Wie gehen wir mit Veränderung um?
Arne Friedrich ist ehemaliger Fußballprofi, Nationalspieler und Gründer einer eigenen Stiftung. Seit vielen Jahren unterstützt er damit Kinder und Jugendliche, engagiert sich in der Hospizarbeit und sucht dabei immer die Nähe zu den Menschen. Im Aufzug erzählt er mir, wie sehr ihn diese Arbeit geprägt hat und warum Dankbarkeit das Motto seines Lebens ist.
Wir sprechen über den Profisport, über Disziplin, Ehrgeiz und die Schattenseiten, die ein Leben als Leistungssportler mit sich bringen – physisch als auch mental. Arne erzählt davon, wie er nach dem verfrühten Karriereende in eine tiefe Sinnkrise fiel, und wie er wieder heraus fand. Welche Rolle Freundschaften und ein Mentor dabei spielten und warum ihn heute philosophische Fragen nach dem Sinn des Lebens besonders beschäftigen.
Ganz heiter wird es, wenn wir über Boxtraining, Schachpartien oder einen Kindheitsmoment reden, in dem Arne auf dem Platz lieber Gänseblümchen pflückte, als zu mitzuspielen. Und seinen ganz besonderen Aufzugmoment, den er niemals vergessen wird. Aufzugtür auf für Arne Friedrich!
Arnes Empfehlungen: Rich Roll, Modern Wisdom, Huberman Lab
00:00:04,019 –> 00:00:21,640 [Steady]
Gibt es eigentlich berühmte Songs über Aufzüge? Tatsächlich gibt es einige und einer der bekanntesten erzählt von der Liebe im Fahrstuhl. Welcher das ist, erfährst du am Ende dieser Folge. Jetzt viel Spaß mit Raoul im Aufzug wünscht Schindler.
00:00:23,440 –> 00:02:24,660 [Raul Krauthausen]
Hey, bevor wir gleich loslegen, noch ein kurzer Moment. Weißt du eigentlich, dass du diesen Podcast direkt unterstützen kannst? Mit Steady hast du die Möglichkeit, uns mit einem kleinen monatlichen Beitrag unter die Arme zu greifen. Damit hilfst du uns nicht nur unabhängig zu bleiben, sondern sicherst dir auch vorab Zugang zu neuen Folgen. Und wenn du das möchtest, wirst du auch namentlich im Podcast genannt. Alle Infos findest du unter im minus aufzug Punkt de. Ein ganz besonderes Dankeschön geht diese Woche an unsere fantastischen Unterstützerinnen Jenny, Silja und Marc. Ihr seid die Besten. Wirklich. Jetzt aber viel Spaß mit der neuen Folge. Arne Friedrich ist ehemaliger Fußballprofi, Nationalspieler und Gründer seiner eigenen Stiftung. Seit vielen Jahren unterstützt er damit Kinder und Jugendliche, engagiert sich in der Hospizarbeit und sucht dabei immer die Nähe zu den Menschen. Im Aufzug erzählt er mir, wie sehr ihn diese Arbeit geprägt hat und warum Dankbarkeit das Motto seines Lebens ist. Wir sprechen über den Profisport, über Disziplin, Ehrgeiz und die Schattenseiten, die ein Leben als Leistungssportler mit sich bringen, physisch als auch mental. Arne erzählt davon, wie er nach dem verfrühten Karriereende in eine tiefe Sinnkrise fiel und wie er wieder herausfand. Ganz heiter wird es, wenn wir über Boxtraining, Schachpartien oder einen Kindheitsmoment reden, in dem Arne auf dem Platz lieber Gänseblümchen pflückte, als mitzuspielen. Und seinen ganz besonderen Aufzugsmoment, den er niemals vergessen wird. Aufzug, Tür auf für Arne Friedrich. Die Tür geht auf und der kommt rein. Ich freue mich wirklich sehr und ich muss auch gleich ein Geständnis machen: Ähm Ich habe relativ wenig Ahnung von Fußball, [lacht] aber umso mehr freue ich mich, dass ich jetzt mit einem wahren Profi darüber reden kann. Herzlich willkommen im Aufzug, Arne Friedrich.
00:02:24,660 –> 00:02:28,140 [Arne Friedrich]
Vielen Dank, Raul. Ich freue mich, bei dir zu sein im Aufzug.
00:02:28,140 –> 00:02:41,660 [Raul Krauthausen]
Ich folge, äh, deiner Arbeit, ähm, nicht nur als Fußballer, sondern auch als Stifter, äh, schon vielen Jahren auch-auch online, ähm, und finde es ziemlich beeindruckend. Ich habe jetzt zuletzt deinen Podcast gehört, ähm, Done to Dare.
00:02:41,660 –> 00:02:43,070 [Arne Friedrich]
From Done to Dare. From Done-
00:02:43,070 –> 00:02:43,780 [Raul Krauthausen]
Done to Dare. Ja, genau.
00:02:43,780 –> 00:02:49,620 [Arne Friedrich]
Das ist ganz interessant, weil mich-mich fragen die Leute auch: „Warum machst du einen Podcast mit einem englischen Titel auf Deutsch?“
00:02:49,620 –> 00:02:50,140 [Raul Krauthausen]
[lacht]
00:02:50,140 –> 00:03:41,340 [Arne Friedrich]
Und [lacht] die Antwort ist ganz einfach: Ähm, also From Done to Dare ist, ähm, ein Format, wo es darum geht, sich neu zu erfinden. Ich habe meine Karriere damals beendet und musste etwas Neues finden. Und als Fußballspieler habe ich etwas getan, was ich am besten konnte und was ich am liebsten gemacht habe. Und, ähm, bin dann sozusagen im Alter von vierunddreißig, ähm, in Anführungsstrichen Rentner geworden und musste mich neu erfinden. Und ich war zu der Zeit dann noch in Amerika auch und habe den Podcast auf Englisch begonnen und mit, äh, englischsprechenden Gästen. Und deswegen kam der Titel aus dem Englischen From Done to Dare. Aber jetzt mittlerweile bin ich in Deutschland wieder und mache eigentlich nur Aufnahmen, ähm, mit meiner eigenen Muttersprache und es macht mir viel Spaß. Deswegen auch du als Podcast-Host kannst da wahrscheinlich nachempfinden, wie viel Freude es bereitet, sich mit unterschiedlichen Menschen zu unterhalten.
00:03:41,340 –> 00:04:30,580 [Raul Krauthausen]
Das ist wirklich so. Ähm, und vor allem, es bietet ’n Anlass, ne, einfach auch mal mit Leuten in Kontakt zu kommen. Und ich hab jetzt, ähm, einfach mal da, mir deinen Podcast, äh, äh, zum, einfach zur Folge nach Zufall rausgesucht, um, ähm, da mal reinzuhören, gleich am Anfang und bin bei Elleni Frohmann gelandet, äh, die bei dir, äh, zu Gast war. Ist schon ’ne Weile her. Ähm, und ich fand das wirklich sehr cool, wie authentisch nahbar ihr miteinander auch über das Ende von Karriere redet und wie schmerzhaft das auch ist. Weil manchmal hab ich das Gefühl, wenn wir in den Medien über-über Sport sprechen, dann sind es immer nur die Erfolge oder die, die teilweise auch Misserfolge. Aber wir merken ja nicht, was das mit den Menschen macht. Und, ähm, da will ich gerne mit dir heute, wenn du magst, drüber reden.
00:04:30,580 –> 00:04:34,180 [Arne Friedrich]
Super gern. Da können wir tief eintauchen. [lacht]
00:04:34,180 –> 00:04:39,060 [Raul Krauthausen]
Hattest du schon mal, aber zum Anfangen, hattest du schon mal ’n awkward Moment in einem Aufzug?
00:04:39,060 –> 00:04:51,960 [Arne Friedrich]
Hmmm, keinen Awkward-Moment. Ich hatte einen sehr schönen, ähm, Moment, und zwar war das im vergangenen Jahr. Da war ich auf einer Veranstaltung mit Margot Friedländer, die ja jetzt vor, äh, Kurzem verstorben ist-
00:04:51,960 –> 00:04:51,980 [Raul Krauthausen]
Mhm.
00:04:51,980 –> 00:05:23,000 [Arne Friedrich]
-die Ho-Holocaustüberlebende und, äh, mit Düzen Tekkal, einer Menschenrechtsaktivistin. Und es war ganz witzig, weil wir waren alle super schön gekleidet. Ich hatte n Smoking an, die beiden in, in wunderschönen Abendkleidern. Und auf einmal ging die Tür auf und, äh, da war ein Fotograf, der um die Veranstaltung herum Fotos gemacht hat. Und der hat uns dann einmal abgelichtet. Und das war son Moment, der sehr spontan war. Es ist ’n ganz tolles Bild daraus entstanden. Und das war jetzt so ’n Moment, an den ich mich erinnere, aber ansonsten hab ich nicht so viel Erfahrung in Aufzügen. [lacht leise]
00:05:23,000 –> 00:05:24,620 [Raul Krauthausen]
Bist du eher der Trappengeher?
00:05:24,620 –> 00:05:40,720 [Arne Friedrich]
Ähm, ich versuche es zunehmend, ähm, schaffe es aber nicht immer. Aber ich bin sehr fitnessbewusst und deswegen [seufzt] oftmals nehme ich dann wirklich die Treppe. Manchmal bin ich aber auch einfach zu faul oder wenn ich irgendwelche Dinge zu schleppen habe, dann nutze ich ’n Aufzug. Warum gibt’s die sonst, ne?
00:05:40,720 –> 00:05:44,720 [Raul Krauthausen]
Was, was, was heißt denn, du bist sehr fitnessbewusst? Machst du jeden Tag Sport?
00:05:44,720 –> 00:05:54,360 [Arne Friedrich]
Ja. Also wenn ich jetzt nicht irgendwie, ähm, auf Reisen bin oder krank, was ja auch Gott sei Dank nicht oft vorkommt, dann mache ich jeden Tag Sport.
00:05:54,360 –> 00:05:58,919 [Raul Krauthausen]
Das heißt, hast du, du bei dir zu Hause so ’ne Anlage oder gehst du irgendwohin?
00:05:58,920 –> 00:06:51,416 [Arne Friedrich]
Neeein, ich gehe immer irgendwo ins Fitnessstudio. Also ich hab mir auch nachm Fußball neue Sportarten gesucht, weil mein Knie-Durch den Profisport ziemlich lädiert ist. Also ich habe angefangen mit dem Boxen. Ich bin leidenschaftlicher Boxer, aber wie gesagt auf Amateurniveau und das macht mir aber unglaublich viel Spaß. Ich gehe ins Fitnessstudio, ich fahre Fahrrad, ähm, ich gehe auch laufen, wenn es mal geht mit meinem Knie, aber dann immer nur ganz kurz. Ähm, also ich versuche schon viel Abwechslung reinzubringen, aber für mich gehört Sport einfach dazu und, ähm, ich bin sehr dankbar, dieses Privileg auch leben zu dürfen, ähm, eben auch Sport machen zu können. Ähm, ich versuche mich da auch immer wieder bewusst dann zu erinnern. Ich arbeite auch in meiner Stiftung viel mit Menschen, die diese Möglichkeit nicht haben, gerade auch, äh, bei der Kinder- und Jugendhospizarbeit. Und das sind Dinge, die mir dann auch immer wieder die Augen öffnen und diese Dankbarkeit eben auch zu empfinden, Sport machen zu können.
00:06:51,416 –> 00:06:53,496 [Raul Krauthausen]
Wobei Schach ja auch Sport sein kann.
00:06:53,496 –> 00:06:57,056 [Arne Friedrich]
Auch das spiele ich [Lachen]. Können gerne mal ’ne Partie spielen.
00:06:57,056 –> 00:07:04,316 [Raul Krauthausen]
Oh Gott, ich bin so’n lausiger Schachspieler. Aber wir können’s mal versuchen. Du würdest, also, würdest du mich auf jeden Fall schlagen?
00:07:04,316 –> 00:07:14,496 [Arne Friedrich]
Ja, das, äh, würde ich– Ja, also es ist alles möglich, ne. Aber ganz das Wichtige ist aber auch, ähm, ich bin zwar ’n sehr wettbewerbsfähiger Mensch und ich liebe Wettbewerb, aber-
00:07:14,496 –> 00:07:16,156 [Raul Krauthausen]
Kannst du verlieren?
00:07:16,156 –> 00:07:33,396 [Arne Friedrich]
Ja, schon. Mittlerweile schon als Kind nicht. Also das hat mir meine Mutter mal gesagt, als Kind war ich ’n lausiger Verlierer, aber da hab ich auch alle, alle Regeln versucht zu, zu stretchen. Aber mittlerweile kann ich ganz gut verlieren. Mir geht’s in erster Linie darum, ’ne gute Zeit zu haben. Aber wenn es um etwas geht, dann möchte ich schon gewinnen.
00:07:33,396 –> 00:07:38,036 [Raul Krauthausen]
Ja, der Ehrgeiz ist ja wahrscheinlich auch wichtig, wenn man Profisportler…
00:07:38,036 –> 00:08:18,716 [Raul Krauthausen]
Meint Cousin hat, äh, jahrelang Leichtathletik in seiner Jugend gemacht, ah, und hatte sich dann auch, glaube ich, beworben oder fast qualifiziert für damals die Olympischen Spiele. Ähm, und er hat sie um eine hundertstel Sekunde aber es nicht gepackt und, ähm, hat mir dann aber, äh, erzählt, das war dann für ihn auch der Schlu-, Entschluss aufzuhören mit der Leichtathletik und hat aber den Ehrgeiz benutzt, um sich andere Dinge beizubringen. Ähm, zum Beispiel, äh, Musikinstrumente oder Zaubertricks oder Clownerie. Hat es quasi einfach diese Energie umgemünzt und das habe ich immer sehr, sehr beneidet.
00:08:18,716 –> 00:09:17,616 [Arne Friedrich]
Ja, man muss immer ’n bisschen aufpassen. Ähm, ich bin auch ’n sehr disziplinierter Mensch, sehr ehrgeizig, äh, durch den Sport bedingt. Aber gerade im Privatleben ist es, bringt es auch immer eine Gefahr mit sich, ne? Weil dieses: „Ich möchte mein, meine Leistung kontrollieren, ich möchte mich selber kontrollieren, um den bestmöglichen Erfolg zu erzielen.“ Das geht im Privatleben natürlich auch nicht immer gut, ne? Dieses, ähm, also auch, äh, ich hab ’ne Freundin, die ist auch Sportlerin, ähm, die ist Tänzerin und bei der ist das auch sehr extrem ausgeprägt, dieses immer wieder, ähm, ja, diszipliniert zu sein, Dinge tun, ’n gewissen Outcome zu erwarten. Aber im Leben ist es manchmal eben auch so, dass man vielleicht nicht alles kontrollieren kann und dass man auch einfach mal locker an eine Sache rangehen muss. Also es hat immer zwei Seiten, äh, einer Medaille, aber ich bin schon dankbar, dass ich grundsätzlich dieses, ähm, ja, dieses Gen in mir habe, schon, ähm, das Beste aus mir rausholen zu wollen, auch, äh, wettbewerbsfähig zu sein. Und ohne diese Themen hätte ich’s wahrscheinlich auch im Fußball nicht so weit geschafft.
00:09:17,616 –> 00:09:29,496 [Raul Krauthausen]
Barack Obama hat mal in, äh, in einer Talksendung, äh, erzählt, dass seitdem er Präsident ist, [Schmunzeln] er nicht mehr gefoult wird beim Basketball.
00:09:29,496 –> 00:09:38,256 [Raul Krauthausen]
Also weil einfach die Leute Angst haben, ’nen Präsidenten zu verletzen. Wenn du jetzt, äh, zum Boxen gehst, trauen sich die Leute einen Arno Friedrich zu boxen?
00:09:38,256 –> 00:09:42,896 [Arne Friedrich]
Ja, das schon, definitiv. Manchmal wollen sie dann ja auch extra zeigen, wie stark sie sind.
00:09:42,896 –> 00:09:43,836 [Raul Krauthausen]
Ah ja, okay.
00:09:43,836 –> 00:09:53,136 [Arne Friedrich]
Das kommt auch noch mit dazu. Aber ich kann mir auch vorstellen, dass Barack Obama, wenn er nicht nur gegen Freunde spielt und gegen irgendwelche republikanischen Anhänger, dass er da auch gefoult wird.
00:09:53,136 –> 00:10:06,376 [Raul Krauthausen]
Also er hat erzählt, dass, ähm, die Leute, das waren dann seine Freunde, gegen die er gespielt hat, dass das, äh, tatsächlich auch schwierig ist, wenn dann die Bodyguards am Spielfeldrand stehen, die dann auch unterscheiden müssen zwischen Foul oder Attentat.
00:10:06,376 –> 00:10:07,056 [Arne Friedrich]
Ja.
00:10:07,056 –> 00:10:13,616 [Raul Krauthausen]
Gar nicht so einfach wahrscheinlich. Und deswegen war das alles ein bisschen langweilig für ihn. Der, der, der Wettbewerb hat gefehlt.
00:10:13,616 –> 00:10:15,376 [Arne Friedrich]
Raul, gut, dass wir diese Probleme nicht haben.
00:10:15,415 –> 00:10:18,096 [Raul Krauthausen]
Ja, wirklich.
00:10:18,096 –> 00:10:26,496 [Raul Krauthausen]
Ähm, lass uns über deine Kindheit reden. Du hast, ähm– Erinnerst du dich an dein erstes Fußballerlebnis als Kind?
00:10:26,536 –> 00:11:29,956 [Arne Friedrich]
Ähm, ich erinnere mich an ein Spiel. Ich weiß nicht, ob’s das Erste war. Das muss ich auch dazu sagen, weil ich hab früh angefangen mit dem Fußball. Ich glaub, ich war irgendwie fünf Jahre alt. Aber, ähm, ich kann mich erinnern, dass wir gespielt haben und dass ich mich dann irgendwann während des Spiels einfach hingesetzt habe auf den Rasen und eine, ein kleines Gänseblümchen gepflückt habe. Also so ging es, so ging es los und, äh, das war eigentlich, äh, ’ne schöne und süße Anekdote, wie ich finde. Denn wenn man, wenn ich mal überlege, dass aus diesem Spaß, aus dem Fußball, aus etwas nicht ernst zu nehmen, ähm, irgendwann der Beruf ko– herauskommt und dann auch nicht immer Spaß ist, sondern auch viel mit Druck, ähm, sozusagen auch in Verbindung gebracht wird, das ist ja so wie in jedem Job, ähm, dann ist es interessant, so ’ne Entwicklung mal zu sehen. Aber das war noch so die Zeit, da hat alles Spaß gemacht und dann wurden wir auch schon mal vom Trainer zu ’ner Pommes eingeladen nachm Spiel, wo dann auch einfach mal ’n bisschen locker gelassen wurde. Das geht im Profisport natürlich nicht. Oder geht schon, aber eher selten.
00:11:29,956 –> 00:11:41,135 [Raul Krauthausen]
Und, ähm, hast du deine Jugend dann– Du hast wahrscheinlich deine Jugend überwiegend auf dem Fußballplatz verbracht. Hast du das Gefühl, da ist dir aber auch was verloren gegangen?
00:11:41,136 –> 00:13:21,436 [Arne Friedrich]
Eigentlich überhaupt nicht. Also nachher war das schon so, ähm, als es so ’n bisschen professioneller wurde beziehungsweise auch, als bei mir, ähm, klar wurde, dass ich schon Talent habe. Es ist schon so, dass natürlich viel Training anstand. An den Wochenenden wurde immer gespielt.Und klar könnten Menschen jetzt sagen, ich hätte dann irgendwelche Partyzeiten verpasst, aber ich bin überhaupt kein Partymensch und ich habe das überhaupt nicht vermisst. Und auch bis heute ist das gar nicht meine Welt. Ähm, da gehe ich lieber schön was essen oder mich mit Freunden treffen oder irgendwo mal Live Music anhören oder so, aber ich bin überhaupt kein Partytyp. Also von daher habe ich nichts verpasst. Aber es ist schon so, dass auch in jungen Jahren schon eine gewisse Disziplin, äh, Disziplin eingefordert wurde und ich mir die auch antrainieren musste und auch, ähm, in Richtung meiner Eltern, weil heute kann ich das so ein bisschen besser einschätzen. Ähm, ich bin sehr dankbar, wie viel sie auch, äh, aufgegeben haben für mich, weil sie mussten mich immer irgendwie zum Training fahren und das war jetzt nicht nur einmal die Woche. Sie mussten mich zu Spielen mit begleiten. Also da hängt schon eine Menge mit dran, was man eigentlich so nicht sieht. Und du hast es ja eben auch schon kurz angesprochen mit dem Fußball, dass die meisten Menschen immer nur so diese schöne Spitze des Eisbergs sieht. Aber was da drunter alles stattfindet, das bekommen die wenigsten mit. Ähm, auch die, die Momente, in denen es einem vielleicht nicht so gut geht oder auch wenn man es sich mal nicht so gut fühlt und dann trotzdem zum Training muss oder zum Spiel. Ähm, später dann der Druck, dann die vielen, ja, Menschen, die besser wissen, wie Fußball zu spielen geht et cetera. Da sind ja viele Themen dabei, aber in der Kindheit war das eigentlich überhaupt nicht der Fall und da stand eigentlich nur der Spaß im Vordergrund.
00:13:21,436 –> 00:13:30,816 [Raul Krauthausen]
Das heißt, deine Eltern haben an dich geglaubt, äh, äh, in der sportlichen, äh, Karriere. Gab es auch andere, die an dich geglaubt haben? Hattest du ein Vorbild oder so?
00:13:30,816 –> 00:14:29,316 [Arne Friedrich]
Ähm, ganz interessant, weil ich hatte meine Mutter mal gefragt, ähm, ob sie irgendwelche, ob sie irgendwie erwartet haben, dass ich irgendwann mal Fußballprofi werde und wie sie überhaupt mit mir umgegangen sind. Und sie meinen, sie hätten mich nie unter Druck gesetzt. Sie haben mich immer spielen lassen und wenn ich nicht gewollt hätte, hätten sie überhaupt kein Problem damit gehabt. Das heißt, sie hatten keinerlei Erwartungen und das finde ich im Nachhinein auch echt schön, weil das zeigt, dass ich von mir aus auch immer wieder zum Training oder Spiel wollte. Meine Mutter hatte mir auch mal einmal erzählt, dass ich als, äh, ja als kleiner Junge immer krank war und mein Team hatte ein Spiel und ich wollte trotzdem hin. Ich hatte so ein bisschen Fieber und hab dann meine Mutter gebeten, ob ich mitkommen darf zum Spiel. Dann hat sie gesagt: „Ja, aber du bleibst draußen.“ Und dann lag unser Team irgendwie zwei null zurück und dann habe ich meinen Trainer gebeten, mich doch bitte einzuwechseln. Und dann hab ich, äh, noch eine Halbzeit spielen können. Und, ähm, das zeigt einfach so ein bisschen auch so die Liebe und Leidenschaft, äh, fürs Spiel. Aber eben auch, dass meine Eltern mich nie gezwungen haben, irgendetwas zu tun.
00:14:29,316 –> 00:14:38,076 [Raul Krauthausen]
Ich hab ja ein Interview gelesen mit dem Vater von Greta Thunberg. Ähm, [Schmunzeln] und der hat, äh, in, in dem Interview
00:14:38,076 –> 00:15:08,276 [Raul Krauthausen]
mit, mit seiner Tochter auch so ein bisschen scherzend irgendwie gesagt: „Hättest du doch bloß Fußball gespielt, statt jetzt Klimaaktivistin zu werden?“ Weil er war dann auch so die fünfzig, sechzig und, äh, musste dann quasi mit ihr, äh, zu den wildesten Aktionen irgendwie fahren, weil sie noch nicht, äh, äh, volljährig war, um dann quasi sie zu begleiten. Und der meinte, das ist jetzt auch ihm an– körperlich an die Substanz gegangen, wenn er dann irgendwo zelten sollte oder so. Äh, fand ich ganz interessant.
00:15:08,276 –> 00:15:08,526 [Arne Friedrich]
Ja, ich hatte-
00:15:08,526 –> 00:15:10,476 [Raul Krauthausen]
Dass die Eltern auch aufgeben, ne, oder?
00:15:10,476 –> 00:16:06,736 [Arne Friedrich]
Total. Total. Ich hatte, äh, auch ein-einmal Beate Wagner bei mir zu Gast im Podcast. Das ist die Mama, ähm, von zwei, äh, deutschen Basketballprofis in Amerika, von Franz und Moritz Wagner. Und, ähm, das war auch total interessant. Ich habe extra auch sie gebeten, in den Podcast zu kommen, um mal so die Mutterperspektive zu schildern. Und das ist eine ganz tolle Familie. Ich hab sie alle kennenlernen dürfen. Ähm, und auch da kam wieder raus, wie viel Aufwand eigentlich betrieben wurde, aber auch in ihrem Fall, wie wenig sie auch, äh, die beiden gezwungen hat. Also da war auch wirklich alles so auf, äh, auf Freiwilligkeit und da war es auch eher so, dass die Jungs immer spielen wollten, egal was war, auch wenn die Halle mal zu war. Ist immer ganz interessant, so diese, diese Ver– Unterschiede zu sehen, weil es gibt ja auch Eltern, die sehr helikoptermäßig unterwegs sind, die versuchen alles irgendwie mit voranzutreiben. Also da gibt es unterschiedliche Wege. Ich bin dankbar, dass meine Eltern eben auch sehr, sehr locker waren.
00:16:06,736 –> 00:16:11,616 [Raul Krauthausen]
Hat, äh, dein Aufwachsen auf dem Land dich in der Hinsicht geprägt, oder?
00:16:11,616 –> 00:16:12,356 [Arne Friedrich]
Boah, das ist super schwer z-
00:16:12,356 –> 00:16:14,076 [Raul Krauthausen]
Weil es halt wenig Alternativen gab?
00:16:14,076 –> 00:16:58,816 [Arne Friedrich]
Es ist super schwer zu sagen. Also ich würde, ich würde mal behaupten… Boah. Guck mal, damals gab es ja jetzt auch noch nicht so wirklich Handys oder Smartphones und irgendwelche Instagram-Accounts. Ich glaube, da bin ich sehr, sehr dankbar für, weil das ja schon auch echt ’ne Menge Zeit in Anspruch nimmt und dass irgendwie da auch fast jedes Kind mit irgendwie aufwächst. Ähm, ich bin dankbar, dass ich auf dem Dorf grog-großgeworden bin. Ich hab eigentlich nur Fußball gespielt oder war draußen irgendwo, bin auf Bäume geklettert. Und klar, ich hatte jetzt nicht so viele Möglichkeiten wie in Berlin, in der Stadt, in der ich jetzt gerade lebe. Aber ob das dann ’n Unterschied gemacht hätte, wenn ich jetzt hier aufgewachsen wäre? Schwer zu sagen. Hätte trotzdem klappen können, aber im Nachhinein, ich bin schon dankbar, äh, für die Zeit, die ich auf dem Dorf hatte.
00:16:58,816 –> 00:17:26,235 [Raul Krauthausen]
Rund um 2006, glaube ich, war das. Da war ja hier großes Fußballfieber. [Schmunzeln] Ähm, und da hab ich ein Interview gelesen, ja, ich glaub, es war mit Franz Beckenbauer und der meinte, dass, ähm, sie in der Lage sind, jedes Talent, das spielt zu finden in Deutschland, ähm, weil einfach die Strukturen so gut sind mit den Vereinen, mit den Scouts und so weiter und so fort. Würdest du sagen, das stimmt?
00:17:26,236 –> 00:18:19,980 [Arne Friedrich]
Auf alle Fälle. Und mittlerweile auch nicht nur in Deutschland, sondern überall auf der Welt. Es gibt unglaublich große Scouting-Netzwerke. Es gibt Plattformen wie Y-Scout. Das ist ’n Scouting-Portal beziehungsweise auch ’n Portal, wo man alle Spiele gucken kann. Also das ist etwas, wo man Geld für zahlen muss und das haben die Vereine auch alle, aber das kann man auch als Privatperson, ähm, sich, äh, anschaffen. Also ich glaube, heutzutage ist jeder Spieler irgendwo, der so einigermaßen Ambitionen hat, gläsern. Und da muss auch keiner irgendwie Angst haben, dass er übersehen wird, weil es gibt überall Augen und, ähm, es ist ja ’n Riesenmarkt. Es geht sehr, sehr viel Geld. Und wenn in jungen Jahren eben schon Talente entdeckt werden und die dann frühzeitig eben auch für einen Verein ge-Sozusagen ein, eingeworben werden können, dann ist das natürlich auch ein großes Potenzial, später mal Geld zu verdienen. Und dementsprechend sind auch die ganzen Scoutingnetzwerke sehr eng und auch sehr professionell geführt.
00:18:19,980 –> 00:18:38,140 [Raul Krauthausen]
Du hast mit fünf angefangen, Fußball zu spielen. Wahrscheinlich wurde das dann immer mehr zeitlich intensiver. Und mit neunzehn hast du dann deinen Profivertrag unterschrieben. Ahhhm War das dann einfach so ein logischer Schritt oder war das noch mal dann so ein Meilenstein, wo man sagt: „Ab jetzt ändert sich alles“?
00:18:38,140 –> 00:19:26,770 [Arne Friedrich]
Ja, mit neunzehn habe ich nicht meinen ersten Profi in dem Sinn, das war so ein Semiprofi, da habe ich bei SCVerl gespielt. SCVerl ist damals die dritte Liga gewesen und bei Arminia bin ich dann, glaube ich, erst ein Jahr später ehhh eingestiegen in der zweiten Bundesliga. Ahhhm Und aber so dieser Drittligaverein SCVerl, das war für mich schon so ein Zeichen, dass ich es jetzt schaffen kann. Und so das erste Mal auch nur mit einem Kulturbeutel zum Training zu gehen, meine eigenen Sachen nicht mehr schleppen zu müssen. Da stand auf einmal eine Massagebank in der Kabine und das fühlte sich richtig nach Profifußball an. Mhhhm Ich hab gleichzeitig noch Zivildienst gemacht. Das heißt, ich bin morgens immer ins Herzzentrum bei mir in Bad Oeynhausen gewesen, habe dort eben meine Arbeit verrichtet, bin dann am Nachmittag auf die Autobahn und habe das dann fünfmal die Woche gemacht und eben-
00:19:26,770 –> 00:19:26,780 [Raul Krauthausen]
Ahaaa
00:19:26,780 –> 00:20:18,299 [Arne Friedrich]
noch ein Spiel. Also es war schon eine anstrengende Zeit, wo ich dann auch manchmal das Gefühl hatte, ich hatte einen Sekundenschlaf auf der Autobahn oder während der Fahrt. Ahhhm Und das dann eben über ein Jahr. Und danach bin ich dann Vollprofi geworden bei Arminia Bielefeld. Da habe ich zwei Jahre gespielt, bevor ich dann 2002 ahhh nach Berlin gewechselt bin. Und da ging dann die das Karussell richtig los. Da habe ich dann hier in der ersten Bundesliga gespielt und wurde nach zwei Bundesligaspielen direkt Nationalspieler, was auch sehr ungewöhnlich ist. Da habe ich aber auch eine Menge Glück gehabt, denn zu der Zeit waren einige Konkurrenten in dem Sinne verletzt und dann war ein Platz frei. Ich habe die Chance bekommen, habe sie genutzt und war dann eigentlich auch meine ganze Karriere in der Nationalmannschaft, wofür ich auch sehr dankbar bin. Aber so dieser Moment, Dritte Liga, so halbprofessionell, das war schon so das Zeichen für mich: „Ich kann’s jetzt packen.“
00:20:18,300 –> 00:20:22,570 [Raul Krauthausen]
Ab wann kann man denn davon leben? Dritte Liga, zweite Liga?
00:20:22,570 –> 00:20:41,700 [Arne Friedrich]
Ja, ich glaube schon, dass heute, dass man heute sogar … Also was heißt leben? Ahhhm Ich glaube schon, dass man heute auch in der dritten Bundesliga, dass es auch schon professionell ist. Also es geht ja auch schon zu Profifußball. Ich glaube, da geht das dann schon los im Herrenfußball zumindest. Bei den Frauen sieht das anders aus. Und dann natürlich nach oben gibt’s keine Grenzen.
00:20:41,700 –> 00:20:44,960 [Raul Krauthausen]
Neven Subotic war hier auch zu Gast
00:20:44,960 –> 00:20:59,520 [Raul Krauthausen]
und der hat erzählt, dass er eigentlich, als er dann ausgestiegen ist oder aufgehört hat, erst realisiert hat, wie viel Fußball auch sein Leben beherrscht hat. Weil man hängt ja dann mit seinen Fußballerkollegen ab
00:20:59,520 –> 00:21:11,780 [Raul Krauthausen]
und dann, wenn Pause ist, dann spielt man FIFA-Soccer und das ist irgendwie alles Fußball. Ahhhm Dass er dann irgendwann gemerkt hat, dass da auch eine Welt da draußen ihm fehlt. Hattest du das Gefühl auch?
00:21:11,780 –> 00:21:39,440 [Arne Friedrich]
Ja, also erst mal Neven Subotic ist auch ein Mensch, den ich sehr schätze, der auch eine tolle Stiftung hat und sich für das Allgemeinwohl einsetzt, ahhhm der auch immer über Tellerrand hinausgeschaut hat. Und ja, das war bei mir eigentlich so während meiner aktiven Zeit. Ich hatte eigentlich keine richtigen Freunde im Fußball, sondern ich hatte eher meine Freunde außerhalb des Fußballs, mhhhm war immer in einer Beziehung und hatte dementsprechend auch so mein eigenes kleines
00:21:39,440 –> 00:22:01,980 [Arne Friedrich]
Ökosystem, sage ich jetzt mal, außerhalb der Fußballblase und da habe ich auch immer Wert drauf gelegt. Ich hatte es ja eben schon gesagt, ich bin nie feiern gegangen. Ich habe immer eher Zeit mit meinen Freunden und mit meiner Familie verbracht. Und ahhhm die Fußballer, die Fußballkollegen waren Kollegen, mit denen ich mich gut verstanden habe, aber mit denen habe ich jetzt nicht irgendwie groß in meiner Freizeit was gemacht. Deswegen war das für mich eigentlich schon ganz okay.
00:22:01,980 –> 00:22:23,680 [Raul Krauthausen]
Aber du wurdest doch wahrscheinlich auch irgendwie Werbeverträge mit Konzernen machen und dann, Neven, hat es dann irgendwann so genervt, dass er dann irgendwann für Adidas irgendwelche Charity-Aktionen machen sollte und so. Ja, und wenn ein dann viel Zeit mit so was auch verbringt, dass er dann auch im Sinne der gesellschaftlichen Engagement gar nicht so nachhaltig empfand. Wie bist du denn da aufgetreten?
00:22:23,680 –> 00:23:42,440 [Arne Friedrich]
Ja, das ist immer eine Sache der Perspektive. Also erst mal, man muss ja nichts unterschreiben. Das heißt, jeder kann selber entscheiden, ob er Werbeverträge unterschreibt oder nicht. Ahhhm Wenn ein Spieler Geld verdient, kann das ja was sehr Gutes sein, weil das kann man ja auch für was Gutes später nutzen. Und I’m ich habe das nie so. Ich hatte auch Werbeverträge und die habe ich gerne unterschrieben und das hat mir auch Spaß gemacht, weil es auch mal außerhalb dieser Fußballer-Blase war. Ich habe zum Beispiel für ein, ja für eine– ich möchte die Firma jetzt nicht nennen, [kichern] aber auch für eine Company. Ahhh Drei Jahre war ich Werbegesicht und da haben wir auch Aufnahmen in Südafrika gemacht, in Prag. Also einfach mal auch Werbeaufnahmen so fürs Fernsehen. Das war schon auch eine interessante ahhhm Geschichte für mich. Und wie gesagt, es wird niemand gezwungen. Das kann jeder selber entscheiden. Und ahhhm aber noch mal: Fußball damals ahhhm war halt mein Lebensmittelpunkt mmm und ahhhm ich bin mir schon bewusst, dass es ein großes Privileg ist und deswegen bin ich dem Fußball unfassbar dankbar, weil durch den Fußball kann ich heute das machen, was ich tun möchte. Also welcher Mensch kann das tun? Ahhhm Und ahhhm ich kann Charity-Geschichten machen. Ich habe meine eigene Stiftung, mit der ich sehr viel tue und ich möchte zurückgeben. Ich habe meinen Podcast. Also jetzt, ahhhm ich kann ja die Dinge tun, die mir Spaß machen. Und ich glaube, das können nicht viele Menschen. Ahhhm Und dessen bin ich mir bewusst und umso dankbarer bin ich.
00:23:42,440 –> 00:23:57,880 [Raul Krauthausen]
Kommt man als junger Mensch hinterher mit dem Erfolg? Also ich frage mich, wenn das alles so schnell geht, ahhh wie wichtig sind dann Freunde von außen, die einen wieder auf den Boden der Tatsachen holen? Es gibt ja schon auch Leute, die dann irgendwann abheben.
00:23:57,880 –> 00:23:58,440 [Arne Friedrich]
Ja-
00:23:58,440 –> 00:23:59,360 [Raul Krauthausen]
Schützt.
00:23:59,360 –> 00:25:26,868 [Arne Friedrich]
Auch da bin ich sehr ahhhm dankbar. Ich habe ’ne tolle Familie, ich hab tolle Freunde. Ich hatte zu der Zeit eine tolle Freundin, die auch wiederum eine tolle Familie hatte. Und ich bin in Ostwestfalen groß geworden. Ich glaube, das doofe ist-Wenn man das so sagen kann, dass dort auch eher bodenständigere Menschen leben per se, sage ich mal. Damit möchte ich nicht sagen, dass ich ein Engel bin, auf gar keinen Fall. Aber ich weiß, wo ich herkomme und es war schon eine extreme Zeit. Also gerade nach zwei Bundesligaspielen in die Nationalmannschaft berufen zu werden, ist nicht einfach. Und das hat auch ein bisschen was mit mir und meiner Beziehung damals gemacht, weil auf einmal stand ich halt unglaublich im Mittelpunkt und es ging alles um mich und neuer Shootingstar hier in Berlin. Und da war es für mich auch eine Challenge, da eben, und das habe ich im Nachhinein auch erst so richtig, ähm, begriffen, dass dann es noch wichtiger ist, eben auch darauf zu achten, dass in meinem Fall meine Freundin eben immer wieder auch an erste Stelle gestellt wird und nicht irgendwie, dass man sich verführen lässt, jetzt, wenn man auf irgendwelchen roten Teppichen ist, wo dann alle immer zu mir gekommen sind. Das habe ich vielleicht auch nicht immer richtig gemacht. Da habe ich einige Fehler gemacht, aber nicht, weil ich irgendwie böswillig war, sondern weil ich einfach noch nicht erfahren genug gewesen bin, weil du es ja gerade angesprochen hast. Und das sind alles so Lernprozesse, die ich, äh, durchgemacht habe und für die ich heute sehr dankbar bin. Ähm, aber das ist schon eine extreme Welt und ich kann mir vorstellen, dass es heute noch schlimmer ist oder noch extremer, weil wenn man sich jetzt mal so Fußballer anguckt wie, ähm,
00:25:26,868 –> 00:25:58,998 [Arne Friedrich]
Jamal zum Beispiel von Barcelona, ähm, der mit sechzehn irgendwie schon für Spanien die Europameisterschaft entschieden hat und, ähm, einfach der beste Spieler ist so im Moment. Das ist schon echt unglaublich und da gehört eine Menge zu. Und gerade die zwischenmenschlichen Beziehungen sind wichtig, dass da eben auch gute Leute dabei sind, die das einordnen können und in dem Fall die Spieler eben auch immer wieder auch mal ein bisschen an den Ohren packen und sagen: „Hier, es gibt noch andere Dinge, die wichtig sind und du bist nicht der Mittelpunkt des Universums.“
00:25:58,998 –> 00:26:01,148 [Raul Krauthausen]
Lernt man so was in der Fußballakademie?
00:26:01,148 –> 00:27:10,648 [Arne Friedrich]
Ich war nie in einer Akademie, deswegen kann ich es nicht sagen. Ich kann nur sagen, ich war einmal Sportdirektor für zwei Jahre bei Hertha und da habe ich mich für ein, ähm, Programm stark gemacht in der Jugendabteilung, wo wir, ähm, ein Programm mit meinem persönlichen Mentor, den ich schon sehr viele Jahre kenne, da haben wir etwas initiiert, äh, ein Emotional Wellbeing Programm, wo es darum ging, eben Werte zu leben, eben auch ein Training, ein physisches Training rauszunehmen und dafür eben, ähm, über emotionale Gesundheit zu sprechen, über, ähm, Serving. Also wir sind jetzt zum Beispiel in unterschiedlichste Einrichtungen gegangen in einer Behindertenwerkstatt und haben den Jungs mal gezeigt, was es eben auch heißt, ähm, wenn es Menschen gibt, die eben jetzt körperlich eben eingeschränkt sind beziehungsweise wir haben gegen, ähm, blinden Fußballer gespielt, Vertrauen aufzubauen. Was heißt es eigentlich, anderen zu vertrauen, wenn man nicht sehen kann? Also das sind Themen, auf die ich eben Wert legen wollte und Wert gelegt habe, weil ich glaube, dass es ganz wichtig ist, eben auch immer so eine Reflexion zu haben. Und auch wenn es heißt, eben mal ein physisches Training dafür, äh, aufzugeben.
00:27:10,648 –> 00:27:25,608 [Raul Krauthausen]
Ja, aber ich meinte auch so ’n Training: Wie geht man eigentlich mit dem ganzen Trubel einen herum um? Dass man eben nicht abhebt? Oder wie bereitet man sich auf das Karriereende vor? Wie sorgt man für Altersvorsorge? Weil man kann ja nicht ewig spielen.
00:27:25,608 –> 00:28:32,028 [Arne Friedrich]
Ja, ich glaube, das ist ja auch so ’n Thema, da sind eigentlich eher die Berater für zuständig, ähm, aber die Berater sind in erster Linie natürlich darauf aus, gute Verträge während der aktiven Laufzeit zu machen. Und da geht es eher nicht darum, wie kann man danach irgendwelche Schritte anfassen? Ich glaube, da ist ’n großes Vakuum und es heißt ja jetzt auch, es gibt ja auch viele Profifußballer, die danach eben noch weiter arbeiten müssen. Und dieser Wechsel von der aktiven Profikarriere, eine neue Identität zu finden, etwas zu finden, was einem Spaß macht und wo man auch gut drin ist, das ist schon etwas, da glaube ich, gibt es noch ein bisschen an Potenzial nach oben. Ich habe jetzt, wie gesagt, keine Akademie durchlebt, weiß nicht, wie das dort ist. Ähm, bei Hertha damals, als ich Sportdirektor war, da gab es so was in dem Fall nicht, wo man jetzt irgendwie mit Trubel umgeht oder mit Medienarbeit. Da war das auch alles noch sehr, ähm, spartanisch. Grundsätzlich sind es dann eben die Familie oder auch die Berater, die da eben versuchen, draufzuschauen oder eben auch, ähm, ja, aus dem Verein, ähm, Menschen, die wie Psychologen, Psychologinnen, die auch überall vertreten sind, ähm, dass die eben damit, äh, draufschauen.
00:28:32,028 –> 00:28:35,288 [Raul Krauthausen]
Hattest du da einen guten Support außer der Familie?
00:28:35,288 –> 00:28:59,728 [Arne Friedrich]
Ich hatte– Ich habe ja gerade meinen Mentor angesprochen. Das ist ein Amerikaner, ist ein sehr guter Freund von mir, ist ein amerikanischer Pastor und Wissenschaftler, den ich 2002 hier in Berlin kennengelernt habe über einen guten Freund und der hat mich, äh, sehr, sehr toll begleitet und hat mir auch immer wieder gezeigt, wie wichtig es ist, zwischenmenschliche Beziehungen zu pflegen und eben, ähm, auch auf seine Partnerin zu gucken und nicht abzuheben. Und, äh, das hat mir persönlich geholfen.
00:28:59,728 –> 00:29:38,928 [Raul Krauthausen]
Also gäbe es so einen Take-away, den du anderen Sportler*innen mitgeben würdest, ist es genau das. [Elevator-Ping] Gleich geht’s weiter. Wenn du diesen Podcast unterstützen möchtest, dann kannst du das mit einem kleinen monatlichen Beitrag tun. Im Gegenzug kannst du alle Folgen vorab hören und wirst, wenn du das möchtest, hier im Podcast namentlich genannt. Alle Infos findest du auf im-aufzug.de. Ende der Servicedurchsage. Viel Spaß beim zweiten Teil der Folge.
00:29:38,928 –> 00:29:43,348 [Arne Friedrich]
Ja, ich würde sagen Invest in Relationships. Und, ähm,
00:29:43,348 –> 00:30:20,168 [Arne Friedrich]
jetzt nicht unbedingt in dem Falle jetzt Invest, also indem man jetzt irgendwie Geld ausgibt in Freundschaften, sondern dass man Freundschaften wirklich pflegt und, ähm, jetzt auch nicht immer nur nimmt, sondern auch gibt. Und gerade auch, wenn man selber denkt, man hat Probleme, dass es dann eben eher dahingeht, seinen Schalter umzustellen und zu sagen: „Okay, wenn ich gerade jetzt Probleme empfinde, was kann ich für andere tun?“ Weil, wenn ich das tue, in dem Moment werden meine Probleme kleiner. Ich tue, was Gutes, bekomme gute Energie zurück und kann meine eigenen Dinge eben auch vielleicht etwas anders sehen. Also, das sind so zwei Take-aways, ähm, auf die Schnelle, die ich, äh, dann auch versucht habe, anzuwenden.
00:30:21,158 –> 00:30:29,378 [Raul Krauthausen]
Du hast ja nicht ganz unfreiwillig mit dem Sport, mit dem Fußball aufgehört. Wie viel länger, glaubst du, hättest du noch gemacht?
00:30:29,378 –> 00:30:35,318 [Arne Friedrich]
Also ich habe aufgehört aufgrund eines Bandscheibenvorfalls, eines sehr schweren Bandscheibenvorfalls.
00:30:35,318 –> 00:31:01,778 [Arne Friedrich]
Und ich hätte gerne noch zwei Jahre weitergespielt. Ich war am Ende in Chicago in Amerika. Das hat auch noch mal richtig Spaß gemacht. Auch eine ganz andere Kultur in dem Sinne, auch eine andere Fußballkultur. Aber es ging halt nicht mehr. Ich habe mit vierunddreißig meine Karriere beendet und dafür bin ich auch sehr dankbar, denn vierunddreißig ist auch ein Alter, das wirklich okay ist. Aber hätte ich gekonnt, ich hätte mit Sicherheit noch zwei Jahre auf wirklich hohem Niveau weiterspielen können.
00:31:01,838 –> 00:31:05,958 [Raul Krauthausen]
Inwiefern unterscheidet sich der Fußball in den USA zu Deutschland?
00:31:05,958 –> 00:31:52,858 [Arne Friedrich]
Heute kann ich es gar nicht mehr sagen, weil ich jetzt so lange raus bin. Ich meine, das sind jetzt elf Jahre. Ich sehe das hin und wieder mal in Ausschnitten, aber ich bin, ich würde mir nicht anmaßen, jetzt die Qualität des Fußballs in Amerika, ähm, einschätzen zu können. Damals war es so, dass, ähm, eigentlich alle physisch sehr stark waren. Also dass, alle konnten rennen, alle waren schnell, ähm, und es gab auch einige gute Techniker, aber das taktische war so ein bisschen hinten dran noch. Hatte mit Sicherheit auch damit zu tun, ähm, dass es, dass es damals noch nicht so viele Trainer, jetzt auch aus Europa zum Beispiel, gab. Und der Fußball hat schon glaube ich enorm aufgeholt. Und man sieht es ja jetzt auch durch Spieler wie Lionel Messi oder wer da jetzt alle spielen. Die bringen natürlich eine unglaubliche Qualität rein und auch Erfahrung. Und ich glaube, das Niveau ist schon, hat sich schon enorm verbessert.
00:31:52,858 –> 00:32:01,758 [Raul Krauthausen]
Wenn man jetzt die weltbesten Fußballer:innen in eine Mannschaft stecken würde, würde das funktionieren? Oder muss man auch Team
00:32:01,758 –> 00:32:05,078 [Raul Krauthausen]
trainieren, was wirklich ein Team ausmacht?
00:32:05,078 –> 00:32:55,578 [Arne Friedrich]
Das beste Beispiel ist ja jetzt eigentlich Paris Saint-Germain. So, Paris hatte die letzten Jahre, ich glaube, die haben fast eine Milliarde ausgegeben unter der neuen Ownership, ähm, an den besten Spielern, die es gibt. Mbappé war da, Neymar war da, Messi war da. Die besten Spieler, aber sie haben nie die Champions League gewonnen. So, jetzt kommt Luis Enrique, der auf Namen nicht wirklich Wert legt, der sagt, auch wenn ein Dembélé nicht nach hinten arbeitet, dann spielt er halt nicht. So, der hat einen komplett neuen Teamgeist reingebracht und diese absoluten Weltklassespieler wie Neymar, Mbappé oder auch Messi sind ja nicht mehr da. Und jetzt haben sie die Champions League gewonnen. Und ich glaube, das spricht Bände und zeigt auch, dass es enorm wichtig ist, ähm, auf Team Chemistry zu achten, auf eine Zusammensetzung des Kaders und dass es nicht immer darauf ankommt, nur die besten Spieler zu haben.
00:32:55,578 –> 00:33:02,878 [Raul Krauthausen]
Du verfolgst offensichtlich noch sehr aktiv intensiv Fußball. Wie viel Zeit deines Lebens hat das noch?
00:33:02,878 –> 00:33:04,017 [Arne Friedrich]
Fast gar nicht.
00:33:04,018 –> 00:33:08,578 [Raul Krauthausen]
Ach so, das klang gerade so, die Namen, die du jetzt einfach so gedroppt hast und so.
00:33:08,578 –> 00:34:07,018 [Arne Friedrich]
Ja, die kenne ich natürlich noch, aber, also, ich schaue selten oder ganz wenig Fußball nur noch, ähm, weil es mich einfach im Moment nicht wirklich interessiert. Und mich interessieren ja andere Themen, gesellschaftliche Themen. Ähm, ich bin sehr mit meiner Stiftung engagiert. Der Podcast macht mir Freude. Ich habe mich für Philosophie interessiert, versuche, andere Dinge zu lernen und das steht für mich im Moment so ein bisschen im Vordergrund. Ich hoffe, dass diese absolute Begeisterung für Fußball auch wieder kommt, denn das ist ja das, warum ich überhaupt erst angefangen habe, weil ich, weil ich diesen Sport so liebe. Aber es ist für mich auch alles ein bisschen inflationär gerade. Es ist zu viel Fußball für mich persönlich. Man kann jeden Tag Fußball schauen. Es gibt jetzt nicht nur die EM und WM, dann gibt es noch die Nations League, dann gibt es die Clubweltmeisterschaft. Es gibt ja jeden Tag irgendetwas. Die Spieltage wurden so aufgedröselt, dass jeden Tag irgendwas ist und das ist mir persönlich ein bisschen viel. Dadurch geht dieses, diese, diese Excitement ein bisschen weg. Aber ja, ich liebe den Sport immer noch, aber vielleicht habe ich gerade eine kleine Pause eingelegt.
00:34:07,018 –> 00:34:16,838 [Raul Krauthausen]
Ich habe jemand gefragt, wie das überhaupt logistisch funktioniert, dass die Spieler:innen dann auch alle Zeit haben bei den ganzen Spielen, die sie haben, mit ihren Ligen und
00:34:16,838 –> 00:34:20,518 [Raul Krauthausen]
so weiter, dass das überhaupt noch aufgeht.
00:34:20,518 –> 00:34:28,418 [Arne Friedrich]
Ja, die schaffen das. Wo ein Weg ist– Wo ein Wille ist, da ist ein Weg und wo Geld ist, da wird immer irgendwie ein Weg gefunden. Das kann ich dir sagen.
00:34:28,418 –> 00:34:38,138 [Raul Krauthausen]
Ja, ähm, wir kommen gleich zu deiner Stiftung, weil ich das tatsächlich auch sehr interessant finde. Aber eine Frage, die mich wirklich brennend interessiert.
00:34:38,138 –> 00:34:50,958 [Raul Krauthausen]
Diese Grenze zwischen Disziplin und Selbstverleugnung, gerade wenn es um den eigenen Körper geht, also Schmerzen auszuhalten, zu ignorieren, ähm, das stelle ich mir
00:34:50,958 –> 00:35:06,358 [Raul Krauthausen]
wirklich eine Gratwanderung vor. Bishin vielleicht sogar auch toxisch, was so nachhaltig, ah, wenn du sagst, deine Knie sind kaputt, du bist jetzt auch nicht siebzig. [Schmunzeln] Das ist ja vielleicht auch eigentlich ein teurer Preis ist.
00:35:06,358 –> 00:36:00,798 [Arne Friedrich]
Ja, aber ein Preis, den ich sehr gerne wieder bezahlen würde, weil ich habe das gemacht, was ich am liebsten getan habe. Und ich muss auch dazu sagen, auch wenn mein linkes Knie ziemlich lädiert ist, insgesamt bin ich gut davon weggekommen. Und ich habe auch immer darauf geachtet, ich habe mich eigentlich nie spritzen lassen, ähm, selten Schmerztabletten genommen und wenn ich verletzt war, dann habe ich nicht gespielt. Also da habe ich mich auch nicht zwingen lassen, ähm, sondern habe da schon auch eher auf meinen Körper gehört. Und ich bin sehr sensibel, was meinen Körper angeht. Das heißt, ich weiß, wenn irgendetwas nicht in Ordnung ist. Und dann habe ich mir halt einen guten Therapeuten gesucht. Wir hatten im Verein einen ganz, ganz tollen Therapeuten, dem ich auch sehr vertraut habe. Und da geht es halt einfach darum, auch zu sagen, ich kann heute nicht spielen und das geht nicht. Andere wiederum, die gehen durch alles durch, weil es ist ja auch immer eine Gefahr, zum Beispiel wenn man nicht spielt, dass man seinen Platz irgendwann verliert. Ich habe da immer darauf geachtet, dass Gesundheit im Vordergrund steht. Und klar, mein linkes Knie ist kaputt, aber noch mal, ich würde es jederzeit wieder tun.
00:36:00,798 –> 00:36:05,848 [Raul Krauthausen]
Nach dem Ende hattest du dann irgendwie ’ne Sinnkrise?
00:36:05,848 –> 00:36:16,738 [Arne Friedrich]
Das definitiv. Das war im Jahr 2013, 2014. Da sind aber einige Dinge zusammengekommen. Also zum einen hatte ich enorme Schmerzen, weil ich einen Bandscheibenvorfall hatte, einen sehr schweren-
00:36:16,738 –> 00:36:18,098 [Raul Krauthausen]
Horrorn.
00:36:18,098 –> 00:38:43,730 [Arne Friedrich]
Ich, ja, im Segment Lendenwirbelsäule. Und das war das zweite Mal und ich wurde schon einmal operiert. Und da kommen dann natürlich auch so Gedanken wie: „Was passiert, wenn ich es noch mal operieren lasse? Wird es noch schlimmer?“ Ich konnte fünf Wochen nur auf dem Rücken liegen, hatte immer Schmerzen, hab sehr viel Gewicht verloren. So, das-Ja, dann habe ich meinen Job verloren. Das, was ich am liebsten getan habe. Dann zur gleichen Zeit ist meine Beziehung auseinandergegangen nach vierzehn Jahren. Ähm, also auf privater Ebene ist einiges auch zusammengebrochen. Und ja, dann bin ich halt da und stehe dann halt erstmal so alleine da. Und klar, ich habe immer aufgepasst, ähm, was das Finanzielle angeht, aber irgendwie fehlte mir dann ja auch so die Identität: Wer bin ich denn jetzt eigentlich noch ohne Fußball? Wer bin ich ohne irgendwie, ähm, ja laufen zu können? Weil ich konnte gar nichts in der Zeit. Ich war da auch richtig kaputt. Und da war ich schon in so einer kleinen Sinnkrise. Und deswegen, das war ja auch einer der Gründe, warum ich meinen Podcast gestartet habe: Wie gehen Menschen mit lebensverändernden Umständen um? Und es gibt ja eine ganz große Bandbreite. Es gibt, ah, Unglücke, es gibt Tod, es gibt Verletzungen, es gibt alles Mögliche, es gibt Sinnkrisen, die Frage nach der Identität. Deswegen hatte ich jetzt zuletzt auch einige Philosophen bei mir im Podcast. Was heißt es eigentlich, der Sinn des Lebens? Was heißt es, ein sinnvolles Leben zu führen? Ähm, was macht glücklich et cetera? Und das sind so Themen, da habe ich mich dann so ein bisschen rausgearbeitet. Ich hatte sehr, sehr gute Freunde, die mir auch, äh, viel Inspiration gegeben haben, neue Dinge auszuprobieren. Ich habe Trainerscheine gemacht, habe dann mal ein Jahr als Co-Trainer gearbeitet in der U18-Nationalmannschaft. Dann habe ich mal so ein bisschen in den Bereich Marketing reingeschaut und mit einer Agentur zusammengearbeitet in Hamburg. Dann habe ich, ähm, als TV-Experte gearbeitet, gleichzeitig meine Stiftung gegründet und dann irgendwann den Podcast angefangen, dann gesellschaftspolitisch so ein bisschen mich engagiert. Also ich habe ganz, ganz viele neue Dinge gemacht und ich habe dann auch auf dem Weg gesehen: Was macht mir Spaß? Was macht mir keinen Spaß? Was kann ich vielleicht ganz gut? Was kann ich nicht? Und habe da so ein bisschen aussortiert. Und heute kann ich sagen, dass Stiftungsarbeit für mich ah, ein großer Anker sind, aber auch der Podcast, der mir unglaublich viel Spaß macht und so ja, so gesellschaftspolitische Themen als Botschafter, als Sportbotschafter unterwegs zu sein. Ich war letztes Jahr zum Beispiel in der Ukraine, in Kiew fürs Außenministerium oder auch in Lissabon. Also das sind so Dinge, die, die ich sehe in meinem Leben und die ich auch weiter verfolgen möchte.
00:38:43,730 –> 00:38:50,230 [Raul Krauthausen]
Aber finanziell warst du quasi, nehme ich mal an, also abgesichert, ausgesorgt?
00:38:50,230 –> 00:38:52,150 [Arne Friedrich]
Ja, das war ich. Genau.
00:38:52,150 –> 00:38:58,969 [Raul Krauthausen]
Das heißt, das war jetzt nicht so, dass du in zwei Monaten, sechs Monaten, zwei Jahren einen Job unbedingt hättest brauchen müssen?
00:38:58,970 –> 00:40:00,210 [Arne Friedrich]
Nein, was aber auch was, was Identität zum Beispiel oder was eine Aufgabe angeht, aber auch ah, etwas erschweren kann, weil ich musste nicht. Und wenn man nicht muss, dann ist es jetzt nicht so. Es ist ja auch immer so eine Geschichte: Ähm, wie motiviert bin ich dann in dem Moment? Wie motiviert bin ich, etwas Neues zu finden? Wenn ich jetzt arbeiten muss, dann muss ich ja irgendwas tun und dann habe ich keine andere Wahl. Und das ist ganz interessant. Ich hatte Matthias Steiner bei mir im Podcast, der ehemalige Olympiasieger am Gewichtheben. Und dem habe ich halt auch gesagt: „Du, Matthias, ich habe so viele Türen, die bei mir offen stehen und ich weiß nicht, wo ich durchgehen soll und irgendwie mir fällt es schwer, Entscheidungen zu treffen. Dann hat er gesagt, was ganz Tolles. Er hat gesagt: „Arne, wenn du es nicht schaffst, mal durch eine Tür durchzugehen, wirst du immer auf dem Flur stehenbleiben. Und so ähnlich musste ich mir das eben auch vorstellen. Also keine Entscheidung zu treffen, weil ich zu viele Möglichkeiten habe, ist auch nicht so einfach. Ja, aber noch mal: Ich bin dankbar, dass ich in dieser Situation bin und dass ich eben auch das tun kann, was ich möchte. Aber es hat einen Moment gedauert, für mich herauszufinden, wo ich hin möchte.
00:40:00,210 –> 00:40:03,790 [Raul Krauthausen]
Letzte Frage zum Thema Sport und Fußball.
00:40:03,850 –> 00:40:13,890 [Raul Krauthausen]
Was erscheint dir, wenn du zurückblickst, ah, als absurd aus dieser Zeit, was diesen Profisport, Leistungssport angeht?
00:40:13,890 –> 00:40:23,970 [Arne Friedrich]
Gute Frage. Habe ich so noch nicht drüber nachgedacht. Absurd. Ähm, ich glaube schon, dass auch zu meiner Zeit schon die Gehälter schon
00:40:23,970 –> 00:40:58,990 [Arne Friedrich]
sehr hoch sind. Man muss natürlich sagen, es ist immer eine Sache von Angebot und Nachfrage. Ah, typischer Markt. Aber das jetzt im Vergleich zu Ärzten zum Beispiel oder Menschen, die Leben retten, da kann man sagen, das ist absurd. Ähm, im positiven Sinne absurd finde ich die Kraft des Sports und auch so dieses unterschiedliche Kulturen, unterschiedliche Gesellschaftsschichten zusammenzubringen. Fußball verbindet und das ist etwas unfassbar Tolles, jetzt mal ein positives Beispiel rauszunehmen, ähm, was man auch nutzen kann, eben auch gewisse gesellschaftliche Ziele zu verbinden. Mhm.
00:40:58,990 –> 00:41:20,650 [Raul Krauthausen]
Aber das ist ja was Schönes. Aber so absurd dachte ich sowas wie, keine Ahnung. Also in meinem bescheidenen Leben, ich habe jetzt auch schon viel erleben dürfen und viele Privilegien und ich finde es absurd, dass Essen fast immer umsonst ist, wenn man irgendwo auftaucht. Und das, obwohl wir uns das ja leisten könnten. Hmm.
00:41:20,650 –> 00:41:36,410 [Arne Friedrich]
Ja, deswegen meinte ich ja die Gehälter zum Beispiel auch. Das ist ja auch etwas, was man als absurd bezeichnen kann. Aber auf der anderen Seite auch da wieder. Und auch bei dir, Raul, du bist ja auch jemand, du bist ein bekanntes Gesicht. Und es ist, ähm, ich glaube auch, dass jeder Mensch das annehmen würde. Ich glaube, es gibt keinen, der diese Privilegien nicht annehmen würde, weißt du?
00:41:36,410 –> 00:41:39,649 [Raul Krauthausen]
Nein, klar. Aber so dieses Wer hat geben, wird gegeben. Das ist das Absurde.
00:41:39,650 –> 00:41:42,030 [Arne Friedrich]
Ja, definitiv. Definitiv.
00:41:42,030 –> 00:41:46,290 [Raul Krauthausen]
Das finde ich schon irgendwie … Ich weiß auch nicht, wie man das löst.
00:41:46,290 –> 00:41:50,430 [Arne Friedrich]
Muss man es lösen? Das ist die Frage. Weil die Frage ist ja, was machst du daraus?
00:41:50,430 –> 00:41:54,570 [Raul Krauthausen]
Also ich würde für das Buffet auch bezahlen. Man muss ja was essen.
00:41:54,570 –> 00:41:57,010 [Arne Friedrich]
Ja, aber dann kannst du ja auch das Geld zur Seite legen.
00:41:57,010 –> 00:41:58,250 [Raul Krauthausen]
Genau, das machen wir dann.
00:41:58,250 –> 00:42:17,770 [Arne Friedrich]
Genau. Und deswegen ist es ja in dem Sinne nichts Schlimmes. Es kommt ja immer darauf an, das ist ja auch immer so die Sache mit Geld. Ist gut, viel Geld zu haben. Es ist dann gut, wenn der oder diejenige, die Geld hat, eben was Vernünftiges damit macht. Für dich zumindest. Also Geld per se ist ja nichts Schlimmes. Es ist ja das, was Menschen daraus machen.
00:42:17,770 –> 00:42:38,370 [Raul Krauthausen]
Und du machst die Arne-Friedrich-Stiftung, ah, die sich vor allem, ich habe das jetzt gesehen, zum Thema Gesundheit, zum Thema Bildung, Gemeinschaft, Gesellschaft engagiert. Wie bist du auf diese Themenfelder gekommen und nicht, sagen wir mal, Klima und Brunnenbau und so genannten?
00:42:38,370 –> 00:43:09,786 [Arne Friedrich]
Ja, es ist am Ende … Also ich habe mir das erste Mal so die Frage gestellt, ob ich meine Stiftung gründen möchte im Jahr 2005. Da, ähm, hatte ich so eine Phase, wo ich so ein bisschen…Ja, ich hatte alles. Es ging mir gut. Ich war in ’ner Beziehung, ich war Nationalspieler, ähm, war erfolgreich. Und trotzdem hatte ich das Gefühl, es ist so eine gewisse Leere in mir. Und dann hab ich, ähm, durch einen Zufall das, ähm, oder Kinder in, in, in dem Herzzentrum, äh, hier in, in, in Berlin besucht für ein bis zwei Stunden auf der kinderkardiologischen, ähm, Station und bin-
00:43:09,786 –> 00:43:11,686 [Raul Krauthausen]
Da wo du auch Herz-CD gemacht hast?
00:43:11,686 –> 00:45:56,786 [Arne Friedrich]
Nee, das war in Bad Oeynhausen. Ähm, aber es war auch im Herzzentrum. Und da bin ich dann nach zwei Stunden raus und das hat mir die Augen geöffnet, weil ich eben auch gemerkt habe, wie privilegiert ich bin, dass ich eben jetzt wieder raus kann in die, in sozusagen die freie Welt, dass ich mich in ein Café setzen kann, ’n Kaffee trinken kann und andere Menschen sind halt mit ihren Kindern über Jahre teilweise im Krankenhaus und haben Angst, dass das Kind eben nicht überlebt. Und da hab ich das erste Mal überlegt, irgendwann eine Stiftung selbst zu gründen oder eben Geld zur Seite zu legen, um das einer Stiftung sozusagen zu vermachen. Ich hab mich dann für ’nen eigenen Weg entschieden, hab dann die Stiftung gegründet im Jahr 2015 und musste mich dann natürlich irgendwann auf einen Zweck festlegen. Weil es ist so, dass es ja auch Stiftungszwecke gibt. Man kann die ganz, ganz eng legen. Zum Beispiel man sagt, wir kümmern uns nur um die Versorgung von Wasser, wie es zum Beispiel, Viva con Aqua macht. Oder, also die sind auch ’n bisschen breiter, aber jetzt nur mal ein Beispiel. So, ich hab aber gesagt, ich möcht es relativ grob halten, weil wenn man einen Stiftungszweck festgelegt hat, ist es schwer, den wiederum zu verändern. Ich hab gesagt, ich möchte gerne was für Kinder und Jugendliche tun, ähm, obwohl es auch schön gewesen wäre, für ältere Menschen was zu tun, aber ich hab mich da eben festgelegt. Und dann eben grade so in dem Bereich, ich wollte gerne irgendwann Kinderhospizarbeit unterstützen, Gesundheitssektor. Ich wollte gerne, ähm, helfen zu integrieren. Menschen, die jetzt eben außen vor stehen, die jetzt eben nicht die Möglichkeiten haben. Ich kann in Einzelfällen auch Erwachsene unterstützen, aber hauptsächlich eben Kinder und Jugendliche. Und, ähm, 2015 war ja diese große, große Flüchtlingswelle hier in Deutschland. Deswegen, ähm, hab ich mich entschieden, ich möchte gerne dabei helfen, die Kinder, die hier nach Deutschland kommen– Ich bin kein Politiker. Ich, ich entscheide nicht, wer hierherkommt und wer nicht. Aber die, die hierherkommen, da wollen wir helfen, dass die auch eben bestmöglich integriert werden. Wir haben ein Schulprogramm entwickelt zusammen mit der Bürgerstiftung Berlin. Das läuft übrigens bis heute noch. Mir ist es sehr wichtig, nachhaltig zu arbeiten. Bisschen anders strukturiert, aber es ist immer noch, ähm zugegen das Projekt. Und, ähm, Kinderhospizarbeit kam dann irgendwann auf meinen Radar, weil ich mich damit befasst habe und auch erst mal verstanden habe, ähm, wie viel Arbeit es eigentlich bedarf, äh, ehrenamtliche Arbeit, dass diese ganzen Apparate laufen, also was die Erzähler angeht, aber auch Strukturen et cetera. Und, ähm, auch diese Arbeit, weil das kann ich schon sagen, dass ich persönlich sehr nah an den Projekten dran bin. Ich besuche Familien, ich hab viel Kontakt zu Betroffenen. Ähm, das gibt mir sehr, sehr viel auch zurück. Das ist ja nicht nur etwas, wo ich etwas gebe, sondern ich bekomme eine Menge zurück. Ähm, ich bekomme, ähm, gespiegelt, was das Leben ausmacht und ich bekomme gespiegelt, was es heißt, dankbar zu sein, ähm, für Gesundheit. Und, ähm,
00:45:56,786 –> 00:47:58,486 [Arne Friedrich]
fand ich zum Beispiel auch mal ganz interessant. Ich hab mich mit einem Jungen unterhalten, der hat auch eine terminale Krankheit. Und ich hab ihn mal gefragt, was so, was so das Schwierigste für ihn ist. Und da meinte er, „Ja, natürlich die Krankheit, aber eigentlich gibt es etwas, was ihn noch mehr stört“. Da hab ich gefragt, was ist denn das? Und da sagte er, „Ja, das, das Gefühl zu haben, nicht zur Gesellschaft dazu zu gehören“. Also komplett ausgegrenzt zu sein, keine Freunde zu haben, bei der alleinerziehenden Mutter zu leben, was übrigens in siebzig Prozent der Fällen vorkommt. Das sind Dinge, die fand ich schon extrem. Und da hab ich mir dann eben auch wieder überlegt, was kann ich da tun, um vielleicht auch einzelne eben zu unterstützen. Und ich hab mich dann entschieden, mit ’n paar tollen Leuten an meiner Seite, diesen Jungen sozusagen mal seine Geschichte erzählen zu lassen vor Publikum und ihm auch sozusagen ’ne Bühne zu geben, ihm eine Sichtbarkeit zu geben, ihm eine Aufgabe zu geben. Und das sind Dinge, die, ähm, auch mir enorm viel zurückgeben. Und diese Arbeit, ich hatt’s ja vorhin schon mal ganz kurz gesagt, mein Mentor hat das immer gesagt, wenn Du denkst, Du hast Probleme, versuch deinen Fokus auf Menschen zu legen, denen Du helfen kannst, weil dann werden deine eigenen Probleme auch kleiner wieder. Und auch noch mal zu Problemen, das ist auch so interessant. Da hab ich den gleichen Jungen gefragt, ist es für dich eigentlich irgendwie, ähm, skurril, dass ich mich über, über den über den Straßenverkehr aufrege? Also kriegst Du dann irgendwie, kriegst Du dann ’n dicken Hals, weil ich sozusagen, dem es ja gut geht, mich über den Straßenverkehr aufrege? Da sagt der Arne, überhaupt nicht. Ich so, hö, warum denn nicht? Kann ich ja nicht mal nachvollziehen. Da meinte er, ähm, weil ich rege mich darüber ja auch auf. Und es heißt ja jetzt nicht nur, weil ich jetzt im Rollstuhl sitze und eine terminale Krankheit habe, dass ich mich nicht auch über Dinge aufrege. Und ich komme aus ’ner ganz anderen Flughöhe. Also er hatte ganz andere Probleme, aber ich kann mich in sein Leben nicht reinversetzen, er kann sich in mein Leben nicht reinversetzen. Und am Ende ist es ja so, die eigenen Probleme erscheinen ja eh immer am größten. Das ist ja auch immer eine sehr subjektive Sicht, ne. Aber das fand ich ganz interessant und diese Begegnungen, ähm, find ich enorm wichtig, ähm, und halten mich, glaub ich, auch ganz gut in der Waage.
00:47:58,486 –> 00:48:02,086 [Raul Krauthausen]
Ich hab eine Ausbildung als Telefonseelsorger gemacht.
00:48:02,086 –> 00:48:02,866 [Arne Friedrich]
Ernsthaft?
00:48:02,866 –> 00:49:47,450 [Raul Krauthausen]
Ja, und da hatten wir einen Fall, wo, also es war ja Nachtschichten, die man dann macht. Und, äh, dann rief regelmäßig, äh, ein Kind an, war dreizehn Jahre alt und, ähm, das Kind war dabei zu sterben. Wow. Und es wollte mit den Seelsorgerinnen über den Tod reden. Krass. Und, äh, dann haben wir sie gefragt, wo, wo hast du denn die die Telefonnummer her? Also wer hat die dir gegeben? Und dann sagte sie, äh, die Krankenschwester. Ähm, weil sie mit der er sich sehr viel unterhalten hat über Sterben und, und über das Leben danach, ob es das gibt oder nicht, weil sie das mit ihren Eltern nicht machen konnte.Weil die Eltern immer gesagt haben, alles wird gut. Hmm Aber sie wusste, dass es nicht so ist, mit dreizehn schon. Mmm Und das fand ich unfassbar stark, ahm dass Kinder, so schrecklich wir uns das vorstellen, dass Kinder ja trotzdem realisieren, was ist. Mmm Und ah dann einfach tss das Bedürfnis existierte, darüber zu reden, was nicht bedeutet, dass das alles ganz furchtbar ist und einfach dass der Austausch so wichtig war. Und er hat vier, vier Wochen, fünf Wochen regelmäßig angerufen mmm und irgendwann nicht mehr. Wir wissen nicht, was war. Wahrscheinlich ist sie gestorben. Aber ich fand das sehr interessant. Ich habe ganz viel gelernt darüber, über diese eigene Perspektive. Und so schlimm wir uns das vorstellen, für die war das Realität und die hat damit irgendwie das akzeptiert oder angenommen.
00:49:47,450 –> 00:50:53,990 [Arne Friedrich]
Hmm Ja, das ist ja auch immer so eine Sache. Also wenn ich jetzt ähm Kinder besucht habe im im Herzzentrum, habe ich auch einen Jungen besucht, der auch nicht mehr lange zu leben hatte. Und da habe ich dann auch ja meinen Kontakt mit der Beatmungstherapeutin Heidi, mit der ich lange zusammenarbeite. Da habe ich sie gefragt: „Heidi, ahm wie soll ich mich denn da verhalten? Also wenn ich da jetzt hinkomme? Ja, er ist Fußballfan. Ich sage: „Heidi, aber ich kann doch nicht mit ihm jetzt über Fußball reden, wenn er nur noch wenige Tage in dem Sinne zu leben hatte. Wie soll ich mich verhalten? Und da hat sie mir halt gesagt: „Arne, sei einfach ganz normal. Und ahm Ich glaube, das ist wichtig, sich nicht irgendwie zu verstellen. Ähm Und diese Berührungsängste – das merke ich auch bei der Kinderhospizarbeit – die Berührungsängste sind oftmals super verständlich, aber sie schaffen eine gewisse Distanz zwischen zwischen dem Betroffenen oder der Betroffenen und dem anderen Menschen. Und das hatte mir auch jemand mal gesagt, ähm der der betroffen ist, der sagte, er würde sich wünschen, dass sie ihm einfach mal ’ne Umarmung geben und ihm die Hand schütteln, anstatt irgendwie wegzugucken oder sich zu ja ihm irgendwie unangenehme Blicke ah zuzuwerfen, weil sie selber mit der Situation nicht klarkommen.
00:50:53,990 –> 00:50:58,490 [Raul Krauthausen]
Genau. Und ich meine, gerade mit Arne Friedrich über Fußball reden, muss doch das Größte sein.
00:50:58,490 –> 00:51:04,430 [Arne Friedrich]
Ja, das weiß ich nicht. Ah Vielleicht. Aber wenn ich dann irgendwie in dem Moment helfen kann, dann tue ich das sehr gerne.
00:51:04,430 –> 00:51:08,990 [Raul Krauthausen]
Aber so ’ne Stiftung gründen? Also sorry, das meine ich jetzt nicht ah ah
00:51:08,990 –> 00:51:35,750 [Raul Krauthausen]
als Kritik, aber das ist irgendwie so naheliegend ne. Dann war man irgendwie erfolgreicher Fußballer, viele gründen Stiftungen und dann macht man schnell was mit Kindern und schnell mit Hospizen und so. Das ist so, ähm hat man schon mal irgendwo mitbekommen. Das macht wahrscheinlich Henry Masca auch ah damals. Ist das so. Also die Frage, die ich mir stelle: Was war dein persönlicher Bezug, dass du gesagt hast: „Das will ich so unbedingt machen?
00:51:35,750 –> 00:51:42,819 [Arne Friedrich]
Ja, einmal das, was ich gerade eben schon gesagt habe, das Erlebnis im Deutschen Herzzentrum zweitausendfünf. Und das war so eine der prägnanteste.
00:51:42,819 –> 00:51:44,389 [Raul Krauthausen]
Und dein Zivi vielleicht auch?
00:51:44,390 –> 00:52:27,450 [Arne Friedrich]
Nein, Zivi eigentlich gar nicht, weil da habe ich jetzt nicht wirklich ähm da war ich zwar im Herzzentrum, aber da habe ich jetzt nicht so wirklich viel Kontakt gehabt mit Patienten oder Patientinnen. Mhm Ich würde schon sagen, Hauptgrund war zweitausendfünf ahm dieses diese Erfahrung, die ich im Herzzentrum gemacht habe als Besucher. Und wie gesagt, ich habe dann auch überlegt, ob ich das direkt mache oder ob ich warte, bis meine Karriere zu Ende ist. Ich habe mich dann dafür entschieden, die erst nach der Karriere zu gründen, was im Nachhinein vielleicht blöd war, weil ich hätte das dann ja noch mehr nutzen können, auch in der Öffentlichkeit, weil es auch wichtig ist, eben ’ne gewisse Wahrnehmung zu haben. Aber ich wollte eben auch aktiv mitarbeiten und das tue ich auch heute, ahm bis heute. Wir haben jetzt zehnjähriges gehabt, zehnjähriges Bestehen und mir ist wichtig, eben auch an der Front zu sein.
00:52:27,450 –> 00:52:29,470 [Raul Krauthausen]
Hast du eine Vision für die Stiftung?
00:52:29,470 –> 00:52:31,370 [Arne Friedrich]
Ahhhm
00:52:31,430 –> 00:53:32,149 [Arne Friedrich]
Ja, also auch das– ich versuche, mich so ein bisschen von dem Druck freizumachen, jetzt irgendwie die ganze Welt retten zu wollen, weil das ist nicht möglich. Mhm Es gibt so viele andere tolle Stiftungen. Meine Vision ist es einfach, ähm erst mal persönlich, auch viel Freude daran weiterhin zu haben und auch das Team, was an meiner Seite ist. Meine Vision ist es natürlich auch, in den Strukturen zu wachsen, weil das ist ja auch so ’n Thema. Ahm Spendeneingänge, die kommen, die werden dann meist auch gewünscht, dass sie in die Projekte gehen. Wir geben alles eins zu eins durch. Ich habe eine Angestellte, die ich selber bezahle. Ahm Und meine Vision wäre es eben auch mal, ähm mehrere Angestellte zu haben, die eben auch arbeiten können, weil dann könnte man wieder mehreren Menschen helfen. Aber noch mal, davon habe ich mich erst mal frei gemacht. Selbst wenn ich jetzt irgendwie nur ein Kind oder Jugendlichen helfen würde, dann habe ich trotzdem einen Unterschied gemacht. Aber wir machen das jetzt seit zehn Jahren. Ähm, äh Meine Vision ist es schon, irgendwie größer zu werden, aber eben auch ah gesund und nicht irgendwie Harakiri, alles auf eine Karte setzen, weil ah Stiftungen sind ein sehr fragiles Konstrukt. Da muss man sehr, sehr gut drauf aufpassen.
00:53:32,149 –> 00:53:36,290 [Raul Krauthausen]
Wie entscheidet ihr denn, welche Projekte ihr fördert oder nicht? Gibt es da eine Jury, oder? Hmm
00:53:36,290 –> 00:53:46,090 [Arne Friedrich]
Nein, wir haben ein Kuratorium. Also wir haben schon offizielle– wir sind ja ein, wir sind ah eine richtige Stiftung. Also es ist nicht nur eine Treuhandstiftung, sondern
00:53:46,090 –> 00:54:02,670 [Arne Friedrich]
ah wie ist der Begriff? Der fällt mir gerade nicht ein. Ähm Anyways, ähm wir haben einen Vorstand, wir haben ein Kuratorium und wir entscheiden dann darüber, ob wir neue Projekte hinzunehmen, ah ob wir, an wen wir spenden. Also da gibt es schon offizielle Sitzungen und das kann ich alleine nicht entscheiden, definitiv nicht.
00:54:02,670 –> 00:54:04,569 [Raul Krauthausen]
Aber du hast quasi mit Stimmrecht?
00:54:04,569 –> 00:54:05,569 [Arne Friedrich]
Ja, natürlich.
00:54:05,569 –> 00:54:08,130 [Raul Krauthausen]
Und die sind dann alle ehrenamtlich? Also du wahrscheinlich auch?
00:54:08,130 –> 00:54:15,759 [Arne Friedrich]
Ich bin ehrenamtlich. Ich habe, wie gesagt, eine ah also eine Angestellte, die ich aber selber bezahle. Also am Ende, sonst verdient da keiner Geld. [kichern]
00:54:15,759 –> 00:54:23,210 [Raul Krauthausen]
Hast du irgendwas über dich selber gelernt in dieser Stiftungsarbeit? So, also ich meine, vom Fußballer zum Unternehmer, Unternehmerin, Stifter?
00:54:23,210 –> 00:55:02,822 [Arne Friedrich]
Also eins habe ich heute gelernt, gerade. Wir wollen nämlich gerne ein Kinderhospizbuch rausbringen, ähm Ende des Jahres. Und ich habe heute mit meinem Steuerberater telefonieren müssen und ich habe gelernt, wie viele Hürden es in Deutschland gibt. Ähm Wirklich bescheuerte Hürden, wenn man etwas Gutes tun möchte, was man alles beachten muss, also was jetzt ah irgendwelche Steuerabgaben angeht. Ah Selbst wenn man etwas Gutes tun möchte und keine eigenen Einnahmen hat, gibt’s ganz, ganz viele steuerrelevante Themen bei Verkauf von Büchern. Das sind Themen, die habe ich gelernt, die machen keinen Spaß. Ähm Es gibt viele Richtlinien hier in Deutschland, die aus meiner Sicht.Echt überflüssig sind, aber es gehört halt dazu und Schichtdienstarbeit ist nicht nur Spaßarbeit, das habe ich gelernt.
00:55:02,822 –> 00:55:09,922 [Raul Krauthausen]
Mhm. Äh, und würdest du sagen, also, ich werde oft als Sozialunternehmer bezeichnet
00:55:09,922 –> 00:55:45,522 [Raul Krauthausen]
und ich habe ehrlich gesagt so meine großen Bauchschmerzen mit diesem Begriff, weil es eigentlich schon problematisch ist, dass Einzelpersonen, ähm, die Privatwirtschaft, würde jetzt mal sagen, ist auch irgendwie Privatwirtschaft auf ’ner Art, äh, jetzt dafür erhalten, ähm, soziale Probleme zu lösen, die wir eigentlich an anderer Stelle lösen müssten. Ähm, ne? Also dass Kinder, die geflohen sind, hier offensichtlich zu wenige Ressourcen bekommen, ist ja nicht, also eigentlich ’ne Lösung, die der Staat
00:55:45,522 –> 00:56:02,842 [Raul Krauthausen]
gewährleisten muss. Und wir als Sozialunternehmer_innen, manchmal diese Sorge, dann instrumentalisiert werden, um, ähm, dann diese Lücke zu füllen. Und dann kommt irgendwie der Bürgermeister und gibt uns ’nen Orden und keine Ahnung was. Aber eigentlich ist das nicht richtig.
00:56:02,842 –> 00:56:52,382 [Arne Friedrich]
Mir hat er noch keinen Orden gegeben, deswegen kann ich da nicht mitsprechen. Ähm, aber ich lasse mich auch nicht instrumentalisieren. Das muss ich auch ganz klar dazu sagen. Ich mache das, was ich für richtig halte, ähm, auch mit meinem Podcast. Ich habe keine Produktionsfirma, die dahinter steckt. Das mache ich alles selber. Auch für die Kosten komme ich auf. Also das ist– Ich bin sehr unabhängig, was das angeht und da bin ich sehr froh drüber. Aber klar, natürlich wünsch– würde ich mir auch wünschen, dass der Staat mehr übernimmt. Aber die Frage ist: Wie ist das überhaupt machbar, ne? Also ich meine, jetzt können wir politisch werden, auch wo werden die Gelder hingegeben? Ähm, was ist wichtig? Was ist richtig? Ich bin kein Politiker und bin auch froh drüber. Ich möchte meinen Teil eben dazu, dazu beitragen, etwas Gutes zu tun in meinem Rahmen, den ich habe. Und in Berlin gibt es irgendwie knapp über tausend Stiftungen, die alle tolle Arbeit machen. Ohne diese Stiftungen, ohne Ehrenamt würde es uns so in Deutschland auch nicht so gut gehen. Definitiv.
00:56:52,382 –> 00:56:57,742 [Raul Krauthausen]
Aber es gibt ja schon auch die Kritik, dass die, die an Stiftungen am meisten verdienen, Steuerberater und Anwältinnen sind.
00:56:57,742 –> 00:57:13,422 [Arne Friedrich]
Kann ich gar nicht, äh, kann ich überhaupt nicht sagen, weil das Themen sind, die, ähm, ich selber mache. Also was die Kosten angeht, ähm, da– Also klar, es gibt ja auch immer so– Da wurde ich auch schon mal mit konfrontiert: „Hast du eine Stiftung nur gegründet, um Steuern zu sparen?“ Ganz klar, nein.
00:57:13,422 –> 00:57:27,022 [Raul Krauthausen]
Ach so, nee, so meinte ich es gar nicht, sondern eher so in dieser Richtung, dass, ähm, wenn man al-alles… Also es liegt ja sehr viel Geld in diesen Stiftungen auf den Konten, die nicht bewegt werden dürfen, zum Beispiel, weil man ja dann oft von den Erträgen, zum Beispiel-
00:57:27,022 –> 00:57:27,722 [Arne Friedrich]
Das Stiftungskapital.
00:57:27,722 –> 00:57:37,262 [Raul Krauthausen]
-das Ganze macht. Genau. Und, ähm, das Ganze zu managen, ähm, machen dann eben Verwalter, Steuerberater, was auch immer, oft.
00:57:37,262 –> 00:57:46,721 [Arne Friedrich]
Ja, also da haben sich schon große Dinge gehandelt, ne? Also da geht es in die zig Billionen, dass da überhaupt, äh, Steuerberater viel Geld dann verdienen. Ähm, also da würde ich uns jetzt nicht…
00:57:46,722 –> 00:57:55,352 [Raul Krauthausen]
Nee, klar. Ich will, ich will nur sagen, dass bei tausend Stiftungen allein in Berlin, ist das ja ein Markt, ah, der offensichtlich attraktiv ist.
00:57:55,352 –> 00:57:55,362 [Arne Friedrich]
Definitiv.
00:57:55,362 –> 00:58:07,602 [Raul Krauthausen]
Die Frage, die, die ich mir dann eben oft stelle: Hätte man das nicht alles auch– Ja, also angenommen, es wären Steuergelder, wo dann eigentlich die Gesellschaft entscheidet, die Demokratie entscheidet, was man mit den Geldern macht-
00:58:07,602 –> 00:58:08,112 [Arne Friedrich]
Ja.
00:58:08,112 –> 00:58:19,422 [Raul Krauthausen]
-ähm, dann wird das Geld vielleicht auch sinnvoller eingesetzt. Aber gut, das ist dann die große Frage. Da gibt’s auch schon andere Podcasts, die sich viel mehr damit auseinandergesetzt haben. Würdest du sagen, du bist ein politischer Mensch?
00:58:19,422 –> 00:58:43,922 [Arne Friedrich]
Ich bin gesellschaftspolitisch engagiert. Politisch würde ich nicht sagen. Ich gehöre keiner Partei an. Ähm, ich arbeite für keine Partei. Ähm, ich versuche mich immer wieder auch zu informieren, treffe unterschiedliche Politiker und Politikerinnen, ähm, versuche dann eben auch als Sportbotschafter mal was zu tun, ähm, unterstütze Organisationen. Also deswegen gesellschaftspolitisch, würde ich sagen, äh, bin ich interessiert und auch aktiv, politisch selber nicht.
00:58:43,922 –> 00:58:45,682 [Raul Krauthausen]
Machst du dir Sorgen um unsere Gesellschaft?
00:58:45,682 –> 00:59:13,082 [Arne Friedrich]
Ähm, schon. Ich glaub schon, dass, dass wir in ’ner sehr disruptiven Zeit leben, nicht nur in Deutschland, sondern überhaupt auf der Welt, dass gerade echt viel Chaos ist, dass es multiple Brandherde gibt, äh, viele Krisen und, äh, dann kommt noch das Klima hinzu. Also es sind schon Themen, die jetzt, die, die schon auch besorgniserregend sind. Aber auf der anderen Seite habe ich das Vertrauen in die Menschheit und glaube, dass es Lösungen gibt und, ähm, dass das Gute am Ende eben auch gewinnt.
00:59:13,082 –> 01:00:02,202 [Raul Krauthausen]
Was mir in letzter Zeit wirklich zunehmend Sorgen macht, ist, dass wir gar nicht mehr die Zeit haben, ähm, keine Meinung zu haben. Also sich Gedanken zu machen, ähm, wir müssen sehr schnell Position beziehen. Bist du dafür oder dagegen? Ähm, bist du diese oder diese Seite? Und wenn man zu lange zögert, dann wird man automatisch in die eine oder andere Seite quasi, äh, geredet, ja. Und, ähm, dieses… Also nehmen wir mal ein Beispiel: Israel-Palästina-Konflikt. Ein riesiges Thema. Traue ich mich überhaupt nicht, äh, irgendeine qualifizierte Meinung zu haben. Aber wir werden regelmäßig gefragt, äh, auch gerade wahrscheinlich, wenn wir in der Öffentlichkeit stehen, wie wir dazu stehen und
01:00:02,202 –> 01:00:14,542 [Raul Krauthausen]
diese Zeit des Nachdenkens innerhaltend, um zu sagen: „Ist wirklich komplex, kann ich jetzt gerade nicht beantworten. Das wäre der Frage nicht gerecht.“ Ich finde das, diese Zeit wird immer kürzer.
01:00:14,542 –> 01:01:08,978 [Arne Friedrich]
Ja, am Ende wird man immer in Schubladen gesteckt, ne? Und ich würde da einfach Margot Friedländer zitieren wollen: Ähm, es gibt kein, kein muslimisches Blut, es gibt kein jüdisches Blut, es gibt kein christliches Blut, es gibt nur menschliches Blut und egal, wo Menschen, ähm, getötet werden, wo Kinder getötet werden, da ist schon mal irgendwas falsch. Ich würde auch nicht sagen, dass ich qualifiziert genug bin, äh, da ’ne valide Meinung, äh, zu vertreten beziehungsweise, weil ich, weil ich die ganzen Hintergründe nicht kenne. Das ist alles so verstrickt, das ist alles über, über Jahrhunderte gebaut und aufgebaut. Also ich bin da kein, äh, kein, kein Experte drin. Deswegen versuche ich mich auch immer mit, äh, mit validen Aussagen zurückzuhalten. Für mich steht der Mensch im Vordergrund und, äh, wo Menschen umgebracht oder verletzt werden, äh, das, das geht nicht-Und aber dafür gibt es Politiker und Politikerinnen, die daran arbeiten müssen. Ähm, und vielleicht zum Glück auch Aktivisten und Aktivistinnen, die einfach, äh, viel mehr im Thema sind.
01:01:08,978 –> 01:01:13,458 [Raul Krauthausen]
Ich hab manchmal das Gefühl, dass selbst die Politikerinnen und Politiker
01:01:13,458 –> 01:01:34,558 [Raul Krauthausen]
der Lage gar nicht mehr Herr werden, weil sich die Situation, die Welt so schnell ändert, dass, ähm, die dann, äh– Ja, tu mich jetzt schwer, das, äh, pauschal zu sagen, aber, ähm, die dann gerne das Gefühl erwecken wollen, sie haben alles im Griff, aber ich glaube, auch das haben sie nicht mehr.
01:01:34,558 –> 01:01:37,238 [Arne Friedrich]
Ja, es verschiebt sich natürlich auch gerade ’ne Menge, ne. Also wenn man-
01:01:37,238 –> 01:01:37,408 [Raul Krauthausen]
Genau.
01:01:37,408 –> 01:02:16,338 [Arne Friedrich]
-wenn man jetzt mal die Demokratie sieht, äh, in der, in der Welt überhaupt. Demokratie nimmt immer weiter ab, Autokratie nimmt zu. Es ist ’ne– Es ist keine einfache Zeit, aber, aber noch mal: Ähm, mir ist auch ganz wichtig, optimistisch und positiv zu bleiben. Und wir, wir werden jeden Tag mit Medien oder in den Medien vollgeballert mit negativen Nachrichten und wir könnten da jetzt weiter darüber sprechen. Klar, die Probleme lösen sich dadurch nicht, aber ich finde, ’n bisschen Optimismus ist wichtig, ähm, auch mal Hoffnung wieder zu verbreiten, weil Hoffnung ist im Moment auch, glaube ich, äh, viel zu wenig, äh, vertreten. Ähm, das sind so Dinge, worauf ich auch so ein bisschen achte. Und ich hör– Teilweise lese ich dann auch gar keine Zeitungen für ’ne Zeit und nehme mich da ein bisschen raus.
01:02:16,338 –> 01:02:24,018 [Raul Krauthausen]
Ich war vor ’n paar Wochen bei Sandra Maischberger im Studio zu Gast und die erzählte mir, dass sie sechs Zeitungen am Tag liest.
01:02:24,018 –> 01:02:25,078 [Arne Friedrich]
Ja, Wahnsinn.
01:02:25,078 –> 01:02:33,058 [Raul Krauthausen]
Das, also die Zeit finde ich, also weiß gar nicht, wie man, wie ich das in meinen Alltag integrieren könnte. Aber da habe ich auch immer krassen Respekt vor.
01:02:33,058 –> 01:02:44,918 [Arne Friedrich]
Total, total. Ja und man, man, dadurch– Man wird dann ja auch… Klar, das ist dann Querlesen, das ist wichtig, unterschiedlichste Medien zu lesen, aber man wird ja auch schon sehr beeinflusst, ne. Und das ist ja meistens sehr negativ alles, ne.
01:02:44,918 –> 01:03:05,938 [Raul Krauthausen]
Mhm. Ja, ähm, wo, wo ziehst du denn positive Energie raus? Also jetzt zu sagen, ich glaube am Ende dann doch an das Gute im Menschen. Ja klar, sollten wir. Sonst glaub ich, können wir gleich einpacken. Aber, aber gibt es irgendwie so was, wo du sagst: „Ach, das hat mich jetzt tatsächlich doch gefreut oder überrascht oder positiv geprägt aus der letzten Zeit?“
01:03:05,938 –> 01:03:31,818 [Arne Friedrich]
Es sind kleine Begegnungen mit Menschen. Dass Menschen lächeln, dass Menschen anderen Menschen die Tür aufhalten, dass es doch viele Menschen gibt, wenn es darauf ankommt, dass sie zusammenhalten und versuchen, Gutes zu tun. Das sind so die Dinge, ähm, die mich immer wieder auch inspirieren und auch gerade Menschen, denen’s nicht gut geht, weil die haben ’ne unglaubliche Stärke und Willen und gucken positiv, obwohl es eigentlich sehr, sehr negativ ist in ihrem Leben. Und das sind alles so Dinge, die, die, die geben mir Optimismus.
01:03:31,818 –> 01:03:34,438 [Raul Krauthausen]
Und die Podcast-Gespräche wahrscheinlich auch.
01:03:34,438 –> 01:03:36,038 [Arne Friedrich]
Das mit Sicherheit auch, genau.
01:03:36,038 –> 01:03:40,278 [Raul Krauthausen]
Dein Podcast heißt, hab ich gerade gesagt, äh, „From Done to Dare“.
01:03:40,278 –> 01:04:12,118 [Raul Krauthausen]
Ähm, „dare“ fand für mich jetzt als Wort zum ersten Mal bewusst, äh, äh, geworden, als Greta Thunberg gesagt hat: „How dare you?“ Also: Wie könnt ihr es wagen? Also wagen, etwas wagen. Ähm, und die, die Gäste, die du in deinem Podcast hast, haben alle etwas gewagt in ihrem Leben, äh, weil sie Entscheidungen treffen mussten, vielleicht auch, oder weil es große Einschnitte gab, wie du gesagt hast, in ihrem Leben oder Karrieren. Äh, ist das so der, der gemeinsame Nenner deiner Gäste und Gespräche?
01:04:12,118 –> 01:05:18,668 [Arne Friedrich]
Ja, schon. Es soll, also mittlerweile bin ich ’n bisschen breiter geworden, weil mich auch viel mehr Themen auch noch interessieren. Aber grundsätzlich gibt es immer irgendwo ein Gespräch zumindest, wo es darum geht, ähm, mit veränderten Lebensumständen umzugehen. Aber ich hab, wie gesagt, hatte ich ja gerade eben angesprochen, ich hab auch einige Philosophen da gehabt, wo es um den Sinn des Lebens geht, wo es vielleicht eine kleine Anekdote gab, wo, wo jemand auch etwas durch eine Sinnkrise gegangen ist, um dann eben auch in die Philosophie zu kommen. Aber ich hab Menschen gehabt, die haben ihre, ihre Liebsten durch einen Flugzeugabsturz verloren. Ich hab Menschen dort gehabt, die hatten Nahtoderfahrungen. Ich hab Menschen mit Depressionen da gehabt, mit, äh, Suchterkrankungen. Also ich hab ’n relativ breites, äh, Spektrum Sportler, die auf einmal ihre Karriere beenden. Ähm, und das sind schon eher tiefere Themen, ähm, aber sie interessieren mich sehr. Und, ähm, ich bin auch dankbar für die ganze, für die Vari– Varietät der unterschiedlichen Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen, weil ich einfach auch sehr, sehr viel lerne. Und ich lade die Leute ein, auf die ich Lust habe. Ähm, wir kriegen auch viele Bewerbungen, wo wir dann auch schauen müssen, äh, wen können wir jetzt noch aufnehmen. Aber am Ende ist das Schöne, dass, äh, ich das alleine entscheiden kann.
01:05:18,668 –> 01:05:21,378 [Raul Krauthausen]
Hast du da ’ne Redaktion, mit der du zusammenarbeitest?
01:05:21,378 –> 01:05:21,637 [Arne Friedrich]
Nein.
01:05:21,637 –> 01:05:23,698 [Raul Krauthausen]
Oder machst du das alles selber? Also die Recherchen machst du selber?
01:05:23,698 –> 01:05:38,858 [Arne Friedrich]
Die Recherchen mache ich alle selber. Ich hab ein, äh, ich hab jemanden, der für mich schneidet, ähm, auf Minijob-Basis. Und ich hab das Studio bei mir zu Hause, ähm, eingerichtet. Das habe ich einrichten lassen und dementsprechend bin ich unglaublich flexibel.
01:05:38,858 –> 01:05:41,538 [Raul Krauthausen]
Das ist natürlich super praktisch.
01:05:41,578 –> 01:06:08,738 [Raul Krauthausen]
Interessant fand ich, dass der Felix Klieser zu Gast gab, den Hornisten, äh, dann mit seinen Füßen spielt. Ähm, und Samuel Koch. Und beide waren auch schon Gäste in meiner Sendung. Ich hab ’ne Fernsehsendung, äh, die heißt, äh, Krauthausen – Face to Face und da waren beide zu Gast. Das heißt, das Thema Inklusion, Menschen mit Behinderungen scheint auch, ich habe jetzt nicht aktiv danach gesucht, äh, äh, in deinen
01:06:08,738 –> 01:06:13,527 [Raul Krauthausen]
Podcast-Themen, aber auch in deiner Arbeitswelt, äh, regelmäßig aufzutauchen?
01:06:13,527 –> 01:07:23,502 [Arne Friedrich]
Auf jeden Fall. Inklusion ist ’n ganz wichtiges Thema für mich. Und, äh, bei Samuel war es natürlich auch, ja, das hat natürlich auch richtig gepasst jetzt, äh, vom Thema, ne. Also, Samuel war, stand mitten im Leben, sportlich, hat dann diesen Unfall und ist auf einmal, äh, querschnittsgelähmt. Das ist natürlich unfassbar. Ähm, mit Felix, der ist so auf die Welt gekommen, der macht alles mit seinen Füßen. Das war übrigens auch super interessant. Wir waren danach noch was essen und da hat er dann eben auch eine Espressotasse mit den Füßen halt sozusagen zu seinem Mund geführt. Also das sind alles, ähm, Menschen, die mich sehr inspirieren, die ’ne gewisse Stärke haben, aber eben auch über Themen zu sprechen, was heißt das eigentlich hier in Deutschland? Wo gibt es da noch Baustellen? Also, ähm, einer hat mir mal gesagt, dass, ähm, guck mal, wir, ich jetzt als jemand, der nicht im Rollstuhl sitzt, Gott sei Dank, ähm, ich würde jetzt zum Beispiel gar nicht wissen, dass es teilweise Straßen gibt, die für mich eigentlich normal aussehen, aber die sind einfach nicht, äh, die sind einfach nicht, äh, behindertengerecht. Also so Kleinigkeiten. Weißt du, für mich geht es immer darum, zu reflektieren und zu schauen, dahin zu schauen.Ich kann mich in die Situation nicht reinversetzen, wenn ich nicht mich mit ’nem Menschen unterhalte. Und das möchte ich tun. Also ich möchte gerne erfahren, wie die unterschiedlichen, äh, Leben sind, äh, was die Herausforderungen sind, aber auch, was die schönen Seiten sind.
01:07:23,502 –> 01:07:25,741 [Raul Krauthausen]
Konntest du mit
01:07:25,741 –> 01:07:43,062 [Raul Krauthausen]
Samuel Koch jetzt als Beispiel, ja, jetzt nicht unbedingt er als, äh, Individuum, sondern als Beispiel mit jemandem, der ein so einschneidendes Erlebnis hat, was ja in deinem Leben auch so war, vielleicht nicht ganz so einschneidend, aber trotzdem war das ja ’ne gezwungene Veränderung. Äh, kann man dann
01:07:43,062 –> 01:07:55,162 [Raul Krauthausen]
miteinander besser relaten? Also kann man dann sagen, „Ja, ich kenn das auch, vielleicht auf ’ner anderen Flughöhe“, aber dieses jetzt musst du was anderes tun, was vorher deine Leidenschaft war?
01:07:55,162 –> 01:08:29,182 [Arne Friedrich]
Ja, aber das würde ich mir nicht anmaßen, weil unsere Leben da einfach ganz extrem anders sind. Ähm, ich hab meinen, meinen Job verloren und vielleicht meine Identität neu aufbauen müssen. Aber von einem sportlich, äh, aktiven Menschen zum querschnittsgelähmten Menschen, das ist noch mal ein ganz, ganz anderes Blatt. Deswegen, da kann ich mich gar nicht reinversetzen und das will ich auch nicht. Ähm, aber ich möchte trotzdem verstehen, was das mit ihm gemacht hat und wie er vor allem auch diese Stärke gefunden hat, weiterzumachen, wie er das geschafft hat, äh, für sich neue Dinge zu gewinnen. Ähm, das sind so die Themen und das ist ja auch das, was mich so interessiert und was ich so beeindruckend finde.
01:08:29,182 –> 01:08:59,522 [Raul Krauthausen]
Ich finde, dass manchmal bei diesen, ähm, Gesprächen mir so ein bisschen fehlt, ist– Also wir, wir denken halt immer an, an den Schmerz, an das Schicksal, an das Leid und was man dann alles nicht mehr kann und so weiter. Aber was oft übersehen wird, ist diese, du hast es gerade Stärke genannt, aber diese, ähm, Fähigkeit des Menschen– Und es kann jeden, also jeder von uns hat diese Fähigkeit
01:08:59,522 –> 01:09:00,362 [Raul Krauthausen]
der Anpassung.
01:09:00,362 –> 01:09:01,921 [Arne Friedrich]
Mhm.
01:09:01,921 –> 01:09:20,420 [Raul Krauthausen]
Äh, und die gleiche Lebensfreude oder mehr zu empfinden als vor dem Schicksalsschlag. Ich, ich kann mir vorstellen, dass du das schon auch irgendwie erlebt hast, auch wenn es, wie gesagt, eine andere Flughöhe war. Aber du bist ja kein Trauerklos, weil du deinen Job verloren hast.
01:09:20,420 –> 01:09:21,201 [Arne Friedrich]
Klar.
01:09:21,201 –> 01:09:31,662 [Raul Krauthausen]
Und das quasi anderen zu unterstellen, die ’ne Behinderung haben, jetzt plötzlich nichts mehr können, angeblich, ähm, ist ja auch fast schon paternalistisch.
01:09:31,662 –> 01:10:05,581 [Arne Friedrich]
Ja, das stimmt. Aber wie gesagt, noch mal, ich, ähm, also in solche, in solche Themen ist es echt schwer für mich, auch mich hineinzuversetzen. Klar, und ich versuche, das Beste zu machen. Was ich auch gemerkt habe, ist, dass Menschen, die sich umstellen müssen, dass sie es auch schaffen in den meisten Fällen, ähm, dass da auch ’ne gewisse Stärke da ist, äh, aber wie gesagt, ich möchte mich da nicht, nicht hineinversetzen müssen und, äh, ich bin super dankbar für die Gesundheit, die ich habe. Ähm, ja, aber ich find’s beeindruckend. Ich find’s wirklich beeindruckend, ähm, was die, ja, was auch ’n Samuel Koch danach gemacht hat, ne? Also dass der einfach, ja, dass er sein Leben weiterführt, eben komplett anders eben, ne?
01:10:05,581 –> 01:10:06,662 [Raul Krauthausen]
Schauspieler geworden.
01:10:06,662 –> 01:10:07,322 [Arne Friedrich]
Ja.
01:10:07,322 –> 01:10:15,482 [Raul Krauthausen]
Bist du, äh– Über bestimmte Gespräche, sind die dir besonders in Erinnerung geblieben? Also ein gutes Gespräch, was macht das für dich aus?
01:10:15,482 –> 01:10:37,682 [Arne Friedrich]
Ähm, Ehrlichkeit, Offenheit, Verletzlichkeit und da habe ich einige von gehabt. Und, ähm, da möchte ich jetzt auch gar nicht einen raussuchen, ähm, aber eben so ’ne gewisse Verletzlichkeit, weil in unserer Gesellschaft ist es ja auch oft so, dass wir sehr ungerne über, über Verletzlichkeit sprechen und das kam dann schon auch in dem einen oder anderen Podcast raus.
01:10:37,682 –> 01:10:43,722 [Raul Krauthausen]
Hattest du den Podcast selber gerne gehört in deiner Phase, als du deinen Job verloren hast?
01:10:43,722 –> 01:10:58,922 [Arne Friedrich]
Ähm, ja, ich hab mich dann mit vielen Podcasts auseinandergesetzt, aber viel eher so amerikanische. Ähm, aber da ging’s eher nicht so darum, Identitätsfindung, sondern eher so um Gesundheit, um, äh, um, im, äh, um, äh, Weiterentwicklung. Und da, da hör ich-
01:10:58,922 –> 01:10:58,931 [Raul Krauthausen]
Mhm.
01:10:58,931 –> 01:11:01,862 [Arne Friedrich]
Also amerikanische Podcasts. Deutsche hör ich eigentlich eher gar nicht.
01:11:01,862 –> 01:11:06,442 [Raul Krauthausen]
Ja, aber ob du dann gerne gehört hättest? Also einen oder mehrere?
01:11:06,442 –> 01:11:10,482 [Arne Friedrich]
Ja, meinen jetzt. Ähm, ja, definitiv. Definitiv.
01:11:10,482 –> 01:11:11,822 [Raul Krauthausen]
Hätte dir das geholfen?
01:11:11,822 –> 01:11:23,112 [Arne Friedrich]
Ich glaube schon. Ich glaube schon. Also, ich finde auch die, die ganzen Gespräche… Also, ich hab‘, ich hab ehrlich gesagt, nicht wieder reingehört in alte Gespräche, aber es bleibt natürlich schon ’ne Menge hängen durch das Gespräch. Und ich glaub schon-
01:11:23,112 –> 01:11:23,112 [Raul Krauthausen]
Ja.
01:11:23,112 –> 01:11:25,202 [Arne Friedrich]
-dass es mir geholfen hätte. Definitiv.
01:11:25,202 –> 01:11:27,742 [Raul Krauthausen]
Gibt es, ähm,
01:11:27,742 –> 01:11:44,902 [Raul Krauthausen]
etwas, wo du heute sagen würdest, ähm, das würdest du einem zwanzigjährigen Ich, ähm, mit auf den Weg geben, um vielleicht die eine oder andere Herausforderung, in der du warst, da besser zu, zu meistern?
01:11:44,902 –> 01:11:56,242 [Arne Friedrich]
Ach, einfach nicht, nicht, nicht zu viel überdenken. Also ich bin auch jemand, der, der viel nachdenkt und Dinge durchdenkt und versucht, Dinge zu planen, da einfach ’ne gewisse
01:11:56,242 –> 01:12:06,462 [Arne Friedrich]
Gelassenheit zu entwickeln. Aber das ist ja auch wieder– Gelassenheit kommt durch Erfahrung und da kannste– Das hätt ich mir damals sagen können, aber ohne Erfahrung hätt ich das ja gar nicht so, gar nicht so hinbekommen, weißt du?
01:12:06,462 –> 01:12:16,001 [Raul Krauthausen]
Mhm. Ich hab– Also wenn ich meinen zwanzigjährigen ich einen Rat geben würde, dann würde ich sagen– Und ich glaub, das hast du auch vorhin gesagt.
01:12:16,001 –> 01:12:17,062 [Arne Friedrich]
Mhm.
01:12:17,062 –> 01:12:21,982 [Raul Krauthausen]
Oder das ist eine Metapher mit der Tür und dem Flur. Also es ist so wichtig, sich zu entscheiden-
01:12:21,982 –> 01:12:22,972 [Arne Friedrich]
Mhm.
01:12:22,972 –> 01:12:25,802 [Raul Krauthausen]
-weil man die meisten Entscheidungen nämlich rückgängig machen kann.
01:12:25,802 –> 01:12:26,522 [Arne Friedrich]
Genau.
01:12:26,522 –> 01:12:29,782 [Raul Krauthausen]
Und das– Also das war für mich so ’n, ’n Game Changer.
01:12:29,782 –> 01:12:30,382 [Arne Friedrich]
Mhm.
01:12:30,382 –> 01:12:32,621 [Raul Krauthausen]
Die meisten Entscheidungen kann man rückgängig machen.
01:12:32,621 –> 01:12:34,001 [Arne Friedrich]
Mhm.
01:12:34,062 –> 01:12:38,222 [Raul Krauthausen]
Und das ist doch eigentlich die Freiheit, die dann da drin steckt.
01:12:38,222 –> 01:13:01,402 [Arne Friedrich]
Ja, definitiv. Man muss die Kraft dafür haben, ne, und irgendwie auch so die– Deswegen sag ich ja auch, dieses, ähm, Fehlerkultur in Deutschland, ne, auch mal Dinge falsch zu machen, die dann aber wieder rückgängig zu machen, das ist ja, das ist ja ’ne Stärke. Und, äh, ich finde, da, da können wir in Deutschland auch, äh, immer noch ’n bisschen dazulernen oder auch ich jetzt. Aber grundsätzlich gebe ich dir recht. Also wenn’s jetzt nicht irgendwie was Schlimmes ist, man kann das meiste schon wieder zurückdrehen, definitiv. Und das ist das Gute.
01:13:01,402 –> 01:13:03,482 [Raul Krauthausen]
In den USA gibt es ja ’ne ganz andere Fehlerkultur.
01:13:03,482 –> 01:13:05,342 [Arne Friedrich]
Definitiv, definitiv.
01:13:05,342 –> 01:13:08,062 [Raul Krauthausen]
Unabhängig von deiner eigenen Stiftung,
01:13:08,062 –> 01:13:17,462 [Raul Krauthausen]
ähm, gibt es irgendeine Organisation, einen Podcast, einen Menschen, die-Ja. Ähm, die du unseren Hörerinnen empfehlen würdest, die man sich mal anschauen könnte?
01:13:17,462 –> 01:13:36,621 [Arne Friedrich]
Ja, das sind aber alles amerikanische Podcasts, deswegen… Macht gerne. Also, äh, Rich Roll heißt der. Das ist ’n Amerikaner, der selber mal abhängig war. Ich glaube, der hatte Alkoholprobleme. Ganz toller Podcast-Host. Ähm, Modern Wisdom find ich super. Äh, den Huberman Lab-Podcast hör ich gerne. Das sind so, äh, meine, meine Top drei.
01:13:36,621 –> 01:13:38,281 [Raul Krauthausen]
Und deutsche Podcasts hast du gar nicht?
01:13:38,281 –> 01:13:44,241 [Arne Friedrich]
Nee, ehrlich gesagt nicht wirklich. Außer jetzt so Nachrichten, ne. Also, ähm, das schon, aber ansonsten eher weniger.
01:13:44,241 –> 01:13:50,642 [Raul Krauthausen]
Ähm, hast du dein Schulenglisch angewandt, oder? Also weil ich tu mich wirklich schwer englische Podcasts zu hören.
01:13:50,642 –> 01:13:54,442 [Arne Friedrich]
Ja, ich hab ja in Amerika gelebt, ne. Also das, äh… Wie lange? Anderthalb Jahre.
01:13:54,442 –> 01:13:55,222 [Raul Krauthausen]
Und das hat?
01:13:55,222 –> 01:13:58,081 [Arne Friedrich]
Ja, ja, ja. Ich hab, also ich sprech viel Englisch.
01:13:58,081 –> 01:13:58,642 [Raul Krauthausen]
Auch jetzt noch?
01:13:58,642 –> 01:14:04,142 [Arne Friedrich]
Genau, ja. Ich hab ’ne Freundin aus Kanada und wir sprechen relativ viel Englisch. [Lachen] Also
01:14:04,142 –> 01:14:06,062 [Arne Friedrich]
das, das läuft.
01:14:06,062 –> 01:14:20,062 [Raul Krauthausen]
Ich hab auf Englisch studiert, aber ich merke, dass mir das schon echt immer noch schwerfällt. Aber vielleicht ist es mein eigener Imposter, dass ich immer denke, ich bin nicht gut genug. Wenn jetzt die Aufzugtür aufgeht, äh, wo geht’s für dich weiter?
01:14:20,062 –> 01:14:29,362 [Arne Friedrich]
Ähm, ich werde jetzt was essen gehen und ’n sehr guten Freund von mir treffen und muss noch ein, zwei Sachen organisieren vorher. Aber ich fand das Gespräch superspannend. Es hat mir total Spaß gemacht.
01:14:29,362 –> 01:14:32,822 [Raul Krauthausen]
Ja, gerne wieder. Ähm, ich wünsch dir auf jeden Fall einen guten Appetit.
01:14:32,822 –> 01:14:33,741 [Arne Friedrich]
Danke schön.
01:14:33,741 –> 01:14:35,302 [Raul Krauthausen]
Und, äh, danke dir, dass du da warst.
01:14:35,302 –> 01:14:37,422 [Arne Friedrich]
Ich hoffe, dass wir uns mal privat dann auch irgendwann treffen.
01:14:37,422 –> 01:14:39,781 [Raul Krauthausen]
In live, genau, gerne. Sind wir beide Berliner.
01:14:39,781 –> 01:14:41,522 [Arne Friedrich]
Genau. Also vielen Dank, ja?
01:14:41,522 –> 01:14:42,142 [Raul Krauthausen]
Bis bald.
01:14:42,142 –> 01:14:44,402 [Arne Friedrich]
Tschau.
01:14:44,402 –> 01:15:06,001 [Raul Krauthausen]
Danke fürs Mitfahren. Wenn ihr mögt und euch diese Folge Spaß gemacht hat, bewertet diese Folge bei Apple Podcast, Spotify oder wo auch immer ihr zuhört. Alle Links zur Folge sowie die Menschen, die mich bei diesem Podcast unterstützen, findet ihr in den Show Notes. Schaut da gerne mal rein.
01:15:06,001 –> 01:15:36,602 [Raul Krauthausen]
Wenn ihr meine Arbeit unterstützen möchtet, würde ich mich freuen, euch bei Steady zu begrüßen. Mit einer Steady-Mitgliedschaft bekommt ihr exklusive Updates von mir und die Gelegenheit, mich zweimal im Jahr persönlich zu treffen. „Im Aufzug“ ist eine Produktion von Schönlein Media. Ich freue mich auf das nächste Mal hier im Aufzug.
01:15:36,602 –> 01:16:12,482 [Steady]
Diese Folge wurde präsentiert von Schindler. Am Anfang der Folge haben wir uns gefragt, welcher berühmte Song von einem Aufzug handelt. Die Antwort: „Love in an Elevator“ von Aerosmith. Eine Rockhymne über die Liebe im Fahrstuhl. Auf Deutsch gibt’s „Liebe im Fahrstuhl“ von den Prinzen. Und wer es etwas härter mag, sollte mal „Elevator Operator“ von Electric Callboy hören. Willst du auch mehr über Aufzüge erfahren, dann steig bei uns ein. Unter schindler.de/karriere findest du viele Möglichkeiten, um mit uns nach ganz oben zu fahren.
Diese Folge wurde dir präsentiert von Schindler Aufzüge. Willst du noch mehr über Aufzüge erfahren und vielleicht mit uns ganz nach oben fahren, dann steig gern ein. Unter schindler.de/karriere findest du viele Möglichkeiten für Einsteiger und Senkrechtstarter.
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Dieser Podcast ist eine Produktion von Schønlein Media.
Produktion: Fabian Gieske , Tim Rodenkirchen
Schnitt und Post-Produktion: Tim Rodenkirchen
Coverart: Amadeus Fronk

I found Arne Friedrichs journey inspiring. His transition from footballer to podcaster and philanthropist showcases resilience and gratitude. The interview offers valuable insights into balancing success with humility and finding purpose beyond sports.nyt game