Im Aufzug mit Hazel Brugger

Warum musstest du die Notbremse ziehen?

Portrait von Hazel Brugger, Zitattext: Ich habe ein Jahr lang die Warnsignale meines Körpers unterdrückt.

Meine heutige Aufzuggästin ist Comedian, Podcast-Kollegin, Moderatorin, Youtuberin, Medienproduzentin – die Liste scheint endlos!

Dabei hat sie mit ihrem Mann Thomas Spitzer den perfekten Partner in Crime gefunden. Seit letztem Jahr spielt in Hazel und Thomas Leben ein weiteres „Projekt“ eine Riesenrolle – nämlich ein gemeinsames Kind.

Ganz schön viel Verantwortung. Warum sie Anfang des Jahres die Notbremse ziehen musste, erzählt sie mir heute im Aufzug.

Aufzugtür auf für Hazel Brugger!

01:02:29:20 – 01:02:45:19

Meine heutige Aufzugs Gästin ist Comedian, Podcast Kollegin, Moderatorin, Youtuberin, Medienproduzentin. Die Liste scheint endlos. Dabei hat sie mit ihrem Mann Thomas Spitzer den perfekten Partner in Crime gefunden.

01:02:48:02 – 01:02:57:00

Seit letztem Jahr spielt in Hazel und Thomas Leben ein weiteres Projekt eine riesen Rolle, nämlich ein gemeinsames Kind.

01:03:01:24 – 01:03:09:10

Ganz schön viel Verantwortung. Warum sie Anfang des Jahres die Notbremse ziehen musste, erzählt sie mir heute im Aufzug.

01:03:10:26 – 01:03:15:22

Tür auf für Hazel Brugger. Herzlich willkommen, Hazel Brugger!

01:03:22:20 – 01:03:28:12

Die Tür geht auf und wer kommt rein? Hazel Brugger. Hallo! Ding dong. Hallo, Ich bin’s.

01:03:31:06 – 01:04:03:00

Wo gehts für dich hin? Ganz nach oben oder ganz nach unten? Lass uns mal nicht ganz nach oben, aber so 2/3 vom Gebäude. Da einfach mal so schauen, weil ganz oben habe ich ein bisschen Angst immer, muss ich ehrlich sagen, da wackelt es immer so sehr und ich habe auch ein bisschen Höhenangst. Und was erwartet dich in der Mitte des Gebäudes? Wahrscheinlich so ein, so eine Getränk Station, wo man so Leute kennenlernt und dann so mit denen redet und sich noch ein gratis Wasser zocken kann. Das ist eigentlich das Einzige was ich möchte, ist einfach immer, immer Zugang zu Getränken haben.

01:04:03:04 – 01:04:45:24

Nicht alkoholischen natürlich. Natürlich nicht. Aber manchmal gibt es auch so awkward Moments, an so Orten, wo man gemeinsam sich an einem Automaten trifft oder in der Schlange steht. So ähnlich wie im Aufzug, wo man dann irgendwie so einen Dialog führen muss, aber auch nicht will. Wie gehst du mit solchen Situationen um?. Ja, das Problem ist echt, ich liebe ja diese awkward Moments. Also ich ich könnt mich da reinlegen, weil das so, also ich ich bin mir auch immer noch nicht sicher, ob ich extrovertiert oder introvertiert bin, aber ich glaube, ich bin eigentlich introvertiert und mach dann aber so, wenn ich, wenn ich draußen bin oder halt drinnen mit Leuten, nicht bei mir zu Hause, sondern in dem Aufzug, dann gebe ich so Vollgas. Also dann gehe ich einfach voll nach vorne und da bleibt ja dann nur die awkwardness.

01:04:45:26 – 01:05:27:12

Und wenn man, solange man nicht der ist, der es am most awkward findet, hat man ja eigentlich schon gewonnen. Man muss immer einen finden, der es noch schlimmer findet als man selber. Und dann geht’s. Aber es ist schon. Ja, also ich habe eigentlich noch nie. Das ist jetzt das erste Mal, dass ich mich wohlfühle in einem Aufzug, muss ich ehrlich sagen, mit dir. Ist dann dieser Awkwardness, diese Momente, wo man denkt Ah Gott, ist das schlimm, ist das so Inspirationsquelle für dich? Ja, also leider schon, weil es ist ja nicht etwas, was man erzeugen möchte. Oder ich möchte es halt erzeugen, aber ich bin da auch nicht besonders stolz drauf, dass mir das so viel gibt, weil es so, es ist aber unklar finde ich, wer darunter leidet, wenn was awkward ist.

01:05:27:24 – 01:06:04:14

Man spricht ja auch neuerweise von cringe. Das ist ja auch so ein Wort, was ich super finde, dass es das jetzt endlich gibt. Das ist ja so der Spiritus in Deutschland ist ja cringe. Die Grundstimmung. Und endlich haben wir einen Begriff dafür. Und ich finde es immer schwer zu sagen, wer darunter leidet, weil eigentlich leiden ja nur die Leute unter awkwardness die es nicht checken. Das ist ja eigentlich dann so ein sich selbst reinigendes System, weil solange man alles checkt und beachtet und und irgendwie on top of things ist, also solange man selber am längeren Hebel ist, muss man nicht unter awkwardness leiden.

01:06:04:16 – 01:06:37:23

Oder wie geht es dir damit? Ja, ganz ähnlich und manchmal habe ich dann auch, ich bin dann auch so fasziniert von dieser awkwardness, wie du und es fühlt sich an wie so ein Verkehrsunfall. Man darf nicht hingucken, aber man muss. Ja, genau. Und man kann selber entscheiden, wie lange der Moment andauert. Also weil man könnte ja dann auch die Leute erlösen und einfach sagen Du, kein Problem, alles okay. Oder man wartet halt einfach und schaut, wie sich die Menschlichkeit entfaltet. Gab es schon mal so ein awkward Moment für dich in einem Aufzug? Ähm, ja, tatsächlich.

01:06:37:25 – 01:07:08:08

Das kann ich jetzt kaum sagen, ohne dass es arrogant rüberkommt. Aber eine Frau hat mich mal fotografiert in einem Aufzug und hat halt nicht gefragt, ob sie mich fotografieren darf. Und sie hat so getan, als würde sie so ganz normal am Handy rumspielen und hat ihr Handy aber so ganz klar so gehalten, dass sie in dem Winkel nichts anderes machen konnte, als einfach mich fotografieren. Und ich habe sie dann angeschaut mit einem Blick, der gesagt hat Hey, es ist okay, dass du mich fotografierst, aber es ist halt überhaupt nicht okay, dass du das im Geheimen machst. Und dann ist der Aufzug in die falsche Richtung gefahren.

01:07:08:10 – 01:07:42:12

Also er ist nicht nach oben, wo wir hin wollten gefahren, sondern nach unten. Und es hat viel, viel länger gedauert und dann war sie mit mir gefangen und dann lag es eigentlich an mir zu sagen Alles ist okay. Willst du noch mal ein richtiges Foto machen? Aber ich habe ihr diese diese Erlösung nicht gegeben. Weißt du was ich in solchen Momenten mache? Also, ich werde aus anderen Gründen fotografiert. Eher so als ja, wie soll ich mal sagen, als Freakshow. Ja, gut, mittlerweile bist du ja schon auf jeden Fall eine Person der Öffentlichkeit, oder? Also ich denke, die allermeisten die, die erkennen dich doch auch, oder nicht? Ja, das gibt es schon, das stimmt.

01:07:42:14 – 01:07:55:06

Aber früher war es auch so, dass ich einfach aufgrund meiner körperlichen Erscheinung fotografiert wurde. Und ich habe dann zurück fotografiert. Na super, mit so einer uralten Kamera, wo du dir so. Aber mit Blitz!

01:07:55:08 – 01:08:25:03

Sodass sie es auch wussten, ich habe zurück fotografiert. Es wäre geil, wenn du dann so eine ganz altertümliche Kamera hättest, wo du dir doch so ein Tuch über den Kopf legen musst mit so einer Glühlampe, die danach auch unbrauchbar ist. So mega offensichtlich. Ne ne, ich habe dann richtig mit Blitz zurück fotografiert und es ist dann sogar passiert, dass einige Leute sich dann sogar entschuldigt haben. Oh Gott. Und das Foto gelöscht haben, in meinem Beisein. Aber das finde ich auch richtig, oder? Wie findest du, muss man denn darauf reagieren, wenn du mit Blitz fotografierst? Also es ist ja erstens mal mega der Men in Black move, die Leute zu  blitzdingsen.

01:08:26:25 – 01:08:57:00

Aber eigentlich eine Einladung von dir, den Leuten eine Chance zu geben, sich noch mal irgendwie richtig zu verhalten, oder? Eigentlich schon, aber das ist dann auch sehr unangenehm. Ja. Also dann zu sehen, wie jemand, weil du das wolltest, ein Foto für dich löscht. Und du musst das ja dann auch löschen, weil du hast ja auch ein Foto gemacht. Also ich habe es zweimal gemacht und hat sich auch nicht gut angefühlt. Es ist so wie in Las Vegas, wenn man so doppelt oder nichts auf awkward setzt. Ja, genau. 200 $ auf awkward schwarz.

01:08:57:24 – 01:09:27:25

Aber du bist Schweizerin und du bist in der Schweiz geboren. Ich bin ja, genau, ich bin in Amerika geboren, aber dann wurde ich, als ich sehr klein war, noch nach, nach in die Schweiz transportiert. Und du hast eine deutsche Staatsbürgerschaft. Genau qua Blutlinie. Das ist ja auch so ein Wort, was man gar nicht gerne sagt. Aber meine Mutter ist Deutsche, hat einen deutschen Pass und da kriegt man ja dann auch den Pass mit mit in die Wiege gelegt. Bist du, bist du Weltbürgerin? Boah, das ist ein sehr großes Wort. Das Wort ist gefühlt größer als die Welt selbst.

01:09:28:24 – 01:10:08:12

Aber ich fühle mich schon irgendwie überall so ein bisschen zu Hause. Aber natürlich, also nein, ich würde nicht sagen, ich bin Weltbürgerin, weil es gibt schon Orte, wo ich einfach nicht leben könnte. Also selbst Amerika, da war ich jetzt zuletzt vor vier Jahren und da könnte ich ja eigentlich einfach problemlos hinziehen. Aber selbst das ist mir dann irgendwie zu weit weg von meiner, mir hier antrainierten, Komfortzone. Was ist in den USA besser als in Deutschland oder Schweiz? Dass man auch als psychisch extrem labile Person schnell eine Waffe kriegen kann! Das ist besser? Nein!

01:10:08:14 – 01:10:42:00

Also wenn man zum Ziel hat, möglichst schnell eine Waffe zu kriegen ist es auf jeden Fall besser. Nein, das ist natürlich etwas, wo ich., also das ist tatsächlich ein Grund, warum ich dort gerade einfach gar nicht mehr hin möchte. Weil ich die Waffen Politik in den USA höchst problematisch finde. Aber was ich besser finde ist dieser dieser Spirit, also dass zum Beispiel die Unterhaltungsbranche, dass das so was total positives hat. Also es ist, wenn man in den USA in ein Taxi steigt und dann fragen die Was machst du beruflich? Dann sage ich sogar wirklich, ich bin Comedian. Und dann sagen die Leute Ach cool, das ist ja, das ist ja auch ein schwieriger Job.

01:10:42:02 – 01:11:12:14

Und dann muss du sicher hart arbeiten. Und das ist ja auch, kann ja sicher nicht jeder. Und hier in Deutschland ist es dann eher so, dass ich dann sage Ich bin, ich arbeite bei einem, Ich bin Journalistin oder irgendwie so was erfinde ich dann einfach, damit ich nicht darüber reden muss. Weil wenn man sagt, ich bin Comedian, dann empfinden die Leute einen eher als ungebildet und du machst ja gar nix Richtiges. Und das finde ich in den USA schon cool sowie wahnsinnig positiv die Leute einfach auf alternative Lebensentwürfe reagieren.

01:11:13:01 – 01:11:46:01

Ich hätte jetzt gedacht, dass es gar keinen Ort mehr in Deutschland gibt, an dem man dich nicht kennt. Ja, da irrst du dich, glaube ich. Ich glaube schon, dass es viele Leute gibt, die mich nicht kennen. Es gibt schon viele, natürlich mittlerweile auch, die mich kennen. Aber es gibt auch eine riesige Menge an Menschen, die mich zwar kennen, aber mich ganz bewusst ignorieren und irgendwie nicht nicht wahrhaben wollen, dass es mich gibt. Also ja. Mein letztes Wochenende war ganz im Zeichen von Hazel und Thomas.

01:11:47:18 – 01:12:24:15

Ja, ich habe ganz viel über euch recherchiert und ich muss auch ein paar confessions heute noch loswerden. Ja, ich habe auch noch eine confession. Thomas ist nämlich heute nicht da. Also falls ihr diese Folge hört und dachtet Oh Mann, ich wollte nur Thomas hören, er ist heute nicht da, ihm geht es gerade nicht so supergut. Aber es ist, glaube ich, weder Corona noch Affenpocken. Aber man kann ja noch alles andere kriegen, was es ja schon vorher gab. Und deswegen übernehme ich jetzt beides. Aber du kannst gerne gerne sagen, was du so über uns rausgefunden hast. Also was mich wirklich zutiefst beeindruckt hat, sind eigentlich zwei Geschichten, die ihr beide zusammen macht.

01:12:24:17 – 01:13:02:01

Einmal. Ihr arbeitet zusammen an fast jedem Projekt. Also entweder ist Thomas in der Regie, in der Kamera oder macht mit dir die Sketche, oder ihr taucht zzusammen in YouTube oder Podcast Formaten auf, was ja schon mal, sagen wir mal, wahrscheinlich verbringt ihr 24 Stunden des Tages zusammen. Also jedenfalls nach dem Wortlaut den ihr habt. Und das andere, was ich extrem beeindruckend finde an eurer Arbeit ist, dass ihr euch immer mehr aus den klassischen Medien rauszieht und anfangt, ein eigenes Medium zu werden.

01:13:02:21 – 01:13:34:09

Aber das ist ja auch etwas, was nicht viele schaffen. Ja. Und meine erste Frage wäre Gibt es Momente, an denen ihr euch manchmal richtig auf den Keks geht? Das ist eine sehr legitime Frage und tatsächlich erstaunlich wenig. Also klar gibt es diese Momente, es ist aber dann öfter so, also jetzt letztes Wochenende zum Beispiel war ich auf Tour und ich war zum ersten Mal drei ganze Nächte weg und Thomas war alleine mit unserer gemeinsamen Tochter, was  ja auch ein Riesenprojekt ist, was man gemeinsam haben kann, so ein Baby.

01:13:34:24 – 01:14:10:06

Und da habe ich das Gefühl, gehen wir uns dann manchmal ab Bande auf den Keks. Also wenn man so denkt, oh man, jetzt wäre es doch cool, wenn du da wärst, oder? Oder ich denke da, jetzt wäre es doch cool, wenn ihr mit auf Tour wärt, weil alleine ist es irgendwie schwieriger. Also dann gehen wir uns eher auf den Keks, dadurch, dass wir eben nicht 24 Stunden miteinander verbringen. Und sonst sind wir aber wirklich erstaunlich gut im Koexistieren. Also ich würde sagen, wir gehen uns dann nicht auf den Keks, aber wir gehen dann so am Keks des anderen vorbei und meiden die Krumen, die sonst entstehen würden.

01:14:10:16 – 01:14:43:05

Aber es gibt schon Dinge, die mich total nerven an Thomas natürlich. Also er trinkt immer seinen Espresso und stellt dann die leere Tasse ins Bücherregal, was auf dem halben Weg ist zur Spülmaschine, wo ich denke jetzt also tu es doch einfach in die Spülmaschine oder stells doch zumindest so in die Nähe der Spülmaschine, das man, wenn man die Spülmaschine aufmacht, mit dem anderen Arm dann irgendwie zur Espresso Tasse greifen könnte. Und es gibt auch Sachen, die die ihn an mir nerven. Also ich bin zum Beispiel jemand der, ich denke immer ich kann alles. Also ich kann den Kalender einfach voll zu ballern und dass ich dann da nicht darunter leide.

01:14:43:07 – 01:15:20:06

Und er leidet dann natürlich auch darunter, wenn ich völlig überarbeitet bin. Also ja, es sind eher so ganz menschliche Dinge, die wir aneinander nicht mögen. Aber ich glaube, der Trick an einer erfolgreichen Beziehung ist doch, dass man diese Marotten des anderen nicht versucht zu beseitigen. Ja, ich glaube auch, dass man wirklich sich täglich wieder darauf fokussieren muss, dass man das ändern kann, was man halt ändern kann. Und das sollte man auch ändern, wenn es einen stört. Und jede Energie, die man reinsteckt in die Hoffnung andere Leute zu ändern, ist tatsächlich Verschwendung.

01:15:20:08 – 01:15:50:13

Also nicht unbedingt zu 100 % Verschwendung, weil man kann es ja immer noch so, diese Misserfolge, wenn man merkt, ich kann die anderen ja doch nicht ändern, das kann man immer noch nutzen für sich selber, dass man merkt Ah ja, okay, in Zukunft werde ich anders damit umgehen. Und dann war es ja nicht ein kompletter Misserfolg. Aber man muss die Leute so nehmen, wie sie kommen. Und ich ja, ich weiß, dass also Thomas ist vielleicht nicht perfekt und ich bin auch nicht perfekt, aber füreinander wird es nicht viel perfekter.

01:15:50:20 – 01:16:40:18

Also, wir sind wie so ein bisschen komisch. Es gibt auch bei Ikea manchmal so Inbusschlüssel, die aber nicht normale Inbusschlüssel sind, sondern mit noch so crazy so Stern Zacken drin. Und so sind wir also wir passen nicht in viele Regale, aber wenn du eine Schraube hast mit so einem Loch, dann kannst du richtig froh sein, wenn du so einen Schlüssel hast. Ihr habt ja vorher schon extrem viel zusammen gearbeitet, bevor ihr eine gemeinsame Tochter hattet oder habt. Kann das vielleicht sogar positiv auf eure Tochter an sich auswirken, dass ihr einfach gelernt habt, wie ihr in Stresssituationen einfach beide funktioniert, sodass dann einfach ein weiteres, in Anführungsstrichen, Projekt, nämlich ein gemeinsames Kind, auch nur ein weiteres ist? Tatsächlich frage ich mich oft Wie machen das Paare, die nicht schon

01:16:40:20 – 01:17:12:17

lange miteinander gearbeitet haben, weil du dich ja ganz neu dann kennenlernst plötzlich. Also wenn du, wenn du etwas hast, was dir wahnsinnig wichtig ist und der anderen Person auch wahnsinnig wichtig. Was halt bei vielen Partnern zum Ersten Mal im Kontext mit einem Kind der Fall ist, dann dann kommst du halt ganz neu an deine Grenzen und lernst die andere Person auch kennen. Und ich muss sagen, es ist zwar saumäßig anstrengend, zusammen ein Kind großzuziehen, aber es ist jetzt vom Druck her auch nicht krasser, als auf einer Pegida Demo mit Nazis zu drehen.

01:17:13:06 – 01:17:59:18

Ja gut, aber da kannst du halt irgendwann weggehen. Hoffentlich, außer du bist, außer du bist Organisator und die kommen mit dir nach Hause. Ja, das stimmt, du kannst da weggehen, aber dafür sind die Pegida Leute auch immer unangenehm. Es ist ja nicht so, dass der Pegida Mann oder Frau, ja gut, so viel Zeit habe ich mit denen noch nicht verbracht, aber also die Glücksmomente, die uns unsere Tochter beschert, die sind schon größer als die Glücksmomente, die ich auf Nazi Demos bis jetzt erfahren habe. Ihr habt ja zwei gemeinsame Podcast, einen hinter einer Paywall von Patreon und dann einen exklusiven auf Spotify, wo ihr jetzt sehr viel auch über eure Beziehung und Ehe und Partnerschaft und Elternsein miteinander redet.

01:17:59:27 – 01:18:38:27

Wie sehr nervt es euch, dass dadurch vielleicht auch so viele Fremde eine Meinung zu euch haben, als Eltern, als Paar? Ja, das ist eine sehr gute Frage, weil das vor allem auch so im nächsten Umfeld gibt es so ein paar Leute, wo man denkt Hey, du kennst doch die echte Hazel, du kennst den echten Thomas. Wieso lässt du dich dann da so triggern, davon, dass wir dann vielleicht mal so zum Teil auch ein überspitztes Streitgespräch führen in einem Podcast? Weil natürlich funktioniert ein Podcast auch nur, wenn wenn das Gespräch ein bisschen mehr Höhen und mehr Tiefen hat als eine normale Unterhaltung zwischen zwei übermüdeten Eltern, die 60 Minuten dauert.

01:18:39:08 – 01:19:09:27

Aber eigentlich finde ich es erstaunlich, dass nicht mehr Leute so ehrlich miteinander sind und auch so ehrlich über sich selber reden in der Öffentlichkeit, weil man sich dadurch vielleicht kontra intuitiver Weise viel weniger angreifbar macht. Weil du kannst ja, also wenn ich sage, ich bin angenommen, ich würde jetzt eine rein hypothetische Aussage machen, ich bin schlecht im Bett und dann kommt jemand zu mir und sagt Hey, du bist doch so schlecht im Bett. Dann kann ich sagen Ja, stimmt, habe ich ja auch schon gesagt.

01:19:10:07 – 01:19:46:02

Und dann ist ja die Beleidigung die, die diese Aussage mit sich führt, die kommt ja von mir und berührt mich daher gar nicht mehr. Ich glaube allerdings, dass es halt wirklich sehr, sehr viel Arbeit erfordert, dass man mit sich selber im Reinen ist und dass man selber weiß Wer ist mir wichtig, welche Meinung ist mir wichtig, was, was verletzt mich? Und dass man halt auch mit dem anderen gemeinsam dann gewisse Dinge respektiert. Und über manche Dinge reden wir natürlich auch nicht in der Öffentlichkeit. Aber grundsätzlich empfinde ich es als sehr erleichternd, wenn die Leute viel über einen wissen und man selber aber kontrolliert, was die Leute wissen.

01:19:47:00 – 01:19:49:03

Bereust du bestimmte Dinge gesagt haben?

01:19:50:20 – 01:19:57:26

Ich weiß, also bis jetzt nicht, vielleicht im Laufe dieser Aufzeichnung bereue ich noch gesagt zu haben Gerne komme ich in deinen Podcast Raul. 

01:19:59:23 – 01:20:02:28

Nee, ich bereue eigentlich wirklich wenig. Also vielleicht.

01:20:04:17 – 01:20:36:28

Nein, einfach so rein humoristisch bereue ich so ein paar Auftritte von mir, weil die Witze da zum Teil ja irgendwie so ein bisschen platt und auch nicht so richtig kreativ sind. Also einmal, vor elf Jahren oder so, habe ich einen Text vorgetragen, da kam einmal vor, das war noch ein Poetry Slam Text, da habe ich gesagt, ja, da ist bestimmt eine Bombenstimmung und das ist ja irgendwie gar kein lustiger Witz. Also eine Bombenstimmung in einem Bomben Kontext ist ja irgendwie einfach nicht nicht geil.

01:20:37:12 – 01:21:08:08

Ich bereue dann eher Witze, die nicht lustig waren und wo nicht genügend Grips hinter gesteckt hat. Ich meinte aber eher so im Kontext etwas über dich preisgegeben zu haben, das du vielleicht gar nicht preisgeben wolltest. Ja, nee, tatsächlich nicht, weil ich da schon immer viel vorher mit Thomas auch im Privaten drüber rede. Wie, wie öffentlich wir wir werden wollen, mit welchen Themen? Also beispielsweise hatte ich im Januar so eine Mini Lebenskrise und da war dann irgendwie nicht sicher. Also ich war einfach wahnsinnig erschöpft.

01:21:08:10 – 01:21:46:24

Ich war total übermüdet von einem Jahr Muttersein und Corona Termine nachholen. Und ja, es sind auch noch so, einfach so viele Sachen zusammengekommen und dann haben wir da drüber geredet. Aber halt auf so eine Art, wie ich hoffe, dass ich viele Mütter und grundsätzlich Leute damit identifizieren können. Und dadurch, dass ich das aber alles schon mit mir selber irgendwie besprochen hatte, war es dann völlig okay, damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Und ich glaube, es ist wirklich einfach wichtig, dass man die Sachen erst dann öffentlich sagt, wenn man sich selber wohl damit fühlt, damit konfrontiert zu werden.

01:21:46:26 – 01:22:19:00

Weil ich will nie in die Situation geraten, wo ich was sage und dann sprechen die Leute mich drauf an und dann fange ich an zu heulen, weil ich selber noch nicht bereit bin. Aber das hatte ich noch nie. Hattest du mal so was? Ja, also da denke ich die ganze Zeit drüber nach, ob das jetzt hier reinpassen würde. Aber ich hab als Teenager immer gedacht, ich muss jetzt der Klassenclown sein, damit die Leute mich trotz meiner Behinderung mögen. Also, dass du dann so eine Überkompensation gemacht hast, obwohl du dich eigentlich gar nicht richtig gefühlt hast, als würdest du,

01:22:19:06 – 01:22:49:27

also du hattest jetzt nicht eine intrinsische Lust, der Klassenclown zu sein. Genau. Ja. Und ich habe dann meistens Witze auf meine Kosten gemacht. Und das hat dann natürlich dann in meinem Umfeld irgendwann auch legitimiert Witze zu diesem Thema zu machen. Und sie haben es dann wieder über dich gemacht, anstatt wie es ja cooler gewesen wäre, Witze über sich selber, das wäre ja die perfekte Einladung. Genau, sondern die haben immer gesagt Haha und dann habe ich irgendwas gesagt, keine Ahnung, bitte nicht zu schnell. Und dann hat irgendjemand anderes gesagt Ja Du bist halt nicht so schnell. Und die haben es ja nur wiederholt.

01:22:50:11 – 01:23:22:07

Aber trotzdem hat es mich dann verletzt. Ja, ich, ich ich weiß ganz genau, was du meinst. Also, dass man dann versucht aus einer, ja, in den Augen der anderen eine Schwäche, dass man das dann so vor sich her trägt, dass die Leute es als Stärke interpretieren können, obwohl man eigentlich gar nicht unbedingt darin leben will. Aber andererseits kann man, also würdest du jetzt sagen, dass es dich im Nachhinein dann doch irgendwie stärker gemacht hat, weil du ja auf jeden Fall jetzt sehr viel Rampenlicht abbekommst und damit auch sehr gut umgehen kannst.

01:23:22:12 – 01:23:57:22

Vielleicht war das ja im Nachhinein dann doch eine wichtige Übung für dich, oder würdest du das nicht sagen? Ja, wenn dann habe ich dann irgendwann verstanden, aber auch erst in den letzten zehn Jahren oder so, warum mich das gestört hat, dass meine eigene Unsicherheit mit meiner eigenen Behinderung wahrscheinlich auch eine lebenslange Aufgabe ist, das zu bearbeiten, aber nicht etwas ist, das ich in der Öffentlichkeit austragen muss als Witz, sondern ich kann halt da offen und ehrlich drüber reden. Aber es muss kein Witz sein. Genau. Ich glaube, das ist wirklich der Punkt, dass man einfach mit sich selber, man muss sich selber fragen, muss auch mal alleine Aufzug fahren.

01:23:57:24 – 01:24:35:27

Vielleicht anders gesagt ja genau. Ja genau. Und sich selber fragen Was, was wünsche ich mir denn? Und auch was kann ich denn ändern? Und trotzdem gibt es aber natürlich Situationen, wo man einfach irgendwie reagieren muss. Vielleicht musst du auch, ab und zu muss man einfach einen Witz über sich selber machen, um schnell aus einer Situation rauszukommen und dann ist es auch okay, das mal geübt zu haben. Aber es ist halt immer wichtig, dass Witze auf eigene Kosten was Freiwilliges sind. Absolut. Genau. Genau das ist der Punkt. Weißt du, was ich beim Hören der letzten Folgen von euch am Wochenende so faszinierend fand? Meine schöne Stimme.

01:24:36:05 – 01:24:36:20

Auch.

01:24:39:06 – 01:25:12:00

Aber wirklich, wie schonungslos, offen und ehrlich ihr über die ganzen Herausforderungen des Elternseins oder auch der Beziehung miteinander habens redet. Und das hat bei mir und das wäre meine erste Confession, es hat bei mir ehrlich gesagt die Lust auf eigene Kinder gesteigert. Was? Wirklich? Ja. Wow! Weil ich, weil ich dachte okay, es ist total okay. Es ist total normal, dass man damit hadert, wenn es dann soweit ist.

01:25:12:02 – 01:25:42:18

Es muss nicht immer alles shiny, fancy, wunderbar sein. Wir haben mal die schärfste Currywurst der Welt gegessen und dann sieht man im Video, wie wir kotzen müssen, weil die Wurst so scharf ist. Und dann hat es auch Leute gegeben, die in die Kommentare geschrieben haben Oh, ich hab voll Bock diese Wurst auszuprobieren. Also ist jetzt deine Aussage. Ja nicht ganz so krass, aber einfach so, dass es auch okay ist, dann in dem Moment nicht mit sich zu hadern. Also das muss ja nicht gleich regretting Parenthood sein.

01:25:43:04 – 01:26:19:18

Aber so dieses ja, wenn das Baby kotzt, ist es auch mal kacke. Im wahrsten Sinne vielleicht sogar. Ja, also ich finde auch, dass dieses, dass das Eltern sein, hab ich grad vorher noch mit Thomas drüber geredet, als ich mir einen Kaffee geholt habe, da habe ich gesagt Das Wichtigste am Elternsein ist eigentlich einfach, dass man es ein bisschen unabhängig vom Kind macht. Also das Kind, das kommt ja einfach, du kannst es dir nicht aussuchen. Das Kind kann sich auch nicht aussuchen, geboren zu werden. Aber es ist einfach da. Und du musst dann, egal wie schwierig das Kind ist oder wie süß es ist oder wie schwierig vielleicht einfach die Gesamtsituation gerade ist,

01:26:19:20 – 01:26:54:16

Du musst es einfach als nicht als, also Projekt klingt so abwertend, aber ich finde auch, dass wenn man es einfach als Projekt sieht, dann hilft es einem auch ein bisschen die Emotionalität rauszunehmen, die das Ganze manchmal sehr, sehr anstrengend macht. Wenn es, wenn es negativ läuft. Aber du kannst einfach sagen Hey, guck mal, ich versuche jetzt einfach so, so eine gute Mutter zu sein, wie es mir irgendwie möglich ist. Und mein Kind schuldet mir aber gar nichts und das, also ich finde, es gibt ganz viele Sachen, die kannst du nur mit einem Kind erfahren, weil dieses an Grenzen stoßen, das,

01:26:56:00 – 01:27:38:01

also du kommst so oft an einen Punkt, wo du denkst, ich möchte das jetzt eigentlich nicht mehr machen, aber du musst halt weitermachen. Und das würde man sich ja freiwillig nicht antun. Also es gibt ganz, ganz viele Situationen, wo man als Eltern eigentlich gerne das Handtuch werfen würde. Aber wo willst du es denn hinwerfen? Also du bist halt da, du musst es dann selber wieder aufheben. Deswegen wirfst es lieber gar nicht erst, weil sonst musst du dich auch noch bücken. Bist ja eh schon so müde. Und dann hast du ja in der Öffentlichkeit auch, jetzt ja auch gerade, angedeutet, dass du vor ein paar Monaten eine Krise hattest, dass du mit dir darüber nachgedacht hast, dich aus der Öffentlichkeit etwas weiter rauszuziehen.

01:27:38:20 – 01:28:18:18

Die Frage, die sich glaube ich viele Leute stellen, ist Dazu gehört ja auch unglaublich viel Mut, einmal zu dieser Schwäche zu stehen, aber auch Nein zu sagen. Wie macht man das? Ja, also Mut würde ich das gar nicht unbedingt nennen, weil ja verglichen mit, es gibt halt so krasse Leute, die so richtig mutig sind und dieses ehrlich sein mit sich selber, dass das mittlerweile was mutiges ist, zeigt ja auch irgendwie, wie entfernt wir so von unseren eigenen Gefühlen sind und auch sein müssen in dieser sehr oberflächlichen und schnelllebigen Welt, wie sie halt leider manchmal ist.

01:28:18:29 – 01:29:00:18

Aber für mich war es einfach so ich konnte nicht mehr, ich konnte, ich konnte wirklich nicht mehr. Also ich bin, ich war völlig am Ende und Thomas hat mich dann auf eine Art ein bisschen gerettet, weil er einfach gesagt hat Hey, guck mal, du kannst nicht mehr. Und du hast, glaube ich, das Gefühl, du musst weiter und du musst aber nicht. Und dann habe ich gar nichts gemacht. Ich habe wirklich eine Woche lang einfach gar nichts. Thomas hat mir im Lego Shop so ein Klavier aus Lego mit 3600 Teilen gekauft und hat gesagt Du baust jetzt das zusammen. Und dann habe ich jeden Tag sechs Stunden Lego gebaut und habe erst mal wieder gemerkt, wie es mir eigentlich geht, weil ich das einfach ein Jahr lang so krass unterdrückt habe, diese ganzen Warnsignale des Körpers eigentlich, dass man viel zu gestresst ist.

01:29:00:20 – 01:29:35:04

Also mein Kiefer war die ganze Zeit angespannt, ich hatte Kopfschmerzen, ich konnte nicht mehr schlafen, ich hatte Verdauungs Schwierigkeiten. Eigentlich alles sehr, sehr deutliche Warnsignale, die aber, wenn sie alle zusammenfallen, sehr schwer zu erkennen sind. Oder für mich zumindest. Und dann lernen, nein zu sagen, das ist das finde ich, ist wirklich das Schwierigste ist dann nicht nur zu merken, ah mir geht’s schlecht, sondern auch darum geht es mir schlecht. Und wie früh muss ich die Bremse ziehen, um nie wieder die Notbremse ziehen zu müssen? Und das Problem ist, dass es ein lebenslanger Prozess ist.

01:29:35:09 – 01:30:06:27

Also ich glaube auch, dass ich immer irgendeine Form von Therapie machen werden muss. Also ob das jetzt eine Gesprächstherapie ist im klassischen Sinne, wie eine Psychotherapie, oder ob das wirklich einfach heißt, ich muss jeden Tag mindestens eine Stunde Sport machen oder an die frische Luft oder irgendwas halt. Es klingt ja so blöd, irgendwas für mich tun. Ich glaub halt, dass ich das nie wieder nicht machen kann. Und das ist der ganz, ganz schwierige Teil der ganzen Geschichte, dass man einfach dranbleibt.

01:30:06:29 – 01:30:38:00

Und das ist ja auch nichts gloriöses. Es ist ja nicht cool, wenn man irgenwie sagt Ja, ich hatte eine Lebenskrise und jetzt hatte ich nie wieder eine Lebenskrise. Da klatscht ja niemand. Heißt es, dass du von Mal zu Mal bei mir sagst, du musst jeden Tag mindestens eine Stunde Sport machen oder so, dass dir im Vergleich zum Leben davor eine Stunde weniger Arbeitszeit zur Verfügung steht. Das ist eine sehr, sehr gute Frage, weil so ja oft gerechnet wird. Und ich erwische mich auch oft dabei, so zu rechnen und das absolute Gegenteil ist der Fall.

01:30:38:03 – 01:30:58:02

Ich merke wirklich, seit ich nur noch fünf Stunden am Tag arbeite und nicht mehr zwölf oder 13, sind diese fünf Stunden halt so viel besser. Also ich habe das Gefühl, in den letzten vier Monaten haben Thomas und ich die beste Arbeit unserer Karrieren rausgehauen und das mit so vielen freien Tagen wie noch nie.

01:30:59:23 – 01:31:31:22

Und finanziert ihr den Großteil der Arbeit durch Patreon und die Unterstützerinnen dort? Und ihr produziert unglaublich viel selber, sodass ich mich frage, ob das jetzt mehr Arbeit geworden ist als vorher, wo andere vielleicht für euch die Gelder besorgt haben und Leute einfach bezahlt haben und ihr das nur machen musstet. Oder ist es weniger Arbeit, weil ihr alles selber besitzt und vielleicht für die gleiche Arbeit mehr verdient? Ja, das ist auch eine gute Frage. Du stellst sowieso nur gute Fragen. Das freut mich sehr, weil das wäre jetzt echt super awkward, wenn

01:31:31:24 – 01:32:05:26

einem mega die scheiß Frage gestellt wird. Äh. Ja, ich ich glaube, du kannst auch relativ gut nachempfinden, weil du ja schon auch viel so hinter den Kulissen selber an packst und aufbaust. Und du weißt ja glaube ich auch dann ganz anders als andere zu schätzen, wie wie wahnsinnig schwer das halt dann ist, manchmal noch das Haus zu bauen, in dem man auftritt. Und es ist natürlich mittlerweile auch so, dass wir das nicht mehr alles nur zu zweit machen können. Also es war ja wirklich bis vor einem Jahr so, dass wir alles selber gemacht.

01:32:06:03 – 01:32:43:07

Ich habe auch immer alle, ich habe alles vorproduziert, sprich die ganzen Daten organisiert, mit den Leuten Kontakt gehabt, Email, diese Location angefragt und so weiter. Also für unsere YouTube Sachen. Und Thomas hat die Videos gefilmt und dann geschnitten. Mittlerweile haben wir ein Kameramann, wir haben Cutter, wir haben eine Produktions Assistentin, die uns hilft und das sind natürlich laufende Kosten für uns, die man da abziehen muss. Und ich würde sagen, unterm Strich verdienen wir wahrscheinlich ein bisschen weniger als vorher, aber dadurch, dass wir keinen mehr durchfüttern müssen, den wir nicht unbedingt,

01:32:43:19 – 01:33:14:13

also was heißt nicht mögen? Aber es gibt halt oft, wenn man in so ganz großen Apparaten hockt, gibt es halt noch so drei, vier Leute, die auch noch irgendwie angestellt sind, wo man sich die ganze Zeit fragt Was macht eigentlich Ute, was macht Ute den ganzen Tag? Ute steht nur am Getränkeautomaten und wartet, bis irgendwas passiert und kriegt trotzdem ihre 3.500 € netto im Monat. Und diese Utes haben wir halt gestrichen. Also Ute, übrigens einfach ein Platzhalter, also keine Ahnung, falls ich eine Ute kenne No hate.

01:33:17:15 – 01:33:47:17

Und dadurch, dass wir die Utes reduziert haben, haben wir viel mehr Spaß an unserer Arbeit, weil wir einfach wissen, wenn wir oben was reinstecken, kommt unten das raus und dazwischen wird möglichst wenig Speck drangehängt. Und was war der Beweggrund, dass ihr gesagt habt Ihr geht mal diesen Schritt euch quasi selbstständig zu machen. Ach, es war irgendwie einfach so, dass wir jahrelang immer für andere gearbeitet haben, was ja auch total cool war. Also ich möchte das auch nicht missen und ich mache das auch nach wie vor gerne.

01:33:47:19 – 01:34:18:10

Dann ab und zu mache ich ja auch noch so Kooperationen oder dass ich dann zum Beispiel bei LoL Prime Video mitmache, was ja wirklich gar nicht in unserer Hand ist. Aber das macht mir schon auch Spaß, einfach um auch so neue Inputs zu kriegen. Aber was uns dazu bewegt hat, war, dass wir irgendwie gemerkt haben Immer wenn wir über Arbeit sprechen, sprechen wir negativ darüber, wie uns die Struktur missfällt. Und es wäre ja total dumm, es nicht zumindest zu probieren, ob es auch anders möglich ist.

01:34:18:20 – 01:35:02:12

Und jetzt, wo wir wissen, dass es anders geht, sind wir total froh, dass wir es probiert haben. Also ich weiß nicht, es ist dieser total lame Erich Kästner Spruch Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Ja, das stimmt. Aber vielen, vielen Dank für die Brücke der Überleitung, die du mir hiermit gebaut hast. Denn jetzt geht es um Pünktchen und Anton. Nein, um das deutsche Gesundheitssystem. Ah, sehr gut. Das ist nämlich auch verbesserungswürdig in vielerlei Hinsicht. Und du hast in einem Podcast mit Eva Schulz Deutschland3000 mal gesagt, dass das deutsche Gesundheitssystem eigentlich mit so wenig Schritten so viel besser machbar wäre und auch gar nicht großen Aufwand.

01:35:02:24 – 01:35:33:12

Und du hast angefangen mit dem Krankenhaus Essen und ich habe das so gefühlt in dem Moment, weil ich vor kurzem auch im Schlaflabor war. Ah, okay. Und das Essen, also da wird man ja eher krank, als dass man gesund wird, was da ausgegeben wird. Ich glaub halt wirklich auch nicht, dass es viel teurer wäre, gutes Essen zu haben. Also ich glaube das nicht. Ich glaube, das ist sehr weit von den, dass die Leute, die davon profitieren, das halt nie selber erfahren.

01:35:33:14 – 01:36:06:04

Und das ist ein grundsätzlich riesiges Problem, wenn du Geld damit verdienst mit Dingen, die wo du keine Ahnung von hast. Genau das. Und ich habe inzwischen die Beobachtung gemacht, dass es einige Orte in dieser Welt gibt und es werden leider immer mehr, die am besten funktionieren würden, ohne Menschen. Also ohne die Kundinnen. Also ein Krankenhaus, ohne Patientinnen würde super funktionieren. Dann hast du keine Kommunikationsprobleme. Dann brauchst du auch kein gutes Essen. So allerding würde das ganze System halt auch nicht funktionieren. Aber die Leidtragenden im wahrsten Sinne doppelt,

01:36:06:06 – 01:36:11:19

die gehen ja leidend rein und leiden darin weiter, aus neuen Gründen, nämlich schlechtem Essen,

01:36:13:18 – 01:36:46:10

sind immer die Patientinnen oder die Kundinnen. Und auf jeden Fall auch das Pflegepersonal. Und ein anderer Ort, der total kaputt ist Flughafen allgemein. Also Flughäfen sind doch Orte, wo der einzige Störfaktor eigentlich nur noch der Mensch ist. Die Maschinen kommen automatisch, die Ansagen sind automatisch, die Förderbänder sind automatisch, alles ist automatisch. Und immer, wenn irgendein Fehler passiert, war ein Mensch schuld. Ja das stimmt. Und ich war neulich, bin ich nach Zürich geflogen, vom BER Flughafen, und da kann Zürich natürlich nichts für.

01:36:46:20 – 01:37:22:25

Aber Berlin kann einfach keine Flughäfen. Und ich habe die Geschichte, muss ich kurz erzählen, weil mich das so aufregt. Ich habe bei, mit meinen Rollstuhl mich anmelden wollen bei Swissair. Und das kann man dann online machen. Und so weiter und so fort. Und dann hatte ich aber das Gefühl, das ist irgendwie nicht bestätigt worden. Ich habe dann zwei Stunden in der Hotline gehangen von Swissair. Oh Gott. Swiss heißt es glaub ich mittlerweile nur noch. Oder Swiss, genau. Und habe dann mir in diesen zwei Stunden alle 20 Sekunden von einer Computerstimme sagen lassen, dass sie die Registrierung ja auch online machen können.

01:37:23:10 – 01:37:57:25

Hat ja nicht geklappt. Und dann kam endlich der Callcenter Agent, der meint ja, normalerweise geben die auch kein Feedback, ob die Anmeldung geklappt hat. Und da habe ich ihn gebeten, noch mal zu gucken. Und es stellte sich heraus Es hat nicht geklappt. Oh, und darf ich mal kurz nachfragen, also wenn die Anmeldung, Du meldest an, dass du mit einem elektrischen Rollstuhl kommst und reist. Genau dann muss ich Größe, Gewicht, Länge, Breite, Tiefe und welche Akkus, welche Marke und so angeben. Ah, okay und dann stellt dir die Airline quasi jemanden am Flughafen zur Verfügung, die dir hilft? So die Theorie.

01:37:58:07 – 01:38:01:04

Okay, gut. So die Theorie.

01:38:01:06 – 01:38:36:21

Dann hat er mich also am Telefon die gleichen Fragen noch mal gefragt und dann hieß es Ja, Sie müssen aber vier Stunden vorher am Flughafen BER sein. Oh mein Gott. Vier Stunden früher. Für 50 Minuten Flugzeit? Genau. Das ist ja total lächerlich. Ja. Und dann war ich am Flughafen. Und die haben sich so verhalten am Berliner BER Flughafen, die haben sich so verhalten, als wäre ich der erste rollstuhlfahrende Mensch auf diesem Planeten, der überhaupt fliegen möchte, wie ich mich überhaupt anpreisen könne, es überhaupt mal auszuprobieren. Und dann haben die mich die ganzen Fragen, die ich online ausgefüllt habe, die ich dem Typen vom Callcenter gesagt habe, dann noch mal gefragt.

01:38:36:23 – 01:39:10:22

Das heißt, du hast an dem Punkt hast du ja schon zwei Stunden in der Hotline gehangen, du hast schon sicher eine Stunde online dich damit auseinandergesetzt. Genau. Du musst vier Stunden vorher, also wir haben schon mal sieben Stunden eingezahlt für diese Reise. Genau das. Genau das. Und dann haben mich bestimmt die 20 Mitarbeiterinnen am Flughafen, die man im Laufe der Zeit so trifft, in den vier Stunden die man da wartet, haben mich alle die gleichen Fragen gefragt, wie schwer ist der Rollstuhl, wie groß, wie breit, wie tief, wie lang. Und dann ergibst du dich ja dem System. Machst dann ja was die sagen, weil du hast ja keine Wahl, hast ja auch keine Stimme.

01:39:10:28 – 01:39:41:15

Du bist ja eigentlich schon automatisch Schwerverbrecher, wenn du fliegst. Wenn überhaupt du dich anpreist, fliegen zu wollen, hast du ja erstmal eine Kalaschnikow dabei, davon wird ja ausgegangen. Also Sie reduzieren dich ja auch dann nur auf Gewicht und Volumen? Genau. Und an der Sicherheitsschleuse, also überall ein Problem. Und dann haben sie es irgendwie mich mit meinem Elektrorollstuhl zum Gate gebracht und dann sagten die letzte Person am Gate, kurz vor dem Einsteigen ins Flugzeug Sie dürfen mit dem elektrischen Rollstuhl hier nicht sein.

01:39:41:26 – 01:40:12:14

Haben Sie etwa darauf bestanden oder was? Oh, mein Gott. Und sie kann mich so nicht mitnehmen. Hä und das war eine offizielle Mitarbeiterin vom BER? Ja. Was? Ja und dann hab ich gesagt, also pass mal auf Leute, ich stehe jetzt hier seit fast vier Stunden. Er beantwortet immer die gleichen scheiß Fragen. Alles schon tausendmal gehabt. Und jetzt sagst du mir, ich darf hier nicht mitfahren, weil ich irgendwas darauf bestanden hätte. Ich habe alles gemacht, was ihr wollt, und trotzdem ist es falsch.

01:40:13:01 – 01:40:46:14

Und du gibst denen ja letztlich Geld. Also das, finde ich, ist auch so eine völlig, wenn man sich das dann immer mal wieder vor Augen ruft, dann wird es noch gestörter. Aber wie ist es jetzt, wenn ich jetzt auch in Berlin gewesen wäre und wir würden uns nicht privat kennen, wie wäre das dann? Würde, also ich wüsste in so einer Situation nicht, soll ich mich da einmischen? Weil ich finde so was total fürchterlich, wenn so was passiert. Aber wenn wenn ich quasi betroffen wäre, dann würde ich wahrscheinlich eher Ja und Amen sagen und sagen Ah, okay, dann warte ich halt noch mal acht Stunden. Aber wenn jemand anderem das passiert, fällt es mir viel leichter, mich dann für die Person einzusetzen.

01:40:47:11 – 01:41:17:24

Ist es, wäre das jetzt in so einer Situation angebracht? Wenn ich dann da auch noch hinkomme und zu der BER Frau sage Hey Lady, komm mal klar auf dein Leben oder oder lieber nicht. Ja, das hätte vielleicht geholfen, aber weißt du was wirklich geholfen hat? Das hat mich wirklich umgehauen. Meine Assistenz, also die Begleitung die ich dabei hatte, die kann türkisch. Ah, okay. Und das Personal, das mich zum Flugzeug gebracht hat, von diesem Flughafen Mobilitäts Service für behinderte Menschen, die konnten auch Türkisch.

01:41:18:02 – 01:41:48:22

Und dann hatten die plötzlich so eine Connection, meine Assistentin zum die vom Flughafen Personal, dass dann plötzlich Dinge möglich waren, die du glaub ich, wenn du nur Deutsch gekonnt hättest, nicht möglich waren. Wow, okay. Also du brauchst immer diese kulturelle Geheimsprache, die an diesem Ort gebraucht wird. Oh mein Gott. Was? Was lernen wir daraus? Also mehr Barrierefreiheit durch das Erlernen mehrerer Sprachen musst du jetzt einfach noch Türkisch lernen. Ich glaube, wir lernen daraus und darüber müssen wir glaub ich viel mehr reden.

01:41:49:01 – 01:42:31:04

Gilt auch für den Gesundheitssektor. Deswegen komme ich drauf. Was passiert, ist eine einzige Verantwortungsdiffusion. Niemand ist mehr zuständig, weil ständig Sub Sub Sub Dienstleister gibt. Genau. Die alle in prekären Job Verhältnissen sitzen. Und das meine ich auch mit dieser Ute. Weißt du, diese, diese Alibi Ute, die es halt gibt. Das einfach an vielen Positionen Menschen sind, die zu wenig involviert sind im finalen Produkt an dem sie arbeiten, weil eigentlich ist ja das Produkt, wenn du im BER arbeitest, ist ja nicht deine Aufgabe, klar, deine Teilaufgabe, deine unmittelbarer Job ist vielleicht, dass du den Rollstuhl wiegst oder fragst, wie viel er wiegt und was das für eine Batterie ist.

01:42:31:12 – 01:43:04:27

Aber dein eigentlicher Job ist es, den Herrn Krauthausen von A nach B zu transportieren. Und das haben die Leute nicht im Blick. Genau und dabei muss man auch vielleicht mal 5 Meter weiter gehen als das, was die ursprüngliche Jobbeschreibung oder Versicherungsbeschreibung definiert. Und diesen Mut haben glaube ich immer weniger Menschen. Ja, also die Leute würden halt sehr gerne einfach mit Crashtest Dummys arbeiten, die alle genau gleich aussehen, die auch nicht die, die auf jeden Fall die Klappe halten, weil sie gar keine Klappe haben. Und dann schmeißt man die einfach rein, die schnallen sich von selber an und gut ist.

01:43:05:07 – 01:43:44:19

Und das verstehe ich nicht. Und genau das Gleiche ist mit Krankenhäusern. Man muss die Leute wirklich zu Patientinnen oder Fluggästen machen, die diese Regeln schreiben. Ja, ich verstehe das aber nicht. Ich weiß nicht, ob das was Angeborenes ist, was anerzogenes. Aber es gibt doch schon, also du kannst gerne sagen, wenn es deiner Meinung nach anders ist, aber ich habe das Gefühl, es gibt zwei Arten von Leuten. Das eine sind die Leute, die gerne arbeiten und dann halt auch gerne mal die extra 5 Meter gehen. Und die anderen sind die, die einfach den Job über sich ergehen lassen und einfach einfach warten, bis Feierabend ist.

01:43:44:21 – 01:44:20:09

Also ich habe das Gefühl, du wärst doch egal, was du arbeiten würdest, du würdest immer versuchen, das System zu optimieren. Auf jeden Fall. Aber ich glaube, dass du den Leuten  so enge Daumenschrauben angelegt wurden, dass dann immer es heißt, das ist aber Kompetenzüberschreitung, dass sie sich nicht mehr trauen, selbst wenn sie es würden. Also dass sie quasi bestraft werden dafür zu denken. Genau ja. Das ist schon ziemlich scheiße alles. Wen kann man denn da, also wem müsste ich denn mal einen Lapdance verabreichen, um das Gesundheitssystem zu ändern? Also aktuell wäre es ja wahrscheinlich Karl Lauterbach.

01:44:20:16 – 01:44:50:17

Oh ja, das wäre ja gar nicht so unrealistisch. Der Karl Lauterbach und oder vielleicht mal so eine Geschäftsführung von Vivantes oder Helios Kliniken. Ja, ich glaube es sind wirklich eher die Geschäftsführerin, die die da was ändern können, auch ganz schnell. Du ich habe noch, der Aufzug ist bald da. Oh ja. Die Luft ist auch noch nicht dünn geworden. Ich find’s bis jetzt sehr angenehm. Ne es geht noch. Genau. Ähm.

01:44:51:03 – 01:45:22:17

Ich habe das Gefühl, dass ihr gerade durchstartet. Ah ja. Thomas und du. Und ich bin schon sehr lange sehr großer Fan von mindestens deiner Arbeit. Thomas habe ich erst später kennengelernt. Und hab mich dann gefragt, weil es ja auch gleichzeitig Comedians gibt, deren Zeit irgendwie vielleicht auch abgelaufen ist. Und wollte dich fragen Hat jede Künstlerin, jeder Künstler eine Art Halbwertszeit? Ja, ist auch wieder eine sehr gute Frage, weil nicht weil, 

01:45:22:19 – 01:45:58:14

aber auch stelle ich mir die selber. Es wäre jetzt geil, wenn ich deine Fragen nur nach Qualität bewerte, ob ich sie mir auch stelle oder nicht. Die könnte von mir kommen, die ist so gut. Ja, ich glaube schon, dass es, also es gibt ja Künstlerinnen, die sind ihrer Zeit voraus. Dann gibt es Künstlerinnen, die sind ihrer Zeit hinterher. Und dann gibt es manche ganz Glückliche, die sind genau dort, wo auch die Zeit ist. Und ich habe auch das Gefühl, dass jetzt gerade so ein bisschen meine Zeit ist und auch unsere Zeit. Also Thomas und meine, weil dieses ganze Wir wollen alle möglichst vor einer möglichst breiten Masse

01:45:58:16 – 01:46:41:26

auftreten, das war mal. Das war mal vor zehn Jahren der heiße Scheiß, das man dann 20:15 bei RTL von möglichst vielen Menschen gesehen wurde. Aber mittlerweile ist Comedy derart omnipräsent und jeder Mensch ist wirklich nur noch einen Klick von einem Gig entfernt. Man kann ja einfach ein Tiktok hochladen und und durchstarten gefühlt, wenn es dann wenn man auch noch das nötige Talent und Glück mitbringt. Aber ich glaube schon, dass gerade die Kunstform Stand up Comedy eine sehr geringe Halbwertszeit hat und dass ich eher dann versuchen werde, längerfristig halt mich irgendwie anders noch in den Entertainment Betrieb einzubringen.

01:46:41:28 – 01:47:18:04

Also bei Anke Engelke zum Beispiel finde ich es mega beeindruckend, dass die auch mit Mitte 50 noch extrem relevant ist, aber halt auf eine andere Art als früher. Und deswegen würde ich jetzt nicht sagen, dass die das das Gesamtkunstwerk Mensch, was jetzt zum Beispiel Anke Engelke ist, dass das eine Halbwertszeit hat, die niedriger ist als das Leben. Aber eine Sportart quasi kann man halt nicht ewig lange machen, weil die Leute dann irgendwann einfach alles gesehen haben. Also ich glaube auch so mehr als fünf gute Solo Programme will man gar nicht sehen von jemandem

01:47:19:23 – 01:47:28:01

Aber ist Comedy schwieriger geworden im Vogue Zeitalter? Also ich meine, wenn wir uns angucken von Luke Mockridge über Louis C.K.,

01:47:29:17 – 01:47:36:07

die hatten halt alle ihren Zeiten. Und Mario Barth. Ah ich dachte es kommt jetzt, es kommt eine andere Gemeinsamkeit,

01:47:37:29 – 01:48:09:09

dass die beide mit L anfangen meine ich. Natürlich ja. Luke und Louis. Aber du weißt, was ich meine. Ja ich weiß was du meinst. Früher durfte man darüber lachen oder was heißt durfte, hat man darüber gelacht und jetzt ist es einfach überhaupt nicht mehr okay. Ja, das stimmt schon, dass das irgendwie so der der Grundtenor ist, dass Comedy oder anders gesagt, es gibt ja viele Comedians, die sich darüber beschweren, oh, man darf ja gar nichts mehr sagen. Aber das, finde ich, ist völlig die falsche Herangehensweise, weil es ist ja nicht.

01:48:09:20 – 01:48:40:00

Also wer schaut sich denn sein Leben an und denkt sich Das darf ich nicht machen, das darf ich nicht, das darf ich nicht machen. Nein, du musst doch einfach fragen Was ist denn überhaupt noch möglich? Und das dann auch als Herausforderung sehen. Ah es ist jetzt nicht mehr lustig, rassistische Witze über Minderheiten zu machen. Oh Mann, schade. Dann fallen 30 % von meinem Material weg. Nee, dann macht es halt nicht. Es gibt ja noch genügend andere Themen und der Mensch an sich und die menschliche Erfahrung in sich betrachtet ist ja dermaßen witzig.

01:48:40:02 – 01:49:12:11

Also wie du auch am Anfang des Gesprächs gesagt, diese awkwardness, dieses gemeinsame sich unwohl Fühlen, das ist ja so eine unerschöpfliche Quelle von Humor, dass ich es wirklich komisch finde, wenn Leute das nicht anzapfen können. Aber es ist halt, ich habe das Gefühl, Comedy bohrt halt jetzt immer tiefer in die, in die menschlichen Befindlichkeiten und das ist eigentlich was sehr Schönes. Also das ersetzt irgendwie auch Philosophie auf eine Art. Ja, aber trotzdem beobachte ich so ein Schift, wenn Männer Witze über Frauen machen.

01:49:12:13 – 01:49:53:20

Das ist nicht mehr okay. Wenn Weiße Witze über Schwarze machen ist es auch nicht mehr okay. Aber es wird inzwischen auch nicht mehr okay, wenn Frauen Witze über Frauen machen oder Kaya Yanar Witze über Menschen mit Migrationshintergrund macht, das fühlt sich auch immer mehr cringe an. Ja, ich glaube aber, dass das so ein bisschen wie die Dreifelderwirtschaft, dass das Feld Minderheiten als witzige Opfer bezeichnen, es ist einfach abgeerntet und vielleicht müssen wir auf dem Feld einfach was Neues säen. Jetzt säen wir es einfach um und machen den alten Weißen nicht behinderten heterosexuell cis Mann

01:49:55:06 – 01:50:27:07

zum Opfer. Ja, wir brauchen da aber noch ein bisschen catchigeren Namen für ihn. Weil sonst, sonst verlierst du mich dann bei der Beschreibung. Ne, aber ich denke, diese Opfer umkehren, also ist ja nicht Opfer umkehren, aber dass man jetzt einfach so, dass man sie jetzt, dass man sagt ja, Witze über Minderheiten, das ist nicht mehr lustig. Deswegen wird jetzt der die hohe Stimme von früher wird jetzt fertig gemacht. Das kann es ja dann irgendwie auch nicht sein. Das ist auch sehr kurzlebig. Aber ich finde, Comedy ist an einem richtig spannenden Ort gerade.

01:50:28:00 – 01:50:57:28

Also ich, ich hoffe halt echt, dass es jetzt einfach so weitergeht und dass wir schauen, was, was da alles noch so möglich ist. Gilt nach wie vor der Spruch Lieber nach oben treten als nach unten? Ja, ja, auf jeden Fall, denke ich. Also ich denke, dass es zwar schwieriger wird zu sagen, was genau oben und was genau unten ist. Und ich glaube auch, dass immer mehr durch die einfach durch dieses Phänomen Influencertum sind natürlich ganz viele Leute, die nach oben treten, dann selber eigentlich oben.

01:50:58:00 – 01:51:34:09

Und deswegen wird es dann irgendwann auch unglaubwürdig. Also es ist ja, ja es ist halt irgendwie sehr schwer für einen sehr berühmten Comedian, Witze über Kapitalismus zu machen zum Beispiel und sich darüber aufzuregen, dass manche Leute mehr Ressourcen zur Verfügung haben als andere, weil sie ja nur aus genau diesem Grund, aus dieser im System immanenten, unfairen Umverteilung überhaupt erst berühmt geworden sind. Aber grundsätzlich ja klar, es ist immer erfrischend, wenn, wenn die Strukturen nach oben ein bisschen aufgebrochen werden und denen unten geholfen wird.

01:51:35:14 – 01:51:49:27

El Hotzo hat mal gesagt, er darf ein Witz über Olaf Scholz machen, aber wenn Olaf Scholz all diese Witze über El Hotzo macht, dann wird es komisch. Dann wird es auf jeden Fall cringe. Also weil ich glaube, ich glaube Scholz, hat nicht so eine gute Delivery.

01:51:52:00 – 01:52:17:11

Ja, aber es ist eine, ist ne, also wahrscheinlich ist es eine berechtigte Aussage. Andererseits ist, wenn Olaf Scholz irgendein Witz macht, ist das ja schon in sich lustig, weil man so wenig von ihm erwartet humoristisch, dass alles erfrischend wäre. Die wandelnde Schlaftablette. Ja, aber wirklich, er hilft mir auch sehr bei meinen Schlafschwierigkeiten. Ich denke einfach an ihn. Einschlafen mit Olaf Scholz.

01:52:18:27 – 01:52:22:10

Klingt nach einem Podcast. Na, willst du mit mir einschlafen?

01:52:24:26 – 01:53:05:17

Hazel, wir sind fast angekommen. Allen meinen Gästinnen stelle ich noch eine wichtige letzte Frage. Ich finde die deswegen wichtig, weil ich finde, je mehr wir auch in der Öffentlichkeit auftreten, desto mehr Verantwortung haben wir ja vielleicht auch in unsere Gesellschaft rein. Welche gemeinnützige Organisation, welchen Verein findest du besonders unterstützenswert, der oder die unsere Hörerinnen auch unterstützen kann? Also ich finde tatsächlich Viva con Agua sehr, sehr cool, weil sie sich dafür einsetzen, dass Menschen Zugriff zu sauberem und gesundem Wasser haben.

01:53:06:06 – 01:53:45:07

Und ich finde es aber schwierig bei gemeinnützigen Organisationen, dass es natürlich so wahnsinnig viele, leider gibt es ja so wahnsinnig viele Organisationen, die unterstützenswert sind, weil es halt so wahnsinnig viele Baustellen gibt in der modernen Gesellschaft, die unbedingt ausgebügelt werden sollten. Und ich, ich bin immer so im Turnus von sechs Monaten setze ich mich für eine andere Sache ein und gerade ist es irgendwie Wasser, weil ich weiß auch nicht, irgendwie, irgendwie ist das einfach so ein derartiges Grundbedürfnis von Menschen, den Durst zu stillen, dass ohne das, wirklich gar nichts funktioniert.

01:53:45:16 – 01:54:27:04

Und ansonsten bin ich auch ein großer Fan davon, das ist aber keine Organisation, sondern eher so eine Lebensweise, dass man versucht, in seinem aller allernächsten Umfeld auf die Probleme anderer Leute einzugehen und das Gespräch zu suchen mit dem Menschen. Weil so was, wie was du erzählt hast am Flughafen, das wäre so einfach zu lösen, wenn man einfach die Personen wahrnimmt. Und genau so ist es mit Menschen, die im selben Haus leben, mit denen man noch nie geredet hat und die sich seit Monaten über irgendwas aufregen, was einem selber gar nicht klar ist und was man selber beheben kann.

01:54:27:23 – 01:54:58:21

Wie zum Beispiel Ich habe den Parkplatz von einer Nachbarin immer mit meinem Fahrrad zugestellt, weil ich nicht wusste, dass es ihr Parkplatz ist. Und es ist zwar keine gemeinnützige Organisation, aber einfach Probleme gar nicht erst so lange brodeln zu lassen, dass die Leute sich verhärten. Da bin ich ein großer Fan von. Das ist doch ein super super Schluss Statement. Ja, es ist auch gut, dass es das Schluss Statement ist, weil jetzt geht die Tür vom Aufzug auf. Genau. Wir haben beide gar nicht gefurzt, weil das finde ich ist auch immer so

01:54:58:23 – 01:55:14:18

wega awkward, wenn einer so ganz klar einen fahren lässt im Aufzug. Das Problem bei Aufzugsfahrten ist auch, dass sobald die Tür sich danach schließt, man noch so viele Ideen hat, die man dann auch hätte besprechen können. Der sogenannte Treppenwitz.

01:55:16:10 – 01:55:42:09

Deswegen würde ich mir gerne offen halten, dass wir eine weitere Aufzugfahrt vielleicht irgendwann mal vereinbaren. Ja irgendwann müssen wir ja beide wieder runter. Genau. Also vielleicht schaffen wir es gleichzeitig zum Aufzug. Ich halte dich auf dem Laufenden. Ja und ruf bitte vorher noch in meiner Hotline an, musst mindestens zwei Stunden dranbleiben und dann können wir besprechen, ob wir auch einen Platz für dich finden in dem Aufzug. Ja perfekt.

01:55:42:11 – 01:55:53:19

Mach es ganz gut. Danke dir, dass du mich mitgenommen hast. Sehr gerne. Grüße gehen raus an die Familie. Ja, bei dir auch. An alle, alle deine Liebsten. Mach’s gut. Danke. Tschüss. Ciao. Ja, danke dir.

01:55:57:18 – 01:56:17:02

Danke fürs Mitfahren. Wenn ihr mögt und euch diese Folge Spaß gemacht hat, bewerte diese Folge bei Apple Podcast, Spotify oder wo auch immer ihr zuhört. Allerdings zur Folge, so wie die Menschen, die mich bei diesem Podcast unterstützten, findet ihr in den Shownotes. Schaut da gerne mal rein.

01:56:19:17 – 01:56:31:21

Wenn ihr meine Arbeit unterstützen möchtet, würde ich mich freuen, euch bei Steady zu begrüßen. Mit einer Steady Mitgliedschaft bekommt ihr exklusive Updates von mir und die Gelegenheit, mich zwei Mal im Jahr persönlich zu treffen.

01:56:34:11 – 01:56:41:11

Im Aufzug ist eine Produktion von Schonlein Media. Ich freue mich auf das nächste Mal hier im Aufzug.

Erwähnte Links:

Deutschland 3000 mit Hazel Brugger

Hazel Herzensangelegenheiten:

Viva Con Agua

Hier findest du mehr über mich:

So kannst du meine Arbeit unterstützen!

Dieser Podcast ist eine Produktion von Schønlein Media.
Produktion: Fabian Gieske , Anna Germek
Schnitt und Post-Produktion: Jonatan Hamann

Coverart: Amadeus Fronk

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen