Im Aufzug mit Sara Nuru

Wie findet man Sinn?

Portrait von Sara Nur, Zitattext: Meine Reisen nach Äthiopien haben meine Scheuklappen geöffnet.

Die meisten von euch haben schon mal ihren Namen gehört: Sara Nuru. Schlagartig ins Rampenlicht katapultiert wurde sie durch Heidi Klums Show Germanys Next Topmodel – das war vor 14 Jahren.

Heute will ich mit ihr unter anderem über diese Zeit sprechen. Wie war das, für die 19 Jahre alte Sara von jetzt auf gleich Deutschlandweit bekannt zu sein? Doch sie ist nicht nur ein erfolgreiches Topmodel – sondern auch Sozialunternehmerin.

Mit ihrer Schwester Sali gründete sie nuruCoffee – Kaffee aus Äthiopien, dem Heimatland ihrer Eltern – und nuruWomen. Ihr Verein vergibt Mikrokredite an Frauen aus den ländlichen Regionen Äthiopiens und leistet damit Starthilfe.

Aufzugtür auf für Sara Nuru!

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Die meisten von euch haben sicher schon mal ihren Namen gehört. Es geht um Sara Nuru. Schlagartig ins Rampenlicht katapultiert wurde sie durch Heidi Klums Germany’s Next Topmodel. Das war allerdings auch schon vor 14 Jahren.

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Heute will ich mit ihr unter anderem über diese Zeit sprechen. Wie war das für die 19 Jahre alte Sarah, von jetzt auf gleich deutschlandweit bekannt zu sein? Allerdings ist sie nicht nur ein erfolgreiches Topmodel, sondern auch Sozialunternehmerin.

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Mit ihrer Schwester Sali gründete sie zum Beispiel nuruCoffee, Kaffee aus Äthiopien, im Heimatland ihrer Eltern. Und nuruWomen. Der Verein vergibt Mikrokredite an Frauen aus den ländlichen Regionen Äthiopiens und leistet damit Starthilfe. Was das für sie bedeutet, wie sie auf die Idee kam, erzählt sie mir jetzt.

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Aufzugtür auf für Sara Nuru.

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Die Tür geht auf. Und wer kommt rein? Sara Nuru. Welch eine Ehre. Hallo! Ja. Vielen Dank für die Einladung. Schön, dass du da bist. Darf ich fragen, von wo du gerade einsteigst und wo der Aufzug hinfährt? Ich bin in meinem Homeoffice in meiner Wahlheimat Zürich. Ich bin in meinen gemütlichen vier Wänden und ich freue mich jetzt, mit in den Aufzug zusteigen. Und wohin geht die Reise? Achso, hmm. Wohin geht die Reise? Muss ich kurz überlegen.

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Instinktiv würde ich sagen nach oben.

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Aber keine Ahnung. Ich lasse mich überraschen wo ich rauskomme. Gab es schon mal eine krasse Situation an die du dich erinnerst im Aufzug dir widerfahren ist oder eine schöne?

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Puh Ich glaube, die Frage stellst du öfters und ich hätte mich eigentlich vorbereiten können. Habe ich nicht.

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Ich muss kurz überlegen. Tatsächlich steige ich selten in Aufzügen, wenn ich ehrlich bin. 01:04:26:20 – 01:05:01:12

Ich weiß nicht. Es liegt nicht an Platzangst. Aber ich versuche eigentlich immer, Stufen zu geben und bin gar nicht so oft in Aufzügen. Aber doch ich erinnere mich an eine Situation, da war ich in Äthiopien und in dem ziemlich hohes Gebäude von dem Langstreckenläufer Haile Gebrselassie. Und der hat in Äthiopien gehört ihm das ganze Gebäude und ich weiß das zu dem Zeitpunkt ganz oft es zu Verstopfung kam oder beziehungsweise zu, ich weiß nie, wie man das nennt, dass ein Aufzug einfach stehenbleibt.

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Und ich war nicht alleine und ich war in einer Gruppe mit unterschiedlichen Leuten. Und drei hatten wirkliche Platzangst. Und wir waren, ja und wir waren irgendwie, das war glaube ich im 25 Stock mit dementsprechend vielen Stufen und da habe ich natürlich bevorzugten einen Aufzug zu nehmen. Und dann sind wir tatsächlich kurz stehen geblieben. Also wie gesagt, ich weiß nicht, wie das richtige Wort ist, aber da sind wir steckengeblieben. Das ist es, Jetzt! Und habe in dem Moment wirklich Panik bekommen, weil ich nicht ganz auf die, ich habe zu sehr auf die äthiopische Technologie vertraut und habe in dem Moment sehr bereut, dass ich nicht die Stufen genommen habe wie die anderen und aber das konnte sehr schnell gelöst werden und war eine Sache von vielleicht drei Minuten, aber trotzdem schon mit Schrecken verbunden und seitdem habe ich ein gemischtes Gefühl mit Aufzügen.

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Aber ich, ich, ich finde es aber grundsätzlich gut und wichtig, dass es Aufzüge gibt, gerade um auch eben

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Barrieren zu ermöglichen für für jeden. Und genau. Das heißt dann, das war vielleicht für dich so ein traumatisches Erlebnis. Also du denkst, jedes Mal, wenn ein Aufzug siehst, an diese Situation? Ja schon. Wenn ich ehrlich bin und ich glaube, das liegt vielleicht daran, dass ich jetzt immer gern zu Fuß gehe und nicht mehr so oft in Aufzügen einsteige. Es ist dann immer natürlich dann, Ich habe sehr lange im Altbau gewohnt und hatte 66 Stufen. Ich habe immer so ein Tick, dass ich Stufen zähle.

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Und da habe ich mir immer ein Aufzug gewünscht. Ich habe das gehasst. Und ich bin auch kein Fan von Getränke liefern lassen, weil ich immer so Mitleid habe mit diejenigen, die dann für einen die Arbeit leisten müssen und die ganzen Stufen hochlaufen müssen, weil man selber zu faul ist und alles mit Geld versucht zu kaufen.

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Und ja, aber in solchen Momenten wünsche ich mir eigentlich einen Aufzug. Und in welchem Stockwerk wohnst du jetzt? Jetzt im vierten Stock. Das sind aber auch nicht wenig Stufen, oder? Nein, und wir haben mittlerweile ein Aufzug, aber das ist in der Schweiz und da vertraue ich auf die Technologie und auch auf die Wartung. Also ich muss dir jetzt leider nicht weiter beunruhigen, aber in Deutschland zum Beispiel gehen ja Aufzüge auch regelmäßig und oft kaputt, vorzugsweise an Bahnhöfen, wo sie sehr häufig benutzt werden.

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Dass das für mobilitätseingeschränkte Fahrgäste immer wieder eine Lotterie, ob man überhaupt noch zum Zug kommt oder nicht. Dass ist eine Zumutung und in Berlin ist es wirklich ein Problem also, dass das denke ich mir ganz oft auch für ich bin jetzt Tante geworden und bei meiner Schwester, die hatte jetzt

einen Kinderwagen. Und wenn sie, also sie ist auch sehr eingeschränkt, dann wird das einem erst bewusst so, man ist ja selbst im Alltag sehr eingeschränkt und nicht so weit,

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weitsichtig und vergisst man, was es bedeutet, wenn man nicht diese Mobilität hat und das wird einem erst dann bewusst, wo man selber davon betroffen ist. Und das natürlich eine Zumutung und eigentlich schrecklich. Also als wir diese Aufzeichnung hier vorbereitet haben, stechen natürlich zwangsläufig drei Themen hervor, für die du stehst. Viele der Hörerinnen kennen dich wahrscheinlich, die meisten wahrscheinlich sogar, wenn nicht gar alle. Ich habe jetzt die ganze Zeit überlegt, wie, wie, wie bauen wir unser Gespräch auf? Wir können über Germanys next Topmodel reden.

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Wir können über deine Biografie sprechen, die auch super spannend ist, und super beeindruckend. Und natürlich auch über dein, dein Business, dein nuruCoffee und nuruWoman Initiativen. Und ich habe dann überlegt, wie baut man eigentlich eine Dramaturgie auf? Und da fiel uns auf, dass deine Mutter immer mittwochs eine traditionelle äthiopische Kaffee Zeremonie macht, die in drei Stufen aufgeteilt wird in die erste Stufe der Genuss, wenn ich das richtig verstanden habe.

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Genau. Dann kommt die zweite Stufe, der Aufguss. Und beim Aufguss wird dann quasi über Probleme gesprochen. Und dann der dritte Aufguss wäre dann das Lösen von Problemen. Und wenn wir unser Gespräch heute so aufteilen würden, mit welchem Thema möchtest du anfangen? Erst der Genuss. Ja, sehr gerne. Schön. Das fühlt sich wie zu Hause an! Ähm. Heute ist sogar Mittwoch. Ja, das stimmt. Also, heute wird meine Mama auch meistens um die Uhrzeit mit wahrscheinlich jetzt Kaffee aufkochen und die Zeremonie machen.

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Ähm, ja. Also Genuss. Sehr gerne. Über das Schöne im Leben, über Positives, über Hoffnung, Potenzial. Da würde ich gerne drüber sprechen. Das ist ja in Zeiten wie diesen gar nicht so einfach. Wo wir auf der einen Seite erleben, dass der Klimawandel seit Jahrzehnten über uns lauert und uns auch wirklich zunehmend beschäftigt, dann der Ukraine Krieg und dann natürlich auch die Situation in Äthiopien, wo der WHO Chef sogar sagt, die Krise dort ist größer als die ukrainische Krise bzw. der Krieg den Russland da angezettelt hat.

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Was macht dir denn Hoffnung? Also ist natürlich recht. Also es gibt wenig, worüber man eigentlich, woran man sich festhalten kann, wenn man sobald man die Nachrichten aufmacht. Ich gebe ehrlich zu, dass ich momentan wenig News konsumiere, einfach weil ich merke, wie sehr mich das demotiviert und auch traurig macht. Aber ich versuche immer in Richtung Hoffnung zu blicken und bei all dem Negativen doch noch irgendwas Positives rauszuziehen. Und eben in dieser Hoffnung, in dem Vertrauen sein, dass es besser wird.

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Und da merke ich, dass wenn ich in die, in die junge Generation blicke, ich habe eine jüngere Schwester, die ist jetzt 19 Jahre, wie aufgeklärt sie ist, wie engagiert sie ist und auch ihre Mitstreiterinnen in ihrem

Alter, das gibt mir Hoffnung. Also die neue Generation, die jüngere Generation, die, die nur diese Realität kennen, gefühlt, und die trotzdem aktiv werden, die trotzdem ihre Stimme erheben und versuchen einen Beitrag zu leisten.

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Das gibt mir Hoffnung. Und auch ehrlich gesagt, auch wenn wir jetzt immer von Globalisierung sprechen und dass man und auch wir haben ja diese durch die Technologie und durch das Internet, ja Zugang zu allen Informationen 24 Stunden, auf der ganzen Welt, merke ich, wie wichtig mir das ist, dass ich so mein Safe Space, also meine direkte Umgebung, Freunde, Familie, Arbeit, Umfeld noch mehr pflege. Und wenn ich schon nicht das Außen beeinflussen kann, so versuche ich so mein Inneres und auch meine Umgebung positiv mitzugestalten und da nach vorne zu schauen und das Beste draus zu machen.

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Also ich merke schon, dass ich sehr in mich gekehrt bin, aber auch eben, das sehr schütze und auch mehr pflege, als dass ich das vorher gemacht habe. Das finde ich total spannend, weil du hast ja gerade gesagt, deine Schwester ist 19, du selber hast mit 19 schlagartig auch Bekanntheit erlangt. Als du bei Germanys Next Topmodel 2009 glaube ich, war das, gewonnen hast als Topmodel aber auch als erstes schwarzes Model in Deutschland. Hat sich dieses Leben, was man dann da zumindest im Fernsehen präsentiert bekommt, Highlife, High Society, Luxus, Glamour, hat sich dadurch deine Perspektive auf Genuss geändert?

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Also auf Genuss, man denkt sofort bei Genuss an Essen. Also ich zumindest an Essen, Trinken, irgendwie an das. Wenn du darauf hinaus möchtest. Oder jetzt Genuss im weitesten Sinne. Genau Wellness, Spa, Hotel, Urlaub. Ja. Das hat sich, also ich bin in den Genuss der schönen Seiten,

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also der vermeintlich luxuriösen in Anführungszeichen, das sieht man jetzt in dem Podcast nicht, aber ich mache dieses Anführungszeichen, vermeintlich Schöne des Lebens bin ich gekommen im Sinne von teuren Hotels, lukrative Jobs, komfortables Fliegen und so weiter. Aber ich habe relativ schnell festgestellt, dass das eine schöne Außenfassade ist, aber mit wenig Substanz, also dass das ja nicht wirklich die Realität ist und dass das vielleicht eine nicht Kehrseite, aber eine Seite dieses Berufes ist, was aber nicht selbstverständlich ist.

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Also das klassische Model Alltag ist,

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sieht ganz anders aus. Und dann hetzt man von einem job zum anderem zu einem casting von und ist in irgendwelchen Model WGs und hat

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ja eben nicht dieses ganze komfortabel leben, das das ist. Auch mir wurde eine Welt geöffnet und suggeriert, die eher daraus resultiert ist, dass ich bei dieser Fernsehsendung mitgemacht habe. Und weil ich ein plötzlich prominente Person war, weil ich in der Öffentlichkeit war. Aber dass das eigentlich als

Model, gerade wenn man anfängt, fängt man ganz unten an, also das ist man, hat man all diese vermeintlichen Vorteile, die hat man erst nach vielen, vielen Jahren harter Arbeit.

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Und das ist dann schon so eine Illusion, die aus so einer Sendung resultiert, was glaube ich auch, um zu suggerieren für die Zuschauer, dass das so toll und erstrebenswert ist, um sich irgendwie zu rechtfertigen, warum es dieses Format überhaupt gibt. Aber, jetzt verrenne ich mich glaube ich, aber im Grunde habe ich das alles natürlich genossen. Ich fand das aufregend und toll, aber ich bin zeitgleich zu meinem Sieg auch im Landesinneren von Äthiopien gereist, in das Land meiner Eltern.

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Im Auftrag einer Entwicklungshilfe namens Menschen für Menschen, die mich als ihre Jugend Botschafterin wollten, dass ich Fundraising betreibe und Öffentlichkeitsarbeit für die Stiftung leiste und möglichst viele junge Menschen mit dem Thema Entwicklungszusammenarbeit näher bringe. Und diese Reisen nach Äthiopien haben wie so meine Scheuklappen geöffnet, im Sinne, dass ich außer ich habe über den Tellerrand geblickt und habe verstanden, was es bedeutet, wenn Menschen wirklich am Existenzminimum leben, was es heißt, wenn Menschen in bitterer Armut aufwachsen müssen.

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Und gleichzeitig wurde ich auch mit meinen Privilegien konfrontiert, was dazu geführt hat, dass ich dieses neue, glamouröse Leben gar nicht mehr wirklich so annehmen konnte, weil ich verstanden habe, dass das ja nicht, das ist ja nicht die Realität und auch nicht die Norm, weder für Ottonormalverbraucher in Deutschland und noch viel weniger für die Menschen in Äthiopien oder Afrika. Aber selbst wenn so die 19-jährige oder gar 15-jährige Sarah Nuru zurück mit 15 wurde so auf einer Fußgängerzone von einer Fotografin entdeckt, wenn man so was liest, dann habe ich manchmal so einen cringe Moment, wo ich dann denke Oh Gott, das kann aber auch richtig schief gehen, wenn eine 15-jährige junge Frau angesprochen wird,

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Hey du, du hast Talent. Das kann auch ganz schnell ganz nach hinten losgehen. Also wie war das denn damals? Hast du dich da krass geehrt gefühlt und dann zu gewinnen mit 19 bei Germany’s Next Topmodel, da warst du ja wahrscheinlich gar nicht an dem Status der Erkenntnis, wie du jetzt bist. War das dein Traum? Nein. Also erst mal auf der Straße mit 15 anzusprechen, da war, da war ich erst mal geschmeichelt. Überhaupt, weil die Selbstwahrnehmung ist immer eine andere, gerade mit 15, wenn man so noch mitten in der Pubertät ist, plötzlich als schön empfunden zu werden, wenn man selber sich so gar nicht sieht.

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Das war ja erst mal schmeichelhaft. Und ich weiß noch, wie ich mit meiner besten Freundin Mara eben in München in der Kaufingerstraße entlang gelaufen bin und dann eben angesprochen, war ich eigentlich in dem Moment eher, nicht scham, aber mir war das so unangenehm, dass sie nur mich angesprochen hat und nicht meine Freundin. In dem Moment war ich so Oh Gott, was ist mit meiner armen Freundin? Für sie muss das jetzt gerade bestimmt irgendwie unangenehm sein, dass nur ich angesprochen worden bin.

Und dann kam, natürlich war ich geschmeichelt, aber bin dem Ganzen gar nicht so nachgegangen und habe mir da auch nicht so viel eingebildet, weil ich dem ja eben mein Selbstbewusstsein war noch nicht so ausgeprägt.

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Und ich war eher so unsicher und wusste nicht, was ich davon halten sollte. Meine Eltern sowieso vorsichtig und meinten so, ob das so das richtige ist. Und dann später mit 19, als ich dann bei Germany’s Next Topmodel teilgenommen habe, auch weil mein damaliger Freund mehr in mir gesehen hat, als ich selber in mir gesehen habe und er mich angemeldet hat und der Meinung war, dass ich das kann. Ähm, was zu meiner eigenen Überraschung dann auch noch tatsächlich Realität wurde, dass ich dann auch gewonnen habe.

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Ähm, das war nie ein Traum. Also ich bin da so reingerutscht. Zu Beginn, ehrlich gesagt aus Neugier. Also, ich, ich wollte, ich habe auch immer gedacht Aha, das steht schon fest, die wissen von vornherein, wen sie wollen. Das ist alles so gestellt und war eher so kritisch dem eingestellt und hab mir gedacht Na ja gut, jetzt kann ich mal hinter die hintere Facette blicken und meinen Freunden von, also so Gossip hinter den Kulissen erzählen und nimm es mal mit! Und hab aber in dem Verlauf gemerkt, als ich immer wieder weiterkam, wie sehr ich das dann dann wollte, weil das war dann so,

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mein Ehrgeiz war dann auch angespornt da wirklich, also wenn alle um dich herum das wollen und da etwas zu gewinnen gibt, dann will man das auch und aber ich wusste ehrlich gesagt nicht, worauf ich mich einlasse. Und was ist, was dieser Sieg letztendlich für Folgen hat, dass man plötzlich dann eine Person des öffentlichen Lebens wird. Also jetzt im Nachhinein extrem naiv, ja, um nicht zu sagen dumm. Nein, Scherz, das nicht, aber sehr naiv, weil man man man denkt ja zumindest heute nach,

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ich weiß nicht, wie viel Staffeln, es jetzt gibt. 14! 14, okay, dass man weiß, worauf man sich einlässt. Und ich wusste, ich habe nicht verstanden, dass man dann so eine öffentliche Person wird. Das war mir nicht bewusst. Und das war dann schon dann schon noch mal ein eine neue Herausforderung. Kennst du zufällig die Kino Reihe Twilight? Ja. Da gibt es doch diese Vampire und die Wölfe. Und die Vampire, die leiden wegen etwas, wo man als Normalsterblicher denken würde Warum leidet ihr eigentlich? Na ja, sie werden unendlich alt.

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Sie haben nur ein bisschen ein Problem mit Sonnenlicht. Aber auch dagegen kann man was machen. Und selbst, wie heißt der, der

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Pattinson, der Schauspieler, der verkörpert. Robert Pattinoson. Genau der, der verkörpert ja auch diese Rolle. So als wäre sein Vampir Dasein so eine Art Behinderung und er würde total drunter leiden. Und ich habe als Zuschauer mich da manchmal gefragt, so ernsthaft? Ist das nicht auch geil, ewig lange zu leben? Ist so als würde ich mich bei dir fragen, bereust du das? War das wirklich alles so schlimm? Oder, hatte das nicht auch eine schöne Zeit? Am Anfang zumindest. Also ich bereue das nicht.

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Also überhaupt nicht, weil ich weiß und ich schäme mich auch nicht für den, mein Werdegang, auch wenn ich weiß, wie sehr die Sendung Germany’s Next Topmodel mit Vorurteilen behaftet ist, berechtigten Vorurteilen ehrlich gesagt. Heute sehe ich das auch mit ganz anderen Augen. Wie noch damals mit 19.

Aber ich habe das zu dem Zeitpunkt, als ich mittendrin war, nicht eine Sekunde gelitten. Ich war ja freiwillig da, mich hatte ja niemand gezwungen. Also mein Freund hat mich hingeschickt und mich angemeldet, aber trotzdem hätte ich zu jedem Zeitpunkt aussteigen können.

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Und ähm und ich muss sagen, es war eine sehr aufregende Zeit. Ich war noch nie alleine. Ich war vorher noch nie alleine im Ausland. Ich habe auch nicht, also das war für mich eine ganz aufregende Zeit, die Welt zu bereisen. Und ich bin über mich selbst hinausgewachsen aufgrund der Herausforderung, die so eine Sendung mit sich bringt und bin auch im Nachhinein natürlich plötzlich in der Öffentlichkeit zu stehen, nicht mehr U Bahn fahren zu können, weil man angesprochen wird unter Dauerbeobachtung ist, das ist natürlich schon eine Umstellung, aber es gibt immer so zwei Seiten, ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll.

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Also ich kam zum Glück weg, gut weg in dieser Sendung. Ich habe ich muss gestehen, ich habe meine Sendung nie geguckt, in der ich jetzt teilgenommen habe. Ich wollte das nicht und habe es bis heute nicht gemacht, weil ich die Erfahrung in Erinnerung behalten wollte, die Idee, die ich als schön empfunden habe. Und ich wollte es nicht, dass das zerstört wird, indem ich diese Sendung gucke und dann auf 90 Minuten komprimiert wird und das ja nicht die Realität widerspiegelt. Wie auch immer, auf jeden Fall, worauf wollte jetzt hinaus, dass?

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Das du es nicht bereust. Dass ich das nicht bereue und ich eben gut wegkam und die Leute sehr positiv auf mich zugekommen sind. Und auch die Tatsache, dass mit meinem Sieg, es sehr vielen, gerade Menschen mit Migrationshintergrund, Hoffnung gegeben hat, dass man nicht blond und blauäugig sein muss, um als deutsch wahrgenommen zu werden oder einem gewissen Schönheitsideal zu entsprechen, sondern noch heute, viele Jahre später, ich von Taxifahrern angesprochen werde, wie sehr sie sich für mich gefreut haben, weil sie in mir ihre Töchter gesehen haben, ihre Frauen, ihre Schwestern und sich selber, weil sie sich repräsentiert gefühlt haben.

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Und schon allein dafür bin ich sehr dankbar, dass ich mit meiner Teilnahme auch einen Beitrag leisten konnte, losgelöst von dieser Sendung, was man davon hält. Das finde ich total spannend, was du da erzählst, weil eine Beobachtung, die ich mal gemacht habe, ich habe meine Diplomarbeit über die Darstellung von behinderten Menschen im deutschen Fernsehen geschrieben. Und das war, keine Ahnung, Anfang der 2000er. Und dann ist mir aufgefallen, dass Aiman Abdallah, der Moderator von Galileo auf ProSieben, der für mich erste Mensch und Moderator mit Migrationshintergrund war, an den ich mich erinnern kann.

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Und ich habe mich gefragt Warum sind die privaten Fernsehsender, was das angeht, eigentlich Vorreiter?

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Also weit vor ZDF, weit vor der ARD. Aber trotzdem dann oft noch so Klischee beladen. Also außer bei Aiman Abdallah ich glaube, der hat sich wirklich von seinem Migrationshintergrund frei moderiert, sagen wir mal so, also er moderiert hat Galileo. Und er muss nicht ständig wie es ewig gemacht wird, auch von ARD Moderatorinnen die Migrationserfahrung haben, dass jemand erst mal ne Doku machen müssen, wie das in ihrer heimat ist. Wenn du verstehst, was ich meine.

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Ja, absolut. Ja, stimmt, ist interessant. Das ist mir so nie auch nicht bewusst gewesen im Vergleich zum öffentlich rechtlichen und privaten. Aber gleichzeitig macht irgendwie Germany’s Next Topmodel 14. Staffel mit Diversity auf und am Ende gewinnt dann doch wieder die weiße, blonde, heterosexuelle Person, obwohl der Cast relativ divers war. Ja, es ist so. Ich habe das leider nicht mehr so, ich verfolge das nicht mehr. Aber ja, am Ende ist es genau.

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Also es ist also letztendlich, man unterschätzt, wie wichtig Repräsentanz ist in allen Feldern und auch was für eine Wirkung, was man signalisiert, indem man eben nicht die klassischen gängigen Siegerinnen wählt oder Moderatoren und all das. Und dass, dass es jetzt langsam anfängt, also noch vor 14 Jahren war das nicht so divers. Da hieß es auch immer Oh, dass du dich getraut hast, da mitzumachen. Ja, warum nicht? Also es haben ja auch andere mitgemacht. Aber immer mit dem Tenor Ja, weil ich ja anders ausschaue.

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Und das ist mir selber ja gar nicht so bewusst gewesen. Also ich laufe nicht durch die Straßen als schwarze Frau, sondern ich laufe durch die Straßen als Sarah. Und definiere mich nicht eine Sekunde über mein meine Hautfarbe. Und dann wird einem bewusst, dass andere das durchaus tun. Der andere Gedanke, der mir durch den Kopf schoss, als du gerade erzählt hast, dass du nicht bereust, aber trotzdem in deiner Erkenntnis weitergekommen bist, ist, dass ich manchmal das Gefühl habe, dass wir so was in unserer Zeit, in unserer gegenwärtigen Zeit gar nicht mehr erlauben.

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Also wir erlauben den anderen Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, nicht mehr Erkenntnisgewinne, sondern wir wollen, dass sie immer alle super korrekt von Anfang an und für immer sind. Und deswegen finde ich das glaube ich auch sehr wichtig, über diese Lernerfahrung zu sprechen, die man, ich mein du warst 19, da ist ja klar, mit 19 habe ich wahrscheinlich noch Lego gespielt, dass irgendwie so natürlich wir auch nicht alles wissen konnten. Und wenn man deiner Biografie folgt, dann bist du ja selber mit deiner Familie geflohen.

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Bzw deine Familie ist geflohen aus Äthiopien nach Deutschland. Das heißt ich nehme an, du hattest bis zu deinem Leben nach Germany’s Next Topmodel, relativ wenig Beziehungspunkte zu Äthiopien, außer vielleicht deine eigene Familie vor Ort bzw. mit der du gelebt hast. Dann zu erwarten, dass man alles richtig macht, ist natürlich auch gar nicht so einfach. Es ist wirklich so. Gut, das ist schön, dass du es noch mal sagst. Danke. War es auch nicht.

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Tatsächlich, Ja. Du hast ein Startup gegründet beziehungsweise eine Firma gegründet, zusammen mit deiner Schwester nuruCoffee und zusätzlich noch den Verein nuruWomen. Dazu werden wir auch gleich nochmal zu einem Gespräch kommen. Aber bevor wir in die Tiefe gehen, hab ich eine Frage. Du hast bei der Sendung NDR Talk Show gesprochen über Kaffee. Und du wirktest wie die Kaffee Expertin, du weiß, dass der Deutsche 142 Liter im Jahr trinkt oder so.

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Ein bisschen mehr sogar, 162 Liter. 162 Oh mein Gott, das ist so viel.

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Und da erinnerte ich mich an einen Sketch. Ich glaube, das war von Eckart von Hirschhausen, der gesagt hat, letztendlich ist es alles auch eine Frage der Rhetorik, wie man über Wein redet. Man muss einfach die 3-4-5 Begriffe kennen. So was wie Der Wein ist gut im Abgang und man schmeckt noch das Eichen Fass, das drei Monate länger in der Sonne lag. Und dann wirkst du schon als Experte und Expertin. Aber wenn du mir jetzt einen Nespresso Kapsel geben würdest, einen Nescafe ausgeben würdest oder einen selbst gepflückten, selbst gemahlenen und selbstgebrauten äthiopischen Kaffee von Sarah Nuru? Ich wette, ich würde den Unterschied nicht schmecken.

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Wirklich? Meinst du? Das ist aber schade. Ich fürchte, ich fürchte es. Oh nein. Wie viel, wie nennt man es denn, also, wie viel Unterschied steckt man da wirklich raus? Und wie viel ist aber auch einfach so Rhetorik? Hm. Das ist eine gute Frage, die habe ich, sie wurde mir so eigentlich noch nie gestellt und es ist insoweit wahr, dass auch beim Wein merkt man das ganz klar, dass das sehr viel nicht Hokuspokus, aber sehr viel drum herum und so, es wird er romantisiert und philosophiert.

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Und all das. Genau und der von Lidl, der ist auch nicht schlecht, vor allem der eine. Und dann denkt man so Keine Ahnung. Wobei es ist aber tatsächlich schon so, dass es einige Komponenten gibt, die wie so Merkmale sind, ob ein Kaffee gut ist oder nicht. Aber letztendlich muss ich dazu sagen, ist es ja immer sehr persönlich. Jeder hat einen anderen Geschmack. Jemand kann einen Instantkaffee lieben und ein aufgebrühten mit Filter Wasser aufgesetzten Kaffee total beschissen finden.

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Also das ist letztendlich immer sehr persönliches Empfinden, was man mag und was man weniger mag. Und ich muss auch dazu sagen, ich bin keine Expertin in Hinsicht wie jetzt die Sensorik der Kaffeebohne und wie der, wie der beste das Röst Profil ist. Also da muss ich immer schon mal disclaimen. Gibt es so Kaffeesommeliere? Ja, die gibt’s. Sogar auch Teesommeliere. Ich habe, ich habe einmal eine kennengelernt, die macht das für Tee und das gibt es tatsächlich.

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Und das ist, die Berufe sind auch sehr berechtigt und wichtig, weil es gibt, ich will jetzt nicht wie so der Nerd klingen, aber es gibt so viele Komponente, es ei über die Bohne, es sei eine Arabicabohne. Es gibt ja zwei verschiedene Bohnen Sorten, also Arabica und Robusta. Und die zwei haben dann je nach Herkunft, Bodenbeschaffenheit, Höhe, klimatischen Bedingungen auch dann, wie beim Wein auch, ein anderes Profil und auch eine andere Beschaffenheit.

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Und die kann man je nach Aufbereitung, wie man die pflückt, wie man die sonnentrocknet, aber dann auch weiterverarbeitet. Macht schon was. Wenn du viel Liebe hinein steckst und die die Bohne pflegst, ist das Ergebnis viel besser und hochwertiger. Aber der Laie an sich, der sich nicht damit wirklich beschäftigt, der wird es tatsächlich, wie du sagst, nicht groß merken, weil man immer aus dem persönlichen Geschmack herausgeht. Aber es gibt enorme Unterschiede im Kaffees Sektor und du kannst aber letztendlich die beste Bohne haben, aber es in der Röstung total zerstören in dem du es zu viel röstest, die ganzen Geschmack Komponenten verbrennst.

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Aber auch in der wie bereite ich das zu? Mache ich das in einer French Press, in einer Bialetti oder in einer Siebträgermaschine? Das macht auch noch mal tatsächlich was aus. Und ich sage immer, um das zu verdeutlichen, auch im Vergleich zu Wein, aktuell ist es so, als würden wir alle Tetrapack Wein trinken und wir kennen nur Tetrapack Wein und finden es okay. Aber es gibt eigentlich noch einen Riesen Wein Kühlschrank an unterschiedlichen Möglichkeiten. Das ist beim Kaffee genau so und so langsam kommt dieser, dieser, dieser Hype und auch diese ganzen Hipster Barista, die das Thema immer mehr in den Vordergrund bringen.

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Ich bin der Meinung, am Ende schmeckt oder schmeckt es nicht und man muss auch keine Wissenschaft draus machen. Aber uns ist halt schon tatsächlich auch, warum wir nuruCoffee gegründet haben, ist die Herstellung, die Produktion. Woher kommt der Kaffee? Unter welchen Bedingungen wird der Kaffee aufbereitet, zubereitet? Wer sind die Menschen, die das herstellen? Und da ein Bewusstsein zu schaffen ist uns wichtig, weil wir glauben, ist erst mal ein Bewusstsein, ist auch die Bereitschaft da mehr dafür zu zahlen. Und da haben wir uns verschrieben, weil also klar wir verkaufen hochwertigen Kaffee, der schmeckt.

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Aber das tun andere auch. Da haben wir uns nicht neu erfunden. Uns ist tatsächlich eher wichtig, dass wir die Brücke zu Äthiopien, den Menschen, den Bäuerinnen und Bauern schaffen und da ein, eben ein Bewusstsein aufbauen. Und wenn sie dann zu einem anderem Kaffee greifen, aber der trotzdem auch nachhaltig ist, und dann haben wir unseren Job getan. Also das heißt nicht, unsere Arbeit erstreckt sich nicht darin, dass wir wollen, dass ausschließlich nuruCoffee getrunken wird. Das nicht.

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Du hast dich mit deiner Schwester dann also zusammengetan, deine Schwester Sali und hast mit ihr dann nuruCoffee gegründet. Zwei Fragen dazu. Warum Kaffee? Und wie ist es, mit einer Schwester eine Firma zu machen? Wenn man Konflikte hat, zum Beispiel. Ja, dass es Puh, einige Therapiestunden gebraucht und Coachings und wir sind immer noch nicht ganz über’m Berg. Also es gibt immer noch Reibereien, aber wir haben uns für den Verkauf von Kaffee überhaupt entschieden,

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nicht nur weil unsere Mutter immer mittwochs die Kaffee Zeremonie macht und wir mit mit dem Produkt und mit dieser Wertschätzung des Kaffees aufgewachsen sind, sondern eigentlich und ursprünglich, weil

wir eine Alternative zum herkömmlichen Spenden Modell finden wollten. Also unser Ansatz war nicht einfach ein Business zu gründen, weil wir Bock haben, Unternehmerin zu sein, sondern weil wir

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explizit nach einer Alternative suchen wollten. Ich bin, wie ich eingangs erwähnt habe, immer wieder nach Äthiopien gereist, im Auftrag einer Entwicklungsorganisation, habe sehr viel Fundraising betrieben, hat nach Spendengeldern nicht gebettelt, aber gehofft und immer im Kontext der bedürftigen Menschen in Äthiopien, die ewig Arme, die hat halt dieses Klischee bedient die armen Kindern mit Blähbauch und Fliegen in den Augen, die die Hilfe des Westens brauchen. Und du reist dann quasi als prominente Person in ein armes Land und rettest dann dort Kinder. Genau richtig.

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Und die Äthiopier sind sehr, sehr stolz und ich weiß nicht, ob das auch daran liegt, dass sie nie kolonialisiert worden sind und diese Unterdrückung des Westens nicht so kennen, dass sie immer zu mir gesagt haben, ist ja schön und gut, dass du auf das Land aufmerksam machst, aber wir sind so viel mehr, Sara. Du, indem du das machst, zeigst du uns immer von dieser bedürftigen, unterwürfigen Seite. Und es hat ein paar Jahre gedauert, bis ich das verstanden habe und ich zu dem Zeitpunkt mit meiner Schwester Sali in Prenzlauer Berg in einer WG gewohnt habe, in dem ohne Aufzug mit 66 Stufen und ich erst eine Reise aus Äthiopien zurückkam, und ich gedachte habe,

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ich würde so gern Äthiopien, das Land unterstützen, aber aus einer anderen Perspektive. Und so kamen wir langsam aber sicher auf das Konzept des Social Business, also dass man durch wirtschaftliches Handeln Gutes tut. Und habe mich dann mit dem Prinzip von Muhammad Yunus, der auch den Friedensnobelpreis bekommen hat, für seine Arbeit und auch das Konzept des Social Business auseinandergesetzt und haben dann überlegt, wie können wir dieses Konzept auf Äthiopien ummünzen? Und da kamen wir relativ schnell auf Kaffee, weil Äthiopien das Ursprungsland des Kaffees ist, der Name Kaffee aus der Region Kaffa kommt, wo der Kaffee einst entdeckt worden ist, vor Hunderten, wenn nicht sogar Tausenden von Jahren und auch gleichzeitig das größte Exportgut des Landes ist.

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Und dann war für Sali und für mich relativ schnell klar Oh, wir wollen jetzt mit dem Thema auseinandersetzen, also warum nicht wir? Sehr naiv. Wir hatten keine Ahnung, worauf wir uns einlassen und alle um uns herum, inklusive der eigenen Familie, haben uns für verrückt erklärt. Nicht nur, dass wir uns in einem, uns total fremden Feld, ausprobieren wollen, aber auch in einem so männerdominierten Feld. Der Kaffee Sektor ist sehr, sehr Männer verbreitet und vor allem auch ein sehr umkämpfter Markt.

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Es hat ja kein Mensch noch auf eine Kaffeesorten gewartet und schon gar nicht von zwei Schwestern, die keine Ahnung haben. Und alle haben das gesagt Warum? Warum macht ihr das? Und erst als wir dann im Auftrag des Kaffees das erste Mal nach Äthiopien gereist sind und im Landesinneren waren und die Kaffee Produktion mit eigenen Augen gesehen haben und feststellen mussten, wie viel Arbeit eigentlich dahintersteckt, was es heißt, handverlesenen Kaffee zu trinken, dass es eben nicht so romantisch ist, wie es klingt, sondern dass es mühsame Fleißarbeit ist.

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Und dass wir als Konsumenten, die jeden Tag selbstverständlich den Kaffee trinken, überhaupt keine Ahnung haben, was es bedeutet. Und das war für uns letztlich der Anstoß, der finale Anstoß zu sagen Jetzt erst recht. Die Geschichte wollen wir erzählen, auch wenn wir keine Ahnung haben wie, auch keine Ahnung haben, wie wir das umsetzen sollen, war uns aber diese Mission total wichtig, sodass wir angefangen haben, uns wirklich da rein zu fuchsen, immer wieder nach Äthiopien zu reisen, zu verstehen Was ist der Unterschied zwischen konventionellen Kaffee, also Kaffee von großen Plantagen, Monokulturen, die meistens im Besitz von eben einer Person ist, die die Plantage gehört und Bauern und Bäuerin Tagelöhner sind.

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Oder die Alternative Wenn wir mit Kooperativen zusammenarbeiten, was ist überhaupt eine Kooperative? All das zu verstehen, hat Jahre gedauert und hat uns, auch Sali und mich, näher gebracht. Dieses wir hatten ein gemeinsames Ziel herauszufinden und auch eine Lösung zu finden, eine Alternative zu schaffen. Und wir wurden so langsam aber sicher von Schwestern zu Partnerinnen, und von Partnerinnen zu Geschäftspartner und ähm, ja. Also es hat auf jeden Fall oft Reibungen gegeben, gerade in der Gründungsphase, wenn man selber unsicher ist, nicht weiß, ob der Weg, den man gegangen ist, auch irgendwann mal ein Ziel hat oder zu einem Erfolg führt.

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Und aber wir ergänzen uns sehr gut, weil wir sehr unterschiedlich sind. Und das, glaube ich, hat überhaupt dazu geführt, dass wir das geschafft haben, dass wir uns nicht gegenseitig umgebracht haben

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und dass wir trotz allem drangeblieben sind. Und ich habe ja noch zwei weitere Schwestern, wir sind zu viert und wir sagen uns immer gegenseitig Hat schon die richtigen zwei Schwestern getroffen, die sich zusammengetan haben, weil wir miteinander können und uns auch so akzeptieren, wie wir sind. Sie ist eher eher die Scheue. Die ist jetzt nicht so eine, ähm, ich wollte sagen Rampensau, aber das stimmt so nicht, ich bin es auch nicht. Aber ich bin halt, ich habe kein Problem, über das Thema zu sprechen.

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Während sie das nicht so gern macht und lieber operativ im Hintergrund die Fäden zusammenhält und ich nach außen mehr bin, haben wir aber ganz klare Rollen und auch beide unsere gleichwertige Berechtigung. Und wo steht ihr jetzt genau mit dem Business? Man kann online Kaffee kaufen, inzwischen von eurer Marke. Und dann habt ihr noch die Organisation nuruWomen gegründet. Wie hängt das zusammen? Also wir sind jetzt ein wachsendes Unternehmen.

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Also wir haben jahrelang alles zu zweit gemacht vom Verschicken, Verpacken über Social Media und all das. Aber wir haben jetzt ein Team von acht, wir sind jetzt zu acht und wachsen organisch. Also wir sind komplett eigen finanziert, haben keine Investoren und finanzieren uns aus dem Verkauf des Kaffees. Aber 50 % unserer Gewinne, mindestens aber 1 € pro verkauftem Kilo, fließen von unserem Verein nuruWomen, den wir extra gegründet haben, um Mikrokredite, Trainingskurse und Schulungen an Frauen zu geben, die kein Zugang zum Kaffee Handel haben. Weil wir gemerkt haben, dass entlang der Wertschöpfungskette es die Frauen sind, die die ganze Arbeit machen, von der Aufbereitung, Zubereitung usw, aber die diejenigen sind, die am wenigsten verdienen und wir festgestellt haben, was ist mit den

Frauen, die keinen Zugang zu Kaffee Handel haben? Was für eine Einnahmequelle haben die? Und um ihnen, also die Frauen, die eben keine Existenz oder unabhängige Existenz haben, wollen wir aus dem Verkauf heraus Perspektiven geben, sodass Sie sich, indem Sie sich ein eigenes Business aufbauen können, in eine Form, wie auch immer Sie sich das vorstellen, sei es Getreide, einen Kornspeicher für Getreide oder.

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Das muss nichts mit Kaffee zu tun haben? Nein, überhaupt nicht. Es muss nicht mit Kaffee zu tun haben. Uns war es wichtig, dass wir wirklich eben Frauen unterstützen, die keinen Zugang haben. Weil wir gemerkt haben, weil wir in die Unabhängigkeit der Frauen setzen und auch glauben, dass also es wir uns auch für Kredite entschieden haben, es sind keine Spenden, sondern es sind Kredite, die die Frauen zurückzahlen, in der Regel innerhalb von 24 Monaten. Nicht an uns, sondern es werden, so Woman Association gegründet, Frauen Genossenschaften, wo das Geld wieder zurückfließt, also in diese Frauen Vereinigung.

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dadurch, dass sie auch Zinsen zahlen, ist das Volumen, das sie zurückzahlen, immer größer. Und wenn Sie zum Beispiel eine Investition tätigen wollen oder expandieren wollen, ziehen Sie das Geld, das den zweiten Kredit aus diesem Topf heraus, wo viele Frauen noch eingezahlt haben, sodass wir raus sind, weil uns ist wichtig, dass wir kommen, um zu gehen. Also wir glauben daran, dass Frauen aus eigener Kraft heraus sich was aufbauen können, in Wohlstand aufbauen aufbauen und und und.

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Und dass es letztendlich nur eine Starthilfe braucht. In all den Frauen sehen Sali und ich nicht nur uns selber, sondern natürlich auch unsere Mutter, unsere, meine Schwester, meine Großmutter. Denn meine Mama, die ist Mitte der 80er Jahre auch nach Deutschland geflüchtet mit meinen zwei Schwestern.

Aufgrund der Perspektivlosigkeit im eigenem Land und uns deshalb so wichtig ist, Perspektiven zu schaffen. Man spricht ja immer so gern von Fluchtursachenbekämpfung.

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Es ist eine Sache, wenn man vor Krieg, sexualisierte Gewalt und Hunger flieht. Aber ich finde, Menschen sollten nicht fliehen, weil ihnen hier die Perspektive fehlen. Kein Mensch geht ja freiwillig, verlässt ihr Land und und Hab und Gut, sondern oft eben weil ihnen diese Perspektive fehlt. Und da wollen wir ansetzen und diese Perspektiven geben. Und das ist das, was wir tun und konnten schon über 400 Frauen mit so einem Kredit unterstützen. Und wir sind sehr stolz darauf, dass wir ein relativ kleinem Team das hinbekommen haben und gar nicht das Bestreben haben,

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groß, also je weniger Mitarbeiter sind, umso mehr bleibt unterm Strich übrig. Und so mehr können wir investieren in nuruWomen. Und das ist das, was wir tun. Ich war vor ein paar Jahren, vor vielen Jahren, mit der Christoffel Blinden Mission einmal unterwegs in Bangladesch und habe zum Ersten Mal mit eigenen Augen erster Hand gesehen und erlebt, wie auf der einen Seite Entwicklungszusammenarbeit funktioniert, wo sie helfen kann, aber wo sie auch Schaden anrichten kann.

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Und ich bin dann also völlig desillusioniert zurückgekehrt und habe dann ein Youtube Video gesehen von Gary Haugen, er ist der ehemalige Präsident und Chief Executive Officer von International Justice Mission, einer internationalen Menschenrechtsorganisation, die sich weltweit für die Rechte der Opfer von Menschenhandel, Sklaverei usw einsetzt. Und der hat einen TED Talk gehalten, wo er sagt, dass eigentlich Entwicklungshilfe in weltweit hochproblematisch betrieben wird, weil es erst mal, man gibt halt Geld irgendwo rein und dann wird eine Schule gebaut, dann wird ein Brunnen gebaut, damit Mädchen zur Schule gehen können, zum Beispiel.

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Und das klingt erst mal alles super, aber dann stellte man fest, dass die Mädchen auf dem Weg zur Schule vergewaltigt wurden. Und dann hat man als einzige Antwort von Entwicklungshilfe gesagt Okay, da müssen wir die Schulen näher an die Dörfer bauen, damit der Weg nicht so lang ist. Und er meinte, trotzdem wurden die Kinder misshandelt. Und das führte dann dazu, dass in einigen Ländern die Mädchen nicht mehr zur Schule gegangen sind. Und das gleiche mit Brunnen, das gleiche mit Arbeitsplätzen.

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Und so weiter. Und der meinte es ist ein großes Problem weltweit, dass wir eigentlich nicht dafür sorgen, dass es Rechtsdurchsetzung gibt in Ländern, wo arme Menschen wohnen, dass wenn du arm bist, weder die Polizei noch die Anwälte, die zur Verfügung stehen, um für dein Recht zu kämpfen. Und das geht an viele Projekte, die sie jetzt machen und auch ausprobieren in Brasilien unter anderem, wo man eben versucht, vor Ort Anwaltskanzleien auch zu etablieren, auch Polizeien zu informieren, dass auch arme Menschen Rechte haben und wie man diese schützt.

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Weil wenn du nichts hast und jemand klaut dir deine einzige Ziege, dann ist der Schaden natürlich immens größer, als wenn du 10.000 Ziegen hast und dir fehlen 20. Und das fand ich unglaublich spannend, so eine neue Perspektive in das Thema Entwicklungszusammenarbeit zu sehen. Das ist eben oft auch eine Frage von Recht und Gerechtigkeit ist. Und dann drehte er das weiter und meinte Ja, wir glauben halt immer, das passiert in der sogenannten Dritten Welt oder in den sogenannten globalen Süden oder wie man das heutzutage nennt.

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Und dann spielte der eine Audiodatei dabei ab von einer Frau in den USA, die bei der Polizei anruft und sagt Ja, Officer, hier will jemand in meine Wohnung rein und droht mich umzubringen. Können Sie bitte eine Streife vorbeischicken? Sagt die Frau des Sheriffs, der dann sagt Ja, leider haben wir gerade kein Benzin in unseren Fahrzeugen und der Sheriff hat Wochenende rufen sie Montag wieder an und ja am nächsten Tag war die Frau tot und ich fand das halt so krass, weil wir glauben halt immer, so schlimme Sachen passieren woanders und nicht bei uns.

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Aber wenn wir eben anfangen, die Rechte der armen Menschen, egal ob hier oder woanders und oft sind es Frauen nicht ernst nehmen, dann brauchen wir uns eigentlich auch um alles andere nicht kümmern.

Siehst du das ähnlich? Ist das doch auch eine Motivation von euch. Also es ist ein super spannendes Thema. Also ehrlich gesagt habe ich das auch nie, also von dieser Perspektive gar nicht so beleuchtet und

durchdacht. Also ich muss mir den Link noch, verlinkst du den Link? Ich schick dir den. Ich pack den auch in die Shownotes. Okay.

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Ja, super, sehr gern, weil ich finde, das würde ich sehr gern mir anhören. Und aber du hast recht. Man, also ich habe, als ich mein Buch geschrieben habe, war ich auch sehr kritisch gegenüber Entwicklungshilfe. Also ich bin kein Fan von Bashing oder so, die anderen machen es falsch und du machst es richtig, weil das glaube ich nicht. Aber dass es tatsächlich so ist, dass Entwicklungshilfe weiterdenken muss und es bringt, wie du sagst, eine Schule zu bauen ist eine Sache, aber wenn die nicht wissen, wie sie lesen und schreiben, also wenn sie nicht Stift und Papier hat, bringt die Schule auch nichts.

01:48:45:15 – 01:49:21:05

Und oder wenn es keine Lehrerinnen gibt, die ausgebildet werden im ländlichen Bereich, also es hört nicht nur mit dem, mit dem Brunnen oder mit der Schule auf, sondern man muss auch den Menschen beibringen, wie sie das warten können, wie sie selber unabhängig damit umgehen können, um eben nicht in diese Abhängigkeit zu geraten. Aber auf die Frage zurückzukommen mit dem, mit dem Rechtssystem, das stimmt. Und das ist etwas, das wir uns noch nicht beleuchtet haben und ich deshalb sehr, sehr gerne den Link mir angucken möchte, um auch zu schauen, wie kann man da drauf denken und wie kann man da weiter spinnen.

01:49:22:27 – 01:49:44:11

Aber gerade für so viel für die Entwicklungszusammenarbeit im größeren Kontext, das Bundesministerium und all das, wo sehr viel Geld im Umlauf sind, dass man da den Fokus auch mit drauf legen sollte. Das ist noch wirklich, also da würde ich gerne noch drauf denken.

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Und du merkst wir befinden uns schon in der zweiten Aufguss Phase. Wir reden über Probleme.

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Und ich finde es auch, aso ich habe immer weniger Antworten, ich habe immer mehr Fragen was Entwicklungszusammenarbeit angeht. Mein Großonkel hat jahrelang Brunnen in vielen afrikanischen Ländern gebaut und kurz bevor er in Rente ging, hat die Schweiz eine Studie gemacht, in der herausgefunden wurde, dass die Kindersterblichkeit gestiegen ist, seitdem es die Brunnen gibt. Und als man versucht hat, herauszufinden, woran das liegt. Dann stellte man fest, dass die Kinder zwar jahrelang sauberes Wasser tranken, aber als die Brunnen kaputt ging, das Wasser plötzlich verseucht war und die Bevölkerung vor Ort einfach nie Immunsysteme entwickeln konnte, um mit diesem verseuchten Wasser umzugehen und deswegen die Kindersterblichkeit stieg.

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Und dann hat man gesagt okay, dann müssen wir dafür sorgen, dass die Brunnen nicht kaputt gehen. Und dann die Leute vor Ort ausgebildet, wie man Brunnen repariert, mit lokalen Materialien und Werkzeugen und stellt dann fest, dass die Schlosser und Schlosserinnen, die die Brunnen reparieren sollten vor Ort, heimische, die Materialien lieber verwendet haben für andere Dinge, wie zum Beispiel Messer. Und das

kann man natürlich von außen jetzt auch nicht bestimmen, wofür die Materialien verwendet werden müssen.

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Und es ist auch vermessen, paternalistisch zu urteilen, ihr dürft das nur dafür verwenden. Aber es zeigt ja auch so ein bisschen, dass anscheinend Messer ein größeres Problem sind für Menschen vor Ort als Brunnen. Also wie kriegt man das wirklich so hin, dass man die Probleme löst, die gelöst werden müssen und schafft nicht neue? Ja, ich glaube, dass halt, was sehr wichtig ist, dass man, egal wo man hingeht, in welche Region, in welchem Projektgebiet und all das, dass man nicht versucht, die westlichen Perspektiven umzustülpen und nach Schema F überall das wiederholt, was man aus der Vergangenheit kennt, sondern dass man wirklich bedarfsorientiert je nach Region mit der Bevölkerung direkt im Austausch ist und fragt Was braucht ihr? Braucht ihr einen Brunnen? Oder braucht ihr, wie du sagst, Messer, weil ihr

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ich weiß nicht, weil da der Bedarf ist, weil sie keine Ahnung jagen oder so? Keine Ahnung, ich weiß es nicht. Aber das man tatsächlich eben das Einbeziehen der Bevölkerung und auch nicht ungefragt kommt, sondern bedarfsorientiert wirklich in ein Gebiet geht. Und es ist ein sehr komplexes Thema. Ich habe auch nicht auf alles eine Antwort, leider nicht. Und ja, obwohl wir jetzt auch mit Blick auf die Uhr, auf die Lösung wie kann man, wie kann man das besser machen? Aber auch da glaube ich, dass man einfach die Hoffnung nicht verlieren darf und dass man guckt, dass es eben, es gibt dann so tolle Organisationen oder auch Menschen wie eben Gary heißt oder von dem du erzählt hattest? Gary Haugen, genau. Die genau, die mit guten Ideen kommen, die mit zuende gedachten Ideen kommen und dass man gerade solche Leuten auch unterstützen muss.

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Und bevor man irgendwie Geld in Projekte steckt, die sowieso bereits ausfinanziert sind, lieber dann eben so kleinere Projekte unterstützt, die viel weniger Mittel haben, aber den richtigen Ansatz haben. Inwiefern spielt das Thema Menschen mit Behinderung bei nuruCoffee oder nuruWomen eine Rolle? Kommt das vor? Es kommt vor wir, das ist etwas, was wir gar nicht nach außen kommunizieren oder so, aber es ist so, dass wir mit einer Werkstatt für Behinderte mit Behinderten,

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Ich weiß nicht, wie man das politisch richtig sagt, Menschen mit Behinderung, eine Werkstatt zusammenarbeiten, die für uns den Versand machen und da halt wir Berührung haben. Das Ziel aber sein muss, wenn man guckt, also die Werkstätte, haben ja auch einen Auftrag, dass sie für den offenen Arbeitsmarkt vorbereitet werden und nicht nur in ihren Instituten bleiben sollen. Und soweit sind wir aber noch nicht, dass wir in unseren, in unserem Office oder in unserem, wir haben gar keine eigene Logistik, da direkt mit Menschen mit Behinderung zu tun haben.

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Und vor Ort in Äthiopien. Wahrscheinlich ist da das Thema nochmal ganz anders gelagert. Da ist es ganz anders gelagert. Also das ist, es ist auch wirklich etwas, da spreche ich meine Mutter immer wieder drauf an, die sagt, dass es für Menschen mit Behinderung überhaupt, also die, die sind total in Vergessenheit geraten, die werden,

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die werden isoliert in Form von, die werden nicht sichtbar gemacht, es gibt kein, es gibt keine, oftmals, wenn die Eltern sterben, ist es die total auf sich selbst gestellt und es gibt kein Netzwerk, wo sie aufgefangen werden. Das gleiche ist auch für Menschen, die mit alten Menschen genauso. Deswegen haben die äthiopische Familien sehr viele Kinder, in der Hoffnung, dass sie versorgt werden durch die Kinder, aber es keine Stätte gibt für so Altersheime oder eben auch ja eine Stätte, wo Menschen mit Behinderung zusammenkommen, aufgefangen werden können und auch sichtbar werden.

01:55:34:20 – 01:55:58:11

Eine Frage, die ich allen Gästinnen dieses Aufzugs immer stelle mit der Bitte, nicht die eigene Organisation zu nennen. Welchem Verein oder welcher Organisationen hältst du für besonders unterstützenswert? Und wohin können unsere Hörerinnen sich wenden, spenden, engagieren? Wie auch immer. Ach, da gibt es wirklich viele tolle. Ich muss kurz überlegen, um welche, es kommt auch immer darauf an,

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in welchen, welchem Bereich. Es gibt ja im Tierschutz, aber auch im Community Building Bereich gibt es tolle Organisationen. Ich muss mal kurz überlegen Welche will ich jetzt besonders hervorheben?

Vielleicht auch eine, die noch nicht jeder kennt. Also wenn du persönlich davon überzeugt ist, dass du vielleicht auch selber mal vor Ort umgesehen hast oder so. Ich habe, ich weiß jetzt ehrlich gesagt nicht, es gibt, so heißt dank Little Sand, Sun, ich bin mir nicht ganz sicher.

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Es gibt aber ein Verein, die so kleine Sonnen Lichter, wie so eine Sonnenblume als Licht produzieren und verkaufen und die in Länder des globalen Südens verteilen, so dass sie eben nachts. Also es sind so Solarlichter, die heißen Little Sun, die fand ich ganz spannend, weil das so smart ist. Tagsüber werden die mit Sonne aufgeladen und helfen dann abends eben dann von A nach B zu kommen, weil es natürlich selten Straßenlaternen gibt.

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Oder eben, wenn Kinder frühmorgens in die Schule gehen müssen, dass sie dann eben Licht haben. Wir nähern uns dem dritten Aufguss jetzt quasi so ein bisschen um die Frage Wie lösen wir Probleme in unserer Gesellschaft? Und da bist du ja prädestiniert als Gründerin, als Unternehmerin in dem Bereich mit viel Erfahrung schon, ja, sagen wir mal, teilen kannst. Was würdest du jemandem raten, der wie du etwas starten will, auf der Sinnsuche für etwas ist. Wo fängt man an zu suchen? Hm, ich glaube, es fängt bei einem selber an, dass man tatsächlich sich mit sich selbst beschäftigt und mal in sich hinein horcht und guckt Was sind die Themen, die mich beschäftigen? Was sind die Themen, die mich umtreiben und dann versucht, wirklich so ein bisschen danach zu gehen, zu gucken.

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Wenn mich jetzt das Thema Nachhaltigkeit interessiert, dass man an Kleinen erst mal anfängt. Man muss nicht sofort ein nachhaltiges Unternehmen gründen, sondern erst mal gucken, wie kann ich im Alltag möglichst nachhaltig leben und daraus was aufbauen oder auch sich mit anderen kurzschließen, sich austauschen. Das hat uns extrem geholfen. Als wir die Idee hatten und es zu Beginn nur ein Traum war,

haben wir angefangen, darüber zu sprechen, also es auch bewusst auszusprechen, denn nur dann wird es zur Realität.

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Und wenn man das immer noch für sich behält, bleibt es nur ein Traum. Aber wenn man anfängt darüber zu sprechen, man weiß nie, wem man begegnet. Wir haben, man hat immer dieses Gefühl Oh, erst wenn das in trockenen Tüchern ist, dass man darüber sprechen sollte oder dass man die Angst hat, dass jemand eine potenzielle Idee klauen könnte. Oder dass man

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das ist, dass man als verrückt erklärt wird oder das einem abgesprochen wird und aber wir haben die Erfahrung gemacht, wie selbstbewusster wir darüber gesprochen haben. Also ich habe eine Zeit lang im Ausland gewohnt, als ich in der Selbstfindungsphase war und ich nicht wollte, dass die Menschen mich als das Model wahrnehmen oder mich das, ich habe nie gesagt, ich bin Model, sondern ich habe immer gesagt Ja, ich habe vor, ein Unternehmen zu gründen, ein Social Business und habe immer erzählt, wohin ich will, obwohl ich da noch lange nicht war.

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Und das war immer hochspannend. Man muss nicht immer das fertige Ergebnis schon haben, sondern man kann ruhig auch darüber reden. Es gibt nicht umsonst das Sprichwort Fake it until you make it.

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Weil man nie weiß, wem man begegnet, wem einem vielleicht helfen kann, welche Türen dadurch geöffnet wird. Und das kann ich eigentlich jemanden raten, wenn jemand was, was ins Handeln kommen möchte, etwas tun möchte, dass man wirklich anfängt darüber zu sprechen, was man vorhat und sich austauscht. Ich habe in der Zeit mich mit sehr viel Gründerinnen getroffen, versucht Netzwerke zu schließen, aus deren Fehlern, aus deren Wissen zu schöpfen.

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Und das hat mir geholfen, dem den Traum immer näher zu kommen. Liebe Sarah, das macht unglaublich viel Spaß, mich mit dir zu unterhalten, weil ich das Gefühl habe, dass du unglaublich viel Erfahrung in dem Bereich hast für den du dich engagiert hast und von der Pike auf alles selber gearbeitet hast. Also gerade was nuruCoffee und so weiter angeht. Und das spürt man. Also ich spüre, dass da Tiefe drinsteckt, die viele andere Unternehmerinnen, die auch in dem NGO Bereich unterwegs sind, oft gar nicht leben und haben und auch kein Bezug zu diesem Thema haben persönlich.

02:00:44:20 – 02:01:17:28

Das ist bei dir anders und das hat mir sehr gut gefallen. Vielen Dank für deine Zeit. Vielen Dank, dass du mir überhaupt deine Zeit geschenkt hast, dass wir zusammen sprechen und auch, was du gerade gesagt hast. Das freut mich zu hören. Weil man selber ist man immer so unsicher und weiß eigentlich nicht, bin ich auf dem richtigen Weg, weiß ich das alles? Eben weil man sich das so autodidaktisch angeeignet hat, ist man leider oft mit Selbstzweifeln geplagt. Aber umso mehr freue ich mich, dass du das so empfindest und ich finde, ich weiß nicht, ob ich das schon zum Ausdruck gebracht habe.

02:01:18:00 – 02:01:48:07

Aber ich finde deine Arbeit und das, was du tust so wichtig und auch so so gut, dass du deine Stimme und auch es geht auch hier wieder um Sichtbarkeit und ich find’s toll, dass du so sichtbar bist und du dein Licht mit uns teilst und dein Wissen und auch mich. Wir waren ja schon mal in Kontakt. Ja, eben auch mich aufklärst und mir auch ein Spiegel vorhälst, was man besser machen kann in unterschiedlichen Bereichen. Und dafür auch noch mal danke.

02:01:48:09 – 02:02:18:14

Und ich hoffe, wir sehen uns persönlich mal. Sehr gerne. Ja, wenn ihr Fragen habt zum Thema Werkstätten und behinderte Menschen zum Beispiel, das ist jetzt, wo ich mich einigermaßen auskenne, dann könnt ihr gerne jederzeit auf uns zukommen. Oder wir treffen uns mal auf einen nuruCoffee vor Ort, in der Schweiz oder in Berlin. Gerne in Berlin. Das steht sowieso noch aus. Das steht schon lange aus, dass wir das machen müssen. Sehr gern. Also dann die Aufzugtür geht auf. Schön, dass du da warst.

02:02:18:21 – 02:02:20:22

Danke schön. Danke schön.

02:02:24:19 – 02:02:44:02

Danke fürs Mitfahren. Wenn ihr mögt und euch diese Folge Spaß gemacht hat, bewerte diese Folge bei Apple Podcast, Spotify oder wo auch immer ihr zuhört. Allerdings zur Folge, so wie die Menschen, die mich bei diesem Podcast unterstützen, findet ihr in den Shownotes. Schaut da gerne mal rein.

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Im Aufzug ist eine Produktion von Schonlein Media. Ich freue mich auf das nächste Mal hier im Aufzug.

Erwähnte Links:

nuruCoffee

nuruWomen

Ted Talk von Gary Haugen

Saras Herzensangelegenheit:

Little Sun Foundation

Hier findest du mehr über mich:

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Dieser Podcast ist eine Produktion von Schønlein Media.
Produktion: Fabian Gieske , Anna Germek
Schnitt und Post-Produktion: Jonatan Hamann

Coverart: Amadeus Fronk

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