Wie findet man die richtigen Worte?
Eins steht fest: Aki Bosse ist nicht nur ein begabter Songwriter. Ich habe ihn bei unserer Aufzugsfahrt vor allem als sehr nahbaren und präsenten Menschen erlebt. In seinen Texten will er mittlerweile nicht mehr nur von Liebe, Vermissen und Glück erzählen: Er spürt die Verantwortung, Musik mit Message zu machen.
Einen Song übers Aufzugfahren könnte er aber sofort schreiben – vielleicht machen wir das mal gemeinsam. Aki gibt mir eine imaginäre Roomtour durch den Nightliner-Bus und erzählt mir, was er für ein Kind war.
Wir sprechen darüber, warum er 40 Pfeffersorten zu Hause hat, was er als Ausgleich zur Arbeit macht und warum seine Tochter talentierter ist als er. Und wir klären, wo Rollstuhlfahrer*innen bei Konzerten am besten sitzen.
Tür auf für Bosse!
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Und jetzt geht es los mit der brandneuen Folge. Eines steht fest. Aki Bosse ist nicht nur ein
begabter Songwriter. Ich habe ihn bei unserer Aufzugsfahrt vor allem als sehr nahebaren und
präsenten Menschen erlebt. Einer, der zurückfragt. In seinen Texten will er mittlerweile nicht
mehr nur von Liebe, Vermissen und Glück erzählen. Er spielt die Verantwortung, Musik mit
Message zu machen. Einen Song übers Aufzugsfahren könnte er aber sofort schreiben.
Vielleicht machen wir das mal gemeinsam. Aki gibt mir eine imaginäre Roomtour durch
seinen Nightliner Bus und erzählt mir, was er für ein Kind war. Wir sprechen darüber, warum
er 40 Pfeffersorten zu Hause hat, was er als Ausgleich zur Arbeit macht und warum seine
Tochter talentierter ist als er. Und wir klären, wo Rollstuhlfahrer*innen bei Konzerten am
besten sitzen. Tür auf für Aki Bosse. Die Tür geht auf und wer kommt rein? Oh mein Gott, ich
bin ein kleiner Fanboy. Aki Bosse steigt ein.
00:01:48.000
Aki Bosse: Hallo.
00:01:48.000
Raúl Krauthausen: Hallo Aki.
00:01:50.000
Aki Bosse: Hi.
00:01:50.000
Raúl Krauthausen: Ich habe meinen Kollegen gefragt, wer ein noch größerer Fanboy ist als
ich. Der hat mir nämlich Bosse gezeigt vor vielen Jahren. Ich habe ihn gefragt, welche Frage
wolltest du schon immer mal gestellt haben? Und er sagt, wann singst du einen Song für die
Kinderplatte unter meinem Bett?
00:02:09.000
Aki Bosse: Hab ich da nicht sogar schon mal einen Song gesungen?2
00:02:09.000
Raúl Krauthausen: Das weiß ich nicht.
00:02:13.000
Aki Bosse: Doch, und zwar habe ich da schon mal einen Song gesungen und zwar mit
Francesco Wilking zusammen, der Mitorganisator ist oder Mit-Erfinder. Und ich glaube, der
Song heißt so etwas wie, ich bin Hund, du bist eine Katze. Oder so. Genau. Und ich glaube,
mich zu erinnern, dass ich damals den Hund gesungen habe und der Hund ist in dem Falle
eben so ein bisschen dusselig und schwerer von K.P., aber natürlich sehr sehr freudig, wenn
es Leckerli gibt und so und die Katze checkt aber das ganze Ding aus. Genau. Ich würde aber
jetzt, also um direkt auf die Frage hinzugehen, ich glaube ich mach da gerne mit und mach
auch gerne mal einen Song alleine für die. Genau, das war damals eben mit Francesco.
00:02:53.000
Raúl Krauthausen: Was warst du denn für ein Kind früher?
00:02:55.000
Aki Bosse: Ich war ein sehr sehr aktives Kind, das muss man sagen. Also ich bin sehr sehr
früh geboren, also viele Wochen zu früh. Ich bin 1980 geboren. Damals war das dann
wirklich noch so Brutkasten und erstmal schauen, ob man so durchkommt. Und als ich dann
rausgekommen bin, also aus diesem Krankenhaus und aus diesem Kasten haben alle, da gibt
es auch wirklich dann hier und da noch so Diashows, die man sich angucken kann, haben alle
schon gemerkt, dass da auf jeden Fall ganz schön viel Energie drin ist. In dem kleinen Ding.
Und ich glaube ich war ein ziemlich freches, aber auch bewegungsfreudiges Kind. Also ich
musste irgendwie immer Energie rauslassen. Das war glaube ich meine Kindheit. Genauso
liebe Grüße an meine Eltern und meine Geschwister. Das ist wirklich immer noch
Weihnachten auch so Thema, wenn man da so sitzt, wie Wahnsinn das teilweise war.
00:03:46.000
Raúl Krauthausen: Wolltest du schon immer Musik machen?
00:03:48.000
Aki Bosse: Ja, ja. Also ganz ganz früh. Ich habe irgendwie, ich glaube so mit acht oder neun
war das glaube ich schon so mein allergrößter Traum. Mit dreizehn habe ich das dann so
manifestiert, in dem ich eben einfach dann wirklich auch viel Musik gemacht habe. Und
irgendwie auf alle anderen Sachen, also vor allen auf Schule und so wirklich keine Lust mehr
hatte, weil ich immer wusste, ich möchte das. Also ich möchte nur das. Und ich habe mich3
dann sehr sehr früh gekümmert, dass ich irgendwie hinter der Bühne arbeite. Ich komme aus
einem ziemlich kleinen Dorf bei Braunschweig und ich hatte aber das Glück, dass jemand aus
meinem Nachbardorf ziemlich erfolgreich war mit so einer Band, die damals Crossover
Musik gemacht hat. Also so eine Mischung aus Hip Hop und Gitarren. Und das war dann
damals in Deutschland und in Europa total angesagt. Und naja, der hat mich dann einfach
mit eingeladen. Also ich bin schon sehr sehr früh mit 14 oder mit 13 das erste Mal Nightliner
gefahren und habe irgendwie 97, 98, 99 bei Rock am Ring schon auf der großen Bühne stehen
dürfen.
00:04:46.000
Raúl Krauthausen: Wow.
00:04:47.000
Aki Bosse: Ich habe dann zwar eine Gitarre gestimmt, aber genau, also als Rage against the
Machine bei Rock am Ring gespielt hat, war die Band, mit der ich da war, die haben dann
direkt vor denen gespielt. Und das war alles so prägend und so prickelnd, sage ich mal. Ich
konnte mich gar nicht so richtig wehren. Also das wollte ich immer.
00:05:02.000
Raúl Krauthausen: Und deine Eltern haben dich mit 14 einfach in den Nightliner gelassen?
00:05:05.000
Aki Bosse: Ja, aber das lag vor allem an dieser guten Nachbarschaft zu der anderen Familie,
aus der der andere Junge kam. Und dann war das irgendwie okay. Aber ich glaube schon,
dass die, ich meine es gab damals noch keine Handys, dass die glaube ich schon super viel
gesprochen haben. Also auch mit dem, der war dann eben auch viele Jahre älter als ich, dass
der dann gut aufpasst. Aber irgendwie war das okay. Also ich habe mich dann da reingelegt
und also auch in diesen schrecklichen Nightlinern, so das hassen ja die meisten Musikerinnen
und Musiker, da konnte ich immer super drin schlafen. Und irgendwie ist das mein Zuhause.
Also ein großer Teil davon.
00:05:37.000
Raúl Krauthausen: Die Frage steht tatsächlich hier auf meiner Liste. Wie ist es in einem
Nightliner? Ich stelle mir das ein bisschen wie Campen vor.
00:05:43.000
Aki Bosse: Ja.4
00:05:44.000
Raúl Krauthausen: Und du wirst gefahren und vielleicht gibt es eigentlich noch die ein oder
andere Luxus-Gadget in dem Auto, was es in einem Campingwagen nicht gibt?
00:05:52.000
Aki Bosse: Ja, das gibt es wirklich. Also wenn ich dir den Nightliner erklären müsste, das ist
wirklich ein großer Bus. Also eigentlich so groß wie so ein Reisebus, den man manchmal so
auf der Autobahn sieht. Wir haben aber zwei Stockwerke. Mittlerweile hatten wir früher nicht.
Mittlerweile sind wir aber so viele. Und wenn man jetzt vorne reingeht, dann sitzt da vorne
der Fahrer. Das ist Peter bei mir seit zwölf Jahren. Immer der selbe. Immer derselbe, genau.
Ja, geil. Also wir haben noch eine Fahrerin, die ist aber immer nur dabei, wenn wir so
Richtung Österreich fahren oder zu weit. Die ist aber mittlerweile auch oft mit dabei, weil wir
im Moment jetzt gerade diesen Sommer ziemlich viele Fahrten haben, die wirklich weit sind.
Das heißt, die tauschen dann ab so einer gewissen Stundenzahl. Und wenn man dann von
Peter quasi die erste Tür aufmacht und nach hinten geht, dann kommt da eine große
Sitzrunde. Das ist immer so ein kleiner Gang und dann hat man eine Küche und
Kühlschränke. Das ist, glaube ich, so das Wichtigste. So Vierersitze, alles mit so
einigermaßen geschmacklosen Leder. Ich glaube einfach, weil man das gut reinigen kann.
Und dann kommt auf der rechten Seite ein Klo. Das ist richtig klein mit einem Waschbecken.
Da putzt man sich die Zähne. Man darf auf gar keinen Fall groß machen, sondern nur klein.
Das ist das Wichtigste, das ist die allerwichtigste Regel. Und es darf auch nichts ins Klo
reinfallen, sonst kriegt Peter ein Problem. Und dann geht es eine Treppe hoch und dann gibt
es da oben 18 Schlafbetten. Die sind klein, durch Vorhänge getrennt, immer zwei
übereinander und gegenüberliegend. Und wenn man nach vorne durchgeht, dann kommt dann
irgendwann die Lounge, so nennen wir das. Da kann man dann nochmal sitzen und
Fernsehen gucken und so. Also eigentlich ganz toll und auch ganz komfortabel, aber eher so
ein U-Boot-Leben.
00:07:35.000
Raúl Krauthausen: Aber ist es laut? Oder ist es wie eine ICE-Fahrt?
00:07:39.000
Aki Bosse: Nee, unten ist es laut, weil unten ist dann schon so der Partybereich und da sitzen
auch viele dann lang. Aber man hört es oben nicht. Und wenn man dann oben in seinem Bett
liegt, dann kann man so einen Vorhang zumachen und dann ist man wirklich auch für sich.
Also das ist in Ordnung. Und oben ist bei uns auch so, das wird so grundsätzlich nicht5
geraucht im Bus. Also alle benehmen sich und die Schuhe bleiben irgendwie unten. Da gibt es
auch nochmal ein extra Fach für und so. Das heißt, es ist irgendwie in Ordnung. Es ist ganz
gemütlich.
00:08:07.000
Raúl Krauthausen: Und das ist dann so ein Ding, das man mietet oder besitzt man
irgendwann ein?
00:08:11.000
Aki Bosse: Es gibt sicherlich Leute, die das besitzen, aber ich miete den einfach immer. Also
ich reserviere den quasi wirklich vor. Und dann ja, und Peter. Also das ist sowieso das
Wichtigste. Der Bus ist mir eigentlich egal. Hauptsache Peter ist dabei. Und dann macht das
irgendwie auch Spaß und man kann gut schlafen.
00:08:28.000
Raúl Krauthausen: Und du hast jetzt gesagt, wie gesagt, es sind so viele Leute, ihr braucht
jetzt einen Doppeldeckerbus mit 18 Betten. Ist das Team immer das Gleiche?
00:08:38.000
Aki Bosse: Das Team ist immer das Gleiche geblieben. Ich glaube, ich mache das jetzt fast
schon 20 Jahre mit derselben Truppe. Aber es sind eben immer mehr Leute dazugekommen.
Es sind ganz wenig gegangen, aber sehr viele dazugekommen. Aber so die Anfangsformation,
also mein Bassist und mein Gitarrist, die sind immer schon dabei und der ganze Rest ist
dazugekommen. Genau, also der Soundmann ist auch immer dabei.
00:08:59.000
Raúl Krauthausen: Und bist du dann der Boss oder habt ihr dann extra Personen, die das
organisiert?
00:09:02.000
Aki Bosse: Ich bin so schlecht im Organisieren. Also das ist ja auch einer der Gründe, warum
ich so gerne Künstler geworden bin, weil ich irgendwie gar keinen Bock habe, so richtig viel
zu organisieren. Also ich kann das mittlerweile ganz gut, aber das mag ich, also organisieren
mag ich ungefähr so gerne wie eine Steuererklärung. Also das sind so, genau, so ein Gefühl
ist das immer. Und es gibt da schon Leute, die Verantwortung haben. Also ich habe eben so
eine kleine Booking Agentur, da gibt es Laura und Aki und Laura macht das bei uns vor allen
Dingen, dass sie eben die Grundorganisation übernimmt. Und sonst habe ich aber auch eine6
Tourmanagerin, die dann unterwegs schaut, dass alle im Bus liegen und wann man auf die
Bühne geht und so weiter.
00:09:37.000
Raúl Krauthausen: Dass man keinen auf der Autobahnraststätte vergessen hat.
00:09:40.000
Aki Bosse: Ja genau, genau. Bist du schon mal in Kontakt gewesen mit so Nightlinern, mit so
einem Zeug?
00:09:46.000
Raúl Krauthausen: Ne, noch nie. Ich wohne in der Nähe vom SO36 und da steht regelmäßig
einer davor. Und ich würde so gerne da mal reinsneeken.
00:09:56.000
Aki Bosse: Ich bin in der Max Schmeling Halle irgendwann nächstes Jahr und dann lade ich
dich direkt ein. Komm vorbei.
00:10:02.000
Raúl Krauthausen: Ja einfach, einfach auf dem Wasser.
00:10:04.000
Aki Bosse: Du kommst vorbei und dann gucken die uns nämlich direkt mal das Teil an. Man
muss es schon einmal gesehen haben, weil es ist einfach auch… Das Interieur ist so hässlich.
Also es ist ganz, ganz viel auch mit Gold gemacht. Fake Gold, Wasserhähne und so weiter.
Kannst du dir das mal gucken
00:10:17.000
Raúl Krauthausen: Ich habe mit meiner Partnerin über die Corona-Zeit irgendwie, mehr oder
weniger aus Langeweile, auf Netflix diese ganzen Promi-Dokus gesehen. Keine Ahnung, Lady
Gaga und Beyoncé und wie sie alle hießen, Avicii. Und ich fand es total interessant, dass die
alle eine ähnliche Erzählung hatten. Also früh berühmt geworden und dann Drogenerfahrung
gemacht, Absturz und Krise, Psychologen besucht und so. Und dann Therapie gemacht und
dann wieder zurück auf die Bühne. Und es war immer ein ganz schöner Achterband. Und
dann gab es diese sehr angenehme Doku von Pink, die heißt All I Know So Far. Und da
erzählt sie, wie sie mit ihrer Familie auf Tour ist. Und ja es war eigentlich eher so eine Art
Familien-Doku. Und dann erzählte Pink, dass ihre Tochter, die war da glaube ich neun oder7
so, sich einfach mit den ganzen Kollegen, den hundert Leuten, die sie immer dabei hat, auch
angefreundet hat und das eigentlich so eine Art Familie ist. Und dann sagt Pink,
normalerweise heißt es ja immer, man braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen. Und
ich habe das Dorf immer dabei. Und das Dorf sind quasi Leute, die auch noch Profis in ihrem
Bereich sind. Also Tänzer, Choreografen, Musiker und so weiter. Und dann natürlich das
Kind auch von den Besten lernt.
00:11:41.000
Aki Bosse: Ja, voll.
00:11:41.000
Raúl Krauthausen: Das hat mich echt berührt.
00:11:44.000
Aki Bosse: Ja, ich habe mal so einen Film offenbar gesehen, so einen kleinen Ausschnitt, wo
glaube ich ihre beiden Töchter auf der Bühne Quatsch machen und sie gerade diesen großen
Soundcheck hat. Und ich fand es auch ganz bezaubernd. Also wir haben jetzt wieder ein
Tourbaby dabei, weil natürlich bei uns in der Band wahnsinnig viel gezeugt wird. Also gerade
in den letzten Jahren sind da immer wieder Tourbabys dabei. Und wir sind mittlerweile echt
schon so, wenn dann wieder eins kommt, freuen sich immer alle, weil man natürlich dann
einfach da wieder jemand Neues dabei hat. Genau. Und jetzt also meine Sängerin hat jetzt
gerade vor einem halben Jahr ein Baby bekommen und das ist wieder fest mit dabei. Und das
ist jetzt schon so faszinierend, weil wir alle, also wirklich alle, ich sage mal so alle 35
komplett verliebt sind und gebounded haben. Und das mittlerweile so ist, dass wenn die bei
mir zum Beispiel im Vorprogramm spielt, dass dann das Baby ja die Runde macht zwischen
meinem Cellisten, meiner Tourmanagerin und allen anderen. Genau, alle sind so da. Bei
meiner Tochter war es auch so, da erzählt sie auch immer noch viel von, so als sie vier, fünf,
sechs, sieben war und meine Frau sehr viel gearbeitet hat, hatte ich sie oft alleine mit, was
immer auch gut funktioniert hat. Und dann, wenn wir alle drei zusammen Zeit verbringen
wollen, dann sind wir eben auch zusammen auf Tour. Und dann passiert das eben so, dass
man da irgendwie in so einem familiären Rahmen mit all den Ups und Downs, die
diese Tour mit sich bringen kann. Also es gibt natürlich dann eben auch viele Krankheiten, es
wird kalt, es ist zu heiß, man schläft im Bus dann doch nicht so. Haben wir das auch immer so
ganz gut hingekriegt. Und ich weiß, dass meine Tochter davon immer noch so zerrt, dass die
das ganz, ganz oft so auspackt. Genau, und jetzt am Wochenende fahren wir wieder los und8
sie kommt mit und alle freuen sich, weil mittlerweile ist sie riesengroß und sie hat jetzt die
ganzen Leute auch schon länger nicht gesehen.
00:13:32.000
Raúl Krauthausen: Ja, wollte ich gerade fragen, hat sie auch musikalische Ambitionen?
00:13:35.000
Aki Bosse: Irgendwie ja, wenn ich ehrlich bin. Also irgendwie hat sie das
wirklich. Sie hat das irgendwie anders als ich das hatte, weil sie glaube ich, wenn ich ganz
ehrlich bin, sogar talentierter ist. Also ich musste immer ganz, ganz viel arbeiten und das
habe ich auch immer noch das Gefühl, dass bei mir ganz wenig über Talent kommt, sondern
eher über, ich muss ganz, ganz viel machen, bis dann erst mal was passiert. Und bei ihr
könnte es sein, dass sie das große Glück hat, dass ihr die Sachen mehr zufliegen, weil sie das
einfach anders in sich trägt, als ich das gemacht habe. Oder als ich das habe. Und ich drücke
ihr da die Daumen. Also sie kann ja sowieso machen, was sie möchte.
00:14:12.000
Raúl Krauthausen: Dann gab es so, du hast dir das in die Wiege gelegt quasi?
00:14:15.000
Aki Bosse: Na ich glaube ja, also in die Wiege ja wirklich, weil sie eben von vornherein
natürlich auch in diesem ganzen Ding da irgendwie natürlich ganz tief verwurzelt ist, weil
das mache ich natürlich ganz, ganz viel. Und bei meiner Frau ist es so, dass die sehr viel
geschauspielert hat, vor allen Dingen in der Türkei und sie dann auch mit war. Und genau,
sie mag irgendwie Schauspielern, Musik und Tanzen. Das sind so die Sachen. Und es hätte ja
auch anders laufen können. Also ganz, ganz oft passiert dann auch bei solchen Verbindungen,
bei so Künstlerverbindungen, das absolute Gegenteil. Hätte es auch sein können, dass sie
sagt, ich habe total Bock auf Bundeswehr. Man weiß es eben nicht.
00:14:52.000
Raúl Krauthausen: Oh Gott.
00:14:53.000
Aki Bosse: Ja man weiß es ja nicht.9
00:14:54.000
Raúl Krauthausen: In einem Podcast mit Marzia Hildesheim, wo ihr letztes Jahr
zurückgeblickt habt auf 2022 mit Judith Holofernes und Dijon Tecay, da hatte ich den
Eindruck, dass du mit dir selber relativ streng bist. Also dass du dann nach dem Konzert nicht
noch auf die Party gehst oder auch beim Abschlusskonzert dann nicht irgendwie noch die
große Feierei machst, sondern dann eher auch auf Alkohol verzichtest, weil du am nächsten
Tag im Studio bist. Wo kommt dieser Ehrgeiz her?
00:15:26.000
Aki Bosse: Na dieser Ehrgeiz, also der Ehrgeiz ist glaube ich eher Bock. Das muss man
erstmal sagen. Also ich habe mehr Lust auf am nächsten Morgen im Studio sitzen als abends
mich zu besaufen. Aber das war jetzt auch nochmal eine besondere Situation, weil das war
eben auch Max-Schmeling-Halle da, wo du das nächste Mal hinkommst, wo wir dann
zusammen uns die Nightliner angucken.
00:15:47.000
Raúl Krauthausen: Yeah.
00:15:48.000
Aki Bosse: Ich habe nach dem Gespräch auch nochmal nachgedacht und ich weiß nicht
richtig, wie es bei dir ist. Ich bin am aller entspanntesten, wenn ich Sachen fertig gemacht
habe. Also wenn da nichts mehr übrig ist. Und in dem Moment und an dem Tag, als ich bei
Matze war, war das eben so, da war das alles noch nicht fertig und ich rede jetzt gerade von
meinem neunten Studioalbum. Das heißt ich stehe dann abends in der Max-Schmeling-Halle
und singe und die große Tour ist vorbei und alle liegen sich glücklich in den Armen.
Und ich gehe einfach ins Bett, weil ich weiß, da ist aber noch so viel offen und ich möchte und
ich habe Lust, dass das nicht mehr offen ist. Genau. Und wäre das aber zu gewesen, also das
Album fertig geschrieben, fertig aufgenommen, hätte ich wahrscheinlich abends von allen am
allermeisten getrunken und genau, hätte drei Tage durchgetanzt. Aber in dem Moment war
das dann irgendwie nicht möglich. Und ich glaube, das ist dann, ja genau, das ist eins der
Themen meines Lebens, wo ich immer gucken muss, wann kann ich loslassen, wann kann ich
mich locker machen und wann kann ich auch mal genießen. Und ich merke jetzt aber zum
Beispiel, ja, jetzt habe ich alles gesagt auf der Platte, was ich sagen wollte und jetzt genieße
ich gerade. Also heute ist zum Beispiel so ein Tag da, wenn heute die Max-Schmeling-Halle
wäre, dann würde ich da tanzen gehen. Genau.10
00:17:02.000
Raúl Krauthausen: Das ist doch eigentlich ein total befreiendes Gefühl, oder, wenn man am
Ende sagen kann, ok, Tagewerk ist erledigt oder Monatswerk, jetzt kann ich auch einfach mal
5 Grad sein lassen.
00:17:13.000
Aki Bosse: Ja.
00:17:13.000
Raúl Krauthausen: Hast du sowas wie Langeweile?
00:17:15.000
Aki Bosse: Ja, ich kann das ganz gut mittlerweile, Langeweile. Ich liebe es eigentlich, weil ich
glaube ich gelernt habe, also das ist bei mir auch immer so dieses Energielevel, was ich da
immer noch so habe, so aus meiner Kindheit, dass ich jahrelang das Gefühl hatte, wow, ich
kann nicht still sitzen, ich kann mich gar nicht hinlegen oder mal irgendwas in Ruhe lesen, ich
brauche da Bewegung oder irgendwas. Und das habe ich aber mittlerweile ganz gut
hingekriegt, weil ich so weiß, wann ich so Adrenalin ausschütten muss und meine Gedanken
auch mal loslassen muss. Und genau, also dieser leere, leicht leere Zustand, da kann ich dann
immer entspannen. Und da kann ich an so einem Tag wie heute auch sitzen und mich, wie
gesagt, ich einfach total freuen auf so ein Gespräch mit dir. Weil ja, heute ist in meinem Kopf
irgendwie Sonntag, das ist gut. Also eigentlich ja der schönste Tag im Kopf. Manchmal auf
jeden Fall.
00:18:10.000
Raúl Krauthausen: Manchmal ja, das stimmt.
00:18:11.000
Aki Bosse: Aber wie ist das bei dir?
00:18:12.000
Raúl Krauthausen: Ich bin nicht so viel auf Tour wie du und schon gar nicht im Nightliner,
aber ich merke schon, wie wenn ich unterwegs bin, Lesungen, Vorträge mache oder so, dann
auch so meine Ansprüche steigen an Komfort. Also ich habe einfach keine Lust mehr auf Ibis
Hotel, weil das habe ich einfach zu lange zu oft zu viel gemacht und der Kaffee ist sehr
schlecht. Aber ich lege jetzt zum Beispiel sehr viel Wert darauf, dass es dann am Ende ein
gutes Essen gibt, nach dem Tagewerk und am nächsten Morgen ein gutes Frühstück. Und ich11
fühle mich eigentlich immer erst dann safe, wenn ich eine Tagesroutine einmal durch hatte.
Also von Schlafen bis Frühstück.
00:18:51.000
Aki Bosse: Ja.
00:18:52.000
Raúl Krauthausen: Dann kann ich sagen, ok hier fühle ich mich wohl. Aber wenn irgendwas
offen ist, sowas wie Duschen oder Schlafen oder Frühstück, dann bin ich total rastlos.
00:19:02.000
Aki Bosse: Ok, das verstehe ich. Und darf ich fragen, also wie reist du, wenn du jetzt
unterwegs bist?
00:19:08.000
Raúl Krauthausen: Ich reise grundsätzlich mit der Bahn. Ich habe keinen Führerschein, kein
Auto und innerhalb Europas versuche ich es mit der Bahn zu lösen. Das geht natürlich nicht
immer. Manchmal muss man dann fliegen, aber mit einem Elektrorollstuhl im Flugzeug ist die
Wahrscheinlichkeit, dass der Rollstuhl danach kaputt ist leider zu groß und das ist doof, wenn
du dann vor Ort aber einen GIG hast oder so.
00:19:30.000
Aki Bosse: Klar.
00:19:31.000
Raúl Krauthausen: Da solltest du dann einen Rollstuhl haben können. Deswegen fahre ich
ganz gerne mit der Bahn und da kann ich auch sehr gut arbeiten. Also ich habe dann ein
noise-cancelling-Kopfhörer auf und Internet und dann bin ich auch in so einem Tunnel und
da kannst du dann 12 Stunden später aus dem Zug holen und ich hatte den ganzen Tag
gearbeitet und bin relativ entspannt.
00:19:50.000
Aki Bosse: Und wann arbeitest du nicht?12
00:19:51.000
Raúl Krauthausen: Wochenenden. Das funktioniert auch ganz gut und nach 18 Uhr versuche
ich auch weniger zu machen. Das Problem ist, ich bin ja Aktivist und so Aktivistinnen haben
in der Regel auch keinen Feierabend.
00:20:03.000
Aki Bosse: Das ist nicht meine Frage. Ja genau, ich glaube da sind wir
uns einigermaßen ähnlich.
00:20:07.000
Raúl Krauthausen: Ja und das ist dann auch gar nicht so einfach. Da hilft es dann manchmal
Freunde, Familie, PartnerInnen zu haben, die dann einen nochmal runter holen oder
rausholen aus diesem Hamsterloch.
00:20:17.000
Aki Bosse: Die einen Bescheid sagen vielleicht sogar auch.
00:20:19.000
Raúl Krauthausen: Ja genau, komm mal raus. Als Corona war, da habe ich in einer WG
gewohnt und wir waren dann alle im Lockdown und irgendwann sagte meine Partnerin zu
mir, Alter, raul du bist 22 Stunden in dem Zimmer. Weil das Schlafzimmer war mein
Arbeitszimmer und seit ich da einfach geschlafen und gearbeitet und war 2 Stunden, keine
Ahnung, duschen, essen, irgendwas anderes machen, aber 22 Stunden in einem Raum ohne
dass es mir aufgefallen ist, ist auch gruselig.
00:20:48.000
Aki Bosse: Ja richtig, da ist man ganz viel im Kopf unterwegs, wenn man das schafft. Aber ich
hatte das auch mal in meiner allerersten Wohnung, in der ich so alleine war, also auch eine
WG, da hatte ich eben auch dieses eine Zimmer und es war dann so, dass ich eigentlich, weil
ich zu wenig Platz hatte, mit meinem Hintern auf meinem Bett saß, in dem ich dann auch
wieder schlafen gegangen bin und da dann eben gearbeitet habe am Keyboard oder an der
Gitarre. Und genau, mir ist das dann eigentlich erst nach so einem halben Jahr aufgefallen,
dass ich eigentlich wirklich mindestens 20 Stunden auf diesem Bett verbringe, sei es eben mit
dem Hintern oder mit dem ganzen Körper, aber irgendwie war das auch egal, genau, weil
alles was im Kopf passiert, passiert sowieso da. Und ich finde dann immer noch, mir ist auch
irgendwie wirklich, ich weiß nicht, wie es bei dir ist, es ist ja manchmal schön, wenn es
draußen schön ist oder wenn es drinnen schön ist, aber eigentlich, wenn man dann Gedanken13
hat oder irgendwas woran man, weiß ich nicht, knobelt, kann man das so sagen, oder an dem
man so weiterdenkt, dann ist es mir auch immer schon scheißegal gewesen, wo ich bin.
00:21:47.000
Raúl Krauthausen: Also das ist wahr und ich muss auch sagen, jetzt in Corona, in der Zeit
haben wir die Wohnung auch einigermaßen hergerichtet, weil ich inzwischen auch wirklich
gerne zu Hause bin. Früher bin ich halt eher von zu Hause geflohen, weil war ja nur WG und
ich hab da ein Büro und jetzt ist es eigentlich genau umgekehrt. Das heißt, ich bin ganz gerne
zu Hause und ich freue mich zu Hause zu sein. Das ist schon auch wichtig.
00:22:13.000
Aki Bosse: Ja, das stimmt. Und was machst du, also wie ist das bei dir zum Beispiel so mit
dem Kreativsein? Hast du so Zeiten, in denen du besonders kreativ oder aktiv sein kannst?
Tageszeiten? Arbeitest du auf irgendwas hin? Sowas interessiert mich immer bei Leuten, die
viel denken und viel machen und viele Ideen haben und aber auch
irgendwie auch umsetzen.
00:22:36.000
Raúl Krauthausen: Ja, ich hab ehrlich gesagt so meinen Tag eingeteilt in drei Abschnitte. Der
erste Abschnitt ist die sogenannte Me-Time, also die Zeit, wo ich mich erstmal nur mit mir
beschäftige, keine Ahnung, Frühstücken aufstehen, dann so die ersten E-Mails vorsortieren
für den Tag. Dann gibt es die Meeting-Time, also da wo ich dann Meetings hab, Videocalls,
Telefonkonferenzen, was auch immer und das geht dann bis zwei ungefähr und ab zwei habe
ich dann die Make-Time, also die Arbeitszeit. Da ist dann die Wahrscheinlichkeit, dass du
wenig Anrufe bekommst am höchsten und das kann dann auch sehr lange gehen, aber da
arbeite ich dann quasi alles ab, was in den Calls vorher besprochen wurde. Dann fange ich
am nächsten Tag wieder von vorne an. Aber das ist total gut, den Tag so zu strukturieren,
wenn alle wissen, ab 14 Uhr nicht mehr erreichbar zu sein und du machst dann einfach deins
und dann kann ich von zwei bis sechs, ganz konzentriert auch, mich so durch mein Postfach
fühlen. Und da lese ich dann auch ganz viele Texte oder recherchiere ganz viel und das ist
dann so meine kreative Zeit und wenn ich dann, und das ist die Gefahr, wenn ich dann
plötzlich Leidenschaft für etwas entwickle, dann geht das bis 22, 23 Uhr.
00:23:53.000
Aki Bosse: Das ist der ganze Plan.14
00:23:53.000
Raúl Krauthausen: Genau, ja.
00:23:53.000
Aki Bosse: Weil ich versuche es nämlich auch immer wieder und ich habe bei mir gemerkt,
dass es bei mir vor allem der ganz frühe Morgen ist, an dem ich irgendwie, an dem da Sachen
rauskommen, also indem ich so frisch bin in der Birne oder so unverbraucht oder so. Aber du
hast schon recht, wenn es dann irgendwann so da ist, finde ich das immer noch abgefahren,
wie das so bei Kunst, Musik und bei anderen Sachen ist, die eben nichts mit festen
Arbeitszeiten so, ich gehe jetzt, mach’s gut, tschüss, mir ist egal, was ich gerade gemacht
habe, Jobs zu tun haben, dass man da, dass die Zeit so rennt.
00:24:27.000
Raúl Krauthausen: Unfassbar. Aber das ist auch geil, du bist dann in so einem Rausch.
00:24:27.000
Aki Bosse: Ja, das ist ein Rausch, genau.
00:24:33.000
Raúl Krauthausen: Also ich genieße das auch und dann schreibe ich mir diese Ideen erstmal
auf und man sagt mir nach, dass ich Leute sehr gut begeistern kann von einer Idee.
00:24:42.000
Aki Bosse: Ja, das kann ich nur bestätigen. Also ich habe jetzt natürlich Vorrednung auf
dieses Treffen, da habe ich mich irgendwie nochmal so immens mit dir beschäftigt, aber ich
mache dir später ganz viele Komplimente zum Schluss.
00:24:55.000
Raúl Krauthausen: Okay, ich dir auch. Aber die, genau, man sagt mir nach, dass ich die
Leute begeistern kann, aber dafür muss es bei drei Tage, vier Tage in meinem Kopf, sagen
wir mal, gebrodelt haben, bis ich dann den Leuten davon erzähle. Und dann habe ich auch
meistens auf fast jede Frage eine Antwort, die dann auch kommt, aber ich brauche dann so
für mich, ich werde dann auch so eigenbrötlerisch, ich werde dann still, ziehe mich zurück,
bis dieser Gedanke dann fertig ist.
00:25:25.000
Aki Bosse: Ja, also das verstehe ich total und manchmal ist es ja so ein bisschen so wie so15
eine, wie sagt man denn, wie könnte man sagen, in der Küche vielleicht eine schöne Essenz
zusammen brodeln.
00:25:38.000
Raúl Krauthausen: Genau.
00:25:38.000
Aki Bosse: Und so ist es eigentlich beim Musikmachen auch, die große Scheiße beim
Musikmachen ist ja, man hat ja immer textlich, also ich komme jetzt ja auch nicht aus der
Rapmusik so, immer so wenig Zeilen, außer man hat jetzt mal einen 16 Minuten Song, was ja
auch durchaus mal in Ordnung ist. Und ich habe irgendwie auch das Gefühl, dass ich
eigentlich immer nur schreibe, schreibe, denke, denke, denke, denke, denke und ganz am Ende
sind aber die Antworten immer die knappen Sachen, die alles im besten Falle subtil oder
vielleicht sogar prägnant auf die 12 zusammenfassen. Und das sind dann so meine Antworten,
aber es ist eigentlich genauso. Und wenn ich dann so, weiß nicht, also wie könnte man sagen,
wenn ich dann damit so schwanger gehe, könnte man es vielleicht wirklich sagen, dann wird
mir auf jeden Fall auch von meiner Familie gesagt, dass ich dann immer aussehe wie so ein
verrückter Professor, der irgendwie so einen anderen Blick drauf hat. Und in dem Moment
dann irgendwie auch, ja, da geht man dann lieber auch nochmal woanders hin, wenn ich da
so rumgrübel und ja, das tut mir manchmal so leid, aber es ist auch nicht so oft und dann
habe ich auch mein eigenes Zimmer, in dem ich das machen kann.
00:26:44.000
Raúl Krauthausen: Aber fängst du mit dem Text oder mit der Melodie an?
00:26:47.000
Aki Bosse: Im besten Falle muss ich wissen, warum ich irgendwas mache und das ist dann
doch der Text. Ja, und dann setze ich mich aber, dann setze ich mich einfach einigermaßen
schnell ans Klavier, um mal zu gucken, was ich tun würde oder was einfach so rauskommt aus
dem Körper. Und dann schreibe ich eigentlich ganz, ganz viel. Also sagen wir mal, ich würde
jetzt ein, sagen wir doch mal, ich würde jetzt ein Text schreiben über den German Dream aus
der Sicht von, kann ich mir ja aussuchen oder aus meiner Sicht, dann würde ich
wahrscheinlich erst mal 20 Seiten aufschreiben, recherchieren, mir Geschichten anschauen,
gucken, was mich berührt, wo liegt die Wahrheit und wo sind die Probleme und dann habe
ich aber schon so ein bisschen die Melodie im Kopf, weil ich vielleicht den Refrain schon
habe und dann schaue ich mal weiter. Ja, so ist das eigentlich immer.16
00:27:40.000
Raúl Krauthausen: Wenn man Aki, Axel, Bosse recherchiert, dann fallen sehr oft Wörter wie
eine der besten Songwriter Deutschlands, Musik zwischen melancholisch und emotional
positiv. Das sind so Wörter, die mir immer wieder begegnet sind.
Könntest du aus dem Stegreif mehr oder weniger, also als Auftragsarbeit quasi, einen Song
übers Aufzugsfahren schreiben?
00:28:07.000
Aki Bosse: Ja, kann ich sofort.
00:28:07.000
Raúl Krauthausen: Oder muss das aus dir herauskommen?
00:28:07.000
Aki Bosse: Nee, also ich könnte sofort, also ich könnte jetzt sofort mich ans Klavier setzen und
könnte sofort, glaube ich, eine gute Melodie machen und dann würden wir wahrscheinlich
irgendwas zusammen texten. Also ich würde dich da auch jetzt sofort mit in den Aufzug holen,
weil da sind wir jetzt ja auch, da bist du jetzt mit dabei. Also können wir gerne mal machen.
00:28:27.000
Raúl Krauthausen: Ja, lass uns das gerne machen, dann hätte ich richtig Lust darauf. Ich
habe nämlich mal eine Radioreportage gehört mit Phil Collins und Phil Collins ist ja, also
der ist ja auch, keine Ahnung, einmalig wahrscheinlich als Musiker und der ist ja in dieser
Sendung eingeladen gewesen und da sollten Hörerinnen anrufen und er sollte Tipps geben,
wie man gute Songs schreibt. Und dann sagt Phil Collins, also das ist jetzt vielleicht komisch,
dass er das so sagt, aber immer dann, wenn du denkst, das kannst du nicht sagen, das ist zu
krass, zu kitschig, dann musst du da weitermachen. Gerade bei seinen Liebessongs. Also
immer dann, wenn man denkt, das tut weh, immer auf die 12.
00:29:06.000
Aki Bosse: Ja, also bei Phil Collins ist es glaube ich so, dass der einen großen Vorteil hat,
dass der natürlich im englischsprachigen Bereich unterwegs ist und ich finde das ganz, ganz
oft in der deutschen Sprache wirklich schwierig und trotzdem funktioniert das manchmal, ja.
Aber ich glaube so, das ist dann, das ist eine ganz, ganz große Kunst mit Kitsch und
Platituden und eine Milliarde mal gesagten Sachen, irgendwas zu machen, was am Ende doch
tiefer hat und bestand und vielleicht dann deshalb auch ehrlich ist. Aber ich halte das beim
Texten eigentlich so, weil ich das manchmal auch habe, also ich habe das jetzt glaube ich17
nicht allzu oft, aber wenn ich das habe und bei mir dann so ein Gefühl, dass ja, ich würde das
jetzt gern sagen, weil das ist die Wahrheit. Und das ist aber schmierig und schwierig, dann
hat man natürlich ganz, ganz oft in der Strophe die Chance, das auch zu zerstören und
dagegen zu arbeiten und da vielleicht andere Sachen zu sagen oder so. Aber ja, also ich weiß
auch immer, was Phil Collins meint. Ich schreibe ganz, ganz oft für andere zum Beispiel und
da habe ich dann selber gar nicht so eine große Schmerzgrenze, weil
die Schmerzgrenze müssen ja immer die Leute ausloten.
00:30:19.000
Raúl Krauthausen: Genau, dafür bist du nicht verantwortlich die, die das dann interpretieren.
Ich kann dann immer nur so meinen Tipp abgeben und manchmal wundere ich mich dann
auch selbst, dass die Sachen, die ich eigentlich scheiße finde, dass ich die dann später, gerade
wenn es andere Leute singen, dann auch wieder total vertretbar und auch wunderschön finde.
Aber für mich selber, ja, die englische Sprache beim Songwriting, die ist schon toll, weil ich
das Gefühl habe, dass man natürlich gerade in Deutschland dann auch selten auf Texte, wird
selten auf englische Texte gehört und ich weiß es nicht. Also auch das schönste Lied von,
sagen wir mal, Pink verliert dann manchmal, wenn man es dann mal eins zu eins übersetzt,
denkt man so wow, da wurde sich echt nicht so viel Mühe geben, wobei das stimmt bei Pink
nicht.
00:30:59.000
Raúl Krauthausen: Ja, das denke ich auch manchmal. Einfach nur die Melodie genießen, den
Text gar nicht so genau lauschen, das ist manchmal alles ganz schön dünn.
00:31:08.000
Aki Bosse: Ja, das ist ganz schön dünn, aber das ist natürlich das Schöne bei uns
Musikerinnen und Musikern, wenn es da mal scheiße läuft mit dem Text, dann kann man sich
immer noch auf der Melodie ausruhen. Das geht ganz oft nicht. Also wenn man jetzt zum
Beispiel ein Buch schreibt, dann funktioniert es nur über die Sprache.
00:31:19.000
Raúl Krauthausen: Das stimmt. Aber wie sehr nervt es dich, wenn jetzt irgendwie so ein
Journalist kommt, der dann fragt, wie meinst du das in dem Text mit der und der Zeile?
Herbert Grönemeyer ist ja immer total genervt. Er sagt dann, wenn ich das erklären wollen
würde, dann würde ich keine Songs schreiben.18
00:31:37.000
Aki Bosse: Ja, verstehe ich. Ich mag das manchmal auch ganz gerne. Ich habe da manchmal
wirklich dann so lange Diskussionen, wobei ich auch oft angeschrieben werde von, also
letztens habe ich eine sehr, sehr lange Diskussion mit einer Lehrerin, die gerade einen Song
von mir mit ihrer Schulklasse, also mit ihrer Musik-LK-Klasse analysiert hat. Und da ging es
um Songwriting und so. Super interessant und toll. Also wie schön und wichtig. Und dann
habe ich irgendwie auch Videos zugeschickt und habe gemerkt, ey, wie gut ist das denn? Es
sind vor allen Dingen fast nur Mädels, die das gerade machen. Und das ist das, was wir
gerade brauchen auf den Bühnen und an den Instrumenten und überall. Also wir brauchen
einfach mehr junge Mädchen und Frauen, die einfach Chancen bekommen und die in diesem
Beruf Fuß fassen. Und dann habe ich mich eben noch umso mehr ins Zeug gelegt und habe
dann eben, ja, bin mit der dann am Ende drei komplette Texte eins zu eins durchgegangen.
Und da ist mir dann selber aufgefallen, dass Musik vor allen Dingen eine
Interpretationssache ist. Also jede und jeder nimmt natürlich was anderes mit und versteht die
Dinge anders. Und gerade wenn es manchmal so diffus gehalten ist wie bei meinen Texten,
dann merke ich immer wieder Wahnsinn. Die Frage kommt super selten auf, weil die Leute
sich sowieso immer selber sehen und ihr eigenes Leben. Die sehen ganz selten mich über das,
sage ich mal, über das geflügte Feld laufen, sondern die sehen ja sich. Und genau, deswegen
gibt es da manchmal sicherlich Missverständnisse. Aber ich freue mich eigentlich über
Fragen. Also letztens hat mich eine gefragt, dein Lied alles ist jetzt, also heißt das jetzt, wenn
es gerade scheiße ist, dass alles scheiße ist? Was für eine gute Frage. Und genau, und dann
habe ich ihm zurückgeschrieben, ja, das heißt, wenn es gerade richtig scheiße ist, ist es
gerade richtig scheiße.
00:33:24.000
Raúl Krauthausen: Ja und Grönemeyer hat ja gesagt, es bleibt alles anders. Und da ist er
auch so, was genau willst du mir sagen?
00:33:31.000
Aki Bosse: Ja, aber Herbert, der ist sowieso der größte Kryptiker und genau, kein Wunder,
dass der genervt ist, wenn jemand nachfragt, wie soll man das erklären?
00:33:39.000
Raúl Krauthausen: Aber wenn jetzt deine Songs in der Schule diskutiert werden oder meine
Texte in irgendwelchen Hochschulen diskutiert werden als Inklusionsaktivist Krauthausen hat
das und das gesagt und jetzt gehen wir das mal alle durch, dann denke ich manchmal so, ah,19
ich habe das ja nicht studiert, ich habe das nicht gelernt, ich bin das jetzt auch ein bisschen
verantwortungslos jetzt einfach alle Raul Krauthausen lesen zu lassen, weil ich habe die
Weisheit, die auch nicht mit Löffeln gefressen und das könnte auch daneben liegen. Da ich
dann manchmal denke, vielleicht machen sich die Leute das auch zu einfach, wenn sie dann
einfach jemanden nehmen, der einigermaßen leicht googelbar ist oder bekannt, anstatt zu
gucken, was der Krauthausen oder Aki Bosse da sagen, überhaupt ist es künstlerisch
gehaltvoll oder inhaltlich gehaltvoll.
00:34:24.000
Aki Bosse: Ja.
00:34:24.000
Raúl Krauthausen: Bei dir würde ich jetzt kein Fragezeichen dransetzen, aber…
00:34:27.000
Aki Bosse: Na, ich bei dir aber auch nicht, aber meine Frage an dich wäre ja, also wie gehst
du damit um und das ist ja dann so dieser berühmte Kopf, den man aus dem Fenster raushält
und dann wird es manchmal auch windig und so weiter, also wie ist das für dich so Kritik,
Nachfragen, also bist du davon dolle betroffen oder hält es sich eigentlich in Grenzen und wie
gehst du damit um?
00:34:53.000
Raúl Krauthausen: Also ich unterscheide da inzwischen, wenn es Kritik ist von Menschen, die
jetzt vielleicht keine Behinderungserfahrung haben, dann nehme ich die Kritik erstmal anders,
ernst, als wenn Menschen mit Behinderung mich kritisieren, aber weil ich dann denke, ok,
gerade bei nichtbehinderten Menschen muss man schon auch gucken, wie viel Wissen haben
die eigentlich schon zum Thema, wenn jemand eine Behinderung hat, kann man davon
ausgehen, dass sie überhaupt schon mehr Erfahrung mit haben und da nehme ich die Kritik
von null auf, erstmal ernster, das geht natürlich auch nicht immer, aber meistens ist das so
und dann entdecke ich aber leider auch so Muster, die mich dann auch zunehmend nerven,
also ein Muster ist zum Beispiel, dass anscheinend an Hochschulen den Studierenden gesagt
wird, ihr müsst unbedingt bei eurer Ausbildung zur Heil-Erziehungspflege oder so unbedingt
mit behinderten Menschen reden und dann fällt den Studierenden oft nichts anderes ein als
Minimale zu schreiben und die fragen sie dann immer die gleichen und dann soll ich immer
für eine Hausarbeit, Bachelorarbeit oder so ein Interview geben und die fragen sie doch
immer gleich und dann denke ich so, ja ich verstehe das, aber dass eure Dozentinnen euch20
jetzt quasi auf die Behinderten los schicken und die kostenlose Arbeit machen lassen, ist
vielleicht auch nicht cool.
00:36:11.000
Aki Bosse: Das ist ein Punkt.
00:36:13.000
Raúl Krauthausen: Einfach lieber die Behinderten Menschen als Dozentinnen einstellen und
dann ist es auch eine andere Nummer, aber ich könnte meinen Tag damit füllen Interviews zu
geben, für irgendwelche Ausarbeiten.
00:36:24.000
Aki Bosse: Ah ja, siehst du, da habe ich schon wieder was gelernt. Ja klar, aber warum lädt
man denn nicht ein? Man kann ja wirklich einladen.
00:36:30.000
Raúl Krauthausen: Ja, macht man manchmal aber ganz oft, also keine Ahnung, lohnt sich das
auch finanziell für mich nicht, nach Straubingen rauszufahren für 40 Euro für eine Stunde,
das ist einfach zu weit, der Aufwand zu groß und remote wollen die dann nicht oder können
die technisch oft gar nicht und dann ist es auch manchmal vom Timing her nicht so einfach,
während der Semesterzeit und ich bin aber grad woanders, ist nicht so einfach.
00:36:55.000
Aki Bosse: Ah, verstehe.
00:36:56.000
Raúl Krauthausen: Aber ich habe es jahrelang gemacht und ich mache das auch immer noch
oft, aber manchmal ist es einfach zu viel.
00:37:01.000
Aki Bosse: Ja, aber das zu viel, also genau, du bist Aktivist, ich kenne so viele Leute, die in
dem Bereich tätig sind und das Wort zu viel höre ich sowieso, Moment von ganz ganz vielen,
aber eigentlich, also wenn jemand Aktivistisch ist, dann kommt auch ganz ganz oft das Wort
zu viel, klar, weil, ja ja, du musst dann richtig herhalten für alle, genau, du bist ja irgendwie,
genau, du könntest dich wahrscheinlich gut…21
00:37:27.000
Raúl Krauthausen: Du musst deine Antworten haben.
00:37:28.000
Aki Bosse: Genau, du musst aber auch noch mal irgendwann mal schlafen, du hast ja auch
eine Frau…
00:37:32.000
Raúl Krauthausen: Aber gibt es bei dir auch zu viel Musik?
00:37:34.000
Aki Bosse: Ach klar, natürlich, also ich, ach weißt du, mein Beruf, der ist so, ich merke das
jetzt gerade, also jetzt kommt da wieder so eine Ruhe rein und bei mir sind das so, ich habe
zwei Bereiche, ich habe einmal das Inn und einmal das Außen und das Außen sind für mich
die Konzerte, die Gespräche, die Interviews, das Da-Sein, das Tanzen, unterwegs sein,
manchmal auch wirklich wenig nachzudenken, also nicht so wie damals in der Mark-
Schmeling-Halle, wo ich noch sehr viel nachzudenken hatte, sondern jetzt gerade habe ich
wenig nachzudenken, ich habe meine Arbeit getan, die im Kopf und jetzt wird getanzt und jetzt
wird, ja, jetzt ist man glücklich und die Leute kommen und das ist alles schön und ich merke
aber gerade wieder, wie sich das bei mir, also das ist die eine Seite des Außen und jetzt
gerade merke ich aber, ich hatte jetzt wieder sehr viel Außen, jede Woche vier Konzerte,
immer am Rumreisen und jetzt merke ich gerade, oh, ich freue mich schon wieder auf die Zeit,
wenn ich wieder grübeln kann, nicht mehr los muss.
00:38:30.000
Raúl Krauthausen: Es brodelt schon langsam.
00:38:31.000
Aki Bosse: Ja genau, es brodelt, genau und ich merke das und das liebe ich an meinem Beruf,
dass es eben beides hat und am schönsten ist es eigentlich, wenn ich drei Tage grübel und
drei Tage spiele, dann ist es am besten, ja genau und jetzt, und deswegen gibt es zu viel
Musik, aber gar nicht die Musik im Allgemeinen, sondern immer nur diesen einen Teil der
Musik, also manchmal habe ich dann so Stimmbandschmerzen und Körperschmerzen, dass
ich denke, ich kann jetzt erst mal zwei Wochen nicht mehr singen und auch nicht tanzen, aber
ich kann mich ins Klavier setzen und mir schon mal ein paar Melodien überlegen und gucken,
was ich als nächstes singen möchte.22
00:39:03.000
Raúl Krauthausen: Aber was machst du, wenn du auf Tour bist und du kannst nicht?
00:39:06.000
Aki Bosse: Dann breche ich ab, hatte ich jetzt aber lange nicht mehr, also das hatte ich dann
schon so vor, weiß ich nicht, vor 15 Jahren hatte ich das Mal, dass ich dann einfach mal
wirklich krank bin, das ist ein großes Problem in dem Bereich, Judith Holofernes hat da
natürlich auch ein wirklich ein knaller Buch drüber geschrieben, also über die Erwartungen
und auch über den Umgang mit dem eigenen Körper in diesem Beruf und bei mir ist das auch
schon so, also ich habe das Buch sehr, sehr früh von ihr bekommen, in der Hörfassung
gelesen von Nora Tschörner und ich konnte mir das auf Tour nicht anhören, ich war dann
gerade selber auf Tour, es war genau auch diese Zeit, weil ich dachte, nee, nee, ich kann mich
jetzt mit den Sachen nicht beschäftigen, weil da geht es natürlich ganz, ganz viel darum, mit
Kindern auf Tour, wie geht es meinem Körper, wie geht es meiner Stimme, wie geht es meiner
Psyche und ich kann das alles ganz gut, außer wenn ich rotzekrank bin, dann kann ich das so
wie alle anderen Menschen irgendwann auch nicht mehr und ich bin eben sehr gegen
Medikamente und sehr gegen Schindluder treiben an dem eigenen Körper, deshalb würde ich
immer auch aufhören, wenn ich krank bin, werde ich aber nicht.
00:40:11.000
Raúl Krauthausen: Gleich geht es weiter. Wenn du diesen Podcast unterstützen möchtest,
dann kannst du das mit einem kleinen monatlichen Beitrag tun. Aki Bosse: Im Gegenzug
kannst du alle Folgen vorab hören und du wirst, sofern du das möchtest, hier im Podcast
namentlich genannt. Alle Infos findest du unter www.im-aufzug.de. Ende der Service-
Durchsage, viel Spaß beim zweiten Teil der Folge.
00:40:40.000
Raúl Krauthausen: Das heißt Judith Holofernes war für dich, oder ist für dich eine Person,
die dich begleitet, inspiriert?
00:40:53.000
Aki Bosse: Total.
00:40:54.000
Raúl Krauthausen: Gibt es andere Menschen, die einen guten Einfluss auf dich haben?23
00:40:57.000
Aki Bosse: Ja, aber ich muss schon mal ganz kurz nochmal, ich weiß du warst ja auch bei
Judith, ihr habt auch gesprochen.
00:41:04.000
Raúl Krauthausen: Genau. Wir sind witzigerweise Nachbarn. Mehr oder weniger. Wir
wohnen in der Nähe zumindest. Und manchmal treffen wir uns zufällig und dann haben wir
uns dann irgendwann dazu verabredet.
00:41:15.000
Aki Bosse: Dahinten in der Hasenecke, ne?
00:41:17.000
Raúl Krauthausen: Ja, genau.
00:41:18.000
Aki Bosse: Irgendwo dahinten. Also Judith hat offenbar sehr, sehr viel für mich getan, finde
ich. Ich habe auch schon mal so, also die einzige Person in meinem ganzen Leben, die ich mal
angerufen habe, als ich wirklich Textschwierigkeiten hatte mit so zwei Songs, war Judith
Holofernes. Und das wurde dann, und sonst lasse ich eben auch einfach niemanden ran an
das, was ich mache. Und das ist dann schon so ganz, ganz besonders. Und ich finde sie
einfach wahnsinnig toll. Also nach wie vor, nach all den Jahren. Und jetzt auch gerade ihr
Buch und die Zeit nach der Zeit. Und die ist einfach toll. Und ansonsten, ach, ich weiß nicht,
also wen ich gerade sehr inspirierend finde, ist Nora Tschirner, weil ich sie einfach so mutig
finde.
00:42:02.000
Raúl Krauthausen: Ach, schon lange dabei, ne?
00:42:05.000
Aki Bosse: Ja, voll.
00:42:06.000
Raúl Krauthausen: Noch lange mutig am Sagen.
00:42:07.000
Aki Bosse: Ja, richtig mutig. Genau. Und sonst musikalisch ist es bei mir immer so, das dreht
sich die ganze Zeit. Ich glaube, angefangen mit Musik habe ich wegen The Police und nicht24
wegen Sting, sondern wegen Stuart Copeland. Und Stuart Copeland ist auch so jemand, bei
Sting weiß ich immer nicht, den sehe ich irgendwie mit so verschiedenen Augen. Also einmal
dieses Auge, weil ich weiß, das ist irgendwie der Typ, warum ich, glaube ich, angefangen
habe. Und sonst weiß ich aber auch nicht, ob ich das jetzt alles immer so toll finde. Stuart
Copeland ist der Schlagzeuger von The Police und ich schaue mittlerweile auch immer so auf
Leute, wie die so altern und wie die noch so brennen für so Dinge. Und da finde ich, weiß ich
nicht, Stuart Copeland toll, ich finde irgendwie Tom Tick war toll. Genau, ja, solche Leute
inspirieren mich einfach.
00:42:55.000
Raúl Krauthausen: Neben der Musik und der Familie, was macht dich als Menschen aus?
00:43:00.000
Aki Bosse: Ich glaube, dass ich, man kann immer so schlecht über sich selbst sprechen. Ich
weiß offenbar von den Leuten, die mich mögen, dass ich da bin.
00:43:14.000
Raúl Krauthausen: Also den Eindruck machst du auf jeden Fall.
00:43:16.000
Aki Bosse: Genau, also ich bin da.
00:43:17.000
Raúl Krauthausen: Du bist präsent, immer.
00:43:18.000
Aki Bosse: Genau, ich bin da, ich bin, glaube ich, treu, ich bin ehrlich, ich bin loyal. Das
Wort habe ich auch noch nie so richtig verstanden, aber ich glaube, ich bin ein guter Freund.
Ich glaube, ich bin ein guter Freund für meine Freundinnen und Freunde. Und ansonsten bin
ich wirklich interessiert. Ich habe Interesse auch daran zu lernen und ich mag Menschen und
ich möchte Menschen kennenlernen. Egal welche Randgruppe, egal wo jemand herkommt, ich
bin interessiert. Also gerade und ich bin, glaube ich, kommunikativ. Ich habe, glaube ich,
schon ganz schön viel gesehen. Na ja, okay, das reicht jetzt aber auch. Also das soll jetzt gar
kein Lopudler sein, aber das ist das, was ich jetzt so selber sagen würde. Ansonsten gibt es
auch ganz viel Scheiße bei mir. Ich bin super ungeduldig.25
00:44:03.000
Raúl Krauthausen: Oh ja, ja.
00:44:04.000
Aki Bosse: Ich bin schrecklich genervt, wenn Sachen nicht funktionieren. Ich bin
unberechenbar, weil ich mich manchmal zurückziehe und manchmal viel zu viel da bin. Ich
bin harmoniesüchtig.
00:44:18.000
Raúl Krauthausen: Oh ja.
00:44:19.000
Aki Bosse: Ja und so weiter. Also da kann ich jetzt auch genauso lange erzählen. Mach ich
jetzt aber nicht. Ich will mich natürlich von meiner guten Seite zeigen. Und bei dir so?
00:44:29.000
Raúl Krauthausen: Also ganz ähnlich. Ich weiß nicht, ob ich so präsent bin wie du, aber ich
bin auf jeden Fall auch sehr ungeduldig. Ich habe auch wechselhafte Laune. Ich versuche in
den letzten Jahren zu verstehen, wann welche Laune kommt, weil ich mich schon auch
zunehmend dabei beobachte, dass irgendwie dieses, keine Ahnung, dieser Drache in mir, den
zu bändigen. Und wie sich dann innerhalb von 30 Minuten meine Stimmung komplett drehen
kann. Und ich versuche diesen Drachen irgendwie zu beherrschen. Und das genieße ich dann
auch, wenn ich das dann mal hinkriege und denke, ach krass, das war nur diese eine Sache,
die dich genervt hat. Also das Wort hungry zum Beispiel. Also ich kann auch richtig hungry
sein. Und ich kriege das dann aber erst zu spät mit, dass ich eigentlich nur Hunger hatte.
00:45:18.000
Aki Bosse: Genial. Ganz, ganz, ganz, ganz, ganz. Da ist die Stimmung ganz, ganz schnell
gekippt.
00:45:23.000
Raúl Krauthausen: Ja, echt.
00:45:24.000
Aki Bosse: Weil du einfach nur richtig hungrig warst.
00:45:25.000
Raúl Krauthausen: Ja.26
00:45:26.000
Aki Bosse: Und schaffst du das, also wie sehr ist dein Umfeld davon betroffen? Also deine
engsten Leute, kriegen die das dann auch richtig ab? Oder schaffst du das, dich zumindest so
im Zaum zu halten, dass du den Scheiß nur selber mit dir ausmachst?
00:45:38.000
Raúl Krauthausen: Also erst ziehe ich mich zurück und das merkt dann meine Partnerin. Die
fragt dann, was los ist. Und manchmal dauert es eine Weile, bis ich dafür selber Worte finde.
Aber dann schafft sie das sehr gut irgendwie mit mir zusammen diesen Drachen zu suchen
und zu bändigen.
00:45:53.000
Aki Bosse: Und meistens ist es ja Lieferando.
00:45:55.000
Raúl Krauthausen: Genau. Ja, entweder so was oder einfach, komm, wir gehen mal raus oder
so. Ja. Ich habe jetzt auch in der Corona-Zeit gemerkt, spazieren gehen ist so was Geiles.
Einfach mal raus. Und nichts machen. Einfach nur drei Stunden durch die Stadt rollen. Das
ist so cool, neue Eindrücke zu kriegen, den Wind an der Haut spüren, wenn es nicht regnet.
Und Leute beobachten. Ich beobachte unglaublich gerne Leute, was dann auch manchmal ein
bisschen gruselig ist. Aber einfach sich hinsetzen ein Tag und Leute angucken oder das
Geschehen beobachten. Das hilft mir um runterzukommen.
00:46:30.000
Aki Bosse: Aber könntest du dir vorstellen, dass wir beide mal eine Runde zusammen uns den
Wind um die Ohren pfeifen lassen?
00:46:35.000
Raúl Krauthausen: Ja, voll.
00:46:36.000
Aki Bosse: Ich bin super oft in Berlin, weil ich komme dich wirklich gern mal, ich komme da
mal rum. Ein Kaffee mit Judith?
00:46:42.000
Raúl Krauthausen: Das mache ich gerne. Wohnst du in Hamburg?27
00:46:44.000
Aki Bosse: Ich wohne in Hamburg, aber ich arbeite super viel in Berlin.
00:46:47.000
Raúl Krauthausen: Auf einen Kaffee mit Judith Holofernes.
00:46:49.000
Aki Bosse: Ja, sowas oder?
00:46:51.000
Raúl Krauthausen: Ja, sehr gerne.
00:46:52.000
Aki Bosse: Machen wir eine kleine Runde. Ist doch gut.
00:46:54.000
Raúl Krauthausen: Sehr gerne.
00:46:55.000
Aki Bosse: Ich bin großer Fanny van Dannen Fan. Den kennst du ja sicherlich auch.
00:46:59.000
Raúl Krauthausen: Du warst auf dem Nana Muscuri Konzert, ich habe dich dort weinen
gesehen. Genau, und lesbische Schwarze Behinderte können ätzend sein.
Aki Bosse: Und saufen, saufen, saufen, saufen, fressen, ficken, saufen, saufen, saufen und die
Kinder zum Bier holen schicken. Ich bin auch Fan.
00:47:13.000
Raúl Krauthausen: Und der macht auch nicht nur Musik. Und ich wusste auch gar nicht, dass
er auch Songs für die Toten Hosen schrieb oder schreibt. Sondern der macht auch
Bilderbücher. Gibt es noch eine andere Kunst, die du lebst und machst?
00:47:26.000
Aki Bosse: Ja, also die ich mache ist ganz schwierig. Aber ich muss eben sagen, ich liebe
eben Kunst. Also ich bin seit, weiß ich nicht, seit so acht Jahren bin ich wirklich Kunst
interessiert. Ich habe eben nicht genug Geld, um mir einen dauernden Kunst zu kaufen. Aber
ich kann sie zumindest anschauen. Und ich bin jetzt gerade in Hamburg. Zum Beispiel gibt es28
eine Künstlerin, die gerade noch studiert. Die heißt Juno Rothaug. Da bin ich gerade ein
riesengroßer Fan. Und ich liebe Kunst und Theater. Und ich habe alle super Abos, die man in
Hamburg haben kann. Also meine Frau und ich hängen immer im Schauspielhaus oder im
Talier rum. Und gucken eben. Manchmal ist das eben total erfüllend und wunderschön. Aber
so ist eben Theater. Aber meine andere wirkliche Leidenschaft hat glaube ich wenig mit
Kreativsein zu tun. Wenn es jetzt darum geht, dass ich was selber erschaffen kann, ist
entweder kochen. Was ich wirklich sehr gerne mag. Oder eben Grünes. Ich liebe Ackern,
Gärtnern, so Zeugs. Also so matschige Hände haben. Und draußen sein. Wenn es jemand
sagt, was ist dein Ausgleich zu dem seltsamen Leben. Und zu dem Druck und zu den Clubs
und den ganzen Menschen. Dann sage ich immer, ich glaube, es ist irgendwie meine
Leidenschaft für japanische A-Hörner oder so.
00:48:45.000
Raúl Krauthausen: Das finde ich total spannend. Du hast im Podcast Toast Hawaii
gestanden.
00:48:50.000
Aki Bosse: Ah, mit Bettina. Genau.
00:48:52.000
Raúl Krauthausen: Dass Sushi nicht so deins ist.
00:48:54.000
Aki Bosse: Nee, ich hab… Konsistenzprobleme. Ja, ja, genau.
00:48:57.000
Raúl Krauthausen: Und ich kann das irgendwie verstehen. Weil eigentlich schmeckt es ja.
Aber dieser Klebreis, das muss man wollen. Und dass du 40 Pfeffersorten bei dir zu Hause
hast. Da ist ja selbst Bettina Rust vom Glauben abgefallen. Ich wusste gar nicht, dass es
sowas überhaupt gibt. 40 verschiedene.
00:49:15.000
Aki Bosse: Ja, es gibt vor allen Dingen… Meine Frau ist halbe Türkin. Und wir haben
irgendwann vor Jahren mal für ein Jahr in Istanbul gelebt. Und da ging das so los bei mir,
dass ich irgendwie gemerkt habe, ach du Heiliges. Es gibt hier ganze Läden, die sind nur auf
Pfeffer spezialisiert. Und da habe ich irgendwie meinen Pfefferfetisch bekommen. Und
seitdem schaue ich immer und gucke. Und ich habe jetzt heute gerade heute Morgen wieder29
gegessen mit so einem super seltenen türkischen Biber, sagt man, glaube ich. Also so einen
türkischen Pfeffer mit verschiedenen Ölsorten eingelegt. Und das ist schon richtig gut. Ja,
genau, das ist so meine kleine Briefmarkensammlung. Wie soll ich sagen?
00:49:53.000
Raúl Krauthausen: Und hast du großen Bezug zur Türkei? Außer dass die Familie von deiner
Partnerin, Frau ab und zu mal Geschenke aus der Türkei mitbringt? Bist du auch öfter mal
dort? Also ein Jahr warst du da?
00:50:05.000
Aki Bosse: Genau, wir waren schönerweise noch vor der Gesi-Zeit da. Wir sind eigentlich
direkt ein Vierteljahr vor Gesi dann noch wieder weg, also ausgereist nach Deutschland
zurück. Und es ist einfach politisch einfach so problematisch. Und ich muss auch immer so
aufpassen wegen meiner Familie da drüben, was ich so sage. Aber ich bin noch ganz gern da,
bin es aber nur noch super selten. Aber wir haben natürlich sehr, sehr viele Freundinnen und
Freunde da und auch ganz viele Verwandte. Und ich wünsche mir einfach so sehr, naja, das
hat ja wieder nicht so richtig funktioniert politisch.
00:50:39.000
Raúl Krauthausen: Nee, es ist irgendwie alles ganz schön schwierig.
00:50:41.000
Aki Bosse: Ja, ist sehr schwierig.
00:50:42.000
Raúl Krauthausen: Man kriegt es auch ehrlich gesagt gar nicht mehr so leicht
auseinandergehalten, wie komplex die Lage da inzwischen ist mit Erdogan. Wie löst man so
einen Konflikt, der ja schon seit Jahren da auch schwählt. Vielleicht nicht so komplex wie
Israel und Palästina, aber doch irgendwie sehr komplex.
00:51:02.000
Aki Bosse: Ja, ja, total.
00:51:03.000
Raúl Krauthausen: Es ist dann auch als Außenstehender gar nicht so leicht, da eine klare
Haltung zu finden.30
00:51:08.000
Aki Bosse: Nee, es ist wirklich kompliziert. Und auch da geht es dann wieder darum, da kann
man einfach nur lernen. Also ich habe natürlich sehr viele Leute, mit denen ich da sprechen
kann. Das ist schon Wahnsinn. Ich habe auch den Vergleich eigentlich gar nicht. Ich hatte
das auch noch nie in meinem Leben. Egal mit wem ich da telefoniere, einfach mal so. Es wird
immer sofort politisch. Also es ist sofort. Das ist das Hauptthema gerade mal abgesehen von
wir haben kein Geld, alles ist viel zu teuer. Wir können unsere Mieten nicht mehr bezahlen.
Wir können unsere Kunst nicht frei ausleben. Wir können im Netz nicht so sein, wie wir
wollen. Wir können aber auch so nicht so sein, wie wir wollen. Riesenproblematisch, aber
jedes Telefonat beginnt eigentlich mit Hallo, wie geht es? Und dann wird es politisch. Und
das ist schon ein großer Unterschied. Hinsichtlich auf Europa und auch so unser Land muss
man ja eben auch mal schauen, wie das so in Zukunft wird. Also ob das nicht auch dann
immer sofort politisch wird. Genau. Also die Türkei, ich hatte immer das Gefühl, auch als ich
da war, dachte ich dann immer so, wow, hier ist so krass. Irgendwie habe ich das Gefühl, als
ich dann vor 13 oder 12 Jahren da war, die Musik, die da gemacht wird, da habe ich dann
immer gedacht, krass, die hängen irgendwie noch so 20 Jahre in so einer anderen Zeit. Also
der Bassist släppt da noch und es ist total neu. Hoffen wir mal nicht, dass sie jetzt Vorreiter
sind in einem gespaltenen Land, wo man gar nicht mehr richtig zusammenfindet.
00:52:32.000
Raúl Krauthausen: Kannst du türkisch?
00:52:34.000
Aki Bosse: Ganz schlecht.
00:52:36.000
Raúl Krauthausen: Das heißt, die reden dann eher englisch?
00:52:38.000
Aki Bosse: Ja, die reden auch vor allem super gern Deutsch oder Englisch. Und ich bin aber
einfach so unbegabt was Sprachen angeht. Und das ist auch wirklich eins der großen
Ärgernisse in meinem Leben, weil ich hatte schon so viele Chancen, Sprachen zu lernen, weil
ich einfach schon sehr viel irgendwo gewohnt habe, aus irgendwelchen Gründen. Und meine
Synapsen sind aber einfach, es ist nicht so, als wäre ich faul. Also ich belege sogar Kurse,
jetzt auch gerade wieder, Spanisch ist ja auch gar nicht so eine schwere Sprache, habe ich31
jetzt auch gerade mal probiert. Irgendwie ist es nicht mein Talent. Ich muss ganz ehrlich
sagen, sprichst du Sprachen?
00:53:07.000
Raúl Krauthausen: Ich spreche ein bisschen Spanisch. Mein Vater ist Peruaner und war
vielleicht auf dem Stand eines 9-Jährigen, aber sonst nur Englisch.
00:53:16.000
Aki Bosse: Ich bin eher so auf dem Stand eines 2-Jährigen. Du bist zumindest schon
eingeschult.
00:53:21.000
Raúl Krauthausen: Ja, bei mir war das so, dass ich mit 9 Jahren ein Jahr mit meiner Mutter
nach Kolumbien ausgewandert war. Eigentlich ganz witzige Geschichte, oder was heißt
witzig, aber interessant. Das war 89, da stand die Mauer noch, meine Mutter war gerade mit
ihrem Medizinstudium in West-Berlin fertig. Und es gab aber einen Niederlassungsstopp für
Ärzte in Berlin. Und dann hat sie gesagt, wenn wir die Gelegenheit hatten, dann lass uns doch
mal nach Kolumbien gehen, da kann ich kostenlos ehrenamtlich in einem Kinderkrankenhaus
arbeiten. Und ich wohne bei Oma und Opa und gehe dann mit meiner Oma zur Schule, weil
sie war Lehrerin. Und ich konnte aber kein Wort Spanisch. Und dann war ich halt ein Jahr an
einer Schule, wo keiner Deutsch konnte. Und ich konnte kein Spanisch. Und dann habe ich
einfach wirklich volle Druckbetrankung Spanisch lernen müssen. Weil das war alternativlos.
Und ich kann mich an einen Park erinnern, da bin ich morgens aufgewacht und stellte fest,
dass ich auf Spanisch träumte. Und ab da ging es. Das war echt so ein Schalter, der plötzlich
umgelegt war.
00:54:28.000
Aki Bosse: Das habe ich schon von vielen gehört, wie gesagt, ich bin noch nie in den Genuss
gekommen. Aber genau, bei meiner Tochter war das auch so, die ist da in den Kindergarten
gegangen in Istanbul. Und ey, die konnte eben vor einem Hauch, die konnte grad so eben
reden, aber das ging eben so schnell. Und es war Wahnsinn sich das anzuschauen, wie ich
dann so händeringend nach Wörtern gesucht habe und die ihm einfach labern konnte.
00:54:50.000
Raúl Krauthausen: Das heißt, sie spricht perfekt Türkisch?32
00:54:52.000
Aki Bosse: Ja, offenbar richtig gut. Perfekt weiß ich nicht. Also ich kann es ja nicht sagen,
aber sie kann sich auf jeden Fall… Sie kommt weiter. In der Türkei kommt sie gut weiter.
00:54:59.000
Raúl Krauthausen: Apropos türkisch, vielleicht eine komische Überleitung. Ich war vor einem
Jahr und ein halb Jahr oder so, bin ich nach Hause gefahren und habe Radio gehört,
Deutschlandfunk. Und dann lief da der Song Elif, von Elif. Wie hieß denn der Song?
00:55:14.000
Aki Bosse: Nichts tut für immer weh.
00:55:16.000
Raúl Krauthausen: Nee, das war dieser Song, komm bloß nicht an meinen Grab oder so.
00:55:21.000
Aki Bosse: Ah ja, okay.
00:55:22.000
Raúl Krauthausen: Das einzige, was ich… ich habe den Namen vergessen von dem Song, aber
es war so ein geiler Song. Wenn ich sterbe, komm nicht an meinen Grab.
00:55:31.000
Aki Bosse: Ah ja, genau.
00:55:33.000
Raúl Krauthausen: Genau. Und ich fand den Song so geil, dass ich ihn meiner Partnerin
gezeigt habe. Und die war dann auch sofort begeistert. Und dann waren wir vor vier, fünf
Wochen beim PxP Festival in der… im F.E.Z. Und da stand ganz groß Bosse kommt, Bosse
kommt. Und dann hieß es, Bosse kommt nicht, aber Elif.
00:55:54.000
Aki Bosse: Genau.
00:55:55.000
Raúl Krauthausen: Und ich war traurig und fröhlich zugleich.33
00:55:58.000
Aki Bosse: Ja, Elif ist für mich eingesprungen. Es war damals so, dass ich einen Abend
vorher auf dem Southside Festival gespielt habe, einfach ein riesengroßes Festival. Wir
hatten so eine Art Live-Übertragung. Und dann ist meine Sängerin von einem Podest
gesprungen am Ende eines Liedes und hat sich so dermaßen das Knie zerfetzt. So was habe
ich auch noch nie gesehen. Genau. Und dann waren wir eben da vor Ort in Tuttlingen oder
hinter Tuttlingen irgendwas. Und wir haben eben einen Arzt in der Band. Und es waren viele
Sanitäter da und auch Ärzte vor Ort. Und alle haben gesagt, oh, das ist jetzt echt kompliziert
und schmerzhaft. Und dann haben wir eben sehr, sehr lange gegrübelt, was wir machen. Und
wir haben uns dann entschieden, ins UKE nach Hamburg zu fahren über Nacht. Weil sie eben
auch hier gerade noch, habe ich ja vorhin schon gesagt, das kleine Baby hat. Also es ist alles
sehr, sehr kompliziert. Und dann ging das einfach nicht. Es war einfach einzig und.
00:56:46.000
Raúl Krauthausen: Ruft man nachts um vier Elif an, oder wie?
00:56:48.000
Aki Bosse: Ja, genau. Also wir haben dann eben bei dem Festival angerufen und die haben
dann quasi Elif angerufen. Aber man muss sagen, dass Elif und meine Geschichte, weiß gar
nicht, ob du das weißt, es gibt nämlich eine sehr, sehr lange Geschichte bei Elif und mir. Und
zwar vor ganz, ganz vielen Jahren hat mir meine Frau die erste Seite der Hürriyet gezeigt und
hat gesagt, schau mal, bei Popstars oder irgendeiner Sendung ist gerade eine Türkin, die
finde ich richtig gut, Elif. Und die liebe ich. Und bitte schreib mal was für die. Und ich so, ja,
kann ich jetzt nicht sagen, die ist so klein und keine Ahnung. Das Ende der Geschichte ist,
dass die zwei Wochen später hat mein Handy geklingelt und es war eine Elif am Telefon. Und
ich habe mit Elif zusammen ihr erstes Album geschrieben. Also Songs wie Baba oder Nichts
tut für immer weh. Genau. Also ich habe quasi mit Elif gearbeitet und das war richtig, richtig
gut. Und ich freue mich einfach andauernd über und mit Elif. Wie schön das ist.
00:57:42.000
Raúl Krauthausen: Und die ist richtig rockig geworden.
00:57:44.000
Aki Bosse: Genau. Ja, es ist irgendwie so, ja, die ist irgendwie einfach toll und ich finde es
einfach so schön, wie sie ihr Ding macht. Und genau, und dann ist eben auch noch Elif für
mich eingesprungen. Das heißt, dann war ich auch beruhigt.34
00:57:55.000
Raúl Krauthausen: Genau. Und dieser Song Nichts tut für immer weh, das war da, wo sie in
Moabit die ganzen Nachbarinnen quasi interviewt. Kennst du das Video?
00:58:04.000
Aki Bosse: Ja, kenn ich.
00:58:05.000
Raúl Krauthausen: Genau. Und spielt in Moabit und da war sie ja noch viel jünger.
00:58:09.000
Aki Bosse: Ja, genau, ganz, ganz jung.
00:58:10.000
Raúl Krauthausen: Ja.
00:58:11.000
Aki Bosse: Genau. Und ich finde Elif unfassbar, weil die eben einfach…
00:58:15.000
Raúl Krauthausen: Ja, großartig.
00:58:16.000
Aki Bosse: Es gibt ganz selten so Leute, die… Also das meine ich ist vielleicht auch der
Unterschied zwischen auch vielleicht sogar meiner Tochter, die mich manchmal auch so ein
bisschen an Elif erinnert, und mir, dass manchmal Leute eben einfach die Augen zu machen
und was singen oder so da sind und die Leute sofort anfangen zu heulen oder sofort irgendwie
mehr fühlen als bei anderen. Genau. Und das ist dann einfach so, ja, das ist zum Beispiel Elif
so. Ja, voll gut.
00:58:43.000
Raúl Krauthausen: Was würdest du sagen war deine prägendste und denkwürdigste Erlebnis
an deiner musikalischen Laufbahn?
00:58:49.000
Aki Bosse: Meine prägendsten und denkwürdigsten Sachen waren eigentlich immer Dinge,
die mit Scheitern zu tun haben. Ja, also nach wie vor. Ich… Also immer dann, wenn ich
besonders an irgendwas besonders geglaubt habe und es hat nicht funktioniert, das war35
immer prägend. Immer wenn ich große Bassverstärker, irgendwelche Treppen hochgetragen
habe, mir hat der Rücken wehgetan. Das war dann irgendwie prägend und trotzdem konnte
man spielen und es waren wenig Leute da und es hat Spaß gemacht. Und ich glaube, das war
so prägend, weil ich irgendwie trotz aller Umstände immer das Gefühl hatte, es ist der größte
Spaß auf der ganzen Welt. Also es ist einfach das Tollste, was es gibt. Und ich glaube, hätte
ich dieses Scheitern oder diese Probleme, also auch wirklich immense Geldprobleme mit
allem, was dazugehört, hätte ich das nicht gehabt, dann wäre ich wahrscheinlich… Dann
wäre mir das irgendwie zu leicht gewesen. Ich weiß gar nicht, wie ich sagen soll. Und ich…
Ja, also aber ja. Und der prägendste Moment, also fast so das Positive angeht, muss
irgendwie vor ganz, ganz vielen Jahren gewesen sein. Da hatte ich mal wieder meinen
Plattenvertrag verloren, damals bei der EMI. Ich habe irgendwie dann eine eigene
Plattenfirma gegründet mit 10.000 Euro, die ich mir damals von der Bank geliehen habe. Und
habe dann ein Lied über Berlin geschrieben, 3 Millionen hieß das. Und das war eigentlich so
das allererste Mal, dass es überhaupt so… Das Gefühl hatte ich jetzt komme in Heidelberg
irgendwie auch mal 300 Leute. Und das war glaube ich so der prägendste Moment. Weil das
war der erste Moment in meinem Leben, in dem ich dachte, ich glaube, es hat funktioniert.
Also hier passiert gerade irgendwas Schönes. Genau. Ja, das war so der nächste. Und danach
ging es eigentlich immer nur bergauf. Danach gibt es nur positive Prägungen, wenig
negative.
01:00:27.000
Raúl Krauthausen: Spürst du Verantwortung in deiner Arbeit? Also was du sagst, wie du es
sagst. Was darf man noch sagen?
01:00:34.000
Aki Bosse: Ja, also genau. Also ich nehme jetzt erstmal das, was darf man noch sagen, nehme
ich jetzt erstmal für die erste Antwort vielleicht erstmal raus. Weil das ist sowieso ein
riesengroßer Teil natürlich meiner Arbeit. Zu schauen, was darf man sagen. Das hat auch
wieder viel mit Lernen zu tun. Also wie gut, wie gut, dass das Lernen nicht aufhört. Aber noch
wichtiger ist ja das, was man sagt. Und was das mit den Leuten macht, das ist das, was ich
eigentlich super oft vergesse. Also gerade wenn ich mich wieder so zurückziehe und in
meinem stillen Kämmerlein sitze und ganz oft auch denke, scheiße Alter, es reicht einfach
nicht. Also das ist einfach, das bringt nichts, das geht nicht mehr, du kannst das einfach nicht
und so weiter. Also diese ganzen Zweifel, die man hat. Das ist dann für mich. Ja genau,
genau. Das ist dann aber für mich ganz oft der Wahnsinn ist, dann nochmal so36
zurückzudenken oder auch ja dann mal so zu lesen, was mir die Leute wirklich schreiben.
Nämlich so Sachen wie, weiß ich nicht, also ich habe gestern gerade so ein sehr, sehr lange,
ein sehr, sehr lange Post bekommen auf Instagram, wo dann jemand schreibt, ey, Aki jetzt mal
ganz kurz, ich glaube, ich habe es jetzt mit dem Krebs geschafft, ich habe das jetzt
überstanden und hier ist meine Playlist, die ich hatte. Und das sind also alle Songs von dir
und ich habe die die ganze Zeit gepumpt von Anfang bis Ende und irgendwie hat mich jeder
Song so und so begleitet und ein sehr, sehr langer Aufsatz. Genau und dann sitze ich
manchmal da und denke mir, oh krass.
01:02:03.000
Raúl Krauthausen: Krass oder?
01:02:03.000
Aki Bosse: Ja, gut, dass du dich angestrengt hast und gut, dass du irgendwie nicht aufgehört
hast. Danke für diesen Brief. Weil das prägt mich dann wirklich teilweise wochenlang,
vergesse ich das dann nicht, wenn das Leuten was bedeutet oder wenn die damit was, oder
wenn ihnen das vielleicht sogar geholfen hat.
01:02:21.000
Raúl Krauthausen: Und schreibst du dann genauso lang zurück oder dann kürzer?
01:02:25.000
Aki Bosse: Genau so lang hätte ich es nicht zurückschreiben können, aber da habe ich dann
schon lang zurückgeschrieben. Aber es war so ein langer Brief. Genau, ich schreibe gerne
und oft zurück.
01:02:33.000
Raúl Krauthausen: Judith Holofernes hat ja diesen einen Song, ein Elefant für dich, wo sie
auch erzählt, glaube ich bei Matze war das, dass der dann auch manchmal auf Trauerfeiern
oder so gespielt wird. Und da hat sie dann auch gesagt, dass das für sie dann auch gemerkt
hat, dass das auch irgendwie verantwortungsvoll ist, was man da tut, wenn dann das Song
plötzlich bei einer Grabrede oder so gespielt wird. Aber es ist gleichzeitig wahrscheinlich
auch wunder, wunderschön.
01:02:59.000
Aki Bosse: Ja genau, es ist so beides. Also es ist dann schon so, na ich schaue jetzt schon und
davon sollte man sich eigentlich frei machen. Also ich versuche mich immer von jeglicher37
Erwartungshaltung frei zu machen, weil am Ende möchte ich eigentlich da so stehen wie so
nackt im Garten. Also nichts. Ich will gar nichts.
01:03:15.000
Raúl Krauthausen: Ja, so ein wenig glatt.
01:03:17.000
Aki Bosse: Genau, ich will einfach nur irgendwie geerdet sein und dann will ich, dass da was
rauskommt. Und diese ganzen Sachen dann abzuschalten. Auf der einen Seite eben, hey wie
finden das die und die, was ist das und das. Ich glaube wirklich, dass so viele Menschen
aufgehört haben mit dem, was sie eigentlich mal als Leidenschaft hatten, weil sie irgendwie
sich zu viele Gedanken darüber gemacht haben, was andere Menschen dazu sagen. Wie
schade. Und ja, das sage ich mir dann ganz, ganz oft, weil ich bin natürlich da auch, also wir
haben ja vorhin kurz über Kritik gesprochen und so. Ich kriege das ganz gut hin, aber ich
sage mal so, meine eigene Erwartungshaltung, die ist immer schon so hoch, das ist immer
schon druckvoll genug. Und ich hasse mich dann manchmal immer schon so immens, weil ich
das eben einfach, weil es bei mir so lang dauert und so. Dass ich eigentlich dann, wenn ich
dann wirklich schreibe, an niemanden mehr denke. Also ich denke nicht daran, wem es helfen
könnte oder wem es geholfen hat, wer darauf getanzt hat oder wie das jetzt in den Charts
performt hat oder wie das bei Spotify lief oder irgendein Blödsinn. Ich sitze hier einfach so
wie früher. Eine Idee, ein Klavier und eine Geschichte und eine Melodie und dann schauen
wir mal weiter.
01:04:30.000
Raúl Krauthausen: Das ist wahrscheinlich auch die schönste und authentischste Art, einen
Song zu machen. Also wenn man jetzt irgendwie bei Netflix darauf achten muss, dass es in
den ersten zehn Sekunden irgendwie neugierig machen muss, sonst guckt man nicht weiter.
Wenn das dann alles so, sagen wir mal, nach dem Algorithmus gemacht wird, dann klingt
auch alles gleich und man sieht das auch an Netflix. Dass alle Serien gleich aussehen
inzwischen.
01:04:54.000
Aki Bosse: Die Quote ist glaube ich der Tod von so vielen. Genau das ist
ja bei allen Sachen eigentlich so. Und der Algorithmus, der ist ja fast sogar noch das, was
die, also das ist nochmal eine Verdreifachung der Quote oder so. Und trotzdem habe ich
natürlich dann, also weißt du, ich mache das jetzt schon so wie Jahre und ich finde das38
irgendwie auch im Moment alles auch so ganz sexy, weil das dann irgendwie auch wieder so
neue Herausforderungen sind. Ich glaube nur, dass man eben diese schnelle, prasselnde Zeit
mit dem vielen Geswipe und einer Aufmerksamkeit spannen, wie so ein Eichhörnchen oder so.
Ja, das ist eben einfach so. Aber ich glaube trotzdem dran, dass ein gutes Gefühl, ein guter
Gedanke, dass der Zeit braucht. Und denen dann, also irgendwas, was man sich wirklich mit
Mühe ausgedacht hat, dann später in diese schnelle Welt zu werfen, das ist dann für mich
okay. Ich glaube man darf sich eben nur nicht bumsen lassen von dem Ganzen und selber
dann eben so schnell sein und das bedienen wollen. Genau, sondern ich glaube, das was wir
machen, braucht irgendwie Ruhe und Zeit und später dann richtig Power auch. Und die
Power kommt glaube ich auch immer nur aus der Ruhe und das ganze geprassel passiert
dann später. Also ich rede im Moment ja nur über Algorithmen und über wie performt das
und wer klickt das, welche Altersgruppen und am Ende stehe ich aber jedes Wochenende da
und da kommen dann echt super tolle Leute auf meine Konzerte. Und das ist dann so die Real
World und der Rest ist eben so die Algorithmuswelt. Aber es ändert nichts an meiner
Grundarbeit. Ich sitze hier und ich muss eine Idee haben, sonst wird das alles nichts.
01:06:32.000
Raúl Krauthausen: Das finde ich irgendwie schön zu hören. Wir haben gerade über politische
Verantwortung vielleicht auch gesprochen oder Verantwortung allgemein. Und jetzt haben
wir ja nicht nur keine Ahnung, die Klimakrise, die hart kickt, sondern jetzt haben wir auch
ganz fiesen Rechtsruck in diesem Land. Und ich habe ehrlich gesagt das Gefühl, dass so
künstlerisch, außer vielleicht Dan Jaden oder so und vielleicht Grönemeyer, relativ wenig
Leute dazu aktuell politisch positionieren. Und ich habe die gefragt, ob das Angst oder ist das
einfach mein falscher Blick auf die Sache? Könntest du dir vorstellen, einen Song gegen Nazis
oder für die Linken zu schreiben?
01:07:14.000
Aki Bosse: Ja, ich versuche das offenbar in den letzten Jahren. Auf dieser gibt es auch wieder
zwei, die ist natürlich noch nicht draußen. Auf der letzten Mal hatte ich einen Song, das
Paradies, der schon sehr gesellschaftlich zumindest ist. Und sonst habe ich natürlich immer
die Chance, mich zu positionieren. Ich habe jetzt gerade vor einem Monat bei Laut gegen
Nazis in Cottbus gespielt, zusammen mit Deichkind, wo ich gerade immer noch am Anzeigen
schalten bin. Das ist mittlerweile wirklich heftig. Ich habe einfach ein Reel gepostet, wo ich
tanze bei Laut gegen Nazis. Und es sind irgendwie, ich weiß gar nicht, wieviel mal das Ding
geteilt wurde und wie viele Bots aber auch dann sofort drauf springen.39
01:07:56.000
Raúl Krauthausen: Unfassbar, oder?
01:07:57.000
Aki Bosse: Und wie krass diese Szene, also diese ganz rechts außen Bord, aber vielleicht auch
teilweise mal ein ganz normaler, also ein realer Mensch, was da für Sachen passieren und
was da geschrieben wird. Ich bin da eigentlich so die letzten Jahre ganz gut dabei, da
Position zu beziehen. Also die beziehe ich eigentlich sogar andauernd. Und das tut irgendwie
total gut auf der einen Seite und auf der anderen Seite. Merke ich dann aber eben auch, wenn
ich dann eben so einen Shitstorm bekomme, verstehe ich dann aber auch ganz, ganz oft
Künstlerinnen und Künstler, die darauf gar keinen Bock haben. Also die dann eben sagen, ja,
ich kann das jetzt nicht mit meiner Mainstream-Musik oder mit meiner Musik verbinden, weil
mir geht es eben um andere Sachen. Ich möchte irgendwie Sommer-Tanzmusik machen, keine
Ahnung, warum sollte ich. Das bleibt glaube ich jeder und jedem dann irgendwie auch selber
überlassen. Aber ich habe mich irgendwie vor 5, 6, 7, 8 Jahren entschieden, irgendwann mal
auf dem Echo als Freiwild so ein Preis gekriegt zu haben, habe ich eben Stinkefinger in die
ARD-Kamera gezeigt. Und das war eigentlich so mein Anfang von, ja, irgendwie, genau, jetzt
reicht es irgendwie mal.
01:09:11.000
Raúl Krauthausen: Und das war der Ende vom Echo?
01:09:13.000
Aki Bosse: Ja, der kam dann glaube ich ein Jahr später. Kam Jahr später, aber ansonsten
sehe ich das schon für mich so als meine Pflicht.
01:09:21.000
Raúl Krauthausen: Deine Musik vermittelt trotzdem immer so eine Art Hoffnung und eine
Botschaft von Resilienz. Bist du ein hoffnungsvoller Mensch?
01:09:30.000
Aki Bosse: Ja, ich bin hoffnungsvoll. Ja, ich bin wirklich, also das ja, doch, also am Ende des
Tages muss ich das zugeben. Es ist irgendwie, ich wüsste auch nicht, wie ich es anders
machen kann, aber das ist, also auch da habe ich noch nicht richtig ausgelernt. Ich kann eben
nur sagen, wie es bei mir ist und bei mir führt kein Weg an der Hoffnung vorbei. Also, und ich
habe wirklich schon ganz, ganz, ganz viel durch im Leben und habe schon viel Trauer erlebt
und viel Schmerz und so. Und ich weiß, da gibt es natürlich noch ganz andere liegen und40
trotzdem stand bei mir dann am Ende, auch bei all den krassen Sachen, die ich so miterlebt
habe bei anderen Menschen, und mir so anschaue, steht dann doch immer so die Hoffnung
und die Träume und das Leben ohne Hoffnung wäre ja ein kompletter Kackhaufen.
01:10:19.000
Raúl Krauthausen: Total.
01:10:19.000
Aki Bosse: Die muss man haben.
01:10:21.000
Raúl Krauthausen: Das finde ich auch, ich weiß gar nicht warum ich heute so oft über
Grönemeyer rede, aber das finde ich gerade aktuell mit dem aktuellen Grönemeyer-Album so
interessant, dass der als alter weißer Mann trotzdem eine Perspektive aufmacht, die wir sehr
wenig von alten weißen Männern hören. Und einfach so Sachen sagt, Leute seid doch froh,
dass sich Leute da gerade in die Straße kleben und sich mal jemand ernsthaft Sorgen macht.
Und dass das irgendwie auch alles völlig nachvollziehbar ist, wie die jungen Leute gerade
reagieren. Das finde ich wirklich erfrischend, wohltugend. Empfindest du das auch so?
01:10:57.000
Aki Bosse: Finde ich auch, ja total. Also ich finde im Allgemeinen, bis auf eben ein, zwei
Kryptik-Sachen, ist Herbert Grönemeyer ein riesengroßes Vorbild einfach. Wahnsinn.
01:11:07.000
Raúl Krauthausen: Gibt es denn trotzdem ein Thema, über das du keinen Song schreiben
würdest?
01:11:13.000
Aki Bosse: Ach, also ich glaube, ich möchte keine Songs mehr in Zukunft über… Ich finde so
bei mir und dieses Thema, also ich glaube es gibt in der Musik oder in meiner Musik, es gibt
vielleicht nur die großen fünf oder so, so kann man es sagen.
01:11:30.000
Raúl Krauthausen: Liebe.41
01:11:31.000
Aki Bosse: Ja und so weiter. Genau. Und ich glaube, ich bin mit so ein paar Sachen durch.
Das ist ungefähr so, als hätte man, weiß ich nicht, das Buch das Parfüm zwölfmal gelesen,
dann ist man damit durch. Dann ist es okay. So, dann weiß man es. Dann hat man… Und ich
glaube bei mir ist es auch so, dass ich irgendwie will ich jetzt, ich will immer weiter
rausschwimmen in so gesellschaftliche Themen. Ich habe irgendwie Lust mich anders
irgendwie zu fordern und andere Sachen vielleicht auch zu fördern. Mir würde es jetzt eben
nicht mehr reichen, ein Lied übers pure Vermissen zu schreiben. Einfach mal so. Mit einer
Popmelodie, die irgendwie, genau, einfach aus dem Grund, weil es das glaube ich jetzt schon
so oft gab und gerade in der deutschen Musik, das immer so Thema ist. Genauso wie die
jungen Leute gerade immer darüber singen, wie der Rausch so ist und wie die Nacht so
rauscht und das langweilt mich dann genauso, weil ich dann irgendwie merke, wow, ihr habt
das jetzt irgendwie schon 800 mal besungen, jetzt sucht euch bitte mal was anderes aus. Es
gibt noch so viele andere Sachen, über die ihr singen könnt. So ist es bei mir eben mit dem
Thema Liebe slash Vermissen und so weiter. Da bin ich irgendwie raus. Das kann ich nicht.
Da kotze ich mich selber an, wenn ich darüber nochmal schreibe.
01:12:52.000
Raúl Krauthausen: Hast du schon mal versucht mit Chat GPT Musik zu machen?
01:12:52.000
Aki Bosse: Hab ich noch nicht. Hab aber letztens Sachen zugeschickt bekommen, wo dieses
Programm von jemandem aufgefordert wurde, mal bossemäßig zu texten. Und das war
irgendwie scheiße. Also es war nicht ganz so gut, wie ich dachte. Nee, hab ich noch nie
probiert. Hast du schon Sachen probiert?
01:13:10.000
Raúl Krauthausen: Ich bin ja kein Sänger, aber ich hatte Chat GPT mal gefragt, schreibe
einen Song aus der Perspektive von Raul Krauthausen über Inklusion im Stil von Apache mit
seinem Song bleibt gleich. Apache bleibt gleich.
01:13:31.000
Aki Bosse: Genial. Die beste Anfrage.
01:13:34.000
Raúl Krauthausen: Ich hab einfach so völlig gemischt und dann hieß der Text ganz gut, der
Stadter, Apache bleibt gleich, aber wir gehen weiter. Das ist geil. Das ist schon ganz witzig.42
01:13:51.000
Aki Bosse: Darf ich dir mal eine Frage stellen?
01:13:52.000
Raúl Krauthausen: Ja, bitte.
01:13:53.000
Aki Bosse: Eine Rollifrage. Ich hab letztens gespielt und wir haben seit langen mal wieder
Rollstuhlfahrer und Rollstuhlfahrerinnen in die erste Reihe geholt.
01:14:03.000
Raúl Krauthausen: Ja.
01:14:04.000
Aki Bosse: Und wie wäre das bei dir, wenn du jetzt auf ein Konzert gehen würdest? Wie ist es
bei dir? Es gibt ja ganz ganz oft das Rolli Podest, das ist bei uns meistens dann immer so in
der Halle so ein bisschen links gelegen, mit einem okayem Blick auf die Bühne. Wie würdest
du dir so ein, sag ich mal, wenn du jetzt bei Chat GPT eingeben müsstest, Raul auf dem
Bossekonzert, also eher vorne weiter oder eher hinten? Wie ist das so? Wie ist so dein
Gefühl?
01:14:31.000
Raúl Krauthausen: Ich lieb’s vorne, weil man da einfach mehr sieht, also ich zumindest das
Gefühl habe, ich sehe da mehr. Am schlimmsten war es bei, wie heißt es, Mercedes-Benz
Arena, wenn man den Namen meiden möchte, kann man auch sagen, Merzberghalle am
Ostbahnhof. In der Merzberghalle am Ostbahnhof, da sitzt man als Rollifahrer ganz hinten
und du siehst halt nichts und das ist irgendwie richtig lame. Manchmal, ich glaube inzwischen
gibt es auch Rolliplätze weiter vorne, aber dann sehr am Rand, das mag ich gar nicht, also
wenn dann gerne ganz vorne. Wenn du nicht zerquetscht wirst von den Leuten hinter dir und
da würde ich jetzt gerne zurückfragen, hast du als Bandkünstlerin überhaupt Einfluss auf die
Bestuhlung in der Location?
01:15:19.000
Aki Bosse: Ja, also habe ich nicht. Erstmal nicht, außer ich kümmere mich. Ich kann mich
natürlich kümmern. Genau und das habe ich jetzt nämlich die letzten, also ich habe das in den
letzten Jahren angefangen, weil ich natürlich sehr viel kommuniziere, auch eben gerade mit
Rollifahrerinnen, die bei mir auf Konzerte kommen, die dann eben vorher fragen, ey wie ist43
das mit der Barrierefreiheit und wo wäre der beste Platz, gibt es die Möglichkeit vielleicht
doch in Reihe eins zu kommen und so weiter. Genau, ich habe das nämlich am letzten
Wochenende war das eigentlich seit langem mal wieder im Konzert, wo wir dann gesagt
haben, ey komm, also genau vorne rechts ist einfach jetzt der Platz und das hat meiner
Meinung nach richtig gut funktioniert, vor allen Dingen weil ich das Gefühl hatte, dass ich
seit langem mal wieder so Augenkontakt hatte und ich das sonst nicht haben kann bei so
großen Locations, wo ich dann wirklich gar keinen Einfluss habe, so jetzt genau so wie in der
Mehrzberghalle am Ostbahnhof, da hat man glaube ich keinen Einfluss. Vielleicht ja doch,
aber genau, dass ich immer so das Gefühl habe, ich hatte keinen Augenkontakt mit jemandem,
der jetzt im Rollstuhl da war, wie Scheiße eigentlich, und ich hatte jetzt gerade nämlich das
Gefühl, dass das irgendwie besonders gut war, weil wir uns irgendwie da angucken konnten.
Und genau, ich wollte dich das fragen.
01:16:36.000
Raúl Krauthausen: Ja, also ich sitze jetzt auch ganz am liebsten vorne, ich war in der Max
Schmehling-Halle bei Aligatoah.
01:16:42.000
Aki Bosse: Mit dem habe ich gerade so ein gutes Duett draußen, hast du es schon gehört?
01:16:45.000
Raúl Krauthausen: Ja, ich habe es gesehen, ja großartig. Salzwasser, genau, ja richtig gut.
Und in der Max Schmehling-Halle ist es halt ganz geil, weil das ist ja glaube ich eher eine
Basketballhalle und da wird ja viel Rollstuhlbasketball auch gespielt, dass es einfach sehr
viele Rolliplätze gibt und man sich die relativ easy aussuchen kann, wo man sitzen möchte.
Das heißt, man ist nicht so an einem kleinen Bereich eingeschränkt, sondern kann wirklich
ganz gut aussuchen. Dabei habe ich mich sehr wohl gefühlt. Es ist halt weiter oben, höherer
Rang, aber man kann keinen Augenkontakt zum Künstler, Künstlerin haben, wenn man zu
weit weg ist, aber man sieht ganz gut.
01:17:21.000
Aki Bosse: Okay. Ja, weil meine Frage wäre nämlich, also dieses Konzerterlebnis, da geht es
ja auch oft darum, so in der Masse unterzugehen. Genau, darüber habe ich mir bei dem
Konzert so ein paar Gedanken gemacht, dass ich dachte, ja irgendwie ist es gerade ganz geil,
irgendwie sind jetzt gerade wirklich mal alle zusammen und nicht eben über Podeste oder
über irgendwas getrennt. Irgendwie war das besser als sonst und deswegen habe ich mir44
nämlich überlegt, ob ich das jetzt immer machen sollte, ob ich mal eine Umfrage starte oder
ob man beides anbietet, beides wahrscheinlich anbietet.
01:17:53.000
Raúl Krauthausen: Wahrscheinlich sogar beides wegen der Wahl. Was ich noch mitgeben
würde als Feedback ist überhaupt der Ticketkauf. Ist für Menschen im Rollstuhl sowieso ein
einziger Schmerz. Also wenn du über Eventim gehst, die Plattform bist du in der Regel nicht,
wo der Rolliplatz ist, die schicken dich dann zu irgendeiner kostenpflichtigen Nummer, wo du
dann irgendeinen Callcenter Agent hast, der das auch nicht weiß. Wenn du bei Koka 36 oder
diesen kleinen Konzert Ticket Verkäufer Läden Tickets kaufst, die können es dann oft noch
telefonisch klären mit dem Veranstalter. Aber es ist halt immer so ein Sonderweg, den man
gehen muss. Ich kann das nicht easy peasy mit der Eventim App machen, wie es alle anderen
machen. Und da glaube ich muss man echt nochmal wahrscheinlich auch gesetzgeberisch und
politisch aktiver werden, dass das nicht okay ist, dass da zwei Klassen Gesellschaft gemacht
wird.
01:18:44.000
Aki Bosse: Aber das ist ein guter Punkt, weil ich habe ja eine kleine Booking Agentur und ein
Großteil meiner Tickets laufen eben auch über meine eigene Homepage. Das ist ein guter
Punkt, weil den schreibe ich mir gerade mal auf. Da muss es ja eine Lösung geben.
01:18:56.000
Raúl Krauthausen: Ja, denke ich auch. Und das kann nicht sein. Und ich höre immer wieder,
dass der Gruenspan in Hamburg zum Beispiel als sehr beliebte Location nicht barrierefrei ist.
Und da würde ich einfach als Künstler, wenn ich es mir leisten kann, den dann einfach
boykottieren und woanders hingehen.
01:19:12.000
Aki Bosse: Okay, aber bei Gruenspan habe ich Glück gehabt, der ist zu klein für mich.
01:19:16.000
Raúl Krauthausen: Ja, weil so dieses ewige Bitten als Rollifahrer ist halt auch anstrengend.
Und da gibt es jetzt die ersten Proteste von Rollifahrern in Hamburg, von denen ich weiß, die
sagen, der Gruenspan ist einfach, da muss sich halt ändern, sonst kommt er nicht mehr.
01:19:32.000
Aki Bosse: Okay.45
01:19:32.000
Raúl Krauthausen: Ja krass, eineinhalb Stunden Aufzugfahrt, das war eine sehr, sehr lange,
sehr hohe Aufzugfahrt. Aber ich habe die Zeit sehr, sehr, sehr, sehr mit dir genossen und
könnte noch mal weitere eineinhalb Stunden fahren. Aber wenn wir jetzt hier die Aufzugtür
gleich aufmachen, wo geht es für dich weiter?
01:19:53.000
Aki Bosse: Also ich irgendwie habe ich heute das Gefühl, dass ich irgendwie schreit alles
danach, mich gleich noch mal so ein bisschen hinzulegen. Also es schreit eher Richtung
Nickerchen. Und jetzt ist es bei mir wirklich so, ich setze mich dann auch schon wieder in den
Nightliner und fahre los und spiele Konzerte das ganze Jahr über eigentlich. Nächstes Jahr
dann noch mal. Meine Platte kommt im Oktober, es gibt noch ganz schön viele Videos zu
drehen, um ganz schön viel Social Media Krams zu machen. Genau. Aber wie gesagt,
irgendwie merke ich gerade, dass mein Körper sagt, schreib mal wieder ein schönes Lied und
vielleicht mache ich das heute auch noch.
01:20:31.000
Raúl Krauthausen: Eine Frage, die ich allen meinen Aufzugsgästinnen immer stelle. Gibt es
eine Organisation oder ein Thema, das du für besonders unterstützenswert hälst, das unsere
Zuhörerinnen auch unterstützen könnten?
01:20:46.000
Aki Bosse: Also ich habe da einige. Ich würde jetzt auf die Schnelle würde ich sagen, die
Leute sollen mal dein Topf googeln. Dein Topf ist eine Organisation in Hamburg, das ist eine
Essensausgabestelle, die sich gegründet hat zu Corona, als nämlich alles zugemacht hat.
Selbst die Tafeln einfach erst mal gar nicht mehr wussten. Also erstens haben die kein Essen
mehr bekommen. Da hat sich dein Topf gegründet, direkt an dem Montag zum Lockdown im
Karoviertel. Einfach mit ganz, ganz vielen Leuten, die ihm einfach mit angepackt haben und
die unterstütze ich sehr. Mittlerweile sind die in Hamburg in der Holzenstraße und das ist
einfach eine Essensausgabestelle, die immer vor allen Dingen Spenden brauchen. Meistens
Essensspenden, aber auch Hygienartikel. Genau, das kann man sich reinziehen. Dein Topf ist
einfach toll.
01:21:36.000
Raúl Krauthausen: Ja mega, super Tipp. Großartig. Ich mag das so, wenn man dann noch
mal so Dinge hat, von denen man selber gar nicht so viel mitbekommen hat oder gar nichts46
mitbekommen hat. Das sind dann echt kleine Perlen, die dann so plötzlich auftauchen. Vielen
Dank.
01:21:51.000
Aki Bosse: Ich danke so.
Raúl Krauthausen: Verlegen wir auf jeden Fall den Show Notes.
01:21:52.000
Aki Bosse: Dankeschön, das ist lieb. Da freue ich mich, da freuen die sich auch vor allen
Dingen. Das ist richtig gut.
01:21:58.000
Raúl Krauthausen: Ja dann, auf die nächste Nightlinerfahrt und mit dem Aufzugsong, da
überlegen wir uns noch was.
01:22:04.000
Aki Bosse: Also genau, wenn du mir sagst, mach, dann schick mir zwei, drei Zeilen und dann
haue ich dich dann raus. Dann kannst du ab und zu mal reinfahren. Wenn es nichts zu reden
gibt mit irgendjemanden, dann kannst du immerhin noch eins spielen.
01:22:13.000
Raúl Krauthausen: Genau, und jetzt Musik.
01:22:14.000
Aki Bosse: Ja genau, und jetzt ganz kurz noch mal die Musik.
01:22:17.000
Raúl Krauthausen: Nice.
01:22:19.000
Aki Bosse: Es hat mich so gefreut.
01:22:20.000
Raúl Krauthausen: Ja, mich auch, Aki. Das hat wirklich Spaß gemacht und ich hoffe, wir
sehen uns wieder.47
01:22:24.000
Aki Bosse: So gerne, ich hoffe das auch. Nur Glück für dich. Tschüss.
01:22:27.000
Raúl Krauthausen: Auf bald.
01:22:31.000
Raúl Krauthausen: Danke fürs Mitfahren. Wenn ihr mögt und euch diese Folge Spaß gemacht
hat, bewerte diese Folge bei Apple Podcasts, Spotify oder wo auch immer ihr zuhört. Alle
Links zur Folge, sowie die Menschen, die mich bei diesem Podcast unterstützen, findet ihr in
den Show Notes. Schaut da gerne mal rein. Wenn ihr meine Arbeit unterstützen möchtet,
würde ich mich freuen, euch bei Steady zu begrüßen. Mit einer Steady-Mitgliedschaft
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zu treffen. Im Aufzug ist eine Produktion von Schönlein Media. Ich freue mich auf das nächste
Mal hier im Aufzug.
Aki Bosses Herzensangelegenheit:
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Dieser Podcast ist eine Produktion von Schønlein Media.
Produktion: Fabian Gieske , Anna Germek
Schnitt und Post-Produktion: Jonatan Hamann
Coverart: Amadeus Fronk
Lieber Aki, vielen Dank für dein tolles Konzert in Brandenburg. Meine 15jährige Tochter Lilou, ihr Bruder, Vater und ich haben jeden Song genossen, gefeiert, gesungen, getanzt…das ist für meine Tochter im Moment sehr schwierig, da sie in eine Essstörung geraten ist und leider an Kraft und Freude verloren hat. Umso schöner, dass du immer von deinen Höhen und Tiefen berichtest, Kraft gibst, mit deiner Musik sogar ein Stück zur Heilung beiträgst und sie für einen Moment unbeschwert und glücklich sein lässt. Wir finden uns in vielen Liedern wieder, treten jetzt den Kampf gegen diese Krankheit mit deiner Musik im Gepäck an und hoffen auf ein fulminantes Morgenblau für Lilou. Wir haben uns als Ziel gesetzt das Konzert in Rostock oder Heringsdorf zu besuchen und wieder mit dir zu Lachen. Danke für deine positive Art und deine wunderbare Musik.