.000

Raul Krauthausen: Gibt es irgendetwas, was total daneben ist, was aber immer noch gemacht

wird im Recruiting?

00:04:48.000

Gazelle: Ja, voll viel. Ich weiß gar nicht, wo ich da anfangen sollte. Also ich habe gehört, es

gibt immer noch Menschen, die im Bewerbsgespräch Bewerberinnen fragen, zum Beispiel, ob

sie Pläne haben, Kinder zu bekommen oder so was.

00:05:00.000

Raul Krauthausen: Das ist ja verboten, oder?

00:05:01.000

Gazelle: Das ist komplett verboten. Aber ich höre das immer wieder noch, dass es immer

noch gemacht wird. Das ist natürlich komplett daneben. Naja, und viele Schreien, also ich

weiß nicht, das ist vielleicht jetzt ein bisschen nerdy, ja. Also wenn das jetzt, ich hoffe, es

schalten jetzt nicht alle, aber es wird total langweilig, aber Stellenanzeigen sind ja auch

Kraut und Rüben. Stellenanzeigen können so schön sein und es sind ja auch Stellenanzeigen.

Das ist für mich irgendwie auch wie eine Werbeanzeige. Und manche nehmen das ein kleines

bisschen zu ernst und schreiben da alle möglichen Anforderungen an diesen Job herein. Und

das schreckt eher ab und das finde ich auch immer schade. Also wenn ich so unkreative

Anforderungsprofile lese, die eine Stellenanzeige sein wollen, das finde ich auch immer

schade. Das wird auch noch viel gemacht.

00:05:38.000

Raul Krauthausen: Ich hatte mal ein Gespräch mit einer jungen Frau, die eine Ausbildung

zur Informatikkauffrau gemacht hat und sie sehr lange damit gehadert hat, ob sie das machen

soll. Weil in der Beschreibung zu der Ausbildung stand, dass man schwere Geräte schleppen

können soll, also Computer und Monitore. Und da sie aber eine Herzerkrankung hat, darf sie

nicht schwer heben und dann hat quasi die Agentur für Arbeit ihr davon abgeraten. Und dann

hat sie diese Ausbildung aber trotzdem gemacht und stellte nach vier Jahren Ausbildung fest,

oder drei, dass sie nie einen schweren Computer heben musste, weil es Tablets und Laptops

gibt und zwar von uns. Und eben nicht mehr dieser Röhrenmonitor. Kann es sein, dass es oft

ein veraltete Copy-Paste-Texte sind, wie man von Stellenanzeige zu Stellenanzeige immer

weiter kopiert hat?

00:06:33.000

Gazelle: Ja, definitiv. Also Copy-Paste. Also ich will mich auch nicht freisprechen von Copy-

Paste an dieser Stelle. Wenn ich meine einen Sache copy-paste, dann bin ich vielleicht auch

ein bisschen auf der sicheren Seite. Definitiv. Und auch so ein bisschen, also ich erlebe das

immer wieder, dass die Leute noch nicht ganz sehen, also warum muss denn diese Person

jetzt diese Computer schleppen? Wieso kann das nicht eine Kollegin, ein Kollege machen, der4

die irgendwie einfach ein bisschen, dem das leichter fällt, so was zu tragen? Also warum kann

man nicht umschiften?

00:07:02.000

Raul Krauthausen: Also dass man die Jobs auf die Menschen anpasst, damit die Menschen

mit dem Job…

00:07:05.000

Gazelle: Ja genau. Ganz genau. Und doch insgesamt. Also ich reg mich jedes Mal, das wissen

Leute, die mich schon mal sprechen haben, hören. Es gibt ja auch immer noch Creditor-

Buchhalterinnen zum Beispiel. Also die machen natürlich einen tollen Job. Es gibt es wichtig,

dass die gibt, aber die erfassen Rechnungen und tragen die dann in ein Programm ein. Und

davon gibt es halt wenige Menschen, die das auch viel machen. Also Buchhalterinnen sucht

man eigentlich immer. Aber warum ist das noch nicht automatisiert? Warum kann man den

Job nicht auch spannender machen? Warum können die nicht was einscannen, eintragen und

gleichzeitig noch andere Dinge machen? Weil das ist doch auch viel interessanter für die

Menschen. Und da sind wir irgendwie noch nicht so richtig weit gekommen, finde ich.

00:07:37.000

Raul Krauthausen: Das ist interessant, weil wenn du jetzt sagen wir mal als Recruiterin da in

deiner Firma sitzt, nehme doch mal die Vergangenheit Idealo, dann bist du ja am Ende, wenn

die Person angestellt ist, nicht die, die mit der Person zu tun hat.

00:07:51.000

Gazelle: Das stimmt.

00:07:52.000

Raul Krauthausen: Wie funktioniert denn diese Abstimmung mit den, sagen wir mal,

verantwortlichen Vorgesetzten dieser Person, die diese Leute wirklich suchen? Und deiner

Beschreibung. Also ich erlebe das zum Beispiel oft bei anderen größeren Firmen, wenn mir

Leute davon erzählen, dass die Recruiter gar nicht wissen, was gesucht wird und wen sie

anstellen. Und dann die Vorgesetzte sich beschwert, dass die ja gar nicht taugt.

00:08:16.000

Gazelle: Ja, das stimmt. Also definitiv, es gibt auf jeden Fall, also alle Recruiterinnen

arbeiten wahrscheinlich ein bisschen anders. Es gibt wahrscheinlich Recruiterinnen, die sind

weniger erfahren, die sind, andere sind etwas mehr erfahren. Ich habe jetzt festgestellt, dass

ich schon ziemlich erfahren bin mit zehn Jahren im Recruiting, weil viele auch gar nicht so

lange in dem Bereich bleiben möchten. Und ich glaube, was entscheidend ist, also zum Glück

durfte ich schon so viele Menschen einstellen, so viele verschiedene Professionen auch, also

von PR, Marketing, Kommunikation über Finance, Legal, Einkauf, HR bis hin zu IT, Tech,

Software, Data Engineering auf allen Leveln, also von den Einsteigerinnen bis zu den C-

Leveln, bis zu der Geschäftsführung, dass ich frech genug bin, um dann auch die

Fachbereiche zu challengen. Also da kommt jemand auf mich zu und sagt zum Beispiel, ich

suche jemanden, der weiß ich nicht, sich mit Sales auskennt. Ja, ich möchte einen Vertriebler,

eine Vertrieblerin. So und dann schickt er mir sein Stellenprofil. Und ich bin eigentlich, wenn

ich gute Recruiterin bin, dafür da, das zu challengen. Ich sage erst mal so, so und so sieht der5

Arbeitsmarkt für Salespersonen aus. Da kann man ja auch viele Trends irgendwie ablesen

online oder bei Google checken oder so. Dann kann ich sagen, okay, wen suchst du und dann

können die Kriterien kommen und dann kann ich die Kriterien challengen. Also bist du sicher,

dass man diese Software super gut wissen muss schon jetzt? Kann man die nicht lernen in den

ersten paar Monaten, um das ein bisschen breiter zu machen? Also ich würde sagen, ein

guter Recruiter, eine gute Recruiterin, challenge das erst mal auf Herz und Nieren, was die

Fachbereiche sich so vorstellen. Und so schafft man ja auch ein Vertrauensverhältnis und

kommt dann so besser zusammen. Aber ich glaube, diese Unterhaltungen, die finden nicht

immer statt oder die finden sehr zu harmonisch statt vielleicht, zu wenig gegenseitig

gechallengt.

00:09:51.000

Raul Krauthausen: Ich bin sehr viel auf TikTok unterwegs, aber eher so als Konsument. Und

manchmal verlier ich mich dann in so in so Rabbit Holes. Also ich komme dann auch nicht

mehr raus und stell dann vier Stunden später fest. Krass, ich hab die Luft vier Stunden auf

TikTok verbracht.

00:10:09.000

Gazelle: Was sind deine Rabbit Holes? Was sind die?

00:10:11.000

Raul Krauthausen: Aktuell sind das NPC Dancer. Also diese Leute, die sich so bewegen und

so tanzen wie GTA Figuren oder so. Und das hört auch nicht auf. Man denkt immer, oh cool,

noch einer, noch einer. Und keine Ahnung. Jeder landet ja in seiner eigenen Bubble. Und

manchmal beneidigt er den TikTok-Algo meiner Frau. Dann tauschen wir uns die Telefone

und gucken dann mal beim anderen ein. Aber auf jeden Fall ist das sehr faszinierend. Und in

meinem Algorithmus reden inzwischen super viele Leute über die Gen Z. Und das ist ja

wahrscheinlich nicht nur in meinem, sondern das ist ja auch gerade so ein Trendthema. Und

ehrlich gesagt, ich tue mich ein bisschen schwer, das auf Generationen aufzuteilen. So Gen Y,

Gen Z. Das kommt daher, weil ich früher beim Radio gearbeitet habe, bei Radio Fritz. Und

da hat mir auch die Leute eingeteilt nach Alter, so 14 bis 29. Und dann dachte ich auch

immer, das fühlt sich einfach nicht gut an. Weil es gibt junge Erwachsene und erwachsene

Junge, dass man das vielleicht nicht an so einer Jahreszahl festmachen sollte. Und dann

merkt man das Gefühl, wird diese Gen Z aber auch so verklärt als anspruchsvoll. Hat

irgendwie keinen Bock auf gar nichts mehr. Will irgendwie nur noch New Work machen und

so. Und ich denke, da tut man dieser Generation aber auch ein bisschen unrecht. Und gibt

dann die ganze Verantwortung, warum etwas nicht gut läuft, wieder den Jungen, was nichts

anderes ist, als die Jugend von heute, das ist auch nicht mehr die, die sie mal war, zu sagen.

Da ist das auch dein Eindruck?

00:11:46.000

Gazelle: Das ist auch mit meinem Lieblingsthema. Ich liebe es total, dass du genau hier meine

Lieblingsthemen ansprichst. Weil das ist so, wie ich mir da den Mundfusselig rede, natürlich

auch im Recruiting. Meine Lieblingsaneckdote dazu ist, wir hören jetzt die Gen Z. Die Gen Z

hat sehr vielfältige individuelle Vorstellungen, weil sie sich in ihrer Individualität sehr

empowered fühlen, unter anderem durch TikTok. Das bedeutet, ich zum Beispiel als6

Transperson, ich sehe halt bei TikTok andere Transpersonen, die auch stark sind, die auch zu

sich stehen. Und ich möchte auch am Arbeitsplatz zu mir stehen. Das bedeutet auch, ich

fordere ein, dass an meinem Arbeitsplatz bitte gendert wird, genderinklusive Sprache genutzt

wird. Ich wünsche mir womöglich eine Unisextoilette oder so. Vielleicht wenn ich eine nicht

binäre Transperson bin zum Beispiel. Ich fordere das einfach ein. Das gab es früher vielleicht

nicht so in der Intensität. So, dann kommen jetzt die Unternehmen und sagen, es geht um alles

außer Arbeiten. So ein bisschen, wie du das gerade auch formuliert hast. So manche Stimmen

gibts da ja. Und dann denke ich an vor zehn Jahren, als ich in den Job eingestiegen bin und

ich bin die sogenannte Generation Y. Da ging es total um Work-Life Balance. Da hieß es

dann so, ja, wir hätten gerne einen guten Ausgleich zwischen Arbeit und Freizeit. Und da

haben auch schon alle aufgeschrien und gesagt, nee, nee, nee, nee, nee, ihr wollt ja alle nur

nicht arbeiten. So und jetzt heutzutage sind wir doch alle ziemlich dankbar für die Work-Life

Balance, die die Generation Y eingefordert hat. Und bei der Generation Z denke ich, ist es

einfach pluralistischer. Ich glaube, dass die Herausforderung ist und deswegen fühlen sich

viele RecruiterInnen und viele Unternehmenschefs auch so ein bisschen überwältigt. Da ist

einfach jetzt eine Menge verschiedener Themen und wir können nicht allen gleichzeitig

gerecht werden. Das ist auch im Unternehmenskontext schwierig und herausfordernd. Da

brauchen wir ein bisschen Geduld und ein paar Gespräche. Aber ich sehe das schon und ich

finde es auch ganz gut, dass die das alles so einfordern.

00:13:27.000

Raul Krauthausen: Damals, als ich beim Radio gearbeitet habe, da hatten wir ein Gespräch

mit dem Archiv der Jugendkulturen. Und die beschäftigen sich seit vielen Jahrzehnten mit der

Erforschung von Jugendkulturen. Und das war damals wahrscheinlich Generation Y, das ist

irgendwie das aktuelle Thema. Und da hat uns der Typ, der uns diesen Workshop gegeben

hat, versucht zu erklären, dass Generation Y und Generation Z wahrscheinlich auch, oder

höchstwahrscheinlich auch, aber auch krasse Herausforderungen haben. Also es ist ja nicht

nur so, dass sie immer mehr wollen und irgendwie alle in so einer Regenbogen Einhornwelt

wohnen wollen, sondern dass die ja auch in einer Welt leben, in der sie sich irgendwie in

einer Welt voller Optionen auch die ganze Zeit entscheiden müssen. Und als ich Teenager

war, da gab es halt drei Fernsehprogramme und nicht 300 Streamkanäle, wo ich alles

jederzeit immer gucken will. Und dass wir uns ja irgendwie dann auch definiert haben über

Klamotten, über hast du gestern auch Night Rider gesehen, ja oder nein. Aber heutzutage

musst du ja auf so vielen Ebenen auf dem Laufenden sein, dass ich schon ausgelacht werde,

wenn ich sage, in meinem TikTok-Algo läuft gerade NPC und andere sagen, das ist zwei

Jahre alt. Also das ist ja auch ein unglaublicher Stress, dem die permanent ausgesetzt sind.

Und sie dann vielleicht auch ein bisschen, ich sage jetzt nicht Führung sich wünschen

würden, aber eine Haltung.

00:14:55.000

Gazelle: Definitiv.

00:14:56.000

Raul Krauthausen: Und wie können Unternehmen dabei helfen?7

00:14:58.000

Gazelle: Definitiv. Ja, also ich habe sowieso den Eindruck, dass auch die, also man sagt das

immer so flapsig, aber mit dem Konsum von mehr Fernsehen und dann auch mehr am Handy

und jetzt auch mehr am TikTok haben wir auch immer dieses Thema mit der

Aufmerksamkeitsspanne. Also jede Werbung funktioniert so, dass in den ersten drei Sekunden

ja zum Beispiel der Claim kommen muss, weil wir wissen, sonst schalten wir eh alle weg. Und

auch bei den TikToks, da wird ja innerhalb von Mikrosekunden entschieden, wie ich das jetzt

sehe oder nicht. Und ich denke, das müssen wir auch mit einbeziehen. Was ich bei

Unternehmen merke, ich würde das jetzt mal gerne für eine Sekunde loslösen von der Gen Z,

mal ganz kurz, ganz deutlich. Aber dann dazu wieder zurückkommen. Also was ich erlebe,

was gerade ein bisschen mehr im Trend ist, wofür ich sehr, sehr dankbar bin, ist zum Beispiel

das Thema neurodivergente Menschen, zum Beispiel Erwachsene, die eine ADHS-Diagnose

oder zum Beispiel eine Autismus-Diagnose bekommen, wofür ich sehr dankbar bin, weil ich

habe den Eindruck oder ich habe festgestellt in meiner Arbeit, dass die halt ganz anders

arbeiten. Und darauf sind Unternehmen gar nicht eingestellt. Also zum Beispiel angenommen,

ich habe die ADHS Diagnose und ich muss einfach ein bisschen anders arbeiten. Ich möchte

gerne nebenher Dinge machen, während ich in einem Call bin oder ich möchte gerne mehrere

Dinge gleichzeitig anfangen, die ich dann auch am Ende fertigstelle. Aber das passt halt nicht

mit diesem einhergesessenen Unternehmensursus. Mach erst mal das eine und dann machst

du das andere. Das passt einfach nicht zusammen. Oder auch in Calls diese Etikette, wie du

bist nebenher am Stricken, das ist doch unhöflich oder so. Das gilt es alles neu zu denken.

Wenn ich mir jetzt denke, jetzt kommt die Gen Z, die irgendwie auch ein bisschen, ich

versuche das jetzt mal, ich will das gar nicht wertend sagen, mir fällt jetzt kein nicht

wertendes Wort ein, aber die auch so ein bisschen überwältigt sind selber, wie fangen wir an

die ein? Ich glaube, das funktioniert nur mit so ein bisschen individuell hinschauen, was

braucht diese eine Person auch wieder? Also was wünscht die sich und wo will die hin? Und

das auch ernst zu nehmen und dem auch so ein bisschen zu folgen. Das wäre jetzt so mein

Punkt dazu.

00:16:51.000

Raul Krauthausen: Du hast vorhin gesagt, Diversität oder vielleicht auch Inklusion. Wo

siehst du denn da, wenn man den definitorischen Unterschied über ein Unternehmen sagt, sie

möchten diverser werden oder sie möchten inklusiver werden?

00:17:05.000

Gazelle: Ja, ich glaube, das nahbarste Beispiel ist, wenn ich ein Tech- Unternehmen bin und

ich stelle Leute aus aller Welt sozusagen ein, vor allen Dingen IT-Leute aus der ganzen Welt,

dann bin ich wahrscheinlich als Unternehmung schon ziemlich divers. Aber wenn ich nicht

gucke, was die mitbringen an Vorstellungen oder an Wünschen an den Arbeitsplatz, dann

habe ich noch lange keine Inklusion. Also bestes Beispiel ist zum Beispiel eine

Religionsvielfalt, die ich haben kann, die ich aber gar nicht gesehen habe und gar nicht

irgendwie die Mittel habe oder die Policies, damit die sich auch wohlfühlen in ihrer Religion,

auch am Arbeitsplatz zum Beispiel.

00:17:41.000

Raul Krauthausen: Also Gebetsraum zum Beispiel.8

00:17:43.000

Gazelle: Gebetsraum oder was ist denn, wenn Ramadan ist, wie ist es da mit der Arbeitslast

und so weiter, mit der Arbeitszeit, solche Themen. Ja, das wäre dann Inklusion.

00:17:53.000

Raul Krauthausen: Das ist interessant, weil in den letzten Folgen, die ich von dir gehört

habe, unter Annahmen zum Beispiel bei Sputnik Pride, da hast du dann auch gesagt, dass

Frauenquote, du das Wort zum Beispiel gar nicht so magst, weil das zu sehr auf eine Sache

reduziert, nämlich Frauen. Und du sprichst dann eher von was anderem.

00:18:15.000

Gazelle: Richtig, genau.

00:18:16.000

Raul Krauthausen: Was meinst du genau?

00:18:17.000

Gazelle: Das Wort, das habe ich auch bei Idealo gelernt, da haben wir von Gender Balance

zum Beispiel gesprochen. Dass wir also schauen, dass die Genderquote jeweils ausgeglichen

ist, weil es ist genauso, also ich sage mal eine Verteilung ist wichtig in beide Richtungen. Also

wenn ich in einem Softwareunternehmen arbeite, dann ist die Tendenz hoch, dass ich da viel

mehr Männer zu arbeiten habe. Dann möchte ich natürlich schauen, dass ich vielleicht auch

mal mehr Frauen einstelle. Aber zum Beispiel im H.A., das ist halt ein frauendominiertes

Feld, da ist auch eine Diversität wichtig. Und warum, also deswegen erst mal Gender

Balance und dann, und auch das habe ich mir selber nicht ausgedacht, aber dieses ganze

Thema Genderquote geht mir auch nicht weit genug. Also ich meine, ich kann ja in jedem

Bereich, wenn ich ein Produkt für alle Menschen machen möchte, sollte ich doch versuchen,

das auch in gewisser Form abzubilden. Natürlich irgendwie ohne zu tokenisen, das ist ja auch

nochmal ein ganz anderes Thema jetzt. Aber ich meine, ich würde ja schon wünschen, dass es

quasi eine Quote gibt für weniger repräsentierte Gruppen in meinem Recruiting Funnel. Also

unter allen 100 Bewerbungen würde ich einfach schauen, dass es vielleicht eine Quote gibt

für die, die ich bisher nicht repräsentiert habe in meinem Team. Und da, das möchte ich noch

kurz ergänzen, weil das glaube ich entscheidend, weil das viele auch falsch verstehen. Damit

meine ich nicht, ich stelle jetzt absichtlich die schwule Person ein, weil ich hatte noch keinen

Schwulen, sondern das bedeutet einfach, ich spreche mal einmal mehr mit einer Person, die

noch nicht repräsentiert ist. Ich stelle trotzdem die Person ein, die auf dem Job am besten

passt. Und ich will einfach auch mal zu schauen, mit wem spreche ich denn überhaupt, was

für Unterhaltungen führe ich hier, habe ich überhaupt darauf geachtet, dass ich eine Vielfalt

in den Gesprächen habe. Darum geht es mir vor allen Dingen.

00:19:54.000

Raul Krauthausen: Weil immer diese 50 oder 10 oder 4 Prozent irgendwie einzuhalten,

wahrscheinlich auch gar nicht immer leistbar ist.

00:20:01.000

Gazelle: Ja.9

00:20:02.000

Raul Krauthausen: Und das heißt, man ist ja dann aber gleichzeitig auch beim Bemühen

enttäuscht, weil man es nicht geschafft hat. Und vielleicht sogar dann die Bewerber innen

enttäuscht, weil sie zwar das auf ihre Website schreiben, aber dann doch nicht machen. Das

ist ja auch wahrscheinlich ein permanentes Konfliktthema und nicht etwas, was man einmal

abhaken kann, wie so eine Checkliste.

00:20:24.000

Gazelle: Richtig. Total. Also ich bin definitiv eine Fürsprecherin für diese Quoten. Und wenn

es erstmal nur eine Frauenquote ist, dann ist es schon mal besser als nichts, denke ich immer.

Aber am Ende des Tages kann es auch frustrierend sein. Und wie gesagt, die Kommunikation

darum ist extrem wichtig, weil das viele Menschen dann falsch verstehen. Also die Klassiker

gibt es überall. Wie eine Frauenquote wird jetzt nicht mehr nach Qualifikation eingestellt.

00:20:46.000

Raul Krauthausen: Ja, gut, dann hat das…

00:20:48.000

Gazelle: Ja.

00:20:49.000

Raul Krauthausen: Ich verstehe. Ich finde gleichzeitig ist es aber eben auch müßig, immer

wieder neu zu erklären, warum das ein wichtiges Thema ist. Und immer wieder diesen

Erklärbeer zu machen und diese Argumente dagegen. Das wiederholt sich ja alles. Und ich

meine, ich bin selber der Gründer einer Organisation und auch wir haben Fehler gemacht

und machen Fehler. Wie kommuniziert man, dass man bereit ist, zu lernen und das besser zu

machen, auch wenn sich das alles viel zu langsam anfühlt?

00:21:24.000

Gazelle: Ja, da fragst du jetzt eine sehr ungeduldige Person. Ich bin schon total stolz, was wir

als Gruppe zum Beispiel bei meinem letzten Arbeitgeber geleistet haben im Bereich Diversität

und Inklusion. Aber auch ich habe ein paar Mal gedacht, mein Gott, das muss doch jetzt

schneller gehen. Die Unterhaltung habe ich doch schon dreimal gehabt mit dir. Also ich

meine, ich denke, wir haben das schon verstanden und jetzt haben wir es doch noch nicht

verstanden. Aber ich denke, wir kommen nicht umhin, da weiterhin geduldig, respektvoll und

empathisch zu bleiben. Also selbst wenn jemand sagt, wie werde ich als Mann jetzt nicht mehr

befördert, dann lachen wir da erstmal darüber, vielleicht am ersten Mal, weil wir denken so,

ey, du hast das alles nicht verstanden. Aber das ist auch nicht der richtige Weg in meinen

Augen. In meinen Augen atme ich trotzdem durch und sage, ich sehe das, dass du auch Angst

um deine Karriere hast. Vielleicht hast du auch eine Miete, also eine Rate abzubezahlen fürs

Haus. Du hast eine Familie zu ernähren. Du wünschst dir auch eine Karriere. Das müssen ja

auch nicht immer egozentrische Gründe sein, aus denen diese Ängste kommen. Ich glaube,

wir kommen nicht umhin, weiterhin geduldig diese Gespräche zu führen. Und ich habe jetzt

nochmal mir die Kapazitäten frei gemacht, um diese Gespräche immer wieder zu führen. Und

andere Menschen auch, so wie du ja auch.10

00:22:28.000

Raul Krauthausen: Und wenn du jetzt in so einem Bewerbungsgespräch bist und du hast jetzt

vielleicht acht oder zehn hinter dir, wie, woran merkst du, dass diese eine Entscheidung jetzt

die richtige ist? Es ist so ein Bauchgefühl oder ist es ganz rational?

00:22:43.000

Gazelle: Also das ist mein allerallerliebstes Thema, weil ich wünsche mir nämlich, und das ist

etwas, was unter RekruterInnen definitiv zum Teil noch nicht überall klar ist, dass Recruiting

kein Bauchgefühlding sein sollte. Recruiting sollte ein möglichst fairer, möglichst

standardisierter Prozess sein. Und das bedeutet nicht, dass da die Menschlichkeit fehlen

muss. Aber das bedeutet, dass man genau drauf schaut, was wir hier suchen und was die

Person erfüllt und wo die Potenziale vielleicht liegen. Beispiel. Ich kenne das zum Beispiel so,

dass oder ich höre jetzt immer wieder, dass die Leute sagen, ach gut, dass Covid jetzt vorbei

ist. Jetzt können wir die Gespräche wieder Face to Face führen. Und warum das schön ist, die

Gespräche Face to Face zu führen, das weiß ich auf jeden Fall. Aber ich möchte da eigentlich

von abraten, weil der Bias im persönlichen Gespräch ja viel höher ist. Wenn ich dann sage,

ich finde die Person nett, weil ich habe die jetzt live erlebt und so weiter, das ist ein ganz

gefährlicher Bias. Und ich bin halt dafür, immer zu schauen, was wollen wir hier abfragen,

das zu quantifizieren, wenn möglich, auch wenn das zum Teil qualitative Themen sind. Und

dann zu vergleichen und dann die Person einzustellen, die entweder den höchsten Score hat

oder in den Bereichen guten Score hat, der jetzt gerade für uns wichtig ist. Also es geht jetzt

auch nicht darum, immer auf die beste Punktzahl zu schauen, sondern einfach auch so ein

bisschen quantitativ das zu vergleichen und möglichst unvoreingenommen einzustellen.

Wenngleich, das ist vielleicht auch noch interessant in diesem Zusammenhang, das scheint

sich zu widersprechen, das spielt aber auch miteinander ein. Ich halte zum Beispiel nicht so

viel von anonymen Bewerbungen.

00:24:16.000

Raul Krauthausen: Wollt ich gerade fragen.

00:24:17.000

Gazelle: Ja, oder? Ich dachte auch, das riecht sich gerade so an. Ich glaube, das ergibt Sinn

in den Bereichen, in denen wir ohnehin vielleicht diverse BewerberInnen haben. Ich weiß

nicht, wo das sein kann, vielleicht im Einzelhandel womöglich, kann ich mir vorstellen. Oder

in anderen Bereichen, da gibt es vielleicht schon diverse Bewerbungen. Aber gerade so in

diesem akademisierten Corporate-Umfeld, wo die Demografie sowieso relativ einseitig ist an

Bewerbungen, da gehen keine anonymen Bewerbungen, weil dann übersehen wir die

Faktoren, die strukturell benachteiligt sind. Beispiel. Studien zeigen uns, Frauen stellen sich

im Civi nicht so gut dar wie Männer. Wenn wir das jetzt ausblenden in den Civis, dann sehen

wir da, dass Männer-Civis sich super gut darstellen und Frauen-Civis, die sind dann nicht so

gut dargestellt. Und dann auf einmal laden wir nur die Männer ein. Oder wenn wir zum

Beispiel Personen aus, die einen Hintergrund haben, der finanziell nicht so gut gestärkt ist,

dann sehen wir, dass die halt bei EDEKA arbeiten mussten, an der Kasse, um überhaupt

durch Studium zu kommen. Die konnten sich nicht leisten, ein schlecht bezahltes Praktikum

oder ein gar nicht bezahltes Praktikum auszumachen oder umzuziehen oder ins Ausland zu11

gehen. Da haben wir dann auch eine Benachteiligung. Und es gibt Möglichkeiten wie

Software-Tests oder man kann ja auch einmal mit allen sprechen oder vorab Auswahl-

Tests oder so, die kann man machen, um Potenziale zu entdecken zum Beispiel. Das will mir

an der Stelle mal wirklich zu betonen.

00:25:40.000

Raul Krauthausen: Ja oder wenn man Kinder hat, das ist dann wahrscheinlich auch etwas,

was dann eher die Frau dann sich in den Civis schreibt als Lücke oder nicht Lücke, aber als

fehlende Jahreszahl, weil da einfach zwischen zwei Jobs eine Lücke ist. Und Männer hätten

da wirklich gearbeitet.

00:25:56.000

Gazelle: Ja, richtig.

00:25:58.000

Raul Krauthausen: Interessant. Ich bin bei den Sozialhelden Gründer und da haben wir ein

Projekt, das heißt Job-Inclusive. Und da geht es um das Thema behinderte Menschen am

allgemeinen Arbeitsmarkt außerhalb von Werkstätten. Und wir stellen uns immer wieder die

Frage, wie kann es eigentlich sein, dass auf der einen Seite behinderte Menschen uns sagen,

sie haben hunderte Bewerbungen geschrieben und wurden nicht ein einziges Mal eingeladen.

Und gleichzeitig Unternehmen sagen, ja wir würden ja einstellen, aber es bewirbt sich

niemand. Irgendwo muss ja so eine Art schwarzes Loch sein. Wo das dann irgendwie landet,

also bei der Post im Lager oder keine Ahnung. Und eine Theorie, die wir haben, ist, dass

ganz oft zum Beispiel der Bewerbungsprozess gar nicht barrierefrei war. Also wenn du blind

bist und musst einen PDF irgendwo hochladen, kannst du schon daran scheitern. Habt ihr bei

Idealo so ein Verfahren gehabt, dass man auch alternative Wege hatte, sich zu bewerben,

außer über dieses Schema F?

00:26:58.000

Gazelle: Ich befürchte, da kann ich gerade gar nicht so viel zu sagen. Ich war in einer

Gruppe, in der wir grundsätzlich daran gearbeitet haben, den Bewerbungsprozess

barrierefreier zu machen auf allen Ebenen. Und ich weiß, dass da auch zuletzt dran

gearbeitet wurde. Aber ich befürchte, ich kann da gerade nicht mehr eine Lösung glänzen.

Eher nur mit dem Leid, das du vorher meintest. Wo sind die alle? Wieso bewirbt sich

niemand? Und das war wohl ein Phänomen, von dem ich gehört habe und das ich gesehen

habe.

00:27:22.000

Raul Krauthausen: Und was wäre deine Erklärung? Wo sind die alle?

00:27:25.000

Gazelle: Also ich glaube, es liegt definitiv an fehlenden kreativen Lösungen für ein

barrierefreies Bewerbungssystem. Wir freuen uns jetzt, dass es per PDF geht und dann

machen wir so etwas wie ja, ja, es geht auch per LinkedIn. Aber dann haben wir ja immer

noch nicht die Lösung für Menschen mit einer Sehbehinderung, wie du es eben zum Beispiel

meintest. Oder auch die Herangehensweise ist halt auch so. Ich habe auch festgestellt, dass

zum Teil RecruiterInnen so ein bisschen hadern, an das Thema zu gehen, weil sie sagen, ja,12

aber hier zum Beispiel lässt sich die Tür nicht automatisch öffnen. Oder hier, da müssen wir

den ganzen Arbeitsplatz umändern, weil wir eventuell Menschen mit einer Sehbehinderung

einstellen wollen. Und ich denke mir so, ja, aber es gibt auch andere Behinderungen, es gibt

auch unsichtbare Behinderungen. Also es gibt halt unterschiedliche Sachen und die Leute

sollen sich doch alle erstmal bitte bewerben und dann können wir doch schauen, wie wir da

Lösungen finden. Und wenn man mal einen Arbeitsplatz umrüstet, das ist doch auch dann

auch schon mal gemacht und dann auch für vielleicht auch andere Menschen Mut. Also ich

weiß gar nicht, da braucht der Vorteil jetzt nicht aufzählen, aber es wird halt so ein bisschen,

die Leute tun sich schwer so. Die Behinderungen sind ein bisschen selbst auch.

00:28:25.000

Raul Krauthausen: Du hast gerade Vorteile gesagt. Wo ich mich wirklich schwer tue, ist, dass

wir manchmal gerade in dieser Social Media Welt, wo wir uns alle dann damit rüsten, wie

Vogue und Divers und vielfältig wir sind, wir finde ich auch das Thema Diversität und

Inklusion verklären als eben dieses Rgenbogen Einhornland, wo alles super ist. Und wir

Inklusion eigentlich nur dann machen oder Diversität nur dann machen, wenn sie cool ist und

auch was bringt. Aber wir reden meiner Meinung nach zu wenig dann über natürlich auch die

entstehenden Reibungen. Weil wenn vielfältige Menschen an einem Ort sind zusammen,

Männer, Frauen, Queere, Transmenschen, behinderte Menschen, Menschen mit

Migrationshintergrund, da gibt es ja auch kulturelle Auseinandersetzungen, die nicht

automatisch Streit bedeuten müssen, aber eben die Bereitschaft, das auch auszuhalten. Und

darüber finde ich reden immer viel zu wenig. Wir reden immer nur von diesen Jahren, die

sind dann effizienter und kreativer und so. Und ehrlich gesagt, I doubt it. Und ich will auch

nicht der behinderte Mensch sein, der die Firma kreativer macht und auch nicht nur dann

gewollt sein. Ich möchte genauso das Recht haben, ein fauler Angestellter zu sein, der Dienst

nach Vorschrift macht und nicht nur die Bereiche, sagen wir mal so. Siehst du das auch so,

dass es so ein bisschen so verklärt wird als Modethema?

00:29:49.000

Gazelle: Definitiv. Und wenn ich mir was wünsche, also angenommen ich würde jetzt noch im

Unternehmenskontext für Diversität und Inklusion arbeiten, würde ich mir wahrscheinlich

dafür einsetzen, erstmal das Wording zu ändern, wie man das immer so gut macht in einer

guten Marketingstrategie, da haben wir uns dem Mund fuselig geredet und jetzt ist Diversität,

wie du gesagt hast, irgendwas schillerndes, buntes, schönes, was voll im Trend ist. Dabei ist

es auch nicht neu. Ich meine, eigentlich arbeiten wir ja schon länger auch daran, irgendwie

international einzustellen oder auch so ein bisschen vielfältig einzustellen, grundsätzlich,

auch wenn sich das jetzt natürlich schön intensiviert hat. Und die Gespräche fehlen total. Ja,

ist ein bisschen der Anschluss. Also ich habe eben gesagt, Recruiting ist da ein

Schlüsselmoment. Ein weiterer wichtiger Moment sind die in vielen Unternehmen heißt das

HR-Businesspartner innen, also die quasi in die Bereiche gehen und da nochmal konkret

Entwicklungsfade vorgeben und so weiter, weil was passiert ist, und das kenne ich auch aus

Bereichen, da wird dann eine Frau eingestellt, das ist dann vielleicht die einzige Frau, dann

ist es vielleicht noch die einzige Frau, die nicht Deutsch spricht in dem Team und das habe

ich auch erlebt, das ist vielleicht die einzige Frau of Color, die dann zu mir kommt und sagt,

hier versteht mich niemand. Die ganzen Thomasse, die ganzen Florians, die wissen nicht13

wovon ich spreche und das ist dann auch nicht zielführend. Also dann brauchen wir uns auch

nicht brüsten, ja jetzt haben wir eine Frau, sondern dann hat das dann nicht, dann war das

nicht Inklusion. Dann war das erstmal nur Diversity.

00:31:04.000

Raul Krauthausen: Und was macht man dann im besten Fall? Also man arbeitet dann mit den

Florians und Thomassen daran, wie sie ihr Mindset ändern? Also das fühlt sich ja auch oft

mehr lehr meisterhaft an, oder?

00:31:14.000

Gazelle: Naja, ich meine, es ist schonmal erstmal blöd, dass wir aufräumen müssen, also ich

frage mich dann immer, wer hat denn diese sechs Florians in dieses Team gesetzt, die

irgendwie alle gleich aussehen und alle gleich heißen, frage ich mich da manchmal. Da ist ja

auch irgendwie, hat auch jemand Momentum verpasst, sage ich mal, gerade wenn du ein

Produkt für sozusagen alle Menschen machen möchtest. Gleichzeitig würde ich dann an der

Stelle ja in die Kommunikation gehen, klar über Bedürfnisse sprechen, also da sind

Teamleitungen gefragt, da sind vielleicht auch HR gefragt, um da so ein bisschen

Hilfestellung zu geben. Da geht es darum zu gucken, ok, was brauchst du hier jetzt gerade

und wie kannst du hier glücklich werden? Ich habe es tatsächlich in einem Bereich geschafft,

gemeinsam auch mit Kolleginnen, das auch rein deutschmännlich war, zu sagen, ok, wir

haben jetzt drei neue Positionen, jetzt lassen wir uns doch mal gucken, dass das irgendwie

Personen sind, die auch miteinander gut arbeiten können und dass das irgendwie diverser ist.

Und da war die Bewerber-Innenlage auch sehr, sehr gut. Und dann haben sich auch die

Personen hervorgetan, die wir bislang noch nicht im Team hatten und deren Qualifikation wir

noch nicht im Team hatten. Und dann waren es dann auch insgesamt, ich glaube, dann drei

Frauen gleich auf einen Schlag dazu. Kann ich manchmal gar nicht glauben, dass es sich so

entwickelt hat. Und dann, so kann es funktionieren, die haben sich dann untereinander. Aber

wenn du halt nur eine tokenized Person in diesem Team hast, das ist halt uncool.

00:32:31.000

Raul Krauthausen: Gleich geht es weiter. Wenn du diesen Podcast unterstützen möchtest,

dann kannst du das mit einem kleinen monatlichen Beitrag tun. Im Gegenzug kannst du alle

Folgen vorab hören und du wirst, sofern du das möchtest, hier im Podcast namentlich

genannt. Alle Infos findest du unter www.im-aufzug.de. Ende der Service-Durchsage. Viel

Spaß beim zweiten Teil der Folge.

00:32:59.000

Raul Krauthausen: Was ich total interessant finde, im Podcast hast du von der Pipeline

gesprochen, die letztendlich, da wo man Leute sucht oder da wo Leute herkommen, die man

als BewerberInnen einlädt. Also geht man an eine Hochschule oder geht man, keine Ahnung,

auf eine Jobmesse, das sind dann die Pipelines. Wie machen wir denn die Pipeline diverser?

00:33:27.000

Gazelle: Da gibt es verschiedene Hebel. Wir können ja zum Beispiel auch im Marketing

schauen. Angenommen, wir haben uns eine Quote gesetzt. Angenommen, wir haben gesagt,

wir möchten gerne mehr Frauen einstellen. Wir haben massiven Überhang zum Beispiel an

Männern. Dann können wir ja sagen, unser Employer Branding, das Marketing für unsere14

Unternehmensmarke, kann sich ja jetzt erstmal in eine andere Richtung entwickeln. Es gibt ja

Tech-Messen für Frauen zum Beispiel. Oder wir können einfach mal die Stimmen aus unserer

Unternehmung amplifien. Also das ist ja auch dieses Thema mit Impostor und Frauen, um bei

diesem Beispiel zu bleiben. Also wer möchte denn gerne Speaker sein bei Messen? Da

gibt es viele Männer, die sich vielleicht hervortun, wobei ich jetzt auch hier nicht sagen will,

dass alle Rampensäue sind, sondern es geht halt darum, manche stehen gerne im Mittelpunkt,

andere weniger. Aber tendenziell würde ich dann zum Beispiel die Frauen im Unternehmen

einfach mal proaktiver ansprechen und mal fragen, hast du da Lust zu? Auch hier Achtung,

bitte nicht tokenisen und dann nur immer die Frauen hinschicken, sondern einfach mal

proaktiver gucken, welche Potenziale habe ich hier, die nicht auf mich zukommen, sondern

die ich ein bisschen finden und aktivieren muss zum Beispiel. Und dann gibt es natürlich auch

Kniffe wie diese Stellenanzeigen-Thematik. Also ich meine, wie viele selber denke ich

BewerberInnen verschrecken, weil da einfach zu viele Dinge drin stehen, die ausschließen.

Das kann Sprache sein, das kann Qualifikation sein, das kann dieses Kistenheben-Thema

sein. Muss das da wirklich drin sein? Und wenn ich das Gefühl habe, dass es zum Beispiel

eine Stelle, auf der sich demografisch immer nur die gleiche Person bewirbt, das kann man ja

sehen, dann würde ich das einfach mal abändern und würde das mal erweitern und anderswo

posten auch vielleicht.

00:35:08.000

Raul Krauthausen: Hast du einen Tipp, wo man BewerberInnen mit Behinderungen finden

oder suchen würde? Weil das ist so eine Frage, die uns die ganze Zeit gestellt wird. Und wir

sagen dann, naja, es gibt ganz oft Tage der offenen Tür bei Berufsbildungswerken oder man

kann auch explizit, dass da mal nicht nur reinschreiben, Mensch mit Behinderung wird gleich

bevorzugt, sondern dass man dann eben auch, wie du sagst, mit Employer-Branding-Leute im

gleichen Team, die vielleicht schon diese Merkmale haben, als Beispiele zeigen in der Anzeige

oder auf der Website. Hast du sonst noch Tipps?

00:35:45.000

Gazelle: Also ich meine, wir haben mal die private Plattform MyAbility ausprobiert. Das war

ein total schöner Austausch. Das hat für unsere Berufsbilder, glaube ich, nicht so

hundertprozentig funktioniert. Aber es gibt natürlich auch verschiedene Plattformen, die jetzt

gerade verstärkt sich dafür einsetzen oder das so ein bisschen accelerieren wollen, also dass

man halt da zusammenkommt als Arbeitgeber und ArbeitnehmerInnen. Und dann hatte ich

dann das Thema bei irgendwann eine Kollegin abgegeben, deswegen kann ich bitte erst nicht

mehr so zu äußern, aber es gab auf jeden Fall noch eine andere Aktivität oder ein, ach ja

genau, es gibt auch so Programme wie Inklupreneur, die quasi auch in die Unternehmung

gehen und dann sich das auch anschauen, so was können wir hier machen? Wo steht ihr

gerade in eurem Recruiting? Wie können wir das inklusiver und barrierefreier gestalten? Das

haben wir probiert. Ich kann gerade nicht von den Erfolgen so richtig sprechen, leider, das

tut mir leid, aber das sind so Themen, die wir probiert haben.

00:36:32.000

Raul Krauthausen: Wird denn deiner Meinung nach die Recruitingwelt besser oder eher

schlechter? Oder werden Unternehmer wirklich, Unternehmen wirklich diverser oder ist es15

eher so ein Marketing-Ding, wo alle hoffen, dass es bald wieder vorbei, die sagen wir mal

einfach, also der alte weiße Mann hofft offenbar, der Trend geht bald vorbei.

00:36:53.000

Gazelle: Ich befürchte, das ist es auch in vielen Fällen. Also ich habe den Eindruck, dass,

also immer wieder, wir haben ja wirklich als Gruppe, als Diversity- und Inclusion-Gruppe in

meiner Empfindung echt viel gemacht, aber es war mir natürlich immer persönlich nicht so

wirklich genug. Ich wollte immer noch mehr und wollte es noch mehr schaffen und hatte das

Gefühl, wir vergessen da Dinge und haben viele verschiedene Gespräche nicht geführt. Und

dann höre ich mich um und spreche mit anderen Diversity- und Inclusion-Beauftragten und

bei denen geht es dann genauso oder die sind noch mal weniger weit. Also ich glaube, in

Deutschland hinken wir da massiv hinterher, das zu verstehen, dass das wichtig ist und die

Potenziale da zu sehen. Und ich hoffe, dass wir jetzt alle so ein bisschen aufgewacht sind,

aber ja, ich glaube, der Trend, das ist für viele immer noch ein Trend-Thema, leider.

00:37:38.000

Raul Krauthausen: Ich hatte von ein paar Ausgaben einmal Felix Lobrecht hier zu Gast im

Aufzug und er ist ja streitbare Person, gar keine Frage. Aber er hat eine Sache gesagt, die

mich wirklich zum Nachdenken gebracht hat. Und der hat gesagt, dass er glaubt, dass ganz

viele Diskriminierungsformen ihren Ursprung im Klassismus haben. Also dass man als reiche

Frau oder als reicher Behinderte oder als reicher schwarzer Mensch wahrscheinlich weniger

Diskriminierung erlebt als Menschen, die arm sind. Und leider sind viele behinderte

Menschen arm, viele Frauen sind arm oder Arbeiterkinder oder was auch immer, wo andere

Themen auch Alltag waren und dass wir viel zu wenig darüber sprechen. Wie ist dein

Gedanke dazu?

00:38:27.000

Gazelle: Das finde ich an sich einen total spannenden Gedanken. Da sind ja auch viele, viele

Gedanken stimmig und schlüssig und das bedingt sich ja auch leider. Das sehen wir auch

quasi dieses multidimensionale, also eine Frau verdient tendenziell weniger oder wer ist von

Armut betroffen. Das sind halt auch bestimmte Menschengruppen, die womöglich sowieso

mehrfach marginalisiert sind, mehrfach betroffen sind. Finde ich spannend. Ich bin jetzt

unsicher, was uns das so bringt, weil ich halte es auch für wichtig, dass wir die einzelnen

Diskriminierungen trotzdem sehen. Also das ist trotzdem, man kann auch reich sein und

trotzdem natürlich diskriminiert werden, was halt überhaupt nicht okay ist. Aber ich sehe das

auch. Also ich meine, wenn ich halt daran denke, also ich bin selber ja Arbeiterkind, also ich

habe meine Mutter ist Reinigungskraft und mein Vater Dachdecker gewesen. Und ich habe

das, bis ich jetzt vor kurzem Mitte 30 damit in Therapie war, gar nicht verstanden, was das

bedeutet. Also ich habe es schon verstanden. Aber wenn ich daran denke, was das für Hürden

waren, die ich einfach so genommen habe, weil ich dachte, das ist halt so und mir das

jetzt so erkämpft habe und erarbeitet. Und ich bin immer noch privilegiert aufgewachsen.

Also ich meine, bis vor ein paar Jahren, weil ich halt auch noch ein weißer Mann, gut, ich

war zwar schwul, aber ich meine Schwulsein ist jetzt auch schon fast im Trend, würde ich fast

sagen. Also Gay ist okay, höre ich jetzt immer öfter. Da reden wir jetzt eher von Transrechte,

die gerade im Fokus stehen, was jetzt zumindest die Gender und LGBT -Plus-Debatte angeht.

Aber trotzdem ist es glaube ich was, was auf jeden Fall Sinn ergibt. Aber ich denke auch,16

trotzdem müssen wir auf die einzelnen Diskriminierungsformen trotzdem schauen. Also Safe

Klassismus vergessen wir oft, auch in der Diversity-Arbeit, aber das macht die anderen nicht

weniger wichtig.

00:40:03.000

Raul Krauthausen: Wie exklusiv ist eigentlich die Sprache rund um Diversity? Also auch fast

alles sind noch englische Begriffe, auch weil das sich wahrscheinlich alles so schnell

entwickelt und die Begriffe dann eben schnell englisch sind und gar nicht mehr eingedeutscht

werden. Und wie viele Leute, und ich will die jetzt gar nicht in Schutz nehmen, aber schon

eine Frage, die ich mir immer wieder stelle und auch wenn ich mit meinen Eltern zum

Beispiel spreche über gesellschaftliche Veränderungen und Normen, die eigentlich in meinen

Augen ziemlich aufgeklärte, coole Leute sind, dann auch sagen, warum muss denn immer

alles englisch sein? Siehst du das jetzt, ist das so eine Art Stellvertreter-Debatte oder ist das

wirklich ein Problem?

00:40:43.000

Gazelle: Ach ja, ich bin immer nicht so gut im Ja-Nein-Anworten, würde ich auch

differenzieren. Also ich finde, also völlig valider Punkt, wie oft ich das denke, gerade jetzt

auch wenn wir so in einer Interview-Situation sind, jetzt schmeiße ich die ganze Zeit dieses

Thema Marginalisierung, Diversität, Inklusion und so weiter, auch das können ja schon

Sprachbarrieren sein, wo viele das gar nicht mehr folgen können, was das bedeutet. Und die

andere Seite ist aber, dass ich auch nicht mehr so gerne das mag, wenn die Leute sagen, ich

bin zu alt für TikTok, zu alt das zu verstehen und das ist ja alles so englisch. Ich denke so, wir

sagen ja auch Software, wir sagen auch iPhone, wir sagen auch, weißt du, dann kann man

auch POC sagen. Also ich meine, man kann auch Gender sagen. Das ist ja alles jetzt nicht so,

als wäre das irgendwie Zungenakrobatik in der deutschen Sprache oder so, sondern das ist

auch ein bisschen so ein Mindset-Thema, ob man da Lust hat. Manchmal habe ich das Gefühl,

wenn es um Themen geht, die überhaupt nicht in der eigenen Lebensrealität ist und man

überhaupt nicht mit den Leuten in Kontakt kam und auch keine Freundin hat oder so, dann ist

die Hürde umso größer, die gefühlte Hürde. Also wie nimmst du das denn wahr?

00:41:53.000

Raul Krauthausen: Ich war vor ein paar Jahren mal in Japan und saß in Tokio in der U-Bahn

und habe 90-, 80-jährige Menschen gesehen, die Manga-Videos auf ihren Handys guckten.

Und er erinnert mich, wie wir in Deutschland über alte Menschen und Smartphones reden,

dass sie große Tasten brauchen und möglichst wenig Funktionen. Und ich denke so, nee, das

ist auch schon Mindset-Ding, was ist kulturell akzeptiert, gewollt, modern, angesagt. Und das

hat nicht unbedingt etwas mit Alter zu tun. Wir machen alte Menschen als Gesellschaft

aufzudehnen, die das nicht mehr wissen müssen oder eh nicht verstehen und trauen denen

vielleicht dann auch oft weniger zu, was dann ageism ist, also die Diskriminierung von alten

oder jungen Menschen. Aber das muss ich auch selber erst am eigenen Leib sehen, um zu

verstehen, weil ich meiner Oma auch nicht zutrauen würde, ein iPad in die Hand zu drücken

und mal eben einen Facetime-Call zu machen.17

00:42:55.000

Gazelle: Ja, du hast total recht. Ich würde wahrscheinlich meiner Mutter genauso wie meiner

Tante, die ein bisschen älter ist, würde ich das auch auf unterschiedliche Weise erklären.

Vielleicht nehmen wir uns auch nicht immer, ich mag das jetzt nicht so, das komplett

irgendwie auf meine, unsere DNA Advokate-Kappe zu nehmen oder so, aber ich meine, wir

können uns schon ein bisschen mehr Zeit nehmen, auch da richtig zu kommunizieren, dass es

auch überall richtig ankommt. Das kann, das ist wohl auch, weil ja, weil das ist auch

Mindset-Ding und das ist auch hier wieder ein Kommunikationsding wahrscheinlich, wie wir

darüber sprechen.

00:43:21.000

Raul Krauthausen: Wo wir vorhin über TikTok gesprochen haben, das ist natürlich der Ort,

an dem ich dich zum ersten Mal entdeckt habe und wo ich dir begegnet bin. Ich glaube, wir

sind uns auch ein, zwei Mal auf irgendwelchen Veranstaltungen fast begegnet, weil wir dann

doch wahrscheinlich auf den ähnlichen Hohzeiten tanzen. Aber gleichzeitig war ich mich,

also ich finde ja TikTok unfassbar anstrengend, also das zu produzieren vor allem. Deswegen

bin ich eher so der Konsument und bin eher so der Instagramer, der Kachel macht, als Videos

produziert. Aber trotzdem ist es ja Arbeit, das ist ja ein Content Creator jetzt. Und dann hast

du einen Job bei, als Recruiterin aufgegeben. Also das ist für dich jetzt ein Part-Time-Job.

Wie viel Gazelle steckt in deinem Social Media Leben und wie viel auch nicht?

00:44:13.000

Gazelle: Ja, eine ganze Menge. Ich glaube, das ist, also ich weiß nicht, ob man sagen kann,

das ist jetzt der Trick zu meinem Erfolg oder sowas. Klingt mir total seltsam und aus der Zeit

gefallen. Aber ich versuche schon, die Dinge möglichst authentisch zu machen. Also wenn ich

zum Beispiel diese typisch deutsche Videos mache, da sind die auch in einem Umfeld, das halt

authentisch ist. Ich spiele die meiste Zeit mich selbst oder meine Mama oder meine Tante.

00:44:37.000

Raul Krauthausen: Ja, genau. Dieser Cringe-Moment, wo man denkt, ah, die Person kenne

ich.

00:44:42.000

Gazelle: Ja, safe. Oder man ist die selber, wenn man selber kenne möchte. Und wenn ich halt

über meine Transition erzähle, dann ist es auch so, wie ich das sage. Das Einzige, was aber

natürlich klar ist, also ich würde sagen, in meinem Leben gibt es nochmal 80 Prozent mehr

Stories zu erzählen, die aber jetzt vielleicht gar nichts verloren haben oder die ich erzählen

möchte. Das ist natürlich der Unterschied. Aber ich bin schon sehr, also auch diese typisch

deutsche Figur, das bin schon sehr auch ich. Das bin schon ich.

00:45:08.000

Raul Krauthausen: Aber bist du jetzt die Berufstrans-Person? Also ichbezeichne mich

manchmal als der Berufsbehinderte, der ich eigentlich nie werden wollte. Und jetzt stecke ich

da irgendwie drin und komme da auch nicht raus und finde es jetzt nicht unbedingt schlimm.

Aber ich bin auch manchmal ganz schön genervt, immer dieser Erklär-Bär zu sein. Hast du

das auch?18

00:45:32.000

Gazelle: Ja, voll. Also ich versuche…

00:45:35.000

Raul Krauthausen: Du fängst ja immer wieder bei Null an, habe ich das Gefühl.

00:45:38.000

Gazelle: Ja, total. Also total. Immer wieder, immer wieder. Je nachdem, wo ich bin. Und ich

bin auch wieder überrascht, auch wenn ich manchmal so an Sets komme oder so, wie die

Leute das nicht checken mit Pronomen oder mich dann einladen. Und alle sind gebrieft, wer

ich bin. Und es heißt trotzdem Gazelle er oder sowas. Also das kommt immer mal vor. Und

ich denke immer so, ich dachte, es ist klar, dass ich trans bin. Das ist doch in meinem Content

so. Das steht mir nahezu auf der Stirn geschrieben. Aber ich finde, ich nehme das gerade

noch so wahr dankenswerterweise, dass die Leute mich vor allen Dingen durch diese typisch

deutsche Video, durch meine Comedy kennen, wofür ich sehr dankbar bin und dann im

Nachhinein so sehen, was ich sonst noch für Stories mache. Also zum Beispiel habe ich

vorher auch schon sehr viel zum Trans sein aufgeklärt. Das hatte wenige Views. Und erst seit

ich jetzt quasi auch diese deutsche Videos mache und die Leute mich besser kennen,

interessieren sie sich auch mehr für meine personal Story. Gleichsam bin ich aber auch gerne

die Trans-Vorzeiger- Quoten-Ikonin, wie manche Leute mal in die Kommentare schreiben,

weil ich natürlich auch total, zum Teil total sauer bin, wie wenig Repräsentation es überhaupt

gibt im Fernsehen oder sonst wo. Und vor allen Dingen auch Repräsentation von Trans-

Frauen, die wie ich vielleicht nicht so sehr passing sind. Wo man manchmal so denkt, na so

ist es jetzt eine Frau, ich bin mir nicht 100 Prozent sicher, die nicht so stereotypisch vielleicht

ist. Ich würd es mal so vorsichtig formulieren. Und deswegen bin ich froh, dass ich das sein

darf, auch gemeinsam mit meiner Partnerperson, Gialu.

00:47:06.000

Raul Krauthausen: Ich bin jetzt in den letzten Jahren immer mehr zu der Erkenntnis

gekommen, dass vielleicht Aufklärung auch nicht der einzige oder vielleicht sogar nicht der

richtige Weg ist, um eine Gesellschaft zu verändern. Weil wie gesagt, wir fangen immer

wieder von vorne an und ich finde unter diesem, wir müssen die Leute erst aufklären oder wir

müssen die Ängste abbauen, da wird ja niemals die Königin oder der König der Trans-

Menschen kommen oder der Behindertenmenschen kommen und sagen, hoho, jetzt haben wir

alle genug aufgeklärt, jetzt können wir weitermachen. Das wird ja nie passieren. Das heißt, es

ist ja so eine Art Hinhalte-Argument, um jetzt bloß nichts real verändern zu müssen. Und ich

glaube, viel wichtiger als diese Aufklärung auf Social Media ist die Begegnung. Also die

Tatsache, dass du auf einer Recruiting-Messe sprichst, die die ZuschauerInnen in die

Situation bringt, sich jetzt zu entscheiden, gehe ich, weil ich es dir ertrage oder halte ich es

aus und merke, ist gar nicht so schlimm. Um es jetzt mal überspitzt zu sagen. Und dass wir

ihnen auch gar nicht mehr diesen Raum geben sollten, sich darüber Gedanken zu machen, es

aufklären zu lassen oder ich bin aber unsicher, halte es einfach mal aus. Einfach kurz

aushalten. Ich glaube, da kämen wir weiter. Wenn der Busfahrer in Schwarz ist, hat der Nazi

jederzeit die Freiheit, diesen Bus nicht zu nehmen. Aber irgendwann wird er auch an sein Ziel

kommen wollen. Und dann ist er schwer zu werden größer, dass er es dann vielleicht einfach19

macht. Also ich übertreibe das jetzt mal, aber nur so kommen wir weiter. Ich kann doch nicht

alle Nazis aufklären, dass schwarze Menschen auch Busfahrerinnen sein können.

00:48:44.000

Gazelle: Ja, da bin ich voll bei dir. Und das ist ja auch was, wofür ich zum Teil sehr viel

Kritik bekomme, wohinter ich aber nach wie vor stehe. Ich habe gesagt, als ich realisiert

habe, okay, na gut, ich bin eine Transfrau. Das ist ja auch ein sehr schmerzhafter

Prozess. Ich wollte das nicht unbedingt einsehen. Ich wollte es nicht sein. Ich habe versucht,

das zu verdrängen. Das ist so typisch für die, ich sage mal, die eigene Transdiagnostik. Aber

irgendwann habe ich das für mich eingestanden. Und dann habe ich es nicht eingesehen, dass

ich mich jetzt verstecken muss, bis ich perfekt wie eine Frau aussehe und dann wiederkomme

und dann akzeptiere mich alle. Sondern ich habe gesagt, ihr müsst jetzt alle durch. Ich trage

den Bart, aber ich bin eine Frau und das müsst ihr jetzt einfach mal so akzeptieren. Keine

Sorge, der Bart ist bald weg. Keine Sorge. Irgendwann bald nehme ich hoffentlich Hormone

nach diesem total aufwendigen Prozess, um überhaupt zu diesen Hormonen zu kommen. Aber

ich wollte, dass die Leute da durch müssen. Und ich wusste, dass es schmerzt und dass es

irritiert. Und es schmerzt vor allem mir mit diesem Feedback und der Kritik, die ich

bekomme. Aber das ist nicht immer die ganze Begegnung, von der du gerade gesprochen hast,

aber eine ähnliche Begegnung. Zumindest sind sie mir dann online begegnet und haben sich

gewundert, was ist das denn für eine Person? Und ich wollte, dass sie das genau miterleben.

Auch am Arbeitsplatz war mir das wichtig. Ich war eine Frau, aber hatte halt noch ein Bart

und das war dann einfach so. Ich sage jetzt nicht erst, ich bin eine Frau, wenn der Bart weg

ist. Das mache ich dann nur für euch, weil ich weiß ja jetzt schon, dass ich eine Frau bin.

00:50:01.000

Raul Krauthausen: Das ist total interessant. Nutzt du trotzdem manchmal den Moment des

Passings, also dass du sagen kannst, ok, du hast jetzt gerade keinen Bock auf Debatten, du

kleidest dich jetzt einfach wie ein Mann, um einfach durch den Zugarten zu kommen, um jetzt

mal überspitzt zu sein? Oder gehst du jedes Mal in diese Konfrontation rein?

00:50:22.000

Gazelle: Nee, ich gehe schon jedes Mal. Also das ist halt das Ding ist, wenn ich dann halt

versuche, dieses Mailpassing dahin zurückzugehen, dann ist die Konfrontation mit mir selbst

zu schwierig. Also man muss sich vorstellen, dass jedes Mal, wenn ich wieder in so eine

Männerrolle gehe, dann fühle ich mich extrem unwohl mit mir selber. Und das fühlt sich ganz

seltsam an. Das Einzige, was passiert ist, was ich mir nicht nehmen lassen will, ist ein fester

Händedruck. Den habe ich gelernt, als ich als Mann im Anzug gearbeitet habe, weil der

schafft gleich Respekt. Ich will mir auch nicht nehmen lassen, meine stärkere, vielleicht etwas

tiefere Bühnenstimme. Also ich habe jetzt nicht vor, eine total stereotypisch zarte, in

Anführungszeichen Frauenstimme auf einmal irgendwie so affektiert zu lernen, sondern ich

bleibe bei meiner starken Bühnenstimme, wenn ich auf der Bühne stehe. Solche Dinge, die

lasse ich mir nicht leben. Die lasse ich mir nicht nehmen. Aber so ein Passing rückwärts ist

leider auch schmerzhaft. Also da muss ich jetzt durch, geradeaus.20

00:51:12.000

Raul Krauthausen: Ja, total nachvollziehbar. Man sieht mir ja meine Behinderung an. Ich

kann mich auf den Kopf stellen und bin trotzdem behindert. Bin ich behindert auf dem Kopf.

Es löst das Problem nicht. Ich kenne diese Option gar nicht, mal zu pasen oder so zu tun.

Aber ich kenne viele Menschen mit chronischen Erkrankungen zum Beispiel, die dann aber

eher sagen, bevor sie jetzt wieder diese ganze Batterie von Argumenten erzählen, dass sie

dann einfach sagen, nee, alles ok. Dabei stimmt das nicht. Das ist auch schlimm, toxisch

irgendwie.

00:51:46.000

Gazelle: Total. Ich hatte neulich noch, du hast voll recht, das ist auch ein total wichtiges

Thema. Neulich war ich unten am Mülleimer. Und dann kamen, und das sind so Mülleimer,

die so ein bisschen rausgestellt sind von unserem Grundstück, sage ich mal, von diesem

Mehrfamilienhausgrundstück. Und dann kam eine Person und der Hund lief so zu dem

Mülltonnen rein. Die Person kam hinterher. Und dann kamen wir auf einmal so ins Gespräch

ganz random. Und dann meinte sie so, ja und wie hat sie das noch gemeint? Sie meinte ja, du

bist ja ein junger Mann. Also du bist doch ein junger Mann, oder? Und in dem Moment hatte

ich halt so Haare nicht gemacht. Ich hatte halt so ein Pulli an, so ein Sweater. Man sah jetzt

vielleicht auch keine Oberweite, nichts und so. Und dann ist schon manchmal für mich der

Moment so, erkläre ich ihr jetzt, dass ich eine Transfrau bin in der transischen Stimme? Oder

lasse ich es einfach stehen? Und in dem Moment hatte ich die Kapazitäten nicht für dieses

Gespräch und habe dann einfach gesagt, ja, ja, ja, das ist richtig. Was auch schmerzhaft ist

irgendwie, wie du es auch gerade meintest. Aber die Frage ist, wofür habe ich jetzt gerade

mehr Energie?

00:52:44.000

Raul Krauthausen: Ich hatte hier im Podcast mal Tessa Ganserer zu Gast, der politisch im

Bundestag sitzt, für die Grünen und sich auch dort, glaube ich, viel mit dem Wald beschäftigt,

mit unseren Wäldern in Deutschland. Und sie hat gesagt, dass sie natürlich auch unglaublich

viel Hass im Internet abbekommt und jede Woche unzählige Anzeigen auch dann stellt, weil

sie es halt auch aufgrund ihres Privilegs als Abgeordnete kann und deswegen Leute ja noch

anzeigen und abmahnt. Ich will dem Raum jetzt nicht zu viel Raum geben, diesem Thema,

aber machst du das auch oder machst du das irgendwie anders? Ignorierst du es? Vloggst du

im Newton?

00:53:23.000

Gazelle: Also man sagt ja auch immer, don’t feed, don’t give the haters free promotion. Also

den Haterinnen nicht irgendwie umsonst noch Promo geben oder Werbung für die Werbung

machen. Deswegen versuche ich das weitestgehend eigentlich zu ignorieren. Manchmal gibt

es so, manchmal sehe ich, da kommt jetzt konkreter Hate und wenn ich dann denke, da könnte

eventuell Kritik hinterstecken, dann schicke ich das an Freundinnen, frage, ob die die

Kapazitäten haben, sich das anzugucken, ob das jetzt nur Hate ist oder ob da Kritik

hintersteckt, weil Kritik ist super wichtig. Also das möchte ich auch unbedingt drinnen weiter

lernen. Ich werde auch nicht alles richtig machen online, schon gar nicht in Social Media, da

werde ich immer noch weiter lernen. Aber da ist mir wichtig der Unterschied und das andere21

gucke ich weg. Also wenn ich jetzt jeden Kommentar melden würde, also ich denke, Tessa

wird da ganz andere Kaliber bekommen und Briefe und Post und sowas alles. Wenn ich jetzt

jeden Kommentar melden würde, das wäre, also da bräuchte ich glaube ich direkt noch

Angestellte, auch in den DMs bei Instagram. Also das mache ich nicht.

00:54:20.000

Raul Krauthausen: Und dann war Georgine Kellermann auch zu Gast und wir haben ganz

viel über Journalismus und so weitergesprochen und auch über ihre Transition bzw. ihren

Wandel von Georg zu Georgine. Und das war ja mitten im Beruf. Und ich habe sie dann

gefragt, ob es da irgendwie auch Probleme gab im Kollegium und von Arbeitgeberinnen und

sie sagte nein. Und da hat das so ein bisschen dargestellt als, ich habe sie ja auch direkt

gefragt, ob das vielleicht eine Art Altersmilde ist. Also dass sie vielleicht schon das als

schmerzhaft empfunden hat, aber jetzt aufgrund ihres Alters quasi sagt, es gibt Menschen

denen es schlimmer gegangen ist und so. Also wenn es einfach so eine Art Relativierung ist.

Weil ich kenne sehr viele junge Menschen, die trans sind, die richtig aktivistisch auch wütend

sind. Wie erlebst du das? Siehst du dich dazwischen oder er hat zu einer Seite hingezogen?

00:55:22.000

Gazelle: Ja, also ich kann kaum damit dergleichen Milde. Also ich war zum Beispiel, also du

hast gesagt bei Idealo war das also ein Bilderbuchweg. Und direkt als ich gesagt habe, ich

bin trans und das und das ist mit unserer Software nicht okay, damit ich quasi auch meinen

chosen name eintragen kann und so weiter und so fort, wurde sofort alles geändert. Da bin

ich nur durch offene Türen gerannt. Klar, manche haben mich noch misgendert, die kannten

mich halt noch mit alten Namen, aber das hat alles wunderbar funktioniert. Da bin ich extrem

dankbar für und ich höre das auch bei anderen Arbeitgebern, dass da trans sein, was ist, was,

wo man dann einfach weitergeht und weiterarbeitet, wo man jetzt nicht nur irgendwie das

debattieren muss oder so, was ja positiv ist. Ich höre aber natürlich auch das andere. Ich

weiß, was du meinst. Es gibt viele junge trans Personen, die woanders arbeiten, wo es total

schrecklich ist, wo die viel misgendert werden, wo das nicht akzeptiert wird. Und ich glaube,

nicht binäre Identitäten ist auch nochmal so ein neues Thema. Also wenn man mit dem

Pronomen they them zum Beispiel angesprochen werden möchte oder they deren. Ich glaube,

das ist auch nochmal eine weitere Hürde. Also ich glaube als binäre trans Person, also wie

ich jetzt als trans Frau oder trans Männer, das ist auch nochmal eine andere Geschichte.

Aber ich komme sonst auch mit dieser Milde. Ich habe nur gute Erfahrungen gemacht und das

erzähle ich auch sehr gerne.

00:56:33.000

Raul Krauthausen: Ich nehme an, du hast auch mal gemisgendert. Wie gehst du dann in diese

Entschuldigung rein? Also was wäre denn quasi eine adäquate Reaktion, wenn man darauf

hingewiesen wird, dass sorry mein Pronomen ist einfach ein anderer?

00:56:52.000

Gazelle: Am besten, ach Entschuldige, ich meinte natürlich sieh ihr fertig aus. Viele denken ja

auch, ich liebe ja genderinklusive Sprachen und Pronomen, da setze ich mich viel für ein.

Und ich gebe auch gerne weg den Eindruck, das würde mir leicht fallen, aber das tut sich

wirklich keiner.22

00:57:09.000

Raul Krauthausen: Das ist halt super komplex. Ich merke das auch und ich will mich gar

nicht beschweren. Ich bin inzwischen dazu übergegangen zu sagen, wir dürfen alle Fehler

machen. Wir sind erst dann verantwortlich, wenn wir die Fehler wiederholen und zu oft

wiederholen. Also mir rutscht auch mal das falsche Pronomen raus.

00:57:28.000

Gazelle: Und Mindset, also wenn mir jemand sagt, ne das mit dem Pronomen, da hört es für

mich auf, das ist halt schade, dann kommen wir gar nicht in die Unterhaltung. Wenn du sagst,

ich habe voll Schwierigkeiten mit dem Pronomen, es ist für mich echt eine Herausforderung,

dann sage ich, das ist voll okay. Aber wir können uns nicht begegnen, wenn du sagst, über

Pronomen spreche ich nicht. So können wir nicht zueinander kommen.

00:57:48.000

Raul Krauthausen: Ein Talent, über das wir noch gar nicht gesprochen haben und leider der

Aufzug auch schon fast angekommen ist, müssen wir vielleicht an einer anderen Stelle

vorsetzen. Das du hast, ist dein komödiantisches Talent. Und ich liebe ja diese Dialoge,

typisch deutsch von dir. Oder jetzt auch zuletzt typisch Krankenhaus. Also wenn dann

irgendwie das Pflegepersonal reinkommt und dann hatten wir heute guten Stuhl und so

Fragen. Ich hab da jetzt auch vor kurzem im Krankenhaus ein paar Tage und das ist genau

so. Und das ist einfach total gut gespielt gewesen.

00:58:25.000

Gazelle: Vielen Dank.

00:58:26.000

Raul Krauthausen: Ich hab auf Instagram eine Reihe, wo ich Machtverhältnisse umdrehe.

Also wo ich als behinderter Mensch sage, dass ich das so inspirierend finde, in einer Klasse

gewesen zu sein, wo es auch nicht Behinderte gab. Und ich wirklich bewundere, wie sie das

trotz all ihrer Herausforderungen meistern und so. Und einfach diese Machtverhältnisse

umzudrehen, das wird den Leuten oft erst klar, wie absurd diese Aussagen sind. Ist das

vielleicht genau das, was moderne neue Comedy ausmacht, dass wir nicht mehr über die

Marginalisierten reden, sondern über die, die einfach der weiße, heterosexuelle, nicht

behinderte, normative Mann sind, der völlig überfordert ist mit dieser Welt. Und darüber zu

lachen.

00:59:13.000

Gazelle: Ich tu mich immer schwer jetzt zuzugeben, dass ich da gerne drüber lachen möchte.

Ich muss natürlich auch mit zustehen, das ist ein bisschen wie, ich hab das auch in meiner

Vergangenheit mal gemacht, auch mit anderen Kolleginnen, dass wir gesagt haben, so eine

Outings-Szenario. Mama, Papa, ich muss euch was sagen, ich bin hetero. Ich bin hetero. Ach

du liebe Zeit, hast du dir das irgendwo eingefangen, gibst da keine Impfung oder so. Ganz so

absurde Reaktionen.

00:59:37.000

Raul Krauthausen: Geh mal zum Priester.23

00:59:39.000

Gazelle: Ja genau.

00:59:41.000

Raul Krauthausen: Aber so dieses, wenn ich aktuelle Fernsehprogramme angucke, Comedy,

aktuelle Comedy, wir haben Caroline Kebekus, wir haben Maren Kroymann, wir haben Aurel

Mertz. Und die arbeiten alle mit diesem Machtumkehrverhältnis. Und das ist schon ein neues

Ding. Das ist nicht mehr dieser klassische Mario Bart oder Dieter Nuhr Humor, die sowieso

schon schwierige Menschen sind. Sondern das ist halt jetzt, wir machen uns lustig über die

Mehrheitsgesellschaft.

01:00:11.000

Gazelle: Stimmt und das ist auch, ich werde jetzt auch hin und wieder gefragt, was denn

Comedy darf oder was Satire darf. Das wird ja auch schon seit Ewigkeiten, seit

Jahrhunderten diskutiert und das ist wahrscheinlich noch mein eigener Podcast. Aber also

meine Comedy, ich möchte, dass die Comedy an sich erstmal nahbar ist und dass die nicht,

auch dieses Typ ist deutsch, ist mir wichtig, dass ich mich nicht wirklich lustig mache,

sondern dass es herzlich ist, dass es einfach irgendwie was darstellt, wo sich alle

wiederfinden und nicht wo alle über irgendwen lachen, sondern sich selber entdecken. Und

maximal mache ich ja auch Jokes mit dem Knäckebrot über Männer zum Beispiel, über Cis-

Männer. Und dann so in die Richtung finde ich es dann auch, da lache ich dann auch.

01:00:47.000

Raul Krauthausen: Dann sollst du uns mal eine zweite Meinung von der Frau einholen. Ja,

genau.

01:00:50.000

Gazelle: Danke dir. Ich freue mich, dass du die Videos schaust.

01:00:52.000

Raul Krauthausen: Ja.

01:00:53.000

Gazelle: Genau so, ja, ich stimme dir da auf jeden Fall zu.

01:00:56.000

Raul Krauthausen: Wo hat ja dieser Mann das her? Da muss man ja auch sicher gehen.

01:00:58.000

Gazelle: Der spricht ja wieder nur aus seinen Emotionen.

01:01:01.000

Raul Krauthausen: Genau, das fand ich auch wieder sehr witzig. Ich habe mich ein bisschen

erkappt gefühlt als Mann, aber nicht im Sinne von erwischt, sondern im Sinne von, ja, genau

so muss man das machen.

01:01:12.000

Gazelle: Ja.24

01:01:14.000

Raul Krauthausen: Kurz vor Ende stelle ich dann aber doch die Frage. Ich habe das Gefühl,

dass die Leute wie du, wie ich, wie auch Aurel Mertz, komischer Dreiklang, aber gut, dass wir

drei eigentlich vielleicht deswegen so viel Aufmerksamkeit bekommen, weil wir witzig sind

oder Humor haben und das Ganze nicht zu ernst nehmen. Aber gleichzeitig sehe ich da drin

auch eine Gefahr, dass Marginalisierte nur dann akzeptiert werden, wenn sie witzig sind. Und

das möchte ich ja auch nicht sagen. Ich möchte nicht dieser Kasperle sein. Meine Mutter zu

mir, als ich Kind war, immer gesagt, Raul, du musst nicht immer fröhlich sein. Du musst nicht

immer den Klassenclown spielen, nur damit dich alle mögen. Und ich glaube, natürlich ist es

irgendwie mein Art, naturell, dass ich ein witziger Mensch bin. Aber sie hatte, glaube ich,

auch einen Punkt, dass ich glaubte als Kind, ich bin nur dann beliebt, wenn ich witzig bin.

Hast du das auch?

01:02:12.000

Gazelle: Wow. Das ist jetzt nochmal, das geht nochmal tief, aber das ist auch genau so. Also

ich meine, ich war ja schon immer, selbst als ich noch als Junge gelebt habe, war ich ein, ich

sag mal, flamboyant. Ich war halt ein schwuler Junge und das hat man einfach auch gemerkt.

So, meine Mama sagte immer, du warst einfach ein Sensibelchen und hatte es auch nicht

leicht. Nicht in der Grundschule und auch nicht in der weiterführenden Schule. Ich hatte es da

immer schwer, aber ich war zumindest witzig. Ich war zumindest lustig und ich glaube, damit

komme ich auch heute gut durch den ganzen Hate und durch die ganze Schwierigkeit der

Transition und so weiter. Und das hilft mir. Da hast du auf jeden Fall recht. Ja, das ist auch

ein bisschen kritisch, weil es gibt natürlich auch, genau wie du sagst, dann vielleicht auch

Menschen mit anderen Talenten, die dann nicht witzig sind, die sich dann nicht so beliebt

machen oder die einfach lauter sind, die auch mehr aus ihrem, aus ihrer Wut sprechen.

01:03:01.000

Raul Krauthausen: Genau, die dann als angry lesen werden oder wütend.

01:03:04.000

Gazelle: Richtig, was aber ja genauso valide sein muss und was genauso gehört werden muss

auch an sich, wie ich finde. Klar, das ist schon kritisch. Aber für mich ganz persönlich hast du

auf jeden Fall genau richtig getroffen. Also das ist auch für mich ein bisschen Coping.

01:03:17.000

Raul Krauthausen: Gibt es jetzt zum Ende eine Organisation, die du kennst, die du unseren

HörerInnen empfehlen würdest, mit der man sich mal auseinandersetzen kann, die du gut

findest, für die du dich vielleicht sogar auch einsetzt, der man spenden könnte?

01:03:32.000

Gazelle: Also ich finde, es gibt da verschiedene. Ich bin da eine Freundin davon, so ein

bisschen das zu nehmen, was einem persönlich am nächsten ist oder was dem eigenen Umfeld

am nächsten ist. Was mir jetzt on top of my head einfällt, ist zum Beispiel Casa Qua, die sich

in Berlin dafür einsetzen, dass Trans Menschen, die keinen so einfachen Zugang zu ärztlicher

Versorgung, TherapeutInnen und Endrokronologen haben, so ein bisschen unterstützen bei

der Hormonersatztherapie, dass die an Hormone kommen und bei ihrer Transition helfen.

Das sind vor allen Dingen Trans Kids of Color, weil das ist auch immer so ein Thema. Also25

ich meine, Gialu und ich sind jetzt sehr beliebt und sehr groß und so weiter. Wir sind aber

immer noch die großen Trans Personen, die weiß sind. Also es gibt so viele talentierte Trans

People of Color, wo sind die? Da möchte ich noch gerne mehr von sehen. Also Casa Qua, die

engagieren sich da zum Beispiel und kümmern sich um diese Trans Kids, was ich richtig kass

finde, richtig gut.

01:04:23.000

Raul Krauthausen: Die verlinken wir den Show Notes auf jeden Fall und empfehle dir dann

weiter. Hattest du mit denen mal zu tun? Kontakt?

01:04:30.000

Gazelle: Nicht unmittelbar bislang. Ich weiß nicht, ob die wissen, wer ich bin, aber ich weiß

sehr genau, wer die sind sozusagen, wegen meiner Freundin.

01:04:37.000

Raul Krauthausen: Grüße gehen raus, sehr gut.

01:04:38.000

Gazelle: Richtig.

01:04:39.000

Raul Krauthausen: Ja, Gazelle, vielen Dank, der Aufzug ist angekommen.

01:04:41.000

Gazelle: Schade.

01:04:42.000

Raul Krauthausen: Ja, können wir gerne fortsetzen in einer anderen Aufzugsrunde. Wenn die

Tür jetzt gleich aufgeht, wo geht es für dich weiter?

01:04:49.000

Gazelle: Ich bin jetzt erstmal zum Essen verabredet und ansonsten, wenn das Ganze noch

tiefergehender gemeint ist, ist das Jahr einfach bald rum. Ich mache jetzt noch so ein paar

Sachen, bin noch noch so ein paar Events und dann freue ich mich auf eine etwas

längere Pause ab Dezember.

01:05:04.000

Raul Krauthausen: Das ist eine schöne Zeit, wo dann einfach auch niemand anruft, dass

keine Mails gibt und man nicht mehr in so einem Standby Modus ist, dann einfach mal chillen

kann.

01:05:15.000

Gazelle: Wo alle sich einig sind, lass uns mal alle jetzt bitte chillen, das finde ich immer gut.

01:05:18.000

Raul Krauthausen: Alle, die christlich Weihnacht feiern, genau.

01:05:20.000

Gazelle: Das stimmt, du hast recht. Danke, sehr gut, vielen Dank.26

01:05:23.000

Raul Krauthausen: Ja, vielen Dank für deine Zeit, es hat mir sehr viel Spaß gemacht. Ich

habe viel gelernt und würde mich freuen, wenn wir das mal fortsetzen, entweder mal off-air

oder in einer weiteren

Aufzugsfahrt.

01:05:36.000

Gazelle: Ich danke dir, hat total viel Spaß gemacht, total schöne Fragen und hab‘ schönen

Nachmittag noch.

01:05:40.000

Raul Krauthausen: Danke, du auch.

01:05:44.000

Raul Krauthausen: Danke fürs Mitfahren. Wenn ihr mögt und euch diese Folge Spaß gemacht

hat, bewertet diese Folge bei Apple Podcasts, Spotify oder wo auch immer ihr zuhört. Alle

Links zur Folge, sowie die Menschen, die mich bei diesem Podcast unterstützten, findet ihr in

den Show Notes. Schaut da gerne mal rein. Wenn ihr meine Arbeit unterstützen möchtet,

würde ich mich freuen, euch bei Steady zu begrüßen. Mit einer Steady-Mitgliedschaft

bekommt ihr exklusive Updates von mir und die Gelegenheit, mich zweimal im Jahr

persönlich zu treffen. Im Aufzug ist eine Produktion von Schönlein Media. Ich freue mich auf

das nächste Mal hier im Aufzug.

Gazelle’s Herzensangelegenheit:

Casa Cua

Hier findest du mehr über mich:

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Dieser Podcast ist eine Produktion von Schønlein Media.
Produktion: Fabian Gieske , Anna Germek
Schnitt und Post-Produktion: Jonatan Hamann

Coverart: Amadeus Fronk

1 Kommentar zu „Im Aufzug mit Gazelle“

  1. Lieber Raúl, liebe Gazelle, hey Leute, das war ein höchst spannender und in vieler Hinsicht sehr aufschlussreicher Podcast, ich habe noch nie einen gehört mit einer Person, die Recruiterin ist! Habe ehrlich gesagt auch null Ahnung von diesem Bereich.
    Demzufolge war es aber auch ein Podcast, in dem ich so dermaßen oft nicht verstanden habe, wovon überhaupt geredet wird, weil das Gespräch so dermaßen gespickt ist mit Wörtern, die ich nicht kannte. Ist mir jetzt peinlich, die alle aufzuschreiben, aber ich habe mir so ca. 13 rausgschrieben. Einige habe ich in der Transcription gefunden, z.B. Dschen-sie, (oh, da steht: Generation Z, das kenn‘ ich doch?!). Civi fand ich dort auch, – witzig! Soll wohl CV sein und dass das Currilculum vitae bedeuten soll, habe ich dann ergoogelt. So wie 11 andere unbekannte Wörter oder Abkürzungen.
    Ich wollte schon aufhören zuzuhören, da kam ich zur 40zigste Minute, wo ihr anfangt, über die exklusive Sprache zu reden… voilà. Raúl: „Wie exklusiv ist eigentlich die Sprache rund um Diversity? Also auch fast alles sind noch englische Begriffe, auch weil das sich wahrscheinlich alles so schnell entwickelt und die Begriffe dann eben schnell englisch sind und gar nicht mehr eingedeutscht [du meinst hier sicher: übersetzt, oder? Wären sie eingedeutscht, würden auch deine Eltern sie bereits kennen] werden. Und wie viele Leute, …“ verstehen das nicht, wolltest du sicher sagen? Hier ist eine!
    Aber „…und ich will die jetzt gar nicht in Schutz nehmen“. Ich will auch nicht in Schutz genommen werden, ich will inkludiert werden! Ich fühl mich nicht zu alt für Tik Tok (ich benutze dies Produkt der zugehörigen Datenkrake aus anderen Gründen nicht), ich gendere, wo es nur geht und das seit den 80zigern, bin queer, und eine Frage der Zungenakrobatik ist es wirklich nicht -obwohl meine Englisch-Kenntnisse bescheiden sind. Ich gehöre zu den ziemlich aufgeklärten, coolen Leuten wie Raúls Eltern und sage nur manchmal: warum muss denn immer alles englisch sein. Verstehe durchaus, dass es eine schwer zu fassende semantische Erweiterung gibt, wenn ein englisches Wort im deutschen Kontext verwendet wird.
    Mein Problem ist wohl nicht die exklusive Sprache rund um Diversity, in diesem Falle wohl auch nicht das der Jugendsprache – das ist es in anderen Fällen oft -, sondern die fehlenden Kenntnisse der Fachsprache des Recruitings. Oder? An meinem Mind-Set liegt es sicher nicht!
    Gazelle sagt: „…aber ich meine, wir können uns schon ein bisschen mehr Zeit nehmen, auch da richtig zu kommunizieren, dass es auch überall richtig ankommt. “ Ja, bitte, macht das mal!
    Falls ihr mal ein Glossar anlegen solltet, fände ich das prima und steuere gern (anonym!) die Wörter bei, die ich nicht oder erst nach Recherche verstanden habe.
    „…weil Kritik ist super wichtig.“ In diesem Sinne ist dieser Beitrag gemeint.
    War schön, euch zuzuhören!
    Beste Grüße

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