Im Aufzug mit Ann-Marlene Henning, Sexologin

Kann man Sex lernen?

Der Aufzug ist zurück aus der Winterpause.

Ich starte mit der wunderbaren Ann-Marlene Henning in das neue Podcast-Jahr! Ann-Marlene fiel mir vor einigen Jahren im Fernsehen mit ihrer Sendung Make Love im ZDF auf. Als Sexologin, Paartherapeutin und Autorin begegnet Ann-Marlene Menschen, die sich mit ihrem eigenen Körper und ihrer Sexualität auseinandersetzen möchten. Ich will von ihr wissen, ob man Sex lernen kann, warum wir dem eigenen Körper so oft mit Scham begegnen und wie man die richtigen Worte findet, um über Sexualität zu sprechen.

Ich gebe zu, auch für mich keine einfache Folge, doch unser Gespräch war so herzlich und entspannt, dass es schnell keinen Grund gab, ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Außerdem spreche ich mit Ann-Marlene über ihr Buch „Dass der Kaffee nicht mehr schmeckt, ist mein kleinstes Problem“ – in dem sie ihr Leben mit Long Covid beschreibt. Als sie sich 2021 mit Corona infinzierte lag sie 11 Tage im Koma. Heute geht es ihr zum Glück besser, doch sie spürt immer noch die Auswirkungen ihrer Erkrankung.

Aufzugtür auf für Ann-Marlene Henning!

»Wir lesen und hören immer von Sex von anderen. Aber wenn es um deine eigene Sexualität geht, ist es mit Scham belegt.« ANN-MARLENE HENNING, SEXOLOGIN -FOLGE 20 Ann-Marlene Henning schaut lächelnd in die Kamera. Graue Haare, Kurzhaarschnitt und sie trägt ein ein dunkles Top.

00:00:01
Raul Krauthausen: Herzlich willkommen zurück. Ich freue mich, endlich wieder auf Sendung zu sein. Auch in diesem Jahr möchte ich euch auf Steady hinweisen, denn mit Steady kannst du Im Aufzug offiziell unterstützen. So hilfst du mir, diesen Podcast so unabhängig wie möglich zu betreiben. Diese Woche geht ein ganz spezieller Dank an Gisela, Mechthild, Corinne, Brigitte, Anna, Annegret, Katja, Katharina, Katrin, Sibylle, Jana, Ohana, Susanne, Fabian, Florian, Klaus und Michael. Alle Infos findest du ab sofort unter www.im-aufzug.de. Der Aufzug ist also zurück aus der Winterpause. Ich starte mit der wunderbaren Ann-Marlene Henning in das neue Podcastjahr. Ann-Marlene fiel mir vor einigen Jahren im Fernsehen mit ihrer Sendung Make Love im ZDF auf. Als Sexologin, Paartherapeutin und Autorin begegnet Marlene sowohl Menschen, die schon seit 50 Jahren glücklich verheiratet sind, als auch Paaren, die Beziehungsalternativen für sich wählen. Das heißt, ihre Beziehung geöffnet haben der polyamore leben. Ich habe 1000 Fragen an Sie. Ist Sexualität erlernbar? Wie spricht man mit Kindern über Sex? Wie spricht man selbst ohne Schamgefühl über Sex? Macht sich Treue an Sexualität fest? Außerdem sprechen wir über Ann-Marlenes Coronarerkrankungen. Sie lag elf Tage lang im Koma. Über ihre Erfahrung mit Long-Covid hat sie sogar ein Buch geschrieben. Aufzugtür auf für Ann-Marlene Henning. Die Tür geht auf. Und wer kommt rein? Ann-Marlene Henning. Was für eine Ehre.

00:02:00
Ann-Marlene Henning: Ja, Danke dir.

00:02:02
Raul Krauthausen: Ich freue mich sehr.

00:02:02
Ann-Marlene Henning: Ja. Ja, das ist spannend. Ich führe gerne Fahrstuhlgespräche. Das hat so eine schöne, intime Atmosphäre. Und wenn man sieht, man ist zu zweit da drin, dann weiß man auch kein anderer kann hören, was man sagt.

00:02:12
Raul Krauthausen: Ja, ja, genau. Und ich bin auf dich gestoßen, or vielen Jahren, da wurdest du als die Oswalt Kolle der der Gegenwart angekündigt mit deinem Format Make Love. Das war eine Produktion, die du, glaube ich, damals im ZDF oder so.

00:02:31
Ann-Marlene Henning: Begann beim MDR. Und dann sind wir später rüber zum ZDF. Genau so war es ja. Ja, ja, ja.

00:02:38
Raul Krauthausen: Und ich habe das gesehen. Und ehrlich gesagt, ich tue mich super schwer, über Sex zu reden. Ich glaube, da bin ich auch wahrscheinlich nicht allein. Aber es fiel mir super schwer. Und als ich dein Format gesehen habe im Vergleich zu Oswalt Kolle, wo ich auch den einen oder anderen Schinken mal gesehen habe, fand ich das unglaublich gut tuend, fast schon therapeutisch.

00:03:02
Ann-Marlene Henning: Ja, danke, das ist ja schön.

00:03:05
Raul Krauthausen: Weil was ich wirklich großartig finde, ist das, dass du einfach normale Gäste hattest. Also normal im Sinne von Menschen wie du und ich, die deine Nachbarinnen sein könnten und nicht irgendwelche Models oder irgendwelche besonders hübschen Menschen, sondern Menschen auch mit eigenartigen Körpern oder normalen Körpern einfach. Und du hattest sogar das Thema Behinderung in einer Folge. Und Alter.

00:03:34
Ann-Marlene Henning: Ja, ja, genau. Und Alter. Und diese Körper, diese Körper, dieses eine Ding, wo so Fotos gemacht wurden von verschiedenen Körpern. Ja, ja.

00:03:42
Raul Krauthausen: Und da habe ich mich gefragt, okay. Oder was heißt gefragt? Also ich wollte unbedingt mit dir reden. So, aber da kannten wir uns noch nicht. Also war ich wahrscheinlich noch nicht so bekannt und fand das alles auch super aufregend. Und dann habe ich Jahre gebraucht, um all meinen Mut zusammen zu fassen und zu überlegen okay, mit der Ann-Marlene Henning möchte ich reden. Aber nicht nur über Sex, sondern über deine Arbeit. Du bist nämlich Sexologin. Kommst aus Dänemark. Paartherapeutin.

00:04:12
Ann-Marlene Henning: Ja, ich bin Dänin. Ja.

00:04:14
Raul Krauthausen: Moderatorin und Autorin. Hast viele Bücher geschrieben. Ja, und ich denke, im Laufe unserer Aufzugsphase werden wir über die einen oder anderen spannenden Themen reden. Und was die wenigsten wissen. Du hattest Corona und hast jetzt Long-Covid.

00:04:29
Ann-Marlene Henning: Ja, also ich bin im November 21 erkrankt und habe erst gedacht, dass es jaja, das ist zwar unangenehm und mir geht es nicht so gut, aber nach einer Woche konnte ich dann nicht mehr wirklich Luft kriegen und dann bin ich ins Krankenhaus gekommen und da ging es dann auch gut. Ich wurde behandelt und es war besser. Und dann plötzlich, nach zwei, drei Wochen, merkte ich schon, es wird irgendwie schlechter gerade und mehr wusste ich nicht. Das nächste, was ich hörte, war Da sind Sie ja wieder, Frau Henning. Wir nehmen jetzt ihren Tubus raus und dann war ich wohl im Koma gewesen. Zwölf Tage. Also, ich war im Koma. Genau. Aber ich wusste es nicht. Ich habe es nicht gemerkt. Und ja.

00:05:06
Raul Krauthausen: Merkt man das auch im Nachhinein nicht, also fühlt sich das an wie, wie jetzt gleich. Und dazwischen liegen elf Tage, oder?

00:05:14
Ann-Marlene Henning: Ja, das ist. Also ich habe ja Neuro Psychologie studiert und habe mit Hirngeschädigten habe ich gearbeitet deswegen so ein bisschen Koma ja ich kannte das man. Die Meisten die wach werden aus dem Koma also 80 % oder so was die haben ein Delirium, sind verwirrt, verstehen die Welt nicht, denken zum Beispiel noch, dass Dinge die sie dann sehen echt sind. Obwohl es also mischen was in den Traum rein und das war bei mir nicht. Mein erster Gedanke war ein Glück, ich war im Koma. Weil ich hatte so schlimme Alpträume, die ich im Albtraum dachte, dass sie echt seien. Ich habe überlegt, ob ich im Koma quatsche, ob ich in der Hölle bin. Die waren so furchtbar gewalttätig, sexuell, Mord, Totschlag, meine eigene Beerdigung, Verbrennungen, wie man mit meiner Leiche umging und, und, und. Das waren Horrorträume. Und ich war tatsächlich gleich bewusst, als sie das mit dem Tubus sagten. Oh, ein Glück. Ich war nur im Koma. Ja, krass. Und ich war nicht besonders verwirrt. Ein bisschen so ein bisschen. Manchmal. Morgens habe ich so im, also erst habe ich gedacht, Wieso bin ich denn jetzt auf so ein so ein Bahnhof? Also wieso liege ich denn hier am Gleis jetzt und warte. Wo muss ich denn jetzt hingefahren werden? Und dann waren das die diese, die man so kennt aus den Filmen, wo der Blutdruck, also dieser Schirm, der hinter einem steht, der spiegelte sich im Fenster und sah aus wie so eine Anzeigetafel. Habe ich dann aber schnell gemerkt. Ja, ich war da, ich war da und naja und das war schon schlimm genug. Aber die kurze, das kurze Ende der Geschichte war, aber in Echtzeit lang war ist, dass wenn man aus dem Koma wach wird, kann es absolut sein, dass man paar Dinge neu lernen muss. Und meine Muskeln waren so schwach, dass ich kein Glas heben konnte und ich konnte auch nicht sitzen und. Und ich wusste, ich wusste zwar, wie man steht und geht, aber ich konnte nicht stehen und gehen. Meine Beine haben einfach nicht reagiert, wenn ich denen gesagt habe Hochheben und losgehen. Ich. Ich bin also im Rollstuhl nach Hause gekommen. Nach sieben Wochen.

00:07:17
Raul Krauthausen: Boah und darüber hast du ein Buch geschrieben über diese Erfahrung? Genau, dass der Kaffee nicht schmeckt.

00:07:22
Ann-Marlene Henning: Ist gerade raus gekommen.

00:07:24
Raul Krauthausen: Ist mein kleinstes Problem. Leben mit Long-Covid.

00:07:27
Ann-Marlene Henning: Genau. Weil das, der Kaffee schmeckt tatsächlich oft nicht. Aber diese motorischen Sachen sind ja viel schlimmer. Dass die Beine nicht immer machen, was ich will und dass es Schmerzen sind und so, aber das ist, wem sage ich das gerade? Das wollte ich dir vorhin oder dich vorhin fragen. Wenn du so sagst, du hast die Glasknochenkrankheit, hast, hast du auch Schmerzen Ist das etwas, wo man Schmerzen hat? Immer oder ist es, wenn man.

00:07:53
Raul Krauthausen: Also Nein, nur wenn man sich was bricht. Genau. Ich habe jetzt vor einer Weile einen Autounfall, wo ich von einem Auto angefahren wurde und das war sehr schmerzhaft, weil ich mir das Bein vierfach gebrochen habe. Ja, aber sonst eigentlich nicht.

00:08:09
Ann-Marlene Henning: Nein, Du musst nur aufpassen, dass du kein abrupten… Ja, und ich habe es ja gemerkt mit diesem Rollstuhl. Also, ich hatte den nicht im Griff. Ich habe aber auch die Standardausführung gekriegt. Die haben schon gesagt, ich will können Ihnen nur die das billigste Modell geben, Frau Henning. Das heißt, es war super schwer zu fahren mit den Armen. Und ich bin dauernd gegen die Kante gefahren. Und ich musste ja, wie ich immer sage, rückwärts einparken, um zur Toilette zu kommen und so was. Also das kennst du ja dann wahrscheinlich alles, oder? Ich weiß gar nicht, wie es bei dir.

00:08:38
Raul Krauthausen: Ist, was du vielleicht als Therapeutin nachvollziehen kannst, dass oft vergessen wird bei so wenn man jetzt schnell irgendwie eine Behinderung hat, so was wie schnell im Rollstuhl landet oder schnellen Unfall hat, dass oft vergessen wird, dass Menschen ja auch sich anpassen. Also im Endeffekt nennt man das adapting, dass man einfach lernt, ja ja auch dann mit der neuen Situation umzugehen und irgendwann fällt mir gar nicht mehr auf, dass ich im Rollstuhl sitze.

00:09:04
Ann-Marlene Henning: Ja, so ist es. Ja, klar.

00:09:06
Raul Krauthausen: Trotzdem mein Leben lebe.

00:09:08
Ann-Marlene Henning: Ja, ja, das ging auch schnell. Genau. Ging schnell. Wirklich. Also.

00:09:12
Raul Krauthausen: Ja, und da und da fällt ein Wort für im Deutschen finde ich also to adapt oder to, also Adapting, da gibt es ja auch adaptive closes usw. und so fort.

00:09:21
Ann-Marlene Henning: Sich anpassen, aber das ist ja pff.

00:09:24
Raul Krauthausen: Ja genau es ist irgendwie damit zurechtkommen vielleicht oder ein umgehen lernen.

00:09:30
Ann-Marlene Henning: Es ist interessant weil wenn man wie bei mir vermuten konnte, dass ich irgendwann vielleicht in zwei drei Wochen raus aus dem Rollstuhl kommen würde und dann beginnt man ja gar nicht erst, die Schränke niedriger zu hängen.

00:09:43
Raul Krauthausen: Genau.

00:09:43
Ann-Marlene Henning: Aber ich fand, ich fand schon interessant im Krankenhaus, wo in einer Reha. Also ich war ja auch in der Reha, da lag ich dann eine Woche isoliert, weil die meinten, die könnten dann nicht behandeln, wenn ich Covid positiv war. Ich war natürlich immer noch positiv nach sechs Wochen und dann lag ich da und ich meine, da ist es doch wohl klar, dass viele Leute im Rollstuhl sind, oder? Und dann fährt man an das Bett vorbei, kommt fast nicht vorbei, versucht ins Bad zu kommen. Da steht dann so ein riesen Wäschekorb für die Klamotten, sodass ich gar nicht so pinkeln kann. Ich muss erst mit dem Rollstuhl in Wasch Wäschekorb Roll Dings rausfahren und wenn ich fertig bin, dann muss ich lange Arme haben. Die hab ich aber da oben hoch aufs Regal, für die Zahnbürste und was weiß ich. Das war. Ich denke echt jetzt, das ist wirklich Raul, das ist das, was mir am meisten aufgefallen ist, wie schlecht die Welt sich darauf eingerichtet hat, dass es nun mal Leute gibt, die so immer sitzen.

00:10:41
Raul Krauthausen: Vor allem Krankenhäuser, die ja eigentlich.

00:10:43
Ann-Marlene Henning: Ja, das auch.

00:10:44
Raul Krauthausen: So sein müssten.

00:10:44
Ann-Marlene Henning: Ja die Welt einfach. Die Welt. Hallo, Also ich komme. Ich habe jetzt gerade war ich in Merseburg und war auf mehreren Bahnhöfen und ich kann immer noch nicht so gut Treppen mit ner Tasche, Treppensteigen mit und da war ein Fahrstuhl kaputt. Ja, da hätte ich den Zug nicht nehmen können. Ich hätte den Zug nicht nehmen können. Und weißt du, was mir einfällt? Da war eine. Ich war mal in der Talkshow mit einer Frau. Der Name ist mir jetzt entfallen, aber man findet sie ganz leicht. Das ist eine Deutsche, die Hunde Schlittenfahrerin ist und oft auch gewonnen hat. Diese riesen Rennen. Und sie erzählte mir, sie hat einen behinderten Sohn und sie sagte selber behindert. Also er kann nicht gehen, sitzt im Rollstuhl und sie hat gedacht, ich verlasse Deutschland und sie ist nach Norwegen gezogen, weil da ist es ganz anders. Es gibt eben doch Länder, die lange schon einfach sagen es gibt keinen Eingang, wo man nicht reinkommt im Rollstuhl. Und das ist in Deutschland anders. Also das ist mir sehr bewusst jetzt.

00:11:48
Raul Krauthausen: Wie ist es denn in Dänemark?

00:11:50
Raul Krauthausen: Auch gut?

00:11:50
Ann-Marlene Henning: Auch! Ist mir auch aufgefallen. Das ist sehr ähnlich wie in Norwegen. Also das ist selbstverständlich, dass man irgendwo reinkann und abgeholt werden kann und und und. Im Kino oder irgendwo da ist immer eine Rampe.

00:12:02
Raul Krauthausen: Ja, ich fand ganz interessant in einem Podcast, wo du auch über das Thema gesprochen hast, dass du gesagt hast, dass dann dein Glück auch ist, dass du selbstständig arbeitend letztendlich dann auch deine Kraft ja einteilen konntest. Ja, wenn du jetzt mit Long-Covid lebst. Gleichzeitig stelle ich mir aber auch vor, selbstständig arbeitend mit einer vielleicht chronischen Erkrankung.

00:12:26
Ann-Marlene Henning: Oh Ja.

00:12:26
Raul Krauthausen: Auch gar nicht so einfach ist, wenn man dann Geld verdienen muss.

00:12:29
Ann-Marlene Henning: Nein, so ist es. Das war meine Frage. Wir brauchen nicht über Summen sprechen, aber ich kann es einfach sagen Ich habe. Ich bin gut versichert, ich habe eine gute Krankenkasse und ich glaube irgendwas Mitte 20 € oder irgendwas am Tag. Damit konnte ich nicht irgendwas finanzieren und ich habe zu früh wieder angefangen zu arbeiten. Ich habe quasi überlegt, was mache ich und habe gewählt, den Podcast in Gang zu setzen, weil da konnte ich sitzen, wo ich wollte und und das war witzig. Die die Leute, die uns schneiden also wir schicken ja ich schicke ja meine Aufnahmen nach Hannover und da sitzt auch Carolin Burchardt. Der Podcast heißt Ach komm. Und die haben immer gesagt, was machst du da immer mit deinem. Ja, bewege ich meine Teetasse oder was, Da sind immer so Geräusche und ich denke, ich stell meine Teetasse jetzt so leise hin. Da waren immer noch Geräusche und das war ich. Das war, weil ich mich dauernd bewegt habe. Ich kann nicht lange in einer Position sitzen und deswegen. Es war ein bisschen früh. Ich musste immer so. Ich habe rumgeruckelt, mich besser hingesetzt, was dann immer noch schlecht war. Dann noch mal hingesetzt, wieder noch schlecht. Also es war früh, aber ich musste das, weil ich musste Geld verdienen.

00:13:43
Ann-Marlene Henning: Ja krass.

00:13:44
Ann-Marlene Henning: Und ich bin selbstständig.

00:13:45
Raul Krauthausen: Glaubst du Long-Covid wird unsere Gesellschaft verändern.

00:13:49
Ann-Marlene Henning: Oh, das ist echt eine wichtige Frage, weil. Weißt du was? Jetzt habe ich eine Woche gehabt, wo ich dachte Wow, jetzt sind die Beschwerden aber wirklich weggegangen. Also deutlich weggegangen. Also, dass ich mir vorstellen kann, jetzt irgendwann könnte ich vielleicht sogar behaupten. Long-Covid, ja, ich habe vielleicht auch Long-Covid, weil ich nicht rennen kann irgendwie und mein Geruch Geschmack ein bisschen weg ist, aber ansonsten bisschen die Luft auch, jetzt habe ich schon drei Sachen genannt, aber damit kann ich wirklich elegant wunderbar leben in meinem Beruf. Aber es gibt ja so viele, die mehr haben, mehr Einschränkung. Und ich glaube tatsächlich, dass das mit der Luft und die anderen Zerquetschten die paar kleine Dinge. Je nachdem welchen Beruf ich habe, kann ich jetzt nicht weiterarbeiten. Und da ist deswegen glaube ich ja, ich glaube, das wird ein Problem, weil ich habe ich kenne Leute, die auch nur von der Impfung ähnliches, bei der dritten vierten Impfung ähnliche Symptome bekommen haben wie ich und auch Leute, die Covid hatten, in leichter milder Form und dann zur Arbeit gingen. Und aha, 9 bis 5 ist nicht möglich. Also und dieses Problem habe ich meist nicht, ich kann ja kürzer. Ich habe heute das Gespräch mit dir, noch ein Podcast und irgendwas war noch. Ach so, dann war ich beim Friseur, aber dann kann ich frei machen und das muss ich machen. Ich könnte garantiert nicht von 9 bis 5, fünf Tage, das könnte ich noch nicht. Und das müssen ja die meisten, also viele, nicht jeder ist selbstständig. Also ich glaube, das werden wir noch reichlich hören, weil es sich auch verschlimmert. Manchmal ist es ganz gut und plötzlich kommt eine schlechte Woche oder so, ich weiß nicht wie das ist mit diesen scheiß Long-Covid. Das ist echt ein merkwürdiges Ding.

00:15:34
Raul Krauthausen: Eine Frage, die mir durch den Kopf schoss, als ich das las. Glaubst du, deine berufliche Erfahrung als Therapeutin hat dir dabei geholfen, dein Long-Covid irgendwie für dich zu verarbeiten?

00:15:48
Ann-Marlene Henning: Total. Weißt du was? Ich vergesse immer Namen mittlerweile. Da sind auch so Lücken im Gedächtnis. Also da gibt es so ein Long-Covid Verband jetzt. Und da ist eine Ärztin, eine leitende Person und die hat gesagt, dass gerade die Stützen unserer Gesellschaft, also Leute, die die was bringen, richtig Geld verdienen, was umsetzen usw., dass die am schlimmsten damit klarkommen, wenn sie plötzlich nicht mehr können. Also die, die es gewohnt sind, auf hohem Level durchzufahren und alles zu schaffen, die scheinen weniger einsehen zu können oder Einsicht zu haben, dass sie jetzt schwächer sind. Und. Und ich war so eine Performerin, können wir die nennen. Aber ich, ich war ja schon lange dabei zu überlegen, wie ich ein besseres Leben bekomme, wie ich weniger arbeite und und und. Und dann als Therapeutin, Klienten und Klientinnen sehend, die dauernd zu viel machen. Also da, da war ich schon bei und deswegen als ich dann Long-Covid bekam und auch erst musste mein Freund mich fragen. Also, dann war das für mich so wie ich komm jetzt. Ich will jetzt damit klarkommen. Und ich habe nie. Ich werde oft gefragt. Hast du gedacht, warum gerade ich? Nein. Warum sollte ich das fragen? Unglück passiert überall. Also, ich gucke mir an, was habe ich? Was ist da? Und dann muss ich einen Weg finden. Und das da hilft mir garantiert, dass ich Therapeutin bin. Das habe ich sowas von deutlich gemerkt, auch als ich das Buch schrieb. Ich kann Dinge einschätzen. Ich. Ich habe Menschen getroffen, die ähnliche Dinge haben. Oder es war einfach einfacher, weil ich weiß, wie man reflektiert. Es ist ein bisschen einfacher in jedem Fall.

00:17:28
Raul Krauthausen: Wie geht es dir denn heute?

00:17:29
Ann-Marlene Henning: Gut. Also gut. Ich finde, ich bin, manchmal verliere ich für vier Sekunden den Mut, für zehn Sekunden den Mut und denke dann Ja, jetzt ist wieder da. Aber dann merke ich Nein, du kannst schon so viel. Dann gehst du eben, bevor du die Treppe runter gehst, zum Keller, überlegst du eben kurz, mit welchem Bein du anfängst. Aber ich kann ja die Treppe runtergehen. Und deswegen bin ich eher dankbar und suche mehr nach danach, dass ich schöne Sachen mache, also tolle Glücksmomente und jeden Tag. Und deswegen bin ich auch gerade Hundemami geworden, weil das wollte ich schon lange und jetzt habe ich mehr frei. Ich kann es jetzt und muss dann auch gehen. Spazieren gehen.

00:18:10
Raul Krauthausen: Ich versuche jetzt mal eine merkwürdige Überleitung.

00:18:15
Ann-Marlene Henning: aJa bitte. Ich bin gespannt.

00:18:16
Raul Krauthausen: Man sagt, dass das eine der schönsten Sachen im Leben Sex ist.

00:18:23
Ann-Marlene Henning: Sehr elegant, Raul. Hahaha. Sehr elegante Überleitung.

00:18:27
Raul Krauthausen: Würdest du dem zustimmen?

00:18:29
Ann-Marlene Henning: Ja, ja, genau in dem Fall. Aber da kommt ein Aber. Also, Sex ist ja schön. Aber wie oft habe ich bitte gehört? Oh, das ist so schön. Warum machen wir das nicht öfter? Also, es gibt einfach viele, die wenn man nicht gerade frisch verliebt ist, hat man wenig Sex. Und als ich, also mein Long-Covid am schlimmsten war, wo ich so viel mehr hatte, Schmerzen und auch außer Atem kam usw. Und auch nach dem Koma habe ich doch überhaupt nicht an Sex gedacht. Also auch wenn man sagt, Sex kann eine Ressource sein war also nicht immer fragte ich mich, ob es eine Ressource sein kann. Ich wollte nicht, ich musste gar nicht. Also nein, kein Gedanke. Gar nicht. Aus, also gar nichts. Und ich bin ja froh gewesen nach. Hmmm. Weiß ich nicht. Sechs sieben Monaten oder so. Als ich überhaupt wieder Lust gespürt habe, dass ich vielleicht überlegte mich erstmal selbst anzufassen und so, dann dauert es noch länger. Also Sex mit Partner. Also mit meinem Partner. Da ich wusste, ich komme ja außer Atem und es tut tat weh mich zu drehen. Also drehen, liegend, mich drehen. Ich konnte mich lange nicht im Bett drehen und also im Krankenhaus gar nicht. Und zu Hause konnte ich mit Konzentration und Schmerz mich im Bett drehen. Und da denkst du nicht an Sex. Ende, aus.

00:19:44
Raul Krauthausen: Und da wenn sich dann aber einmal gedreht hat. Das tut so gut.

00:19:49
Ann-Marlene Henning: Richtig. Oh, da spricht aber einer, der sich auskennt. Aber ehrlich. Ja, ja, genau. Im Krankenhaus, als ich aus dem Koma kam, da konnte ich die Beine nicht aufstellen und ich konnte mich nicht drehen. Ich lag. Ich sagte wirklich, Im Buch schreibe ich wie ein gestrandeter Wal. Und das meine ich, lag. Ich konnte nichts. Und es ist leider nicht, mein Freund hat auch früher als Krankenpfleger gearbeitet, jetzt als Illustrator. Aber er hatte so eine Zwischenphase im Leben. Und der sagte ganz überrascht In Dänemark hat er gearbeitet. Wieso? Wird man in Deutschland nicht jede eineinhalbe Stunde gedreht? Nein. Ich lag auf dem Rücken, Wochen lang. Und als ich kam aus dem Koma und mit nichts. Also ich konnte mich nicht drehen. Und ich weiß, ich komme darauf, weil du gerade was sagtest. Ich lag dann am A, fünf Tage nach meinem Koma und da kam mein Lieblingsarzt rein und ich habe gemeckert und er war Frau Henning, was ist denn? Wieso sind Sie jetzt gerade so sauer? Ich sage, ich kann nicht mehr so liegen. Ich kann. Und dann sagt er Ja, dann kann ich sie ja drehen. Ich helfe Ihnen mal, ich kann gar nichts. Sie müssen mich komplett rüberrollen. So, dann hat er mich auf die Seite gelegt. Und du hast es gerade. Ich habe deinen Ausdruck im Gesicht gesehen. Man wird auf die Seite gedreht.

00:21:08
Raul Krauthausen: Und unfassbar. Besser als Sex.

00:21:09
Ann-Marlene Henning: Wie geil ist das Bitte? Echt jetzt. Aber so was von. Ich war so glücklich. Ich habe mir gesagt, das ist Ostern, Weihnachten, alles zusammen. Ich kann es nicht glauben. Ich liege auf der Seite und kann atmen auch noch. Das konnte ich ja vorher auch nicht auf der Seite besonders nicht. Oh, danke, danke, danke. Und er war ganz rot und sagte Was wie? Entschuldigt, das ist so wichtig, kann es nicht sein. Ich sage, wenn Sie wüssten. Das hier war ein riesen Geschenk. Vielen Dank. Und dann konnte ich einschlafen. Sofort. Es war so genial. Und dann musste ich dummerweise nach 20 Minuten halbe Stunde mich wieder drehen lassen.

00:21:47
Raul Krauthausen: Ach Scheiße.

00:21:48
Ann-Marlene Henning: Sonst wäre ich da gestrandet, auf der Seite.

00:21:51
Raul Krauthausen: Ja klar. Oh man, aber das ist spannend.

00:21:54
Ann-Marlene Henning: Ja, da bin ich sehr, sehr, sehr, sehr dankbar geworden von diesen, klar, also so, von diesen kleinen Hilfen, wo jemand gesagt hat, ist kein Problem. Klar helfe ich ihnen damit, aber es haben so viele. Ich habe ein Beispiel. Ich weiß gar nicht, ob du mein Buch überhaupt lesen konntest.

00:22:10
Ann-Marlene Henning: Noch nicht, das ist ja gerade erst auf den Markt.

00:22:12
Ann-Marlene Henning: Ja, total. Weißt du was? Ich schreibe da drin von einer Szene aus dem Krankenhaus, wo ich manchmal, wenn man das tägliche Geschäft erledigen muss, sozusagen zu Toilette, und zwar groß musste. Ich lag auf dem Rücken. Wie gesagt, ich konnte nichts. Dann muss ich um ein Becken bitten. Das klappte auch bis dahin einigermaßen. Aber man muss sich vorstellen, da liegst du gerade und dann kommt die Putzfrau, Unschuldige. Entschuldige, klappt auch nicht und so, aber danach nach dem Koma, da konnte ich ja wie gesagt die Beine nicht aufstellen und ich hatte dieses Becken runter gelegt bekommen, um quasi groß zu machen. Und ich merkte, das wird in dieser Position nicht gehen. Ich muss die Beine aufstellen und das konnte ich nicht. Und ich hatte aber zwei Tage Zeit gehabt, dass ich mit beiden Händen den Knopf drücken konnte zum um Hilfe zu rufen. Und da ist jemand reingekommen und ich habe gesagt Ja, es klappt noch nicht mit dem großen Geschäft. Ich würde gerne die Beine aufstellen, dass wäre einfacher. Und jetzt sage ich dir die Antwort: Was hat Beine aufstellen mit kacken zu tun?

00:23:20
Raul Krauthausen: Oh man.

00:23:20
Ann-Marlene Henning: Und da habe ich gedacht also davon, wenn man krank ist, auch eine chronische Krankheit hat, wenn man so behandelt wird. Ich bin sehr solide im Selbst und ich bin nach wenigen Wochen, also wenigen Tagen, habe ich mich wie nichts gefühlt. Und das war schon.

00:23:37
Raul Krauthausen: Ich habe auch die These, dass man in Krankenhäusern schneller krank wird als gesund. Allein, was das Essen angeht.

00:23:44
Ann-Marlene Henning: Ja, das Essen. Ich war überrascht, das war ganz gut. Aber wenn man dann keine Hilfe bekommt, sich hinzusetzen, dann und die Ergotherapeutin gesagt hat Bitte nicht liegen, Frau Henning, während Sie schlucken, das geht nach hinten los. Und das wollen Sie nicht, dass das in ihrer Lunge kommt. Und dann brauchte ich dafür Hilfe und das fanden die Leute auch nicht so gut. Und ich fragte mich Sag mal, bin ich die erste, die aus dem Koma aufgewacht bin, hier bei ihnen. Also, das war ich habe gedacht, Wow, wenn man das das ganze Leben hat, weil man eine chronische Krankheit hat und so auf Hilfe angewiesen ist, dann wird jede kleine Geste einfach wie, Ja so wichtig. Also gefragt zu werden oder kurz? Na klar. Sie haben zwar schon zehn mal gefragt, Frau Henning, und es kann nerven, aber na klar mache ich das, weil ich sehe, dass sie die Hilfe brauchen. Und ich fühlte mich so dumm und klein am Ende, also wirklich, bis ich begonnen habe, mich zu wehren.

00:24:38
Raul Krauthausen: Ich versuche nochmal eine Überleitung.

00:24:40
Ann-Marlene Henning: Ja, bitte. Wir sind weg vom Sex. Hahaha. Willst du zum Sex?

00:24:44
Raul Krauthausen: Ich versuche nochmal eine Überleitung. Also so basale Sachen, wie Essen oder Kacken. Man kann ein paar Tage ohne auskommen, aber irgendwann nicht. Irgendwann tut es einfach weh. Und das ist auch richtig ungesund. Du sagst in deinem Buch, dass es Erregung angeboren ist. Sexualität allerdings gelernt. Wie machst du dir den Unterschied?

00:25:07
Ann-Marlene Henning: Also Erregung. Man kann sagen ganz kleine Kinder sogar. Die haben ja keine Sexualität und Sexualität mit anderen. Aber die spüren schon Erregung, spüren ihren Körper. Und da gibt es plötzlich so ein Reflex, wie wenn weißt du, wenn man so aufs Knie schlägt, dann springt das Bein so hoch. So ähnlich ist es mit der Erregung. Wenn die Durchblutung steigt im Becken, dann springt so eine Art, so eine Leitung ins Gehirn, was uns meldet, vielleicht ja Geilheit oder irgend so was Schönes zu spüren, was schon ganz kleine Kinder können. Aber was ich denn damit mache, ob ich Dinge, wenn andere Menschen hinzukommen, ob ich das schön oder schlecht oder ekelig oder ja finde, das lernt man alles. Und es gibt ja Leute, die die hässlicher Weise, wenn die mit ihrer Sexualität begünden, schlechte Sachen. Es gibt Leute, die müssen als Kind Dinge tun, die sie nicht wollten, mit Eltern, Onkels oder was es ist. Und dann lernt man ist negativ und dann ist es gar nicht schön, weil man unangenehme Erfahrungen hat. Und wenn man die hat, dann hat man auch keine Lust auf Sex, weil man hat nur Lust auf Dinge, die gut sind und so wiederum, man kann auch wiederum dann lernen, keine Angst mehr zu haben und gute Dinge zu spüren. Das ist ja das Tolle, das bewegt sich, das Hirn ist es, es ist plastisch, es kann sich umlernen und neu dazulernen. Aber wenn die die unangenehme Sache zu groß war, wird die nie vergessen werden, ganz vergessen werden.

00:26:35
Raul Krauthausen: Woran glaubst du, liegt es, dass wir über Sexualität so wenig wissen, aber Sex allgegenwärtig ist?

00:26:43
Ann-Marlene Henning: Ja, das ist ich glaube einfach, weil gegenwärtig ist immer wir hören und lesen von Sex anderer. Aber wenn wir sprechen sollen, ja über die anderen, da kann man ja auch einen Spruch bringen. Ja, ja, genau. Aber wenn es um deine eigene intime Sexualität geht, also du sollst dich ausziehen, jetzt bist du nackt, dann ist es mit Scham belegt. Und das liegt an der Gesellschaft, dass wir das so lange und immer hunderte von Jahre lernten, dass es dreckig und schlecht ist. Und das ist nicht lange genug her. Also jetzt mittlerweile die ich würde sagen, vernünftige Eltern, holen sich ein Buch von Carsten Möller, was mit Sex ist wie Brokkoli, nur anders. Also Eltern sorgen dafür, dass die Dinge lesen jetzt, damit die wissen, wie sie antworten sollen.

00:27:30
Raul Krauthausen: Die können auch deine Bücher kaufen.

00:27:32
Ann-Marlene Henning: Ja, ja, die sind nur nicht für ganz Kleine. Das ist es ja, für nicht so ganz kleine. Und da höre ich immer mehr, dass Eltern fragen Wie mache ich das? Und es richtig machen. Nämlich positive Äußerungen gibt, wenn das Genital angefasst wird und dass sie ihren Körper erkunden dürfen und nicht Bäh Bäh und was weiß ich und schöne Namen finden usw. nd dann wird sich was ändern.

00:27:52
Raul Krauthausen: Und das ist wahrscheinlich auch gar nicht so einfach, wenn man selber als Elternteil aber das nicht gelernt hat.

00:27:57
Ann-Marlene Henning: Ja, ist es ist überhaupt nicht einfach. Die Eltern schämen sich genauso. Und wie du sagst, ist das vorhin in einer Frage Wir wissen nicht genug. Hm, wer hört denn immer so? Es gibt mehr, die jetzt mehr Follower und Bücher holen, Fernsehsendungen gucken. Aber für mich ist das immer wieder in den Rückmeldungen zu sehen. Boah, ich war völlig überrascht, wie man da alles usw. Und dann Ja, die Leute haben nix gehört und nichts gesehen, niemand ist aufgeklärt oder fast niemand.

00:28:27
Raul Krauthausen: Was war denn für dich die Idee, dich mit diesem Thema auseinanderzusetzen? Du bist Deutschlands bekannteste Sexexpertin. Wie kommst du auf dieses Thema als Beruf?

00:28:37
Ann-Marlene Henning: Na ja, also ich bin immer sehr interessiert gewesen in Dänemark. Da war es auch völlig erlaubt über Sex und weil man muss es ja sagen, kurze Erklärung vorweg: Dänemark war so, man nannte das das Pornoland, Pornodänen. Denn weil das, was in anderen Ländern noch verboten war, war bei uns freigegeben. Erst Sexualität in Schrift und dann Sexualität in Bildern. Und deswegen konnte man zu jeder Tanke fahren und freche kleine Hefte kaufen. Und bei uns gab’s deswegen eine andere Kultur, eine längere Kultur. Da war, das finde ich auch immer toll, da ist so einer, der heißt Hegeler mit Nachnamen, der ein Psychologe, der lebt noch und weit über 90, er hat sein erstes Buch in Dänemark geschrieben zur Sexualität des kleinen Peter. Peter fragt seine Mama. Und das war zu gleichen Zeit wie Kinsey in Amerika seine Bücher zur männlichen Sexualität und weibliche Sexualität geschrieben hat, was einen Aufschrei gegeben hat und in Deutschland noch gar nichts los war. Das muss man einfach so sagen in Deutschland durch die, die den Nationalsozialismus, das sind Institute geschlossen worden, weil die wurden die Sexualinstitute, da waren viele Homosexuelle und auch viele Juden und die wollten sie nicht und die sind alle nach Amerika. Also in Deutschland ist so ein leerer Fleck, während in Dänemark richtig viel los war. Also da gab es auch Sendungen in meiner Kindheit schon. Also ich bin 64 geboren. In also 70, 1970 oder was Sendungen zu Geburt und Sexualität. Und ich habe ja auch diese Pornohefte gesehen, die hingen in den niederen Regalen und es war mir auch völlig wurscht. Niemand hat sich besonders dafür interessiert. Also wir Kinder und da bin ich ja groß geworden. In der Umgebung, wo so ein freier Wind geweht ist und dann ja noch in den 70er freie, also hier auch BHs weg, Frauen, Feminismus und so. Also ich ich habe immer über Sex geredet. So und dann die kurze Antwort jetzt ist, war ich Model und in Hamburg Model und habe damit habe ich meine Studien finanziert Psychologie, Neuropsychologie. Und dann aber als ich fertig war, war es immer noch ein bisschen zu lukrativ mit dem Modeln und ich habe weitergearbeitet. Und dann irgendwann, was will ich eigentlich jetzt? Ich hatte eine Hirnop mit 32, also ich mochte plötzlich nicht mehr in der Neuropsychologie arbeiten, mit Menschen, mit, mit Schlaganfällen und so. Weil das kam mir zu nah. Und dann saß ich da und dachte Was mache ich jetzt? Und die Geschichte ist, dass meine Freundin nach Dänemark ist, auch eine Dänin. Sie hat den Job gekriegt in Kopenhagen, wohnte noch in Deutschland, und die war rübergefahren zum Ersten Mal zum Ersten Tag auf ihren Job. Und die hatten ihr geschrieben an der Tür. Wir sind schon weg. Lustig, wir sind schon weg. Der Schlüssel liegt aber oben noch. Sie konnte dann rein, Die geht nach oben und sagt mir am Telefon später Ich habe ja diesen Schlüssel abgeholt Marlene, das war bei den Sexologen, da saßen so lauter wie du. Warum wärst du nicht Sexologin? Und ich habe echt. Das war wie so ein Snap! Lauter welche wie ich. Das waren Frauen um die 40, und sie hatte ja mit denen geredet, hat den Schlüssel geholt und gegangen wieder. Und ich bin am gleichen Tag rein zu meinem Computer im anderen Raum. Da stand er noch fest an der Wand verankert und habe es gegoogelt und habe am gleichen Tag in Kopenhagen für das Sexologiestudium einen Antrag geschrieben. Und das war wie Warum habe ich, habe ich das nicht selber gesehen? Ja, ich habe es nicht verstanden. Also das war so wie klarer Blick plötzlich.

00:32:22
Raul Krauthausen: Jetzt sagst du, dass die Dänen da aufgeklärter und offener sind. Du erwähnst die Heftchen, die man an der Tanke kaufen kann. Ich nehme an, dass die Heftchen aber ähnlich sexistisch sind, was die Rolle der Frau angeht usw. wie bei uns. Oder ist es da auch anders? Ist die Lust der Frau dort sagen wir mal akzeptierter als bei uns?

00:32:42
Ann-Marlene Henning: Ja, ich würde schon sagen, also jetzt muss ich nur noch betonen schnell, dass die Hefte auch bei uns nicht mehr unten liegen. Also die sind schon weg, weil die Sexualität des Kindes, also dass man was nicht überstülpt und so zu früh und so, das ist uns auch klar. Aber ja, ich glaube tatsächlich, dass die Rollen anders sind. Also gerade im hier gibt es auch Mann Frau Issues. Was weiß ich, die Dänen sind aber inklusiver und toleranter und was haben wir schon gesagt, auch mit mit was ich meinte mit Skandinavien und alle Formen der Behinderung. Ich ich würde gar nicht gerne was dazu sagen, gesondert in so wie nennt man solche in Heim oder so? Wenn aber das mache ich gleich. Aber es ist jetzt einfach deutlich zu spüren, dass es man als Frau einfach ein sexuelles Wesen sein kann. Das habe ich immer gespürt. Ich, ich auch wenn es immer noch um diesen Penis geht und all diese Pornos genauso aussehen. Aber ich kann einfach auch Lust haben und ein Mann einladen, ohne dass ich abgestempelt werde. Das konnte ich schon immer. Und ich habe einen Test gemacht, wenn ich das nebenbei sagen darf. Ich habe meinen Sohn gefragt. Er war in Dänemark, als er 25 war, so was, 22, hat er gelebt in Dänemark, ein Jahr und ich habe ihn gefragt Na Jimmy, wie ist es jetzt mit diesen Frauen Männern Geschichten und so. Wenn du auf der Pirsch bist. Und dann meinte der also ich sage es jetzt in Kurzform Du, wenn man erst im Bett gelandet ist, dann ist es keinen Unterschied. Aber davor, Mama, das ist so anders, das ist wirklich. Man kann Schäkan, die Frauen erwarten, nicht erst eingeladen zu werden. Dies dies dies, und das kann man als Scham sehen. In einigen Ländern, in Italien usw. funktioniert so was. Aber in Dänemark kann man keinen eins A man könnte auch gleich sagen oder wollen wir lieber jetzt schon vögeln gehen? Dann könnte es ein dänisches Mädchen. Entweder hat sie es gefragt oder sie sagt Ja klar, komm, lass uns abhauen. Also ohne da ist nicht dieses Du musst erst wie in Amerika die und die Runden drehen, dann darf man küssen, dann darf man das. Man kann sagen, es ist entromantisiert. Und man kann auch sagen, es ist total entspannt. Er fand es total entspannt.

00:34:50
Raul Krauthausen: Das wollte ich gerade sagen. Ich hatte gestern ein sehr interessantes Gespräch mit einer Organisation, die sich für die Rechte von Homosexuellen einsetzt. Und die haben einen Safe Space geschaffen, wo Männer Trans, Inter, Queer Menschen, die das Gefühl haben mit ihrem Outing eigentlich, dass also nach ihrem Outing eigentlich sofort bestimmte Dinge nachholen zu müssen und dann, wie sie es nannten, dann in Clubs gehen und einfach gerne durch poppen und so. Aber diese auf diese Art integrieren wollten, war ein Ort, wo du einfach so sein kannst, wie du bist, um dich selbst zu entdecken und zu gucken, wer du eigentlich sein möchtest. Mit deinen Aussehen.

00:35:36
Ann-Marlene Henning: Ich muss dich mal kurz unterbrechen. Sorry, weil du sagtest Sexualität wird gelernt. Da gehört ja auch zu, durch meine Erfahrungen dann herauszufinden, wer ich bin. Genau. Und das kann ich erst, wenn ich nicht diskriminiert werde dabei. Genau.

00:35:48
Raul Krauthausen: Wow, fand ich super. Also ich habe ehrlich gesagt als behinderter Mann da auch wirklich meine Issues, auch immer noch was was Sexualität angeht, ohne dass ich ein Outing haben muss. Aber ich habe zum Beispiel nie das Gefühl gehabt, dass ich Beuteschema bin, zum Beispiel.

00:36:12
Ann-Marlene Henning: Ja ja ja.

00:36:13
Raul Krauthausen: Wenn es um Dating geht usw. Und ich hab dann sehr spät meine ersten sexuellen Erfahrungen auch erst gemacht.

00:36:19
Ann-Marlene Henning: Und wie alt warst du denn so?

00:36:21
Raul Krauthausen: 27.

00:36:22
Ann-Marlene Henning: Ja, ja, und das ist noch nicht mal so selten. Also wirklich. Ja, das ist in den Zwanzigern. Das machen mehr jetzt als früher. Der Durchschnitt ist 17 Komma irgendwas, aber es sind mehrere. Auch in meiner Masterarbeit habe ich das gesehen. Frauen aber nur 22, 23. Und ich habe mehrere Klienten gehabt, der eine sogar 50 war und es noch nicht kannte.

00:36:43
Raul Krauthausen: Ja, und dann fällt mir auf, dass auf der einen Seite wir in Deutschland schon relativ viel Sexualität und Pornografie im Fernsehen auf Plakaten sehen, aber gleichzeitig so Plattformen wie Netflix, Amazon, Disney plus und so uns irgendwie so ein US Sex zeigen, wo man eigentlich nichts sieht. Ja, und wir dann eigentlich auch als Europäerinnen oder als Deutsche oder Dänen vielleicht auch bevormundet werden von der US amerikanischen Kultur.

00:37:16
Ann-Marlene Henning: Ja, ja, das ist, weil es macht ja was, es ist ein Spiegel. Ja, wir haben. Ja, so ist es. Wir haben Spiegelneuronen und Spindelneuronen und so und die machen ja tatsächlich, dass wenn man Dinge sieht, man muss es noch nicht mal selber machen, wenn man was sieht, geht es in das Repertoire über, in das Verhaltensrepertoire. Und auch wir gucken ja auch Pornos oder zum Beispiel etwas, wo es ganz heftig ist alles. Aber dass das, was aus Amerika kommt, das ist also jetzt mal sind ja jetzt erst kamen die Männer, homosexuelle Männer jetzt ist jede zweite Kommissarin plötzlich lesbisch also die versuchen ja ihr Bestes. Aber das sehe ich wieder in Dänemark, übrigens, wer das wirklich anders sehen möchte, dann auch ab und zu was sehen will, einen Penis oder irgendwas, dann muss er skandinavische Krimis gucken. Also da ist ja auch eine Kommissarin, zum Beispiel die, die ja, die hat einen Knall, hat aber nichts. Sie hat eine psychische Krankheit. Wie eine Autistin oder so was? Also die zeigen Dinge, da geht es nicht darum, dass sie das ist. Sie spielt einfach in diesem Film mit und ist anders. Und die, die zum Beispiel, die hat Sex, so dass sie, sie sagt dann auf der Arbeit zu jemandem Du kannst auch essen bei mir heute Morgen, heute haben und morgen und danach haben wir Sex. Und die anderen so nur wie? Was? Ja. Und willst du keinen Sex oder wie? Also können wir auch lassen. Aber wir können Sex haben. So, und dann kommen die. Dann hat sie Sex. Und wenn sie fertig ist, steht sie auf und sagt Ja, und jetzt kannst du gehen. Also nicht, weil das wünschenswert ist, aber sie hat keine. Sie erfüllt diese Dinge nicht. Und man lernt dann andere Art zu kennen von jemandem, einen Menschen, der nicht in die Emotionen gehen mag oder kann. Das ist nur ein Beispiel. Aber man sieht dann auch die Leute in der Dusche. Da ist die Kamera nicht nur ab Bauchnabel und hoch, sondern da ist der Hintern und der Penis zu sehen. Es ist ganz anders in den skandinavischen Dingern oft aufgefallen. Hm.

00:39:15
Raul Krauthausen: Gleich geht’s weiter. Wenn du diesen Podcast unterstützen möchtest, dann kannst du das mit einem kleinen monatlichen Beitrag tun. Im Gegenzug kannst du aktuelle Folgen vorab hören und du wirst, sofern du das möchtest, hier im Podcast auch namentlich genannt. Alle Infos findest du auf raul.de/aufzug. Ende der Service Durchsage. Viel Spaß beim zweiten Teil der Folge. Das ist interessant. Das ist ja eine gute Einladung, auch mal außerhalb von Hollywood usw. sich Medien anzuschauen, ohne dass es gleich ein Porno sein muss.

00:39:57
Ann-Marlene Henning: Ja, genau. Und das ist das, was ich jetzt meine, ist ja Netflix. Ich habe gerade ein paar dänische und schwedische Filme gesehen, wo auch wo wir darüber gelacht haben wir gesagt Wow, die haben aber einen anderen Sex, also auch Sex, Also die zeigen einen anderen Sex und die zeigen auch andere Körper. Es gibt einen Film in Deutschland, den habe ich noch nicht gesehen. Das ist jetzt auch einen Monat her. War in meiner Zeit mit Joey, wo diese wie heißt sie denn? Eine ältere Schauspielerin, sich einen jungen Callboy. Sie hatten Callboy gecallt und die haben dann, im Film geht es darum, wie sie Sex haben und Emma Thompson. Und sie steht, einmal habe ich in der Talkshow gesehen, sie erzählte, dass sie steht einmal nackt, ungeschönt, ohne Hollywood Schönung steht sie mit ihren 60, 62 oder so komplett nackt vor einem Ganzkörperspiegel in dem Film. Den will ich mir auch angucken und sagt selber Sie war geschockt über sich, aber andersherum hat sie gesagt Nein, was soll das alles? Ich stehe da jetzt mit meinem Körper so.

00:41:02
Raul Krauthausen: Genau. Du wolltest doch noch was sagen über Heime?

00:41:05
Ann-Marlene Henning: Genau, wollte ich auch gerade sagen, weil das fand ich in meiner Ausbildung damals in Dänemark, meiner ersten sexologischen Ausbildung, beeindruckend. Wenn ich überlege, wie es in Deutschland ist, war ist, würde ich noch behaupten. Also in Dänemark gibt es ja wirklich Fachpersonal wird darin ausgebildet, auch bei der Masturbation zu helfen. Zum Beispiel wenn jemand eine Spastik hat oder so, dann einen Vibrator einzuschalten, zu halten, auf auf die richtige Stelle zu legen, oder ja, also wirklich Hand kräftige Hilfe und wo auch natürlich Leute Probleme haben. Aber das ist dann eher so eine Sache wie sag Bescheid, wenn du das nicht magst, du als Pflegekraft, dann musst du das äußern und dann finden wir jemanden, der es kann. Und da sind die Leute sehr unterschiedlich. Ich könnte zum Beispiel auch, wenn ich Fachkraft wäre, also ich habe da überhaupt kein Problem mit. Gibt es auch diesen anderen Film über den Mann in der Eisenlunge heißt es ja. Und da, da ist das nicht auch Emma Thompson, die so eine Sexologin spielt?

00:42:06
Raul Krauthausen: Ja, ich weiß, welchen Film du meinst, aber ich weiß nicht, ob sie das war. Nee, ist es denn, was mich an diesen Sexualassistentenzen oder Sexualbegleitung, die ist auch in Deutschland immer mehr gibt, ja manchmal ein bisschen in der medialen Berichterstattung, was mich da so stört, ist, dass es eine sehr männliche Perspektive ist. Also da geht dann halt eine Frau zu einem Mann mit Behinderung. Ja, aber andersrum junge Frauen mit Behinderung ihren Körper entdecken zu lassen. Ja, da bin ich jetzt auch der Falsche wahrscheinlich, um mit mir darüber zu reden. Mir fällt nzr auf, dass die Berichterstattung sehr männlich dominiert ist.

00:42:43
Ann-Marlene Henning: Das ist richtig. Ja, das ist richtig. Und da gibt, hört, hört man ja auch immer wieder ja von, also ich habe mit in der Ausbildung mit Fachpersonal gesprochen, die die zum Beispiel in Altenheimen arbeiten und da hört man immer wieder auch von älteren Frauen, die komplett mit ihrer Sexualität verrecken, also weil sie etwas nicht in Ordnung finden, dass da jemand kommt zum Streicheln und Anfassen usw. und dann, dass ältere Damen förmlich ums Gewaschen bitten von Geschlechtsteilen, von Genitalien und so, damit jemand anfasst. Also das, das ist richtig, die Männer haben da diesen stehenden Penis und da können wir eher Hilfe holen, als als dass wir Frauen aufklären. Das ist wie in dem Patriarchat. Die Sexualität der Frau wird eigentlich nie als so wichtig, wichtig gesehen. Der Penis muss bedient werden und die Frau, ja, die kann dann so ein bisschen Hand anlegen und selber oder so. Also das ist richtig. Du hast recht, da ist ein kompletter Unterschied in Wohlwollen und oder überhaupt das auf der auf dem Kasten haben weißt du ja.

00:43:46
Raul Krauthausen: Auf Arte gibt es eine ganz ganz großartige Serie, die heißt 1 Meter 20 und die spielt in Argentinien und ist eine kurze Serie, ich glaub sechs Folgen a halbe Stunde und das handelt von einer Schule, einer Schulklasse, die gemeinsam für besseren Sexualkundeunterricht kämpft. Und die Hauptrolle ist eine Frau mit Muskelschwund im Rollstuhl.

00:44:14
Ann-Marlene Henning: Ah okay.

00:44:16
Raul Krauthausen: Und sie entdeckt ihre Sexualität durch diesen Kampf für gute Sexualaufklärung.

00:44:23
Ann-Marlene Henning: Das ist ein toller Tipp.

00:44:23
Raul Krauthausen: Und das Interessante ist, dass ich zum Ersten Mal in einem Film, Sex einer Frau mit Behinderung gesehen habe, den sie wollte.

00:44:33
Ann-Marlene Henning: Ja, genau.

00:44:33
Raul Krauthausen: Und es gibt dann drei Szenen insgesamt in der Staffel, wo, wo sie Sex hat und die sind alle unterschiedlich. Also es gab halt einmal, da fühlt sie sich ausgenutzt. Einmal, da hat es überhaupt nicht geklappt und einmal, da ist sie mega glücklich. Ich war immer mit nichtbehinderten Typen auch. Das heißt, Ja, das habe ich, mich hat das irgendwie empowered und auch hoffnungsfroh gestimmt, weil so was auch zu sehen, überhaupt mal zu sehen. Ich konnte mir das gar nicht vorstellen, wie das denn aussehen kann. Und ich hab’s gesehen. Und es war aber kein Porno.

00:45:08
Ann-Marlene Henning: Ein normaler Film. Ja, klar. Ja, ja, ja. Das ein oder andere Mal habe ich. Das ist selten, das ist richtig. Aber auch in diesen ganzen skandinavischen Filmen, die ich gucke, da waren tatsächlich auch ein paar Mal Leute im Rollstuhl, wo die auch was gezeigt, also wo nicht die Rolle spielt. Die Person ist einfach so, sage ich immer wieder. Oder eine Person ist einfach trans. Und es geht aber nicht darum, dass sie trans ist. Sie ist einfach trans und keiner fragt. Das ist dann eine Polizistin oder so. Also das ist eben superspannend. Und da spielt Sexualität in den skandinavischen Sachen immer irgendeine Rolle. Immer. Ja, ja.

00:45:41
Raul Krauthausen: Bei der Entdeckung meiner Sexualität, muss ich zugeben, habe ich viele Umwege genommen. Aber ich habe ganz oft mich nicht angesprochen gefühlt. Und wenn ich dann Blogartikel dazu gelesen habe oder oder Bücher. Ich habe nie mit Leuten darüber gesprochen oder selten therapeutisch.

00:46:01
Ann-Marlene Henning: Ich glaube, Ach so, entschuldige. Entschuldige, dachte du bist fertig. Dann hattest du immer das Gefühl, dass was?

00:46:08
Raul Krauthausen: Dann hatte ich immer das Gefühl, dass ich irgendwie auf spirituelle Themen gestoßen werde, auf Räucherkerzen und Yoga und Tantra und so, und, und, und. Dann dachte ich so Ja, verstehe ich. Aber das war nicht das, was ich suchte. Nein, sondern es war etwas ganz, ganz Allgemeines, Oberflächliches. Wie ist mein Körper? Wer bin ich? Ja, verstehst, was ich meine? Wie? Wie lerne ich? Wie lernt man? Wie lernt man allgemein überhaupt den eigenen Umgang mit Sexualität, wenn er eher negativ belegt ist? Weil fremde Menschen, dich immer angefasst haben für Pflege und Saubermachen und anziehen.

00:46:47
Raul Krauthausen: Um Gottes Willen, aber ja.

00:46:48
Raul Krauthausen: Ja, aber was für Tipps kannst du Menschen geben, die vielleicht dann gar nicht wissen, wo sie anfangen sollen?

00:46:53
Ann-Marlene Henning: Ja, wenn man in deiner Situation ich weiß gar nicht, wie ich anfangen soll. Du meinst, wenn du, wenn du eine Behinderung hast und angefasst wurdest von so vielen Menschen immer für nüchternen Dinge? Da kann ich mich ja auch wieder aus. Ob man ins Krankenhaus geht, bin ich rasiert oder bin ich nicht rasiert interessiert keinen. Aber du liegst da und denkst was, was? Und die tun da Röhrchen in dich herein ziehen, die Unterhose runtermachen, beim Hintern sauber, was weiß ich. Also das hat man dann genug, Wenn man eine richtige Behinderung hat, die ist und lange war, dann gibt es ja erst das Thema dieses körperliche, so bin ich behandelt worden bis jetzt. Das geht in einer Richtung, wo ich sagen würde, da wäre es doch cool, wenn du das besprechen durftest, irgendwo. Wenn du sagen dürftes, kann von mir aus, wenn so jemand so eine Sexologin wie mir kommt, dann kann man genau darüber sprechen. Wie war das, wie ist das und welches Körpergefühl hast du jetzt deswegen? Und dann kann ich daraus entwickeln, wie ich ein neues, einzeln nur für mich intimes, eigenes sexuelles Körpergefühl aufbauen könnte. Aber ich glaube, dass man über das andere sprechen sollte, weil das hängt denn da und hat ja eine Hirndrehung, Windungen, Synapsen bis dahin beeinflusst. Und dann dann, kann man genau, ob mit Behinderung oder nicht, da gibt es so viele Leute, die nie ihre eigene Sexualität entdeckt haben. Das Genital. Wie fühlt sich das an. Wir machen immer so, das heißt ich finde den Ausdruck immer so schlecht. Abend Gebet, morgen Gebet. Ich möchte es nicht mit Gebete in Verbindung bringen. Hand drauf morgens, Hand drauf abends. Einfach eine warme, eigene Hand auf das eigene Genital legen und spüren. Und da beginnt es so im ganz Kleinen, dass man so ein sexuelles Körpergefühl entwickeln kann selber. Noch gar nicht in die Hände anderer, sondern nur für mich selbst. Und dann kann es sein, dass ich beginne zu differenzieren kann und auch sagen kann Du, ähm, wenn wir das und das machen, ich möchte gerne eine Decke drüber gelegt behalten oder so. Es gibt ja kleine Veränderungen in der Pflege, die man machen kann, wenn man nur wüsste, dass man es gerne hätte und es sagen würde.

00:49:10
Raul Krauthausen: Aber oft weiß man gar nicht, was man gerne hätte.

00:49:13
Ann-Marlene Henning: Ja, ich weiß, das war. Ich weiß genau. Ich habe auch einfach alles mitgemacht und dann, dann kommst du. Jetzt gebe ich das Beispiel wieder, dann liegst du da mit einem Becken unterm Arsch und dann kommt die Putzfrau rein und bleibt 20 Minuten. Da könnte der kleine Unterschied sein, dass ich ein Pfleger sage, wenn ich heute zu Toilette liegend gehe mit meinem Becken. Ich würde gerne sicher sein, dass keine Putzfrau reinkommt. Könntest du klären, wann sie kommt oder wenn sie kommt sagen Bitte warten Sie. Egal wie dieser Betrieb hier zu laufen hat, weil ich möchte liegen und wissen, dass mein Körper nur mir gehört. Ich möchte keinen Staubsaugen, kein Wischen. Und wenn sie so tun, als ob ich dennoch kacken kacken kann, was ich versucht habe, um den Betrieb nicht zu stören. Also um solche Sachen geht es, dass ich vielleicht ein paar Grenzen aufsetze, wo ich flexibel. Ich bin, tolerant und flexibel. Ich kann vieles lassen, wie zum Beispiel auch auf dem Klo Stuhl auf der späteren Normalstation 1 Meter neben meiner Nachbarin Bettnachbarin kacken. Entschuldige, wir reden die ganze Zeit über kacken, aber das sind persönliche, hygienische Dinge. Warum steht der Stuhl nicht auf der anderen Seite? Dann wären 5 Meter dazwischen.

00:50:20
Raul Krauthausen: Ja genau.

00:50:21
Ann-Marlene Henning: Also das sind so Kleinigkeiten. Und ich war so tolerant und am Ende. Ich kann auch. Ich komme vom Busch oder so, ich kann auch draußen im Wald. Okay, Aber man könnte, ich könnte beginnen, mir Gedanken drüber zu machen. Vielleicht muss ich es nicht. Vielleicht könnte ich da eine Grenze aufsetzen.

00:50:36
Raul Krauthausen: Was ich super interessant finde, du sagst vielleicht war ich da zu tolerant. Es gibt Menschen, ich kenne einige von denen, die letztendlich das dann so in sich reingefressen haben, das die dann ihre, also ihren Körper gar nicht mehr als ihren akzeptieren. Oder sehen. Und dann aber in ihrem Kopf natürlich eine Privatsphäre aufbauen. Ja, oder vielleicht auch eine Intimsphäre aufbauen oder vielleicht auch irgendwelche Fantasien aufbauen.

00:51:03
Ann-Marlene Henning: Genau.

00:51:03
Raul Krauthausen: Und das, weil das der einzige Ort ist, wo keiner reingucken kann.

00:51:06
Ann-Marlene Henning: Richtig. Und weißt du was? Wie schnell das geht? Ich bin doch das beste Beispiel. Ich habe wirklich nur kurz, also sieben Wochen in meinem Leben mussten andere und sobald ich waschen, mich selber waschen konnte, nach sechs Wochen oder so, habe ich es begonnen. Aber es ging so schnell, dass ich einfach alles zugelassen habe. Ohne wenn und aber. Ja, mach, mach mach und so hier reinschneiden. Wie ich auch schreibe im Buch, die nehmen ja heute ein paar Dinge fest, also mittlerweile diese Dinger, die man rein kriegt in Hals und in Arm und die werden fest genäht. Na toll, näht ihr in mich, ihr näht. Ja, das machen wir immer so Betäubung? Nein, keine Betäubung. Also. Okay. Ja, das sind so viele Sachen, wo ich merkte, ich finde mich mit immer mehr ab. Und dann glaube ich dir, wenn man das länger hat, dann beginnt und das ist eine Fähigkeit, eine Faust, die wir haben, dann im Hirn Phantasien und Dinge aufbauen, die nur mir gehören. Das ist ja eine Stärke. Aber ich glaube fast, dass du es so meinst. Wenn man das tut, verpasst man eventuell die Möglichkeit, doch was für den Körper zu tun, um Grenzen zu setzen und den anders zu entdecken. Klar. Ja.

00:52:18
Raul Krauthausen: Du hattest gerade noch eine Frage an mich.

00:52:20
Ann-Marlene Henning: Ach ja, ich wollte. Ja, ich weiß es noch. Ich wollte fragen, wenn man so hört, die Glasknochenkrankheit. Haben da nicht auch Leute einfach Angst, dir weh zu tun? Und lieber sagt man nix und tut gar nix, als dass man sagt Du, ich, ich find dich geil, ich bin heiß auf dich. Ich habe mich ein bisschen verliebt in dich. Ich mache mir aber Sorgen, ob ich dir was breche. Hast du Erfahrung damit oder wie machst du das? Würde ich dann fragen. Aber ich glaube, viele vermeiden das einfach, oder?

00:52:50
Raul Krauthausen: Ja, ich glaube auch, dass das was damit zu tun hat, dass die Leute dann auch, also ich war super schnell der schwule beste Freund, mit dem man über alles reden kann. Ja, ja, aber ich war super selten der, der dann begehrt wurde. Und wenn ich dann auf der anderen Seite meine Liebe gestand, dann fiel sie eben aus allen Wolken. Sie hatten es gar nicht auf den Schirm. Und wenn, dann hatte ich das Glück, dass meine erste Sexpartnerin einfach so eine, so eine Macherin war. Die hat einfach gemacht.

00:53:21
Ann-Marlene Henning: Ja, wow.

00:53:23
Raul Krauthausen: Ich hatte da gar keine Angst in dem Moment.

00:53:25
Ann-Marlene Henning: Toll, okay.

00:53:26
Raul Krauthausen: Aber ich war gleichzeitig auch so unerfahren, dass ich unglaublich viel Angst hatte.

00:53:33
Ann-Marlene Henning: Ja. Und? Hattest du Angst, dir weh zu tun? Auch? Nee. Oder was? Wie ist das? Du kennst das ja schon so lange.

00:53:38
Raul Krauthausen: Nein, ich glaube, ich hatte eher Angst, nicht zu gefallen.

00:53:40
Ann-Marlene Henning: Also. Okay. Aber das war ja dann. Weißt du, das sagst du jetzt so. Du hast vielleicht mehr Grund, sag ich jetzt. Du weiß, du siehst anders aus, oder du bist speziell. Aber ich sage dir, diese Sorge haben alle. Also Leute, die da saßen und spät, ja erst der mit 50 sah völlig normal aus, also sah gut aus und, und und und und. Er hatte so Angst, nicht zu gefallen, Techniken nicht zu beherrschen und, und und. Ich höre immer die gleichen Sachen. Weißt du noch? Kennst du den? Ich weiß immer den Namen nicht. Da hat doch jemand so ein Buch geschrieben, als er über sein erstes Mal und seine Tour mit 30 oder so was. Er war auch in den Talkshows und er hat genau das gleiche gesagt. Also ich komme jetzt wirklich leider nicht auf den Namen. Er hat einfach eine Doku gedreht zu seinem Ich bin Spätzünder, also mein erstes Mal mit und er hat genau die gleichen Gedanken. Er sah völlig normal aus. Er hatte aber ein unsicheres, inneres, inneres unsicheres Gefühl, weil er sich nicht auskannte. Das haben alle, aber natürlich mit Behinderung denkst du natürlich vielleicht noch mehr. Da bin ich dann auch falsch oder so, weißt du.

00:54:52
Raul Krauthausen: Dann, das heißt, wenn wir also über Sexualität, über unsere eigene Sexualität mehr erfahren wollen bzw. damit umgehen lernen wollen, ist der erste Schritt sich selbst spüren, anfassen.

00:55:05
Ann-Marlene Henning: Ja ausprobieren und dann vielleicht beginnen, Einfluss zu nehmen und sagen können wir das und das anders machen in der Pflege, wenn ich irgendwas brauche von anderen. Ich möchte es gerne so. Das habe ich gemerkt, als ich begann das zu sagen, wurde es besser. Mein inneres Gefühl, als ich gesagt habe, das möchte ich nicht mehr. Ich möchte es bitte so und so machen und also soweit es geht. Wenn man Einfluss haben kann, dann dann doch dafür sorgen sagen also dass wird zu so einer inneren Stärke, ich lasse es zu und andere Sachen lasse ich nicht zu. Aber es hängt natürlich sehr von der Pflegestufe, quasi wie sehr du andere brauchst.

00:55:44
Raul Krauthausen: Kann man eine sexologische Beratung bei der Krankenkasse beantragen?

00:55:48
Ann-Marlene Henning: Ich würde, Ja, kann man. Also ich arbeite fast nicht mit Kasse, weil es so ein schwerer Verlauf ist, was man alles erklären muss und zeigen muss. Und es ist sehr beliebig. Dummerweise geht es um Zusatzversicherung, wenn man da die sogenannte Heilpraktikerzulassung dazu extra hat als Heilpraktiker, dann zahlen die eher so was. Aber das ist so schwer mittlerweile, dass ich den Verlauf, leider muss ich zugeben, nicht mehr mitmache, weil es kostet so viel Zeit, bevor du überhaupt eine Stunde machen kannst. Und dann kriegt man dieses berühmte so und so viele Male, die ich gar nicht brauche, unter Umständen. Also das ist alles so standardisiert und es passt nicht. Ja.

00:56:31
Raul Krauthausen: Aber auf der anderen Seite, gerade Menschen, die vielleicht eine Behinderung haben, haben ja das Geld gar nicht.

00:56:36
Ann-Marlene Henning: Nein, und das wollte ich gerade sagen, da wird, würde ich tatsächlich vermuten, dass es auch anders ist. Also das ist, das sind andere Fälle, wo man dann sagen kann, da gucken wir anders drauf, weil sonst sagen die ganz klar, ob du zu früh kommst oder Schmerzen beim Sex hast oder was es ist, ist nicht unser Problem. Müssen sie selbst zahlen, also musst du selbst zahlen. Ja.

00:56:58
Raul Krauthausen: Hat sich das Selbstbild von Menschen im Laufe des Lebens, was Sexualität angeht, geändert?

00:57:05
Ann-Marlene Henning: Meints du in einem Leben oder so über Zeit?

00:57:08
Raul Krauthausen: Gibt es da Muster? Zum Beispiel Gibt es da Muster?

00:57:11
Ann-Marlene Henning: Ich würde sagen, nicht du. Also wirklich, es gibt Leute, die ändern ewige Zeiten oder für immer nix dran. Also das ist einfach. Dann sind sie 60 oder 70 und machen immer nur noch Sex ungerne mit, weil es erwartet wird oder obwohl es weh tat, machte ich mit. Oder ich hatte eigentlich nie Spaß dran und die ändern nichts, weil du brauchst oft Hilfe von außen. Wenn du es vorher nicht selbst hinbekommen hast, wird es auch wenn man das Hirn liebt Muster und es macht das alte Muster weiter. Egal, fast egal wie schlecht es ist. Leider. Und deswegen musst du erst draufkommen zu sagen ich hole mir Hilfe und dann kannst du, ob es jetzt erst mal Bücher sind oder Gespräche mit anderen, Kurse, dann beginnt ein sexuelles Selbstbild oder eine sexuelle Identität, sich entweder zu entwickeln oder weiter zu entwickeln. Ja.

00:58:02
Raul Krauthausen: Wenn du gerade gesagt hast, dass es vielleicht mit der Heilpraktikerinnenzusatzversicherung Zugang zur sexologischen Beratung durch die Kasse bezahlt wird, dass das ja letztendlich eher so ein Heilpraktikerinnen Ding ist. Da sind wir dann wieder ganz schnell bei Spiritualität und Räucherkerzen.

00:58:20
Ann-Marlene Henning: Ja, und weißt du was?

00:58:21
Raul Krauthausen: Warum ist das so? Warum wird das nicht als was medizinisches gesehen?

00:58:24
Ann-Marlene Henning: Und das will ich dir gerade sagen. Das ist einfach ein Problem in Deutschland, dass meine Zusatzausbildung, die mir meine Heilerlaubnis gibt, weswegen es vielleicht bei der Kasse dann anerkannt wird und und die heißt einfach Heilpraktiker Heilerlaubnis. Aber mit Heilpraktiker hat es überhaupt nichts zu tun. Keine Bachblüten, keine Heilung. Das ist das dumme Ding, heißt nur so. Also was man lernt, um diesen zu bekommen, das ist die ganze Klinik, die ganze Depressionen, Schizophrenie, Körper. Also die Ausbildung ist rein medizinisch. Das hat mit Bachblüten nichts zu tun, das wissen die Leute nur nicht. Und und lustigerweise oder krass was krasses ist, die Kasse weiß es nicht.

00:59:08
Raul Krauthausen: Na eben erzählt man, das war eher so was wie eine therapeutische Ausbildung bei einem Psychologen.

00:59:14
Ann-Marlene Henning: Ja, so ist es. Ich weiß keiner. Deswegen nenne ich es auch nicht, dass ich Heilpraktikerin für Psychotherapie bin oder psychotherapeutische Heilpraktikerin, weil alle erst an, wie du sagst, an an Bachblüten oder an Spiritualität denken usw. Und dabei ist es einfach die ganze Psychiatrie. Also das ist ja, das ist was ganz anderes, als was die Leute denken. Aber so heißt es und bei der Kasse auch.

00:59:41
Raul Krauthausen: Trotzdem gibt es ja Yoga, Tantra, Räucherkerzen und was auch sehr körperlich ist und sehr auch erotisch angehaucht bzw. auch viele Metaphern davon man benutzt und wahrscheinlich auch viel körperliche erregende Arbeit ist, die ich selber noch nicht erfahren konnte. Ja, ist es so, also gehört es dazu. Ich habe neulich eine Netflix Doku gesehen, wo auch viel Missbrauch in dem Bereich zum Beispiel passiert, wo dann irgendwelche Gurus dann das einfach für sich nutzen.

01:00:15
Ann-Marlene Henning: Ja, kenne ich leider auch, sogar Freundinnen, die das berichtet haben. Aber wenn man in, jetzt zum Beispiel, Tantraverband guckt, also das sind Leute, die ausbilden, das sind Leute, da wird man registriert, wenn man beweisen kann, dass man genug gemacht hat, gelernt hat usw. Da sind ja sogar Leute zum Gericht gegangen, um das anerkannt zu werden, also dass die jetzt offiziell ausbilden dürfen und kein Puff sind. Also das war ja dieses neue Prostitutionsgesetz, hat ja sehr viel kaputt gemacht, aber da möchte ich dann tatsächlich auch eine Lanze brechen. Ich habe oft Leute empfohlen, zu einer Tantramassage zu gehen. Leute, die wenig Erfahrung hatten, Leute, die Angst hatten, Sorge hatten. Ich wusste dann aber genau, zu welcher Person ich die schicke. Jetzt kenne ich mich gerade zurzeit in Hamburg nicht aus. Ich kannte die sonst und habe mich vorher von denen massieren lassen usw. Und und da, das ist wichtig, dann kann das nämlich richtig gut sein, weil man lernt.

01:01:16
Raul Krauthausen: Was, was passiert da?

01:01:17
Ann-Marlene Henning: Ja das ist ein, da könnte ich tatsächlich mein Podcast Ach, komm! da haben wir zwei Beiträge dazu, da gibt es eine tolle, die sowohl die tantrische Sache macht und auch Ärztin ist und versteht, mehr versteht als als nur die Massage. Aber ich kann es, ich möchte es nicht so lang jetzt hier erklären, aber es geht darum, dass die Person, die da hinkommt, gar nichts machen braucht. Also da soll nicht angefasst werden, die darf sich wirklich hinlegen, entspannen und reinspüren. Und die andere Person hat auch ein kleines Vorgespräch, wenn es ordentliche sind, so dass man sagen kann, ich möchte das nicht oder wir sparen die Genitalien aus. Aber ich habe immer vorher bei den angerufen, habe gesagt, der und der oder die Klientin kommt und die, die die, die das denn richtig machen, die würden die spüren rein, die würden unterbrechen, die würden sagen Soll ich so machen, darf ich das? Das ist ganz feinfühlig. Und das Tolle ist, ich habe so grandiose Rückmeldungen bekommen von Leuten, die sowas wie Missbrauch erlitten hatten, die die high da rauskamen von den ganzen Körper Endorphinen, weil sie sagten Wow, so habe ich mich noch nie gespürt. Und das ist auch meine eigene, meine eigene Überraschung jedes Mal Wow, das ist ein Körper, so viel empfinden und spüren kann. Da wird ja mit Federn gearbeitet. Das Licht ist vielleicht gedämpft, also meist, leichte Musik. Da habe ich aber zum Beispiel gesagt Können wir die Musik bitte ausmachen? Ich wollte Ruhe.

01:02:48
Raul Krauthausen: Oder Kerzen.

01:02:50
Ann-Marlene Henning: Ja, genau. Ja, weil ich wollte kein Klimklim, also wollte ich sage, wenn du eine leichte Jazzmusik hat, eine leise oder Klavier oder so gerne. Aber ich wollte nicht die Esoterik dazu haben. Und dann kann man das sagen.

01:03:03
Raul Krauthausen: Genau das meine ich.

01:03:03
Ann-Marlene Henning: Ja, da kann man das sagen. Und dann war das ganz anders und ich konnte die Augen zumachen und es war einfach eine körperliche Berührung. Das war einmal beeindruckend. Das war eine Frau und zum Beispiel, als sie war auch nackt. Aber es ist wir reden hier nicht von, dass wir Sex hatten. Ich steh sowieso nur auf Männer, aber ich habe dann den Busen von ihr auf dem Rücken gespürt. Und das war so weich und warm und wohlig mit dem Öl. Und dann hat sie ganz ruhig auf mir drauf nicht gelegen, aber war so über mir. Ich habe ein bisschen Körperkontakt gespürt und dann hat sie geatmet, einfach in mein Ohr. Also die Wahrnehmung ist so schön. Man kann dann spüren, wie der Körper beginnt zu klingen und mitmacht usw. Es ist jedes Mal so toll. Und deswegen, wenn man die Esoterik nicht mag, dann sag es. Und dann kann man einfach, kann auch sagen ich will es hell haben, es ist nur für die Sinne irgendwie ruhiger, wenn es nicht ganz gerade grelles Licht ist oder so. Also das ist eine tolle Sache, ganz tolle Sache.

01:04:06
Raul Krauthausen: Also das klingt so, als ob wir insgesamt als Gesellschaft mehr Mut zur Therapie brauchen.

01:04:12
Ann-Marlene Henning: Ja, richtig.

01:04:13
Raul Krauthausen: Ob es jetzt sexologische Therapie ist oder eine psychologische Therapie oder Tantra Massage, aber irgendwie sowas.

01:04:18
Ann-Marlene Henning: Unterschreibe ich.

01:04:19
Raul Krauthausen: Andere Menschen mal über sich gucken zu lassen.

01:04:22
Ann-Marlene Henning: Ja, weil es muss gar nichts Gefährliches sein. Im Gegenteil, die Leute sind super nervös. Oft, wenn sie zu mir kommen, weil dann kennen sie mich aus den Medien, dann wissen die Oh, und dann stehen wir manchmal vor der Tür und manchmal manche sagen Oh, ich kenne sie schon seit Jahren und ich wollte sie gerade umarmen und ich kennen sie gar nicht. Andere zittern förmlich und die gehen immer, immer. Ich habe keine Ausnahme, gehen ganz entspannt raus und da waren auch Psychologen drin, Männer, Männer um die 60, jahrelange selbst Erfahrung, psychologische Erfahrungen im Rat geben, die so nervös waren und rausgehen und sagen Ich dachte nicht, dass sie mir helfen konnten, aber sie sagten Das war wirklich interessant. Und ich ich bin jetzt offen. Ich würde gerne weiter arbeiten. Weil es einfach ein Blick auf dich gibt, den du vorher nicht hattest, weil dann hättest du selber dein Problem gelöst.

01:05:16
Raul Krauthausen: Was ich auf deiner Website gelesen habe und das fand ich wirklich unglaublich angenehm und einladend. Du hast geschrieben, man könnte den Eindruck gewinnen, dass du nie Zeit hast.

01:05:27
Ann-Marlene Henning: Ja.

01:05:28
Raul Krauthausen: Aber du hast Zeit. Du nimmst dir Zeit.

01:05:31
Ann-Marlene Henning: Ja. Weißt du was? Ich habe schon seit Jahren drauf stehen Keine Neuaufnahmen, Praxis zu. Nicht zu, dass ist jetzt wegen Covid, aber keine Neuaufnahmen. Und wenn das da steht, dann schreiben immer noch genug. Und dann kann ich eben die nehmen, die wirklich wollen, weil die schreiben, obwohl steht Nein. Und das reicht schon. Aber jetzt mache ich ja gerade Covid bedingt mit meiner eigener Erkrankung und durch die Impfpflicht in Deutschland für medizinische Einrichtungen ist meine Praxis jetzt zu, weil ich bin immer noch ungeimpft.

01:06:08
Raul Krauthausen: Ja, das hattest du im Podcast auch erwähnt und konntest es auch begründen.

01:06:13
Ann-Marlene Henning: Ja, ja.

01:06:14
Raul Krauthausen: Das ist ein Thema, das ja wahrscheinlich jetzt hier Podcast auch sprengen würde. Also du sagst, kurz zusammengefasst, wenn ich es richtig erinnere, du bist nicht gegen die Impfung, du hast nur Angst um deinen Körper. Ja, dass der reagiert, weil du da schlechte Erfahrungen gemacht hast.

01:06:32
Ann-Marlene Henning: Ich bin die einzige in meiner Familie, die nicht geimpft ist und ich reagiere einfach heftig auf jedes Medikament was ich bekomme immer. Auch bei meiner Hirn OP damals, da habe ich sonst was gekriegt. Wir mussten die manchmal dreimal umstellen, die neurologischen Sachen, weil ich solche Symptome kriegte, die also ich kann gar nicht und und ich reagiere wirklich. Ich bin so feinfühlig mit meinem ganzen Körper, Ich habe Allergien, mein Immunsystem schießt über. Und jetzt soll ich eine Impfung nehmen, die ja ich hatte, ich hatte Angst, dass ich eins dieser wenigen, die Reaktionen bekommen, dass genau ich es bin, weil das meine Erfahrung ist. Ja, und dann war ich gerade in Hamburg, um das zu klären mit meinem Arzt, was für ein Medikament wir dann nehmen würden und mich dort zu impfen. Und da bin ich krank geworden. Und jetzt habe ich das Buch geschrieben und habe da recherchiert. Und siehe da, es gibt verhältnismäßig zu viel Nebenwirkung bei Genesenen, wenn sie sich denn impfen, weil das Immunsystem schon so hoch und gut schützend ist, dass wenn man was drauf tut, es dummerweise zu diesen Anti Mohn Sachen kommen kann und sehr häufig sogar bei Frauen in meinem Alter. Frauen sind mehr betroffen und das heißt, jetzt habe ich quasi genauso viel Sorge wie vorher und ich habe gerade meinen natürlichen Impfwiderstand testen lassen und der ist immer noch 2600, wo man als ab 800 als geschützt gilt. Dann sehe ich genau die Gefahr, wenn ich mich impfen, dass mein Immunsystem spinnt. Nein danke.

01:08:10
Raul Krauthausen: Ich habe immer das Gefühl, wenn wir in Deutschland über dieses Thema reden, Corona und so, wir ja sowieso uns in der medialen Berichterstattung ja als die totalen Versager in diesem Thema ganz als selbst ja bestrafen. Aber wenn man sich anschaut in anderen Ländern, ich war ja in Frankreich, ich war in der Schweiz, da trägt niemand mehr Masken.

01:08:29
Ann-Marlene Henning: Nein, in Dänemark seit einem Jahr nicht oder länger. Also das ist, ich habe ja gerade das Kontrastprogramm, also wirklich, weil ich lebe in einem Land, 80 % meiner Zeit, wo die sagen geh mal raus und kreig Omikron, weil das ist gerade so mild. Das hat uns gerade ein Arzt gesagt letzte Woche.

01:08:46
Raul Krauthausen: Würde ich jetzt nicht empfehlen.

01:08:47
Ann-Marlene Henning: Nein, nein, in Deutschland schreien wir auf und hier, hier sind keine Masken. Und früher hieß es ja, in Dänemark sind ja auch viel mehr geimpft. Mittlerweile ist in Deutschland die Zahl ja auch hoch. Also das ist die Deutschen, das habe ich heute Morgen gerade wieder gesehen und gelesen, ein Gesundheitsminister Lauterbach, es gibt einfach jetzt Studien und Erfahrungswerte, die von Deutschen, von der deutschen Politik ignoriert werden. Aber es gibt auch eine völlig aufgepeitschte Bevölkerung, die so große Angst hat, dass es immer noch heißt impfen, impfen, impfen. Und jetzt kenne ich leider zu viele davon, die schon geimpft sind. Also da reden wir nicht von die sind geimpft, die sind dreimal geimpft, aber die auch jetzt selber sagen, ich will die vierte nicht, weil ich habe schon Probleme nach der dritten bekommen. Also ich bin froh, dass ich geimpft bin, sagen sie aber die vierte lasse ich, lege ich mir nicht obendrauf und dann gelten sie als ungeimpft, oder? Also das hält ja nicht so lange. Hm, ja.

01:09:43
Raul Krauthausen: Aber du verstehst die Leute, die die ein Problem, also wir kriegen das nicht gelöst und stattdessen, dass wir versuchen, damit alle gemeinsam klarzukommen. Ja, hauen wir uns gegenseitig die Fresse.

01:09:55
Ann-Marlene Henning: So ist es. Ja, das ist ein Problem, weil ich werde auch geächtet oder diskriminiert tatsächlich, weil ich nicht geimpft bin. Also, es hat, du hast mich gerade gefragt oder Du hast gesagt, so war es in deinem Podcast. Mein erstes Beispiel im Buch ist ja, dass eine Ärztin gefragt hat, gleich die erste, Sind Sie denn geimpft? Und ich habe nein gesagt. Sie hat gesagt Selber schuld.

01:10:16
Raul Krauthausen: Oh, Gott.

01:10:17
Ann-Marlene Henning: Also ja, man wird, und dabei gibt es ja Studien, die auch zeigen, mit der Impfung schütze ich nur mich, ich schütze gar nicht die anderen. Also das ist also, da ist so viel im Argen. Ich habe mich jetzt getraut, mit dir darüber zu sprechen, aber ich spreche eigentlich nicht mehr drüber, weil man kann nicht Leute überzeugen, die Angst haben. Du kannst auch mich nicht überzeugen, mich zu impfen, weil ich habe Angst.

01:10:40
Raul Krauthausen: Ja, vielleicht müssen wir auch unterscheiden zwischen Impfen und Maske tragen und so, also.

01:10:44
Ann-Marlene Henning: Ja, ist auch schon alles rein geworfen. Also das ist wirklich. Ja ja ja, wir fangen vielleicht in Dänemark wieder an, mein Freund und ich wieder Masken zu tragen im Herbst. Aber wir sind dann die Merkwürdigen. Hier trägt keine Person Masken. Lange nicht.

01:11:02
Raul Krauthausen: Noch mal kurz zurück. Letzte Frage. Vielleicht zum Thema Sexualität, weil das oder es gibt noch unendlich viele Fragen, aber wir sind schon weit fortgeschritten in der Zeit. Ja, ja, weil beim Thema Sexualität und Sexologie. Woran liegt es, dass wir Sexarbeit als solche in den Medien verteufeln, wenn es um Prostitution geht, aber gleichzeitig Sex an behinderten Menschen als Berührerinnen, als Masseurinnen, als Sexualassistenzinnen oder Begleitung dann gleichzeitig als als heiligen Beruf sehen?

01:11:37
Ann-Marlene Henning: Ja, also der heilige Beruf, das stimmt ja tatsächlich auch nicht, das wünschen sich vielleicht einige, aber die werden genauso als Prostituierte betrachtet. Also das ist echt ein langer Schritt, bis jemand sagen kann, ich gehe in Altenheime und mache das und das. Ich bin Berührerin und dass das anerkannt ist und normal ist.

01:11:57
Raul Krauthausen: Ja, ja, aber die Berichte, also die mediale Berichterstattung, ja ist schon oft so, da wird dann eher über die Berührerin gesprochen, als über die Prostituierte.

01:12:07
Ann-Marlene Henning: Ja, und das ist dieses da ist, glaube ich so eine Angst, diese bei den Prostituierten, dass die die, ähm was ja auch viel stattfindet, werden ausgenutzt. Da werden Grenzüberschreitungen gemacht. Das sind arme Frauen, die können nicht nein sagen, die müssen das, die werden ausgenutzt von. Also diese ganzen Sachen laufen ja noch gewaltig mit, obwohl ja immer wieder aufkommt, dass einige Frauen wirklich sagen können doch, ich habe mein Studium damit finanziert oder ich mache es immer noch. Mein Mann ist einverstanden, es läuft hervorragend. Es ist immer so eine Sache. Glaubt man denen das? Weil es geht ja darum, dass irgendwelche politischen Politiker Politikerinnen meinen, dass diese Gruppe Schutz braucht. Und oft ist es vielleicht auch so, aber man hat dadurch keine Wahl mehr. Also keine Frau kann dann sagen ich verdiene damit mein Geld und und wahrscheinlich schadet das ja auch irgendwann, sobald wenn ich den Luxus habe, dass ich selber entscheiden kann, mit dem schlafe ich, mit dem nicht. Der Schritt, der Weg ist aber sehr kurz, dass so jemand sagt Oh, jetzt muss ich ja wieder und dann tut es tatsächlich absolut nicht gut. Hm, schwierige Frage, aber dieses im mich stört ja immer alles, wo irgendwelche Leute, die in irgendeiner Regierung sitzen oder irgendwas meinen, bestimmen zu können, ohne da selber reinzugucken. Es gibt zum Beispiel sehr viele Gesetze, generell jetzt in dem sexuellen Bereich, wo ich habe sie Master studiert, ein bisschen in einem ganzen vier Tage Seminar, wo der Anwalt, der uns das beigebracht hat, sagt, der einzige wahrscheinliche, die einzige wahrscheinliche Situation, wo wir alle sagen, ja, das ist die und die nicht genannt war und in dem Gesetz selbst nicht keine Rolle spielte. Das einzige, was wichtig wäre. Wogegen alles anderer genannt war und das war es, leuchtete daraus, wie wir so oft sagen, dass die, die entscheiden, nicht mit den richtigen Leuten vorher sprechen und in dem Bereich Prostitution oder Behinderung und und und. Nicht um die zu vergleichen. Das sind einfach spezielle Bereiche und da muss man mit den Betroffenen oder den Lebenden, die da Ahnung haben, sprechen und nicht einfach irgendwo sitzen und und Entscheidungen treffen, die überhaupt keinen Belang haben am Ende. Und wenn es Sex aber ist oder oder, dann ist da einfach eine Scheuklappe oder Scheuklappen, die so eng stehen, dass es lächerlich manchmal, was da dann niedergeschrieben wird und entschieden wird. Wir, die damit arbeiten, wir merken dann, das Ding ist so was von unrelevant und das richtige Problem damit überhaupt nicht gelöst, weil wir kein Gesetz haben, was es lösen kann. Es ist nicht genannt in dem Paragraph, wo es eigentlich stehen müsste.

01:15:00
Raul Krauthausen: Oh Mann. Way to go. Noch viel zu tun.

01:15:03
Ann-Marlene Henning: Way to go. Aber es tut sich was. Also es gibt ja was können wir ja jetzt auch damit beenden Raul. Es passiert was, weil immer mehr Leute sprechen, so wie du hier in deinem Podcast über diese Kombi dass es die Medien es jetzt, dass wir nicht mehr abhängig sind von einem Sender, sondern selber so was aufnehmen können auch sogar ganz selber im Wohnzimmer und es Leute hören. Also es wird gesprochen es werden Bücher gedruckt, da sitzen Frauen jetzt auch an Positionen als Professorinnen, schon ändern sich die Studien wo weil jetzt geht nämlich um das weibliche Genital und nicht um das nur um das zu früh kommen oder oder oder. Also da tut sich was, weil das öffnet mehr jetzt und es sitzen beide alle Geschlechter jetzt an Positionen, wo Dinge bestimmt werden und dann geht es los, dann wird es eine gerechtere Welt. Aber es ist ein langer Weg.

01:15:54
Raul Krauthausen: Apropos tun Du engagierst dich in einem Verein. Wofür genau?

01:15:59
Ann-Marlene Henning: Ja. Also meinst du, es geht um Beschneidung?

01:16:02
Raul Krauthausen: Genau.

01:16:03
Ann-Marlene Henning: Ja, weil ich bin ich. Das ist jetzt aber nicht für den Verein. Nächste Woche bin ich da gibt es auch eine Veranstaltung in Hamburg am Dienstag und am Mittwoch in Kiel zur Weibliche Beschneidung, wo wir auf dem Podium sitzen. Und danach mach ich halt einen Vortrag zu dem weiblichen Genital. Also diese Beschneidung ist immer, das ist eine Sache, die ist auch so wichtig wie alles andere, was wir besprochen haben, weil, weil es stoppen muss, dieses Abschneiden von Genitalien, egal für wen ich jetzt arbeite, das sind, das sind ja mehrere Vereine, die es gibt und das ist wichtig, darüber zu sprechen.

01:16:39
Raul Krauthausen: Laut einer WHO Studie sind 1/3 der Männer weltweit beschnitten.

01:16:43
Ann-Marlene Henning: Egal, es ist zu viel, weil es geht. Also dieses aus religiösen Gründen oder eben als Vorhautverengung, da wissen einfach ganz viele Eltern nicht, dass bei der Vorhautverengung es auch andere Möglichkeiten gibt, also gar keine OP und wenn OP dann so eine andere, wo man die Vorhaut intakt lässt. Intakt ist ja auch ein Verein oder MOGiS. Es gibt mehrere. Deswegen habe ich jetzt gerade keinen genannt, die auch zusammenarbeiten. Zum Teil. Wichtig. Wichtig. Wichtig. Ja.

01:17:12
Raul Krauthausen: Gibt es eine Organisation, letzte Frage, für die sich unsere Hörerinnen engagieren können, die du empfehlen kannst.

01:17:21
Ann-Marlene Henning: Wegen Beschneidung?

01:17:23
Raul Krauthausen: Egal. Ohne Weiteres Thema.

01:17:25
Ann-Marlene Henning: Ach, egal welches.

01:17:26
Raul Krauthausen: Ein Thema, wo du wo du sagst da, da brennt. Also da, weißt du, da brennt auf der einen Seite die Hütte, aber gleichzeitig vielleicht auch da brennt deren Herz für die Sache. Die sind gute Leute.

01:17:39
Ann-Marlene Henning: Na, das ist eine schwierige Frage für mich, weil ich gerade so mein Hirn ist ja immer zurzeit, also immer noch habe ich so ich bin sehr viel in Dänemark und wenig in den Medien. Ich habe mich neun Monate fast rausgezogen, da fehlen mir tatsächlich gerade so die neuesten Sachen gesehen zu haben und auch Namen, die mir. Also ich. Ja, das würde ich am liebsten gar nicht beantworten, weil ich glaube, ich kenne die ja alle nicht persönlich. Und ich würde eher sagen, dass wenn mich ein Thema interessiert, dass man beginnt es zu googlen und guck wär es in diesem Bereich unterwegs und sich dann Sachen anguckt. Es gibt ja so viel dann Podcast, öffentliche Auftritte und dass man reinguckt und rausfindet wo was liegt mir und welche Art liegt mir, weil da kann ein Verein noch so gut sein, wenn die wenn es nicht so funktioniert wie ich damit umgehen kann, dann bringt es nichts. Also das muss einem so dass so ein Feeling oft. Ich finde viele Vereine oder einige Vereine sind dann zu viel des Guten. Da wird es fast kriegerisch, kampfartig, zu hart. Das mag ich nicht.

01:18:50
Raul Krauthausen: Hm, ja, verstehe ich.

01:18:52
Ann-Marlene Henning: Also da muss ich schon fein reingucken und deswegen mache ich lieber gar keine Empfehlung. Und gut, dass du gesagt hast, wir wir sind beim, wir nähern uns dem Ende, weil ich bin ja um vier und das ist in den acht Minuten, glaube ich, in sieben Minuten. Und ich habe ja mein kleiner vier Monate alter Hund hier, der jetzt pinkeln soll. Wir haben übertrieben Raul, wir haben zu lange gemacht, aber das hat Spaß gemacht. Das war’s. Du bist ein bisschen frecher. Du hast mich.

01:19:14
Raul Krauthausen: Ja auch richtig, richtig, großartig. Ja, ja. Gut. Wenn die Autotür jetzt aufgeht, ziehen wir unsere Hosen wieder an.

01:19:23
Ann-Marlene Henning: Ja, genau!

01:19:23
Raul Krauthausen: Und frage dich jetzt einfach nur noch am Ende. Wo kommst du jetzt raus? Und wo bist du eingestiegen?

01:19:31
Ann-Marlene Henning: Oh, weißt du, was ich mir wünsche? Dass ich in Hamburg eingestiegen bin und in Haderslev rauskommt. Hmm, komme. Ich steige quasi in meine Praxis ein in Hamburg, hab ein super Gespräch mit dir, ganz gemütlich und steig aus und bin in meinem Haus in Dänemark. So ist es.

01:19:45
Raul Krauthausen: Wow, das wäre tolle, wie Beamen.

01:19:48
Ann-Marlene Henning: Telepation, Beamen.

01:19:49
Raul Krauthausen: Super, liebe Ann-Marlene Henning. Vielen, vielen, vielen Dank für dieses großartige Gespräch.

01:19:55
Ann-Marlene Henning: Das war sehr nett mit dir.

01:19:56
Raul Krauthausen: Gerne wieder.

01:19:57
Ann-Marlene Henning: Ja, du meldest dich einfach und sagst, welche Themen du auf dem Herzen hast.

01:20:03
Raul Krauthausen: Genau.

01:20:03
Ann-Marlene Henning: Ja, war richtig nett.

01:20:05
Raul Krauthausen: Dankeschön für die Zeit. Toll. Auf bald. Danke fürs Mitfahren. Wenn ihr mögt und euch diese Folge Spaß gemacht hat, bewerte diese Folge bei Apple Podcast, Spotify oder wo auch immer ihr zuhört. Alle Links zur Folge, so wie die Menschen, die mich bei diesem Podcast unterstützen, findet ihr in den Shownotes. Schaut da gerne mal rein. Wenn ihr meine Arbeit unterstützen möchtet, würde ich mich freuen, euch bei Steady zu begrüßen. Mit einer Steady Mitgliedschaft bekommt ihr exklusive Updates von mir und die Gelegenheit, mich zweimal im Jahr persönlich zu treffen. Im Aufzug ist eine Produktion von Schönlein Media. Ich freue mich auf das nächste Mal hier im Aufzug.

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Dieser Podcast ist eine Produktion von Schønlein Media.
Produktion: Fabian Gieske , Anna Germek
Schnitt und Post-Produktion: Jonatan Hamann

Coverart: Amadeus Fronk

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