Im Aufzug mit Esra Karakaya

Wie wird man sichtbar?

Sie war wütend darüber, wie Frauen mit Kopftüchern in den Medien dargestellt werden – deswegen hat sie es selbst einfach anders gemacht. Esra Karakaya macht Communities sichtbar, die in unserer Medienwelt oft unterrepräsentiert werden. Sie erzählt mir, warum sich das für sie befreiend anfühlt und wieso ihre Wut auch wichtig findet. Esra hat ihre Zweifel am öffentlich-rechtlichen System und generell ist sie nachrichtenmüde geworden. Ich finde es inspirierend, wie Esra ihren Wunsch nach Veränderung direkt in gute Projekte gießt. Zum Beispiel ins BIPOC MEDIA FEST. Was das ist und warum auch chillen für sie eine Verpflichtung ist: Jetzt im Aufzug mit Esra Karakaya.

Esras Empfehlung: +972 Magazine

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Ein Klassiker in Horrorfilmen. Der abstürzende Aufzug. Gruselige Vorstellung, aber kann das überhaupt passieren? Bei Schindler beschäftigen wir uns schon seit 150 Jahren mit Aufzügen und natürlich auch deren Sicherheit. Die Antwort auf die Frage, ob Aufzüge abstürzen können, wartet am Ende der Folge. Jetzt aber erst einmal viel Spaß mit einer entspannten, sicheren Fahrt bei Raul im Aufzug, wünscht Schindler. 

Raúl Krauthausen: Bevor es heute losgeht, du weißt sicher, was jetzt kommt. Wie immer der Hinweis auf Steady. Denn mit Steady kannst du diesen Podcast finanziell unterstützen. Mit einem kleinen monatlichen Beitrag hilfst du mir und dem Team, den Podcast Schritt für Schritt unabhängig zu produzieren. Jetzt unter im-aufzug.de informieren und Unterstützer*innen werden. So erhältst du vorab Zugang zu neuen Folgen und wirst, wenn du das möchtest, namentlich im Podcast genannt. Diese Woche geht also der Dank an die Unterstützer*innen Jana und Caroline. Vielen Dank und schon geht’s los. Sie war wütend darüber, wie Frauen mit Kopftüchern in den Medien dargestellt werden. Deswegen hat sie es selbst einfach anders gemacht. Esra Karakaya macht Communities sichtbar, die in unserer Medienwelt oft unterrepräsentiert werden. Sie erzählt mir, warum sich das für sie befreiend anfühlt und wieso sie ihre Wut auch wichtig findet. Esra hat ihre Zweifel am öffentlich-rechtlichen System und generell ist sie nachrichtenmüde geworden. Ich finde es inspirierend, wie Esra ihren Wunsch nach Veränderung direkt in gute Projekte geht, zum Beispiel ins BIPOC Media Fest. Was das ist und warum auch chillen für sie eine Verpflichtung ist, jetzt im Aufzug mit Esra Karakaya. Die Tür geht auf und wer kommt rein? Ich freue mich phänomenal phantastologischvoll. Esra Karakaya. Schön, dass du da bist. 

00:02:21.000 

Esra Karakaya: Danke, dass ich da sein darf. 

00:02:23.000 

Raúl Krauthausen: Voll gut. Ich folge dir, glaube ich, seit ganz Millionen von Instagram Jahren. 

00:02:28.000 

Esra Karakaya: Safe, Dito. 

00:02:29.000 

Raúl Krauthausen: Also angefangen erst mit Karakaya Talk, aber da kommen wir später noch zu sprechen. Du bist die Berliner Pflanze, richtig? 

00:03:36.000 

Esra Karakaya: Rische. 

00:02:37.000 

Raúl Krauthausen: Rische. Du hattest dann den Berliner Slang und du bist 91 geboren. Was macht Berlin für dich aus? 

00:02:48.000 

Esra Karakaya: Also Tbh, für mich persönlich macht Berlin aus, dass hier meine Familie ist und meine Leute sind. Ganz einfach. Dazu muss man auch sagen, ich habe jetzt nicht so viel von Deutschland gesehen, okay? Also insofern könnte ich das jetzt auch nicht so gut vergleichen mit anderen Städten. 

00:03:03.000 

Raúl Krauthausen: Ja, aber alles Gründe. Aus wenig Interesse oder finanzielle Lage. 

00:03:09.000 

Esra Karakaya: Okay, guck mal, ich war jetzt schon so ein bisschen am Reisen, vor allem so in den letzten Jahren ein bisschen. 

00:03:16.000 

Raúl Krauthausen: Das heißt? 

00:03:17.000 

Esra Karakaya: Also es war halt immer arbeitsbezogen. Es waren irgendwie Jobs, wo man dann hingefahren ist und ich bin jetzt nicht so die Tourimaus und ich freue mich dann eher, wenn da Leute sind, die ich kenne. Also ich sag mal so, Köln ist okay, aber die Leute, also die Freundinnen, die ich drüben habe, sind Killer. Die sind auf jeden Fall der Killer. Hamburg, guck mal, ist auch nicht meins, aber meine Kollegin ist da. Shout out an Jenna Wedenpol, die quasi dort sitzt und wir arbeiten ja immer remote und ja, das war es dann auch schon. Und Frankfurt hat mich halt noch nie jemand eingeladen, insofern. 

00:03:57.000 

Raúl Krauthausen: Ja, Frankfurt, das braucht man nicht. Das würde ich jetzt unterschreiben, das muss man auch nicht hin. Aber wenn du sagst, du bist beruflich viel unterwegs, ich finde es ja immer so anstrengend, dann ist man im Hotel oder bei Freunden und dann auch an so Job und dann wieder im Zug und dann wieder zurück. Man hat von der Stadt nichts gesehen, außer diese drei Orte. 

00:04:17.000 

Esra Karakaya: Voll. Ich dachte ja früher, ich dachte früher immer, wow, wie cool für die Leute, die die Möglichkeit haben, für umsonst zu reisen. Aber tatsächlich, mittlerweile bin ich so, das macht mich müde. 

00:04:31.000 

Raúl Krauthausen: Und dann so einen Tag dranhängen, um noch mal Zeit ziehen zu machen, da hast du ja auch keinen Bock mehr drauf. 

00:04:36.000 

Esra Karakaya: Ja, gar keinen Bock. I don’t know. Nee, man, da will ich lieber, da sitze ich lieber in der Shisha Bar des Vertrauens in dem jeweiligen Ort mit einer guten Freundin oder einer guten befreundeten Person und wir quatschen dann über den Ort. Lieber so. 

00:04:50.000 

Raúl Krauthausen: Das stimmt. Ich habe, ich könnte es in der Bahn, wahrscheinlich das Bahnmagazin, früher gab es es ja noch ausgedruckt, diese Zeitschrift oder im Flugzeug, Flugzeugmagazin, also ganz komische Literatur. Und da gibt es doch immer so diese Prototyp-Geschäftspersonen abgebildet, die so super entspannt im ICE sitzen oder im Flugzeug sitzen in der Lounge und dann ein Käffchen trinken. Und ich wollte immer so sein und irgendwann habe ich dieses Leben, aber ich finde es total scheiße. 

00:05:22.000 

Esra Karakaya: Ja, ich fühle voll, ich fühle, ey wir sind richtig undankbar. Guck mal, wir sind, alhamdulillah, Dankeschön für die Opportunities, aber ey. 

00:05:32.000 

Raúl Krauthausen: Aber es ist auf jeden Fall nicht der Urlaub, den sie auf den Fotos immer zeigen, das meine ich. 

00:05:36.000 

Esra Karakaya: Das stimmt, voll. Ja. 

00:05:39.000 

Raúl Krauthausen: Okay, so haben wir es doch mal so kennengelernt. Was ich aber faszinierend fand, war, dass du Medien- und Musikwissenschaften studiert hast oder Musik- und Medienwissenschaften so rum. 

00:05:50.000 

Esra Karakaya: Vor langer, langer Zeit. 

00:05:52.000 

Raúl Krauthausen: Vor langer, langer Zeit. Bist du, kannst du ein Musikinstrument? 

00:05:57.000 

Esra Karakaya: Ich spiele Klavier schon seitdem ich sehr, sehr klein bin und ich würde auch sagen, es ist so mein Leidenschaftsinstrument. Das ist so das, wo ich merke, boah, das ist, dass dieses Instrument wird für immer bleiben und dann habe ich aber auch zeitweise neben Klavier noch Geige, Bratsche und Cello gespielt. 

00:06:13.000 

Raúl Krauthausen: Ja, ne, klar. 

00:06:17.000 

Esra Karakaya: Das war irgendwie, ich glaube, das, keine Ahnung, ich glaube, es war so. 

00:06:20.000 

Raúl Krauthausen: Mir war langweilig, so habe ich halt noch ein Instrument gelernt. 

00:06:23.000 

Esra Karakaya: I wish, es war eigentlich, glaube ich, eher meine koreanische Mama, die so voll darauf bestanden hat, dass ich alle meine musikalischen Opportunities wahrnehmen kann und dann waren es halt wirklich jede Woche, ich habe vier Instrumente zeitgleich gespielt. 

00:06:37.000 

Raúl Krauthausen: Aber hast du als Kind Hobbys gehabt außer Musik? Freizeit? 

00:06:43.000 

Esra Karakaya: Also ich weiß gar nicht, ich habe, doch klar, man war halt immer draußen mit Fahrrad und so, du weißt damals, es gab keine Handys, man ist einfach rumgefahren, so rumgelümmelt in der Gegend. Aber irgendwie, ich bin auch selber überrascht, bin ich ehrlich, dass wir das alles noch geschafft haben. Aber ey, meine Mama war streng. 

00:06:59.000 

Raúl Krauthausen: Krass. 

00:07:00.000 

Esra Karakaya: Als ich gesagt habe, Mama, ich glaube, ich will aufhören mit Cello, oh mein Gott, bei ihr ist eine Welt zusammengebrochen. 

00:07:07.000 

Raúl Krauthausen: Und was würde sie jetzt über dich sagen? 

00:07:10.000 

Esra Karakaya: Ach, ich glaube, jetzt ist Mama ganz stolz. Also Mama liebt mich jetzt so, egal was ich mache, das ist ganz nice. Hast du ein Instrument gespielt? Ich bin voll neugierig. 

00:07:18.000 

Raúl Krauthausen: Nee, ich bin, ich glaube, ich habe wie jedes Kind mein Instrument ausprobiert, bei mir war es Keyboard, aber das war eher so, Musik und ich, wir sind nicht, wir werden keine Freunde. 

00:07:32.000 

Esra Karakaya: It did not stick. 

00:07:34.000 

Raúl Krauthausen: Ja, nicht wirklich. Aber ich, aber auf jeden Fall mein Keyboardlehrer immer bewundert, wie gut er das konnte. Und ich habe am liebsten zugeguckt, wie er das gespielt hat. Das finde ich immer sehr schön. Und er hatte so ein geiles Gerät, das war so ein, ich glaube, so ein Musikcomputer, wir hatten ja damals auch keine Handys und so. Aber er hatte so ein Musikcomputer, kein Ahnung, ein MIDI-Gerät, das konnte alle Instrumente, ich meine, das was man jetzt mit Garage Band auf Mac macht oder so, das hatte er als kleines Gerät, so groß wie ein Gameboy. Und das hat mich total fasziniert, dass er mit dem kleinen Ding eine ganze Band haben konnte. 

00:08:15.000 

Esra Karakaya: Sehr cool, sehr nice. 

00:08:17.000 

Raúl Krauthausen: Du hast dann also Musik- und Medienwissenschaften studiert, auch in Berlin, an welcher Uni? 

00:08:24.000 

Esra Karakaya: Genau, an der Humboldt war das. 

00:08:27.000 

Raúl Krauthausen: Das ist eine harte Schule. 

00:08:29.000 

Esra Karakaya: Ja, Tbh, also weiß ich ehrlich gesagt nicht, weil erstens habe ich keinen Vergleich zu anderen Unis. 

00:08:36.000 

Raúl Krauthausen: Die hat ja einen guten Ruf, die Humboldt, die HU. 

00:08:38.000 

Esra Karakaya: Ja, aber wahrscheinlich wegen der anderen Fakultäten, nicht wegen Musik- und Medienwissenschaften, glaube ich. Obwohl, warte mal, jetzt roosten mich hinterher die Leute von diesen Fakultäten und von diesen Instituten. Ich nehme das wieder zurück, die haben bestimmt einen guten Ruf, ich habe es einfach nur nicht gemerkt. 

00:08:56.000 

Raúl Krauthausen: Und wie hast du dann für dich entdeckt, dass du auf jeden Fall einen Journalismus möchtest? 

00:09:00.000 

Esra Karakaya: Ich glaube, ich habe das gar nicht so als Journalismus benannt. Wenn ich mich recht erinnere, damals konnte ich nicht so viel damit anfangen mit dem Wort. Das war, glaube ich, eher ein ganz, also es war ein anderes Bedürfnis. Ich bin erst als Studentin bei der Deutschen Welle rein gerutscht. Als Redaktionsassistenz habe ich in der englischen Nachrichtenredaktion gearbeitet in Berlin. Und dann war ich da und dann war nebenan noch hier Alex Berlin, so ein Bürger-Innsender, fand ich voll interessant, habe mir deren Seite angeguckt. Dann war da halt so eine Ausschreibung, studentische Hilfskraft, Videojournalismus, die war dann schon besetzt, konnte ich mich nicht mehr darauf bewerben. Und dann gab es aber eine Möglichkeit dort als irgendeine andere Studieperson. Oder doch, das war, glaube ich, wie, ach so genau, in dem Moment hat es nicht funktioniert, aber ein Jahr später hat es dann geklappt. Dann hatte ich mich dann nochmal darauf beworben. 

00:09:50.000 

Raúl Krauthausen: Als VJ quasi? 

00:09:51.000 

Esra Karakaya: Genau, richtig. Und da habe ich so das erste Mal so ein bisschen rumgeschnuppert, ein bisschen so geguckt, wie sowas funktioniert. Aber der ausschlaggebende Punkt war eigentlich dieser, dass ich unheimlich viel, habe ich einfach abgefuckt, Nachrichten zu gucken. Es hat mich abgefuckt, wie Frauen mit Kopftuch dargestellt werden. Es hat mich wütend gemacht. Dann war ich so richtig in so einer jugendlichen Energie. Ich war so, baah, fickt euch doch alle, ich mach das jetzt besser. Und dann habe ich halt gesagt, okay, ich mach das. Ich hatte die Möglichkeiten durch Alex Berlin, weil die dann Studio hatten, die hatten 

die Technik. Und ich hatte so ein bisschen erste Erfahrungen gemacht, dass ich dann angefangen habe, quasi so diese Talkshow-Videos zu produzieren, so in einem Kollektiv mit Freundinnen, die ich eingeladen habe und irgendwie Leute, die mich supportet haben. Und das war eigentlich mein Einstieg. Also der Einstieg war nicht, ich möchte Journalistin werden, sondern der Einstieg war, ich mag diese Geschichten nicht. Und diese Geschichten, die erzählt werden, haben reale Auswirkungen auf mein Leben und auf das Leben von Leuten in meinem Umkreis. Und irgendwie will ich das ändern. Das war, glaube ich, der ausschlaggebende Punkt. 

00:10:58.000 

Raúl Krauthausen: Was war denn deine erste bewusste Medienerfahrung, die du gemacht hast. Also du hast ja wahrscheinlich als Kind oder Teenagerin auch Medien konsumiert. Was hast du da gerne konsumiert? Außer Nachrichten? Nicht gerne. 

00:11:13.000 

Esra Karakaya: Als was ich als Kind konsumiert habe, ich sag dir, ich hatte wirklich eine strenge Mama. Ich hatte, komm mal, als Jugendliche durfte ich zwei CDs haben. Okay, da war ich schon ein bisschen jünger, jünger als Jugendliche. Also zwei CDs durfte ich haben. Das waren die Backstreet Boys und Britney Spears. Das hat meine Mutter mir gekauft. Und dann, glaube ich, als ich so Jugendliche war, obwohl doch, doch, doch, doch, dann hat es angefangen mit so Handys und so Bluetooth. Oder Infrarot. Man konnte sich so Lieder schicken. Und dann war, glaube ich, das, also so wirklich die ersten Medien, die ich konsumiert habe, waren Musikvideos und Musikstücke. Es war gar nicht so, das waren gar keine Inhalte, das waren gar keine Nachrichten oder so. Für mich waren auch Nachrichten voll fremd. Das war voll, das war… 

00:12:02.000 

Raúl Krauthausen: Hast du Radio gehört? 

00:12:03.000 

Esra Karakaya: Kiss FM. Das ist so. Musikradio und irgendeiner Art Popmusik halt. 

00:12:12.000 

Raúl Krauthausen: Das ist total interessant. Ich hab bei meiner Frau das mal gefragt. Und meine Frau ist Jahrgang 96. Und sie sagte zu mir, als ich Kind war, da gab’s schon YouTube. Und da hab ich mich auf einmal so alt 

gefühlt, die hat quasi kein Radio gehört. Aber ich als Berliner natürlich. Ich hab ein Kiss oder Energy oder Fritz. Das war eine Religion. 

00:12:38.000 

Esra Karakaya: Boah krass, mir hat noch nie jemand diese Frage gestellt und ich hab noch nie so wirklich drüber nachgedacht. Aber YouTube kam auch irgendwie in meiner Jugendzeit voll. Aber es war, also ich würde sagen, es war nicht die erste, es war nicht meine erste Anlaufstelle, wo ich Medien konsumiere. Hast du aus Neugier? Wann würdest du sagen, hast du angefangen Nachrichten zu konsumieren? 

00:12:58.000 

Raúl Krauthausen: Also ich glaube, das fing an mit, also wir hatten immer eine Tageszeitung zu Hause. Und ich hab dann am Wochenende die Tageszeitung gelesen, morgens. Meistens nur den Medienteil oder meistens nur irgendwie vermischtes, so diese komischen Themen, die jetzt nicht Politik sind. Aber irgendwann hab ich dann durch das Radio hören mich auch für Politik interessiert. Und ich glaube, meine Politisierung fing 1989 an, da war ich 18, als Helmut Kohl abgewählt wurde. 

00:13:37.000 

Esra Karakaya: Interesting. 

00:13:39.000 

Raúl Krauthausen: Und da hab ich angefangen mich für Politik zu interessieren. Und dann hab ich den Politikteil gelesen und so fing es irgendwie an. Ich glaub, so war das. Und Radio Fritz war immer mein Sender, den ich seit ich 12 bin oder so gehörte. 

00:13:52.000 

Esra Karakaya: Voll interessant. Ich finde das so interessant. Du warst schon 18. Weil bei mir hat, ich hab das Gefühl, meine Politisierung hat so viel später erst angefangen. Und auch über einen ganz anderen Weg. Das war, ich glaube, ich war 23. Ich hab immer noch in einer gewissen Art und Weise an Weltfrieden geglaubt. Und hab dann über so Berliner Aktivist*innen meinen ersten Zugang gehabt zu einer politischen Sprache. Und es ging vielmehr darum, dass sie mir eigentlich ein Spiegel vorgehalten haben oder vielmehr, nee, nee, nee. Was sie gemacht haben, ist, dass sie haben so ein bisschen, wie bezeichnet man das, so ein bisschen die Vorhänge weggeschoben, weggezogen, sodass ich zum ersten Mal eigentlich Systeme und unterdrückende Systeme sehen und greifen und verstehen konnte. Also ich konnte zum ersten Mal, hab ich für mich verstehen können und greifen können, ach krass, es gibt so ein Phänomen 

wie Rassismus. Natürlich kannten wir das dann schon vorher. Natürlich kannte ich das schon. Ich hatte nur nicht die Sprachfähigkeit, das in ein gesellschaftliches Phänomen zu packen. Also es war nicht für mich möglich, also dieses, irgendwie das Ausmaß davon zu verstehen. Und zu Hause zum Beispiel wurden Nachrichten konsumiert, aber voll nicht so, dass es für mich zugänglich gewesen wäre. Mein Papa war eigentlich immer so auf türkischen Seiten unterwegs oder türkische Zeitungen. Meine Mama hat koreanisches Fernsehen geguckt, also ne Fernseh war ja damals voll das Ding. Also Mama, Papa halt auf koreanisch und türkisch, aber ich war weder türkisch noch koreanisch war ich so super fließend. Also was heißt super fließend? Ich mein, da bin ich noch ein Kind und jugendlich, da hat man noch nicht dieses Sprachlevel und vielleicht auch noch nicht das ganze Interesse. 

00:15:34.000 

Raúl Krauthausen: Aber konnte dein Vater koreanisch oder deine Mutter türkisch? 

00:15:37.000 

Esra Karakaya: Also mein Papa ist türkisch, meine Mutter ist koreanerin und die haben halt jeweils ihre eigenen. 

00:15:41.000 

Raúl Krauthausen: Genau, aber können die auch jeweils die Sprache der anderen. 

00:15:43.000 

Esra Karakaya: Meine Mama kann türkisch, mein Papa kann kein koreanisch. 

00:15:46.000 

Raúl Krauthausen: Ah genau, das war die Frage. Das heißt, wenn wir bei den Fernseh geguckt haben, dann war immer Verhandlungssache oder wie? 

00:15:53.000 

Esra Karakaya: So ein bisschen ja. Ja genau. 

00:15:57.000 

Raúl Krauthausen: Okay, verstehe. Ich finde das gerade auch total spannend, weil ich entdecke Parallelen, zu denen die eigentlich glaube ich erst später gekommen wären. Aber eine Parallele ist zum Beispiel, dass ich mich immer gefragt habe, warum gibt es keine Menschen mit Behinderung im Fernsehen, weder als Schauspieler*innen noch als 

Nachrichtensprecher*innen und wenn, dann werden sie immer von Nichtbehinderten gespielt und das fand ich irgendwie komisch und die Themen, die behandelt wurden, waren immer voller Trauer und Schmerz und Außenseiter und so und Diskriminierung. Und die erste bewusste Wahrnehmung von einem Moderator mit Migrationshintergrund war Ayman Abdullah von Galileo. 

00:16:39.000 

Esra Karakaya: Interessant. 

00:16:40.000 

Raúl Krauthausen: Das heißt, das war mein Held. Ich habe ihn bewundert, ich dachte wie egal ist denn das, der weiß so viel und so Teenagerdenken halt und der moderiert das ja immer noch. Also ich habe den gar nicht über seine Migration wahrgenommen, sondern über seine Moderation bei Galileo und wundere mich, dass immer noch jetzt die Moderatorinnen mit Migrationshintergrund, in der ARD oder im ZDF, wie auch immer, jetzt immer noch so Reportagen machen, so ist mein Land. 

00:17:15.000 

Esra Karakaya: Ich schwöre, ich sterbe. 

00:17:17.000 

Raúl Krauthausen: Oder? Also warum ist das so? 

00:17:20.000 

Esra Karakaya: Ey guck mal, ich bin ehrlich mit dir, ich gebe mir die Sachen gar nicht mehr. Also ich habe für mich glaube ich vor ein paar Jahren so, ich habe bewusst entschieden, ganz aktiv entschieden, keine Nachrichten mehr so regelmäßig zu gucken, weil es mir einfach nicht mehr gut getan hat und deswegen bekomme ich sowas auch gar nicht mehr so stark mit. Was ich aber mitbekomme ist durch solche Gespräche wie diese zum Beispiel, dass sich so, dass sich da nicht viel verändert. 

00:17:43.000 

Raúl Krauthausen: Ne. Warum besucht nicht mal Linda Zavakis Schweden? 

00:17:55.000 

Esra Karakaya: Ey aber guck mal, hast du das Gefühl, dass Menschen mit Behinderungen sichtbarer geworden sind über die letzten Jahre? 

00:18:00.000 

Raúl Krauthausen: Das ist eine spannende Frage. Ich glaube sie kommen hintenrum und zwar über den sozialen Medien. Also man fängt jetzt an eigene Communities aufzubauen und dann kommt es eben in eine Relevanz, 

an der die Chefredaktion auch nicht mehr vorbeikommt und dann hat man plötzlich ein kleines Sendefenster bekommen oder einen kleinen Auftritt bekommen bei Stern TV. Ob das jetzt gut oder nicht gut ist, ist noch eine andere Frage, was die dann dort sagen und reproduzieren auch. Aber ich glaube es gibt mehr Sichtbarkeit insgesamt, aber eben nur über das Thema. Das heißt Behinderte reden nur über Behinderungen. Und da glaube ich sind wir bei Migration schon weiter. 

00:18:41.000 

Esra Karakaya: Würde ich auch sagen. Ich würde auch sagen, dass in der Medienlandschaft, vor allem bei den Öffentlich-Rechtlichen, kommt so eine kleine Veränderung da, dass sie sagen, ok gut, dann lassen wir die eine Person innerhalb der Psychologie über dieses Thema sprechen, nicht mehr so zwingend über Migration, gehe ich total mit und gleichzeitig ist es trotzdem immer noch. 

00:19:00.000 

Raúl Krauthausen: Also Mikey zum Beispiel macht ein großartiges Fernsehformat mit Michael . 

00:19:05.000 

Esra Karakaya: Killer. Aber ich bin so, wer noch? 

00:19:08.000 

Raúl Krauthausen: Jaja voll. Also wir haben Auré Merz, der großartige Comedy macht, über die Bio-Deutschen, was ich super witzig finde, einfach mal den Spieß umdrehen. Ja, aber klar, das reicht nicht. 

00:19:24.000 

Esra Karakaya: Ja. Aber soll ich mal ehrlich sagen, diese Konversation, ich bin so, es tangiert mich gar nicht mehr, es ist mir so wurscht, weil ich merke einfach dadurch, dass wir, dadurch, dass ich mein eigenes Medienunternehmen habe und so selber setzen kann, wie wir was machen möchten, ist es viel, es ist so befreiender geworden, einfach selber zu entscheiden, was wir zentrieren möchten und was wir nicht mehr zentrieren möchten. Insofern habe ich eigentlich, ich habe das Gefühl, manchmal habe ich so einen Luxus, dass ich mich nicht mehr über solche Themen aufregen muss, obwohl ich natürlich anerkenne, obwohl ich natürlich anerkenne, dass wir nicht in einem luftleeren Raum passieren, dass wir in einem Kontext passieren, ich auch noch anerkennen muss, dass wir, dass noch so einiges uns bevorsteht. 

00:20:10.000 

Raúl Krauthausen: Was ich total Abfeier bei euch ist, ihr macht kurze Formate, also ich habe jetzt gestern das Format gesehen, über anti-kurdischen Rassismus, das fand ich super stark, weil darüber reden wir auch, wir reden über Antisemitismus, wir reden über Rassismus, aber auch über die Islamfeindlichkeit der Deutschen, zum Beispiel reden wir kaum und wir reden eben auch gar nicht über anti-kurdischen Rassismus und das erweitert zumindest meinen Horizont sehr stark und ich finde es beeindruckend, dass ihr das auf TikTok und Instagram macht und nicht auf den alten neuen Medien, also YouTube oder per Newsletter oder Online-Magazin, euch ganz bewusst auf diese Stellenreformat und Plattform konstituiert. Was war euer Beweggrund? 

00:31:02.000 

Esra Karakaya: Also ehrlicherweise wären wir voll gerne auch viel stärker auf YouTube, also das verstehen wir auch absolut als eine Social-Media-Plattform, wo wir gerne stärker sein wollen würden, aber da sind die, da ist die Plattform-Architektur nicht gemacht für uns. Du musst dir vorstellen, als wir damals angefangen haben mit der Talkshow und damals hieß es ja noch BlackRock Talk, ey da waren wir auf eine, ich hab einen Kanal quasi neu eröffnet, null Follower, wir haben einen Klopper von 40 Minuten hochgeladen und das hat innerhalb von Tagen tausende Views bekommen, das war voll möglich, also es war damals möglich mit gutem Content, würde ich jetzt einfach mal behaupten, viele Leute zu erreichen, aber mittlerweile ist die Architektur so schwer, dass du mit wenig Content eigentlich nicht mehr viel reißen kannst. Als Vergleich, wir haben die letzten, das letzte Jahr über zum Beispiel, haben wir den gleichen Content auf allen drei Plattformen hochgeladen, YouTube, Instagram und TikTok. Während wir auf Instagram und TikTok ein Reichweitenwachstum von so 20, 30 Prozent verzeichnet haben, sind wir bei YouTube bei 0 Prozent geblieben. Also Insta und TikTok wächst mit demselben Content und YouTube ist einfach 0 Prozent. Also das ist schon mal, es ist also keine bewusste Entscheidung gewesen, dass wir sagen, YouTube ist nicht unsere Plattform, die laden da immer noch Sachen hoch, aber würden uns eigentlich wünschen, dass YouTube die Architektur so baut, dass wir dort nochmal präsenter sein können. Und Online-Magazin, ich glaube, das war, der Gedanke war so ein bisschen, warum soll ich eine Plattform bauen oder einen Hub oder etwas bauen, wo ich nochmal so viel Energie reinstecken muss, dass die Leute erst zu mir kommen, wenn ich doch direkt auf Social Media was produzieren kann. Ich verstehe natürlich auch, dass es voll seine Nachteile hat und es hat auch seine Vorteile, ein eigenes 

Online-Magazin zu haben. Aber das war so die ursprüngliche Idee von wegen, wie können wir am nächsten an den Leuten sein, die wir erreichen möchten. Und das war dann, okay, organischerweise let’s do Instagram und TikTok. 

00:22:57.000 

Raúl Krauthausen: Aber gleichzeitig macht euch ja super abhängig von den Algorithmen. 

00:23:00.000 

Esra Karakaya: Voll. Safe. 

00:23:02.000 

Raúl Krauthausen: Man kann euch ja richtig wegficken, wenn wir jetzt sagen politische Inhalte nicht mehr. 

00:23:07.000 

Esra Karakaya: 100 Prozent, 100 Prozent, das ist absolut, das ist krasse Abhängigkeit. Und das ist so ein zweistattiges Schwert, weil wir, weil Social Media, genau wie du beschrieben hast, uns hat das auch ja erlaubt, uns quasi sichtbar zu machen, unsere Themen sichtbar zu machen. Ich bin ehrlich mit dir, das hat ja damals, wir haben ja quasi als Kollektiv gestartet auf YouTube und da war ja meine Vorstellung so, ey, ich will voll gerne, am liebsten mit diesem Format zu den Öffentlich-Rechtlichen. Und das ist gar nicht so lange her, aber ich weiß nur ganz genau, wie wir damals gesagt haben, so, ey, mit Kopftuch, du kommst nirgendwo hin. Was für eine Moderation mit Kopftuch bei den Öffentlich-Rechtlichen, das wird nicht gehen. Und ich glaube, ohne Social Media hätte das niemals funktioniert. Das hat uns, und das ist total schön, das gibt uns voll die Möglichkeiten, wir können rausgehen, wir können über Sachen sprechen. Und natürlich, at the same time, ich krieg mal meine Krise, wie oft wir, es gibt keine Redaktionssitzung, es gibt keine Strategiesitzung, die wir haben, wo wir nicht darüber sprechen, wie können wir diese verfickten Algorithmen dribbeln, die rauben mir manchmal den letzten Nerv auf jeden Fall. Und ich kann es kaum erwarten, bis wir irgendwann eine Plattform haben, vielleicht im Web3 Space, I don’t know, irgendeine Plattform, die mir als Content Creatorin oder uns als Content Creator die Agency zurückgibt, unsere Community so zu erreichen, wie wir sie erreichen möchten. Es ist voll, ja. 

00:24:26.000 

Raúl Krauthausen: Und inwieweit ist zum Beispiel Steady da jetzt hilfreich? 

Also ihr finanziert euch ja teilweise über Steady, wenn ich das richtig gesehen hab. 

00:24:31.000 

Esra Karakaya: Ja, zu kleinem Teil. Ich würde sagen, Steady spielt jetzt nicht so eine große Rolle, um ehrlich zu sein. Wir hatten ursprünglich die Vermutung, dass wir voll krass skalieren könnten und da brauchen wir nur 1000 Mitglieder und dann können wir alle unsere Kosten decken. Aber das ist eine Theorie, die für uns nicht aufgegangen ist. Wir haben verschiedene Sachen getestet, über ein, zwei Jahre und haben dann irgendwann gemerkt, okay, ganz ehrlich, dieses Geschäftsmodell Steady, es geht für uns, das sind ja monatlich zahlende Mitglieder. Das geht nur bis zu einem bestimmten Punkt und das ist cool und das lassen wir dabei. Wir akzeptieren es und bauen jetzt andere Geschäftsmodelle auf. Deswegen hat es für uns im Bezug auf Social Media, das macht jetzt nicht so, das spielt nicht so eine große Rolle für uns. 

00:25:13.000 

Raúl Krauthausen: Und was sind jetzt eure Geschäftsmodelle? 

00:25:15.000 

Esra Karakaya: Wir arbeiten aktuell auf drei Ebenen. Wir haben einmal quasi weiterhin genau die monatlich zahlenden Mitglieder, Menschen, die einfach cool finden, was wir machen. Auf der zweiten Ebene sind das Content-Partnerschaften. Zum Beispiel arbeiten wir mit dem International Rescue Committee zusammen. Das ist eine weltweite Hilfsorganisation, mit der wir letztes Jahr angefangen haben zusammenzuarbeiten. Und dann ist es so, dass wir uns auf ein gemeinsames Thema einigen und dann übernehmen wir bei Caracat Talks die Recherche, die Redaktion, die Produktion, die Postproduktion, das Posten und dafür quasi bezahlen sie uns. Das ist dann quasi so eine Win-Win-Situation. Und das andere ist, dass wir immer weiter immer mehr TikTok-Workshops geben und gucken, wie können wir auch andere erstens Organisationen befähigen, sich besser aufzustellen. Und auf der anderen Seite, also eine Grassroots-Organisation, und auf der anderen Seite gibt es manchmal Organisationen, die schon da sind, aber noch nicht so die Leute erreichen, die sie erreichen möchten. Und da sind wir dann quasi, das ist so quasi unser drittes Standbein. 

00:26:16.000 

Raúl Krauthausen: Und du hast vorhin das Wort, ich finde es sogar Medienimperium genannt. 

00:26:20.000 

Esra Karakaya: Ich habe das gesagt? 

00:26:22.000 

Raúl Krauthausen: Jaja, oder auf jeden Fall hast du es in einem anderen Podcast auch gesagt. 

00:26:26.000 

Esra Karakaya: Das auf jeden Fall. 

00:26:27.000 

Raúl Krauthausen: Das Wort Medienimperium, das passt so gut, also einfach think big, dass man sagt, ja, warum nur ein Format, warum bauen wir nicht eigentlich eine ganze Wertschöpfungskette? Wie viele Leute arbeiten denn momentan bei Karakaya

00:26:44.000 

Esra Karakaya: Wir sind gerade zu sechs oder sieben. Ich muss mal kurz überlegen. Also wir haben einmal Gücha, ist im Backoffice, unterstützt mich in ganzen Sachen. Also alles, was so Verwaltung ist, Verträge, Buchhaltung etc. Hält da die Stellung. Jenna ist unsere Head of Operations und Strategy. Das ist so quasi, wir beide sind eher so das Kernstück, würde ich sagen. Wir gucken halt immer wieder, okay, was sind unsere nächsten strategischen Schritte? Wie wollen wir dieses Thema aufgreifen? Wie wollen wir jenes Thema aufgreifen? Dann haben wir zwei Redakteurinnen, Shoutout an Sonja und Jamilia. Das sind zwei Personen mit einer krassen journalistischen Fertigkeit. Und ich sage ganz ehrlich, unsere Arbeit, auch die Inhalte, die du siehst, die wären niemals so gut ohne die Arbeit von diesen zwei Personen. Und dann haben wir noch eine Social Media Person, die kümmert sich quasi um das Posten und Untertiteln, Caption, Community Management. 

00:27:35.000 

Raúl Krauthausen: Das ist halt alles Arbeit, ne? 

00:27:37.000 

Esra Karakaya: Voll. 

00:27:38.000 

Raúl Krauthausen: Das merkt man manchmal gar nicht, was da an Arbeit drinsteckt. 

00:27:41.000 

Esra Karakaya: Ein Video, was da alles reinfließt. Und manchmal holen wir uns ja auch noch Beratung dazu, weil wir merken, ey, wir sind hier ja 

nicht die Expert*innen, lass mal irgendwie nochmal eine abchecken lassen von draußen. Das ist schon, ja. 

00:27:51.000 

Raúl Krauthausen: Und also steckt ja hinter dieser Idee des Medien-Empiriums auch, dass es ja nicht nur darum geht, die Themen der, keine Ahnung, diversen Zielgruppen abzubilden. Also jetzt sind die bei Menschen mit Migrationshintergrund oder People of Color, sondern eben auch zu sagen, ja, aber das sollte dann auch von Journalist*innen mit Migration zu der Grunde geschehen und gemacht werden. Die sollten auch den Hut aufhaben und bestimmen, welche Themen gesetzt werden. Und vielleicht auch nicht nur diese Themen, sondern auch andere Themen, die die Kommune, die auch interessieren oder wichtig finden. Sodass es dann, wie du selber gerade gesagt hast, nicht nur um die Themen geht, sondern eben auch um das Ermöglichen von Karrieren von Journalist*innen, von Leuten im Backoffice, von Moderator*innen. Und man so anfängt überhaupt erst mal diese Grundlage zu legen, damit die auch in den großen Medien irgendwann mal eine Chance bekommen. 

00:28:52.000 

Esra Karakaya: Voll, und ich glaube, du reißt was voll Wichtiges an. Ich will erst mal noch hinzufügen, dieses Thema irgendwie Medien-Empirium, was ich nicht damit meine, ist, wir dominieren einen großen Marktanteil oder so. Ein Medien-Empirium ist für mich ganz klar eine Welt, wo wir, wo diejenigen, die eine sehr ähnliche Haltung haben, zusammenkommen und im kollaborativen Modell gemeinsam sich quasi ihren Raum nehmen. Und das sind Menschen, die nicht dafür stehen, dass nur Menschen mit Rassismuserfahrungen sichtbar sind hinter der Kamera und vor der Kamera, sondern dass Menschen da sind und sagen, ey, es geht prinzipiell darum, dass wir eine gewisse Form von Gerechtigkeit einfordern. Es geht prinzipiell darum, dass wir sagen, die Menschen, die bei uns in der Gesellschaft sind, die müssen auch vertreten sein in der Medienproduktion. Im Umkehrschluss, also für uns ist die Arbeit nicht getan, wenn wir auf einmal eine 30-prozentige Repräsentation haben von BIPOCs in Medienstrukturen. Ganz ehrlich ist so, ja, cool, könnte da sein, aber für mich ist das Thema nicht gelöst. Es geht viel, viel weiter. Wir möchten ja quasi, dass mehrere Lebensrealitäten sichtbar werden und sich das dann spiegelt in der Art und Weise, wie Nachrichten produziert werden. Weil tbh, lass uns mal die Nachrichtenlandschaft angucken. Ich ziehe sie mir nicht mehr rein, bin ich ehrlich, ich mache es nicht mehr. Und viele andere Menschen auch nicht mehr. Das ist statistisch, es ist ja mehr und mehr Thema, diese Nachrichtenmüdigkeit. Das sollte sagen, ey, Digga, das ist 

alles zu viel, das ist alles zu schwer. Und dass auch voll viele Menschen sich einfach nur entfremdet fühlen von der Art und Weise, wie über sie auch teilweise berichtet wird. Und ich glaube, ja, du hast angerissen, ein Medienimperium ist in meiner Vision etwas, wo viele verschiedene Menschen mit sehr viel Leidenschaft in der Lage sind, einen Kulturwandel anzutreiben, wo wir anfangen, vielleicht empathischer Medien zu produzieren und ein bisschen serviceorientierter. Also weg von dem, ich bin die Journalistin und ich habe das Handwerk und ich erkläre dir mal jetzt, wie es ist. Weg von dem zu was hast du gesehen? Was möchtest du mehr sehen? Ich merke gerade, dich bewegt etwas, was ist das? Geht es anderen Menschen genauso? Wie kann ich das spiegeln? Sollten andere Leute auch davon was wissen? Also merkst du weg von dem paternalistischen so ein auf, ich bin der krasse Baba, ich erkläre euch was rüber zu, ich bin sehr, sehr neugierig und gucke, wie ich euch supporten kann. Also eher so eine Facilitator-Rolle reingeht. 

00:31:17.000 

Raúl Krauthausen: Es kann mir vorstellen, dass es das, was früher in den Redaktionen hieß, wir müssen am Puls der Hörer*innen sein, wir müssen draußen auf die Straße gehen, wir müssen die Themen der Straße mitkriegen und das heißt dann, also wir haben weiterentwickelt zu, wir müssen die Hörer*innen mitnehmen, abholen, mitnehmen, freilassen. Das war dann, ich habe früher bei Fritz gearbeitet, das war lange dann so ein Mantra, dass man immer für jedes Reportagesstück, das produziert wurde, abholen, mitnehmen, freilassen gesagt wurde. Aber das führt manchmal für mich dann dazu, dass man dann doch, aber auch den Zuhörer*innen, wie du sagst, paternalistisch entgegentritt, dass man sagt, die Autoschrauber*innen aus Cottbus interessiert nicht, wann in Berlin Semesterferien sind, aber das ist eine Annahme, interessiert sie vielleicht erstens trotzdem. Oder aber warum interessiert die Studierenden in Berlin eigentlich nicht, weil die Autoschrauber*innen leben in Cottbus. Da kann man auch umdrehen. Aber auf der anderen Seite ist ja die Gefahr, wenn wir nur das machen, was wir glauben, dass die Hörer*innen wollen, dann ist das vielleicht auch Dinge, die wir nicht haben wollen. Also Nazi Talk oder so. 

00:32:30.000 

Esra Karakaya: Das hast du schön gesagt, voll. I guess, ich denke mal, es ist dann am Ende des Tages eine Balance von den Sachen. Aber ich glaube jetzt, von wo wir gerade kommen, ist es noch eher eine Tendenz von… 

00:32:40.000 

Raúl Krauthausen: Ja, voll. 

00:32:41.000 

Esra Karakaya: Da sind Communities, die sind komplett unterrepräsentiert, werden nicht gehört, werden nicht gesehen, werden über den Kamm geschärt. Und das macht mich richtig kirre, dass es immer noch teilweise so ist. 

00:32:51.000 

Raúl Krauthausen: Oder wenn man sie dann sieht, und da passe ich mir jetzt an meine eigene Nase, dann nur, weil sie sich so verhalten, dass sie von der Mehrheitsgesellschaft akzeptiert werden. 

00:33:03.000 

Esra Karakaya: Erklär mir das, was meinst du damit? Was meinst du mit dir an die alte Nase? 

00:33:06.000 

Raúl Krauthausen: Wenn du nicht zu krasse Forderungen stellst, oder wenn du nicht zu behindert bist, oder nicht zu schwarz, oder nicht zu… Verstehst du, was ich meine? Also ich kenne diese Debatte aus der B-Pop-Community, wo dann gesagt wird, ja, also so die wirklich Schwarzen, die sieht man noch weniger im Fernsehen als die, ich weiß gar nicht, wie man das nennt, „right passing“, die eher durchgehen. 

00:33:31.000 

Esra Karakaya: Mega interessant. Ja, ich vermute mal, dass es ein Thema, womit wir uns alle so ein bisschen befassen waren. Aber am Ende des Tages bin ich ja eher so, ey, wir brauchen uns alle. Wir brauchen uns alle. Ich brauche dich, ich brauche die Person, ich brauche diese Person. Und gemeinsam sind wir diejenigen, die quasi eine Kultur anregen. 

00:33:48.000 

Raúl Krauthausen: Mhm. Wie stehst du denn zu dem Begriff, da hadere ich selber als Mensch mit Behinderung so ein bisschen mit, da geht mit gesagt Experten in eigener Sache. Wir müssen Experten in eigener Sache anhören, einladen und so. Aber ich unterscheide immer noch zwischen Experten in eigener Sache und Experten. Also nur weil ich eine Behinderung habe oder nur weil du Migrationshintergrund hast, muss es ja nicht heißen, dass du nicht auch ableistisch oder rassistisch sein kannst. 

00:34:18.000 

Esra Karakaya: Voll. 

00:34:20.000 

Raúl Krauthausen: Ein Beispiel, das ich ganz oft höre, ist, ja, wir haben das geprüft von dem Nachbarn, der hat eine behinderte Tochter und die fand das gut. Und dann fragt sie, wie alt ist die Tochter, dann heißt es ja 16. Dann fragt sie mich, okay, kann sein, dass die das gut findet, aber sie ist vielleicht trotzdem keine Expertin im Bereich barrierefreies Bauen. 

00:34:40.000 

Esra Karakaya: Voll, ja. 

00:34:41.000 

Raúl Krauthausen: Also als Token benutzt zu werden, wie begehst du denn damit um? 

00:34:47.000 

Esra Karakaya: Also das ist so ähnlich wie das auch davor, wo ich meinte, boah, ich habe so ein bisschen den Luxus, dass ich mich nicht so sehr damit reiben muss, weil ich nicht in so klassischen Strukturen unterwegs bin. Also weil ich bin ja nicht angestellt bei irgendeinem Medienhaus oder ich bin ja nicht irgendwo einer anderen Organisation tätig, sondern bis zu einem bestimmten Grad sind wir unabhängig als Unternehmen, dass wir sagen können, ey, wir bauen uns unsere Welt, wir entscheiden selbst, mit wem wir zusammenarbeiten möchten. Ich spüre das am ehesten bei so Anfragen, wo ich, boah, ey, ich kriege manchmal so hart cringe Anfragen, ich bin so, Digga, guck dir doch mein Content an. Check doch erstmal, was ich mache und schick mir dann eine Anfrage. Ich bin so manchmal so, was geht in eurem Kopf, also was geht in dir vor? Was, also welche Bilder und welche Projektionen kommen bei dir auf einmal hoch, wenn du mich siehst, das finde ich voll interessant, weil ich manchmal Anfragen bekomme, wo ich dann irgendwie, ja, ich soll erzählen, wie es ist, als Migrantin Gründerin zu sein und ich bin so, first of all, I was fucking born and raised in Berlin und dann antworte ich meistens nicht, also bei solchen Anfragen, einfach ignorieren. Aber ich glaube prinzipiell, wenn wir solche Anfragen bekommen, so einen auf, hier, mach mal so einen auf, spiel uns mal unseren Token, entweder sagen wir einfach freundlich ab oder ich gehe halt zurück und sage, hey, das ist nicht so interessant für mich, aber ihr könnt mich gerne noch mal anfragen für, ja, Journalismus zu irgendwie Berichterstattung, Newsproduktion, Social Media, Gründung, es gibt viele Themen, für die ihr mich ansprechen könnt oder anfragen könnt. Also das ist so ein bisschen mein Umgang damit. Ich selber habe nicht so viele Berührungspunkte damit, versuch, dem quasi gut zu umgehen, du hast ein Management, ich habe ein Management, es ist ganz gut, dass wir da auch eine Vertrauensbasis haben, die mich dann da auch supporten. Natürlich 

gucken wir in unserer inhaltlichen Arbeit aber auch, das muss ich auch sagen, dass wir natürlich nicht tokenisieren, dass wir nicht irgendwie News rausballern und da irgendwie Cringe sind und Sachen reproduzieren, die wir selber nicht so geil finden. 

00:36:48.000 

Raúl Krauthausen: Aber auf uns wird ja kritischer geguckt als auf andere. 

00:36:52.000 

Esra Karakaya: Aber ja, meinst du jetzt in der Contentproduktion oder? Ja, auf jeden Fall. 

00:36:56.000 

Raúl Krauthausen: Also ich habe manchmal das Gefühl, dass die Leute dann erst recht gucken, ob wir nicht auch diese Fehler machen. 

00:37:03.000 

Esra Karakaya: Voll, ja safe. Und das ist aber auch so ein Thema, wo ich sage, bin there, done that. Früher habe ich mich aufgeregt, so boah, fucking nervt mich nicht, stellt mich doch nicht auf den Thron, ich mache hier doch auch meine Fehler. Aber mittlerweile auch da bin ich so, ich glaube, was vieles verändert hat, ist, dass ich mir so ein bisschen grundsätzlichere, grundsätzlicheren Herausforderungen stellen muss, wie zum Beispiel, wie bezahle ich die Gehälter am Ende des Monats? Ich habe Ausgaben. Und dann ist es für mich eine sehr schnelle, also mein Fokus verlagert sich schnell und mein Interesse verlagert sich sehr, sehr schnell, dass ich so auf der einen Seite anerkennen kann, wenn Leute ihre Sachen äußern, auf der anderen Seite sagen kann, wenn so ein Feedback von meinem engeren Umkreis kommt, von Leuten, die ich sehr, sehr lieb habe, dann ist es etwas, wo ich sage, okay, let’s talk about this, lass uns darüber sprechen, lass mich da nochmal reingehen und das wirken lassen. Aber wenn es nicht aus meinem vertrauten Kreis kommt, von den Leuten, wo ich sage, diese Menschen haben Expertise, bin ich so, I mean, ja, es ist halt am Ende des Tages, ist Social Media, Leute, that’s what makes it social, weißte was ich mein? 

00:38:11.000 

Raúl Krauthausen: Ja, hatte, der Zeit lang, nachdem du dann bei Alex TV quasi das Format ausprobiert hast, gab es eine Episode mit Funk. Und dann halte das plötzlich auf und das erinnerte mich an den Kanal „100% Me“, der auch von Funk betrieben wurde, wo das Thema Behinderung das Hauptthema war und auch plötzlich aufhörte. Und die Betreiber von Funk, die haben dann immer gesagt, ja, wir wollen das in die Fläche bringen, wir 

wollen die Vielfalt auch auf den anderen Kanälen, nicht in Sonderkanälen zeigen, sondern quasi dann auch bei True Doku und wie die anderen alle heißen. Und am Ende des Tages muss ich feststellen, hat aber nicht stattgefunden. Bist du wütend oder enttäuscht? 

00:39:00.000 

Esra Karakaya: Ehrlicherweise bin ich immer wieder wütend, wenn ich diese Sachen sehe und diese Wut ist zu 100% das, was unsere Arbeit befeuert. Der Grund, warum es Karakajatalk gibt, ist, weil wir nicht stattgefunden haben und weil wir immer noch nicht stattfinden in den Öffentlich-Rechtlichen. Und ich will nicht über die private Medienwelt sprechen, ey, die sind privat, sollen die machen, was sie wollen. Der öffentlichrechtliche Apparat, die Audacity, die Audacity, von jedem Haushalt in Deutschland Geld einzunehmen und sich mitunter damit finanzieren zu lassen und dann zu sagen, ey, nein, wir inkludieren einen großen Teil der Gesellschaft nicht, ja, natürlich mache ich mich für das wütend und es ist gut und es sollte noch mehr Menschen wütend machen. Und wir sollten diese Wut nehmen und transformieren in diese Kreativität, in diese Kreation, damit wir noch mehr solche Kanäle aufbauen können, damit wir Menschen befeuern können, unterstützen können, in Entscheiderinnenpositionen reinzuwachsen, wo sie dann an den Strukturen arbeiten können, die viel, viel inklusiver sind, die viel, viel nachhaltiger sind und zukunftsfähig sind. Das ist doch der springende Punkt. Tbh, heute 2024, Deutschlands Medienwelt, also die öffentlich-rechtliche Sender, der ist nicht zukunftsfähig. Der klappt weg, sag ich. Also wenn Leute der andere Meinung sind, please schreibt mir, ich bin richtig neugierig, warum ihr glaubt, dass die deutsche Medienwelt zukunftsfähig ist. Ich glaube es nicht. Ich glaube wirklich nicht. 

00:40:29.000 

Raúl Krauthausen: Gleich geht’s weiter. Wenn du diesen Podcast unterstützen möchtest, dann kannst du das mit einem kleinen monatlichen Beitrag tun. Im Gegenzug kannst du alle Folgen vorab hören. Und du wirst, sofern du das möchtest, hier im Podcast namentlich genannt. Alle Infos findest du unter www.im-aufzug.de. Ende der Service-Durchsage. Viel Spaß beim zweiten Teil der Folge. 

00:40:57.000 

Raúl Krauthausen: Wie lange wart ihr bei Funk? Ein Jahr, zwei? 

00:41:00.000 

Esra Karakaya: Eine Staffel, sechs Monate. 

00:41:02.000 

Raúl Krauthausen: Sechs Monate. Nur sechs Monate. What the fuck. Und was war die Begründung, dass es aufgehört hat? 

00:41:07.000 

Esra Karakaya: Äh, warte mal. Ich muss mich kurz dran erinnern, worauf wir uns geeinigt haben, was wir öffentlich sagen. 

00:41:14.000 

Raúl Krauthausen: Ah, okay. 

00:41:16.000 

Esra Karakaya: Ähm, unsere Wege haben sich getrennt. Das ist so die öffentliche Dings. 

00:41:21.000 

Raúl Krauthausen: Aber das Material durftet ihr behalten? 

00:41:23.000 

Esra Karakaya: Nee, die Kanäle haben nicht uns gehört. 

00:41:25.000 

Raúl Krauthausen: Ach krass. 

00:41:26.000 

Esra Karakaya: Nee, die haben den öffentlich-rechtlich gehört. Wir haben ja wieder von Null angefangen quasi. 

00:41:28.000 

Raúl Krauthausen: Und das ist so krass. 

00:41:30.000 

Esra Karakaya: Ja, guck mal, ich hab da mal zwei Meinungen zu. Ich glaube, es ist unheimlich schwierig, dass es so wenige Formate gibt, wo selbstverständlicherweise verschiedenste soziale Gruppierungen vorkommen. Ich glaube aber auch gleichzeitig, dass die zweite Ebene ist, dass es ganz richtig war für uns, als unabhängiges Unternehmen zu starten. Ich bin, weil ich merke hier jetzt auch nach drei, vier Jahren, ich bin Unternehmerin, I love it, das macht mir voll viel Spaß und ich gehe viel mehr auf als in einer Unternehmensstruktur, wo ich eine Mitarbeiterin bin. Und es war gut und es war richtig für uns. Und ich glaube, das ist gut. 

00:42:12.000 

Raúl Krauthausen: Okay, verstehe ich. Also ich versuche es mal in meinen Worten zu fassen, was mich wütend gemacht hätte. Also ich hab mich 

mehrfach beworben bei Funk, ich hatte ein paar Ideen. Und das hieß immer, ich bin zu alt. 

00:42:30.000 

Esra Karakaya: No way! 

00:42:32.000 

Raúl Krauthausen: Und dann dachte ich, ja okay, dann bin ich halt zu alt. Dann sehe ich andere Moderatoren und denke, ich weiß nicht, ob die jetzt so viel jünger sind. Vielleicht hat ihnen auch meine Idee nicht gefallen, völlig fair, gar keine Frage. Das haben sie mir aber nicht gesagt. Und dann sehe ich andere Formate, wie zum Beispiel 100% me oder euer Format und dann denke ich so, ja geil, da haben es welche geschafft. So diese gläserne Decke zu durchbrechen und dann auch mit dem Support von öffentlich-rechtlichen das finanziert zu bekommen und irgendwie auch, ja weiß ich nicht, was da alles noch mit dahin hergeht. Vielleicht sogar Rechtsberatung, wenn man sie gebraucht hätte oder journalistische Unterstützung. Und dann klappt die Zusammenarbeit nicht, aus welchen Gründen auch immer. Und dann behalten die die Community und treten dich letztendlich raus und du fängst wieder bei Neu an. Und dieses bei Neu anfangen und die ganze Arbeit, die die schon längst haben, nochmal selber 

aufzubauen, das ist doch genau das nochmal nachtreten. Und anstatt zu sagen, warum behaltet ihr nicht die 100.000 Follower und macht einfach damit weiter und ihr dürft es nicht mehr funk nennen, ist doch fair enough. 

00:43:41.000 

Esra Karakaya: Gehe ich 100% mit? 

00:43:43.000 

Raúl Krauthausen: Und das verstehe ich nicht, dieses Privileg verstehe ich halt nicht. Und ich habe, als wir bei den Sozialhelden, du weißt ja die Organisationen, die ich mitgegründet habe, irgendwann realisiert, wir sind die ganze Zeit dabei, Reportagen und Berichterstattung über das Thema Behinderung und Inklusion für die großen Medien als Protagonistinnen dabei zu sein. Und wir machen das auch, wir können das auch und machen das auch gerne. Aber am Ende haben wir immer die Reichweiten der anderen bedient und nie selber eigene Reichweiten aufgebaut. Und das haben wir über zehn Jahre lang gemacht und wir haben es aber nicht gesehen. Wir haben nicht gesehen, dass es auch unsere Reichweite hätte sein können oder unser Content hätte sein können. Und haben dann gesagt, wir wollen jetzt eine eigene Plattform bauen und die heißt jetzt die neue norm.de. 

00:44:36.000 

Esra Karakaya: Ach krass, so ist das entstanden. 

00:44:37.000 

Raúl Krauthausen: Ja, wo wir einfach gesagt haben, wir probieren das mal selbst jetzt einfach, die Inhalte, die uns interessieren als behinderte Menschen zu bearbeiten und zu platzieren. Und wenn jetzt Medien anfragen für ein Fernsehformat oder so, dann ist immer erst die Frage, kann das neue norm heißen? Und nicht raul Krauthausen oder nicht irgendwas auch. Und so entstand zum Beispiel der Podcast mit dem Bayerischen Rundfunk. Die wollten eigentlich einen Podcast mit mir, dann habe ich gesagt, nee, mach ich nicht mehr. Sondern es muss jetzt etwas Größeres sein. Etwas, was einen eigenen Namen trägt, was auch vielleicht die Kooperation überlebt mit dem Bayerischen Rundfunk. Weil es eben die neue norm.de gibt und das es aber 10, 12 Jahre Fehler gemacht haben, um das erste zu realisieren. 

00:45:30.000 

Esra Karakaya: Boah, ich habe so viele Gedanken dazu. Die erste Frage, die ich habe, ist, die neue norm, trägt sich das finanziell schon selbst? 

00:45:35.000 

Raúl Krauthausen: Natürlich nicht. Also das Geld finanziert durch den Verein und die Beratungsprojekte, die wir machen, das ist im Prinzip so ähnlich wie ihr. Wir beraten dann aber im Sinne von Inklusion und Barrierefreiheit. Durch die Kooperation mit dem Bayerischen Rundfunk gibt es natürlich ein bisschen Geld pro Folge, die wir produzieren. Und wir hoffen, dass das irgendwann genug Reichweite hat, dass dann vielleicht auch andere Lust haben, das zu finanzieren. 

00:46:05.000 

Esra Karakaya: Wie lange gibt es schon die neue norm? 

00:46:07.000 

Raúl Krauthausen: Vier Jahre. 

00:46:09.000 

Esra Karakaya: Interesting. Mega interessant. Guck mal, du meintest ja gerade so dieses Phänomen, dass Leute dann quasi für andere Sender oder Shows da sind und diese dann aufbauen, aber dann eigentlich rausgekickt werden und dann stehen wir so ein bisschen wieder bei Null da. 

00:46:24.000 

Raúl Krauthausen: Genau. 

00:46:26.000 

Esra Karakaya: Und ich frage mich halt so ein bisschen, braucht es, und ich weiß wirklich nicht die Antwort darauf, braucht es eventuell eine weitere Medienstruktur, die so ein bisschen über Content-Creator*innen geht, also Menschen, die sich vielleicht eher über Social Media aufgebaut haben? 

00:46:37.000 

Raúl Krauthausen: Ich denke schon. Und deswegen feier ich euer BIPOC Media Fest, weil ich denke genau in diese Richtung muss es gehen. Wir müssen jetzt quasi anfangen, Netzwerke zu bauen, so wie die neuen Medienmacher*innen, die neuen deutschen Medienmacher*innen und wo man quasi auch sagt, ok, dann bauen wir unsere Redaktionen selbst, dann machen wir das eben auf den Plattformen, die es gibt. Und ich hab Angst vor dem Algo, also ich mach mich ungern abhängig von TikTok oder Instagram-Algorithmen. Und deswegen bespielen wir gerade Podcast oder Newsletter, weil wir merken, das ist noch relativ algorithmusfrei. Und wenn dann mein Algorithmus was nach oben schießt, ist doch super. Aber ich will davon nicht abhängig sein. 

00:47:20.000 

Esra Karakaya: Ich glaube, womit ich am meisten struggle, weil ich gehe auch total mit, ja, es braucht, nee, nee, nee, warte mal, ich geh nicht mit. Das ist für mich immer noch eine Frage, ob wir quasi eine alternative Dings brauchen. Aber ich meine jetzt nicht so im Sinne von nur vernetzen, weil das BIPOC Media Fest, und das ist ja quasi ein Ansatz, um quasi Vitamin B so ein bisschen mehr zu pushen und das wir auch wirklich dann dort über strukturelle Hebel diskutieren. Das ist ja quasi so ein Event voll. Aber ich hab das tatsächlich ein bisschen anders gedacht. Bräuchte es eine Struktur, wo eigentlich zum Beispiel in die Tüte gesprochen, da sind dann zehn Content-Creator oder Journalist*innen oder halt Menschen, die irgendwie, oder Medienschaffende, zehn Medienschaffende, die dann in irgendeiner Rechtsform sind, wo dann eine Anwältin arbeitet. Und eine Buchhaltung und ein Management. Also wo dann quasi das so ein bisschen mehr runter zusammenkommt, damit wir eigentlich unsere Fixkosten untereinander aufteilen können. Weil die größte Herausforderung ist ja die Wirtschaftlichkeit. Die größte Herausforderung von Leuten, die Content kreieren und das aus Leidenschaft machen, ist, dass sie eigentlich noch zusätzlich lernen müssten, was es bedeutet, ein Geschäft zu führen. Und das sind zwei so krass Expertisen. Also allein schon Content kreieren, allein schon irgendwie journalistisch unterwegs sein, das ist ja schon ein Handwerk, da brauchst du ja Jahre, um so ein Feingefühl zu entwickeln. 

Und dann sollst du zusätzlich noch, zusätzlich dazu verstehen, Geschäftsperson zu sein. Also ich finde das voll schwierig und deswegen war so ein bisschen der Gedanke, braucht es so eine Struktur gleichzeitig, weiß ich aber selber natürlich nicht, wie würde man das aufbauen, also wie würde man damit auch Geld machen. Mein Gedanke, und ich bin jetzt neugierig, was du denkst, stell dir mal vor. Ja, es gibt ne Sitzung, ne wichtige Sitzung, da wird dann anerkannt, dass die Öffentlich-Rechtlichen ihrem gesellschaftlichen Auftrag nicht gerecht geworden sind in den letzten Jahren. Ihnen wird eine Laufzeit gegeben von drei Jahren, wo sie quasi Ziele implementieren müssen von einer Diversifizierung auf intersektionaler Ebene. Und wenn sie das nicht schaffen, dass ein Teil der Rundfunkbeiträge in alternative journalistische Unternehmen geht? 

00:49:35.000 

Raúl Krauthausen: Das wäre bold, das wäre bold, könnte man ausprobieren, es ist wahrscheinlich sehr viel politische Arbeit und ich nehme mal an, dass da ganz viele, keine Ahnung, Bundesländer mitreden wollen, in diesen Gremien will man eigentlich auch nicht sitzen. Rundfunkwerke.. Ich hab mich gefragt, ob man vielleicht, also zwei, drei Gedanken dazu, ich hab mich gefragt, ob wir uns nicht zusammentun müssten als Journalistinnen mit Vielfaltsmerkmal, weiß ich was jetzt ein guter Name wäre, aber so, wenn sie sich dafür interessieren und man verständigt sich darauf, dass es keinen Sinn macht, Doppelstrukturen zu bauen, dass jeder einen Anwalt hat und jeder eine Buchhaltung hat und jeder was auch immer, man vielleicht eine Art Kollektiv bildet oder Genossenschaft und dann jeder Journalistinnen der Arbeit nachgeht, die er oder sie sowieso macht und wir aber viel mehr über Cross-Promotion nachbilden. Also nicht, dass man quasi sagt, okay, Karakara Featuring, die neue Norm oder umgekehrt und wir droppen unsere Themen gegenseitig und bauen quasi so eine Art Funk, nur eben in divers. 

00:50:55.000 

Esra Karakaya: Also in meinem Kopf rattert es schon, was für einen nächsten Förderantrag wir dann stellen. 

00:50:58.000 

Raúl Krauthausen: Also Vorbild für die neue Norm bei Edition F. 

00:51:02.000 

Esra Karakaya: Ah krass krass. 

00:51:04.000 

Raúl Krauthausen: Wir haben gesagt, wir nennen es Arbeitschritte bei Edition I, also Edition Inklusion. Aber natürlich ist es Copy Paste, geht ja nicht vom Namen her, also haben wir das die neue Norm genannt, aber das war die Inspiration, wo wir gesagt haben, ja, warum, natürlich können Frauen auch Journalismus machen und wahrscheinlich ist es, keine Ahnung, weibliche Finanznachrichten auch anders und vielleicht sogar besser oder genauso gut wie männlicher Finanzjournalismus, aber natürlich haben Frauen zum Thema Finanzen auch was zu sagen und das Gleiche gilt natürlich für B-Pop und für Mensch mit Behinderung und wir müssen immer über unsere Diskriminierungserfahrungen sprechen. Wenn ich Podcasts höre mit Menschen wie dir oder mit Frank Jung oder mit Journalisten mit Vielfaltsmerkmal oder keine Ahnung Georgine Kellermann, die alle natürlich krasse Erfahrungen in ihrem Journalismuslaufband gemacht haben, auch in Bezug auf Rassismus oder Sexismus, dass in den Podcasts, in denen sie auftraten oder auftreten, immer die erste Frage ist, wann war denn, was war denn deine Diskriminierungserfahrung? Und man erklärt es natürlich, weil man höflich ist, ich hab das auch ganz oft gemacht und dann denk ich so, aber ich will doch wissen, wer ist Esra? Berlin Wedding, erzähl mir, von der Wolterstraße. 

00:52:27.000 

Esra Karakaya: Ja, fühl ich. 

00:52:29.000 

Raúl Krauthausen: Und das ist doch dann, was war dein Lieblingsessen als Kind? Das wären die Fragen. Oder wie bist du schon im Journalismus gekommen? Was für Medien hast du konsumiert. 

00:52:40.000 

Esra Karakaya: Voll. Aber ich glaube, das, und du gibst ja eigentlich auch schon die Antwort, die Art und Weise, wie wir Journalismus angehen, ist eben, weil wir halt diesen Background haben und sagen können, okay, this is how we don’t want to do it. Wir versuchen das eben anders nochmal zu machen, andere Einflugschneise zu finden. Ganz ehrlich, ich bin so, okay, wir kollaborieren, die neuen Normund Karakayatalks, was machen wir, sag mal, welches Thema? 

00:53:01.000 

Raúl Krauthausen: Weiß ich noch nicht, aber lass uns irgendwas, das ist jetzt auch so ein spontaner Gedanke, aber und wenn es nur das gegenseitige Features, wir hatten wieder einen Beitrag gemacht über 

Löhne in Behindertenwerkstätten, das ging bei uns in der Generation rum, wo wir einfach gesagt haben, so ja, genau. Und ich glaube, wir haben sogar geteilt, weiß nicht schon eine Weile her, aber das haben wir natürlich mitbekommen. 

00:53:31.000 

Esra Karakaya: Ja, guck mal, ich baller ja diese News raus mit der Redaktion zusammen, aber es gibt ja auch für mich immer so einen ersten Moment, wo ich die Sachen dann lese und ich bin dann immer so, no. No. 

00:53:42.000 

Raúl Krauthausen: Verlegen wir auf jeden Fall in den Show notes. 

00:53:43.000 

Esra Karakaya: Ja, dankeschön. Aber guck mal, wir beide quatschen nach dieser Aufzeichnung nochmal und wir machen das zusammen. Wir gucken mal, was für ein Thema und welche Themen. Also dass wir auch gucken, wie können wir, nun guck mal, wir reden jetzt darüber, es muss ja kein sein, ach ja, es wäre mal schön, sondern lass uns doch einfach mal angehen, wir probieren es aus, wir gehen in eine Kollaboration mehrfach und gucken, wie sich das organisch entwickelt, weil das, was organisch kommt, ist das, was wahrscheinlich am langfristigsten ist und am nachhaltigsten ist. 

00:54:15.000 

Raúl Krauthausen: Wir haben die Idee, die heißt „Themen Dienstag“, ja, also die Idee, eigentlich Dienst, wir wollten den mainstream Medien einfach eine Frage stellen, die sie selber vielleicht motiviert, selber zu recherchieren, ne, also wenn Medien uns anfragen, dann ist es immer die gleiche Erzählung, Berliner Hauptbahnhof ist nicht barrierefrei, wir brauchen einen Menschen mit Behinderung, der uns das erzählt oder was auch immer, weil die Frage ist, aber es ist immer die Frage, die eine nichtbehinderte Redaktion sich gestellt hat und wir haben die Idee, warum drehen wir die Fragen nicht mal um und sagen, wie kann es eigentlich sein, dass ein Verkehrsminister das zulässt, dass Bahnhöfe immer noch nicht barrierefrei sind, das ist eine andere Frage, oder wie kann es eigentlich sein, dass wir alle auf dem Weihnachtsmarkt Produkte für Behindertenwerkstätten kaufen, aber die man hinterfragt, und das auch noch gut finden, aber die man hinterfragt, wie da bezahlt wird, und dann hatten wir, ob der Website oder Themen Dienstag, da gab es den Hashtag, da haben wir Themen vorgeschlagen und kein einziges Thema wurde aufgegriffen, aber vielleicht funktioniert das unter uns, wenn wir uns Themen vorschlagen, also wenn ihr uns erzählt, dann wollen wir nicht mal 

was machen zum Thema antikurdischen Rassismus, oder hier, wir haben hier ein Thema, kann ihr das nicht verbreiten, das uns nicht so zumindest supportet quasi. 

00:55:38.000 

Esra Karakaya: Interesting. Und das ich dich richtig verstanden habe, ihr hattet so ein Thema Dienstag, wo ihr Themen hattet, die ihr an größere Medienhäuser und Redaktionen gepitcht habt. 

00:55:45.000 

Raúl Krauthausen: Also nur auf Twitter, wir haben das auf Twitter getwittert, und manchmal, wenn wir Redaktionsgespräche hatten, wir werden ja auch nicht alle eingeladen, dann haben wir denen Themen vorgeschlagen, und das fand meistens nicht statt. Boah, ich bin neugierig, 

00:55:58.000 

Esra Karakaya: ich bin neugierig, was passiert, wenn bei uns dieser Austausch stattfindet.Ja geil, finde ich gut, also meine leistungsorientierte Seite in mir ist gerade sehr happy und zufrieden und ist so cool, wir haben was geschafft. 

00:56:07.000 

Raúl Krauthausen: Ich Folge seit neuestem, dem Kohero- Magazin, kennst du die? 

00:56:12.000 

Esra Karakaya: Mhm, klar. 

00:56:13.000 

Raúl Krauthausen: Ich finde das richtig gut, dass die für mich aufbereitet, ich hab immer keine Ahnung wo der Batterie her hat, einfach immer rein Wein einschenken zu sagen, das und das ist wieder schief gelaufen, da und da wurde wieder nicht oder falsch berichtet, das erweitert auf jeden Fall auch mein Horizont. Shoutout für Kohero-Magazin, bzw. den Newsletter, feier ich auf jeden Fall sehr. 

00:56:35.000 

Esra Karakaya: Voll. 

00:56:37.000 

Raúl Krauthausen: Lass uns dann mal kurz über das BIPOC Media Fest reden. Was war denn eure Motivation, das Fest zu machen und was genau ist das eigentlich? 

00:56:46.000 

Esra Karakaya: Die ursprüngliche Motivation kam daher, dass ich immer wieder verschiedene Gespräche geführt habe mit Menschen aus der Filmbranche, aus der Journalismusbranche und aus dem Content Creation, die von ähnlichen Herausforderungen berichtet haben, ähnliche Lösungsansätze entwickelt haben und darüber nachgedacht haben, aber gar nicht miteinander vernetzt waren und für mich war das so, ok jetzt wird gerade dreimal ein ähnlicher Lösungsansatz entwickelt oder ich merke gerade krass, da ist ein voll interessanter Ansatz, wie zum Beispiel Regisseurin Mia Spengler mit ihrem Diversity Rider, die quasi mit einem Zusatz, einem vertraglichen Zusatz versucht ein Produktionsteam diverser, inklusiver und intersektionaler aufzubauen, dass sie das entwickelt hat und für sich ausprobiert, aber das gar nicht so bekannt ist in der Journalismuswelt oder in der Content Creation Welt und das war also der ursprüngliche Gedanke, ich glaube, es ist vielleicht ein guter Moment, das zusammenzubringen bzw. ich weiß nicht, ob du es mitbekommen hast, die Idee war ja schon länger da, dass wir merken, ey wir wollen die irgendwie zusammenbringen, aber der Moment, wo wir gesagt haben, ok, fuck this shit, wir machen das jetzt, ist total random, wir haben eine News gemacht zu dem Thema Till Schweiger und wie abusive er an Assets war und wir haben darüber gesprochen, wie eigentlich, ja er ist der Täter und gleichzeitig ist es ein ganzes System, was quasi das erlaubt hat, dass er so weit kommen konnte und so viel machen konnte und tun konnte und dann war am Ende eigentlich nur ein Shoutout an meine Habibis und habe so ein paar von meinen Leuten irgendwie im Hintergrund gezeigt, die irgendwie in der Filmbranche unterwegs waren und da meinten wir eigentlich nur, tag mal eure Leute und das ist dann so ein riesen Ding geworden, wo sich Leute gegenseitig getaggt haben, um sich selber zu supporten, wo wir gemerkt haben, ey da ist ein Bedürfnis da, Leute möchten sich austauschen, Leute möchten voll gerne zusammenkommen und wir wissen, es gibt Statistiken darüber, dass z.B. 70% der Führungsposition meistens durch persönliche Kontakte vermittelt werden, dass solche Informationen helfen uns dann zu verstehen, okay, lass uns doch gucken, wie wir heute Leute zusammenbringen, die dann vielleicht in einer langfristigen Beziehung bleiben, im Netzwerk bleiben, wo sie dann in 3, 5 oder 10 Jahren vielleicht anfangen, gemeinsam etwas zu machen, ein auf entspannt, jetzt nicht ein auf mach mal jetzt nächste Woche was, sondern so ey connected euch einfach mal. Ich will aber auch dazu sagen, natürlich ist es, ich will auch dazu sagen, dass dieses Netzwerken nicht unproblematisch ist, bis worin willst du Netzwerken und nicht jeder wird die Möglichkeit haben, auch da zu Netzwerken. Deswegen war ja der 

Ansatz, dass wir sagen, wir machen ein Event mit 100 Leuten, wir kommen da zusammen und in Workshops, nicht Panels, in Workshops sprechen wir über strukturelle und institutionelle Hebel, wie wir es schaffen, dass eine Medienlandschaft gerechter wird und zukunftsfähiger wird, in dem halt eine Mia Spengler da ist oder wie z.B. zwei Speakerinnen von Netflix da hatten, Maya und Denise, die gesagt haben, okay, how to Netflix, so könnt ihr eure Stoffe pitchen, damit sie wirklich auch von Streamern wie z.B. 

Netflix aufgegriffen werden. Also das ist so ein bisschen der Ansatz von Netzwerken, aber auch über handfeste Hebel sprechen und nicht nur auf Panels darüber reden, wie es gerade ist, weil everybody knows, everybody knows and it’s boring. 

01:00:05.000 

Raúl Krauthausen: Und das könnte man super gut ergänzen, zum 

Beispiel auch, das versuche ich zunehmend umzusetzen, wenn du Geld ausgibst, keine Ahnung, weil du ein Logo brauchst oder eine Zeit brauchst, such dir erstmal Leute aus deiner Community, die du zumindest dann finanziell supporten würdest, dafür, dass sie eine Dienstleistung machen, wenn es Foto machen ist oder, weiß ich nicht, jeder braucht ja irgendwann irgendwas, und dann stattdessen, dass man wieder die eigenen beauftragt, die man sonst immer beauftragt hat, einfach mal so zu Netzwerken, das kann auch schon sehr helfen. 

01:00:40.000 

Esra Karakaya: Aber ich glaube, es ist auch ein Signal mit dem Event gewesen, weil das, was du sagst, voll absolut und das schwingt mit. Aber ich glaube, was auch ein wichtiges Signal war, ist so ein bisschen an die Industrie von wegen, ihr verschlaft das gerade und wir warten nicht. Mach weiter, ist okay, mach euer Ding. Redet noch darüber, ja ja, irgendwann wird das schon so sein, irgendwann, das ist nur eine Frage der Zeit. Ja ja, glaubt euren eigenen Narrativen, währenddessen werden wir uns treffen, wir werden darüber sprechen und wir werden gucken, wie wir für uns unsere eigene Medienwelt bauen können. Natürlich, wo alle immer eingeladen sind, das ist unsere Welt, das ist auf jeden Fall inklusiv und offen, einladend, warm, aber wir werden nicht auf diejenigen warten, die jetzt in Machtposition sind und diesen Prozess komplett stoppen. Seit Jahren, bremsen seit Jahren. Ey, wenn ich in einer Position wäre, wo ich Entscheidungen treffen könnte, ich würde jetzt sofort sagen, Konsequenzen ab sofort für jede einzelne Person, die in einer Machtposition ist in der Medienwelt. Wenn die Person nicht in der Lage ist, inklusive Themen zu bespielen, wenn die Person es nicht schafft, sich gerechter aufzustellen, 

intersektionell aufzustellen, sich selber vorzubilden, habibi, dann bist du raus. Ich geb dir drei Jahre, mach keine Faxen. 

01:01:51.000 

Raúl Krauthausen: Du hast bei, ich glaub, du bist bei Edition F Podcast, vor zwei Jahren hast du mal gesagt, dass der Begriff Diversity Gänsehaut macht. 

01:02:01.000 

Esra Karakaya: Bäh, cringe. 

01:02:03.000 

Raúl Krauthausen: Wie meintest du das? 

01:02:05.000 

Esra Karakaya: Ich weiß nicht mehr, wie ich es damals gemeint habe, aber ich weiß, wie ich es heute meine. Diversity ist so ein, das ist so ein Performancebegriff, das können Leute benutzen, die keine Ahnung haben und sagen, ja, dem sind wir uns sehr bewusst, dass Frauen voll wichtig sind. Ja, die sollten auch mal manchmal was sagen dürfen. Punkt. Das ist für mich Diversity. Das ist eine Narrative von Menschen, die in Machtpositionen sind und eigentlich nur Diversity in so einer binären Struktur denken. Weiße Männer, weiße Frauen, aber die nicht quasi an verschiedene Genderidentitäten denken, die nicht an verschiedene Formen von Rassismen denken, die nicht daran denken, dass es so viele verschiedene Facetten vom Menschsein gibt und nicht glauben, dass diese Menschen es wert sind, in Machtposition zu sein. Deswegen ist für mich so Diversity ein, das ist so ein Trendbegriff, das ist so, ist für mich leer. 

01:02:57.000 

Raúl Krauthausen: Ja, also ich fühle, was du sagst und ich glaube, es gibt verschiedene Ansätze, wie man das bearbeiten könnte. Also einer wäre zum Beispiel zu sagen, also wenn man jetzt sagt, ok, warum ist die Nachrichtensprecherin nicht schwarz? So. Fair Frage, aber die Antwort wird sein, ja, wir haben keine gefunden. Und dann müsste darauf wieder die Antwort sein, ja, weil ihr nicht ausbildet. Ihr habt sie nicht ausgebildet, ihr habt sie nicht gesucht, ihr habt sie nicht gecastet und wenn ihr das nicht macht, dann werdet ihr immer diese Antwort haben, wir haben keine gefunden. Das heißt, man muss wahrscheinlich auch von ganz unten anfangen. Und die zweite Fehlannahme ist, dass das irgendwie so eine Art Checkliste ist, also dass man denkt, wann hat das irgendwann erreicht? Und selbst wenn wir 50 Prozent Frauen hätten, sind davon wahrscheinlich die meisten weiß. Und selbst wenn wir dann, keine Ahnung, selbst die 

POC-Quote erfüllt hätten unter Frauen, dann sind die meisten nicht behindert. Also das hört ja nicht auf. Und ich glaube, wir müssen einfach, dass er als etwa sehen, dass es ein permanenter Prozess ist, der Reflektion, wo haben wir vielleicht etwas nicht bedacht, ohne dass das ein vielleicht so ein Totschlag-Vorwurf ist, sondern einfach zu sagen, ja, dann müssen wir besser werden. 

01:04:19.000 

Esra Karakaya: Ja. Und ich würde dem eine Sache noch hinzufügen, weil ich glaube, diese Konversation von „Ihr recruitet sie nicht“ oder das muss von ganz unten anfangen, ich habe sogar das Gefühl, dass vor allem Medienhäuser da schon ein bisschen schon ankommen und sagen, ja ja, aber wir versuchen es ja. Also auch der WDR, der hat jetzt auf seine Ausschreibungs- Dings sind auf einmal so Comics mit Frau mit Kopftuch, wo ich so bin. Bruder? 

01:04:42.000 

Raúl Krauthausen: Wie viele habens denn geschafft? 

01:04:45.000 

Esra Karakaya: Richtig. Ein auf den. Und ich glaube, eigentlich geht es nicht darum zu sagen, nicht nur darum zu sagen, ey, wie schaffen wir die Zugänge einfacher zu gestalten, sondern aber auch, was ist das für eine Kultur? Was ist das für eine Kultur, die nicht die Notwendigkeit sieht, sofort Maßnahmen zu treffen, damit sich die Strukturen diversifizieren? Was ist das für eine Kultur, wo Menschen mit Marginalisierungserfahrungen reinkommen und dann nicht bleiben? Wie viele Leute kenne ich, die Rassismuserfahrungen machen innerhalb der Öffentlich-Rechtlichen und dann sagen, ich bin raus, ich kann es mir nicht mehr geben, ich bin jetzt lieber Freelancer als hier irgendwie drin zu arbeiten? Also es ist eine viel tiefer greifendere Frage, es ist eine systemische Frage und ich gehe total mit, erstens ist es eine ständige Selbstreflektion. Wir werden nicht einen Punkt erreichen und das ist der zweite Punkt, du meinst, das ist wie so eine Checkliste. Richtig, wir werden nicht an den Punkt ankommen. Das Ziel ist nicht zu sagen, jetzt haben wir es geschafft. Jetzt haben wir drei Schwarzköpfe in entscheidender Position. Es geht vielmehr darum zu sagen, okay, wie sieht es eigentlich heuteaus? Wie geht es den Leuten eigentlich? Haben wir eine Repräsentation unserer deutschen Gesellschaft? Weil ganz ehrlich, wie heute Deutschland aussieht, wird vielleicht in zehn Jahren ganz anders sein und dann sich nochmal zu fragen, okay, wie kommt das eigentlich? Und so eine Neugier zu kultivieren, eine gewisse Fehlerkultur zu kultivieren und dann aber auch 

sich selbst zur Rechenschaft zu ziehen. Also nicht nur dieses, ja, ich bin total offen und ich verstehe total und dann wird nichts anders gemacht, sondern dieses, ah, okay, voll interessant. Ja, anscheinend war das jetzt bei mir irgendwie, habe ich das irgendwie internalisiert, interessant. Lass uns doch mal irgendwelche Schritte benennen. Lass uns doch mal ganz klare Schritte benennen, die wir jetzt gehen können und hoffen oder auch dahin arbeiten, dass wir unser Ziel erreichen. Also weißt du, ich meine, das ist so eine Frage der Haltung. 

01:06:35.000 

Raúl Krauthausen: Da fände ich total interessant, jetzt zu Gast war vor ein paar Monaten, Tadzio Müller. Ich weiß nicht, ob du den kennst, Klimaaktivist, sehr strategisch unterwegs. Und der sagte, dass wir auch als Gesellschaft nicht gelernt haben, die Scham zu bearbeiten, die wir empfinden, wenn wir sexistisch oder rassistisch waren. Also ich als Mann, weißer Mann, mache garantiert sexistische und rassistische Fehler und wenn du mich darauf hinweißt, dann tut das so weh, dass wahrscheinlich der einfache Weg für mich wäre zu sagen, stimmt doch gar nicht. Anstatt zu sagen, ok, krass, muss ich mal in mich reinhören oder wie meinst du das? Also das habe ich als weißer Mann nicht gelernt. Du aber hingegen als Frau mit Migrationshintergrund und Diskriminierungserfahrung wirst das anders bearbeitet haben, die gleiche Situation und reflektierter und so. Aber wenn ich dich jetzt zum Beispiel zum Thema Ableismus konfrontieren würde, dann wäre das ja genauso wahrscheinlich unerfahren im Vergleich zu mir. Und wir haben das einfach nicht gelernt, dazu zu stehen und vielleicht auch sich zu entschuldigen oder verantwortungsvoll damit umzugehen. Und diese Trauerarbeit, wie Tadzio Müller das nennt, ist aber eigentlich das, was eine Gesellschaft braucht, um zu heilen. 

01:08:07.000 

Esra Karakaya: Wow, das hat die Person sehr schön gesagt. Wirklich. 

01:08:11.000 

Raúl Krauthausen: Er hat das übertragen auf Olaf Scholz. Wenn Olaf Scholz sich hinstellt zu sagen, dass er der Klimakanzler sei, dann muss ihm mal irgendjemand sagen, dass er es nicht ist. Man muss es ihm aber so sagen, dass er nicht trotzig wird. Und nicht gesagt, ja, ihr habt doch alle keine Ahnung und seid ihr immer in meiner Rolle und so. Denn diese Trauerarbeit, die er bräuchte, um zu realisieren, dass er wirklich kein Klimakanzler ist. Und das hat nichts mit Schuld zu tun. 

01:08:48.000 

Esra Karakaya: Voll. 

01:08:40.000 

Raúl Krauthausen: Ach, das fand ich super tief. Mir fehlen teilweise Worte, um das zu beschreiben, was ich empfinde. 

01:08:56.000 

Esra Karakaya: Boah, echt schön beschrieben, gehe ich mit. Ich finde den Ansatz unheimlich nachvollziehbar. Ich finde den gut, weil der hat so eine gewisse Weisheit, der hat so eine gewisse Reife und Nachhaltigkeit und so eine Fernsicht. Und ich glaube für mich ist es super wichtig, bei solchen Sachen aber eine gewisse Balance zu halten. Ja, ich gehe mit, dass dieses Vorwerfen und „du bist und du hast und du kannst nur“ glaube ich auch, dass das nicht erfruchtet. Glaube ich auch. Aber was ich nicht glaube ist, so mit Wattebällchen jemanden anfassen und dass die Person sich dann benehmen kann, wie ein Prinz, der gerade nicht möchte. Das funktioniert für mich nicht. Also es braucht eine Kombination aus Verständnis, Menschenkenntnis, Wärme, Liebe und Konsequenzen und Rechenschaft. Das ist für mich ganz klar. Ich bin so „I understand und ich verstehe, es ist hart für dich. Aber wenn du in drei Jahren das nicht schaffst, dann müssen wir Konsequenzen ziehen.“ Das ist glaube ich immer so ein bisschen die Balance. Dieses „Ja, strategisch kommunizieren, 100% gleichzeitig, let’s not get delusional.“ Diese Zeit haben wir gar nicht, diesen Luxus haben wir gar nicht zu sagen, wenn die Person dann mal ready ist, dann wird es vielleicht funktionieren. 

01:20:18.000 

Raúl Krauthausen: Das kann man sicherlich zeitlich limitieren, aber eben auch nicht erwarten, dass es sofort passiert. Da gehe ich mit. Jetzt mal Butter bei die Fische. Butter bei die Fische. Butter bei die Fische. Wie sieht es bei dir aus? Gibt es bei dir so einen Tag, wo du auch mal sagst, ey, fickt euch alle, ich gucke Netflix oder ich mache irgendwas ganz anderes? Ich habe das Gefühl, du bist so eine, die einfach gerne deine Projekte macht, hier Opportunities sieht und so. Aber kannst du chillen? Bist du gut im Chillen? 

01:10:50.000 

Esra Karakaya: Ich bin unheimlich gut im Chillen. Ich würde sagen, ich hatte so einen, ja, ich hatte 2020 nämlich und 21 solche Momente, wo ich dachte, ey, ihr könnt mich mal eine Kreuzweise, ich mache hier die fucking gesellschaftliche Arbeit. Aber natürlich überspitzt, ich nehme mich auch selber dabei auf die Schippe, wo ich dann einfach gemerkt habe, boah, das nervt mich alles, ich habe keinen Bock. Dann habe ich irgendwie nichts gemacht und bin dann so, immer so ein komplettes Geben und Aktivsein und dann ausgebrannt rüber dann zu, ich mache jetzt mal nur Netflix und 

klingt mich aus. Und ich würde sagen, mit Corona muss ich das dann sehr, sehr schnell lernen, wo ich dann nämlich nur noch im Homeoffice war und dann irgendwie 16 Stunden pro Tag gearbeitet habe, dass ich ganz klare Grenzen für mich ziehe. Super stark. Ich habe, das ist durchkalkuliert, dann und dann und dann arbeite ich und dann mache ich Feierabend, mein Arbeitshandy ist dann aus, ich habe dann mein privates Handy, wo nur meine Familie drauf ist, ich nehme mir viel Zeit mit meinen Leuten unterwegs zu sein. Ich habe für mich verstanden und will mich immer wieder daran erinnern, dass ausruhen für Menschen wie für dich und für mich, das ist kein Luxus, ein ausruhen ist für mich, ausruhen ist für mich meine Verpflichtung. Damit ich eine gute Geschäftsführerin sein kann, damit ich ein guter Teamlead sein kann, damit ich eine gute Journalistin sein kann, muss ich ausgeruht sein, ich muss in einer Balance sein. Deswegen würde ich sagen und das kann vielleicht in einem Jahr anders sein, jetzt gerade würde ich sagen, ich habe eine gute Balance, ich arbeite intensiv, effizient, effektiv, darauf achte ich und gleichzeitig chill ich effektiv, effizient auf meiner Couch. 

01:12:23.000 

Raúl Krauthausen: Effektives chillen. 

01:12:26.000 

Esra Karakaya: Richtig, richtig. 

01:12:28.000 

Raúl Krauthausen: Okay, aber wenn du jetzt dein Handy aufmachst, was ist deine App Bildschirmzeit? Also bei mir sind es immer zwischen 4 und 6 Stunden und das ist fucking viel. 

01:12:37.000 

Esra Karakaya: Okay, aber Handy, Bildschirmzeit ist ja auch Arbeit, was ich meine? 

01:12:42.000 

Raúl Krauthausen: Ja, aber das ist trotzdem zu viel. 

01:12:44.000 

Esra Karakaya: Also ich kann es von mir aus nicht sagen, weil ich mache kein Instagram, also auch nicht privat, ich bin nicht auf Instagram TikTok schon eher, dann bin ich da schon so ein bisschen am scrollen, aber das ist nicht das, was mir Energie gibt. Für mich ist Energie eher so mit Leuten unterwegs sein, Shisha-Bar, Kochen, unterwegs, also ich meine, ist das nicht so, ja ich habe das Gefühl, ich bin da eher so einfacher raus. 

01:13:09.000 

Raúl Krauthausen: Du trennst die Apps auch auf Arbeits-Handy und Privat-Handy? 

01:13:12.000 

Esra Karakaya: Voll, auf dem privaten Handy habe ich gar keine Social Media Apps, also ist alles, da ist halt, was habe ich da? Ich habe hier, nee habe ich wirklich nicht, ich habe hier den hier, kennst du dieses Spiel? Den hier, so mit diesen bunten Flaschen, die man zuordnen muss, das habe ich, WhatsApp, Call of Duty und das war es dann. 

01:13:30.000 

Raúl Krauthausen: Bist du eine Gamerin? 

01:13:32.000 

Esra Karakaya: Nee, nicht so viel, ab und zu mal. Du etwa? 

01:13:35.000 

Raúl Krauthausen: Nee, ich war mal, ich wünschte mir, ich hätte wieder diese Zeit und das Gerät dafür, ich habe ja Mac, da spiele ich ja nicht so verbreitet, aber früher habe ich da richtig Wochen lang gut zocken können. 

01:13:50.000 

Esra Karakaya: Geil, geil und wenn du jetzt nicht zockst, was machst du dann? 

01:13:54.000 

Raúl Krauthausen: Cross-Killen, Freunde treffen, was man also macht und diese Nicht-Hobbies. Hast du ein Hobby? 

01:14:00.000 

Esra Karakaya: Ja, ich habe so paar Hobbies. 

01:14:03.000 

Raúl Krauthausen: Aber sagt nicht Shisha-Bar, weil das ist jetzt kein Hobby. 

01:14:10.000 

Esra Karakaya: Okay, first of all, that is a hobby, okay. Also, also erstens Shisha rauchen ist ein Skill, das muss man lernen. Zweitens, ich spiele immer noch Klavier. Drittens, ich gehe auch gerne mal tanzen, so Salsa tanzen. Ich weiß nicht, Kisoma habe ich angefangen, war nett, aber ich glaube, ich bleibe bei Salsa. Ja, eine Zeit lang habe ich Roller Derby gemacht. 

01:14:30.000 

Raúl Krauthausen: Was ist das? 

01:14:32.000 

Esra Karakaya: Das ist so eine Frauensportart auf Rollschuhen mit so zwei Teams, kennst du das, die so im Kreis fahren? 

01:14:38.000 

Raúl Krauthausen: Ja, ja, ja. Wie kommt man auf sowas? 

01:14:42.000 

Esra Karakaya: Durch Freundinnen, die das gemacht haben und die meinten dann so, komm, mach mal mit. 

01:14:48.000 

Raúl Krauthausen: Die absurdeste Sportart, die ich gesehen habe, ist, wie heißt das mit so Stockpferden? 

01:14:56.000 

Esra Karakaya: Ich schwöre, ja, ich sterbe. I’m dead. Ey, das Leute das ernst meinen. 

01:15:00.000 

Raúl Krauthausen: Wie heißt daw? Das ist eine Sportart. Das ist ja wirklich Sport. 

01:15:09.000 

Esra Karakaya: Ey, we don’t judge, wir wollen nicht verurteilen hier niemanden, was immer dich glücklich macht. 

01:15:15.000 

Raúl Krauthausen: Okay, jetzt haben wir also gelernt, wie du chillst und wie du runterkommst, aber wenn du jetzt so das Gefühl hast, das bringt doch alles nicht, diese Perspektivlosigkeit, weil das System sich nicht verändert oder so viele Baustellen gibt, wie ziehst du dich dann aus diesem Teil wieder raus? 

01:15:34.000 

Esra Karakaya: Also, dass sich das System nicht verändert, ich habe dieses Gefühl selten, weil ich ja eben genau Karakaya Talks gegründet habe, weil wir ja immer wieder versuchen, eine Lösung zu sein, weißt du, was ich meine? Deswegen haben wir nicht so oft dieses systemische Problem, also wo ich sagen würde, das System verändert sich nicht, aber in den Feldern, wo ich sage, wo wir nicht testen, wo ich merke, ah, okay, das ist quasi ein Verantwortungsbereich, wo wir nicht wirken können, ich glaube, dann versuche ich mir, das zu sagen. Ich bin nicht hilflos und ich habe Agency und ich kann etwas machen und das ist dann teilweise so was 

wie, okay, meine Agency ist jetzt, ich kann Leute aus der Community anrufen, dann rufe ich an, sei es die muslimische Community oder andere Communities, also ich versuche mich in diesen Momenten daran zu erinnern, dass ich Agency habe und ich achte in solchen Momenten auch immer, dass ich ausgeruht bin, das ist voll wichtig, einfach nur ein bisschen schlafen, essen, weißt du, ein bisschen klarkommen und dann sich daran zu erinnern, weil at the end of the day, ich bin immer noch eine Person, die einen deutschen Pass hat. Ich will nur kurz sagen, ja, okay, manchmal ist hoffnungslos, aber ich glaube, so lange will ich gar nicht auf dem Gefühl bleiben. Wenn das Gefühl da ist, ich erlaube es, ich gehe über den Raum, aber dann will ich mich auch mal wieder daran erinnern, ich bin eine Person und ich habe Agency, ich habe einen Wirkungskreis, ich kann in meinem Umfeld was bewirken und ich mache das dann, auch wenn es das kleinste mini mini mini mini mini mini mini mini Pupsi Ding ist, ist scheißegal, da mache ich das. 

01:17:05.000 

Raúl Krauthausen: Aber das zeigt ja auch, was für eine Willenskraft in der steckt, ne? Also ich glaube, sich daran quasi wieder hochziehen zu können, das kann ja auch nicht jeder. Ich kenne dieses Gefühl, wie du das beschreibst, aber ich merke zum Beispiel, je länger ich da drin bin, desto schwerer fällt es mir, diese kleinen Momente noch zu wertschätzen. 

01:17:31.000 

Esra Karakaya: Ja, ich verstehe, was du meinst und ich muss sagen gleichzeitig, danke, dass du sagst, dass es meine Willenskraft ist, aber ich würde auch sagen, es ist viel die Energie von den Leuten, mit denen ich mich umgebe. 

01:17:42.000 

Raúl Krauthausen: Ja klar. 

01:17:44.000 

Esra Karakaya: Weil ich bin ja nur deren Abbild und die sind mein Abbild, weißt du was ich meine? Insofern ist es eigentlich auch wieder ein Community Ding, dass wir uns gegenseitig Energie zuschieben und gegenseitig supporten. 

01:17:53.000 

Raúl Krauthausen: Jetzt sind wir anderthalb Stunden aufzugefahren. 

01:17:56.000 

Esra Karakaya: Geil. 

01:18:00.000 

Raúl Krauthausen: Ich habe eigentlich zwei Fragen zum Ende. Eine Frage ist, gibt es irgendeine Organisation, eine NGO, die du jenseits der eigenen, unseren Hörer*innen oder Hörern empfehlen würdest, die man sich mal anschauen oder unterstützen kann? 

01:18:14.000 

Esra Karakaya: Yes, und zwar ist es und ich will direkt den Links mitgeben, Moment, ich will auch direkt ihre eigene Selbstbeschreibung mit erzählen. Also natürlich als journalistisches Unternehmen gucke ich viel auf andere journalistische Unternehmen und die Organisationen, die ich unheimlich empfehlen möchte und gut finde, ist das +972 Magazin ein unabhängiges Online- und Non-Profit-Magazin von palästinensischen und israelischen Menschen, die auch jetzt in der aktuellen Lage die ganze Zeit reporten. Das ist ein Ort, wo ich sage, wo ich dankbar bin, dass es sie gibt. 

01:18:46.000 

Raúl Krauthausen: Die packen wir aufjedenfall in die Show Notes. Ich finde es so geil, wenn Leute dann einfach so Sachen erzählen, die wahrscheinlich die wenigsten Leute kennen und dann dahinter sich auf Gold verbirgt. Das könnte man auch einladen in einem Podcast, das ist sicherlich interessant. Meine letzte Frage wäre, wenn jetzt die Aufzugstür aufgeht, wir haben Freitagabend, wo geht es für dich weiter? 

01:19:10.000 

Esra Karakaya: Für mich kommt gleich meine Cousine zu mir nach Hause und dann machen wir zusammen Lahana Sarmasi, Kohlladen, ich weiß nicht, ob ich das so übersetzen würde ins Deutsche, also es sind auf jeden Fall nicht so German Way Kohlrouladen, aber türkische Art Kohlrouladen, weil ich morgen Besuch bekomme und da hilft sie mir jetzt schon mal ein bisschen vor zu kochen. 

01:19:30.000 

Raúl Krauthausen: Cool, auch eine Art Hobby, kochst du gern? 

01:19:33.000 

Esra Karakaya: Ja geil, I love it, macht Spaß. 

01:19:35.000 

Raúl Krauthausen: Ich esse gern. 

01:19:36.000 

Esra Karakaya: Boah, ein Kombi. 

01:19:37.000 

Raúl Krauthausen: Oder? 

01:19:37.000 

Esra Karakaya: I like this. Ich glaube das funktioniert gut. 

01:19:40.000 

Raúl Krauthausen: Liebe Esra, das hat mir große Freude gemacht und ich finde es so schade, dass wir uns erst jetzt kennenlernt haben. 

01:19:47.000 

Esra Karakaya: I know, I know. 

01:19:48.000 

Raúl Krauthausen: Jetzt müssen wir alles nachholen. 

01:19:50.000 

Esra Karakaya: Machen wir. Vielen, vielen Dank für die Einladung, das war eine schöne Aufzugfahrt. Ein bisschen lang, aber ist okay. Ist okay. 

01:19:56.000 

Raúl Krauthausen: Das ist leider immer so, aber danke, dass du es mit mir in diesem eigenen Raum ausgehalten hast. 

01:20:04.000 

Esra Karakaya: Ich wünsche dir alles Gute. 

01:20:05.000 

Raúl Krauthausen: Grüße gehen raus an dich. 

01:20:07.000 

Esra Karakaya: Danke. 

01:20:08.000 

Raúl Krauthausen: Und eine schöne Zeit. 

01:20:10.000 

Esra Karakaya: Bis dann. 

01:20:14.000 

Raúl Krauthausen: Danke fürs Mitfahren. Wenn ihr mögt und euch diese Folge Spaß gemacht hat, bewertet diese Folge bei Apple Podcasts, Spotify oder wo auch immer ihr zuhört. Alle Links zur Folge sowie die Menschen, die mich bei diesem Podcast unterstützen, findet ihr in den Show Notes. Schaut da gerne mal rein. Wenn ihr meine Arbeit unterstützen möchtet, würde ich mich freuen euch bei Steady zu begrüßen. Mit einer Steady-

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Wenn ein Aufzug abstürzt, müssen wir hochspringen, um uns zu retten. Dieser Mythos hält sich hartnäckig. Zu diesem Szenario aus Albträumen kommt es aber gar nicht erst. Denn Aufzüge zählen zu den sichersten Transportmitteln überhaupt. Die meisten Aufzüge sind sogenannte Seilaufzüge, das heißt die Kabine hängt an mehreren Stahlseilen. Selbst wenn alle diese Seile reißen sollten, kann die Kabine trotzdem nicht abstürzen, denn die Aufzüge haben zusätzlich eine Fangvorrichtung, die die Kabine ab einer gewissen Geschwindigkeit bremst. Willst du noch mehr über Aufzüge erfahren? Dann steig bei uns ein. Unter schindler.de/karriere findest du viele Möglichkeiten, um mit uns ganz nach oben zu fahren. 

Das Bild zeigt eine Frau mittleren Alters, die in die Kamera blickt. Sie trägt ein goldenes Kopftuch und eine bordeauxrote Jacke mit aufwendigen Goldstickereien. Ihre Haut ist leicht getönt, sie hat volle Lippen, und auf den Wangen ist ein sanftes Rouge. Ihre Augen sind mit einem dezenten Eyeliner betont, und sie trägt goldene Kreolen. Sie sitzt in einem Innenraum mit grünen Pflanzen und warmer Beleuchtung. Über ihr ist der Text „Es hat mich abgefucked, wie Frauen mit Kopftuch dargestellt werden.“ – Esra Karakaya, Folge 54. Das Foto trägt die Unterschrift „Foto: Alex Kleis“ und den Hinweis „Finanziert durch Steady Mitglieder“.

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Dieser Podcast ist eine Produktion von Schønlein Media.
Produktion: Fabian Gieske , Anna Germek
Schnitt und Post-Produktion: Jonatan Hamann

Coverart: Amadeus Fronk

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