Im Aufzug mit Louisa Dellert

Setzt dich Social Media unter Druck?

Portrait von Louisa Dellert, Zitattext: Gespräche finden auf Social Media oft nicht mehr statt.

Im Aufzug Folge 13 – mit Louisa Dellert!

Ich wollte nie Dachdecker werden – sie stammt aus einer richtigen Dachdecker-Familie. Doch handwerklich, so sagt sie selbst, ist bei ihr Hopfen und Malz verloren. Was Louisa Dellert aber dafür umso besser kann: Mit Menschen über Nachhaltigkeit und Politik auf Augenhöhe sprechen.

Auf ihren Social Media Kanälen klärt sie über diese Themen auf. Das macht sie so sympathisch und nahbar, dass sie mittlerweile auch beim NDR eine Talkshow namens Deep und Deutlich moderiert.

Wie gestaltet sich der Alltag als (Sinn-)fluencerin? Wie haben sich Social-Media-Plattformen in den letzten Jahren entwickelt? Wird der Ton immer rauer?

Aufzugtür auf für Louisa Dellert!

00:00:01
Raúl: Wisst ihr noch, wann ihr euer Abi gemacht habt? Meine heutige Gästin weiß es ganz genau, denn sie ist zur letzten Abiturprüfung nicht erschienen. Sie weiß, wie man Dächer deckt. Denn ihr Vater hat einen Dachdecker Betrieb. Mein Buch heißt Dachdecker wollte ich eh nicht werden. Uns verbindet unter anderem auch, das Louisa Dellert, meine heutige Aufzuggästin Influencerin ist. Inzwischen klärt sich vor allem über Nachhaltigkeit und Politik auf. Angefangen hat sie aber mit Fitness Influencing. Warum sie das nicht mehr macht und wie sie mit Shitstorms im Alltag umgeht, erzählt sie mir im heutigen Aufzug Talk. Tür auf für Luisa Dellert. Die Tür geht auf. Und wer kommt rein? Das kann doch nur die Luisa Dellert sein.

00:01:02
Louisa Dellert: Hallöchen!

00:01:03
Raúl: Hallo. Schön, dass du da bist.

00:01:05
Louisa Dellert: Ich freue mich mega. Wir haben uns ja tatsächlich, glaube ich, noch gar nicht live kennengelernt. Und deswegen umso schöner, dass es mal digital wenigstens klappt.

00:01:12
Raúl: Genau. Und dann auch noch im Aufzug begegnen. Das ist ja etwas, was man auch nicht alle Zeiten tut. Wir kennen uns vor allem über Social Media.

00:01:22
Louisa Dellert: Ja tatsächlich schon. Ich seh dich da immer und auf Twitter tatsächlich. Du twitterst ja auch.

00:01:27
Raúl: Genau. Genau. Sehr, sehr regelmäßig, sehr fleißig. Aber du ja auch. Wahrscheinlich noch viel regelmäßiger, noch viel fleißiger und noch viel strategischer als ich. Aber dazu kommen wir sicherlich später noch. Wir sitzen ja hier im Aufzug. In welcher Etage steigen wir ein? Und wo musst du nachher raus?

00:01:46
Louisa Dellert: Das kann ich mir aussuchen. Wir steigen jetzt in, wir steigen in Etage eins ein, weil ich noch mal ein Stockwerk hochgegangen bin. Und wir steigen ganz oben aus, weil wir da dann aufs Dach kommen.

00:02:00
Raúl: Sehr gut. Hattest du schon ein merkwürdiges Erlebnis im Aufzug oder ein denkwürdiges?

00:02:07
Louisa Dellert: Hmm, Aufzugs Momente finde ich immer ein bisschen strange. Du kennst das ja wahrscheinlich.

00:02:10
Raúl: Super strange!

00:02:11
Louisa Dellert: Ja, total. Weil alles ist dann immer so ruhig. Und wenn du dann mit einer Person da drin bist, mit der du dich unterhältst und alle anderen sagen gar nichts. Es ist auch schon vorgekommen, dass jemand gefurzt hat und ich das dann halt mitbekommen habe. Also so was ist alles schon vorgekommen. Ja. Deswegen also du bist mir natürlich der liebste, der liebste Mitfahrer jetzt hier im Aufzug.

00:02:31
Raúl: Danke das freut mich sehr. Ich habe über dich gelesen und da habe ich mich kurz gefragt Wie funktioniert das? Du hast nach deinem mündlichen Abitur, ne du bist zu deinem mündlichen Abitur nicht erschienen und hast es trotzdem geschafft. Waren die Noten so gut, dass es egal war? Oder hattest du einen Nachtermin?

00:02:51
Louisa Dellert: Hm. Schön, dass du das hier aufgreifst. Ich habe mein Abitur Durchschnitts Abschluss ist 3,4. Das heißt, ich habe es wirklich gerade so geschafft.

00:03:00
Raúl: Mein Durchschnitt ist 2,9. Ja.

00:03:05
Louisa Dellert: Und ich sage mal so aus uns ist trotzdem was geworden. Ja, ich hatte total Bammel damals vor meiner mündlichen Prüfung, weil ich nicht gerne geredet habe und ich mir dachte Ach, komm auf der anderen Seite, ich meine, du willst eh eine Ausbildung machen und dein Abi brauchst du eh nicht. Und dann bin ich da nicht hingegangen und die anderen Noten waren dann aber so in Ordnung, dass tatsächlich meine Lehrerinnen noch mit mir Erbarmen hatten und ich irgendwie doch auf dieser Abitur Liste dann letztendlich stand und ein Bierchen mit meiner Bio Lehrerin dann auch auf dem Abschlussball getrunken habe.

00:03:39
Raúl: Sehr cool. Das heißt wir haben nicht nur ähnlich gute Noten Abschnitte am Ende der Schule, sondern wie kriege ich jetzt diese Kurve? Du hast nämlich deine Ausbildung angefangen in einem väterlichen Betrieb an Dachdecker und Photovoltaik. Und mein Buch heißt Dachdecker wollte ich eh nicht werden. Bist du Dachdeckerin geworden?

00:04:02
Louisa Dellert: Ich stand tatsächlich schon sehr oft mit auf Dächern. Ich habe sehr oft mitgearbeitet, auch in den Ferien. Und nicht nur mein Vater, sondern auch meine Oma hat einen Dachdecker Betrieb deswegen, ich komme wirklich aus einer reinen Dachdecker Family und da brauch ich auch nicht gendern, weil tatsächlich hatten wir bisher auch noch keine Dachdeckerin.

00:04:23
Raúl: Und es ist doch richtig, wie man das aus dem Kinderbuch kennt mit auf Walz gehen. Und so weiter.

00:04:30
Louisa Dellert: Also ich würde, ich würde mal sagen, das wird vielleicht auch immer so ein bisschen romantischer dargestellt, als es ist. Damals, als mein Papa noch jünger war und ich vielleicht gerade mal ein paar Jahre alt war, da gibt es noch Fotos, da sind die wirklich noch mit so einer Kluft aufs Dach gegangen und hatten so eine richtige Dachdecker Kluft an und hatten dann auch ihr Schieferhammer irgendwo in der Innentasche und das sah alles total toll aus. Heute stratzen die da hoch in ihren Klamotten wie sie möchten und was aber damals tatsächlich so war, dass man sich immer am Freitag dann ab mittags dann getroffen hat und sich dann halt zusammengesetzt hat und dann so Handwerker mäßig noch mal eine Bratwurst gegessen hat. Und ich weiß noch, dass ich damals als kleines Kind denen dann auch immer die Bierpullen gebracht habe.

00:05:17
Raúl: Mit voller Stolz natürlich.

00:05:19
Louisa Dellert: Ja, damals schon. Heute würde ich die nicht mehr hinbringen.

00:05:23
Raúl: Natürlich nicht. Aber das heißt, in dir steckt dann schon ein handwerkliches Talent?

00:05:30
Louisa Dellert: Ne. Tatsächlich nicht. Das nimmt man bestimmt an, aber ich glaube, da ist bei mir Hopfen und Malz verloren. Ich gucke mir zwar regelmäßig YouTube Videos an und ich habe auch schon den einen oder anderen Nagel in die Wand gehauen, aber ich habe auch schon ganz viele Sachen einfach total verkackt. Also es ist wirklich so, dass ich mir für handwerkliche Sachen immer noch Hilfe hole.

00:05:53
Raúl: Ich gucke unglaublich gerne HandwerkerInnen Videos, weil ich mir denke ah ist das cool, dass man das kann und wie man das machen würde. Und da habe ich eine Regel gelernt von einem befreundeten Handwerker, der gesagt hat, es ist das Allerwichtigste, dass man das Werkzeug danach wieder da hinlegt, wo man es hergenommen hat. Sonst findet man es nie wieder. Bist du ein ordentlicher Mensch?

00:06:15
Louisa Dellert: Ja, also da habe ich auch immer wirklich Lack zu Hause gekriegt, wenn ich irgendwo die Sachen nicht zurückgelegt habe, bei meinem Papa in die Werkzeugkiste, wo es herkam. Aber ich bin generell ein sehr ordentlicher und sehr minimalistischer Mensch. Also ich mag es, wenig in meiner Wohnung zu haben, weil ich dann das Gefühl habe, dass ich mich auch mit weniger beschäftigen muss und dass so eine so eine Last ist, die von mir abfällt.

00:06:39
Raúl: Mit Minimalismus habe ich mich auch vor ein paar Jahren mal beschäftigt und irgendwie ist es dann ja bei mir dann doch irgendwie eingerissen dieser Ehrgeiz, aber einen ganz tollen Minimalismus Trick, den ich gelernt hatte, war Wenn du unbedingt etwas kaufen willst, dann und du musst darauf hin sparen, dann leg das Geld in den Umschlag und wenn du das Geld zusammen hast, dann öffne diesen Umschlag und sieh dir diesen Betrag an und fragt dich, ob das wirklich brauchst. Und das fand ich eine ganz schöne psychologische Art und Weise, um um noch mal so ein Verhältnis auch zu Geld zu entwickeln.

00:07:20
Louisa Dellert: Hast du es aber durchgezogen?

00:07:23
Raúl: Also ich habe es anderthalb Jahre versucht. Ich bin jetzt ganz gut im Ausmisten und Wegschmeißen. Also eher so a la Marie Kondo. Macht es Freude, ja oder nein. Und dann auch noch mal zu überlegen Die Profiteritis. Das kennst du vielleicht auch. Wenn du mit irgendetwas mit einem neuen Hobby anfängst, dann musst du nicht gleich das Profi Werkzeug benutzen, sondern es reicht, wenn du mit Fotografie anfängst. Nimm deine scheiß Handykamera, die du eh noch nie ausgereizt hast und lerne erst mal damit die Basics.

00:07:54
Louisa Dellert: Ja, total. Man hat immer das Gefühl, man muss die neuesten und krassesten Sachen haben, damit man dann irgendwie auch schnell gleich ans Ziel kommt. Aber du hast halt voll recht. Man muss ja erst mal die Basics können.

00:08:04
Raúl: Genau das ist so wie diese North Face Jacke, die alle kaufen, wenn sie einmal kurz wandern gehen wollen. Aber das waren so die Minimalismus Ausflüge, die ich gemacht habe. Fand ich aber ganz interessant, dass mal zu reflektieren, ob man die Dinge wirklich braucht. Tue sie in die Kiste und wenn du sie nach einem Jahr nicht vermisst hast, kannst sie wegschmeißen. Fand ich super Tipp.

00:08:25
Louisa Dellert: Ja, aber ist es ist auch genau, das ist auch wirklich so. Und ich habe auch jetzt immer noch Sachen, die ich wahrscheinlich schon ganz schön lange nicht mehr benutzt habe. Und ich bin schon aus meinem ganzen Freundeskreis die minimalistischste und will trotzdem noch sagen hier geht noch ein bisschen was. Aber so wie es jetzt ist, fühle ich mich eigentlich ganz wohl.

00:08:45
Raúl: Du hast gerade erzählt, dass du früher bei deinem Abitur Angst vor der mündlichen Prüfung hattest und vor Leuten sprechen. Das ist ja schon ein harter Entwicklungsschritt, den du jetzt machst, dass du seit zehn Jahren Influencerin geworden bist und dich letztendlich auf Social Media ein Virtuos in allen Kanälen bewegst. War das für dich so eine Art Challenge?

00:09:09
Louisa Dellert: Ja, war es auf jeden Fall. Und ich wollte das ja. Also ich will nur ganz kurz mal erwähnen Ich wollte erst nie, also ich wollte nie Influencerin werden. Ich habe bei meinem Papa gearbeitet und habe mit dem die Photovoltaikanlagen aufs Dach gebaut und habe das geschmissen und nebenbei Sport gemacht. Und damals war das dann einfach so ich wollt abnehmen, habe mich auf dieser Plattform angemeldet und dachte, jetzt zeige ich meinen Freundinnen mal, dass ich richtig abnehmen kann und hol mir ein bisschen Motivation. Und aus irgendeinem Grund war ich damals einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort und dann hat sich das ja so entwickelt. Ich wusste nicht mal, was ein Blogger ist damals. Und ich weiß noch, dass die ersten Male, die ich vor der Kamera stehen musste und was erzählen musste. Ich habe geschwitzt ohne Ende nach drei Sätzen, Die habe ich irgendwie so verkackt, dass ich da irgendwie dann eine Stunde dafür gebraucht habe, das richtig auszusprechen. Also das hat super lange gedauert und es ist auch, glaube ich, ganz normal. Und heute ist es für mich das Einfachste der Welt, würde ich sagen, wenn es Themen sind, über die ich Bescheid weiß und mich da auch sicher fühle.

00:10:15
Raúl: Hast du noch deine allerersten Posts?

00:10:18
Louisa Dellert: Nein. Ja, ich hatte mal irgendwann so einen Rappel, dass ich wirklich alles tatsächlich fast gelöscht habe. Ich habe aber auf YouTube, glaube ich, noch so ein paar Videos aus den Anfangszeiten, die ich aber, ich weiß nicht, ich finde es mega cringe, mich vor zehn Jahren zu sehen und mir zuzuhören. Ich ertrage es nicht. Ich finde das, kannst du gut und gerne von dir alte Videos angucken?

00:10:41
Raúl: Auf keinen Fall Und ich kann auch Gegenwart kann ich nicht. Und was ich auch richtig schlimm finde es gibt Videos von mir, wo ich 14 oder 15 bin und ich bin so ein arrogantes Arschloch. Als Kind, als Teenager, wo ich dachte So, wer ist dieser Typ, der muss da weg vom Fernsehen. Aber das war richtig gruselig.

00:11:05
Louisa Dellert: Ja, also ich. Ich fühle es auf jeden Fall komplett. Deswegen werde ich auch unseren Podcast, wenn wir hier unser Gespräch in unserem Aufzug beendet haben, wahrscheinlich nicht noch mal anhören, weil ich höre mir nicht mal, ich höre mir nicht mal eine WhatsApp Nachricht von mir noch mal an! Geht nicht.

00:11:20
Raúl: WhatsApp Nachrichten zu verschicken, das ist auch so anstrengend ist. Also dann ruf mich an, aber WhatsApp Sprachnachrichten. Ich finde das ist für mich ist es übergriffig. Sendest du die lieber oder schreibst du lieber?

00:11:33
Louisa Dellert: Also meine Freundinnen wissen, dass sie mir tatsächlich Sprachnachrichten schicken sollen, weil ich habe halt wenig Zeit am Tag auch zu telefonieren. Und zum Glück kann man die ja jetzt auch schon irgendwie schneller abspielen. Das heißt, ich nehme mir dann irgendwie beim Laufen oder wenn ich auf dem Klo bin, Zeit, um mir das dann anzuhören. Also das, wo ich es ein bisschen übergriffig finde und auch verstehe, dass andere das nicht cool finden, wenn ich das gemacht habe, ist auf Instagram. Ich finde auf Instagram, was, heißt übergriffig ist vielleicht auch das falsche Wort. Ich finde es ein bisschen schade oder anmaßend zu glauben, dass wenn man mir irgendwie fünf Minuten Sprachnachrichten da schickt, dass ich die dann auch wirklich immer alle sofort abhören kann. Dafür fehlt mir einfach die Kapazität. Dafür fehlt mir voll die Kapazität. Und das mache ich nicht, weil es mich nicht interessiert, sondern bei Instagram ist es eher so okay, dann kann ich einmal kurz durchleuchten, was steht in der Nachricht? Brauche jemand Hilfe? Hat jemand ein Anliegen oder möchte einfach nur sagen, dass ich scheiße bin? Dementsprechend kann ich das dann irgendwie aussortieren. Aber bei einer Sprachnachricht ist es halt nicht so.

00:12:35
Raúl: Bald soll es ja die Funktion geben, dass das transkribiert wird, automatisch. Darauf freue ich mich auf die Funktion voll.

00:12:42
Louisa Dellert: Sehr gut und sehr wichtig und hätte ja schon viel, viel länger auch letztendlich da sein sollen. Ich weiß gar nicht, wie ist es bei Bei Videos ist es ja schon so auf Instagram, dass du da inzwischen ja den automatischen Untertitel auch eingeben kannst. Aber in der Reel Funktion ist es da auch so?

00:13:00
Raúl: Da glaube ich noch nicht.

00:13:01
Louisa Dellert: Nein, da ist es nämlich auch noch nicht. Genau. Das wäre halt auch schön, wenn so was einfach schneller geht oder halt dementsprechend direkt mitgedacht wird. Wenn es ein neues Tool gibt, man sich die Frage stellt Können das jetzt auch alle benutzen?

00:13:14
Raúl: Ja, aber ich finde das halt so krass. Man entwickelt dann auch so ein so ein Spezialwissen. Ich meine, wenn ich meiner Oma erzähle, dass es bei Instagram in der Reel Funktion keine Untertitel Buttons gibt und dann zeigt di mir auch einen Vogel. Man eignet sich auch so einen Spezialwissen an, wo ich nicht sicher bin, ob man in zwei Jahren das noch braucht.

00:13:35
Louisa Dellert: Das wäre es, wäre ja schön, wenn man das nicht mehr braucht, oder? Das wäre schön, weil dann würde es ja bedeuten, dass es automatisch funktionieren würde. Und ich glaube, du und ich, wenn ich das jetzt mal so behaupten darf, folgen ja vielleicht schon derselben Gruppe Menschen auf Instagram. Das heißt, wir haben ja da so unsere Themen und bestimmt auch so einige Aktivistinnen. Und nur durch diese Menschen habe ich zum Teil überhaupt für mich so verinnerlichen können, dass ich immer noch mal hinterfrage Ist das gerade barrierefrei? Kann das vielleicht eine Person gerade dementsprechend nicht konsumieren? Also die Fragen stelle ich mir, das habe ich damals nie gemacht.

00:14:13
Raúl: Also man lernt dazu. Ich auch bis heute. Das ist nie fertig, glaube ich. Ich finde es auch manchmal ein bisschen herausfordernd, weil das ja dann doch am Ende zumindest bei mir eine One Man Show ist und ich wenig Unterstützung habe. Also inzwischen schon ein bisschen, aber nicht so viel wie vielleicht Influencer in deiner Größe oder jetzt zu sehr ins Detail zu gehen. Wie organisierst du das? Machst du das alles selbst oder hast du eine Redaktionsplanung, Sitzung, Team?

00:14:42
Louisa Dellert: Also für mein Podcast habe ich Hilfe für alles, was ich auf Instagram sonst mache an Videos. Heute war ich zum Beispiel unterwegs, habe Videos gedreht, habe Interviews geführt. Das mache ich alleine. Bzw. Habe ich jetzt inzwischen immer mal Hilfe, dass mir der Luis einfach hilft, um zu filmen. Aber alles was das Schneiden angeht Untertitel, Captions und und und Nachrichten beantworten Community Management das mache ich alles alleine.

00:15:10
Raúl: Oh, das ist aber auch ein Vollzeitjob.

00:15:12
Louisa Dellert: Es ist richtig und das tut mir auch mental gar nicht mehr so gut, weil du kannst dir vorstellen, je größer man wird und je öfter man auch in der in der Öffentlichkeit steht, desto mehr gemeine Nachrichten kommen auch zum Teil rein. Und ich habe einfach für mich festgestellt, das letzte halbe Jahr, dass das mental ziemlich beschissen rein kickt, wenn man selber immer lesen muss, wie scheiße man doch ist.

00:15:37
Raúl: Du bist jetzt seit fast zehn Jahren Influencerin. Wie hat sich denn Social Media seitdem für dich insgesamt verändert?

00:15:44
Louisa Dellert: Also damals, als ich angefangen habe, war es ja für mich so der Bereich Fitness. Da gab es halt viele Fotos. Du hast dich irgendwie motiviert, hast tolle, tolle, tolle Sachen gezeigt. Ich habe mein Sixpack gezeigt, wenn ich im Urlaub war. Die letzten Jahre ist Instagram bzw generell Social Media viel politischer geworden. Viel gesellschaftskritischer. Das finde ich auf der einen Seite gut und auf der anderen Seite finde ich merkt man aber auch besonders seit Corona, wie viel Frust da abgeladen wird, dass man, man schafft es einfach nicht mehr, dass die Leute noch miteinander reden. Jeder ist sein eigener Pressesprecher und jede Person weiß am besten, wie jetzt was zu deuten ist. Und das ist echt schwierig, weil ich finde, dass oft Gespräche nicht mehr stattfinden. Und das halte ich für eine gefährliche Entwicklung.

00:16:38
Raúl: Was glaubst du, ist da der größere Einfluss? Ist der große Einfluss, dass wir einfach größere Reichweiten generieren? Also ich habe jetzt knapp 100.000 Follower auf Instagram. Du bist weitaus größer. Kriegt man dadurch einfach mehr ab oder hat sich auch die Kultur verändert?

00:16:56
Louisa Dellert: Also ich glaube mal erst mal, dass Influencer per se schon mal und dann auch Frauen mehr abbekommen als andere Personen in der Öffentlichkeit als zum Beispiel Schauspieler. Das merke ich einfach. Und dieser Hass, der lädt sich irgendwie so auf, dass da so voll viel Frust dahinter steckt und gar nicht mehr so richtig unterschieden wird. Okay, was macht die Person jetzt eigentlich? Und deswegen weiß ich gar nicht, ob es jetzt nur an der Reichweite liegt. Aber ja, ich würde schon sagen, mehr Reichweite bedeutet ja auch mehr Aufmerksamkeit und mehr Aufmerksamkeit bedeutet mehr Leute gucken dir zu. Und das wiederum kann natürlich auch bedeuten, was ja auch legitim ist, dass auch da Leute zugucken, die dich nicht so cool finden. Nur ist halt die Frage Kann man, muss man das überhaupt immer sagen oder. Also weißt du, wenn wir beide jetzt auf einer Party sind, wir steigen jetzt oben irgendwie auf dem Dach aus und da ist eine Party und da sind mega viele Leute und wir unterhalten uns mit den Leuten. Dann denke ich mir doch, wenn ich eine Person nicht sympathisch finde, komm, dann gehe ich mal zur nächsten Person und quatsch da einfach weiter. Sagt noch Tschüss, schönen Abend und sag doch nicht der Person, die ich nicht kenne Ey weiß du was, ich find dich richtig beschissen. Du bist eine Fotze oder Du bist ein Stück Scheiße und ich finde dich so kacke mit dem, was du machst. Ich will nicht mehr mit dir reden und dann gehst du weiter. Also, man, du weißt, was ich meine. Also, man macht es doch auch nicht im Leben ohne Internet. Und dann verstehe ich immer nicht, warum man das im Internet so machen muss.

00:18:28
Raúl: Ist das das anstrengendste in deiner Arbeit?

00:18:30
Louisa Dellert: Ähm, geht so und da würde ich gerne mal auch wissen, wie es bei dir so ist und wie es dir damit geht. Bei meiner Arbeit ist es erst mal immer voll gut, dass ich auch andere Aktivistinnen und andere Influencer kennenlerne, die wichtige Arbeit leisten, weil nur so kann ich mich selbst auch reflektieren und verstehe auch, dass ich bestimmt noch lange nicht da bin, wo ich vielleicht sein sollte mit all meinem Tun und Machen. Aber mir geht es tierisch auf die Nerven, dass in der in der wie soll ich sagen eher linkeren Bubble ständig Leute out-gecalled werden, wenn sie probieren, was richtig zu machen, aber es nicht 100 % richtig machen. Und das ist, das es das macht, für mich ist das super ermüdend, weil ich mir denke Leute, redet doch mit mir. Euer Ansatz muss es doch sein, dass wir miteinander sprechen und nicht, dass wir jetzt hier diese Aufmerksamkeitsökonomie durchgehen und ihr Leute in die Story verlinkt, damit ihr da einmal eure, euren Frust und eure Hassrede ablassen könnt und dann aber eure Leute noch auf die Seite der Person gehen, die da out-gecalled wurde. Also weißt du, wo ich darauf hinauswill? Das ist das, was ich anstrengt finde und schade finde, weil ich glaube, dass viele Themen in der linken Bubble besprochen werden müssen und richtig sind. Aber wie sie das tun, kann ich aus einer Perspektive verstehen, weil sie einfach auch langsam genervt davon sind, dass ich vielleicht nicht so viel so schnell ändert. Auf der anderen Seite denke ich Leute, ihr werdet nie mein Vater oder keine Ahnung Rainer von nebenan vom Dorf damit erreichen, wenn ihr die Art und Weise angeht, um Dinge verändern zu wollen.

00:20:13
Raúl: Ja, ich beobachte das auch mit großer Sorge und bekomme das auch ab, wenn wir ehrlich sind.

00:20:20
Louisa Dellert: Du bekommst es auch ab? Das hätte ich garnicht gedacht.

00:20:25
Raúl: Ja klar. Man ist ja nie woke genug. Das geht immer nach oben. Und ich glaube, ich schaue mir das schon an und habe mir auf jeden Fall abgewöhnt, darauf zu reagieren im Sinne von Du hast mich missverstanden oder so, so war das nicht gemeint, sondern ich lass dann mal 24 48 Stunden auch für mich Zeit, um darüber nachzudenken, ob da wirklich was dran ist. Also ich meine, wir kennen das ja, wenn wir mal ertappt wurden. Man fühlt sich auch ertappt, man will es ja nicht falsch machen, bewusst. Und dann schaue ich mir noch mal die Kritik an und überlegt dann Wie wurde sie mir eigentlich zugetragen? Wurde ich da öffentlich an den Pranger gestellt oder hat man mir eine DM geschickt? Und dann versuche ich da entweder eine Strategie mir zu überlegen. Also ich habe inzwischen Sensitivity Reading als Routine. Bevor ich etwas poste, wird da noch mal mit Sensitivity Reading drüber gegangen, wo dann Leute mir von außen helfen zu gucken, ob ich aus Versehen irgendein Fehler gemacht habe. Aber das findet eben alles hinter den Kulissen statt. Es wird nicht öffentlich zur Schau getragen. Und dann, finde ich, glaube ich, kann man mich verantwortlich machen, wenn ich den Fehler wiederhole. Aber beim ersten Mal finde ich es auch schwierig. Damit fahre ich jetzt seit einem Jahr ganz okay, aber wenn ich jetzt noch kritisiert werde, das tut dann richtig weh. Weil ich gebe richtig viel Geld aus für Sensitivity Reading, für Format Entwicklung, Recherchen und so und das ist Geld, das sehen die Leute ja nicht. Das ist ja bei dir wahrscheinlich ähnlich. Du verdienst ja nicht nur Geld, sondern du investierst ja auch Geld. Und das ist, Inhalte zu produzieren ist manchmal gar nicht so nebenbei gemacht. Und ich finde auch, dass man unterscheiden muss, ob man eine Marke wie wie Netflix oder Adidas kritisiert oder eine Privatperson.

00:22:27
Louisa Dellert: Sehe ich genauso. Tatsächlich.

00:22:29
Raúl: Da glaube ich, muss man noch mal genauer hinschauen.

00:22:31
Louisa Dellert: Darf ich dich mal fragen, wie es dir aber dann geht? Also Du wirst jetzt, wenn du öffentlich, also hinter den Kulissen was heißt beschissen? Also ist es dann wirklich so, dass das voll dein Alltag dann auch beeinträchtigt?

00:22:44
Raúl: Ja, voll. Es ist auch so, dass ich dann erst mal bei Freunden, bei Leuten, denen ich vertraue, noch mal eine zweite und dritte Meinung einholen. Es geht super viel Zeit drauf, das zu besprechen und zu diskutieren. Und ich habe da natürlich, je nachdem, ob ich die Kritik berechtigt oder unberechtigt finde, entweder Wut oder ich bin einfach traurig, weil ich einen Fehler gemacht habe und weiß dann nicht genau, wie ich mich entschuldigen kann, weil auch das Entschuldigen ist oft nie Entschuldigung genug. Also ich finde es zum Beispiel problematisch, wenn Leute mir vorschreiben, wie ich mich zu entschuldigen habe. Das fühlt sich manchmal nicht gut an, also am besten.

00:23:25
Louisa Dellert: Da gibt es also Unterschiede. Aber da gibt es ja, was ich gelernt habe und was ich auch einsehe, ist zum Beispiel es gibt ja die Unterscheidung zwischen Es tut mir leid, wenn ich dich verletzt habe und es tut mir leid, dass ich dich verletzt habe und das wusste ich zum Beispiel damals, dass das Ich hatte das nicht auf dem Schirm. Ich war da einfach nicht sensibel genug. Und dann habe ich mich mal für etwas entschuldigt und habe geschrieben Ey Leute, wenn ich damit jemand verletzt habe, dann tut mir das wirklich leid, das wollte ich nicht und das meinte ich aus dem Herzen so, ja. Und dann habe ich dafür aber auch wieder einen auf den Deckel gekriegt, weil ich geschrieben habe wenn. Und da meinten die Leute Alter Louisa, es geht hier nicht darum, wenn du jemanden verletzt hast, sondern du hast jemanden verletzt. Man muss halt schreiben, dass du jemand verletzt hast. Und das habe ich dann auch gelernt. Aber mir wurde das so respektlos irgendwie zugetragen, dass ich mir denke, man sag es mir doch normal und dann danke ich dir auch dafür, dass du mir das sagst. Und ich verspreche, ich gebe mein Bestes, das in Zukunft anders zu machen. Aber lass doch mal auf Augenhöhe miteinander reden.

00:24:28
Raúl: Genau. Und ich glaube, das ist jetzt eine Theorie, die ich schon öfter gelesen habe und ich bin noch nicht ganz sicher, ob ich dem zustimme oder nicht. Diese Kritik an Leuten, die eigentlich aus der eigenen Reihe kommen, die ist natürlich leichter zum Erfolg zu führen. Also, dass du dich entschuldigst, dass du was dazu machst, dass du was postest und dieses Erfolgsgefühl, dass die Person, die dich kritisiert hat, das #erfolgsgefühl hat, dass du reagierst. Dieses Erfolgsgefühl gibt es nicht mehr, wenn du einen Nazi kritisierst. Der Nazi, der wird nur zurückschlagen. Und das heißt, es geht, das ist ja nur die Theorie um das Gefühl des Erfolgs und das Gefühl der Selbstwirksamkeit der Person, die dich kritisiert, genauso oder ähnlich stark, wie dass es wirklich um die Sache geht. Und das fand ich eine interessante Theorie. Die, über die ich immer noch nachdenke. Was nicht heißt, dass Leute, die einen kritisieren, immer Unrecht haben, sondern es einfach nur heißt, dass das auch was mit denen macht, wenn sie die Belohnung bekommen, dass du dich entschuldigst, eine Millionenschwere Influencerin.

00:25:43
Louisa Dellert: Hmmm, ja, stimmt schon, es ist ja auch, also ich weiß nicht, wie es dir geht, aber mich zu entschuldigen für Fehler, das ist für mich total in Ordnung und wichtig. Ich konnte das früher nicht. Früher konnte ich überhaupt nicht gut mit Kritik umgehen und konnte mich auch nicht gut entschuldigen. Das habe ich tatsächlich über die letzten Jahre, die ich hier auch auf Instagram auch tolle Gespräche führen durfte und konstruktive Gespräche. Das habe ich gelernt, aber früher konnte ich das überhaupt nicht.

00:26:11
Raúl: Ja, ich glaube, wir lernen alle dazu immer. Aber ich fand das einen interessanten Gedankengang, weil das auch für uns ja Neuland ist. Ich habe, es gibt ja niemanden, der das vor uns mal so versucht hat oder so gemacht hat und wir vielleicht dann in der Hinsicht auch wenig Leute haben, die wir um Rat fragen können. Wie gehst du in so einer Situation um? Ich will kein Mitleid. Also das ist schon, wir sind ja auch privilegiert, aber auch wir machen Dinge zum Ersten Mal.

00:26:42
Louisa Dellert: Dass zum Beispiel auch so was ich inzwischen ich sage das vor jedem Satz extra nochmal dazu, dass ich weiß, dass ich weiß bin und privilegiert bin. Und mir hat letztens mal jemand gesagt Lou, es ist gut, dass du das weißt und das ist auch wichtig. Und so müssen wir alle denken. Und es ist auch gut, das mal zu erwähnen. Aber du sagst es in jedem Interview und vor jedem Satz, als würdest du dich dafür rechtfertigen, jetzt noch etwas hinterher zu sagen. Und das hat mich so ein bisschen zum Nachdenken gebracht, weil ich, also was sagst du dazu? Wo ist da die Balance?

00:27:18
Raúl: Wahrscheinlich hängt das auch so ein bisschen vom Gesprächspartner ab oder der Gesprächssituation. Ich glaube, wenn also man sieht ja, dass du weiß bist und man sieht, weiß, dass du eine Influencerin bist, aber du bist halt trotzdem eine Frau und wirst vielleicht in der Gesellschaft anders diskriminiert als weiße Männer, die Influencer sind, sodass das sicherlich nicht jedes Mal erwähnt werden muss. Das mache ich ja auch nicht, aber ich versuche schon, das immer dann im Kontext zu erwähnen, wenn ich entweder anfange meine eigene Diskriminierungs Blase zu verlassen. Also wenn ich nicht nur über Behinderung spreche, sondern dann vielleicht über People of Colour oder so, das ich dann vorweg schicke. Aber eigentlich sollte ich darüber nicht sprechen, sondern es sind vielleicht andere Menschen, die das besser können. Und mir ist auch klar, dass ich als Mann selbst mit Behinderung gesellschaftlich mehr Privilegien habe als als Frau mit Behinderung.

00:28:16
Louisa Dellert: Wie ist es denn in eurer aktivistischen oder ich sage mal jetzt also in der in der Bubble, wenn es um das Thema Inklusion oder auch Behinderung geht, da seid ihr ja auch ihr, damit meine ich auch andere Aktivistinnen sehr präsent und das ist ja auch gut. Aber seid ihr euch sozusagen da auch immer bei eurem Thema und Aktivismus einig oder gibt es da dann auch Unterschiede?

00:28:38
Raúl: Also da gibt es natürlich auch Unterschiede. Ich glaube es gibt jetzt relativ wenig hundert Prozentige Meinungsverschiedenheiten, sondern da geht es dann oft so um die Frage Darfst du als behinderter Mensch eigentlich sagen, dass du leidest? Oder könnte das andere vielleicht so empfinden, dass du letztendlich die ganze Arbeit, die sie leisten, die sagen, es geht hier nicht um Leid, wieder mit dem Hintern einreißt. Aber es gibt ja Menschen mit Behinderung, die leiden zum Beispiel. Das kann man ja nicht ganz wegmachen. Dann die Frage Bist du behindert oder wirst du behindert? Da gibt es ja auch so Debatten drum. Es ist sicherlich beides. Es gibt Menschen, die aber auch ihre Behinderung als Problem sehen und nicht unbedingt die Barrieren. Und das immer zu ignorieren finde ich auch gefährlich. Ich glaube, dass es vielleicht auch Programme geben muss und Prozesse geben muss, wo wir auch behinderte Menschen mitnehmen in diese Diskurse und Debatten und sie nicht auch out callen, wenn sie mal aus Versehen was falsch sagen. Genau. Da wünsche ich mir auch ein bisschen mehr Achtsamkeit und weniger, also zumindest nicht öffentlich an den Pranger stellen. Es gibt ja auch Influencer mit Behinderung, die dafür auch viel Kritik ernten. Wo ich denke so, ja, er hat es eigentlich auch wissen können. Oder sie. Tut es jetzt aber zum wiederholten Male falsch machen und ich würde ihn trotzdem nicht öffentlich an den Pranger stellen.

00:30:16
Louisa Dellert: Aber weißt du, was mich da interessiert? Inwiefern, ich meine, du hast ja gesagt, die einen fühlen sich oder sagen, sie werden behindert. Die einen sagen sie, sie sind behindert. Wie definiert man denn da jetzt den Konsens? Also ich kann ja niemandem seine Gefühle oder seine Art und Weise, wie er sich artikuliert und selbst beschreibt, absprechen. Also wo ist denn da dann der Konsens, was gesagt werden darf und was nicht?

00:30:46
Raúl: Genau da, wo der Konsens ist, dass wir es nicht wissen, wenn wir ihn nicht im Kopf, Körper oder Kopf des anderen stecken und dann wahrscheinlich fragt Wie erlebst du das für dich? Anstatt jetzt zu sagen Ja, aber man darf ja nicht behindert sein, sondern behindert werden sagen und also ich bin manchmal auch ganz schön am Rudern, gebe ich zu, ja. Aber ich glaube, dieses meine Welt ist meine Welt, Deine Welt ist deine Welt. Ich kann nicht urteilen, wie du fühlst. Aber wir können darüber reden, ob es nicht auch so sein könnte.

00:31:22
Louisa Dellert: Ich finde es halt ein bisschen schwierig. Als nichtbetroffene Person möchte ich ja auch irgendwie Unterstützerin sein und alles richtig machen und niemand vor die Füße treten. Und denke mir dann aber gleichzeitig, wenn manchmal in einem Aktivismus Teil sich die Leute untereinander nicht einig sind, die von etwas betroffen sind. Wie kann ich denn darüber reden, ohne überhaupt jemanden auf die Füße zu treten? Das funktioniert ja letztendlich gar nicht.

00:31:50
Raúl: Total. Wir sind mitten drin, wir sind mitten drin in dieser Klärung dieser Konflikte. Aber ich meine, Männer können ja auch über Frauen reden. Vielleicht haben wir es gesellschaftlich gelernt. Aber auch nicht jeder Mann kann über Frauen reden. Zum Beispiel Mario Barth. Also das ist dann schon auch, wahrscheinlich wird immer ein Konflikt bleiben. Aber ich finde, und da muss ich auch zugeben, habe ich eine Menge gelernt aus der Black Lives Matter Bewegung zum Beispiel. Relativ spät auch wenn wir ehrlich sind, was ich da gelernt habe, dass es auch nicht mehr die Aufgabe der Betroffenen ist, ständig zu erklären. Also es wurde schon super viel gesagt und ins Internet rein gebrüllt und geschrieben. Man kann jetzt auch von den nichtbehinderten Menschen genauso wie von Männern oder Weißen verlangen, dass sie sich im Vorfeld informieren und dass man keine Ahnung bei Germany’s Next Topmodel einfach die Frauen, die dort mitmachen, nicht Mädchen nennen sollte. Das ist einfach nicht okay. Ja, und ich habe den Eindruck, dass sagen Sie jetzt auch weniger, aber nur mal so ein Beispiel zu nennen.

00:32:57
Louisa Dellert: Ja, ja, es ist spannend. Also wenn du sagst, wir sind da gerade mitten drin, das fühle ich halt auch total. Es wäre schön, wenn man irgendwann halt mittendrin dann auch diesen Konsens findet und es halt einfach aufhört, sich dann immer wieder gegenseitig an den Pranger zu stellen.

00:33:14
Raúl: Wenn du jetzt mit Fitness angefangen hast, auf Social Media, wie leicht oder wie schwer war es denn, das Thema zu wechseln?

00:33:25
Louisa Dellert: Das war erst mal gar nicht schwer, weil Thema wechseln heißt einfach. Also was viele immer so ein bisschen denken, ist Okay, du hast jetzt so ein Thema im Internet, also stecken wir sie auch mal in die Schublade. Aber im Grunde wollte ich von Anfang an immer nur Lou sein und das bin ich auch zu 100 % geblieben. Das heißt, als ich aufgehört habe, viel Fitness zu machen, hatte das halt ein Grund. Das war meine Herz OP damals und ich konnte dann einfach nicht mehr Sport weitermachen. Und ich habe ja mein Leben einfach oder teile ja mein Leben irgendwo im Internet und habe dann halt die Leute auf dem Weg mitgenommen zu akzeptieren, dass ich eben nicht mehr jeden Tag dreimal Sport machen kann und dass ich auch ohne Sixpack total in Ordnung bin. Und das war dann so diese Übergangsphase. Und irgendwann kam halt das Thema Nachhaltigkeit im Urlaub bei mir privat dazu. Da gab es noch keine Greta. Also doch, da gab es die schon. Aber da war Greta Thunberg noch nicht irgendwie aktiv, da war Fridays for Future noch nicht aktiv. Und das habe ich dann natürlich auch auf Instagram gezeigt, weil ich es in meinem Privatleben gemacht habe. Und deswegen finde ich es voll schwierig zu sagen, ich stehe halt für ein Thema oder so, weil es immer Lou und Lou interessiert sich halt für viele Sachen und die möchte ich halt gerne im Internet einfach besprechen mit den Leuten.

00:34:39
Raúl: Wie privat muss man denn sein? Seit kurzem gibt es ja auch deinen Freund, der ab und zu mal auftaucht, wie ich gesehen habe mit einem witzigen Titel. Der heiß nämlich Ehrlich mit Nachnamen. Ja, und auf Instagram heißt er glaube ich maehrlichjetzt Ja, und das fand ich einen witzigen Wortwitz. Aber wie ist es, würdest du sagen, er ist jetzt auch Influencer oder teilt ihr, also wie privat ist gut und wie und privat soll das sein?

00:35:08
Louisa Dellert: Also äh, der Markus macht sich schon manchmal darüber lustig, wenn er auch was postet und dann so sein Möchtegern Influencer Gehabe da raushängen lässt. Und er hat mich ja auch so kennengelernt und also ich würde mal so sagen, ich hatte damals lange einen Freund, der auch dann angefangen hat Influencer zu werden, auch ein Fitness Influencer. Und wir haben damals nur noch für das Außen wirken gelebt zusammen. Also weißt du was ich meine? Wir waren dann irgendwie wir sind ins Bett gegangen und haben für Instagram uns noch mal einen Kuss gegeben. Wir waren am Spazierengehen und haben den Sonnenuntergang angeguckt. Den haben wir nicht genossen, sondern für Instagram noch mal ein Pärchen Bild gemacht. Und wenn das nicht geklappt hat, dann haben wir es noch zehn Mal wiederholt und das habe ich halt, als wir dann gemerkt haben, okay, diese Beziehung geht auch einfach nicht mehr. Das habe ich halt voll für mich hinterfragt und das ist etwas, was ich nicht noch mal machen würde. Das heißt Markus muss mit mir kein Sonnenuntergangs Foto machen und wir küssen uns auch nicht zum ins Bett gehen. Aber klar, wenn wir im Urlaub sind oder mal was witziges zu erzählen haben oder wir haben jetzt letztens eine Podcastfolge zusammen aufgenommen und was zu bequatschen haben, dann machen wir das. Aber es gibt doch einfach Wochen, da zeigen wir nicht, was wir gerade in unserem Alltag machen. Und ich glaube, diese Distanz, die ich mir wieder ein bisschen aufgebaut habe, ist einfach wichtig und tut mir gut und unserer Beziehung auch gut.

00:36:38
Raúl: Na klar. Also ich kann mir das auch vorstellen. Ich habe auch andere InfluencerInnen, denen ich natürlich folge und ich finde es manchmal auch ein bisschen cringey, ehrlich gesagt. Wenn man dann so bestimmte Dinge sieht und erfährt und sich fragt Wie oft habt ihr diese Szene wohl gedreht? Und wenn dann Leute keine Ahnung, den ganzen Urlaub ständig posten, dann weiß ich nicht, wie viel Urlaub die wirklich hatten. Ja und ich erwische mich aber auch selbst dabei, wie ich denke Oh, lass mal da lang gehen, da können wir ein geiles Instagram Foto machen, wo ich denke so ah, das ist schon hart übergriffig auch in meinem Privatleben.

00:37:16
Louisa Dellert: Ja, fühle ich komplett. Also wir waren jetzt Anfang des Jahres für eine Woche in Südtirol und da habe ich Markus wirklich gesagt, alles klar, ich packe mein Handy, also mein, mein Social Media packe ich vom Handy runter und ich mache wirklich eine Woche nichts. Und natürlich haben wir trotzdem mal ein Foto zusammen gemacht. Aber das ist nicht sofort auf Instagram gelandet, sondern wir haben es in dem Moment gemacht, weil wir eine Erinnerung haben wollten. Und nach dieser Woche habe ich entschieden okay, zeige ich noch mal was und wenn, was zeige ich? Und ich glaube, man sollte jetzt nicht irgendwie kritisieren, dass Leute im Urlaub Fotos machen oder das auch posten wollen. Ich glaube einfach, der eigene Konsum damit und wie man damit umgeht, nämlich, dass ich nicht irgendwie, wenn ich gerade Skifahren bin oder oder im Schnee einen Schneemann oder eine Schneefrau baue, dann sage Leute, hier guckt mal, der Schneemann, richtig cool, wir machen den grad, sondern da macht man halt mal ein Foto und dann kann man das irgendwann eine Woche später auch noch mal zeigen, sodass diese Momente, die man hat, nicht so zerstört werden. Von Ich muss es noch posten und einen Hashtag da drunter knallen.

00:38:23
Raúl: Also Hashtags stressen mich auch so krass und ich habe auch ich habe auch gesagt, also wenn ich was poste, ja, dann gibt es einen Versuch, also ein Versuch dieses Foto zu machen. Aber ich will jetzt nicht 100 davon machen und das Beste davon raussuchen müssen, weil ich finde das ist doch auch authentisch. Dann ist es halt Finger im Bild oder aus Versehen schief oder so, aber das ist halt mein Leben und ich bin auch kein Fotograf. Und habe auch nicht die Geduld.

00:38:52
Louisa Dellert: Ein Versuch ist mutig. Respekt an dich, finde ich gut.

00:38:56
Raúl: Aber ich poste auch relativ wenig Fotos. Also da kannst mal sehen wie schlecht der Ausschuss ist. Aber so diese ich ich bin einfach, ich finde dieses Fotografieren irgendwie lästig und ich wollte unbedingt mit dir über Tiktok reden.

00:39:09
Louisa Dellert: Oh Gott.

00:39:09
Raúl: Genau! Genau das Ding. Tiktok ist das ganze Jahr exponentiell auf Speed. Also, du musst ja nicht nur ein Foto machen, Du musst ein Video machen und das.

00:39:22
Louisa Dellert: Du bist da ja voll, du bist da ja voll dabei.

00:39:24
Raúl: Ja, aber weißt du, was wir gemacht haben? Das verrate ich eigentlich nicht. Aber wir haben an einem Tag 40 Videos gedreht und dann jede Woche eins raus geballert. Und dann war bis Ende des Jahres so, bis Ende des Jahres war Ruhe auf meinem Kanal. Ich musste mich damit nicht beschäftigt, ich habe einen Tag acht Stunden Videos gemacht und.

00:39:43
Louisa Dellert: Das ist krass.

00:39:44
Raúl: So, aber nur so konnte ich es für mich auch akzeptieren. Aber wenn es jetzt heißt Raul, wir brauchen mal wieder ein Tiktok Video, dann denke ich so Oh nee, muss das sein?

00:39:53
Louisa Dellert: Ich verstehe es total und ich frag mich halt, muss man auch letztendlich wieder alles mitnehmen? Klar, wenn man halt ja, wenn man irgendwie das auch weiter verfolgen will und Reichweite aufbauen will. Bestimmt. Ich habe es auch. Oder ich probiere es immer mal wieder so in Tiktok rein zu gucken und auch mal einen Tiktok zu machen. Aber ich merke einfach, dass mir dann die Zeit, die ich im Podcast höre und spazieren gehe hier in meiner Berliner Hood hier, dass sie mir dann wichtiger ist. Und ich bleibe so hängen auf dieser App. Und ich finde den Umgang miteinander auf dieser App ganz schlimm. Ich finde, da werden auch ganz viele Inhalte gezeigt, bei dem ich denke Leute, geht’s eigentlich noch? Und von daher die App setzt mich einfach noch mehr unter Druck.

00:40:36
Raúl: Aber selbst, welche Plattform hast du aufgegeben?

00:40:39
Louisa Dellert: Twitter.

00:40:40
Raúl: Twitter? Ah, okay. Und machst du noch Facebook?

00:40:44
Louisa Dellert: Nee, Facebook gar nicht da. Da gibt es einen Account von mir, aber da ist schon seit was weiß ich. Mit Facebook habe ich ganz früh aufgehört.

00:40:52
Raúl: Aber hast du dich dann verabschiedet oder einfach aufgehört?

00:40:55
Louisa Dellert: Ich habe einfach aufgehört. Das war so, das ist irgendwie weggefallen. So, das war mir auch nie wichtig, muss ich sagen, Facebook. Und LinkedIn ist finde ich halt super, weil der Umgang da miteinander, der Ton einfach noch ein sehr respektvoller ist und man tauscht sich aus. Man kann auch mal konstruktiv kritisieren, man hilft sich Netzwerk aufbauen. Da bin ich sehr gerne unterwegs, weil das ja auch im Großen und Ganzen die Leute sind, die ich erreichen will. Weil Hebel können oft umgelegt werden bei den großen Unternehmen, besonders im Bereich Nachhaltigkeit zum Beispiel. Und ja, mit Twitter habe ich aufgehört, weil ich finde Twitter das aller toxischste und schlimmste Medium.

00:41:37
Raúl: Aber es geht am schnellsten.

00:41:39
Louisa Dellert: Es geht am schnellsten. Aber diese Plattform ist für mich, also du brauchst einfach nur eine Stunde zugucken und siehst sofort, dass Menschen mit Absicht etwas falsch verstehen, damit sie sich empören können und damit sie ein Tweet absetzen können. Und da geht es gar nicht darum, dass inhaltlich was kritisiert wird oft. Also ich finde die App einfach ganz, ich finde es ganz, ganz schlimm und ich habe da auch schon bestimmt so drei große Shitstorms durch und die waren alle so unfair und so gemein, dass ich mich dann abgemeldet habe und gesagt habe, ich will mit dieser Plattform nichts mehr zu tun haben.

00:42:12
Raúl: Das heißt, du bleibst auf Instagram und LinkedIn. Setzt dich LinkedIn zum Beispiel oder Instagram, setzt sich Instagram dann unter Druck. Also wenn du die App aufmachst und dann siehst du da keine Ahnung 4000 Likes, 40 Kommentare und 200 Direct Messages.

00:42:32
Louisa Dellert: Ja, die App setzt mich aber eher unter Druck, dass du natürlich guckst, was andere machen. Performen deine Videos gerade? Wie sind deine Story Views? Hast du genug Kommentare? Diese ganzen…

00:42:42
Raúl: Ich guck mir das alles gar nicht an.

00:42:44
Louisa Dellert: Das ist sehr gut, das ist sehr gut. Ich habe nur halt niemanden, der es für mich macht und im Moment muss ich es mir noch angucken, zum Teil. Aber das setzt mich auch unter Druck und mein Ziel ist es ja, dieses und nächstes Jahr dafür zu sorgen, dass ich wirklich unabhängig bin. Und deswegen habe ich ja zwei Firmen gegründet und gehe einfach in andere Richtungen und möchte irgendwann Instagram nur noch benutzen, um zu zeigen Heute trinke ich mein Pina Colada oder morgen gehen wir zusammen alle Leute auf eine Demo. Aber ich will einfach nicht mehr abhängig davon sein, da Werbung schalten zu müssen.

00:43:19
Raúl: Kann man auf Instagram Urlaub machen oder bestraft dich der Algorithmus, wenn du lange nichts gepostet hast?

00:43:26
Louisa Dellert: Ich glaube, man kann Urlaub machen und wenn man wiederkommt und dann von seinem Urlaub ein bisschen was erzählt oder einfach wieder anfängt, ist das voll okay. Und vielleicht bestraft der Algorithmus ein bisschen. Aber mir persönlich ist das Latte Macchiato. Also ich brauche ein bisschen meine Auszeit. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich brauche das. Und wenn ich jetzt noch darüber nachdenke Oh, ich muss aber im Urlaub auch was posten, weil der Algorithmus. Also dann. Dann gute Nacht, Marie.

00:43:54
Raúl: Und was für Firmen hast du gegründet? Was bieten die an?

00:43:58
Louisa Dellert: Ich habe mit Markus tatsächlich und einer Kollegin von Markus eine Produktionsfirma gegründet und zum anderen eine Beratungs Agentur. Also für Social Media Analysen, Workshops und die Kommunikation im nachhaltigen Bereich und das läuft auch schon sehr gut an und da haben wir schon relativ viel zu tun und jetzt muss das alles nur erst mal sich so finden und einpendeln, dass ich halt sagen kann Alles klar, Tschüssikowski Instagram, ich mache hier mein Ding.

00:44:30
Raúl: Ist das die Antwort auf die Frage Was machst du heute in fünf Jahren?

00:44:34
Louisa Dellert: Nee, weil wer Luisa Dellert kennt, persönlich und privat, der weiß, dass ein Motto von mir ist Was interessiert mich mein Geschwätz von vorgestern und gestern und von morgen. Und ich weiß es einfach nicht. Ich Ich finde es ganz, ganz schwierig zu sagen, was in fünf Jahren ist. Ich hoffe einfach, ich darf in fünf Jahren noch das erleben, was da auf mich zukommt. Ich hätte super gerne bis dahin einen Berner Sennenhund und wenn ich es mir aussuchen könnte, dann würde ich gerne in Norwegen an einem Fjord leben und Orcas beobachten. Aber ich glaube, das bleibt erst mal ein Traum und wird nicht in fünf Jahren realisierbar sein.

00:45:14
Raúl: Bleiben wir doch in der Gegenwart. Wie sieht ein perfekter Tag für dich aus?

00:45:17
Louisa Dellert: Ein perfekter Tag sieht so aus, dass ich aufstehe und erst mal mir meinen Lieblings Podcasts morgens anhöre.

00:45:29
Louisa Dellert: Der da wäre?

00:45:31
Louisa Dellert: Apokalypse und Filterkaffee mit Micky Beisenherz. Den höre ich sehr gerne. Dabei gehe ich eine Runde durch mein Kiez, habe ein Hafermilch Cappuccino in der Hand und fange dann ohne Stress an zu arbeiten.

00:45:42
Raúl: Wie viel Uhr ist es dann?

00:45:44
Louisa Dellert: Ich stehe immer um sechs auf, das heißt, ich gehe so bis so um 7:30 bin ich immer so spazieren und um acht fange ich an zu arbeiten.

00:45:52
Raúl: Boah, krass. Um acht stehe ich auf.

00:45:54
Louisa Dellert: Ja, geil! Herzlichen Glückwunsch. Ich kann es, finde ich super. Das ist halt bei mir so drin, weil ich mir denke okay, morgens stressen mich noch nicht Leute. Wenn ich jetzt mein Handy aufmache, sind da wirklich bestimmt 52 WhatsApp Chats offen. So, dann irgendwie noch Mails und ich kriege das alles nicht so geregelt. Und ich brauche morgens diese Zeit, in der ich das Gefühl habe, niemand will was von mir und ich kann jetzt einfach mal kurz erst mal für mich die Zeit nutzen.

00:46:20
Raúl: Aber bist du normalerweise eine Langschläferin?

00:46:24
Louisa Dellert: Nee, war ich noch nie so, aber mit dem Alter muss ich dir ehrlicherweise sagen, dass es mir schwerer fällt, früher aufzustehen. Ich merke schon am Wochenende, wenn ich nicht aufstehen muss, dass ich dann auch mal tatsächlich bis um neun oder 09:30 schlafe.

00:46:38
Raúl: Okay, das heißt, du bist dann um 8:00 wieder am Rechner. Und wie geht es dann weiter?

00:46:43
Louisa Dellert: Ganz, ganz unspektakulär. Viele Termine, Emails, Koordination, Recherchen, Podcasts Aufnahme, Interviews, also all den Bums, den man so irgendwie dann macht. Und wenn der Tag ganz perfekt zu Ende geht, dann treffe ich mich dann mit Freundinnen oder mit Markus. Und wenn wir bei Markus sind, dann machen wir die geilste vegane Bolognese der Welt.

00:47:04
Raúl: Nice! Mein Lieblingsessen.

00:47:07
Louisa Dellert: Ja, wirklich? Ey, Hiermit bist du herzlich eingeladen, dass wir für dich einmal die geilste vegane Bolognese der Welt kochen.

00:47:15
Raúl: Und wir machen das ohne Social Media.

00:47:17
Louisa Dellert: Ja. Bitte.

00:47:18
Raúl: Sehr gut. Wann ist denn Feierabend bei dir?

00:47:24
Louisa Dellert: Schwierig. Also, ich habe mir vorgenommen, dieses Jahr, dass Feierabend bei mir so 17:00 ist. Aber auch, dass ist jetzt die letzten Tage hat das schon wieder gar nicht geklappt. Heute ist Feierabend um 21:00.

00:47:39
Raúl: Und du verbringst dann tatsächlich die ganze Zeit am Rechner.

00:47:42
Louisa Dellert: Ja, nicht nur.

00:47:43
Raúl: So ist es bei mir. Ich stehe um acht, also auf und bin um 18:00 mit meinem Laptop fertig.

00:47:48
Louisa Dellert: Ja, das heißt, du bist. Du bist wirklich den ganzen Tag, na gut, okay du kannst ja auch die Interviews und alles über einen Rechner machen, richtig?

00:47:55
Raúl: Genau. Ich habe relativ wenig Videoproduktion.

00:47:58
Louisa Dellert: Na ja, gut. Bei mir ist es schon so, dass wenn ich Interviews führe, im Bundestag zum Beispiel, dass ich dann auch hingehe oder so wie heute, dass ich, wenn ich Organisation vorstelle oder wen interviewe, dass ich dann halt auch einfach vor Ort sein möchte und dann geht halt schnell mal ein halber Tag drauf. Aber an diesem halben oder während diesem halben Tag kommen halt noch 30 Mails rein und die müssen dann halt auch irgendwie noch bearbeitet werden.

00:48:21
Raúl: Na klar gibt es Tage, an denen du keine Social Media App aufmachst.

00:48:27
Louisa Dellert: Na ja, das letzte Mal war tatsächlich die Woche, als wir da in Südtirol waren. Ansonsten gibt es keinen Tag, an dem ich nicht eine App aufmache. Hast du einen App freien Tag? Also einen Social Media App Tag?

00:48:41
Raúl: Überhaupt nicht. Aber ich habe jetzt meinen Kolleginnen bzw auch meinen Tag so strukturiert, dass ich ab 14:00 keine Termine mehr mache, sondern das ist dann meine e Zeit und ich habe gleichzeitig meinen Tag in drei Einheiten geteilt. Also einmal die private Time, die ich Zeit, dann die mit Time, also die Zeit für Meetings, die geht bis 14:00 und ab 14:00 mache ich bis 18:00 meine Mails. Und seitdem habe ich das Gefühl, habe jetzt einigermaßen im Griff.

00:49:13
Louisa Dellert: Ja, mega. Und ab 18:00 kannst du dann machen, was du machen möchtest.

00:49:17
Raúl: Also so zumindest die ideal Version. Also auch bei mir gibt es viele viele Ausnahmen, aber ich hab auf jeden Fall das Gefühl weniger gestresst zu sein.

00:49:26
Louisa Dellert: Fühle ich sofort und muss ich tatsächlich auch bei mir probieren. Vielleicht musst du mich mal coachen.

00:49:32
Raúl: Oh Gott, ich hab’s auch nur aus dem Internet mir mir mal zusammengeklaubt. Da gibt es schon bessere Coaches. Welche Aspekte der Social Media Arbeit des Influencer Innenlebens machen dir Mut? Welche Erfolgserlebnisse konntest du beobachten?

00:49:48
Louisa Dellert: Erfolgserlebnisse bei mir? Oder meinst du im Generellen.

00:49:52
Raúl: Generell vielleicht auch?

00:49:54
Louisa Dellert: Also generell finde ich es schön zu sehen, dass Menschen mit Reichweite in Situationen den anderen Menschen Hilfe brauchen, immer mehr verstehen, dass sie diese Reichweite auch abgeben. Auf der anderen Seite möchte ich gerne aber auch sagen, dass das trotzdem noch jede Person für sich entscheiden darf und. Wenn man zu einem Thema dann irgendwie seine Reichweite nutzt, um worauf aufmerksam zu machen, heißt das nicht, dass man den nächsten Tag natürlich für jede Person in diesem Land irgendwie jede Organisation und jeden Spenden Link posten kann. Das ist immer schwierig, da die Waage zu halten. Aber generell finde ich es schön, dass viel mehr Menschen mit Reichweite inzwischen einfach helfen. Das finde ich, ist eine schöne Entwicklung.

00:50:41
Raúl: Eine nicht so schöne Entwicklung. Die haben wir ja auch schon kurz angerissen. Ist das Thema Hass im Netz, wo wir wahrscheinlich beide schon auch Erfahrungen mitgemacht haben. Und im Fall von Renate Künast, das haben wir alle mitbekommen, gab es dann sogar auch erfolgsversprechende Urteile. Ich frage mich manchmal Bringen solche Urteile etwas? Was, was sagst du?

00:51:05
Louisa Dellert: Ich glaube, dadurch, dass es ja so ein Urteil dann gibt, steht es ja in der Presse, wird besprochen, gelangt wieder an andere Menschen, Einmal an betroffene Menschen, die sich denken Hey, da passiert was. Also wenn ich das nächste Mal auch das ganze anzeigen oder zur Polizei gehen. Und ich glaube auch, dass es vielleicht ein kleiner Warnschuss für einige ist, die denken, sie sind die Rambos des Internets und dürfen da machen, was sie möchten. Und von daher ist es vielleicht ein bisschen mehr denken. Oder denkt man, man ist mehr? Das ist mehr symbolisch. Aber ich glaube, das kann wirklich da helfen, dass Leute einmal Mut fassen, was zu ändern, und die anderen aber denken Okay, Scheiße, vielleicht passe ich doch mal dreimal mehr auf, was ich im Internet sage.

00:51:51
Raúl: Wer hat denn deiner Meinung nach den größeren Hebel? Das Rechtssystem, die Plattformen oder dann doch die Nutzerinnen?

00:51:58
Louisa Dellert: Also ich glaube, es gibt nur den einen Hebel, den wir alle gemeinsam umlegen können. Und wer da aber gerade noch viel zu wenig dran dran zieht, sind meiner Meinung nach die Plattform. Also ich. Ich wünsche mir da einfach noch mehr Sicherheit und noch mehr Support zum Beispiel von Instagram und auch auf Tick Talk. Also die müssen einfach verstehen, dass diese digitale Gewalt einfach zunimmt, dass die auch mentaler Abfall für die Menschen ist und dass man da einfach noch mehr Support braucht. Und ich hoffe, da kommt einfach noch mehr.

00:52:36
Raúl: Ich habe mich sehr viel mit dem Thema auseinandergesetzt. Ich bin ja auch unter anderem mit Ideen, die wir von der Platform Hate Aid und habe auch mit den Leuten von Hass melden und so mich ausgetauscht, weil ich finde diese Entwicklung unglaublich spannend und ich frage mich bis heute, warum Plattformen eigentlich es nicht erlauben, die Kommentarfunktion nach zwei Stunden einfach zu schließen. Nein, ich mach die Beobachtung, wenn ich was poste, dann ist die Debatte eigentlich nach zwei Stunden auch durch. Dann ist nach zwei Stunden jede Information auch geteilt worden. Also es ist unwahrscheinlich, dass 48 Stunden später noch irgendjemand eine neue Erkenntnis einbringt. Und ich fände es glaube ich mega erleichternd, wenn man einfach sagen könnt okay, hier könnt ihr zwei Stunden kommentieren. Ich habe jetzt zwei Stunden Zeit, um das zu monitoren. Aber rückblickend Posts von vor einer Woche zu checken ist einfach auch je größer der Account wird unmöglich voll.

00:53:38
Louisa Dellert: Hast du total recht. Also ich kann mir vorstellen, Ich meine, es gibt natürlich auch Leute, die drei Tage mal nicht im Internet stattfinden und dann natürlich aber gucken wollen, was du so machst und geschrieben hast und dann natürlich noch gerne ihre Meinung sagen wollen. Ich glaube da, das wäre so ein Ding. Da würde ich sagen Hey, dann müssen.

00:53:56
Raúl: Wir sie ja nicht direct Message schicken da drauf oder so.

00:54:00
Louisa Dellert: Ja, ja, ja, hast du recht. Aber gut, da gibt es zumindest mal die Möglichkeit, dass du halt generell die Kommentarfunktion einfach aufstellst und dann einfach benutzerdefiniert schaust, für welchen Beitrag das nicht gilt.

00:54:13
Raúl: Genau, Aber es gibt entweder nur an oder aus, aber nicht. Das stimmt. Zeitliche Begrenzung und ich glaube Hass im Netz verbreitet sich dadurch so gut, weil wir überall die Möglichkeit geben, was zu sagen. Und wenn ich also wenn wir, wenn wir Social Media Kanäle mit mit uns beschmierten Wänden vergleichen würden, je mehr unbeschwerte Wände du hast, desto mehr werden sie beschmiert. Und wenn das nicht sauber gemacht wird oder so, dann dann wird halt weiter geschmiert und ich glaube, wir müssen die Flächen reduzieren.

00:54:45
Louisa Dellert: Ja, da gebe ich dir total recht.

00:54:47
Raúl: Und ehrlich gesagt, wir kennen das ja auch. Du arbeitest ja auch beim Norddeutschen Rundfunk, bei DiB und deutlich, was die öffentlich rechtlichen Sender für einen Schmerz haben, weil sie nach zwölf Monaten die Inhalte löschen müssen. Das wäre doch viel einfacher, wenn man sagt, dieser Beitrag bleibt einfach auch nur zwölf Monate und dann zerstört er sich von selbst. Also wenn Wenn die Plattformen solche Services anböten, glaube ich, könnte man eine Menge, eine Menge Probleme lösen.

00:55:14
Louisa Dellert: Aber hast du es mal probiert reinzugehen? Also gehst du dann aktiv auch mal auf die Plattform zu und sagst Hey, lass mal reden, Ich habe da eine Idee.

00:55:20
Raúl: Klar, Aber in Deutschland sitzt ja nur Marketing von Facebook, Instagram und Co. Das heißt, du musst irgendwie den Leuten in den USA das sagen. Und wenn da jemand aus Deutschland kommt und eine Idee hat, dann wirst du auch eher belächelt als ernst genommen.

00:55:36
Louisa Dellert: Ja, ja, das gilt für leider so viele Sachen.

00:55:40
Raúl: Unser Aufzug ist fast da.

00:55:41
Louisa Dellert: Also gehen wir gleich auf die Party.

00:55:43
Raúl: Genau. Wir gehen gleich auf die Party Corona konform natürlich. Aber eine Frage, die ich unheimlich gerne allen Gästen stelle Gibt es eine Organisation oder eine Stiftung, für die du dich engagierst, die du für unterstützenswert hältst und die vielleicht unsere Hörerinnen auch unterstützen könnten?

00:56:02
Louisa Dellert: Tatsächlich ist es bei mir genauso wie bei dir, weil du es halt schon erwähnt hast. Mir ist Hate ganz ganz wichtig. Ich finde Hate Aid eine super Anlaufstelle um sich darüber zu informieren, um sich Hilfe zu holen, um sich beraten zu lassen und alles was ich so an Auftritten habe, wo ich irgendwie eine kleine Gage bekomme, gebe ich alles weiter an Hate Aid und probiere mich da immer so gut es geht mit einzubringen.

00:56:27
Raúl: Konnten die dir schon helfen?

00:56:29
Louisa Dellert: Ja, die haben mir schon oft geholfen. Also sei es mit einfach nur zuhören, als ich geheult habe wie am Spieß. Die haben Anzeigen rausgebracht, die haben mir geholfen, als es mal darum ging, dass ich nicht mehr möchte, dass meine Adresse im Internet zu finden ist. Also die haben ja in den unterschiedlichsten Fällen schon super geholfen und ich finde, das ist ein ganz tolles Team und ich glaube, leider wird das in Zukunft sogar noch wichtiger sein, dass es Anlaufstellen wie Gated gibt.

00:56:58
Raúl: Trauriges Ende.

00:56:59
Louisa Dellert: Eigentlich. Na ja, Susi Nee, nee, kommt, das bleibt nicht traurig, weil wir machen jetzt ja.

00:57:06
Raúl: Genau der machen wir jetzt Party und wir haben uns auf eine Pasta Bolo WG verabredet. Super. Gut. Schreib mir, wenn es bei euch passt. Und dann essen wir gemeinsam Pasta. Bolo, Ich bring dann Wein mit.

00:57:19
Louisa Dellert: Finde ich super. Und jetzt schlürfen wir erst mal einen Gin Tonic.

00:57:21
Raúl: Genau. Danke, dass du da warst.

00:57:24
Louisa Dellert: Danke dir.

00:57:25
Raúl: Auf bald.

00:57:26
Louisa Dellert: Ciao.

00:57:31
Raúl: Danke fürs Mitfahren. Wenn ihr mögt und euch diese Folge Spaß gemacht hat. Bewerte diese Folge bei Apple, Podcast, Spotify oder wo auch immer ihr zuhört. Alle Links zur Folge, sowie die Menschen, die mich bei diesem Podcast unterstützten, findet ihr in den Shownotes. Schaut da gerne mal rein. Wenn ihr meine Arbeit unterstützen möchtet, würde ich mich freuen, euch bei Steady zu begrüßen. Mit einer Steady Mitgliedschaft bekommt ihr exklusive Updates von mir und die Gelegenheit, mich zweimal im Jahr persönlich zu treffen. Im Aufzug ist eine Produktion von Schönheit Media. Ich freue mich auf das nächste Mal hier im Aufzug.

Hier findest du mehr über Louisa:

Louisas Website

Louisas Instagram Profil

Louisas Linkedin Profil

Louisas Herzensanglegenheit:

HateAid

Hier findest du mehr über mich:

So kannst du meine Arbeit unterstützen!

Dieser Podcast ist eine Produktion von Schønlein Media.
Produktion: Fabian Gieske , Anna Germek
Schnitt und Post-Produktion: Jonatan Hamann

Coverart: Amadeus Fronk

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen